Bezahlte Hausbesetzer

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Bezahlte Hausbesetzer
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Nummer 214 • Freitag, 14. September 2012
Panorama
Spekulationen um
den Bauch von
Herzogin Kate
Wasser statt Wein und dazu eine
leichte Wölbung unter dem Kleid
Foto: dapd
Zähne putzen und rasieren in der ehemaligen
Schultoilette
SINGAPUR/KUALA LUMPUR (dpa). Die
Auftritte von Kate während ihrer Fernost­
reise mit Prinz William heizen die Speku­
lationen um eine Schwangerschaft der
Herzogin an. Auf Fotos aus Singapur ist
eine Wölbung unter ihrem Kleid sichtbar.
Zudem kursieren Bilder, welche Kate auf
einem Empfang zeigen – und in ihrem Glas
scheint nur Wasser zu schwappen. Der bri­
tische Sender ITV zeigte ein Video, auf
dem der farbliche Unterschied zwischen
dem Inhalt ihres Glases und den Gläsern
der anderen Gäste hervorsticht. Der Kö­
nigshaus­Korrespondent der Website
„The Daily Beast“ hält es für „höchst un­
gewöhnlich“, dass ein Mitglied des Kö­
nigshauses mit etwas anderem anstößt als
„mit einem vollen Glas Wein“. Das Paar
hatte im April 2011 geheiratet. Schon da­
mals hatten sie erklärt, dass sie sich eine
Familie wünschen. Angeblich hat Prinz
William in Singapur angedeutet, zwei
Kinder mit seiner Frau haben zu wollen.
Unbeeindruckt von den Spekulationen
hielt Kate am Donnerstag in einer Sterbe­
klinik in Kuala Lumpur ihre erste Rede
außerhalb Großbritanniens. „Lebensver­
ändernd“ sei es, „Kindern und ihren Fami­
lien in Zeiten der Not einen Ort voll Unter­
stützung, Pflege und Verbesserung zu bie­
ten“, sagte die Herzogin.
Leute
Bardots Zweifel
Schauspielerin Brigitte Bardot (77) haben
im Laufe ihrer Karriere Selbstzweifel
geplagt. „Ich versuchte, mich so hübsch
wie möglich zu machen, und dennoch:
Ich fühlte mich hässlich“, sagte sie dem
Männermagazin „Vogue Hommes Inter­
national“. Sie habe Angst gehabt, die
Erwartungen nicht erfüllen zu können,
und sich kaum aus dem Haus getraut.
„Heute ist es mir piepegal. Ich will nicht
mehr verführen. Nichts und niemanden“,
ergänzte die Französin, die mit ihrem
Schmollmund früher Tausende Männer­
fantasien beflügelte. (dpa)
Paltrows Stil
Hollywoodstar Gwyneth Paltrow (39) ist
vom US­Magazin „People“ zur bestange­
zogenen Frau der
Welt gekürt worden.
Das Blatt lobte den
eleganten Stil der
Oscarpreisträgerin
und Frau von Cold­
play­Sänger Chris
Martin (35). Zu den
Top Ten der Frauen
mit unfehlbarem
Paltrow Foto: dapd Geschmack zählen
unter anderem auch
Kate Middleton (30), Schauspielerin Emma Stone (23), die R&B­Sängerin Rihanna (24) sowie die Hollywoodstars Jessica
Alba (31), Jennifer Lawrence (22) und
Reese Witherspoon (36). (dpa)
Armstrongs Rat
Politiker sollten nach Ansicht von Punk­
Rocker Billie Joe Armstrong (40) mehr
Sex haben. Die Erde würde dann „in
einem viel besseren Zustand“ sein, sagte
der Sänger der Band Green Day dem
„Playboy“. Das stehe für ihn außer Fra­
ge. „Mehr Sex würde definitiv dafür
sorgen, dass all die verklemmten Holz­
köpfe in diesem Land ein bisschen locke­
rer und entspannter würden.“ (dapd)
Kurz berichtet
Chemieunfall am Rhein
Eine halbe Tonne einer giftigen Chemi­
kalie ist aus der BASF­Kläranlage in
Ludwigshafen in den Rhein geflossen.
