Shake your Life

Transcrição

Shake your Life
Ralph Goldschmidt
Shake
your
Life
Der richtige Mix
aus Karriere,
Liebe, Lebensart
GABAL
Die Deutsche Nationalbibliothek
verzeichnet diese Publikation in
der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
isbn 978-3-86936-107-9
Lektorat Ute Flockenhaus, GABAL Verlag
Umschlaggestaltung,
Satz und Layout
Martin Zech Design, Bremen,
www.martinzech.de
Umschlagfoto
Birgit Bernt, Berlin, www.media-b.de
Kleine Umschlagfotos
Steve Allen, Brand X Pictures/getty images
gbh, www.morguefile.com
Cornerstone, www.pixelio.de
Druck und Bindung
Salzland Druck, Staßfurt
© 2010 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung,
auch auszugsweise, nur mit schriftlicher
Genehmigung des Verlages.
2
Piña
Colada
Gesundheit
Erfolg
Familie
42
6
Screwdriver
Kultur
Drogen
Altersvorsorge
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Shake your Life
Vorwort
Hi!
Und bei
dir?
1
Double
Vision
6
8
3
Absolutely
Fabulous
4
Beam me
up, Scotty
5
Painkiller
66
94
120
7
Forbidden
Fruits
Nachwort
Mach’s
gut!
180
212
Leistung
Lifestyle
Sex
Freundschaft
Träume
Ziele
Inhaltsverzeichnis
Wohnen
Sport
Bildung
Geld
Beziehung
Sinn
Status
Luxus
Macht
Vorwort
Hi!
Und bei
dir?
6
Shake your Life
Die Handschuhe fühlen
sich innen rau an.
Ich packe die Schere, trete zur nächsten Rebe und schneide sie
runter. Mein Atem bildet eine weiße Wolke. Eine gesunde, kräftige Rebe lasse ich stehen. Ihr traue ich zu, viel zu tragen. Ich
lasse nicht zwei stehen, ich will nicht auf Menge produzieren.
Sondern auf allerhöchste Qualität. Es geht um Kraft, um Energie.
Am Ende um Geschmack und Charakter. Nicht um möglichst
viele Liter. Es geht um mehr als mehr.
Die Rebe lasse ich etwa 80 cm lang, sie steht senkrecht nach
oben. Das Restholz wird runtergeschnitten. Was bleibt, ist die
Rebe, der Stock und die Wurzel.
Ich atme die schneidend kalte Luft ein. Und schaue mich um.
Ich stehe in einem Steilhang – in meinem Steilhang. Unter mir
windet sich die Mosel, die Sonnenstrahlen lassen das Wasser
glitzern. Die niedrig stehende Sonne hat noch nicht ihre volle
Kraft, aber sie ist gleißend hell, ich muss die Augen zukneifen,
wenn ich in den stahlblauen Himmel schaue.
Aus den Trauben dieser Rieslingreben wird einmal Sekt werden.
Und mit diesem Winzersekt werden Menschen miteinander anstoßen. Auf ihre Erfolge, auf ihre Pläne und Hoffnungen, auf ihr
Glück. Vielleicht ein Liebespaar bei Kerzenschimmer. Vielleicht
ein stolzer junger Mann, der mit seinen Freunden auf den
nächsten Karriereschritt anstößt. Vielleicht eine alte Dame, die
zum Geburtstag mit ihren Gästen das Glas erhebt und ihre Jahrzehnte vor dem inneren Auge Revue passieren lässt.
Am Horizont biegt die Mosel um die Ecke. Wenn in Hollywood
ein Moselwinzerfilm den Oscar als beste ausländische Filmproduktion gewinnen würde, dann wäre genau dieses Bild die Eröffnungsszene.
Absurder Gedanke. Ich muss laut lachen und gehe einen Schritt
weiter, zur nächsten Rebe.
Vorwort
7
4
Beam me up,
Scotty
Wohnen
Sport
Bildung
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Shake your Life
2 cl Kahlúa (Kaffeelikör)
2 cl Scotch
2 cl Baileys Irish Cream
»Beam me up, Scotty!«
»Meinen Sie mich? Moment …
Energize!«
Ich knalle das Shot-Glas auf den Tresen direkt vor ihr. Sie zuckt
zusammen und schaut mich erschrocken an. Dann lacht sie.
»Tschuldigung, Ma’am. Aber das ist ja immerhin ein Shooter,
den Sie bestellt haben.«
Ich angle nach der braunen Kahlúa-Flasche, fülle das Shot-Glas
zu einem Drittel. Hmmm, das duftet nach Kaffee! Als ich die Flasche zurückstelle, werfe ich ihr einen Blick zu. Hübsch! Ende
dreißig schätze ich sie, sehr liebes Gesicht, mit einem süßen
spöttischen Zug um den Mund. Tolle Haare. Aber keine Sportlerin. Das fällt mir immer als Erstes auf, ich kann nichts dagegen
tun.
Ich greife nach dem irischen Whiskey und setze gerade an …
»Halt!«
»Wie?«
»Bitte nicht, das ist doch irischer Whiskey, ich sehe es ganz
genau! Das Etikett … er ist aus Irland!«
Beam me up, Scotty: Wohnen – Sport – Bildung
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Jetzt bin ich verblüfft. »Aber natürlich ist das irischer Whiskey. Und gleich
kommt auch noch Baileys dazu, der ist mindestens genauso irisch. Da kann
ich doch nicht guten Gewissens einen Bourbon reinschütten. Wo ist das Problem?«
Sie kneift die Augenbrauen zusammen und biegt das Kreuz durch. Sie hat
Mörderbrüste, ist insgesamt ziemlich mollig.
»Also, es heißt doch ›Beam me up,
Scotty‹ und nicht ›Beam me up, Irie‹«,
sagt sie. »Oder täusche ich mich?«
»Klugscheißer!«,
zischt sie leise
zwischen den
Zähnen durch.
Da muss ich schmunzeln: Sie will etwas
trinken, was sie nicht kapiert. Ich stelle
die Flasche auf die Arbeitsfläche, stütze
mich mit beiden Händen an der Kante
auf, beuge mich leicht zu ihr vor und erkläre ihr genüsslich: »Der Drink heißt doch nicht so, weil Scotch drin wäre!
Sondern weil er sich auf eine Figur aus ›Raumschiff Enterprise‹ bezieht. Kennen Sie, oder? Captain Kirk und Spock und so. Beamen. Warp-Antrieb. Sie kennen das? Und der eine Typ im Raumfahrerteam heißt nun mal Scotty.« Ich
lächle sie überlegen an.
Sie starrt mir in die Augen. Stille. Ich starre zurück. Ein, zwei, drei, vier …
»Klugscheißer!«, zischt sie leise zwischen den Zähnen durch und kneift die
Augen zusammen.
»Was?«
»Klugscheißer! Chefingenieur Lieutenant Commander Montgomery Scott ist
nicht ein Typ im Raumfahrerteam, sondern ein technisches Genie. Er kann
alles reparieren. Immer. Und er rettet die anderen Crew-Mitglieder der USS
Enterprise aus den brenzligsten Situationen. Seine Doktorarbeit hat er über
die Veredelung von Dilithium-Kristallen durch negative Zentrifugation geschrieben. Und er ist Schotte!« Sie giftet mich an. »Schotte! Das ist doch der
ganze Witz dabei. Haben Sie das nie kapiert? Er heißt Scott und ist Schotte!
