kapitel 1 im einklang mit dem grossen gebot

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kapitel 1 im einklang mit dem grossen gebot
Im Einklang mit dem grossen Gebot
11 geistige Gesetze für ein erfolgreiches Leben
Originaltitel:
Working with the Law
Autor:
Dr. Raymond Neff Holliwell
(1900 - 1986)
Original verfasst im Jahre:
ca. 1960
Titelbildgestaltung:
Vaughan Davidson
Übersetzung:
Benno Schmid-Wilhelm
Herausgeber:
http://www.i-bux.com
E-Mail:
[email protected]
Downloadlink: http://goo.gl/leFvY
Herausgabejahr (E-Book): 2010
Seitenzahl (einschließlich Deckblatt)106 Seiten
Haftungsfreistellung:
Dieses E-Book wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und spiegelt die Standpunkte und Erkenntnisse des Autors wieder.
Der Herausgeber übernimmt keinerlei Garantien oder Haftungen für den Fall einer
unsachgemäßen Umsetzung der erteilten Empfehlungen.
Ihre Meinung zu diesem E-Book ist sehr willkommen: http://www.i-bux.com/Beurteilung.html
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Inhaltsverzeichnis
VORWORT DES VERFASSERS
5
KAPITEL 1 - Im Einklang mit dem Großen Gebot
8
KAPITEL 2 - Das Gesetz des Denkens15
KAPITEL 3 - Das Gesetz der Versorgung
24
KAPITEL 4 - Das Gesetz der Anziehung
34
KAPITEL 5 - Das Gesetz des Empfangens
45
KAPITEL 6 - Das Gesetz der Zunahme
54
KAPITEL 7 - Das Gesetz des Ausgleichs
62
KAPITEL 8 - Das Gesetz der Widerstandslosigkeit
71
KAPITEL 9 - Das Gesetz der Vergebung
79
KAPITEL 10 - Das Gesetz des Opfers
86
KAPITEL 11 - Das Gesetz des Gehorsams
93
KAPITEL 12 - Das Gesetz des Erfolgs
98
Bonus:
Die besten Discount-Makler am Markt105
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Dieses Buch ist der gesamten Menschheit und auch Ihnen, die Sie in gewisser
Weise mit dazu beigetragen haben, es möglich zu machen, gewidmet.
Ihre Liebe, Ihre Bereitschaft, Ihre Mitwirkung, Ihre Ermutigung und Inspiration
finden auch auf diesen Seiten ihre Ausdruck. Hierfür bin ich Ihnen zu Dank verpflichtet.
Dem Menschen stehen unendliche Ressourcen zur Verfügung. Seinen Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Er fokussiert und individualisiert die Elemente,
Kräfte und Prinzipien der gesamten Welt. Er kann eine wunderbare Intelligenz
entfalten.
Deshalb gibt es auf alle Fragen, die das Leben aufwirft, Antworten. Alle Geheimnisse der Natur können entdeckt und alle menschlichen Probleme gelöst
werden.
Nichts ist unmöglich.
Dr. Raymond N. Holliwell
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
V
orwort des
Verfassers
Seit Jahren haben mich Studenten dieser Schule immer wieder gefragt, weil sie
ein besseres Verständnis von Gott erlangen wollten; sie wollten wissen, wie sie
das Beste aus ihrem Leben machen könnten.
Gott wurde ihnen als etwas erklärt, das irgendwo da oben sei. Doch er ist uns so
nahe wie unser Atem, er ist uns näher als unsere Hände und Füße.
Gott wurde mit vielen Namen bedacht: Liebe, göttliches Bewusstsein, höhere
Intelligenz, Jehova, der Herr, die Primärsubstanz, die Ursache aller Ursachen
und viele weitere Metaphern mehr.
Da ich zu einem analytischen Denken neige, wollte auch ich wissen, was es mit
der Wahrheit auf sich hat. Wenn es eine Wahrheit gibt, dann muss es auch
Fakten geben. Diese Fakten müssten sich selbst beweisen, und zwar nicht nur
auf der geistigen Ebene, sondern in sehr praktischen Dingen.
Es ist mein Anliegen, diese Lektionen in einfachen Worten darzustellen. Auf vage
Aussagen, die sich zwar schön und verheißungsvoll anhören, und auf hochtrabende Worte will ich absichtlich verzichten.
Die oben genannten Bezeichnungen meinen allesamt dasselbe; sie sind Synonyme.
Ich werde auf den folgenden Seiten einen einfacheren Namen verwenden, der
von jedermann verstanden werden kann. Ich werde den Gott, der in unserem
Leben wirkt, als das „Große Gebot“ bezeichnen.
Eine Auslegung dieses Großen Gebotes auf unterschiedliche Art und Weise dürfte dieses Gesetz klarer machen. Je mehr wir uns darum bemühen, im Einklang
mit dem Großen Gebot zu wirken, umso näher leben wir an Gott und eine solche
Lebensweise bringt uns ein besseres Verständnis.
In dem Maße, in dem Ihr Wissen zunimmt und Sie die Zusammenhänge besser
verstehen, werden Sie auch Ihre Ansichten wieder ändern wollen. Schrecken Sie
davor nicht zurück. Bedenken Sie stets, dass der Kluge seine Meinung ändert,
der Dumme jedoch nie.
Ohne Veränderung kann es keinen Fortschritt geben. Ohne Erneuerung ist Wachstum ausgeschlossen. Damit die Weiterentwicklung im Leben gewährleistet ist,
muss es immer wieder neue gedankliche Strömungen geben; es müssen immer
bessere und richtigere Gedanken entstehen.
Sobald Sie das Bessere erkennen, sollten Sie das Alte hinter sich lassen. Greifen
Sie nach dem Neuen. Weiterhin am Alten und Minderwertigen festzuhalten, wenn
sich das Neue und Hochwertigere bereits in der Reichweite befindet, käme einer
Wachstumsverzögerung gleich. Dieser eine Umstand ist die Ursache für viele
menschliche Kümmernisse.
Nutzen Sie Ihre Fähigkeit zum Denken und sorgen Sie dafür, dass es nicht umgekehrt ist. Beherrschen Sie Ihr Bewusstsein und lenken Sie es intelligent. Lernen
Sie, zu unterscheiden. Lernen Sie, so zu denken, wie Sie denken sollten: Richten Sie
Ihr geistiges Augenmerk auf Angelegenheiten, die für Ihr Wohlbefinden unabdingbar sind und konzentrieren Sie sich auf Schönheit, Wahrheit und Fortschritt.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Mit anderen Worten: Leben Sie auf das Ideal hin, aber vergessen Sie dabei das
Praktische nicht.
Versuchen Sie, diese beiden Aspekte aneinander anzupassen und trachten Sie
danach, im Außen das zu sein, was Sie sich im Innen als Ideal vorgeben. Ihre
Gedanken erschaffen Sie, und Ihre Ideale, Grundsätze oder vorherrschenden
Wünsche werden über Ihr Schicksal entscheiden.
Lernen Sie den Umgang mit Ihren Kräften, da Sie ansonsten von ihnen benutzt
werden. Bemühen Sie sich täglich darum, das Neugelernte in die Praxis umzusetzen. Versuchen Sie, in allen Bereichen Ihre Auffassungsgabe zu verbessern
und eine richtigere und größere Auffassung von all Ihren Meinungen zu erhalten.
Dieser Prozess erfordert einen gewissen Aufwand, doch eine solche geistige
Disziplin ist äußerst konstruktiv. Sie führt zu einer ständigen Zunahme der geistigen Macht und auf diese Macht kommt es im Leben an.
Ab und zu werden Sie einen Fehltritt begehen. Davor ist keiner von uns gefeit,
vor allen in den Anfangszeiten unserer geistigen Entwicklung. Doch aus unseren
Fehlern lernen wir auch wieder. Aufgrund der permanenten Anwendung unserer Intelligenz werden unsere Stärken größer und wir werden wachsamer,
wodurch wir künftige Fehler vermeiden können.
Menschliche Probleme sind geistiger Natur. Außerhalb des Menschen existieren sie nicht und beinahe alle Probleme geben ihre Lösungen preis, wenn sie
eingehend untersucht werden.
Sie können diese Fähigkeit durch das Studium der Lebensgesetze und seiner
Ausdrucksformen erwerben. Als nächstes benutzen Sie Ihre Denkfähigkeit konstruktiv, während Sie mit diesen Gesetzen arbeiten. Achten Sie bei all Ihren Ansichten darauf, dass sie auf fundierten Gründen beruhen. Während sie diese
herauszufinden suchen, werden viele Ihrer bisherigen Ansichten wegfallen.
Entwickeln Sie klare und eindeutige Ideen darüber, warum Sie so und so vorgehen und warum Sie so und so denken. Dies kommt einem geistigen Hausputz
gleich. Ein klares Denken wird Ihr Bewusstsein läutern, Ihre Fähigkeiten verbessern, Ihre Wahrnehmung schärfen und Sie in die Lage versetzen, die grundlegenden Voraussetzungen für ein erfüllteres und reichhaltigeres Leben besser
zu verstehen.
Klares und exaktes Denken ist eine unabdingbare Notwendigkeit. Es ist ein sicherer Weg, um sowohl im materiellen wie auch im spirituellen Bereich Fortschritte zu erreichen. Allerdings sollte zwischen oberflächlichem, das heißt,
trivialem und belanglosem Denken, und dem wahren Denken, ein Unterschied
gemacht werden. Das wahre Denken ist an einem Verständnis der Wahrheit
interessiert. Dieses tiefere Denken ist es, das brachliegende Kräfte zum Erwachen bringt, das die Wahrnehmung schärft und schneller macht und das Gesamtverständnis verbessert. Oberflächliches Denken jedoch ist nur das Aufflackern einer geistigen Aktivität. Das menschliche Leben wird jedoch durch das
tiefere Denken regiert.
Das seichte oberflächliche Denken, mit dem wir unsere routinemäßigen Aufgaben und die kleineren Angelegenheiten des Lebens angehen, ist nicht das Denken, das unseren Charakter formt, unser Bewusstsein entwickelt oder unser
Schicksal lenkt.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Das positive, tiefgründige und profunde Denken erwächst aus einer tiefen Überzeugung, die sich aus einer höheren Wahrnehmung und einer klaren Erkenntnis
der Wahrheit ergibt.
Aus der Psychologie wissen wir, dass jeder Mensch von seinen Überzeugungen
gesteuert ist, unabhängig davon, ob ihm dies bewusst ist oder nicht. Solche
Überzeugungen wirken sich nachhaltig auf die Denkweise aus; das vom Herzen
kommende innere Denken repräsentiert die wahren Beweggründe und Wünsche. Diese sind es, die für unser Verhalten und unsere Handlungen ursächlich
verantwortlich sind.
Falls der Mensch Anschauungen oder Überzeugungen vertritt, die seinem höheren Wesen entsprechen, wird alles gut und in seinem persönlichen Leben
wird etwas von der Harmonie und Schönheit seiner konstruktiven und erhabenen Ansichten zum Ausdruck gelangen. Falls seine Anschauungen oder Überzeugungen jedoch auf Unrichtigkeit beruhen, wird etwas Zerrissenes, Unharmonisches und Übles von ihm ausgehen.
Nehmen Sie sich fest vor, sich geistig ständig weiterzuentwickeln, Ihre Denkfähigkeit ein Leben lang zu verbessern und verborgene Möglichkeiten aufzuspüren. Schulen Sie Ihr Bewusstsein im klaren und genauen Denken. Diese Fähigkeit wird durch regelmäßiges Üben und Disziplin gefördert.
Kein normaler Mensch will weniger Fähigkeiten besitzen. Streben Sie deshalb
danach, Ihre Intelligenz zu pflegen und in allen Bereichen bessere, größere und
entwickeltere Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Auf der Welt gibt es so viel
Gutes, dass es das Böse bei weitem überwiegt. Deshalb können Sie jeden Tag
konstruktivere und bessere Gedanken über sich selbst, über Ihre Mitmenschen
und über alle natürlichen Dinge denken, und auf diese Weise Ihr Bewusstsein
bereichern und Ihr gesamtes Wesen zu verbessern.
Durch ein- oder zweimaliges Lesen dieser Lektionen werden Sie noch nicht den
optimalen Nutzen daraus ziehen. Lesen Sie diese Zeilen oft und studieren Sie
den Inhalt bewusst.
Sie werden feststellen, dass Ihre geistige Klarheit mit jeder neuen Lektüre zunimmt.
Der Verfasser
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Kapitel 1
Im Einklang mit dem Grossen Gebot
„Der Herr schuf die Erde und den Himmel
und jede Pflanze auf dem Feld,
bevor sie in der Erde war
und jedes Kraut auf dem Feld, bevor es wuchs.“
Genesis, Kapitel 2, 4 - 5
Die vorrangige Frage lautet heute, ob der Mensch die Fähigkeit, die Voraussetzungen und die Macht besitzt, um sein Leben selbst zu gestalten.
Kann er so sein, wie er sein will oder gleicht er einem Tropfen im großen Ozean
des Lebens?
Millionen von Menschen sind von Arbeitslosigkeit, Armut und Not betroffen.
Haben sie eine Chance?
Wenn wir uns die abertausende der zerbrochenen Ehen ansehen, stellt sich die
Frage, ob solche Brüche wieder geheilt werden können. Millionen klagen über
Krankheiten und Störungen der unterschiedlichsten Art.
All dies lässt uns glauben, dass wir bloße Opfer der Umstände seien und selbst
keine Kontrolle besäßen. Diese Einstellung macht uns zu Schicksalsgläubigen,
statt zu Beherrschern und Lenkern unseres Lebensschiffes.
Eine fatalistische Einstellung wirkt ansteckend und wenn sich der Mensch ihr
hingibt und sich mit der scheinbaren Tatsache abfindet, dass die ihn umgebenden
Umstände stärker als die Macht in ihm seien, ist seine Niederlage bereits besiegelt, bevor er zum Rennen antritt.
In der Menschheitsgeschichte gibt es eine lange Liste von Belegen dafür, dass
der Mensch Umstände überwinden und seine Probleme meistern kann. Auch die
Evolution und Anthropologie liefern uns Beweise dafür, dass der Mensch für das,
was er ist, selbst verantwortlich ist. Er besitzt die Macht, seine Lebensumstände
zu steuern und indem er sich dieser Macht bedient, erschafft er neue Umstände,
die für seine Weiterentwicklung notwendig sind.
Einige Menschen sind sich jedoch nicht sicher, ob wir unsere eigenen Umstände selbst erschaffen; sie glauben an Vererbung, Karma, Umwelteinflüsse
und zahlreiche weitere Fremdeinwirkungen. Ihrer Meinung nach seien dies die
wahren Ursachen für Misserfolge. Diese Menschen glauben an die natürlichen
Begrenzungen des Lebens; sie leben in der Überzeugung, dass wir so zu bleiben
hätten wie wir nun mal sind und sind überzeugt davon, dass das was ist, auch in
Zukunft so sein werde.
Der Wissenschaftler jedoch, der den Mysterien des menschlichen Lebens auf
den Grund zu gehen versucht, zeigt uns eine wunderbare Welt der Macht,
Möglichkeiten und Verheißungen auf. Ihm verdanken wir die Wahrheit, dass das
Bewusstsein die schöpferische Ursache für alles ist, was im menschlichen Leben
geschieht und dass die persönlichen Umstände die Ergebnisses des menschlichen
Verhaltens sind. Diese wiederum sind die unmittelbaren Folgen seiner Ideen.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Der Wissenschaftler sagt uns, dass jeder wie auch immer gearteten Bewegung
ein geistiges Bild oder ein Plan vorausgehe. Diese Pläne oder Ideen sind äußerst
mächtig; sie sind die Ursachen für die von ihnen ausgelösten Wirkungen. Diese
Ursachen können gut, schlecht oder neutral sein; die Wirkungen entsprechen
immer den Ursachen.
Der Wissenschaftler erklärt uns, dass diese Ideen eine enorme Energie freigeben. Wenn wir lernen, unser Bewusstsein konstruktiv zu nutzen, setzen wir
diese verborgenen Mächte, Kräfte und Fähigkeiten richtig ein.
Deshalb, so erzählt uns der Wissenschaftler, sei dies der Schlüssel zu einem
erfolgreichen Leben.
Im Menschen gibt es eine wunderbare innere Welt und die Offenbarung dieser
Welt ermöglicht es dem Menschen, innerhalb der Grenzen der Natur alles zu
erreichen, was sein Herz begehrt.
Meiner Meinung nach ist der Grund, warum das berühmte englische Literaturgenie William Shakespeare weltweit der führende Dramatiker ist, genau hier
zu suchen. Die griechischen Dramatiker sahen die Ursachen immer in einem
äußeren Schicksal oder Los, das ihren Figuren den Niedergang brachte, doch
Shakespeare erkannte, dass etwas im Menschen für seine Erfolge beziehungsweise Misserfolge verantwortlich war.
„Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus,
durch eigene Schuld sind wir Schwächlinge.“
Wir sehen Hamlet, wie er mit seiner widerspenstigen und unentschlossenen
Seele ringt. Macbeth wird von seinem Ehrgeiz angespornt. Othello wird durch
seine Eifersucht hin- und hergerissen und verunsichert.
Immer handelt es sich um einen Kampf mit dem inneren Selbst, so als möchte
uns der Dramatiker sagen: „Ihr selbst seid die Meister euerer Umstände. Ruft
eure eigene Kraft und Initiative auf und nehmt die Zügel selbst in die Hand! Das
Schicksal liegt in eueren eigenen Händen!“
Doch von welcher Kraft ist hier die Rede?
Wie erkennen wir sie?
Falls alle Bedingungen die Ergebnisse von Handlungen sind und alle Handlungen
die Folge unserer geistigen Vorstellungen sind, müssen unsere Vorstellungen
die Bedingungen unseres täglichen Lebens verursachen.
Eine Vorstellung ist ein Gedanke oder eine Gruppe von Gedanken. Eine Vorstellung ist ein geistiges Bild.
Hinter jeder Leistung, Errungenschaft oder Erfindung muss es eine Idee gegeben haben. Dies ist von Anfang an der Schöpferplan. Im ersten Buch der Bibel
können wir nachlesen, dass der große Architekt, Gott, eine fertige Gestalt oder
eine Idee sah, bevor sie wuchs. Im Bewusstsein des Schöpfers gab es zunächst
ein geistiges Bild; erst dann gelangte es im Außen in Form einer Schöpfung zur
Verwirklichung.
„Der Herr schuf die Erde und den Himmel
und jede Pflanze auf dem Feld,
BEVOR sie in der Erde war
und jedes Kraut auf dem Feld, BEVOR es wuchs.“
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Jeder Architekt und Bauherr richtet sich nach einem Plan. Dies gilt für die Errichtung eines Hauses, einer Brücke, einer Institution oder des eigenen Lebens.
Jeder Mensch ist sein eigener Konstrukteur und Baumeister. Wie der Schöpfer,
erstellt auch er zunächst eine innere Vorgabe, die sich dann im Außen zeigt.
Alle Ängste vor Krankheit, Armut und Alter sind lange bevor sie schmerzliche
Realität werden, als Eindrücke, Ideen und geistige Bilder vorhanden. Jede Idee
und jedes geistige Bild muss nach seiner Art gedeihen; ob das vorgegebene Bild
gut oder schlecht war, ist unerheblich. Das Große Gebot sorgt dafür, dass es
sich verwirklicht.
Das Große Gebot stellt die Beschaffenheit des Bildes nicht in Frage. Es kennt
nur das, was ihm vorgelegt oder eingepflanzt wird und schickt sich dann an, es
in sichtbare Form umzusetzen.
Manche Menschen können sich zwar große technische Leistungen vorstellen,
sie wissen aber nicht, dass sie auf demselben Wege ihre Krankheiten und Sorgen überwinden und die ersehnte Gesundheit und sonstige Segnungen erhalten
können.
Doch in beiden Fällen hängt das Ergebnis von der schöpferischen Intelligenz ab.
Die geistige Fotografie produziert ebenso wie die mechanische Fotografie genau
das, was sie sieht. Die fotografische Aufnahme einer hausbackenen Person mit
einem Allerweltsgesicht wird niemals die der Gewinnerin eines Schönheitswettbewerbs sein. Die Aufnahme eines schwarzen Gegenstands wird niemals weiß
erscheinen.
Ebenso wenig können negative und zersetzende Ideen aufbauende und positive
Ergebnisse erbringen.
Wenn die Idee negativ ist, werden auch die Ergebnisse negativ sein.
Ich kannte eine Frau, die in einem Vorort ein herrliches und komfortabel ausgestattetes Haus bewohnte. Es war ein ziemlich verwinkeltes großes Haus, das an
einem prächtigen See lag; zum See hinunter verliefen seitlich grüne Terrassen.
Es gab mehrere tadellos gepflegte Blumengärten. Die Dame hatte viele Bedienstete, deren Hilfe sie sich bedienen konnte und von Außen betrachtet, führte sie
ein traumhaftes Leben.
Doch trotz all dieses materiellen Wohlstands und der Schönheit konnte man von
ihren Freunden hören, dass sie nur auf den Tag warte, an dem sie von diesem
großen Haus mit seinen Problemen entbunden würde und in einem Baumstamm
leben könne. Sie wünschte sich ein Zimmer für sich selbst und nicht eine Suite
weiterer Räume, die sie abzustauben und sauberzuhalten habe.
Ein paar Jahre später verstarb ihr Gatte und hinterließ ihr das Anwesen. Sie
verkaufte es mit Verlust. In Folge unkluger Investitionen und Übergaben verlor
ihr übriger Besitz derart an Wert, dass ihr nur noch ein geringes Einkommen
blieb. Sie zog bei ihrer Schwester ein und hatte dann, wie von ihr gewünscht, im
dritten Obergeschoss ein Zimmerchen zur Verfügung, in dem sie praktisch wie
in einem Baustamm lebt. Ob sie jetzt glücklicher ist, weiß ich nicht, wage es aber
zu bezweifeln. Eines jedoch weiß ich gewiss: Sie selbst hatte sich nach und nach
in dieses kleine Zimmer hineingewünscht, als ihr Bewusstsein anfing, klein und
begrenzt zu denken.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Unbewusst bediente sie sich des schöpferischen Prinzips und versorgte es mit
Ideen der Kleinheit und Entbehrung, die sich dann in wenigen Jahren verwirklichten.
Wenn wir solche Ideen oder geistigen Bilder übernehmen, üben wir wissentlich
oder unwissentlich eine Macht aus, um sie zu erzeugen. Dieser schöpferische
Prozess geht Tag und Nacht solange weiter, bis die Idee verwirklicht ist. Wir
können uns keine Bilder von Armut, Misserfolgen, Krankheiten oder Zweifeln
vorstellen und dann davon ausgehen, dass wir in Wohlstand, Erfolg, Gesundheit
und Zuversicht leben würden. Dies ist ebenso unmöglich wie ein Fotograf kein
schönes Bild von etwas Hässlichem machen kann.
Dieses schöpferische Prinzip kommt in einem Satz bei den Sprüchen zum Ausdruck:
„Wie der Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er.“
Sie werden diesen Satz bereits früher gelesen haben. Er wurde von
den Philosophen aller Zeiten immer wieder gelehrt und erläutert.
Vielleicht haben Sie versucht, sich von allen negativen Gedanken zu
befreien, da dies jedoch einen Kraftakt bedeutete, haben Sie letztendlich wieder aufgegeben. Dann fielen Sie wieder in das alte Fahrwasser zurück und alles wurde nur noch schlimmer.
http://www.i-bux.eu/flash/Asamanthinketh/
Andere haben diese Aussage ebenfalls gehört, doch er machte keinen Eindruck
auf sie; sie konnten nicht akzeptieren, dass alles Unharmonische im Leben das
Ergebnis ihrer eigenen geistigen Einstellung sein soll oder dass ihr bisheriges
Denken zu diesen Einstellungen geführt habe. Sie zogen es vor, die Schuld anderen anzulasten. Auch Gott bliebt dabei nicht verschont.
Wieder andere glauben, dass sich mit der Zeit schon alles richten werde, doch
dem ist nicht so. Diese Menschen schielen auf einen künftigen Himmel, der
jedoch ebenso gut auch jetzt erlangt werden kann. Schließlich ist er ja ein geistiger Zustand. Wenn er nicht im Hier und Jetzt erlangt wird, wird er auch in der
Zukunft nicht erreichbar sein.
An irgendeinem Punkt in seinem Leben wird der Mensch auf dieses schöpferische Prinzip gestoßen. Daran geht kein Weg vorbei. Dem Großen Gebot unterliegt jeder, ob er dies weiß oder nicht. Eventuell ist dies auch die Vorstellung,
die manche vom Gebet haben. Diese Menschen denken, dass es Gottes Versäumnis, Wille oder Wunsch sei, wenn sie das Erflehte nicht erhalten. Wenn
sie sich etwas nicht erklären können, muss Gott als Sündenbock, Prügelknabe
und Ausrede herhalten. Eine der am wenigsten verstandenen Aussagen lautet
„Gottes Wille geschehe“. Für einige ist dies eine Krücke, auf die sie sich stützen
können, doch in Wirklichkeit handelt es sich um eine tragfähige Brücke, auf der
der Mensch die tiefsten Abgründe und Mysterien überschreiten kann.
Falls ein Gebet nicht erhört wird, liegt der Fehler beim Menschen. Das schöpferische Gesetz ist immer bereit, die Antwort zu geben. Es kann gar nicht anders, wenn es richtig und weise angesprochen wird. Sobald der Mensch mit
dem Großen Gebot Kontakt aufnimmt und es erkennt, wird er Nutznießer dieses
Gesetzes. Die Erkenntnis des Großen Gebotes in Aktion entscheidet über die
Erhörung.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
So würde es zum Beispiel keinem Elektriker einfallen, zu beten und darauf zu
warten, dass sich der elektrische Strom endlich dazu entscheide, ihm zu Diensten zu sein.
Er lernt zuerst die elektrotechnischen Grundlagen, beschäftigt sich mit Leitvermögen und der Übertragung elektrischer Energie und findet auf diese Weise
heraus, wie er mit dem „Gesetz, das die elektrische Energie regelt“ zusammenarbeiten kann.
Nachdem er sich dieses Fachwissen angeeignet hat, kann er ein Gerät entwickeln, dass die Kraft erzeugt und lenkt. In dieses Gerät kann er einen Schalter
einbauen und riesige Maschinen bedienen, zahlreiche weitere Vorrichtungen
in Betrieb setzen oder einen Raum beleuchten. Dies kann er nicht nur ein oder
zwei Mal tun, sondern so oft er will, jedoch immer unter der Voraussetzung,
dass er die Mechanik nicht stört oder nicht gegen das Gesetz, dem die Energie
unterliegt, verstößt.
Dasselbe Prinzip gilt für alle anderen wissenschaftlichen Bereiche und auch für
die Wissenschaft des Bewusstseins.
Es gibt bei allem eine wissenschaftliche Art des Denkens, eine richtige Vorgehensweise, die die unnötige Vergeudung geistiger Energie verhindert und bei
jeder Gelegenheit die gewünschten Ergebnisse erbringt. Wie bereits erläutert,
handelt es sich bei allen Dingen und Ereignissen, bei allen Erlebnissen und Lebensbedingungen, um Ergebnisse. Alle Ergebnisse variieren jedoch qualitativ
und quantitativ entsprechend dem Kenntnisstand und der eingebrachten geistigen Aktivität.
Die vom einzelnen Denker erzeugte Qualität der Ergebnisse kann gut, schlecht
oder neutral ausfallen, je nachdem, welche bewusste Lenkung und Auswahl eingebracht oder nicht eingebracht wurde. Einige Ergebnisse können harmonisch
und günstig ausfallen, während andere disharmonisch und ungünstig sind. Es
kann auch zu einer Art Mischergebnis kommen.
Es ist absolut unabdingbar, die schöpferischen Mächte des Bewusstseins intelligent anzuweisen und zu lenken! Nur so können optimale Ergebnisse erreicht
werden!
Deshalb ist es äußerst wichtig, dass wir das Bewusstsein und seine Wirkungsweise verstehen und auch lernen, wie wir es kultivieren und solche Denkprozesse entwickeln, die es uns ermöglichen, das Leben und seine Bedingungen zu
beherrschen.
Das Denken ist ein ununterbrochener Vorgang. Es ist eine schöpferische Funktion des Lebens, welche ohne Unterlass vor sich geht. Wir erzeugen stündlich
und täglich ein Leben lang Ergebnisse irgendwelcher Art und merken an uns
selbst, wie sich unser Denken auswirkt.
Zwar können wir das Denken nicht abstellen, wir können jedoch aufgrund der
Art und Qualität unseres Denkens bestimmen, welche Ergebnisse wir erzielen
wollen. Wie wir dabei auf einfache und wirkungsvolle Weise vorgehen, wird in
den nachstehenden Lektionen behandelt.
Unser Hauptanliegen besteht darin, den Menschen zu einem selbständigen
Denken zu bringen, seine eigenen Mächte zu entfalten und ihn auf diese Weise
auf den sicheren Weg zu mehr Persönlichkeitsentwicklung und einer wahren
Kultur zu führen.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Es ist eine offensichtliche Tatsache, welche dennoch nicht genug betont werden
kann, dass ein besseres Denken automatisch dazu führt, dass unser gesamtes
Leben besser wird. Die moderne Psychologie hat schlüssig bewiesen, dass vor
jeder Veränderung im Leben und in den Angelegenheiten des Menschen zuerst
eine andere Denkweise kommen muss.
Im Laufe unserer Studien haben wir festgestellt, dass ein Bewusstsein umso
materialistischer ist und engere Ansicht hat, je weniger es entwickelt ist. Auf
der anderen Seite hat das höherentwickelte Bewusstsein auch höhere Auffassungen.
Ein weltkluger Mensch, der sich viele Fakten und Erfahrungen angeeignet hat,
verfügt deshalb noch nicht über ein hochentwickeltes Bewusstsein! Ein solcher
Mensch kann ganz im Gegenteil ein unterentwickeltes Bewusstsein haben und
überwiegend von niedrigen Instinkten geleitet werden.
Engstirnigkeit, Vorurteile, vorschnelle Schlüsse und materialistische Anschauungen weisen darauf hin, dass keine wirkliche Entwicklung vorliegt. Eine gedankliche Fülle und tolerante Ansichten, gesunde Überzeugungen und ständig größer werdende Auffassungen sind hingegen Anzeichen von Wachstum.
Das kleine Bewusstsein braucht jedoch nicht klein und unterentwickelt zu bleiben. Es kann wachsen und schließlich zu einem großen Bewusstsein werden.
Der Weg ist klar und einfach. Ein solcher Mensch möge von der höchsten Warte aus, zu der er sich im Stande sieht, seine eigenen klaren Auffassungen und
starken Überzeugungen herausbilden und sein Denken und Handeln dann nach
diesen ausrichten. Der Fortschritt ist dann eine natürliche Folge. Je mehr der
Mensch die größere Wahrheit erkennt, umso größer wird auch sein Verständnis. Und je größer die geistige Macht, umso mehr wird er in der Lage sein, seine
Lebensangelegenheiten zu seinem Vorteil zu regeln.
Wenn es ein Gesetz des Bewusstseins gibt, drängt sich als nächstes die Frage
auf, was die Absicht des Großen Gebotes ist.
Einige werden meinen, dass das universelle Bewusstein keine Absicht verfolge,
da es unpersönlich ist. Jesus sagt uns jedoch, dass das universelle Bewusstsein
sehr wohl eine klare Absicht habe: „Füchte dich nicht, du kleine Herde, denn es
ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben!“
Daraus ersehen wir, dass die Absicht des universellen Bewusstseins auf das
Gute ausgerichtet ist. Wissend, dass das, was für das universelle Gute gilt, auch
auf das individuelle Gute zutrifft, muss unsere Absicht deshalb in dieselbe Richtung gehen. Das Prinzip, das auf das Ganze zutrifft, trifft auch auf seine Teile
zu.
Wir hören heute viel über Kooperation, gemeinsame Anstrengungen, Schulterschluss und Teamarbeit. Aus dem Sport kennen wir die Vorteile des Zusammenwirkens und Zusammenspielens. Dies gilt auch für das Spiel des Lebens.
Dieses Spiel kann niemand alleine spielen. Jeder muss sich nach dem Großen
Gebot richten und es ist besser, mit ihm zusammenzuwirken als von ihm benutzt zu werden! Jemand sagte: „Der auf sich alleine gestellte Mensch steht auf
verlorenem Posten, aber mit Gott (dem Großen Gebot) als Partner, befindet er
sich in der Mehrheit“. Wenn der Mensch all seine Gedanken, seine Ideen und
seine Wünsche auf das Gute ausrichten kann, wird er deshalb einen ständigen
Strom des Guten herbeiführen.
13
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Wir sehen auch, dass der biblisch genannte Meister niemals persönlich für sich
in Anspruch nahm, eine gute Tat oder ein Ergebnis herbeigeführt zu haben. Er
kannte das Große Gebot und indem er mit ihm zusammenarbeitete, konnte er
zum Erstaunen der nicht aufgeklärten Menschen Wunderwerke vollbringen.
Er sagte: „Nicht ich bin es, sondern der Vater in mir (das Große Gebot), der die
Arbeit vollbringt.“
Somit fügen sich für den, der das Gute liebt (und das Große Gebot lebt) alle
Dinge zum Guten, weil sich die Liebe zum Guten mit einem Strom des Guten
verbindet.
Alle Fehlschläge im Leben beruhen darauf, dass wir uns mit dem Endlichen um
uns herum verbünden. Alle Erfolge im Leben sind das Ergebnis dessen, dass
wir uns mit dem Großen Gebot in uns verbünden. Im Einklang mit dem Großen
Gebot zu leben, heißt somit, das Gesetz als stillen Teilhaber in unser Bewusstsein und unser Leben aufzunehmen. Dann sind wir uns des Ursprungs und des
Schöpfers aller Macht bewusst und erkennen und empfangen die zahlreichen
Vorteile, die uns umgeben.
Wer jede Idee in der Hoffnung aufgreift, dass sie eine Abkürzung zur Lösung seiner Probleme darstelle, wer seine Niederlagen und Misserfolge anderen Menschen und Dingen anlastet, wird niemals zu einer zufriedenstellende Lebensweise finden. Ein solcher Mensch wird nur eine bloße Existenz finden, welche
bestensfalls abwechselnd und vielseitig ist.
Das Leben mit all seinen Attributen für das Gute ist nicht etwas, das nur ein
paar wenigen zufällt. Es ist etwas, das Sie sich erschaffen müssen. Sie müssen
es planen, sich geistig ausmalen und darüber nachdenken.
Wenn Sie sich auf der Suche nach Liebe, Glück, Vermögen und Erfolg befinden,
müssen Sie verstehen, dass Sie diese Dinge nicht finden können und sie auch
nicht kaufen oder von jemanden borgen können. Niemand kann sie Ihnen geben.
Sie müssen sie in sich selbst erschaffen!
Ihre Wünsche und Ideen sind wie Keimlinge, die Sie in den Mutterboden setzen,
nur dass der Mutterboden in diesem Fall Ihr Unterbewusstsein ist. Nachdem
Sie diese Gedankenkeimlinge gepflanzt haben, pflegen Sie sie, nähren sie und
schützen sie bis zur Erntezeit.
Dann werden Sie alles, was Sie gesät haben, im Überfluss ernten! Und natürlich wird derjenige, der den saubersten und fruchtbarsten Garten hat, auch die
reichste Ernte einfahren.
Aus dieser Lektion wird Ihnen klar geworden sein, dass Sie über die Voraussetzungen verfügen, da Sie denken können und da Sie mit Ihrem Denken Wünsche
und Ideen erschaffen. Das Rüstzeug bringen wir also mit. Das Rüstzeug sind die
Ideen und Gedankenkeimlinge, die wir in den Mutterboden des Unterbewusstseins pflanzen. Wir verfügen über die Macht, weil jeder einzelne von uns mit
der universellen Macht beschenkt wurde. Alles, was wir jemals sein oder haben
wollen, steht auf dem Präsentierteller für uns bereit, wenn wir das Gesetz des
Lebens, das Gesetz des Bewusstseins, richtig anwenden.
Sobald sich eine neue Situation ergibt, sollen wir uns von ihr nicht überrollen
oder verknechten lassen, sondern das schöpferische Gesetz des Denkens anwenden. Das wird uns Weisheit und Macht bringen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Kapitel 2
Das Gesetz des Denkens
„Wie der Mensch in seinem Herzen denkt,
so ist er.“
Sprüche 23,7
Für die meisten Menschen ist das Leben etwas Rätselhaftes. Es ist ein tiefes
und unverständliches Problem oder erscheint zumindest so. Für den, der den
Schlüssel besitzt, ist es jedoch sehr einfach. Rätselhaftigkeit ist nur eine andere
Bezeichnung für Unwissenheit. Solange wir etwas nicht verstehen, ist alles ein
Rätsel, aber sobald wir das Leben verstehen, ist das Rätsel gelöst.
Der Mensch ist ein Werdender. Er entwickelt sich ständig weiter und vor ihm
liegt ein unendlicher Ozean des Fortschritts, den er nur besegeln kann, indem er
die in ihm befindlichen Mächte weiterentwickelt. Der Fortschritt des Menschen
hängt im wesentlichen von seinem vorherrschenden Geisteszustand ab, weil das
Bewusstsein im gesamten Leben des Menschen der grundlegende Faktor und die
steuernde Kraft ist. Dem vorherrschenden Geisteszustand sollte deshalb größte
Aufmerksamkeit gewidmet werden, weil er für die Aktionen und Ausrichtung der
Kräfte, Fähigkeiten und Mächte eines Menschen verantwortlich ist und letztendlich
die jeweiligen Erfahrungen und das persönliche Schicksal herbeiführt.
Der vorherrschende Geisteszustand besteht aus den verschiedenen geistigen
Einstellungen, die der Mensch zu den Dingen, Ereignissen und zum Leben im
Allgemeinen hat. Wenn seine Ansichten offen sind, wenn er optimistisch ist, wird
auch sein vorherrschender Geisteszustand aufbauend und progressiv beschaffen
sein. Da beinahe alle Kräfte der Persönlichkeit auf die ein oder andere Weise
durch das Bewusstsein wirken und da die täglichen geistigen und körperlichen
Handlungen zu einem großen Teil durch das Bewusstsein gesteuert werden, liegt
es auf der Hand, dass der vorherrschende Geisteszustand über die Ausrichtung
entscheidet, welche die Mächte des Menschen einnehmen.
Falls der vorherrschende Geisteszustand harmonisch, positiv und vorwärtsgerichtet ist, werden alle seine Kräfte in konstruktive Kanäle gelenkt, falls sein Geisteszustand jedoch disharmonisch und negativ ist, werden fast all seine Kräfte
in die falsche Richtung gelenkt.
Somit ist offensichtlich, dass von all den Faktoren, die das Leben und die Erfahrungen des Menschen steuern, wohl keiner einen größeren Einfluss hat als der
vorherrschende Geisteszustand.
Der Geisteszustand ist das Ergebnis von Ideen und diese haben ihren Ursprung
in Standpunkten; indem wir richtige und natürliche Standpunkte suchen, können
wir deshalb für die besten Ideen sorgen und diese werden ihrerseits den vorherrschenden Geisteszustand herbeiführen.
Wir neigen dazu, mehr zu glauben, als nur das, was wir sehen. Manche lassen
nur das als Fakten gelten, was sie über die Sinnesorgane wahrnehmen können,
doch wir erkennen immer mehr, dass das, was wir glauben, darüber entscheidet,
was wir sehen. Etwas zu glauben, heißt demnach, es zu sehen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Auf geistige Blindheit gehen mehr Niederlagen und Misserfolge zurück als auf
moralische Verfehlungen. Falls jemand nur nach dem leben würde, was er mit
dem physischen Auge sehen kann, wäre sein Welt in der Tat sehr klein. Man sagt,
dass die Welt für eine Laus nur so groß sei wie das Blatt, auf dem sie sitzt und
manchmal lebt sie nicht einmal lange genug, um das ganze Blatt zu verzehren.
