Gigantische Zeitzeugen im Paradies
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Gigantische Zeitzeugen im Paradies
Te c-S p o t s Te c-S p o t s Bikini Atoll – G i g a n t i s c h e Z e i tz e u g e n i m Pa r a d i e s Text: Olivier Bourquin, Übersetzt von Sabine Kerkau Bilder: Olivier Bourquin, Michael Cooper, Manu Raze V om ersten Gedanken an einen Tauchgang am Wrack der Saratoga bis zur Realisierung vergingen sechs Jahre. Eine Reise zum Bikini Atoll ist alles andere als einfach. Wir begannen unsere Reise in Amsterdam. Der erste Flug führte uns nach Manila. Nach einer Zwischenübernachtung ging es weiter nach Guam. Ab Guam nutzten wir einen so genannten Island Hopper, der zwischen Guam und Honolulu eingesetzt wird. Eine zeitaufwendige Aktion, denn die Boeing 727 landet auf jedem Atoll zwischen. Wir konnten den Flieger nicht an unserem geplanten Zielflughafen Kwajalein verlassen, da die Maschine keine Landeerlaubnis erhielt. (Kwajalein ist eine amerikanische Militärbasis, auf der Raketentests stattfinden. Aus diesem Grund kommt es vor, dass Zivilmaschinen umgeleitet werden müssen.) Stattdessen flogen wir weiter bis Majuro, übernachteten einmal und nahmen am nächsten Tag wieder den Hopper in die andere Richtung, in der Hoffnung, nun auf Kwajalein landen zu dürfen. Dieses Mal erhielt unsere Maschine die Erlaubnis für die Landung. Auf Kwajalein angekommen standen wir erst einmal ohne unsere Ausrüstung da, ein ziemlich beunruhigendes Gefühl. Was wir nicht wussten: Unsere Ausrüstung war mit einem Frachtflugzeug transportiert worden und hatte den Zielflughafen schon vor uns erreicht. Die Reisezeit bis Kwajalein betrug vier Tage. In dieser Zeit habe ich insgesamt siebenmal mein Handgepäck durchleuchten lassen müssen und mindestens ebenso oft versucht, zu erklären, dass es sich bei dem Kopf meines Rebreathers nicht um eine Bombe handelt. Unser Tauchboot erwartete uns auf Ebeye, einer Nachbarinsel von Kwajalein, einem militärischen Sperrgebiet, in dem keine zivilen Boote anlegen dürfen. Wir ließen alle militärischen Formalitäten über uns und unser Gepäck ergehen und wurden dann mit Militärfahrzeugen auf eine Militärfähre transportiert. Diese brachte uns nach Ebeye, wo wir nun letztendlich nach ca. 100 Stunden Reisezeit unser Schiff, die „MV Winward“, erreichten. Dies ist das einzige Schiff, mit dem man die Wracks im Bikini Atoll anfahren kann. Das internationale Tauchteam, bestehend aus vier Australiern, 68 Wetnotes · Nr. 11 / 1. Quartal 2013 fünf Amerikanern, einem Malteser, einem Belgier und einem Schweizer war nun komplett, und das große Abenteuer konnte beginnen. Checkdive auf „Prinz Eugen“ Unser erster Tauchgang führte uns zum Deutschen Kriegsschiff „Prinz Eugen“. Dieses war nach zwei Explosionen nur leicht beschädigt, konnte aber auf Grund der hohen Strahlenbelastung nicht vor Ort repariert werden. Man versuchte deshalb, das Schiff nach Kwajalein zu bringen. Es gelang nicht den Wassereinbruch zu stoppen. Die „Prinz Eugen“ sank vor Kwajalein. Nach all den Strapazen der Anreise und der bedrückenden Geschichte dieses Ortes war die Anspannung vor dem ersten Tauchgang bei jedem von uns deutlich spürbar. Mein Tauchpartner und ich waren die einzigen Rebreather-Taucher auf dem Schiff. Alle anderen tauchten mit Doppelgeräten. Die maximale Tauchtiefe am Wrack liegt bei 35 m. Wir wählen als Diluent und Bailout Luft. Brian, der kanadische Gasblender an Bord, der auch für die Dekokammer verantwortlich ist, wurde an diesem Tag noch nicht wirklich gefordert. Die Sichtweite an der „Prinz Eugen“ war wider Erwarten schlecht. Dies