Ausstellungsdokumentation - Willibald Gebhardt Institut

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Ausstellungsdokumentation - Willibald Gebhardt Institut
Ausstellungsdokumentation
Impressum
Konzeption, Redaktion und Texte
Uwe Wick, M. A., Projektleiter
Willibald Gebhardt Institut, Essen
Prof. Dr. Roland Naul, wissenschaftlicher Berater
Universität-Duisburg-Essen
unter Mitarbeit von
Hartmut Hering, stellvertretender Projektleiter,
Journalist, Gelsenkirchen
© Willibald Gebhardt Institut; Essen, September 2006
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„Fußballregion Ruhrgebiet – Ausstellung & Event 2005 / 2006“ ist ein gemeinsames Projekt des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes
Westfalen (FLVW). Finanziell gefördert durch den DFB, das ehemalige Ministerium für
Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (MSWKS NRW)
und die Projekt Ruhr GmbH. Kooperationspartner sind der Fußballverband Niederrhein
(FVN) und das Willibald Gebhardt Institut (WGI); Medienpartner sind WDR 5 und taz nrw.
Projektsteuerungsgruppe
Elke Singer (OK FIFA WM 2006TM)
Manfred Knipping (FLVW)
Werner Stürmann (Innenministerium NRW)
Peter Landmann (Innenministerium NRW)
Joachim Neuser (Projekt Ruhr GmbH)
Rainer Lehmann (FVN)
Wissenschaftlicher Berater: Prof. Dr. Roland Naul (Universität Duisburg-Essen, WGI)
Projektleitung (zugleich Mitglieder der Projektsteuerungsgruppe)
Uwe Wick, Projektleiter (WGI, Essen)
Hartmut Hering, stellvertretender Projektleiter (Journalist, Gelsenkirchen)
Carsten Jaksch-Nink, stellvertretender Projektleiter (FLVW)
Projektteam
Annette Baufeldt (Grafikerin und PR-Beraterin, Gelsenkirchen)
Tom Hagen (Satisfactory Promotion, Essen)
Torsten Haselbauer (Journalist, Berlin)
Andreas Zolper (Museumsdienste Fähnrich & Zolper, Hagen)
Birger Altenbeck (Essen)
Tobias Bärmann (tobias bärmann photography, Hamburg)
Frank Bürgin (Zeitlupe Gelsenkrichen)
Jörg Büschler (Hagen)
Marius Eckardt (Geslenkirchen)
Axel Heimsoth (Essen)
Marcus Majewski (grafikraum, Essen)
Jens Nober (Essen)
Markus Sorek (Ratingen)
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Weitere Förderer und Partner
Neben den Hauptförderern konnten folgende Partner gewonnen werden, die sich vor allem
mit Sachspenden an der Ausstellung beteiligten:
Electronic Arts GmbH
Fair Play – Fair Life
Landesinstitut für Schule/Qualitätsagentur
Nürnberger Versicherungsgruppe – Generalagentur Walter Napierski
Piepenbrock Service GmbH & Co. KG
Schäper Sportgerätebau GmbH
VV Letterservice
XBox
Lokale Sponsoren
Als lokale Sponsoren, die sich mit direkten finanziellen Zuschüssen oder durch die eigenständige Organisation und Finanzierung von Veranstaltungen im Rahmenprogramm an der Ausstellung beteiligten, konnten gewonnen werden:
ELE Emscher Lippe Energie GmbH (Gelsenkirchen und Bottrop)
Nürnberger Versicherungsgruppe – Generalagentur Walter Napierski (Bochum)
RWE Westfalen Weser Ems AG (Recklinghausen)
Sparkasse Essen (Essen)
Sparkasse Witten (Witten)
Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen e. V. (Oberhausen)
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Inhalt
1 Einleitung ........................................................................................................................... 6
2 Gliederung und Themen ................................................................................................... 7
3 Präsentationskonzept ...................................................................................................... 13
4 Ausstellungsstädte und -stätten ...................................................................................... 20
5 Rahmenprogramme ........................................................................................................ 24
6 Kooperation vor Ort ....................................................................................................... 27
7 Kooperation mit den Schulen ......................................................................................... 29
8 Ausstellungskatalog ......................................................................................................... 34
9 Besucherresonanz ............................................................................................................ 35
10 Internet und Werbematerialien ..................................................................................... 38
11 Wissenschaftliche Rezeption der Ausstellung ............................................................... 41
12 Medienresonanz und Zeitungsausschnitte (Auswahl) .................................................. 42
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Einleitung
Diese Dokumentation der Wanderausstellung richtet sich in erster Linie an die Förderer und
Partner des Projekts „Fußballregion Ruhrgebiet – Ausstellung & Event 2005 / 2006“ sowie an
die Mitglieder des Ausstellungsteams. Während der Katalog die Ausstellungsinhalte bildlich
und textlich transportiert, deren Präsentation innerhalb der Ausstellung zeigt und beispielhaft
einige Ergebnisse von Schulprojekten vorstellt, thematisiert diese Dokumentation auf der Arbeitsebene die wichtigsten Bestandteile des Projekts.
Hier stehen nicht die Inhalte und deren Präsentation im Vordergrund, sondern die Beantwortung der Frage, warum diese Art der Präsentation für die zu transportierenden Inhalte gewählt
wurde. Die Kriterien für die Auswahl der Ausstellungsstädte und -stätten werden erläutert, die
einzelnen Elemente des Rahmenprogramms vorgestellt. Erfahrungen bei der Kooperation vor
Ort und in der Zusammenarbeit mit den Schulen werden reflektiert. Der Ausstellungskatalog
wird als Teil, aber auch als Abwandlung, des Corporate Designs des gesamten Projekts noch
einmal kurz vorgestellt.
Der Erfolg eines Ausstellungsprojekts misst sich vor allen Dingen natürlich auch an der Resonanz bei den Besuchern. Diese Ausstellungsdokumentation enthält sowohl detaillierte Zahlen über die Ausstellungsbesucher (insgesamt 33.500, pro Tag über 100 Besucher) als auch
über die im Rahmenprogramm organisierten Fußballturniere (insgesamt 5.500, pro Turnier
knapp 290 Beteiligte). Außerdem werden die Auflagenhöhen der Werbematerialien sowie die
Besucherzahl auf der Homepage der Ausstellung (insgesamt 54.500, rund 120 Zugriffe pro
Tag) aufgeschlüsselt.
Die wissenschaftliche Rezeption der Ausstellung wird ebenso wie die Resonanz in den Medien thematisiert. Den Abschluss bildet eine kleine Auswahl der insgesamt weit über 200
Presseberichte, die über die Ausstellung erschienen sind.
Da Wanderausstellungen diesen Umfangs mit vergleichbar häufigen Ortswechseln und kurzen
Auf- und Abbauzeiten eher die Ausnahme bilden, stellen die hier dokumentierten Erfahrungen eventuell auch eine Hilfe bei weiteren Projekten mit ähnlichem Anspruch dar. Mit Sicherheit zeigt die Ausstellungsdokumentation aber, welche Arbeit alle am Projekt Beteiligten
30 Monate lang geleistet haben.
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Gliederung und Themen
Die Ausstellung „Fußballregion Ruhrgebiet – Ausstellung & Event 2005 / 2006“ thematisiert
die Entwicklung des Fußballs im Ruhrgebiet und zugleich die Entwicklung einer Fußballregion. Damit ist gemeint, dass sich das Ruhrgebiet selbst u. a. als Sport- und besonders als Fußballregion wahrnimmt sowie auch von außen als solche betrachtet wird. Neben den in den
letzten Jahren geschaffenen Stätten der Industriekultur, die kulturell genutzt und touristisch
erschlossen werden, stehen gerade sportliche und fußballerische Erfolge bzw. hier organisierte sportliche Großereignisse für den Strukturwandel des Ruhrgebiets. Ein solches Ereignis
war ein direkter Anlass, die Ausstellung zu realisieren: die FIFA WM 2006TM.
Fußball und Region
Für viele Revierbürger fand diese Fußballweltmeisterschaft nicht in zwölf WM-Städten, sondern in zehn Städten und einer Region mit zwei Spielstätten, dem Ruhrgebiet, statt.
Austragungsorte in der Region waren die Stadien der beiden erfolgreichsten Reviervereine,
FC Schalke 04 und BV Borussia Dortmund 09. Die sportliche Erfolgsgeschichte des Revierfußballs lässt sich jedoch keineswegs auf diese beiden Klubs reduzieren. Die Bestimmung
von Gelsenkirchen und Dortmund zu Austragungsstätten der WM 2006 und die Vergabe von
immerhin 11 der 64 WM-Partien ins Ruhrgebiet sind daher weder dem Zufall noch den sportlichen Leistungen der beiden Vereine allein geschuldet. Sie sind vielmehr logische Konsequenz und zugleich Anerkennung der herausragenden nationalen sportlichen Bedeutung des
Ruhrgebiets als Fußballregion. Diese für das regionale Selbstverständnis wichtige Erkenntnis
galt es in der Ausstellung zu transportieren.
Außerdem war herauszuarbeiten, dass an dieser sportlichen Erfolgsgeschichte keineswegs nur
die großen, aktuellen und ehemaligen Bundesligisten und damit in den Medien präsenten regionalen Spitzenvereine Schalke 04, Borussia Dortmund, MSV Duisburg, VfL Bochum und
mit Abstrichen Rot-Weiß Essen, Rot-Weiß Oberhausen und Wattenscheid 09 ihren Anteil haben. In der mehr als 100-jährigen Fußballgeschichte des Reviers existierten zahlreiche längst
vergessene, heute in den unteren Klassen spielende oder in Fusionen aufgegangene Spitzenvereine wie der Duisburger Spielverein, VfL Altenbögge, Westfalia Herne oder Hamborn 07,
die zu ihrer Zeit die Wahrnehmung des regionalen Fußballs mindestens ebenso beherrschten
wie die erstgenannten heute. Auch ihre Verdienste sollten hinreichend gewürdigt werden. Zudem wurde die fußballerische Entwicklung der Region zu allen Zeiten entscheidend geprägt
durch die vielen hundert kleinen Vereine der unteren Ligen und des Freizeit- und Breitensportes. Sie waren von Beginn an die nie versiegende Quelle fußballerischer Talente wie auch der
oft beschworenen Zuschauerbegeisterung. Hier wurde und wird bis heute der Fußball gelebt,
kurz: Sie sind der eigentliche Nährboden der Fußballregion Ruhrgebiet. Dies im Vorfeld des
Weltmeisterschaft deutlich zu machen, war deshalb wesentliches Anliegen der Ausstellung.
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Schließlich sollte auch der besondere Charakter der Region berücksichtigt werden. Auf der
einen Seite förderte die dezentrale Entwicklung des Ruhrgebiets mit ihrer Vielzahl von Städten, Industriedörfern und Siedlungen, den verschiedenen landsmannschaftlichen Gruppierungen der Zuwanderer und den krassen sozialen Unterschieden die Herausbildung einer großen
Vielzahl von Vereinen und zugleich von Rivalitäten, die fortan sportlich ausgelebt werden
konnten. Die soziale Realität der Region drückte der fußballerischen Entwicklung dergestalt
ihren besonderen Stempel auf.
Auf der anderen Seite trug der Fußball seinerseits dazu bei, dass die Revierbewohner ihre
neue Heimat überhaupt als einheitliche Region wahrnahmen und sich so etwas wie eine regionale Identität entwickeln konnte. Der Lebenshorizont der seit dem 19. Jahrhundert zugewanderten Arbeiter blieb lange Zeit lokal begrenzt. Die Identität von Arbeits- und Wohnort machte den Gang über die Ortsgrenzen überflüssig, zudem fehlten Verkehrsmöglichkeiten und regionale Medien. Obrigkeitsstaat und Industrie taten das ihrige, um den geistigen Horizont der
Zugewanderten zu begrenzen. Kein Wunder also, dass große Teile der Revierbevölkerung bis
in die 1920er Jahre hinein kaum einen Begriff von dem Landstrich hatten, in dem sie lebten.
Mit dem Aufstieg des Fußballs nach dem Ersten Weltkrieg bildete sich in dieser an internen
Bindekräften armen Region erst lokal, dann auch regional eine neue emotionale Einheit heraus, die schließlich im gemeinsamen Jubel über die Erfolge regionaler Spitzenklubs ihren kollektiven Ausdruck fand. In dem Maße, wie sich das Ruhrgebiet zu einer Region erfolgreicher
Fußballvereine entwickelte, wirkte dieser Sport als emotionale Klammer und katalysierte die
Herausbildung eines regionalen Selbstverständnisses. Der Fußball hat damit historisch gesehen erheblichen Anteil an der internen Konstituierung des Reviers als eigenständige Region,
dessen einzige organisatorische Klammer der 1920 gegründete Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk, Vorgänger des heutigen Regionalverbandes Ruhrgebiet, bildete.
