Leseprobe "The ride of a lifetime

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Leseprobe "The ride of a lifetime
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
The Ride of a Lifetime
ISBN 978-0-470-44997-4
© Copyright der Originalausgabe 2009:
Orange County Choppers Merchandising, LLC.
All rights reserved. Published under license. Published by
John Wiley & Sons, Inc. Hoboken, New Jersey.
Published simultaneously in Canada.
© Copyright der deutschen Ausgabe 2009:
Börsenmedien AG, Kulmbach
Übersetzung: Egbert Neumüller
Gestaltung und Layout: Johanna Wack, Börsenbuchverlag, Kulmbach
Satz: Silke Eden, Mediengarten Eden, Kulmbach
Druck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN 978-3-941493-05-6
Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks,
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Für alle Kleinunternehmer,
die sich genauso abstrampeln
wie ich mich früher.
Inhalt
Vorwort 6
Danksagungen 10
Einführung 14
Wahlmöglichkeiten 22
Nein danke, Partner 36
Leidenschaft 52
Begrüßen Sie Veränderungen 66
Bauen Sie sich einen Ruf auf 82
Halten Sie Ordnung 102
Stellen Sie gute Leute ein 120
Lernen Sie, anderen zu vertrauen 134
Kümmern Sie sich um Ihre Mitarbeiter 148
Bleibt alles in der Familie 156
Lernen Sie aus Fehlern 172
Etwas zurückgeben 190
Verkaufen Sich sich niemals 206
Folgen Sie immer Ihren Träumen 216
000
vorwort
Ich habe alle Folgen von American Chopper gesehen. Ich
habe gesehen, wie sich die Sendung verändert hat, wie sie
gewachsen ist und wie sie experimentiert hat. Ich habe gesehen, wie Motorräder für einen Vergnügungspark gebaut
wurden, für einen Hubschrauberhersteller, für einen LkwHersteller, für einen Speiseeishersteller, für einem Baumaschinenverleih, für einen Stereoanlagenhersteller, für ein
Bowling-Unternehmen, für Bill Murray, für Billy Joel, für
einen Zauberer, von dem noch nie jemand gehört hat, für
Menschen, die einfach ein Bike bestellt haben, für die New
York Giants, für die New York Jets, für Feuerwehrleute, für
verwundete Irak-Veteranen, für einen Golfprofi, für Russell
Crowe, für Jay Leno, für einen Campingladen, für einen
Angeber aus Minnesota, der Themenrestaurants baut, für
grobschlächtige Gewichtheber, für die Yankees, für die University of Michigan und für eine Witwe. Sie sehen schon,
worauf das hinausläuft. Irgendwann haben wir alle eine
Chopper-Sonderanfertigung von Orange County Choppers.
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Ich bin auf drei solchen Motorrädern gefahren – einmal
mit Sylvester Stallone, Bruce Willis und den Teutuls im Regen durch Midtown-Manhattan. Ich habe erlebt, wie sich
der Laden von einem Lager in eine supercoole 10.000 Quadratmeter große weltweite Unternehmenszentrale verwandelt hat. Ich habe gesehen, wie die Mitarbeiter gewechselt
haben. Was ist aus dem ersten Lackierer geworden? Ist
Nub noch da? Ich habe mich ganz schön aufgeregt, als Vinnie ging; ich kenne die Geschichte immer noch nicht ganz.
Cody ist ohne ein Wort spurlos verschwunden. Das hat mir
nichts ausgemacht. Sorgen habe ich mir gemacht, als Mikey bei Vertragsverhandlungen verkündete, er sei „für das
Geschäft nicht gemacht“. Wofür ist er denn gemacht? Ich
weiß, dass es eine Schwester gibt, die vielleicht Krankenschwester ist. Ich weiß, dass es einen Bruder gibt, der ein
Stahlbaugeschäft betreibt. Ich weiß, dass Senior zum zweiten Mal verheiratet ist und zwei große Hunde hat. Einer ist
ungezogen (ein Hund, nicht die Frau). Außerdem hat er ei­
ne Sammlung von Miniatur-Farmtieren. Ist das nicht un­
heim­l ich? Ich hatte Angst, der schlecht erzogene Hund
könn­te die winzigen Tierchen auffressen. Ich machte mir
auch über Seniors grünen Star Sorgen. Ich mag Junior. Ich
mag Rick. Ich mag den Glatzkopf mit der lauten Stimme.
