Erfahrungsbericht Auslandssemster Universidad de Barcelona

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Erfahrungsbericht Auslandssemster Universidad de Barcelona
Erfahrungsbericht Auslandssemster Universidad de Barcelona
Ankunft/Wohnung
Angekommen in Barcelona am Flughafen, ist es beim ersten Mal am einfachsten mit
dem „Aerobus“ in die Stadt zu fahren. Diese hellblauen Busse stehen direkt an den
Ausgängen, kosten zwar 5 Euro (Zug/Stadtbus ca. 1.40Euro), fahren aber alle 5
Minuten und sind innerhalb von 20 Minuten im Zentrum (Plaza Espana, Plaza
Universidad, Plaza Catalunya).
Zu Beginn ist wohl das Wichtigste, ein Zimmer in Barcelona zu finden. Ich hatte das
Glück, über Kontakte schon vor meiner Ankunft ein Zimmer zu haben, was alles sehr
viel entspannter gemacht hat. Hat man diese Möglichkeit jedoch nicht, empfiehlt es sich
ca. 2 Wochen vor Vorlesungsbeginn nach Barcelona zu kommen, in ein Hostal zu
ziehen und mit der Suche zu beginnen. Dies ist einmal über die Homepage
www.loquo.com möglich, einzelne Angebote sind auch vor dem Erasmus-Büro der UB
zu finden. Ich habe im Stadtviertel „Eixample“ gewohnt, welches zwar nicht zu den
klassischen Ausgeh- und Altstadtvierteln gehört, aber zum wohnen
(Einkaufsmöglichkeiten etc.) meines Erachtens sehr angenehm war, alles andere ist
auch zu Fuß, mit der Metro oder dem fahrrad gut zu erreichen.
Studium/UB
Die Juristische Fakultät der Universidad de Barcelona liegt (leider) etwas außerhalb, ist
mit der Metro jedoch ohne Probleme zu erreichen. (Grüne Linie bis Palau Reial)
Ich bin direkt in das Studium an der UB eingestiegen, ohne vorher einen Sprachkurs zu
machen, da ich schon recht gut Spanisch konnte. Grundsätzlich ist aber ein intensiver
Sprachkurs vor Beginn des Studiums sicher hilfreich, zudem lernt man dabei am
leichtesten Leute kennen, denn ansonsten wird von Seiten der UB recht wenig
organisiert, um das Kennenlernen anderer (Erasmus-) Studenten zu erleichtern. Die
Universität hatte zwar schon vor meiner Ankunft mit mir Kontakt aufgenommen, die
Details klären sich jedoch alle nach der Ankunft. Wichtig ist vielleicht nur, dass um die
Erasmus-Studenten immatrikulieren zu können, das Learning-Agreement mindestens 15
Credit Points/Semester aufweisen muss. Welche Kurse man letztendlich besucht
entscheidet man vor Ort. In dem Erasmus-Büro (jeden Tag von 10-14 Uhr geöffnet)
wird einem immer sehr freundlich geholfen und alle Fragen betreffend der Kurswahl
werden nach der Ankunft geklärt und erklärt. Die UB bietet für Erasmus-Studenten hat
ein Kursangebot, speziell für Erasmus-Studenten, welches einem Einblicke in die
verschiedenen Rechtsgebiete geben soll. Entscheidet man sich dafür, bleibt wohl nur
noch wenig Zeit für die normalen Kurse und man ist nur mit Erasmus-Studenten in
diesen Kursen, bekommt aber andererseits sicher einen guten Überblick über das
spanische Rechtssystem. Ich entschied mich dagegen und wählte aus dem allgemeinen
Kursangebot der UB und stellte mir (was mit etwas Arbeit verbunden ist) meinen
eigenen Stundenplan zusammen. Ein Kurswechsel ist grundsätzlich auch vor Ort noch
relativ lange möglich. Ich entschied mich für Europarecht („Institucions, Völkerrecht,
Verfassungsrecht und einen Kurs, der sich „Protección Internacional de derechos
Humanos“ nannte. Die Namen der Kurse sind auf der Homepage zwar alle in Catalán
angegeben, hierbei ist jedoch zu beachten, dass die meisten Kurse auf mehrere Gruppen
aufgeteilt sind, die jeweils zu unterschiedlichen Uhrzeiten und von unterschiedlichen
Professoren gehalten werden, wobei eine der Gruppen immer auf Spanisch (Castellano)
ist. Die UB bietet zwar kostenlose Catalán-Kurse an, ich denke jedoch, dass es trotzdem
kaum jemandem möglich ist, Kurse auf Catalán zu besuchen, wenn man gerade noch
am Anfang steht mit seinem Spanisch. Auch täuscht der erste Eindruck, den man von
der Homepage der UB gewinnt etwas, hier ist zwar alles auf Catalán, vor Ort hatte ich
jedoch nie Probleme damit und alle sprechen sofort Castellano wenn sie merken, dass
man aus dem Ausland kommt.