Solchen Zusammenhängen ging die Fußballgeschichtsschreibung bislang höchstens am Rande
nach. Ist schon die Vereinsgeschichte vieler Reviervereine nur unzureichend oder noch gar
nicht erforscht, so gilt das erst recht für die regionale Dimension des Revierfußballs. Daher
wissen wir bis heute noch viel zu wenig über so wesentliche Aspekte wie etwa die tatsächliche soziale Zusammensetzung der Vereine, den Zusammenhang von Vereinsentwicklung und
fördernder Industrie oder über das Verhältnis von politischer Anpassung und sportlicher Entwicklung während der NS-Zeit. Unsere Kenntnis von der tatsächlichen Entwicklung des Revierfußballs steht nach wie vor in umgekehrtem Verhältnis zur allgemeinen Beteuerung seiner
regionalen Bedeutung und zur inflationären Mythenbildung rund um den „Arbeiterfußball“.
Das Phänomen Revierfußball näher zu erhellen und die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, war daher ein wichtiges Motiv für die Entstehung der Ausstellung
„Fußballregion Ruhrgebiet“.
Themenwahl
Auch aus sachlichen Gründen war es notwendig, die Ausstellung in einzelne Module zu gliedern. Als zentraler Ausstellungsteil wurde die so genannte „historische Zeitleiste“ entworfen,
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eine chronologisch und sachlich gegliederte Darstellung der Geschichte des Fußballs in der
Region. Sie wurde ergänzt um Darstellungen zur Bedeutung der Umkleidekabine, zur Entwicklung der Stadionlandschaft Ruhrgebiet und zur engen Verbindung von Fußball und
Kneipe in der Region. Diese Darstellungen erläuterten die drei Ausstellungsinszenierungen
„Kabine“, „Kurve“ und „Kneipe“. Außerdem wurde die Mediengeschichte des Fußballs thematisiert und damit gleichzeitig der Medieneinsatz in der Ausstellung reflektiert. Das letzte
Ausstellungsmodul bildete die lokale Fußballgeschichte in der jeweiligen Ausstellungsstadt.
Dieser Ausstellungsteil wurde entweder in Form von Unterrichtsprojekten an vom Ausstellungsteam ausgesuchten und betreuten Partnerschulen realisiert oder von anderen lokalen
Partnern (Verein, Museum, Stadtarchiv). Die Ergebnisse wurden für die Präsentation in der
Ausstellung redaktionell und grafisch bearbeitet.
Blick auf die Tafeln der historischen Zeitleiste während der Ausstellungseröffnung in der Henrichshütte
Hattingen. (Foto: Uwe Wick, Essen)
Die historische Zeitleiste
Die historische Zeitleiste wurde in 18 Zeitabschnitte bzw. Themen unterteilt. Die Zeitleiste
fängt an mit den bisherigen 25 nationalen und internationalen Titelgewinnen von Reviervereinen zwischen 1934 und 2002. Es folgen die Anfänge des Fußballspiels im 19. Jahrhundert,
u. a. als Schulspiel, die Zeit 1900-1918, also Deutsches Kaiserreich und Erster Weltkrieg, un9
ter den Aspekten, dass zunächst die bürgerlichen Vereine dominierten und das dann die Arbeiter den Sport für sich entdeckten. Der nächste Abschnitt ist dem Durchbruch des Fußballspiels zum Volkssport in der Weimarer Republik gewidmet. Es folgt eine Darstellung des katholischen DJK-Sports, des sozialdemokratisch und kommunistisch geprägten Arbeiterfußballs und des jüdischen Fußballs im Ruhrgebiet. Anschließend werden die Anpassung des
Fußballs im Nationalsozialismus und die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf den Revierfußball beschrieben. Die unmittelbare Nachkriegszeit und die Phase des bezahlten Fußballs in der Oberliga West (1949-1963) unter den Aspekten der Herausbildung von Stadtvereinen und einer ersten Krise der kleineren Bergarbeitervereine bilden die nächsten Abschnitte.
Die Geschichte der Revierklubs in der Bundesliga wird in drei Abschnitten dargestellt: Bundesliga und Regionalliga (1963-1974), Bundesliga und 2. Liga (1974-1994), Champions League, Bundesliga und neue Regionalligen (seit 1994).
Bis zur Bundesliga werden in den einzelnen Abschnitten nicht nur die Spitzenleistungen einzelner Klubs, sondern auch wichtige Aspekte, etwa bei der Integration von Ausländern oder
Entwicklungen im Jugend- und Schulfußball, berücksichtigt. Das erschien mit Einführung der
Bundesliga nicht mehr sinnvoll. Deswegen wurden drei Themen extra behandelt: die Geschichte des Frauenfußballs im Ruhrgebiet (seit Anfang der 1950er Jahre), Entwicklungen im
Breitensport Fußball, im Freizeitfußball und in der Kinder- und Jugendarbeit (nach Einführung der Bundesliga), die Integration bzw. Separation von Ausländern und Migranten im Revierfußball (seit den 1960er Jahren).
Die historische Zeitleiste wird mit einer Darstellung des heutigen Alltags bei kleineren Revierklubs und mit Reflektionen über die Entstehung der Fußballregion Ruhrgebiet beendet.
„Kabine“
Hier werden, pointiert auf die Bedeutung der Kabine für Spieler und Trainer, kurz Entwicklungen sowohl im sanitären Bereich als auch in der medizinischen Betreuung und im Training
seit den 1920er Jahren beschrieben. Die Darstellung diente der Einführung in die Inszenierung „Kabine“.
Die beiden Tafeln zu Rolle der Kabine (links) und zur Kneipengeschichte (rechts).
(Tom Hagen, Satisfactory Promotion, Essen)
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„Kneipe“
Die Dokumentation der engen Verbindung von Kneipe und Fußball, gerade auch im Ruhrgebiet, wurde als Einführung in die Inszenierung „Kneipe“ gewählt. Erinnert wird an die Funktion der Vereinskneipe als Umkleidelokal in den Anfängen des Fußballspiels, aber auch an
die Bedeutung des Telefons in Vereinskneipen ab den 1920er Jahren – nur so ließen sich
schnell genug die Spielergebnisse an Zeitungsredaktionen übermitteln. Die bescheidenen Anfänge des heutigen „public viewing“ als gemeinsames Erlebnis eines Spiels vor dem Fernseher in einer Kneipe seit den 1950er Jahren fehlt ebenso wenig wie ein Streifzug durch die
Ausdifferenzierung der Fußballkneipen in Fankneipen, Vereins- und Verkehrslokalen heute.
„Kurve“
Zentral ist nach wie vor das Erlebnis des Fußballspiels live im Stadion. Die Dokumentation
der Entstehung der Stadionlandschaft Ruhrgebiet diente der Einführung in die Inszenierung
„Kurve. In zwei Abschnitten wird die Entwicklung des Stadionbaus beschrieben, einmal von
den 1920er Jahren bis 1945, dann von den 1950er Jahren bis heute. Außerdem wird das Fangeschehen in großen Bundesligastadien ebenso wie in kleineren Stadien der Region gezeigt.
Die Tafeln zur Geschichte des Stadionbaus im Ruhrgebiet. (Tom Hagen, Saticfactory Promotion, Essen)
Mediengeschichte des Fußballs
Fußball wird heute überwiegend „medial“ wahrgenommen. Deswegen muss jede fußballhistorische Ausstellung auch die Entwicklung der Medien beschreiben. In der Wanderausstellung
geschah das unter zwei Aspekten. Einerseits wird die Entwicklung der Sportberichterstattung
in Tageszeitungen und Sportillustrierten seit 1900 dargestellt. Dabei wurden überwiegend
Beispiele aus der Region verwendet, weil bei den gedruckten Medien die regionale und lokale
Fußballberichterstattung auch heute noch einen besonderen Schwerpunkt bildet. Andererseits
werden die Versuche geschildert, Fußball in Film, Radio und Fernsehen zu vermitteln. Erst
mit Einführung der Bundesliga 1963 begann die moderne Fernsehberichterstattung, die dann
durch die privaten Sender und das Bezahlfernsehen die heutigen Dimensionen erreichte.
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Die Tafeln zur Geschichte der Fußballberichterstattung in Zeitung und Sportillustrierter (links) und in Film,
Rundfunk und Fernsehen (rechts). (Tom Hagen, Satisfactory Promotion, Essen)
Medien wie das Internet bieten nicht nur völlig neuartige Möglichkeiten, sich jeder Zeit
weltweit über große Fußballklubs zu informieren, sondern bieten auch kleineren Vereinen
neue Möglichkeiten der Selbstdarstellung.
Lokale Fußballgeschichten
Ein besonderes Merkmal des Ruhrgebiets, und damit auch der Fußballregion, bildet die Tatsache, dass die Region in eine Vielzahl von lokalen Identitäten zerfällt. Die Wahrnehmung
der Bürger, in einer gemeinsamen Region zu leben, ist im Vergleich zur jeweiligen lokalen
Identität in der Regel nur sekundär ausgeprägt. Das hängt eng mit der Entstehung des Ruhrgebiets als rheinisch-westfälisches Industriegebiet zusammen, das faktisch auf dem Gebiet der
beiden damals selbstständigen Provinzen Rheinprovinz und Westfalen-Lippe lag. Noch heute
macht sich für eine gemeinsame Identität der Region negativ bemerkbar, dass die elf kreisfreien Städte und vier Landkreise von zwei Landschaftsverbänden, Rheinland und WestfalenLippe, und von drei Bezirksregierungen aus verwaltet werden, während der für die Region
zuständige Regionalverband Ruhr nur geringe Kompetenzen besitzt.
Um dieser gewachsenen lokalen Identität Rechnung zu tragen, wurden die zentralen Ausstellungsinhalte an allen Ausstellungsorten durch lokale Fußballgeschichten ergänzt. Da diese
nicht vom Ausstellungsteam alleine, sondern in Kooperation mit Schulen und anderen lokalen
Partnern erstellt wurden, entstanden nicht sich immer wiederholende lokale Fußballgeschichten, sondern ein vom Ausstellungsteam beabsichtigter „Flickenteppich“ von Themen fußballerischer Entwicklung auf Stadt- und Stadtteilebene.
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Präsentationskonzept
Zu Beginn der Arbeit stand die Frage: Wie wird man dem Thema unter den Erfordernissen
einer Wanderausstellung gerecht? Einer Wanderausstellung, die in völlig verschiedenen Ausstellungsstätten funktionieren sollte, also auch eine Wandelausstellung sein musste. Einer
Wanderausstellung, die in relativ kurzer Zeit ab- und wieder aufgebaut werden musste und
die 15 Monate in der Region unterwegs sein sollte.
Präsentationssystem und Layout
Die Entscheidung fiel für ein Konzept, dessen zentrale Elemente grafisch gestaltete Tafeln in
einem äußerst variablen Stellwandsystem bilden. Bis auf die beiden Stellwände für die lokalen Fußballgeschichten waren alle Stellwände doppelseitig „bespielt“, mussten also frei im
Raum stehen, damit beide Tafeln zu sehen waren. Das Stellwandsystem war außerdem mit einer eigenen Beleuchtung ausgestattet, damit die Ausstellung unabhängig von der jeweiligen
Raumbeleuchtung war.
Auf den ca. 2 x 2,80 m großen Ausstellungstafeln sind ungefähr 350 Fotos abgebildet, die
durch Textinformationen erläutert werden. Die ältesten Fotos stammen aus dem 19. Jahrhundert, die jüngsten aus der Rückrunde der Fußballsaison 2004/05. Regional reichen sie von
Duisburg bis Hamm, von Marl und Oer-Erkenschwick bis Hattingen und Witten. Gut 50 Fotos wurden eigens für das Projekt „geschossen“, damit einige besondere, selten dokumentierte
Aspekte des Fußballspiels in der Ausstellung berücksichtigt werden konnten.
Die grafische Gestaltung der Tafeln erlaubt eine Wahrnehmung auf mehreren Ebenen, die
dem Besucher unterschiedlich „tiefe“ Informationen über das jeweilige Thema bieten. Die
oberste, als flächendeckend durchscheinendes Hintergrundfoto wahrnehmbare Ebene macht
aus der Entfernung auf die Thematik aufmerksam und stimmt, kombiniert mit der „Headline“
und dem Untertitel, auf den Inhalt der Tafel ein. Dieses Foto findet sich auf der jeweiligen
Tafel noch einmal in kleinerem Maßstab, ergänzt um Erläuterungen, wieder. Die folgende
Darstellungsebene besteht aus großen und mittleren Fotos sowie einem Haupttext und ermöglicht selbst bei schnellem Durchgang durch die Ausstellung die Rezeption der wichtigsten
Grundaussagen. Wer darüber hinaus nähere Hintergrundinformationen sucht – beispielsweise
zur Verbandsentwicklung, zum Spielbetrieb sowie über Spieler und Vereine – muss jeweils
näher an die Tafeln herantreten und die weiteren Betrachtungsebenen wählen. Der durch die
verschiedenen Ebenen erzeugte optische Zoomeffekt soll möglichst viele Besucher in die Tafeln „hineinziehen“ und zu einer näheren Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema
animieren.
Auf den meisten der 18 Ausstellungstafeln des zentralen Ausstellungsmoduls „historische
Zeitleiste“ finden sich unter den kleineren Texten jeweils mit einer Abbildung Informationen
zum Spielbetrieb und zur Rolle des Verbandes in der jeweiligen Zeit sowie ein Spieler- und
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ein Vereinsporträt. Damit erhält der Ausstellungsbesucher die Möglichkeit, die jeweilige Zeit
auch aus ganz unterschiedlichen fußballerischen Perspektiven zu betrachten.