Und glauben Sie im Ernst, ein Schotte würde irischen Whiskey zu sich nehmen? Na?« Ich schweige. »Übrigens heißt es ›Star Trek‹.«
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Shake your Life
»Ach?«
»Wer ›Raumschiff Enterprise‹ sagt, hat sich schon gleich als Trekkie disqualifiziert und klargemacht, dass er null Ahnung hat. Und jetzt gießen Sie mir
bitte einen Scotch in das Glas!«
Ich bin baff. Und ich belehre sie noch wie ein Schulmädchen! Mensch, Bruno!
»Hoppla. Jetzt haben Sie mich aber kalt erwischt. Sie sind ja gefährlich, gute
Frau!« Ich hebe beide Hände auf Schulterhöhe, Handflächen nach vorne.
»Bitte nicht weiterschießen!«
Sie lächelt versöhnlich und legt den Kopf schief. Entwarnung! Ich stelle den
Irish Whiskey zurück, hole den Scotch vom Regal und gieße das zweite Drittel des Glases voll. »Sie haben alle Folgen gesehen, nicht wahr?«
Sie nickt. »Ja, nicht nur einmal. Wussten Sie übrigens, dass James Doohan,
der Schauspieler, der Scotty spielte, im Zweiten Weltkrieg bei der Landung in
der Normandie seinen rechten Mittelfinger verloren hatte?«
Die ist ja heiß drauf. Jetzt dreht sie den Spieß um und klugscheißert selber.
»Nein, ich gebe zu, das hätte ich jetzt gerade nicht gewusst, wenn mich jemand danach gefragt hätte. Da bin
ich ganz aufrichtig.« Ich versuche ein
Gesicht zu machen wie ein Grundschüler bei der Abfrage des Gedichtes, das als Hausaufgabe auswendig
zu lernen war. »Und Sie wissen bestimmt, wie das genau passiert ist,
richtig?«
Ich hebe beide
Hände auf
Schulterhöhe.
»Bitte nicht
weiterschießen!«
Sie ist jetzt ganz in ihrem Element:
»Ja. Natürlich. Er wurde am D-Day
von sechs Kugeln aus einem Maschinengewehr getroffen und niedergestreckt. Eine davon riss ihm den Finger ab. Und wissen Sie was?«
»Ja, schon. Aber sicher nicht das, was Sie jetzt meinen.«
»Es war ein Friendly Fire.«
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»Hä?« »Na, er wurde von einem amerikanischen Posten getroffen. Von den
eigenen Leuten. Die haben sich zum Teil selber umgebracht. Ist das nicht
irre?« Sie deutet mit der Hand an, dass ich endlich den Baileys zugeben soll.
»Nein.« Sage ich und schaue sie fasziniert an.
»Was nein? Sie finden das nicht irre?« Sie legt wieder den Kopf schief. Attraktiv!
»Doch. Ich finde das irre. Selbstsabotage ist sowieso ein Riesenthema. Nicht
nur im Krieg. Trotzdem nein. Ich traue mich nicht.«
Selbstsabotage
ist sowieso
ein Riesenthema.
»Was trauen Sie sich nicht?« Sie
schürzt die Lippen und lässt ihre
Grübchen sehen.
»Ich traue mich nicht den Baileys
einzugießen. Da ist irischer Whiskey drin. Wo James Doohan doch
Schotte war.«
»Oh, Mann!« Sie lehnt sich zurück
und holt spielerisch mit ihrem
Arm aus. »Der war doch kein
Schotte! Kanadier war der!«
»Hä?« Jetzt kapier ich gar nichts
mehr. »Sie haben doch gerade gesagt …«
»Nein, Sie Klingone! Scotty war Schotte. James Doohan war Kanadier. Aber er
hatte ein großes Talent, Akzente nachzumachen. Schütten Sie den Baileys
rein! Energize!«
Ihrem Bildungsstand bin ich offenbar
nicht gewachsen. Im Gespräch erfahre ich, dass sie in ihrer Abteilung zur Chefin gemacht wurde. Das kann ich gut nachvollziehen. Ich schätze sie tough,
selbstbewusst und ehrgeizig ein. Aber kein Mannweib. Sie hat ohne Zweifel
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Shake your Life
auch sehr weibliche Eigenschaften und führt ihren Laden mit all dem weiblichen Geschick im Umgang mit sozialen Systemen und mit viel emotionaler
Intelligenz.
»Ich verkaufe mich gut«, sagt sie ganz unbescheiden. »Aber ich habe keinen Abschluss.«
»Sie haben keinen Abschluss? Faszinierend.
Und ich dachte, Sie seien Professorin für Star
Trekologie.«
Sie findet das nicht so witzig.
Die haben
studiert,
aber ich
bin der Boss.
Als Frau!
»Nein. Die Jungs in meiner Abteilung sind alle BWLer, einer ist Jurist. Und
ich hatte mir gesagt: Denen zeig ich’s! Hat ja auch geklappt, jetzt bin ich ihre
Chefin. Die haben studiert, aber ich bin der Boss. Als Frau! Da bin ich schon
stolz drauf. Aber bei den Kollegen aus der Chefetage habe ich jetzt echt einen
schweren Stand.«
»Weil Sie eine Frau sind oder wegen des fehlenden Diploms?«, will ich wissen.
»Na, beides. Das mit der Frau steht, glaube ich, ziemlich fest«, witzelt sie und
schaut an ihren Kurven hinunter. »Aber das mit dem Studium wurmt mich
gewaltig. Ich fürchte, für mich geht’s nicht mehr weiter.«
Ich werfe das Handtuch, mit dem ich die Tische gewischt hatte, in den Wäschekorb und hole mir ein neues aus der Schublade. »Aber wenn Sie das wirklich wollen, warum studieren Sie dann nicht noch?«
»Ich habe eine Tochter, die ist gerade 21 geworden und vor kurzem ausgezogen. Sie studiert jetzt in Mailand. Ich war zig Jahre alleinerziehend. Da ging
das nicht, nebenher noch was zu lernen«, erzählt sie.
»Oh, da ist jetzt aber eine gute Ausrede weggefallen«, provoziere ich sie ein
wenig. Und sie funkelt mich gleich wieder biestig an.
»Na, toll, Sie haben ja gut reden! Als Barkeeper braucht man auch kein Diplom, oder?«
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Ich lächle sie freundlich an: »Nein, Sie haben recht, als Barkeeper brauche
ich mein Diplom tatsächlich nicht. Jetzt unterschätzen Sie zur Abwechslung
einmal mich.«
»Ach, ja. Mann, tut mir leid«, sie zieht die Augenbrauen hoch. »Das Thema
nervt mich einfach. Ich weiß ja, dass ich was tun sollte, bildungsmäßig meine
ich. Aber ich kriege meinen Hintern einfach nicht hoch.«
»Hm.«
Aber ich kriege
einfach den
Hintern nicht hoch.