Wenn der Mensch nur auf der Ebene seiner Sinne lebte, wäre sein größter Sinn
der Sehsinn. Seine ganze Welt wäre dann nur so groß, so weit er sehen kann.
Wenn wir den Informationen des Auges glaubten, würden wir davon ausgehen
müssen, dass viele Bedingungen nicht stimmen. Sehen Sie sich zum Beispiel eine
Eisenbahnschiene an. Sie werden feststellen, dass die beiden Schienen in einer
gewissen Entfernung ineinanderzulaufen scheinen, doch dies ist nicht der Fall.
Standen Sie jemals am Pier und haben bemerkt, wie ein auslaufendes Schiff zu
sinken schien, je weiter es sich entfernte? Das Schiff sank nicht, aber unsere
Augen täuschten uns.
Wenn Sie sich wieder einmal Sorgen über ein Hindernis oder ein Problem machen, denken Sie daran, dass Sie es nur mit einer Illusion der Sinne zu tun haben.
Gemäß dem Großen Gebot verhält es sich ganz anders!
Wussten Sie, dass Sie gar nicht mit Ihren Augen sehen? Ihre Augen sind wie
ein paar Fenster. Auf der Rückseite des Fensters befindet sich ein Reflektor und
dieser Reflektor erzeugt von dem, was Sie sehen, ein Bild und baut einen Wellenstrom auf. Dieser Wellenstrom läuft an dünnen Bahnen - den Nerven - entlang. So
gelangt das Bild wieder in das Gehirn. Im Gehirn wird es zum Gedächtniszentrum
weitergeleitet. Sofern es sich bei dem Bild um etwas Vertrautes handelt, wird
es rasch akzeptiert, sollte es sich um jedoch um eine neue Szene handeln, wird
es von unserem Gedächtnis nicht erkannt. Dann müssen wir es immer wieder
wiederholen, bis es einen dauerhaften Eindruck hinterlässt. Wir sehen also nicht
mit den Augen, sondern mit dem Bewusstsein.
Ein Gedanke ist ein subtiles Element. Zwar ist er mit dem physischen Sinnesorgan nicht zu sehen, dennoch ist er eine tatsächliche Kraft oder Substanz und
genau real wie Elektrizität, Licht, Wasser oder sogar Stein. Wir befinden uns in
einem riesigen Meer von Gedankensubstanz und durch dieses „Meer“ ziehen
sich unsere Gedanken ähnlich wie elektrische Ströme oder winzige Lichtadern
oder Musikwellen hindurch.
Sie können Ihre Gedanken in weniger als einer Sekunde mehrfach von einem
Erdpol zum anderen schicken. Wissenschaftler erzählen uns, dass sich Gedanken
mit Lichtgeschwindigkeit vergleichen lassen; sie reisen mit einer Geschwindigkeit
von 300.000 Kilometern pro Sekunde.
Unsere Gedanken reisen 930.000 Mal schneller als der Klang unserer Stimme.
So großartig oder schnell ist keine andere uns bekannte Kraft oder Macht im
Universum. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Bewusstsein eine Kraftbatterie ist, das größte uns bekannte Element.
Diese Kraft ist grenzenlos. Ihre Denkfähigkeit ist unerschöpflich und dennoch
gibt es nicht einen von tausend, der sich dieser Fähigkeit bewusst ist. Unsere
Denkfähigkeit entscheidet über unsere Lebensweise. Wer denken kann, entwickelt
eine Macht, die in der Nähe und in der Ferne kreist, und diese Macht baut eine
Schwingung auf, die immer individueller wird, je mehr er sie entwickelt. Unsere
Gedanken wirken sich auf unser Wohlbefinden und manchmal auch auf andere,
an die wir denken, aus.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Die Beschaffenheit der Gedanken, die wir aufzeichnen oder üblicherweise denken,
zieht dementsprechende Bedingungen an.
Wenn wir den Gedanken an Erfolg aufnehmen und im Bewusstsein halten, werden entsprechende Gedankenelemente angezogen, denn „Gleiches zieht Seinesgleichen an“. Wir werden geistig zu universellen Gedankenströmen des Erfolgs
hingezogen und diese Gedankenströme des Erfolgs gibt es überall um uns herum.
Auf der seelischen Ebene nehmen wir mit ähnlich denkenden Bewusstseinen
Kontakt auf und später gelangen solche Bewusstseine in unser Leben. Deshalb
helfen erfolgsorientierte Menschen dem Erfolg, damit er zu ihnen kommen kann.
Das ist die Grundlage eines erfolgreichen Lebens.
Das Gesetz des Bewusstseins ist in ständiger Aktion und wirkt in zwei Richtungen.
Menschen, deren Denken auf Misserfolg, Scheitern und Armut ausgerichtet ist,
bewegen sich auf solche Bedingungen zu und ziehen wieder andere Personen
an, die Misserfolg und Armut akzeptieren.
Auf der anderen Seite zieht ein auf positive Umstände, auf Erfolg und Überfluss
ausgerichtetes Denken wieder Fülle und Wohlstand an.
Der Inhalt des Bewusstseins nimmt in der äußeren Form Gestalt an!
Manche sind der Meinung, dass wir es mit zwei Kräften zu tun hätten, das heißt,
dass wir das Gute anziehen und das Schlechte abwehren müssten. Doch das
ist nicht richtig!
Wenn uns zum Beispiel kalt ist, arbeiten wir nicht mit Kälte und Wärme zugleich,
um mehr Wärme zu erhalten. Wir machen eine Heizung an und genießen die
davon ausgehende Wärme. In dem Maße, in dem sich mehr Wärme aufbaut,
verschwindet die Kälte, da Kälte die Abwesenheit von Wärme ist. Um Wärme zu
verspüren, konzentrieren wir uns auf Dinge, die Wärme erzeugen. Wir ignorieren
die Kälte und erzeugen Wärme.
Wohlstand und Armut sind nicht Zweierlei. Sie sind nur zwei Seiten ein und derselben Sache. Es handelt sich nur um eine einzige Macht, welche entweder richtig
oder falsch benutzt wird. Wir können nicht an Wohlstand denken und uns über
abträgliche Bedingungen beschweren, welche augenscheinlich vorhanden sind.
Wenn wir an Wohlstand denken, wird sein Gegenstück - der Mangel - absorbiert
werden und verschwinden.
Unser gesamtes Denken muss immer auf das Gewünschte ausgerichtet sein; nur
so kann unser Wunsch erfüllt werden. Es geht nicht darum, zwei verschiedene
Kräfte zu manipulieren, und auch nicht um gut oder schlecht, richtig oder falsch,
Wohlstand oder Armut, sondern um die Beachtung des Gesetzes des Guten.
Indem wir uns auf das Gute einstimmen, ziehen wir das Gute an!
Die Macht des Unterbewusstseins ist ständig am Erschaffen; sie ist wie ein
fruchtbarer Mutterboden. Der Natur ist es egal, ob Unkräuter oder Blumen
erzeugt werden sollen. Sie sorgt in beiden Fällen dafür, dass der Same wächst.
Für beide Pflanzen wird dieselbe Energie verwendet und dies gilt auch für den
Bereich des Unterbewusstseins. Das Unterbewusstsein erschafft sowohl Gutes
wie Schlechtes. Wie das Ergebnis aussehen soll, hängt von Ihren Ideen ab.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Ein Farmer in Nebraska, der einige Jahr zuvor von einer kleinen Farm in Pennsylvanien gekommen war, konnte sich nicht daran gewöhnen, einen Mähbinder
zu verwenden. Das ist ein landwirtschaftliches Gerät, das für das Ernten und
Bündeln von Getreide zu Garben eingesetzt wird. Er war an die alte Handgabel
gewöhnt und band das Getreide von Hand zusammen. Immer wieder erzählte
er seinen Freunden: „Dieser Binder macht mich noch ganz verrückt“. Sich auch
nur auf ihn zu setzen, versetzte ihn in Angst.
Eines Tages, als ich dort war, gingen seine Pferde mit ihm durch und er wurde
auf das Gerät geschleudert. Wie bei Hiob, kamen seine Ängste über ihn. Es
dauerte nur wenige Jahre, bis seine Ängste, die er in seinem Unterbewusstsein
abgespeichert und akzeptiert hatte, Wirklichkeit wurden.
Unsere Ängste können so großen Schaden anrichten, dass wir sehr sorgfältig
darauf achten solten, was wir befürchten und worüber wir uns sorgen! Vor einigen
Jahren wurde dieses Land von einer Grippeepidemie befallen und viele starben
daran. Eine Zeitung berichtete in großen Lettern: „Kein Angst vor der Grippe!“
Der Artikel stammte von einem örtlichen Arzt, der erklärte, dass die Angst der
größte Feind der Menschheit sei und dass sie den geistigen Widerstand eines
Menschen brechen könnte, wodurch er für die Krankheit anfällig würde. Die
Welt erkennt immer mehr, dass wir Ängste ausschalten müssen; andernfalls
riskieren wir, dass sie über uns kommen!
Was wir in unser Unterbewusstsein lassen, muss zwangsläufig wachsen! Warum
geht jemand in seinen Garten und jätet das Unkraut? Weil dieser Mensch weiß,
dass die Unkräuter ansonsten alle übrigen Pflanzen überwuchern und ersticken
werden.
Falls uns eine bestimmte Situation das Leben schwer macht, müssen wir eventuell Hand anlegen und die Unkräuter herausreißen. Dabei ist es wichtig, dass
wir uns vor Augen halten, dass diese Situation die Wirkung ist, die wir sehen;
sie ist nicht die Ursache.
Graben Sie tief in Ihren geistigen Lagerstätten und machen Sie die Ursache
ausfindig! Wenn Sie selbst es nicht können, gibt es andere, die dazu in der Lage
sind. Dann entfernen Sie die Ursache, indem Sie an ihre Stelle den richtigen
Gedanken setzen!
Falls die Ursache eine Angst ist, ersetzen Sie sie durch Mut.
Sollte die Ursache ein Gedanke an Krankheit sein, ersetzen Sie ihn durch einen
Gedanken an Gesundheit.
Handelt es sich um eine Beschränkung, so denken Sie an Optionen und Überfluss.
Ersetzen Sie die Unkrautgedanken und sie werden eines natürliches Todes sterben, weil sie nicht mehr gepflegt werden.
Solange wir zulassen, dass uns etwas real erscheint, versorgen wir es mit Energie.
Wir verhätscheln es. Wir füttern es. Wir halten es am Leben. Wir glauben daran,
ob uns das gefällt oder nicht. Und so kann es nicht ausbleiben, dass diese Sache
immer größer wird und entsprechend dem gepflanzten Samen wächst.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Als ich auf der Hochschule war, wurde mehrere von uns einmal auf eine schikanierende Feier mitgenommen. Es handelte sich um eine bruderschaftliche Sache,
welche als eine Art Einweihung gedacht war.
Als die Reihe an meinem Kumpel war, sagten sie ihm, dass sie sein Hemd herunterreißen würden. Sie verbanden ihm die Augen und wollten ihm die Initialen der
Bruderschaft einbrennen. Dies taten sie mit dem heißem Talg einer brennenden
Kerze.
Sie werden wahrscheinlich wissen, dass Talg, der von einer Kerze tropft, nicht
brennt, zumindest hat er mich nie gebrannt. Aber mein Kumpel war so aufgeregt
und nervös, dass er wirklich dachte, man würde ihm mit einem heißen Brandeisen
etwas auf den Rücken brennen.
Nachdem wir wieder auf unserer Bude waren, bemerkte ich auf seinem Rücken
einen perfekten Buchstaben so, als ob er mit einem heißen Brandeisen eingebrannt worden wäre.
Der Mensch kann seine Gedanken der formlosen Substanz einprägen und durch
sein Denken dafür sorgen, dass das Gedachte verwirklicht wird. Mein Kumpel
glaubte daran, dass ihm wirklich etwas eingebrannt würde und aufgrund dieses
intensiven Daran-Denkens entstand auf seinem Fleisch eine Narbe, die zwei Tage
lang blieb.
Der Mensch ist ständig am Denken. Er kann sein Denken verändern, aber es
kann nicht damit aufhören. Diese Denkfähigkeit durchfließt ihn wie die Luft, die
er atmet.
Das Problem des Menschen liegt somit darin, diese Denkfähigkeit in konstruktive
Ausdruckskanäle zu lenken. Es ist eine wissenschaftliche Tatsache, dass keine
Macht wirken kann, ohne irgendeine Wirkung zu erzeugen und durch das bloße
Denken sind wir ständig dabei, Wirkungen zu erschaffen. Diese Wirkungen sehen
wir im täglichen Leben.
Wenn unsere Gedanken ziellos und unausgereift sind, erschaffen wir uns Leid
und Verwirrung. Das ist irregeleitete Energie.
Wenn elektrische Energie irregeleitet und unkontrolliert wirken kann, kommt es
zu Blitzen, einer sehr zerstörischen Wirkung. Dieselbe Macht kann jedoch auch
für Gutes und Nutzbringendes eingesetzt werden.
Die erste Fragen auf unserem Weg zur Persönlichkeitsentfaltung lauten deshalb:
Werden wir von unseren Gedanken gesteuert oder steuern unsere Gedanken
uns?
Nutzen wir unsere Gedanken konstruktiv?
Benutzen uns unsere Gedanken vielleicht, um weiterhin auf dem Irrweg des
Misserfolgs zu wandeln?
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Jesus sagte: „Suchet zuerst das Reich des Himmels und alles andere wird euch
hinzugeschenkt!“
Der Himmel ist ein Geisteszustand. Deshalb ist der Himmel ein geordneter, disziplinierter und konstruktiver Zustand des Denkens. Um alles zu erlangen, müssen
wir zunächst einen disziplinierten, geordneten und konstruktiven Geisteszustand
erwerben.
Haben Sie Ihren Geist diszipliniert?
Haben Sie einen unersättlichen Appetit?
Neigen Sie zu Überreaktionen?
Machen Sie Ihren Gefühlen durch Ungeduld, Wut, Hass, Stolz, Neid, Dünkel, Lügen,
Unehrlichkeit und dergleichen Luft?
Falls solche Dinge Ihre Gedanken steuern, halten sie das Gute von Ihnen fern
oder verzögern es zumindest.
Alles, was uns beherrscht, macht uns zu seinem Sklaven. All unsere Schwächen
und Mangelerscheinungen beruhen auf einem Einfluss, der uns blind macht
und das von uns fernhält, was wir ganz natürlich erhalten könnten, wenn unser
Bewusstsein frei wäre, diese Dinge zu erhalten.
Da der Mensch ein Geschöpf der Natur ist, ist er mit der Macht ausgestattet, all
diese Fehler und üblen Kräfte zu überwinden. Diese Macht wirkt unfehlbar. Wenn
sie richtig genutzt wird, kann der Mensch jede Prüfung bestehen.
Die Natur kennt keine unlösbaren Probleme. Ihre Abläufe unterliegen immer dem
Gesetz der Ordnung und Disziplin. Der Mensch kann es ihr gleichtun.
Doch die Natur kennt auch kein Wenn und Aber; sie wirkt gesetzesmäßig. Wenn
ein Stein hochgeworfen wird, fällt er wieder herunter. Das Gesetz sorgt dafür.
Unsere Gedanken wirken mit derselben Präzision. Das Unterbewusstsein ist die
Quelle und Ursache für unsere Lebensbedingungen. Also müssen wir dort ansetzen, wir müssen unsere Gedanken neu ausrichten und disziplinieren, um unsere
Angelegenheiten zu stabilisieren. Der Umstand, dass jedes Problem geistiger
Art ist, ist ein weiterer Grund, warum wir lernen müssen, unsere Gedanken zu
steuern, wenn wir in unserem Leben selbst Regie fühlen wollen.
Ist unser Problem wirklich geistiger Art? Gehen wir der Sache auf den Grund!
Wenn wir uns Wohlstand wünschen, stellen wir fest, dass dies weder ein Ort noch
ein Umfeld ist. Wenn dem so wäre, wären alle Menschen in einer bestimmten
Stadt reich und alle Menschen an einem anderen Ort arm.
Der Wohlstand ist auch nicht das Ergebnis des Sparens oder einer Sparsamkeit.
Es gibt viele Geizkrägen, die arm sind und es gibt Leute, die ihr Geld freizügig
ausgeben und reich sind.
Der Wohlstand ist auch nicht an gewisse Sparten geknüpft, denn in allen Sparten und Bereichen gibt es Arme und Reiche. Er ist etwas Geistiges. Etwas im
Bewusstsein des Menschen sorgt für den Wohlstand. Der Wohlstand hängt also
von der Qualität und Art der Gedanken des betreffenden Menschen ab.
Sehen wir uns nun nochmals die Natur an. Wir sehen, dass ihre Bewegungen
sehr geordnet ablaufen. Eine geschnittene Blume verwelkt sehr bald und stirbt,
weil ihr die Quelle ihres Lebens entzogen wurde.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Wenn ein Hund von einem Scheunendach herunterspringt, landet er brüsk und
zieht sich Schmerzen zu. Der Instinkt warnt ihn davor.
Brüllt der hungrige Löwe im Dschungel, wenn er auf der Suche nach Beute ist?
Der Instinkt sagt ihm, dass er sich ruhig verhalten soll.
Haben Sie schon einmal eine Katze beobachtet, wie sie stundenlang auf die Maus
warten kann? Das sind Beispiele für ein geordnetes Verhalten, welche das Tier
instinktiv annimmt.
Diesen Instinkt muss sich auch der Mensch aneignen. Das ist die geordnete
und konstruktive Vorgehensweise. Eine ungeordnete Methode wäre destruktiv
und negativ.
Der Mensch muss sich so an den Erfolg oder an ein lohnenswertes Unterfangen
anschleichen wie der Löwe seiner Beute nachstellt. Er muss sich heranarbeiten,
er plumpst nicht auf den Erfolg auf.
Zu brüllen und zu schreien, ist nicht genug. Dollar-Vögel werden nicht vor Schreck
aus den Bäumen fallen, sondern wahrscheinlich das Weite suchen.
Wenn unsere Ideen geordnet sind, haben wir sie unter Kontrolle. Dann sind unsere Gedanken so arrangiert, dass sie wie eine Einheit zusammenwirken. Jede
Ausdrucksform unseres Bewusstseins muss so kontrolliert sein, dass jeder
gedankliche Prozess geordnet abläuft.
Jedes Verhalten ist das Ergebnis des Denkens. Es entscheidet über die Lebensbedingungen und um bessere Lebensbedingungen zu erreichen, müssen wir bei
den Gedanken ansetzen und zuerst diese ordnen. Wir wollen zwar das Beste im
Leben, aber wir wissen nicht, wie wir richtig denken sollen. Die meisten Menschen
haben ein Wirrwarr von Gedanken; sie haben keine klare geistige Struktur. Falls sie
doch eine geistige Struktur haben sollten, richten sie ihre täglichen Bemühungen
nicht danach aus. Das Denken läuft überwiegend chaotisch und ungeordnet ab.
Enttäuschungen und Misserfolge halten sich deshalb immer in der Nähe auf, weil
diese Menschen von Unentschlossenheit geplagt werden.
Wir ziehen nur das an, was wir denken oder erschaffen. So lautet das Gesetz
des Denkens.
Um Erfolge zu erreichen, müssen wir sie denken, daran arbeiten und dazu werden. Um voranzukommen, müssen wir uns darum bemühen. Um glücklich zu
werden, müssen wir unser Leben nach dem Gesetz der Harmonie und Ordnung
ausrichten. Um uns über Beschränkungen zu erheben, müssen wir unser Denken
aufbauend gestalten.
Wenn ein Mensch einen Berg erklimmen will, bleibt er nicht am Fuße des Berges
sitzen und betet zu Gott, damit ihn dieser auf den Gipfel bringe oder ihm Flügel
verleihe.
Als erstes wird er sein Denken in Ordnung bringen. Er fasst den Entschluss,
diesen Berg zu besteigen und dann fängt er damit an. Er setzt einen Fuß vor
den anderen und richtet seinen Blick unbeirrt auf den Gipfel. Vielleicht findet er
unterwegs einen besseren Weg, vielleicht muss er Umwege machen, vielleicht
muss er kurzzeitig auch wieder umkehren, vielleicht stolpert er sogar. Vielleicht
muss er Ruhepausen einlegen und neue Kräfte sammeln, aber er hält seine
Gedanken zusammen und sein Wunsch ist darauf ausgerichtet, zum Gipfel zu
gelangen. Letztendlich wird er es schaffen!
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
21
Eine Frau wollte ihr Haus veräußern. Sie konnte nicht verstehen, wieso ihr die
Antwort verwehrt wurde, denn, wie sie mir sagte, hätte sie viel gebetet.
Ich fragte sie: „Was tun Sie, um mit dem Großen Gebot zusammenzuarbeiten?
Sagen Sie mir doch bitte, was Sie gestern gestan haben!“
Nun, gestern habe sie das Frühstück für ihre Familie gemacht. Dann habe sie
die Kinder in die Schule gebracht. Als nächstes habe sie eine halbe Stunde lang
gelesen. Danach habe sie Mrs. Jones angerufen und länger mit ihr geplaudert,
doch die Unterhaltung sei nicht von Bedeutung gewesen. Dann habe sie begonnen, das Mittagessen zuzubereiten. Nach dem Mittagessen habe eine Nachbarin
herübergerufen und sie hätten eine Stunde lang am Zaun gestanden, um über
dies und das zu reden.
„Aber“, wollte ich wissen, „was haben Sie denn dazwischen gemacht?“ „Ach ja“,
meinte sie „ich war die ganze Zeit über beschäftigt. Es war immer irgendetwas
zu tun. Hausarbeit hat mir jedoch noch nie Spaß gemacht.“
Wo lag ihr Fehler?
Zum einen fehlte es ihr an geistiger Disziplin, außer wenn sie von anderen verlangt
wurde. Verlangt wurde sie von ihrem Gatten und von der Schule, weshalb sie das
Frühstück herrichtete und die Kinder zur Schule brachte.
„Sie haben sich in keiner Weise darum bemüht, das Haus zu verkaufen“, stellte
ich fest. „Sie dachten, dass eine halbe Stunde Rückzug ausreichen würde. Statt
Ihre Zeit und Arbeit zu organisieren, haben Sie das erledigt, was Ihnen gerade
in den Weg kam.“
Sie wurde von ihrer Hausarbeit kontrolliert. Sie kontrollierte weder ihre Zeit noch
ihre Arbeit. Sie erkannte die Wahrheit und ging wieder nach Hause.
Ab diesem Tag teilte sie sich ihre Arbeit geistig ein. Wenn sie mit einer Freundin
oder Nachbarin sprach, dann nur eine gewisse Zeitlang, nicht so, wie es sich
ergab. Jeden Tag plante sie ihre Arbeit so, dass sie dem Hausverkauf wieder
einen Schritt näher kam.
Einige Wochen darauf erhielt ich einen Brief, dem ich entnahm, dass das Haus zu
einem guten Preis verkauft worden sei. Sie fügte hinzu: „Wissen Sie, mittlerweile
habe ich wirklich Spaß an meiner Arbeit entwickelt. Ich erledige jetzt jeden Tag
mehr und bin weniger müde als zuvor. Ich bringe jetzt auch meinen Kindern das
geordnete Denken bei.“
Tun Sie das, was einfach so anfällt?
Planen Sie etwas in den Tag ein, das Sie Ihrem Ziel näherbringt?
Trödeln Sie nur herum oder zählen Sie zu den zielgerichteten Personen?
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Der Vorsitzende einer Autofirma, deren Fahrzeugausstoß letztes Jahr 76.000
Stück betrug, hat dieses Jahr eineinhalb Millionen Autos hergestellt.
Wie hat er das geschafft?
Jeden Tag plante er seine Arbeit sorgfältig so, dass seine Organisation immer
disziplinierter und kooperativer wurde, bis sie schließlich wie eine einzige Einheit
zusammenarbeiten. In einem Interview erklärte er, dass er immer mehr geplant
habe als von der Aufgabe verlangt wurde, damit er stets sichergehen konnte,
dass er sein Ziel erreichen würde.
Unabhängig davon, ob ihm das bewusst war, befand er sich im Einklang mit dem
Gesetz des geordneten Dankens.
Wenn wir Probleme haben, dann deshalb, weil wir unsere Ideen nicht im Griff
haben. Die Natur kennt keine Probleme, weil sie geordnet und diszipliniert vorgeht.
Die Selbstkontrolle besteht aus einer geordneten Ausrichtung der Gedanken.
Was bedeutet das?
Wir beginnen mit einem klar abgesteckten Ziel, denken ständig daran
- nicht nur dreißig Minuten lang - und planen unsere Zeit und Arbeit so,
dass wir ständig auf dieses Ziel hinarbeiten.
Wir füllen unseren Tag mit konstruktiven Aufgaben, so dass für müßige
Plaudereien und Zeitvergeudung kein Platz bleibt.
Diese Entwicklung befähigt uns, dem Erfolg immer näher zu kommen.
Wenn überall Harmonie und Ordnung herrschen, verlieren die Probleme
ihre Verworrenheit und die Rätsel lösen sich auf.
Wissen und Verständnis treten an die Stelle von Ängsten und Unwissenheit, und das bislang Unsichtbare wird sichtbar, das Unbekannte wird
bekannt.
Dann ist das Leben mit seinen Umständen kein Rätsel mehr, sondern eine
klare Interpretation des Gesetz des Denkens. Wir sind das, was wir sind,
aufgrund des Zustands unseres Denkens.
Wir ziehen nur das an, was wir denken und erschaffen!
23
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Kapitel 3
Das Gesetz der Versorgung
„Bittet, so wird euch gegeben,
suchet, so werdet ihr finden;
klopfet an, so wird euch aufgetan.“
Matthäus, Kapitel 7, 7
Der Mensch ist nie zufrieden. Diese Tatsache wird von vielen bedauert, doch Gott
sah nicht vor, dass der Mensch ständig zufrieden sei.
Das Gesetz seines Seins ist die ständige Weiterentwicklung, ein fortwährendes
Wachsen und Voranschreiten. Sobald sich ein Gut erfüllt hat, wird der Wunsch
nach einem noch größeren Gut entstehen und sobald ein höherer Zustand erreicht ist, wird ihn eine noch größere Vision veranlassen, neue Ufer zu erkunden.
Das dem Menschen zugedachte wahre Leben ist somit das sich ständig mehr
entfaltende Leben.
Das Gesetz des Guten ist universell, denn ist es nicht so, dass wir in der ein oder
anderen Form alle das GUTE suchen? Wissenschaft und Logik sagen uns, dass
das Universum mit der Grundsubstanz für jedes vorstellbare Gut gefüllt ist und
dass der Mensch einen Anspruch auf eine ständig größer werdende Versorgung
mit jedem von ihm gewünschten oder benötigten Gut hat. Wir glauben deshalb,
dass es richtig und gut ist, dass sich der Mensch alle seine reinen Wünsche und
Sehnsüchte erfüllt.
Hier ist die Erläuterung des Gesetzes, wie es uns von Jesus gegeben wurde:
„Darum sage ich euch:
Alles, worum ihr betet und bittet,
glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt,
dann werdet ihr es bekommen“.
Jeder Mensch wendet dieses Gesetz in einer oder mehrer seiner Phasen bewusst
oder unbewusst an. Es funktioniert universell und in allen Lebensbereichen. Ein
jeder von uns zieht Tag für Tag die am meisten ersehnten und erwarteten Dinge
in sein Leben; dabei kann es sich um gute oder um schlechte Dinge handeln, das
Wirkungsprinzip bleibt jedoch immer dasselbe.
Da wir jedoch mehr Gutes und weniger Schlechtes anziehen wollen, ist es notwendig, dieses Gesetz eingehender zu studieren und besser zu verstehen. Nur
so können wir unser Denken unmittelbarer danach ausrichten und aufgrund
der bewussten und intelligenten Anwendung seiner Macht größere Segnungen
erfahren.
Wir hören allenthalten, dass Gott unser Urquell ist, und wenn wir uns diese
Aussage näher ansehen und unsere Versorgung zum Urquell zurückverfolgen,
können wir nicht anders, als diese Aussage zu bestätigen. Gar mancher hat
jedoch das Problem, dass er das Geschöpf - und nicht den Schöpfer - als seine
Versorgungsquelle betrachtet. Wir glauben also nicht wirklich, dass Gott unsere
Versorgungsquelle ist. Zwar akzeptieren wir diese Aussage theoretisch, jedoch
mit Vorbehalten.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Vielen Menschen fällt es schwer, etwas zu glauben, das sie nicht sehen können.
Es ist wesentlich leichter für sie, das zu glauben, was sie durch das physische
Auge sehen können.
Es stellt sich also die Frage:
Was kommt zuerst? Das Sehen oder das Glauben?
Wenn wir die Fakten studieren, gelangen wir zu dem Schluss, dass das Glauben
zuerst vorhanden sein muss. Das Gesetz beruht auf dem Glauben, der seinerseits
unser Sehen bestimmt.
Es gab eine Zeit, in der die Menschen an die Magie glaubten. Sie dachten, dass
materielle Dinge aus dem Nichts heraus erscheinen könnten. Sie dachten auch,
dass man Dinge verschwinden lassen könne, so dass nichts davon übrig bliebe.
Die Wissenschaft hat diese Vorstellungen seit langem widerlegt. Wir sprechen
hier natürlich nicht von Taschenspielertricks oder optischen Illusionen.
Nichts kann niemals etwas werden.
Etwas kann niemals nichts werden!
Die Substanz kann auf unzählige Arten verwandelt, jedoch niemals zerstört
werden.
Wenn wir zum Beispiel eine Eichel in den Boden pflanzen, wird sie sich zu einer
Eiche auswachsen. Jedes Jahr wird der Baum im Frühjahr Blätter treiben und
im Herbst wieder abwerfen. Die auf die Erde fallenden Blätter werden Teil der
fruchtbaren Erde. Der Baum lebt hundert Jahre, stirbt, fällt um und verrottet.
Dieses verfaulte Holz wird nach und nach wieder Teil der Erde und härtet zu Torf
und Kohle aus. Die Kohle wird abgebaut und als Brennstoff ins Haus gebracht.
Dort wird sie zu Asche verbrannt und die abgegebenen Hitzeeinheiten dienen
zum Beheizen der Räume. Die Asche wird wieder auf die Erde geschüttet und
dient als Nahrung für den Erdboden, wodurch wieder ein anderer Same gedüngt
wird und mit der Zeit ein weiterer Baum wächst.
Anhand des Zyklus der Substanz eines Baums können wir sehen, dass sich die
Form mehrfach verändert. Wir sehen, dass sie Gase, Hitzeeinheiten und diverse
Chemikalien abgibt; wenn wir all dies genauestens messen könnten, würden wir
jedoch feststellen, dass nicht der geringste Teil verloren geht. Die gesamte Versorgung, die von Anfang an bestand, ist immer noch vorhanden und wird immer
vorhanden sein, denn nichts wird jemals vergeudet oder geht verloren. Einen
Versorgungsmangel kann es niemals geben!
Dass manche Menschen den Überfluss um sie herum nicht sehen können
und ihn folglich auch nicht genießen können, ist der Beweis dafür, dass sie das
Große Gebot nicht verstanden haben und es nicht anwenden. In ihrer Blindheit
behaupten sie, dass es Fülle und Überfluss nicht gäbe, und durch ihre Augen
betrachtet, haben sie recht.
Sobald sie aber lernen, mit dem inneren Auge zu sehen, werden sie andere
Dinge erkennen.
Es gibt eine Phase des Großen Gebotes, welche als Nachfrage und Angebot
bekannt ist. Diese gilt für alle Bereiche des Lebens. Vor vielen Jahren hatte sich
Thomas Edison seiner bedient, als er die erste Glühbirne erfand. Doch wurde
seine wesentlich besser leuchtende Kohlefadenlampe sofort als neue Beleuchtungsmöglichkeit akzeptiert? Viele Leute hielten sie für lächerlich und fanden sie
viel zu teuer.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Diese Leute blieben weiterhin bei ihren Kerzen, Öllampen und einige wenige auch
bei den Gaslampen. Das reichte ihnen.
Es dauerte also seine Zeit, bis die Allgemeinheit aufgeklärt genug war, um die
Vorteil des elektrischen Stroms gegenüber den bisherigen Beleuchtungs-, Heizungs- und Antriebsmöglichkeiten zu erkennen. Erst als die Leute von dieser neuen
Kraft überzeugt waren, investierten sie in ihre Zukunft, bauten Kraftwerke, setzten
Strommasten und zogen Drähte zwischen den Fabriken und Wohnhäusern.
Wie kam all dies zustande?
Als eine Nachfrage nach dem elektrischen Strom bestand, wurde auch das
Angebot geliefert.
Wo kam all dies her?
Aus der Erde, aus der Luft, aus Wasserkraft, Dampfkraft, Gas, Öl und unzähligen
weiteren Quellen. Es kam direkt aus der Natur, deren Voraussicht diese Materialien in der Erde geschaffen hatte.
Einst waren unsere Vorväter auf der Höhe der Zeit, als sie in der Kutsche fuhren oder auf einem Pferd ritten. Es ist noch nicht so lange her, dass jemand als
besonders fortschrittlich galt, wenn er ein paar schnelle Pferde und eine mit
Gummireifen versehene Victoria-Kutsche mit zwei Sitzplätzen und Faltdach sein
eigen nennen konnte.
Wo sind diese Dinge jetzt?
Sie gehören der Vergangenheit an. Man erinnert sich kaum noch an sie. Sie
wurden vom Automobil abgelöst.
Wie kam dies?
Als die Nachfrage nach einer schnelleren, bequemeren und luxuriöseren
Transportmöglichkeit entstand, erwuchs aus dieser Notwendigkeit eine Idee.
Ein Mensch dachte sich eine pferdelose Kutsche aus. Er arbeitete einen Plan
aus, entwickelte ihn langsam und erzog die Öffentlichkeit so, dass sie dieses moderne Transportmittel akzeptierte. Ein einziger Mann träumte davon, dass die
Welt auf Rädern rollte und baute ein Fahrzeug, dass sich der Normalverdiener
leisten konnte.
Heute ist das Automobil ein so bedeutender Faktor im Leben des Menschen,
da wir uns fragen, wie die Menschheit ohne dieses Gefährt überhaupt zu Fortschritten im Stande war.
Immer, wenn der Mensch etwas Bestimmtes im Leben brauchte, wurde ihm zuerst eine Idee eingegeben. Er wurde inspiriert, um diese Idee weiterzuentwickeln
und sie dann zu materialisieren, indem er einen Klumpen Lehm oder ein Stück
Metall in eine brauchbare Form verwandelte.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Warum gaben sich die Menschen so lange mit Pferdegespannen zufrieden und
konnten sich nicht für das Auto begeistern?
Weil sie es sich nicht vorstellen konnten.
Ihr Bewusstsein war nicht darin geschult, so etwas zu verlangen.
Gab es auch früher schon die Versorgungsmöglichkeiten, um ein solches Gefährt
zu bauen? Ja, genauso wie heute.
Es war also nicht Gottes Versäumnis, dass die Menschheit so spät zum Auto
fand. Es war das Versäumnis des Menschen, weil er so lange brauchte, um diese
Notwendigkeit zu erkennen.
Solange es keine Nachfrage gibt, gibt es auch keine Hinweise auf Versorgungsquellen. Unsere Vorfahren, deren Bewusstsein auf Pferd und Kutsche eingestellt
war, konnten das neue Verkehrsmittel erst anziehen, als ihr Bewusstsein groß
genug wurde, um sich die Notwendigkeit eines Automobils vorzustellen.
Das Geheimnis des Großen Gebotes liegt im Bewusstsein des Menschen. Das
Leben eines Menschen besteht nicht aus dem Überfluss der Dinge, die er besitzt,
sondern aus dem Bewusstsein dessen, was er hat.
Der Mensch besitzt die ganze Welt und all ihre Reichtümer, aber er kann nur
das genießen, was er mit seinem Bewusstsein erkennen kann.
Ich las einmal eine Geschichte über einen Mann, der außerhalb von Pittsburgh
wohnte und eine kleine Farm mit Milchwirtschaft betrieb. Tagein, tagaus arbeitete
er, um für sich und seine Familie einen mageren Lebensunterhalt zu verdienen.
Eines Tages spazierten mehrere Männer, die ein benachbartes Grundstück
vermessen hatten, über seine Weide. Als sie an einem Wasserlauf vorbeikamen, bemerkte der Farmer, dass sie stehen blieben, sich niederknieten und den
abgelagerten Schlamm studierten. Einer der Männer nahm etwas Wasser in
seine Hand und trank es offensichtlich. Ein anderer goss etwas Wasser in einen
Behälter, den er an seinem Gürtel trug. Der Farmer war verwundert. Wie konnte
sich jemand für so etwas interessieren? Nicht einmal die Rinder interessierten
sich dafür, denn sie drückten den Schlamm beiseite, wenn sie tranken.
Ein paar Wochen später meldete sich ein Mann und bot einen außergewöhnlichen Preis für die Farm. Der muss verrückt sein, dachte sich der Farmer. Das
erwirtschaftet er nie und nimmer heraus! Er selbst wusste doch am besten, dass
diese Farm nichts abwarf.
Er nahm das Angebot freudig an und verkaufte die Farm. Dann zog er nach Kanada, wo er einen Bruder hatte, und kaufte sich dort eine neue Farm.
Es dauerte nicht lange, bis einige neumodische Apparate auf der Farm aufgestellt
wurden und rasch machte das Wort die Runde, dass man Öl gefunden habe. In
wenigen Jahren brachte diese nicht mal 100 Morgen große Farm den neuen
Besitzern Millionen von Dollar ein. Der Farmer blieb arm und musste weiterhin
hart arbeiten, weil er nur wusste, wie man an der Oberfläche kratzte und das
Feld bestellte. Die Natur bot diesem Mann einen unvorstellenbaren Überfluss,
aber er konnte ihn nicht erkennen. Für ihn bestand die Farm nur aus Steinen
und Dreck.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Das Große Gebot kann nichts dafür, dass der Mann arm blieb und sich abmühen musste.
Solange sich der Mensch mit einem mageren Lebensunterhalt zufrieden gibt
und nur Kampf, Schufterei und Begrenzung sieht, wird er immer arm bleiben!
Wir dürfen nicht darüber grübeln und uns sorgen, wo der nächste Dollar herkommen soll! Dies würde die uns zur Verfügung stehende Versorgung einengen.
Sorgen neigen dazu, das freie Fließen der Substanz zu behindern, unabhängig
davon, ob dieser Fluß groß oder klein ist. Statt uns von unseren Begrenzungen
zu befreien und unsere Lebensbedingungen zu verbessern oder die Versorgung
zu vergrößern, ziehen sie uns noch tiefer in Zweifel und Ängste hinein.
Wir erwarten dann nicht mehr, dass mehr nachfließt, sondern werden immer
verspannter und verängstigter, wodurch wir immer weniger erhalten. Statt unser
Denken zu verkrampfen, müssen wir uns entspannen und erweitern. Wir müssen
unserem Bewusstsein ein größeres Denken angewöhnen. Sobald wir an mehr
Wohlstand denken können, werden wir auch mehr erhalten.
Das heißt nicht, dass dem Ingenieur Reichtum vorbestimmt sei, während der Farmer arm bleiben müsse. Es gibt arme Ingenieure und es gibt reiche Farmer.
Nicht der Beruf entscheidet über den Reichtum, sondern die Nachfrage, die wir
für unseren Beruf schaffen. Je mehr Überfluss wir bei dem erkennen, was wir
bereits haben, umso größer wird auch unser Denken und umso mehr erhalten
wir künftig. Das ist das Grundprinzip des Großen Gebotes.
Der Magnet ist nicht aus sich heraus aufgeladen, sondern musste erst von jemandem, der etwas von der Wirkungsweise des Magneten verstand, elektrisch
aufgeladen werden. In der Hand eines Unsachkundigen hat der Magnet nicht viel
Wert, aber einem ausgebildeten Ingenieur kann er wertvolle Dienste leisten und
er kann eine große Anziehungskraft werden.