Ein Beispiel für die grafische Gestaltung einer Tafel der historischen Zeitleiste.
(Tom Hagen, Satisfactory Promotion, Essen)
Alle Ausstellungstafeln sind farbig kodiert, um deutlich zu machen, welche Ausstellungstafeln thematisch bzw. zeitlich zusammengehören. Bei den Tafeln der historischen Zeitleiste
gilt das für Nr. 1, 17 und 18, 2, 3 und 4, 5, 6 und 7, 8, 9 und 10, 11, 13 und 15. Die Tafeln
zum Frauen- und Mädchenfußball (Nr. 12), zum Breitensport Fußball (Nr. 14) und zur Rolle
der Ausländer im Revierfußball (Nr. 16) besaßen dieselbe Farbe, um deutlich zu machen, dass
es sich um Extrathemen handelt, die nicht zur Bundesligageschichte gehören, zwischen deren
Tafeln sie platziert waren.
Die Inszenierungen „Kurve“, „Kneipe“ und „Kabine“ erhielten ebenso gesonderte Farben wie
die beiden Tafeln zur Mediengeschichte. Bei der Präsentation der jeweiligen lokalen Fußballgeschichte wurden für die Hintergrundtafeln fünf Farben der Ausstellung als Farbstrahl genutzt. Diese fünf Farben wurden dann abwechselnd bei der Gestaltung der jeweiligen vier
DIN A0-Plakate eingesetzt.
Die Tafeln 33 und 34, die Rückseiten der Tafeln mit den lokalen Fußballgeschichten (Nr. 31
und 32) wurden extra für die Abschlussausstellung hergestellt. Sie dienten nun als Entreebe14
Die Ausstellungstafeln
Nr.
Headline
01 „Das Herz des deutschen Fußballs ...“
02 Spielerische Anfänge
03 Bürger machen das Spiel
Untertitel
Die Erfolge (1934-2002)
Deutsches Kaiserreich (vor 1900)
Kaiserreich und Erster Weltkrieg
(1914-1918)
04 Arbeiter entdecken den Ball
Kaiserreich und Erster Weltkrieg
(1914-1918)
05 Fußball wird Volkssport
Weimarer Republik (1918-1933)
06 Fußball in unterschiedlichen Milieus
Weimarer Republik und NS-Diktatur
(1918-1938)
07 Fußball als deutsches Kampfspiel
NS-Diktatur und Zweiter Weltkrieg
(1933-1945)
08 „Zonaler“ Fußball
Nachkriegszeit (1945-1949)
09 Wirtschaftswunder im Revierfußball
Oberliga und 2. Liga West (1949-1963)
10 „Schicht am Schacht“ für Zechenfußball Zwischen Oberliga und Amateurfußball
(1949-1963)
11 Konzentration durch Profifußball
Bundesliga und Regionalliga West
(1963-1974)
12 Frauen erkämpfen den Ball
Frauen- und Mädchenfußball (seit ca. 1950)
13 „Schweres Wetter“ an der Ruhr
Die Krise des Revierfußballs (1974-1994)
14 Fußball-Freizeit
Breitensport Fußball (seit ca. 1960)
15 Tradition und Globalisierung
Zwischen Champions League und
Regionalliga (seit 1994)
16 Integration oder Separation?
Ausländer im Revierfußball (seit ca. 1960)
17 (B)Alltag im Revier
Der Ball und die Region (heute)
18 Spielfeld Ruhrgebiet
Die Region und der Ball (seit ca. 1920)
19 „Lokal“-Derby
Kneipe und Fußball (seit ca. 1900)
20 Treff für Fans und Experten
Fußballkneipen (heute)
Großfoto Kneipe, linke Hälfte
21 Ohne Titel
Großfoto Kneipe, rechte Hälfte
22 Ohne Titel
23 Großstadien und Kampfbahnen
Stadionlandschaft Ruhrgebiet (ca. 1920-1945)
24 Flutlichtmasten und Arenen
Stadionlandschaft Ruhrgebiet (seit 1945)
25 Fantastische Erlebniswelten
Stadionlandschaft Ruhrgebiet (heute)
26 Currywurst, Pils und Spiele
„Kleine“ Stadionlandschaft Ruhrgebiet
(heute)
27 Fußball gedruckt
Sportillustrierte und Tageszeitung
(seit ca. 1900)
28 Live dabei!
Audiovisuelle Medien (seit ca. 1920)
29 In Kabinen und Katakomben
Spieler im Stadion (seit ca. 1920)
Großfoto Kabine
30 Ohne Titel
31 Schulprojekte
Fußballregion Ruhrgebiet
32 Lokale Fußballgeschichte
Fußballregion Ruhrgebiet
33 Fußballregion Ruhrgebiet
Die Spielorte
34 Fußballregion Ruhrgebiet
Die Ausstellung
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reich der Ausstellung und gleichzeitig als Dokumentation der Ausstellungstournee. Auf der
Rückseite hingen die vier DIN A0-Plakate zur Dortmunder Fußballgeschichte, die den Blick
auf das „bunte Kaleidoskop“ mit den 14 anderen lokalen Fußballgeschichten öffneten. Diese
56 DIN A0-Plakate wurden auf gesonderten Stellwänden platziert und dokumentierten so, wie
die Ausstellung im Laufe der Zeit „gewachsen“ war.
Medieneinsatz
Fußball spielt sich gleichermaßen auf dem Platz wie im Kopf des Betrachters ab. Mag das
Spiel im Stadion nur 90 Minuten dauern, so kann es im Bewusstsein ein Leben lang widerhallen. Fußball ist individuelle Erinnerung, Emotion und Ekstase, ist zugleich kollektiver Taumel
und gemeinsames Leiden. Wie lässt sich so etwas ausstellen?
Fußballbezogene Erinnerung orientiert sich an Stätten, Objekten, Spielszenen, Personen. Stadien verkörpern gelebten Fußball, Trikots oder Pokale bündeln Erinnerungen und sind
zugleich Kultgegenstände. Das Spiel selbst schließlich ist vor allem Bewegung und Spannung. Doch auch ein dynamisches Foto bleibt auf einer Tafel stets zweidimensional. Die Faszination des Fußballs erschließt sich erst durch das Spielerlebnis selbst, vor allem im Wiedersehen großer Spiele und Spieler. Dem galt es Rechnung zu tragen – einerseits durch den Medieneinsatz, andererseits durch die Inszenierungen.
So gibt es in der Ausstellung zwei Filme zur Geschichte des Revierfußballs. Der eine ist ca.
35 Minuten lang, lief in der Inszenierung „Kurve“ auf einem großen Flachbildfernseher und
lieferte einen Überblick über die Geschichte des Revierfußballs von den 1920er Jahren bis zur
Bundesligasaison 2004/05. Der andere ist knapp 11 Minuten lang, lief in der Inszenierung
„Kneipe“ und zeigte WM-Teilnehmer aus dem Ruhrgebiet von 1934 bis 2002.
Beim Medieneinsatz war auch das Radio vertreten. Eine ursprünglich von WDR 5 gesendete
Toncollage „Hundstritt, Flachpass, hohes Bein“, die von den Autoren für eine Diashow mit
Fotos unterlegt wurde, lief in der Ausstellung als Dauerschleife auf einem kleineren Flachbildfernseher. Diese „historische Sportschau“ zeigt die allgemeine Entwicklung des Fußballs
von den englischen Anfängen bis zu deutschen Erfolgen im Europapokal. Sie macht es möglich, das eigentliche Thema der Ausstellung, die Geschichte des Revierfußballs, noch einmal
im Rahmen allgemeiner Entwicklungen zu reflektieren.
Ein Computer mit der Homepage der Ausstellung im Offline-Modus sollte auf die wachsende
Bedeutung des Internets auch für den Fußball hinweisen. Da die Homepage der Ausstellung
auf eine Vielzahl von Fußball-Links verweist, sollte beim Ausstellungsbesucher so das Interesse auf das „Fußball-Surfen“ am heimischen Computer geweckt werden. Der reinen Unterhaltung diente die XBox in der Ausstellung. Mit ihr konnten auf einem Röhrenfernseher Fußballspiele von EA Sports gespielt werden.
Exponate
Historische Gegenstände transportieren Bedeutungen und Erinnerungen. Das Flair prominenter Objekte, weihevoller Pokale und Trophäen gehört daher unzweifelhaft zu jeder Fußball16
ausstellung. In der Ausstellung wurden sie absichtlich nicht separat präsentiert, sondern als
Teil der Inszenierungen genutzt, also in ihrem originalen Zusammenhang gezeigt.
So gewinnt z. B. der so genannte „Lumpenball“ aus dem Film „Das Wunder von Bern“ eine
besondere Bedeutung, weil er einen Teil der Kneipeninszenierung ausmacht, deren Hintergrund Großfotos der Kneipe aus dem Film bilden. Das Exponat wird so zum inszenierten Ob
jekt innerhalb einer Inszenierung.
Zwei Beispiele für die Platzierung von Exponaten im Rahmen der Inszenierung „Kneipe“: die Vitrine mit den
Wimpeln in der Ausstellung in Hagen (links) und der so genannte Lumpenball“ in der Ausstellung in Duisburg
(rechts) (Fotos: Uwe Wick, Essen; Fußballverband Niederrhein).
Inszenierungen
Einer Wanderausstellung sind hinsichtlich der Menge und der Darbietung des Materials engere Grenzen gesetzt als einer stationären Präsentation. Dennoch stand von Beginn an fest, dass
sich die Ausstellung „Fußballregion Ruhrgebiet“ nicht auf die ausschließliche Darbietung so
genannter „Flachware“ beschränken sollte.
Fußball ist für Aktive wie Zuschauer gleichermaßen ein emotionales Ereignis. Was ihn wirklich ausmacht, lässt sich daher in einer Ausstellung, die lediglich aus Stelltafeln besteht, kaum
hinreichend abbilden. So lebendig eine zweidimensionale Präsentation auch gestaltet ist,
spricht sie doch zwangsläufig vorrangig den Kopf an. Demgegenüber galt es jene Emotionen
wachzurufen, die die Besucher mit dem Fußball und ihrer Erinnerung daran verbinden. Hierzu werden im Rahmen der Ausstellung einzelne charakteristische Räume „inszeniert“, die für
Aktive wie Zuschauer untrennbar mit dem Fußball verbunden sind. Dabei reichen zumeist
wenige Accessoires, um die jeweilige charakteristische, eigene Erinnerungen stimulierende
Atmosphäre anzudeuten.
Der Besucher nähert sich allen Inszenierungen von außen. Die Außenseite dient zur Dokumentation der historischen Entwicklung der jeweiligen Inszenierung. Im Innern werden die
Besucher mit verschiedenen Mitteln eingeladen, zu verweilen. Dabei werden diese Inszenie-
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rungen leicht verfremdet und so für die Ausstellung nutzbar gemacht. Das gilt für alle drei Inszenierungen: „Kabine“, „Kneipe“, „Kurve“.
„Kabine“
Die Kabine ist dem Umkleideraum in einem normalen Stadion nachempfunden und weckt die
Erinnerungen der heute und ehemals Aktiven. Auf der einen Seite steht ein Großfoto mit einer
typischen Kabinensituation in einem heutigen Amateurverein, auf der anderen Seite eine originale Umkleidebank aus der Kampfbahn „Böhler Heide“ in Hagen. Die Bank gehört zum
Originalinventar aus den 1930er Jahren. Sie ist bestückt mit Trikots von Reviervereinen, die
offen hängen. In zwei Vitrinen befinden sich Trikots und Schuhe von Spielern sowie ein Ball
– also Exponate, die in einer Kabine nicht fehlen dürfen.
Natürlich liest kein Spieler Bücher in der Kabine. Doch gerade durch die Auslage von Literatur über den Revierfußball sollte die Inszenierung innerhalb der Ausstellung nutzbar gemacht
werden. Der Besucher sollte sie sich nicht nur von außen ansehen, sondern Platz nehmen,
verweilen und sich an seine eigene Zeit als Spieler erinnern.
„Kneipe“
Die Kneipe schlägt die Brücke zwischen Aktiven und Zuschauern. Vereinsmitglieder, Anhänger und Zuschauer frequentieren sie seit jeher vor und nach dem Spiel. Als besondere Interpretation von „Lokal-Derby“ ist sie bevorzugter Ort der mehr oder minder fachmännischen
Kommentierung des im Stadion gesehenen Spiels – oder des hier gesehenen, ist sie doch zunehmend auch Ort von „public viewing“.
Die Kneipeninszenierung empfindet durch ausgewählte Requisiten den Eindruck einer Vereinsgaststätte der 1950er Jahre nach. Stilmittel sind die Rückwände mit zwei Großfotos der
Kneipe aus dem Film „Das Wunder von Bern“, historische Kneipentische und Stühle sowie
Vitrinen mit Pokalen und Erinnerungsstücken, wie sie in jeder normalen Vereinskneipe zu
Die Inszenierung „Kneipe“ während der Ausstellung in Bochum (links) und in Kamen (rechts).
