Projekt Umsetzung von Hartz IV und die Armutsfolgen in Sachsen
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Projekt Umsetzung von Hartz IV und die Armutsfolgen in Sachsen
Projekt Umsetzung von Hartz IV und die Armutsfolgen in Sachsen Zwischenbericht Leitung Prof. Dr. Scherer Autorenteam Börner, Nicole Draeger, Heidi Hempel, Christiane Kilian, Matthias Lisiewicz, Nicole Markstein, Katrin Runge, Jana Schliesch, Marion Schulze, Simone Striegler, Sandra Westermann, Antje Scheibner, Nancy Erler, Ilona Krebs, Corina 1 Inhaltsverzeichnis Seite Einleitung 3 Beratungsstellen 4 „Ein- Euro- Job“ 7 An- und Verkauf 8 Wohnungssituation 11 Die Tafel 14 Kindertagesstätten 17 Tierheime 17 Regionale Jugendkonferenz in Reichenbach 18 2 Einleitung In unserem Projekt „Umsetzung von Hartz IV und die Armutsfolgen in Sachsen“ gehen wir, beim Verständnis von Armut, vom relativen Armutsbegriff, definiert durch die WHO aus. In den Wohlstandsgesellschaften wird Armut auf die Gesellschaftsverhältnisse des Individuums bezogen definiert. Wegen dieser Umfeldabhängigkeit wird von "relativer Armut" gesprochen. Relative Armut wird also als Kumulation von Unterversorgungslagen und sozialer Benachteiligung verstanden, wobei die Einkommensarmut ein zentrales Merkmal ist. Menschen, die für ihren Lebensunterhalt weniger als 50% des durchschnittlichen Nettoeinkommens des jeweiligen Landes zur Verfügung haben, werden als arm bezeichnet. Im Rahmen der Hochschulausbildung im Studiengang Sozialarbeit /Sozialpädagogik sucht ein Team von Direktstudenten und Studenten im berufsbegleitenden Studium unter Leitung von Prof. Dr. Scherer nach Hinweisen in ihrem Wohn- bzw. Arbeitsumfeld, ob die Bezieher von Arbeitslosengeld II und ihre Angehörige besondere Benachteiligungen erleiden. Weiterhin soll im Ergebnis des Projektes eine Übersicht über die örtlichen Maßnahmen des „Forderns und Förderns“ erstellt werden. Unsere Hochschule beteiligte sich im vergangenen Jahr an einer Ausschreibung des Freistaates Sachsen zur Erstellung eines Sozialberichtes für den Freistaat, wohlbemerkt kein Armutsbericht. Den Zuschlag erhielt ein privates Forschungsinstitut. Unser Projekt soll also auch eine kritische Betrachtungsweise zu dem im Jahre 2006 zu erwartenden Sozialbericht darstellen. Der Projektzeitraum beläuft sich von September 2005 bis voraussichtlich Februar 2007. In den Landkreisen Chemnitz, Riesa-Großenhain, Döbeln, Löbau-Zittau, Zwickau Land, Meißen, Sächsische Schweiz, Muldentalkreis bzw. in den Städten 3 Zwickau und Chemnitz haben wir in Gesprächen, Befragungen und Interviews in den verschiedenen sozialen Bereichen, wie z. B. Beratungsstellen, Kindertagesstätten, Tafeln, Kleider- und Möbelkammern, bei Wohnungsgesellschaften und Behörden, recherchiert. Wir trafen bei unseren Untersuchungen meistens auf recht kontaktfreudige und am Thema interessierte Menschen. Die Aussagen der Befragten sind einerseits widersprüchlich, andererseits werden bestimmte Tendenzen sichtbar. Schwerpunkt bisher waren weniger statistische Untersuchungen, sondern vielmehr die Beobachtungen und Befindlichkeiten der Bürger. Auch der zweite Teil der Aufgabe: Eine Übersicht über die örtlichen Maßnahmen zu erstellen, wird bei weiterführenden Recherchen intensiver beleuchtet. Ein vorläufiges Ergebnis des Untersuchungszeitraumes von September 2005 bis Dezember 2005 möchten wir nachfolgend präsentieren. Beratungsstellen Im Bereich der Beratungsstellen kam es zu vielen unterschiedlichen Aussagen. So konnte kein vermehrter Zulauf an Klienten in der Drogen- und Suchtberatung im Landkreis Döbeln festgestellt werden, gleichzeitig wurde jedoch die Aussage getroffen, dass ein zunehmender Geldmangel beim Klientel vorliegt. Schon bereits Mitte des Monats sei das zur Verfügung stehende Budget verbraucht. Der Beratungsdienst des Diakonischen Werkes im Landkreis Leisnig berichtete in der Döbelner Allgemeinen Zeitung vom 18.08.2005, dass „unter den Betroffenen noch immer große Unsicherheit (herrsche), ob die Bescheide vom Amt auch stimmen“. Gleiches berichtete auch die Linkspartei PDS über ihre Beratungsarbeit: “Vielen Betroffenen sei ihr Bescheid mangelhaft erschienen. Um zu helfen, griff die Partei auf die Hilfe eines Anwaltes zurück. Obwohl nicht alle angemahnten Bescheide tatsächlich falsch gewesen seien, hätten einige eklatante Fehler beinhaltet.“. 