mein europa

Transcrição

mein europa
Eine künstlerische Reise
durch Europa
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Eine künstlerische Reise
durch Europa
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VORWORT
Das Erasmus-Programm in seiner bisherigen Form geht
2013 zu Ende und wird ab 2014 in den kommenden
­sieben Jahren unter dem Dach von Erasmus+, dem ­neuen
EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport, mit
deutlich höherem Budget und erweiterten Möglichkeiten für akademische
Mobilität und Zusammenarbeit in Europa und mit anderen Teilen der Welt
fortgesetzt.
Zum Abschluss der jetzigen Phase des europäischen Erfolgsprogramms,
das bisher rund 3 Millionen Studierenden, darunter über 400.000 aus Deutschland, die Gelegenheit zu einem Studium oder Praktikum im Ausland gab,
hat die N
­ ationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD die
­vorliegende Publikation mit dem Titel „Mein Europa – Erasmus-Mobilität ohne
Grenzen! Eine künstlerische Reise durch Europa“ erstellt, die auf die thematische
Verbindung von Mobilität und Kunst zielt und damit auf die Frage, wie sich
Studierende von ihrem europäischen Auslandsaufenthalt künstlerisch haben
beeinflussen lassen oder wie sie ihr eigenes Kunstwerk mit Europa verbinden.
An dem Projekt haben sich insgesamt 22 Studierende beteiligt, deren Erfahrungen im jeweiligen Gastland und Sicht auf Europa sowie deren Kunstwerke
in heraustrennbaren Postkarten festgehalten sind und durch Informationsblätter zu den Gastländern der Studierenden ergänzt werden.
Den beteiligten Studierenden danke ich für ihr großes Engagement und die
Bereitstellung ihrer künstlerischen Werke. Ich würde mich sehr freuen, wenn
im neuen Erasmus+ Programm noch mehr Studierende ihre Erfahrungen in
und mit Europa künstlerisch darstellen und einer breiteren Öffentlichkeit vermitteln könnten.
Ganz besonders bedanke ich mich beim Bundesministerium für Bildung
und Forschung und bei der Europäischen Kommission, ohne deren finanzielle
Unterstützung die Erstellung dieser Publikation nicht möglich gewesen wäre.
Den Leserinnen und Lesern der Publikation wünsche ich eine anregende
­Lektüre.
Dr. Siegbert Wuttig
Leiter der Nationalen Agentur für
EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD
INHALT
Ana Cayuela Muñoz | 7 |
Alejandro Santos Ruiz | 9 |
Oliver Philipp UGR Universität Granada/Spanien
UB Universität Barcelona/Spanien
| 13 | Westsächsische Hochschule Zwickau
Finnland
| 14 |
Josephine Pasura | 19 | Flavia Renz | 21 | Elisabeth Scharler | 23 | Frankreich
| 24 |
Berenike Eimler | 29 | Großbritannien
| 30 |
Roman Schultze | 35 | Island
| 36 |
Anna Gusella | 41 | Niederlande
| 42 |
Franziska Gorgas | 47 | Norwegen
| 48 |
Katharina Haak | 53 | (Fakultät Angewandte Kunst
Schneeberg)
Hochschule für bildende Künste
Hamburg
Hochschule für Angewandte
Wissenschaften München
Universität der Künste Berlin
Hochschule für Gestaltung Offenbach
am Main
Hochschule für Grafik und
Buchkunst Leipzig
Kunsthochschule Berlin Weißensee
Universität Hildesheim
Hochschule für bildende Künste
Hamburg
Timm Knautz | 55 | Rheinisch-Westfälische Technische
Portugal
| 56 |
Katrin Bertisch Laura Müller | 61 | | 63 | Rumänien
| 64 |
Anna Gerlach Daniela Haug | 69 | | 71 | Schweden
| 72 |
Alexia Apfelbaum Frédéric Duval Annika Gemlau | 77 | | 79 | | 81 | Spanien
| 82 |
Agnieszka Kaszubowska | 87 | Tschechische
Republik
Hochschule Aachen
Universität Koblenz-Landau
Universität Koblenz-Landau
Technische Universität Dortmund
Hochschule für Wirtschaft und
Umwelt Nürtingen-Geislingen
Bauhaus-Universität Weimar
Bauhaus-Universität Weimar
Rheinische Friedrich-WilhelmsUniversität Bonn
Akademie der Bildenden Künste
München
| 88 |
Donja Nasseri Katja Sinning | 93 | | 95 | Türkei
| 96 |
Nützliche Links
| 100 |
POSTKARTEN
| 117 |
Impressum
| 163 |
Technische Universität Dortmund
Hochschule RheinMain
Ana Cayuela Muñoz *1991
UGR Universität Granada/Spanien
Freie Kunst
Erasmus-Aufenthalt in Weimar/Deutschland
WAS verbindet Sie mit Ihrem Werk?
Ich verbinde mein Werk mit meinem Leben,
was denn sonst?
Wie verbinden sich für Sie Mobilität
und Kunst?
Mobilität beflügelt die Vision und alle Kunst
braucht ­Perspektive.
ICH? Ich weiß nicht genau, was ich bin.
ANA CAYUELA MUÑOZ | 7
Alejandro Santos Ruiz *1981
UB Universität Barcelona/Spanien
Bildende Kunst
Erasmus-Aufenthalt in Berlin/Deutschland
MY
connection with my work is based in the contemplation
of it. When I am in the working process, I try to turn myself
over it, to transfer my thoughts, my speech. The first step in the
process is talking to myself, with my interior and feelings, and
I try to create mental images, transfer them to sketches or fast
drawings, as a guide to help me to get a first contact with the
reality, then I try to project them on canvas.
Mobility includes many things at the same time, it helps you
to grow up in many different ways, as a person, as an artist.
­Mobility gives you knowledge and opens your mind, so that you
can see further. When you are travelling to foreign places, all
your senses are quite open and you are in a special time to learn
and create. You can feel the constantly change of everything.
­Mobility is a great opportunity to everyone.
ALEJANDRO SANTOS RUIZ | 9
Oliver Philipp *1989
Westsächsische Hochschule Zwickau
(Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg)
Textildesign
Erasmus-Aufenthalt in Hämeenlinna/Finnland
MEIN Erasmus-Aufenthalt in Hämeenlinna war eine tolle und auch befremdliche Erfahrung. Was mich und ­meine
Arbeit dort am meisten geprägt hat, war nicht die Kultur,
sondern der Einfluss von Kälte auf den Menschen und seine
Kultur. Vieles davon lernte ich kennen durch einen Trip nach
Lappland oder auch nur durch die Reise von Deutschland
nach Finnland – das alleine war schon eine ­Inspiration für
meine Arbeit.
Ich entwickelte in Finnland eine Textilserie für Bekleidung,
die im Digitaldruck realisiert wurde. Die University of applied
Sciences (HAMK) gibt einem den Raum, sich in ­Textildesign
auszuprobieren, Techniken neu zu interpre­tieren und eigene
Projekte zu entwickeln.
Daher war mein Auslandssemester eine gute Möglichkeit,
meinen Weg in der Designbranche zu finden und sich auf
die Zukunft vorzubereiten.
OLIVER PHILIPP | 13
14 |
Finnland
Suomi – wie die Finnen ihr Land nennen, bedeutet so viel wie „Sumpfland“. Der abgelegene
Staat zwischen Baltikum und Nordkap ist in der
Tat berühmt für seine einzigartig schöne Natur:
Weite Seenlandschaften, unberührte Wälder, in
denen Bären, Wölfe und Elche hausen… dunkle Polarnächte und ewige Mittsommernächte,
eine außergewöhnliche Sprache, ausgedehnte
Saunagänge sowie magische Polarlichter – dies
verbinden wohl die meisten Menschen mit
Finnland. Aber Finnland ist mehr als nur das. In keinem anderen Land werden
auf solche Weise Fortschrittsglaube und Naturverbundenheit vereint. In einem
Land, in dem man die Cola aus dem Getränkeautomaten per Handy bezahlt
und das hervorragende Abschneiden der finnischen Schüler in der sogenannten PISA-­Studie weltweit für Aufsehen gesorgt hat, gibt es noch vieles mehr zu
entdecken...
Auf einen Blick
Hauptstadt: Helsinki
Amtssprache: Finnisch, Schwedisch
Einwohnerzahl: ca. 5,4 Mio.
Erasmus-Förderungen 2012/13:
Deutsche nach Finnland: 1.341 (Studium und Praktikum)
Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis
Deutsche Studierende benötigen zur Einreise nach Finnland kein Visum, es
genügt ein gültiger Personalausweis oder Reisepass. Eine befristete Aufenthaltsund Arbeitsgenehmigung für Finnland kann in der Botschaft von Finnland in
Berlin oder im Generalkonsulat in Hamburg beantragt werden. Während des
Studiums ist für EU-Studierende arbeiten grundsätzlich ohne Arbeitserlaubnis
erlaubt.
Darüber hinaus müssen sich Studenten,
die sich länger als drei Monate in Finnland
aufhalten wollen, bei der Polizeidienststelle
des Wohnortes registrieren lassen und Studierende, die länger als ein Jahr bleiben möchten, beim zuständigen Einwohnermeldeamt
(Maistraatti).
Aufgrund der Sozialversicherungsabkommen innerhalb der EU kann derjenige, der in
Deutschland gesetzlich krankenversichert ist,
die Leistungen der entsprechenden Gebietskrankenkassen des Gastlandes in Anspruch
nehmen. Hierfür ist es ratsam, sich eine
­Europäische Krankenversicherungskarte
(European Health Insurance Card) ausstellen
zu lassen, damit es bei der Kostenübernahme im Krankheitsfall nicht zu Problemen kommt.
WUSSTEN SIE SCHON?
Finnen pflegen einen seh
r direkten
Kommunikationsstil, der
sachlich und
offen ist. Im Mittelpunk
t der Botschaft
steht der Inhalt, der ohn
e Umschweife
und Annäherungen kom
muniziert
wird. Daher ist es in Fin
nland üblich,
seinem Gastgeber geg
enüber offen
und ehrlich zu sagen,
wenn man anderer Meinung ist oder ein
e Frage nicht
beantworten kann. Ein
finnisches „Ja“
heißt demnach auch defi
nitiv „Ja“ und
ein „Nein“ ist niemals
ein „vielleicht“,
sondern ein „Nein“.
Lebenshaltungskosten
Nach Erfahrung von ausländischen Studierenden kann von einer monatlichen
Orientierungssumme von EUR 800,- ausgegangen werden. Die Lebenshaltungskosten sind etwas höher als in Deutschland. Vor allem Getränke (besonders
­Alkohol), Preise in Restaurants und Hotels, aber auch Mieten sind deutlich
­höher als in Deutschland.
Einige Vergünstigungen gibt es über den Internationalen Studentenausweis
(ISIC): http://www.isic.de
Unterkunft
Die preiswerteste Möglichkeit für eine Unterkunft bieten die zahlreich vorhandenen Studentenwohnheime. Die unter unterschiedlicher Trägerschaft
stehenden Heime bieten Zimmer und Wohnungen zu Preisen zwischen
EUR 200,- und EUR 350,-. Auskunft über Unterkunftsmöglichkeiten und
­Bewerbungsformalitäten erteilen die Sekretariate der Studentenschaft sowie
die ­Organisationen
Finlands‘ Students Housing Ltd. (SOA): http://www.soa.fi/en/studenthousing
und Homes for Students (HOAS): http://www.hoas.fi.
Josephine Pasura *1989
Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK)
Kunstpädagogik (Klasse Jutta Koether)
Erasmus-Aufenthalt in Lyon/Frankreich
WAS verbinde ich mit meinem Werk?
Auf meinen Streifzügen durch französische Städte habe ich mit
meiner Kamera als dokumentarische Begleiterin Eigentümlichkeiten im Stadtbild festgehalten. Die Fotografie Triangle ist eine
aus einer Reihe von städtebaulichen Maßnahmen, die mir in
Frankreich aufgefallen sind. Vermutlich eigentlich als Schutz
gegen ein informelles Urinal gedacht, wurde in einer Straßenecke in Montpellier ein Dreieck aus Beton eingelassen. Durch
­ inse der Kamera wird die Ecke optisch flach und es entsteht
die L
eine ganz eigenwillige, an Malerei erinnernde Bildsituation.
Wie verbinden sich für mich Mobilität und Kunst?
Wer seinen Standort verändert, unterzieht sich auch immer
einem Perspektivenwechsel. Die eigene künstlerische Arbeit
verändert sich mit der Umgebung, in der man sich aufhält. Ich
arbeite stark raumbezogen, mit Fundstücken und visuellen
Erscheinungsformen in Städten, in der Natur sowie im Alltag.
­Deshalb interessiert mich die Veränderung meines künstlerischen Blickwinkels. Welche Orte, welche Farbeffekte, Architekturen, Fundstücke werde ich vorfinden? Durch einen Ortswechsel
kann ich meine bisherige künstlerische Arbeit ­weiterentwickeln,
meinen Blick erweitern und meine Arbeit immer neu zur Diskussion stellen.
