(Fluss) Aal - OstseeRouten
Transcrição
(Fluss) Aal - OstseeRouten
Der Aal Der (Fluss) Aal Der Meeraal kommt in Europa nicht vor. Vom Namen seines Verwandten sollte man sich aber nicht täuschen lassen, denn auch der Flussaal verbringt einige Lebensjahre im Meer. Er wird in der karibischen Saragossasee geboren und verendet dort auch wieder nach dem Laichen. Den größten Teil seines Lebens verbringt er aber in europäischen Fließ- und Stillgewässern mit Verbindung zum Meer. Aufgrund der Kopfform unterscheidet man zwischen dem etwas kleineren Schmaloder Spitzkopfaal und dem schnellwüchsigeren Breitkopfaal. Spitzkopfaale leben in Flussmündungen und im Brackwasser und ernähren sich von Flusskrebsen, Würmern, Schnecken, Muscheln, Krabben und Insektenlarven. Breitkopfaale leben im reinen Süßwasser und fressen auch größere Tiere wie Amphibien, kleine Fische und sogar Mäuse. Aale haben einen schlangenähnlichen, muskulösen Körper, der vorne rund und hinten seitlich zusammengedrückt ist. Sie haben zwei kleine Brustflossen, die Bauchflossen fehlen. Rücken-, Schwanz- und Afterflossen bilden einen Flossensaum. Die Haut ist schleimig, mit winzigen ovalen Schuppen. Der Rücken dunkelgrau bis olivfarben. Nach der Färbung der Bauchseite unterscheidet man Gelb- und Silberaale, die man früher sogar für unterschiedliche Arten hielt. Es handelt sich jedoch nur um zwei verschiedene Lebensstadien, die alle frei lebenden Aale durchlaufen. In der Zeit des Heranwachsens und der Nahrungsaufnahme, welche die Tiere im Süß- oder Brackwasser verbringen, haben sie relativ kleine Augen und einen gelblich gefärbten Bauch, man nennt sie dann Gelbaale. Männchen werden im Alter von 5 – 14 Jahren geschlechtsreif, Weibchen mit 7 – 18 Jahren. Sie stellen dann nach und nach die Nahrungsaufnahme ein, wandern zurück ins offene Meer und durchlaufen dabei eine umfassende Metamorphose. Ihre Verdauungsorgane bilden sich zurück und machen Platz für die Geschlechtsorgane. www.ostseerouten.uni-kiel.de Der Aal Ihr Körper wird muskulöser, die Haut wird fester und am Rücken etwas dunkler. Der Kopf wird spitzer und die Augen vergrößern sich. Die Bauchseite wird silberglänzend, daher spricht man von Blank- oder Silberaalen. Bei der Entwicklung der Geschlechtsorgane spielt der Salzgehalt des Wassers eine große Rolle. Im Süßwasser aufwachsende Aale werden überwiegend zu Weibchen, im Brackwasser ist die Entwicklung unterschiedlich und vom Gebiet abhängig. In der salzarmen Ostsee werden die meisten Aale Weibchen. Werden die Silberaale daran gehindert, ins offene Meer abzuwandern, beginnen sie wieder zu fressen und können dann bis zu 50 Jahre alt werden. Zwar gibt es mehrere Fischarten, deren Hauptlebensraum das Meer ist, die aber zum Laichen in die Flüsse aufsteigen, der Aal ist jedoch der einzige Fisch, der den umgekehrten Weg wählt. Zwischen Juli und Oktober machen sich die Tiere auf ihre monatelange Wanderung von Europa zurück zu ihrer Geburtsstätte in der karibischen Saragossasee. Fett- und Eiweißreserven gestatten es den Aalen nicht nur, die bis zu 7.000 km lange Strecke mit einer Geschwindigkeit von bis zu 30 km/h zurückzulegen, sie ermöglichen ihnen auch die Entwicklung der Geschlechtsorgane während der Reise zu vollenden. Vermutlich orientieren sich die Aale bei ihren Wanderungen an Wassertemperaturen und am Magnetfeld der Erde, welches in Verbindung mit dem bewegten Salzwasser schwache elektrische Ströme erzeugt, an denen sich die Tiere ausrichten können. Nachdem die Aale ihr Ziel erreicht und ihre Fettreserven verbraucht haben, laichen sie in großer Tiefe ab und sterben an Erschöpfung. Aus den pelagischen Eiern schlüpfen zwischen März und Mai die fast durchsichtigen und noch weidenblattförmigen Larven, die innerhalb von ein bis drei Jahren vom Golfstrom zurück nach Europa und Nordafrika gedriftet werden. In dieser Zeit wachsen sie auf eine Länge von bis zu 80 mm. Mit dem Erreichen des Schelfmeeres schrumpfen sie wieder auf etwa 65 mm, nehmen dabei aber schon die lang gestreckte Aalform an. Als so genannte Glasaale steigen sie dann in die Flüsse auf, wobei sie dank erstaunlicher Kletterfähigkeiten auch größere Hindernisse überwinden können. Die dunklen Pigmente entwickeln sich erst im Brack- oder Süßwasser. Es dauert etwa vier Jahre, bis sich das Schuppenkleid voll entwickelt hat und die Glasaale zu Gelbaalen geworden sind. Das Wachstum hängt dabei auch vom Nahrungsangebot und der Wassertemperatur ab. www.ostseerouten.uni-kiel.de Der Aal Nicht nur seine Metamorphose, die langen Laichwanderungen und sein schlangenhafter Körper machen den Aal zu einem ungewöhnlichen Fisch, auch sein Verhalten und seine Fähigkeiten sind herausragend im Tierreich. So sind Aale sehr widerstandsfähig. Sie können ihre ohnehin kleinen Kiemenöffnungen außerhalb des Wassers verschließen, auf Hautatmung umstellen und auf diese Weise bis zu 20 Stunden an Land überleben, solange die Haut feucht bleibt. Diese Fähigkeit ermöglicht ihnen zum Beispiel, vor allem in regnerischen Nächten durch nasses Gras und Schlamm zu kriechen und so andere nahe gelegene Binnengewässer aufzusuchen. Gefangene Aale kann man daher auch problemlos in Fischkisten aufbewahren und lebend ausliefern. Tagsüber verstecken sich Aale meist im schlammigen Grund, zwischen Wurzeln und Wasserpflanzen oder in Höhlen. In der Dämmerung werden sie aktiv und gehen auf Nahrungssuche. In stürmischen und dunklen Nächten sind sie besonders aktiv, die Fangquoten sind dann dementsprechend höher. Im Winter fliehen sie vor der Kälte in tieferes frostfreies Wasser und graben sich im Sand oder im Schlamm ein, ohne etwas zu fressen. Männchen werden bis zu 50 cm lang und 0,2 kg schwer, Weibchen bis zu 150 cm lang und 6 kg schwer. Aale haben zwar ein schlechtes Seh- und Hörvermögen, ihr Geruchssinn ist jedoch kaum zu übertreffen. Sie nehmen Düfte noch in einer Verdünnung von 1:3 Trillionen wahr, was einem Tropfen auf die 60fache Wassermenge des Bodensees entspricht! Die meisten auf dem Markt angebotenen Aale werden inzwischen nicht mehr im offenen Meer gefangen, sondern stammen aus Aquakulturen. Zwar können Aale in Gefangenschaft sehr alt werden, sie bekommen aber keinen Nachwuchs, da sie diesen nur in der Saragossasee zeugen. In den Aquakulturen werden daher junge Glasaale gemästet, die zuvor an den Küsten abgefischt werden. www.ostseerouten.uni-kiel.de