Landen die „Hairkiller“ bald in der „Notaufnahme“? - Hair

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Landen die „Hairkiller“ bald in der „Notaufnahme“? - Hair
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Onvent, nosti pubissidies vid nin pere ad prio pro publius; nondius imis hocaper ac merit voltortus, quamena tienirm acisque tem us mum publis.
Landen die „Hairkiller“ bald in
der „Notaufnahme“?
Friseur Andreas Nuissl gestaltete seinen „Hair-Force One“-Salon in Bayreuth aufwendig um.
Aus dem schrill-bunten Ladenlokal mit Graffitis an den Wänden und Mobiliar im Leo-Look
für ein junges Zielpublikum wurde ein edel designter Salon mit vielen Extras – und elf Prozent
mehr Umsatz! Bahnt sich in der Branche eine Trendwende an?
Ob Franchiseketten wie „Hairkiller“
und „Notaufnahme“ oder trendbewusste
Einzelunternehmer – in den letzten zehn
Jahren schossen Salons wie Pilze aus
dem Boden, die gezielt günstige Friseurdienstleistungen für ein jüngeres Publi-
kum anbieten. Grell in der Ausstattung
und schnell im Service sind diese Läden.
Mit Internetplätzen und Flippern ausgestattet, kann sich die online-affine
Kundschaft bei Bedarf die Wartezeit verkürzen, die es ohnehin kaum geben soll.
Denn: „come, cut & go“ lautet hier die
Devise – und all das „zu unglaublich
fairen Preisen“, wie es auf der Homepage
eines Großanbieters heißt.
Zwölf Jahre lang ging ein ähnliches
Konzept auch bei „Hair-Force One“ in
Dezember 2011
Onvent, nosti pubissidies vid nin pere
ad prio pro publius; nondius imis hocaper ac merit voltortus, quamena tienirm acisque tem us mum publis.
Bayreuth auf. In dieser Zeit erreichte der
junge Salon Kultstatus in Sachen Trendfrisuren und Styling. Aber auch ältere
Kundschaft kam gern in den blau-grüngelb-orange gestrichenen Laden, „weil
sie sich hier wieder jung gefühlt haben“,
so Inhaber Andreas Nuissl.
Doch in den letzten Jahren nimmt
der findige Friseurunternehmer, der in
Bayreuth mit „Cutting Crew“ noch ein
zweites, „klassischeres“ Geschäft betreibt,
zunehmend eine Trendwende wahr. „Die
Zeiten der Geiz ist geil-Mentalität sind
vorbei. Meiner Meinung nach legt der
Dezember 2011
Kunde wieder sehr großen Wert auf Gefühle und Wertschätzung. Nach dem
Motto: Wenn ich schon Geld ausgebe,
dann will ich auch umworben werden.
Dort, wo man mich mit größter Achtung
empfängt und mir Emotionen und
Glücksgefühle vermittelt, bin ich gern
Kunde und dort lasse ich auch gern ein
bisschen mehr Geld“, so Nuissl.
So wie derzeit in der Finanzbranche
vor allem in bleibende Werte investiert
werde, möchten sich die Friseurkunden
für ihr Geld auch selbst „etwas Gutes
tun“. Das beobachtet Nuissl zunehmend
auch bei jüngeren Kunden. In der mittelgroßen Studentenstadt Bayreuth gebe es
viele gut situierte BWL- und Jura-Studenten, bei denen „das Geld durchaus
locker sitze“, wenn es um einen Friseurbesuch gehe. Bei diesen Kunden gelte
vor allem: Das Ambiente muss stimmen!
Nuissls fünf Mitarbeiterinnen erkannten diesen Trend sehr feinfühlig
und baten ihren Chef, den Salon „Hair
Force-One“ in Bayreuth nach zwölf Jahren „Hippness, Coolness und Farbigkeit“
in einen „Salon zum Wohlfühlen“ umzuwandeln. Dazu gehört ein In-
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„Ich erwarte von einem Lizenzgeber, dass
er das Konzept weiterentwickelt!“
Markus Herrmann, Friseur-Unternehmer aus Ravensburg betreibt neben
drei gehobenen Friseurgeschäftgen auch drei „hairkiller“-Salons. Den ersten
eröffnete er vor sechs, den letzten vor vier Jahren. Im Kurz-Interview mit
CLIPS berichtet er über seine Erfahrungen und Zukunftspläne.
Onvent, nosti pubissidies vid nin pere ad prio pro publius; nondius imis hocaper ac merit voltortus, quamena tienirm acisque tem us mum publis.
terieur im einfarbigen, stylisch-trendigen Retrolook, ein erweitertes Platzangebot, eine neue Beleuchtung – und
nicht zuletzt eine Klimaanlage. Auch
wenn der Sommer in diesem Jahr nicht
allzu lang war – heiße und schwüle
Phasen gab es trotzdem und sie dürften
in den kommenden Jahren noch zunehmen. Da bedeute die Klimaanlage nicht
nur einen zusätzlichen Service für die
Kundschaft, sondern auch eine riesige
Arbeitserleichterung für sämtliche Salonmitarbeiter.
Außerdem wurde ein behindertengerechter Bedienungsplatz eingerichtet,
der laut Nuissl eine neue Form von
Wohlfühl- und Aufenthaltsqualität darstelle. Und damit nicht auch nur ein
Anflug von Langeweile aufkommt, laufen als Untermalung die neuesten Videoclips von Deluxe Music auf großen
Flachbildfernsehern.