4 Wiederum wurden die Schuldnerberatungen der Stadt Leipzig und im Landkreis Meißen seit der Einführung von Hartz IV verstärkt von Empfängern des Arbeitslosengeldes 2 aufgesucht. Die Empfänger konnten vor der Einführung des ALG II alle Kredite bedienen, doch seit Januar 2005 gelang ihnen dies nicht mehr. Man spricht auch von einer plötzlichen Zahlungsunfähigkeit. Besonders gravierend ist, dass vorwiegend Familien von der Schuldenfalle betroffen sind. Im Landkreis Meißen ist die Schuldnerberatung völlig überlastet und kann kaum noch über freie Termine verfügen. Neben finanziellen Mitteln fehlen besonders Fachkräfte, um den regelrechten Ansturm bewältigen zu können. In der Schuldnerberatung des Landkreis Chemnitzer Land kam es zudem zu völlig neuen Problematiken: Mitglieder einer Bedarfsgemeinschaft fallen aus der Rentenund Krankenversicherung, wenn es in dieser Bedarfsgemeinschaft Einkommen von 700,00 € gibt, was zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Krankenversicherung von Unverheirateten führte. Des Weiteren werden höhere Unterkunftskosten in den Monaten ab September mit Kürzungen des Sozialgeldes ausgeglichen. Bei einem bevorstehenden Umzug sind drei Kostenvoranschläge für eventuell neuen Wohnraum und den Umzugskosten darzulegen und dann entscheidet die ARGE mittels Zustimmung oder Ablehnung über den Umzug. Besonders große Probleme gäbe es, wenn zwei Bezugstellen aufeinander treffen, so zum Beispiel Hartz IV und BAFÖG oder Hartz IV und LVA. In solchen Situationen wartet die eine Stelle auf die Bescheidung des anderen, um Hilfen berechnen zu können, was jedoch zu einer Endlosschleife führt, da keiner den ersten Bescheid dazu erstellt. Bei der GEZ werden nur noch Hartz IV- Empfänger oder Empfänger von Grundsicherungsleistungen nach SGB II und Schwerbehinderte mit Kennzeichen R/ F befreit. Auch hier konnte bestätigt werden, dass durch die Veränderung zum Jahresbeginn bei den meisten Klienten eine Mindereinnahme von 250,00 € bis 450,00 € von Dezember 2004 zu Januar 2005 zu verzeichnen war, die das komplette Haushaltsjahr 2005 überworfen haben. Dadurch platzten Kredite und Ratenzahlungen waren nicht mehr möglich. Diese Defizite konnten auch bisher nicht aufgeholt werden. Die Absicherung des täglichen Bedarfs steht im Vordergrund, an Schuldenregulierung ist kaum noch zu denken. 5 Die Familienberatung der Stadt Leipzig verzeichnete keine Veränderungen durch die Einführung von Hartz IV, nicht überwiegend ALG 2- Empfänger besuchen die Beratungsstelle. Eine Veränderung des Klientel und deren Probleme waren schon über Jahre hinweg bemerkbar. In der Schwangerschaftskonfliktberatung des Landkreis Löbau- Zittau und des Landkreis Chemnitzer Land konnten seit Jahresbeginn keine speziellen Auswirkungen von der Einführung von Hartz IV bemerkt werden. Man nennt hier eher schleichende Prozesse. Die Tendenz zu falscher Ernährung der Kinder und Familien mit geringem Einkommen wird zunehmend auffällig und ein erschwerter Zugang zu Bildungsmöglichkeiten. Erziehungsschwierigkeiten treten vermehrt zu Tage, bedingt durch das wöchentliche Pendeln der berufstätigen Väter. Psychosomatische Erkrankungen im Zusammenhang mit Hartz IV können nicht ausgeschlossen werden, allgemein sinkt die gegenseitige Achtung und Anerkennung für den jeweiligen Partner, der ohne Arbeit ist. Auch wächst der Frust in den Bevölkerungsgruppen, welche nur knapp über dem Limit liegen und somit keinerlei staatliche Leistungen erhalten. Deutlich und frustrierend ist die finanzielle Schlechterstellung von Familien, die sich für Kinder entscheiden. Der Konkurrenzdruck, auch bei geringfügig Beschäftigten, nimmt ungeahnte Ausmaße an. Unzumutbare Arbeitsbedingungen werden zum Teil von Schwangeren in Kauf genommen, nur um den Arbeitsplatz zu behalten. Solidarität und Verständnis gegenüber den Bedürftigen sinkt. Gravierend sei auch der unzureichende Informationsstand der Betroffenen zum Thema Hartz IV. Viele Antragsteller werden ohne vorherigen Bescheid des Arbeitsamtes gleich weiter an die Beratungsstellen verwiesen, um dann erneut beim Amt vorzusprechen, weil dieses zuerst einen Ablehnungsbescheid erstellen muss, bevor die Beratungsstelle tätig werden kann. Eine deutliche Zunahme an Antragstellungen für die Stiftungen konnte im Bereich der Schulanfangsbeihilfen verzeichnet werden. Im Landkreis Löbau- Zittau zeigte sich zudem ein verändertes Konsumverhalten: viele Menschen kaufen ihren alltäglichen Bedarf in Polen oder der Tschechischen Republik. Ein positives Beispiel zum Thema Kontoloser ist die Gründung einer „Ethik- Bank“ als Tochter einer Volksbank in Thüringen anzusehen, in welcher es allein in den ersten zwei Monaten 1500 Interessenten gab. Dem Bericht der Leipziger Volkszeitung vom 6 03.08.2005 zufolge, beklagt die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände, dass deutschlandweit rund eine halbe Million Menschen kein Girokonto besitzen. Die Zahl der Kontolosen wurde von Thomas Griebel in Sachsen auf etwa 10.000 Menschen geschätzt, davon besonders stark betroffen seien Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit. Bedenkt man in diesem Zusammenhang jedoch, dass die Integration in den Arbeitsmarkt ohne Bankverbindung heutzutage fast unmöglich ist, wäre auch in Sachsen eine schnelle und gute Lösung sicher von Vorteil. Ein– Euro– Job“ Arbeitsgelegenheiten wurden regional in vielen verschiedenen Tätigkeitsbereichen angeboten. Häufig traf man „1-€–Jobber“ bei Reinigungsarbeiten öffentlicher Wege und Plätze an, bei Hilfstätigkeiten in sozialen Einrichtungen, bei der Ernte von Obst und Gemüse, aber auch als Puppenspieler im Mülsner Wanderbühnenprojekt oder sie wurden vom Ordnungsamt Döbeln zur „Jagd“ auf