(Fotos: Annette Baufeldt, Gelsenkirchen; Uwe Wick, Essen)
18
Die Inszenierung „Kurve“ in der Bochumer Zeche Hannover (links) und die Inszenierung „Kabine“ in OerErkenschwick (rechts). (Fotos: Uwe Wick, Essen; Annette Baufeldt, Gelsenkirchen)
finden sind. Mit dem einzigen Unterschied, dass in den Ausstellungsvitrinen auch hochkarätige Reliquien der regionalen Fußballgeschichte zu sehen sind – wie z. B. der Pokal für den
Westdeutschen Pokalsieger. Selbstverständlich gibt es auch Fußball zu sehen: In einem Fernseher aus den 1950er Jahren, umgerüstet auf DVD-Betrieb, lief die schon erwähnte filmische
Dokumentation über WM-Teilnehmer aus dem Ruhrgebiet.
„Kurve“
Die Kurve – hier stellvertretend zu verstehen für sämtliche Besucherränge eines Stadions – ist
schließlich der Ort, von dem aus die Zuschauer das Spiel erleben. Zu diesen Besuchern zählen
spätestens seit den 1960er Jahren nicht mehr ausschließlich die Anhänger oder Fans der jeweiligen Kontrahenten nebst weiteren mehr oder weniger neutralen Fußballliebhabern. Vor
allem die neuen Sitzplatzstadien ziehen vermehrt Gelegenheitsbetrachter an, die weniger des
sportlichen Geschehens als seiner gesellschaftlichen Bedeutung wegen kommen, zu Neudeutsch: wegen seines Event-Charakters.
Die Inszenierung der Kurve thematisiert diesen Strukturwandel der Stadien und die damit verbundene Baugeschichte. Sie verwendet dazu originale Sitzgelegenheiten aus drei Stadien des
regionalen Spitzenfußballs. Nicht zufällig sind dies die drei Stadien des FC Schalke 04:
Glückauf-Kampfbahn, Parkstadion und Arena AufSchalke (seit 2005 VeltinsArena). Auf diesen Plätzen spielte sich ein beträchtlicher Teil der Erfolgsgeschichte des Revierfußballs ab.
So steht die Glückauf-Kampfbahn für die große Zeit des Aufstiegs des FC Schalke 04 in den
1920er und seiner spielerischen Dominanz in den 1930er und 1940er Jahren sowie für die
Zeit der großen Derbys in der Oberliga West. Mit dem Parkstadion wurde aus Anlass der
Fußball-Weltmeisterschaft 1974 das damals größte Stadion des Ruhrgebiets errichtet. Die
Arena AufSchalke etablierte einen vollkommen neuen Stadiontyp in Deutschland: Die multifunktionale Veranstaltungshalle, in der neben Spitzenfußball auch Rockkonzerte und ShowEvents ihren Platz haben.
Damit die Stadionsitze nicht bloße Requisiten blieben, sondern ihrer eigentlichen Bestimmung gemäß genutzt wurden, konnten die dort Sitzenden den schon erwähnten Film zur Geschichte des Revierfußballs sehen.
19
4
Ausstellungsstädte und -stätten
Die Ausstellung „Fußballregion Ruhrgebiet“ sollte zur Einstimmung der gesamten Region auf
die WM 2006 dienen. Sie wollte gerade auch an den Beitrag kleinerer Vereine und kleinerer
Städte an der Erstehung dieser Fußballregion erinnern. Vor diesem Hintergrund verstand es
sich von selbst, dass die Ausstellung – anders als etwa die Ausstellung „Der Ball ist rund“ im
Jahre 2000 im Oberhausener Gasometer – nicht nur an einem Standort gezeigt werden konnte.
Das Ziel musste vielmehr darin bestehen, möglichst viele Revierstädte zu erreichen und auf
diesem Wege die fußballerischen Leistungen jenseits der großen Vereine zu würdigen. „Fußballregion Ruhrgebiet“ war nur als Wanderausstellung denkbar.
Auswahl der Städte
Die Wahl der Ausstellungsstädte orientierte sich weitgehend an der Fußballgeschichte des
Ruhrgebiets. Zeitliche und räumliche Eckpunkte der Ausstellung waren als Austragungsorte
der WM 2006 die Heimatorte der beiden erfolgreichsten Revierklubs, Gelsenkirchen und
Dortmund. Dazwischen besuchte die Ausstellung 13 weitere Revierkommunen. Neben den
Heimatorten der übrigen Profiklubs Essen, Bochum, Duisburg und Oberhausen sind dies jene
Städte, die einen bzw. mehrere für die regionale Fußballentwicklung wichtige Vereine beherbergen. Das gilt beispielsweise für Witten, wo mit dem 1892 gegründeten FC Witten 92 der
erste Fußballverein des Ruhrgebiets überhaupt zu Hause ist, für Herne, das mit Westfalia
Herne und dem SV Sodingen zeitweise zwei regionale Spitzenvereine stellte, aber auch für
Oer-Erkenschwick, das durch die SpVgg Erkenschwick vor allem seit den Zeiten der Oberliga
West weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Auch Städte wie Hamm, Hagen oder Bottrop, die nur sporadisch an die Tür zum Spitzenfußball klopften, waren wichtige
Standbeine der regionalen Fußballentwicklung und wurden deshalb ebenfalls berücksichtigt.
Mit Recklinghausen wurde die Stadt stellvertretend für ihren Kreis gewählt. Einige typische,
ehemals erfolgreiche Arbeitervereine – wie z. B. der TSV Marl-Hüls oder die SpVgg Herten
12 – entstanden im Kreisgebiet. Kamen wurde als Standort der Sportschule Kaiserau zur Ausstellungsstadt, da die Sportschulen wichtige Impulse geben und Helfer gerade für kleinere
Klubs bilden. Hattingen wurde als Beispiel für eine der kleineren Städte gewählt, in denen es
nie zu einem wirklich erfolgreichen Klub reichte, die aber ebenfalls Teil des Arbeiterfußballs
in der Region waren.
Ausstellungsstätten
Auch die Wahl der Ausstellungsstätten erfolgte in enger Anlehnung an die historische Entwicklung von Fußball und Region. Neben der Auftaktveranstaltung in der Arena AufSchalke
und dem SportCentrum Kamen-Kaiserau wurden jedoch keine reinen Sportstätten ausgesucht,
sondern ein anderer Weg beschritten.
20
Die Stationen der Wanderausstellung
Stadt
Gelsenkirchen
Gelsenkirchen
Bochum
Ausstellungsstätte
Eröffnung Ausstellungsdauer
Arena AufSchalke
26.04.05 27.04.05-28.04.05
Wissenschaftspark
02.05.05 02.05.05-21.05.05
Westfälisches Industriemuseum
Zeche Hannover
25.05.05 26.05.05-26.06.05
Recklinghausen
Umspannwerk Recklinghausen
Museum Strom und Leben
29.06.05 30.06.05-21.08.05
Essen
Zeche Zollverein – Halle 5
25.08.05 26.08.05-11.09.05
Hamm
Technisches Rathaus
15.09.05 16.09.05-14.10.05
Witten
Sparkasse Witten
Veranstaltungscenter
20.10.05 21.10.05-06.11.05
Hagen
Historisches Centrum
Stadtmuseum/Stadtarchiv
10.11.05 11.11.05-27.11.05
Oberhausen
Rheinisches Industriemuseum
Schauplatz Oberhausen (Kesselhaus)
––
01.12.05-08.01.06
Oer-Erkenschwick Bergbau- und Geschichtsmuseum
12.01.06 13.01.06-29.01.06
Duisburg
Landschaftspark Duisburg-Nord
Hüttenmagazin
02.02.06 03.02.06-19.02.06
Herne
Westfälisches Museum für Archäologie 23.02.06 24.02.06-12.03.06
Bottrop
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop
17.03.06 17.03.06-02.04.06
Hattingen
Westfälisches Industriemuseum
Henrichshütte Hattingen
06.04.06 07.04.06-07.05.06
Kamen
SportCentrum Kamen-Kaiserau
––
11.05.06-28.05.06
Dortmund
Westfälisches Industriemuseum
Zeche Zollern II/IV
02.06.06 03.06.06-09.07.06
Prägend für die Geschichte des Revierfußballs war die enge Beziehung zwischen Industrie
und Fußball. Insbesondere für die Vielzahl der eher unpolitischen, nicht dem sozialistischen
Arbeitersport zugehörigen „bürgerlichen Arbeitervereine“ war die regionale Schwerindustrie
ein unverzichtbarer Förderer. Die fast symbiotische Verbindung zum beiderseitigen Vorteil
begann teilweise schon vor dem Ersten Weltkrieg und ist einer der Hauptgründe für den
sportlichen Siegeszug des regionalen Arbeiterfußballs. Sie endete erst mit dem Niedergang
der Montanindustrie in den 1960er und 1970er Jahren. Ohne die enge Beziehung zur Zeche
Ewald Fortsetzung hätte beispielsweise die SpVgg Erkenschwick kaum ihre sportlichen Höhenflüge unternehmen können. Ebenso ist die Erfolgsgeschichte der Sportfreunde Katernberg
ohne die Zeche Zollverein nicht vorstellbar. Vor allem in der Notzeit nach 1945 verschaffte
die Werks-Connection den Arbeiterklubs einen enormen Wettbewerbsvorteil und drückte der
sportlichen Entwicklung im Westen Deutschlands über Jahre hinweg ihren Stempel auf.
Sowohl die inzwischen still gelegte Zeche Ewald Fortsetzung in Oer-Erkenschwick als auch
die Zeche Zollverein in Essen, heute Weltkulturerbe, gehörten deshalb zu den Ausstellungsstätten, weil sie die Verbundenheit von Revierfußball und regionaler Industrie unmittelbar erfahrbar machen. Das gilt auch für weitere historische Industriestandorte: die Zinkfabrik Al21
tenberg in Oberhausen, heute Zentrale des Rheinischen Industriemuseums, der Landschaftspark Duisburg-Nord, die Außenstellen des Westfälischen Industriemuseums, die Zeche Hannover in Bochum und die Henrichshütte Hattingen, die Zentrale des Westfälischen Industriemuseums, die Dortmunder Zeche Zollern II/IV, sowie das Umspannwerk in Recklinghausen,
heute Museum Strom und Leben. Als Teil der Industriekultur im Ruhrgebiet bildeten sie ideale Standorte. Auf der Tournee der Ausstellung durch das Revier wurden so die Industrie- und
die Fußballregion zusammengeführt.
Wo die Wahl solcher symbolischen Stätten nicht möglich war, traten praktische Gesichtspunkte in den Vordergrund. Eine Zusammenarbeit mit Museen wurde bevorzugt. Das gilt für
das Stadtmuseum in Hagen, für das Westfälische Museum für Archäologie in Herne und das
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop. Weitere Ausstellungsstätten wurden in innenstadtnah
gelegenen öffentlichen Gebäuden gefunden: das Technische Rathaus der Stadt Hamm, der
Wissenschaftspark in Gelsenkirchen und das Veranstaltungscenter der Sparkasse Witten.
Zwei Beispiele für die unterschiedlichen Ausstellungsstätten: Die Wirkung der Ausstellung in der Essener Zeche
Zollverein (links), die größte Ausstellungsstätte, und etwas gedrängter im Landschaftspark Duisburg-Nord
(rechts). (Fotos: Tom Hagen, Satisfactory Promotion, Essen; Uwe Wick, Essen)
Für die Abschlussausstellung in Dortmund wurden die beiden auf der rechten Seite abgebildeten Tafeln
hergestellt. Sie dokumentieren gut die räumliche Verteilung der Ausstellungsstätten im Ruhrgebiet (oben)
und bieten an Hand von Fotos einen guten Überblick über die gesamte Ausstellungstournee (unten).
(Tom Hagen, Satisfactory Promotion, Essen)
22
23
5
Rahmenprogramme
Bei Ausstellungen, nicht unbedingt bei Wanderausstellungen, ist es allgemein üblich, dass es
neben Ausstellungsführungen auch ein Rahmenprogramm gibt. Bei diesen Rahmenprogrammen handelt es sich zumeist um Vortragsreihen, Podiumsdiskussionen, Aktionstagen usw. Da
die Ausstellung „Fußballregion Ruhrgebiet – Ausstellung & Event 2005 /2006“ ausdrücklich
im Untertitel auf ihren Event-Charakter eingeht, war von Anfang an klar, dass es Rahmenprogramme geben musste.
Wegen der zumeist kurzen Ausstellungsdauer an einem Ort bestanden nur zwei Arten der
Durchführung für die Rahmenprogramme. Die erste, das Ganze zentral zu organisieren, wurde nicht in Betracht gezogen, weil die Ausstellung bewusst auch die Kooperation mit örtlichen Partnern suchte. Die zweite Möglichkeit, in Kooperation mit örtlichen Partnern ein
Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen, wurde an jedem Ort realisiert. Zum Teil mit finanzieller Förderung durch das Ausstellungsteam wurden ganz verschiedene Aktionen organisiert, die zu völlig unterschiedlichen Besucherresonanzen führten.