JOSEPHINE PASURA | 19
Flavia Renz *1989
Hochschule für Angewandte Wissenschaften
München
Fotodesign
Erasmus-Aufenthalt in Paris/Frankreich (Praktikum)
WAS verbindet Sie mit Ihrem Werk?
Während meines Praktikums bei METAL Magazine und dem
Creative Director Julian Monge in Paris betreuten wir das Projekt
„Os Kuduristas“ im Bereich Styling. Die Os Kuduristas ist eine
5-köpfige Gruppe angolanischer Tänzer, die seit Herbst letzten
Jahres weltweit touren. Nicht nur als Styling-Assistentin, sondern
auch als Fotografin begleitete ich die Tänzer gegen Ende meines
Praktikums nach New York City sowie Washington D.C. und erlebte so spannende und intensive 14 Tage. In dieser kurzen Zeit
habe ich gelernt, was es bedeutet, Teil einer großen, kreativen
Bewegung auf internationaler Ebene zu sein, mitzugestalten und
vor allem sein ganzes Herz an eine Idee zu hängen – und dafür
dann auch mal 14 Tage lang 20 Stunden pro Tag zu arbeiten.
Wie verbinden sich für Sie Mobilität und Kunst?
Für meine kreative Entwicklung halte ich Mobilität für eines
der wichtigsten und ausschlaggebendsten Elemente. Mich aus
­meiner Komfortzone hinaus zu begeben, um die Welt zu ent­
decken und zu sehen, was sich hinter den Landesgrenzen abspielt, führt mich schon seit mehreren Jahren an ferne Orte und
Ziele. Durch neue Eindrücke sammele ich Inspiration für zukünftige Projekte.
http://flaviarenz.carbonmade.com
http://flaviarenz.tumblr.com
FLAVIA RENZ | 21
Elisabeth Scharler *1984
Universität der Künste Berlin
Kunst
Erasmus-Aufenthalt in Marseille/Frankreich
WIE verbindet sich Mobilität und Kunst für mich?
Künstler sind ständig auf Reisen. Wenn auch nicht immer
­ hysisch, dann bewegen wir uns doch auf inneren Reisen in
p
die Fantasie, in die Inspiration. Zu diesen inneren Reisen kann
man überall kommen. Dennoch ist es gerade für den Künstler,
der ständig auf inneren Reisen ist, unendlich bereichernd, die
Möglichkeit zu bekommen, auch im Außen zu reisen.
Hier kann Gedachtes auf die Probe gestellt werden. Entworfenes oder Geplantes umgeworfen oder erfolgreich umgesetzt
werden.
Mobilität ist so bereichernd, weil sie die Spontanität anregt
und durch das Fremde, nicht Gekannte, die menschlichen Sinne
wiedererweckt.
Was verbinde ich mit meinem Werk?
Das Foto könnte ein ganz normales Postkartenbild sein, gäbe es
in dem ganzen weiß und blau nicht diesen kleinen eingearbeiteten roten Punkt.
Der rote Punkt in der Landschaft.
Diese Arbeit ist während meines Aufenthalts in Marseille
entstanden. Es war mein erster Ausflug auf die Frioul-Inseln.
Ich hatte 2-3 kg roten Ton in meinem Rucksack und bin über
­diese fremdartige Insel gewandert.
In einer neuen Landschaft ist es immer der Boden, der Weg
vor mir, die Steine oder Hölzer, die mir den Weg zur Kunst
­eröffnen.­
Der rote Ton füllt eine leere Stelle im Stein. Der rote Punkt
ist die Markierung eines wandernden Menschen. Der Wanderer
kann sich nur dahin bewegen, wo die Leere schon ist. Nur er
kann die Leere füllen, für einige Momente...
Am höchsten Punkt der nördlichen Insel füllte der rote Punkt
für eine Weile die Leere im Stein.
ELISABETH SCHARLER | 23
24 |
Frankreich
Douce France, Grande Nation – Frankreich lockt
jedes Jahr Millionen deutscher und internationaler Urlauber an. Weltweit ist Frankreich Urlaubs­
ziel Nummer eins. Das kulturelle Angebot, das
gute Essen, der Wein, die Lebenskunst, das Meer,
die Alpen und die Hauptstadt Paris haben eine
ungeheuer große Anziehungskraft, nicht nur auf
die Deutschen. Genügend Anreize für ein Studium und/oder Praktikum in Frankreich – auch,
um die Sprache und Kultur besser kennenzu­
lernen.
Auf einen Blick
Hauptstadt: Paris
Amtssprache: Französisch
Einwohnerzahl: ca. 65,7 Mio.
Erasmus-Förderungen 2012/13:
Deutsche nach Frankreich: 5.450 (Studium und Praktikum)
Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis
Deutsche Staatsangehörige können jederzeit mit einem gültigen Personalausweis oder Reisepass nach Frankreich einreisen. Man benötigt weder eine
Aufenthaltsgenehmigung (carte de séjour) noch eine Arbeitserlaubnis (permis
de travail). Die carte de séjour ist auf Grund des deutschen Rechts dennoch der
einzig offizielle Wohnnachweis. Die préfecture (Verwaltung) des Wohnsitzes
stellt sie auf Antrag aus.
Aufgrund der Sozialversicherungsabkommen innerhalb der EU kann derjenige, der in Deutschland gesetzlich krankenversichert ist, die Leistungen der
entsprechenden Gebietskrankenkassen des Gastlandes in Anspruch nehmen.
Hierfür ist es ratsam, sich eine Europäische Krankenversicherungskarte (European Health Insurance Card) ausstellen zu lassen, damit es bei der Kostenübernahme im Krankheitsfall nicht zu Problemen kommt.
Lebenshaltungskosten
WUSSTEN SIE SCHON?
Die Lebenshaltungskosten sind ähnlich bzw. etFra
nzosen tendieren zu ein
was höher als in Deutschland und liegen bei moem parallelen Zeitverständnis.
Pünktlichkeit
natlich ca. EUR 600,- bis EUR 1.000,- abhängig
wird zwar geschätzt, jed
och weniger
vom Wohnort (zuzüglich Mietkosten). Sie varials in anderen Kulturen,
wie etwa
ieren überdies je nach Region und Ausbildungsin Deutschland. Im Pri
vatleben sind
Franzosen oft unpünk
form, da zum Teil Studiengebühren verlangt
tlich. Wenn man
zu jemandem nach Ha
werden. Erasmus-Studierende sind jedoch von
use eingeladen
wird, ist es sogar höflich
, erst eine
den Studiengebühren im Gastland befreit.
Viertelstunde nach ver
einbarter Zeit
Detaillierte Informationen für Studierende
anzukommen. Denn ers
t dann ist der
finden Sie beim Centre National des Oeuvres
Gastgeber mit allen Vor
bereitungen
fertig.
Universitaires et Scolaires (CNOUS):
http://www.cnous.fr
Eine zusätzliche Hilfe zur Minderung der
Kosten bietet das Wohngeld.
Einige Vergünstigungen gibt es über den Internationalen Studentenausweis (ISIC): http://www.isic.de
Unterkunft
Verschiedene Möglichkeiten der Unterbringung bieten sich an, Plätze im
­Studentenwohnheim sind aber eher rar (vor allem in Paris). Über Unterkunftsmöglichkeiten informiert u.a. ebenfalls das Studentenwerk Centre National des
Oeuvres Universitaires et Scolaires (CNOUS).
Tipp:
Auskünfte über private Studentenwohnheime erteilen das
Centre d’information et de documentation jeunesse (CIDJ)
101, quai Branly
75740 Paris Cedex 15
Tel.: 01.44.49.12.00
http://www.cidj.com
und zahlreiche seiner Nebenstellen (CIJ) in allen Teilen Frankreichs.
Die Preise reichen von EUR 150,- bis EUR 300,- für ein Zimmer im Wohnheim und EUR 280,- bis EUR 500,- für eine Ein-Zimmer-Wohnung. Paris ist
teurer als die Provinz (EUR 380,- bis EUR 800,-)!
Praktisch jeder Studierende kann Wohngeld in Form von allocation de
logement social (ALS) oder aide personnalisée au logement (APL) beantragen.
Detaillierte Informationen erhalten Sie bei der Caisse d‘Allocations Familiales:
http://www.caf.fr
Berenike Eimler *1989
Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main
Visuelle Kommunikation
Erasmus-Aufenthalt in London/Großbritannien
UM ein neues Cover für das Buch der urbanen Interventionen zu gestalten, wollte ich das Medium des glatten Einbandes
um eine dreidimensionale bewegliche Spirale, die optisch in
das Buch hineinführt, erweitern. So soll es jeden auf eigene
„leuchtende“ Aktionen neugierig machen, deren Beginn real, also
haptisch wird. In den Titel habe ich nur minimal eingegriffen,
indem ich die Buchstaben „N“ und „S“ auf den Kopf stellte. Diese
unauffällige Veränderung der Schreibweise erkennt man erst auf
den zweiten Blick – so wie viele ungewöhnliche Kleinigkeiten im
Alltag.
Mobilität und Design haben eine spannende Wechselbeziehung! Ohne die Mobilität neuer Ideen und dem Austausch
zwischen unseren Kulturen, wäre modernes Design nicht so
vielfältig und spannend wie es ist. Ich durfte dieses Jahr das
Logo und Erscheinungsbild des Deutschen Mobilitätskongresses
in Frankfurt gestalten und legte dabei sehr großen Wert auf ein
nachhaltiges Bewusstsein in der zukünftigen Mobilitätsbranche.
Als junge Designerin macht es Freude, oft unterwegs zu sein
und auch für längere Zeit die Grenzen des eigenen Landes zu
überschreiten, um woanders neue Eindrücke und Erfahrungen
zu sammeln. Neben den öffentlichen Verkehrsmitteln bin ich
zudem ein großer Fan von eCar-Sharing geworden und hoffe,
dass in Zukunft immer mehr Autofahrer auf diese saubere und
unkomplizierte Art der Mobilität umsteigen.
www.powerbere.de
BERENIKE EIMLER | 29
30 |
Großbritannien
Großbritannien, das ist eine außerordentlich
vielfältige Gesellschaft... Ihr gehören Menschen
unterschiedlichster Herkunft, Geschichte, gesellschaftlicher Klassen und ethnischer Herkunft an.
Großbritannien, das ist ein Ort außergewöhnlicher Überraschungen: Felsklippen, Hochmoore,
sanfte Täler, alte Marktstände, romantische
Fischerdörfer, altertümliche Seebäder, steinzeitliche Geheimnisse wie Stonehenge, grüne Heckenund Feldermosaike, schmale Landstraßen – es
gibt viel zu entdecken! Großbritannien, das ist eine exzentrische Mischung aus
Five o’clock tea, Tweed, Brit-Pop und schwarzem Humor.
Auf einen Blick
Hauptstadt: London
Amtssprache: Englisch
Einwohnerzahl: ca. 63 Mio.
Euro (EUR) 1 = 0.833262234 Britisches Pfund (GBP); Stand: Januar 2014
Erasmus-Förderungen 2012/13:
Deutsche nach Großbritannien: 4.428 (Studium und Praktikum)
Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis
Ein Visum ist für Angehörige von Mitgliedsstaaten der Europäischen Union
nicht erforderlich; Studienbewerber, die eine längere Zeit im Vereinigten Königreich verbringen wollen, können ein residence permit beim Home Office,
Immigration and Nationality Directorate beantragen: https://www.gov.uk
Während der vorlesungsfreien Zeit kann ein Arbeitsverhältnis ohne Arbeitserlaubnis eingegangen werden. Ferienjobs sind aber schwer zu finden.
Informationen zur medizinischen Versorgung erhalten Sie beim Welfare
Officer der jeweiligen Gasthochschule oder beim Gesundheitsministerium
­(Department of Health).
Aufgrund der Sozialversicherungsabkommen innerhalb der EU kann derjenige, der in
Deutschland gesetzlich krankenversichert ist,
die Leistungen der entsprechenden Gebietskrankenkassen des Gastlandes in Anspruch nehmen.
Hierfür ist es ratsam, sich eine Europäische
Krankenversicherungskarte (European Health
Insurance Card) ausstellen zu lassen, damit es
bei der Kostenübernahme im Krankheitsfall
nicht zu Problemen kommt.
Lebenshaltungskosten
Nach Erfahrungen von Studierenden ist neben
den Studiengebühren von einer Orientierungssumme von ca. £ 10.500,- bis £ 12.000,- pro
Studienjahr (in London, Oxford, Cambridge
ca. £ 12.500,- bis £ 14.000,-) auszugehen. Das
entspricht ca. EUR 12.000,- – EUR 17.000,-.
Der durchschnittliche Betrag liegt bei ca. EUR
8.000,- pro Jahr. Erasmus-Studierende sind
jedoch von den Studiengebühren im Gastland befreit.
Einige Vergünstigungen gibt es außerdem
über den Internationalen Studentenausweis
(ISIC): http://www.isic.de
Unterkunft
WUSSTEN SIE SCHON?
