hier - INTRO — Das Magazin für Pop, Kultur, Life und Style

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SNEAKER FREAKER
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ISSUE 00
SNEAKER FREAKER Wir leben in einer Ära, in der das
Tragen von Turnschuhen außerhalb
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des Sports zur Kultur geworden
ist und Sneakers stehen je nach
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SNEAKER FREAKER für Jugendbewegungen, Mode-,
Lebens- und Identitätswelten.
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Seit seiner Gründung im Jahre 2002,
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hat sich SNEAKER FREAKER als das
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etabliert – und ist Leitmedium
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für alles rund ums Thema.
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SNEAKER FREAKER vermittelt
Leidenschaft und kümmert sich
liebevoll um jedes Detail der
Schuhkultur. SNEAKER FREAKER
wird von Fans für Fans gemacht,
beobachtet den Markt und arbeitet an
und mit Trends. SNEAKER FREAKER
setzt die Themen, die in der Branche
und beim Fan diskutiert werden.
SNEAKER FREAKER ist Chronist
der Schuhkultur-Szene – gestern,
heute, morgen. Und jede Ausgabe
Sammelstück fürs Bücherregal.
SNEAKER FREAKER ist global vernetzt,
das Magazin erscheint in mehr als
42 Ländern. Die Aufmerksamkeit
der internationalen Szene ist
garantiert – und gewährleistet eine
gezielte Ansprache derjenigen,
die sich für Mode, Sneaker und
Artverwandtes interessieren. Sammler
und Konsumenten, Käufer und
Einkäufer – alle finden Ihren Platz
im SNEAKER FREAKER-Kosmos.
Der exklusive Inhalt wird von
Turnschuhspezialisten rund um den
Globus produziert, die von den Hot
Spots der Sneaker-Welt berichten.
Das gedruckte Magazin ist dabei
essentielles Kulturgut – und steht
Schulter an Schulter mit Blogs,
Foren und Communities im Netz.
Ab 2011 erscheint brandnew die
deutschsprachige Version von
SNEAKER FREAKER. Speziell für
Deutschland, Österreich und die
Schweiz. Seien Sie dabei..
SNEAKER FREAKER & ASICS präsentieren
den Alvin Purple exklusiv in diesen
europäischen Stores: Patta, Sneakersnstuff,
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Slam Jam, Mcqueen, Fuori Skema, Titolo.
We r die 80e r nu
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Br and ve r kör pe t. K aum e ine ande r e
Wahn s inn dies e rrt de n visue lle n
Vis ion Str e et We Jahr e so s e hr wie
mit e inem ge nial ar . Ausgestat tet
und gesundem S e infache n Logo
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S k ate par ks und die We lt de r
im Stur m – und d E ink aufs -ce ntr e n
Z e it, in de r aus Sas g e nau zu de r
wur de n und de r k ate r n Rockstars
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von Vis ion g ing ego down«. Und im Fall
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CHRIST IAN
SLATER
‘GLEAM ING
THE CUBE’
CALIFORNIA GARAGE
Es beginnt Mitte der 70er, und wie es sich für eine
amtliche Erfolgsgeschichte gehört, natürlich in einer
kalifornischen Garage. Lou Ann Lee und ihr Bruder
Louis ‘Brad’ Dorfman fingen mit gepolsterten Shorts
für Skateboarder an, die sie aus dem Kofferraum heraus
verkauften. Brad baute in den kommenden Jahren
das Hosen-Projekt zum Big Player um, schuf visuelle
Meilensteine und mischte nebenbei noch den FootwearMarkt auf. Den von Shawn Stussy fast schon zärtlich
geschlagenen Pfad Richtung Surf-Lifestyle erkannte der
junge Dorfman als besonders vielversprechend: er baute
ihn zur sechspurigen Autobahn aus. Mit einem Team
aus Grafikern, die Ihrer Zeit vorraus waren, visualisierte
er den neuen »Skate Lifestyle™« wie kein Zweiter.