Die weitaus größte Resonanz wurde durch die vom jeweiligen Fußballkreis oder dem jeweiligen Partnerverein durchgeführten Turniere im Jugendbereich erreicht. Ähnlich erfolgreich
waren die beiden von der STV Horst-Emscher-Husaren und vom Bürgerhaus Kamen-Methler
organisierten Aktionstage. Dagegen waren die beiden Ü 40-Turniere des FC 96 Recklinghausen und des StadtSportVerbandes Witten von eher bescheidener Reichweite. Das Mini-WMTurnier des Märkischen Gymnasiums, das sich als einzige Partnerschule direkt am Rahmenprogramm beteiligte, war ebenfalls ein voller Erfolg. Für die Turniere gab es neben einer finanziellen Förderung einen Siegerpokal vom Ausstellungsteam sowie fair gehandelte Bälle,
die von Fair Play – Fair Life, einem der Partner des Ausstellungsprojekts, gestiftet wurden.
Insgesamt wurden 19 Aktionstage bzw. Turniere organisiert, mit denen ca. 5.500 Teilnehmer
und Zuschauer erreicht werden konnten (gerundete Zahlen der einzelnen Aktionstage und
Turniere finden sich in der Tabelle). Das ist besonders erfreulich, weil neben aller Theorie
und Geschichte die Fußballpraxis in der Ausstellung nicht zu kurz kommen sollte. Deswegen
wurde die Torwand mit dem Logo der Ausstellung möglichst so platziert, dass sie auch zum
Torwandschießen genutzt werden konnte.
Da die anderen Veranstaltungen des Rahmenprogramms überwiegend im jeweiligen Ausstellungsgebäude stattfanden, sind deren Besucher nicht extra gezählt, sondern in der Zahl der
Ausstellungsbesucher mit berücksichtigt worden.
Neben öffentlichen Ausstellungsführungen, die in der Regel ohne Entgelt sonntags und feiertags angeboten wurden, konnten Gruppen gegen Entgelt auch besondere Führungen buchen.
Von diesem Angebot machten besonders Schulklassen Gebrauch.
In einigen Städten konnten Kinos gewonnen werden, die in ihrem Programm Fußballfilme
während der Ausstellungsdauer anboten, an anderen Ausstellungsstätten konnten auch Fußballfilme direkt im bzw. am Ausstellungsgebäude gezeigt werden.
24
Teilnehmer und Zuschauer bei den Aktionstagen / Turnieren
Stadt
Gelsenkirchen
Bochum
Recklinghausen
Essen
Hamm
Veranstalter / Ausrichter
Aktionsart
STV Horst-Emscher-Husaren Aktionstag
DJK TuS Hordel 1911
C-Jugendturnier
FC 96 Recklinghausen
Ü 40-Turnier
Sportfreunde Katernberg 1913 E-Jugendturnier
Hammer SpVgg 03/04
Mini-StreetsoccerTurnier
Märkisches Gymnasium
Mädchen-Turnier
Mini-WM-Turnier
Witten
StadtSportVerband Witten,
Schülerinnen-Turnier
Fachschaft Fußball /
(Grundschulen)
Ruhr-Gymnasium
Schülerinnen-Turnier
(Sekundarstufe I)
StadtSportVerband Witten
Ü 40-Turnier
Hagen
FLVW-Fußballkreis 13
Mini-WM-Turniere für
– Hagen-Ennepe-Ruhr
Jungen und Mädchen
Oberhausen
FVN-Fußballkreis 10
F-Jugendturnier
– Oberhausen-Bottrop
SpVgg Sterkrade 06/07
Oer-Erkenschwick FLVW-Fußballkreis 27
Minikicker-Turnier
– Recklinghausen/
SpVgg Erkenschwick
Duisburg
Sportfreunde Hamborn 07
C-Jugendturnier
Herne
––
––
Bottrop
FVN-Fußballkreis 10
C-Jugendturnier
– Oberhausen-Bottrop
VfB Bottrop
Hattingen
SG Welper 1893
F-Jugendturnier
Kamen
Bürgerhaus Methler
WM-Aktionstag
SuS Kaiserau 20
Minikicker-Turnier
Dortmund
––
––
Insgesamt
19 Aktionstage/Turniere
Zuschauer/
Teilnehmer
400
550
100
300
300
300
400
150
150
100
250
250
500
400
200
––
300
400
150
300
––
5.500
Da die erste vom Ausstellungsteam selbst organisierte wissenschaftliche Podiumsdiskussion
im Wissenschaftspark Gelsenkirchen eher eine bescheidene Zuschauerresonanz fand, wurden
solche Diskussionen vom Ausstellungsteam selbst nicht weiterverfolgt. Die von örtlichen
Partnern organisierten Veranstaltungen mit lokaler oder regionaler Fußballprominenz (Recklinghausen, Hamm, Witten, Oberhausen, Herne) boten von der Zuschauerresonanz her ein
völlig unterschiedliches Bild. Zu diesen Veranstaltungen kamen zwischen 10 und 80 Besuchern. Dagegen fanden die Auftritte der Revierkabarettisten Frank Goosen (in Bochum und
Hattingen) und Fritz Eckenga (in Recklinghausen) eine größere Zuschauerresonanz.
Die an einigen Ausstellungsstätten organisierten Familientage, in der Regel ein Sonntag mit
gemischten Aktionen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder, wurden ebenfalls völlig unter25
schiedlich angenommen. In diesem Zusammenhang ist das Beispiel des Westfälischen Museums für Archäologie in Herne hervorzuheben. Dort wird an jedem ersten Sonntag im Monat
ein Familientag durchgeführt, so dass er inzwischen einen hohen Bekanntheitsgrad besitzt.
Hier konnte der mit Hilfe des Ausstellungsteams organisierte fußballerische Familiensonntag
eine große Zahl von Besuchern anlocken. Das gelang im ähnlichen Umfang nur noch einmal
in Oer-Erkenschwick – dank eines großen ehrenamtlichen Engagements vom Bürgermeister
über Fußballklub bis hin zum privaten Bergbau- und Geschichtsverein und deren guter Vernetzung in der kleinsten aller Ausstellungsstädte.
Von Herne bis Kamen konnten dank einer Sachspende der Firma Mieg Tipp-Kick-Turniere
angeboten werden. Auch der Erfolg dieser Turniere zeigt, dass bei einer Fußballausstellung
praktische Aktionen im Rahmenprogramm von der Resonanz her höher zu bewerten sind als
mehr theoretische Veranstaltungen.
Beispiele für Veranstaltungen im Rahmenprogramm: Tipp-Kick-Turnier am Familiensonntag in Herne, Siegerehrung beim C-Jugendturnier der DJK TuS Hordel 1911 in Bochum, Torwandschießen in der Ausstellung am
Schauplatz Oberhausen des Rheinischen Industriemuseums, Mini-WM-Turnier des Märkischen Gymnasiums
Hamm. (Fotos: Hartmut Hering, Gelsenkirchen; Mike Piotrowski, Herne; Annette Baufeldt, Gelsenkirchen;
Claudia Carbone, Hamm)
26
6
Kooperation vor Ort
Wie schon beschrieben, war die Kooperation vor Ort ein durchaus gewünschter und gesuchter
Aspekt der Ausstellung. Das bedeutete neben der Zusammenarbeit mit Museen in erster Linie
Einbindung von Stadt- und Kreisverwaltungen, Kooperation mit den Fußballkreisen oder örtlichen Stadtsportbünden bzw. -verbänden. Als Partner wurden außerdem jeweils ein Partnerverein und eine Partnerschule gesucht. Die Kooperation mit den Schulen, die eine Sonderrolle
einnahm, wird ausführlicher im nächsten Kapitel behandelt.
Museum, Verwaltung, Fußballkreis
Bei einer Wanderausstellung, die wie die Ausstellung „Fußballregion Ruhrgebiet“ eine gewisse Größe besitzt, ist es nahe liegend, als Ausstellungsstätten möglichst örtliche Museen zu
suchen. Das gelang in den meisten Fällen. In den Städten, wo das nicht möglich war (Gelsenkirchen, Essen, Hamm, Witten, Duisburg, Kamen) zeigten sich die Nachteile nichtmusealer
Ausstellungsstätten. So musste teilweise Miete gezahlt werden, Aufsichtskräfte selbst organisiert und finanziert werden. Vor allen Dingen fehlte der wichtigste Partner für die Organisation von Veranstaltungen im Rahmenprogramm. Mit Ausnahme von Witten, wo der StadtSportVerband als Partner sehr gute Arbeit leistete, bildeten sie die Stationen mit eher schwächeren Rahmenprogrammen.
Bei den Stadt- und Kreisverwaltungen war die Beteiligung unterschiedlich ausgeprägt. In jedem Fall konnten aber Flyer und Plakate über die örtlichen Schul-, Sport- und Kulturämter
verteilt werden. Bei der Verteilung von Werbematerialien waren auch die jeweiligen Stadtsportbünde bzw. -verbände durchaus hilfreich.
Die Fußballkreise halfen nicht nur bei der Verteilung von Plakaten und Flyern, sondern engagierten sich auch bei der Organisation der Turniere. Die Partnervereine besaßen einerseits eine symbolische Funktion, andererseits sollten sie möglichst mit den Partnerschulen zusammenarbeiten und sich bei der Organisation von Turnieren beteiligen.
Vereine
Die einzelnen Partnervereine waren die STV Horst-Emscher-Husaren in Gelsenkirchen, die
DJK TuS Hordel 1911 in Bochum, der FC 96 Recklinghausen, die Sportfreunde Katernberg
in Essen, die Hammer SpVgg in Hamm, der Wittener FC 92 und der FSV Witten 07/32, der
TSV Fichte Hagen 1863, die SpVgg Sterkrade 06/07 in Oberhausen, die SpVgg Erkenschwick 1916, die Sportfreunde Hamborn 07 in Duisburg, der VfB Bottrop 1900, die SG
Welper 1893 in Hattingen, der SuS Kaiserau 1920 in Kamen.
Die meisten der Vereine wurden danach ausgesucht, dass sie einmal eine besondere Rolle im
Revierfußball gespielt haben, heute aber nur noch unterklassisch spielen. Bewusst wurden
keine der aktuellen oder ehemaligen Bundesligaklubs gewählt, um die Aufmerksamkeit auf
die heutige Lage im Amateurfußball zu lenken. Außerdem war ja eines der Ziele der Ausstel27
lung, gerade an den Anteil der vielen kleineren Klubs bei der Entstehung der Fußballregion
Ruhrgebiet zu erinnern.
Besondere Formen der Kooperation
Die besondere Qualität der Kooperation mit örtlichen Partnern zeigt sich auch in drei Fällen,
in denen es nicht gelang, eine Schule für die Erstellung der lokalen Fußballgeschichte zu gewinnen.
In Hattingen wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Leiter des Westfälischen Industriemuseums und der Fußballabteilung des benachbarten Sportvereins SG Welper 1893, Vorlagen
für die vier DIN A0-Plakate erstellt, die die Geschichte des Stadtteils Hattingen-Welper und
der damit verbundenen fußballerischen Entwicklung des Sportvereins thematisieren. Zur Ausstellung selbst konnten dann nicht nur die Plakate selbst, sondern auch Exponate aus der Vereinsgeschichte präsentiert werden.
In Kamen wurde in Kooperation mit dem FLVW und des benachbarten SuS Kaiserau 1920
vier Plakate erstellt, die zum einen die Entwicklung des Kamener Vorortklubs, zum anderen
die Bedeutung der Sportschule Kaiserau als Verbandssitz des FLVW für Kamen sowie deren
Weiterentwicklung zum SportCentrum Kamen-Kaiserau dokumentieren.
In Dortmund wurde in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Dortmund und dem Historischen
Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark ein Sonderheft zur Fußballregion Ruhrgebiet
und zur Dortmunder Fußballgeschichte erstellt. Basierend auf den Beiträgen des Heftes wurden vier Plakate erstellt, die sich mit Dortmunder WM-Teilnehmern, der Geschichte von Borussia Dortmund sowie mit einem der ältesten Fußballklubs des Ruhrgebiets, mit dem Dortmunder SC 95, beschäftigten.
In Witten bemühte sich der StadtSportVerband in Eigenregie um Exponate zur Wittener Fußballgeschichte, die die vier in Kooperation mit der Schule erstellten Plakate zur lokalen Fußballgeschichte sehr gut ergänzten.
Zwei Beispiele für die Präsentation lokaler Fußballgeschichte während der Ausstellung in Hattingen: Die üblichen vier DIN A0-Plakate (links) wurden durch Exponate in Vitrinen ergänzt. (Fotos: Uwe Wick, Essen)
28
7
Kooperation mit den Schulen
In jeder Stadt der Wanderausstellung sollte, ergänzend zu den zentralen Teilen, eine Präsentation zur jeweiligen lokalen Fußballgeschichte gezeigt werden. Da die Kooperation vor Ort ein
wichtiges Element des Ausstellungsprojekts war, schien es nahe liegend, diese lokalen Geschichten nicht zentral, sondern zusammen mit einem lokalen Partner zu erarbeiten. Von diesen Vorüberlegungen war es nicht weit bis zum Entschluss, als Kooperationspartner für diese
lokalen Fußballgeschichten Schulen vor Ort zu gewinnen.