Ebenso kann der geistige Magnet eines Menschen eine starke Anziehungskraft
werden, falls dieser Mensch von jemandem, der bereits ein tiefes Verständnis
des Großen Gebotes besitzt und ihm zu einen guten Start verhelfen kann, Hilfestellung erhält.
Natürlich kann der geistige Magnet mit aufbauenden Gedanken aufgeladen
werden, es wird jedoch seine Zeit dauern, bis diese ihre Wirkung entfalten, und
der Neuling, dem es noch an Ausdauer fehlt, kann allzu leicht entmutigt werden,
bevor die Arbeit abgeschlossen ist.
Ich plädiere immer dafür, lieber mit einem guten Starthelfer auf den richtigen
Weg gebracht zu werden, statt den langsameren und mühsameren Weg der
Selbstschulung einzuschlagen. Dann wird die Studentin oder der Student in dem
Wissen, dass das Große Gebot funktioniert, raschere Fortschritte erzielen.
Alle Armut auf dieser Welt erwächst aus einem Mangelbewusstsein, sei dieses
kollektiver oder individueller Art. Warum leiden Millionen von Menschen Mangel
und weitere Millionen verhungern? Viele dieser Betroffenen haben ihr Leben lang
nie eine satte Mahlzeit erhalten.
Sicherlich nicht deshalb, weil die Natur die Bedürfnisse dieser Menschen unterschätzt hätte. Auch Nahrungsmangel auf dieser Welt ist nicht der Grund, sondern
die Vision dieser Menschen wurde auf eine solche Armut begrenzt.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Fragen Sie einen Landwirt nach seinen Feldfrüchten. Er wird Ihnen erzählen, dass
das Problem nicht Mangel, sondern Überproduktion sei.
Fragen Sie den Bergmann, egal, ob er Gold, Silber, Diamanten, Kohle oder Eisen
abbaut. Auch er wird Ihnen erzählen, dass das Angebot wesentlich größer als
die Nachfrage ist.
Fragen Sie den Wissenschaftler. Er wird Ihnen erzählen, dass es genügend
Nahrungsmittel gibt. In der Luft gibt es mehr noch unentdeckte Nahrung als wir
je verzehren können.
In einem einzigen Wassertropfen oder in einem Zuckerstück steckt mehr Kraft
als der Mensch braucht.
Das Angebot ist größer als die Nachfrage und die Nachfrage hängt von der
Denkweise des Menschen ab.
Doch bei den meisten von uns ist die Anziehungskraft zu gering, um die Nachfrage
zu decken. Unser Bewusstsein ist wie ein Magnet, der seinesgleichen anzieht.
Ein Magnet kann entsprechend seiner Magnetisierungskraft, die in ihm selbst
erzeugt oder gesammelt wird, anziehen.
Unser geistiger Magnet wird durch unsere Sorgen und Ängste stark reduziert und
das Gute, das zu uns fließt, wird langsam abgewürgt. Wenn unsere geistige Kraft
zu schwach wird, stoßen wir das wenige Gute, das versucht zu uns zu gelangen,
sogar ab. So wie wir einen Magneten mit elektrischer Energie aufladen können,
damit seine Magnetisierungskraft größer wird, können wir auch unser Bewusstsein mit geistiger Energie aufladen, die eine Anziehungskraft entwickelt.
Wie die Natur, müssen auch wir ein Naturgesetz beachten. Die Natur baut nie
etwas bergabwärts, sondern immer aufwärts. Um Wohlstand zu erlangen, können
auch wir - wie die Natur - nicht mit Magie arbeiten. Wir können Gesundheit, Glück
oder Geld nicht aus nichts zaubern. Die Natur macht uns vor, wie wir viel oder
wenig der verfügbaren Substanz in brauchbares Material verwandeln können.
Die verfügbare Substanz ist unser Denken und wir laden unser Bewusstsein mit
aufbauenden Gedanken auf. So wie es uns die Natur aufzeigt, müssen wir immer
nach oben bauen und konstruktiv sein.
Falls sich zum Beispiel eine Drohne in einem Bienenstock entscheiden sollte,
sich von nun an auf ihre Geschwister zu verlassen und nur die halbe Arbeit zu
verrichten, würde Mutter Natur dann zusehen und für diese besondere Biene
eine Teilzeitbeschäftigung auftreiben? Dafür hat die Natur kein Verständnis!
Sie wirkt auf die anderen Bienen, die emsig dabei sind, Honig zu sammeln und
den Bienenstock zu füllen, ein, damit sie ihre Soldaten zur Drohne schicken. Die
Drohne wird höflich hinausbegleitet und zu Tode gestochen. Die Natur vernichtet
die faule Biene.
Falls in unser Bewusstsein Gedanken treten, die nicht voller Stärke und nicht
voll und ganz positiv sind, so müssen auch wir - wie die Natur - das Große Gebot
einhalten und sie zerstören. Wir können es uns nicht erlauben, Halbwahrheiten
oder faulen Gedanken nachzuhängen, weil wir dadurch an Anziehungskraft und
Empfangsfähigkeit einbüßen. Dies ist auch eine gute Stelle, um mit der Bestandsaufname zu beginnen. Wir sollten unsere Gedanken durchsieben, und die starken
Gedanken von den Drohnengedanken trennen. Die Drohnen müssen hinausgezerrt und vernichtet werden; lassen Sie sie nie mehr herein!
29
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Als nächstes müssen wir unser Denken sorgfältig vor jedem weiteren schwachen
Gedanken schützen, damit sich solche schwächende Gedanken weder bewusst
noch unbewusst hereinschleichen können, um mit den anderen, die auf Gutes
ausgerichtet sind, ihr böses Zerstörungsspiel zu treiben!
Eines Abends im Herbst suchte mich ein Mann auf und berichtete mir von seinen
Ängsten, die seine Arbeitsstelle betrafen.
Er war seit mehreren Jahren in einem Hotel angestellt und spürte nun zum ersten
Mal die Auswirkungen einer flauen Tourismussaison.
Es wurde gemunkelt, dass die Geschäftsleistung das Haus schließen wolle und
der Belegschaft bis zum Frühjahr komplett gekündigt werden sollte.
Er sagte: „Ich spüre, dass diese Leute wissen, wovon sie reden. Diese Burschen
arbeiten im selben Büro wie der Hotelleiter. Was soll ich Ihrer Meinung nach
jetzt tun?“
„Es gibt eines, was Sie tun können“, antwortete ich. „Gehen Sie wieder an Ihre
Arbeit und erkennen Sie das Große Gebot. Falls das Große Gebot Ihre Versorgung
und Ihre Position bestimmt, kann die Änderung auch nur vom Gesetz kommen.
Wenn Sie dies erkennen und sich diese Tatsache ständig vor Augen halten,
werde ich Ihnen gerne helfen, das Große Gebot in Ihrem Sinne am Wirken zu
halten. Falls das Große Gebot eine andere Position für Sie hat, wird sich Ihnen
eine Tür auftun, bevor die jetzige geschlossen wird. Gehen Sie bitte wieder an
die Arbeit und hören Sie nicht auf die Gerüchte. Überlassen Sie es anderen, sich
verunsichern zu lassen, doch schützen Sie sich vor solchen Angst machenden
Gedanken! Als Beweis für Ihren Glauben und Ihre Zuversicht in das Große Gebot,
sollten Sie Ihre Geschäftsbücher jetzt schon so anlegen, dass Sie von einem
weiteren Geschäftsjahr ausgehen. Gehen Sie davon aus, dass es weitergeht und
erwarten Sie, dass Ihre Arbeit noch mehr und besser wird.“
Das tat er dann. Als sich die Gerüchte verdichteten und Realität wurden, blieb
er standhaft bei seinen Gedanken an mehr Arbeit und mehr Umsatz. Deshalb
wurde er auch in den umsatzschwachen Zeiten weiterbeschäftigt. Er blieb dort,
um die Dinge am Laufen zu halten, und aufgrund der Mehrarbeit und der erhöhten
Verantwortung, die er jetzt hatte, erhielt er eine Gehaltserhöhung.
Hätte er sich von Ängsten leiten lassen und sich Gedanken an Verlust und Mangel
hingegeben, wäre es ihm ebenso ergangen wie den anderen, denen gekündigt
worden war.
Er hat sich nach dem Großen Gebot verhalten und dieses Gesetz schert sich nicht
um Personen. Falls er zugelasen hätte, dass seine auf das Gute ausgerichteten
Gedanken durch Mangelgedanken verwässert worden wären, hätte er seinen
geistigen Magneten geschwächt.
Wie viel und wie inbrünstig wir beten, ist ohne Belang. Erhört werden unsere
Gebete nur, wenn wir mit dem Großen Gebot zusammenarbeiten Das Große
Gebot dient uns in dem Maße, in dem wir ihm dienen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Robert Collier beschreibt in einem seiner Bücher einen Vorfall, der in Chicago
stattfand. Einem jungen Mann, der sich im Aufzug eines großen Geschäftshauses
befand, wurde die Frage gestellt: „Welche Religion haben Sie?“
Er antwortete, ohne zu überlegen: „Sears, Roebuck & Company.“
Heute ist dieser junge Mann einer der Vorstände dieser Gesellschaft.
Warum?
Er bediente sich des Gesetzes der Versorgung insofern, als er ausschließlich
an seine Interessen dachte. Der Erfolg seiner Firma war auch sein Erfolg. Sein
auf das Unternehmen abgestimmtes Interesse versetzt ihn in die Lage, Teil des
Unternehmens zu werden.
Heute sitzt er in einem Ledersessel, hat ein stattliches Büro und ein ansehnliches Gehalt. Falls Sie Versorgung benötigen, ist Ihre Religion dieselbe. Wie bei
diesem jungen Mann, muss Ihr Denken auf Wohlstand ausgerichtet sein. Da
Wohlstand und Versorgung ein und dasselbe sind, müssen Sie, um sich des
Großen Gebotes zu bedienen, an Versorgung denken, über Versorgung reden
und die Versorgung mit jedem Gedanken leben. Durchtränken Sie Ihr gesamtes
Denken mit Wohlstandsgedanken, damit alle Drohnengedanken des Mangels
und Verlustes vernichtet werden!
Verwechseln Sie jedoch nicht Geld mit Versorgung!
Geld ist nur eine der vielen Facetten der Versorgung. Geld ist keineswegs die
Wurzel allen Übels, sondern die Wurzel allen Übels ist die Liebe zum Geld.
Falls Sie sich ausschließlich auf das Geld konzentrieren und alles daran setzen,
um es zu erhalten und zu horten, zwingen Sie das Große Gebot dazu, das übrige
Gut auszuklammern.
Falls Sie sich nur auf einen Teil, und nicht auf das Ganze, konzentrieren, erhalten
Sie auch nur einen kleinen Teil.
Konzentrieren Sie sich jedoch auf das Ganze, so gelangen Sie in den Genuß all
seiner Teile.
Falls Sie Geld lieben und das Große Gebot nur dazu verwenden, um Reichtümer
anzuhäufen, könnten Sie durchaus in den Besitz von Reichtümern kommen, Sie
werden jedoch wesentlich mehr verlieren, so dass Ihr Leben letztendlich leer
und einsam sein wird.
Ich kannte einmal einen Mann, der sich bereits in jungen Jahren vorgenommen
hatte, viel Geld zu verdienen. Er wurde in seiner Heimatstadt sehr einflussreich.
Kurz vor seinem Tode vertraute er einem Freund an: „Ich habe alles getan, um
reich zu werden, aber ich habe die Liebe und Kameradschaft meiner Frau verloren. Ich war meinen Kindern ein schlechter Vater. Ich habe meine Gesundheit
verloren und musste wieder viel Geld ausgeben, um wieder gesund zu werden.
Doch diesmal hat es nicht funktioniert. Ich bin reich geworden, aber ich habe nie
gelernt, wie man lebt.“
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Wenn wir das Große Gebot lieben und es dazu verwenden, um Versorgung zu
erhalten und auf diese Weise nutzen, werden wir all unsere Wünsche erfüllen.
Wir werden lernen, ganzheitlich, frei und klug zu leben und es wird uns an nichts
mangeln. Unser Leben wird so erfüllt sein, wie Gott - das Große Gebot - es vorgesehen hat.
Es mag viele unter Ihnen geben, die sich nach diesen Ideen zu richten versuchten
und die ernsthaft Gedanken an die Versorgung gepflegt oder Affirmationen verwendet haben, und dennoch nur geringe oder gar keine Resonanz erhalten haben.
Das mag darauf zurück zu führen sein, dass Ihre Sinne noch zu stark sind, als
dass sie von Ihrem Bewusstsein gesteuert werden könnten. Für Sie ist es nach
wie vor nötig, zuerst zu sehen, bevor Sie es glauben können.
Sie sind so daran gewöhnt, nur so und so viel Versorgung oder Geld zu sehen,
dass Sie trotz Ihrer Affirmationen weiterhin mehr an das glauben, was Sie sehen,
als an das, was Sie zu denken versuchen.
In diesem Fall sollten Sie sich zunächst darin schulen, Ihre Sinne unter die Kontrolle
der Gedanken zu bringen, die Sie denken müssen, wenn Sie sich im Einklang mit
dem Großen Gebot befinden sollen.
In dem Buch „Das Lebensspiel und seine Regeln“ gibt uns die Autorin, Florence
Shinn, ein klares Beispiel hierfür. Sie erzählt von einem Mann, der auf der Suche
nach einer neuen Anstellung war. Er besaß nur wenig Geld und debattierte mit
sich, ob einen neuen Mantel kaufen sollte oder ob er das wenige Geld besser
nicht anrühren sollte, falls sich die Arbeitssuche länger hinziehen sollte.
Man erteilte ihm den Rat, den Mantel zu kaufen. Es war ein teuerer Pelzmantel.
Seine Barschaft wurde dadurch merklich dezimiert. Doch seine Zuversicht und
sein Selbstvertrauen stiegen dermaßen, dass der neue Arbeitgeber davon angesteckt wurde und ihm eine ausgezeichnete Stelle gab.
Der Mantel half ihm, sich wohlhabend zu fühlen und das Wagnis verbesserte
seinen Mut und seine Zuversicht; das Große Gebot schickte sich deshalb an, die
Nachfrage zu befriedigen.
Falls Sie in eine Situation gelangen, in der Sie sich besser fühlen, wenn Sie einen
Beweis für den Wohlstand sehen, ist es klug, das zu tun, was es Ihnen leichter
macht, Wohlstand anzuziehen. Es ist sicherlich nicht hilfreich, auf Wohlstand
zuzuarbeiten und vor sich einen Stapel Rechnungen oder eine Situation der Begrenzung und des Elends zu haben. Es ist besser, solche Anblicke zu vermeiden
und irgendwo hinzugehen, wo der Anblick mit dem Wunschbild übereinstimmt.
Wenn ich für mich oder andere an Wohlstand arbeite, begebe ich mich in ein
Umfeld, in dem Wohlstand und Schönheit vorherrschen und die Menschen um
mich herum nicht von Finanznöten geplagt werden.
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass Sie jede Form des Guten, welche Sie sich
wirklich wünschen, in Ihr Leben ziehen können, da es der „Wille“ Gottes ist, dass
sie all das Gute erhalten sollen, das Ihnen Glück und Fortschritt beschert.
Jeder Wunsch ist ein Ausdruck des Willens, und Gutes zu erwarten, heißt, Gutes
zu verlangen. Beide sind notwendig, um die Versorgung anzuziehen. Trachten Sie
deshalb danach, Ihren Wunsch auf den Plan Gottes abzustimmen und gehen Sie
davon aus, dass jedes Gut, und nur das Gute, zu Ihnen gelangen kann. Dann kann
nur noch Gutes zu Ihnen kommen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Jeder Mensch hat ein Anrecht auf ein Übermaß an dem von ihm benötigten
Guten. Das ist eine fundamentale Wahrheit. Es ist unrecht, in Armut zu leben,
wenn es mehr als genug für alle gibt! Es ist unrecht, dass ein Angehöriger der
menschlichen Familie großen Reichtum auf Kosten seiner Mitmenschen anhäuft.
Es ist unrecht, in Bedingungen von Krieg und Chaos zu leben, wenn Friede herrschen kann. Es ist unrecht, Schwächere auszunutzen. Es ist unrecht, auf etwas
Gutes zu verzichten, das für die Förderung des Wohlbefindens und des Glücks
des Menschen notwendig ist.
Alles, was nicht zu Zufriedenheit, Harmonie, Wachstum und Zunahme führt, ist
somit unnormal.
Die Natur sah vor, dass die wahren Bedürfnisse des Menschen erfüllt werden
sollten. Nicht seine oberflächlichen Wünsche, welche oftmals nur Impulse sind,
sondern die normalen spezifischen Bedürfnisse des Menschen, welche dann im
Übermaß erfüllt würden, wenn der Mensch in einer innigeren Harmonie mit dem
Grundgesetz der Versorgung leben würde.
Die Natur ist eine ergiebige Produzentin von Segnungen, die sie den Menschen
freizügig anbietet; sie erzeugt stets weitere Dinge für gute und nützliche Zwecke.
Jeder Mensch hat deshalb ein natürliches Anrecht auf eine uneingeschränkte
Versorgung mit jedem Gut, das er nutzen und genießen kann. Aufgrund der
künstlichen Versorgungsmethoden, die dem Menschen beigebracht wurden und
wovon er abhängig geworden ist, hat sich ihm der Blick für die Grundwahrheit,
auf der diese Lektion beruht, verstellt.
Erinnern wir uns zunächst daran, dass die materielle Welt, in der wir leben, eine
Domäne der Wirkungen ist und dass sich hinter jeder einzelnen dieser Wirkungen
eine Welt der Ursachen verbirgt.
Falls Sie sich eine bestimmte Wirkung wünschen, besteht dieses spezifische
„Gute“ in der Welt der Ursachen bereits.
Bedenken Sie bei Ihrem Wunsch nach einer bestimmten Wirkung des Weiteren,
dass dieser Wunsch eine Erscheinung der zugrunde liegenden Ursache ist.
Auf diesem Prinzip beruht unsere Definition des Gesetzes der Versorgung. Wenn
Sie den richtigen Umgang mit ihm lernen, werden Sie von dem gewünschten
Guten immer mehr in Ihr Leben ziehen. Überall auf der Welt herrscht ein allmächtiges Prinzip des Guten. Wir kommen auf unzählige Weisen damit in Berührung.
Jeder Gedanke des Guten ist ein Samenkorn für die Erzeugung von Gutem. Sie
haben Anspruch auf all das Gute, dessen Sie sich bedienen können, und je mehr
Gutes Sie verwirklichen und genießen, umso mehr leben Sie im Einklang mit der
Absicht des allgegenwärtigen Geistes des Guten. Lernen Sie, die Quelle aller
Versorgung anzuzapfen, denn für das Gute, das in Ihr Leben treten kann, gibt
es keine Grenzen.
Im Grunde verkörpert der Mensch jedes Naturgesetz, das sich auf sein höchstes
Wohlbefinden und sein geordnetes Wachstum bezieht. Deshalb ist er von keinem
Wohl, das er für sein Glück oder für seinen Fortschritt benötigt, abgetrennt.
Ob ihm das Benötigte fehlt oder ob er es hat, hängt hauptsächlich davon ab,
wie er seine Intelligenz und Macht nutzt. Je wissender der Mensch wird und je
konstruktiver er seine Mächte nutzt, umso mehr Gutes wird in seiner eigenen
Welt zirkulieren.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Kapitel 4
Das Gesetz der Anziehung
„Wünschen, heißt erwarten.
Erwarten, heißt erreichen!“
Das Gesetz, das der Versorgung in der Welt der Wirkungen zugrunde liegt,
beinhaltet zwei wichtige Phasen:
Zum einen der Wunsch.
Zum anderen die Erwartung.
Diese geistigen Einstellungen bilden eine Anziehungskraft, wobei die Erstgenannte
die positive Phase des Gesetzes und die Zweitgenannte die negative Phase darstellt. Damit die optimalen Ergebnisse erzielt werden können, sind beide Phasen
notwendig.
Die erste Phase des Wunsches beinhaltet einen positiven Anziehungsprozess:
Sobald sich ein Mensch etwas ernsthaft wünscht, baut er eine Kraft auf, die ihn
mit der unsichtbaren Seite des Gewünschten verbindet.
Sofern sein Wunsch wieder schwächer wird oder er seinen Wunsch ändert, wird
diese Kraft wieder abgekoppelt oder verfehlt ihr Ziel.
Falls er seinen Wunsch oder Ehrgeiz jedoch beständig aufrecht erhält, wird das
Gewünschte früher oder später teilweise oder komplett verwirklicht.
Das zugrunde liegende Prinzip lautet, dass Sie sich nur etwas wünschen oder
ersehnen können, das bereits existiert, wenn nicht in Gestalt, so doch zumindest
in der Substanz, und der Wunsch ist die Antriebskraft, über die das Ersehnte in
eine sichtbare Erscheinung oder physische Wirkung gebracht wird.
Es ist sinnlos, sich etwas zu wünschen, wenn Sie nicht gleichzeitig davon ausgehen
- erwarten -, dass Sie es teilweise oder ganz auch erhalten.
Sich etwas zu wünschen, ohne die Erfüllung zu erwarten, ist reine Wunschträumerei. Damit vergeuden Sie lediglich viele wertvolle geistige Energie.
Der Wunsch wird Sie mit der inneren Welt der Ursachen in Berührung bringen
und Sie über unsichtbare Kanäle mit der Substanz des Gewünschen verbinden. Als
nächstes ist eine unablässige Erwartungshaltung notwendig, um das Gewünschte
oder Angestrebte in Ihrem Leben Wirklichkeit werden zu lassen.
Vergleichbar mit Anziehungskraft im physischen Bereich, ist die Erwartungshaltung eine geistige Kraft, die im unsichtbaren Bereich das Gewünschte heranzieht.
Jeder weiß, dass es viele Menschen gibt, die sich etwas wünschen, aber es nie
erwarten und auch keine Anstrengungen unternehmen, um es zu erreichen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Zwar beginnen sie voller Elan und gelangen bisweilen auch auf halbem Weg an
ihr Ziel, doch nicht weiter. Sobald sie lernen, auch die zweite Hälfte des Prozesses
einzuhalten, und erwarten, dass sie das Gewünschte erreichen, werden sich die
meisten ihrer Träume oder Wünsche zuverlässig erfüllen.
Es gibt auch Menschen, die unerwünschte Dinge erwarten, die dann häufig eintreten. Dies belegt, dass die Erwartungshaltung eine starke Anziehungskraft ist.
Erwarten Sie niemals etwas Unerwünschtes!
Wünschen Sie sich grundsätzlich nur etwas, das Sie auch erwarten!
Wenn Sie etwas erwarten, das Sie nicht wollen, ziehen Sie das Unerwünschte
an, und wenn Sie sich etwas wünschen, das Sie nicht erwarten, vergeuden Sie
nur wertvolle geistige Kraft.
Falls Sie andererseits das, was Sie sich unentwegt wünschen, auch erwarten,
wird Ihre Anziehungskraft unwiderstehlich!
Der Wunsch verbindet Sie mit dem Gewünschten und die Erwartung zieht es in
Ihr Leben. Das ist das Gesetz!
Sollten Sie von Armut, Mühsal, Beschränkungen oder anderen Mangelerscheinungen betroffen sein, tun Sie gut daran, dieses geistige Gesetz von nun an zu
beachten. Nach und nach werden Sie in Form von Dingen und Lebensumständen
immer mehr Gutes anziehen.
Glück und Freiheit stehen Ihnen zu. Deshalb sollten wir danach trachten, mehr
über die unsichtbaren Gesetze der geistigen Schöpfung und über die brachliegenden wunderbaren Fähigkeiten in uns zu lernen.
Die Natur verwehrt uns nichts Gutes oder Wünschenswertes; sie hat uns mit
dem geistigen Rüstzeug und mit der inneren Macht ausgestattet, all das Gute zu
erwerben, das ein glückliches und lohnenswertes Dasein gewährleistet.
Erst die Umsetzung erbringt den Praxistest für die Zweckdienlichkeit, denn
bloßes Wissen ist von geringem oder keinem Wert, solange es nicht auch in
der Praxis angewandt wird. Nachstehend eine einfache Einstiegsmethode, um
Ihre Geisteskraft dazu einzusetzen, in Ihrem Leben im Einklang mit dem Großen
Gebot mehr von dem gewünschten Guten zu erhalten:
Erstellen Sie ein klares und eindeutiges geistiges Wunschbild.
Kümmern Sie sich nicht um seine besondere Ausprägung oder darum, auf
welche Weise es zu Ihnen gelangt, sondern wünschen Sie sich schlichtweg
nur das größtmögliche Gute in dieser Richtung.
Bleiben Sie geistig entspannt, lassen Sie keine Gefühle der Besorgnis,
Beklemmung oder Ängstlichkeit aufkommen. Es ist besser, diese geistige
Visualisierung dann vorzunehmen, wenn Sie sich ruhig, ausgeruht und
ausgeglichen fühlen.
Lassen Sie zu, dass sich die Idee oder der Plan für das Gewünschte in Form
eines plastischen inneren Bildes entfaltet, ähnlich wie dies bei einem Film
auf der Leinwand der Fall ist.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Erzwingen Sie geistig nichts; Druck würde nur zu Überlastung und Verwirrung führen.
Je ruhiger und friedlicher Sie sind, umso besser für die Ergebnisse.
Das Wichtigste ist, dass Sie den Gedanken aufrecht erhalten!
Dann versorgen Sie Ihren Wunsch mit einer ruhigen, zuversichtlichen
Überzeugung, dass das Gewünschte sicher eintreffen wird.
Während Sie in dieser Geisteshaltung verbleiben, wird sich das Gewünschte
immer mehr in Ihre Richtung bewegen.
Bei kleineren Dingen - zum Beispiel einer Einladung, einem Buch, einem
Treffen mit einem Freund - kann dies fast sofort der Fall sein, es kann
aber auch schrittweise über längere Zeit zu Ihnen gelangen, wobei die
Klarheit und Intensität Ihrer Anforderung und die entsprechende Form
des Gewünschten eine Rolle spielen.
Bis dahin sollten Sie Ihren gesunden Menschenverstand benützen und die
Ihnen möglichen praktischen Schritte unternehmen, die das Endergebnis
begünstigen. Wer sich nur aufs Sofa setzt und darauf wartet, dass es der
„Herr schon richten“ wird, leistet seinen Beitrag nicht.
„Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, lautet ein geflügeltes Wort. Das eigene
Mittun ist also unerlässlich. Es ist eine Ergänzung des geistigen Schöpfungsprozesses und sorgt für den Ausdruckskanal.
Dann überlassen Sie die Ergebnisse dem Großen Gebot.
Wenn Sie Ihren Beitrag leisten, wird das Große Gebot das Übrige vollbringen.
Wie gut und wie sorgfältig Sie mit dem Großen Gebot zusammenarbeiten, wirkt
sich darauf aus, wie lange es augenscheinlich bis zur Wunscherfüllung dauern
wird. Die Zeit ist etwas vom Menschen Geschaffenes. Die Natur kennt keine Zeit
und reagiert immer in der Gegenwart, im Jetzt!
In manchen Fällen wird das Eintreten der Ergebnisse beinahe geheimnisvoll
erscheinen. Falls ein tiefer und sehnsüchtiger Wunsch nach etwas Bestimmten
vorhanden war, jedoch eine Erwartungshaltung bestand, sorgt die Zutat „Aktion“
oftmals dafür, dass der Prozess zufriedenstellend zu Ende gebracht wird.
In der Tat befinden Sie sich immer auf der richtigen Seite des Großen Gebotes,
wenn Sie die beiden Komponenten „Wunsch“ und „Erwartung“ miteinander verbinden. Sie kooperieren dann mit einer verborgenen Intelligenz, die Sie mit den
praktischen Möglichkeiten für die Wunscherfüllung in Kontakt bringt.
Das diesem Anziehungsprozess zugrundeliegende Prinzip ist ebenso fundiert und
nachweisbar wie jedes anderes wissenschaftliche Prinzip aus der Mathematik.
Wir bedienen uns dieses Prinzips mehr oder weniger jeden Tag, wenngleich meist
unbewusst, und deshalb auf unvollkommene Weise.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Wünschen Sie sich nichts, was rechtmäßig anderen zusteht oder gehört und
wodurch andere eine Entbehrung hinzunehmen hätten.
Wünschen Sie sich nur etwas, das Ihr Leben abrundet und es erfüllter und
glücklicher macht, oder etwas, das Ihnen hilft, anderen bessere und glücklichere
Lebensumstände zu verschaffen.
Achten Sie bei Ihren Anforderungen darauf, dass diese normal sind und bedienen
Sie sich der Intelligenz, mit der Sie Gott ausgestattet hat, um zwischen vernünftigen und unvernünftigen Anforderungen zu unterscheiden
Ihnen ist der Wunsch nach Harmonie, Zufriedenheit und Wohlstand angeboren.
In dem Maße, in dem Sie Ihr Leben im Einklang mit dem Großen Gebot führen, und
in dem Sie aufgrund Ihres zunehmenden Glaubens an die Weisheit der großen
Quelle des Guten ständig davon ausgehen - erwarten -, dass immer mehr Gutes in
Ihr Leben tritt, werden diese Bedingungen immer mehr Teil Ihres Lebens sein.
Das Unterbewusstsein ist ein Magnet und zieht das an, was seinem vorherrschenden Zustand entspricht.
Was wir uns im Unterbewusstsein bildlich vorstellen, was wir erwarten und woran
wir denken, wird vermehrt Dinge und Umstände in unser Leben ziehen, die sich
in Harmonie mit diesen inneren Bildern befinden.
Die Wissenschaft hat den schlüssigen Beweis für die Existenz und ständige Wirkungsweise des Gesetzes der geistigen Anziehung erbracht. Aus diesem Grunde
sollte jedermann umso mehr darauf achten, wie und was er denkt!
Unsere vorherrschende geistige Einstellung ist der Hauptgrund für beinahe alles,
was in unser Leben tritt, und je rascher wir diese Wahrheit erkennen, umso
rascher verbessert sich unser Leben.
Wir müssen vom Wunsch nach Fortentwicklung förmlich durchdrungen sein
und dem Großen Gebot die Chance geben, uns dabei zu helfen. Dann werden wir
in jeder Hinsicht gefödert. Hindernisse werden unsere Erfolgsentschlossenheit
nur stärken. Entmutigungen von anderen Seiten werden uns erst recht zum Ziel
gelangen wollen und eine stärkere Aktivität in uns auslösen.
Wir werden klarer sehen und besser verstehen, dass jede Schwierigkeit eine
Chance zur Weiterentwicklung in sich birgt, und dass jeder Stolperstein ein
Trittstein ist, der uns dem Erfolg näher bringt.
Unsere so genannten Belastungen verlieren an Schwere, weil der Große Geist
in uns unbesiegbar ist, und wenn er durch Wunsch und Erwartung angerufen
wird, wird er zuverlässig mit noch größerer Macht und einer reicheren Intelligenz
reagieren. Auf diese Weise werden unsere Gedanken und Verhaltensweisen in
Bahnen gelenkt, die uns auf die Höhe des Sieges bringen.
Das Gesetz der geistigen Anziehung ist ebenso genau und zuverlässig wie das
Gesetz der Erdanziehung. Es kommt unter anderem in folgenden Aussagen zum
Ausdruck: „Gleich und gleich gesellt sich gern“ oder „Dinge, die demselben Ding
gleich sind, sind einander gleich.“
Die Gedanken und Handlungen der Menschen bringen wieder andere Menschen
zu Ihnen, welche Ihnen vom Typ und von der Art her entsprechen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Da keine zwei Menschen exakt dieselben Gedanken haben, machen zwei Menschen auch nicht haargenau dieselben Fehler, dennoch will ich auf drei Schritte
eingehen, deren Sie sich bedienen können, um Realitäten zu schaffen. Anhand
dieser Empfehlungen können Sie nachvollziehen, wo Sie eventuell einen Fehltritt
begangen haben.
Interesse. Der erste Schritt ist das Interesse. Darunter verstehen wir die besondere Aufmerksamkeit für etwas oder jemanden.
Das Interesse sieht in der Außenwelt das, was in der geistigen Innenwelt bereits
vorhanden ist, zum Beispiel etwas, das Ihnen Freude oder Vergnügen bereitet,
Weisheit oder Zufriedenheit verleiht.
Ich erinnere mich an eine Frau, die mir einmal erzählte, dass sie Krüppel in einer
Menschenmenge schneller als jeder andere entdecken konnte. Sie schien von
Mitlied für diese Personen ergriffen zu sein und körperbehinderte Menschen
schienen ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Der Grund war, dass sie einmal verletzt worden war und einige Monate lang in Gips liegen musste. Die Erinnerung
an dieses Erlebnis war in ihrem Gedächtnis immer noch frisch und sorgte für
das Interesse.
Unsere Interessen sind von Mensch zu Mensch verschieden, da wir nicht daselbe denken. Der eine Mensch hat ein Interesse für etwas, das ein anderer gar
nicht sieht.
Vor kurzem erkundeten meine Frau und ich ein ausgetrockneten Flußbett in der
Wüste. Sie war besonders daran interessiert, helle Steine zu sammeln, welche
Gold, Silber, Kupfer und Eisen enthalten, wie sie hierzulande vorkommen.
Ich jedoch suchte nach Kürbissen, weil ich wusste, dass diese in diesem feuchten
Klima wild wuchsen. Vor allem wollte ich solche, wie sie von den Indianern bei
ihren zeremoniellen Tänzen verwendet werden. Und so spazierten wir nebeneinander her, während sie diese seltenen Steine auflas und ich Ausschau nach
Kürbissen hielt. Die Steine habe ich nicht einmal gesehen und ich sicher, dass
ihr die zahlreichen Kürbisse ebenfalls verborgen blieben.
Obwohl wir denselben Weg gingen, sahen wir unterschiedliche Dinge, weil wir
nach unterschiedlichen Dingen suchten.
Im Leben sehen wir das, was uns am meisten interessiert und gehen an dem,
was uns kaum oder gar nicht interessiert, achtlos vorbei. In dieser einfachen
Angelegenheit machen viele von uns Fehler.
Vielleicht sind wir so interessiert an Dingen, die in keiner Weise zu Wohlstand,
Freude, Erfüllung oder Gesundheit beitragen, dass wir die Wege zu mehr Gesundheit und Wohlstand schlichtweg übersehen. Da wir unser Interesse, sei
es aus Gewohnheit oder aus Unwissen, auf das Niederwertigere lenken, können
wir das uns umgebende Hochwertigere nicht anziehen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Ein junger Mann kam auf mich zu, weil er wissen wollte, wie er seine Einkünfte
steigern könne. Er verdiene nur ein sehr bescheidenes Gehalt und sei damit
unzufrieden.
Er teilte mir mit, dass er Elektriker sei und mehrere Stunden am Tag arbeite.
In seinem Haus fühlte er sich wohl, er hatte Freude an seinem Garten, seinen
Zeitungen und ging ab und zu auch mal unter Leute.
Ich war der Meinung, dass er relativ gut bezahlt würde und sagte ihm dies. Wenn
er sich größere Einnahmen wünsche, so fügte ich hinzu, müsse er seine Interessen beleben und sich ihrer würdig erweisen. Gott füttere die Vögel und liefere
ein Überangebot an Nahrung, aber er lege den Vögeln die Würmer nicht auf den
Schnabel. Der Vogel muss sich zumindest auf Nahrungssuche begeben.
Das gilt auch für uns. Wünschen, Bangen und Beten reichen nicht aus.
Er nahm sich vor, seine Fähigkeiten als Elektriker auszubauen und bildete sich
in der Abendschule fort. Die Zeitungen lies er liegen und nahm sich stattdessen
Bücher und andere Unterlagen vor. Er fing an, sich für das Radio zu interessieren
und war von seinen Möglichkeiten begeistert.
Dieses Interesse brachte ihn in neue Kreise und er konnte eine Stelle bei einer
aufstrebenden Rundfunkgesellschaft erhalten. Es dauerte nicht lange, und er
hatte Freude an dieser neuen Tätigkeit gefunden, die im das Dreifache seines
vorherigen Gehalts einbrachte.
Niemanden trifft die Schuld für sein vormals unausgefülltes Leben, außer diesen
Mann selbst, der es versäumt hatte, seine Interessen zusammen mit seinen
Wünschen auszuweiten.
Es ist so einfach, in ausgefahrenen Gleisen zu verbleiben. Diese Gleise sind
zunächst immer geistiger Art, bevor sie sich auf der materiellen Ebene zeigen.
Die Menschen lassen sich unwissentlich, unbewusst und ziellos in Unglück und
Blindheit hineintreiben.
Eine sehr liebenswerte Damen suchte mich mit einem Problem auf, das schon
manche Frau dazu gebracht hat, aufzugeben und das, was ihr das Liebste war, zu
verlieren. Diese Frau besaß ein nettes Heim, hatte einen fürsorglichen Ehemann,
viele Bedienstete und zwei Söhne, auf die sie stolz sein konnte.
Dennoch fühlte sie sich unglücklich.
Solange ihre Söhne heranwuchsen, widmete sie ihre Zeit der Ausbildung und
Fürsorge der Jungens, doch jetzt hatten sie geheiratet und ihren eigenen Hausstand.
Während sie ans Haus gebunden war, wurde ihr Ehemann immer erfolgreicher.
Dies führte dazu, dass er Clubs aufsuchte, neue Freunde kennen lernte, darunter
auch Damen. Er war beruflich sehr engagiert. Zwar kam er des Nachts nach
Hause, die Wochenenden verbrachte er jedoch auswärts.
Die besagte Dame war derweilen in ihrem großen Haus mit ihren Bediensten,
ausreichend Geld, aber ohne Liebe und unglücklich.
Sie erkannte, dass sie sich auseinanderlebten und ahnte, dass ihr Ehemann bald
die Scheidung einreichen würde. Jetzt brauchte sie eine Lösung.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Nach eingehender Befragung erfuhr ich, dass sie noch einen Funken Interesse
an Kunst und Literatur verspürte. Ich empfahl ihr, dass sie im Sommer eine Auslandsreise unternehmen sollte, um neue Dinge aufzunehmen und den Winter
für Studien einplanen solle.
Sie wurde Mitglied in einem Literaturclub, was ihr sehr gut gefiel. Nach und
nach erarbeitete sie einige kleinere dramatische Stücke, bis eines Tages ihr
Interesse durchbrach, in diesem Bereich mehr zu lernen. Das Haus, das Personal, die Einsamkeit, all das trat angesichts der neuen Leidenschaft zurück.
Kurzum, sie beschäftigte sich schließlich mit Rundfunkarbeiten und wurde ziemlich erfolgreich. Ihre Söhne sind stolz auf sie. Ihr Ehemann wurde wieder auf sie
aufmerksam und das Glück ist vollkommen.
Sie sehen also, dass man Interessen nachgehen muss. Man muss sein Bewusstsein aktiv und rege halten, um seine Attraktivität und Zufriedenheit nicht
zu verlieren.
Unsere höchsten Interessen sollten den Gedanken, und nicht materiellen Dingen, gewidmet sein. Die materiellen Dinge sind lediglich die Medien, durch die
wir unsere Interessen ausdrücken.
Eine starke magnetische Kraft beruht auf einer starken Idee oder einem starken
Grundsatz. Diese Idee, oder dieser Grundsatz, richtet unsere Interessen aus,
was wiederum dazu führt, dass eine innere Attraktivität entsteht.
Eine junge, mir gut bekannte Frau, die ich als Freundin bezeichnen kann, ist kein
schönes Mädchen im landläufigen Sinn, aber äußerst attraktiv.
Sie hat einen großen Freundeskreis und ist überall beliebt.