und die Lage des Wracks (kieloben) machten die Navigation nicht einfach. Trotzdem konnten wir klar erkennen, dass das 208 m lange Kriegsschiff für eine schnelle Fahrt gebaut war. Der Geschützturm, besetzt mit 2x8‘‘ Doppelgeschützen, beeindruckte uns sehr. Klar erkennen konnten wir auch zwei der eigentlich drei, je 12 t schweren Schrauben. Die Dritte befindet sich vor dem nautischen Museum in Kiel. Obwohl es im Wrack fest verlegte Leinen gibt, entschieden wir uns bei diesem ersten Checktauchgang gegen ein Eindringen ins Wrack. Wir hatten einen Batteriealarm, eine Zelle zeigt utopische Werte, mein Tauchpartner Manu hatte kein Diluent mehr, aber trotzdem konnten wir uns fast nicht vom Wrack trennen und kehrten erst nach 146 min an die Oberfläche zurück. Schon während unseres Tauchganges hatte die Crew der „MV Winward“ begonnen, das Bikini Atoll Das Bikini Atoll gehört zu den Marschall Inseln. 1946 fanden dort die ersten Atomtests nach dem abrupten Ende des 2. Weltkriegs statt. Diese Tests wurden genehmigt von Präsident Harry Trumann. Die Versuche hatten das Ziel, die vernichtende Wirkung von Atombomben auf Kriegsschiffe und U-Boote zu erforschen. Für diese so genannte Operation Crossroad schickte das amerikanische Militär 242 Schiffe mit 42.000 Männern und 146 Flugzeuge ins abgelegene Bikini Atoll. Der Schiffsverband setzte sich aus Schiffen der alliierten Flottenverbände, aber auch der unterlegenen Kriegsparteien zusammen. 95 Schiffe wurden in unterschiedlichen Entfernungen um ein geplantes Epizentrum herum platziert. Die restlichen Schiffe dienten dem Support. Tausende von Tieren, darunter Schweine, Ziegen, Ratten u. a. wurden auf die Versuchsschiffe gebracht, um den tödlichen Effekt der Atombomben zu testen. Kameras und Messgeräte wurden installiert. Die erste Atombombe, Able, verfehlte ihr geplantes Ziel. Von den 95 Schiffen wurden nur 5 versenkt. Die zweite Atombombe, Baker, wurde unter Wasser gezündet, und dies hatte einen verheerenden Effekt auf die Versuchsschiffe. 10 Schiffe, unter anderem die „Saratoga“ sanken unterschiedlich schnell. Die Armee studierte die verursachten Schäden am Material und an den Versuchstieren. Es wurde versucht, die Schiffe zu dekontaminieren und zu reparieren. Einige Schiffe wurden versenkt, andere umplatziert. Einige wurden mit einer Besatzung versehen und nach Amerika geschickt. Zu diesem Zeitpunkt war es nicht möglich, die durch Plutonium erzeugte Strahlung zu messen. Heute weiß man, dass 85 % der radioaktiven Strahlung dieser Atombomben durch Plutonium erzeugt wurden. Wetnotes · Nr. 11 / 1. Quartal 2013 69 Te c-S p o t s Schiff hochseetauglich zu machen. Alles wurde sorgfältig festgebunden und gesichert, denn nun erwartete uns eine 25 Stunden lange Überfahrt ins Bikini Atoll. Es schaukelte gewaltig, und ein Großteil der Gruppe bliebt die nächsten Stunden unter Deck verschwunden. Manu und ich nutzten die Zeit der Überfahrt, um die Pläne der „Saratoga“ zu studieren. Wir versuchten, uns den Plan so gut wie möglich einzuprägen, damit wir möglichst viel von diesem sagenhaften Wrack würden erforschen können. Auch unsere Gas- und Dekoplanung wollten wir noch verfeinern. Wir entschieden uns, für die kommenden Tauchgänge als Diluent das vorgemixte, auf der „Winward “ vorrätige 17/50 zu nutzen. 