Auswahl der Schulen
In jeder Ausstellungsstadt wurde eine Schule mit Sekundarstufe II (Gymnasium oder Gesamtschule) gesucht, die sich mit einem Unterrichtsprojekt im Leistungskurs Sport oder in einem
geisteswissenschaftlichen Kurs (Geschichte, SOWI, Pädagogik), eventuell auch fächerübergreifend unter unterschiedlichen Aspekten der lokalen Fußballgeschichte widmen sollte. Die
Entscheidung gegen die Sekundarstufe I und für die Sekundarstufe II hing eng damit zusammen, dass das Thema auf jeden Fall Recherchen außerhalb der Schule bei Vereinen, in Stadtarchiven usw. erfordern würde. Diese Bedingungen sprachen dafür, das Unterrichtsprojekt in
der Sekundarstufe II durchzuführen. Da es außerdem kaum didaktisches Material zum Thema
gibt, war klar, dass das Ausstellungsteam auch eine Handreichung für die Lehrer entwickeln
musste.
Nachdem alle Schulen noch im Schuljahr 2003/04 ausgewählt werden konnten, wurde in den
Sommerferien 2004 ein Leitfaden für die Schulprojekte entwickelt und im Oktober 2004 ein
Workshop für die beteiligten Lehrer organisiert. Außerdem wurden Beratungsgespräche in
den Schulen sowie Unterrichtsbesuche angeboten. Jeder Schule wurde auch eine finanzielle
Fördersumme für die Realisierung des Unterrichtsprojekts zugesagt. Die ursprüngliche Planung sah eine Durchführung der Unterrichtsprojekte im Schuljahr 2004/2005 vor. Leider
konnten die Unterrichtsprojekte aus unterschiedlichen Gründen nicht an allen Schulen realisiert werden. Zwar wurde versucht, Ersatzschulen zu finden, doch auch das gelang nicht in
jedem Fall, so dass am Ende Unterrichtsprojekte an elf Schulen realisiert wurden.
Leitfaden für die Schulprojekte
Der Leitfaden, der auch als Download unter www.fussballregion-ruhrgebiet.de/Publikationen
zur Verfügung steht, wurde als Handreichung für die beteiligten Lehrer konzipiert. Hintergrund für die Erstellung bildeten zwei Erkenntnisse: Einerseits gibt es kaum geeignetes didaktisches Material für die Thematisierung von Fußballgeschichte im Unterricht, andererseits
fehlen in der Fülle der Literatur zur Fußballgeschichte kurz gefasste historischen Darstellungen, die den Ansprüchen für Unterrichtsprojekte genügen.
Der Leitfaden liefert zunächst eine Einführung in die sporthistorische Terminologie und in die
Geschichte der deutschen Sportstrukturen auf Vereins- und Verbandsebene. Es folgt eine
29
chronologisch gegliederte Übersicht über die geschichtliche Entwicklung des Fußballspiels in
Deutschland. Dabei werden immer wieder allgemeine Entwicklungstendenzen und regionale
Besonderheiten für das Ruhrgebiet aufgezählt. Die mediale Vermittlung von Fußball spielt
ebenso wie die Internationalität im deutschen Fußball eine Rolle. Auch Stadionbau und der
Stellenwert des bezahlten Fußballs werden thematisiert. Weitere Schwerpunkte bilden die
Entwicklung im Jugend- und Schulfußball sowie im Frauenfußball. Bis zur Einführung der
Bundesliga 1963 – sozusagen der Beginn der „Neuzeit“ im deutschen Fußball – wurde eine
chronologische Darstellung gewählt. Danach wird zunächst die Entwicklung im deutschen
Profifußball aufgezeigt, bevor in eigenen Abschnitten Entwicklungstendenzen im Amateurfußball und im Jugend- und Schulfußball sowie die Entstehung des Frauenfußballs in
Deutschland thematisiert werden. Auch der Integration von Ausländern im Fußball ist ein eigener Abschnitt gewidmet. Es folgen Informationen zur Überlieferung von Fußballgeschichte
auf lokaler Ebene – also, welche Art von Quellen ist an welchem Ort zu erwarten. Außerdem
werden Themenvorschläge für den Unterricht angeboten. Abgeschlossen wird der Leitfaden
durch eine kommentierte Auswahlbibliografie zur Geschichte des Fußballs im Ruhrgebiet, in
einzelnen Revierstädten, zur Entwicklung des Fußballspiels in Deutschland und zu speziellen
Themen der Fußball- und Sportgeschichte.
Realisierung der Unterrichtsprojekte
Fünf Gymnasien, darunter ein privates Gymnasium, und fünf Gesamtschulen realisierten Unterrichtsprojekte in der Sek. II. Ein Gymnasium entschied sich dafür, dass Projekt im Geschichtsunterricht der Klasse 10 anzusiedeln. 3x wurde das Projekt im Unterricht eines Leistungskurses Sport, 1x im Unterricht eines Leistungskurses Geschichte, 4x im Unterricht eines
Grundkurses Geschichte, 1x im Unterricht eines Grundkurses Sozialwissenschaften und 1x
fächerübergreifend (Sport, Geschichte, Pädagogik) durchgeführt. Die Verteilung lag fast ausgeglichen auf alle drei Jahrgangsstufen verteilt (4x Jahrgangsstufe 11, je 3x Jahrgangsstufe12
und 13). Dabei fällt auf, dass alle drei Leistungskurse Sport die Projekte im Rahmen der Jahrgangsstufe 12 absolvierten. Das lässt darauf schließen, dass der Lehrplan hier am ehesten Zeit
lässt, für solche nicht verbindlich vorgeschriebenen, theoretischen Unterrichtsanteile. Bei den
Geschichtsgrundkursen lag dagegen der Schwerpunkt bei der Jahrgangsstufe 11. Das Thema
wurde entweder im Rahmen von Projektwochen oder über mehrere Wochen im Unterricht
verfolgt, in Einzelfällen bildete es sogar ein ganzes Schuljahr lang Gegenstand des Unterrichts im jeweiligen Kurs.
Unterrichtsthemen
Bewusst wurde vorher nicht vorgegeben, auch nicht erwartet, dass jede Schule eine komplette
lokale Fußballgeschichte abliefert. Vielmehr sollten die Schülerinnen und Schüler bei der
Auswahl der Themen frei sein. Heraus kam eine erstaunliche Themenvielfalt. Insgesamt wurden von den elf Schulen 50 Themen bearbeitet, die allerdings nicht alle historisch waren.
Schwerpunkte bildeten die Geschichte einzelner Vereine (18x), Frauen- und Mädchenfußball
30
(7x), Nationalsozialismus, Nachkriegszeit und 1950er Jahre (je 4x), Jugendfußball und Ausländer/Migranten (je 3x). Weitere Themen waren der DJK-Fußball, Stadien, Freizeitfußball,
Gewalt/Drogen (je 2x) sowie Trainer, Schiedsrichter, Kommerzialisierung (je 1x).
Bei den Vereinsgeschichten lag der Schwerpunkt bei der Entwicklung nach 1945. Auffallend
war, wie häufig DJK-Vereine aus der Region gewählt wurden. Beim Frauen- und Mädchenfußball ging es immer um die heutige Situation und um die historische Entwicklung – entweder seit den 1950er Jahren oder seit 1970. Bei fast allen Unterrichtsprojekten wurde zunächst
im Internet recherchiert, es folgten Literaturrecherchen und Recherchen in Stadt-, Vereinsund Zeitungsarchiven. Eine wichtige Rolle spielten auch Interviews mit Zeitzeugen.
Beteiligte Schulen, Unterrichtsfächer und Jahrgangsstufen
Stadt
Schule
Unterrichtsfach
Kurs / Jahrgangsstufe
Gelsenkirchen
Gesamtschule Horst
Geschichte
GK 11
Bochum
Städt. Gymnasium Goethe-Schule Geschichte
Kl. 10
Recklinghausen
Wolfgang-Borchert-Gesamtschule Fächerübergreifend
GK 11
Essen
Don-Bosco-Gymnasium
Geschichte
GK 13
Hamm
Märkisches Gymnasium
Sport
LK 12
Witten
Holzkamp-Gesamtschule
Sport
LK 12
Hagen
––
––
––
Oberhausen
Gesamtschule Altstadt
Geschichte
LK 13
Oer-Erkenschwick Willy-Brandt-Gymnasium
Geschichte
GK 11
Duisburg
Steinbart-Gymnasium
Sport
LK 12
Herne
Pestalozzi-Gymnasium
Geschichte
GK 11
Bottrop
Willy-Brandt-Gesamtschule
Sozialwissenschaften
GK 13
Hattingen
––
––
––
Kamen
––
––
––
Dortmund
––
––
––
Präsentation in den Schulen
Den Schulen wurde vorher mitgeteilt, dass die Präsentation der Schulergebnisse im Rahmen
der Ausstellung in Form von vier DIN A0-Plakaten erfolgen würde. Das Ganze wurde mit der
Bitte versehen, bei den Recherchen eben auch für die Präsentation geeignete Bilddokumente
zu berücksichtigen. Ansonsten wurde angeregt, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse vorab schon einmal in der Schule präsentieren sollten. Diese Präsentation sollte unabhängig von den späteren Plakaten sein, auf denen auch auf diese weiterführenden Präsentationen hingewiesen werden sollten.
Acht Schulen präsentierten ihre Ergebnisse innerhalb der Schulen, drei beließen es bei einer
Ergebnispräsentation im Kursunterricht. Zwei Schulen verbanden die Präsentation mit einem
Schülerturnier, zu dem andere Schulen eingeladen wurden. Eine Schule beteiligte sich später
mit einer Mini-WM am lokalen Rahmenprogramm der Ausstellung. Die Präsentationen in der
31
Schule bestanden aus Collagen und Plakaten, aus Exponaten in Vitrinen und „Flachware“ an
Stellwänden, es wurden selbst produzierte Filme und PowerPoint-Präsentationen gezeigt, in
einigen Fällen sogar Rauminszenierungen.
Feedback der Schulen
Alle beteiligten Lehrer wurden gebeten, entweder selbst oder zusammen mit den Schülern einen Erfahrungsbericht zum Unterrichtsprojekt zu verfassen. Sechs Schulen folgten dieser Bitte. Diese Berichte wurden im Katalog zur Ausstellung publiziert. Außerdem wurde vom Willibald Gebhardt Institut zusammen mit dem Landesinstitut für Schule/Qualitätsagentur ein
Workshop organisiert, der unter dem Titel „Steilpass in die Schule“ im Mai 2006 in Soest
stattfand. Weitere Veranstalter waren der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen und
die dvs-Kommission Fußball. Auf diesem Workshop, zu dem auch Schulpolitiker, Vertreter
der Schulverwaltung und Mitglieder der Schulfußballausschüsse bei Fußballverbänden eingeladen wurden, konnten die beteiligten Lehrer noch einmal über das Projekt reflektieren. Aus
den Erfahrungsberichten und den Vorträgen beim Workshop von insgesamt acht der beteiligten elf Schulen lässt sich folgendes Fazit ziehen:
Die Thematisierung von Fußballgeschichte stellt sowohl im Leistungskurs Sport als auch im
Grundkurs Geschichte eine Bereicherung für den Unterricht dar. Sie bietet gerade auf Stadtteil- und lokaler Ebene eine gute Möglichkeit, anknüpfend an heutige Lebenswelten von
Schülern, Änderungen und Entwicklungen im Verlauf von Jahrzehnten in einem überschaubaren Bereich aufzeigen.
Zwei Beispiele für Präsentationen in der Schule: Im Pestalozzi-Gymnasium in Herne wurde daraus ein Aktionstag mit Ergebnispräsentation, Fußballturnier und Kaffee- und Kuchenstand (links), im Bochumer GoetheGymnasium stand die Präsentation der Ergebnisse im Vordergrund (rechts).
(Fotos: Uwe Wick, Essen; Goethe-Schule, Bochum)
32
Präsentation der Ergebnisse der Schulprojekte im Rahmen der Ausstellung am Beispiel Wissenschaftspark
Gelsenkirchen (links), Präsentation aller lokalen Fußballgeschichten im Rahmen der Abschlussausstellung während der WM 2006 in Dortmund. (Fotos: Tom Hagen, Satisfactory Promotion, Essen; Uwe Wick, Essen)
Da inzwischen sehr viele Vereine mit eigenen Homepages im Internet vertreten sind und dort
auch ihre Vereinsgeschichte thematisieren, bietet sich den Schülern die Chance, zunächst in
einem vertrauten Medium zu recherchieren. Den Lehrern wird dann zur Vertiefung der ersten
Ergebnisse die Möglichkeit gegeben, für weitere Recherchen auf andere Überlieferungsformen hinzuweisen und Schüler so auch eine gewisse Quellenmethodik beizubringen.
Deutlich wurde beim Thema auch: Je weiter die entsprechende Zeitepoche zurückliegt, desto
schwieriger ist die Vorbereitung für die Lehrer und die Motivation der Schüler. Deutlich wurde ebenfalls, dass ohne die Erstellung des Leitfadens wohl einige der Unterrichtsprojekte
nicht realisiert worden wären.
Das weist auf ein großes Manko für die Thematisierung von Fußball-Themen im Unterricht
hin. Es fehlt geeignetes didaktisches Unterrichtsmaterial, z. B. eine „Kleine Geschichte des
Fußballsports in Deutschland“, die für Lehrer und Schüler das Fußballspiel aus mehreren Perspektiven untersucht und darlegt.