In Deutschland herrsc
ht das Gesetz
des Stärkeren – zumind
est wenn
es ums Schlangestehen
geht. Da
wird mit Ellenbogen gek
ämpft und
vorgedrängelt. Ganz and
ers in Großbritannien: Wird im Sup
ermarkt
eine neue Kasse aufgem
acht, ist es
undenkbar, dass alle Wa
rtenden auf
diese zustürzen. Stattd
essen reihen
sie sich entsprechend
ihrer Position
in der vorherigen Schlan
ge ein – eine
höchstkomplizierte Ang
elegenheit.
Eine Besonderheit ist
auch die EinMann-Schlange: Steht
ein einzelner
Engländer an der Busha
ltestelle, ist er
automatisch der Kopf
einer Schlange.
Kommt ein weiterer Fah
rgast dazu,
wird er freundlich, abe
r bestimmt
gebeten, sich direkt dah
interzustellen: „This is a queue!“
Ein absolutes
No-go ist Vordrängeln.
Es ist gesellschaftlich geächtet. We
r sich dennoch
dazu erdreistet, wird zwa
r nicht daran
gehindert werden, abe
r ein geräuschvolles „Tstststs“ zu hör
en bekommen,
denn schlimmer als das
Vordrängeln
ist nur, jemandem öffe
ntlich eine
Szene zu machen.
Die preisgünstigste Möglichkeit ist die Unterbringung in Wohnheimen der Hochschulen – Halls of Residence,
sie sind aber knapp und häufig für Studienanfänger reserviert; ein
Antrag sollte früh (1/2 bis 1 Jahr im Voraus) bei der Hochschule
direkt gestellt werden.
Die Mieten auf dem Wohnungsmarkt betragen für die Unterbringung in
­einem Zimmer ca. £ 90,-/ca. EUR 110,- pro Woche (in London ca. £ 120,-/
ca. EUR 145,-). Bei der Suche nach Privatunterkünften ist das Wohnungs­
vermittlungsbüro der jeweiligen Hochschule (Accommodation Office) ­behilflich.
Roman Schultze *1984
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Fachbereich Malerei/Grafik (Klasse für Bildende Kunst, Prof. Astrid Klein)
Erasmus-Aufenthalt in Reykjavík/Island
WAS verbinde ich mit meinem Werk?
Die Neugeburt eines unbekannten Ortes und die Erschaffung
einer dauerhaften Atmosphäre durch das ästhetische Zusammenfügen von Fundstücken und Materialien aus verschiedenen
Ländern, Städten, Landschaften und Zeitabschnitten. In diesem
Falle Vogelknochen und ein kaputter Gummiball aus Island sowie eine Lampe aus Leipzig.
Wie verbinden sich für mich Mobilität und Kunst?
Meine Arbeitsweise basiert auf dem Erforschen und Bereisen
fremder Länder und Landschaften. Als persönliche Eindrücke,
Inspiration und kreative Ausdrucksweise dienen mir Materia­
lien, Fundstücke und Kleinode aus den jeweiligen Gebieten.
­Dieses „(Auf-)Sammeln“ von Zeitzeugen und Realitäten hilft
mir, Erinnerungen zu bewahren, Eindrücke zu verarbeiten
und Atmosphären zu konservieren von flüchtigen Begegnungen, M
­ omenten und Erscheinungen. Kombiniert erschaffen
sie ­Abbilder meiner Vorstellung und Eindrücke der bereisten
­Gegenden und der dort verbrachten Zeit.
ROMAN SCHULTZE | 35
36 |
Island
Viele denken bei Island an reizvolle Landschaften, heiße Quellen und Ponys. Tatsächlich
ermöglicht ein Aufenthalt auf der größten Vulkaninsel Europas knapp südlich des nördlichen
Polarkreises vor allem einen intensiven Kontakt
mit unberührter und eindrucksvoller Natur. In
den Städten Reykjavík und Akureyri konzentriert sich jedoch das pralle Leben, sodass nicht
nur Naturliebhaber auf ihre Kosten kommen.
Für Studierende und Praktikanten ist das exotische Land ungemein attraktiv. Island hat drei Universitäten mit einer noch
jungen Geschichte, guten Studienbedingungen und hohen Ansprüchen an ihre
Studierenden. Die Wirtschaft des Landes floriert, viele junge Unternehmen
bieten interessante Möglichkeiten und Einblicke in das isländische Geschäftsleben. Die Hauptstadt Reykjavik lockt mit ihrem legendären Nachtleben und der
spannenden Modeszene.
Auf einen Blick
Hauptstadt: Reykjavík
Amtssprache: Isländisch
Einwohnerzahl: ca. 320.137
Euro (EUR) 1 = 155,3130 Isländische Krone (ISK); Stand:
Januar 2014
Erasmus-Förderungen
2012/13:
Deutsche nach Island: 148
(Studium und Praktikum)
WUSSTEN SIE SCHON?
So seltsam das Leben
auf Island selbst
scheint, so besonders
sind auch die
kulinarischen Köstlichke
iten der Insel.
Wer einen robusten Ma
gen hat, kann
sich beispielsweise an
Hákarl versuchen:
fermentiertem Hai, der
zunächst vergraben und dann luftgetroc
knet wird, um
schließlich in kleinen
Stücken serviert
zu werden. Da das Fle
isch sehr ammoniakhaltig ist, kann es nur
auf diese Weise
überhaupt genießbar gem
acht werden.
Wen es beruhigt: zusam
men mit Hákarl
wird ein starker Schnap
s (Brennivín)
gereicht, durch den der
Geschmack des
Hais zumindest für kur
ze Zeit in den
Hintergrund gerückt wir
d.
Aufenthaltsgenehmigung und
­Arbeitserlaubnis
Wer sich länger als 3 Monate zu Studienzwecken in Island aufhalten möchte, benötigt eine
Aufenthaltsgenehmigung, die beim Icelandic
Directorate of Immigration (http://www.utl.is)
zu beantragen ist. Dort sollten Sie sich auch
nach den Voraussetzungen für eine Arbeitserlaubnis erkundigen.
Aufgrund der Sozialversicherungsabkommen innerhalb der EU kann derjenige, der in
Deutschland gesetzlich krankenversichert ist,
die Leistungen der entsprechenden Gebietskrankenkassen des Gastlandes in Anspruch
nehmen. Hierfür ist es ratsam, sich eine
Europäische Krankenversicherungskarte
­(European Health Insurance Card) ausstellen
zu lassen, damit es bei der Kostenübernahme im
Krankheitsfall nicht zu Problemen kommt.
WUSSTEN SIE SCHON?
Neben Tankstellen zäh
len auch die allgegenwärtigen Badean
stalten zu den
beliebtesten Treffpunkt
en der Isländer.
Rund um die oft natürl
ichen Becken
(„HotPots“) voller dam
pfendem Wasser
aus der brodelnden We
lt unter der
Insel gelten ganz eigene
(und daher
besonders wissenswert
e) Gesetze: Die
Schuhe werden zum Be
ispiel in ein
Regal vor der Garderobe
gestellt und
sich vor dem Bad abzudu
schen wird
nicht nur empfohlen, es
ist ein absolutes Muss. Wer Land und
Leute wirklich
kennenlernen möchte,
der sollte sich
einen Besuch im örtlich
en Bad nicht
entgehen lassen!
Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten betragen ca. ISK 115.500,-/ca. EUR 750,- pro Monat
und liegen damit ca. 10 % höher als in Deutschland. Eine detaillierte Auflistung
finden Sie bei Study in Iceland: http://www.studyiniceland.is
Einige Vergünstigungen gibt es über den Internationalen Studentenausweis
(ISIC): http://www.isic.de
Unterkunft
Die Miete für ein Zimmer mit Bad- und Küchenbenutzung beträgt zwischen
ISK 40.000,- und ISK 50.000,-/ca. EUR 250,- und EUR 320,- pro Monat.
Anna Gusella *1987
Kunsthochschule Berlin Weißensee
Visuelle Kommunikation
Erasmus-Aufenthalt in Rotterdam/Niederlande
AUS Berlin kommend, in Potsdam und Berlin-Weißensee
„Visuelle Kommunikation“ studierend, hatte es mich schon lange in die Niederlande gezogen. ›Das‹ Land des Grafik-Designs,
bekannt für Typografie und große Gestalter. Im Jahr 2013 ging
ich also für 5 Monate nach Rotterdam an die Willem De Kooning
Academy. Die Stadt ist bunt, dreckig, vielseitig – der drittgrößte
Hafen weltweit – die Stadt ist nicht schön, aber gerade deshalb
fühlt es sich dort echt an, lebendig.
Dieser anfangs fremde Ort gibt eine neue Perspektive, andere
Möglichkeiten, eine bis dato unbekannte Freiheit. Der Blick wird
geschärft. Diese Erfahrung regt an, kreativ zu werden, Eindrücke
festzuhalten und sie mit künstlerischen Mitteln zu verarbeiten.
Bekanntschaften, Freunde, die unbekannte Umgebung und
vor allem eine neue Selbstständigkeit und Unabhängigkeit geben
Impulse zur Kreativität.
Die Arbeit ist frei entstanden, inspiriert durch antike Postkarten aus den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts. Fotografien
in monochromer Farbgebung zeigen persönliche Portraits oder
­Liebespaare – ein heutzutage eher ungewöhnliches Motiv. Durch
die Stickerei erhalten sie eine neue Sinnebene und eröffnen
­einen Raum für die eigene Fantasie und Interpretation.
Blog mit freien Arbeiten, die während des
Erasmus-Jahres ­entstanden sind:
annagusella.tumblr.com
www.annagusella.de
ANNA GUSELLA | 41
42 |
Niederlande
Die Niederlande, das sind klompen, kaas und
­koffie, Windmühlen und Deiche, aber auch eine
blühende Wirtschaft mit modernster Technologie und Architektur. Obwohl es eines der dichtest besiedelten Länder Europas ist, wirkt die
Landschaft mit ihren weiten Ebenen keineswegs
überbevölkert. Die Niederlande bietet eine Bandbreite von Kulturlandschaften, von lieblichen
Weiden über Grachten bis hin zu Dünen- und
Moorlandschaften. Rotterdam mit seinen Industrie- und Hafenanlagen bildet das industrielle Zentrum. Den Haag ist Regierungssitz und Standort von Botschaften und Konsulaten, während sich die
Hauptstadt Amsterdam kosmopolitisch und bunt präsentiert. Die Niederlande
sind ein kleines Land mit einer internationalen Ausrichtung. Ob mit Nachbarn,
Freunden oder Unbekannten – der Niederländer schätzt gezelligheid (Geselligkeit). Gutes Essen und Trinken, Sport und Unterhaltung stehen in der Freizeit
hoch im Kurs. Es gibt ein großes Angebot von Freizeit- und Themenparks,
Volksfesten und Flohmärkten, die sowohl Ausdruck dieser Geselligkeit als auch
des typisch niederländischen Handelsgeistes sind.
Auf einen Blick
Hauptstadt: Amsterdam
Amtssprache: Niederländisch
Einwohnerzahl: ca. 16,7 Mio.
Erasmus-Förderungen 2012/13:
Deutsche in die Niederlande: 1.083 (Studium und Praktikum)
Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis
Ein Visum ist für Angehörige von Mitgliedsstaaten der EU nicht erforderlich, es
reicht die Vorlage eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses. Bei einem
Aufenthalt von länger als 3 Monaten muss bei der Ausländerbehörde oder bei
der örtlichen Polizeidienststelle (vreemdelingenWUSSTEN SIE SCHON?
politie) eine Aufenthaltserlaubnis (verblijfsvergunning) beantragt werden. Studierende aus
In den Niederlanden we
rden die
­Kinder nicht an Weihn
Staaten der EU benötigen keine Arbeitserlaubachten, sondern
bereits an Nikolaus bes
nis, man sollte aber eine Sozialversicherungschenkt. Dieser
lebt das Jahr über in Spa
nien – warum
nummer (SoFi-nummer) bei der Steuerbehörde
er dieses sonnige Fleckc
hen als Erst(Belastingdienst) beantragen.
wohnsitz gewählt hat,
weiß niemand.
Über die Krankenversicherungspflicht
Im Dezember kommt
er zusammen
mit seinem Diener, dem
sollte man sich im Vorfeld bei der deutschen
schwarzen
Piet, und seinem Schimm
Krankenkasse informieren. Aufgrund der
el auf einem
Dampfer von Spanien
nach Holland,
Sozialversicherungsabkommen innerhalb der
wo er von der Königin
und dem
EU kann derjenige, der in Deutschland gesetz­Bürgermeister in Empfa
ng genommen
lich krankenversichert ist, die Leistungen der
wird.
entsprechenden Gebietskrankenkassen des
Gastlandes in Anspruch nehmen. Hierfür ist
es ratsam, sich eine Europäische Krankenversicherungskarte
(European Health Insurance Card) ausstellen zu lassen, damit es
bei der Kostenübernahme im Krankheitsfall nicht zu Problemen
kommt.
Lebenshaltungskosten
Nach Erfahrung von Studierenden muss von einer Orientierungssumme ähnlich wie in Deutschland von ca. EUR 700,- bis EUR 800,- pro Monat ausgegangen werden (einschließlich der Kosten für eine Unterkunft muss man mit einer
Summe in Höhe von ca. EUR 900,- bis EUR 1.100,- rechnen).
