Chance für schwer vermittelbare Jugendliche

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Chance für schwer vermittelbare Jugendliche
SZ-Landkreisausgaben
POLITIK
Dienstag, 25. Mai 2010
Ebersberg Seite R1
„Junge Arbeit“ zieht erste Bilanz
Chance für schwer vermittelbare Jugendliche
Seit einem halben Jahr kümmert sich ein freier Träger aus Rosenheim erfolgreich um junge Langzeitarbeitslose
Von Karin Kampwerth
Landkreis T Eine positive Bilanz zieht die Arbeitsgemeinschaft für Beschäftigung und Soziales (ABS) nach einem halben
Jahr Zusammenarbeit mit dem
freien Träger „Junge Arbeit“
aus Rosenheim. Insbesondere
schwer vermittelbare Jugendliche erhalten hier die Chance,
trotz schwieriger Lebensumstände in ein festes Beschäftigungsverhältnis zu kommen
und ihren Unterhalt unabhängig von staatlichen Leistungen
zu bestreiten.
Es sind besonders die „harten
Brocken“, um die sich die Junge
Arbeit bemüht, die seit November auch im Landkreis Ebersberg tätig ist. Bereits zwölf junge Menschen unter 25 Jahren
konnten laut Julia Kühnert von
dem Angebot profitieren. Dabei
verzeichnet die Junge Arbeit erste Erfolge, wie der Fall des
23-jährigen Mansur Kamberi beweist, der an den Steinhöringer
Malerbetrieb Säfke vermittelt
werden konnte (siehe unten).
„Unser oberstes Ziel ist, die
Jugendlichen von der Hilfsbedürftigkeit zu befreien“, sagt
ABS-Leiter Christian Salberg.
Im Landkreis betreue die ABS
rund 50 unter 25-Jährige, die bereits als langzeitarbeitslos gelten. Viele von ihnen können keinen Schulabschluss oder keine
Ausbildung vorweisen, manche
haben eine Drogenkarriere hinter sich, andere wiederum hindern psychische Erkrankungen
daran, eine Arbeit aufzunehmen. „Multiple Vermittlungshemmnisse“ nennt Salberg die
vielschichtigen Probleme, die
zu „dramatischen“ Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt führten. Welche das genau sind, finden Julia Kühnert und Andrea
Hermann in intensiver Betreuung nach dem Vorbild der aufsuchenden Sozialarbeit heraus.
„Wir müssen zunächst Vertrauen zu den Jugendlichen aufbauen“, sagt Hermann. „Und wir
müssen ihnen signalisieren,
dass sie uns wichtig sind“, ergänzt Kühnert.
Dazu haben sie zu Beginn ihrer Tätigkeit im Landkreis zunächst Kontakte mit gemeinnützigen Arbeitsstellen wie den
Steinhöringer Werkstätten oder
etwa den gemeindlichen Bauhöfe aufgenommen. Hier können
die Jugendlichen die spätere
Arbeitswirklichkeit trainieren.
Dazu gehört Pünktlichkeit ge-
nauso wie die Gewöhnung an
ein gewisses Arbeitstempo.
Neben diesen so genannten
Soft Skills sei darüber hinaus
wichtig, den Jugendlichen wieder Selbstvertrauen zu vermitteln, sagt ABS-Leiter Salberg.
„Sie müssen wieder das Gefühl
bekommen, auf sich selbst stolz
zu sein und daraus heraus eine
Beschäftigung zu finden.“ Sal-
berg schränkt allerdings auch
ein, dass nicht jeder der rund 50
langzeitarbeitslosen Jugendlichen unbedingt ein Fall für die
Junge Arbeit sei. Wichtig sei deshalb eine Mischung aus verschiedenen Angeboten wie auch von
den Ebersberger „Brücken zur
Arbeit“, die von der ABS finanziert werden. Sie alle bieten jungen Menschen nach einem ver-
masselten Start ins Erwachsenenleben eine zweite Chance.
„Wenn ein junger Mensch auf
eigenen Beinen stehen kann, ist
das einfach schön, da haben wir
wirklich etwas gewonnen“, sagt
Salberg.
Dazu gehört die Unterstützung der Gemeinden, von Altersheimen oder dem Steinhöringer
Einrichtungsverbund, die insgesamt 20 Arbeitsstellen zur Verfügung gestellt haben. Hier können sich die Jugendlichen im
Rahmen eines Ein-Euro-Jobs
ausprobieren und gemeinsam
mit ihren Betreuerinnen von der
Jungen Arbeit an ihren Fertigkeiten feilen, bevor es in die
wirkliche Arbeitswelt geht.
Mit Hilfe von Kühnert und
Hermann werden dann Bewerbungen geschrieben, zunächst
nur für Praktika. Für Arbeitgeber hat das den Vorteil, dass sie
sich von den Leistungen und der
Motivation der Jugendlichen
ein Bild machen können, bevor
sie einen Arbeitsvertrag vorlegen. Auch darüber ist Salberg
froh, denn dadurch zeige sich,
dass das viel gescholtene Instrument der Arbeitsgelegenheit
durchaus eine Möglichkeit biete, ein feste Anstellung zu finden.
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