»Ja, aber ich habe auch wirklich
wenig Zeit. Und ich wohne auch saublöd. Ich brauche jeden Morgen und
jeden Abend anderthalb Stunden zur
Arbeit. Das sind in der Woche 15
Stunden Fahrtzeit. Die Hälfte eingespart, dann hätte ich netto einen ganzen
Tag gewonnen. Da könnte ich dann was lernen.«
»Ziehen Sie um!«
Der innere
Schweinehund
taucht fast immer
auf, wenn wir
in unserem Leben
etwas verändern
wollen.
»Ja, ich weiß«, sie kaut an ihrer Unterlippe und rutscht auf dem Hocker nach
vorne. »Aber ich krieg einfach …«
»… den Hintern nicht hoch!«, komplettiere ich.
»Genau.«
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Shake your Life
»Und zum Sport können Sie sich auch nicht motivieren, richtig?«
»Richtig«, seufzt sie und legt ihre Hand auf den Bauch.
»Friendly Fire«, sage ich.
»Was?«
»Friendly Fire. Selbstsabotage. Sie sabotieren sich selbst.«
Die meisten Menschen wissen sehr gut, was sie tun sollten, was sie sich wünschen und was ihnen guttun würde. Mehr Sport, bessere Ernährung, endlich
eine neue Wohnung suchen, sich fortbilden, endlich anfangen zu Hause aufzuräumen und auszumisten und so weiter. Was sie davon abhält, ist eindeutig: der innere Schweinehund! Er taucht fast immer auf, wenn wir in unserem Leben etwas verändern wollen. Und dann hält er uns mit seinen fiesen
Unmöglichkeitstaktik,
Unverbindlichkeitsmasche,
Verharmlosungsstrategie.
Tricks davon ab, dass wir das tun, was sich für uns lohnen würde. Er sabotiert
uns, wenn es um unsere Gesundheit geht, wenn wir Projekte angehen und
dann auch noch durchziehen wollen, wenn wir Neues lernen wollen, wenn
wir aufräumen und Ordnung schaffen wollen, wenn es um den Umgang mit
Kollegen, Mitarbeitern und Kunden geht, Freunde und Familie, Bildung und
Kultur, Sport und Ernährung, vor allem auch, wenn wir vor wichtigen Entscheidungen stehen.
Nein! Nein! Nein!, sagt das blöde Vieh dann und zieht seinen Stiefel durch.
Wir haben keine Chance.
Ich schildere Molly die gemeinen Strategien des inneren Schweinehunds:
»Immer wenn wir uns überwinden wollen, bringt er zum Beispiel seine Unmöglichkeitstaktik: ›Kann gar nicht klappen!‹ Und dann die Unverbindlichkeitsmasche: ›Man könnte doch mal …‹ Oder die Verharmlosungsstrategie:
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›Was soll’s. Das haben schon ganz andere nicht hingekriegt …‹ Oder seine
Rücksichtsfinte: ›Willst du denen das wirklich antun?‹ Beliebt ist auch das
Herkules-Prinzip: ›Das kann doch nie und nimmer ein Mensch alles auf einmal …‹ Die Nicht-zuständig-sein-Falle: ›Warum ausgerechnet ich?‹ Und der
Sicherheitstrick: ›Bloß nichts riskieren!‹ Und, nicht zu vergessen, die Ablenkungsmanöver: ›Nur eben noch mal schnell …‹«
Rücksichtsfinte,
Nicht-zuständig-sein-Falle,
Ablenkungsmanöver.
»Wow«, sagt sie. »Was machen Sie denn nach Feierabend? Das klingt ja wie
aus einem Seminar.«
»Da haben Sie recht, das ist aus einem Seminar.«
Sie denkt nach, trinkt den letzten Tropfen aus ihrem Shot-Glas und bestellt
gleich noch mal einen.
»Sie haben kein Problem mit dem inneren Schweinehund? Oder wie?«, fragt
sie mich.
»Doch. Natürlich.«
Es gab eine Zeit, da habe ich abends mit den Gästen gerne mal einen mitgetrunken. Das ging dann schon mal bis zum nächsten Morgen. War immer nett
und hat viel Spaß gemacht, aber am nächsten Tag war ich platt wie eine
Scholle, bis hin zum Totalausfall. Und wenn ich dann in meinem anderen Job
im Einsatz war, war ich nicht auf der Höhe. Das war es einfach nicht wert.
Und abends waren dann wieder ein paar nette Gäste da, es war lustig und
schon war ich wieder mittendrin und am nächsten Tag wie ausgewrungen.
Ich kotzte mich irgendwann nur noch selber an. Aber ich schaffte es nicht,
dieses Muster zu durchbrechen.
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Shake your Life
Eines Abends traf ich in meiner Bar einen alten Bekannten und von dem erzählte ich jetzt der hübschen Molly. Ich hatte ihn fast nicht wiedererkannt,
denn er war schlank, fit und sah gesund aus. Er bestellte einen bleifreien
Fruchtcocktail.
Knapp ein Jahr vorher hatte ich ihn das letzte Mal gesehen: Da hatte er noch
gut 15, 20 Kilo mehr. Voll der Schwabbeltyp. Als Jugendlicher war er Leistungsturner, aber irgendwann hatte ihn der Alltag in Job und Familie in Birnenform gebracht. Die Sixpacks von früher waren ersetzt durch ähnlich viele
Röllchen vor dem Bauch. Er war fett. Und fett sein macht träge. Und träge sein
macht fett.
Er war kreuzunglücklich, denn er war nicht mehr attraktiv, er war auch nicht
mehr leistungsfähig und seine zwei Kinder zogen ihn bereits auf. Aber wie er
aus seinem Teufelskreis rauskommen sollte, das war ihm nicht klar. Denn natürlich hatte er alle Diätversuche mit noch mehr Kilos bezahlt, das übliche
Jojo-Programm. Ihm mangelte es an Bewegung, er ernährte sich miserabel,
nahm sich keine Zeit für sich selbst und generell kriegte er den …
»… Hintern nicht hoch. Genau«, sagt sie. »Und was hat er dann gemacht?«
»Dann hatte er von mir ein Buch geschenkt bekommen. Von einem Bekannten von mir, den ich ab und zu auf der Hundewiese treffe«, fahre ich fort. »Es
geht darin genau um diesen inneren Schweinehund.«
Er hat sich ein
Ziel gesetzt. Und
das ist einer der
zentralen Punkte.
Sie zieht die Augenbrauen zusammen.
»Jedenfalls las er das Buch, stellte
sich anschließend nackt vor den
Spiegel und sagte sich: ›Scheiße, ich
sehe aus wie ein Maikäfer. Ich habe
die Schnauze voll.‹ Er wollte nicht
mehr so fett sein, und er hatte ja gerade etwas Schlaues gelesen und zwang sich darum, außer dem Von-weg-Ziel
auch noch ein Hin-zu-Ziel zu definieren. Er hat sich ein Ziel gesetzt. Und das
ist einer der zentralen Punkte.«
»So?«
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»Ja, aber ein konkretes Hin-zu-Ziel. Sie sagen sich also nicht: Ich will nicht
mehr so faul sein. Oder: Ich will nicht mehr so lange zur Arbeit fahren. Oder:
Ich will nicht mehr schlechter gebildet sein als die Kollegen. Das würde nicht
funktionieren.«
Entweder Sie
wollen oder Sie
wollen nicht.