An der UB gibt es grundsätzlich zwei Prüfungssysteme, die von den Professoren aber
auch in der ersten Vorlesungsstunde erläutert werden. Das eine ist die sog. „Evaluación
Única“, bei der man einfach am Ende der Vorlesungszeit eine ca. 2-stündige Klausur
schreibt, das andere nennt sich „Evaluación Continuada“. Dabei werden über das
Semester hinweg immer wieder Leistungsbewertungen vorgenommen, was je nach Kurs
und Professor ganz unterschiedlich sein kann. Manchmal wird der Stoff lediglich auf
zwei Klausuren aufgeteilt, manchmal müssen in regelmäßigen Abständen Kommentare
abgegeben werden, zum Teil wird auch in speziellen „Sesiones prácticas“ ein Test
geschrieben, die mündliche Mitarbeit bewertet etc. Diese zweite Art der Bewertung, die
immer auch noch eine (kürzere, als die der „Única“) Abschlussklausur einschließt,
bringt sicher den größeren Lerneffekt mit sich, ist zum Teil viel interessanter (wie zum
Beispiel in dem Kurs „Protección Internacional de Derechos Humanos“), ist aber auch
in der Regel mit mehr Arbeit (während des Semesters und insgesamt) verbunden. Ich
habe individuell nach Kurs und der konkreten Ausgestaltung dieser Prüfungsform
entschieden. Wirklich mündliche Mitarbeit habe ich mir zu Beginn zum Beispiel nicht
zugetraut. Wichtig ist, dass man sich für die „Evaluación Única“ über die Homepage
der Juristischen Fakultät einige Zeit nach Vorlseungsbeginn anmelden muss, für die
Continuada nicht.
Bücher bzw. Gesetzestexte habe ich mir nur wenige gekauft, dies lag aber auch zum
Teil an den Kursen, die ich gewählt habe. Lehrbücher kann man sich auch in der
Bibliothek der Fakultät ausleihen da diese in Spanien meist recht teuer sind, dies ist
jedoch grundsätzlich immer nur sehr kurz möglich, auch wenn es unbegrenzt immer
wieder verlängert werden kann. Für die Prüfungsvorbereitung sind je nach Kurs
Lehrbücher in jeden Fall nötig, da hier sehr viel Theoriewissen verlangt wird. Zu den
Prüfungen (und auch sonstigen Leistungsbewertungen) ist zu sagen, dass das Niveau in
der Regel deutlich niedriger ist als in Deutschland, und für die Prüfungen zwar viel
Theorie auswendig zu lernen ist, diese sich dann aber meist fast ausschließlich auf eine
Abfrage des gelernten beschränken. Trotz allem habe ich mich in dem Semester, das ich
an der UB verbracht habe nicht gelangweilt, da Kurse wie „Völkerrecht“ oder solche
zum Thema „Menschenrechte“ in Deutschland so nicht angeboten werden. Auch war
ich sehr zufrieden mit meiner Wahl des Verfassungsrechts Kurses, da dies einen sehr
guten Einblick in Spanien generell bietet, und aber auch die Professorin (E. Expósito)
sehr gut war. Berücksichtigt man solche Dinge, kann man auch eine durchaus lehrreiche
Zeit an einer spanischen Universität verbringen.