Die Designs kamen bei den Kids an, ohne jedoch die
zahlenden Vorstadt-Muttis zu verschrecken: Tierprints
und leuchtende Farben statt Zombies und Blut. Brad
erkannte einen Hype, wenn er ihn sah und hatte die
Eier, aus seiner Garagen-Firma ein 90-Millionen-MegaUnternehmen zu machen, ehe die 80er gute
Nacht sagten.
RadIcal!
ORIGINAL
VISION DESIGN
SKETCH
1982 – Ronald Reagan regiert und die erste VisionGrafik im heutigen Sinne rollt vom Band: Ripper,
Patterns, knallige Farben. Selbstbewusst wurde der
Welt ein Look verliehen, der von vorne bis hinten
nach Vision stank. Vision zielte auf den Zeitgeist
der damaligen Jugend und traff genau zwischen
die Augen: Totenköpfe, Psycho Sticks, Punk und ein
junger Messias namens Mark Gonzales idealisierten
den Markenkern des Rebellentums zwischen
Schulterpolstern und Karottenhosen. Das Design des
Gator-Boards dominierte die gesamte Ära. Von 1984
bis 1988 wurde das Board-Shape mehrmals verändert,
das Design selbst wechselte höchstens die Farbe.
Mark »Gator« Rogowski fuhr schon mit 14 für Vans und
kam auf´s Team, nachdem er auf einem Contest Tony
Hawk bezwang. Gator hatte so früh so viel Ego und
Erfolg, das er schnell zum streitlustigen Arschloch
mutierte – also der peferkte Posterboy für die frische
Company. Und der Irrsinn lies nicht auf sich warten:
alleine das Debut-Board ging mehr als 45.000 mal
über die Ladentheke, was Gator nicht nur finanziell in
die Position beförderte, mal komplett auszurasten.
Das ganze Desaster gibt es von Helen Stickler bestens
erzählt als Kinofilm: ‘Stoked: The Rise and Fall of Gator.’
Doch zurück zu Vision: Dorfman hat gewissermaßen
»Street Wear« erfunden – und das Segment dann
Psycho geht immer. Links das Original, rechts die
Hommage von Radio Skateboards (Skism, 2009).
auch als Erster bei vollem Bewusstsein und aus freien
Stücken gegen die Wand gefahren. Vision gilt aber auch
als eine der ersten Marken, die die verkaufsfördernde
Verbindung von Popmusik und Action-Sport erkannten.
So wurde mit der »Vision Skate Escape«, einem ShowMix aus Tony Hawk und Red Hot Chili Peppers, ein
Höhepunkt des 80er-Jahre-Marketings gesetzt. Das
seltsam trapierte Vision-Skateboard auf dem damaligen
INXS-Topseller »Kick« unterstreicht die Verbindung
zwischen Mainstream und Underground und zeigt,
wie groß Vision Street Wear damals wirklich war.
Marke mit drei Balken
Das Vision Street Wear »Box Logo«, gezeichnet von Greg
Evans, scheint auf den ersten Blick harmlos und wurde
der Legende nach ursprünglich auch nur als T-ShirtLabel konzipiert. Dorfman war zwar nicht wirklich
begeistert, gab das Design aber schließlich nach
marginalen Änderungen frei. Durch eine Verkettung
glücklicher Umstände wurde das Logo gehyped bis zum
umfallen – die Vision-Epidemie. Wer in den 80ern zur
Schule oder skaten ging, kam an dem Logo nicht vorbei:
auf Schulheften, auf Schultaschen, auf Skateboards, in
der Bravo und zu Dorfmans Pech auch auf den ersten
internationalen Fälscher-Märkten. Die Leute wollten
mehr, und so wurde es für Vision Zeit, abzukassieren.