Ich gehe kurz hinüber zu den Tischen, um eine Bestellung aufzunehmen. Als ich wieder zurück bin
und mich an der Kaffeemaschine zu
schaffen mache, sagt sie: »Ich muss
also sagen: Ich möchte gerne bis spätestens Juni eine schöne helle Altbauwohnung in der Nähe des Stadtzentrums
haben, größer als 75 qm, für maximal 1.000 Euro Miete, am besten im vierten
Stock oder höher, damit ich Treppen laufen kann. Habe ich’s kapiert?«
»Ich bin begeistert«, antworte ich und sortiere Unterteller, Löffel, Kekse, Zucker und Tassen auf das Tablett. »Kleiner Tipp noch: ›Möchte gerne‹ ist zu
lasch. Entweder Sie wollen oder Sie wollen nicht. Mein Kumpel hat sich, als
er nackt vor dem Spiegel stand, als Ziel gesetzt, dass er sechs Monate später
einen Halbmarathon laufen wollte. Konkret, mit Ort und Datum. Er wollte
keine bestimmte Zeit laufen, sondern einfach nur ohne anzuhalten durchkommen. Aber das war nicht alles.«
Ich bugsiere die Kaffees durch den Raum an den großen runden Tisch und
komme mit einer neuen Bestellung wieder hinter den Tresen.
»Was noch?« Sie ist neugierig.
»Er bastelte sich ein Zielbild. Er suchte ein Foto von einem Marathon-Zieleinlauf und überklebte einen der Köpfe mit einem Foto von sich selbst. Daneben hängte er ein Foto von sich in der Badehose aus dem Maikäferurlaub.
Mit einer Fünfundzwanzig-Kilo-Schwabbel-Plautze, die so richtig über die
Badehose rüberhängt. Ein kapitales Schockfoto. Vorher – nachher. Und beides
hängte er sich so an die Wand im Büro, dass er es jeden Morgen ansehen
musste. Und auch die Kollegen. So was wirkt.«
Ich bringe einen Bitter Lemon und einen Tomatensaft an den Tisch und
komme zurück zu Molly, die mich ungeduldig anschaut.
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Shake your Life
»Und weiter?«
»Er schrieb einen Satz darunter: ›Ich bin stolz darauf, am 16. Mai den Halbmarathon in Heilbronn komplett durchzulaufen, ohne zu
gehen oder stehen zu bleiben.‹ Aber das war noch nicht
alles.«
»Fakt.« Sagt sie, leert
ihr Glas und knallt es
auf den Tresen.
»Hey, Mann, erzähl einfach
alles. Ich muss das doch wissen, oder?« Sie lacht und schlägt mir mit dem Handrücken gegen die Schulter.
»Okay. Als Nächstes meldete er sich online für den Marathon an und überwies die Anmeldegebühr. Fakt. Am selben Tag ging er in ein Sportgeschäft …«
»Ich hoffe, er hatte sich vorher wieder angezogen!«
»… und kaufte vollständig bekleidet ein Paar Laufschuhe. Fakt. Und dann meldete er sich beim Lauftreff an, um sich dem Gruppendruck auszusetzen.«
»Fakt.« Sagt sie, leert ihr Glas und knallt es auf den Tresen, wie sich das für
einen Shot gehört. Deshalb haben die Shot-Gläser übrigens unten so einen
dicken Glasboden.
»Noch einen?«, frage ich sie.
»Nein danke, lieber eine große Apfelschorle, Ihre Drinks machen durstig.«
Ich mache ihr die Apfelschorle, trockne mechanisch Glas und Arbeitsfläche
mit dem Handtuch und erzähle weiter. Denn das war immer noch nicht alles.
Mein Kumpel erzählte allen Freunden und Bekannten, dass er sich zum Marathon angemeldet hatte, so dass die Blamage riesengroß gewesen wäre, hätte
er den Lauf nicht geschafft. Jedes Mal wenn er merkte, dass er belächelt
wurde, nahm er das als Ansporn. Er trug sich jeden Trainingstermin fein säuberlich in seinen Kalender ein. Und dann setzte er noch eins obendrauf und
schloss mit seinem besten Freund eine Wette ab: Sie buchten ein KumpelWochenende in Barcelona kurz nach dem Wettkampftermin. Würde er es
Beam me up, Scotty: Wohnen – Sport – Bildung
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nicht schaffen, würde er die Reise zahlen, würde er es schaffen, ginge alles
auf Kosten seines Freundes.
»Also, ich glaube, ich habe das kapiert. Er schuf Fakten und machte sie unumkehrbar. Und er bezog sein komplettes Umfeld mit ein, um seinem
Schweinehund Dampf zu machen.« Sie nippt an der Apfelschorle. »Hm, das
ist ja lecker.«
»Direktsaft vom Bodensee. Gut für die Verdauung …«, grinse ich, während ich
die Spüle wische. »Mit der Zeit wird der Schweinehund dann zum Freund und
hilft einem ganz gewaltig. Denn wenn man sich an das neue Verhalten gewöhnt hat, passt er gut auf, dass man daraus nicht mehr ausschert. Allerdings
setzt diese ganze Sache natürlich voraus, dass man überhaupt weiß, was man
will – und ob man das überhaupt wirklich will.«
Jedes Mal, wenn
er merkte,
dass er belächelt
wurde, nahm er
das als Ansporn.
Molly geht auf die Toilette. Als sie wiederkommt, frotzle ich: »Oh, tut mir leid,
ich wusste nicht, dass der Apfelsaft so schnell wirkt.«
»Idiot! Das tut er ja auch nicht.« Sie setzt sich wieder auf den Hocker. »Erzählen Sie mir bitte noch: Was wurde aus Ihrem Freund? Hat er es geschafft?«
»Ja. Na, klar. Wie gesagt, er war eines Abends in meiner Bar und ich sprach
ihn auf sein fittes Aussehen an. Da erzählte er mir die ganze Geschichte. Er hat
es gepackt. Das hat auf mich einen solchen Eindruck gemacht, dass ich beschloss, mich auf ähnliche Weise am Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und
meine Sauferei mit den Gästen sein zu lassen. Und das war eine meiner besten Entscheidungen. Ich habe es auch gepackt. Jetzt müssen nur noch Sie es
packen. Das mit dem Umzug kommt als Erstes dran. Das schaffen Sie!« Ich
klopfe mit der flachen Hand auf den Tresen.
106
Shake your Life
Molly nickt. »Ich schaffe das. Ich halte mich an Scotty und rufe ihn zu meiner
Motivation aus der Zukunft heran. Übrigens, kennen Sie das Geheimnis,
warum Scotty immer alles gerade noch rechtzeitig hinbekommt, obwohl Captain Kirk ihn immer enorm unter Druck setzt und ihm viel zu enge Deadlines
gibt?«
Das war eine
meiner besten
Entscheidungen.
Ich habe es
auch gepackt.
»Nein, da bin ich nicht eingeweiht.«
»Er gibt seinen Zeitbedarf immer absichtlich zu hoch an, damit er es auf jeden
Fall schafft, wenn Kirk von ihm verlangt, es in der Hälfte der Zeit zu schaffen.