Der Stoff sei seit Mittwoch aus noch
unbekanntem Grund bei Spülarbeiten in
den Abwasserablauf geleitet worden,
teilte BASF am Donnerstag mit. Ange­
sichts der ausgetretenen Menge und der
Verdünnung bestehe keine Gefahr. (dpa)
Schlag gegen Drogenmafia
Erfolg im Kampf gegen die mexikanische
Drogenmafia: Soldaten haben den mut­
maßlichen Anführer des Golf­Kartells,
Jorge Eduardo Costilla Sánchez, festge­
nommen. Für seine Festnahme hatten
Mexiko und die USA eine Belohnung von
fast 5,7 Millionen Euro geboten. Costilla
stand auf der Liste der 37 meistgesuch­
ten Drogenbosse Mexikos. (dpa)
Mit Hilfe einer Stellwand wird aus einem Klassenzimmer ein Raum mit Séparée
Auch ein Klassenraum lässt sich gemütlich einrichten, dank der Tafel sogar täglich neu gestalten
Fotos: Camelot
Ein Schild am Eingangstor signalisiert, dass das
Gebäude bewohnt ist
Bezahlte Hausbesetzer
Wer Wohnungswächter werden will, muss verantwortungsbewusst sein und ein geregeltes Einkommen vorweisen können
Ein niederländisches Unternehmen
bietet Schutz für leerstehende Gebäude.
Die Firma stellt Wohnungswächter, die
in den Häusern einquartiert werden und
dort zum kleinen Preis leben können.
Von Petra Holler
aus Berlin
BERLIN. Der Hauptpreis bei diesem Casting
ist kein Plattenvertrag. Es gibt auch keine
hunderttausend Euro. Der Hauptpreis ist
ein Vertrag als „Wohnungswächter“ im leer­
stehenden Collège Voltaire in Berlin­Reini­
ckendorf. Michael, ab Oktober Student an
der Technischen Universität Berlin, hat es
geschafft: Er zieht mit zwei Umzugskartons
in ein Klassenzimmer der ehemaligen fran­
zösischen Privatschule und freut sich „auf
das WG­Feeling“. Vorerst wird es wohl eine
Männerwirtschaft bleiben, die Bewerber
sind ausschließlich Männer zwischen zwan­
zig und dreißig. Da gibt es den berufstätigen
Ulf, dessen Bahnverbindung von Branden­
burg nach Berlin für Monate nicht bedient
wird, Sander, der gerade sein Studium abge­
schlossen hat, oder Tim, einen freien Rund­
funkjournalisten, der aus Imagegründen
„was ganz Besonderes“ als Bleibe sucht.
Die Idee, leerstehende Gebäude durch Be­
wohner vor Verwahrlosung und Vandalis­
mus zu schützen, stammt aus den Niederlan­
den. Anfang der 90er Jahre wurde dort die
Firma Camelot gegründet. Seit zwei Jahren
bietet Camelot seine Dienste nun auch in
Deutschland an. Für den Eigentümer der
Immobilie ist das „Bewachen durch Be­
wohnung“ ein gutes Geschäft: Er spart sich
den teuren Wachdienst und zahlt stattdessen
an Camelot eine deutlich niedrigere Ver­
waltungsgebühr. Die Nebenkosten trägt der
Eigentümer. Ein gutes Geschäft, durch das
Diebstahl, Vandalismus, Hausbesetzung
und illegales Müllabladen verhindert
werden.
„Die Aspiranten müssen hinter der
Idee von Camelot stehen“
Kirsten Betzing
Camelot-Chefin in Berlin
Kirsten Betzing, Repräsentantin von Ca­
melot in Berlin, ist im gleichen Alter wie die
Bewerber. Bei der Auswahl der Wohnungs­
wächter achtet sie vor allem darauf, dass die
jungen Männer einen verantwortungsbe­
wussten Eindruck machen. Ein geregeltes
Einkommen sollte auch vorhanden sein.
Und: Die Aspiranten müssen „hinter der
Idee stehen“.
Alle duzen sich. Betzing hat Kunstge­
schichte studiert und eine Diplomarbeit
über Denkmalpflege geschrieben. „Passt
ja“, sagt sie. Ihr provisorisches Büro hat die
Vermieterin im ehemaligen Zimmer der
Rektorin. An der Tür hängt noch das Schild
„La Principale“. Wer in Reinickendorf Woh­
nungswächter wird, zahlt neben einer Auf­
nahmegebühr von 70 Euro eine Kaution von
350 Euro und 55 Euro für ein „Brandschutz­
set“, bestehend aus Feuerlöscher, Rauchmel­
der und Löschdecke. Die Miete für den
Wohnraum wird, damit keine Mieterrechte
entstehen, „Überlassungsgebühr“ genannt.
Sie beträgt 175 Euro. Weil die Bewohner kei­
ne echten Mieter sind, gilt nur eine Kündi­
gungsfrist von vier Wochen. Camelot kann so
dem Eigentümer garantieren, dass sein Ob­
jekt schnell wieder frei wird, falls sich ein
Käufer oder Investor findet.