70 Wetnotes · Nr. 11 / 1. Quartal 2013 Te c-S p o t s Endlich da! Sister Sara (Toga) Das Bikini Atoll erschien wie ein wahr gewordener Inseltraum. Weiße Sandstrände, menschenleer und überall Kokospalmen. Am großen Korallenriff, welches das Atoll umschließt, bildeten sich riesige Wellen, ein ideales Surferparadies. Beim Betrachten dieser vollkommenen Inselschönheit konnte sich keiner von uns vorstellen, dass es hier zwischen 1946 und 1958 23 Atombombenzündungen, über und unter Wasser mit all ihren verheerenden Folgen gegeben haben soll. Die Tests hatten auch einen Einfluss auf die bewohnten Gebiete des Atolls. Ob die Menschen bewusst oder unbewusst der hohen Strahlung ausgesetzt wurden, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Während des 2. Weltkrieges haben die Japaner mindestens sieben Mal behauptet sie hätten die „Saratoga“ versenkt. Letztendlich fand sie jedoch ihr Ende nicht durch den Feind, sondern durch das eigene Militär. Brian, der auch als Guide auf der „Winward“ arbeitet, legte eine stabile Leine von der Winch der „Saratoga“ zur Oberfläche. Mithilfe dieser Leine lag die „Winward“ nun fest vertäut über der „Saratoga“, und wir konnten uns für unseren ersten Tauchgang fertigmachen. Für mich war es der erste Tauchgang an einem Flugzeugträger. Die „Saratoga“ hat eine Länge von 268 m. Das Flugdeck befin- det sich in einer Tiefe von 28 m und das Wrack steht aufrecht auf Grund in einer Tiefe von 55 m. Die Sicht an der „Saratoga“ betrug ca. 25-35 m und die Wassertemperatur angenehme 30 °C. Das Wrack war ca. 30 m breit. Normalerweise sind Sichtweiten von um die 30 m gut. An einem so großen Wrack wie der „Saratoga“ wünscht man sich aber, sie wären mindestens zwei- bis dreimal so gut, würde das doch die Orientierung sehr viel einfacher machen. Wir begannen unseren Tauchgang in Höhe des Flugdecks am Bug des Wracks. Die ersten ein bis zwei Minuten tauchten wir entlang der Start- und Landebahn, bis wir zum beeindruckenden Geschützturm mit mehreren großen Doppelgeschützen kamen. A ls nächstes er reichten w ir einen Fahrstuhlschacht, in dem die Flugzeuge auf das Flugdeck transportiert wurden. Peter Fear, der Veranstalter, kannte das Wrack inzwischen sehr gut. Er zeigte uns die verschiedenen Möglichkeiten, um in das Wrack hineinzukommen und es ausgiebig zu betauchen. Vom Fahrstuhl aus ließ sich fast jedes Stockwerk der Saratoga erreichen. Sehr hilfreich waren dabei auch die fest angebrachten Leinen, die von hier ausgehend gelegt sind. Die Penetration hatten Manu und ich allerdings für die folgenden Tauchgänge gep- lant. Der erste Tauchgang diente uns erst einmal dazu, einen Gesamteindruck von außen zu bekommen. Wir tauchten daher weiter, bis wir die Navigationsbrücke erreichen. Diese glich einem kleinen Museum. Taucher haben hier viele Artefakte aus dem Inneren der „Saratoga“ zusammengetragen, darunter Brillen und Teller. In den dunklen Raum fielen nur durch die wenigen sehr kleinen Sehschlitze einige Lichtstrahlen. Auch wir konnten noch die beklemmenden Gefühle erahnen, die die Menschen bei einem Angriff in diesem Raum empfunden haben müssen. Bei unserem ersten Tauchgang erkundeten wir fast den gesamten vorderen Teil der „Saratoga“ . Nachdem die OC-Taucher Wetnotes · Nr. 11 / 1. Quartal 2013 71 W T erca-cSkp o t s T e c -W S pr ao ct ks ihren Rückweg zur Oberfläche begonnen hatten, konnten wir das beeindruckende Wrack noch fast 45 Minuten für uns allein betauchen. Ein Tauchgang an einem historisch so bedeutenden Wrack wie der „Saratoga“ lässt einen gefühlsmäßig nicht kalt. Man ist sich sehr bewusst, mit welchem dunklen Kapitel der menschlichen Geschichte man sich hier beschäftigt, andererseits kann man sich der Faszination, ein so beeindruckendes Wrack betauchen zu dürfen, nicht entziehen. Glücksgefühl und Beklommenheit sind ein ständiger Begleiter. Nach 141 min beschlossen wir, diesen ersten Tauchgang zu beenden. Der Schleier lüftet sich Wir wollten mit Brian und Eddy über eine mögliche Penetration des Maschinenraums sprechen. Die beiden Männer sahen sich an und sagen lachend „ Guy‘s, no one ever entered the engine room of the Saratoga!