Passende Shirts zu den Board-Designs gab es schon
vorher, nun wurde jedoch Vollgas gegeben: zweifarbige
Hemden, XXL-Shirts, Jogginghosen, Hip-Bags und
sogar das gute alte Public-Enemy-Barett wurden mit
dem »Built street tough and tested street tough!«Signet versehen. Die mysteriöse ‘Thrash washed and
dyed’-Veredelung gab dem Sortiment den letzten
Schliff und lies die Nachfrage weiter ansteigen.
Multimedia back in the days. Vision war einfach überall
Rebellen ohne Grund
»Mir passen Sie!«
Das Kapitel »Schuhe« ist recht kurz aber voll heller
Momente. Anders als bei den Klamotten wurde wenig
experimentiert – gedeckte Farben und das Logo auf der
Ferse reichten zunächst als Zutaten für das nächste
Erfolgsrezept aus. »Mir passen sie!« kritzelte Mark »The
Gonz« Gonzales in der Werbung, der zweckmässige
Schnitt der Converse stand Pate und Vision lieferte
die von den Kids bestellten Punk-Prints. Wenn Tinker
Hatfield den Elephant-Print des Jordan IIIs hier
nicht geklaut hat, so wurde er zumindest stark vom
gemusterten Skate-Look der Jahre 1987/1988 inspiriert.
Reste der damaligen Muster-Arien sind noch heute
auf den Nike Safaris oder Cements zu erkennen. Als
Airwalk schließlich die Bühne mit dicken Tech-Tretern
betrat, nahm Vision die Herausforderung an und brachte
einfach die DV8-, DV9-, und 18000-Modelle raus.
Skateboarding wurde größer und Vision war flexibel.
Der DV8 war nicht nur an den bei Lance Mountain
oder Mark Gonzales beliebten Jordan I angelehnt:
Der Velcro-Verschluss und optionale Lace-Saver,
mit dem auch einige anderen Modelle ausgestattet
waren, machten den Schuh mit dem grossen »V«
an der Seite zum Must-Have damaliger Tage. Team-
Fahrer wie die Pool-Legende Duane Peters wurden mit
Sonderanfertigungen ausgestattet, und als der damalige
Upcomer Ray Barbee mit den Vision Suede Hi durch die
Powell-Videos »Ban this« und »Public Domain« zauberte,
war Vision angekommen. 1987 lies sich Dorfman das
Erkennungszeichen der Suedes und des Canvas Hi –
das »Vision Ollie Pad« – patentieren. Lustigerweise
taucht eben dieses Ollie-Pad auch auf dem ersten
Schuh der brandneuen Firma Etnies auf, gegründet
vom ehemaligen Vision-Freestylefahrer Pierre André
Senizergues. Brad Dorfman machte also vieles richtig,
am besten verstand er sich jedoch darauf, die richtigen
Leute um sich zu sammeln. Mit Greg Evans, Eric Meyer,
John Grigley, Andy Takakjian und Tom West hatte er ein
starkes Kreativ-Team, das durch junge Multitalente wie
den Gonz noch verstärkt wurde. Ein Blick auf die Liste
der Firmen, die von ehemaligen Mitarbeitern gegründet
wurden, zeigt das schon damals schlummernde
Potential: Etnies, Simple, Emerica, és, Split, Lucero,
Blind… sogar ein junger Steve Rocco begann hier
seine Selbstständigkeit. Er flog als Freestyle-Skater
vom Team der Vision-Tochter Sims, nur um sich
später mit dem Branchen-Riesen World Industries
zu rächen, aber das ist eine andere Geschichte.