Er hat schließlich einen Ruf zu verteidigen …«
Sich selbst zu dem motivieren
zu können, was gut für einen ist, ist eine Fertigkeit, die man sich wie jede andere Fertigkeit aneignen kann. Reine Übungssache. Faulheit, Trägheit, Aufschieberitis – neudeutsch: Prokrastination – sind nur Angewohnheiten,
schlechte Angewohnheiten. Wer also die Kunst beherrscht, Angewohnheiten
zu ändern, der kann fleißig, pünktlich und produktiv sein. Und vieles
mehr. Wenn er will.
Faulheit,Trägheit,
Aufschieberitis.
Zu glauben, man sei nun mal so, wie
man ist, ist eine der vielen kleinen
Selbstbetrügereien. »Ich bin nicht
fleißig«, »Ich kriege den Hintern nicht hoch«, »Ich bin eben ein Gemütlicher«
– alles Glaubenssätze, die vielleicht in der Vergangenheit zugetroffen haben
mögen, die für die Zukunft aber nicht gelten müssen. Es gibt kein Gen, das wir
zum Sündenbock erklären können. Unsere Eltern, unsere Schulzeit oder
Beam me up, Scotty: Wohnen – Sport – Bildung
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sonstige Ereignisse in der Vergangenheit sind gewesen, wie sie gewesen sind.
Aber sie manifestieren nicht die Zukunft.
Wenn Molly es schafft, aus dem Quark zu kommen und sich eine neue Wohnung zu suchen, sich weiterzubilden und regelmäßig Sport zu machen, dann
deshalb, weil sie sich konkrete Ziele setzen wird. Sie ist ja nicht faul. In ihrem
Job hat sie kein Trägheitsproblem, ganz im Gegenteil. Aber da hatte sie ja auch
immer konkrete Ziele und wusste, wozu sie sich anstrengte.
Der wesentliche Unterschied zwischen einem Ziel einerseits und einem Vorsatz oder einem Vorhaben oder einer Wunschvorstellung andererseits besteht
darin, dass bei einem guten Ziel die Verwirklichung exakt erkennbar ist. Dazu
muss das Ziel auf eine ganz bestimmte Weise formuliert werden. Ich habe
acht Kriterien gefunden, die eine sinnvolle Zielformulierung erfüllen sollte.
Erstens sollte die Formulierung eine Ich-Aussage sein. Zweitens sollte das
Ziel im eigenen Einflussbereich liegen. Sie können sich nichts vornehmen,
was nur dann erreichbar ist, wenn die Regierung eine Steuerreform durchführt, der Klimawandel zum Erliegen kommt oder die Nachbarin stirbt. Die
Erreichbarkeit des Ziels muss unabhängig sein von Zufällen oder purem
Glück. Drittens sollte das Ziel so formuliert werden, dass man es messen
kann: erreicht oder nicht? Dazu muss es sehr konkret formuliert werden, beispielsweise auch Zahlen, Daten, Fakten enthalten, die erreicht werden
sollen. Und ein konkretes Datum
braucht es auch. Wichtig in dem Zusammenhang ist weiterhin, dass die
messbaren Daten absolute, nicht relative Ziele sind. Es bringt also überhaupt nichts, als Ziel zu formulieren:
»Ich werde bald weniger wiegen.« Es
genügt auch nicht zu sagen: »Ich
werde bis zu den Sommerferien ein
paar Kilo abnehmen.« Und immer noch nicht ausreichend ist: »Ich werde bis
zum Beginn der Sommerferien 10 Kilo abnehmen.« Warum das nicht reicht?
Weil Sie dann zum Beispiel zuerst im Winter zehn Kilo zunehmen könnten,
um bis zum Sommer wieder zehn Kilo abzunehmen. Bis zu den Sommerferien zehn Kilo abnehmen? Auftrag erfüllt! Saldo: null Kilo. Ein Schuh wird daraus, wenn Sie formulieren: »Am 15.7. wiege ich 87 Kilo.«
Ich habe acht
Kriterien gefunden,
die eine sinnvolle
Zielformulierung
erfüllen sollte.
108
Shake your Life
Hier ist schon das vierte Kriterium eingebaut: Formulieren Sie mit Entschlossenheit und in der Gegenwartsform. Also: »Ich mache …« oder »Ich
bin …« Und auf keinen Fall: »Ich würde ganz gern …« oder »Ich möchte …«
Fünftens muss das Ziel positiv formuliert sein. Andersherum ausgedrückt:
Es darf keine Verneinung und keine Von-weg-Aussage enthalten. Also nicht
»Ich will hier nicht mehr wohnen«, sondern »In eine neue Wohnung einziehen«. Statt »Ich will nicht mehr so viel
fernsehen« formulieren Sie zum Beispiel: »Ich lese ab sofort mindestens
zweimal pro Woche abends eine Stunde
lang oder länger ein gutes Buch.«
Es ist ein gutes
Ziel, wenn es
herausfordernd,
aber dennoch
erreichbar ist.
Sechstens sollten Sie das Ziel so formulieren, dass Sie selbst an dessen Erreichbarkeit glauben. Es ist ein gutes Ziel,
wenn es herausfordernd, aber dennoch realistischerweise erreichbar ist. Siebtens rate ich Ihnen, dem Ziel den Ausdruck von Freude und Begeisterung zu
geben: »Ich freue mich, dass ich …« oder »Ich bin stolz darauf …« Achtens darf
das Ziel auch keinen Stress machen, wenn Sie es erreichen wollen. Ich füge
deshalb jedem Ziel einen Zusatz an: »Ich erreiche dies auf eine gelassene, gesunde und für alle Beteiligten positive Art und Weise.«
»Ich find’s klasse, dass ich ab morgen mindestens zweimal pro Woche bei
einem Puls von maximal 145 jogge. Das ziehe ich durch bis zum 31. Mai« –
das wäre zum Beispiel ein gut formuliertes Ziel. Oder: »Ich gewinne bis zum
31.12. dieses Jahres mindestens fünf Neukunden mit einem Auftragsvolumen
von insgesamt mindestens 500.000 Euro.« Oder: »Ich mache ab sofort konsequent jeden Sonntag meine Wochenplanung. Darin enthalten ist jeweils
mindestens eine Aktivität mit den Kindern und eine Sporteinheit.«
Einige Wochen später
kommt Molly mit einer Freundin in die Jangada Bar. Ich nehme ihre Bestellung auf und frage: »Und, haben Sie schon was Neues gefunden?«
Sie schaut mich an wie ein Auto. »Was gefunden? Habe ich denn was gesucht?«
Beam me up, Scotty: Wohnen – Sport – Bildung
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»Ja.« Pause. »Aber dann war es wohl nicht so wichtig.« Ich bin enttäuscht.
Auf dem Weg zurück hinter die Bar grüble ich, was da los ist. Sie wollte doch
dringend näher an ihren Arbeitsplatz, um dann die Zeit zu haben, sich fortzubilden. Wir haben doch noch zusammengesessen und hatten auf einer Serviette ihr Ziel formuliert. Und jetzt ist alles vergessen?
Woran liegt so etwas? Die Leute haben natürlich
immer Ausreden: Keine Zeit. Andere Prioritäten.
