1Das geplante US-amerikanische NMD-System

Transcrição

1Das geplante US-amerikanische NMD-System
prk
1
September 2000
Kontakt:
Dr. Götz Neuneck
Institut für Friedensforschung
und Sicherheitspolitik (IFSH)
Falkenstein 1, D-22587 Hamburg
www.fonas.org/prk
Projektverbund Präventive Rüstungskontrolle
Briefing Paper Nr. 1
Das geplante
US-amerikanische
NMD-System
Tom Bielefeld und Götz Neuneck
Die amerikanischen Pläne, in den kommenden Jahren ein landesweites Raketenabwehrsystem zu installieren, haben weltweit zu heftigen Diskussionen geführt.
Während Rußland und China das sogenannte „National Missile Defense“-Projekt
(NMD) strikt ablehnen und mit dem Ende
aller Abrüstungsbemühungen und der Modernisierung ihrer Kernwaffenarsenale drohen, zeigen sich selbst Amerikas NATO-Verbündete besorgt über das Vorgehen der
US-Regierung. Ziel des geplanten Abwehrschirms ist es, das gesamte Staatsgebiet
der USA vor einem „begrenzten“ Raketenangriff zu schützen, d.h. vor einem Angriff mit einigen wenigen Langstreckenraketen, die entweder versehentlich von russischem Boden aus oder absichtlich von
einem der sogenannten „Schurkenstaaten“
abgeschossen werden könnten. Allerdings
würde das Vorhaben den ABM-Vertrag unterhöhlen, der noch immer als Garant für
die Abschreckung und Voraussetzung für
weitere, tiefgreifende Abrüstung angesehen wird. Vielerorts wird daher der Beginn
eines neuen Wettrüstens befürchtet.
Der amerikanische Präsident Clinton
hat am 1. September 2000 in einer Rede1
in Washington bekanntgegeben, daß er
die Stationierung des NMD-Systems seinem Nachfolger überläßt, der im November 2000 gewählt wird. Insbesondere fehle ihm angesichts zweifelhafter Testresultate das Vertrauen in die NMD-Technologie. Weitere “robuste Entwicklungs- und
Testprogramme seien nötig, um die „operative Effektivität“ des Systems zu prüfen. Grundlage der Entscheidung waren
folgende vier Kriterien: die tatsächliche
Bedrohung der USA durch ballistische
Raketen, die technologische Reife des
Systems, die anfallenden Kosten und die
möglichen Konsequenzen der Stationierung für die Rüstungskontrolle und strategische Stabilität. Der nächste Test wir
nun für den Januar 2001 erwartet. Eine
Stationierung erscheint nun frühestens im
Jahr 2006 möglich zu sein.
Die Bedrohung der USA durch „Schurkenstaaten“
Über das erste Kriterium, die Einschätzung der Bedrohungslage, scheint in
Amerikas politischer Elite inzwischen eine
gewisse Einigkeit zu bestehen. 1998 hatte
eine Kommission unter dem ehemaligen
Verteidigungsminister Rumsfeld einen Bericht an den Kongreß verfaßt, in dem sie
erklärte, daß Nordkorea und der Iran „die
Fähigkeit erwerben könnten, die USA mit
ballistischen Raketen zu treffen, falls sie
die Entscheidung dazu träfen“. Beide Staaten könnten dieses Ziel im Prinzip in fünf
Jahren erreichen, der Irak in zehn Jahren.2
Kurz nach der Veröffentlichung des
Rumsfeld-Reports startete Nordkorea tatsächlich eine dreistufige Rakete, die angeblich einen Weltraumsatelliten in die
Umlaufbahn bringen sollte. Die Rakete
flog über Japan hinweg und stürzte nach
einer Fehlfunktion der dritten Stufe ins
Meer. Wenngleich dieser mißlungene Test
der bisher einzige mit einer Reichweite
von über 1000 km geblieben ist und die
nordkoreanische Regierung sich in einem
Abkommen mit den USA verpflichtet hat,
ihr Programm für Langstreckenraketen
einzustellen, gilt Nordkorea, neben dem
Irak, seither als größte Bedrohung unter
den sogenannten „Schurkenstaaten“.
In der International Herald Tribune
vom 28. April faßt der Journalist W. Safire die amerikanischen Ängste wie folgt
zusammen: „Saddam Hussein könnte eine
Kernwaffe bauen und eine Rakete aus
Nordkorea kaufen. Dann könnte er seine
Nachbarländer überfallen, in der Annahme, er käme ungestraft davon, weil er
glaubwürdig damit drohen könnte, Millionen von Amerikanern zu töten, falls
die USA eingreifen würden.“
Bedrohungsszenarien wie dieses erscheinen für die Zukunft prinzipiell möglich, sind jedoch nicht sehr wahrscheinlich. Denn sie setzen voraus, daß die Regierungen von Staaten wie Nordkorea
oder dem Irak sich in Krisensituationen
nicht vom überlegenen amerikanischen
Militärpotential abschrecken lassen. Jeder Versuch, die USA mit dem Einsatz von
Massenvernichtungswaffen zu erpressen,
würde jedoch zwangsläufig massive Präventiv- oder Vergeltungsschläge nach sich
ziehen. Sogenannte „irrationale Akteure“
würden so die Zerstörung ihres Landes
und ihrer Machtbasis riskieren. In der Vergangenheit haben aber selbst Despoten
einen großen Wert auf das Überleben ihres Regimes gelegt. So hat es der Irak im
Golfkrieg aus Furcht vor entsprechender
Vergeltung vermieden, B- oder C-Waffen
gegen die Alliierten oder Israel einzusetzen. Und auch der Raketentest Nordkoreas im Jahre 1998 hat dem Land in den
darauf folgenden Verhandlungen mit den
USA beträchtliche Entwicklungshilfen eingebracht, so daß man das Argument, die
nordkoreanischen Führung handele irrational, schwerlich gelten lassen kann.