„Mit diesen Extras möchte ich das
Willkommen-Sein, den persönlichen
Service in meinem Hause unterstreichen, den man durch Persönlichkeit,
aber auch durch die Einrichtung vorantreiben kann“, so Nuissl. In einer Zeit, in
der es viele Friseure gebe, die durch
Schulungen und Weiterbildungen ihr
Handwerk beherrschten, sei die persönliche Kundenansprache, der aufmerksame Service und das Ambiente des
Salons so wichtig wie nie zuvor. Das
langfristige Ziel des Bayreuther Friseurunternehmers ist es daher, mit all diesen Maßnahmen dem Friseurberuf hierzulande den gleichen Stellenwert zu
verschaffen wie der gehobenen Gastronomie. Mit seinen Ideen, die der Umgestaltung seines Salons zugrunde liegen,
und dem erfolgreichen Endergebnis
eines Wohlfühl-Salons, der ihm noch
dazu einen Umsatzzuwachs beschert
hat, leistet Andreas Nuissl einen wichtigen Beitrag dazu.
[email protected]
Dezember 2011
CLIPS: Ein Branchen-Kollege aus Bayreuth, Andreas Nuissl, gestaltete seinen
schrillen Laden „Hair Force One“, der in
den vergangen Jahren in Bayreuth einen
Kultstatus in Sachen Trendfrisuren und
Styling hatte, nun um in einen „Salon
zum Wohlfühlen“. Nehmen auch Sie als
Inhaber von Salons unterschiedlicher
Ausrichtungen diesen Trend wahr?
Markus Herrmann: Herr Nuissl macht
im Grundsatz eine richtige Beobachtung.
Es gibt Veränderungen im preisgünstigen
Segment. Aber die Gefahr ist, wenn alle
Geschäfte den gleichen Service in der
gleichen Umgebung anbieten, dass es
dann keine Differenzierung mehr gibt.
Was ich gefährlich finde ist, egal ob hochwertiger oder preisgünstiger Salon: Wenn
ich das Konzept verändere, dann verändert sich auch die Kundenstruktur. Ob
das immer sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln!
Die Mitarbeiter von Andreas Nuissl nahmen wahr, dass beispielsweise auch
viele Studenten verstärkt Wert auf Ambiente und Service legen und bereit
sind, dafür auch mehr zu bezahlen.
Teilen Sie diese Beobachtung?
Preisgünstig bedeutet nicht zwangsläufig billig. Es gibt auch Kunden, die 170
Euro für eine aufwändige Frisur mit
Strähnchen etc. bei unseren „hairkillern“ bezahlen. Unsere Mitarbeiter sind
auch für anspruchsvollere Kundenwünsche gut ausgebildet – was für den
durchschnittlichen Endverbraucher ein
gutes Preis- Leistungsverhältnis darstellt. Gute Umgangsformen, Freund-
Dezember 2011
lichkeit und Service-Orientierung sollte
man übrigens überall voraussetzen. Das
ist letztlich eine Frage, wie ich es als Unternehmer von meinen Mitarbeitern einfordere.
Welche Serviceleistungen bieten Sie in
Ihren „hairkiller“-Salons gezielt an?
Wir bieten zum Beispiel Tablet-PCs an, um
sich die Wartezeit auf gesicherten Internetseiten zu verkürzen. Es stehen Getränkeautomaten da. Man kann sicher
nicht alles anbieten, denn das würde
den Preis nach oben treiben. Und es gibt
nach wie vor eine Verbraucherschicht,
die nicht bereit ist, mehr Geld auszugeben und ihre Wertschätzung eher in die
Frisur legt als in ein hippes Umfeld.
Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer
„hairkiller“-Salons?
Auch ich sehe das größte Wachstumspotential im gehobenen Bereich. Oben
kann noch vieles geschehen. Für die
preiswerten Salons erwarte ich von
einem Lizenzgeber, dass er diesem Anspruch nach mehr Wertigkeit und gleichzeitiger Kundenorientierung nachkommt und Konzepte weiterentwickelt, ohne
die grundsätzliche Zielgruppenansprache, Werbung usw. total zu verändern.
Ich denke dass eine 180 Grad-Wende im
Konzept tödlich endet. „Schuster bleib
bei deinen Leisten“.
[email protected]
Das Lizenzkonzept „hairkiller“
Unter der Überschrift „Mit der Lizenz zum Geldverdienen“ berichtete CLIPS im
Juni 2005 das erste Mal sehr ausführlich über das gerade im Entstehen begriffene Lizenzkonzpt „hairkiller“. Damals gab es zum Zeitpunkt der
Veröf fentlichung rund vierzig Geschäfte unter dem Graffiti-Logo. Seither ist das Konzept mit derzeit über 300
Salons bundesweit am stärksten unter allen Lizenzanbietern gewachsen. Neben „hairkiller“ bietet das Unternehmer-Duo Edgar Krämer und Steffen Rau inzwischen
auch das Konzept „Meyer & Marks Friseure“ für die neue
Mitte an. Edgar Krämer zeichnet zudem verantwortlich für die Salons „Perfect Color
World“, die ihren Schwerpunkt auf Farb- und Typberatung legen.
2010 waren in „hairkiller“-Salons 1.500 Mitarbeiter beschäftigt, die im Jahr
2009 insgesamt 50 Mio Euro umsetzten. Nach eigenen Angaben geht mindestens jeder
100. Friseurkunde in einen „hairkiller“-Salon. „hairkiller“ zählt damit zu den wohl am stärksten gewachsenen Konzeptsalons. Im Markt befinden sich inzwischen aber auch zahlreiche andere, die mit ähnlichen oder ganz anders ausgerichteten Konzepten arbeiten,
wie z.B. „super 10 haircompany“, „head attack“ oder „Schnittstelle“ sowie etablierte Franchise- oder Lizenzgeber, die mit High-Class-Konzepten am Markt unterwegs sind.

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