33
8
Ausstellungskatalog
Im November 2005 erschien das Buch „Fußballregion Ruhrgebiet“ als Katalog zur Ausstellung im Verlag Die Werkstatt, herausgegeben vom Fußball- und Leichtathletik-Verband
Westfalen und vom Willibald Gebhardt Institut. Da das Buch erst nach Beginn der Ausstellung erschien, bot sich die Möglichkeit die Ausstellung selbst und nicht nur die Exponate der
Ausstellung zu zeigen.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Der
erste Teil widmet sich der Ausstellung, der
letzte
dokumentiert
beispielhaft
die
Schulprojekte. Der mittlere und mit Abstand
längste Teil präsentiert die Texte und Fotos
der Ausstellungstafeln.
Der Katalog zu Ausstellung ist ein üppig
bebildertes Buch zur Geschichte des
Revierfußballs. Das Layout wurde vom
Grundlayout
der
Ausstellungstafeln
abgeleitet, aber nicht kopiert, damit sie dem
Medium Buch entspricht. Jedes Kapitel wird
mit einem großen Foto eingeleitet, die
Farben blieben als farbige Balken erhalten.
Die auf der jeweiligen Ausstellungstafel
verteilten Texte wurden zu einem Text
zusammengefasst, der, um zusätzliche
Informationen erweitert, in die jeweilige
Epoche bzw. das jeweilige Thema einführt.
Es folgen reine Fotoseiten mit den Bildern
der Ausstellungstafeln sowie bewusst knappen Bildunterschriften. Nicht jede Ausstellungstafel erhielt ein einzelnes Kapitel, einige wurden zusammengefasst. Die Reihenfolge wurde im
Vergleich zur Ausstellung leicht geändert.
Das Resultat besteht aus 25 Kapiteln statt 30 Ausstellungstafeln, die 90 % aller Bilder der
Ausstellung zeigen. Auf über 200 Seiten, von denen der größte Teil reine Fotoseiten sind,
wird die Entstehung der „Fußballregion Ruhrgebiet“ wieder lebendig.
Das Buch zur Ausstellung transportiert die Kernaussagen der Wanderausstellung und entspricht dem Corporate Design des gesamten Projektes. Es ist darüber hinaus aber ein eigenständiges Produkt, das auch nach dem Ende der Ausstellung gefragt bleibt.
34
9
Besucherresonanz
Die Ausstellung wurde an 16 Ausstellungsstätten in 15 Revierstädten gezeigt. Der Eröffnung
in der Arena AufSchalke folgten nur zwei normale Öffnungstage. Dieses ungewöhnlich kurze
Gastspiel im Glückauf-Klub des Stadions, das wegen des nächsten Heimspiels nicht verlängert werden konnte, war durch die dadurch erzielte öffentliche Aufmerksamkeit durchaus lohnenswert für die Ausstellung.
Die einzelnen Ausstellungsstationen wurden in der Regel an einem Donnerstag eröffnet. Freitags folgte der erste reguläre Öffnungstag, sonntags war letzter Öffnungstag, um den Montag,
in den meisten Museen kein Öffnungstag, für den Ausstellungsabbau nutzen zu können. Die
eher schwach besuchten Museumstage Dienstag und Mittwoch konnten so für den Aufbau
genutzt werden. Mit diesem Rhythmus wurde gewährleistet, dass die Ausstellung auch bei
den kürzeren Gastspielen von zweieinhalb Wochen Dauer an mindestens 15 Öffnungstagen,
davon drei Wochenenden, zu besichtigen war. Die unterschiedliche Länge bei den einzelnen
Stationen ergab sich aus der Notwendigkeit, die Ferien zu überbrücken, im Einzelfall auch,
um einen nahtlosen Übergang zur folgenden Ausstellungsstätte zu gewährleisten. In Gelsenkirchen und besonders bei der letzten Ausstellungsstätte in Dortmund während der WM 2006
waren von vorn herein längere Aufenthalte geplant.
An insgesamt 329 Öffnungstagen besuchten ca. 33.500 Besucher die Ausstellung. Das bedeutet einen Schnitt von knapp über 100 Besuchern pro Tag. Die einzelnen Zahlen sind aus der
folgenden Tabelle zu entnehmen. Sie sind jeweils auf fünfzig gerundet worden. Teilnehmer
an den Eröffnungsveranstaltungen sind ebenso wie Teilnehmer an Rahmenveranstaltungen im
jeweiligen Ausstellungsgebäude berücksichtigt worden.
Ein Schnitt von mehr als 100 Besuchern pro Tag ist für eine historische Ausstellung dieser
Größenordnung sehr gut. Dagegen zeigt die Verteilung der Besucherzahlen auf die einzelnen
Ausstellungsstätten, dass durchaus noch mehr Potenzial vorhanden war.
Bei den absoluten Besucherzahlen führen die drei zum Westfälischen Industriemuseum gehörenden Museen: Zeche Zollern II/IV, Henrichshütte Hattingen und Zeche Hannover. Beim
Besucherschnitt liegt die Zeche Zollern II/IV vor der Henrichshütte Hattingen und der Zeche
Zollverein. Dabei wurde die Arena AufSchalke wegen der sehr kurzen Laufzeit nicht berücksichtigt.
Bei den absoluten Besucherzahlen belegen mit je 750 Besuchern das Veranstaltungscenter der
Sparkasse Witten, der Schauplatz Oberhausen des Rheinischen Industriemuseums und das Josef Albers Museum Quadrat Bottrop gemeinsam den vorletzten Platz. Den letzten Platz teilen
sich das Technische Rathaus Hamm und das Historische Center Hagen. Beim Besucherschnitt
liegt Hagen auf dem vorletzten Platz, den letzten teilen sich der Schauplatz Oberhausen des
Rheinischen Industriemuseums und das Technische Rathaus Hamm.
Einige der Diskrepanzen bei den Zahlen lassen sich mit der unterschiedlichen Akzeptanz der
jeweiligen Ausstellungsstätten in der Öffentlichkeit erklären, andere mit den unterschiedli35
chen Jahreszeiten – z. B. die Zahlen in Oberhausen, wo die Ausstellung in der für die meisten
Museen besucherschwachen Vorweihnachtszeit gastierte. Im Technischen Rathaus Hamm
war eine Öffnung am Wochenende nicht möglich, was die schwachen Besucherzahlen erklärt,
die durch die übliche „Laufkundschaft“ des Rathauses nicht ausgeglichen werden konnten.
Die Extraschicht – Nacht der Industriekultur – 2005 und 2006 sorgte mit ihren Sonderöffnungszeiten für ein Besucherplus von 600 in Bochum und 2.300 in Dortmund.
Besucherzahlen in der Ausstellung
Stadt
Ausstellungsstätte
Öffnungs- Besucher- Besucher
tage
schnitt
insgesamt
Gelsenkirchen
Arena Auf Schalke
2
175,0
350
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
20
57,5
1.150
Bochum
Westfälisches Industriemuseum
Zeche Hannover
25
120,0
3.000
Recklinghausen
Umspannwerk Recklinghausen
Museum Strom und Leben
45
60,0
2.700
Essen
Zeche Zollverein, Halle 5
15
146,7
2.200
Hamm
Technisches Rathaus
20
25,0
500
Witten
Sparkasse Witten,
Veranstaltungscenter
17
44,1
750
Hagen
Historisches Centrum,
Stadtmuseum/Stadtarchiv
15
33,3
500
Oberhausen
Rheinisches Industriemuseum,
Schauplatz Oberhausen
30
25,0
750
Oer-Erkenschwick Zeche Ewald Fortsetzung,
Bergbau- und Geschichtsmuseum
15
80,0
1.200
Duisburg
Landschaftspark Duisburg-Nord,
Hüttenmagazin
15
76,7
1.150
Herne
Westfälisches Museum
für Archäologie
15
113,3
1.700
Bottrop
Josef Albers Museum
Quadrat Bottrop
15
50,0
750
Hattingen
Westfälisches Industriemuseum
Henrichshütte Hattingen
29
169,0
4.900
Kamen
SportCentrum Kamen-Kaiserau,
Auditorium des CongressCenters
18
77,8
1.400
Dortmund
Westfälisches Industriemuseum
Zeche Zollern II/IV
33
318,2
10.500
Insgesamt
329
101,8
33.500
Die Diskrepanz bei den Besucherzahlen belegt wohl auch, dass die Fußballtradition und das
damit verbundene Interesse für Fußballthemen in den Städten höchst verschieden ausgeprägt
ist. Dazu muss man nur die Zahlen aus Hagen und Witten mit denen aus Herne und OerErkenschwick vergleichen. Einschränkend muss allerdings auch festgestellt werden, dass die
Ausstellung in unterschiedlich großen Städten zu Besuch war, deren Einwohnerzahlen zwi36
schen ungefähr 32.000 und 600.000 Menschen variieren und damit unterschiedlich große Besucherpotenziale für Ausstellungen besitzen.
Die vorzüglichen Besucherzahlen in der Zeche Zollern II/IV hängen u. a. mit der WM 2006
zusammen. So ist dokumentiert, dass mit Ausnahme der Schweden Touristen aus allen in
Dortmund spielenden Nationen die Ausstellung besucht haben. Damit wurde ein weiteres der
beiden ursprünglichen Hauptziele der Ausstellung erreicht: Nicht nur die Revierbürger auf die
WM einzustimmen, sondern auch das Ruhrgebiet als Fußballregion den WM-Touristen zu
präsentieren.
Trotz aller Erklärungen für die Diskrepanz bei den Besucherzahlen muss auch die ursprüngliche Vorgabe von 15 Ausstellungsorten in knapp 15 Monaten als zuviel angesehen werden.
Selbst für den besonderen Charakter des Ruhrgebiets waren das zu viele Orte auf zu engem
Raum. Diese Vorgabe ließ kaum Kompromisse bei der Auswahl zu. Auch die kurze Vorlaufzeit, nicht gewollt, sondern bedingt durch die späte finanzielle Sicherstellung des Projekts,
wirkte sich zwar inhaltlich nicht negativ aus, sorgte aber für manchen Kompromiss bei den
Ausstellungsorten, zumal ja dann nur kurzfristig Partnerschulen gesucht werden konnten.
Mit zehn bis maximal zwölf Ausstellungsstätten, die sorgfältiger in Bezug auf Akzeptanz oder Lage, z. B. in den Kreisen, hätten ausgesucht werden können, und längeren Verweildauern hätten sich die Zahlen sehr wahrscheinlich steigern lassen. Eine längere Vorbereitungszeit
hätte auch die Chance eröffnet, über die Ergebnispräsentation der Schulen hinaus, mit weite
ren Exponaten die jeweilige lokale Fußballgeschichte zu dokumentieren.
Prominenz bei der Eröffnung in der Arena AufSchalke: der ehemalige Sportminister von NRW, Dr. Michael
Vesper, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Dr. Theo Zwanziger, der ehemalige Manager von
Schalke 04, Rudi Assauer, und der Präsident des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen, Hermann
Korfmacher (von links). Der letzte Aufbau in der Zentrale des Westfälischen Industriemuseums, Zeche Zollern
II/IV in Dortmund (rechts). (Fotos: Tom Hagen, Satisfactory Promotion, Essen)
37
10
Internet und Werbematerialien
Für die Ausstellung wurde eine eigene Internetseite (www.fussballregion-ruhrgebiet.de)
gestaltet. Die Homepage diente sowohl zur Bewerbung als auch zur Dokumentation der Ausstellung.
Zwischen dem 1. Mai 2005 und dem 31. Juli 2006 konnten ca. 54.500 Zugriffe auf die Homepage gezählt werden. Das bedeutet einen Besucherschnitt von rund 120 pro Tag. Selbst bis
Mitte August 2006 haben noch gut 1.700 Besucher die Ausstellungsseite angewählt. Ein Beweis dafür, dass das Konzept der Homepage aufgegangen ist. Sie wurde so konzipiert, dass
sie gleichsam mit der Ausstellung „wachsen“ sollte.
Im April 2005 wurde eine Homepage freigeschaltet, auf der die Ausstellung selbst erklärt und
beschrieben wurde, die eine Menge von systematisch gegliederten Fußball-Links sowie die
üblichen Informationen zu den ersten beiden Ausstellungsstätten enthielt. Außerdem fanden
die Besucher eine Aufstellung der weiteren Städte der Tournee. Was anfangs bei Journalisten
vereinzelt zu Kritik führte, hielt Neugier und Spannung hoch. Mit jedem neuen Ausstellungsort wurden die Informationen über die folgenden Ausstellungsstätten freigegeben. Gleichzeitig entstand ein Fotoarchiv über die abgelaufenen Ausstellungen, das mit jeder neuen Ausstellungsstätte wuchs. Dadurch ist die Homepage inzwischen zu einer Dokumentation des gesamten Ausstellungsprojekts geworden. Für die Abschlussausstellung in Dortmund während der
WM 2006 wurde sie außerdem um einen englischen Auftritt ergänzt, um so auch WMTouristen erreichen zu können.
Auch bei der Bewerbung der Ausstellung war die Homepage sehr hilfreich. In vielen Ausstellungsstädten gab es auf den Homepages der Ausstellungsstätten und den kommunalen Internetseiten eine Verlinkung zur Homepage der Ausstellung. Auf den Internetseiten der Hauptförderer und Kooperationspartner wurde auf die Ausstellungsseite verwiesen. In vielen Presseberichten wurde für weitere Informationen ebenfalls auf die Homepage hingewiesen.