In der Tat verfügen mittlerweile viele Staaten über Raketen kurzer und mittlerer Reichweite (100-1000 km), überwiegend basierend auf der russischen Scud
Technologie aus den fünfziger Jahren.3
ABMVertrag 1972 zwischen den USA/
ABM-V
UdSSR bzw
ussischen Föderation:
bzw.. der R
Russischen
● verpflichtet beide Vertragspartner, ”keine
ABM-Systeme zur Verteidigung des Territoriums des eigenen Landes zu stationieren
und keine Basis für eine solche Verteidigung
vorzusehen” [§ 2.1].
● erlaubt nur eine “Abwehrstellung” mit 100
Interzeptoren zum Schutz einer individuellen Region
● verbietet den Transfer von ABM-Systemen/
Komponenten in andere Länder [§ 9]
● verbietet die Entwicklung, das Testen und
die Stationierung von ABM-Komponenten,
die see-, luft-, weltraumgestützt oder landmobil sind. [§ 5]
● begrenzt die Stationierung von Radaranlagen an der Grenze des eigenen Territoriums und verbietet die Neustationierung von
Frühwarnradars. [§ 6]
● beschränkt die Einführung von TMD-Systemen und Komponenten.
Die Eigenentwicklung von Langstreckenraketen erfordert jedoch einen wesentlich höheren technischen und logistischen
Aufwand;4 eine einfache Hochskalierung
vorhandener Raketentechnik reicht nicht
aus. Zudem sind selbst bei geringer Anforderung an die Verläßlichkeit der Rakete eine gewisse Anzahl von Flugtests unumgänglich. Letztere, genau wie die Errichtung von Abschußbasen, sind aber
durch Satelliten aufklärbar. Nordkoreas
einziger Test einer dreistufigen Rakete
schlug fehl, und es ist zu bezweifeln, daß
dieses Land in den nächsten Jahren ausreichend Mittel für die langwierige und
aufwendige Entwicklung eines halbwegs
verläßlichen Raketensystems interkontinentaler Reichweite bereitstellen kann.
Auch keiner der anderen Staaten, die in
den USA Besorgnis auslösen, hat bisher
die Fähigkeit zum Bau von Langstreckenraketen demonstriert.
Fast gänzlich unbeachtet in der gegenwärtigen Diskussion bleibt die Tatsache, daß Gruppen oder Staaten, die die
USA erpressen wollen, auch auf zahlreiche, technisch weniger anspruchsvolle
Methoden oder auf Terrorismus zurückgreifen könnten. Beispiele hierfür sind
die Stationierung von mit Massenvernichtungswaffen bestückten Kurzstreckenraketen oder Marschflugkörpern auf Frachtschiffen, die in der Nähe der amerikanischen Küste kreuzen, das Deponieren von
Sprengladungen mit Massenvernichtungswaffen auf Schiffen, die in amerikanischen Häfen zur Explosion gebracht werden könnten sowie das anderweitiges Einschmuggeln von Massenvernichtungswaffen. In jedem dieser Bedrohungsszenarien ist ein nationales Raketenabwehrsystem jedoch nutzlos.5
Die Frage der strategischen Stabilität
Die Errichtung eines landesweiten Verteidigungssystems ist momentan durch
den ABM-Vertrag verboten. Dieser Vertrag
wurde im Jahre 1972 von den USA und
der damaligen Sowjetunion geschlossen
und hatte zum Ziel, ein drohendes offensiv-defensives Wettrüsten zu vermeiden
und ein stabiles System der nuklearen Abschreckung zwischen beiden Supermächten aufrecht zu erhalten. Jede Seite hatte so im Falle eines gegnerischen Angriffs
noch die Möglichkeit, mit den verbleibenden eigenen Waffen den Gegner vernichten zu können, weil dieser dem Vergeltungsangriff schutzlos ausgeliefert
war.6
Anfang der achtziger Jahre wurde das
Prinzip der gegenseitigen Verwundbarkeit
erstmals in Frage gestellt. Präsident Rea-
gans „Strategische Verteidigungsinitiative“ (SDI) hatte zum Ziel, einen aufwendigen Schutzschirm gegen Raketen über
Amerika zu errichten, bestehend aus futuristischen boden- und weltraumgestützten Abfangraketen, Laser- und Teilchenstrahlenwaffen. Dieses System sollte Tausende anfliegender Raketen abfangen
können, scheiterte aber schließlich, nicht
zuletzt wegen der technischen Undurchführbarkeit.7 Viele der Argumente aus der
SDI-Debatte finden sich natürlich in der
aktuellen Diskussion um das NMD wieder. Allerdings sind die politischen Konstellationen ein Jahrzehnt nach dem Ende
des Kalten Kriegs ganz andere, und auch
Wissenschaft und Technik haben sich beträchtlich fortentwickelt.