Ich mag Lee, den Neuen. Ich mag (glaube ich) Jim Quinn,
auch wenn ich darauf warte, dass er irgendwann durchdreht und explodiert. Ich habe sogar angefangen, Jason
ein ganz kleines kaum messbares bisschen zu mögen. Auch
wenn es mir ehrlich gesagt nicht das Herz brechen würde,
wenn er zusammen mit Seniors muskelbepacktem Fitnessstudio-Esel im Geschenkladen arbeiten würde.
Ich habe gesehen, wie sie nach Europa, Südamerika, Südafrika und nach Australien gereist sind. Ich mag den Pro-
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duzenten Craig Piligian nicht. Ich halte den Mann für einen
Tropf. Aber es gefällt mir, dass er diese Menschen in mein
Leben gebracht hat. Ich ärgere mich, wenn keine neuen
Folgen kommen. Ich liebe die neue 50-Milliarden-TonnenPresse. Ich liebe den Flow Jet. Die Ausweichmanöver mag
ich nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann jemand seinen Fuß loswird.
Und, worum geht’s dabei? Nun, ich schaue gern zu, wie
Motorräder gebaut werden. Ich könnte den ganzen Tag
lang zuschauen, die ganze Woche. Sie könnten von mir aus
immer wieder das gleiche Motorrad bauen. Ist okay für
mich. Ich kann davon einfach nicht genug bekommen. Ich
bin wie ein Hund, der die Kühlschranktür anstarrt. Meine
Freundin scheint das nicht zu begreifen. Ich habe es aufgegeben zu erklären, warum ich diese Sendung so liebe. Ich
begreife ja auch nicht, warum es ihr so viel Spaß macht,
Handtaschen zu kaufen.
Also geht es um die Motorräder? Ja, irgendwie schon. Doch
im Laufe der Jahre ist noch etwas anderes passiert. Ich beneide diese Familie. Diese Menschen verbringen die Zeit
gemeinsam, die guten und die schlechten Zeiten. Sie lieben
ihre Arbeit. Sie brüllen, sie werfen mit Sachen und sind
verletzt, aber sie erfahren auch den Sinn einer funktionierenden Familienstruktur. Liebe und Beistand. Nur wenige
Familien wachsen auf solche Art zusammen. Deshalb schaue
ich zu. Ich will zu dieser Familie gehören. Mein Sohn und
ich. Ich will, dass wir die Teutuls sind und Motorräder bauen. Ich bin verrückt.
– Dave Letterman
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000
Danksagungen
Der Platz und die Zeit reichen nicht aus, um allen Menschen
zu danken, die mir in den letzten 30 Jahren geholfen haben. Vielen werden Sie beim Lesen dieses Buches begegnen, aber es gibt noch zahllose andere, deren Rat, Anleitung und Ehrlichkeit dazu beigetragen haben, dass ich der
bin, der ich heute bin, und dass ich das bin, was ich heute
bin. Allen meinen Geschäftspartnern, Zulieferern, Vertreibern und Mitarbeitern, die Freunde von Orange County
Ironworks und Orange County Choppers sind, danke ich
für die Rolle, die sie beim Triumph der beiden Unternehmen spielen. Ob es nun ein kleiner Ratschlag war, den ihr
mir gegeben habt, oder eine Lektion, die zu lernen ihr mir
geholfen habt – einiges davon ist in diesem Buch gelandet
–, alles hat dazu beigetragen, dass ich der erfolgreiche Unternehmer wurde, der ich heute bin.
Was die Leute angeht, die im Moment bei mir arbeiten, ihnen möchte ich danke dafür sagen, dass sie jeden Tag herkommen und so hart dafür arbeiten, dass Orange County
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Choppers das außergewöhnliche Unternehmen ist, das es
heute ist – vor allem Steve Moreau, Scott Amann, Ron Salsbury, Michele Paolella, Joe Puliafico und Rick Petko. Außer­
dem möchte ich Craig Piligian danken.
Ich möchte dem Verlag John Wiley & Sons dafür danken,
dass er an dieses Buch geglaubt hat, und vor allem Matthew
Holt und Shannon Vargo für die hervorragende Führung
und Leitung. Und Mark Yost danke ich dafür, dass er mir
geholfen hat, meine jahrelange Erfahrung in etwas zu über­
setzen, das den Lesern eine Möglichkeit bietet, ihre Träume
und Ziele zu erreichen.
