Wann machts Sinn, die Weisheitszähne ziehen zu lassen

Transcrição

Wann machts Sinn, die Weisheitszähne ziehen zu lassen
Wann machts Sinn, die Weisheitszähne ziehen zu lassen?
Kurzantwort: Nicht jeder Weisheitszahn muss gezogen werden. Wenn der
Weisheitszahn genügend Platz hat und sich normal in die Zahnreihe einfügen kann,
muss er nicht entfernt werden. Was spricht für eine Entfernung? Falls den
Weisheitszähnen der Durchbruch nicht vollständig gelingt, bleiben sie teilweise vom
Zahnfleisch bedeckt auf halbem Weg stecken. Entlang dem verborgenen Teil der
Zahnkrone bilden sich Zahnfleischtaschen, die permanente Bakteriendepots
darstellen. Da die Zahnreinigung dort nur ungenügend möglich ist, können die dort
wachsenden Bakterien Infektionen und Entzündungen auslösen, weiss Dr. med. dent.
Jürg Eppenberger, Fachzahnarzt für Rekonstruktive Zahnmedizin, Zahnarzt SSO,
zugelassener Zahnarzt Hirslanden-Klinik St. Anna, Luzern.
Wann macht es Sinn, die Weisheitszähne operativ entfernen zu lassen? Bei meinem letzten
Besuch beim Zahnarzt empfahl mir (22, w) dieser, die Weisheitszähne zu entfernen. Seine
Begründung: Die unteren beiden «hängen» am vorderen Zahn. Sie können also nicht
durchbrechen und entwickeln Druck auf den Zahnbogen. Ich habe weder Beschwerden,
noch ist ein Platzproblem vorhanden. Was meinen Sie dazu? D. M. in E.
Dr. med. dent. Jürg Eppenberger, Fachzahnarzt für Rekonstruktive Zahnmedizin,
Zahnarzt SSO, zugelassener Zahnarzt Hirslanden-Klinik St. Anna, Luzern
Das Entfernen der Weisheitszähne ist ein zahnärztlich chirurgischer Eingriff, zu dessen
Ausführung es eine Begründung (Indikation) braucht. Nicht jeder Weisheitszahn muss
gezogen werden: Wenn der Weisheitszahn genügend Platz hat und sich normal in die
Zahnreihe einfügen kann, muss er nicht entfernt werden.
Die von Ihrem Zahnarzt angegebenen Begründungen sprechen für eine Entfernung. Warum?
Falls den Weisheitszähnen der Durchbruch nicht vollständig gelingt, da sie keinen Platz
finden oder in eine falsche Richtung wachsen (was bei Ihnen der Fall ist), bleiben sie
teilweise vom Zahnfleisch bedeckt auf halbem Weg stecken. Entlang dem verborgenen Teil
der Zahnkrone bilden sich Zahnfleischtaschen, die permanente Bakteriendepots darstellen.
Infektionen und Entzündungen
Da die Zahnreinigung dort nur ungenügend möglich ist, können die dort wachsenden
Bakterien Infektionen und schmerzhafte Entzündungen auslösen. Im schlimmsten Fall
entsteht ein lokaler Abszess mit Eiter, was überaus schmerzhaft ist und Sie notfallmässig zu
einem Zahnarztbesuch zwingen würde.
Die dann notwendig werdende Entfernung des Weisheitszahnes ist durch die bereits
vorhandene Infektion mit höheren Risiken behaftet als eine geplante Entfernung in gesunder
Umgebung. Auch der Nachbarzahn kann durch die Bakterienansammlung und die schlechte
Reinigungsmöglichkeit Schaden nehmen durch Karies und Bildung von Zahnfleischtaschen.
Komplikationen sind sehr selten
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff ist auch das Ziehen eines Weisheitszahnes nicht ohne
Risiko. Zur Abschätzung des Risikos macht der Zahnarzt immer vorgängig ein Röntgenbild.
Bei einer korrekten Operationstechnik und einer genauen Diagnostik (vorhergehende
Untersuchung und Abklärung) sind Komplikationen sehr selten.
Viele wissenschaftliche Studien zeigen, dass das Risiko einer Nervverletzung am kleinsten
ist zwischen dem 17. und 24. Lebensjahr. Somit ist es ratsam, falls notwendig, die
Weisheitszähne vor dem 25. Altersjahr zu entfernen. Wenn die Wurzeln zudem noch nicht
ganz ausgewachsen sind, lässt sich der Zahn einfacher entfernen.
In Ihrer Situationen scheint es ratsam zu sein, die Weisheitszähne gelegentlich zu entfernen
und nicht zu warten, bis möglicherweise eine akute Notfallsituation entsteht.
Dr. med. dent. Jürg Eppenberger, Luzern
Quelle: Neue Luzerner Zeitung vom 26.11.2008