Der ABM-Vertrag ist daher heutzutage für viele amerikanische Politiker ein
Relikt der Vergangenheit. In ihren Augen
hindert er ihr Land daran, den neuen Bedrohungen aus den ihnen feindlich gesonnenen kleineren Staaten angemessen
zu begegnen.8
Für Rußland hingegen ist der ABMVertrag der Grundbaustein für das gesamte System von Rüstungskontroll- und Abrüstungsverträgen. Zwar wird die amerikanische Regierung nicht müde, der russischen Führung zu versichern, daß das
NMD nicht gegen Rußland gerichtet sei.
Auch lasse der begrenzte Umfang des
Abwehrsystems nicht einmal theoretisch
die Möglichkeit zu, einen massiven russischen Angriff mit einigen Tausend Gefechtsköpfen abfangen zu können.
Allerdings nähme ein funktionsfähiges Raketenabwehrsystem Rußland auf
Dauer wahrscheinlich die sogenannte
Zweitschlagfähigkeit, d. h. Rußland müßte befürchten, einen amerikanischen Erstschlag nicht mehr vergelten zu können.
Denn nachdem ein erfolgreicher Angriff
die meisten russischen Raketenstellungen
zerstört hätte, könnte auch ein begrenztes Abwehrsystem wie das NMD, vorausgesetzt, es würde funktionieren, einen
russischen Gegenangriff mit wenigen übriggebliebenen Raketen wohl abfangen.
Ein nuklearer Schlagabtausch ist unter
den heutigen politischen Bedingungen
höchst unwahrscheinlich. Solange die Abschreckung jedoch die Grundlage der Beziehungen der Nuklearmächte bestimmt,
gehören solche Szenarien zum entscheidenden Kriterium zur Bestimmung der Nuklearstreitkräfte. Jede kleinere Nuklearmacht muss demnach bei Einführung von
Raketenabwehrsystemen den Verlust der
Zweitschlagsfähigkeit befürchten, auch
wenn die Beziehung zwischen den Nuklearmächten gar nicht feindlich sind.
Hinzu kommt, daß eine Aufkündigung
oder Verwässerung des ABM-Vertrages als
„Eintrittsportal“ für einen kontinuierlichen Aufbau von Defensivpotentialen verstanden werden kann.9 Das zur Zeit geplante NMD-System würde nämlich nach
der letzten Ausbaustufe im Jahre 2011
relativ einfach erweitert werden können,
und zwar auch um im Weltraum stationierte Waffensysteme. Ein solches, umfassendes System, daß momentan vom republikanischen Präsidentschaftskandidaten Bush favorisiert wird, wäre für Rußland ein noch viel ernsteres strategisches
Problem. Einen Rüstungswettlauf im Weltraum wird es in absehbarer Zeit nicht aufnehmen können.
So blieben Rußland am Ende nur zwei
Möglichkeiten, auf die Stationierung von
NMD zu reagieren. Entweder läßt es die
USA gewähren, willigt ein, den ABM-Vertrag den amerikanischen Wünschen gemäß abzuändern und sieht der allmählichen Entwertung seiner strategischen
Streitmacht tatenlos zu. Oder aber es betreibt eine gezielte, begrenzte Modernisierung seines Raketenarsenals und führt
Mehrfachsprengköpfe wieder ein, die ein
Raketenabwehrsystem leichter durchdringen könnten. Gleichzeitig könnte Rußland seine Raketen weiterhin in ständiger Alarmbereitschaft halten, um sie im
Falle eines Angriffes vor dem Einschlag
der gegnerischen Raketen starten zu können. Genau diese Empfehlung wurde Russland durch die US-Delegation im Januar
2000 gemacht.10 Dies zeigt wie gering das
Vertrauen der USA in weitere Transparenzmaßnahmen zur Verbesserung der Krisenstabilität ist.
Die Gefahr eines durch einen Fehlalarm ausgelösten „Atomkriegs aus Versehen“ ist ohnehin in den vergangenen
Jahren durch den teilweisen Ausfall wichtiger russischer Frühwarneinrichtungen
gestiegen. Sollte Rußland sich also gezwungen sehen, auch in Zukunft die
„ständige Alarmbereitschaft“ für einen
Teil seines strategischen Raketenarsenals
aufrechterhalten, so würde das eine sehr
viel größere Gefahr darstellen, als die vermeintlichen Bedrohungen durch die Raketenprogramme der „Schurkenstaaten“.
Eine weitere Möglichkeit für Russland
besteht darin, selbst verstärkt Abwehrsysteme zu entwicklen. Finanziell würde
dies zu weiteren Belastungen Russlands
führen und die Krisenstabilität weiter verringern.
Die russische Regierung hat zwar erst
kürzlich die Ratifizierung des START-IIAbrüstungsvertrags im Parlament durchgesetzt und die USA zu neuen Verhandlungen über eine weitere Reduzierung von
Kernsprengköpfen eingeladen, dies aller-
dings unter dem Vorbehalt, daß die USA
den ABM-Vertrag einhielten. Zusätzlich
droht sie auch mit einem Rückzug aus
allen bestehenden Abrüstungs- und Rüstungskontrollabkommen, falls das NMD
stationiert werden würde.