Müllsünder angesetzt. Von 128 Personen, die in Arbeitsgelegenheiten in den verschiedenen Landkreisen des Freistaates beschäftigt waren, haben 9 Arbeitslose nach Beendigung der Maßnahme entweder eine Arbeitsstelle gefunden oder sie lernen oder studieren seitdem. Diese Chancen haben sich ausschließlich durch die Eigeninitiative der Betroffenen eröffnet. Trotzdem die Resonanz auf die „1-€–Jobs“ recht groß war und die Stellen für die Bewerber nicht ausreichten, übten einige Arbeitsvermittler Druck auf Hartz IV – Empfänger aus. Eine junge Frau musste sich im benachbarten Landkreis als Frisörin vorstellen, obwohl die Fahrt- und Kinderbetreuungskosten unverhältnismäßig hoch zu dem zu erwartenden Verdienst ausgefallen wären. Eine weitere Frau mit zwei Kindern wurde gezwungen, einen „1€-Job“ anzunehmen, für den sie jeden Morgen 2 Stunden mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln zur Arbeit fahren musste, obwohl sie noch in diesem Jahr als feste Mitarbeiterin in einem Verein, der sich zu diesem Zeitpunkt in der Vereinsgründung (vorher als Initiative) befand und in welchem sie schon zwei Jahre ehrenamtlich tätig ist, eingestellt werden sollte. Dem Colditzer Unternehmen „Projektsteuerung, Personal- und Arbeitsförderung, Struktur- und Umweltentwicklung“ als Projektträger für 1-€ Jobs wurde der Bescheid 7 vom Amt für Arbeit und Beschäftigung in Döbeln entzogen, nachdem das Amt durch Beschwerden von Maßnahmeteilnehmern aufmerksam wurde und vor Ort den Sachverhalt prüfte. Über Hintergründe und Ereignisse berichtete die Zeitung nicht. Die Kommune setzte als Maßnahmeträger die Beschäftigung für die betroffenen 47 Personen in Hartha, 47 In Waldheim und 12 in Ziegra-Knobelsdorf fort. In Gesprächen mit ALG II – Empfängern wird deutlich, dass sie sich schlechter und benachteiligt fühlen. Die Menschen sind ärmer geworden. Sie müssen sich in ihrer Lebensführung noch mehr einschränken, die medizinische Versorgung wird vernachlässigt, da Selbstzahlung kaum möglich ist. Kulturelle Angebote können kaum noch wahrgenommen werden und für ihre Kinder sehen sie zukünftig schlechtere Entwicklungschancen. Größere Anschaffungen, z. B. Autokauf, um für den Arbeitsmarkt mobil zu bleiben, sind nicht möglich (Kreditwürdigkeit). Die Betroffenen fühlen sich bei der Arbeitssuche durch das Amt nicht unterstützt. Als positiv wird von vielen der soziale Kontakt „wieder mal unter Menschen kommen“ während der Arbeitsgelegenheiten eingeschätzt. Im Gespräch mit einigen Mitarbeiterinnen eines Sozialamtes in einer Stadt im Landkreis Döbeln wird deutlich, dass sie Verständnis für die Situation von Hartz IV Empfänger aufbringen, sehen aber in der Vorgehensweise des „Forderns und Förderns“ den richtigen Weg. An- und Verkauf Veränderungen - unabhängig der Arbeitsmarktreform In einem An- und Verkauf im Landkreis Meißen ist keine veränderte Kundenstrukturen zu erkennen. Die eher nicht aus Alg II Empfängern bestehende Kundenzahl, ging im Januar und Februar zurück. Aber die Verkäuferin vermutet, dass Alg II Empfänger ihre Sachen so lange tragen, bis es eben nicht mehr geht, bzw. dass sie Kleidung aus der Nachbarschaft geschenkt bekämen. Auch in einem An-und Verkauf- Geschäft im Landkreis Sächsische Schweiz hat sich seit der Hartz-IV Reform kaum etwas verändert. „Klar erkennt man immer den Zeitrahmen, wann das Geld vom Amt überwiesen wurde, aber dies war vor der Reform auch schon so“ erzählt eine Verkäuferin. Vielleicht ist die Anzahl der Kunden 8 leicht gestiegen, allerdings nicht unter denjenigen die auf diese Waren angewiesen sind. Die dortige Kundschaft stammt aus allen sozialen Schichten. Eine unveränderte Kundensituation kann auch in einem An- und Verkauf im Landkreis Chemnitz verzeichnet werden. Anfang 2005 gab es bezüglich der Geschäftsumsätze zwar eine Flaute in der fast keine Artikel gebracht oder verkauft wurden, doch normalisierte sich die Lage im April wieder. Wie im Jahr 2004 werden wieder viele Artikel gebracht und verkauft. In einem An- und Verkauf im selbigen Landkreis ist seit Jahresbeginn eine deutliche Kundenzunahme im Bereich des Kaufens und Verkaufens erkennbar. Mit dem Kundenansturm senkte das Geschäft die Preise und der Umsatz blieb im Vergleich des Vorjahres gleich. Es werden mehr Sachen gebracht, als dass Sachen gekauft werden. Täglich kommen neue Kunden. Ein Geschäft des Landkreises Löbau- Zittau , das sich mit Kindersachen eingerichtet hat, stellt eine treue Stammkundschaft fest und hält es für einen Trugschluss, einen Zusammenhang zwischen Wirtschaftsmisere und An- und Verkauf-Aufschwung zu sehen. Man stellt dort fest - die Menschen haben weniger Geld und sparen dabei zuerst an ihren Kindern. In einem anderen A & V Geschäft im gleichen Landkreis registrierte man eine gemischte Kundschaft. Es kommen eine Hälfte der Kunden die nach ausgefallener Garderobe sucht, und eine andere die aus finanziellen Gründen einkauft. Doch auf das Geld musste man der Region schon immer schauen. Allerdings beklagt die Verkäuferin die „Basar-Mentalität“, bei