Einige Vergünstigungen gibt es über den Internationalen Studentenausweis
(ISIC): http://www.isic.de
Unterkunft
Die niederländischen Hochschulen verfügen nur unzureichend über Studentenwohnheime. Ein Zimmer hier oder in einer WG kostet je nach Stadt, Größe
und Lage zwischen EUR 250,- und EUR 400,- incl. aller Nebenkosten. Für die
Studentenwohnheime kann man sich meistens schon im Jahr vor dem Studien­
anfang anmelden, meistens ab 1. November. Dies sollte man so früh wie möglich tun! Auf dem privaten Wohnungsmarkt betragen die monatlichen Mieten
für ein Zimmer ca. EUR 300,- bis EUR 450,-. In den Ballungsgebieten ist Wohnraum knapp und teuer (in Amsterdam, Rotterdam und Utrecht z. B. kann die
Unterkunft von ca. EUR 500,- bis EUR 700,- kosten).
Franziska Gorgas *1989
Universität Hildesheim
Polyvalenter 2-Fächer Bachelor Englisch und Kunst mit Soziologie (WPF)
Erasmus-Aufenthalt in Kristiansand/Norwegen
MEIN
Werk Swap Your Identity war eine Live-Performance. Die Idee dazu entstand ursprünglich aus den Fragen und
­Gedanken kurz vor meiner Abreise nach Kristiansand: Womit
fülle ich meinen 23 kg-Koffer am besten? Welche Kleidung nehme ich mit? Meine „Pack-Kriterien“: 1. Funktionalität, 2. Lieblingskleidung.
In Norwegen konnte ich aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten die wertvolle Erfahrung machen, mir keine Kleidungsstücke kaufen zu können. Zurück in Deutschland empfand ich dann
den riesigen Kleiderschrank in meinem WG-Zimmer als sehr beengend. Beflügelt vom internationalen Kunterbunt habe ich mir
daraufhin überlegt, meine Kunst-Abschlussprüfung e­ twas globaler zu gestalten. Im darauffolgenden Mai habe ich auf Facebook
eine Seite erstellt (www.facebook.com/swapyouridentity), auf
der ich meine 24 meistgetragenen Kleidungs­stücke zum Tausch
mit dem Rest der Welt angeboten habe – mit Erfolg. Ich habe
innerhalb eines Monats mit 24 verschiedenen P
­ ersonen (u. a.
aus Italien und Amerika) meine Kleidung getauscht und mich
in einer abschließenden Live-Performance vom Publikum damit
ankleiden lassen. Nun trage ich für 24 Wochen, also bis zum
4. Januar 2014, ausschließlich diese „Second-Hand“-Kleidung
(Ausnahme: Sportkleidung). Meine ­übrigen Kleidungsstücke
habe ich an eine Second-Hand-Stelle, bei der Menschen mit Behinderung arbeiten, gegeben. Durch die Beschäftigung mit dem
Thema „Kleidung und Identität“ habe ich darüber hinaus damit
begonnen, das Modegeschäft weltweit zu hinterfragen und bin
zudem seit wenigen Wochen Mitglied bei FEMNET e.V., wo ich
mich gemeinsam mit anderen Frauen für die Rechte von Textilarbeiterinnen in Bangladesch einsetze.
Die Fotografie zeigt eine Projektion, die während der oben
genannten Performance mir gegenüber an einer Wand zu sehen
war. Es war dort das erste Mal, dass ich meine Kleidung überhaupt gezeigt habe, da ich diese vorher für den Tauschprozess
nur verschlüsselt auf meine Homepage gestellt hatte.
FRANZISKA GORGAS | 47
48 |
Norwegen
Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Norwegen denken? Wahrscheinlich die unendlich vielen und
schönen Fjorde, die die Landschaft Norwegens
so fundamental prägen. Vielleicht verbinden Sie
mit Norwegen auch die königliche Familie, allen
voran das norwegische Staatsoberhaupt König
Harald V. und Königin Sonja sowie Kronprinz
Haakon mit seiner Frau Prinzessin Mette-Marit.
Wenn Sie sich an die norwegische Geschichte
erinnern, fallen Ihnen dazu sicher die Wikinger
ein. Bei norwegischer Kunst haben Sie ganz
bestimmt noch den spektakulären Raub der beiden Munch-Bilder „Der Schrei“
und „Madonna“ im Gedächtnis. Wahrscheinlich haben Sie als Theaterfreund
auch schon ein Stück von Ibsen gesehen – der meistgespielte Dramatiker nach
Shakespeare! Bei dem Stichwort norwegische Musik erinnern Sie sich vielleicht
an die Lieder der 80er Jahre Band a-ha oder sind bereits in Berührung mit der
sehr lebendigen Metal-Szene Norwegens gekommen. Sicherlich ist Ihnen auch
nicht entgangen, dass Norwegen als einziges europäisches Land über große
Mengen an Öl verfügt. Trotzdem sind die Norweger ein sehr umweltbewusstes
Volk – der komplette Strombedarf wird durch Wasserkraft erzeugt, Kernkraftwerke gibt es nicht! Was den Tierschutz angeht scheiden sich allerdings die
Geister, denn als eines von wenigen Ländern der Welt betreibt Norwegen noch
immer kommerziellen Walfang. Als „die Schweiz am Meer“ (schwärmt Honoré
de Balzac) besitzt Norwegen den höchsten Lebensstandard der Welt und belegt
zusammen mit seinen skandinavischen Nachbarn Platz 1 auf dem Pressefreiheitsindex. Es ist bei all diesen Gründen also nicht verwunderlich, dass sich die
Zahl der ausländischen Studierenden in Norwegen zwischen 2000 und 2004
von 6.000 auf 10.000 erhöht hat!
Auf einen Blick
Hauptstadt: Oslo
Amtssprache: Norwegisch
Einwohnerzahl: ca. 5 Mio.
Euro (EUR) 1 = 8,3815 Norwegische Krone (NOK); Stand: Januar 2014
Erasmus-Förderungen 2012/13:
Deutsche nach Norwegen: 1.106 (Studium und
Praktikum)
Aufenthaltsgenehmigung und
­Arbeitserlaubnis
WUSSTEN SIE SCHON?
Wer im Dunkeln durch
ein Wohnviertel
in Norwegen spaziert,
wundert sich.
Ein bisschen fühlt man
sich wie im
Freilufttheater – mit der
Straße als
Zuschauerraum und den
Häusern als
Bühne. Die Häuser sin
d hell erleuchtet, die Gardinen weit
geöffnet. Durch
die Fenster lässt sich
gut das Leben
der Bewohner beobac
hten. Norweger
haben zwar Gardinen
– aber nur zur
Dekoration. Bei Dunke
lheit die Vorhänge zuzuziehen, sei
unüblich. Stattdessen stellten viele No
rweger eher
noch ein kleines Licht
in die Fenster.
So sollen Nachbarn, Fre
unde und
Passanten auf der Str
aße willkommen
geheißen werden.
Für die Einreise genügt ein gültiger Personalausweis, wer länger als 3 Monate bleiben
möchte, benötigt eine Aufenthaltserlaubnis.
Um eine Aufenthaltserlaubnis für Norwegen
zu erhalten, müssen der Studienplatz, ein
Wohnsitz, die Krankenversicherung sowie
ausreichende finanzielle Mittel für die Dauer
des Aufenthalts (evt. durch eine elterliche
Bürgschaft) nachgewiesen werden. Die
Aufenthaltserlaubnis wird auf jeder Polizeidienststelle ausgegeben und man erhält in
Verbindung damit eine Personennummer. Diese ist wiederum
notwendig, um eine Steuerkarte zu erhalten. Ein gewisser Steuersatz ist für Studenten steuerfrei. Bei niedrigem Einkommen lohnt es
sich daher, eine sogenannte frikort (Befreiung) zu beantragen. Weitere Informationen über das Studentenvisum und seine Beantragung finden Sie auf den
Seiten von Utlendingsdirektoratet – UDI: http://www.udi.no
Denken Sie bitte auch an eine Auslandskrankenversicherung.
Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten (vor allem in Oslo) sind wesentlich höher als in
Deutschland. Es muss von einer Orientierungssumme zwischen NOK 10.000,bis NOK 15.000,-/ca. EUR 1.200,- bis EUR 1.800,- nach Erfahrung von Studierenden bei bescheidenen Ansprüchen monatlich ausgegangen werden, wobei
dies sehr ortsabhängig ist – Oslo ist am teuersten.
Einige Vergünstigungen gibt es über den Internationalen Studentenausweis
(ISIC): http://www.isic.de
Unterkunft
Die preiswerteste Unterkunftsmöglichkeit bieten die Studentenwohnheime.
Hier stehen Appartements und größere Wohnungen für Wohngemeinschaften
zur Verfügung. Es empfiehlt sich, zusammen mit der Anmeldung einen Platz in
einem Studentenwohnheim zu beantragen. Die Kosten für einen Wohnheimplatz betragen ca. NOK 1.800,- bis NOK 2.000,-/ca. EUR 215,- bis EUR 240,­monatlich. Die Mieten auf dem freien Wohnungsmarkt sind erheblich teurer
und können selbst für eine Einzimmerwohnung monatlich EUR 600,- betragen.
Katharina Haak *1985
Hochschule für bildende Künste Hamburg
Bildende Künste (Klasse Thomas Demand)
Erasmus-Aufenthalt in Lissabon/Portugal
KATHARINA HAAK | 53
X THINGS
ist ein Buchprojekt, das während meines
­ rasmus-Semesters 2013 in Lissabon (Portugal) entstanden ist.
E
Es umfasst 42 Fotografien in Negativ-Form, die jeweils an einen
Satz aus einer „TO DO Liste“ gebunden sind und mit diesem
eine Doppelseite gestalten. Diese „to do“- oder „not to do“-Liste
habe ich im Krankenhaus geschrieben, wo ich nach zwei zeitnah
aufeinanderfolgenden Unfällen operiert wurde. Erst die Nase
­angebrochen, dann einen Wadenbruch.
Die zweite Hälfte des Auslandssemesters habe ich die Stadt
auf Krücken erkundet. Diese Entschleunigung ließ mich rekapitulieren, was bereits auf der Reise durchlebt wurde, gleichzeitig
grübelte ich darüber nach, welche Erlebnisse mir verwehrt
bleiben werden. Ich schaute meine unzähligen „X-Rays“ (Röntgenaufnahmen) an wie ein Urlaubsalbum und beschloss, meine
Fotografien für diese Liste als s/w-Negativ zu belassen. Die Foto­
grafie zu things to forsake. ist für mich zum Träger und Lieblingsmotiv meines sechsmonatigen Aufenthalts geworden. Es
kann der Mond sein, der sich im Wasser spiegelt oder auch die
Sonne, deren Schein wie Tinte ins Blatt läuft. Das Motiv ­erinnert
an eine Bleistiftzeichnung, eine Kritzelei im Notizbuch.
Für mich ist diese Fotografie ein Sinnbild für Dinge und Orte,
denen man entsagt, die man aufgibt oder verlässt.
Die Liste:x things.
things to find. things to loose. things to see.
things to overlook. things that blind you. things to grasp.
things to taste. things to abstain. things to take. things to give.
things to start. things to stop. things to hang. things to hide.
things to keep. things to throw away. things to discover.
things to ignore. things to get through. things to resolve.
things to do. things that are done. things to accompany.
things to forsake. things to wait for. things to let go.
things to love. things to hate. things to lay on.
things that turn you upside down. things to leave behind.
things to come back to. things that have been said.
things to say. things to feel. things to debug.
things that are important. things that are not. things that happen.
things that are not. things to remember. things to forget.
Timm Knautz *1988
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule
(RWTH) Aachen
Ökotoxikologie
Erasmus-Aufenthalt in Lissabon/Portugal
DAS
Zeichnen gab ich nach Abschluss der Schule auf, fand
jedoch während meines Auslandsaufenthaltes in Lissabon reichlich Inspiration dafür und kaufte mir nach einigen Skizzen auf
Bierdeckeln und Servietten seit Jahren wieder ein Skizzenbuch,
das sich auch stetig füllte.
Verbindung mit dem Werk
Meine Zeichnung zeigt die Straße Rua de poco dos negros, in
der ich für etwa ein halbes Jahr in Lissabon lebte. Die Schienen
auf dem Kopfsteinpflaster gehören zur nostalgischen Straßenbahnlinie 28, die mich nicht nur täglich zur Universität brachte,
sondern auch durch das alte Künstlerviertel „Alfama“ und hoch
zur Burg auf einen der Hügel Lissabons führte. Der Blick auf die
Straße war ein Teil jener kleinen Dinge, die ich in meinem dortigen Leben sehr genoss. Darüber hinaus steht er auch sinnbildlich
für die Diversität der dort hinter den vielen Türen und Fenstern
lebenden Menschen, und das Althergebrachte, vielleicht zum Teil
Überholte, aber dennoch Geschätzte, das mich an der portugiesischen Kultur faszinierte. Einer Kultur, die den Spagat zwischen
Tradition und Moderne auf ihre ganz individuelle Weise meistert.