Und ich habe meiner Familie zu danken – vor allem meinen
Söhnen Paulie und Michael, die bis heute zu Orange County Choppers gehören.
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000
Einführung
Mein Name ist Paul Teutul Sr. Kein zweiter Vorname. War
meinen Eltern egal.
Viele von Ihnen lesen dieses Buch wahrscheinlich, weil Sie
mich aus der Fernsehsendung American Chopper kennen,
die sich um meine Firma Orange County Choppers dreht.
Ja, wir sind berühmt, wir sind im Fernsehen und überall,
wo wir hinkommen, erkennen uns die Menschen.
Aber das meiste, was ich Ihnen in diesem Buch erzähle,
das meiste, was ich über die Führung eines erfolgreichen
Unternehmens gelernt habe, habe ich durch 28 Jahre Arbeit im Stahl- und Eisenbau gelernt. Ließ sich das auf das
Motorradgeschäft anwenden und haben die gleichen Prinzipien dazu beigetragen, dass Orange County Choppers so
ein riesiger Erfolg wurde? Sicher. Aber mir geht es vor al­
lem um Folgendes: Ich habe diese Dinge nicht in einem
glänzenden Unternehmen wie Orange County Choppers
gelernt. Ich habe sie im Eisengeschäft gelernt. Das ist ein
hartes Geschäft. Vielleicht so ähnlich wie Ihres.
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Ich sage das aus mehreren Gründen. Die Beispiele und
Prinzipien, die in diesem Buch vorkommen, kann man auf
fast alle Branchen anwenden. Ist mir ganz egal, worum es
da geht – um Softwaredesign, um die Autowerkstatt an
der Ecke, um einen Tante-Emma-Laden, in dem es alles zu
kaufen gibt, oder um ein Fortune-500-Unternehmen. Ich
möchte nicht, dass Sie dasitzen und meinen, nur weil Sie
keine Fernsehsendung haben oder weil die Menschen Sie
nicht überall erkennen, würden diese Prinzipien bei Ihnen
nicht funktionieren. Das werden sie nämlich.
Egal wo Sie mich gesehen haben, ich will, dass Sie alles
vergessen, was Sie über mich wissen. Der Paul Teutul Sr.,
den Sie im Fernsehen und sonstwo sehen, ist nur ein kleiner Teil dessen, was ich bin. Ja schon, ich bin dieser Typ,
aber ich bin auch ein Geschäftsmann und betreibe ein
Millionenunternehmen, das ich von Grund auf mit meinen
eigenen Händen aufgebaut habe.
In den letzten zwei Jahrzehnten habe ich außerdem gegen
Alkoholismus und Drogensucht gekämpft. Ich habe die
Skeptiker besiegt, die mein Leben lang sagten, ich sei ein
Nichts. Und ich habe diejenigen widerlegt, die sagten, ich
würde es nie schaffen. Unterwegs habe ich ein paar Dinge
über Leidenschaft, Beharrlichkeit, Geschäftsabschlüsse, Mit­
arbeiterführung und – ja – auch darüber gelernt, dass ich
nicht alles weiß und nicht alles kann. Darum geht es in diesem Buch – dass ein ganz normaler Typ ohne große Chancen oder Mittel seinen Träumen gefolgt ist und sich die Erfolgsleiter hinaufgehangelt hat. Indem ich meinen Traum
verfolgt und mich an meine Prinzipien gehalten habe, habe
ich eine der anerkanntesten Marken auf dem Markt für Motorrad-Sonderanfertigungen geschaffen. Und nebenbei habe
ich dabei nicht schlecht verdient.
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Wie habe ich das gemacht? Indem ich das befolgt habe,
was ich als „Teutuls Geschäftsprinzipien“ bezeichne. Sie sind
einfach, geradlinig und gelten für fast alle Unternehmen.
Partnerschaften. Ich habe im Laufe der Jahre mehrere
Partnerschaften geschlossen und dabei die Erfahrung
gemacht, dass das nicht funktioniert, weil man dann die
Kontrolle über das halbe Unternehmen verliert und dadurch halb machtlos wird. Und was noch wichtiger ist:
Wenn eine Personengesellschaft erfolgreich sein soll,
muss man häufig seine Vision verwässern. Niemals sind
zwei Personen in allen Dingen exakt gleicher Meinung.