welcher versucht wird, schon vorhandene Billigpreise weiter herunter zu handeln. Seit der Hartz-IV Einführung hat sich in einem An- und Verkauf Geschäft in der Stadt Zwickau nichts am Kundenkreis verändert. Es kommen kaum Hartz-IV Empfänger, dagegen eher Schnäppchenjäger die ihr Glück versuchen. Es sind Veränderungen im Zusammenhang mit Hartz-IV zu verzeichnen Im Landkreis Döbeln ging zu Jahresbeginn die Kundenzahl zurück. Der Mitarbeiter bezieht diese Situation auf die soziale und wirtschaftliche Lage. Gekauft wird besonders am Monatsanfang wenn es Leistungen wie Alg II gibt. Weiterhin ist ein 9 Rückgang des Kaufverhaltens zu verzeichnen. Ein Wäschetrockner z.B. kostet 198 Eur und der Leistungsträger bezuschusst nur 130. Der Rest muss also von den Kunden selbst aufgebracht werden, was für die meisten allerdings nicht möglich ist. In einem Second Hand Geschäft des selben Landkreises konnte die dortige Verkäuferin keinen Rückgang des Kaufverhaltens verzeichnen. Doch sie stellte ebenfalls fest, dass vor allem zum Monatsbeginn eine höhere Kundenanzahl wahrzunehmen ist. Dies bezieht sie auf den Leistungsbezug (Hartz IV, Kindergeld). Außerdem berichtet die Verkäuferin, dass Kunden mit Alg II häufiger teurere Produkte bevorzugen, obwohl es preiswertere, qualitativ gleiche Ware gäbe. Paare mit Kindern bei denen beide Alg II Empfänger sind, scheinen ausreichende finanzielle Möglichkeiten zu haben, so vermutete die Verkäuferin. Im Raum Chemnitzer Landkreis wurde durch Befragung mehrerer An- und Verkaufgeschäfte festgestellt, dass es einen geringen Nachfrageanstieg nach Kinderkleidung gibt. Dabei gehören Stammkunden der vergangenen Jahre, sowie Hartz-IV-Empfänger zu den Käufern. In einem An- und Verkauf Geschäft im Landkreis Löbau-Zittau sieht man einen Zusammenhang zwischen Hartz-IV und einem Umsatzplus von 30% im vergangenen Jahr. In einem anderen Geschäft des selben Landkreises, das sich auf Kindersachen eingestellt hat, stellt man fest, dass mehr gekauft wird, vor allem an Tagen an denen es Geld gibt. Es sind massive Veränderungen im Zusammenhang mit Hartz-IV zu verzeichnen Ein A & V Möbelmarkt im Landkreis Löbau-Zittau bekommt die unmittelbaren Nachwehen der Arbeitsmarktreformen zu spüren. Viele Leute müssen ihre Wohnungen aufgeben und aus momentanen Platzmangel die Möbel im Möbelmarkt abgeben. Andere Menschen kommen auf der Suche nach preiswerter Einrichtung. So stellt der Möbelmarkt fest, dass ständig neue Möbel gebraucht werden und dass man mit dem Nachschub kaum hinterher kommt. Auch in einem An- und Verkauf Geschäft in der Stadt Zwickau macht sich die HartzIV Regelung bemerkbar. So kann man sich dort am Monatsanfang, wenn es Geld gibt, vor Kunden kaum retten. Gegen Monatsende kommt dagegen kaum ein Kunde 101 um etwas zu kaufen. Viele Kleidungsstücke werden dann nur angeschaut und eventuell für den folgenden Monatsbeginn zurückgelegt. Unter der Kundschaft sind sehr viele Hartz-IV Empfänger, vor allem viele Mütter. Die Leute können in diesem Geschäft Artikel (Kleidung, Spielzeug, u.s.w.) gegen Kommission abgeben und so auf etwas Geld hoffen. Wohnungssituation Die Kreisverwaltung Glauchau sieht keinen Anlass die Anfang 2005 beschlossenen Regelungen zur Erstattung der Heizkosten für Empfänger von Arbeitslosengeld II dem derzeitigen Stand anzupassen. Die momentan geltende Richtlinie zur Kostenerstattung mit einem Betrag von 1,10 Euro pro Quadratmeter sei trotz gestiegener Preise ausreichend. (Quelle: Freie Presse, 28.10.2005) Aus der Verwaltungsvorschrift des Landkreises Meißen zur Regelung des Verfahrens und der Angemessenheitsgrenzen von Unterkunfts- und Heizkosten geht hervor, dass die Erstattung der Heizkosten für Arbeitslosengeld II Empfänger mit 0,96 Euro pro Quadratmeter erstattet wird. Für „kalte“ Nebenkosten gilt im Landkreis ein Richtwert von 1,00 pro Quadratmeter.(Quelle: VwV - Landkreis Meißen KdU) Unterdessen legte der Deutsche Mieterbund einen bundesweiten Betriebskostenspiegel für Deutschland vor. Nach dieser Übersicht zahlten die Mieter des Bundesgebietes im Jahr 2004 durchschnittlich 2,44 Euro pro Quadratmeter an Nebenkosten. „Der Deutsche Mieterbund (DMB) erwartet deftige Nachzahlungen wegen der explodierenden Energiepreise für die Betriebskosten. Allein für das Jahr 2005 werden Mehrbelastungen von zwei Milliarden Euro erwartet. (Quelle: Frankfurter Rundschau 2.12.2005) Wohn- und Nebenkosten zu reduzieren ist daher angesagt. Die Leipziger Wohnungsbaugesellschaft spricht von ca. 200 – 300 Umzügen mit diesem Hintergrund. Des weiteren beobachtet die LWBG eine steigende Nachfrage nach unsanierten bzw. teilsanierten Wohnungen, doch glaubt die LWBG nicht, das alle Veränderungen unbedingt mit der Einführung des Alg II im Zusammenhang stehen. Außerdem kennen die Vermieter den sozialen Status ihrer Mieter nicht, da die Mietzahlungen nicht mehr von Amtswegen, sondern von Mieter selber erfolgen. 