Merckles Imperium zerfällt, ratiopharm wird verkauft
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Merckles Imperium zerfällt, ratiopharm wird verkauft
Powered by Seiten-Adresse: https://www.gesundheitsindustriebw.de/de/fachbeitrag/pm/merckles-imperium-zerfaelltratiopharm-wird-verkauft/ Merckles Imperium zerfällt, ratiopharm wird verkauft Was sich im alten Jahr abzeichnete, hat sich jetzt bestätigt: Der Ulmer Generikahersteller ratiopharm muss zur Rettung des in finanzielle Schieflage geratenen MerckleFirmenimperiums verkauft werden. Wie aus unterschiedlichen Quellen verlautete, soll das Pharmaunternehmen wegen des derzeit ungünstigen Marktumfelds nicht vor 2010 veräußert werden. Offen scheint derzeit, ob sich die Merckle-Gruppe noch von weiteren Beteiligungen wird trennen müssen. Als Kaufinteressenten für ratiopharm kommen nach Analysten-Meinung Finanzinvestoren, europäische Pharmakonzerne und direkte Generika-Konkurrenten wie Teva oder Watson in Frage. Den Verkauf des Pharma-Unternehmens soll ein noch von Gläubigerbanken und Merckle-Familie zu bestimmender Treuhänder abwickeln. „Ohnmacht“ treibt Merckle in Freitod 1 Adolf Merckle (2006) © Uni Ulm Der Freitod des 74-jährigen Eigners und Firmengründers Adolf Merckle am 5. Januar 2009 hatte dem Ringen um eine Rettung seiner Firmengruppe (u. a. ratiopharm, Phoenix Pharmagroßhandel, Heidelberg Cement) eine dramatische Wendung gegeben. Wie seine Familie mitteilte, haben „die damit verbundenen Unsicherheiten der letzten Wochen sowie die Ohnmacht, nicht mehr handeln zu können, den leidenschaftlichen Familienunternehmer gebrochen.“ Die für eine Sanierung notwendigen Vollmachten soll Adolf Merckle vor seinem Suizid geleistet haben. Eine Region unter Schock © ratiopharm In der Region herrschen Trauer, Bestürzung und Fassungslosigkeit über Merckles Tod, bei ratiopharm-Mitarbeitern wie Vertretern des öffentlichen Lebens. Gleichzeitig wächst bei den 2.300 vor Ort beschäftigten ratiopharm-Mitarbeitern die Unsicherheit. Auch der Einfluss der Familie Merckle wird auf Druck der Gläubigerbanken schrumpfen. So zieht sich der älteste Merckle-Sohn Ludwig aus der Geschäftsführung der VEM Vermögensverwaltung zurück. Den zweitältesten Sohn Philipp Daniel hatte der Firmengründer bereits letztes Jahr aus dem operativen Geschäft bei ratiopharm abgezogen. Mit ratiopharm fing alles an Adolf Merckle hatte 1967 die Leitung der Merckle GmbH übernommen, das damals 80 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von 4 Mio. Mark hatte. Mit der ratiopharm GmbH gründete er 1973 das erste Generikaunternehmen in Europa, das er systematisch aufbaute und auf internationales Wachstum vorbereitete. 1982 erwarb Merckle das ehemalige VideocolorGelände im Ulmer Donautal und baute es zu einer modernen Pharmaproduktionsstätte aus. 2005 erhielt Adolf Merckle vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. 2 Quellen: u. a. Presseverlautbarungen ratiopharm, 07.01.2009 (P, wp, 09.01.2009) Pressemitteilung 11.01.2009 3