Das Rebellentum wirkt rückblickend putzig, breitete
sich doch ziemliche Harmonie zwischen Hi-Fives,
Neonshirts und Luftgitarre aus. Aber auch die beste
Party geht zu Ende und Skateboarding entwickelte
sich weiter. Vision kooperierte mit weiteren Bands wie
den Beastie Boys, Agent Orange oder The Cure, und als
Freddy Krüger sein Pro-Modell bekam, war der Bogen
schon weit überspannt – der Rubel rollte dennoch
weiter. Der Klimax dieser Entwicklung ist im Film
»Gleaming the Cube« nachzusehen: Christian Slater ist
der pubertierende Skater, Gator das Stunt-Double und
Vision Street Wear der Ausstattet, blonde Strähnen im
Haar inklusive. Dieser PR-Stunt wurde im NintendoFlick »The Wizard«, ebenfalls 1989, wiederholt. Aber
auch der Wendepunkt wurde auf Video festgehalten:
Gator, der ehemalige Halfpipe-Gott, versucht sich
strampelnd im Street skaten. Ironischerweise setzte
Dorfman mit seinem Schwerpunkt auf Halfpipe-Skaten
alles auf die falsche Karte, den zukunftweisenden
Heldentaten des Street-Skaters Barbee zum Trotz. Das
bahnbrechende Video »Hokus Pokus« (gefilmt auf VHS
und mit Videorekordern geschnitten) einer bis dahin
unbekannten Firma namens H-Street veränderte die
Welt wieder einmal komplett. Die Day-Glo-Ästhetik
wurde von einer neuen Nüchternheit abgelöst, Vans
Chukkas und einfache Cordhosen waren das nächste
große Ding. Im selben Jahr stieg Mark Gonzales aus und
pisste Dorfman schon mit der Namenswahl seiner neuen
Company ans Bein: Blind, das Gegenteil von Vision. Die
erste Blind-Videoproduktion »Video Days« versetzte
dem alten Style-Verständniss entgültig den Todesstoß
und gilt bis heute als bestes Skate-Video aller Zeiten.
Als sich die Kids also den neuen Rebellen anschlossen,
kam Vision aufgrund der schieren Grösse nicht mit.
Es gab nie Qualitätsprobleme und auch der Look hat
sich bis heute in die Netzhaut eines jeden gebrannt,
der sich für Skateboarding oder Street Culture
interessiert. Und dennoch fiel der Riese wie ein nasser
Sack: Mit 800 Mitarbeitern, jährlichem Wachstum im
zweistelligen Bereich und einer Lagerhalle von der
Größe eines Wohnblocks ging der Absturz so schnell
wie der Aufstieg. Symbolischerweise stürzte Gator
zur gleichen Zeit in Münster von einem Hotelzimmer
aus auf einen Zaun, was er knapp überlebte, um
kurz danach für ein besonders hinterhältiges
Gewaltverbrechen in den Bau zu gehen. Eventuell
könnte er dieses Jahr begnadigt werden…
OUT
Nur die Besten sterben jung – das gilt vielleicht
auch für die Geschichte von Vision Street Wear. Ob
dekadenter Print, klassisches Logo-Shirt oder das
patentierte Ollie-Pad im Footwear-Bereich: Vision
drückte einer Ära den Stempel auf und kreierte eine
Marken-Kern, den es in dieser Dichte vielleicht nie
wieder geben mag. Ob es an der heutigen Jugend
oder an den komplizierter gewordenen Zeiten liegt:
ein neuer derartig omnipräsenter Markenkult ist
nur schwer vorstellbar. Die Parallelen zu heute sind
offensichtlich; dezente Khakis, karierte Hemden und
Leinenschuhe wohin man sieht. Visions grelle Orgie bis
zur Selbstverstümmelung geht dem jüngsten PostBabe/All-Overprint-Gospel um genau 20 Jahre voraus.
Bezeichnend ist auch, wie Vision-Designer Eric Meyer
im Interview erzählte, dass bis kurz vor Ende noch an
einer wesentlich schlichteren »Vision Basics«-Linie
gearbeitet wurde, zu der es aber nie kam. Also zog
Eric los, seine eigene erfolgreiche Footwear-Company
zu starten – mit dem schlichten Namen… Simple.
Beige is king and it feels like 1991 all over again!
•
Thanks to all the ‘80s vision crew who helped tell
this story including Eric Meyer and Russell Pierce.