Eines Tages wollte ich von ihr wissen, worauf sie diese Beliebtheit zurückführe. Sie sagte: „Mein Aussehen kann es nicht sein. Meine Schminkkünste sicher
auch nicht. Aber mir gefallen Offenheit, Wahrheit und Ehrlichkeit.“
Es lassen sich unzählige Beispiele von Männern und Frauen berichten, die es
deshalb zu Erfolg und Ruhm gebracht haben, weil sie nach dem Prinzip des Guten lebten. Wer nach einem solchen Prinzip lebt und es mit Interesse verfolgt
wird nach dem Großen Gebot immer Gutes anziehen!
Aufmerksamkeit. Ein großes Interesse ist jedoch noch nicht ausreichend. Wir
müssen dieses Interesse auch in unsere tägliche Arbeit einbringen. Unsere Aufmerksamkeit muss ein Abbild unseres Interesses sein, und je größer das Interesse, umso intensiver wird auch unsere Aufmerksamkeit ausfallen.
Unsere interessierte Aufmerksamkeit ist es, die aus der Außenwelt Fakten anzieht, die im Bewusstsein gebildet werden. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit
auf unsere Interessen lenken, magnetisieren wir damit unsere Anziehungskraft,
welche vieles vom dem, was unseren Gedanken entspricht, in unser Leben
zieht.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Viele unserer kleinen und eigensüchtigen Neigungen werden durch unsere höheren Interessen absorbiert und wir machen immer bessere Fortschritte, sobald wir unseren Interessen die volle Aufmerksamkeit widmen.
Als ich vor vielen Jahren noch Student an der Universität war, besuchte ich oft
den Bahnhof in Williamsport, wo ein mir bekannter Mann ein Büro hatte und
damals Bahnhofsvorsteher war.
Oft war es schon spät und nach der normalen Arbeitszeit, als ich an diesem
Gebäude vorbeikam und ich bemerkte, dass in seinem Büro immer noch Licht
brannte und dieser Mann an irgendeiner Arbeit saß.
Er schien darin aufzugehen und seine gesamte Aufmerksamkeit galt der Bahngesellschaft. Es gingen mehrere Jahre ins Land und ich konnte miterleben, wie
dieser Mann von einer Position zur nächsten befördert wurde.
Heute ist er der engste Mitarbeiter des Vizepräsidenten der größten Eisenbahn
der Welt. Was immer er tat, erledigte er mit der gesamten Aufmerksamkeit,
die die jeweilige Aufgabe von ihm verlangte, bis sie fertiggestellt war.
Von ihm habe ich erfahren, dass er sich keine Gedanken darüber machte, wann
er die nächste Gehaltserhöhung oder Beförderung bekäme. Er erledigte einfach
nur seine Arbeit und die Verbesserung kam, ohne dass er sich darüber Sorgen
machte.
Ein anderer junger Mann drückte dieses Gesetz vor vielen Jahren aus, als es
andere für unpraktischen Idealismus hielten. Er sagte: „Wer sein Leben retten
will, wird es verlieren. Wenn dich jemand zwingt, eine Meile mit ihm zu gehen,
dann gehe zwei mit ihm.“
Wer Großes erreichen will, muss große Dienste vollbringen. Wer sich an der
Spitze findet, muss sich vom Fuße lösen. Große Gehälter werden denjenigen
bezahlt, die die nicht verlangte zusätzliche Meile gehen und Extraleistungen erbringen.
Wer seine Aufmerksamkeit auf seine Interessen lenkt, wird lohnenswerte Errungenschaften erlangen. Emerson sagte: „Die meisten Menschen sorgen sich
in namenslose Gräber hinein, aber hie und da vergisst sich eine selbstlose Seele
und macht sich unsterblich.“
Vielleicht sagen Sie nun, dass Sie sehr wohl solche Menschen kennen, die Vorteile und Gelegenheiten hatten, um sich ihren Weg machen, aber sie hätten es
nicht geschafft. Sie besaßen zwar Einfluss, Geld und Intelligenz, aber irgendwie
seien sie dann doch hängen geblieben. Zwar verfügten sie über alle materiellen
und physischen Vorteile, um sich den Weg an die Spitze zu bahnen, aber in ihnen
fehlte etwas. Die Quelle und Ursache aller Erfolge liegt tief im Unterbewusstsein
und man muss eine Aufmerksamkeit und sein Interesse zuerst dem Prinzip, und
dann erst der Tatsache widmen.
Was meine ich damit?
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Falls Sie an Rechtschaffenheit glauben, unterstützten Sie das Prinzip der Rechtschaffenheit mit Ihrer gesamten Aufmerksamkeit. Sie richten diese Aufmerksamkeit so aus, dass Sie alles rechtschaffen erledigen und rechtschaffen denken.
Sollte sich Ihnen eine Gelegenheit zum Hintergehen oder Stehlen bieten, bleiben
Sie Ihrem Prinzip treu und verzichten auf dergleichen belanglose Machenschaften.
Anfangs erscheinen sie immer belanglos, doch das ist nur am Anfang so. Diese Belanglosigkeiten wuchern mit krebsartiger Schnelligkeit weiter. Nur selten
sieht man gleich am Anfang, wie sehr es sich auszahlt, seinem Maßstab treu zu
bleiben, doch mit der Zeit sieht man es nicht nur, sondern verspürt auch eine
innere Befriedigung.
Wenn Sie bei Ihren Angelegenheiten Ihrem Prinzip treu bleiben, laden Sie Ihr
Unterbewusstsein mit Rechtschaffenheit auf und es zieht rechtschaffene Bemühungen und dauerhafte Erfolge magnetisch an.
Nehmen Sie sich als nächstes die Wahrheit vor und legen Sie hier denselben
Maßstab an. Die Wahrheit wird so vielfältig herausgefordert, dass Sie diese Arbeit nicht in ein oder zwei Wochen abschließen können. Es ist ein Wachstumsprozess.
Nach einer gewissen Zeit werden Sie Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit
dergestalt auf die Wahrheit in den diversen Formen gelenkt haben, dass Sie
Irreführung und Täuscherei nicht mehr anziehen.
Ich erinnere mich an eine Aussage, als ich noch frisch bei dieser Arbeit war. Die
Besitzerin eines Ladengeschäfts sprach über eine Dame, die bei ihr des öfteren
Karten und Geschenke für ihre Familie erstand. Man hatte ihr den „Tipp“ gegeben, der Kundin einige minderwertige Artikel „unterzujubeln“, doch die Besitzern
antwortete: „Sie ist eine viel zu ehrliche Haut, als sie übers Ohr zu hauen!“
Damals fragte ich mich, wieso sie diese Bemerkung machte, aber jetzt verstehe
ich es. Wenn wir uns das verdienen, was diese Kunden verdiente, wird man
auch über uns so reden.
Der Präsident einer Hochschule kam eines Tages in unsere Kapelle, als Frau
Holliwell gerade am Bücherregal stand. Er sagte, dass er einige der im Schaufenster ausgestellten Bücher gelesen habe und insbesondere an einem Buch
von Florence Shinn mit dem Titel „Das Lebensspiel und seine Regeln“ interessiert sei.
Er hielt den Titel für sehr ansprechend und interessant. „Wissen Sie“, sagte er
„ich betrachte das Leben schon seit langem als Spiel. Ich fing als armer Junge
mit wenigen Vorzügen an, aber ich spielte das Spiel. Ich hatte nicht die Hilfe, die
diese Bücher bieten. Ich schaffte es und jetzt erzähle ich tausenden von Buben
und Mädchen, wie ich das Spiel spielte. Mein Erfolg beruht auf drei Prinzipien:
Wahrheit, Rechtschaffenheit und Besonnenheit. Das waren meine Leitplanken
für ein glückliches Leben.“
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Legen Sie für sich einen Maßstab fest, falls Sie es noch nicht getan haben. Nehmen Sie sich jeweils nur eine Sache oder einen Gedanken vor und bauen Sie
darauf auf.
Je mehr Sie Ihre Aufmerksamkeit auf ein konstruktives Interesse lenken, umso
weniger werden Sie sie einem untergeordneten Interesse widmen. Machen Sie
es nicht so, wie viele andere. Diese Leute gehen gegen Unehrlichkeit und dergleichen vor, täten aber besser daran, ihr eigenes Denken und Fürchten von
Unehrlichkeit zu befreien.
Das Große Gebot verlangt, dass wir an uns selbst arbeiten und wenn wir
unsere Korrekturen dort ansetzen, wird es in unserem Sinne wirken. Unser
eigenes Denken ist es, das Interesse stimuliert und unsere Aufmerksamkeit
ausrichtet, deshalb sollten wir an der Quelle und am Ursprung, an dem die unerwünschten Dinge angezogen werden, bleiben.
Erwartung. Der letzte Schritt ist die Erwartung. Das ist eine aktive Form der
Aufmerksamkeit, eine intensive Aufmerksamkeit.
Sie lässt sich vergleichen mit dem Verhalten einer Katze, die geduldig am Mausloch wartet. Die Katze erwartet, dass sie ihren Preis jeden Moment erwischt.
Sie erwartet deshalb, dass sie die Maus erwischt, weil sie davon ausgeht, dass
es letztendlich so sein wird.
Würde die Katze nicht davon ausgehen, dass sie die Maus erwischen wird, so
würden die jetzt bestehende Intensität ihres Interesses und ihrer Aufmerksamkeit merklich nachlassen. Ihre Energien würden nicht mehr so stark aktiviert
sein.
Wenn Sie bei Ihren Vorhaben an die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs glauben,
sind Sie mit großem Interesse bei der Sache. Dieses Interesse wird durch Erwartung und Vorfreude intensiviert. Dadurch ziehen Sie den Erfolg, auf den Sie
zuarbeiten, an. Ihre Erwartungshaltung muss mit Interesse und Aufmerksamkeit aufgebaut werden.
Als die Witwe zu Elisha kam und um finanzielle Hilfe bat, was über Freiheit oder
Sklaverei für ihre beiden Söhne, die aufgrund der Schulden ihres Mannes festgenommen waren, entschieden hätte, fragte sie Elisha, was sie denn besäße, das
sich in Geld verwandeln ließe.
Sie besaß lediglich einen Krug mit Öl, aber es war immerhin etwas. Elisha sagte
der Witwe, dass sie weitere Gefäße von ihren Freundinnen zusammentragen
und dann das gesamte Öl, das sie besaß, in die übrigen Krüge gießen solle. Die
Frau goß das Öl in die geborgten Gefäße, bis diese voll waren, und als sie den
letzten Krug gefüllt hatte, war kein Tropfen mehr übrig.
Dies spiegelt die Aussage unserer Lektion wider, und als sie zum letzten Gefäß
kam und das Ende ihrer Erwartung erreichte, stellte sie fest, dass die Versorgung zu Ende war. Sie konnte nur so viel Öl erhalten, wie sie erwartete, und ihre
Erwartung wurde anhand der Anzahl der eingesammelten Gefäße gemessen.
Elisha hatte das Große Gebot zum Wirken gebracht, aber sie hatte durch ihre
Erwartung festgelegt, wie weit dieses wirken konnte. Vielleicht erhoffte sie sich
mehr, aber sie erhielt nur das, was sie erwartete.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Wenn Sie auf Erfolg, Gesundheit oder Glück zuarbeiten, wünschen Sie sich vielleicht viel, aber Sie werden nur das erreichen können, was Sie erwarten können!
Falls Sie in Ihrem Herzen bezweifeln oder befürchten, dass Ihr Wunsch nur teilweise oder gar nicht erfüllt werde, können Sie davon ausgehen, dass Sie keinen
Deut mehr erhalten!
Wenn Sie um etwas beten, gleichzeitig aber befürchten oder bezweifeln, ob Sie
es erhalten werden, zerstreuen Sie Ihre geistigen Kräfte und können nur das
anziehen, was die verminderten Gedanken glauben und erwarten können!
Einem bekannten Arzt wurde die Frage gestellt, warum er manchmal Fälle lösen
könne, die andere nicht schafften. Er sagte: „Ich gehe nie davon aus, dass ein
Patient nicht überleben könnte. Ich durchsuche mein Unterbewusstsein nach einer Behandlungsmethode und manchmal sind diese Ideen ziemlich simpel oder
seltsam, aber sobald es in mir Klick macht, akzeptiere ich die Idee und setze sie
um.“ Er sagte, dass die Heilung bislang immer gelungen sei, wenn er fest an die
Genesung geglaubt habe.
Wenn wir unsere Gedanken so stark mit der Idee aufladen, dass es keinen Misserfolg gibt, erwarten wir Erfolg. Unsere Überzeugung wird in unserem Unterbewusstsein verankert und aufgrund des aufrecht erhaltenen Prinzips wird der zu
diesem Zeitpunkt stärkste Wunsch wie von einem Magneten angezogen.
Wünschen, heißt erwarten.
Erwarten, heißt erreichen!
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Kapitel 5
Das Gesetz des Empfangens
„Gebt, so wird euch gegeben.
Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überfließendes Maß
wird man euch in den Schoß geben.“
Lukas, Kapitel 6, 36
Das Verständnis reduziert das Größte auf etwas Einfaches und ein Mangel an
Verständnis lässt das Geringste kompliziert erscheinen.
Um das Christsein praktisch zu machen, müssen wir es verstehen und dem
Gesetz, auf dem es beruht, Folge leisten. Die Lehren Christi zeigen den Weg von
falschen Ergebnissen des eigennützigen Lebens zurück zur Liebe, Intelligenz und
Macht Gottes auf. Aufgrund seiner Worte, Taten und Verhaltensweisen zeigt der
Mensch, ob er sich bereits auf diesem Weg befindet.
Gott existiert im Menschen als sein höchstes Konzept der Vollkommenheit und
kommt im Glauben und in den Taten des Menschen als Liebe, Intelligenz und
Macht zum Ausdruck.
Wer den Vater sucht, und dabei das „Bekommen“ zum Ziel hat, sucht ihn nicht
wirklich. Solange zwischen dem Bewusstsein des Suchenden und dem Gesetz
Gottes etwas Materielles steht, bleiben beide in diesem Maße getrennt und
werden nicht eins. In dem Maße, in dem der Mensch an persönlichen Wünschen
und Meinungen festhält, begrenzt er sich bei der Erkenntnis des göttlichen Bewusstseins in seiner Allumfassenheit.
Mit einem beschränkten Verständnis meinen wir, dass wir zuerst erhalten
müssten, bevor wir geben können und dann kehren wir auf derselben geistigen
Schiene um und glauben aufgrund derselben Prämisse, dass wir geben müssten,
bevor wir erhalten können. Unser mangelndes Verständnis lässt uns glauben,
dass das „Bekommen“ das Wichtigere sei und wir drücken das Geben beiseite.
Das Geben - das erste Grundgesetz des Lebens - ist das primäre Schöpfungsgesetz. Eine Haltung des Bekommens ist das Lebensgesetz im verstopften Zustand.
Solange in einem Bewusstsein das „Bekommen“ vorherrscht, befindet sich dieses
Bewusstsein in einem gelähmten Zustand und kann seine Entfaltung gemäß dem
fundamentalen Schöpfungsgesetz nicht ausreichend zur Wirkung bringen.
Das Radio hat sehr dazu beigetragen, den Prozess des Gebens und Erhaltens
besser zu verstehen. Die Prinzipien sind sehr ähnlich. Im Grunde sind es dieselben, nur dass es sich in einem Fall um mechanische und in dem anderen Fall um
geistige Prinzipien handelt.
Wenn ein Rundfunktechniker ein Programm ausstrahlt, wirbelt es in der Luft
eine Schwingung auf, die dann sich selbst überlassen bleibt. Der Äther, oder die
Luft, trägt die Schwingung zu jeder Station, die sie empfangen und wiedergeben
kann. Der Techniker hat damit nichts mehr zu tun.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Beim Beten wirbeln wir mit unseren Wünschen eine Schwingung auf. Diese wird
entsprechend unseres Gebets, unserer Absicht und der Ernsthaftigkeit unseres
Gebets von einer Kraft empfangen.
Manchmal bilden wir uns beim Beten ein, dass es damit getan sei. Das Ergebnis
ist, dass wir uns nie darauf einstimmen, für die Erhörung empfangsbereit zu
werden und uns dann darüber beschwerden, dass es zu lange dauere.
Ein Wunschträumer ist jemand, der zwar ständig betet und seine Ideen und Wünsche aussendet, aber so sehr mit dem Träumen beschäftigt ist, dass er ständig
nur damit beschäftigt ist. Er weiß nicht, dass er seinen Traum loslassen muss,
damit er sich erfüllt und zur rechten Zeit das Gewünschte herbeibringt.
Nachdem Sie sich eine klare Vorstellung von Ihrem Wunsch gemacht haben,
lassen Sie Ihren Gedanken los und zu Gott ziehen. Lassen Sie ihn los wie einen
Luftballon oder so, als würden Sie einen Ball wegschleudern.
Sobald der Mensch an seine Grenzen gelangt ist, hört sein Beitrag auf. Wenn er
dann vertrauensvoll loslässt, hat das Große Gebot eine Chance, auf seine Wünsche zu reagieren und die Dinge fangen an, sich in seinem Sinne zu verändern.
Haben Sie das nicht selbst schon bei trivialen Angelegenheiten, zum Beispiel bei
Büchern oder Kleidern, bei Einladungen oder bei dem Wunsch, einen Freund zu
sehen, erfahren? Vielleicht sandten Sie einen Gedanken oder einen Wunsch aus
und dachten dann nicht mehr daran.
Und dann wurde Ihnen aus heiterem Himmel genau dieses Buch präsentiert
oder Sie erhielten diese Einladung. Sie spazierten auf der Straße und trafen den
Freund, den Sie sehen wollten.
Wenn es jedoch um größere Dinge geht, gelingt es uns nicht so leicht, unsere
Wünsche und Gebete loszulassen; unsere Angst und Anspannung umklammern
sie. Und so tut sich nichts Entscheidendes.
Das Unterbewusstsein ist wie ein Schwamm. Wir drücken ihn mit unseren
sorgenvollen Gedanken fest zusammen, aber erst wenn wir loslassen und der
Schwamm wieder in seine normale Form zurückkehren kann, wird er saug- und
aufnahmefähig.
Manche glauben, dass es ausreiche, unserem Wunsch in Form von Gebeten
oder anderweitig Ausdruck zu verleihen. Wir arbeiten jedoch im Gegenteil mit
einem präzisen und aktiven Gebot und deshalb ist dies nur der Anfang unserer
Arbeit. Das Lebensprinzip, auf dem dieses Große Gebot beruht, steht seit langem
geschrieben. Es lautet:
„Gebet und so wird euch gegeben.
Ein voll, gerüttelt und überfließendes Maß
wird man euch in den Schoß legen!“
Das Geben kommt immer vor dem Empfangen, egal, ob es sich um ein Geben
von Gedanken, Worten, Leistungen oder Taten handelt.
Manche werden dieses Gebot als zweiteilige Vorgabe auffassen: Die Hälfte der
Zeit sollen wir fleißig geben und die andere der Zeit dann empfangen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Also etwa vergleichbar mit Wärme und Kälte; diese sind zwei Seiten desselben
Gesetzes.
Wenn wir uns auf Kälte konzentrieren und darauf hoffen und darum beten, Wärme zu erhalten, werden wir wahrscheinlich erfrieren.
Stattdessen sollten wir uns voll und ganz darauf konzentrieren, ein Feuer zu
entfachen oder etwas suchen, das uns Heizung oder Wärme verschafft.
Falls wir uns nur auf das Empfangen konzentrieren, und keinen Gedanken oder
Wunsch dem widmen, was wir haben wollen, werden wir ebenfalls zugrunde gehen. Das Gebot sagt: „Geben ist seliger denn nehmen“ und auch „wer großzügig
gibt, wird großzügig erhalten“.
Erst wenn wir unseren Wunsch freigeben oder hinaussenden, hat das Große Gebot eine Vorgabe, mit der es arbeiten
kann.
Ohne eine Vorgabe kann es keinen Wunsch erfüllen.
Viele zäumen dieses Große Gebot sozusagen von hinten auf
und erhalten dann nur bescheidene oder keine Ergebnisse.
Sie sagen sich: „Sobald ich bekommen habe, werde ich auch
geben.“
Falls Sie sich etwas Gutes wünschen, müssen Sie zuerst etwas
Gutes geben!
http://www.i-bux.com/Gardner_Hunting.html
Ein junger Mann schenkte seiner Freundin einen falschen Diamanten. Später, als
er in finanzielle Schwierigkeiten geriet, wollte ihm seine Freundin aus der Patsche
helfen und schieb ihm ein paar freundliche Zeilen, wünschte ihm alles Gute und
legte das Geschenk wieder bei, damit er es verkaufen und seinen Verpflichtungen
nachkommen könne.
Der junge Mann bedauerte, dass er seiner Freundin keinen echten Diamanten
gegeben hatte. Als er Hilfe brauchte, bekam er wieder eine Imitation zurück.
Wenn vom Geben die Rede ist, denken viele Menschen zuerst an Geld. Geld, das
dem Menschen so lieb und teuer ist, dass er dafür tötet und stiehlt, unterwirft
sich seinem Wesen nach so unserem Willen, dass wir es problemlos in der
Hand halten oder sorgfältig zusammenlegen und in unsere Brieftasche stecken
können, ohne dass es uns Widerstand leistet.
Bei all den selbstsüchtigen Raffgedanken, die der Mensch damit verbindet, hat
der Mensch das Wesen oder den Zweck des Geldes nicht verändert. Was hat
das Geld davon, dass es ständig in Hände gelangt, die gierig danach grabschen?
Gar nichts! Es erfüllt einfach nur seine Aufgabe.
Der Mensch mag Furchtbares anstellen, um in den Besitz von Geld zu gelangen,
vielleicht zahlt er später auch dafür, aber bei all dem ist der Mensch - nicht das
Geld - der Verlierer.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Ebenso wie die Sonne auf Gerechte und Ungerechte scheint, geht auch das Geld
durch Hände, die es verdienen und durch andere, die es nicht verdienen. Es ist
ein Tauschmittel, das sich um nichts weiter kümmert. Es gibt nur sich selbst und
verliert durch das Geben nichts an seinem Wert.
Geld ist somit ein „Allzweck-Tauschmittel“. Egal, welche Einstellung wir zu ihm
haben, bleibt das Geld doch seinem Wesen treu, solange es von seinem Herrn,
dem Menschen, gebraucht wird.
Wenn wir bei einem Tausch nicht den vollen Wert bezahlen, haben wir das Gebot,
das seiner Idee zugrunde liegt, nicht verstanden. Geld repräsentiert das Gebot
der Leistungen. Sein Wert ist der, den das menschliche Bewusstsein ihm zuweist
und seine Form begünstigt einen einfachen Tausch. Wenn wir die bestmögliche
Leistung erbringen und uns auf die Freude des Gebens, statt auf die Rendite,
konzentrieren, stellen wir fest, dass unser Anliegen und das Anliegen des Geldes
miteinander verschmelzen und wir rechtschaffen zusammenkommen.
Oft höre ich von den Leuten: „Ich gebe, und manchmal tut es mir weh, aber sehe
nicht, dass etwas zurückkommt.“
Es gibt eine richtige und eine falsche Art des Gebens. Es gibt ein leichtfertiges,
impulsives Geben und ein gibt ein sorgfältiges und wissenschaftliches Geben.
Wenn wir jemandem oder einer Gruppe von Menschen geben, und dabei unseren
Fortschritt verzögern, vergeuden wir unsere Substanz. Wenn wir jemandem
geben, der keine Anstalten macht, sich selbst zu geben, brauchen wir keine
Rückgabe zu erwarten.
Die Natur unterstützt keine Schmarotzer oder Faulenzer, sondern gibt ihre Energie denen, die vorwärtskommen wollen. Sie lässt die Schmarotzer und Faulenzer
erkennen, dass sie ihnen hilft, wenn sie sich selbst helfen.
Wie also können wir erwarten, dass wir etwas Gutes zurückbekämen, wenn wir
einen Nichtstuer unterstützen?
Vielmehr wird der Nichtstuer arrogant und erwartet noch mehr Unterstützung.
Eine Frau schenkte ihrer Tochter zu deren Hochzeit ein vollmöbliertes Haus und
verschaffte dem Schwiegersohn ein gutes Geschäft. Das Geschäft brauchte von
Jahr zu Jahr mehr finanziellen Zuschuß, um sich über Wasser zu halten, und die
Frau spendierte weiterhin, bis beinahe ihr gesamtes Vermögen aufgebraucht
war.
Als sie nur noch wenig Geld für sich selbst hatte und in einem Ein-Zimmer-Appartment lebte, wollte sie wissen, wieso ihre Großzügigkeit nicht belohnt würde.
Sie hatte gegeben und gegeben und das Ende vom Lied waren Verluste und bittere
Worte gewesen. Der Schwiegersohn verlangte noch mehr Unterstützung, aber
mehr konnte sie beim besten Willen nicht geben; dazu kam, dass sie im Haus
ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns unwillkommen war.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Ihr Fehler lag in ihrem eigenen Urteil. Sie war ebenso mitschuldig wie der verzogene Schwiegersohn, denn sie trug mit zu seinem Scheitern bei.
Ich empfahl ihr, sich von dem jungen Paar fernzuhalten; es sollte entweder
schwimmen lernen oder untergehen. Ich war sicher, dass sie es alleine schaffen
würden.
Sie folgte meinem Rat und innerhalb Jahresfrist gelangte das Geschäft des
jungen Mannes in die Gewinnzone.
Das Leben kehrte wieder in normale Bahnen und jeder war glücklicher, weil die
Bemühungen in die richtigen Kanäle gelenkt worden waren. Der junge Mann war
auf sein nunmehr gutgehendes Geschäft stolz.
Eine praktische Interpretation des Großen Gebotes ist, dass Sie jemanden getrost
unterstützen können, wenn Sie sehen, dass sich diese Person darum bemüht,
von sich aus weiterzukommen, doch tun Sie dies nicht bei jemandem, der sich
nicht selbst helfen will oder es nicht zumindest versucht. Ein solcher Typ wird Ihr
Geschenk nur missbrauchen.
Jesus verschenkte seine Substanz dort, wo sie das meiste Gute erbrachte. Er
speiste die Massen, weil sie das Gute suchten, und nicht, weil sie um Nahrung
bettelten.
Wir finden nirgends einen Hinweis darauf, dass er jemandem auch nur einen
Gedanken gegeben hätte, der nicht von sich aus wachsen und sich verbessern
wollte.
Er warnte andere vor unklugem Geben: „Ihr sollt eure Perlen nicht vor die Säue
werfen, auf dass sie dieselben nicht mit ihren Füßen zertreten und sich wenden
und euch zerreißen!“
Damit sagte er aus, dass Sie Ihre Substanz nicht jemandem geben sollten, der
sie nicht wertschätzt oder damit besser wird. Es wäre töricht, einem Kind ein
geladenes Gewehr zu geben und davon auszugehen, dass es die Gefahr erkennen könne. Früher oder später würde das Kind jemanden verletzen oder selbst
verletzt werden.
Man kann nicht etwas auf nichts aufbauen und dann erwarten, etwas zurückzubekommen.
Falls in Ihrem Geben nicht in einem gewissen Maße ein Prinzip des Guten, so klein
es auch sein mag, enthalten ist, auf das aufgebaut werden kann, werfen Sie Ihre
Perlen fort. Sie verschwenden Ihre Substanz.
Viele geben den Zehnten und halten dies für die angemessene Art des Gebens.
Doch warum sollte dies wirkungsvoller als eine andere Form des Gebens sein?
Der Zehent ist deshalb wirkungsvoller, weil hier das Gesetz des Gebens und
Nehmens in geordneter oder systematischer Weise angesprochen wird. Sie
richten sich nach einem methodischen Plan für das Geben, wodurch ein ständiges
Zurückfließen des Guten geschaffen wird.
Wenn Sie nur sporadisch oder gelegentlich geben, ist auch der Rückfluss des
Guten nur unregelmäßig und unsicher. Dieser Umstand wurde auch wissenschaftlich untersucht.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Die Wissenschaftler sagen, dass der Zehent einem Menschen Zuversicht gäbe,
wodurch er eine positive Geisteshaltung aufbauen könne, die ihm dabei hilft,
Erfolg anzuziehen.
Andere sagen, dass derjenige, der den Zehnten spendet, bereits die Zuversicht
mitbrächte. Dadurch würde er zu einem positiven Menschen und würde wieder
positive und gute Bedingungen anziehen.
Wieder andere haben eine spirituelle Sichtweise und gehen davon aus, dass Gott
ihr Partner sei und dass sie nur ein Zehntel ihrer Einnahmen als seinen Anteil
entrichten würden.
Einige begehen den Fehler, dass sie aus selbstsüchtigen Erwägungen spenden
oder wenn sie sich einen Vorteil davon versprechen. Bedenken Sie, dass Sie nicht
das Geld spenden, es geht vielmehr um die Idee hinter dem Spenden!
Falls Sie Geld spenden und Ihr Denken auf ein gutes Geschäft abzielt, ist Ihr Bewusstsein nicht frei. Die Ergebnisse können deshalb nicht frei fließen.
Unabhängig davon, wie Sie zur Praxis des Zehent stehen, besteht jedoch die
Tendenz, dass Sie dabei mit dem Gebot des Gebens eher in Kontakt gelangen
und dass Ihre Ergebnisse im Verhältnis zu Ihrer Aufrichtigkeit und Geisteshaltung
ausfallen.
Jesus segnete die Witwe, die alles, was sie hatte, in den Klingelbeutel gab, aber
kritisierte den Reichen, der Säcke voller Gold bot. Warum sollte diese kleine Gabe
mehr wert sein?
Er wusste, dass das Gebot des Gebens aufgerufen wurde. Es ging um die Geisteshaltung der Frau.
Als John D. Rockefeller ein armer Junge war, konnte er dieses Gebot bereits
in sehr frühen Jahren anwenden. Als er sein erstes Geld verdiente, legte er ein
Buch für seine Spenden und Einnahmen an und hielt diese Praxis ein Leben lang
bei. Es ist bekannt, dass er über eine halb Milliarde Dollar verschenkte. Dies lässt
uns ahnen, warum er so viel erhielt.
Doch nachdem wir gegeben haben, ist unsere Aufgabe noch nicht erledigt.
Unser nächster Schritt besteht darin, uns auf das einzustellen, was wir in Folge
unseres Gebens erhalten, denn, wie das Gebot sagt, wird uns ein „voll, gerüttelt
und überfließendes Maß in den Schoß gelegt“.
Das ist der interessantes Teil, weil unsere Vorbereitung zeigt, dass wir daran
glauben. Statt zu murren und zu harren, bereiten wir uns vor und arbeiten wir.
Das vergrößert unseren Blickwinkel. Es regt unser Interesse an und vertreibt
Zweifel und Ängste. Es versorgt unsere Empfangsfähigkeit mit Energie.
Dies wurde von Elisha, dem Propheten, klar demonstriert, als die drei Könige zu
ihm kamen und ihn baten, für sie zu beten, damit sie siegreich aus der Schlacht
hervorgingen und damit sie für ihre Soldaten und Tiere genügend Regen hätten.
Elisha sagte den Königen, dass sie zurück in ihre Lager gehen und sich auf den
kommenden Tag vorbereiten sollten. Sie sollten Gräben ausheben, um für das
Wasser vorbereitet zu sein.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Nun, falls Sie sich je in der Wüste aufgehalten haben, werden Sie wissen, wie
abwegig sich das anhören musste. Gräben im Sand auszuheben und sich darauf
vorzubereiten, dass es regnen würde, konnte eigentlich nur eine Schnappsidee
sein.
Doch die Könige taten, wie ihnen geheißen.
Sie bereiten sich auf den Regen vor, indem Gräben ausheben ließen. Die Wolken
zogen sich zusammen und der Regen fiel und die Gräben wurden gefüllt. Die
Männer und die Tiere hatten genug zu trinken und wurden gestärkt.
Elisha kannte das Gebot, er wies sie an, sich vorzubereiten und machte ihnen
das Empfangen leicht.
Der Schlüssel zum Großen Gesetz lautet somit:
Wir ziehen ständig das in unser Leben,
was wir geben und was wir erwarten!
Ob wir Gutes oder Schlechtes anziehen hängt vom selben Prinzip ab. Sie haben
wahrscheinlich selbst schon ausgerufen: „Ja, genau so habe ich das auch erwartet!“ Nicht selten reagieren wir so, wenn etwas Unangenehmes eintritt.
Sie luden diese spezielle Situation ein, weil Sie sie mit Ihren Gedanken erwarteten.
Nach demselben Prinzip können Sie auch erwarten, dass Gutes in Ihr Leben
tritt und Sie können diesen Prozess unterstützen, indem Sie sich darauf vorbereiten.
Viele Dinge treten deshalb nicht ein, weil wir uns nicht dazu zwingen, unsere
Erwartung mit unseren Wünschen gleichzuschalten. Oftmals wünschen wir uns
das Eine und erwarten tief drinnen das Andere, was Verwirrung stiftet.
Der Meister sagte: „Ein Haus, so es mit sich selbst uneins ist, kann nicht bestehen!“
Ein verwirrtes Bewusstein kann nicht kooperieren; es mangelt ihm an der vereinigten Kraft, um die benötigte Stärke anzuziehen.
Eine positive geistige Ausstrahlung wird mit ihrer zuversichtlichen Erwartung,
dass sich alles zum Besten fügen wird, alle Wolken der Zweifel und Ängste vertreiben.
Sie haben es mit einem Gebot zu tun, das die Dinge ins Lot bringen kann und
wird!
In Ihnen gibt es eine große Kraft. Diese Kraft ist viel größer als jede Schwierigkeit, der Sie je begegnen werden. Diese Kraft wird Sie voranbringen!
Nun stellen Sie vielleicht die Frage: „Kann ich mir etwas wünschen, das zu groß
für mich ist?“
Kann ich vom Großen Gebot zuviel verlangen?
Hält mir das Gebot etwas vor, das nicht gut für mich ist?
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Das wahre Wünschen bringt einen Drang des Lebens zum Ausdruck, es sucht
nach einem volleren Ausdruck und wird durch eine beständige Erwartung seiner Erfüllung am Leben gehalten.
Es bringt uns Mittel und Wege für die Erfüllung. Das Prinzip lautet: „Ein Wunsch
wird nur dann verspürt, wenn die Erfüllung bereit ist, sich zu zeigen.“
Ein Bedürfnis oder ein Wunsch kann nur dann bewusst wahrgenommen werden, wenn die Möglichkeit der Erfüllung besteht. Ihre Gebete, Ihre Wünsche,
Ihr innerer Drang sind wie ein Magnet und je stärker sie sind, umso stärker ist
auch die Macht Ihres Magneten und umso größer ist seine Anziehungskraft.
Da das Große Gebot keine Begrenzungen kennt und die Versorgung unerschöpflich ist, können sie vom ihm gar nicht zu viel verlangen. Sie können nur das erlangen, was Sie sich vorstellen und was Sie verstehen können. Sie können nur das
Gegenstück dessen erhalten, was Sie geben.
Das Große Gebot hält ebenso wenig zurück wie die Mathematik irgendwelche
Zahlen zurückhält.
Es mag vorkommen, dass Sie einiges erhalten, was nicht gut erscheint, doch
auch dadurch kann Gutes zu Ihnen kommen, ebenso wie aus Fehlern in der Mathematik Gutes kommen kann. Wenn Sie viele Fehler begehen, können Sie aus
diesen Fehlern lernen und das Große Gebot besser kennen lernen.
Nachdem Sie die ein oder andere Korrektur vorgenommen haben, werden Sie
denselben Fehler nie mehr begehen; das Große Gebot hat Ihnen somit gedient
und Sie mit mehr Wissen versorgt.
„Der Herr liebt einen fröhlichen Geber“. Das Große Gebot dient einem freiwilligen Geber. Was immer Sie auch geben, tun Sie es gerne. Geben Sie es, ohne
Verpflichtungen oder Bindungen daran zu knüpfen, dann wird es auch wieder
ohne Verpflichtungen oder Beschränkungen zu Ihnen zurückkehren.
Wer viel gibt, erhält wieder viel zurück. Das Beste zu geben, ist ein Garant dafür,
dass Sie anteilig zu Ihrem Geben wieder das Beste erhalten. Der Grund, warum
so viele Menschen wenig erhalten, liegt darin, dass sie auch nur wenig hinausgeben; sie sind deshalb zur Armut verurteilt, weil sie sich weigern, zu geben.
Unabhängig von der Art Ihres Besitzes, sollten Sie reichhaltig geben. Geben Sie
von Ihrem Leben, von Ihren Interessen, von Ihrer Energie, von Ihren Gedanken,
von Ihren Fähigkeiten, von Ihrer Liebe, von Ihrer Wertschätzung und von Ihrer
Hilfsbereitschaft!
Indem Sie gerne etwas von Ihrem Leben, von Ihren Gedanken und Ihrer Liebe
abgeben, Ihre Aufgabe gut erledigen und das Beste zum Ausdruck bringen, werden Sie in dem Maße mehr erhalten wie Sie geben.
Damit soll nicht gesagt werden, dass Sie den Selbstsüchtigen und Gedankenlosen geben sollten, sondern dass Sie Ihr Leben so ordnen sollten, dass Sie Ihre
Energien, Fähigkeiten und Talente in einem nützlichen Leben voll einsetzen.
Falls Ihre Fähigkeiten heute gering und Ihre Möglichkeiten unbedeutend sein
sollten, beginnen Sie heute damit, sie besser zu nutzen; so werden sie wachsen!
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Denken Sie an die Geschichte vom Meister und seinen Bediensteten, denen er
jeweils ein Talent, manchen auch drei und wieder anderen mehr Talente, gab, je
nachdem, welche Rendite er sich davon versprach.
Er hatte mehr Freude mit dem, dem er nur ein einziges Talent gegeben hatte,
und der es gut genutzt hatte, als mit denen, die viele Talente erhalten hatten, sie
aber nicht zu nutzen verstanden.
Der Bedienstete mit dem einen Talent nahm deshalb den höheren Platz ein. Mit
anderen Worten, der Mensch, der aus dem, was ihm zur Verfügung steht, das
Beste macht, wird immer mehr Segnungen erfahren, denn „das Maß, mit dem
ihr messt, werden auch ihr gemessen.“ Das ist der Weg der Zunahme und das
Geheimnis des Gebots des Empfangens.
Falls die Geschäftswelt Kundendienst und Service als Erfolgsgrundlage akzeptiert, wäre es dann nicht klug, diese Wahrheit auch für unsere Lebensführung
anzunehmen? Das ist kein religiöser Appell, sondern eine Frage des gesunden
Menschenverstands und der Vernunft. Denn wenn dieses Gebot in einem Bereich funktioniert, funktioniert es sicherlich auch in jedem Bereich, in dem wir
es anwenden.
Was immer Sie sich im Bereich der Gesundheit, des Erfolgs, des Lebensglücks,
des Reichtums oder Macht wünschen, begeben Sie sich jetzt nach den vorbeschriebenen Kriterien auf den Weg. Das Große Gebot funktioniert!
Die Ergebnisse werden zuverlässig eintreten, weil ein Naturprinzip im Spiel ist.
Sie können sich ohne Zweifel und ohne Ängste all das Gute, das Sie verwirklichen wollen, wünschen und es erwarten, sich seiner bedienen und sich daran
erfreuen.
Sobald das Bewusstsein des Menschen so uneigennützig wird, dass er sich
dem Großen Gebot unterwirft, ist er gleichsam neugeboren, denn seine Einstellung gegenüber dem Großen Gebot, sich selbst und seinen Mitmenschen
gegenüber, hat sich gewandelt. Dies wird in seinen Angelegenheiten zum Ausdruck gelangen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Kapitel 6
Das Gesetz der Zunahme
„Lobet den Herrn (das GEBOT).“
Psalm 150
Sicherlich kennt jeder die Geschichte von Aladdin und seiner Wunderlampe. Ein
armer Junge stolpert über einen Flaschengeist, der ihn zu einer verstaubten
alten Lampe führt.
Es war eine Wunderlampe und wenn er rasch daran rieb, erschien ein kleiner
Mann aus einer Wolke und erbot sich, ihm seine Wünsche zu erfüllen.
Als Kinder haben wir immer von Märchen und schönen Dingen geträumt, die
wir gerne gehabt hätten, aber viele unserer Träume blieben unerfüllt, weil wir
machtlos waren.