Grundsätzlich ist noch zu sagen, dass an spanischen Universitäten eine viel verschultere
Atmosphäre herrscht als bei uns. Angefangen bei verglichsweise kleinen Kursgrößen,
über das Verhalten der spanischen Studenten, bis hin zum Auftreten und Umgang mit
den Professoren. Dieser ist viel persönlicher, man kann sich mit allen Fragen an sie
persönlich wenden und sie auch ohne Probleme in ihren Büros innerhalb, aber auch
außerhalb ihrer Sprechstunden aufsuchen.
Leben in Barcelona
Angefangen bei den organisatorischen Dingen: Kurz nach Ankunft in Spanien,
muss man sich bei der Polizeibehörde melden um die sog. N.I.E. (Numéro de Identidad
de Extranjeros) zu erhalten. Dies kann zwar niemand nachvollziehen wenn man es nicht
tut, ist aber für alle offiziellen Besorgungen unentbehrlich. Die Beantragung an sich ist
aufgrund des immer hohen Andrangs bei der zuständigen Behörde etwas
nervenaufreibend und man sollte mindestens einen ganzen Morgen einplanen, wenn
man nicht gerade Glück hat. Die Behörde macht um neun auf, und ein guter Tip ist,
gleich zu Beginn beide (!!) Nummern zu ziehen (nachdem man das erste Mal an der
Reihe war und sein ausgefülltes Dokument vorgelegt hat muss man auf einer
nahegelegenen Bank 10 Euro einzahlen und mit der Bestätigung wieder zurück und
diese vorlegen), man erspart/verkürzt sich so die zweite Wartezeit erheblich.
Diese Nummer braucht man wenn man ein (kostenloses) Bankkonto eröffnen will (z.B.
bei der Caixa Catalunya), wenn man die Bicing-Karte für den (sehr empfehlenswerten)
Fahrradmietservice der Stadt beantragt (übers Internet möglich, kostet 30 Euro im jahr
und zusätzlich muss man nur zahlen, wenn man das Rad länger als 30 Minuten nutzt,
Stationen sind über die ganze Stadt verteilt und in Barcelona kann man für eine so große
Stadt sehr gut Fahrrad fahren), und viele Erledigungen mehr.
Barcelona ist eine Stadt, die unheimlich viel zu bieten hat, für jeden Geschmack
etwas. Große Clubs, viele Museen, kleine Bars usw. Was jeden Abend los ist kann man
gut auf der Website www.butxaca.com nachsehen. Die Stadt ist sehr angenehm zum
Leben, das Metronetz ist gut ausgebaut, alle „wichtigen“ Orte sind gut zu erreichen,
durch das Meer ist das Klima meist mild und angenehm. Man sollte sich allerdings
bewusst sein (für alle die schon einmal in Süd- oder Zentralspanien waren), dass man in
„Catalunya“ ist und Barcelona auf der einen Seite eine „internationale“ Stadt ist und
eine katalanische, es ist also nicht so „spanisch“ wie manch einer sich das vorstellt. Ich
hatte zwar nie Probleme mit Catalán, es ist jedoch allgegenwärtig und die Leute sind
sehr stolz auf ihre Sprache. Ich habe meine Entscheidung für diese Stadt jedoch nie
bereut, sie ist lebendig und ihr internationaler Charakter hat für mich einen großen Teil
des Reizes dort zu leben, ausgemacht (von chinesischen, über japanische, äthiopische,
persische, phantasievolle, und natürlich auch spanische Restaurants und Bars ist alles zu
finden).
Ich denke alles weitere was das Leben in Barcelona betrifft muss jeder selbst erkunden,
ich wünsche allen eine schöne zeit in dieser Stadt!