Viel Platz für wenig Geld. Allerdings muss
der Wohnungswächter mit einigen Ein­
schränkungen zurechtkommen: keine Haus­
tiere, keine Kinder. Gäste, die länger als eine
Nacht bleiben, müssen angemeldet werden.
Verreist der Wohnungswächter länger als
drei Tage am Stück, muss er sich abmelden.
Im gesamten Gebäude gilt zudem ein Rauch­
und ein Kerzenverbot. Gekocht werden darf
nur im Küchenraum im Erdgeschoss. Dort
stehen bisher jedoch nur eine Spüle und Ti­
sche. „Kein Problem“, findet Michael. „Da
spricht man sich einfach ab, wer welchen
Gegenstand besorgt, zwei Kochplatten oder
so, dann klappt das schon.“ Für noch mehr
WG­Stimmung wird die einzige Dusche im
Haus sorgen, installiert in einer ehemaligen
Toilettenkabine. Bei der Einrichtung der
Wohnräume dürfen die Wohnwächter keine
bleibenden Veränderungen vornehmen,
„auch keine, die wertsteigernd wären“. Also
bleiben die Schultafeln in den Klassenzim­
mern hängen.
Betzings Begeisterung für diese Art von
Denkmalpflege wirkt ansteckend. Sie selbst
war mal Wohnungswächterin in Amster­
dam. Wenn sie nicht so jung wäre, würde
Heidi geht in die Offensive
Klum bestätigt Beziehung mit ihrem Leibwächter, betont aber, dass sie Ex-Mann Seal stets treu war
NEW YORK/LOS ANGELES (dpa/dapd). Whit­
ney Houston und Kevin Costner haben es vor
20 Jahren in „Bodyguard“ vorgelebt. Zu den
Klängen von „I Will Always Love You“ ver­
liebt sich ein Leibwächter in einen schönen
Superstar, den er eigentlich nur beschützen
soll. Eine Story, wie sie sich nur Hollywoods
Traumfabrik ausdenken kann? Weit gefehlt.
Topmodel Heidi Klum hat sich nun offiziell
zu ihren Gefühlen für ihren Leibwächter be­
kannt. Es sei aber noch zu früh, von einer Be­
ziehung zu sprechen, sagte Klum am Mitt­
woch in der US­Talkshow von Katie Couric.
„Es hat gerade erst angefangen“, betonte
das Model. „Ich weiß nicht, wo es hinführen
wird.“
Vehement widersprach Klum den Unter­
stellungen ihres Noch­Ehemanns Seal, ihn
mit dem Leibwächter betrogen zu haben. Sie
sei dem Sänger immer treu gewesen und ha­
be während ihrer Beziehung nie einen ande­
ren Mann auch nur eines Blicks gewürdigt.
Erst nach der Trennung habe sie den Body­
guard von einer ganz anderen Seite kennen­
gelernt. Seal hatte seine drastisch formulier­
ten Vorwürfe später relativiert. Er habe sich
vielmehr gewünscht, dass Klum vor der neu­
en Beziehung ihre Scheidung abgewartet
hätte. „Er hat eine sehr eigene Art der Wort­
wahl. Ich bin daran gewöhnt“, sagte Klum
dazu. Sie und Seal hätten aber beide die
Trennung verwunden. „Ich weiß nicht, ob
wir derzeit die dicksten Freunde sind.“ Sie
Hier steht er noch im Hintergrund, inzwischen ist
Klums Bodyguard auch ihr Partner
Foto: dpa
habe den Sänger aber am Sonntag gesehen
und mit ihm gesprochen. Der Wirbel nach
Seals Anschuldigungen in einem Interview
mit dem Klatschportal „TMZ“ belastet
Klums romantischen Neustart. Sie stehe
derzeit unter ständiger Beobachtung, klagte
die 39­Jährige. Damit habe eine neue Liebe
fast von vornherein keine große Aussicht auf
Erfolg.
Klum und ihren Leibwächter verbinden
aber bereits tiefe Gefühle. „Ich vertraue
ihm“, sagte das Model. „Ihm vertraue ihm
das Leben meiner Kinder an. Er ist ein groß­
artiger Mann.“ Der Bodyguard beschütze
seit vier Jahren ihre Familie und vor allem
ihre vier Kinder. Urlaubsfotos von Klums
Familie und ihrem Bodyguard hatten Ge­
rüchte über eine Romanze ausgelöst.