In Märchen glauben wir die Wahrheit nicht, aber wir wissen, dass es ein Prinzip
gibt, das der Wunderlampe entspricht. Es ist nichts Materielles, das wir mit uns
herumtragen könnten und an dem nur zu reiben hätten. Es ist ein Verständnis, das
uns befähigt, das Große Gebot klarer anzuwenden und dabei stimulieren wir unser
Gutes und sorgen für viel Freude und Glück, welche wie Wunder erscheinen.
Bei diesem Verständnis geht es um die Lobpreisung Gottes, des Großen Gebots.
Diese Lobpreisung sprechen wir für das, was wir uns wünschen, aus, was die
Erfüllung des Wunsches wesentlich beschleunigt.
Diese Vorgehensweise ist natürlich nichts Neues. Sie wurde in der Bibel von Anfang bis zum Ende immer wieder genannt. Lobpreisungen waren immer schon
eine gängige Methode, um die Aufmerksamkeit, Inbrust und den Segen Gottes
zu erflehen. In der Frühzeit der Menschengeschichte brachten die Menschen
ihre Opfergaben und legten sie auf einen Altar. Anschließend brachten sie durch
Gesang und Zeremonien ihre Lobpreisung zum Ausdruck, weil sie daran glauben,
dass sie auf diese Weise begünstigt und ihre Gebete erhört werden würden.
Man lese den Gesang Moses‘ und achte auf die Struktur. Oder man lese über den
Fall von Jericho und achte auf den Prozess, den die Leute angewandt hatten; sie
marschierten solange um die Stadtmauern herum, bis diese zerbröselten und
einstürzten. Oder man lese den Psalm Davids und bedenke dabei, dass dieser
von den Hebräern seit unzähligen Generationen benützt worden war und sich
über die Jahrhunderte hinweg als sehr wirkungsvoll erwiesen hat.
Das Absingen von Liedern oder das Blasen von Trompeten bringt nicht die Ergebnisse, um die gebetet wird. Es gewährt uns auch nicht die Gunst Gottes. Die
Wirkung solcher Dinge beeindruckt Gott in keiner Weise, doch sie hinterlässt
einen Eindruck bei Ihnen.
Sie werden dadurch in eine höhere Stimmung versetzt und nehmen unbewusst
mit dem Großen Gebot Führung auf und erhalten so seine Segnungen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Was ein unbewusster Vorgang oder eine zufällige Methode war, wird zu einer
bekannten Tatsache und einer Möglichkeit, um das von Ihnen Gewünschte zu
stimulieren.
Bereits durch das Erlernen der einfachen Methode der Lobpreisung wird das
Gute größer und angeregter.
Jesus sagte einmal: „Wenn ihr Glauben hättet so groß wie ein Senfkorn, dann
könntet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und wirf dich ins Meer,
und er würde euch gehorchen!“
Wer die Kraft der Lobpreisung erkannt hat, kann dasselbe tun. Die Lobpreisung
ist eine Ergänzung des Glaubens. Während der Glaube Weisheit und Verständnis
ist, ist die Lobpreisung die Anwendung dieses Verständnisses.
Der Glaube ist der Kessel, der eine Substanz Macht beinhaltet, während die Lobpreisung der Brennstoff ist, der diese Macht aktiviert. Wenn Sie ständig auf den
Kessel schauen und sich um den Brennstoff kümmern müssen, um ihn optimal
einzusetzen, dann ist der Brennstoff ein wichtiger Teil dieser Anordnung.
Ebenso ist der Glaube ohne Lobpreisung nur ein kalter Kessel, eine inaktive
Gerätschaft.
Vielleicht ist er ja schön anzusehen, aber solange er nichts produziert, hat er
keinen praktischen Wert.
Die Lobpreisung ist die Stimulanz des Bewusstseins. Sie bewirkt eine raschere
Erhörung des Gebets. Sie magnetisiert all das Gute um Sie herum. Sie verwandelt
das Gute in eine nutzbare und sichtbare Substanz.
Eine Frau weinte bitterlich zu Gott und flehte in um ihre Erlösung an. Der Meister
hörte sie, beschwichtigte sie und fragte sie: „Ist dein Gott ein Gott der Tränen,
der Kümmernisse und Schmerzen?“
Aber nein! Gott ist ein Freuden- und Friedensspender. Er bringt Glück und Liebe.
Du willst Frieden und Freude, aber du betest zu deinem Vater mit Tränen in den
Augen.
Wenn Sie etwas Schwarzes wollen, warum verlangen Sie dann nach etwas
Weißem?
Wenn Sie einen Fisch wollen, verlangen Sie dann eine Schlange?
Wenn Sie Brot wollen, erwarten Sie dann einen Stein?
Sie können nur das erhalten, was Sie erwarten, denn das unwandelbare Große
Gebot ist ständig dabei, für Ihre Versorgung zu wirken. Ein Gebet sollte kein Erbetteln, Erflehen oder trauriges Bangen sein.
Es sollte ein Erklären, ein Lobpreisen und eine Danksagung sein!
Die Lobpreisung ist eine breite Chaussee, während alle übrigen Formen nur
Zufuhrsträßchen sind. Auf dieser breiten Straße drückt sich das Gebot aus.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Wenn der Mensch lobpreist, öffnet er sich aufgrund dieses Gebots und macht
sich erhabener. Er kommt Gott näher. Er bringt sein Bewusstsein auf eine
höhere Stufe und wird zu einem größeren Kanal, durch den das Gewünschte
hereintreten kann.
Die Lobpreisung öffnet eine kleine Tür in seinem Bewusstsein, durch die er Gott
näher kommen und sich mehr auf die ihm innewohnenden und ihn umgebenden
göttlichen Kräfte einstimmen kann.
Die Lobpreisung ist der kürzeste Weg, um eine Bekundung zum Abschluss zu
bringen und der schnellste Weg, um die Erhörung eines Gebets zu erhalten.
Die Lobpreisung öffnet das Bewusstsein nach oben hin, während es das Gegenteil
- die Verurteilung - zusammenzieht und beschränkt.
Die gesamte Schöpfung reagiert auf Lobpreisung. Sie haben sicherlich schon
bemerkt, wie ein Dompteur nach der gelungenen Vorführung einer Aufgabe seine
Tiere tätschelt oder ihnen ein Stück Futter gibt. Dieser Mensch nutzt das Gebot,
um das beste Ergebnis zu erhalten.
Sie werden ebenfalls bemerkt haben, wie Kinder aufblühen und freudig lächeln,
wenn sie Lob und Anerkennung erhalten.
Wer mit seinem Personal oder Mitarbeitern Schwierigkeiten hat, kann viel aus
dieser Methode lernen und wird sowohl qualitativ als auch quantitativ große
Unterschiede beim Arbeitsergebnis feststellen.
Ich bin sicher, dass auch Sie sich bei Ihren Angelegenheiten bereits dieses Gebots bedient haben. Wurden Sie jemals kritisiert oder verurteilt, obwohl Ihnen
daran gelegen war, nur Ihr Bestes zu geben? Hat sich da nicht etwas in Ihnen
verkrampft?
Vielleicht wollten Sie in diesem Augenblick am liebsten alles hinschmeißen oder
Ihnen gingen Kündigungsgedanken durch den Kopf. Zumindest aber wird eine
solche Erfahrung Ihr Interesse gedämpft haben und Sie waren lange nicht mehr
so motiviert wie vorher.
Das ist unsere Reaktion, wenn dieses Gebot auf den Kopf gestellt wird.
Falls jedoch jemand unsere Anstrengungen lobt, fühlen wir uns großartig; wir
wollen unsere Arbeit noch besser machen und engagieren uns noch mehr.
Unser Interesse wächst und wir fühlen uns glücklicher. Dies strahlt auch auf unsere Umgebung aus. Es ist eine bekannte Tatsache, dass sogar Pflanzen auf Lob
positiv reagieren; ich habe selbst gesehen, wie Blumen, die Zuspruch erhielten,
länger lebten und schöner blühten.
Es gibt einen unsichtbaren Äther, durch den alle Gedanken wirken.
So wie sich Wasser in Kraft verwandelt, wenn es erhitzt wird, und
zu Eis wird, wenn es gekühlt wird, zeigt sich auch das Große Gebot
im Gesetz der Physik. Auch wenn wir es nicht spüren oder nicht
ganz verstehen, bewegen sich unsere Gedanken doch ständig in
einem unsichtbaren Äther und ihre Kraft wird entweder stärker
oder schwächer.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Wenn wir den Reichtum und Überfluss Gottes - des Großen Gebots - preisen,
werden unsere Gedanken stark in die mentale Atmosphäre ausgedehnt. Dies
spiegelt sich in unserem Bewusstsein ebenso wie bei allem, was unsere Hände
berühren.
Falls wir andererseits unsere Gedanken durch Angst, Kritik und Jammern zusammenziehen, spiegelt sich diese Verengung ebenfalls in unseren Ergebnissen,
die dann verzögert oder nie eintreten.
Es wurde nachgewiesen, dass ein schlechtgehendes Geschäft zum Erfolg gelobt
werden kann. Freunde, die sich augenscheinlich abgewandt hatten, haben ihre
Zuneigung wiederentdeckt, nachdem das Gebot des Lobens angewandt wurde.
Eine Mann erzählte mir, dass er während einer Autofahrt im hinteren Bereich
des Wagens ein klickendes Geräusch vernommen habe. Er sprach zu seinem
Auto und lobte es, damit es ihn sicher nach Hause bringe. Er fuhr noch etwa
dreißig Meilen und kam unbeschadet zu Hause an. Als er das Auto noch ein Stück
weiterfahren wollte, bemerkte er einen Achsenbruch.
Eine Frau schrieb mir, dass sie es leid sei, einen alten Teppich anzusehen, der
schon bessere Tage gesehen hatte. Sie versuchte es mit der Methode des Lobens
und sprach behutsam zu dem alten Vorleger.
Innerhalb weniger Tage erfuhr sie, dass ein neuer Teppich aus Colorado auf
dem Weg zu ihr sei und in derselben Woche erhielt sie drei kleinere Läufer, die
ebenfalls fabrikneu waren.
Als ihr Ehemann den Kontrast zum neuen Bodenbelag sah, entschied er, dass sie
auch neue Möbel haben müssten. Und so wurde das Wohnzimmer letztendlich
neu möbliert, weil die Frau einem Teppich zugesprochen hatte.
Ob sich die Veränderungen bei leblosen Dingen oder bei Menschen auswirken,
ist nicht von Belang, solange die gewünschten Ergebnisse erhalten werden. Für
das Große Gebot ist es einerlei.
Obgleich Lob anderen Menschen und sogar Dingen gut tut, erweisen wir uns
selbst damit sogar noch den größeren Gefallen. Durch das Loben verändert sich
unsere Beobachtung, unsere Wahrnehmung vom Leben.
Bisher waren wir daran gewöhnt, auf unsere Schwächen und Fehltritte zu achten und haben auch bei anderen überwiegend die Bereiche gesehen, wo diese
Menschen versagt hatten. Doch nun hat sich unser Blickwinkel verändert.
Wir sehen auf das Erreichte, das Gute, das Schöne, das Lobenswerte.
Dies wirkt sich auf zweifache Weise aus. Es bereichert unser menschliches Selbst
und versetzt uns in die Lage, denen, die in unseren Einflussbereich gelangen, Lob,
Freude, Zuspruch und Glück zu geben. Es wirkt sich auf unser inneres Selbst aus,
weil unser Gedächtnis alle lobenswerten Gedanken, die ihm zugesandt werden,
aufbewahrt.
Auf diese Weise eignen wir uns eine neue Denkweise an und allmählich werden
die bislang zerstörerischen Gedanken von den neuen aufgesogen. Und so gewöhnen wir uns an, an Lob zu denken und unser Leben wird dem Lobenswerten
immer ähnlicher.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Mit dem Herzen zu loben, ist viel wirkungsvoller als mit dem Kopf oder mit den
Lippen zu loben.
Die Lobpreisung ist für Gott weder schmeichelnd noch beeinflusst sie ihn, wie
dies bei manchen Menschen der Fall ist, die oberflächliches Lob oder Beifall erheischen. Die Lobpreisung richtet sich nicht an Gott. Sie ist nur für den Menschen
bestimmt und dient ihm als Hilfe, um sich emporzurichten, um mit dem Großen
Gebot im Einklang zu sein.
Sie erhöht seinen Bewusstseinszustand, damit er für das Gute empfänglicher
werde und sich über den Mangel erhebe.
Die Lobpreisung erhöht die Schwingung des Menschen, beschleunigt seine
Aktivität, regt seinen Glauben an und bringt ihn mit einer höheren gedanklichen
Sphäre in Kontakt.
Von den Israeliten haben wir eine Praktik übernommen, die wir jährlich wiederholen. Die Rede ist vom Erntedankfest. Viele glauben, dass es darum ginge, für
das vergangene Jahr Dankbarkeit zu bezeugen. Wenn Sie einen Augenblick
nachdenken, stellen Sie fest, dass das Gebot der Lobpreisung hier auf den Kopf
gestellt wird. Ein solches Fest sollte keine Rückschau sein, es sollte eine Vorausschau sein!
Bei einem wahren Dankesfest sollte unser Glaube zum Ausdruck gebracht werden, und zwar nicht auf die Vergangenheit, sondern auf die Gegenwart und auf
die Zukunft gerichtet.
Viele von uns bringen die Dinge durcheinander. Wir wollen im voraus bezahlt
werden. Wir lobpreisen, nachdem unsere Scheuen voll sind. Und wenn alles gut
geht, sind wir auch bereit, hierfür unseren Dank auszusprechen.
Doch wenn alles bereits unter Dach und Fach ist, kann jeder dankbar sein. Das
ist keine große Kunst.
Wenn die Umstände aber schlecht sind, wenn die Ernte dürftig ausfällt und uns
Schwierigkeiten plagen, vergessen wir die Lobpreisung; dann toben wir und nicht
selten schieben wir die Schuld Gott zu.
Wer trotz Widrigkeiten Lobgesänge singen kann, dessen Widrigkeiten werden
bald verschwinden. Das ist kein bloßes Versprechen, das ist ein Gebot!
Lernen Sie, zu lobpreisen und seien Sie dankbar für das Gute, das Sie bereits
genießen, dann haben Sie die spirituelle Wunderlampe gefunden!
Diese Geisteshaltung bringt Ihnen nicht nur die Erfüllung Ihrer Herzenswünsche,
sondern erzeugt in Ihnen auch Zuversicht, stärkt Ihre Glaubensfähigkeit und
macht Sie innerlich sicher, was Ihre Zukunft anbelangt.
Dann lobzupreisen, wenn die Dinge am dunkelsten erscheinen, ist ein Garant
dafür, dass die Sonne wieder durchdringt. Wie sehr wir an das Große Gebot und
an Gott glauben können, misst sich, bevor wir empfangen, nicht danach!
Dieses Maß des Glaubens entscheidet darüber, was wir empfangen können.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Jesus wusste dies, als er sagte: „Alles, worum ihr betet und bittet, glaubet, dass
ihr es empfangen habt und es wird euch gegeben!“
Die Lobpreisung ist tätiger Glaube und diese Tat findet in der
Gegenwart statt. Es handelt sich um eine Aktion im Jetzt.
Wenn wir uns Jesu Wirken ansehen, sehen wir, wie er seine
Probleme anging. In einem Fall wandte er sich an einen Kranken
und fragte: „Glaubst du?“
Einen anderen fragte er: „Nimmst du wahr?“ Bei einer seiner
schwersten Prüfungen, als er zum Grabe ging, in dem sein toter
Freund Lazarus lag, sehen wir dasselbe Muster. Er entfernte sich
etwas von den Trauernden und seine ersten Gebetsworte waren:
„Vater, ich danke dir, dass du mich erhöret hast!“
Wofür konnte er in einem solchen Augenblick dankbar sein?
Doch als der Meister, der er war, wusste er, dass er für die Erhörung seines
Gebets, dass Lazarus wieder zum Leben erweckt werden möge, dankbar war.
Dann rief er mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ und wie wir nachlesen
können, kam Lazarus, noch in seine Grabtücher eingewickelt, heraus.
Bei einer anderen Gelegenheit baten zehn Aussätzige um Heilung. Er wies sie an,
selbst zu den Priestern zu gehen. Später kam einer der Männer wieder zurück
und bekundete Jesus seine Dankbarkeit dafür, dass er von der Aussätzigkeit
geheilt worden war.
Jesus wandte sich zu ihm und fragte: „Waren da nicht zehn Aussätzige? Wo
sind die übrigen neun geblieben?“
Dem einen, der das Große Gebot eingehalten hatte, sagte er: „Erhebe ich und
geh deinen Weg. Dein Glaube hat dir geholfen!“
Einer von zehn war bereit, mit einem dankbaren Herzen zurückzukehren. Er
wurde geheilt.
Viele Menschen, die diese Zusammenhänge studieren, können ihre Erfahrungen
deshalb nicht wiederholen, weil sie zu viel für selbstverständlich halten oder im
Umgang mit dem Großen Gebot zu sorglos werden, nachdem sie einige Wohltaten erfahren haben.
Eine der ersten Voraussetzungen ist, dass wir eine ständige Haltung der Lobpreisung und Danksagung einnehmen!
Wenn wir darauf hoffen, Gottes Segnungen zu erhalten, müssen wir uns selbst
in einem aufnahme- und empfangsfähigen Zustand halten. Die Lobpreisung ist
eine der einfachsten Arten, um dies zu bewerkstelligen.
Seien Sie selbst für das Geringste dankbar, dann wird auch das Beste zu Ihnen
gelangen!
Wir müssen unser Denken immer nach oben richten und die Lobpreisung ist
der Weg, um dies zu erreichen.
Falls Sie auch noch die geringste Undankbarkeit verspüren, sollten Sie sofort den
Psalm Davids auswendig lernen: Lobet den Herrn (das Große Gebot!)
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
In dem Maße, in dem wir unsere Gedanken auf das Gebot Gottes einstimmen,
dient uns dieses Gebot wieder.
Der verstorbene Russell Conwell aus Philadelphia musste dies klar verstanden
haben, als er seine Gemeinde aufrief, einem besonderen Lobgottesdienst mit
Gesang und Gebet beizuwohnen. Jedem Gemeindemitglied, das sich Gebete für
seine Probleme wünschte, wurde nahegelegt, zu kommen und Opfergaben mitzubringen, seinen Namen zu hinterlassen und seine Situation zu schildern.
Ein beinahe mittelloser Mann kam und bat darum, dass der Name seiner Tochter
genannt würde. Sie befand sich in einer psychischen Heilanstalt.
Eine Woche nach dem Lobgottesdienst wurde er zu seiner Tochter in die Anstalt
gerufen und war erstaunt, dass sie für geheilt erklärt worden war.
Eine Frau brachte ihren Schmuck und legte ihn als Opfergabe auf den Altar. Sie
hatte ein körperliches Leiden und viele Schmerzen. Sie konnte nur mit Krücken
gehen.
Als sie nach dem Gottesdienst wegging, stolperte sie und fiel auf die Stufen. Als
man sie hochhob, stellte sie fest, dass sie geheilt war.
Eine andere Frau, eine Witwe, kam mit ihrer kleinen Gabe und bat darum, dass
sie ihr Haus behalten könne. Es war stark mit einer Hypothek belastet und die
Raten war seit langem überfällig.
Sie ging nach Hause, aber es schien alles nur noch schlimmer zu werden. Sie
hatte einen Rohrbruch und musste einen Klempner rufen. Wie sie ihn zahlen
sollte, war ihr nicht klar. Als der Klempner einige Bodenbretter entfernte, um an
das Rohr zu kommen, entdeckte er eine Kanne mit Geld, die ihr verstorbener
Mann dort versteckt hatte. Dieser Betrag reichte aus, um die Hypothek und den
Klempner zu zahlen.
Diese Vorkommnisse sind wahrheitsgemäß so geschehen und können von jedem
wiederholt werden, der das Große Gebot einzuhalten bereit ist. Das Große Gebot
kann uns nicht im Stich lassen, wenn wir es nicht im Stich lassen.
Lernen Sie, das Gebot der Lobpreisung bei allem, was Sie anzuwenden, was Sie
sich wünschen und Sie werden es in Aktion erleben!
Lobpreisung ist Glaube in Aktion!
Ein loyal beachtetes Gebot wird den, der es beachtet, immer belohnen. Das Gebot der Lobpreisung wird Sie von der Krankheit zur Gesundheit bringen, es wird
Sie von der Unwissenheit zum Wissen, von der Armut zum Wohlstand, von der
Schwäche zur Stärke, von der Furcht zum Mut bringen.
Das Gebot der Lobpreisung wird Ihnen in allen Lebensbereichen von Nutzen
sein.
Beginnen Sie sofort, dieses Gebot anzuwenden!
Nun sind Sie vielleicht der Meinung, dass Sie nicht viel hätten, womit Sie beginnen können. Nun, auch Jesus hatte nicht viel, als fünftausend hungrige Seelen
Nahrung verlangten. Er besaß nur fünf Laib Brot und ein paar Fische, aber damit
fing er etwas an.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Er begann damit, dass er das Wenige, das zur Verfügung stand, pries und dann
umherreichte.
Sie kennen die Geschichte, ich will deshalb nicht auf die Einzelheiten eingehen.
Der Meister sagte, dass Sie dasselbe tun könnten, was er getan hat. Das Gebot
kennt keine Ausnahmen.
Und wie tun Sie es?
Sie nehmen das, was Sie haben, und bauen darauf auf - nicht mit Verachtung
und Verurteilung, sondern mit Lobpreisung und Dankbarkeit!
Dann arbeiten Sie mit dem Großen Gebot zusammen und dieses Gebot wird Ihnen
mehr geben. Preisen Sie Gott dafür, dass überall Gutes vorhanden ist!
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Kapitel 7
Das Gesetz des Ausgleichs
„Denn das, was der Mensch sät,
wird er ernten!“
Galater 6, 7
„Die Welt schuldet mir etwas“, ist immer wieder zu hören, manchmal ziemlich
trotzig und mit dem Anspruch, sich mit dem geringsten Aufwand durchs Leben
zu mogeln.
Am Kamin, am Stammtisch, über den Rundfunk und sogar bei politischen Debatten sind Abwandlungen dieser Anspruchshaltung zu vernehmen. Deshalb ist
fällt es uns nicht weiter auf. „Das habe ich nicht verdient“ oder „Wie ungerecht
das Leben ist!“ - Dies sind immer wieder zu hörende Aussprüche.
„Warum soll der mehr haben als ich?
Ich bin genauso gut wie der!“
Auch solche bitteren Worte sind uns allbekannt.
Die frühen religiösen Lehren vertrösteten uns auf eine späteres Leben, in dem
uns Gerechtigkeit zuteil würde. Den Reichen und Mächtigen wurde Übles unterstellt, wofür sie letztendlich zu büßen hätten. Auf der anderen Seite sollten sich
die unglücklichen Armen ihrer Religion und der Kirche widmen, dann wären sie
auch gewiss, im nächsten Leben dafür belohnt zu werden.
Die Verheißung des Himmels und der Herrlichkeit wurde ihnen als Zukunftshoffnung vorgelegt, um den Mangel in diesem Erdenleben wettzumachen, doch
aus der Sicht der Wahrheit und der Kenntnis des Großen Gebotes sind solche
Auffassungen unhaltbar!
Früher oder später müssen wir uns dem Gesetz des Ausgleichs stellen. Was
uns zusteht, gelangt zu uns. Nur das. Wenn wir dieses Gesetz auf unser Leben
übertragen und uns gewisse Ergebnisse ansehen, finden wir dann ein Gleichgewicht vor? Sind wir mit dem Guten, das uns zuteil wird, zufrieden? Erhalten wir
eine angemessene „Aufwandsentschädigung“? Sind wir der Meinung, dass wir
wirklich das erhalten, was uns zusteht?
Die meisten Mensch sind unzufrieden. Es gibt sogar jene, die das Leben nicht für
lebenswert halten. Die große Mehrheit geht davon aus, dass auf der Welt, und
insbesondere im persönlichen Leben, die Ungerechtigkeit vorherrsche und dass
Unglück, Krankheit und Armut ein Leben lang auftauchen müssten.
Beim Studium der Wahrheitsgesetze lernen wir, diese Gesetze so anzuwenden,
dass sie unsere widrigen Gedanken und Bedingungen auflösen. Die Fehler eines
Schuljungen sind nicht die Folge einer klugen Anwendung des Gesetzes, sie
entstammen vielmehr einem Rechenfehler. Diese Fehler bleiben solange unberichtigt, bis der Bub das Gesetz richtig anwendet. Er kann das Gesetz nicht so
verändern, dass es sich an seine Fehler anpasst, sondern er muss das Gesetz
richtig anwenden.
62
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Die Gesetze des Lebenserfolgs sind diesselben wie die Gesetze der Wissenschaft.
Die Versorgung und die Möglichkeiten sind immer dieselben, aber unsere Aufgabe
besteht darin, die Anwendung des Gesetzes so zu verändern, dass es bessere
Lebensbedingungen herbeibringt.
Zweck der vorliegenden Lektion ist es, Ihnen aufzuzeigen, wie Sie das Große Gebot
dazu verwenden können, sich aus der jetzigen Situation heraus in eine Situation
zu bringen, die Ihnen rechtmäßig zusteht. Damit ist eine Situation gemeint, in der
Sie Erfolg und Wohlstand genießen. Das ist der vom Großen Gebot vorgesehene
natürliche Zustand.
Dass Sie diese Dinge bislang vielleicht noch nicht erkannt haben, ist eine Fehlberechnung, ein Fehler. Das Große Gebot braucht nicht verändert zu werden. Erfolg
und Wohlstand brauchen nicht geschaffen zu werden, sie bestehen immer.
Wer sich ändern muss, sind Sie selbst.
Dann werden sich auch Ihre Angelegenheiten entsprechend verändern.
Wo soll diese Änderung stattfinden? Nun, der Ausgangspunkt, die Steuerzentrale aller Aktivität ist das Denken. „Der Schlüssel zu jedem Menschen ist sein
Denken“, schrieb Emerson.
Warum sind Gefangene daran interessiert, den Schlüsselbund des Wärters zu
ergattern? Damit sie sich den Weg in die Freiheit aufschließen können; einen
anderen Weg gibt es nicht.
Keiner von uns kann sich anders befreien als durch den Schlüssel und dieser ist
der richtige Gebrauch des Denkens.
Wenn Ihre Gedanken aufbauend und sauber sind, können Sie nicht gefangen
bleiben. Wenn Sie unzufrieden und unglücklich sind, werden Sie die Inspiration
verspüren, nach Besserem zu trachten.
Falls Sie sich Wohlstand und Erfolg wünschen, sich aber nicht darum bemühen,
an sich eine Veränderung herbeizuführen, können Sie nicht davon ausgehen,
dass Ihre Zukunft anders aussehen wird. Ein Trunkenbold wird niemals nüchtern,
solange er weitertrinkt.
Falls eine Gewohnheit von Ihnen Besitz ergriffen hat, sind Sie erst dann wieder
Herr Ihres Lebens, nachdem Sie diese Gewohnheit abgelegt haben. Falls Sie in
eine Welt des Mangels und der Begrenzung geboren wurden, können Sie aus ihr
nur dann herauskommen, wenn Sie Ihre geistigen Vorstellungen ändern.
Es gibt viele Menschen, die ihr ganzes Leben lang nichts anders kennen lernen
als das, was ihre Ausgangsposition war. Sobald Sie Ihre Vision verändern, werden sich Ihre Lebensumstände ebenfalls verändern. Sobald Sie einen Umstand
nicht mehr anerkennen, werden Sie ihn auch nicht mehr anziehen. Die einzige
Möglichkeit, etwas nicht mehr anzuerkennen, besteht darin, unsere Einstellung
dazu zu verändern.
Haben Sie mehrere Wohnungen besucht und festgestellt, dass sie sich alle in
gewissen Punkten unterscheiden? Die einen waren sauber, gepflegt, aufgeräumt,
hell, andere waren düster, abweisend und unordentlich. Die Wohnung ist ein
Spiegelbild der vorherrschenden Gedanken.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Das Erscheinungsbild lässt Rückschlüsse auf das Bewusstsein des oder der
Insassen zu.
Wenn Sie auf Erfolg zuarbeiten, sehen Sie sich den Wohnbereich an. Wenn
die Ordnung das erste Gebot ist, muss dies auch bei seiner Anwendung zum
Ausdruck gelangen.
Geldmangel ist keine Ausrede für ein unordentliches Heim. Es kann auch dann
sauber und aufgeräumt sein, und wenn man dazu Möbelkartons benutzen muss!
Falls Sie sich ein besseres Heim, eine gemütlichere Umgebung, schönere Möbel
wünschen, müssen Sie bei Ihrem Bewusstsein ansetzen. Was zählt, sind die
kleinen Dinge und viele kleine Dinge ergeben ein großes Ding.
Es ist sinnlos, für ein neues Heim zu beten, solange Sie das jetzige nicht in Ordnung halten können!
Ein Ehepaar betrieb in unserer Nachbarschaft einen Fischladen. Sie hielten den
Laden nicht sauber, waren nicht immer zuvorkommend und lieferten nicht immer
pünktlich aus.
Da sie der wiederholten Verluste überdrüssig wurden, schlossen sie das Geschäft
und verkauften, was noch übrig war.
Die Käufer, ebenfalls wieder ein Ehepaar, krempelten ihre Ärmel hoch, schrubbten
alles sauber, kachelten die Wände und gestalten den Laden ansprechend.
Sie zogen von Anbeginn neue Kundschaft an, machten sich einen Namen und
waren weithin für Qualität, Sauberkeit und Freundlichkeit bekannt.
Trotz der vorherigen Bedingungen wuchs ihr Geschäft immer mehr und eines
Tages mussten sie sogar Nebenräume dazumieten.
Seither sind einige Jahre vergangen und diese beiden Leute haben im selben
Geschäft, bei dem andere kläglich scheiterten, bemerkenswerte Erfolge verbucht.
Das Große Gebot hilft denen, die sich selbst helfen! So funktioniert das Gesetz
des Ausgleichs immer.
Wenn Sie Ihre Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen erledigen und
gründlich arbeiten, werden Sie immer das Beste aus sich herausbringen. Mit
anderen Worten, Sie werden kompetenter und effizienter. Sie werden besser
und zeigen dadurch auch Ihre Überlegenheit.
Und wer besser wird, zieht das Bessere an. Diesem Menschen werden immer
größere Aufgaben übertragen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Das zugrunde liegende Prinzip lautet, dass Sie ab dem Zeitpunkt, ab dem Sie für
Ihren gegenwärtigen Platz zu groß werden, anfangen, etwas Größeres anzuziehen.
Etwas Besseres können Sie nur anziehen, wenn Sie zuerst größer werden.
Sie müssen sich das, was Sie erhalten, verdienen; andernfalls können Sie es
nicht behalten.
Sollte es im Einzelfall anders aussehen, hat es keinen Bestand, denn nach dem
Gesetz des Ausgleichs wird dieser Mensch seinen wahren Platz finden.
Landläufig ausgedrückt bedeutet dies: „Genauso wie Wasser, wird auch er seinen
Pegel finden“ oder „Einen guten Mann kann nichts unten halten.“
In Wirklichkeit ist die einzige Schwelle, die Ihrem Weiterkommen entgegensteht,
Ihre eigene Inkompetenz. Wer seinen jetzigen Platz mehr als ausfüllt, wird früher
oder später befördert oder anderweitig weiterkommen. Ohne dieses Prinzip gäbe
es keinen Fortschritt, kein Wachstum, keine Entwicklung.
Falls das Büro mit Papieren, Zeitschriften und Post übersät ist und sich die unerledigten Unterlagen stapeln, ist die Kraft des Büros geschwächt. Das Geschäft
spiegelt den Geist der Organisation wieder. Die Organisation spiegelt den Geist
ihres Leiters wieder.
Wo suchen wir die Ursache für ein Leck? Wir gehen zum Kopf, wird verändern
seine Ideen. Dadurch verändert sich die gesamte Organisation.
Wenn der führende Kopf anders denkt, ändert sich die Marschroute der gesamten Mannschaft.
Ihre Schwierigkeiten auf äußere Bedingungen oder andere Menschen zu schieben,
ist der verkehrte Weg. Das ist nicht das Gebot. Irgendwo in Ihrem Denken gibt
es eine Behinderung. Gehen Sie dieser auf den Grund und passen Sie sie an. Ihre
Ideen sind es, die Ihre Bedingungen erschaffen.
„Lesen die Männer Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln?“ Für Jesus
war dieses Gebot ein vorranginger Faktor. „Gebt und euch wird gegeben. Richtet
nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Mit dem Maß, mit dem ihr messt, werden
auch ihr gemessen werden.“
Und Paulus sagte: „Was der Mensch sät, das erntet er.“
Das Gebot, welches besagt, das wir das ernten, was wir säen, ist mathematisch richtig. Jede Erfahrung, die wir durchmachen, dient letztendlich unserem
Besten.
Falls wir Unangenehmes anziehen, dann häufig deshalb, weil eine brachliegende
oder vernachlässigte Phase unseres Wesens erweckt und weiterentwickelt
werden muss. Darüber hinaus lernen wir aus dieser Erfahrung, um es künftig
besser zu machen.
Der Grad der Zufriedenheit in jedem Lebensbereich hängt deshalb zu einem
Großteil von unserer Fähigkeit ab, die Erfahrungen des Lebens konstruktiv zu
nutzen, denn in jedem Fall wird das Gesetz der Anziehung nur das bringen, was
unserer Weiterentwicklung dienlich ist.
65
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Eine einfache Interpretation dieses Gesetzes wäre, dass wir stets das anziehen,
was wir brauchen, und was wir brauchen, ist immer gut.
Das ist die richtige Einstellung, da uns jede Erfahrung weiterbringt und wir sie in
diesem Lichte sehen sollten.
Sie werden auf diesem Weg vielleicht nicht immer genau das
gewünschte Ergebnis erhalten, aber Sie werden Ihr Bewusstsein
und Ihren Charakter in Harmonie, Schönheit und Stärke schulen, denn jede solche Anstrengung, das Ideal zu verwirklichen,
ist hochgradig aufbauend und entwickelt die Eigenschaften und
Bedingungen, die Sie sich immer wieder geistig vorhalten.
An einem Ideal ausgerichtete klare, starke und positive Gedanken
sind ein hervorragendes Präventivmittel, die krankmachenden
Gedanken vorbeugen, welche nur Vorboten irregeleiteter Handlungen und Situationen der Schwäche, des Unglücks und Schwierigkeiten sein können.
http://www.i-bux.eu/flash/Larson/
Indem Sie bei allem nach dem Besten suchen und das mitherbeigebrachte Gute
nutzen, lenken Sie Ihre gesamte Aufmerksamkeit auf das Ideal und arbeiten mit
der Absicht des Großen Gebots zusammen.
Drängen Sie alle minderwertigen Gedanken hinaus, indem Sie hochwertigere
Gedanken denken, überziehen Sie schlechte Gedanken durch gute, pflegen Sie
schöne Gedanken, um hässliche abzuschieben und setzen die Übermacht aufbauender Gedanken gegen niederziehende, und Sie werden anfangen, alle negativen
und verwirrten Geisteszustände zu überwinden.
Lernen Sie deshalb, über alle Menschen, Dinge, Ereignisse und Situationen konstruktiv zu denken. Betrachten Sie sie aus der Warte Ihres Ideals. Auf diese Weise
werden Sie nach und nach Ihr gesamtes Dasein zum Besseren verwandeln. Ihr
Wohlstand und Ihre Weiterentwicklung werden ständig zunehmen.
Je mehr Sie sich geistig darin schulen, immer nach dem Guten Ausschau zu
halten, umso mehr werden Sie sich auf das Gute zubewegen, und je höher und
größer Ihre Auffassung vom Guten wird, umso mehr werden diese Elemente in
Ihre Worte und Taten, in Ihren Charakter, in Ihr Wesen, in Ihre Macht, in Ihre
Errungenschaften und Leistungen einfließen. Als unmittelbares Ergebnis Ihres verbesserten Denkens werden alle Bereiche Ihres Lebens immer besser werden.
Damit soll nicht gesagt werden, dass Sie die Schattenseiten des Lebens und
die unentwickelten Seinszustände nicht zur Kenntnis nehmen sollten, sondern
dass Sie förmlich durch sie hindurchdenken und Ihr Denken auf das verborgene
Gute oder das innere Prinzip lenken, das einen immer umfassenderen Ausdruck
sucht.
Sie werden dann nicht mehr verurteilen und kritisieren, sondern danach trachten,
in sich selbst und bei anderen das Gute hervorzubringen, und überall die größeren
Möglichkeiten erkennen und entwickeln.
Alles, was wir heute besitzen, ist unsere gerechte Entlohnung. Sehr häufig macht
sie uns nicht glücklich, wir sind damit nicht zufrieden, aber sie steht uns dennoch
rechtmäßig zu. Dieser Umstand wäre sehr entmutigend, wenn es nicht die Wahrheit gäbe, die uns aufzeigt, wie wir uns von allen Einengungen befreien können.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Wenn Sie sich Erfolg im Leben wünschen, müssen Sie Ihre Gedanken intelligent
aussortieren. Solange Sie über harte Zeiten, Geldmangel und Beschränkungen
reden, säen Sie die entsprechende Saat aus.
Welche Ernte erwarten Sie?
Wenn der Bauer Distelsamen aussäen und sich dann darüber beklagen würde,
dass auf seinem Feld kein Weizen wächst, würden wir ihn für einen dummen
Mann halten. Wusste er denn nicht, dass er nur das erwarten kann, was er
gepflanzt hatte?
Behaupten Sie niemals etwas, und wenn es Ihnen noch so real erscheint, was
Sie nicht in Ihrem Leben erfahren wollen!
Sagen Sie nie, dass Geld knapp sei! Die bloße Behauptung treibt es von Ihnen
weg!
Sagen Sie nicht, dass die Zeiten schwer seien. Dies würde nur dazu beitragen,
dass Ihr Geldbeutel schmäler würde - so schmal, dass nicht einmal Gott eine
weitere Münze hineinschmuggeln kann.
Sagen Sie nie, dass niemand Sie liebte oder dass andere Sie nichts angehen! Sie
würden nur das Interesse und die Liebe der anderen verlieren!
Die spirituelle Versorgung, aus der das Sichtbare kommt, ist unerschöpflich. Sie
fließt ständig nach und liefert entsprechend Ihrer Anforderung. Durch unwissendes Gerede über Mangel oder Verluste lässt sie sich nicht eindämmen, den
Schaden tragen nur Sie alleine davon. In welchem Maße sie zu Ihnen gelangen
kann, entscheiden Sie durch Ihr Denken.
Die unfehlbare Quelle ist bereit zu geben; sie kann gar nicht anders. Falls Sie
dieser Substanz weiterhin Ihre Gedanken zusenden, werden Sie in den Genuß
des Erwünschten gelangen!
Richten Sie Ihr Denken auf Wohlstand, Liebe, Überfluß, Freude und Gesundheit
aus und Sie werden die entsprechenden Früchte ernten!
Falls Sie sich ein besseres Heim wünschen, gestalten Sie das jetzige so schön
wie Sie können.
Falls Sie sich neue Möbel oder neue Kleider wünschen, reden Sie nicht schlecht
über die bisherigen, sondern nutzen sie, so gut Sie können.
Falls Sie sich eine neue Stellung wünschen, bereiten Sie sich darauf vor und
werden in der Position, die Sie bereits haben, immer besser.
Falls Sie die Anforderungen des Lebens nicht erfüllen können, handelt es sich
um kein Versäumnis des Materiellen, sondern um das innere Nichtverständnis
der richtigen Umsetzung. Wie auch immer Ihr Problem geartet sein mag, kann
das Große Gebot eine Lösung herbeiführen, die Voraussetzung ist jedoch, dass
Sie Ihr Denken in Einklang mit dem Großen Gebot bringen.