111 Kontrovers ist derweil die Diskussion um die Entstehung von Mietschulden durch die Einführung von Alg II. Bei der Wohnungsgenossenschaft Oberlausitz (WGO) belaufen sich die Mietschulden auf unter 1%. (Quelle: WGO). Dagegen klagt der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen (vdw) über einen deutlichen Anstieg der Mietschulden seit der Arbeitsmarktreform. 30 von den 91 befragten Wohnungsunternehmen verzeichneten einen Anstieg der Mietschulden im ersten Halbjahr 2005 um mehr als eine halbe Million Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „In Einzelfällen kam es sogar zu Steigerungen um bis zu 66 Prozent. Fast 1400 Empfängern von Alg II haben die 91 befragten Wohnungsunternehmen bis Ende August 2005 wegen Mietschulden bereits gekündigt oder die Kündigung angedroht. Knapp 400 Mahn- oder Klageverfahren wurden eingeleitet, in 275 Fällen die Räumung der Wohnung bei Gericht beantragt. Für mehr als 2000 Alg II – Empfänger forderten die Wohnungsunternehmen die direkte Überweisung der Miete vom Leistungsträger. Hauptursache sei, nach Angaben der Unternehmen, die nicht dem eigentlichen Zweck entsprechende Verwendung der vom jeweiligen Leistungsträger gezahlten Kosten für Unterkunft und Heizung. [...] Dabei sind viele Alg II – Empfänger sogar bereit ihren Anspruch auf Kostenersatz für Unterkunft und Heizung an das Wohnungsunternehmen abzutreten. Viele Bewilligungsstellen nehmen die Abtretungserklärung der Berechtigten aber erst dann zum Kenntnis, wenn erhebliche Mietschulden aufgetreten sind. [...] Hinzu komme allerdings auch eine häufig unvollständige Erstattung der Mietkosten durch den Leistungsträger.“ (Quelle: Sächsische Zeitung – 4.11.2005) Eine direkte Überweisung der Miete vom Leistungsträger, gestaltet sich für die ARGE’n als schwierig. Die verwendete Software stammt von der Agentur für Arbeit, und besitzt im Gegensatz zur Software des Sozialamtes keine Optionen für die Eingabe von Daten der Vermieter. Die Geschäftsführung der Wohnbau Hartha GmbH berichtet dagegen von einer geringen Entspannung bei Mietsaußenständen seit der Arbeitsmarktreform. „Inzwischen funktioniere die Zusammenarbeit mit dem Amt für Arbeit und Beschäftigungsförderung in Döbeln sehr gut. So ließen immer mehr Arbeitslosengeld - II Empfänger ihre Zuweisungen für die Miete gleich an die Wohnbau überweisen.“ Auch bestehe ein Kontakt mit der Behörde, um die Entstehung von Mietschulden zu verhindern. (Quelle: Prof. Scherer: KdU 1) 121 Das Sozialamt Hartha bestätigte diese Aussage. Mietekosten vor allem bei den großen Wohnungsgesellschaften werden teilweise direkt an den Vermieter überweisen. Außerdem beobachtet das Sozialamt einen Missbrauch der Gesetzeslücken, vor allem von Jugendlichen, welche das Elternhaus verlassen und den Staat für die entstehenden Kosten als zuständig betrachten. Für die Haushaltsplanung des Kreises Torgau – Oschatz erweist sich die Arbeitmarktreform als weitaus teurer als geplant. Rund 2,7 Millionen Euro Mehrausgaben für Unterkunftskostenerstattung hat der Haushalt zu verkraften, wobei aber rund 2 Millionen Euro von Bund und Freistaat wieder ausgeglichen werden sollte. „Die Kostenexplosion hängt mit dem Anwachsen der sogenannten Bedarfsgemeinschaften von Empfängern des Arbeitslosengeldes II zusammen. Lag deren Zahl Ende August Januar bei 5632, so wurden Ende August bereits 7041 registriert.“ (Quelle: Oschatzer Allgemeine Zeitung – 22.11.2005) Die Wohnungsgesellschaft in Pirna beobachtet eine steigende Anzahl von Partnertrennungen bzw. eine steigende Wohnungsvermittlung an Einpersonenhaushalte. Ob dieser Vorgang aber mit im Zusammenhang der Arbeitsmarktreform steht ist rein spekulativ. Nach Berechnungen des Finanzministeriums Sachsens existieren in Sachsen rund 269 000 Bedarfsgemeinschaften (Quelle: Döbelner Allgemeine Zeitung – 22.12.2005) Im Landkreis Döbeln sind Umzüge aufgrund von Alg II Einzelfälle, lediglich die Kreisstadt selber, spürte erste Auswirkungen. „Es kommen immer mehr Leute auf der Suche nach kleineren preiswerteren Wohnungen zu uns“, erklärt die Geschäftsführung der DWVG. Von einer Umzugswelle kann aber keine Rede sein. (Quelle: Döbelner Allgemeine Zeitung – 22.11.2005) Dies beobachtete auch der Mietverein Chemnitz. Allerdings erwartet der Mietverein eine Zunahme von Umzügen für das Jahr 2006, wenn die Heizkosten weiter so steigen. (Quelle: Mietverein Chemnitz - 9.11.2005). Im Mai 2005 lebten von den 17 200 Bedarfsgemeinschaften der Stadt Chemnitz 3 Prozent der Arbeitslosengeld II Empfänger in zu teuren Wohnungen. Das sind 131 ungefähr 500 Betroffene, denen ein Umzug droht. (Quelle: Mietverein Chemnitz, Mieter Zeitung Mai 2005) Die Wohnungsgenossenschaft Oberlausitz berichtet, dass Anfang des Jahres einige Mieter von der Behörde informiert wurden, dass sie zu große Wohnungen bewohnen mit unangemessener Fläche und Miete. Aber eine Aufforderung zum Umzug erfolgte nicht. Es wird vermutet, dass die Aufforderung zum Zwangsumzug nicht erfolgte, um keine Umzugsbeihilfe zu zahlen. Personen, die sich für einen Umzug entschieden und nicht rechtzeitig einen Antrag gestellt hatten, gingen hier leer aus. (Quelle: WGO) Die