Historischer Busbahnhof im Eigenbau

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Historischer Busbahnhof im Eigenbau
Modellbahnverband in Deutschland e.V.
Basteltipp: Historischer Busbahnhof im Eigenbau
Historischer Busbahnhof im Eigenbau
Tipps und Tricks für Häuslebauer
Ein Busbahnhofsgebäude bauen hört sich zunächst einfach an. Ist es auch, wenn man’s kann. Wer aber wissen möchte wie
ein Gebäude von Grund auf komplett selbst gebaut wird, sollte weiter lesen.
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Historischer Busbahnhof im Eigenbau
Tipps und Tricks für Häuslebauer
Der historische Busbahnhof in meiner niederländischen Geburtsstadt Brielle (in der Nähe von Rotterdam) hatte es mir
angetan. Ich wollte schon lange einen regionalen Busbahnhof auf meiner niederländischen Anlage gestalten. Das hölzerne
Gebäude stammt von 1897 und diente als Kaffeehaus für die Dampfstraßenbahn der Rotterdamse Tramwegmaatschappij
(RTM). Die RTM betrieb ab 1906 die Schmalspur-Straßenbahnstrecke zwischen Spijkenisse und Oostvoorne. Die
Tramlinie wurde 1965 aufgehoben. Nachdem die Gleise entfernt waren entstand an gleicher Stelle der Busbahnhof der
RTM. Im Jahre 1977 wurde die RTM in die Streekvervoersmaatschappij Zuid-West Nederland (ZWN) integriert.
Das ursprüngliche Bahnhaus wurde bis Ende der Neunzigerjahre als Wohnhaus mit Cafe weiter betrieben. Damals
entschied die Stadt Brielle, die Bushaltestelle an die Hauptstraße zu verlegen. Das Gebäude wurde nicht mehr gebraucht
und zerfiel langsam. Es wäre bestimmt schon verschwunden wenn die Familie Ka es nicht gekauft hätte um darin ein
chinesisches Restaurant zu eröffnen. Das Gebäude wurde kräftig renoviert und bekam an der Rückseite ein aus Backstein
gebautes Pendant. Das authentische Aussehen blieb zum Glück erhalten.
Tja, da hatte ich eine schöne Idee für einen kleinen Busbahnhof in H0, aber keine Ahnung wie man so etwas angeht.
Keinerlei Erfahrung mit Selbstbau - keine Zeichnungen. Also blieb die Idee erstmal viele Jahre nur ein Hirngespinst.
Eines Tages gefiel mir das alte Faller-Dorf auf meiner Anlage nicht mehr. Ich konnte mich kaum zurückhalten es dem
Erdboden gleich zu machen. Außerdem nahte Weihnachten und ich hatte mal wieder etwas mehr Zeit zum Basteln.
Bewaffnet mit der digitalen Kamera und einem Zollstock ging es ans Vermessen des alten Gebäudes. Von den
Restaurantgästen erntete ich während meiner Vermessungen nur verwunderte Blicke.
Daheim habe ich erstmal alle gesammelten Daten auf Millimeterpapier eingezeichnet. Das Gebäude war in H0 immer
noch ziemlich lang (20 cm). Als nächstes stellte sich mir die Frage mit welchem Material ich dieses Haus denn bauen
sollte. In meinem Modellbahnladen fand ich Polystyrol-Profile von Evergreen. Diese Firma stellt auch Platten mit den
verschiedensten Holz- und Steinstrukturen her. Die Platte mit 2 mm breiten Latten war genau richtig für die Seitenwände.
Eine Platte mit 1 mm-Latten eignete sich hervorragend um die vertikalen Zierblenden nachzubilden. Dachrinnen und
Garagentore wurden auch aus dieser Platte gefertigt. Für das Ziegeldach nahm ich eine Kibri-Platte. Die Fensterrahmen
baute ich aus L-Profilen und Streifen 0.75 x 0.75 mm.
Für den Zusammenbau empfiehlt es sich eine kleine Aluminium-Gehrungslade zu benutzten und natürlich ein scharfes
Bastelmesser, ein Stahllineal und einen Satz Feilen. Die Polystyrol-Profile können mit normalem Plastikkleber (Faller,
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Kibri, Humbrol) verklebt werden. Jetzt muss man nur noch genau messen, Fotos studieren und sauber arbeiten. Eine
Portion Geduld ist dabei sehr hilfreich.