Vision Street Wear was recently reborn as a brand
XXXxxxxxxxxxx
Man sollte meinen, dass über die großen britischen
Subkulturen längst alles geschrieben wurde – gäbe
es da nicht noch diese scheinbar vergessene
Jugendbewegung, die vom popkulturellen Diskurs
nur marginal gestreift wurde und in der breiten
Öffentlichkeit nahezu unbekannt ist: die Casuals.
CASUALS
Dressed To Kill
für die Dritte Halbzeit
Geschichte
Die britische Working Class legte von jeher extrem
großen Wert auf ein gutes Styling – vielleicht die einzige
Möglichkeit, dem tristen Dasein englischer Wohngettos
zu entfliehen und aus der Masse hervorzustechen. Ob
Teds, Mods, Skins, Punks oder eben die Casuals – alle
Subkulturen infiltrierten mit ihrem extravaganten
Styling nicht nur die Straßen, sondern auch die Tribünen
der lokalen Fußballklubs, und jeder Verein wurde mit den
speziellen Outfits seiner Fans in Verbindung gebracht.
Die Casual-Bewegung entstand in den späten 70er
Jahren in Merseyside, einer englischen Kommune, der
u.a. Liverpool angehört und die an Greater Manchester
grenzt. Der Liverpool FC hatte Ende der 70er eine
Blütezeit und seine Fans, sogenannte Scallys, reisten
quer durch Europa, um ihre Mannschaft zu supporten.
1977 brachten sie bei ihrer Rückkehr von einem
Europapokal-Spiel in Frankreich den kontinentalen Chic
mit auf die Insel: Die Scallys trugen auf einmal teuren
italienischen und französischen Sportswear, den sie auf
Raubzügen durch Sportgeschäfte in Frankreich erbeutet
hatten. Derartiges Design hatte man in Großbritannien
niemals zuvor gesehen und schnell waren auch die
Fans der anderen Vereine scharf auf die exklusiven
Lacoste-Shirts oder Adidas-Turnschuhe, die bis heute
mit Liverpool-Fans in Verbindung gebracht werden.
Dabei einte sie, unabhängig von allen ästhetischen
Unterschieden, vor allem eins: Die Klamotten mussten
teuer, auffällig und exklusiv sein, tadellos sitzen
und zuerst von jungen Männer der Arbeiterklasse
getragen werden. Für die Casuals, die letzte große
Revolution der britischen Männermode, spielte der
Fußball eine zentrale Rolle. Sie organisierten sich
in Hool-Prügeltrupps, sogenannten »Firms«, und
bevölkern bis heute die europäischen Fußballstadien.
Ihr Style beeinflusste zudem maßgeblich die
Acid House- und Rave-Szene in Manchester und
feierte mit dem Britpop eine Art Renaissance.
Anhänger der verschiedensten britischen
Fußballvereine erkannten das sogenannte »steaming«,
400 Casuals fallen in einen Sportswearshop ein und
klauen alles, was nicht niet- und nagelfest ist, fortan
als neuen Volkssport und raubten sich ebenfalls
eine edle Garderobe im Tennislook zusammen.
In Großbritannien hatte das eine Art StylingKrieg zwischen den einzelnen »Firms« zur
Folge: Je teurer, edler, rarer desto besser, hieß
die Devise. Es durfte jedoch nicht irgendein
Design-Teil sein, hip waren lediglich ausgesuchte
Kleidungsstücke oder Schuhe der Labels Lacoste,
PERTH'S FINEST
HIGHS
AND LOWS
Perth – die am entlegenste liegende Metropole der
Welt. Die nächste grössere Stadt liegt fast 3000 km
entfernt, was jedoch nicht heißt, daß man hier von
gestern ist. HIGHS and LOWS beweisen das seit nun
5 Jahren – Grund genug für Reebok, die bisherige
Zusammenarbeit mit einem gemeinsamen Schuh zu
würdigen. Wir trafen Matt und seine Leute, um uns
den HAL x GL6000 mal genauer anzusehen. Und wir
müssen sagen: er sieht sehr gut aus!
Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum… wie läufts?