Tafel In Deutschland gibt es etwa 400 dieser sozialen Einrichtungen, die täglich viele bedürftige Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Immer mehr Menschen nutzen die Versorgung mit warmen Essen und den Lebensmitteltüten. Festzuhalten ist, dass immer mehr Bedürftige auf soziale Einrichtungen angewiesen sind, um sich preiswert mit Grundnahrungsmitteln einzudecken. Demgegenüber stehen immer weniger verwertbare Lebensmittel und Güter, die den Tafeln zur Verfügung stehen. Die neu eröffnete Tafel des „Netz Werk“ e.V. Mittweida berichtet, dass vor allem im Zuge von Hartz IV und dem damit verbundenen Sparen, besonders beim Essen, eine große Notwenigkeit bestehe die bedürftigen Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Jeder Inhaber eines Tafelausweises bekommt einmal die Woche einen Lebensmittelbeutel mit Milchprodukten, Backwaren, Obst und Gemüse, Tiefkühlkost und Süßigkeiten. Bereits am ersten Tag wurden für fast 400 Personen Lebensmittel ausgegeben. Die Döbelner Tafel versorgt seit der Einführung von Hartz IV deutlich mehr Menschen mit einem warmen Mittagsessen und Lebensmitteln als vorher. Steigende Lebensmittelknappheit macht es immer schwieriger alle Bedürftigen mit Lebensmitteln zu versorgen. Immer weniger Läden würden sich an der Tafel beteiligen. 141 Die neu eröffnete Gröditzer Tafel des Arbeiter- Samariter- Bundes versorgte bereits am ersten Tag über 100 Hartz IV Empfänger mit Lebensmittelbeutel für 1,50 Euro. Die Waren stammen von Spenden ansässiger Einzelhandelsmärkten, einer Bäckerei und einem Fruchthof. Die Mitarbeiter sind 1 Euro Jobber und selbst Hartz IV Empfänger. Bereits am ersten Tag wurden über 112 Tafelausweise ausgestellt und die Nachfrage wird noch größer werden. Eine Tafel in Meißen berichtet ebenso über einen stetigen Anstieg der Bedürftigen, welche die Tafel nutzen. Ein Zweipersonenhaushalt zahlt für den Lebensmittelbeutel 1,50 Euro und ein Haushalt mit mehr als 2 Personen 2 Euro. Die Zwickauer Tafel wird von einem Ansturm von Bedürftigen „überrollt“. Sie berichtet ebenso von rückläufigen Lebensmittelspenden, die es schwierig gestalten die Lebensmittel richtig zu verteilen. Für die Einzelnen bleibe so immer weniger übrig. Wartenummern (kosten jeweils 1 Euro) ermöglichen, das jeder einmal der Erste sein kann, wobei die letzten Tüten nicht mehr voll werden. Hartz IV Empfänger werden bereits um Verständnis gebeten nicht immer Bezieher von der Zwickauer Tafel sein zu können! Ein Bäcker bäckt frisch, speziell für die Zwickauer Tafel. Im Jahr 2004 wurden 162 Tonnen Lebensmittel transportiert, in 7 Ausgabestellen und andere sozialen Einrichtungen gebracht. Wöchentlich wurden etwa 1400 Menschen versorgt. In Anlehnung an die Tafeln entstanden weiterhin Projekte, welche Hilfebedürftige mit Lebensmitteln oder warmen Mahlzeiten versorgen. In Leipzig blickte Anfang November das Ibis Hotel, Restaurant des Herzens, auf zehn Jahre erfolgreiche Arbeit zurück und weiterhin eröffnete genau vor zehn Jahren auch das Gästehaus am Brühl, Initiator der Restaurant – Initiative. Die Stadtwerke Leipzig unterstützen das Projekt bereits seit fünf Jahren und stellen die frühere Kantine zur Verfügung. Auch die nächsten drei Jahre kann die Kantine mietfrei genutzt werden. Das ist auch gut so, denn die soziale Schere klafft immer weiter auseinander. In Leipzig bekommen 70000 Menschen Grundsicherung und weitere 151 Zehntausende kommen mit geringem Einkommen gerade so über die Runden. In den vergangenen zehn Jahren gab die soziale Institution 62200 Mahlzeiten an Bedürftige aus und seit der Eröffnung 2001 kamen rund 28000 Gäste im Cafe des Herzens hinzu. Die zahl der Besucher des Cafes verdoppelte sich im ersten Halbjahr 2005. Außerhalb der Restaurant – Zeit lädt es an allen Samstagen und Sonntagen zu Kaffee und Kuchen ein. Partner sind zum Beispiel die Bäckerei Lukas, der Mios – Großhandel und die Hypo – Vereinsbank und die Küche und der LVB – Busshuttle sind mit ABM – Kräften besetzt. Auch in Lichtenstein entstand Anfang November mit dem Projekt „Kornblume“ ein weiteres Angebot für Hilfsbedürftige. Für einen Unkostenbeitrag erhalten sozial Schwache hier eine warme Mahlzeit und ein offenes Ohr für Probleme. Abgesichert ist das Projekt von fünf Hartz VI – Empfängerinnen, welche einkaufen, kochen, eindecken und bedienen. Ausgelegt ist das Projekt auf drei Jahre, wobei es aber jährlich neu beantragt werden muss. Der Einkauf der Lebensmittel erfolgt über den Unkostenbeitrag. Dazu ist eine gute Kalkulation notwendig und dass heißt, dass der Bedarf genau zu kennen ist. Daher werden zuvor an die Interessenten Bons ausgegeben. In Frankenberg eröffnete der Freundeskreis Christlicher Mission Ende November eine Begegnungsstätte für Menschen mit Problemen. Der Treffpunkt trägt den Namen „Lebenswert“ und ist ein ergänzendes Angebot zu bereits bestehenden Projekten. In einer Teestube bieten acht ehrenamtliche Helfer vorerst Hilfe an, wobei die Arbeit auf christlicher Grundlage erfolgt. Gespräche zu Lebensfragen, Kreativkurse und Beratung durch Sozialarbeiter gehören zum Programm. Es gibt eine Kleiderkammer und ab Januar 2006 verteilen Mitarbeiter der Chemnitzer Tafel einmal wöchentlich Lebensmittel an Bedürftige. Der Treffpunkt wird aus Spenden getragen und die Kaltmiete von der Stadt. 