Dieser Busbahnhof kann als Beispiel für viele Selbstbauprojekte dienen: Wohnhäuser, Bahnwärterhäuschen, Elektrohäuschen
und so weiter. Die Technik ist immer die gleiche. Einfach mal anfangen und probieren ist die Devise. Für wenige Euro
schaffen Sie etwas ganz persönliches für Ihre Anlage oder Ihr Diorama.
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Der fertig gestaltete Busbahnhof von Brielle in 1:87 anno 1980.
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Auf dieser alten Ansichtskarte ist der Bahnhof noch in Betrieb für die Linie Spijkenisse-Oostvoorne. Der Triebwagen
M1804 "Kievit" (Kiebitz) ist erhalten und befindet sich im RTM-Museum in Ouddorp.
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Der Bahnhof 1987. Links steht ein Mercedes O 205 der Firma Vermaat aus Hellevoetsluis für die Verbindung der ZWN
nach Rozenburg. Rechts der Lokalbus nach Tinte und Vierpolders. Im Hintergrund der Wasserturm von 1920 im Art
déco-Stil.
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Im April 1988 wartet der ZWN-Bus 3898 auf seinen nächsten Einsatz. Eigentlich kam dieser Bus nie nach Brielle, sondern
fuhr nur an der Küste entlang von Spijkenisse nach Hellevoetsluis, Renesse und Vlissingen.
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Aus einem Standardbausatz von Mastica lässt sich ganz einfach dieser ZWN-Küstenbus nachgestalten. Auf Tauschbörsen
findet man manchmal noch welche.
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So sah es 2006 aus. Der Busbahnhof ist verlegt und das alte Gebäude zum Restaurant umgebaut. Der ursprüngliche
Holzanbau auf der Rückseite wurde durch einen deutlich größeren Anbau aus Stein ersetzt.
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Die amerikanische Firma Evergreen liefert die wichtigsten Profile und Platten für unser Vorhaben.
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Um genau arbeiten zu können werden diese Werkzeuge auf jeden Fall benötigt.
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Als erstes wird die Vorderfront hergestellt. Es wird ein passendes Stück aus der Platte mit den 2 mm-Brettern geschnitten
(Evergreen 4080 V-groove, 2 mm). Die Front misst 195 x 43 mm. Fenster- und Türöffnungen werden ausgeschnitten.
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Im rechten Fenster sind die Eckprofile schon eingeklebt (Evergreen 291). Die Fensterbank wurde aus Evergreen 131
(0.75 x 0.75 mm) geschnitten. Sie wird bündig vor der Unterseite der Fensteröffnung angeklebt. Zusammen mit der Stärke
der Wandplatte (1 mm) ergibt sich automatisch die richtige Tiefe der Fensterbank.
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Die Zierblenden unter dem Dach sehen komplizierter aus als sie in Wirklichkeit sind. Nehmen Sie einen 1 cm breiten und
19 cm langen Streifen von V-groove, 1 mm (Evergreen 2040). Achten Sie darauf, dass die Fugen senkrecht liegen.
Zeichnen Sie eine feine Bleistiftlinie quer über die Fugen. Mit einem 0.7 mm-Bohrer wird auf der Linie in jeder Fuge ein
Loch gebohrt. Anschließend schneiden Sie mit einem scharfen und spitzen Messer die kleinen Dreiecke heraus.
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Die Fensterrahmen werden aus mehreren Schichten aufgebaut. Zunächst werden an der Rückseite der Wand Streifen
(Evergreen 8112, 0.5 x 5 mm) geklebt. Und zwar so, dass diese einen Millimeter nach innen über die Ränder der
Fensteröffnung herausragen. Links die schmale Tür zum Wohntrakt. Jetzt die Wand umdrehen und eine Stückchen
transparentes Polystyrol als Oberlicht einkleben (z.B. Evergreen 9005). Die großen Glasscheiben kommen später.
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Die weißen Fensterrahmen im großen Fenster sind die von hinten angeklebten Streifen aus Foto 12. Die grünen Teile sind
die Eckprofile und die Fensterbank. Das Schiebefenster wird aus Profilen 0.75 x 0.75 mm gebaut. Die Streifen werden
direkt auf die Scheibe geklebt. Danach kann an die Rückseite das Glas für die großen Fenster geklebt werden.