Die Zeit fliegt! Unser zweiter Geburtstag kommt uns vor,
als wäre er gestern gewesen, nun sind wir 5! Wir sind
zufrieden, uns in diesem teilweise recht rauhen Business
halten zu können.
Welcher Sneaker würde Perth sein?
Zwei Worte: Vans Authentic. Überall. Hier ist es
warm, daher sind leichte Klamotten angesagt.
Casual Style: einfaches Shirt, skinny Jeans und Vans.
Hochwasserhosen gibt es auch immer öfter zu sehen
und der Mützenschirm wird hier und da schon mal nach
oben geklappt.
Schön, daß Reebok eure Arbeit wertschätzt und den
HAL-Schuh raus bringt! Aufgeregt?
Total. Wir könnens gar nicht glauben. Ein wenig Stress,
ein paar Überarbeitungen und hunderte von E-Mails und
Anrufe später ist der Schuh endlich fertig – und
wir extrem glücklich.
Der GL6000 ist eine seltene Wahl…
Wir hatten ihn vor dem Re-release auch nicht auf dem
Schirm, aber ehrlich gesagt schien es mehr als passend,
da das Modell 25 Jahre alt wird. Und die 6000 ist
zufällig die Postleitzahl von Perth…
Ihr konntet machen, was ihr wolltet, habt Ihr Euch in
den Details verloren?
Wir besprachen einige Konzepte und merkten,
daß wir etwas sehr einfaches wollten. Unsere
Lieblingsmaterialien, die wir auch persönlich tragen,
sollten im Schuh vorkommen. Wir waren bei den
Samples sehr wählerisch und nahmen jede Kleinigkeit
unter die Lupe, damit der Gesamteindruck unsere
Ansprüche erfüllt. Unser Anliegen war es, die
Verbindung von Shop und Marke zu zeigen – und das
ging besser mit einer ruhigen Gestaltung und ohne
viel Schnick-Schnack. Die Farben sind von der Fassade
unseres Shops in Mt Lawley entnommen, das Muster
kennen die Kunden von unseren Einkaufstüten. Das
Feedback soweit ist sehr gut, die Leute sind stolz auf
den Schuh aus Perth!
Mit Sicherheit! Euer Auftritt kommt zu einer optisch
sehr konservativen Zeit… sollte der Schuh auch
deswegen dezenter sein?
Klar. Bei vielen Collabo-Schuhen fragt man sich doch,
was eigentlich los ist. Nur weil man viele Federn und
Klitzerkram an einen Schuh machen kann, macht das
daraus noch keinen besseren Schuh. Vor einiger Zeit
ging es um die knallligsten Farben, die hätten wir
vermutlich auch gewählt – und würden uns heute
dafür schämen.
Also haben wir uns bewusst für einen Klassiker
entschieden. Mit Reebok zusammenzuarbeiten ist
eine grosse Chance, wir hoffen, da kommt noch mehr
und wir wollten es gleich richtig machen.
Es gibt Gerüchte, wonach Ihr was mit New Balance
plant?
Das haben wir auch gehört. Das wird sich zeigen.
HAL CREW SHOT BY www.lukeshootsphotos.com
ROOS
Die Masche mit der Tasche
1979 war ein seltsames Jahr. Star Wars war
nicht mehr in den Kinos, Punk war tot und
überall lief Disco. Wenigstens wurde der
Walkman erfunden und Michael Jackson
war »Off the Wall«. In dieser Zeit ging ein
gewisser Robert Gramm jeden Tag seine
10 km laufen – stets genervt von seinem
Haustürschlüssel.
BLAZE
Probleme und deren Lösungen waren
schon immer gute Produkt-Paten, und so
entwickelte Mister Gramm einen Schuh,
der eine kleine Tasche beinhaltete – das
Konzept kennt man ja schon von Beuteltieren.
Er hatte die Idee, eine Vision, was damit
zu tun sei, einen griffigen Namen und
das beste von allem: perfektes Timing.