161 Kindertagesstätten Nach ausführlichen Recherchen zu den Auswirkungen von Hartz IV in Kitas, sind wir zu folgenden Erkenntnissen gelangt: In den untersuchten Landkreisen Löbau- Zittau, Döbeln und Stadt Chemnitz sind keine gravierenden Veränderungen bemerkbar. Teilweise wurden jedoch Auswirkungen hinsichtlich der Essengeldzahlungen festgestellt, d.h. unregelmäßige Zahlung bzw. nicht zahlen. Weiterhin werden beim Jugendamt mehr Anträge auf finanzielle Unterstützung gestellt. Die Recherchen wurden erschwert, weil die Eltern gar nicht oder nur sehr ungern über ihre derzeitige finanzielle und soziale Situation sprechen und die Kindergärtnerinnen nicht darüber informiert sind, wer Hartz IV empfängt. Aus diesem Grund können die oben angeführten Veränderungen nicht ausschließlich auf die Einführung von Hartz IV bezogen werden. Situation in den Tierheimen nach Einführung von ALG II Nach Angaben des Tierheims Pirna/Krietschwitz wurden bisher aufgrund von ALG II bisher offiziell vier Tiere ins Tierheim gegeben. Es wurde jedoch darauf hingewiesen, dass auch schon vor der Hartz-IV-Reform Tiere aufgrund von Armut abgegeben wurden. Das Aussetzen von Tieren habe seit der Einführung von ALG II deutlich zugenommen, so dass das Tierheim immer mehr Fundtiere aufnimmt. Ob dies mit der Hartz-IV-Reform zusammenhängt, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Das Tierheim Chemnitz konnte bisher keinen drastischen Anstieg von abgegebenen oder ausgesetzten Tieren verzeichnen. Im Gegenteil: so leer wie in diesem Jahr sei das Tierheim schon seit drei Jahren nicht mehr gewesen. Der Tierheimleiter vermutet, dass die Tiere bei finanziellen Engpässen wahrscheinlich eher an Freunde oder Bekannte abgegeben würden, da bei einer Abgabe im Tierheim eine Gebühr von 25,00 Euro fällig wird. Sofern das Tier nicht geimpft ist, fallen die Impfkosten bei Abgabe im Tierheim noch zusätzlich an. Der Tierheimleiter teilte weiter mit, dass 171 über eine Pinnwand viele Tiere von Maus bis Riesenschnauzer sehr gut vermittelt werden können. Im Tierheim Chemnitz arbeiten jeden Monat bis zu fünf 1-Euro-Jobber, die sehr viel Spaß und Geschick im Umgang mit den Tieren beweisen. Einige von ihnen wollen auch weiterhin noch als ehrenamtliche Helfer im Tierheim arbeiten. Auch im Tierheim Langenberg, welches eng mit dem Tierschutzverein Stollberg zusammenarbeitet, konnte keine Zunahme der Abgabetiere seit der Einführung von ALG II verzeichnet werden. Falls es bei den Tieren der Tierhalter zu ungewollten Schwangerschaften kommt, ist das Tierheim bei der Vermittlung der Jungtiere behilflich. Im Bestand des Tierheimes sind immer noch Hunde, die schon seit vielen Jahren im Tierheim leben und nicht vermittelt werden konnten. Im Tierheim Langenberg arbeiten einige 1-Euro-Jobber und Arbeitsstundenleistende. Negative Erfahrungen wurden mit einem Einbruch gemacht, bei dem ein Pensionshund und ein Zuchthund mit Papieren gestohlen worden sind. Obwohl bisher noch nicht bekannt ist, wer den Einbruch zu verantworten hat, sei man seitdem vorsichtiger mit den „Kurzzeitarbeitskräften“ geworden, da es sich bei den Tätern oder ihren Komplizen um jemanden gehandelt haben muß, der die Tiere bzw. ihren Wert genau kannte. Protokoll 1. Regionale Jugendkonferenz vom 23.11.2005 in Reichenbach – JC Lila Pause Frau Kober Begrüßung und Eröffnung der 1.Jugendkonferenz in Reichenbach Kurze Darstellung aktueller Daten 9.373 Bedarfsgemeinschaften im Vogtlandkreis davon 1/3 mehr als geplant 13.800 Arbeitslose im Vogtlandkreis davon 7.300 Jugendliche im Vogtlandkreis davon 6.700 Arbeitslose in Reichenbach/Land davon 470 Jugendliche aus Reichenbach/ Land 2.765 Jgdl. U 25 Alg II-bezieher im Vogtlandkreis davon 593 Arbeitslose 181 seit Januar 2005 wurden 2000 Arbeitsgelegenheiten für Jugendliche eingerichtet 69 Jugendl. Gefördert durch Zuschuss vom AA (max. 50%) Es wurde eine Vereinbarung mit der Agentur und der ARGE getroffen, mit dem Ziel Integration von Jugendlichen in den 1. Arbeitsmarkt ARGE seit SGB II ARGE wurde eingeführt ARGE AE RC OE (Außenstellen) KL PL Dienststelle Team Leistung Team Marktintegration Vorstellung der ARGE in Reichenbach Jgdl.: § 3 SGB II erfordert eine besondere Beobachtung Intensives Betreuungsangebot Fördern und Fordern Aktive Mitarbeit ist gefordert von seitens der Jgdl. Rasche Integration in Arbeit / Ausbildung / Maßnahmen ARGE Reichenbach hat 4 Jugendvermittler + 1 Fallmanager Arbeitgeberbüro hat engen Kontakt mit den Arbeitgebern Jugendarbeitsvermittler ist persönlicher Ansprechpartner 1. Erstgespräch wird geführt – alle Fakten werden aufgenommen und analysiert 2. Ziele und Wege werden mit dem Jgdl. erarbeitet 3. Eingliederungsvereinbarung § 15 SGB II wird abgeschlossen *bei Nichteinhaltung erfolgen