China ist in einer weitaus schwierigeren strategischen Situation, denn es besitzt überhaupt nur etwa zwanzig mit
Atomsprengköpfen ausgerüstete Langstreckenraketen. Diese Zahl liegt genau
in der Größenordnung, für die das NMD
laut Planung ausgelegt sein soll. Um seine Politik der minimalen Abschreckungsfähigkeit aufrecht erhalten zu können,
wäre China also gezwungen, sein Kernwaffenarsenal nicht nur zu modernisieren, sondern deutlich aufzustocken. Das
wie-
derum könnte Indien und dann Pakistan
zu einer ähnlichen Reaktion provozieren
und so wohl unweigerlich zu einem Rüstungswettlauf in Asien führen.
Die Europäer befürchten genau dies,
nämlich die Möglichkeit eines neuen nuklearen Wettrüstens, an dem sich heute
mindestens fünf Staaten beteiligen könnten. Gleichzeitig sehen manche Kritiker
auch Zonen unterschiedlicher Verwundbarkeit innerhalb der NATO entstehen: Auf
der einen Seite die USA, geschützt durch
einen Raketenabwehrschirm, und auf der
anderen Seite Europa und Kanada, die im
Konfliktfalle durchaus bevorzugte Angriffsziele darstellen könnten. Sollte zudem Russland eigenständige Abwehrsysteme entwickeln, so würde dies sicher
auch zu unmittelbare Reaktionen der
westlichen Nuklearmächte Frankreich und
Großbritannien führen. Diese westlichen
Nuklearmächte müssten neue Modernisierungsmaßnahmen ihrer eigenen Arsenale
in Betracht ziehen oder ihrerseits Abwehrsysteme entwickeln. Die Chancen für tiefgehende Abrüstung unter Einbeziehung
kleinere Nuklearmächte hätten sich dramatisch verschlechtert.
Die Funktionsweise des NMD-Systems...
Neben den denkbaren politischen
Konsequenzen, die die Stationierung des
NMD haben könnte, gibt es in der aktuellen Diskussion aber noch ein weiteres,
entscheidendes Element, nämlich die Frage, ob die Konstruktion eines wirksamen
Abwehrsystems gegen Langstreckenraketen technisch überhaupt möglich ist.
Bereits 1968, als die ersten ernsthaften Pläne für Raketenabwehrsysteme entwickelt wurden, hatten die amerikanischen Physiker Richard Garwin und Hans
C -1 C -1
-1-Eingangsstufe Ausbaustufe
K omponente
Abfangflugkörper
Stationierungsplätze
X-Band-Radaranlagen
Modernisierte
Frühwarnradaranlagen
Kommunikationsrelais
C -2
C -3
20
1
1
100
1
1
100
1
4
250
2
9
5
3
5
3
5
4
6
5
Kosten (Mrd. US$)
25.6
29.5
35.6
48.8
Frühwarnsatelliten
(SBIRS-high)
SBIRS-low
2
0
4
6
5
24
5
24
2005
2007
2010
2011
Stationierung
(a)
SBIRS-Low Satelliten
ca. $10.6 Mrd US$) bis 2015
(a)
Nach der Entscheidung von Präsident Clinton kann eine Stationierung frühstens 2006 erfolgen
Quelle: Congressional Budget Office, »Budgetary and Technical Implications of the Administration’s
Plan for National Missile Defense«, Washington, April 2000
Tabelle 1: Offizieller Zeitplan, Kosten und Stationierungsmusterder NMD-Komponenten
Bethe in einem wegweisenden Artikel11
für die Zeitschrift „Scientific American“
darauf hingewiesen, daß Attrappen und
eine Reihe einfacher technischer Vorrichtungen, die in eine Rakete eingebaut
werden können, ausreichten, um jedes
seinerzeit realisierbare Verteidigungssystem zu überwinden. Diese „Countermeasures“ genannten technischen Gegenmaßnahmen sind auch gegenwärtig wieder ein
zentraler Bestandteil der Diskussion um
das NMD. Denn die Fähigkeit, auf alle
möglichen Gegenmaßnahmen reagieren
zu können, gehört zu den wichtigsten Eigenschaften eines effektiven Abwehrsystems.
Um die technischen Argumente in der
NMD-Debatte verstehen zu können, muß
man zunächst die allgemeine Funktionsweise des geplanten Systems kennen. Das
Grundprinzip des geplanten NMD-Systems
ist es, eine anfliegende Rakete durch einen direkten Treffer mit einem Abfangflugkörper zu zerstören. Ein solcher Abschuß soll in der mittleren Flugphase außerhalb der Erdatmosphäre stattfinden.
In dieser Flugphase hat sich der Gefechtskopf von der Antriebsrakete abgetrennt
und bewegt sich antriebslos auf einer ballistischen Flugbahn auf sein Ziel zu. Um
seine Aufgabe zu erfüllen, soll das NMD
eine Reihe von Frühwarneinrichtungen,
Instrumenten zur Bahnverfolgung der
Zielobjekte und die eigentlichen Abfangflugkörper, die am Boden stationiert sind
und im Verteidigungsfall mit Hochgeschwindigkeitsraketen in den Weltraum
gebracht werden, umfassen.