Gehen Sie nicht davon aus, dass Sie in wenigen Augenblicken oder nach ein paar
Anwendungen bereits ein umfassendes Verständnis der Fülle erlangen könnten.
Ein Bauherr setzt auf eine Kathedrale, deren Errichtung eine Million Dollar gekostet hat, keinen herrlichen Glockenturm oder eine Kuppel, wenn diese nicht auch
ein solides Fundament hat.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
67
Zuerst braucht er etwas, das den Turm abstützt. Dann lässt er die Seitenwände
hochziehen und Streben einbauen. Jede Wand wird ohne Eile Stein um Stein
hochgemauert.
Auch bei Ihrer Arbeit mit dem Großen Gebot gehen Sie Schritt für Schritt vor.
Jeder Schritt bringt Sie Ihrem Ziel näher.
In Philadelphia brüstete sich ein Mann mit seinen angeblichen Erfolgen. Er übertrumpfte seine Wettbewerber und verdrängte sie aus dem Geschäft. Er war
vom Konkurrenzdenken getrieben und erhielt vor einiger Zeit die Quittung. Die
Folge war, dass er in eine kleinere Stadt ziehen musste.
Das Gesetz des Ausgleichs arbeitet langsam, aber sicher. Man kann nicht auf
der Substanz oder Tugend aufbauen, die ein anderer geschaffen hat. Sie können
nur auf dem aufbauen, was Sie selbst geschaffen haben.
Das Konkurrenzdenken ist im Geschäftsleben ein Wetteifern, eine Rivalität zwischen zwei oder mehr Personen. Aus der Angst davor, dass es nicht genug für
alle gäbe, kämpfen sie darum, um alles an sich zu raffen, was sie können.
Haben Sie keine Angst davor, dass Ihr Nachbar mehr vom Leben erhält als Sie!
Versuchen Sie nicht, ihn zu übertrumpfen. Zwar sagt man, dass Konkurrenz das
Geschäft belebe, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Konkurrenzdenken
in Form von Rivalität und Wetteifern, in Form von Streitereien, Kämpfen und
Lügen, der rechte Geschäftsgeist sein soll.
Anstelle von Konkurrenz sollten wir an den Ausgleich denken. Ausgleich bedeutet, dass für das Gegebene eine angemessene Entschädigung erhalten wird.
Ausgleich steht für ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen.
Wenn Sie Ihr Leben - also Ihr persönliches „Geschäft“ - nach dem Prinzip des
Ausgleichs statt der Konkurrenz führen, werden Sie es sicherlich besser genießen und bessere Dienste erbringen. Je bessere Ihre Dienste, umso größer Ihre
Entlohnung. Wenn Sie sich nach diesem Gebot richten, werden Sie feststellen,
dass es sowohl für das Privat- wie auch das Geschäftsleben die goldene Regel
ist. Sie werden Erfolg haben, auch wenn nur wenige Häuser weiter so genannte
Konkurrenten sitzen.
Falls Sie keinen Erfolg haben, falls Ihnen etwas Gutes fehlt, sollten Sie eingehender nach der Ursache forschen. Diese liegt nicht im Außen, sie liegt in Ihnen.
Wo wenden Sie das Große Gebot nicht richtig an?
Wo denken Sie falsch?
In diesem Zusammenhang gibt es drei Punkte, auf die Sie achten sollten:
Die wichtigste Überlegung: Erwarten Sie etwas umsonst?
Fühlen Sie sich gut oder erfreut, wenn Sie etwas erhalten, ohne dafür zu zahlen?
Falls ja, verstoßen Sie gegen das Große Gebot. Ihre Erlöse werden unzureichend
ausfallen.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Seien Sie immer bereit, für das Empfangene zu zahlen. Kennen Sie Leute, die
sich „durchschnorren“? Sie lassen andere zahlen oder sich von anderen aushalten.
Doch diese Leute haben sich keineswegs ein paar Cent gespart, sie büßen für
ihr Verhalten mit hunderten von Dollar. Die Qualität ihres Denkens hält viele
Dollar, die sie sonst anziehen könnten, von ihnen fern.
Falls Sie jemanden wissentlich um einen Dollar betrügen, kostet Sie dieses Fehlverhalten hunderte!
Zweitens: Sind Sie ein „Schnäppchenjäger“? Suchen Sie immer nach dem Billigsten?
Billige Gedanken können nur wieder Billiges zurückbringen. Wenn Sie auf
Schnäppchen warten, werden Sie immer wieder solche hinnehmen müssen,
doch das Leben kennt keine Schnäppchen! Was Sie an Geld gewonnen haben,
wird Ihnen auf andere Weise entzogen. Sie bringen sich in eine Schwingung,
die Ihren jetzigen Zustand absenkt. Sie werden unter das Ihnen angemessene
Niveau abgedrückt.
Ihr Denken wird kleiner. Sie machen sich zum Komplizen des Verkäufers, der
unterbieten und Abstriche machen muss, der Konkurs oder Unehrlichkeit hinnimmt. Der Verkäufer, der sich so verhält, muss zu Lügen greifen, täuschen
oder den Preis anderweitig frisieren oder minderwertige Artikel anbieten, um
sich im Geschäft zu halten. Als Käufer werden Sie Mitschuldiger dieses Gesetzesbruchs.
Drittens: Geben Sie Geld nur widerwillig aus? Ist es Ihnen zuwider, Ihre Rechnungen zahlen zu müssen?
Geben Sie Ihr Geld gerne aus, auch wenn es Ihr letzter Dollar ist. Entscheiden
Sie, was Sie brauchen. Wenn es mehr wert ist als der Dollar, den Sie zur Verfügung haben, geben Sie den Dollar frohen Herzens aus. Auf diese Weise halten
Sie das Gesetz ein.
Oft halten wir an unserem Geld fest, sobald es wenig geworden ist. Dies ist vergleichbar mit dem Schließen eines Wasserhahns, wodurch wir den Zustrom zu
uns unterbinden.
Ich erinnere mich an einen Mann, der dringend tausend Dollar benötigte. Er besaß aber nur zehn Dollar und hielt daran fest wie ein sinkender Mann an einem
Strohhalm. Tagelang trug er den Zehn-Dollar-Schein mit sich herum und hatte
Angst davor, ihn auszugeben, weil er dann völlig pleite gewesen wäre.
Dann kam ihm der Gedanke, dass er seinen Glauben mehr auf die zehn Dollar
als auf die wahre Versorgungsquelle gerichtet hatte. Er sperrte seinen Versorgungshahn mit einem Zehn-Dollar-Schein ab. Dies hatte sich zu einer ängstlichen Behinderung entwickelt. Als er diese Wahrheit erkannte, setzte er sich
hin und schickte den Geldschein sofort an eine Kirche. Nachdem er dieses Geld
losgelassen hatte, bahnte sich der Zufluß wieder einen Weg zu ihm. Innerhalb
einer Woche erhielt er seine tausend Dollar und konnte seinen Verpflichtungen
nachkommen. Er fügte hinzu: „Diese Lektion habe ich jetzt gelernt. Seither habe
ich nie mehr Nachschubprobleme gehabt!“
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Das Große Gebot ist ein göttliches Gesetz; es duldet keinen Verstoß. Es lässt
keine Feigen an Disteln wachsen. Wenn der Mensch die Gebote der Harmonie,
Gesundheit oder Versorgung verletzt, kommt das Gesetz des Ausgleichs zum
Tragen.
Wir können frei wählen. Das Große Gebot ist unendlich und durch seinen Ausdruck ist uns alles möglich. Jedes Mal, wenn wir einen guten Gedanken wählen,
machen wir eine gute Investition!
Was gibt Ihnen das Leben heute? Gesundheit, Glück und Wohlstand oder Krankheit, Unglück und Mangel?
Was immer es ist, es gehört zu Ihnen und niemandem anderen. Sie machen
Ihre Investitionen und Sie gelangen Tag für Tag in den Genuß von Gewinn oder
Verlust.
Falls Sie mit Ihrer Investition unzufrieden sind, tun Sie gut daran, sich Ihre Investitionen anzusehen. Zu Ihnen kann nur das kommen, was Ihnen zusteht. Seien
Sie gewiss, dass es so sein wird! Es ist Ihre eigene Verantwortung, die Ihnen kein
anderer Mensch abnehmen kann.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Kapitel 8
Das Gesetz der Widerstandslosigkeit
„Ich aber sage euch,
dass ihr nicht widerstehen sollt dem Übel“
Matthäus, Kapitel 5, 39
Unser Interesse an dieser Wahrheit ist gerade in der heutigen Zeit für viele
Studenten der Lebenswissenschaft akut, da auf der Welt so viel vorhanden zu
sein scheint, was nur mit Widerstand überwunden werden kann. So erscheint
es ihnen zumindest.
Sünde und Krankheit scheinen trotz aller Gegenmaßnahmen zugenommen zu
haben. Als Mittel zur Friedenssicherung und Erreichung von Harmonie ist der
Widerstand ein Irrweg. Die wahre Harmonie kann nicht aus einer Disharmonie
kommen, genauso wenig wie Friede aus Uneinigkeit erwachsen kann.
Der Widerstand erweist sich als der falsche Weg, weil er mit Harmonie und
Ordnung - dem Großen Gebot - nicht im Einklang steht.
Die Lehre des Meisters, wonach wir dem Übel nicht widerstehen sollen, erscheint
uns wie ein Widerspruch. Sie scheint gegen die natürlichen Reaktionen eines
Körpers gerichtet zu sein, denn wenn wir auf Gegnerschaft treffen, erscheint
es uns natürlich, unsere Energie zu stählen, uns zusammenzunehmen und alles
daran zu setzen, den Gegner zu bezwingen.
So konträr uns diese Lehre auch erscheinen mag, wenn sie sich auf die ernsteren
Dinge des Lebens bezieht, wenden wir das Große Gebot dennoch bei den eher
belanglosen Dingen unbewusst an.
Für dieses Gesetz gibt es viele Bezeichnungen, weshalb wir es nicht immer als
das Gesetz der Widerstandslosigkeit erkennen.
So hören wir in der Geschäftswelt zum Beispiel von der Verkaufspsychologie, von
Service, Kredit, kostenlosen Zustellungen, Beratungen und anderen Hilfen, damit
wir die richtigen Töpfe und Pfannen für unsere Küche, den passenden Stuhl für
das Wohnzimmer oder andere Dinge finden. Es gibt sogar ein Unternehmen, das
mit dem Slogan wirbt „Wir haben alles, was es gibt!“. Das ist eine gute Sache,
höre ich Sie sagen, und der Geschäftsleiter weiß das auch, solange er dieses
Versprechen erfüllt.
Warum, glauben Sie, lässt man in den Läden die Türen offen stehen? Sicherlich
nicht, damit frische Luft hereinkommt. Diese Leute lassen den Wohlstand herein
und brauchen nicht einmal die Tür aufzumachen.
Haben Sie je darauf geachtet, wie viele Leute durch eine offene Tür gehen? Das
sind wesentlich mehr als die, die sich die Mühe machen, eine Tür zu öffnen!
Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass viele Kaufhäuser das Untergeschoss bevorzugen? Es ist einfacher, nach unten als nach oben zu gehen. Natürlich gehen
die Kunden später wieder nach oben, aber erst, nachdem sie etwas gekauft
haben.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
71
Diese Psychologie wird häufig angewandt. Viele Kaufhäuser haben Männer und
Frauen angestellt, die nichts anderes tun, als die Interessen der Kunden zu
studieren und neue Kunden anzuziehen. Das ist das Studium der Widerstandslosigkeit.
Ein Verkäufer wird studieren, wie er einen Artikel am besten verkaufen kann.
Er wird einen Kunden in einer gewissen Weise ansprechen und sein Produkt
sorgfältig präsentieren. Er wird Vergleiche mit anderen Produkten anstellen, und
dabei ständig eventuelle Einwände zu entkräften versuchen.
Auf diese Weise baut er ein positives Verkaufsgespräch auf und führt den Kunden zu einer positiven Akzeptanz. Der Kunde wird häufig zustimmend nicken
oder Ja sagen und dann einen Vertrag unterzeichnen oder ein paar Geldscheine
zücken.
Die gesamte Verkaufskunst ist auf dem Gesetz der Widerstandslosigkeit aufgebaut. Überall auf der Welt bedienen sich erfolgreiche Geschäftshäuser dieses
Gesetzes.
Als unsere Großeltern mit ihren Einkaufskörben loszogen, mussten sie noch
viele Läden aufsuchen, bevor der Einkauf abgeschlossen war. Heute bestellen
wir telefonisch oder per Post. Auf diese Weise wird uns das Einkaufen leichter
gemacht.
Nicht nur in Unternehmen sind Verkäuferinnen und Verkäufer beschäftigt, denn
jeder ist in gewisser Weise Verkäufer. Vielleicht ist es uns nicht bewusst, aber
wir bieten uns unseren Freunden an und werden akzeptiert oder abgelehnt.
Wir wollen unsere Schokoladenseite zeigen und wünschen uns, dass uns unsere
Freunde von dieser Seite sähen. Ein junger Mann, der eine gewisse junge Dame
im Auge hat, wird alles daran setzen, um eine Vorstellung zu erlangen. Dann
zeigt er sich von seiner besten Seite, benimmt sich höflich und hinterlässt einen
angenehmen Eindruck. Warum all dies?
Weil er es der junge Dame leicht machen will, ihn zu mögen und in ihr den
Wunsch zu wecken, ihn besser kennen lernen zu wollen. Er verkauft ihr die Idee,
dass er die beste Wahl für sie sei. Unbewusst bedient er sich des Gesetzes der
Widerstandslosigkeit.
Warum zeigt sich dieser junge Mann von seiner besten Seite? „Oh“, sagen Sie,
„das ist doch ganz normal. Das ist eine Gewohnheit.“ Das ist zwar richtig, doch
wenn wir auf Wohlstand und gute Gesundheit zuarbeiten, steht uns gerade die
Gewohnheit häufig im Wege; unbewusst bauen wir einen Widerstand auf.
Es gibt Menschen, die hart auf Erfolg zuarbeiten und sich materiellen Wohlstand
erhoffen und sich dennoch angewöhnt haben, über schwere Zeit zu reden und
sich davor zu ängstigen.
Vielleicht sprechen wir über unseren Nachbarn oder kritisieren seine Art und
Weise der Lebens- oder Geschäftsführung.
Vielleicht haben wir Angst vor der Geschäftsentwicklung, wenn die Umsatzzahlen
gesunken sind oder wir befürchten, dass wir unsere Investitionen in den Sand
gesetzt hätten.
Wenn wir uns so verhalten, tun wir uns keinen Gefallen. Dieses Verhalten ist
kurzsichtig und unklug!
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
72
Das wäre etwa so, als würde ein Kaufmann mit großem Aufwand einen Tag
der offenen Türe ankündigen, um dann an diesem bewussten Tag die Türen zu
verschließen und die Kundschaft auszusperren.
Man würde ihn für verrückt halten. Aber manche Leute sind genauso verrückt,
wenn sie sich Wohlstand und Erfolg wünschen, um dann in ihren Gesprächen über
Armut und Misserfolge zu reden! Zumindest haben sie die Kunst des rechten
Denkens noch nicht gelernt und sind nicht klug genug, das Große Gebot zu erkennen, wenn sie den Zufluß des Guten durch negatives Geschwätz abdrosseln!
Eine Studentin schrieb mir wie folgt: „Ich arbeite hart an meinen Begrenzungen,
weil ich genug davon habe.“ Ich antwortete ihr: „Arbeiten Sie nicht mehr an Ihren
Begrenzungen, sondern nur noch an Ihrem Wohlergehen und Wohlstand!“
Das Große Gebot verlangt von uns nicht, dass wir gegen etwas Unerwünschtes
arbeiten oder vorgehen, sondern dass wir ausschließlich auf das Gewünschte
zuarbeiten!
Unsere Zeit, Gedanken und Energie in etwas zu stecken, das wir nicht wünschen,
wäre kontraproduktiv. Damit würden wir Widerstand gegen das Große Gebot
leisten und dem Guten den Weg zu uns versperren.
Wie sollen wir nun vorgehen, um für Wohlstand zu arbeiten?
Unsere Aufgabe ist es, keinerlei Widerstand aufzubringen und uns im Einklang mit allen, was zum Wohle steht, zu verhalten, sowie alles in unserer
Möglichkeit Stehende zu tun, um es dem Wohlstand leicht zu machen, zu
uns zu gelangen!
Wasser ist sehr mächtig und doch ist es ein völlig widerstandsloses Element. Wir
können sehen, dass es sogar festes Gestein aushöhlt. Wir können sehen, dass
es riesige Schlammmengen mit sich reißt. Brücken, Gebäude, Bäume - nichts
kann ihm widerstehen.
Sehen Sie nur, wie große Flüsse anfangen. Sie beginnen als kleine Bächlein oder
Rinnsale hoch in den Bergen, wo sie im Frühjahr von Eis und Schnee gespeist
werden. Wir bemerken, dass diese Bächlein sehr gewunden sind, keineswegs
so, wie die großen Flüsse, in die sie später fließen. Das bisschen Wasser fließt
unter einem Felsbrocken hindurch, über einen umgestürzten Baum hinweg oder
an Büschen vorbei.
Hört der kleine Bach zu Fließen auf, wenn er auf ein Hindernis trifft oder wartet
er darauf, bis er so groß wird, dass er es hinwegschwemmen kann?
Keineswegs! Der kleine Bach ist an dem Felsbrocken oder Baum überhaupt
nicht interessiert, er will nur den großen Strom, den Fluß, und danach das Meer
erreichen. Mit Hindernissen gibt er sich gar nicht ab, sondern fließt einfach
weiter, so gut er kann.
Und so windet sich das Bächlein immer näher an sein Ziel heran.
Manche Leute gehen in ihrer Blindheit für die Vorgaben der Natur ganz anders
vor. Wenn sie auf ein Hindernis treffen, bleiben sie stehen und sammeln ihre
Kräfte, um gewaltsam gegen das Hindernis vorzugehen. Dieser Widerstand führt
zu Reibungen. Reibungen bringen Gereiztheit und Entzündungen. Aus diesem
Grunde ist das Leben dieser Personen schwer und anstrengend.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Es wird eine Unmenge menschlicher Energie vergeudet. In allen gesellschaftlichen
Schichten brechen Menschen zusammen und rackern sich unnötig ab; sie bleiben
liegen wie veraltete Gerätschaften. Nicht die Bewegung der Gerätschaft führt zu
ihrem Verschleiß, sondern die Reibung!
Reibung ist Gegnerschaft und Widerstand.
Wenn wir kämpfend, opponierend, Widerstand leistend und streitend durchs
Leben gehen, stellen sich uns viele Hindernisse in den Weg. Dann ist die Gefahr
groß, dass wir so stark mit dem Kämpfen beschäftigt sind, dass wir den Blick
für unser wahres Ziel verlieren.
Wenn wir uns ständig auf die nächste Auseinandersetzung vorbereiten, können
wir getrost davon ausgehen, dass uns viele solcher Auseinandersetzungen und
Schwierigkeiten bereitet werden.
Falls wir jedoch kein großes Aufheben von den Hindernissen machen und unser
Bewusstsein unbeirrt auf das Ziel oder den Wunsch lenken, haben wir Rückenwind, und wenn wir ausdauernd auf unserem Weg bleiben, werden wir ans Ziel
gelangen!
Eine weitere Lektion, die wir vom Rinnsal oder Gebirgsbach lernen können, ist,
dass er dann seine schwerste Zeit hat, wenn er noch klein ist. Am Anfang werden
sich ihm viele Hindernisse in den Weg stellen und er wird sich immer wieder aufs
Neue winden müssen, um ihnen auszuweichen.
Still folgt er dem Gesetz der Widerstandslosigkeit und wird mit der Zeit immer
größer und stärker. Wenn er dann ein großer Strom geworden ist, ist sein Lauf
geradliniger und die Hindernisse werden immer weniger.
Dann ist er nicht mehr weit vom Meer entfernt.
Dies gilt auch für Studenten der Lebenswissenschaften. Die schwerste Zeit ist
am Anfang, wenn das Verständnis der Zusammenhänge noch gering ist und sie
noch schwach sind. Sobald sie auf eine neue Wahrheit stoßen, bieten sich ihnen
Hindernisse in Hülle und Fülle. Die Klügeren kämpfen nicht dagegen an, sondern
segnen sie und gehen weiter ihren Weg.
Je weiter sie auf ihrem Weg voranschreiten, umso größer werden Glaube und
Zuversicht; sie gleichen immer mehr einem großen Strom oder Fluß.
Ihr Kurs wird geradliniger, ihr Verständnis wird tiefer und das große Weltenmeer,
ihr Endziel, rückt immer näher.
Vor einiger Zeit kam eine Frau auf mich zu und erbat meine Hilfe bei einem Problem. Sie erklärte, dass ihr Haus verpfändet sei und dass unbedingt eine Zahlung
geleistet werden müsse, doch sie habe das Geld nicht.
Sie hatte ihr Haus untervermietet, weil sie hoffte, damit genügend Geld verdienen
zu können, doch gab es da eine Schwierigkeit. Sie konnte die Untermieter nicht
halten, weil sie so streitsüchtig und kritisch war.
74
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Das Haus war ständig in Aufruhr, alle waren unzufrieden und sie war ein Nervenbündel.
Ich erklärte ihr, dass Sie das Große Gebot erkennen müsse. Sie solle sich dem
Guten nicht widerstetzen, sondern mit ihm zusammenarbeiten.
Bei all den Reibungen und dem Ärger im Haus, solle sie das Gesetz der Widerstandslosigkeit anwenden. Sie versuchte dies, wenngleich es ihr ziemlich schwer
fiel, widerstandslos zu sein.
An diesem Abend betrat sie das Esszimmer und lächelte die Hausgäste an.
Die Leute waren so überrascht, dass sie beinahe keinen Bissen mehr hinunterbrachten. Für manche war es das erste Lächeln, das sie bei dieser Frau gesehen
hatten, andere sagten, es müssten mindestens ein paar Monate vergangen sein,
dass sie diese Frau freundlich gesehen hätten.
Ein Mann murmelte, dass die alte Dame wohl weich geworden sei. Als die Frau
später einen jungen Mann, der mit seiner Miete in Verzug war, freundlich begrüßte, konnten die Untermieter die Verwandlung erst recht nicht mehr fassen.
Die Frau begrüßte diesen Mietschuldner freundlich und sagte, dass es ihr leid
täte, dass er das Abendessen verpasst habe.
Nach ein paar Wochen fing die Frau an, an ihrer neuen Rolle Spaß zu finden.
Irgendetwas in ihr selbst hatte sich verändert. Sie sah ihre Gäste in einem neuen
Lichte. Statt sie als Abstauber, Lügner und wüstes Pack zu sehen, sah sie das
Gute in ihnen; nach und nach wuchsen sie zu einer großen Familie zusammen.
Auch ihre Hausgäste veränderten sich. Man freute sich auf das Familientreffen
am Tisch und verbrachte nette Stunden zusammen. Es kamen Neuinteressenten,
die wissen wollten, wann wieder ein Zimmer frei würde. Sogar der junge Mann,
der sich um die Miete drücken wollte, konnte eine Arbeit finden und zahlte seine
Mietschuld komplett ab.
Und so konnten auch die rückständigen Hypothekenraten bezahlt und das Haus
gerettet werden. Sie verhielt sich so, wie ich es ihr empfohlen hatte. Sie wurde
dem Guten gegenüber widerstandslos. Sie nahm die zahlreichen Hindernisse
auf die leichte Schulter und die Verwirrung verschwand, weil sie an ihr vorbei
arbeitete. Sie hielt ihr Ziel klar vor ihrem inneren Auge.
Dadurch schmolz die Härte in ihr hinweg und die Freundlichkeit konnte auf die
anderen Personen überspringen. Obwohl es manchen so vorkam, als wäre sie
nur weich geworden, erreichte sie ihr Ziel und hatte Erfolg.
An einer anderen Stelle erklärte Jesus das Gebot etwas einfacher. Er sagte: „Ich
sage euch: Liebet eure Feinde. Tut denen wohl, die euch hassen. Segnet die, die
euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen!“
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde der Meister für die Feinde, die
Gegner, das Wort ergreifen. Doch nichts dergleichen! Jesus sprach zu allen, die
das Große Gebot anwenden wollen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Allem und jeden einen liebevollen Gedanken zuzusenden, heißt, die vormals bestandene Opposition und Feindschaft aufzulösen. Diese Auflösung muss zuerst
im Bewusstsein des Menschen entstehen. Sobald der Gedanke an Feindschaft
aus Ihrem Bewusstsein entfernt ist, werden Sie dieselbe Situation nicht mehr
anziehen.
Tun Sie denen, die Ihnen Hass entgegenbringen, Gutes, weil Sie sich dadurch
über den Gedanken des Hasses erheben und der Hass Ihr Leben nicht mehr
berühren kann.
Segnen Sie sie und beten Sie für sie. Warum?
Weil dies das höchste Gut in Ihren hervorbringt. Das höchste Gut in Ihnen kann
nur das höchste Gut von jemandem anders anziehen. Um dieses Gut anzuziehen,
lassen Sie jede Opposition ins Leere laufen.
Wenn Sie im Umgang mit anderen das Große Gebot leben, begünstigen Sie nicht
so sehr die anderen als vielmehr sich selbst. Es wirkt sich jedoch auf die anderen
insofern aus, als sie ihnen die Waffen des Hasses, der Niedertracht, der Rache
und dergleichen entwinden und sich ihre Zuneigung verdienen.
Der Mensch, der gegen eine Situation Widerstand leistet, wird sie immer in
seinem Leben haben. Wenn er davor zu flüchten versucht, folgt sie ihm wie ein
Schatten und er wird immer wieder mit ihr konfrontiert.
Wenn er über die Schwere der Situation hinwegsieht und furchtlos um sie herum
arbeitet, wird der Tag kommen, an dem diese schwierige Situation absorbiert
und aufgelöst sein wird. Akzeptieren Sie die Situation als einen gewissen Hinweis
auf das Gute. Suchen Sie nach dem Guten und durch Ihre Akzeptanz werden Sie
immer mehr Belege und Nachweise für das Gute finden!
„Einige dich schnell mit deinem Gegner“, ist eine weitere Art, um auszudrücken,
dass durch Streiten nichts Lohnenswertes oder Dauerhaftes erreicht wird. Wer
gegen seinen Willen zu etwas überredet wird, ist nicht wirklich überzeugt. Mit
auch nur einem einzigen Menschen eine Zwistigkeit zu haben, heißt, dass dieser
Mensch seine gesamten Geschütze gegen Sie auffahren wird. Wenn Sie sich
jedoch auf seine Seite stellen, wird er wehrlos. Ihm keinen Widerstand entgegen
zu setzen, macht es ihm leichter, freundlicher gestimmt zu sein und wer sich für
Ihren Feind hielt, wird gerne Ihr Freund sein.
„Gesegnet seien die Sanftmütigen“. Dieser Spruch mag sich so anhören, als wäre
er eine Lobpreisung der schüchternen Seelen, die eine leichte Beute für ihre
aggressiveren Artgenossen sind. In Wirklichkeit bezieht er sich auf jemanden,
der das Gesetz der Widerstandslosigkeit soweit beachtet, dass er die Erde und
alles, was sie zu bieten hat, erbt. Der Sanftmütige ist kein Fußabstreifer, der sich
alles bieten lässt. Ich habe gehört, dass man heutzutage kein Christ mehr sein
und sich das Verzeihen nicht mehr leisten könne. Heute müsse man sich gegen
die stärkeren verteidigen. Wer so denkt, hat das Christentum nicht verstanden.
Von uns wird nicht verlangt, dass wir Märtyrer seien und es ist auch nicht unchristlich, furchtlos und positiv zu sein!
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Wir brauchen deshalb kein Fußabstreifer zu sein, weil wir es mit einer größeren
Macht zu tun haben - mit der Macht des Großen Gebots, sofern wir sie verwenden. Dies erhebt uns zur Meisterschaft.
Wir brauchen keineswegs hartgesotten und ungestüm zu sein, um unsere Rechte zu erhalten. Unsere Rechte werden für sich selbst sprechen und sich selbst
verteidigen, sie brauchen nicht erkämpft zu werden.
Das Gebot lautet hier: „Wir ziehen das an, was wir erwarten“.
Falls sich jemand für einen Fußabstreifer oder ein wehrloses Opfer hält, falls
er davon ausgeht, dass man ihn übervorteilt und dass er zu seinem Schutz zu
kriegsähnlichen Mitteln greifen müsse, wird er wie der „der das Schwert ergreift,
durch das Schwert umkommen.“ Das Gesetz des Lebens reagiert entsprechend
des Verständnisses und der Anwendung durch den Menschen.
Sanftmütig zu sein, bedeutet nicht, sich Chaos und Unordnung zu unterwerfen.
Wir sind nur nach dem Großen Gesetz sanftmütig. Diese Sanftmut gibt uns
geistige Kraft.
Jesus besaß so viel geistige Kraft, dass sein gesprochenes Wort wie ein zweischneidiges Schwert war. Obwohl er ein einfacher Mann war, war er alles andere
als ein Schwächling. Wenn er zu den Schriftgelehrten sprach oder den Tempel
der Geldwechsler säuberte, zeigte er eine Stärke, die seinen Jüngern zur Freude
gereichte.
Wir sollten also Sanftmut nicht mit Schwäche verwechseln. Die Natur beseitigt
das Schwache und das ist auch gut so. Schwäche erzeugt nur weitere Schwäche.
Dies bringt nur schlechtere Zustände und letztendlich Tod und Verfall.
Wer weise leben will, muss stark und positiv, aber doch sanftmütig, sein. Eine
solche Stärke misst sich nicht in Muskelkraft, sondern nach geistigen und spirituellen Kriterien.
Nur der starke und spirituelle Mensch kann auch wirklich sanftmütig sein.
Die Sanftmut ist somit die Stärke, die dann zum Ausdruck gelangt, wenn Sie sich
an keinem Streit beteiligen, wenn Sie nicht wütend, hochmütig, großsprecherisch
oder rechthaberisch werden.
Die Sanftmut ist der Stahl im Wesen des Menschen. Sie ist die Stärke, die Sie
eine Streitigkeit gewinnen lässt, weil Sie sich weigern, zu streiten!
Wenn Meinungsverschiedenheiten entstehen und Ihre Meinung die Richtige ist,
liegt der Sieg in der Tatsache, dass Sie die richtige Meinung haben, nicht darin,
dass Sie sie lauthals vertreten.
In der Wissenschaft erkennen wir den Geist der Sanftmütigkeit als Kooperationsbereitschaft, beharrliche Umsetzung, genaue Berechnung, vollkommene
Harmonie, Symmetrie bei der Gestaltung und Farbgebung und so weiter.
Eine der einfachsten Anwendungen sehen wir bei der Anwendung der Naturgesetze. Wir üben uns im Geiste der Sanftmut, wenn wir die Bedingungen der
Natur akzeptieren, und je mehr wir kooperieren und uns ihr unterwerfen, umso
größer unser Segen. Wir suchen sorgfältig die besten Samen und Pflanzen heraus, achten auf die richtigen Pflanzstellen und die richtige Zeit sowie auf eine
fruchtbare Erde.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
77
Auch bei der Bewässerung und Bestellung der Felder gehen wir sorgfältig vor.
Warum sind wir bei der Beachtung von Naturgesetzen so sorgfältig und widerstandslos?
Doch nicht etwa deshalb, weil wir Schwächlinge wären, weil wir uns gar nicht
zuviel Arbeit machen können oder weil es einfältig wäre, den Gesetzen der Natur
Folge zu leisten!
Einfältig ist nur der, der das Gesetz der Widerstandslosigkeit im Zusammenspiel
mit der Natur vernachlässigt. Je mehr der Kluge das Gesetz der Sanftmut, der
Widerstandslosigkeit, beachtet, umso mehr wird er zu seinem Nutznießer.
In dem Maße, in dem der Mensch den Geist der Sanftmut auf die Prinzipien seines
Alltags, nicht auf die Bedingungen, überträgt, zieht er auch die Vorteile daraus.
Wenn Sie wieder einmal im Zweifel sind, denken Sie wieder an den kleinen Wasserlauf und wie er beharrlich dem großen Ozean zustrebt.
Seien Sie ebenso entschlossen, all das Gute, das Sie erwartet, zu erreichen.
Warum wollen Sie sich die Erfüllung versagen oder sie verzögern, indem Sie sich
mit Hindernissen im Zufluss abgeben? Entscheiden Sie sich für den Weg der
Widerstandslosigkeit.
Jeder sorgenvolle Gedanke, jede Angst, jeder Zweifel, jede Klage, jeder Streit und
jeder ärgerliche Gedanke ist wie ein größerer oder kleinerer Felsbrocken, den
Sie sich selbst in den Weg legen. Diese Brocken können Sie vom Kurs abbringen
oder die Zeit verlängern, bis Sie Ihr Ziel erreichen.
Verbinden Sie sich mit den Kräften des Guten, die sich auf der Suche nach Ihnen
befinden.
Beseitigen Sie jedes Hindernis und lösen Sie es auf, indem Sie es segnen und
bereit sind, es zu verstehen!
Machen Sie aus einem Stolperstein einen Trittstein zu Ihrem größten Wohl!
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Kapitel 9
Das Gesetz der Vergebung
„Vergebet,
so wird euch vergeben!“
Lukas, Kapitel 6, 37
Es gibt Feuerproben im Leben, die große menschliche Eigenschaften verlangen.
Unter Umständen ist der Mensch nicht groß genug, um diesen Anforderungen
gewachsen zu sein. Charaktermangel ist zu jeder Zeit eine große Gefahr.
Jesus lehrte seinen Jüngern einen vorbildlichen Charakter. Da er diese Vorbildlichkeit in sich trug, war er mehr als nur ein Prediger. Er war ein weiser Lehrer. Er
zeigte den Weg nicht nur auf, sondern ging ihn selbst. In den Stunden der größten
Bedrängnis zeigte er sich mächtiger als Pilatus, der Statthalter von Judäa, oder
Kajaphas, der Hohepriester, oder andere Schriftgelehrte und Pharisäer.
Zwar besaßen sie eine kurze Zeitlang die Macht über seinen Körper und verurteilten ihn zum Kreuze, was damals die Höchststraße bedeutete, aber während
der ganzen Zeit waren sein Bewusstsein und sein Geist die Beherrscher dieser
Leute. Sie zerrten ihn als Gefangenen durch die Straßen, nagelten ihn auf dem
Kalvarienberg ans Kreuz, doch er blickte auf sie herab und sah ihre Kleingeistigkeit
und rief aus: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“
Ein Mann, der die Größe des Vergebens besitzt, ist immer größer als jene, denen
vergeben wird.
Er ist ihnen überlegen. Er steht über seinen Gegnern.
Der Jünger Petrus war einmal sehr ratlos, als er den zahlreichen Lektionen
seines Meisters zuhörte. Er stellte die Frage, die die Grundlage der vorliegenden
Kurseinheit bildet. Zu Jesus gewandt, fragte er: „Herr, wie oft darf mein Bruder
gegen mich sündigen und wie oft soll ich ihm vergeben. Sieben Mal?“
Das war durchaus eine großzügige Geste, denn nach dem jüdischen Recht, das
ihm bekannt war, durfte man einem Mann drei Mal vergeben. Sieben Mal war
bereits mehr als das Doppelte des rechtlich Vorgeschriebenen, Petrus hatte
wahrscheinlich darauf gehofft, dass der Meister mit seinem Vorschlag mehr
als zufrieden sein müsse.
Doch er war sehr verblüfft, als Jesus antwortete: „Ich sage dir, nicht sieben Mal
sollst du vergeben, sondern siebzig mal sieben Mal!“
Dem Vergeben sind somit keine Grenzen gesetzt, ebenso wenig wie Glaube,
Hoffnung und Liebe Grenzen kennen.
Meines Erachtens gehören die Lehren Jesu im Zusammenhang mit der Macht
des Menschen, Sünden zu vergeben, zu den am wenigsten verstandenen. Generell
unterscheiden wir zwischen einer Sünde und ihren zahlreichen Auswirkungen.
Wenn jemand sündigt, soll sich ein Pfarrer, Priester oder anderer Geistlicher
darum kümmern. So wurde es uns beigebracht. Der Geistliche soll für den Sünder beten.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Wenn jemand aufgrund der Auswirkungen seiner Sünden körperlich oder geistig erkrankt, rufen wir einen Arzt. Der Arzt versucht, dem Körper Linderung zu
verschaffen und das Leiden einzudämmen.
Doch dies ist bestensfalls ein Notbehelf, denn die wahre und dauerhafte Heilung
kann nur stattfinden, wenn Arzt und Geistlicher zusammenwirken.
Jesus war insofern der Chefarzt, als er Sünde und Krankheit gemeinsam behandelte. Als sie ihm einen Gelähmten brachten, sprach Jesus davon, dass er dem
Mann seine Sünden vergebe, damit er ihn heilen könne. Die Umstehenden stellten
seine Vorgehensweise in Frage und sagten: „Wer ist dieser Gotteslästerer? Wer
außer Gott kann denn Sünden vergeben?“
Sie verstanden nicht, wie er die Sünde als die Ursache einer Lähmung betrachten
konnte.
Aber auch heute noch gibt es Menschen, die nicht weiter fortgeschritten sind
als die in der Bibel genannten uneinsichtigen Schriftgelehrten. Diese Zeitgenosssen glauben, dass eine Krankheit auf eine physische oder organische Störung
zurückzuführen sei und verschließen sich der Möglichkeit, dass eine geistige oder
spirituelle Ursache verantwortlich sein könnte.
Jesus lehrte eindeutig, dass dann, wenn wir die Sünde vergeben, die Wirkung
dieser Sünde durch das Vergeben ebenso von gesunden und natürlichen Ideen
aufgesorgen würde, wie die dunkeltste Nacht vom Tagesanbruch aufgesogen
wird. Die Dunkelheit verschwindet und das Tageslicht scheint.
Sobald gesunde und natürliche Vorstellungen das Bewusstsein durchfluten,
nimmt der Körper einen ähnlichen Zustand an. Die fortschrittlicheren Männer
und Frauen unserer Zeit, welche auch mentale und spirituelle Aspekte mit in ihre
Heilaktionen einfließen lassen, haben also keineswegs etwas Neues entdeckt.
Jesus lehrte, dass der Ursprung jeder Handlung und Verhaltensweise im Bewusstsein zu suchen sei. Er sagte, dass dort, wo Gelüste im Herzen sind, auch
Sünde ist, auch wenn diese Gelüste nicht ausgelebt werden.
An anderer Stelle spricht er davon, dass der Ursprung der Sünde zuerst im
Bewusstsein vorhanden sei, bevor die Handlung stattfindet. „Denn von innen aus
dem Herzen des Menschen gehen die schlechten Gedanken, Ehebruch, Hurerei,
Mord, Dieberei, Habsucht, Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge, Lästerei,
Hochmut und Torheit hervor. Alle diese bösen Dinge gehen von innen heraus und
verunreinigen den Menschen (Markus 7: 21-23).
Die Wissenschaft akzeptiert die Wahrheit, dass der Körper des Menschen vom
Geist gesteuert wird und dass seine Funktionsweise durch einen vorherrschenden
Gedanken in Gang gebracht wird, sei es subjektiv oder objektiv, bewusst oder
unbewusst.
Wer sich mit geistigen Prozessen beschäftigt hat, weiß, dass alle körperlichen
Zustände im Geist ihre Ursache haben. Alles, was erschaffen wird, unterliegt
einem Gesetz. Wer ein Gesetz missbräuchlich anwendet, verdreht oder verletzt,
begeht einen Fehler, den wir „Sünde“ nennen.
Eine Sünde ist ein Fehler, ein Missverständnis, eine Fehleinschätzung oder ein
Fehlverhalten. Einen Fehler zu begehen, heißt, gegen ein Gesetz zu verstoßen,
sei es auf der mechanischen oder spirituellen Ebene.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Dem Gesetz kann nur wieder Genüge getan werden, indem eine Fehlerkorrektur
stattfindet. Nur auf diese Weise können die schmerzlichen Konsequenzen des
Fehlers beseitigt werden. Das ist die einzige Möglichkeit, um wieder im Einklang
mit dem Gesetz zu leben.