Sanktionen Bei schweren Vermittlungshindernissen ( Schuldner, Sucht etc.) aus unterschiedlichen Faktoren, dann Übergabe an den Fallmanager damit eine intensive Betreuung erfolgen kann um Hindernisse abzubauen Nutzung von sozialen Netzwerken (z.B. Sucht, -und Schuldnerberatungsstellen, Jugendgerichtshilfe, Bewährungshelfer, Jugendberufshilfe etc.) Kurzdarstellung von verschiedenen Maßnahmen: Trainingsmaßnahme – Entgeldvariante, Versicherungspflichtige Tätigkeit Erlangung des HSA für Alg II - Bezieher Alphabetisierung Ab Dez. Maßnahmen bei spez. Drogenproblemen Maßnahmen zur psychol. Betreuung als Hilfestellung Beratungsscheine für Schuldner, - Erziehung, - Suchtberatung 191 SGB II Sanktionierung: 1. Wenn Aufgaben aus nichtigen Gründen nicht erfüllt werden, dann • werden 100 % der Regelleistung für 3 Monate versagt • Miete geht direkt an den Vermieter • Lebensmittelgutscheine Ziel ist Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung für Unabhängigkeit gegenüber Alg II zu schaffen Diskussionsbeiträge Berufsberatung Betreuung auch im Team U 25 In der Zeit 01.10.04 – 30.09.05 Ansprechpartnerin für die Mittelschulen Reichenbach, Neumark, Lengenfeld 730 Ausbildungsplatzsuchende Jgdl. davon 507 Jgdl. Vermittlungshilfen geleistet 249 aktuelle Schulabgänger 228 Altbewerber ( ca. 45 %) Duale Ausbildungsplätze sehr gering Finanzielle Unterstützungen: BAB, Bewerbungskosten, Reisekosten, abH Zur Gewinnung von Ausbildungsbetrieben wurden zusätzlich 2 Berufsberater eingesetzt Bedarf kann in der Region nicht abgedeckt werden Schaffung von Ausbildungsplatzprogrammen in Sachsen GISA BGJ / GISA Länderergänzungsprogramm Somit wurden 3020 zusätzliche Plätze in Sachsen geschaffen Des weiteren gibt es: Überbetriebliche Ausbildungen BaE § 242 SGB III Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen BVJ / BGJ EQJ Verzahnung von SGB II SGB III SGB VIII BSZ Reichenbach Bildung hat nachgelassen, ersichtlich in den FOS Klassen Ernsthaftigkeit lässt nach, wird als Wärmestube genutzt ( Schutz vor Arbeitslosigkeit / Überbrückungsmöglichkeit) BVJ lesen, schreiben, rechnen kaum möglich bei körperl. / geistiger Benachteiligungen nicht zum BVJ schicken, möglichst umgehen 202 Jugendgerichtshilfe 15% Jugendliche und junge Volljährige sind straffällig geworden, im Einzugsgebiet Reichenbach ( 2005) es wurde mehr Ungehorsamarrest in diesem Jahr veranlasst ( Nichterfüllung der richterlichen Auflagen) Vermittlungsprobleme vor und nach dem Arrest Hauptstraftaten: *Diebstahl *Leistungserschleichung *Eigentumsdelikte ( Raub) *Körperverletzung Mehrfachtäter nehmen zu (50%) Mädchen sind im „Kommen“, liegt ungefähr bei 11% ( Körperverletzung und Ladendiebstahl) Täter werden immer jünger Trotz Geburtenrückgang, die Anzahl der straffälligen Kinder ist konstant Ambulante Maßnahmen nach § 10 JGG Tendenz steigend 1/3 der Jugendlichen sind Schüler Verstöße gegen das Betäubungsmittel - Gesetz nimmt zu 1/3 Auszubildende 1/3 Arbeitslose, Tendenz steigend Rest sind Studenten, Arbeitsnehmer, Bund, Mutterschutz Weniger Straftaten, wenn im Arbeitsverhältnis Statistik Jahr Jgdl. 2002 93 2003 142 2004 191 2005 163 Sozialer Hintergrund 1/3 der Jugendlichen sind Schüler der Förderschule und Gymnasium Zunahme der Betäubungsmittel 1/3 Azubis Schuldnerberatung Beratung nur mit Vermittlungsgutschein möglich Beratung erfolgt nur nach Terminvereinbarung Keine zeitnahe Beratung mehr möglich Problembewältigungen werden immer umfangreicher Beratungszeiten werden immer knapper Leistungen der Ämter dauern lange bis sie bearbeitet werden Schuldner, Tendenz steigend Schuldner werden immer jünger Der fehlerhafte Umgang mit Geld, wird in der Familie weitergetragen Sind nicht in der Lage, einen Haushaltsplan zu erstellen 212 Schwerpunkte *Miet – und Energieschulden *EC-Kartenbetrug *Handyrechnungen ( 100 € - 10.000 € nach oben keine Grenzen) *Gerichtskosten / Rechtsanwaltkosten *Bei Sanktionen von der ARGE sind Kosten von Wasser und Strom nicht abgedeckt, neue Schulden werden produziert Letzter Schritt, private Insolvenz, Schuldnerproblematik nimmt zu Suchtberatungsstelle Klientel: Arbeitslose, Straffällige, Schuldner Einstiegsalter 12 – 14 Jahren mit Cannabis Erste Probleme mit 18 – 24 Jahren Tendenzsteigerung pro Jahr von 100% Jugendliche haben kein Problem mit Drogen, aber die Eltern 56 Jugendliche mit Cannabis bei der Suchtberatung in Reichenbach, davon stehen 6 Jgdl. im Arbeitsverhältnis 2 Jgdl. sind Arbeitslos 5 Jgdl. mit einem 1€ Job 1 Student 1 Jgdl. mit einer ABM von den 56 Jugendlichen sind 32 kriminell für Jugendliche werden in Reichenbach Kurse angeboten Prozess zum Clean werden, dauert mindesten ein Jahr Alkoholproblem nimmt ebenfalls zu BIP Lengenfeld Zurzeit sind 61 Teilnehmer in Maßnahmen Seit September gibt es eine Jugendwerkstatt mit zusätzlicher sozialen Betreuung und Begleitung Von allen Beteiligten ( auch die hier nicht genannt wurden, wie z.B. Jugendamt, Jugendberufshilfe, Sozialarbeiter von Jugendeinrichtungen ) wurde eine Zusage zur engen Zusammenarbeit zugestimmt. 222