Also muss man an irgendeinem Punkt seine Vision kompromittieren.
Leidenschaft. Das ist die wichtigste Zutat für den Erfolg.
Wenn man keine Leidenschaft für das empfindet, was man
tut, sollte man es nicht tun.
Durchhaltevermögen. Durchhaltevermögen ist bei allem,
was man tut, für den Erfolg unentbehrlich, nicht nur in
geschäftlichen Dingen. Wenn man unter Druck nachgibt
oder wenn einem der Drive fehlt, sich durch harte Zeiten
zu schlagen, verliert man gegen die Herausforderungen,
vor die man gestellt wird. Und glauben Sie mir, davon wird
es eine Menge geben.
Halten Sie Abmachungen ein. Wenn Sie sich jemandem
gegenüber zu etwas verpflichtet haben, sollten Sie in der
Lage sein, dazu zu stehen. Das gilt für Zulieferer, Kunden,
Mitarbeiter und einfach alle Menschen, mit denen Sie Geschäfte machen. Eine Möglichkeit sicherzustellen, dass Sie
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Ihre Versprechen halten können, besteht darin, dass Sie
stets begreifen, auf was Sie sich einlassen, und dass Sie
dafür sorgen, dass Sie dem gewachsen sind. Wenn Sie das
nicht tun, werden Sie in große Schwierigkeiten geraten.
Begrüßen Sie Veränderungen. Egal wie lange Sie schon
im Geschäft sind oder wie erfolgreich Sie sind – Sie müssen
glauben, dass ein alter Hase immer noch etwas Neues lernen kann. Wenn Sie sich an Veränderungen – an posi­t ive
Veränderungen – nicht anpassen, schaden Sie sich selbst.
Verkaufen Sie sich niemals. Sie sollten zwar bereit sein,
sich zu ändern, um Ihr Geschäft zu verbessern, aber verkaufen Sie sich nie. Das ist ein Unterschied.
Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Wer große Worte
macht, sollte auch Taten folgen lassen. Ich würde von meinen Mitarbeitern nie etwas verlangen, das ich selbst nicht
tun würde. Ich erinnere meine Leute in der Werkstatt ganz
gern daran, dass ich dieses oder jenes früher auch gemacht habe.
Umgeben Sie sich mit guten Leuten. Sie sind nur so gut
wie die Leute um Sie herum. Ihre Mitarbeiter sind Ihr Sieg
oder Ihr Untergang und Ihre Mitarbeiter müssen nicht
nur erfolgreich sein, sondern sie müssen auch ihr Wissen
und ihre Fähigkeiten erweitern.
Lernen Sie, anderen zu vertrauen. Als ich mit dem Unternehmen anfing, habe ich alles selbst gemacht, weil ich
immer sicher sein wollte, dass die Arbeit richtig gemacht
wird.
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Aber man kann nur bis zu einem gewissen Punkt alles
selber machen. Lassen Sie sich nicht vom Stolz blockieren. Wenn Sie sich mit guten Leuten umgeben, werden
Sie irgendwann merken, dass Sie nicht immer der Klügste
im Raum sind. Wenn Sie einen Fehler machen, besitzen
Sie die Größe, ihn auch gegenüber Angestellten einzugestehen.
Halten Sie Ordnung. Ich habe die Erfahrung gemacht,
dass man sich Arbeitsschritte spart, wenn man Ordnung
hält. Und jeder Schritt kostet Geld – wenn Sie produktiv
sein wollen, brauchen Sie also einen Plan und Ordnung.
Seien Sie bei allem, was Sie tun, effizient.
Kümmern Sie sich um Ihre Mitarbeiter. Meine Mitarbeiter waren für mich niemals nur Mitarbeiter. Sie sind Teil
einer Familie. Ich bin sehr dafür, dass derjenige Ehre bekommen soll, dem Ehre gebührt. Um eine gute Arbeitsmoral zu schaffen, muss man seinen Mitarbeitern ab und
zu auf die Schulter klopfen.
Betreiben Sie einen Familienbetrieb. Viele der erfolgreichsten heutigen Unternehmen sind Familienbetriebe.