Mit ihrer Beziehung zu einem Mann, der
für die Stars arbeitet, aber selbst keiner ist,
ist Klum in Hollywood in bester Gesell­
schaft: Oscar­Preisträgerin Reese Wither­
spoon verliebte sich nach der Scheidung von
Schauspieler Ryan Phillippe erst in den Kol­
legen Jake Gyllenhaal, dann in den Agenten
Jim Toth. Er arbeitete für die Talentschmie­
de Creative Artists Agency, bei der auch Wit­
herspoon unter Vertrag stand. 2011 heirate­
ten sie, jetzt ist der erste gemeinsame Nach­
wuchs unterwegs. Auch Oscar­Gewinnerin
Hilary Swank machte den eigenen Agenten
John Campisi nach der Scheidung von
Schauspieler Chad Lowe zu ihrem Lebens­
gefährten. Nach fünf gemeinsamen Jahren
war die Beziehung im vergangenen Mai al­
lerdings geplatzt. Pop­Star Britney Spears
schmiedet dagegen Hochzeitspläne. Seit De­
zember ist die Sängerin mit ihrem früheren
Manager Jason Trawick verlobt. Das Paar ist
seit 2009 zusammen.
Heidi Klum will nach der Trennung von
Seal anscheinend keine lange Pause einle­
gen. „Ich möchte wieder mit jemandem zu­
sammen sein“, verriet sie am Mittwoch in
dem TV­Interview. Immerhin stehe der 40.
Geburtstag bevor. Man darf gespannt sein,
ob ihr Bodyguard am 1. Juni 2013 mitfeiert.
man sagen: ein mütterlicher Typ. Einmal im
Monat kommt Kirsten unangemeldet zur
Inspektion. Sie kontrolliert, ob ihre Jungs
sich an die Regeln halten und ob die gemein­
schaftlich genutzten Räume sauber sind. Mi­
chael nimmt die Besuche locker. „Kirsten ist
auf jeden Fall hübscher als der Unteroffizier,
der während meines Grundwehrdienstes
den Stubenappell durchgeführt hat“, sagt er
schmunzelnd.
Am Ende der Besichtigung hat Michael
zwei neue Mitbewohner: Ulf und Sander.
Tim, dem Rundfunkjournalisten, waren die
Klassenzimmer dann vielleicht doch zu be­
sonders. Er muss noch überlegen.
Hintergrund
Die Firma Camelot
¡ Das Unternehmen Camelot hat seit 1993
16 Filialen in Belgien, Frankreich, Großbritannien, Irland und in den Niederlanden
aufgebaut. Seit 2010 gibt es Camelot
auch in Deutschland.
¡ Aktuell werden auf der Internetseite
www.camelotdeutschland.de neben Objekten in der Leerstandsmetropole Berlin
Zimmer in Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und MecklenburgVorpommern angeboten.
¡ Baden-Württemberg soll bald dazukommen. Irgendwo muss doch auch in BadenWürttemberg etwas leerstehen. (hol)
Ermittler: Gründe
für Vierfachmord
liegen in England
LONDON (dpa). Bei der Aufklärung des Vier­
fachmordes in den französischen Alpen sind
die Ermittler möglicherweise einen Schritt
weiter gekommen. Die Behörden gingen da­
von aus, dass die Gründe für das Verbrechen
im Umfeld der Opferfamilie in Großbritan­
nien zu suchen seien, sagte Staatsanwalt
Eric Maillaud am Donnerstag. Am Mittwoch
vergangener Woche waren bei Annecy ein 50
Jahre alter Brite mit Wurzeln im Irak, seine
Frau und seine Schwiegermutter sowie ein
Fahrradfahrer aus Frankreich erschossen
worden. Die siebenjährige Tochter überlebte
schwer verletzt, ihre vierjährige Schwester
blieb unversehrt. Saad al­Hilli hatte als
Computer­Ingenieur gearbeitet, darunter
auch für Unternehmen, die in der Satelliten­
technik tätig sind. In Berichten war gemut­
maßt worden, in dem beruflichen Umfeld
könne ein Motiv für den Mord liegen.
Unterdessen hat sich der Zeuge, der als
Erster am Tatort eintraf, öffentlich geäußert.
„Ich dachte, es handelt sich um einen Ver­
kehrsunfall“, sagte Brett Martin. Erst später
sei ihm klar geworden, dass die Wunden von
Einschüssen herrührten. Das ältere Mäd­
chen sei „jammernd und blutend“ umherge­
stolpert, zeitweise habe das Kind das Be­
wusstsein verloren. Er habe es dann in die
stabile Seitenlage gelegt. Um Hilfe zu rufen,
habe er sie allein lassen müssen, da er am
Tatort kein Handy­Empfang hatte.