Der Abfangvorgang sollte dann verlaufen, wie in Abbildung 1 illustriert: Der
Start der angreifenden Rakete wird von
einem Frühwarnsatelliten („SBIRS-high“)
mit Hilfe von Infrarotsensoren, die auf
Hitze reagieren, registriert. Die Bahnverfolgung übernehmen anschließend eine
Reihe von Frühwarnradarstationen, die
sich in Nordamerika, Großbritannien und
Grönland befinden. In der zweiten Ausbauphase sollen zu diesem Zweck auch
tiefer fliegende Infrarotsatelliten
(„SBIRS-low“) stationiert werden. Mit den
Flugbahninformationen wiederum werden
die hochauflösenden X-Band-Radarstationen gefüttert, die die Position des Ziels
dann mit sehr hoher Genauigkeit feststellen können und diese Daten schließlich
an den Abfangflugkörper weitergeben.
Der Abfangflugkörper, das sogenannte
„exoatmospheric kill vehicle“ (EKV), besitzt eigene Infrarotsensoren und Steuerdüsen, die es ihm am Ende ermöglichen
sollen, das Ziel zu identifizieren und direkt anzusteuern. (Die Annäherungsgeschwindigkeit liegt dabei in der einer Größenordnung von zehn km/s.) Die Kollision des EKV mit dem anfliegenden Sprengkopf soll diesen dann zerstören. Sollte
der Abfangflugkörper sein Ziel im ersten
Anflug verfehlen, so würden, wenn es die
Zeit erlaubt, weitere Abfangflugkörper
eingesetzt werden, die mit den genaueren Daten aus den Sensoren des vorbeigeflogenen ersten EKV ausgestattet wären.
Abbildung 1: Systemarchitektur des geplanten amerikanischen NMD-Systems
Aufgrund der Einschätzung, daß Nordkorea oder der Iran bereits in wenigen
Jahren Langstreckenraketen besitzen
könnten, hatte das Pentagon ursprünglich geplant, die erste Ausbaustufe des
Abwehrsystems bereits bis zum Jahre
2005 abzuschließen. Dieser Zeitplan wird
sich nun wohl um ein oder zwei Jahre
verschieben. Dann allerdings soll das
NMD-System zunächst zwanzig Abfangflugkörper umfassen, die zunächst wahrscheinlich in Alaska stationiert werden
würden, den Ausbau und die Modernisierung von fünf Frühwarnradaranlagen, den
Bau eines ersten X-Band-Radars, ebenfalls in Alaska, und die Errichtung von
drei NMD-Kommunikationsrelais. Zwei
Jahre später soll die Anzahl der Abfangflugkörper dann auf 100 erhöht werden.
Das vollständige NMD-System, das frühestens zum Jahre 2011 fertiggestellt werden soll, würde schließlich insgesamt 250
Abfangflugkörper an zwei verschiedenen
Standorten in Nordamerika und weitere
Radar- und Kommunikationsanlagen, unter anderem in Grönland, Großbritannien
und Südkorea, umfassen. Tabelle 1 gibt
detailliert Auskunft über die Systemarchitektur so wie sie von der Clinton-Administration geplant war. Eine Verschiebung des Stationierungszeitplans um mindestens ein Jahr ist nunmehr offiziell. Der
nächste Test ist vom Pentagon für Januar 2001 geplant. Laut einer aktuellen Studie der Haushaltsbehörde des US-Kongresses12 würde das NMD etwa 50 Milliarden
US-Dollar kosten, nicht eingerechnet die
Kosten für die Frühwarnsatelliten, die in
das System eingegliedert werden würden,
jedoch auch unabhängig von einer Entscheidung über das NMD stationiert werden sollen. Ebenfalls nicht eingerechnet
sind die etwa 60 Milliarden US-Dollar, die
bereits in den letzten anderthalb Jahrzehnten für die F&E von Raketenabwehrsystemen aufgewendet worden sind.
Schon die ersten Schritt zum Aufbau der
Radaranlage vor Alaska laufen klar den
Bestimmungen des ABM-Vertrages zuwider.
Nach Beendigung der letzten Bauphase hätte das NMD-System einen Zustand
erreicht, in dem sein Potential mit einfachen Mitteln erheblich gesteigert werden
kann, indem z. B. die Anzahl der Abfangflugkörper erhöht wird oder aber indem
andere derzeit in der Entwicklung befindliche sogenannte Gefechtsfeldverteidungssysteme (“Theater Missile Defenses”, TMD) in das NMD-Netzwerk integriert werden.13 Die Infrastruktur von
Frühwarneinrichtungen, Satelliten und
Radaranlagen wäre dann vorhanden und
bräuchte zu diesem Zweck nicht erweitert zu werden.
... und wie man es überwinden kann
Die Ortung und Verfolgung des Gefechtskopfs mit Hilfe der verschiedenen
Radar- und IR-Sensoren des NMD stellt
die schwierigste technische Hürde bei der
Entwicklung des Systems dar. Die Befürworter des NMD führen zwar immer wieder an, daß der technische Fortschritt in
der Mikroelektronik und Sensortechnik in
den letzten Jahren dazu geführt habe, daß
die Probleme, an denen das SDI-Projekt
gescheitert war, mittlerweile gelöst werden könnten. Aber genau diesem Argument traten kürzlich eine Reihe von amerikanischen Wissenschaftlern mit einer
neuen “Countermeasures”-Studie entgegen.14 Die elf Autoren, allesamt profilierte Experten, konzentrieren sich auf
drei einfache Methoden, mit denen ein
Angreifer versuchen könnte, NMD zu überlisten. Sie betonen, daß die von ihnen
ausgewählten Gegenmaßnahmen auf einfacher Technik basierten, die auch Ingenieuren aus den sogenannten “Schurkenstaaten” zur Verfügung stünden, insbesondere wenn es diesen vorher gelungen
sei, die viel komplizierteren Aufgaben zu
lösen, die mit dem Bau von Langstrekkenraketen und Gefechtsköpfen verbunden sind.