Leider kann das sowohl ein Segen als auch ein Fluch sein,
denn so sehr man sich auch bemüht, man kann doch ein
Familienmitglied nie so behandeln wie irgendeinen Mitarbeiter.
Machen Sie keinen Rückzieher. Wenn Sie einen Traum
und die Vision von einem Unternehmen haben, müssen Sie
selbst dann bei der Stange bleiben, wenn andere Ihnen sagen, Sie würden in die falsche Richtung gehen.
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Bleiben Sie nie auf halbem Weg stehen oder senken Ihre
Ansprüche. So lange Sie noch im Geschäft sind, sollten es
auch diese beiden motivierenden Faktoren sein.
Lernen Sie aus Ihren Fehlern. Niemand ist vollkommen;
wir alle fällen im Geschäfts- und im Privatleben falsche
Urteile. Wenn Sie einen Fehler machen und die Konsequenzen tragen müssen, lernen Sie aus dieser Erfahrung
mehr, als wenn Sie von anderen etwas darüber gehört
hätten.
Seien Sie bescheiden. Jemandem wie mir mag man das
wahrscheinlich kaum abnehmen, aber Sie müssen bescheiden sein. Das bedeutet, dass man klug genug ist, von
Menschen zu lernen, die mehr wissen als man selbst.
Geben Sie etwas zurück. Es ist toll, Geld zu verdienen
und Erfolg zu haben, aber das verschafft einem nicht die
gleiche Befriedigung, die man empfindet, wenn man Menschen etwas zurückgibt, die weniger Glück haben als man
selbst. Der Lohn dafür ist größer als das, was man gibt.
Folgen Sie immer Ihrem Traum. Das klingt einfach, aber
Sie dürfen nie Ihren Traum aus den Augen verlieren, egal
wie lange Sie ihn schon haben oder wie fern er zu sein
scheint.
Das war’s im Grunde. Eine kurze Aufzählung der Prinzi­
pien und Ideale, an die ich mich gehalten habe, als ich
Orange County Choppers von einem Hobby im Keller zu
der Marke ausgebaut habe, die es heute ist. Wie der Titel
des Buches schon sagt, das war mein Ride of a lifetime.
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001
Wahl­
möglichkeiten
Wenn Sie aus diesem Buch nur eine einzige Lehre mitnehmen, dann sollte es diese sein: Ihre Vergangenheit diktiert
nicht Ihr Schicksal. Sie haben in Ihrem Leben Wahlmöglichkeiten. Je früher Ihnen das klar wird – und je früher
Sie anfangen, die richtigen Entscheidungen zu treffen –,
desto schneller kommt der Erfolg. Ich habe im Laufe der
Jahre viele Lektionen gelernt, sowohl im Geschäft als auch
im Leben. Wenn ich früher gewusst hätte, dass ich mehr
Wahlmöglichkeiten habe – und kein Gefangener meiner
Vergangenheit bin –, wäre ich viel früher viel erfolgreicher
geworden.
Wenn Sie also dieses Buch in die Hand genommen haben,
weil Sie ein kleines Unternehmen betreiben oder weil Sie
darüber nachdenken, ein Unternehmen zu gründen, oder
weil Sie darüber frustriert sind, dass Sie nicht den erhofften Erfolg haben, und wenn Sie das Gefühl haben, es sei
Ihr Schicksal, die gleichen Fehler wie in der Vergangenheit
zu machen, dann will ich Ihnen Folgendes sagen: Das muss
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nicht so sein. Sie haben Wahlmöglichkeiten, genauso wie
ich sie in den letzten gut 30 Jahren hatte.
Wenn ich ein Wort aussuchen sollte – ein Thema, wenn Sie
so wollen –, mit dem ich mein Leben beschreiben würde –
wie es angefangen hat, wie es sich entwickelt hat und was
am Ende daraus wurde –, dann wäre es „Entscheidungen“.
Als Kind hatte ich eigentlich keine Wahlmöglichkeiten.
Gar keine. Null. Nada. So einfach war das. Mein Vater traf
in fast allen Lebensbereichen alle Entscheidungen für uns.