Die anderen sind schuld. Und so weiter. Wann fangen die Leute an, etwas zu ändern? Meistens erst
dann, wenn es schon fast zu spät ist, wenn der Leidensdruck riesengroß ist, wenn sie so richtig
einen vor den Koffer gekriegt haben. Dummerweise erst dann. Rauchen, schlemmen und den
ganzen Tag herumsitzen bis zur ersten BypassOperation. Dann ändert sich das Verhalten – vielleicht. Und auch dann oft nicht auf Dauer. Es hätte
aber auch schon der erste Infarkt tödlich sein können. Arbeiten bis zum Umfallen. Oder bis zum
Tinnitus. Oder bis zum Bandscheibenvorfall. Und
dann kommt eine Änderung. Gezwungenermaßen.
Das kann jeder.
Auf dem
Weg zurück
hinter die
Bar grüble
ich, was da
los ist.
So wie einer meiner Gäste, der mir von seinem großen Umschwung im Leben erzählt hatte: Eines
Vormittags war er im Büro gegen die Glastür geknallt. Er hatte die Klinke nicht gesehen und deshalb gedacht, die Tür sei offen. Er hatte es gar nicht
gemerkt, aber sein Gesichtsfeld war eingeschränkt,
in der unteren Hälfte fehlte ein großes Stück. Er
rief sofort einen Freund an, der ihn abholte und gleich ins Krankenhaus fuhr.
Er wurde direkt ruhiggestellt und durfte sich nicht mehr bewegen. Diagnose:
Apoplex. Gehirnschlag. Mit Mitte dreißig.
Er hat es überlebt und sein Gesichtsfeld kam auch wieder zurück. Aber die
Dynamik von früher ist weg, er ist seitdem nicht mehr so belastbar und er ist
sehr wetterfühlig geworden. Bei der Ursachenforschung kam raus: Er hatte
sich das Leben selbst zur Hölle gemacht, sich in seinem Job einem wahnsin110
Shake your Life
nigen Stress ausgesetzt und von seinen Kollegen, den Kunden und seinem
Chef permanent antreiben lassen. Er konnte nicht Nein sagen und saß bis
spät nachts am Schreibtisch, oft auch am Wochenende, um die Termine zu
halten. Bis eines Tages sein Körper laut und vernehmlich »Stopp!« gesagt hat.
Das Erstaunlichste dabei: Er lernte von einem Moment auf den anderen, gelassen zu bleiben und sich keinen Stress zu machen. Mühelos. In seinem Job
bekam er genau die gleichen positiven Rückmeldungen wie früher, niemand
war unzufrieden mit ihm, obwohl er viel weniger arbeitete und einfach ablehnte, was ihm zu viel war. Jeder akzeptierte das, keiner wunderte sich, außer
er selbst. Die Ergebnisse stimmten trotzdem. Oder gerade weil er weniger arbeitete. Dafür aber effektiver. Er hatte offenbar früher überhaupt niemandem
einen Gefallen damit getan, sich kaputtzuarbeiten. Es hatte in Wahrheit
niemanden interessiert. Er hatte sich
den Stress ganz alleine gemacht, nur
für sich selbst.
Zunächst einmal
müssen Sie Ihr
bisheriges Verhalten würdigen.
So ein Ereignis kann ein heilsamer
Schock sein. Aber es geht doch auch
ohne Schocktherapie. Es gibt Beispiele von Menschen, die ihr Verhalten ändern, bevor es zur Katastrophe kommt. Das geht. Allerdings bedarf das
einer Reihe von Voraussetzungen.
Zunächst einmal müssen Sie Ihr bisheriges Verhalten würdigen. Sie wollten
nämlich auch bisher nur Ihr Bestes. Jeder will immer nur sein Bestes. Wenn
wir uns dabei ungesund oder wenig zielführend verhalten, dann nicht weil
wir uns selbst schaden wollen. Wir haben uns lediglich Angewohnheiten zugelegt, die nicht effektiv sind oder nicht zu unserer gegenwärtigen Situation
passen. Das größte Problem: Unser Unterbewusstsein, also unser innerer
Schweinehund, will, dass es uns jetzt gut geht. Jetzt, im gegenwärtigen Moment. Und gut gehen heißt für ihn: angenehm, bequem. Oft müssen wir aber
etwas unternehmen, das unangenehm oder mühsam ist, damit es uns in
einer Stunde, morgen oder in einem Jahr gut geht. Da ist unser innerer
Schweinehund dann leider überfordert, denn er lebt ganz im Hier und Jetzt.
Da braucht er dann sein Herrchen, also das Bewusstsein. Man kann auch
sagen: Willenskraft. Eines sollten Sie nur bitte verstehen: Wir müssen uns
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nicht überwinden. Wir haben keinen Feind in uns. Wir müssen uns vielmehr
wieder mit uns selbst anfreunden. Alle Persönlichkeitsanteile von Ihnen
haben eines gemein: Sie wollen, dass es Ihnen gut geht. Gefragt ist nur etwas
Köpfchen, um allen Anteilen beizubringen, dies so anzustellen, dass es auch
zu Ihrer Situation und Ihrem Umfeld
passt.
Ich fülle die Zutaten für zwei Cocktails in den Shaker. Und schüttle.
Ist es das, was Molly davon abhält,
ihr Ziel zu erreichen, also eine Wohnung zu finden? – Sie hat offenbar
nicht mal angefangen zu suchen,
sondern das Ziel schnurstracks wieder aus den Augen verloren.
Oder ist es etwas anderes? War das
Ziel für sie gar nicht sinnvoll?
War das Ziel
für sie gar nicht
sinnvoll?
Ich gieße den Inhalt in die zwei Cocktailgläser. Garnierung dran. Strohhalme.
Und fertig. Mit dem kleinen Tablett bringe ich die Drinks an den Tisch zu
Molly & Co.
Als ich die Lieferung abstelle, schaut mich Molly ganz ernst an. »Mir ist eingefallen, was Sie vorhin meinten.«
»Ja?«
»Ja, ich erinnere mich durchaus an unser Gespräch. Das Ziel, das wir da gemeinsam auf der Serviette formuliert haben, das war schon sehr gut. Aber …«
Sie lächelt, als sie fortfährt: »… aber es ist nicht mehr wichtig. Ich habe erkannt, dass ich gar nicht in der Stadt leben will. Ich bin glücklich und zufrieden in meiner Wohnung. Und ich möchte auf gar keinen Fall ausziehen.«
Ich beginne zu verstehen. »Das heißt, Ihnen war gar nicht so wichtig, sich
weiterzubilden? Das war vielleicht nur ein Glaubenssatz, so etwas wie ›Man
muss sich doch weiterbilden!‹?«
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Shake your Life
Sie schüttelt den Kopf. »Nein, nicht ganz. Ich finde Weiterbildung nach wie
vor wichtig. Ich habe mir darum einen Audio-Kurs besorgt und büffle jetzt
BWL auf der Autofahrt. Ist gar kein Problem und macht mir Spaß.«
Das freut mich. »Hey, das ist eine gute Idee!«
»Ja, finde ich auch. Die drei Stunden Autofahrt jeden Tag stören mich gerade
überhaupt nicht. Das zu ändern hätte gar keinen Sinn gemacht.«
»Gratuliere!«, sage ich. Nicke ihr zu und gehe wieder hinter den Tresen.