“ Wir machten insgesamt sechs Tauchgänge am Wrack der „Saratoga“. Dabei konnten wir einige Geheimnisse des Wracks lüften. Es gibt jedoch noch unendlich viel zu entdecken. Bei der Erforschung der verschiedenen Decks entdeckten wir unter anderem die Krankenstation, sahen die Zahnarztstühle, die Helme der Taucher, das Gefechtskoordinations-Center und den Frisörstuhl für die Offiziere. Eine Wrack-, oder Höhlenausbildung ist 72 Wetnotes · Nr. 11 / 1. Quartal 2013 für die Penetration des Wracks eigentlich mehr als empfehlenswert. Es gibt einige Engstellen, die überwunden werden müssen, und am Boden befindet sich eine dicke Schicht aus Rostpartikeln, die bei einem falschen Flossenschlag sehr schnell zu einer Null-Sicht Situation führen kann. Ich hatte bei der Penetration einige Male das Gefühl, dass die OC-Taucher hier im Vorteil sind. Eine Penetration mit CCR macht das Ablegen und Zurücklassen von Stageflaschen unmöglich, auch der Trim ist, besonders hier, wo ohne Trocki getaucht wird, nicht immer perfekt. Wir haben auf dem Rückweg einige Male die Hilfe der permanent gelegten Leinen in Anspruch nehmen müssen. Manu und ich folgten den verlegten Leinen, wechselten über Treppen die Decks, schwebten durch Korridore, passierten Luken, um am Ende durch Öffnungen, die zu den Seitengeschützen führen, das Wrack wieder zu verlassen. Nach einer langen und schwierigen Penetration dieses riesigen Metallmonsters wieder ins Tageslicht zu schwimmen, ist ein befreiendes Gefühl. Neben dem Wrack, ca. 25 m tiefer als das Flugdeck, findet man zwei gut erhaltene Torpedobomber (Curtiss Helldiver und Grumman TBF Avenger). Selbst Abwurfvorrichtungen und Bomben sind noch vorhanden. Vom Flugdeck aus auf die Silhouette der beiden Flugzeuge zuzuschweben, war für mich ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Die letzte Reise der „Nagato“ Die „Nagato“ war das Schiff, von dem aus der Angriff auf Pearl Habor koordiniert wurde. Sie war der Stolz der japanischen Kriegsmarine im 2. Weltkrieg. Nachdem Japan den Krieg verloren hatte, musste die „Nagato“ an die USA übergeben werden. Sie wurde nach Bikini geschleppt. Fünf Tage nach der Zündung der zweiten Atombombe ist sie gesunken. Sie ruht auf der rechten Seite und ist zum Teil zerstört. Bei diesem Tauchgang konnte die „Winward“ nicht am Wrack festgemacht werden. Wir mussten vom fahrenden Schiff an eine Boje springen. Schon kurz nach dem Abtauchen nahm das Wasser um uns herum diese beeindruckende intensive blaue Farbe an, die man von den Bikini-Fotos kennt. Die Brücke der „Nagato“ liegt auf 52 m und ist unbedingt einen Besuch wert. Die respekteinflößenden gigantischen 16,1‘‘ Doppelgeschütze (406 mm) der „Nagato“ sind die größten Kanonen, die sich auf einem Wrack aus dem 2. Weltkrieg, das in betauchbaren Tiefen liegt, finden lassen. Immer, wenn die 100 t schweren Kanonen abgefeuert wurden, musste sich jedes Besatzungsmitglied unter Deck befinden... Wir drangen seitwärts in das Wrack ein und durchtauchten es von einer Seite zur anderen. Auf der anderen Seite angekommen, ist es unmöglich, das Wrack zu verlassen. Man Wetnotes · Nr. 11 / 1. Quartal 2013 73 W T erca-cSkp o t s T e c -W S pr ao ct ks © OpenStreetMap-Mitwirkende sieht das Tageslicht, aber man kommt nicht hinaus, da das Schiff fast kieloben liegt. Nur im Bereich der Geschütze kann man das Wrack wieder verlassen. Taucht man