Er sagte uns, wann wir aufstehen, was wir zum Frühstück
essen und wann wir ins Bett gehen sollten. Dazwischen
konnten wir kaum etwas entscheiden. Wenn wir in ein Geschäft gingen, um Kleider für die Schule zu kaufen, dann
suchte er sie aus. Er sagte: „Diese Schuhe kaufe ich euch
und ihr werdet sie anziehen.“
Auch als ich schon selbst Geld verdiente, sagte mir mein
Vater noch, was ich kaufen sollte. Ein gutes Beispiel ist
mein erstes Auto: Das war ein 1964er Dodge Dart mit SlantSix-Motor. Ich hasste dieses Auto. Ich fand, das war das
hässlichste Auto der Welt. Eigentlich wollte ich ein schnelles Auto. Ein cooles Auto. Zum Beispiel einen 55er oder
56er Chevy. Aber mein Vater ließ mich keinen kaufen. Und
bei uns zu Hause war’s das dann. Wenn der alte Herr gesprochen hatte, dann sollte es so sein.
Als ich älter wurde, besserten sich meine Wahlmöglichkeiten nicht sehr. Sie waren extrem eingeschränkt, und zwar
vor allem wegen meiner Erziehung, meiner Herkunft und
meines Selbstwertgefühls. Ich glaube, niemand stellte große Erwartungen an mich, auch ich nicht. Meine gesamte
Kindheit bereitete mich im Grunde darauf vor, entweder tot
oder im Gefängnis zu enden, vor allem meine Herkunft.
Und traurigerweise passierte mit vielen meiner Freunde
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genau das. Und noch schlimmer: Die meiste Zeit dachte ich,
der Weg, auf dem ich war, wäre meine einzige Möglichkeit.
Erst als mir klar wurde, dass die Welt voller Wahlmöglichkeiten steckte, begann sich mein Leben zu ändern. Mir
wurde klar, dass ich entscheiden konnte, wer ich bin, wofür ich stehe und wie mein Leben aussehen könnte. Dann
wurde mir klar, dass meine Erfolgsmöglichkeiten – beruflich wie privat – nur durch meinen eigenen Antrieb, meinen Ehrgeiz und meine Bereitschaft zu harter Arbeit begrenzt wurden. Hart zu arbeiten war für mich noch nie ein
Problem gewesen. Ich hatte mein ganzes Leben lang hart
gearbeitet. Was für mich alles veränderte, war die Erkenntnis, dass ich auf die Ziele und Träume hinarbeiten konnte,
die mir am wichtigsten waren. Aber ich greife vor.
Ich kann Ihnen ehrlich sagen, dass Sie alles überwinden
können, was Ihnen das Leben hinwirft, denn das habe ich
während des größten Teils meines Lebens getan: Die Erwartungen, die alle anderen und anfangs auch ich an mich
hatten, überwinden und übertreffen. Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich in meinem Leben oft
niedergeschlagen wurde, mich aber immer wieder aufrap­
peln und einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Und
größtenteils ist mir das gelungen.
Gegen alle
Wahrscheinlichkeiten
Wieso standen alle Chancen gegen mich? Ab dem Tag, an
dem ich geboren wurde – am 1. Mai 1949 in Yonkers im
Bundesstaat New York – hat niemand je wirklich erwartet,
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dass aus mir viel wurde. Meine Eltern nicht. Meine Lehrer
nicht. Und auch sonst niemand. Das liegt daran, dass meine Kindheit ziemlich problematisch und von Gewalt belastet war. Ich wuchs in einem Haushalt auf, in dem meine
Mutter meinen Vater immer klein machte – und deshalb beschimpfte mein Vater mich und meine vier Schwestern, weil
ihn meine Mutter so frustrierte. Ja, so schlimm war das.
Ich hatte zu Hause keine Unterstützung. Niemand war liebevoll. Es gab dort nur Wut. Niemand sagte je: „Ich hab’
dich lieb.“ Das Wort „Liebe“ wurde nie erwähnt. Alles was
getan wurde, geschah mit roher Gewalt. Und wenn meine
Eltern einen Fehler machten oder uns schlugen, kam es nie
vor, dass sie sagten: „Entschuldige.“
Da ich in einem solchen Umfeld aufwuchs, wurde ich natürlich ein bisschen aufmüpfig. Ich hielt mich weder an die
Regeln der Schule noch an die der Gesellschaft. Wenn man
so aufwächst, weiß man eben nicht, was normal ist. Man
weiß nicht, ob andere Familien genauso sind oder anders.
Man versucht einfach, jeden Tag durchzustehen.