Eine Sünde zu vergeben, bedeutet, dass wir diesem Gedanken oder diesen Menschen oder Zustand, der die Sünde ausgelöst haben, vergeben und den Vorfall
vergessen. Es bedeutet, von dem Tun abzulassen, das wir nicht tun sollen. Dadurch
befreien wir uns von den sündigen Folgen.
Das Vergeben ist die erste Voraussetzung, die es dem Menschen gestattet, in
Harmonie mit dem Gesetz seines Seins zu leben.
„Was für ein Gesetz soll das sein?“, fragen Sie jetzt vielleicht. Jeder, der den
Menschen in geistiger oder körperlicher Hinsicht studiert, kennt dieses Gesetz.
Wollte man das Gesetz nur anhand der physischen Aktionen oder Ergebnisse
der Sünde kennen lernen, würde man nicht weiterkommen. Man würde sich im
Kreise drehen.
Man muss also tiefer gehen und sich die Ursachen ansehen, die zur Sünde
geführt haben; nur so können wir Ergebnisse erhalten. Wir müssen nach den
verborgenen oder vergessenen Schockerlebnissen oder Zuständen suchen, die
die Krankheit ausgelöst haben. Solange diese unterschwelligen Gedanken nicht
aus dem Unterbewusstsein ausgemerzt werden, wird sich dieser Zustand immer
wieder zeigen, auch wenn oberflächliche Heilversuche kurzzeitig die Schmerzen
lindern sollten.
So wie man Unkräuter im Garten zwar abschneiden kann und sie dann eine
Zeitlang aus dem Blickfeld verschwinden, werden sie wieder nachwachsen, wenn
sie nicht an der Wurzel herausgezogen werden. Die Unkräuter müssen restlos
herausgezogen und vernichtet werden!
Ein bekannter Arzt sprach vor einer Ärztegruppe über dieses Thema und schloß
seinen Vortrag mit den Worten ab: „Abnormale Tumore und Krebsgeschwüre
sind die Folge unterdrückter Ängste und Sorgen.“
Damit sagte er mit anderen Worten, dass sündige Gedanken lange Zeit unterdrückt ihr Unwesen trieben.
Falls dieses Verhalten so zerstörerisch ist, tun wir gut daran, in uns zu gehen und
darauf zu achten, welche Auswirkung unsere Gefühle auf unseren physischen
Organismus haben. Als nächstes sollten wir alles in unserer Macht Stehende tun,
um jedes emotionelle Tauziehen, das eine derartig schwächende und störende
Wirkung zeigt, zu überwinden und zu verabschieden.
Ein weiterer führender Arzt sagte: „Die meisten Fälle von Geistesverwirrung
funktioneller Art sind auf Schuldgefühle zurückzuführen.“ Es sind Gedanken am
Wirken, die des Verzeihens bedürfen. Meist fürchtet sich ein erkranktes Bewusstsein davor, solche Gedanken loszulassen oder ihnen zu vergeben. Das ist
verständlich, denn wenn diese Personen solche Gedanken loslassen könnten,
würde sich auch die geistige Verwirrung auflösen.
Professor Gates vom psychologischen Labor in Washington fand bei einem Experiment, bei dem Gefühle und körperliche Reaktionen untersucht wurden, einige
interessante Ergebnisse heraus. Er konnte etwa vierzig schlechte Gefühle und
viele weitere gute ausmachen. Von allen schlechten Gefühlen waren Schuldgefühle die schlimmsten.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
81
Zu diesem Schluss gelangte er aufgrund einer chemischen Analyse körperlicher
Ausdünstungen. Bei jeder gefühlsmäßigen Reaktion wurde eine kleine Dosis Ausdünstung entnommen und getestet. Das schlechte Gefühl war stark versäuert.
Falls Sie Säure auf Ihr Fleisch tröpfeln, wissen Sie, was geschieht. Die Säure wird
brennen und falls sie weiterbrennen kann, wird dies sehr schmerzlich sein und
das Gewebe zerstören.
Eine solche chemische Reaktion, die auf das Gewerbe und den Organismus des
Körpers einwirkt, findet auch statt, wenn wir zulassen, dass diese unverziehenen
Gedanken weiterhin wie Giftpfeile wirken dürfen und dann den Körper schwächen
und letztendlich zerstören.
Ein kluger Arzt hatte eines Tages einen Patienten, der von einem Arzt zum anderen und von einem Sanatorium zum anderen gereicht worden war, doch er war
immer noch nicht geheilt. Sein Zustand war sogar noch schlimmer geworden und
zusätzlich zu seiner ursprünglich Krankheit litt er nun auch noch an Melancholie
und hatte Suizidtendenzen.
Der Arzt, dem der bisherige Leidensweg bekannt war, entschied sich, den Fall
aus einer mentalen Warte anzugehen. Er studierte jede Antwort des Patienten
sehr sorgfältig. Nach einer gewissen Zeit war er zuversichtlich, dass der Patient
die wahre Ursache seiner langen Krankheit erkannt hatte.
Viele Jahre zuvor, waren dieser Mann und sein Bruder Geschäftspartner gewesen. Der Patient hatte sich einige Geldbeträge angeeignet, die rechtmäßig seinem
Bruder zustanden. Dem Bruder war dies verborgen geblieben und dieser hätte
es auch durch Nachforschungen nicht herausgefunden.
Später trennten sich ihre geschäftlichen Wege und der Patient zog sich aus
dem Geschäftsleben zurück, aber er hatte sich seine Veruntreuung nie verzeihen
können.
Er wollte das Geld zurückgeben, konnte dies aber nicht tun, weil sein Bruder sonst
davon erfahren hätte. Es war weniger die Angst vor Strafververfolgung, die ihn
plagte, sondern der wahrscheinliche Entzug der Zuneigung seines Bruders. Dies
hielt ihn davon ab, seine Schuld einzugestehen.
Der Arzt erklärte, dass dieser unterdrückte Druck beseitigt werden müsse. Die
einzige Art und Weise, um dies zu bewerkstelligen, bestand darin, dem Bruder
reinen Wein einzuschenken.
Der Patient konnte sich dazu nicht durchringen und ging nach Hause, um sich
die Sache zu überlegen. Drei Tage später teilte er dem Arzt mit, dass er drei
furchtbare Tage hinter sich und in den schlaflosen Nächten mit sich gerungen
habe. Er habe sich nun entschlossen, seinen Bruder aufzusuchen.
Er war nun soweit, dass er in Kauf nahm, vor seinem Bruder als Dieb dazustehen. Dies könne auch nicht schlimmer sein als weiter so zu leiden. Er erzählte
die ganze Geschichte seinem Bruder und zu seiner Überraschung umarmte ihn
dieser und dankte ihm für seine Aufrichtigkeit. Die einzige Wolke, die über dem
Leben dieser Brüder hing, hatte sich endlich verzogen. Der Himmel war wieder
klar und der Patient war bald von seinem Leiden befreit.
82
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Durch Buße und Vergeben konnte dieser Mann dasselbe tun, was Jesus der Frau
riet, als sie vor dem Richter stand: „Geh deinen Weg und sündige nicht mehr“.
Die quälenden Gedanken waren mit der Wurzel ausgerissen waren. Sein Bewusstsein war nun frei, sich auf gesunde, glückliche und freudige Gedanken zu
konzentrieren. Dadurch konnte auch sein Körper rasch wieder Heilung finden.
Manchen mag dies wie ein Wunder vorkommen, doch im Grunde ist es nur ein
Naturgesetz, das auf natürliche und uneingeschränkte Weise wirkt.
Angesichts solcher unleugbarer Fakten wird uns verständlicher, wieso Jesus so
oft vom Verzeihen und Vergeben sprach. Er kannte das Gesetz der Vergebung
und wusste, welche große Rolle es im Leben eines jeden Menschen spielte.
Je mehr wir uns damit beschäftigen, umso erstaunter sind wir, wie einfach und
akkurat es wirkt. Wir werden aufgefordert, einen Teil von uns, der weder uns noch
den uns Nahestehenden Gutes bringt, loszulassen. Auf diese Weise reparieren
wir den Bruch wieder, wir machen wieder gut, dass wir das Ziel verfehlt, einen
Fehler begangen, kurzum „gesündigt“ haben.
Unkräuter reißen sich mit der Zeit nicht selbst aus. Im Gegenteil, sie werden
immer stärker, bis sie die Blumen erdrücken.
Dasselbe gilt für sündhafte Gedanken. Sie müssen aus dem Garten des Gedächtnisses ausgerissen und vernichtet werden, damit nur noch die Blumen der
gesunden und glücklichen Gedanken wachsen können.
Jemand mag zu exzessivem Trinken neigen, er ist nicht nur mit sich selbst nicht
im Reinen, sondern auch für seine Umgebung eine Zumutung. Diese Gewohnheit
will er überwinden. Er erhält von seine Freunden und Verwandten Hilfe und Zuspruch und mit der Zeit überwindet er diesen Hang, wird jedoch immer wieder
rückfällig.
Immer wieder vergeben ihm seine Familienangehörigen und ermutigen ihn.
Schließlich erreicht er irgendwann den Punkt, an dem er die Trunksucht überwunden hat. Dann hat er nicht nur das Trinken aufgegeben, sondern auch seinen
Wunsch danach. Wenn jemand die Idee aufgibt, die in ihm einen Wunsch auslöst,
erst dann vergibt ihm das Große Gebot und erhöht ihn über seine schwächende
Wirkung. Eine aufgegebene Sünde ist ab dem Zeitpunkt eine vergebene Sünde,
ab dem der Gedanke oder die Vorstellung, welche zu dieser Sünde führte, berichtigt ist.
Jakobus erklärt dieses Wahrheit mit folgenden Worten: „Ein jeder wird in Versuchung geführt, wenn er von seiner eigenen Lust gereizt und gelockt wird. Danach,
wenn die Lust empfangen wurde, gebiert sie die Sünde.“
Dies bedeutet nichts anderes, als dass jeder Mensch dann, wenn er eine falsche,
schädliche oder böse Idee entwickelt und geistig dabei verweilt, letztendlich dafür
sorgt, dass diese geistige Vorstellung eine Tatsache wird.
Wenn er diesen sündhaften Zustand überwinden will, vergeudet er keine Zeit
damit, gegen die Tatsache anzukämpfen, sondern korrigiert, vergisst und vergibt
sich die Vorstellung, die zu dieser Tatsache führte.
Das ist das Unkraut, das er herauszureißen, zu beseitigen und zu vernichten
hat!
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Bei einer anderen Gelegenheit wiederholte Jesus das Gesetz und erläuterte es.
Er betete: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“.
Das ist ein völlig einleuchtender Lehrsatz. In dem Maße, in dem wir denen, die
gegen uns gesündigt haben, vergeben, werden uns unsere eigenen Verfehlungen
vergeben.
Dieses Gebot ist uns seit Jahrtausenden bekannt und doch tun wir so, als handle
es sich dabei um eine neue Erkenntnis, die wir „moderne Psychologie“ nennen.
Das Gebot besagt, dass gewisse Vorstellungen aus dem Bewusstsein entfernt
werden müssen, damit andere oder neue Ideen Eintritt finden können. Es lässt
sich vergleichen mit einer Flasche, die zuerst geleert werden muss, bevor etwas
anderes hineingefüllt werden kann.
Falls Sie zum Beispiel geistig an dem Gedanken festhalten, dass Ihnen jemand
übel mitgespielt und Sie ungerecht behandelt habe, können Sie von Ihren eigenen Verfehlungen oder ungerechtem Tun erst dann befreit werden, wenn Sie
dieses nachtragende Denken aufgeben. Häufig beklagen sich Menschen darüber, dass sie nicht so viel Klarheit oder Erleuchtung erhalten würden, wie dies
durch andere Menschen bezeugt wurde. Der Grund liegt in Ihnen selbst. Falls Sie
nicht das erwartete Verständnis erhalten, sollten Sie Ihr eigenes Bewusstsein
auf schlummernde und unversöhnliche Gedanken durchforsten, welche Ihnen
entgangen sind.
Hegen Sie gegen jemanden Groll?
Haben Sie das Gefühl, dass man Sie beleidigt hätte?
Das Große Gebot besagt: „Erst wenn ihr ihnen ihre Verfehlungen vergebt, wird
euch der Vater euere Verfehlungen vergeben.“ Wir selbst schaffen uns unsere
Bedingungen, je nachdem, ob wir uns nach dem Gebot richten oder nicht.
Manche wollten wissen, ob wir auch die Geldforderungen unserer Gläubiger ausbuchen sollten, falls wir unsererseits die uns geschuldeten Beträge abschreiben.
In den letzten Monaten machten mehrere Personen Schlagzeilen, weil sie alle
Beträge, die ihnen noch geschuldet wurden, komplett ausbuchten.
Wurden die Forderungen dadurch annulliert?
Die Schuldner waren zwar froh über diese großzügigen Gesten, aber sie suchten
den Gemüseladen oder Fleischer nach wie vor auf und ließen weiterhin anschreiben. Mit anderen Worten, sie waren zwar erleichtert, dass man ihnen die
geschuldeten Beträge erlassen hatte, aber sie machten dann doch so weiter
wie bisher.
Die Antwort ist, dass die Schuld solange weiterbesteht, wie wir an die Notwendigkeit und Realität von Schulden glauben. Solange wir an Schulden glauben,
werden wir Schulden machen und die damit einher gehenden Belastungen auf
uns nehmen. Wer in seinen eigenen Gedanken nicht alle Menschen loslässt, die
ihm etwas schulden, läuft Gefahr, sich selbst zu verschulden.
Wenn wir allen, die uns etwas schulden, quittierte Rechnungen zusenden würden, würde uns das von der Last der Schulden befreien? Nein! Die Quittierung
von Rechnungen löscht die Vorstellung der Schuld noch nicht aus unserem
Denken.
84
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Als erstes müssen wir den Gedanken aus unserem Bewusstsein tilgen, dass
uns jemand etwas schulden könne. Das bringt uns in eine klare Atmosphäre, in
der wir für unsere Schuldner Gedankensamen des Überflusses säen. Auf diese
Weise werden die Schuldner in ihrem Bewusstsein einen fruchtbareren Mutterboden vorfinden, der Gedanken des Wohlstands hervorbringt. Sobald sie den
Geist des frei fließenden Gedankens an Überfluss und Wohlstand aufnehmen,
werden sie ihre Schulden gerne bezahlen und alles, was uns rechtmäßig zusteht,
wird ungehindert zu uns strömen.
Mit anderen Worten: Sobald wir unser Bewusstsein von allen Gedanken der
Schuld befreien und uns immer mehr auf die Präsenz von Wohlstand einstimmen, werden wir stark genug sein, um für unsere Schuldner Wohlstand zu
erzeugen.
Je mehr sie aus ihrem Mangel- und Begrenzungsdenken herausgeholt werden,
umso mehr Substanz werden sie anziehen und können damit ihre Schulden
begleichen.
Nur auf diese Weise können Schulden dauerhaft beglichen werden.
Über die Anwendung des Gesetzes des Vergebens werden beide betroffene
Seiten vom Schuldenbewusstsein auf ein Wohlstandsbewusstsein hochgehoben
und es wird Wohlstand eintreten.
Jeder muss irgendwann den Weg des Verzeihens gehen. Wir müssen lernen,
dieses Gesetz zu leben. Es muss sich in der Tat um ein wichtiges Gesetz handeln, denn der Meister lehrte, dass für den, der nicht verzeihen, keine Hoffnung
bestünde.
Uns wird nur in dem Maße vergeben und verziehen, in dem wir selbst dazu in
der Lage sind. Wir selbst müssen den ersten Schritt tun. Unsere Bereitschaft
muss den Weg bahnen. Wir können von diesem Gesetz nicht mehr erwarten,
als wir selbst unseren Mitmenschen anzubieten bereit sind. Erst wenn wir dieses
Gesetz in der Praxis leben, können wir den großen Charakter erlangen, den das
Leben uns abverlangt.
Vielleicht wollte der Meister auch auf die wesentliche Rolle des Vergebens hinweisen, die ihr in der heutigen Welt zukommt. Diese Wahrheit ist in unserem
alltäglichen Leben von überragender Wichtigkeit. Wenn wir uns die Rivalitäten
ansehen, die beinahe in jeder Firma und in jedem Geschäft vorhanden sind, wenn
wir die Eifersüchteleien und Neidanwandlungen betrachten, die die Nachbarschaft
spalten, wenn wir einen Blick auf die Streitereien und Anfeindungen in den Familien werfen, erkennen wir, wie sehr die erhabene, wenngleich einfache Lehre des
Vergebens in Ihrem und in meinem Leben der Anwendung bedarf.
Solange wir nicht vergeben können, ist unsere Seele klein und von den Lehren des
Meisters noch unberührt. Das Vergeben ist unsere tägliche Feuerprobe, denn in
der Schule des Vergebens werden die Lektionen des Lebens gelernt.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Kapitel 10
Das Gesetz des Opfers
„Und die Pforte ist eng
und der Weg ist schmal,
der zum Leben führt,
und wenige sind ihrer, die ihn finden!“
Matthäus, Kapitel 7, 14
Jeder Mensch sollte ein Ideal oder Vorbild haben. Wer nach nichts strebt und
keine Herzenswünsche hat, will nicht größer werden als er bereits ist. Mit der
Zeit wird er anderen zur Last fallen. Deshalb ist ihm nicht zu trauen.
Für viele Jugendliche und Junggebliebene ist Abraham Lincoln ein Vorbild. Ich
spreche hier von den Jugendlichen zwischen sechs und sechzig Jahren!
Lincoln kam aus einfachsten Verhältnissen und brachte es dennoch zum höchsten Amt im Lande. Es gibt heute wohl kaum einen Buben oder Mann, dem nicht
ebenso viele natürliche Talente mitgegeben worden wären wie Lincoln.
Er war ein schlichter und aufrichtiger Mann, der entschlossen war, seinen Weg
zu gehen. Wie viele andere, hatte auch er viele Fehler. Er wollte seinen schlaksigen Körper lieber bequem in einen Sessel lümmeln und Geschichten erzählen,
als etwas zu arbeiten. Auch war er nicht so höflich und wohlerzogen, wie seine
Frau dies gerne gehabt hätte.
Als er als Präsident ins Weiße Haus einzog, besaß er nur wenige Dollar. Doch
Geld macht jemanden nicht zum Mann. Auch geschliffene Manieren nicht. Nicht
einmal die Bildung macht aus einer kleinen Seele einen großen Menschen.
Lincolns Seele wuchs aus dem Gedankensamen, den seine Mutter in ihn pflanzte,
als er noch ein kleiner Junge war. Sie hatte sich vorgenommen, ihm alles beizubringen, was sie konnte.
Eines Tages wurde Frau Lincoln sehr krank. Sie wusste, dass der Tod bevorstand,
rief ihre Familie ans Bett und legte dann ihre schwache Hand auf Abrahams Kopf.
„Seid gut zueinander“, flüstere sie ihm zu.
Sie hoffte, dass sie so leben würden, wie sie es ihnen beigebracht hatte - nachsichtig und gottesfürchtig. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt. Vielleicht hatte sie davon
geträumt, dass auf den kleinen Buben neben ihr eine große Zukunft warte, aber
wissen konnte sie es nicht.
Obwohl Abraham beim Tode seiner Mutter noch sehr klein war, konnte er sie nie
vergessen. Sie brachte ihm eine Lektion bei, die ihn ein Leben lang begleitete. Sie
lehrte ihn, dass der Anfang der Weisheit nicht durch Disziplin eingebleut wird,
sondern dass der Beginn der Weisheit zunächst der Wunsch nach Disziplin, die
freiwillige Selbstdisziplinierung, ist. Auf diese Weise lernte er, dass die Disziplin
der Königsweg zu einem lohenswerten Leben ist.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Besuchen Sie ein Konzert oder eine Oper und lauschen Sie den Stimmen, die
Musikliebhaber in Begeisterung versetzen; Stimmen von Künstlerinnen und
Künstern wie McCormick, Lily Pons, Thomas, Eddy, McDonald, Moore und vielen
anderen.
Wie kommen diese Gesangsstimmen zustande? Sie kommen nicht zustande!
Sicherlich gibt es begnadete Talente, aber das Endergebnis ist kein Zufallsprodukt,
sondern das Ergebnis von Disziplin; einer Disziplin, für die sich diese Künstler
bewusst entschlossen haben, die sie sich inständig wünschten und an der sie
beharrlich arbeiteten.
Dennoch ist allenthalben zu hören, dass wir ein undiszipliniertes Volk seien. Doch
das ist nicht richtig. In jedem Lebensbereich genießen wir die Früchte disziplinierter Forschungen und Arbeiten, was uns größere Ergebnisse gebracht hat
als sich unsere Vorfahren erträumen konnten.
Ich werde nie vergessen, wie ich eines Abends zuhause vor dem gemütlichen
Kamin saß. Das Radio befand sich neben mir auf eine Tischchen und ich griff
hinüber, um meine Lieblingsstation einzuschalten.
Zu meiner Überraschung hörte ich die Stimme von Richard Byrd aus der Antarktik am Südpol. Ich hörte, wie der Polarforscher von den Herausforderungen
und Schwierigkeiten erzählte, die sie am Vortag zu bestehen hatten, als sie ihren
Proviant abluden und in eine neue Unterkunft, Little America, verbrachten, welche
sich an einem eisigen Schneehang befand.
Er hatte einen Sonderbericht verfasst und als Brief würde es Monate dauern,
bis er zu uns gelangte, aber in weniger als einer Sekunde vibrierte seine Stimme
durch die Luft und ich konnte, ebenso wie viele andere, von den Geschehnissen
des Vortags erfahren. Unsere Vorfahren hätten sich nicht vorstellen können, dass
so etwas geschehen könne. Doch es geschieht nicht von selbst. Es wurde durch
Disziplin herbeigeführt. Eine exakte, wissenschaftliche und technische Disziplin
brachte dieses Ergebnis herbei.
Wir sind also keineswegs ein undiszipliniertes Volk, außer wenn es um eine einzige
Ausnahme geht: um unsere Moral. In der Wissenschaft, in der Kunst, beim Sport,
in praktisch allen Bereichen kennen wir den Wert der Disziplin. Doch wir lassen
uns gehen, wir geben unseren Instinkten nach und werfen Hemmungen ab.
Diese Verleugnung der Disziplin ist es, die unser moralisches Leben kennzeichnet.
Überall wird die Notwendigkeit erkannt, dass der Mensch seine Gedanken und
Tagen disziplinieren muss. Wir reiten unsere Pferde zu und zähmen unsere Haustiere, wir lenken die Kräfte der Natur in Bahnen, die uns dienlich sind, aber wenn
es um uns selbst geht, lassen wir unsere Gedanken ungezügelt schweifen.
Niemand kann seine Wünsche erfüllen, ohne seine geistigen Kräfte zu disziplinieren und sein Denken zu steuern!
Niemand kann wahrhaftig religiös sein, ohne vorher sein Bewusstsein in Ordnung
und in Harmonie mit dem göttlichen Bewusstsein gebracht zu haben.
Niemand kann Weisheit und ein Verständnis vom Leben erlangen, wenn er diese
Dinge nicht im Einklang mit dem Großen Gebot sucht.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Wir sollten uns deshalb unmissverständlich einer Tatsache stellen:
Es muss immer etwas für etwas anderes geopfert werden!
Alles im Leben hat seinen eigenen Preis. Wir müssen es zum verlangten Preis
erwerben. Tag für Tag gehen wir an den Verkaufsschalter und sagen: „Ich gebe
dir dies, wenn du mir dafür jenes gibst.“
Dieses Tauschgeschäft nennen wir „Opfern“. Es handelt sich nicht um das, was
unsere Prediger daraus gemacht haben, sondern es ist eine unausweichbare
Notwendigkeit.
Es ist ein klares Gesetz, das wir einzuhalten haben. Wir opfern jeden Tag unseres
Lebens, ob wir dies wollen oder nicht. Was immer wir uns vom Leben versprechen, müssen wir dafür doch etwas anderes aufgeben.
Von einigen Aussagen des Meisters schreckt der moderne Mensch zurück und
will ihnen ausweichen: „Und die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum
Leben führt, und wenige sind ihrer, die ihn finden!“
So etwas hören wir gar nicht gerne. Von Enge wollen wir nichts wissen. Das
hätten wir doch hinter uns, meinen wir; in der heutigen Zeit wollen wir von Breite
hören.
Wir fordern unsere Freiheit ein und erklären, dass es keinen Grund für uns gäbe,
uns der Enge zu beugen. Nein, durch enge und schmale Pforten wollen wir nicht
gehen.
Und doch ist diese Aussage eine der genauesten und komplettesten, die wir von
Jesus kennen. Niemand kann im Leben in irgendeinem Bereich Reichtümer finden,
wenn er ziellos umherirrt und einfach darauf loszieht. Er wird immer einen engen
Weg zu gehen haben und durch die schmale Porte, die den Namen „Disziplin“
trägt, zu schreiten haben.
Hören Sie sich Kreisler an, wie er auf seiner Geige eine beinahe göttlich anmutende Musik spielt. Sehen Sie sich den geschickten Chirurgen an, wie er ein gebrochenes Körperglied wieder repariert, damit das Leben dieser Seele verlängert
und sie mehr wachsen könne. Denken Sie an George Eliot, die berichtete, dass
sie als junge Frau „Romola“ zu schreiben begann, doch bereits hochbetagt war,
als sie diesen Roman fertigschrieb. Oder erinnern Sie sich an Admiral Byrd bei
seinen Flügen über den Südpol und seinen Rundfunkansprachen.
Sind solche Erfahrungen das Leben?
Ja, sie sind es! Sie stehen für ein erfülltes Leben voller Leistungen, und nur der,
der durch die enge Pforte der Disziplin geht, kann ein solches Leben führen.
Wenn das Gesetz des Opfers auf den moralischen Bereich übertragen wird,
wird es meist einseitig dargestellt. Uns wird erzählt, dass wir viele Freuden aufzugeben hätten, wenn wir ein vorbildliches Leben führen wollen. Diese Leier ist
uns wohl vertraut.
Das Ergebnis ist, dass wir rebellieren, und wenn wir an das Opfern denken, fallen
uns jene ein, die sich viele Freuden versagen.
Wer sind die großen Opferer der Geschichte?
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
88
Zum einen haben wir da Sokrates, der den Schierlingsbecher trank. Dann haben
wir Jesus, der ans Kreuz genagelt wurde. Und wir haben Paulus, der geköpft
wurde. Wir haben weiterhin Petrus, der kopfunter gekreuzigt wurde und wir haben Luther, Wesley und Calvin. Des Weiteren haben wir Livingstone, Nightingale
und Dutzende andere.
Doch sind dies wirklich jene, die die größten Opfer brachten?
Wir sprechen vom Kreuzesopfer Jesu, von der Märtyrerschaft eines Petrus, Paulus und Johannes. Doch was ist mit Judas Iskariot? Was hatte er doch für eine
herausragende Chance! Was hätte er werden können! In welcher Gesellschaft
bewegte er sich! Und was hat er weggeworfen!
Was hat er dafür bekommen? Verglichen mit dem, was Judas aufgab, war das
Kreuz das geringere Opfer. Für dreißig Silberlinge verzichtete er auf eine einmalige
historische Gelegenheit. Er war ein junger Mann ohne Disziplin und hinter den
Gefängnisstäben schrieb er: „Abertausende Male habe ich für wenige Stunden
bezahlt.“
Ein junger Mann und sein etwas jüngerer Neffe hatten unweit von hier ein Wiedererweckungsfest besucht. Auf ihrem Heimweg stritten sie über eine vom
Geistlichen aufgeworfene Frage. Der Streit wurde hitziger und als sie zu Hause
ankamen, erreichte er seinen Höhepunkt. Der jüngere Mann ging in sein Zimmer,
holte sich ein Gewehr und schoss auf seinen Onkel. Der Onkel konnte ihm die
Waffe entwinden und erschoss seinerseits den Neffen. Wenn das kein hoher
Preis ist!
Ein Mann kam zu mir ins Büro und erbat meine Hilfe bei einem schwierigen Problem. Er besaß ein schönes Haus, war verheiratet und hatte zwei Kinder.
Die Frau hatte viel Zeit den Kindern gewidmet und er ging allein in den Club und
auch alleine seinen sozialen Angelegenheiten nach. Dabei hatte er eine andere
Frau kennen gelernt und dachte, dass er in sie verliebt sei.
Das war sein Problem. Was sollte nun mit der Familie und dem Haus geschehen?
Es gibt hierauf nur eine Antwort und weder ich noch ein anderer Sterblicher
kann hier eine Entscheidung treffen. Das Große Gebot wird darüber entscheiden.
Sie können kein schönes Haus und eine Familie haben und gleichzeitig einem
lockeren Lebenswandel nachgehen. Falls Sie den lockeren Lebensstil nicht
aufgeben - opfern - werden Sie gezwungen werden, das schöne Haus und Ihre
Familie aufzugeben.
Sie können nicht die Freuden einer wahren Freundschaft genießen und sich zu
Missmutigkeit hinreißen lassen. Falls Sie Ihre schlechte Laune nicht aufgeben,
werden Sie die Freundschaft opfern müssen.
Sie können nicht von Ihren Freunden respektiert werden und gleichzeitig zwielichtigen Machenschaften nachgehen. Wer seine zwielichtigen Geschäfte nicht
aufgeben will, wird seine Vertrauenswürdigkeit opfern.
Von einem können Sie gewiss ausgehen: Egal, wie weit Sie gehen können, bis
sich die Schlinge zusammenzieht; egal, wie wild oder ausschweifend Sie leben,
auch wenn Sie denken, dass Sie damit durchkämen, können Sie das Große Gebot
niemals austricksen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Sie müssen immer Ihren Preis entrichten!
Jeder Erfolg und jedes Glück ist wie die schönen Künste: Sie müssen die zu erschaffende und gewünschte spirituelle Schönheit wählen und dann durch die enge
Pforte gehen, um sie zu erlangen. Denn am Anfang der Weisheit steht zunächst
der Wunsch nach Disziplin.
Manche mögen nun sagen, dass Freiheit unmöglich sei, wenn man die Freuden
des Leben genießen möchte. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wer so denkt, hat
die wahre Freiheit noch nicht gefunden. Solche Aussagen erinnern mich an einen
Trunkenbold, dem eine herbe Lektion darüber erteilt wurde, was Freiheit bedeutet.
Er erklärte, dass er seine Freiheit haben wolle und dass er so viel Schnaps trinken
könne, wie er wollte, aber er war so betrunken, dass er gar nicht wusste, was
er sagte oder tat. Freiheit heißt nicht, ein undiszipliniertes Leben zu führen. Wer
frei ist, hat die Kontrolle über sein Leben und darüber, was er sein will.
Falls Sie ein geschickter Sportler, ein effizienter Lehrer, ein kompetenter Anwalt,
eine herausragende Sängerin werden wollen, steht am Anfang solcher Erfolge
der Wunsch nach Disziplin bei der Nutzung Ihrer Zeit und Ihrer Gedanken.
Falls Sie ein reiches, lohnenswertes Leben führen wollen, gilt derselbe Grundsatz.
Ein undiszipliniertes Leben ist ein irrsinniges Leben!
Wir müssen uns zusammennehmen und uns an hohen Idealen eines sauberen,
nützlichen und effektiven Lebens nach dem Vorbild eines Meisters oder nach der
höchsten Führerschaft ausrichten.
Das höchste Beispiel für einen Meister ist Christus. Bei seinen Arbeiten und
Lehren bewies er, dass Disziplin, Selbstbeherrschung und Selbstkontrolle immer
der Weisheit und Errungenschaft vorangehen.
Frau Lincoln lehrte dem kleinen Abraham die Worte Jesu und weil Abraham
seinen Müßiggang, seine Lockerheit und seinen Schludrian dem schmalen Weg
eines disziplinierten Lebens opferte, wurde eine große Seele aus ihm. Das Gesetz
des Opfers befähigte ihn, Präsident und Retter eines Volkes zu werden.
Belege hierfür finden wir bei seiner Arbeit in Washington. Während des Kriegs
wurde ein junger Mann aus Vermont, ein gewisser William Scott, zum Tode
durch Erschießen verurteilt, weil er auf seinem Wachposten eingeschlafen war.
Scott stand für seinen krank gewordenen Kameraden Wache und aufgrund der
Doppelbelastung war er vom Schlaf übermannt worden.
Er war bei seinem Hauptmann und seinen Freunden so beliebt, dass sie den Fall
dem Präsidenten vorbrachten. Lincoln entschloss sich, sich nach Chain Bridge
zu begeben und den Fall persönlich in die Hand zu nehmen. Er suchte das Lager
auf und sprach mit Scott. Scott sagte, dass Lincoln der freundlichste Mann sei,
dem er je begegnet war. Er sagte, dass ihn der Präsident über seine Herkunft,
seine Freunde und seine Mutter befragt hätte. Er habe dem Präsidenten ein Bild
von seiner Mutter gezeigt.
Lincoln sagte dem jungen Soldaten, dass er froh sein könne, noch eine Mutter
zu haben und dass er seine Mutter stolz machen solle, indem er ihr keine weiteren Sorgen und Tränen verursache. Scott war sehr verwundert, dass Lincoln
gar nicht auf den Fall einging. Er fand es sonderbar, dass er seine Mutter nicht
betrüben solle, wo doch ein Todesurteil gegen ihn vorlag.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Schließlich nahm er all seinen Mut zusammen und fragte den Präsidenten, ob er
ihm einen letzten Gefallen erweisen könne. Er wollte, dass das Erschießungskommando aus Soldaten einer anderen Kompagnie, und nicht aus seinen eigenen
Kameraden, zusammengesetzt werden sollte.
Lincoln blickte Scott ins Gesicht und sagte: „Junger Mann, niemand wir Sie morgen erschießen. Ich vertraue Ihnen und schicke Sie zu Ihren Freunden zurück.
Und übrigens: Da ich den weiten Weg von Washington her gemacht habe, wie
wollen Sie die Reisespesen abgelten?“
Der Junge stammelte seinen Dank. Er schlug vor, dass er dem Präsidenten seine
Ersparnisse senden könne. Er könne auch Geld aufnehmen, indem er die Farm
verpfände und auch seine Freunde würden ihm helfen.
Lincoln legte seine Hand auf die Schulter des jungen Mannes und sagte: „Lieber
Freund, meine Rechnung ist sehr hoch. Ihre Freunde können Sie nicht zahlen und
auch Ihre Farm würde nicht ausreichen. Es gibt nur einen auf dieser Welt, der
diese Rechnung bezahlen kann und er heißt William Scott. Falls William Scott von
heute an seine Pflicht ordnungsgemäß so erledigt, dass er, falls ich an seinem
Todestag anwesend wäre, mir in die Augen blicken könne und mir sagte: ‚Ich habe
mein Versprechen gehalten!‘, dann ist diese Schuld vollständig getilgt.“
William Scott hielt sein Versprechen. Er hatte das Geheimnis gelernt, das Lincolns
Mutter dem kleinen Abrahmen beigebracht hatte. Es handelte sich um das Gesetz
des Opfers und am Beginn dieser Weisheit stand der Wunsch nach Disziplin.
Das war die enge Pforte, die ihn auf den Königsweg eines lohnenswerten Lebens
führte und ins Weiße Haus brachte. Es war auch der Weg, der zu den Bergen
von Vermont, zu einem Heim und einer Mutter führte. Es ist der Weg, den alle,
die ausdauernd streben, finden werden.
Es ist der Weg, dem Jesus folgte. Es ist der Weg, den ich Ihnen empfehle, denn
auf ihm werden Sie feststellen, dass das Gesetz des Opfers ständig daran arbeitet,
Ihnen Freunden und Vergnügen zu bringen, die die Folge Ihres Verständnisses
dieses Gesetzes sind.
„Gesegnet sei der Mensch,
der die Versuchung erträgt.
Denn, wurde er geprüft,
so soll er auch die Krone des Lebens empfangen.“
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Invictus
(„Unbewzungen“)
Aus finsterer Nacht, die mich umragt,
durch Dunkelheit mein‘ Geist ich quäl.
Ich dank, welch‘ Gott es geben mag,
dass unbezwungen ist meine Seel.
Trotz Pein, die mir das Leben war,
man sah kein Zucken, sah kein Toben.
Des Schicksals Schläg in großer Schar.
Mein Haupt voll Blut, doch stets erhoben.
Jenseits dies Orts voll Zorn und Tränen,
ragt auf der Alp der Schattenwelt.
Stets finden mich der Welt Hyänen.
Die Furcht an meinem Ich zerschellt.
Egal, wie schmal das Tor wie groß,
wie viel Bestrafung ich auch zähl.
Ich bin der Meister meines Los.
Ich bin der Kapitän meiner Seel.
W. E. Henley
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Kapitel 11
Das Gesetz des Gehorsams
„Gehorchet meinem Wort,
so will ich euer Gott sein
und ihr sollt mein Volk sein!“
Jeremias, Kapitel 7, 23
In eine Zerrissenheit gestoßen zu werden, ein paar Jahre lang blindlings zu
schuften und dann in die Ungewissheit zu verschwinden, ist sicherlich nicht der
Sinn der menschlichen Existenz.
Das Leben muss mehr bedeuten. Und es bedeutet mehr!
Der Mensch sollte etwas erbauen und ihm werden alle Materialien gegeben, mit
denen er das Leben seiner Wünsche errichten kann. Er baut in Klugheit oder in
Unwissenheit entsprechend seinem Gehorsam und entsprechend seinem Verständnis eines universellen Gesetzes und der Anwendung desselben in seinem
täglichen Leben.
Sobald sie hören, dass die Wissenschaft des Lebens durch exakte Gesetzmäßigkeiten bestimmt wird, gehen viele Menschen davon aus, dass eine solche
Lebensführung ein harter Weg sein müsse. Sie haben Angst vor einem Gesetz,
das unausweichliche Anforderungen stellt. Diesselben Leute haben meist jedoch
nichts gegen die irdischen Gesetze, die das menschliche Zusammenleben regeln.
Sie räumen durchaus ein, dass diese Gesetze notwendig sind, damit die Menschen
harmonisch und sicher zusammenleben können.
Sie erkennen also eine irdische Regierung an und sehen ein, dass das menschliche
Leben und Wohlbefinden ohne eine Regierung ständig gefährdet wäre.
Wenn wir dies der weltlichen Regierung zugestehen, gilt es umso mehr für die
göttliche Regierung. Je mehr das Gesetz verlangt, umso mehr sind dem, der sich
nach dem Gesetz richtet, Sicherheit, Wohlstand und Glück beschieden.
Im Bereich der Wissenschaft gibt es keine präziseren Gesetze als bei der Mathematik. Ein Buchhalter kann ein Problem vielleicht nicht auf Anhieb lösen, aber er
weiß, dass er die Lösung nur anhand der peinlichen Befolgung mathematischer
Gesetze finden kann. Falls sich diese Gesetze ständig verändern würde, wäre das
Unterfangen von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Wahrscheinlich gibt es keinen Bereich, in dem sich die Religionen mehr verirrt
haben, als bei ihrer Auffassung dessen, was Gott ist. Dies gilt gleichermaßen für
die Christen wie für andere Glaubensrichtungen.
Statt anzuerkennen, dass die höhere Intelligenz das Große Gebot ist, welches
ebenso zuverlässig und sicher wie Naturgesetze wirkt, hat sich der Mensch eine
Vorstellung von einem Partei ergreifenden Gott geschaffen, mit dem man schachern kann, der Leben spendet und nimmt, der Krankheiten heilt und verursacht,
der für Verarmung und Reichtum sorgt, der belohnt und bestraft. Und aufgrund
dieser irregeleiteten Idee wurde das Gebet überwiegend zu einer zweifelhaften
Angelegenheit, der die Gewissheit der Erhörung aufgrund eines universellen
Prinzips fehlt.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
93
Für viele Menschen ergibt sich daraus eine Illusion eines Gottes; eines Gottes,
der an den Nöten und Problem der Menschen kein Interesse hat; eines Gottes,
der kein Vater ist, dem wir unsere Sorgen vortragen und mit dem wir sprechen
können.