auf dem Weg zu den Geschützen seitlich am Wrack entlang, erlebt man faszinierende Effekte von Licht und Schatten. Wir entdeckten die vier großen Schrauben, die frei im Wasser stehen. Das Wrack ist insgesamt 220 m lang, und zwei Tauchgänge reichen bei weitem nicht, um es auch nur ansatzweise kennen zu lernen. „USS Apogon, the best submarine dive“ Peter garantierte uns, dass der Tauchgang an der „USS Apogon“ mit Sicherheit einer der besten Tauchgänge an einem U-Boot sein würde, die wir je gemacht hätten, oder noch machen würden. Und er hatte Recht! Die „USS Apogon“ steht für mich mit ihren 100 m Länge ganz oben auf der Rangliste meiner besten U-Boot-Tauchgänge. Das Wrack ist kaum beschädigt und ruht in 50 m Tiefe aufrecht auf dem Meeresgrund. Die z wei Sc h r aub en und auc h d ie Stabilisatoren sind noch vorhanden. Die „USS 74 Wetnotes · Nr. 11 / 1. Quartal 2013 Apogon“ erweckt den Eindruck, als könne sie jeden Moment wieder Fahrt aufnehmen. Ein Torpedorohr ist geöffnet, und gibt den Blick auf ein abschussbereites Torpedo frei. Auf unserem weiteren Weg Richtung Bug stoppten wir an der Brücke. Hier entdeckten wir die Überwachungsferngläser, in denen selbst die Linsen noch vorhanden sind. Dank unseres Gemisches mit 50 % Helium konnten wir jedes Detail am Wrack klar erkennen und den Tauchgang in vollen Zügen genießen. Großartige Sicht- und Lichtverhältnisse verstärkten dieses Gefühl noch. So konnten wir einige schöne Fotos von diesem hochdekorierten Kriegsveteran mit nach Hause nehmen. „USS Arkansas“ (Schlachtschiff ) Die „USS Arkansas“ diente sowohl im 1. wie auch im 2. Weltkrieg. Sie hat eine große historische Bedeutung. Beim Abwurf der 2. Atombombe befand sie sich fast unmittelbar im Epizentrum der Explosion. Eine Legende sagt, dass die durch die Explosion entstandene gewaltige Wassersäule aus ca. zwei Millionen Litern Wasser die „Arkansas“ mit emporhob und sie dann kieloben wieder auf die Wasseroberfläche schleuderte. Die Wucht der Baker-Bombe hat das Schiff beinahe zerquetscht. Dass massive Kräfte auf das Schiff eingewirkt haben müssen, lässt sich unter anderem auch an den Wellen erkennen, die in der ca. 35 cm dicken Panzerung entstanden sind. Diese massive Zerstörung macht das Erkennen der Details und der einzelnen Sektionen dieses Wracks schwieriger. Deutlich heben sich die intakten 12‘‘ Doppelgeschütze vom Rest des Wracks ab. Zwei der ehemals vier Schrauben sind am Sandgrund zu finden. Auf unserem Rückweg zum Aufstiegsseil schwammen wir 170 m am Kiel entlang und verkürzten auf diese Weise auch gleich unsere Dekozeit. Diesen Tauchgang beendetenn wir mit einem „Trippel- 50“: 50 m tief, 50 min Grundzeit und 50 min Deko, worauf wir am Ende des Tauchtages mit ein paar chinesischen Bieren anstießen. Wetnotes · Nr. 11 / 1. Quartal 2013 75 Wrack Wrack Tauchen auf Bikini „USS L amson “ – Der schönste Tauchgang Die Tauchgänge im Bikini Atoll übertreffen alles, was ich bisher weltweit an Wrackexplorationen erlebt habe. Die historische Bedeutung dieses Orts, die Größe und der gute Zustand der betauchten Wracks machen diese Reise so einzigartig, dass man die Umstände und Strapazen der langen Anreise vergisst. Der Tauchgang am Wrack des Zerstörers „USS Lamson“ ist für mich dabei der schönste gewesen. Meiner Meinung nach bietet dieses Wrack alles, was sich ein technischer Taucher nur wünschen kann. Gleich nach dem Abtauchen am Seil entdeckten wir eine Vier-KammerTor p e doabschuss vor r icht ung. Die „USS Lamson“ verfügte über drei dieser Abschussvorrichtungen und zusätzlich über mehrere Katapulte und verschiedene weitere Vorrichtungen für Wasserbomben. 