Verbindung von Mobilität und Kunst
Mobilität und Kunst im Sinne von Erasmus-Mobilität und Kunst
gehen für mich insofern zusammen, als dass der längere Aufenthalt in einer fremden Kultur mit einer Vielzahl neuer Eindrücke
verbunden ist. Diese anhaltende Reizüberflutung lässt sich durch
Kunst verarbeiten und kann diese beflügeln. Gleichzeitig ergab
sich für mich eine ganz persönliche Motivation aus der Kunst,
die wieder zu Mobilität führte und zwar jene Zeichenspaziergänge, zu denen mich einerseits die Stadt an sich verleitete, andererseits aber auch der Drang, etwas Neues zu entdecken und zu
zeichnen. Mein Skizzenbuch war für mich ein ständiger Begleiter und weniger ein simpler Zeitvertreib, als mehr ein visueller
Abriss des Erlebten und Erfahrenen. Einer der bleibt, obwohl ich
doch schon lange heimgekehrt bin.
TIMM KNAUTZ | 55
56 |
Portugal
Portugal, das kleine aber wunderschöne Land
am Rande Europas besitzt eine bewegende Geschichte. Zu Beginn der Neuzeit, Anfang des 16.
Jahrhunderts, war Lissabon die größte Stadt der
westlichen Hemisphäre, Hauptstadt eines glänzenden Weltreichs und mit seinem bedeutenden
Hafen wahrlich Europas Tor zur Welt. Aus den
Kolonien in Afrika, Amerika und Asien kamen
unermessliche Reichtümer, die dem Land zu
einem bis dahin unbekannten Wohlstand und
weltpolitischem Einfluss verhalfen. Weniger
schöne Zeiten begannen als das Land von seinem spanischen Nachbarn von
der Landkarte verdrängt wurde. Spätestens seit dem Beitritt zur Europäischen
Union im Jahr 1986 erfährt das Land wieder zunehmende internationale Bedeutung. Sowohl die Ernennung Lissabons zur europäischen Kulturhauptstadt
im Jahre 1994 als auch die Weltausstellung in Lissabon im Jahre 1998 sowie
die Auszeichnung des portugiesischen Autors José Saramago mit dem Literaturnobelpreis stellten weitere Anziehungspunkte für ein internationales Publikum dar. Im Jahr 2001 konnte sich auch Porto mit dem Titel der europäischen
Kulturhauptstadt schmücken. Drei Jahre später jubelte das portugiesische Volk
seiner Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft zu. Fast jedes
Haus schmückte die portugiesische Flagge, meist wurde sie, ganz im Sinne eines neuen Nationalbewusstseins, bis heute dort belassen. In diesem Sinne verspricht ein Studienaufenthalt die Möglichkeit, weitere Einblicke in die Vielfalt
der portugiesischen Kultur zu bekommen, die schon viele Besucher gefesselt
und nicht mehr losgelassen hat.
Auf einen Blick
Hauptstadt: Lissabon
Amtssprache: Portugiesisch
Einwohnerzahl: ca. 10,6 Mio.
Erasmus-Förderungen 2012/13:
Deutsche nach Portugal: 669 (Studium und Praktikum)
Aufenthaltsgenehmigung und
­Arbeitserlaubnis
WUSSTEN SIE SCHON?
Beim São João Fest feie
rn die Einwohner der Stadt Porto die
Sommersonnwende die ganze Nacht
vom 23. bis
24. Juni. Ausländische
Besucher sind
vor den Bühnen und Stä
nden in der
ganzen Altstadt herzlic
h willkommen –
vorausgesetzt, sie lassen
sich klaglos
auf den Kopf schlagen.
Das sollten
Urlauber auch über sic
h ergehen
lassen, schließlich bri
ngt das Glück,
sagen zumindest die Ein
wohner von
Porto. Damit die Kopfsc
hmerzen hinterher nur vom Feiern
und nicht von
den segensreichen Sch
lägen kommen,
greifen Einheimische
– und Touristen –
zu bunten Plastikhäm
mern. Diese
haben die traditionellen
Lauchstangen weitgehend ersetz
t. Höhepunkt
des Festes ist ein Feuerw
erk auf dem
Fluss Douro.
Staatsangehörige der Bundesrepublik Deutschland können ohne weitere Formalitäten, nur
gegen Vorlage eines gültigen Personalausweises
oder Reisepasses, nach Portugal einreisen. Deutsche Studienbewerber müssen sich 90 Tage
nach der Ankunft bei der Ausländerabteilung
(Serviço de Estrangeiros e Fronteiras) des Innenministeriums (Ministério da Administração
Interna) in Lissabon oder bei den Einwohnermeldeämtern (Cãmara Municipais) der jeweiligen Studienorte melden. Nach Vorlage einer
Stipendienbescheinigung bzw. eines Finanzierungsnachweises wird die Aufenthaltsgenehmigung (Licença de Permanência) erteilt.
Eine gesonderte Arbeitserlaubnis braucht ein
Bürger der EU in der Regel nicht.
Aufgrund der Sozialversicherungsabkommen innerhalb der EU kann derjenige, der
in Deutschland gesetzlich krankenversichert ist, die Leistungen der
entsprechenden Gebietskrankenkassen des Gastlandes in Anspruch
nehmen. Hierfür ist es ratsam, sich eine Europäische Krankenversicherungskarte (European Health Insurance Card) ausstellen zu lassen, damit es bei der
Kostenübernahme im Krankheitsfall nicht zu Problemen kommt.
Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten sind im Vergleich zu Deutschland um rund ein
­Viertel niedriger, in Lissabon und den touristischen Zentren aber höher als in
der Provinz. Es sollten mindestens EUR 500,- pro Monat kalkuliert werden.
Einige Vergünstigungen gibt es über den Internationalen Studentenausweis
(ISIC): http://www.isic.de.
Unterkunft
Ausländische Studierende können sich um eine Unterkunft in den
Studentenwohnheimen (Residências Universitárias) bewerben, die Anzahl
der Plätze ist jedoch gering, sodass meist privat ein Zimmer (zur Untermiete) gesucht werden muss. Der Mietpreis beträgt ca. EUR 200,- monatlich (in
Lissabon wesentlich höher). Über Unterkunftsmöglichkeiten informieren die
Studentenvereinigungen (Associações de Estudantes) der jeweiligen Gasthochschule.
Katrin Bertisch *1983
Universität Koblenz-Landau
Bildende Kunst, Germanistik
Erasmus-Aufenthalt in Timisoara/Rumänien
GERADE
auf Reisen merkt man, wie sehr man sich durch
die Entdeckung von Land und Natur, die Begegnungen mit
interessanten Menschen, das Aufsaugen bisher unbekannter
Städte und das gesellschaftliche Treiben inspirieren lässt. Solche
Erfahrungen künstlerisch zu verarbeiten und in ein Kunstwerk
umzusetzen, bewirkt ein zweites oder auch mehrmaliges Hineinversetzen, Nach-Erleben, Intensivieren. Besonders die Momente,
die emotional im Gedächtnis geblieben sind, bieten daher immer
auch eine Bereicherung als Ideenquelle für künstlerisches Schaffen.
Ich habe während meiner Zeit in Rumänien das Land bereist,
welches vor allem landschaftlich überwältigende Szenerien zu
bieten hatte. Besonders in Bezug auf die Städte habe ich Rumänien als aufgeschlossenes und freundliches Land erlebt, wo sich
das Leben größtenteils draußen abspielt und eine rege Jugendkultur vorherrscht.
Einen meiner vielen Eindrücke habe ich z. B. druckgrafisch
umgesetzt: Eine Szene auf einem Kunststraßenfest in Temeswar.
KATRIN BERTISCH | 61
Laura Müller *1989
Universität Koblenz-Landau
Bachelor of Education (Bildende Kunst, Germanistik)
Erasmus-Aufenthalt in Timisoara/Rumänien
DER
Auslandsaufenthalt in Rumänien hat mir gezeigt, wie
sich Kunst und Mobilität gegenseitig begünstigen. Das Sammeln
von Informationen vor und während der Reise, die Verarbeitung
neuer Eindrücke und Ideen sowie der Austausch mit einer fremden Kultur gehören eng mit der künstlerischen Arbeit zusammen.
In vielfältiger Hinsicht hat jeder Auslandsaufenthalt meinen
Horizont erweitert, indem ich offen neue Menschen und Kulturen kennengelernt und so auch meine eigene Lebenswelt mit
anderen Augen wahrgenommen habe.
Mein Werk bildet eine Serie, in der ich unterschiedliche Arten
von Kommunikation, die für mich auch eine Form der Mobilität
darstellt, festgehalten habe.
In meiner Fotoserie zi cu zi (tagaus, tagein) widme ich mich
konventionellen Formen der Kommunikation, die ich w
­ ährend
meiner Reise in Rumänien in unterschiedlichen, a­ ll­täglichen Situationen festgehalten habe.
In vielen Dörfern in Rumänien trifft man als Reisender auf
Misstrauen und Skepsis, womöglich immer noch als Folge des
totalitären Regimes, in welchem eine offene Kommunikation
­außerhalb staatlicher Kontrolle unmöglich war.
LAURA MÜLLER | 63
64 |
Rumänien
„Magst du lieber das Meer (mare) oder die Berge
(munti)?“…lautet eine typisch rumänische Frage
gegenüber neuen Bekannten. Und das ist kein
Zufall: Sowohl die Schwarzmeerküste mit dem
einzigartigen Donaudelta als auch die Karpaten
sind zwei der Höhepunkte des südosteuropäischen Landes mit seinen gut 21 Millionen
Einwohnern. Wer bereits eine Fremdsprache
aus der romanischen Sprachfamilie beherrscht,
wird mit dem Rumänischen viel Freude haben
und viele Verbindungen entdecken (amuzant, amabil), denn sie ist die einzige
romanische Sprache Osteuropas – mit slawischen und türkischen Bereicherungen. Für einen Gastaufenthalt bieten sich neben der aufstrebenden Hauptstadt
Bukarest mehrere lebendige Unistädte an. Da Rumänien seit 2007 Mitglied der
Europäischen Union ist, werden sich die Beziehungen zwischen Deutschland
und Rumänien in den nächsten Jahren immer weiter vertiefen. Wer sich für
diese wachsende internationale Zusammenarbeit fit machen und zugleich abseits ausgetretener Pfade in ein vielfältiges Land starten will, ist in Rumänien
richtig.
Auf einen Blick
Hauptstadt: Bukarest
Amtssprache: Rumänisch
Einwohnerzahl: ca. 21 Mio.
Euro (EUR) 1 = 4,5182 Rumänische
Leu (RON); Stand: Januar 2014
Erasmus-Förderungen 2012/13:
Deutsche nach Rumänien:
117 ­(Studium und Praktikum)
WUSSTEN SIE SCHON?
Besondere Gäste werde
n in Rumänien von den Einheimis
chen häufig
mit Brot, Salz und einem
Gläschen
Pflaumenschnaps (Ţu
ică) empfangen.
Angestoßen wird dann
mit dem Zuruf
Noroc, was „Glück” bed
eutet. Einen
besonderen Platz unter
den beliebtesten rumänischen Spe
isen nimmt
übrigens der Maisbrei
(mămăligă)
ein, der zu vielen Gerich
ten als Basiskomponente gereicht
wird. Dabei
handelt es sich um in
Salzwasser
gekochtes Maismehl.
Aufenthaltsgenehmigung und
­Arbeits­erlaubnis
WUSSTEN SIE SCHON?
Wenn sich Rumänen bes
uchen,
kommen sie nie mit lee
ren Händen.
Man schenkt eine Kleinig
keit – einen
Blumenstrauß, ein Get
ränk, ein Pfund
Äpfel vom Markt oder
auch ein paar
Brezeln. Schenken Sie
Blumen, dann
achten Sie auf ungera
de Zahlen.
Gebinde mit einer ger
aden Anzahl
Blumen sind nur für Tot
e bestimmt
und bringen nach rum
änischer Überzeugung dem lebenden
Beschenkten
Unglück.
Nach Erhalt der Zulassung muss eine Aufenthaltsgenehmigung innerhalb von drei Monaten
beantragt werden. Hierfür müssen ein Nachweis über eine Krankenversicherung und ein
Finanzierungsnachweis (Stipendium oder
Kontoauszug) vorgelegt werden. Nähere Informationen erhalten Sie bei der konsularischen
Vertretung. Full-Time-Studenten dürfen keiner
Erwerbstätigkeit nachgehen. In Ausnahmefällen erteilt das zuständige Ministerium Genehmigungen.
Aufgrund der Sozialversicherungsabkommen innerhalb der EU kann derjenige, der in Deutschland
gesetzlich krankenversichert ist, die Leistungen der entsprechenden Gebietskrankenkassen des Gastlandes in Anspruch nehmen.
Hierfür ist es ratsam, sich eine Europäische Krankenversicherungskarte
­(European Health Insurance Card) ausstellen zu lassen, damit es bei der Kostenübernahme im Krankheitsfall nicht zu P
­ roblemen kommt.
Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten in Rumänien liegen generell unter denen in
Deutschland. Neben den für drei Monate im Voraus zu entrichtenden Studiengebühren muss von einem monatlichen Betrag von ca. EUR 400,- für die
Lebenshaltungskosten ausgegangen werden.
