Branche sucht Fahrer

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Branche sucht Fahrer
informiert
Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer e. V.
Medien-Kooperation
Nachwuchs
Branche sucht Fahrer
W
ie sieht es mit der Zukunft der Busfahrer aus? Das wollte die dpa Deutsche Presse-Agentur von Wolfgang
Steinbrück wissen. Sie interviewte den Präsidenten des bdo Bundesverbandes Deutscher
Omnibusunternehmer – und das mit einem
durchschlagenden Erfolg. Am nächsten Tag
erreichte das Interview in deutschen Zeitungen eine Druckauflage von mehr als vier
Millionen Exemplaren. Das ist etwa doppelt so
viel wie die tägliche BILD-Auflage.
Steinbrück sagte: „Es fehlen uns zurzeit 2.000
Busfahrer, die sofort eingestellt werden
könnten.“ In den nächsten drei Jahren scheiden außerdem 10.000 ältere Busfahrer aus
dem Berufsleben aus. „Wir wissen gar nicht,
wie wir diese Lücke schließen sollen. Es
­melden sich zu wenige, um als Busfahrer ausgebildet zu werden.“
Deshalb setzt der bdo jetzt gezielt darauf,
mehr Frauen als Busfahrerinnen zu gewinnen.
Der Anteil von Frauen an den Fahrern liegt bei
unter zehn Prozent. „Ich kann nur an die
Frauen appellieren: Meldet euch, werdet Busfahrer!“, sagte Steinbrück.
Der Bus in Deutschland sei ein attraktives Produkt, sicher und sauber: „Wir laden junge
Frauen und Männer ein, Busfahrer zu werden.
Verantwortung tragen, attraktive Reisen und
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OmnibusRevue 7.2014
Wolfgang Steinbrück wirbt um Fahrernachwuchs
gute Bezahlung sind echte Argumente für den
Bus. Und wer Glück hat, darf vielleicht irgendwann auch mal die Fußball-Nationalmannschaft fahren.“
Die Situation am Fahrermarkt werde allerdings
dadurch verschärft, dass nach einer Änderung
der Fahrerlaubnisverordnung Reisebusfahrer
künftig erst mit 24 Jahren und nicht wie bisher
mit 21 Jahren außerhalb Deutschlands fahren
dürften. „Das ist ein Schlag ins Kontor für die
Busunternehmer Deutschlands“, kritisierte
Steinbrück. Er forderte umgehend, dass diese
Fehlsteuerung der Politik sofort zurückgenom■
men werden müsse.
Fotos dpa-Report (o. l.), bdo
Der bdo setzt gezielt auf mehr Frauen als Busfahrerinnen
informiert
Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer e. V.
International
ANAV und bdo vertiefen Zusammenarbeit
D
er bdo Bundesverband Deutscher
Omnibusunternehmer und der italienische Busverband ANAV haben
bei einem Treffen in Berlin ihre freundschaftliche Zusammenarbeit für den internationalen
Busverkehr bekräftigt.
Bei einem bilateralen Austausch mit ANAVPräsident Nicola Biscotti an der Spitze verein-
ANAV und bdo verbindet eine freundschaftliche Zusammenarbeit
Gespannte Zuhörer bei der Führung über das Gelände
der BerlinMobil Frank Richert GmbH
ANAV-Präsident Nicola Biscotti (2. v. r.) bedankte
sich für den herzlichen Empfang
barten beide Verbände eine noch engere
­Zusammenarbeit unter dem Dach der International Road Transport Union (IRU). Biscotti
betonte im Gespräch mit bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard die enge Freundschaft zwischen italienischer und deutscher
Busbranche. Deshalb lud der ANAV-Präsident
auch den bdo zu einem Gegenbesuch nach
Italien ein.
Biscotti regte an, direkt nach der Bildung der
neuen EU-Kommission in einer konzertierten
Aktion den Austausch mit Brüssel zu pflegen.
Dabei soll ein Schwerpunkt auf der Verord-
nung (EG) 561/2006 liegen, also den Sozialvorschriften für die Branche. bdo und ANAV
setzen sich gemeinsam zum Wohle des Gelegenheitsverkehrs für eine Flexibilisierung der
Lenk- und Ruhezeiten ein.