Die drei Beispiele, die in der Studie
untersucht werden, sind
1) Bio- oder Chemiewaffen, die in hundert oder mehr kleinen Behältern, sogenannter “Submunition”, im Kopf der Rakete transportiert werden,
2) Kernsprengköpfe, die im Inneren von
metallbeschichteten Ballons untergebracht sind und zusammen mit einer größeren Anzahl leerer Ballons freigesetzt
werden und schließlich
3) Kernsprengköpfe, die mit einer stickstoffgekühlten Hülle versehen werden.
Im ersten Fall, in dem der B-und CKampfstoff in vielen kleinen Behältern
anstatt in einem einzigen Gefechtskopf
transportiert wird, die gleich nach dem
Ausbrennen der letzten Stufe freigesetzt
werden, wird das Verteidigungssystem
durch die große Anzahl einfliegender Objekte schlicht überfordert. Das NMD würde auch nach der letzten Ausbaustufe im
Jahre 2011 lediglich für das Abfangen
einiger Dutzend Sprengköpfe ausgelegt
sein. Das bedeutet, daß die Ortung, Verfolgung und Zerstörung hunderter “Bomblets” aus mehreren angreifenden Raketen unmöglich wäre. Diese Angriffstaktik
ist aber für einen B- oder C-Waffeneinsatz die effektivste Methode, weil so der
Kampfstoff im Gebiet des Angegriffenen
über eine große Fläche verteilt werden
kann.
Im zweiten und dritten Fall werden
den NMD-Sensoren die notwendigen Informationen vorenthalten, die es braucht,
um einfliegende Gefechtsköpfe zu orten,
von Attrappen zu unterscheiden und
schließlich mit dem Abfangflugkörper an-
zusteuern. Es gibt jedoch für die Radaranlagen und IR-Sensoren keinerlei Unterscheidungskriterium mehr zwischen einem Gefechtskopf und zusätzlich freigesetzten Attrappen, wenn der Gefechtskopf
im Inneren eines metallbeschichteten Ballons versteckt, also selbst als Attrappe
getarnt wird. Leere Ballons haben wegen
des fehlenden Luftwiderstands im Weltraum dasselbe Driftverhalten wie der
schwere Gefechtskopf und ihre Oberflächentemperatur läßt sich leicht durch einen dünnen Farbanstrich manipulieren,
der das Sonnenlicht in gewünschter Menge absorbiert. Bei nächtlichen Angriffen
würde ein kleines, batteriebetriebenes
Heizaggregat denselben Zweck erfüllen.
Im übrigen könnten auch alle Attrappen
eine leicht unterschiedliche Temperatur
haben, wenn das System die eigentliche
Temperatur des Gefechtskopfs nicht genau kennt.
Eine ausreichende Kühlung des Gefechtskopfes würde ein weiteres Problem
aufwerfen. Der Abfangflugkörper selbst
muß sein Ziel mit Hilfe von IR-Sensoren
orten können, um rechtzeitig feine Kurskorrekturen vorzunehmen. Wegen der hohen Annäherungsgeschwindigkeit und der
begrenzten Schubkraft der Steuerdüsen
des EKV muß diese Zielortung spätestens
etwa eine Sekunde vor der Kollision, das
heißt aus etwa 10 Kilometern Entfernung
geschehen. Es ist jedoch möglich, die
Hülle des Gefechtskopfes soweit herunterzukühlen, daß für die Detektion des
Signals eine deutlich geringere Entfernung notwendig wird, so daß das EKV das
Ziel erst viel zu spät erkennen kann.
Es existieren zahlreiche weitere Tarnmöglichkeiten, zum Beispiel die Verhinderung einer exakten Radarortung, in dem
der Gefechtskopf innerhalb einer großen
Wolke von kleinen Metallfäden freigesetzt
wird. Diese Methoden sind allesamt keine Reißbrett-Phantasien, die in der Realität schwierig zu implementieren wären,
sondern realistische Szenarien, basierend
auf Technologien und Materialien, die
jedes Land zur Verfügung hätte, das in
der Lage ist, ballistische Raketen zu bauen oder zu kaufen.
Die beschriebenen Probleme, die das
NMD zum Scheitern verurteilen, sind also
systeminhärent. Das bedeutet, daß gegenwärtig keine Sensoren oder Kombinationen von Sensoren denkbar sind, die
geschickt getarnte Gefechtsköpfe von Attrappen unterscheiden könnten. Insofern
kann die Systemarchitektur auch nicht
verbessert werden. Letztlich wird das System auf alle anfliegenden Objekte schießen müssen, sowohl auf Gefechtsköpfe
als auch auf Attrappen. Und obwohl in
der Planung für das NMD für jedes einzelne Ziel fünf Abfangflugkörper vorgesehen sind, wäre es für einen Angreifer
ein leichtes, in den Kopf der Rakete eine
beträchtlich größere Anzahl sich im Weltraum entfaltender Ballons und Attrappen
unterzubringen.
Die bisherigen fünf Tests des NMD haben unterschiedliche Ergebnisse gebracht.