Erasmus-Studierende sind von den Studiengebühren im Gastland befreit.
Einige Vergünstigungen gibt es über den Internationalen Studentenausweis
(ISIC): http://www.isic.de
Unterkunft
Ausländische Studierende können in Studentenwohnheimen untergebracht
werden, die Kapazitäten reichen aber nicht immer aus. Auf dem freien Wohnungsmarkt liegen die Mieten für ein Zimmer bei ca. EUR 100,- bis EUR
150,- monatlich. In Bukarest sind Mietwohnungen selten, daher kann hier die
monatliche Miete auch EUR 300,- bis EUR 400,- betragen.
Mittlerweile kann man auch ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft
­mieten. Es gibt auch viele Portale, die Zimmer für Studenten anbieten.
Anna Gerlach *1989
Technische Universität Dortmund
Anglistik/Amerikanistik und Kunst auf Lehramt
Erasmus-Aufenthalt in Uppsala/Schweden
WAS verbinden Sie mit Ihrem Werk?
Mein Auslandssemester in Schweden war anders als erwartet,
vieles blieb aus und Ernüchterung vermischte sich schnell mit
der Kälte. Rückblickend gab es nur wenige tiefe Momente, aber
eins habe ich in dem halben Jahr wiederentdeckt und zwar
­meine Liebe zur Fotografie. Im zweitteuersten Land Europas
habe ich viel Geld für Entwicklung, Abzüge und Co. ausgegeben – und s­ omit kurzerhand selbst gelernt zu entwickeln. Mit
meinen F
­ otos verbinde ich also einen Prozess der Entfaltung.
Manchmal muss man wohl erst 1.300 km in den Norden fahren,
um neue Seiten an sich selbst (wieder)zu entdecken.
Wie verbinden sich für Sie Mobilität und Kunst?
Mobilität und Kunst bzw. meine eigene Kunst sind für mich eng
miteinander verbunden. Ich reise unglaublich gerne und bin ein
Mensch, der es liebt, dem Alltag zu entfliehen. Seit ich 16 Jahre
alt bin reise ich durch Europa und habe Halt in allen möglichen
Städten gemacht. Diese Form der Mobilität, des Herumkommens, ist mein Ausgangspunkt für verschiedene Blickwinkel,
die alle mit in meine Kunst einfließen. Das Reisen eröffnet mir
eine Welt, in der ich mich selbst in unterschiedlichen Kontexten
ausprobieren kann und im Gegenzug beeinflusst mich die jeweilige Umgebung. Ohne Mobilität wäre meine Kunst schwarz und
inhaltsleer.
ANNA GERLACH | 69
Daniela Haug *1990
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt
Nürtingen-Geislingen (HfWU)
Landschaftsarchitektur
Erasmus-Aufenthalt in Lomma/Schweden
WAS
verbinde ich mit meinem Werk?
Wie verbinden sich Mobilität und Kunst?
Lomma – genau dieser Ort hat es mir angetan. Die Klarheit,
der Purismus, auf dem die Schönheit des Ortes basiert. Links
Schweden, rechts Dänemark.
Mein Wohnort Lomma, mein Ort der Inspiration. Dreimal
schnappte ich mir den Postkartenblock und beschränkte mich
auf zwei Stifte, um die Situation – auf das Wesentliche beschränkt – ebenso puristisch aufzugreifen. (Mein persönliches
Postkarten-Projekt habe ich also schon vor langer Zweit be­
gonnen.)
Dabei erkannte ich, dass Mobilität verbindet. Seien es Länder,
Kulturen oder Menschen, die an den Orten zusammentreffen.
Was nur möglich ist, wenn auch die Gelegenheit dazu gegeben
wird.
Was sich auf meiner Postkarte in der Ferne erstreckt, ist die
Öresundbrücke, die Malmö und Kopenhagen verbindet. Auch
sie hat mich zu diesem Ort gebracht.
DANIELA HAUG | 71
72 |
Schweden
Ikea, Rentiere, Blondinen und rote Holzhäuser.
Und was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Schweden
denken? Vielleicht Astrid Lindgren samt Pippi
Langstrumpf, H&M und Volvo? Oft haben wir
keine weiteren Vorstellungen, was Schweden
noch alles sein kann. Wir wissen nicht, dass es
das Land mit der größten Handy- und Computerdichte der Welt ist, ca. 40 % Frauenanteil im
Reichstag hat – was weltweiter Rekord ist – und
dass es weltweit die meisten Kochbücher im Verhältnis zur Einwohnerzahl publiziert, 2002 allein über 300 Stück. Oder wussten Sie schon, dass „Michel aus
Lönneberga“ auf Schwedisch eigentlich Emil heißt? Es gibt auf jeden Fall genügend Anreize für ein Studium und/oder Praktikum in Schweden!
Auf einen Blick
Hauptstadt: Stockholm
Amtssprache: Schwedisch
Einwohnerzahl: ca. 9,5 Mio.
Euro (EUR) 1 = 8.9661 Schwedische
Krone (SEK); Stand: Januar 2014
Erasmus-Förderungen 2012/13:
Deutsche nach Schweden: 2.735
(Studium und Praktikum)
Aufenthaltsgenehmigung und
Arbeitserlaubnis
Angehörige von Mitgliedstaaten der
EU benötigen kein Visum oder eine
WUSSTEN SIE SCHON?
Surströmming – Schwe
disches Nationalgericht: Die nordsc
hwedische
Delikatesse besteht aus
vergorenem
Hering, dessen durchd
ringender
Geruch weithin Furcht
verbreitet.
Schwedische Hausfrau
en oder -männer, die etwas auf sich
halten, öffnen
die Surströmming-Dosen
mit dem
Faulfisch daher nur unt
er freiem
­Himmel, wo sich der Ger
uch rasch
verflüchtigen kann. Ob
wohl der
Surströmming als Nation
algericht
gilt, halten nur die har
tgesottensten
Schweden sein intensi
ves Aroma aus.
Meist wird es mit Bier
heruntergespült.
Aufenthaltsgenehmigung, es reicht ein gültiger
WUSSTEN SIE SCHON?
Personalausweis oder Reisepass. Innerhalb der
ersten drei Monate nach Ankunft muss eine
Die Geschmäcker sind
verschieden.
Die einen essen zum Frü
Registrierung beim nächstgelegenen Migrahstück
Toast, die anderen Cro
tionsamt (Migrationsverket) stattfinden. Für
issant – und
manch einer verspeist
morgens schon
die Dauer des Studienaufenthalts kann ohne
­Rentierfleisch. Und zwa
r nicht einfach
spezielle Arbeitserlaubnis einer Beschäftigung
gebratenes, sondern in
Kaffee eingeweichtes. Bei den Sam
nachgegangen werden. Nähere Informationen
en in Schweden
sei das eine ganz besond
erhalten Sie bei der schwedischen Botschaft
ere Spezialität, erklärt eine Sprech
und beim Migrationsverket.
erin von Visit
Sweden. Lappkaffe hei
ßt der MunterAufgrund der Sozialversicherungsabkommacher. Dabei werden
kleine getrockmen innerhalb der EU kann derjenige, der in
nete Stücke Rentierflei
sch im Kaffee
aufgeweicht.
Deutschland gesetzlich krankenversichert ist,
die Leistungen der entsprechenden Gebietskrankenkassen des Gastlandes in Anspruch
nehmen. Hierfür ist es ratsam, sich eine Europäische Krankenversicherungskarte (European Health Insurance Card) ausstellen zu
lassen, damit es bei der Kostenübernahme im Krankheitsfall nicht
zu Problemen kommt.
Lebenshaltungskosten
Nach Erfahrung von Studierenden muss von einer monatlichen Orientierungssumme von etwa SEK 7.500,-/ca. EUR 840,- ausgegangen werden. In Stockholm
ist es wesentlich teurer als in den ländlichen Gebieten.
Einige Vergünstigungen gibt es über den Internationalen Studentenausweis
(ISIC): http://www.isic.de
Unterkunft
Die preiswerteste Möglichkeit besteht in den Studentenwohnheimen, die sich
teilweise direkt auf dem Campus der Hochschulen befinden. Die Kosten für
die Unterkunft betragen ca. SEK 2.000,- bis SEK 5.000,-/ca. EUR 220,- bis EUR
550,- pro Monat. Eine detaillierte Aufgliederung finden Sie z.B. bei Study in
Sweden: http://www.studyinsweden.se
Alexia Apfelbaum *1987
Bauhaus-Universität Weimar
Visuelle Kommunikation
Erasmus-Aufenthalt in Barcelona/Spanien
WENN
ich im Ausland bin, schaue ich alles mit ganz offenen Augen an. Wenn ich aus Weimar in die große Stadt komme,
bin ich am Anfang immer sehr leise. Die visuellen Einflüsse sind
so stark, dass ich viel Information aufnehme, aber selber nicht
mehr reden kann. Dieses Foto zeigt die außergewöhnliche Perspektive, die man einnimmt, wenn man am Strand liegt. Diese
Perspektive hat man in Deutschland aber eher selten, da der
Kontext einfach ganz anders ist. Nicht jeder Künstler kann unterwegs Kunst machen. Fotografie und Illustration ist aber fast überall möglich. Natürlich
hat man nicht immer alle Werkzeuge dabei und muss sich beschränken. Auch wenn es für den Bildhauer nicht möglich ist,
seinen Stein auf eine Reise mitzunehmen, kann er sich dennoch
unterwegs inspirieren lassen und Skizzen machen. Die besten
Ideen habe ich beim Spazierengehen oder im Zug. Nach einer
Reise bin ich immer sehr glücklich anzukommen, um die neuen
Pro­jektideen verarbeiten zu können. In Barcelona habe ich viel
mehr gezeichnet als zu Hause und die Motive und Farben meiner F
­ otografien wurden auch stark von der Stadt beeinflusst. In
­einer anderen G
­ esellschaft kommt man mit neuen Problemen
in Kontakt und man stellt sich neue Fragen. Alles wird verglichen und man beobachtet auf eine andere Art und Weise. www.alexia-apfelbaum.de
www.apfelbaum-fotoblog.tumblr.com
ALEXIA APFELBAUM | 77
Frédéric Duval *1988
Bauhaus-Universität Weimar
Visuelle Kommunikation
Erasmus-Aufenthalt in Barcelona/Spanien
WAS verbindet Sie mit Ihrem Werk?
Jeder von uns ist im Urlaub Tourist. Das Besuchen von Sehenswürdigkeiten gehört zum Pflichtprogramm. Mit meiner Arbeit
habe ich untersucht wie die Besichtigung einer solchen „Post­
karte“ abläuft. Im Zeitraum von einer Stunde nahm ich Touristen vor einem Wahrzeichen in Barcelona auf, vor dem sie sich
fotografierten. Durch gezielte Retusche fügte ich mehrere FotoSituationen zusammen. Die Fotografen habe ich anschließend
entfernt, sodass nur noch die Models in ihren jeweiligen Posen
zu sehen sind. Durch diese Bearbeitung und die Transformation
des Zeitraums auf einen Zeitpunkt wirkt das touristische Schauspiel vor dieser opernhaften Kulisse so übertrieben, dass man
fest an eine Inszenierung glaubt.
Was bedeutet für Sie Mobilität und Kunst?
Verlässt man regelmäßig seine Heimat oder den permanenten
Wohnsitz bekommt man einen Blick von außen und ein anderes
Gespür dafür, welche Zusammenhänge für welche Sachverhalte verantwortlich sind. Als Künstler begegnen mir dadurch
neue Fragen, die ich mit meiner Arbeit untersuche. Auch die
Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft findet in einem
ganz anderen Kontext statt, wenn man von anderen Kulturen,
Tradi­tionen oder Konventionen weiß. Seit ich 16 Jahre alt bin
lebe ich nicht mehr in der Stadt, in der ich geboren wurde. Seit
­dieser Zeit sammle ich Eindrücke auf andere Art und Weise.
FRÉDÉRIC DUVAL | 79
Annika Gemlau *1989
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Romanistik und Kunstgeschichte
Erasmus-Aufenthalt in Granada/Spanien
DIESES
Aquarellbild Aguas de la Alhambra entstand im
April in Granada. Nach Monaten voller Regengüsse erwachte
die Stadt in ihrer vollen Blüte. Die andalusische Frühlingssonne
kündigte bereits von der drohenden Sommerhitze. Doch die
zahlreichen Wasserkanäle, mit denen einst die Mauren die Stadt
am Fuße der Sierra Nevada aufblühen ließen, sorgen noch heute
für kühle Frische an den Bächen und Brunnen unterhalb der Alhambra, der stolzen Festung, die von ihrer Anhöhe träge auf die
Touristenströme hinabblickt. An einem jener Bäche, im kühlen
Schatten der Festungsmauer, malte ich dieses Bild, zu dem mich
ein Plakat eines Flamencokonzerts inspirierte: „Federico según
Lorca de Eva Yerbabuena“.