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Die Türen werden ähnlich wie die Fenster aufgebaut. Die Fachung in der Tür unterhalb des Fensters ist wieder ein Stückchen
V-groove, 1 mm das zwischen zwei dünnen Streifen geklebt wurde die vorher von hinten angeklebt waren. Die Türklinke ist
aus 0.4 mm Stahldraht gebogen und an der Innenseite mit der Tür verklebt. Die Klinke ist 2 mm lang. Bei mehr
verschnörkelten Klinken nimmt man besser 0.3 mm Litze, die ist wesentlich biegsamer. Auch eine gute Möglichkeit ist die
Messingadern aus einem mehradrigen Elektrodraht zu verwenden, besonders um klassische Türklinken darzustellen.
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Die gleiche Prozedur für die Doppeltür zum Cafe. Hier habe ich einen kleinen Fehler gemacht, weil die Tür sich im Original
nach innen öffnet.
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Ein kurzer Blick auf das Vorbild. Die braune Farbe der Fensterrahmen stammt aus einer Renovierung in den Neunzigern.
Das Schild "Brielle" werden wir später noch mal brauchen.
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Die linke Seitenwand wird genauso wie die Front hergestellt. Der hintere Anbau wird später als loses Teil an die Rückwand
geklebt. Die Seitenwand ist 75 x 75 mm groß. Die Dachspitze hat einen Winkel von 100 Grad. Achten Sie auf die korrekte
Lage der Bretter beim Zuschneiden der Zierblenden. Das obere zehnfach geteilte Fenster kommt aus der Restekiste
(vermutlich Vollmer). Die grünen Blenden und die Dachrinne sind wieder aus V-groove, 1 mm.
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Detail der Seitenwand am Vorbild.
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Beim hinteren Anbau musste so einiges geraten werden. Von der hinteren Wand sind, wegen des starken Bewuchses
rundherum, keine Bilder vorhanden. Als Dach wurde eine Profilplatte von Vollmer (6029) benutzt.
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Das Dach vom Hauptgebäude ist aus einer Kibri-Profilplatte mit roten rechteckigen Dachziegeln gemacht. Sie wurde in
zwei gleiche Teile geschnitten die in einem Winkel von 100 Grad wieder zusammengeklebt wurden. Achten Sie auf die
korrekte Ausrichtung der Dachziegel, der obere liegt immer über den unteren. Ein Eckprofil von Evergreen kann eventuell
als Versteifung von innen in den First geklebt werden. Das geht am besten mit einem Zwei-Komponenten-Kleber, z.B.
von Bison. Der Spalt, der durch den Winkelunterschied entsteht, wird vom Kleber problemlos ausgefüllt.
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Die Dachfenster sind aus einer glatten Polystyrolplatte mit einer Stärke von 0.5 mm gefertigt. Das Schild "Brielle" ist aus
einem Farbfoto geschnitten und auf einem Polystyrolrest befestigt.
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Der Schornstein besteht aus zwei Teilen aus dem Sortiment von Holland Scale. Die grauen Platten und das Rohr
kommen aus der Restekiste. Die Bleibänder geben dem Modell einen realistischen Touch.
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Die Dachterrassentür muss in der richtigen Höhe angebracht werden. Deshalb wird die Höhe vom Wintergarten erst
gemessen nachdem der rechte Giebel fertig gestellt ist. Trotz vorherigen genauen Zeichnens sind kleine Abweichungen
immer möglich - sicher ist sicher. Das Dach vom Wintergarten stammt von Heki.
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Der Wintergarten ist etwas schwieriger zu gestalten, weil darin so viel Glass vorkommt. Aus flachem Polystyrol wird
zunächst ein Rechteck von 35 x 35 mm geschnitten. Das sind die Aussenmaße der kurzen Wand. Hieraus werden jetzt die
Fensterkonturen geschnitten. Danach werden die Ränder wieder mit Eckprofilen versehen. Ein horizontaler Balken (1 x 1
mm) bildet die Trennung zwischen Unter- und Oberfenster. Die Sprossen sind aus 0.75 x 0.75 mm Profil. Zum Schluss
wird von innen eine durchsichtige Scheibe angeklebt. Nur ganz wenig Kleber benutzen, denn die Scheiben verschmieren
schnell.
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Die lange Seitenwand vom Wintergarten ist auf die gleiche Art entstanden. Die Erfahrungen beim Bau der Türen in der
Front greifen hier erneut. Die gemauerten Streifen sind von Vollmer (6028). Der Holzzaun ist aus Evergreen-Profilen.