Während der ersten beiden Tests 1997 und
1998 wurde getestet, ob die Bordsensoren des Abfangflugkörpers und die zugehörige Software zwischen verschiedenen
Objekten, nämlich Gefechtsköpfen und
Attrappen unterscheiden können. Während das Pentagon beide Tests als Erfolg
wertete, sind kürzlich öffentlich Vorwürfe erhoben worden, daß zumindest im
ersten Test die Ergebnisse manipuliert
worden sein sollen.15 Bei drei weiteren
Tests, im Oktober 1999, im Januar und
im Juli 2000, wurde der Versuch unternommen, einen Gefechtskopf mit einem
EKV direkt zu treffen. Dabei wurde die
Anzahl der Attrappen jedoch drastisch reduziert, nämlich auf einen einzigen größeren Ballon. Beim ersten Test traf das
EKV den Gefechtskopf, beim zweiten Test
verfehlte es sein Ziel. Der dritte Test
scheiterte bereits kurz nach dem Start an
einer Fehlfunktion der Abwehrrakete.
Nach dem gescheiterten Abfangtest
im Juli mehrten sich die Stimmen, die
Präsident Clinton nahelegten, die Stationierungsentscheidung seinem Nachfolger
zu überlassen. Das dies nunmehr geschehen ist, bedeutet allerdings nicht das
Ende der NMD-Debatte. Die Präsidentschaftskandidaten beider politischer Lager haben bereits erklärt, daß sie die Entwicklung eines nationalen Raketenabwehrsystems weiterbetreiben würden. Wie
schon erwähnt, hat der republikanische
Bewerber George W. Bush sogar die Errichtung eines weitaus ambitionierteren
Systems angekündigt. Aber selbst die eine
Entscheidung für die Stationierung eines
NMD-Systems, so wie es die Clinton-Administration geplant hat, hätte weitreichende Folgen. Auch wenn Rußland nicht
aus dem laufenden Abrüstungsprozeß
ausstiege und sich mit den USA einigen
könnte, so würde China sein Kernwaffenarsenal dennoch ausbauen, und damit
würde ein Rüstungswettlauf in Asien
wahrscheinlich werden. Die Beziehungen
der NATO-Staaten untereinander wären
belastet und letztlich würde sich auch die
sicherheitspolitische Lage der USA selbst
verschlechtern. Amerika besäße zwar ein
Raketenabwehrsystem, das jedoch nicht
verläßlich funktionieren würde. Gleichzeitig hätten die USA aber ihre potentiellen
militärischen Gegner dazu provoziert,
mehr Waffen zu bauen und die Qualität
ihrer Waffensysteme zu erhöhen.
Nach der Verschiebung der Stationierungsentscheidung des geplanten NMDSystems ist ein wenig Zeit gewonnen, um
weitere Initiativen für alternative präventive Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Dazu gehören im europäischen Kontext verstärkte Gespräche mit Russland
über eine Verlangsamung der Weiterverbreitung von Raketentechnologien und
gemeinsame Projekte zur Verbesserung
der Frühwarnung. Die Länder der EU könnten sich verstärkt der regionalen Rüstungskontrolle an ihrer Peripherie widmen. Potentielle Proliferatoren im Mittleren Osten sollten dazu bewegt werden,
vertrauensbildenden Maßnahmen im Bereich gegenseitiger Raketenbedrohung
zuzustimmen. Präventive Maßnahmen
sind weitreichender und erfolgversprechender als eine unzuverlässige Raketenabwehr.
Internet-Resourcen
Eine gute Ausgangsadresse im Internet zum Thema Raketenabwehr ist der
Yahoo-Nachrichtendienst. Auf dieser Seite
findet man neben den neuesten Informationen auch Links zu den Seiten vieler
beteiligter Institutionen, http://
f u l l c o v e r a g e. y a h o o . c o m / f c / U S /
Missile_Defense_System/ .
Detaillierte Beschreibungen der verschiedenen Raketenabwehrsysteme, die
gegenwärtig geplant werden, findet sich
bei der Federation of American Scientists:
http://www.fas.org/ .
Die „Countermeasures“-Studie kann
von der Seite der Union of Concerned Scientists heruntergeladen werden: http://
www.ucsusa.org/publications/pubshome.html#arms . Ein informatives Briefing-Book, publiziert vom Council for a
Livable World, findet sich unter http://
www.clw.org/coalition/libbmd.htm .
Die Hessische Stiftung Friedens- und
Konfliktforschung hat eine deutschsprachige Internetseite zur Raketenabwehr
eingerichtet: http://www.hsfk.de/fg1/
proj/abm/index.htm . Weitere Artikel,
zum Beispiel zu den NMD-Testflügen, finden sich auch im Archiv des Instituts für
Friedensforschung und Sicherheitspolitik:
http://www.rrz.uni-hamburg.de/ifsh/ .
Anmerkungen
1. The White House, Office of the Press Secretary, „Remarks by the President on National Missile Defense“, 1. September 2000,
www.whitehouse.gov/library/hot_releases/
September_1_2000_2.html
2. Rumsfeld-Report 1998: Executive Summary
of the Report of the Commission to Assess
the Ballistic Missile Threat to the United
States, July 15, 1998
3. Götz Neuneck, „The future threat of missiles and missile programmes in the Middle
East and Asia“, in: Martin B. Kalinowski
(Hrsg.), „Global Elimination of Nuclear Weapons „, Nomos, Baden-Baden, 2000, S. 233248
4. Der technische und damit finanzielle Aufwand zum Bau einer Langstreckenrakete ist
enorm: Entwickelt und gebaut werden müssen: starke Raketenmotoren, die Stufentrenntechnik, eine genaue Lenkung, Wiedereintrittskörper etc.