Wenn ich überlege, ob es in meiner Kindheit irgendein
Vorbild gab, fällt mir nur ein Mensch ein, zu dem ich wirklich aufgeschaut habe – denn zu meiner Mutter oder meinem Vater habe ich nie aufgeschaut –, und zwar mein Onkel Emil. Aber auch er war kein ideales Vorbild, wenn man
an die Sorte Menschen denkt, die man als positiven Einfluss auf das Leben eines jungen Menschen betrachtet. Er
war ein Trinker und Spieler. Aber wenigstens zeigte er Interesse an mir, und das ist mehr, als ich von den meisten
anderen Menschen in meinem Leben sagen kann.
Aber auch mein Onkel war nicht lange da. Er starb, als ich
sieben war. Er kam bei einem Autounfall ums Leben, als
Buchmacher ihn verfolgten, denen er Geld schuldete. Er
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war betrunken, sein Auto überschlug sich und er war tot.
Das war das Traumatischste, was bis dahin in meinem Leben passiert war.
Aus der Zeit, die ich mit Onkel Emil verbrachte, erinnere
ich mich vor allem daran, dass wir zusammen maßstabsgerechte Modelle bauten – vor allem Autos und alte Militär-Doppeldecker. Er baute am liebsten die Flugzeuge. Und
das waren richtige Modelle damals, nicht das heutige Zeug,
bei dem man nur ein paar Teile zusammensteckt. Diese
Modelle bestanden aus vielen winzigen Teilen, die man
alle einzeln zusammenbauen musste. Vor dem Zusammenbau musste man die Kanten von den Teilen abschmirgeln
und sie bemalen. Manche Motorenteile musste man sogar
zusammenkleben.
Das erschien damals wohl als Kleinigkeit, aber das war das
erste Mal, dass ich lernte, auf meine Arbeit stolz zu sein
und auf Details zu achten. Der Bau dieser Modelle war auch
die erste Leidenschaft in meinem Leben. Das war mir bis
vor Kurzem gar nicht klar, aber so war das wirklich.
WerkstattKind
Da mich meine Familie nicht im Geringsten förderte, war
ich später nicht besonders gut in der Schule. Also wurde
ich wie so viele problematische Kinder, die in den 1950erund 1960er-Jahren aufgewachsen sind, in die Berufsschule gesteckt. Im Bundesstaat New York gibt es dafür einen
tollen Namen: BOCES; das steht für Bureau of Cooperative
Educational Services. Aber im Grunde war das eine Berufsschule und dort schickte man alle Kinder hin, für die
nicht viel Hoffnung bestand.
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Ich lernte dort nicht viel, außer wie man aus den Spinden
der anderen Kinder Pausenbrote klaut. Immerhin lernte
ich Schweißen und diese Fähigkeit half mir später bei der
Gründung meines eigenen Unternehmens. Das einzig Gu­
te, was mir die Schule außer dem Schweißen brachte, war
die Tatsache, dass ich mit meinen Freunden Spaß haben
und schönen Frauen nachlaufen konnte. Ansonsten hielt
ich die Schule für komplette Zeitverschwendung.
Als ich etwa zehn Jahre alt war, ließ ich die Flugzeugmodelle hinter mir und fing an, mich für Autos zu interessieren. Ich kannte wohl drei Viertel der Autotypen, die auf
den Straßen fuhren. Die meisten davon erkannte ich schon
an den Scheinwerfern. Ich konnte aus einem Häuserblock
Entfernung den Unterschied zwischen einem 55er und einem 56er Ford oder zwischen einem 53er Olds und einem
Buick Roadmaster sehen.
Dieses Interesse an Autos sollte später die Leidenschaft
wer­den, die mich befeuerte, aber in diesem Alter weiß man
das noch nicht. Und wenn ich heute darüber nachdenke –
damals konnte wirklich niemand sagen, er hätte in meinem
Interesse an Autos und in meinem Wissen darüber etwas
gesehen, das einmal in das erfolgreiche Unternehmen mün­
den würde, das ich heute habe. Da mich niemand in meiner
Umgebung unterstützte oder mich dazu anspornte, etwas
hervorragend zu können, was mir wirklich am Herzen lag,
blieb das nur ein flüchtiges Hobby.