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Das Garagentor ist wieder aus V-groove, 1 mm gemacht. Die horizontalen Versteifungen sind aus 0.75 mm Profil. Ein
Klacks.
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Das Gebäude ist fast fertig. Auf diesem Foto fehlen die Schornsteine noch und das Interieur fehlt noch weitestgehend.
Das Dach wurde verschmutzt indem ich mit einem groben Quast Terpentin verteilte und darin kleine mattschwarze
Farbstriche mit Humbrol setzte. Diese Striche verbreiten sich von alleine. Die weißen Stellen entstehen durch die leicht
ätzende Wirkung vom Terpentin. So verschwindet auch der unnatürliche Plastikglanz.
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ZWN-Bus 1198 (Hersteller: Leyland-Den Oudsten, 1981) verlässt gerade den Bahnhof im Frühling von 1988. Die
Aushängetafeln und Fahnen sind nette Details die später ergänzt werden können.
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Der Tresen im Cafe ist langsam vergammelt nachdem der Bahnhof geschlossen wurde.
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Das Interieur wurde frei erfunden, ist aber vom vorherigen Foto inspiriert. Im Sortiment von Preiser finden wir Tische,
Stühle und Personen. Die Kasse und die Schränke sind von Pola. Der Tresen ist aus Restmaterial gebastelt.
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Das Wohnhaus, links vom Cafe, wurde fantasievoll eingerichtet. Es enthält, nicht ganz zufällig, eine zweite KlasseAbteilbank von Mastica. Die emaillierten Nummernschilder sind selbstklebende Transfers von Reitsma. Der Bewohner
und sein Hund sind Preiserlein.
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Die Zimmerdecke ist aus flachem Polystyrol. Daran sind vier Lampen befestigt die mit ihren Drähten über der Decke an
zwei Messingstreifen gelötet wurden. Die Anschlussdrähte laufen durch den Anbau nach unten, sodass sie im Innenraum
nicht sichtbar sind. Die Decke liegt lose auf zwei Eckprofilen an der Front- und Rückwand.
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Stimmungsvolles Licht im Wohnzimmer eines Eisenbahnfans…
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Die Freundin sitzt bequem auf einer Dreierbank der ersten Klasse.
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In der Dämmerung warten noch einige Reisenden auf die Linie 103 nach Rockanje. Andere genießen noch ihr Bierchen
oder einen Kaffee.
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Der Omnibus ist da. Es ist der 2551 (Leyland-Den Oudsten 1976) der ZWN besser bekannt als "Fuut" (Haubentaucher).
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Aber der Museumsbus von Leyland-Verheul aus der "Stiftung Veteranen Autobusse" (SVA) von 1965, der auf den
Namen "Wasbeer" (Waschbär) getauft wurde, reizt die Fahrgäste anscheinend doch mehr.
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Tatsächlich verkehrte der RTM "Wasbeer" auch regelmäßig in Brielle. Sowohl im normalen Dienst als auch während eines
SVA-Ausflugs im September 1992.
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April 1993. Das Cafe läuft auf Hochtouren und rauchen war vom Staat noch nicht offiziell als schädlich eingestuft.
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Am Haltepunkt wird es voller. Freilaufende Hühner waren ein normaler Anblick im Brieller Busbahnhof - dank Preiser auch
im Modell.
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Auf der anderen Straßenseite stand ein einfaches Wartehäuschen aus Beton. Hier hielten die Busse die in Richtung
Spijkenisse fuhren. Dank der Firma Mastica war auch dieses einfach nachzubauen. Mastica lieferte solche
Wartehäuschen in den verschiedensten Ausführungen: Beton, Holz, oder Glas. Auch die Schilder wurden durch Mastica
hergestellt.
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Realität und Fiktion können auf einer Modellbahnanlage herrlich vermischt werden. Diese Situation könnte es so nie wirklich
geben, den Brielle liegt nicht an einer Bahnlinie. Auch die Häuser von Holland Scale sind willkürlich aufgestellt. Aber das
ganze Ensemble ergibt ein stimmiges und typisch niederländisches Bild. Da passen auch ein TEE "Etoile du Nord" oder
ein Rübenzug hinter eine Lok der Serie 1000 prima hinein.
Internetadressen zum Bauprojekt:
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