Zudem soll es ein gemeinsames Vorgehen
­gegen die Einfahrtsregeln in italienische Städte
geben. Nach jahrelanger Diskussion und unzähligen Beschwerden, vor allem von bdo und
IRU, sei es an der Zeit, zu prüfen, inwieweit die
auf nationaler beziehungsweise lokaler Ebene
getroffenen Bestimmungen mit dem Gemeinschaftsrecht zu vereinbaren sind, so der bdo.■
Fahrtenblatt
Teure Missverständnisse vermeiden
Fotos bdo
D
er bdo Bundesverband Deutscher
Omnibusunternehmer hat seine Initiativen für die Bustouristik erfolgreich fortgeschrieben. Zusammen mit dem
internationalen Dachverband IRU und der
­Euro Contrôl Route (ECR) wurde ein Merkblatt erstellt, um teure Fehler bei Kontrollen
im EU-Fahrtenblatt künftig zu vermeiden. Die
Handreichung soll den europäischen Kontrollbehörden dienen, um eine einheitliche Interpretation des Fahrtenblattes zu ermöglichen.
Damit soll das Merkblatt für Unternehmer,
Fahrer und Kontrollbehörden als offizielle
Grundlage dienen.
Grundsätzlich hält der bdo das EU-Fahrtenblatt für überflüssig und fordert seit Jahren
eine Abschaffung, die allerdings an anderen
EU-Mitgliedsstaaten scheitert. Die Einführung
der EU-Gemeinschaftslizenz und die Liberalisierung des Gelegenheitsverkehrs hat das
Fahrtenblatt längst überflüssig gemacht.
In dem Merkblatt, das die europäischen Busverbände wie der bdo unter dem Dach der
International Road Transport Union (IRU) in
Zusammenarbeit mit der ECR ausgearbeitet
haben, werden praktische Ratschläge zum
fehlerfreien Ausfüllen des EU-Fahrtenblattes
für grenzüberschreitende Gelegenheits- und
Kabotageverkehre in der EU gegeben.
Das Merkblatt sollte in jedem Bus liegen. Es
wird EU-weit verbreitet, damit auch die Kontrollbehörden es kennen. Es existiert derzeit in
englischer, französischer und deutscher Sprache und liegt in Kürze in gedruckter Fassung
beim bdo vor. Zudem ist das Merkblatt hier
erhältlich: bdo-online.de/publikationen.
Hintergrund: Im EU-Ausland drohen hohe
Bußgelder, wenn das Fahrtenblatt nicht ordnungsgemäß ausgefüllt und mitgeführt wird.
Die Fahrtenblätter sind damit zu einer teuren
Fehlerquelle geworden. Die europäischen
Staaten gehen bei der Ausstellung von Strafen sehr unterschiedlich vor, da einige Länder
das Bußgeld nicht kennen und direkt nach
dem Strafrecht ahnden. Deshalb können
schon missverständlich ausgefüllte Fahrtenblätter zu Zahlungen von mehreren tausend
■
Euro führen.
bdo und IRU haben ein Merkblatt erstellt, um teure
Fehler bei Kontrollen zu vermeiden
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informiert
Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer e. V.
Interview
Kurz notiert
Auf der Suche nach neuen Geschäftsideen
Politikgespräch I
Der bdo in Aktion: Anja Ludwig und Christiane
­Leonard sprachen mit MdB Alex Funk, Mitglied im
Verkehrsausschuss des Bundestages.
Politikgespräch II
J
Matthias Schröter, Anja Ludwig und Christiane
­Leonard sprachen mit MdB Gero Storjohann, Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages.
Nachwuchs
Besuch beim bdo: Die Wendlandt-Erfa-Busjunioren
informierten sich bei Juliane Steinbrück und
­Tobias Kothy über die Arbeit des Bundesverbandes.