76 Wetnotes · Nr. 11 / 1. Quartal 2013 Insgesamt eine Bewaffnungskonzentration, die auf jede U-Bootbesatzung respekteinflößend gewirkt haben muss. Die Abschussvorrichtungen sind voll mit Bomben und Torpedos. Durch den guten Zustand und den minimalen Bewuchs lässt sich jedes Detail deutlich erkennen. Die Tiefe von 46 m erlaubte uns eine Exploration von einer Stunde. Es würde sich lohnen, an diesem Wrack deutlich mehr Zeit zu verbringen, da es noch unendlich viel zu entdecken gibt. Wie immer sind wir die letzten, die das Wrack verlassen, alle anderen sind schon längst an die Oberfläche zurückgekehrt. Nur Edward, der Guide, leistete uns, wie jedes Mal, auf unserer einstündigen Deko Gesellschaft. Epilog Bik ini ist nur et was f ür echte Wrackfanatiker. Allein schon der Preis und die Dauer der Expedition werden sicher viele abschrecken, dieses Abenteuer zu wagen. Die Gesamtreisezeit betrug ca 19 Tage, 14 Tage davon auf der „MV Winward“. Man kann maximal 20 Tauchgänge machen. Dafür muss man ein Budget von mind 7500 € einplanen. Im Jahr 2012 war es gerade einmal 30 privilegierten Tauchern vergönnt, über dem Deck der Saratoga zu schweben. Für 2014 plane ich eine weitere Expedition ins Bikini Atoll. Sollte sich jemand für diese Reise interessieren, kann er mich gern unter [email protected] kontaktieren. Danke auch an meinen belgischen Tauchpartner Manu Raze für die fantastischen gemeinsamen Tauchgänge und die großartige Videoarbeit. Sein Video ist zu finden unter: http://vimeo.com/14537479 Olivier Bourquin mi t seinem JJ-CCR Alle Tauchgänge, außer dem Tauchgang an der Saratoga, beginnen mit einem Sprung vom fahrenden Boot an die Boje. Das Beiboot wird an der Boje befestigt und ein Besatzungsmitglied positioniert die Dekostation. Zusätzlich wird eine Leine mit zwei Flaschen Nitrox 50 herunter gelassen. Wer seine Dekogase nicht mit auf den Tauchgang nehmen möchte kann diese an der Dekostation deponieren lassen. Meiner Meinung nach ein nicht ungefährlicher Luxus. Für uns CCR Taucher war es keine Frage, dass wir unser Bailout immer mit dabei hatten. Die technische Ausrüstung der Winward ist beeindruckend: Neben 2 Kompressoren, einem Booster, 3 Sauerstoffgeneratoren (wie im Krankenhaus) gibt es jede Menge Sauerstoff und Pressluft Speicherflaschen. Wenn es gewünscht wird werden auch Helium und Trimix Speicherflaschen (für CCR Taucher) mitgenommen. Ausserdem befindet sich auf dem Schiff eine Ein-Platz Dekokammer. Für OC Taucher stehen 12 Liter Doppelgeräte aus Stahl bereit. Diese werden bis auf 250 bar mit Pressluft gefüllt. Um die fantastischen Wracks ausgiebig genießen zu können ist ein Rebreather notwendig. Wir konnten auf diese Weise unsere Grundzeit gegenüber den OC Tauchern verdoppeln. Es werden 2 Tauchgänge pro Tag durchgeführt. Es gibt fast keine Tauchzeitbegrenzungen. Es wird aber erwartet, dass man seine geplante Runtime der Crew mitteilt. Wenn man es wollte könnte man als CCR Taucher täglich 5 bis 6 Stunden im Wasser sein. Bei jedem Tauchgang sind zwei Guides mit im Wasser. Jedes Buddyteam kann entscheiden, ob es mit einem Guide gehen möchte, oder den Tauchgang alleine durchführt. Bikini ist kein Reiseziel für Tauchanfänger oder Ausbildungen. Die MV Winward ist kein klassisches Tauchkreuzfahrtschiff. Die Gäste sind alle zusammen in einem 12 Bett Schlafsaal untergebracht. Für Crew und Gäste stehen insgesamt 2 Duschen und 2 WC´s zur Verfügung. Der Skipper Chris und seine Besatzung versuchen alles was in ihrer Macht steht zu tun um die Wünsche ihrer Gäste zu erfüllen. Wetnotes · Nr. 11 / 1. Quartal 2013 77