5. Lisbeth Gronlund, David Wright, „What
they didn’t do“, The Bulletin of the Atomic
Scientists, Juni 1998, S. 46-51
6. Götz Neuneck und Michael Schaaf, Die Systemarchitektur der „National Missile Defense“ und die Verträglichkeit mit dem ABMVertrag, Mai 2000 (www.uni-hamburg.de/
ifsh).
7. Zu den technischen Problemen siehe: APSStudie „Directed-Energy Weapons“ in: Physics Today, Mai 1987, Special Issue
8. Senator Trent Lott et al., Letter to the
President, 25. September 1998; R. James
Woolsey, „What ABM Treaty?“, Washington
Post, 15. August 2000; Mirko Jakubowski,
„Öffentliche Meinung, gesellschaftliche Gruppen und Raketenabwehr in den USA“, HSFKBulletin Nr. 5, Frühjahr 2000
9. John Pike, „American Control of Outer Space in the Third Millennium“, INESAP Information Bulletin 16, November 1998, S. 2933; Charles S. Robb, „Star Wars II“, The Washington Quarterly, Winter 1999, S. 81-86;
10. "Talking Points“, Bulletin of the Atomic
Scientists, 2000, www.bullatomsci.org/issues/2000/mj00/treaty_doc.hmtl
11. Richard L. Garwin, Hans A. Bethe, „AntiBallistic-Missile Systems“, Scientific American, März 1968
12. Congressional Budget Office, „Budgetary and Technical Implications of the
Administration’s Plan for National Missile Defense“, Washington, April 2000
13. Lisbeth Gronlund, George Lewis, Theodore Postol, David Wright, “Highly Capable
Theater Missile Defenses and the ABM Treaty”, Arms Control Today, April 1994, S. 3-8;
Götz Neuneck, “SDI light - oder die Aushöhlung des ABM-Vertrags”, Wissenschaft und
Frieden, 2/99, S. 58-63
14. Union of Concerned Scientists, MIT Security Studies Program, “Countermeasures A Technical Evaluation of the Operational Effectiveness of the Planned US National Missile Defense System”, Cambridge, April 2000
15. Theodore A. Postol, Letter to John Podesta, White House Chief of Staff, 11. Mai 2000;
William J. Broad, “Antimissile System’s Flaw
Was Covered Up, Critic Says”, New York Times,
18. Mai 2000; Uwe Schmitt, “Kritik an USRaketenabwehrsystem”, Die Welt, 27. Mai
2000
The Project Network Preventive Arms
Control: Ballistic Missile Defence and
its Consequences for the ABM Treaty
and International Security
Contact: Dr. Götz Neuneck, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH)
Falkenstein 1, D-22587 Hamburg, Germany,
Tel. 040 - 86607721
Fax. 040 - 8663615
E-mail: [email protected]
The aim of the Project Network is to examine
the possibilities of Preventive Arms Control
by analysing different kinds of militarily relevant technologies in a cooperative effort
with regard to disarmament and non-proliferation. One main objective is the elaboration
of practicable arms control recommendations
based on the research findings of the different groups within the Network. Furthermore, it is intended that current methods for
technology assessment in different phases of
armament such as research and development
be improved upon and refined.
Framework Project: Methods, Criteria and Concepts for Preventive Arms Control Research
Group: Dr. Götz Neuneck (Head), Dipl.-Pol.
Christian Mölling Hamburg Institute for Peace Research and Security Policy (IFSH), University of Hamburg, Falkenstein 1, D-22587
Hamburg,
Germany
e-mail:
[email protected]
Case Study: Ballistic Missile Defence and its
Consequences for the ABM Treaty and International Security Research Group: Dr. Götz
Neuneck (Head), Tom Bielefield, M. Sci., Dr.
Jürgen Scheffran IFSH, Falkenstein 1, D22578 Hamburg, Germany. e-mail:
[email protected]
Case Study: Technical Options for the Disposal of Civilian Plutonium Stockpiles to Minimise Proliferation Risks Research Group: Dr.
Wolfgang Liebert (Head), Dipl.-Phys. Christoph Pistner, Dipl.-Phys. Alexander Glaser Interdisciplinary Research Group in Science,
Technology and Security (IANUS), Darmstadt
University of Technology, Hochschulstr. 10,
D-64289 Darmstadt, Germany e-mail:
[email protected]
Case Study: Relevance of Biotechnology for
the Biological Weapons Convention Research
Group: Prof. Dr. Kathryn Nixdorff (Head),
Dipl.-Biol. Mark Hotz, in cooperation with
Prof. Dr. Malcolm Dando, University of Bradford, Bradford, UK Department of Microbiology and Genetics and IANUS, Darmstadt University of Technology, Schnittspahnstr. 10,
D-64287 Darmstadt, Germany e-mail: nixdorff
@bio.tu-darmstadt.de
Case Study: Microsystem Technology - Dangers and Options for Limitation Research
Group: Prof. Dr. Dieter Suter (Head), Dr. Jürgen Altmann Institute for Experimental Physics III, Ruhr University of Bochum, D-44780
Bochum, Germany e-mail: [email protected]

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