Impressum
Herausgeber
Bundesverband Deutscher
Omnibusunternehmer (bdo)
Reinhardtstraße 25
10117 Berlin
Telefon 00 49 / (0) 30 / 2 40 89 -3 00
Telefax 00 49 / (0) 30 / 2 40 89 -4 00
Internet www.bdo-online.de
E-Mail [email protected]
V.i.S.d.P. Matthias Schröter
Redaktion Nicole Rogge, Matthias Schröter
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OmnibusRevue 7.2014
oachim Dehn, Vorsitzender des bdoAusschusses Bustouristik, hat sich
im Interview für den bdo-News­
letter „Der Busunternehmer“ über neue
­Geschäftsideen in einem „sehr differenzierten
Markt“ geäußert.
Großveranstalter schwierig. Daher sind wir
immer auf der Suche nach neuen Angeboten,
auf Messen ebenso wie in der Destination
­selber. Um neue Produkte abseits der aus­
getretenen Pfade anzubieten, müssen wir viel
Zeit aufbringen.
Herr Dehn, laut der bdo-Konjunkturumfrage sind
die Touristiker nicht unzufrieden mit der Entwicklung. Eine wachsende Reiselust sowie der Trend
zu Zweit- und Dritturlauben dürften doch für
­Zuversicht sorgen?
Joachim Dehn: Das ist richtig. Grundsätzlich
ist die gestiegene Reiselust der Deutschen für
uns spürbar. Die hängt natürlich auch mit der
Entwicklung der Kaufkraft zusammen. Sobald die Bürger allerdings wieder weniger
Geld im Portemonnaie haben, ist das für uns
genauso schnell spürbar. Dann wird am
Zweit- und Dritturlaub wie Städte- und Kurztrips gespart – und damit an einer klassischen
Bustour.
Dürfen die Produkte, die Sie anbieten, denn auch
etwas kosten? Oder halten die Kunden das Portemonnaie zu?
J o a c h i m D e h n : Das mittlere Preissegment
und damit die solide Mittelklasse brechen uns
in einigen Bereichen verstärkt weg, das nimmt
beängstigende Tendenzen an. Stattdessen verteilt sich die Nachfrage auf das Billig- und
­Luxussegment. Insbesondere die Billigangebote ebnen Großveranstaltern und damit auch
anderen Marktfremden den Weg in den
­Bustourismus und sind für uns Mittelständler
neue Mitbewerber.
Begehrt sind ja Städte und Kulturreisen. Ist da
noch Platz für den Ausbau? Oder ist der Kuchen
verteilt?
J oa c h i m D e h n : Städte- und Kulturreisen sind
schon lange beliebt. Und aufgrund der steigenden Angebote seitens der Städte und
Eventveranstalter entwickelt sich dieses Segment stetig weiter. Die Herausforderung für
die mittelständische Bustouristik besteht
­darin, marktfähige kreative Angebote anzubieten. Standardprogramme, die alle haben
und nur über den Preis locken, sind für Mittelständler aufgrund der Einkaufsvorteile der
Gibt es denn neue Ideen für die Zielgruppe der
Familien?
J o a c h i m D e h n : Für Familien marktfähige
­Angebote zu machen, ist eine echte Herausforderung. Familien sind individuell gestrickt und
haben ein sehr differenziertes Anspruchs­
denken. Die Vorstellungen beispielsweise, ob
der Bus spätabends oder frühmorgens losfährt,
gehen auseinander. Als Veranstalter ist es daher
schwierig, kompatible Angebote zu schnüren.
Man trifft in der Regel den Nerv von zu wenigen. So erreichen wir nicht die Gruppengröße,
die wir brauchen, um wirtschaftlich anbieten
zu können. Das Segment, für das wir Familien
■
gewinnen konnten, war der Wintersport.
Fotos bdo
V. r.: Joachim Dehn sprach über Trends in der Bustouristik auch mit bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard,
bdo-Präsident Wolfgang Steinbrück und der Vorsitzenden des Bundestags-Tourismusausschusses Heike Brehmer
informiert
Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer e. V.