So ganz überzeugt bin ich nicht.
Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich habe das Gefühl, Molly lügt sich da
was in die Tasche. Ja, die Idee mit dem Audio-Kurs ist großartig. Aber sie
wohnt vermutlich immer noch ganz allein draußen auf dem Lande und treibt
immer noch keinen Sport. Ich peile über den Tresen, um noch einmal ihre
Figur in Augenschein zu nehmen. Zu viel Speck, ganz eindeutig. Und ich
weiß, dass sie damit nicht glücklich ist. Ich vermute, dass ihr innerer Schweinehund ganz geschickt unterwegs ist, um sie mit Ausreden einzulullen und
im Status quo festzuzurren.
Wenn ich mir ein Ziel setze, dann genügt es nicht, dass es gut formuliert ist,
es muss für mich auch Sinn machen.
E.M. Gray schrieb in seinem Artikel »Der gemeinsame Nenner des Erfolgs«:
Der erfolgreiche Mensch hat die Gewohnheit, die Dinge zu tun, die die Versager
nicht gerne tun. Die Erfolgreichen tun sie auch nicht notwendigerweise gerne.
Aber ihre Abneigung ist der Kraft der Sinnerfüllung untergeordnet.
Der letzte Satz ist der Schlüssel. Es kommt auf das Wozu an. Wenn ich mir ein
Ziel setze, dann genügt es nicht, dass es gut formuliert ist, es muss für mich
auch Sinn machen. Der innere Schweinehund versorgt mich genau dann mit
allen möglichen Ausreden, wenn das Erreichen des Ziels unbequemer,
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mühevoller oder unangenehmer ist, als es aus meiner subjektiven Sicht sinnvoll ist. Das Vorhaben ist aber nun mal so unbequem, mühevoll oder unangenehm, wie es ist. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Wenn in der Waagschale das Erreichen des Ziels also schwerer wiegt als der Sinn und ich mir
lieber eine Ausrede suche, dann war der Sinn des ganzen Unterfangens nicht
gewichtig genug.
Oder andersrum gesagt: Wenn mir ein Ziel ausreichend sinnvoll erscheint,
dann bin ich bereit, dafür auch einen Preis zu bezahlen. Der Witz dabei ist,
dass wir den vollen Preis oft nicht sehen können, denn der Preis, den es kostet, etwas nicht zu tun, ist oft höher als die Kosten des Tuns. Wie finde ich das
raus? Indem ich mir die kurz-, mittel- und langfristigen Konsequenzen vor
Wenn mir ein Ziel ausreichend sinnvoll
erscheint, dann bin ich bereit,
dafür auch einen Preis zu bezahlen.
Augen halte. Welchen Preis habe ich schon dafür gezahlt, dass ich nicht umgezogen bin, dass ich mich nicht weitergebildet habe, dass ich keinen Sport
gemacht habe? War das ein gutes Geschäft? Und welche emotionalen Kosten
muss ich in meinen Plan schreiben, wenn ich weiterhin nicht aktiv werde?
Wie viel kostet mich das in einem Jahr, in fünf, in zehn? Kann ich so einen Bilanzgewinn einfahren oder zahle ich drauf? Fahre ich mein emotionales
Konto ins Bodenlose, wenn ich weiter tatenlos bleibe?
Sinn klingt so hochtrabend. Dabei ist es ganz einfach. Ob etwas für Sie Sinn
macht oder nicht, ist eine Frage der Emotion: Wir tun nur Dinge, die uns emotional bewegen. »Fünf Kilo abnehmen« ist erst mal vollkommen blutleer. Die
Frage ist: Wozu will ich abnehmen? Welchen emotionalen Zustand strebe ich
damit an? Wie wird es sich anfühlen, wenn ich mich wieder im Bikini an den
Strand traue statt im Schlabberhemd? Wie wird es sich anfühlen, abends,
wenn ich nackt aus dem Bad ins Schlafzimmer gehe, das Licht endlich mal
wieder AN zu lassen? Wenn die damit verbundene Emotion erstrebenswert
ist, dann macht ein Ziel Sinn.
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Shake your Life
Umziehen, um weniger Auto zu fahren, um mehr Zeit für Weiterbildung zu
haben – das hat sich wunderbar angehört, hat aber offenbar für Molly wenig
Sinn ergeben. Das Wozu, der Zweck
des Unterfangens, war nicht ausreichend attraktiv. Aber was ist es dann?
Warum werde ich den Eindruck
nicht los, dass sie weiterhin unzufrieden ist?
Ich bin der
»Mestre de
Jangada«.
Unter uns: Es geht mich ja überhaupt
nichts an. Es kann mir völlig egal
sein, was meine Gäste mit ihrem
Leben anfangen, könnten Sie berechtigterweise denken. Warum zerbreche ich mir den Kopf, was im Kopf
von Molly oder irgendwelchen anderen Leuten vorgeht?
Ich will mal so viel verraten: Es ist
mir ein Vergnügen. Und der wahre
Grund, warum ich die Jangada Bar eröffnet habe. Ich bin der »Mestre de Jangada«.
»Was heißt eigentlich Jangada?«, reißt mich eine sanfte Stimme aus meinen
Gedanken.
»Was?« Ich schaue auf und sehe Molly und ihre Begleiterin an der Bar Platz
nehmen.
»Wir ziehen um an die Bar und wollen gerne noch ein wenig gebeamt werden. Lässt sich das machen, Scotty?« Sie lacht mich an und ihre Freundin
schaut etwas verdutzt.
»Aber klar, Molly. Macht euch bereit!«, sage ich und knalle zwei Shotgläser
auf den Tresen. Die beiden zucken zusammen.
»Wie haben Sie mich gerade genannt? Molly?«
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»Oh, tut mir leid. Heißen Sie nicht so?« Das ist mir jetzt peinlich, das ist mir
so rausgerutscht.
»Na, macht ja nichts«, sagt sie ganz ruhig. »Ich schätze mal, Sie haben an
Molly Sims gedacht, als Sie mich so getauft haben, stimmt’s? Als ich noch eine
halbe Tonne leichter war, hatte ich tatsächlich ein wenig Ähnlichkeit mit ihr.
Aber noch mal die Frage: Sie haben da vorhin irgendwas genuschelt – ›Mercedes Jangada‹ oder so. Jangada heißt doch die Bar, oder?«
Ich bin erleichtert, dass sie das Molly-Thema nicht vertieft hat, und beantworte ihr gerne ihre Frage: »Mestre de Jangada – der Jangada-Kapitän. In Brasilien gibt es an der Küste auch heute noch die ursprünglichen Flöße, mit
denen die Fischer manchmal mehrere Tage auf hoher See unterwegs sind, um
ihren Fang einzubringen. Das sind einfache Flöße aus Holzstämmen mit kleinen Segeln. Um sie zusammenzubinden, wird kein einziges Stück Metall verwendet. Die Jangadeiros sind abergläubisch und haben Angst, dass ihr Floß
sinken würde, wenn da ein Metallnagel drin wäre.«
Ich gieße die drei Flüssigkeiten in die
zwei Gläser.