Früher oder später erkennen sie, dass dieses göttliche Wissen um das Wesen
Gottes als das Große Gebot ihnen einen Herrn gegeben hat, der ihnen so vertraut
ist, dass alle Zweifel beim Bitten um das Gute aufhören. Denn solbald das Große
Gebot verstanden wird, haben wir damit das Geheimnis für dauerhaftes Glück,
Frieden und die Beherrschung der uns umgebenden Kräfte entdeckt.
Das Verb „gehorchen“ bedeutet, sich einer Regel zu unterwerfen oder eine Anweisung zu befolgen.
Die Gehorsamkeit ist somit der Regulator jeglicher Bewegung, sei es im mechanischen, buchstäblichen oder spirituellen Bereich. Eine riesige Maschine ohne
Regulator oder Regler würde sich selbst auseinanderreißen und letztendlich zerstört werden, weil sie ihren eigenen Schwungkraft- oder Erdanziehungsgesetzen
nicht gehorchen würde. Ein intellektueller Riese, der den Gesetzen des Lernens
nicht gehorcht, würde zum Idioten. Ein Student der Geisteswissenschaften, der
dem Gebot Gebotes nicht gehorcht, wird das Gute umkehren und Schlechtes
erschaffen. Ein jeder von uns ist zu seinem eigenen Erfolg oder Misserfolg in
diesem Leben voll und ganz vom Gehorsam abhängig.
Unsere Gesellschaften, Städte, Staaten und Völker unterliegen ihm. Unser Besitzstand und unser Leben hängt davon ab. Wehe dem, der sich durch Plünderung
oder anderweitig darüber hinwegzusetzen versucht. Wir sehen heute eine Mutter,
die ihrem Kind die Gewohnheit der Disziplin beizubringen versucht. Morgen sehen
wir eine glückliche Mutter, weil ihr Kind herangewachsen und erfolgreich geworden ist. Diesen Erfolg verdankt der junge Mensch dem Samen des Gehorsams,
der ihm bereits zu Beginn seines Lebens eingepflanzt wurde, und der Respekt,
Gehorsam und uneigennütziges Denken hervorgebracht hat.
Auf der anderen Seite sehen andere scheitern, weil sie ohne Gehorsam, ohne
Respekt und ohne Rücksicht auf andere aufgewachsen sind.
Auch das Geschäftsleben beruht auf dem Gehorsam und jedes Mitglied, das den
Gesetzen des Handels gehorcht, wird Erfolg haben. Erst wenn der Mensch diese
Gesetze durch Überspekulation, fragwürdige Projekte, überzogene Preise oder
mangende Kooperation bricht, zieht er sich Misserfolge zu und bringt Konkurse
und Verluste über sich. All unsere Probleme im Leben hängt in einem gewissen
Maße vom Gehorsam des Gesetzes des Denkens und seines Schöpfers, Gott, ab.
Unsere Schwierigkeiten lagen darin, dass wir nicht wussten, wem wir gehorchen
sollten und wem nicht.
Die Antwort finden wir in der Natur. Die Natur hat keine Sorgen zu überwinden.
Sie kennt keine unlösbaren Probleme. Sie steht vor keinen unüberwindbaren
Schwierigkeiten.
Warum?
Weil all ihre Abläufe durch das mächtige Gesetz der Harmonie und Ordnung
geregelt werden, welches jedes Unstimmigkeit ständig beseitigt, alles Falsche
richtet und jedes Bedürfnis erfüllt. Falls im Winter ein junger Schössling vorzeitig
durch den Boden zu brechen versucht, zerstört ihn die Natur. Gleichzeitig dienen
Schnee und Eis, welche den ungebärdigen Schössling erfroren, als Wärme- und
Schutzdecke für die übrigen gesetzestreuen Keimlinge.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Wenn sich der Mensch bei seiner Arbeit, zum Beispiel in der Landwirtschaft oder
beim Gartenbau, der Natur bedienen will, muss er wissen, wie der die Gesetze
der Natur einhält. Er muss diese Gesetze befolgen, nur so kann er die optimalen
Ergebnisse erhalten und die größte Ernte einfahren. Wer die Gesetze der Natur
beachtet und als ihr gehorsamer Diener wirkt, wird später zum Meister und
erhält eine reiche Ernte.
Jeder Student der Lebenswissenschaft, der dem Großen Gebot gehorcht, wird
zu einer größeren Seele und erntet die Kraft, alle seine Umstände zu steuern
und in den Genuß der Segnungen zu gelangen. Das versuchte der Meister uns
zu sagen, als er die Worte sprach: „Der Größte unter euch möge euer Diener
sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt und wer sich selbst erniedrigt,
wird erhöht.“
Doch damit plädierte er nicht für den Schwächling, für jemanden, der sich von
einer aggressiveren Person zur Seite drängen lässt, den Paulus sagte: „Wenn
ich schwach bin, bin ich stark.“ Damit meinte er natürlich, wenn er dem Gebot
des Guten gehorcht, ist er stark und zuversichtlich.
Unsere Fehler gehen größtenteils auf die Tatsache zurück, dass wir den weltlichen
Gesetzen mehr als den geistigen gehorchen. Wir richten uns mehr nach dem
äußeren Anschein der Dinge als nach den inneren Wahrheiten, wie vom Großen
Gebot gelehrt. Petrus und die Apostel sagten denen, die auf dem Marktplatz versammelt waren: „Wir müssen Gott mehr gehorchen als dem Menschen“. Das
Gebot des Guten hat Vorrang vor dem Gebot des Menschen. Sie wussten, dass
der Mensch nur das ist, was er denkt, und je nachdem, ob er den Eingebungen
des höheren Geistes oder dem Drängen seiner Sinne nachgibt, werden seine
Ergebnisse anders ausfallen.
Wenn wir dem Geist in uns gehorchen, statt den Bedingungen um uns herum,
dann verlangt das Große Gebot, dass wir aus innen heraus zunächst Dinge erdenken, bevor wir sie im Außen sehen können. Die meisten unserer Erfahrungen sind
ein Auswuchs der von uns selbst geschaffenen Aktivitäten. Diese geschaffenen
Aktivitäten haben ihren Ursprung im Denken. Das Gesetz besagt: „So wie ihr säet,
so werdet ihr ernten.“ Wer einen Rübensamen aussät, kann von der Natur nicht
erwarten, dass er Kartoffeln erntet. Solche Fehler begeht die Natur nicht.
Wer Gedanken der Sorgen sät, kann sich auf dasselbe Gesetz verlassen; er wird
etwas erhalten, worüber er sich Sorgen machen kann. Das Gesetz wird immer
weitere Umstände erzeugen, die Anlass zu Sorgen geben.
Wer an Krankheit und Mangel denkt, wird genau das von ihm Erwartete erhalten.
Das Gesetz, dem Sie gehorchen, wird Ihnen zu Diensten sein. Deshalb ist es so
wichtig, zu wissen, welchem Gesetz Sie gehorchen sollten!
Wir lachen über die ungelenken Versuche von Kleinkindern. Doch für das Kind
sind diese kleinen Versuche etwas Reales und Wichtiges und erst wenn es
diesem Zustand entwachsen ist, kann es zurückblicken und selbst über seine
tolpatschigen Anstalten lachen.
Erst wenn wir über unsere Probleme hinauswachsen, können wir hoffen, keine
weiteren dieser Art zu haben.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Eine Mutter brachte ihr kleines Kind zu Bett, doch das Kind war unruhig und konnte
nicht einschlafen. Es rief seine Mutter, damit es das Licht wieder anmache.
Die Mutter wusste, dass etwas nicht in Ordnung war. Deshalb setzte sie sich zu
ihm ans Bett und sprach mit ihm. Sie erfuhr, dass an diesem Tag andere Kinder
gedroht hatten, den „bösen Mann“ zu schicken. Die Mutter erklärte, dass es
einen solchen „bösen Mann“ nicht gäbe. Seine Kameraden hätten den Kleinen
nur erschrecken wollen, damit er ihnen seine Spielzeuge gäbe. Sie erkannte seine Angst und konnte sie aus dem Bewusstsein ihres kleinen Sohnes vertreiben.
Danach schlief er friedlich ein.
Der Zweck dieser Lektion besteht darin, zu lernen, wie wir uns zu unserem höchsten Wohl für das Große Gebot entscheiden. Bei allem, was wir tun, richten wir
uns entweder nach einem Prinzip oder nach Dingen. Dinge sind Ereignisse oder
Ergebnisse unsichtbarer Ursachen, wohingegen Prinzipien die wahre Ursache
sind.
Ein Prinzip ist das, was wir denken und ein Ding ist das Ergebnis dieses Denkens.
Jemand, der Illusionen gehorcht und Dinge anbetet, wird Lasten zu tragen haben.
Seine Lasten sind all die Dinge, die er als seinen persönlichen Besitz betrachtet.
Diese Dinge hält er für sein Eigentum, weshalb er sie beschützen muss.
Vor Jahren betete ein Verwandter von mir Illusionen und Dinge an. Er wollte materiellen Reichtum anhäufen. Er arbeitete so unermüdlich darauf zu, dass er seine
Gesundheit einbüßte. Dann wurde die angeschlagene Gesundheit sein größtes
Problem. Schließlich verstarb er als enttäuschter und verbitterter Mann. Wie
so viele andere, hatte auch dieser Mann sein Leben mit einer irrigen Vorstellung
vom Gesetz des Guten geführt.
Doch der Mensch besitzt nichts Irdisches. Letztendlich ist alles nur eine Leihgabe, die ihm entsprechend seines Verständnisses des Gesetzes, dem er dient,
anvertraut wurde. Der Mensch wird nackt geboren und stirbt in dieser Nacktheit,
entbunden von seinen irdischen Dingen.
Seine wahre Aufgabe im Leben besteht darin, seinen Platz entsprechend seinem
Verständnis zu finden. Dieses Verständnis entscheidet darüber, wie er lebt.
Nehmen Sie Ihre Belastungen unter die Lupe. Sie entstehen aus einer Vorstellung
von Besitz. Vielleicht haben Sie Angehörige, die versorgt werden müssen, und
Sie fühlen sich für sie verantwortlich.
Wenn Sie jedoch die Allheit Gottes erkennen, die selbst die Spatzen füttert, wird
sich die Vorstellung, die Sie von Ihrer Verantwortung haben, verändern. Ihr geistiges Loslassen wird dafür sorgen, dass sogar noch mehr Gutes in Ihr Leben
fließt und es wird durch mehr Kanäle als je zuvor zu Ihnen gelangen.
Tausende hängen der Vorstellung nach, dass andere ihnen zu helfen hätten.
Was die Menschen dringender brauchen, ist ein neues Verständnis vom Leben
selbst. Die Angst vor der Zukunft hat auf alle Altersgruppen übergegriffen. Wer
dem Gesetz der Angst, statt dem Gesetz des Guten, gehorcht, wird viele Lasten
zu tragen haben. Denn frei ist nur derjenige, der sich nach dem Großen Gebot
zu richten weiß.
Wenn Sie sich nach dem Großen Gebot richten, werden Ihnen diese Lasten
nicht aufgebürdet. Dann leben Sie in der Gegenwart, tun jeden Tag Ihr Bestes,
vergessen die Vergangenheit und überlassen die Zukunft sich selbst.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Denn dem Großen Gebot kann nur der vertrauen, der aus eigener Erfahrung und
Praxis über seine Führung weiß. Wer diese Führung nicht kennen gelernt hat,
muss erst noch die Erfahrung machen. Gott verlangt keine blinde Gefolgschaft.
Eine unsichtbare Intelligenz durchdringt alles, sogar Ihr Bewusstsein und Ihren
Körper.
Das Große Gebot zu missachten, bedeutet, sich dem zu verweigern, was rechtens ist. Wir alle wissen, was rechtens ist, aber wir tun es nicht immer, weil es
mit unseren äußeren Zielen nicht vereinbar zu sein scheint. Wir wollen rasche
Ergebnisse und vergessen darüber, dass das Große Gebot langsam, wenngleich
perfekt, wirkt. Wir sollen eine sofortige Heilung unserer Gebrechen, aber die
Gewohnheiten, die dazu führten, wollen wir nicht aufgeben.
Wenn wir davon sprechen, dass jemanden Prinzipien hat, meinen wir eine Person,
die sich nach dem Gesetz des Denkens und Lebens richtet. Wir sprechen von
einem Menschen, der sich nicht leicht von seinem Weg abbringen lässt. Dieser
Mensch ist kein Blättchen im Winde. Er steht zu seinen Grundsätzen, auch wenn
er von allen Seiten Versuchungen ausgesetzt ist.
Niemand kann verleugnen, dass ein solcher Mensch vertrauenswürdig und stark
ist. Das ist die Sorte Mensch, der man Führungsaufgaben überträgt, während
der Wankelmütige dem Druck nachgibt und unzuverlässig ist.
Wenn dies im irdischen Bereich gilt, um wie viel mehr muss dies erst im geistigen
Bereich gelten, da Gott das Prinzip ist - und nicht nur durch das Prinzip geleitet
wird!
Der Mensch, der sich von Gott leiten lässt, ist hinsichtlich der Ergebnisse, die
aus der Befolgung des Prinzips zu erwarten sind, niemals im Zweifel, denn das
Prinzip beruht auf Gesetz und Gehorsam. Dieses Große Gebot kann deshalb nur
ein Ergebnis zeigen: Glück, Frieden und Wohlstand.
Was wir zu lernen haben, ist, dem Gebot der Wahrheit, und nicht den kleinen
Dingen, die die sich immer wieder vorzudrängen versuchen, wenn wir unseren
Blick trüben und ablenken lassen, zu gehorchen. Wenn wir dem Großen Gebot
Folge leisten, verstehen wir auch die Aussage des Meisters: „Alles was mir gehört, gehört auch euch!“
Das ist das Gebot, das durch uns wirkt. Wenn wir das Große Gebot beachten,
wird unser persönliches Selbst gegenüber dem göttlichen Selbst in uns sehr
bescheiden. Wir weigern uns, die äußere Erscheinung der Dinge als endgültig
zu akzeptieren, sondern wenden uns nach innen, und suchen das Wahre und
Reale, wie es von Gott, dem Großen Gebot, gedacht war.
So wollen wir also mit Gott in seinem Wirken leben, nicht nach dem Tode, nicht
morgen oder nächstes Jahr, sonder hier und jetzt!
Gottes Reich ist überall um uns herum, es wartet darauf, dass wir es anerkennen
und seinem Großen Gebot Folge leisten. Wir müssen in der Lage sein, mit Gott,
dem Großen Gebot, in unserem Alltag zu kommunzieren. Dann haben wir Liebe
und Freude, Hoffnung und Frieden, in unserem Leben.
Die Entscheidung liegt an uns.
„Gehorchen sie und dienen sie ihm, so werden sie bei guten Tagen alt werden und mit Freude
leben!“ Hiob 36, 11
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Kapitel 12
Das Gesetz des Erfolgs
„Wer denkt,
dass er es schafft,
der schafft es!“
Der Mensch ist zum Erfolg gedacht. Das Gebot des Guten versagt ihm nichts.
Er ist reich geboren. Die ihm innewohnenden Möglichkeiten sind unerschöpflich.
Jedem normalen Menschen wird eine Komplettausstattung an Fähigkeiten mitgegeben, die ihm Erfolg garantieren, sofern er diese Fähigkeiten entwickelt und
wissenschaftlich anwendet.
Der Mensch ist auf Fortschritt ausgerichtet. Jeder Mensch trägt in sich die Anlagen für eine nie endende Weiterentwicklung. Der Zweck des Großen Gebots ist
eine Weiterentwicklung in allen Bereichen. Indem der Mensch mit dem Großen
Gebot zusammenwirkt, kann er immer größere Erfolge erringen.
In der Natur sind alle Abläufe erfolgreich. Die Natur kennt keine Misserfolge. Sie
ist einzig und allein auf Erfolge ausgerichtet. Ihr ist in jeder Form und auf jede
Weise an Ergebnissen gelegen.
Um im weitesten Sinne erfolgreich zu sein, sollten wir uns die Natur zum Vorbild
nehmen und ihre Methoden übernehmen. Dort finden wir alle Erfolgsgeheimnisse.
Dem Menschen stehen unerschöpfliche Ressourcen zur Verfügung. Seinen
Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Er fokussiert und individualisiert die
Elemente, Kräfte und Prinzipien der gesamten Welt. Er kann eine erstaunliche
Intelligenz entwickeln. Deshalb können alle Fragen des Leben beantwortet, alle Geheimnisse der Natur entdeckt und alle menschlichen Probleme gelöst werden.
Überall schlummern höhere Fähigkeiten, bemerkenswerte Talente, tiefere Einblicke und größere Kräfte, und durch besondere psychologische Methoden können
diese herausragenden Elemente so weit entwickelt werden, dass sie praktisch
angewandt werden können. Jedes Bewusstsein kann Größe entfalten. Es geht
schlichtweg nur um das, „Gewusst-Wie“.
Die wahre Selbsthilfe, Selbstentdeckung, das wahre Wissen um sich selbst sowie
die fachkundige Anleitung bei der Umsetzung der eigenen Fähigkeiten, werden
jeden Menschen weiterbringen. Die praktische Anwendung wird die Effizienz
gewährleisten und Ergebnisse bringen.
Deshalb ist jedem, dem daran gelegen ist, der Erfolg beschieden.
Wenn Sie erfolgreich sein wollen, haben Sie freie Bahn. Alle Grundvoraussetzungen bringen Sie bereits mit. Was jetzt noch fehlt, ist das richtige Verständnis
der Prinzipien und Gesetze, auf denen der Erfolg beruht, sowie danach die Anwendung der richtigen Methoden der Verursachung, bis der Erfolg eingetreten ist.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Das Gesetz des Erfolgs ist ebenso exakt wie die Gesetze jeder Wissenschaft.
Die genaue Anwendung dieses Gesetzes wird jedes Mal Ergebnisse zeitigen, und
schließlich ist es das Ergebnis, das zählt.
Da sich die Ergebnisse aufgrund der ständigen Anwendung dieses Gesetzes beliebig wiederholen lassen, sind der Anzahl Ihrer Erfolge keine Grenzen gesetzt.
Großes ist ebenso möglich wie Kleines, und Großes ist dem möglich, der das
Gesetz im Glauben und mit Verständnis anwendet.
Unabhängig davon, wie Ihre gegenwärtigen Bedingungen beschaffen sein mögen,
gibt es für Sie eine größere und bessere Zukunft, doch Sie müssen sich darauf
vorbereiten. Sie können erst dann bessere Dinge erhalten, wenn Sie etwas dafür
tun!
Studium, Planung, Engagement - all das ist notwendig. Die Jungen und die Alten
können gleichermaßen weiter voranschreiten. Um sich selbst, und dem Großen
Gebot, dem Sie unterliegen, treu zu sein, bleibt Ihnen gar keine andere Wahl als
das Voranschreiten, denn Voranschreiten ist gleichbedeutend mit Erfolg.
Es liegt in der Absicht des Großen Gebotes, dass Sie weiterkommen und voranschreiten!
Sie können durchaus stillstehen und auch zurückgehen und auf diese Weise Ihren
normalen Fortschritt eine Zeitlang - oder auch ein Leben lang - behindern, doch
letztendlich werden Sie gezwungen werden, sich insbesondere in der Richtung
des Wachstums Ihrer Seele weiterzuentwickeln.
Die Natur duldet kein Abweichen von ihren Absichten. Dies ist häufig der Grund,
warum Sie eine Widrigkeit nach der anderen hinzunehmen haben, wenn Sie sich
weigern, voranzuschreiten.
Sie können Ihre höchsten Ziele erreichen. Scheuen Sie nicht davor zurück, sie
hoch anzusetzen und errichten Sie Ihr Gebäude gründlich. Was für Sie Erfolg
bedeutet, können Sie auch erreichen. Das Große Gebot verpfuscht nichts!
Was ihm als Ideal eingeprägt wird, hat auch die Macht, sich zu verwirklichen. Was
im Unterbewusstsein angelegt ist, kann sich auf der materiellen Ebene zeigen.
Das Große Gebot trachtet stets danach, Sie aufzubauen und auf Erfolg auszurichten. Das ist sein Plan.
Die Fähigkeiten großer und erfolgreicher Menschen sind dieselben, die auch Sie
besitzen. Diese Menschen haben ein gewisses Verständnis der richtigen Art erworben und ihre Fähigkeiten danach bestmöglich eingesetzt, um voranzukommen
und Erfolge zu erringen.
Manche werden sich nun fragen: „Woraus besteht denn wahrer Erfolg?“ Beinahe
jeder wird hierzu eine andere Auffassung vertreten. Um mehr Klarheit zu schaffen,
wollen wir uns diesen Begriff näher ansehen:
Für viele Menschen ist „Erfolg“ vor allem irdischer Wohlstand. Für andere ist
er die Verwirklichung persönlicher Hoffnung oder die Erfüllung eines Herzenswunsches.
Wieder andere verstehen darunter das Erreichen ihrer Ambitionen oder das
Vollbringen großer Taten.
Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
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Doch wahrer Erfolg ist nichts von alledem.
Wahrer Erfolg hat nichts mit Geld, Position, Ruhm oder Wohlstand zu tun,
wenngleich er diese Dinge beinhalten kann. Der wahre Erfolg liegt in den erhaltenen Ergebnissen, in der eingefahren Ernte, die sich danach bemisst, wie weit
unseren Mitmenschen geholfen und die Welt bereicherter wurde.
Im Sinne der vorliegenden Lektion werden wir den Begriff „Erfolg“ allerdings in
einem individuelleren Sinne gebrauchen und bezeichnen damit das persönlichen
Vorankommen und die persönliche Verbesserung.
Der Mensch ist so angelegt, dass er die Elemente seines Lebens nehmen kann,
um damit eine ständig größer werdende Macht, mehr Verbesserung und mehr
Erfolg zu erreichen. Darüber hinaus ist er auf subtile Weise mit allem außerhalb
von ihm selbst verbunden, damit dieser Zweck erfüllt werden könne.
Diese Erfüllung hängt allerdings davon ab, inwieweit er von seinem Bewusstsein
Gebrauch macht und ob er die Kräfte seines Lebens wissentlich oder unwissentlich einsetzt.
Erfolg bedeutet, das eigene Selbst und die eigenen Handlungen auf einen höheren Standard als das übliche menschlichen Niveau zu bringen. Beinahe alle
Misserfolge und Niederlagen im Leben beruhen auf geistiger Blindheit. Wenn
der Kopf funktioniert, denkt er auch richtig. All unsere Handlungen werden durch
unsere inneren Beweggründe, nicht durch unsere äußeren Errungenschaften,
bewertet. Moralische Feigheit, Unentschlossenheit in kritischen Augenblicken,
Rücksichtslosigkeit oder die Unfähigkeit zur Zusammenarbeit haben die Hoffnungen von Millionen von Menschen zunichte gemacht. Die Beseitigung solcher
geistigen Hindernisse muss für jeden, der große Erfolge anstrebt, an erster
Stelle stehen.
Der Erfolg hängt vom richtigen Kurs ab, davon, in Gedanken und in der Tat
das beizubehalten, was richtig und angemessen ist. Es ist sehr wichtig, diesem
Prinzip treu zu bleiben. Der Erfolg ist keine Sache der Umstände, der Zufälle
oder des Schicksals, denn solange die goldene Regel nicht die Grundlage für
eine geschäftliche Aktivität bildet, können wir uns mit diesem Prinzip nicht im
Einklang befinden.
Religion und Geschäftsleben sind keine getrennten Wissenschaften. Lord Leverhulme sagte: „Man kann immer wieder hören, dass das moderne Geschäftsleben nicht nach den Vorgaben der Bergpredigt funktionieren könne. Meine Meinung ist, dass jedes auf einer anderen Basis geführte Geschäft nicht erfolgreich
sein kann.“
Dass ein Mensch ehrlich und fleißig ist, gewährleistet ihm noch keinen Erfolg.
Dazu gehört mehr, denn ein schüchtener, ängstlicher oder rückständiger
Mensch wird sich so verhalten, dass er seinem Fortschritt im Wege steht.
Falls jemand zum Beispiel ein tüchtiger Ingenieur ist, aber von einem Minderwertigkeitskomplex geplagt wird, wird er trotz einer gründlichen Ausbildung nicht
das Optimale aus sich machen. Eine der verbreitestens Misserfolgsursachen ist
die Angst. Diese kann weder durch Medikamente noch durch das Skalpell des
Chirurgen beseitigt werden. Die einzige Abhilfe besteht im Verständnis.
Wer verstanden hat, dass das Universum von der Gegegenwart Gottes angefüllt ist, verspürt keine Angst.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Die meisten von uns könnten ihre Verpflichtungen erfüllen, wenn nicht irgendeine
Angst uns davon abhielte.
Wir hypnotisieren uns in einen Glauben hinein, der unsere Macht lahmlegt. Die
Angst vernebelt unseren Blick, sie betäubt unsere Fähigkeit, sie lähmt unsere
geistigen Kräfte, die frei und aktiv sein müssen, wenn wir Unheil abwenden wollen.
Wenn das Bewusstsein des Menschen von Angst verwirrt wird, ist er nicht in
der Lage, eine Gelegenheit zu ergreifen.
Die Religion des Menschen macht ihn nicht von Hause aus erfolgreich. Ebenso
wie jemand eine Brille trägt, um besser sehen zu können, verhilft ihm auch die
Religion zu einem erfüllteren Leben, weil sein Blickwinkel erweitert wird. Die wahre Religion erweitert den Blickwinkel des Menschen, während der Nichtreligiöse
durch seinen engen Blickwinkel behindert wird.
Solange wir glauben, dass die Versorgung von Menschen und materiellen Bedingungen abhinge, und uns dann Sorgen machen, weil uns die Menschen im
Stich lassen könnten, werden die Umstände immer schlimmer. Die einzige Gewähr ist, dass wir spüren und wissen, dass Gott - das Große Gebot - unsere Versorgung ist und dass wir uns dies immer wieder ins Gedächtnis rufen. Wenn wir
Erfolg wollen, müssen wir an Erfolg denken, darüber reden und uns erfolgreich
verhalten. Dies fällt uns leichter, wenn wir wissen, dass Gott - das Große Gebot
- auf unserer Seite ist. Der religiöse Mensch erkennt, dass das Große Gebot
größer ist als das, was gegen uns steht.
Man sagt, dass die Hälfte unserer Misserfolge darauf beruhten, dass wir unsere Pferde am Riemen reißen, sobald sie zum Sprung ansetzen. Der gute Reiter
weiß, dass er in diesem Augenblick dem Pferd freien Lauf lassen muss; dies
sichert ihm einen sicheren Hürdensprung.
Im übertragenen Sinne bedeutet dies, dass wir bei der Hälfte unserer Misserfolge am Zügel zerren, während wir unseren Kräften freien Lauf lassen sollten.
Wir bringen uns selbst zum Stürzen, statt zum Sieg zu reiten.
Zwei Buben tauchten eines Tages im Fluß und forderten sich gegenseitig heraus, etwa zwei Meilen bis zum anderen Ufer zu schwimmen. Sie schwammen
zügig und der Schwimmer, der bereits eine größere Strecke hinter sich gelegt
hatte und nicht zurückblicke, steuerte weiter auf das andere Ufer zu.
Als er an Land kroch und umherblickte, konnte er seinen Freund nirgends sehen.
Er blickte etwas sorgfältiger und dann entdeckte er seinen Freund dort, wie
sie begonnen hatten. Dieser war immer noch am Ausgangsufer. Als er ihn erreichte, stellte er ihn zur Rede: „Wieso bist du mir nicht nachgeschwommen?“
Der andere antwortete: „Ich bin etwa bis zur Hälfte geschwommen. Dann hatte
ich Angst, dass ich es nicht schaffen würde und bin umgekehrt.“
„Aber“, meinte der andere „warum hast du nicht nach vorne geblickt. Das einzige was ich sah, war, dass das Ufer immer näher kam. Warum bist du umgekehrt? Das ist doch auch nicht kürzer!“
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Erfolg wird nach und nach erreicht. Er ist nur durch Training zu erreichen. Ein
Sportler trainiert wochen- und monatelang, um sich für einen Wettbewerb, der
nur wenige Minuten dauert, fit zu machen.
Der wahre Erfolg besteht im Weitermachen, und aus einer Geisteshaltung, die
dieses ständige Voranschreiten fördert. Wer diesen Wunsch zum Erfolg nicht
verspürt, kann auch nicht erfolgreich sein.
Der erste Schritt ist dieser Wunsch zur Weiterentwicklung, um bessere und
größere Dinge zu erreichen. Das verleiht dem Menschen die Kraft zum Weitermachen.
Dieses Gesetz ist ebenso absolut wie jedes Gesetz der Wissenschaft. Die Tatsache, dass Sie den Wunsch zum Erfolg verspüren, ist der Beleg, dass Sie auch
die Kraft dazu haben. Der Wunsch erzeugt die Kraft. Die Kraft inspiriert das
Bewusstsein des Menschen und der Erfolg ist das Ergebnis dieser richtig eingesetzten Inspiration.
Wenn wir die Lebensläufe erfolgreicher Menschen studieren, stellen wir etwas
Interessantes fest: Wir finden einen gemeinsamen Nenner, der in einem aufbauenden Geisteszustand besteht. Psychologen nennen dies die „Erfolgseinstellung“.
So einfach es sich auch anhören mag, ist der Unterschied zwischen Erfolg und
Misserfolg beinahe immer in der vorherrschenden Geisteshaltung zu finden.
Dass diese Tatsache von der modernen Psychologie bewiesen wurde, zeigt auch
den Weg aus Widrigkeiten und Misserfolgen auf. Sie beweist, dass eine positive
Geisteshaltung, die auf ein „Ich schaffe es“ ausgerichtet ist, das Zünglein an der
Waage ist, das dem „Ich schaffe es nicht“ des Erfolgslosen gegenübersteht.
Ersterer lernt die Wahrheit und entdeckt, dass er etwas bewegen kann und
diese Vorstellung befreit seine schlummernden Energien, lässt ihn aktiv werden
und erweckt in ihm den Wunsch, voranzukommen.
Manche Menschen leben jedoch in der Überzeugung, dass sie immer so bleiben müssten, wie sie jetzt sind. Sie glauben, dass Gott sie in eine fertige Form
gegossen habe und die wenigen Fähigkeiten, die sie besitzen, alles sind, worauf
sie hoffen können.
Die wissenschaftliche Erforschung der Mysterien des menschlichen Bewusstseins zeigen eine wunderbare Welt der Macht und Möglichkeiten auf. Die psychologische Wahrheit ist, dass das, was einem Bewusstsein möglich ist, auch
einem anderen möglich ist; meist besser, als wir glauben wollen. Die menschlichen Fähigkeiten und Mächte, über die die Erfolgreichen verfügen, stehen auch
Ihnen zu. Der einzige Unterschied liegt darin, wie sehr sie ausgeprägt sind, nicht
in der Art.
Betrachten Sie sich, Ihr Leben und Ihre Umstände, die Dinge und die Menschen
von nun an aus einer höheren Warte. Je mehr Sie geistig das Bessere und Größere erkennen, umso mehr werden Sie bewusst und unbewusst das Bessere
und Größere anstreben. Ihre Gedanken, Wünsche, Worte und Ihre geistigen Aktionen werden nach und nach mit einem Geist des Fortschritts angefüllt werden
und Ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten werden zunehmen.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Seien Sie gewiss, dass Sie Erfolg haben können und denken, leben und handeln
Sie aus dieser starken Überzeugung heraus.
Sie können überall nach dem Geheimnis des Erfolgs suchen, aber letztendlich
werden Sie es wieder in dieser kurzen Aussage zusammengefaßt finden:
„Ich schaffe es!“
Die moderne Psychologie hat entdeckt, dass der Mensch, der sich etwas zutraut und davon ausgeht, dass er es schafft, auch die Kraft dazu entwickelt. Dies
ist ein nachweisliches Gesetz des Bewustseins.
Denken Sie immer wieder daran, dass Sie das, was Sie sich vorgenommen haben, schaffen und es können. Dann wird es nicht mehr lange dauern, bis Sie es
tatsächlich tun.
Daran ist nichts Wundersames. Das zugrunde liegende Prinzip ist, dass das
Bewusstsein seine gesamten Energien auf die Fähigkeiten ausrichtet, die für
die Bewerkstellung des Vorgenommenen eingesetzt werden und sie soweit aufbaut, bis sie groß und stark genug werden, um das, was vorher unmöglich erschien, zu vollbringen.
Hindernisse dienen als Gelegenheit, um unsere brachliegenden Kräfte anzurufen. Sie machen uns stark. Sie führen uns zum angestrebten Ziel.
Wenn sich Ihnen Hindernisse in den Weg stellen, wenn Sie vorankommen wollen, sagen Sie sich wieder die genannten Zauberworte vor:
„Ja, ich schaffe es!“
Diese einfachen Worte enthalten das Sesam-Öffne-Dich für den Erfolg, und ohne
ihre Umsetzung wurde noch nie ein lohnenswertes Ziel erreicht.
Welches Stadium der Mensch im Leben erreicht, hängt zum großen Teil von
seiner Geisteshaltung ab. Es gibt Menschen, die eine Mutlosigkeit, Niedergeschlagenheit oder Düsterheit ausstrahlen, weil sie von einem „Ich schaffe das
nicht“ ausgehen.
Andere strahlen Erfolg aus, weil ihre Einstellung lautet: „Ja, ich schaffe es!“
Diese unterschiedlichen Typen sehen wir überall. Der eine zieht Widrigkeiten,
Pech und Unglück an, der andere zieht das Beste an und verbucht einen Erfolg nach dem anderen. Der negative „Ich-schaffe-das-nicht“-Typ stößt uns ab;
instinktiv weichen wir von ihm zurück. Das Große Gebot warnt uns vor ihm.
Auf der anderen Seite zieht uns der „Ich-schaffe-das“-Typ an. Er ist optimistisch
und wir sind froh, das wir mit ihm zu tun haben.
Jeder hat seine individuelle Atmosphäre, ebenso wie eine Blume ihr Aroma
hat.
Trachten wir also danach, eine starke und positive Haltung des „Ja, ich kann
das!“ aufzubauen; diese wird uns zum Erfolg bringen!
Egal, wie die Umstände beschaffen sein mögen, Sie sind immer größer als die
Umstände, eventuell nicht in der tatsächlichen Situation, aber doch potenziell.
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Im Einklang mit dem Großen Gebot - Dr. Raymond Holliwell
Was auch immer Sie anstreben, seien Sie gewiss, dass Sie gewinnen werden!
Nehmen Sie sich hohe Ziele vor, wählen Sie Ihre Ziele klug und Ihre Fehler werden immer weniger werden. Halten Sie sich die Einstellung des „Ja, ich schaffe
es“ immer vor Augen!
Sie werden Erfolg haben!
Beim nächsten Schritt geht es darum, Ihr Ideal oder Ziel klar festzulegen.
Erstellen Sie ein geistiges Wunschbild und halten Sie es in Ihrem Bewusstsein
fest.
Arbeiten Sie beharrlich auf Ihr Endziel zu. Das Leben ist eine Reihe vieler Einzelschritte. Jeder Schritt mag Ihnen zwar neue Probleme bringen, aber während
Sie jedes neue Problem meistern, richten Sie Ihren Blick weiterhin unbeirrt auf
den Gipfel - auf Ihr Ziel!
Es spielt keine Rolle, wenn die Anfangsschritte plump oder unbeholfen ausfallen.
Sie sind nur der Anfang.
Vergleichen Sie sich nicht mit anderen. Jeder musste irgendwann vorne anfangen.
Bedenken Sie auch, dass Sie erst dann gescheitert sind, wenn Sie aufgeben.
Solange Sie weitermachen, wird jeder Versuch irgendein Ergebnis bringen. Und
letztendlich ist der Erfolg nichts anderes als eine Ansammlung vieler guter Ergebnisse.
Einer Ihrer schlimmsten Feinde befindet sich in Ihnen selbst. Die Rede von der
Neigung des Aufschiebens. Diese Neigung ist der Tod des Ehrgeizes. Die Folge
ist eine Unentschlossenheit, die ihrerseits Misserfolge bringt.
Schulen Sie sich darin, Ihre Entscheidungen zügig zu treffen. Erledigen Sie Kleinigkeiten, bevor sie sich zu großen Problemen auswachsen. Wer keine eigenen
Entscheidungen treffen kann, unterwirft sich anderen. Er wird für das radikale
Denken anderer anfällig und zu einem Herdentier, der nur das anziehen kann,
was die Masse anziehen kann.
Was fangen Sie mit Ihrer Freizeit an?
Geben Sie ihr einen Wert?
Wo halten Sie sich auf?
Vieles, machmal sogar der gesamte Erfolg, hängt von den so genannten „Nebenprodukten“ ab. Diese Nebenprodukte sind etwas anderes als das hergestellte Hauptprodukt, aber sie besitzen einen eigenen Wert.
Alle großen Unternehmen haben auch Nebenprodukte, die ihnen gutes Geld einbringen. So verwendet zum Beispiel die Armour Meat Packing Company alle ihre
Nebenprodukte zu ihrem Vorteil. Von den Schweinsschwänzen bis zum Haar
gibt es eine lange Reihe von Nebenprodukten. Die Schwänze werden getrocknet und als Delikatesse verkauft. Aus dem Haar werden Bürsten und starke
Seile hergestellt. Falls dieses Unternehmen nichts mit den Nebenprodukten anfinge, würde das Ergebnis für die Aktionäre sehr anders aussehen.
Nun sind wir keine Fleischverpackungsfirma. Wir handeln mit unserer Zeit. Unser Erfolg hängt davon ab, wie wir unsere Zeit nutzen und das Nebenprodukt
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Gar mancher Erfolg begann in der Freizeit, nicht nur im Sinne von Gewinnen,
sondern auch im Sinne einer Zunahme der geistigen Aktivität. Jede Minute, die
Sie sinnvoll und profitabel verwenden, ist ein Gewinn für Ihr Leben und erhöht die
Chance eines erfolgreichen Lebens.
Jede ungenutzte Minute ist ein vernachlässigtes Nebenprodukt. Sie wird nie
wiederkommen.
Der Begriff „Freizeit“ bezieht sich nicht ausschließlich auf Urlaube oder Wochenenden. Denken Sie an die Viertelstunde vor dem Frühstück, die halbe Stunde
danach, die dreißig Minuten im Bus, die Wartezeiten und die zahlreichen Chancen, die Sie jeden Tag vertun, weil Sie sie nicht nutzen, um etwas zu lesen, sich
zu konzentrieren oder auf Ihr Ziel zuzuarbeiten.
Verwenden Sie Ihre gesamte Zeit konstruktiv. Nur die, die keine Ziele haben, die
Erfolglosen und die, die nicht wissen, was sie wollen, sprechen vom „Zeit-Totschlagen“. Wer seine Zeit totschlägt, vernichtet seine Chancen, während der
andere, der dem Erfolg entgegenstrebt, seine Zeit sinnvoll nutzt. Dieser Mensch
erhält mehr vom Leben.
Abschließend darf ich „Erfolg“ deshalb wie folgt zusammenfassen: Es geht darum, den sinnvollen Umgang mit Zweierlei zu erlernen:
Mit unserer Zeit und mit dem Denken.
Wissen alleine ist noch kein Erfolg. Es geht darum, was wir mit diesem Wissen
anfangen.
Hinter unserem Trachten und Streben, unter dem Staub und Rauch der Dinge, verbergen sich die Arme unseres Vaters, der uns führt, schützt und unterstützt.
Er besitzt das, was immer Ihnen fehlt; was Sie brauchen. Er ist der Lieferant.
Wann immer Sie auf ein Hindernis stoßen, kann es der in Ihnen und überall
wohnende Gott überwinden.
Ja, ich kann es schaffen!
BONUS:
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