García Lorcas Poesie, die Anmut des Flamencos und die stumme Weisheit der alten Steine der Alhambra sind für mich die
Essenz Granadas. Sie erzählt von orientalischer Schönheit und
gewaltvoller Unterdrückung. Sowie vom Mut, sich gegen die
politischen Ungerechtigkeiten aufzulehnen, welche die Stadt und
ihre Bewohner immer wieder heimsuchen. Sie bedeutet für mich
das perfekte Zusammenspiel der Künste, über denen die Natur
als Kulisse thront. Menschliche Meisterwerke verbinden sich
mit dem Fluss der Natur – Sinnlichkeit und Stärke ergänzen sich
hier, anstatt sich auszuspielen.
Mobilität bedeutet für mich Inspiration, neue Farben, Formen,
Bewegungen und Klänge. Je weiter ich mich von Deutschland
entferne, desto weniger dient mir mein bisheriges Wissen, um
meine Umgebung zu entschlüsseln. Je langsamer ich reise, desto
größer ist die Fülle an exotischen Details, die ich wahrnehme
und in meinen Bildern verinnerliche. Meine Bilder sind eng mit
den Orten verbunden, an denen sie entstehen, und mit den Stimmungen, die mich dazu antreiben. Meine Gemälde und Fotos aus
Granada bewahren Erinnerungen an ein wunderbares Jahr. Von
den vielen Straßenkünstlern dort lernte ich, meine Fantasie von
Bewertungen und Erwartungen zu befreien, denn hierarchische
Klassifizierungen zerstören kreatives Schaffen. Ich lernte, meine
Freude am Malen mit anderen zu teilen.
ANNIKA GEMLAU | 81
Spanien
82 |
Spanien gilt als eines der kulturellen Zentren
Europas und ist weltweit eines der Länder mit
den meisten Touristen. Man kann monumentale
Städte mit uralten Denkmälern ebenso bewundern wie solche mit moderner und futuristischer
Architektur. Ein vielfältiges Land, das durch
seine abwechslungsreiche Natur- und Kulturlandschaft gekennzeichnet ist, mit sonnigen
Badestränden im Süden und grünen, saftigen
Wiesen im Norden.
Auf einen Blick
Hauptstadt: Madrid
Amtssprache: Spanisch
Einwohnerzahl: ca. 47,28 Mio.
Erasmus-Förderungen 2012/13:
Deutsche nach Spanien: 6.373 (Studium und Praktikum)
Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis
Staatsangehörige eines EU-Mitgliedslandes können ohne weitere Formalitäten,
nur gegen Vorlage eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses, nach
Spanien einreisen und dürfen sich ohne besondere Erlaubnis bis zu neunzig
Tagen dort aufhalten.
Studienbewerber aus EU-Ländern, die mehr als drei Monate in Spanien
verbringen wollen, beantragen eine Número de Identidad de Extranjero / N.I.E.
beim Ausländerbüro (Oficina de Extranjeria). Eine Liste der Ausländerbüros erhalten Sie beim spanischen Innenministerium (Ministerio del Interior). Zuvor
hat man sich beim Einwohnermeldeamt (Ayuntamiento) des spanischen Wohnsitzes anzumelden (empadronamiento). Dazu ist in der Regel die Vorlage des
deutschen Reisepasses oder Personalausweises und der Nachweis eines Wohnsitzes in der Gemeinde erforderlich (z.B. Miet- bzw. Untermietvertrag). Wenn-
gleich die genannten Dokumente im Original
vorzulegen sind, empfiehlt es sich, zu diesen Behördengängen einige Fotokopien mitzunehmen.
Während der vorlesungsfreien Zeit kann ein
Arbeitsverhältnis ohne Arbeitserlaubnis eingegangen werden.
Aufgrund der Sozialversicherungsabkommen innerhalb der EU kann derjenige, der in
Deutschland gesetzlich krankenversichert ist,
die Leistungen der entsprechenden Gebietskrankenkassen des Gastlandes in Anspruch
nehmen. Hierfür ist es ratsam, sich eine Europäische Krankenversicherungskarte (European
Health Insurance Card) ausstellen zu lassen,
damit es bei der Kostenübernahme im Krankheitsfall nicht zu Problemen kommt.
WUSSTEN SIE SCHON?
Ein unbedingtes Muss
zur Neujahrsnacht sind hier die We
intrauben, die
Glück bringen sollen.
Um Mitternacht
stecken sich viele Spa
nier bei jedem
Glockenschlag eine Tra
ube in den
Mund. Wer sich verzäh
lt, dem droht
Unheil im neuen Jahr.
In vielen Supermärkten kann man eig
ens für die Silvesternacht Konserven
dosen mit zwölf
Weintrauben kaufen ode
r von fliegen­
den Händlern, die kur
z vor zwölf
Plastiktüten mit zwölf
Weintrauben in
den Kneipenvierteln ver
kaufen – dann
allerdings oft zum Wu
cherpreis.
Lebenshaltungskosten
Im Vergleich zu Deutschland kann man in Spanien von insgesamt
etwas niedrigeren Lebenshaltungskosten ausgehen. Nach Erfahrungen von
Studierenden ist von einer Orientierungssumme von ca. EUR 750,- (ohne Studiengebühren) im Monat auszugehen (Metropolen wie Barcelona und Madrid
sind t­ eurer).
Einige Vergünstigungen gibt es über den Internationalen Studentenausweis
(ISIC): http://www.isic.de
Unterkunft
Die preisgünstigste Unterkunftsmöglichkeit besteht in Wohnheimen der Hochschulen (Colegio Mayor, Residencia Universitaria); das Antragsformular kann
bei der jeweiligen Hochschule – beim Ofina de Relaciones Internacionales –
angefordert werden. Die Wohnsituation in einem Colegio Mayor unterscheidet
sich jedoch grundlegend von der in deutschen Wohnheimen und ist eher mit
einer Hotelunterkunft zu vergleichen. Studierende wohnen in Ein- bis Vierbettzimmern mit Halb- oder Vollpension, die Bettwäsche wird gewaschen. Die Preise liegen bei ca. EUR 500,- im Monat mit Verköstigung und bei ca. EUR 250,ohne. Die Mieten auf dem Wohnungsmarkt betragen ca. EUR 300,- bis EUR
350,- monatlich für ein Zimmer (in einer Wohngemeinschaft); in den g­ rößeren
Städten können sie höher sein.
Informationen zur Wohnungssuche und weitere praktische Tipps zum
alltäglichen Leben in Spanien (sowie auch für viele andere Länder) finden Sie
z. B. bei Just Landed.
Agnieszka Kaszubowska *1976
Akademie der Bildenden Künste München
Malerei – Meisterschülerin von Prof. Anke Doberauer
Erasmus-Aufenthalt in Prag/Tschechien
IN der Serie „Flaschenkästen“ werden Kästen zum Universum
und Flaschen zu Repräsentanten menschlicher Existenz in ihren
unterschiedlichen Lebensphasen.
Durch deren Darstellung als Objekt befreie ich dieses von
seiner bildhaften Gegenständlichkeit, um es über eine surreal
anmutende Präsentation auf eine Metaebene zu überführen. Ich
verleihe ihm etwas neues, etwas anderes. Jeder Kasten scheint
mit eigenen Geschichten und Figuren gefüllt zu sein.
Der Blick des Betrachters schwebt über den symmetrisch
angeordneten Flaschen, um dann gleichsam in die Tiefe des
­Flaschengrunds gezogen zu werden – vergleichbar dem Gefühl
„in das Leben geworfen zu sein“.
In diesen Bildern spiegeln sich all meine Gefühlsebenen
wider; ich suche nach dem, was die Absolutheit des Alles oder
Nichts in Frage stellt. Ich male den Augenblick mit seinem
weiten Spektrum an Empfindungen und halte doch durch die
Perspektive der Draufsicht die Distanz. Damit gelingt mir Nähe
und Ferne zur meiner Existenz, ohne den Blick auf das Ganze
zu verlieren.
AGNIESZKA KASZUBOWSKA | 87
88 |
Tschechische
Republik
Ahoj! Mit diesem Gruß heißt man Freunde und
Verwandte in Tschechien willkommen. Die Widersprüchlichkeit, dass ausgerechnet ein Binnenstaat im Herzen Europas einen Ausdruck aus der
Seemannssprache zur informellen Begrüßung
verwendet, zieht sich durch viele Bereiche des
tschechischen Lebens. In diesem Land werden
Melancholie und tief verwurzelte Skepsis genauso gelebt wie Humor und ausgelassene Fröhlichkeit.
Tschechien zeichnet sich sowohl durch seine einzigartigen Städte als auch die
weitläufige und abwechslungsreiche Natur aus. Neben der „goldenen Stadt“
Prag und den westböhmischen Bädern wie Karlsbad und Marienbad, findet
man in Südböhmen zum Beispiel die malerische, kleine Stadt Ceský Krumlov
(Krumau), die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Ebenso sehenswert sind
Brno (Brünn) und Hradec Králove (Königgrätz), das wegen seiner 30er-Jahre-Architektur oft auch als der „Salon der Republik“ bezeichnet wird. Neben den
kulturellen Höhepunkten Tschechiens gibt vor allem die EU-Osterweiterung
Anlass für ein erhöhtes Interesse an dem Land. Neue Märkte entwickeln sich
und der Bedarf an Osteuropa-Experten steigt. Moderne Strukturen und die
hohe Qualität der Lehre stellen weitere Anreize dar, ein Studium in Tschechien
aufzunehmen.
Auf einen Blick
Hauptstadt: Prag
Amtssprache: Tschechisch
Einwohnerzahl: ca. 10,5 Mio.
Euro (EUR) 1 = 27,4060 Tschechische Kronen (CZK); Stand: Januar 2014
Erasmus-Förderungen 2012/13:
Deutsche nach Tschechien: 508 (Studium und Praktikum)
Aufenthaltsgenehmigung und
­Arbeitserlaubnis
WUSSTEN SIE SCHON?
Manche Menschen tra
gen einen Chip
für den Einkaufswage
n im Geldbeutel – andere einen Glü
ckspfennig. Die
Tschechen hingegen ste
cken eine
getrocknete Karpfensc
huppe in das
Portemonnaie. Das sol
l bewirken,
dass die Besitzer im folg
enden Jahr
keine Geldsorgen hab
en, erklärt ein
Sprecher des tschechis
chen Fremdenverkehrsamtes den
Brauch.
Besonders pflegen ihn
die Tschechen
an Weihnachten, wenn
sie traditionell
Karpfen und Kartoffels
alat essen.
Wundern Sie sich also
nicht, wenn
Ihr Gastgeber seinem
Fisch vor dem
Essen einige Schuppen
abschabt –
es dient einem guten Zw
eck.
Ausländische Studierende benötigen einen
gültigen Pass und bei einem Aufenthalt, der
länger als 90 Tage dauert, eine Aufenthaltsgenehmigung, die bei der örtlich zuständigen
Fremdenpolizei in der Tschechischen Republik
beantragt werden muss. Detaillierte Visa- und
Konsularinformationen erhalten Sie bei der
Botschaft.
Mit einer Teilzeit-Arbeitsgenehmigung
kann während des akademischen Jahres ein
Job angenommen werden. Die Arbeitsämter
vergeben während der Ferien oder für Praktika-Stellen ausnahmsweise auch die Erlaubnis,
einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen.
Über die Krankenversicherung sollte man
bei der heimischen Krankenkasse Erkundigungen einholen.
Aufgrund der Sozialversicherungsabkommen innerhalb der EU
kann derjenige, der in Deutschland gesetzlich krankenversichert ist,
die Leistungen der entsprechenden Gebietskrankenkassen des Gastlandes
in Anspruch nehmen. Hierfür ist es ratsam, sich eine Europäische Krankenver­
sicherungskarte (European Health Insurance Card) ausstellen zu lassen, damit
es bei der Kostenübernahme im Krankheitsfall nicht zu Problemen kommt.
Lebenshaltungskosten
Mit rund EUR 350,- im Monat (in Prag und anderen Großstädten muss mit
höheren Kosten gerechnet werden, die bei ca. EUR 750,- liegen) können Studierende bei bescheidenen Ansprüchen in der Tschechischen Republik auskommen – vorausgesetzt, dass keine Studiengebühren entrichtet werden müssen.
Eine detaillierte Aufstellung und weitere hilfreiche Informationen finden Sie
z. B. bei Study in the Czech Republic: http://www.studyin.cz. Erasmus-Studierende sind von den Studiengebühren im Gastland befreit.
Einige Vergünstigungen gibt es über den Internationalen Studentenausweis
(ISIC): http://www.isic.de.
Unterkunft
Die günstigste Möglichkeit der Unterbringung besteht in Studentenwohnheimen. Ein Platz ist mit der Zulassung zum Studium garantiert. Die monatliche
Miete schwankt je nach Kategorie und Ausstattung zwischen EUR 15,- und
EUR 150,-. Die Mieten auf dem privaten Wohnungsmarkt sind höher und das
Angebot ist klein.