Aber jetzt kommt etwas Komisches, und das ist letztlich
wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb ich erfolgreich
wurde. Am Anfang meines Lebens hatte ich zwar wenig
Ehrgeiz, aber seit ich zehn oder elf war, arbeitete ich sehr
hart – größtenteils schwere Arbeit. Wenn ich nicht in der
Schule war, machte ich für meine Eltern Arbeiten rund
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ums Haus. Auch mein Großvater ließ mich gern arbeiten.
Er drückte mir immer eine Hacke oder eine Schaufel in die
Hand und ließ mich schwere Arbeiten verrichten.
In der Schulzeit hatte ich immer einen Job. Ich arbeitete an
mehreren Tankstellen. Im Sommer arbeitete ich bei einer
Umzugsfirma. Aber das war kein tief sitzendes Arbeitsethos. Meine Eltern sagten nie: „Sohn, du brauchst einen
Job, weil dich das zum besseren Menschen macht“ oder
mir irgendwann ein Dach über dem Kopf verschaffte. Ja,
ich arbeitete hart und war stolz auf meine Arbeit. Aber der
wahre Grund, aus dem ich so hart arbeitete, bestand darin,
dass ich, als ich alt genug war zu arbeiten und noch zu
Hause wohnte, Miete bezahlen musste. Ich wünschte, ich
könnte sagen, dass mehr dahintersteckte, etwas Tieferes
und Bedeutsameres, aber dem war nicht so. Es wurde einfach erwartet, dass ich mich abrackerte, egal was.
Das klingt vielleicht brutal, aber ich sage mit Stolz, dass
mir nie etwas geschenkt wurde. Alles, was ich im Leben je
erreicht habe, das habe ich durch meine eigene harte Arbeit erreicht. Wenn ich ein Auto hatte, dann weil ich hart
gearbeitet, darauf gespart und es von meinem eigenen Geld
gekauft hatte.
Kein Bedauern
Damit sind die ersten 18 Jahre meines Lebens im Grunde
beschrieben. Als ich um die 15 war, fing ich an zu trinken
und Drogen zu nehmen. Und alle um mich herum erwarteten, dass ich versagen würde. Ich war von meinen eigenen Dämonen gefangen. Es sollte 20 Jahre dauern, bis ich
diese Dämonen abschütteln konnte. Ich bedaure nicht, dass
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ich so aufgewachsen bin. Ich bin deswegen nicht verbittert.
So schlimm diese Kindheit auch war, sie hat mich zu dem
gemacht, was ich heute bin. Und ganz ehrlich, ich glaube
nicht, dass ich heute der wäre, der ich heute bin, wenn ich
das alles nicht durchgemacht hätte.
Ich bereue auch nicht, dass ich 20 Jahre lang drogen- und
alkoholabhängig war. Ich bereue das, was mein Alkoholismus und meine Drogensucht anderen Menschen angetan
haben, vor allem meiner Familie. Doch für mich wurden
die Härten und die Kämpfe zur Inspiration. Ich fing an zu
trinken, als ich 15 war, und wurde erst trocken, als ich 35
war. Dazwischen habe ich eine Menge Autos und Menschenleben einschließlich meines eigenen ruiniert. Aber
als ich das alles einmal hinter mir hatte, als ich nüchtern
wurde und als mir klar wurde, dass ich fähig war, mein
Leben zu ändern, eröffnete sich mir eine ganz neue Welt.
Leider dauerte es, bis ich 35 Jahre alt war, zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Das liegt daran, dass man überhaupt
kein Selbstwertgefühl hat, wenn man aus einer Familie
wie meiner kommt und wenn man Alkoholiker und Drogensüchtiger ist. Man mag sich dann selbst überhaupt nicht.
Das gilt ganz besonders, wenn man Alkoholiker ist und
Drogen nimmt. Man hat wirklich keine Wahl. Man kann
sich sagen: „Heute trinke ich nicht.“ Aber so eine Scheiße,
man trinkt heute doch. Man ist ein Gefangener.
Als ich im Jahr 1969 die Highschool (wie durch ein Wunder) abschloss, hatten alle Angst, sie würden zum Kriegsdienst eingezogen werden. Vietnam war in vollem Gange
und viele meiner Freunde wurden eingezogen. Also beschloss ich, zur Handelsmarine zu gehen. „Wie schlimm
kann das schon sein?“, dachte ich mir. Auf ein Schiff gehen, hart arbeiten und die Welt sehen. Für mich klang das
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