Kastration kann Katzen helfen

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Kastration kann Katzen helfen
dorf und familie I 69
BLW 44 I 31. 10. 2014
Kastration kann Katzen helfen
Herrenlose, streunende Katzen sind in manchen landwirtschaftlichen Betrieben
zum Problem geworden. Sie vermehren sich und mit ihnen Krankheiten und kaum
lebensfähige Tiere. Eine Aktion der Tierhilfe-web hilft betroffenen Landwirten.
Bei einer durchschnittlichen Kat­
zenpopulation von etwa zehn Katzen
auf einem landwirtschaftlichen Be­
trieb, kann die Nahrung der Katzen
nicht mehr alleine von Mäusen ge­
deckt werden. Die Betriebsleiterfami­
lie sollte die Katzen zweimal täglich
mit Trocken- und/oder Nassfutter
zufüttern. Der Grund: Ohne ausrei­
chende Nährstoffversorgung werden
die Tiere krank und übertragen die
Krankheiten an ihre Jungen.
In großen Katzenpopulationen gibt
es Inzucht. Sie bringt kranke, lebens­
schwache und missgebildete Kat­
zenjunge hervor. Ihre Organe oder
Extremitäten sind dann nicht voll
funktionsfähig, wenn z. B. der Kie­
fer schief ist. Das Tier leidet.
Landwirte, die bereits an der Akti­
on teilnahmen, haben erkannt, dass
die Kastration der Katzen auf ihren
Höfen die beste Lösung ist. Der vor­
handene Katzenbestand bleibt kons­
tant, die Tiere haben keinen Stress mit
der Aufzucht von Jungtieren und die
Kater reduzieren ihre übelriechenden
Markierungen und Raufereien.
Nur eine gesunde Katze ist eine gute Mäusejägerin.
Wie läuft so eine Kastrationsakti­
on ab? Manche Landwirte sind skep­
tisch und befürchten, dass fremde
Menschen wochenlang ihren Hof
bevölkern und ihre tägliche Routine
durcheinanderbringen. Jede Tier­
schutzorganisation arbeitet etwas
anders, aber in der Regel laufen die
Aktionen immer nach dem selben
Muster ab:
Stimmen aus
der Praxis
Wir haben
mitgemacht
Johanna und Peter Wierl aus Berbling: „Neben unseren zwei Hauskatzen haben wir etliche freilaufende Katzen und streunende Kater
auf unserem Hof. Um den Zuwachs
an verwilderten Katzen zu begrenzen und Inzucht zu vermeiden, haben wir alle Katzen kastrieren lassen. Die Kastration verlief schnell
und unkompliziert. Die Katzen wurden untersucht, geimpft und entwurmt. Wir waren sehr zufrieden
Die Katzen werden am selben
Ort und zur selben Uhrzeit gefüt­
tert. Nach der Gewöhnung bekom­
men sie ihr Futter ein bis zwei Tage
in der Falle.
●● Am Tag vor dem Fangen wird
nicht mehr gefüttert, damit die Kat­
zen hungrig sind und leichter in die
Falle gehen. So können bis zu 15 Tie­
re pro Tag gefangen werden.
●●
mit der Arbeit und der schnellen Hilfe bzw. Unterstützung. Nach einem
Jahr geht es besonders einer jungen
Kätzin, die nach mehreren Würfen in
einem sehr schlechten Zustand war,
wieder sehr gut. Die Katzen wirken
insgesamt fitter, zutraulicher, lebendiger und sind jetzt treue, fleißige
Mäusefänger.“
FotoS: Privat
Mäuse allein reichen
für zehn Katzen nicht
Foto: Schuster
I
m Wochenblatt hat die Tierschutz­
initiative Tierhilfe-web bereits zu
Kastrationsaktionen aufgerufen.
Diese Aufrufe wurden gut angenom­
men. Die Landwirte waren froh, eine
Anlaufstelle gefunden zu haben, die
ihnen bei ihrem Problem mit den
scheuen Streunerkatzen hilft. Dieses
Jahr wurden schon mehrere Hun­
dert Katzen und Kater, ausschließ­
lich von Bauernhöfen und landwirt­
schaftlichen Betrieben, mithilfe der
örtlichen Tierschutzvereine und eh­
renamtlichen Tierschützern kastriert
und sterilisiert.
Warum so ein Aufwand? Die un­
kontrollierte Vermehrung von einem
Katzenpaar von dem im Jahr zwei­
mal durchschnittlich 2,6 Junge über­
leben, ergibt in zehn Jahren über 80
Mio. Katzen. Diese Anzahl an Katzen
kann von der „Umwelt“ nicht mehr
bewältigt werden. Selbst eine natür­
liche Auslese der Katzen durch Stra­
ßenverkehr, Krankheiten und tödli­
che Unfälle bei Mäharbeiten, senkt
die Überpopulation nicht.