Die weitere Bewerbung der Ausstellung geschah neben den Pressekonferenzen zum Auftakt
der jeweiligen Ausstellungsstationen über Flyer und Plakate. Beide wurden im Corporate Design der Ausstellung entworfen.
Das Corporate Design der Ausstellung variiert im Logo die Farben Grün und Rot, die nicht
nur die Landesfarben von Nordrhein-Westfalen aufnehmen, sondern vor allen Dingen daran
erinnern sollen, dass sich ein großer Teil des Revierfußballs nicht auf grünem Rasen, sondern
auf roter Asche abspielt. Als Hauptfarbe für Plakat und Flyer wurde mit Blau die Farbe gewählt, die sich in den meisten Stadtwappen der Revierkommunen wieder findet.
Aus Kostengründen wurde von den Plakaten direkt zu Beginn eine ausreichende Auflage gedruckt, um dann entsprechende Teilauflagen mit Eindrucken für die jeweilige Ausstellungsstätte zu versehen.
Beim sechsseitigen Flyer gab es ein Grundlayout, das jeweils mit neuen Inhalten gefüllt wurde. Jeder Flyer wurde extra gedruckt. Das war zwar kostspielig, hinterließ aber einen profes38
sionellen Eindruck. Neben der Vorder- und Rückseite, die auf die jeweilige Ausstellungsstätte
zugeschnitten waren, erhielt er Informationen zum Rahmenprogramm sowie einen Text und
Fotos zur lokalen Fußballgeschichte der jeweiligen Stadt. Nur der allgemeine Text über Ausstellung und Hauptförderer blieb unverändert. So konnte auch den jeweiligen lokalen Mitwirkenden gedankt werden. Außerdem wurde so ein Anreiz für lokale Sponsoren geschaffen, die
auf der jeweiligen lokalen Seite mit Logo platziert wurden.
Bei der Verteilung von Flyern und Plakaten wurden einerseits die Verteiler der Museen genutzt, andererseits auch die der städtischen Kultur- Sport-, und Schulverwaltungen. In den
Kreisen konnten auch die Verteiler der Kreisverwaltungen genutzt werden. Die Fußballkreise
beteiligten sich ebenfalls an Verteilaktionen. Das erklärt die unterschiedlichen Auflagenhöhen
der einzelnen Flyer und Plakate. Auch hier sollte eines der Grundprinzipien des Ausstellungsprojekts zur Geltung kommen, möglichst wenig zentral vorzugeben, sondern viel in Kooperation mit lokalen Partnern umzusetzen.
Für den Workshop „Steilpass in die Schule“, der im Mai 2006 in Soest stattfand, wurde im
Corporate Design der Ausstellung ein Flyer mit dem Programm gedruckt. Zur Abschlussausstellung in Dortmund wurde ein englischer Flyer zur Information und Bewerbung der Ausstellung bei WM-Touristen publiziert.
Die beiden Medienpartner der Ausstellung, WDR 5 und taz nrw, machten ebenfalls Werbung
für die Ausstellung. Die taz nrw im Rahmen ihrer normalen Berichterstattung, der WDR sendete darüber hinaus regelmäßig Jingles zur Ausstellung in seinem Hörfunkprogrammen.
Auflagenhöhen von Flyern und Plakaten
Stadt
Gelsenkirchen
Bochum
Recklinghausen
Essen
Hamm
Witten
Hagen
Oberhausen
Oer-Erkenschwick
Duisburg
Herne
Bottrop
Hattingen
Kamen
Dortmund
Dortmund (Tourneeplakat)
Dortmund (englischer Flyer)
Insgesamt
Flyer
10.500
12.500
9.000
7.500
3.500
11.500
6.000
8.000
5.000
5.800
4.500
3.000
4.800
5.000
11.150
7.000
114.250
Plakate
500
500
800
350
350
200
325
205
625
340
285
245
190
250
500
500
6.165
39
Außen- und Innenseiten des Flyers am Beispiel Kamen (oben) und Gelsenkirchen (unten).
40
11
Wissenschaftliche Rezeption der Ausstellung
Für die quantitative Verbreitung eines Ausstellungsprojekts ist die wissenschaftliche Rezeption eher uninteressant. Was jedoch die Qualität einer Ausstellung betrifft und vor allen Dingen
ihre Nachhaltigkeit, ist die Wahrnehmung in der Wissenschaft von zentraler Bedeutung.
Schon im Juli 2004 konnte der erste Vortrag über die Ausstellung im Rahmen eines
Workshops „Fußball und Alltagskultur“ der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn gehalten werden.
Im September 2005 folgten zwei Vorträge – einer über die Ausstellung allgemein, einer über
die Schulprojekte – im Rahmen des 9th ISHPES Congress „New Aspects of Sport History” an
der Deutschen Sporthochschule Köln. Beide Vorträge werden auch im Kongressband publiziert, der in Vorbereitung ist.
Im Dezember 2005 konnte ein weiterer Vortrag im Rahmen des Seminars „Strukturwandel
Ruhr: Kultur und Medien“ am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum
gehalten werden.
Im Mai 2006 konnte noch einmal über die Ausstellung, dieses Mal wieder mit Schwerpunkt
auf die Kooperation mit den Schulen, auf dem Workshop „Steilpass in die Schule“ des Landesinstituts für Schule/Qualitätsagentur in Soest referiert werden.
Am Historischen Institut der Ruhr-Universität Bochum wurde im Wintersemester 2005/06 ein
museumspraktisches Seminar durchgeführt, das das Ausstellungsprojekt thematisierte. Im
Rahmen des Seminars wurden von einer studentischen Arbeitsgruppe Bilddokumente recherchiert und Texte erstellt, die als Vorlagen für die vier Plakate zur lokalen Fußballgeschichte
in Hagen genutzt werden konnten. Hagen gehörte zu den vier Städten, in denen keine Schule
zur Zusammenarbeit gewonnen werden konnte. Hier gilt es, Ähnliches wie bei der Zusammenarbeit mit Schulen festzustellen: Das Interesse der Studenten am Thema war groß, deren
Vorkenntnisse eher gering und deren thematische Vorbereitung eher schwierig. Obwohl es
inzwischen eine Fülle von wissenschaftlichen Abhandlungen zur Fußballgeschichte gibt, fehlt
ein didaktisch konzipiertes Werk zu historischen Fußballthemen, das etwa zur Vorbereitung
von Seminaren im Grundstudium genutzt werden kann.
Neben den schon erwähnten und sich in Vorbereitung befindenden Beiträgen erschienen noch
ein Beitrag über die Ausstellung im Forum Industriedenkmal und Geschichtskultur (1/2005)
und ein ausführlicher Aufsatz über die Ausstellung im Sonderheft „Anstoß. Streifzüge durch
die Geschichte des Revierfußballs“ des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark (Heimat Dortmund 2006, Heft 1).
41
12
Medienresonanz und Zeitungsausschnitte (Auswahl)
Die Resonanz in den Medien war zu Beginn der Ausstellung für ein regionales Projekt überdurchschnittlich gut. Zeitungen und Fachpresse (z. B. Der Kicker) berichteten national über
die Ausstellung. Das Fernsehen (u. a. ZDF, WDR) war ebenso dabei wie der Hörfunk. Im
weiteren Verlauf der Ausstellung verlagerte sich die Berichterstattung zunehmend auf die lokale Ebene. Es gelang aber immer wieder, auch regional und überregional in die Medien zu
kommen. So gab es Berichterstattungen über die Ausstellung in einigen Beilagen regionaler
Zeitungen und im Reiseteil der Welt am Sonntag. Der WDR strahlte längere Beiträge über die
Ausstellung in seinen Lokalfenstern aus – z. B. anlässlich der Duisburger und Dortmunder
Ausstellung. Die ZDF-Sportsendung am Sonntag nutzte die Ausstellung als Kulisse für ein
Interview mit Jürgen Kohler, der damals gerade Trainer des MSV Duisburg geworden war.
Auf lokaler Ebene wurde in der Regel nicht nur in den Lokalteilen der zwei bis drei großen
vor Ort herausgegebenen Tageszeitungen berichtet, sondern auch in den kleineren Anzeigenblättern auf lokaler oder Stadtteilebene. Außerdem berichteten häufig auch die privaten lokalen Hörfunkprogramme über die Ausstellung. Beides war wichtig für die Besucherresonanz.
Auch größere Vereine wurden gezielt angesprochen und mit Informationen über die Ausstellung versorgt. So erschienen Berichte über die Ausstellung z. B. in der Vereinzeitung der
Hammer SpVgg 03/04 und in der Stadionzeitung von Rot-Weiß Essen.
Die Berichterstattung in Presse, Hörfunk und Fernsehen war durchgehend positiv. Sowohl
Ausstellungsinhalte als auch deren Präsentation wurden gelobt. In der lokalen Presse wurde
immer wieder auch die Kooperation vor Ort, besonders mit den Schulen, hervorgehoben. In
den kleineren Revierstädten spielte in der Berichterstattung natürlich auch die Tatsache eine
Rolle, dass die eigene Stadt berücksichtigt wurde und die Ausstellung nicht nur in den großen
Städten zu sehen war.
Die positive Presseresonanz ist auch deswegen so hoch anzusiedeln, weil die Ausstellung
„Der Ball ist rund“, die vor sechs Jahren aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des DFB im
Gasometer Oberhausen präsentiert wurde, mit einem ganz anderen Konzept und einem wesentlich höheren Etat, einen Richtwert für Fußballausstellungen – nicht nur im Ruhrgebiet –
gesetzt hat, der nicht leicht zu übertreffen war.
Die Presseresonanz auf die Ausstellung „Fußballregion Ruhrgebiet – Ausstellung & Event
2005 / 2006“ zeigt, dass man Fußballthemen auch mit bescheideneren Etats und anderen Konzepten öffentlichkeitswirksam präsentieren kann.
Insgesamt sind weit über 200 Presseartikel zur Ausstellung veröffentlicht worden. Im Folgenden wird eine kleine Auswahl davon gezeigt. Diese Auswahl soll dokumentieren, wie unterschiedlich die Presseberichterstattung war, aber auch zeigen, in welch unterschiedlichen Medien über die Ausstellung berichtet wurde. Da für die Besucherresonanz auch Vorankündigungen wichtig sind, wurden auch einige Beispiele für die Platzierung der Ausstellung in regionalen und lokalen Veranstaltungskalendern ausgewählt.
42
Westdeutsche Allgemeine Zeitung v. 11.10.2004
43
Ruhr Nachrichten v. 25.01.2005
44
EnergieLive. Kundenmagazin des Energieverbundes ewmr 1/2005
Westdeutsche Allgemeine Zeitung v. 27.04.2005
45
Neue Ruhr Zeitung v. 01.03.2005 (Lokalausgabe Essen)
46
Westfälische Nachrichten v. 27.04.2005
47
Ruhr Nachrichten v. 27.04.2005 (Lokalausgabe Gelsenkirchen)
Westdeutsche Allgemeine Zeitung v. 27.04.2005 (Lokalausgabe Gelsenkirchen)
48
Stadtspiegel Bochum v. 25.05.2005
Ruhr Nachrichten v. 11.06.2005 (Lokalausgabe Bochum)
49
Stadtspiegel Recklinghausen v. 04.08.2005
50
51
„kurze fuffzehn“ – Stadionzeitung von Rot-Weiss Essen 2005/6, Nr. 3
52
Neue Ruhr Zeitung v. 26.08.2005 (Lokalausgabe Essen)
Westdeutsche Allgemeine Zeitung v. 27.08.2005 (Lokalausgabe Essen)
53
HSV aktuell – Vereinszeitung der Hammer SpVgg 03/04, Ausgabe 2 v. 11.09.2005
Westfalen Post v. 10.11.2005 (Lokalausgabe Hagen)
54
Ruhr Nachrichten v. 19.10.2005 (Lokalausgabe Witten)
55
Lippstadt am Sonntag v. 23.10.2005
56
Wochen-Anzeiger Oberhausen v. 03.12.2005
Neue Ruhr Zeitung v. 05.12.2005 (Sport in Oberhausen)
57
Wochen-Anzeiger Oberhausen v. 14.12.2005
58
Neue Ruhr Zeitung v. 06.02.2006 (Sport in Duisburg)
59
Westdeutsche Allgemeine Zeitung v. 23.03.2006 (Lokalausgabe Bottrop)
Westdeutsche Allgemeine Zeitung v. 05.04.2006 (Lokalausgabe Witten)
60
tag und nacht – Das Magazin der Kunden der Stadtwerke Dinslaken (1/2006)
61
Velvet Magazin 1/2006
62
Fußballfieber in der metropoleruhr.
Broschüre, hrsg. v. Regionalverband Ruhr
Essen, Mai 2006
63
Coolibri 4/2006 (Ausgabe Ruhrgebiet)
64
Broschüre, hrsg. v. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Dortmund 2006
65
WestfalenSport 3/2006
66
Stadt-Anzeiger Dortmund v. 07.06.2006
67
taz nrw v. 05.07.2006
68

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