Bayern
CSU und LBO im Dialog über die Perspektive des Mittelstands
Sind sich einig: LBO und Wirtschafts- sowie Verkehrspolitiker der CSU-Landtagsfraktion
U
nter dem Motto „Der Bus – Damit
Bayern mobil bleibt – Perspektive
Mittelstand im Verkehr“ veranstaltete
der Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) einen parlamentarischen
Abend mit Wirtschafts- und Verkehrspolitikern
der CSU-Landtagsfraktion Bayern. LBO-Präsident Heino Brodschelm und sein Vorstand
konnten zehn Landtagsabgeordnete begrüßen:
Staatsminister a.D., Erwin Huber, Vorsitzender
des Ausschusses für Wirtschaft und Medien,
Infrastruktur, Bau und Verkehr, Energie und
Technologie, Eberhard Rotter, Verkehrspolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion
­sowie Markus Blume, Dr. Martin Huber, Petra
L. Guttenberger, Walter Nussel, Martin Schöffel, Ulrike Scharf, Peter Tomaschko und Georg
Winter.
Im Mittelpunkt des Gesprächs stand vor allem
die finanzielle Förderung des öffentlichen Nahverkehrs mit Bussen. Die Abgeordneten und die
LBO-Delegation waren sich einig, dass die Anwendung des neuen PBefG und der EU-Nahverkehrsverordnung Nr. 1370/2007 auch in Bayern
mittelstandsverträglich erfolgen müsse. Insbesondere dürfe der Vorrang eigenwirtschaftlicher
■
Verkehre nicht ausgehöhlt werden.
Baden-Württemberg
Brüssel informiert sich vor Ort
Fotos LBO; WBO
E
wa Ptaszynska und Andreas Nägele,
Mitarbeiter im Referat Landverkehr
der EU-Kommission in Brüssel, besuchten auf Einladung des Verbandes BadenWürttembergischer Omnibusunternehmer
(WBO) mehrere Mitgliedsunternehmen im
Großraum Stuttgart. Im Rahmen ihres Arbeitsbesuchs (fact finding mission) konnten sie
sich bei den Omnibusunternehmen Kappus
Reisen (Leonberg), Schlienz-Tours (Kernen),
Omnibus Hahn (Reutlingen) und RSV Reutlinger Stadtverkehr (Reutlingen) mit der Umsetzung der europäischen Sozialvorschriften im
Alltag der Busunternehmen beschäftigen. Insbesondere die Auswirkungen der Lenk- und
Ruhezeiten auf den Fahrereinsatz und die
Fahrerdisposition wurden anhand konkreter
Beispiele aus der täglichen Arbeit der Unternehmen dargestellt. Thematisiert wurden insbesondere die Ruhezeiten der Fahrer bei der
12-Tage-Regelung und die Beschränkung der
täglichen Schichtzeit auf 15 Stunden bei
­Tages­f ahrten. Der WBO plädiert für mehr
­ lexibilität zu Gunsten der Fahrgäste. „Ein Bus
F
ist kein Lkw, dessen Ladung auf einer Autobahnraststätte warten kann. Menschen wollen
an ihr Fahrtziel, auch nach Verspätungen“,
sagte Dr. Witgar Weber, Geschäftsführer des
WBO. „Es hat sich in den intensiven Gesprächen gezeigt, dass viele der Auswirkungen
der EU-Gesetze für das Omnibusgewerbe so
nicht von der Kommission beabsichtigt
­waren“, ergänzt Martin Burkart, Organisator
des sogenannten Peer-Visit seitens des WBO.
Zum Abschluss des Besuchs war die EU-Delegation bei der Veranstaltung des baden-würt­
tembergischen Staatsministeriums zur EuropaWahl auf dem Schlossplatz in Stuttgart. Dort
wurde auch die Europa-Bus-Tour beendet, die
der WBO unterstützt hatte. Minister Peter
Friedrich, EP-Vizepräsident Rainer Wieland
und EU-Kommissar für Energie Günther Oettinger kamen am Nachmittag zum Bus des
WBO und trafen dort die beiden Vertreter aus
Brüssel und WBO-Touristikvorstand Harald
■
Binder.
V. l.: Anja Ludwig, Melanie Götz, Birgit Leyhr ­
sowie Ewa Ptaszynska zu Besuch bei RSV Reutlinger
­Stadtverkehr
Treffen vor dem WBO-Bus (v. l.): Harald Binder, Rainer
Wieland, Ewa Ptaszynska, Günther Oettinger, Andreas
Naegele und Peter Friedrich
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