Sie tun, was sie
lieben, und sie
sind, was sie von
ganzem Herzen
sein wollen.
»Ich liebe Brasilien. Die Mutter
zweier meiner Kinder ist Brasilianerin. Und die Flöße haben mich fasziniert. Deshalb habe ich die Bar so genannt. Bis zu 120 Kilometer weit
fahren diese Verrückten damit aufs Meer hinaus. Nachts binden sie sich am
Mast fest, um von den Wellen nicht heruntergespült zu werden.«
»So etwas kann ich mir gar nicht vorstellen«, sagt Mollys Freundin. »Ich
werde schon auf der Fähre zwischen Calais und Dover seekrank. Auf einem
Floß würde ich sterben vor Angst.«
Ich nicke ihr zu. »Die Jangadeiros sind Fischer mit Leib und Seele. Das, was sie
tun, lieben sie so sehr, dass sie sich gar nichts anderes auf der Welt vorstellen
können. Es ist für sie einfach selbstverständlich. Sie tun, was sie lieben, und
sie sind, was sie von ganzem Herzen sein wollen.« Ich schaue Molly an. »So
wie Sie.«
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Shake your Life
»Ich?«
»Ja. Ihre Arbeit ist das, was Sie für sich gewollt haben. Und Ihre Wohnung ist
die, die Sie sich für sich ausgesucht haben. Und Ihr Körper, Ihr Aussehen, Ihre
Figur, Ihre Fitness sind genau die, die Sie sich für sich gewünscht haben. Einverstanden?«
Molly entgleiten die Gesichtszüge.
Sie schaut mich entgeistert an. Ich
lege nach: »Ich habe Sie nicht Molly
getauft, weil Sie Ähnlichkeit mit
Molly Sims haben.« Ich stelle mir
einen Augenblick lang Molly Sims im
Bikini vor. Wow! Dann schaue ich
wieder die Molly an, die in ihrem
übergroßen Schlabberkleid vor mir
sitzt. Sie hat grüne Augen. »Mir ist
der Name eingefallen, weil Sie ganz schön mollig sind. Für meinen persönlichen Geschmack zu mollig. Aber wenn das Ihre Wunschfigur ist, ist es ja auch
keine Beleidigung.«
Wer große
Fische harpunieren will, muss
manchmal weit
hinausfahren.
Sie starrt mich an. Ihre Freundin starrt mich ebenfalls an.
»Arschloch«, knurrt Molly. Rutscht vom Hocker runter, zieht ihre Freundin
am Ärmel mit sich. Weg sind sie.
Wer große Fische harpunieren will, muss manchmal weit hinausfahren.
Mollys Impuls, sich weiterzubilden,
ist eigentlich goldrichtig. Nicht nur, um ihren Chef zu beeindrucken, sondern aus etlichen weiteren Gründen. Sich permanent weiterzubilden ist klug.
In Amerika gibt es tolle Studien, die belegen, dass ein einziges zusätzliches
Jahr auf einer weiterführenden Schule das Einkommen im späteren Leben
um sieben bis zwölf Prozent erhöht. Das wurde sogar mit eineiigen Zwillingen gezeigt: Die gleichen genetischen Voraussetzungen, das gleiche Elternhaus, das gleiche Umfeld, in dem sie aufgewachsen sind. Der eine Zwilling
geht ein Jahr länger auf die Schule, der andere fängt ein Jahr früher an zu arbeiten. Derjenige Zwilling, der noch ein Jahr in seine Bildung gesteckt hat,
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überholt den anderen später locker beim beruflichen Erfolg und beim Einkommen.
Der Kontostand ist aber nur eine Auswirkung von viel grundsätzlicheren Effekten, die Bildung auf Menschen hat. Wenn man alle Studien zusammen
nimmt und auswertet, findet man erstaunliche Ergebnisse: Gebildetere Menschen genießen höheres Ansehen,
sind freier bzw. haben weniger Abhängigkeiten zu erdulden. Sie haben
größere Freundes- oder Bekanntenkreise und haben gesündere Arbeitsplätze. Sie sind mit ihrer Arbeitsstelle zufriedener und werden
seltener arbeitslos. Sie sind gesünder, sowohl körperlich als auch geistig. Es kommt noch besser: Gebildete
Frauen sind attraktiver für Männer
und vice versa. Gebildete lassen sich weniger scheiden, werden weniger straffällig. Gebildete haben weniger Stress, obwohl sie in Berufen mit mehr Verantwortung arbeiten.
Gebildetere
Menschen
genießen höheres Ansehen
und sind freier.
Und die positiven Effekte pflanzen sich über die Generationen hinweg fort:
Die Kinder gebildeter Eltern sind im Vergleich mit den Kindern weniger gebildeter Eltern ebenfalls gesünder, haben weniger Probleme in der Schule und
sind später im Leben erfolgreicher, beruflich wie privat.
Und weiter: Wenn in einer Stadt Menschen mit hohem Bildungsgrad leben,
dann ist nicht nur ihr Einkommen höher als das der weniger Gebildeten, sondern auch das Einkommen der weniger Gebildeten steigt dadurch an. Mit anderen Worten: Die ganze Gesellschaft profitiert davon, wenn sich Menschen
weiterbilden.
Neulich beim Klassentreffen ist mir wieder bewusst geworden, wie unterschiedlich sich die Menschen entwickeln. Da gab es Mitschüler, die super
Noten hatten und ein Riesenpotenzial, heute aber einfache Sekretärinnen
oder Sachbearbeiter sind. Die leben immer noch in unserem alten Kaff in der
Nähe von Mama, haben von der Welt noch nicht viel gesehen und haben bei
der Ausbildung die Abkürzung genommen. Sie sind grau und langweilig, es
klappt kaum, drei Minuten lang ein interessantes Gespräch mit ihnen zu füh118
Shake your Life
ren. Hätte ich den Eindruck gewonnen, sie wären glücklich dabei … völlig
okay! Hatte ich aber nicht.
Und andere, die in der Schule nicht gerade zu den High Performern gehört
haben, sind rausgegangen aus der Stadt und aus dem Land, haben unterschiedliche Sachen gelernt, studiert, Jobwechsel, noch mal was Neues gelernt. Diese Leute trifft man nach zwanzig Jahren wieder und denkt: Wow!
Hammer! Was haben die sich weiterentwickelt! Wer hätte gedacht, dass so jemand aus denen wird!
Meinen Traumjob als
Barkeeper missbrauche
ich dafür, immer wieder
Leuten zu helfen,
einen besseren Mix im
Leben zu finden.
Es ist verblüffend, wie sich Menschen verändern können, wenn sie wollen.
Wenn sie ein Ziel haben, das für sie Sinn macht.
Meinen Traumjob als Barkeeper missbrauche ich dafür, immer wieder Leuten zu helfen, einen besseren Mix im Leben zu finden. Aber eben nicht immer.
Molly habe ich vielleicht nicht geholfen. Aber ich habe mein Bestes gegeben.
Ich würde mich freuen, wenn ich sie eines Tages wiedersehen würde. Und
wenn mich nicht alles täuscht, wird ihr Chef demnächst eine Kündigung auf
dem Tisch liegen haben und sich eine neue Abteilungsleiterin suchen müssen.
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