Donja Nasseri *1990
Technische Universität Dortmund
Kunst (Experimentelle Fotografie)
Erasmus-Aufenthalt in Istanbul/Türkei
MEIN
Name ist Donja Nasseri und ich studiere Kunst an der
TU Dortmund. Meinen Schwerpunkt habe ich in der experimentellen Fotografie, in welcher ich mich zum größten Teil mit meiner Umgebung und der Wahrnehmung dieser beschäftige. Durch
die Herkunft meiner Eltern, die aus Afghanistan und Ägypten
stammen, kam ich schon früh zum Reisen. So interessiert mich
das Fremde im Land und die Wirkung des Landes auf den Menschen, die das künstlerische Handeln beeinflusst. So verbinde ich
die Kunst oft mit den Ländern, in denen ich mich gerade befinde
oder mit den Ländern, die durch meine Familie für mich relevant
sind.
Im Wintersemester 2012/2013 habe ich durch ein ErasmusStipendium die Möglichkeit bekommen, an der Kunstakademie
Mimar Sinan in Istanbul zu studieren. Dort habe ich eine Arbeit
begonnen, die sich mit der Stadt Istanbul befasst und einen Gegenpol zur Millionenstadt zeigen soll. In dieser künstlerischen
Arbeit vollzieht sich ein Prozess des Fotografierens in der Welt
außerhalb und innerhalb (z. B. in der Wohnung) – hierbei wende
ich eine Falt- und Knittertechnik an, sodass eine Distanz zu dem
fotografierten Abbild entsteht.
Die experimentelle Arbeitsweise ermöglicht es mir, nicht das
„reine Foto“ oder die Wirklichkeit als Endergebnis zu betrachten,
sondern vielmehr mit dem Foto weiterzuarbeiten und einen
Verlust der Realität zu gewinnen. Auch geht es mir um die Materialität der Fotografie, die oft aufwendig gedruckt und gerahmt
wird, weshalb ich in dieser Arbeit mit 1 Cent-Prints arbeite, die
in der Türkei auf normalem 80 g-Papier gedruckt wurden.
Mobilität und Kunst stehen für mich eng beieinander. Künstler bewegen sich oft von einem Ort zum anderen und lassen beispielsweise Politik, Kultur und eigene Erfahrungen verschiedener Länder in ihre Kunst mit einfließen. Durch Mobilität finden
Künstler eine neue Formsprache, die sich von ihren gewohnten
Blickfeldern unterscheidet. Jeder Ort hat eine andere Zusammensetzung von Menschen oder von Architektur und auch der
Lichteinfall kann beispielsweise völlig anders sein, sodass der
Künstler neue Ansichten für seine Kunst schaffen kann.
DONJA NASSERI | 93
Katja Sinning *1990
Hochschule RheinMain
Kommunikationsdesign
Erasmus-Aufenthalt in Eskişehir/Türkei
VIELEN Studenten ist wahrscheinlich gar nicht bekannt,
dass man in der Türkei auch ein Erasmus-Semester absolvieren
kann, obwohl diese nicht zur EU gehört. Aber genau darin lag
für mich der Reiz. Eine Kultur kennenzulernen, die sich von der
europäischen grundlegend unterscheidet, mit der wir aber doch
so viel zu tun haben. Und es war die beste Entscheidung, die ich
treffen konnte, denn mir ist so viel Gastfreundschaft, Lebensfreude, Horizonterweiterung und Perspektivenwechsel zuteil­
geworden, wie es sich für ein Erasmus-Semester gehört – und
noch mehr.
Was verbinde ich mit meinem Werk?
Ich verbinde mit meinem Werk Toleranz und Respekt und
die Meinung, dass jeder Mensch dem anderen beides schuldig
ist – ganz gleich, welche Religion, Hautfarbe oder Herkunft
­dieser hat.
Wie verbinden sich für mich Mobilität und Kunst?
Mobilität und Kunst verbinden sich für mich wie Muse und
Künstler. Reisen waren schon seit Menschengedenken eine
Inspirationsquelle für Künstler, denn sie ermöglichen ihm, das
Leben aus anderen Perspektiven zu betrachten, um sie dann in
Kunstwerken festzuhalten und der Welt zu zeigen.
KATJA SINNING | 95
96 |
Türkei
Ne mutlu Türkem diyene – glücklich, wer
sich Türke nennen kann. Diesen Ausspruch
Atatürks liest und hört man immer wieder
und wenn man sich das vielfältige Land mit
seiner langen und spannenden Geschichte,
der abwechslungsreichen Landschaft und den
offenen und gastfreundlichen Menschen näher
zu Gemüte geführt hat, kann man verstehen,
was damit gemeint ist. Daneben gibt es auch
eine ganze Reihe handfester Gründe, sich für
die Türkei zu interessieren, denn über 2.000 deutsche Firmen in der Türkei,
eine abwechslungsreiche Hochschullandschaft, intensive, langjährige und gute
Beziehungen zu Deutschland und die Perspektive einer Aufnahme in die EU
machen die Türkei auch für deutsche Studierende und Praktikanten zu einem
Land, das man sich durchaus näher anschauen sollte.
Auf einen Blick
Hauptstadt: Ankara
Amtssprache: Türkisch
Einwohnerzahl: ca. 74,7 Mio.
Euro (EUR) 1 = 3,02 Türkische
Lira (TRY); Stand: Januar 2014
Erasmus-Förderungen 2012/13:
Deutsche in die Türkei:
1.649 (Studium und Praktikum)
WUSSTEN SIE SCHON?
Das frühere Istanbul spi
elt in der
Geschichte des Kaffee
s eine wichtige
Rolle. Im Jahr 1554 hat
dort das
erste Kaffeehaus der We
lt eröffnet.
Über den Seeweg von
Istanbul nach
Venedig ist Kaffee sch
lussendlich
auch nach Westeuropa
gekommen.
Wer jetzt glaubt, Türken
seien große
Kaffeetrinker, der irrt
. Mit 0,4 kg
Kaffee pro Kopf und Jah
r liegt die
Türkei weit abgeschla
gen hinter
Finnland mit 12 kg. De
utschland
(6,4 kg) und Österreich
(6,1 kg) liegen
im guten Mittelfeld.
Aufenthaltsgenehmigung und
­Arbeitserlaubnis
Für einen Aufenthalt bis zu drei Monaten können deutsche Staatsbürger mit einem gültigen
Reisepass ohne Visum in die Türkei einreisen.
Wenn der Aufenthalt länger dauern soll, wird
ein Visum nur erteilt, wenn der Studienbewerber nachweisen kann, dass die Finanzierung
des Aufenthalts in der Türkei gesichert ist. Visaangelegenheiten werden ausschließlich von
den Generalkonsulaten der Republik Türkei
erledigt. Dort sollten Sie sich auch nach den
Voraussetzungen für eine Arbeitserlaubnis
erkundigen.
Denken Sie bitte auch an eine Auslandskrankenversicherung. Eine mögliche Alternative ist die DAAD-Gruppenversicherung
(s. Nützliche Links). Auch reisemedizinische
Vorsorgemaßnahmen (Impfungen) müssen
getroffen werden.
WUSSTEN SIE SCHON?
Es gibt das etwas seltsa
me Sprichwort „Holzauge, sei wa
chsam!“, das
wohl aus dem Mittelalter
stammt und
zu größter Aufmerksam
keit an den
hölzernen Schießschart
en ermahnen
sollte. In der Türkei hin
gegen wachen
Glasaugen an Schmucks
tücken über
ihre Träger. Wer als Tou
rist die blauen
Augen an Ketten oder
Armbändern als
hübschen Schmuck abt
ut, missachtet
deren Bedeutung für (ab
ergläubische)
Türken: Das blaue Aug
e schützt den
Besitzer und dessen Eig
entum vor
bösen und neidischen
Blicken. Daher
hängen sich Menschen
in der Türkei
das blaue Glasauge ger
n auch an die
Haustür, an den Rücks
piegel im Auto
oder in ihren Laden.
Lebenshaltungskosten
Neben den Studiengebühren ist mit Lebenshaltungskosten von EUR 250,- bis
EUR 350,- pro Monat (ohne Unterkunft) zu rechnen. In Istanbul und anderen
Metropolen liegen die Kosten wesentlich höher.
Einige Vergünstigungen gibt es über den Internationalen Studentenausweis
(ISIC): http://www.isic.de
Unterkunft
Die preiswerteste Unterkunftsmöglichkeit bieten Studentenwohn­heime, die in
der Regel jedoch nur über Mehrbettzimmer verfügen.
In Istanbul kann die Suche nach einer privaten Unterkunft recht lange
dauern und ist kaum billiger als in Deutschland. Ein möbliertes Zimmer ist
zwischen EUR 170,- und EUR 300,- zu haben. Wesentlich günstiger ist es in
­anderen türkischen Städten.
100 | NÜTZLICHE LINKS
Homepage der NA-DAAD:
http://eu.daad.de
DAAD-Gruppenversicherung/Auslandskrankenversicherung:
https://www.daad.de/deutschland/in-deutschland/
gruppenversicherung/de/11062-daad-gruppenversicherung
Informationsseite der Nationalen Agentur im DAAD für
Studierende rund um das Thema Studium und Praktikum im
europäischen Ausland:
http://eu-community.daad.de
Europäische Krankenversicherungskarte
(European Health Insurance Card):
http://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=559&langId=de
Erasmus+ Homepage der Europäischen Kommission:
http://ec.europa.eu/programmes/erasmus-plus/index_de.htm
Internationaler Studentenausweis
(International Student Identity Card):
http://www.isic.de
Alle Nationalen Agenturen in Deutschland:
http://www.erasmusplus.de
Informationen zur Wohnungssuche und weitere praktische
Tipps zum alltäglichen Leben finden Sie z.B. bei Just Landed:
http://www.justlanded.com/deutsch
DAAD-Homepage:
http://www.daad.de
Auswärtiges Amt – Einreise, Aufenthalt, Reise und Sicherheit:
http://www.auswaertiges-amt.de/sid_D32902C097922E8DC27
62E80FA3A7D95/DE/Startseite_node.html
Mehr Länderinformationen auf den Seiten des DAAD:
https://www.daad.de/ausland/studieren/leben/de/65-laender-a-zaufenthalt-und-studium
Auswärtiges Amt – Vertretungen/Botschaften/Konsulate anderer
Staaten in Deutschland:
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/
VertretungenFremderStaatenA-Z-Laenderauswahlseite_node.html
Weitere Link-Tipps des DAAD zu einzelnen Ländern:
https://www.daad.de/ausland/service/links/de/4432-link-tipps
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – BAföG:
http://www.bafoeg.bmbf.de/de/372.php
OSTKARTE
POSTKARTEN
| 117
ANA CAYUELA MUÑOZ
UGR Universität Granada/Spanien
ALEJANDRO SANTOS RUIZ
UB Universität Barcelona/Spanien
Westsächsische Hochschule Zwickau
OLIVER PHILIPP
JOSEPHINE PASURA
Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK)
FLAVIA RENZ
Hochschule für Angewandte Wissenschaften München
ELISABETH SCHARLER
Universität der Künste Berlin
BERENIKE EIMLER
Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
ROMAN SCHULTZE
Kunsthochschule Berlin Weißensee
ANNA GUSELLA
FRANZISKA GORGAS
Universität Hildesheim
Hochschule für bildende Künste Hamburg
KATHARINA HAAK
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen
TIMM KNAUTZ
KATRIN BERTISCH
Universität Koblenz-Landau
LAURA MÜLLER
Universität Koblenz-Landau
ANNA GERLACH
Technische Universität Dortmund
DANIELA HAUG
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU)
ALEXIA APFELBAUM
Bauhaus-Universität Weimar
FRÉDÉRIC DUVAL
Bauhaus-Universität Weimar
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
ANNIKA GEMLAU
Akademie der Bildenden Künste München
AGNIESZKA KASZUBOWSKA
DONJA NASSERI
Technische Universität Dortmund
Hochschule RheinMain
KATJA SINNING
IMPRESSUM | 163
Herausgeber
Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)
Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit
Erasmus+ National Agency
Higher Education
Kennedyallee 50
D-53175 Bonn
http://www.daad.de
http://eu.daad.de
http://www.erasmusplus.de
Redaktion
Dr. Siegbert Wuttig (verantwortlich)
Beate Körner
Julia Vitz
Herstellung
in puncto druck + medien GmbH, Bonn
Auflage
Dezember 2013 – 2.000
© DAAD
Alle Rechte vorbehalten
Die Länderinformationen/Wussten Sie schon?-Seiten sind mit folgender
­Unterstützung erstellt worden:
DAAD: www.daad.de
http://eu-community.daad.de/ erstellt durch: ICUnet.AG: www.icunet.ag
Süddeutsche.de: http://www.sueddeutsche.de/reise/reise-knigge-weltweit-vorsichtinternationale-fettnaepfchen-1.1573080
Diese Publikation wurde mit Mitteln der Europäischen Kommission und des
­Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Sie gibt nur die
Meinung der Autoren wieder. Weder die Kommission, das Ministerium noch der
DAAD sind für eine mögliche weitere Verwendung der enthaltenen Informationen
verantwortlich.
Bildnachweise
Cover: Laura Müller
Vorwort: Jordan/DAAD
Länderinformationen: © Sergey Kamshylin – Fotolia.com; © Stock Creative –
Fotolia.com; © Marina Lohrbach – Fotolia.com
Alle weiteren Fotos sind Privatfotos der Studierenden.
www.daad.de