Mit den Folgen der Katzen­
schwemme kämpfen jedes Jahr Tier­
heime und Tierschutzorganisatio­
nen. Viele Fundtiere, ausgesetzt und
krank, meist extrem scheu, werden
jedes Jahr in den Tierheimen abge­
geben. Die Kosten für die Unterbrin­
gung der Tiere und die anfallenden
Tierarztkosten würden die Organi­
satoren lieber in die Katzenkastration
„investieren“. Sie ist nachhaltig.
Süßstoff ist giftig für Hunde
m Haaresbreite hätte sein Heiß­
U
hunger einen Labrador das Le­
ben gekostet. Er hatte 100 zuckerfreie
Kaugummis seines Besitzers gefres­
sen. Der Name des Süßstoffs im
Kaugummi lautet Xylitol – ein Aus­
tauschstoff für Zucker. Er ist in vielen
Lebensmitteln enthalten: in kalorien­
armen Süßigkeiten und Backwaren.
Doch Xylitol ist hochgiftig für Hun­
de. Schon 0,1 g/kg Körpergewicht
können reichen, um den Vierbeiner
zu töten.
„Hunde reagieren auf diesen Süß­
stoff anders als Menschen“, erklärt die
Tierärztin Dr. Tina Hölscher. „Wenn
sie Xylitol fressen, schüttet ihr Körper
massiv Insulin aus, das den Zucker­
spiegel im Blut senk. Passiert das zu
stark, führt das zu Krämpfen und ko­
Sind fünf bis sechs Katzen gefan­
gen, fahren die Tierschützer mit ih­
nen zum Tierarzt. Dort werden die
Katzen kastriert oder sterilisiert und
bleiben eine Nacht dort. Sie werden
auf ihren gesundheitlichen Zustand
untersucht und von Parasiten be­
freit. Kleine Verletzungen versorgt
der Tierarzt mit einem Langzeitan­
tibiotika. Am nächsten Tag können
die Tiere wieder frei gelassen werden.
●● Bei der Kastration werden die Kat­
zen tätowiert und gechipt. Das zeigt,
dass die Katze kastriert ist.
Der Bayerische Bauernverband
sagt zu der Aktion: „Auf vielen Bau­
ernhöfen leben Katzen und leisten ih­
ren Beitrag zur Schädlingsbekämp­
fung im landwirtschaftlichen Betrieb.
Mit der Kastration von Katzen kann
einer unkontrollierten Fortpflan­
zung und eventuellen gesundheitli­
chen Problemen vorgebeugt werden.
Eine gesetzliche Pflicht zur Kastrati­
on bzw. zur Kennzeichnung/Regist­
rierung von Katzen erachten wir je­
doch als unverhältnismäßig.“
Interessierte finden im Internet ein
Merkblatt unter: www.lfl.bayern.de/
mam/cms07/publikationen/daten/
merkblaetter/p_45777.pdf. Wer die
Tierhilfe-web in Anspruch nehmen
möchte, kann sich unter Tel. 01636954866 melden.
Auch wenn Katzen auf vielen Hö­
fen nicht als „Nutztiere“ anerkannt
werden, leisten sie nützliche Dienste,
die meist dann erst erkannt werden,
wenn die Katzen nicht mehr da sind.
●●
Anna Thomalla
Monika Staber
aus Fachendorf:
„Ich hatte ein
bisschen Angst,
wie man wilde Katzen
einfangen
soll, die einen nicht mal auf zehn Metern he­
rankommen ließen. Letztlich war
ich begeistert: Das Fangen ging innerhalb von zwei Tagen problemlos.
Ein Anruf bei der Tierhilfe genügte
und sie wurden abgeholt. Nach der
Kastration kamen sie nach einem
Tag zurück. Unsere wilden Katzen
sind nun alle ,pumperlgsund‘ und
wohlgenährt. Ich bin froh, dass ich
die Tierhilfe um Hilfe bat. Ein herzliches Dankeschön an die Helfer.“
matösen Zuständen. Im schlimmsten
Fall stirbt das Tier“, warnt Hölscher.
Zusätzlich können schwere Leber­
schäden das Tier gefährden.
Abhilfe verschafft eine Injektion,
die den Hund zum Erbrechen bringt
und damit die Giftmenge im Tierkör­
per reduziert. Liegt die Xylitolauf­
nahme länger als ein bis zwei Stunden
zurück, hilft nur noch eine Infusion,
die Zucker enthält, um dem Unter­
zucker entgegenzuwirken.
aktion tier e. V.