Die Aerobic-Welle nahm Fahrt auf und
das »Complete Book of Running« von Jim
Fixx war daran nicht unschuldig. Während
ganz Amerika schwitzte, erlag der Autor
ironischerweise 1984 einem Herzinfarkt. Die gesammte Sneaker-Industrie fußt
auf verrückten Ideen und genialen
Innovationen, von denen nicht wenige
pseudo-wissenschaftlich oder einfach nur
unnütz sind. Auf der anderen Seite geht
nichts über ein neues Feature zur richtigen
Zeit: Nike ließ uns auf Luft wandeln, Reebok
hatte den Pump und adidas… adidas hatte
Climacool. Sogar die unseligen Royal Elastics
rationalisierten die Schnürsenkel einfach weg.
Die Geschichte von ROOS zeigt, das es
oft die kleinen Dinge sind, die grosses
Verändern. Zum Beispiel eine Tasche in
einer Turnschuh-Zunge. Robert Gramm
baute seinen Prototypen zum geschickt
vermarkteten Massenprodukt aus und
verkaufte zeitweise bis zu 700.000 Paare
monatlich. Er war mit seinem Bedürfniss,
ohne Schlüssel zu joggen, also nicht alleine…
Im Rückblick auf die 30jährige
Firmengeschichte kann man nicht anders,
als die unbeholfenen Versuch von ROOS,
eine echte Sportmarke zu sein, zu lieben.
Vor langer, langer Zeit wollte Roos einmal
ausziehen und den etablierten Brands
zeigen, wo der Hammer wirklich hängt.
Unglücklicherweise war das Vorhaben nicht
von Erfolg gekrönt, aber eine David-gegenGoliath-Geschichte ist grundsätzlich schon
mal sympathisch. So gab es eine »Stuff
it!«-Kampagne als Antwort auf die »Just do
it!«-Kampagne von Nike und auch was das
Team von Profisportlern angeht, konnte
man sich mit den Großen messen. Ob der
doppelte NFL-»Spieler des Jahres« Walter
»Sweetness« Payton, NBA-Legende Clyde
»The Glide« Drexler oder Catcher Rick »The
Dog Faced Gremlin« Steiner: Sie alle warben
für Roos. Zum Teil so erfolgreich, dass Walter
Payton sogar einen schwarzen Lamborghini
Countach geschenkt bekam. Auch hinsichtlich
der üblichen High-Tec-Features ließ man
sich nicht lumpen und ging direkt zur NASA.
Heraus kam ein wüster Materialmix und die
ein oder andere echte Innovation. Als Vorbild
diente der original Mondschuh der berühmten
Apollo-Mission, das Ergebnis hieß Dynacoil.
So konnte man endlich mit den anderen
Techniken wie Hexalite, Graphlite (beide von
Reebok) oder Trinomic (Puma) mithalten.
In der ersten deutschen Ausgabe von
Sneaker Freaker sehen wir uns die
NIKE NSW / DESTROYER
NIKE / VARSITY DESTROYER
ALIFE / CRISPY TEE
LE COQ SPORTIF – LOGO HOODY
G-SHOCK / 5600
HUF / MILITARY JACKET & STRIPED SWEAT
LE COQ SPORTIF / OLD SCHOOL CREW SWEAT
LE COQ SPORTIF – LOGO WINDBREAKER
ALIFE – CRISPY TEE
LACOSTE
ESTEBAN
COMBAT ECO
ROOS
KAZUKI
Braken
KAZUKI
KBall Ostrich
DAVID BECKHAM
Stripes
JEREMY SCOTT
3 Tongue
VA
IDE
R
ALIEN
STOMPER
SK Y TO
P II
PUMP
OMNI LITE
NIKE / AIR FORCE PREMIUM
NIKE / AIR MAX 90
SUPRA / BULLET
PUMA / MOSTRO / YACHT BATTLESHIP
NIKE / SKINNY DUNK (RAINBOW)
NIKE / ROYAL (BROGUE)
ROOS / BLAZE
PATRICK