About Sneaker Stories
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About Sneaker Stories
SNEAKER STORIES Director: Katharina Weingartner Camera: Wolfgang Lehner, Markus Wailand Editing: Alexandra Löwy Sound: Richard Fleming Music: J-Zone, BUG Mafia, Stash, Formula 412, J-Live, Wee Bee Foolish, Showdown, L.A. Ladies Affairs Production: Markus Wailand / Pooldoks 95:00 min, 16:9, PAL, DVCAM / DigiBeta, Dig. Cinema Master HD, Digital Surround Sound AUT/USA 2008 SNEAKER STORIES begleitet drei Jugendliche aus Wien, Brooklyn und Ghana, die für ihre Basketball-Karriere alles geben. Sie lassen Schule, Jobs und Sicherheiten sausen, um so zu werden, wie ihre Idole aus der Turnschuhwerbung. SNEAKER STORIES sucht die Spuren der Macht von Konsum und Globalisierung in den Träumen urbaner Jugendlicher. In zurückhaltenden Beobachtungen ihres Alltags auf drei Kontinenten erfasst der Film die realen Auswirkungen der globalen Marketingschlacht um das Fetischobjekt „Turnschuh“. PRESSEBETREUUNG apomat* büro für kommunikation Andrea Pollach | Mahnaz Tischeh 1020 Wien, Hollandstraße 7/17 T +43 1 908 12 97 30 | 40 M +43 699 1944 84 51 | +43 699 1190 22 57 E [email protected] PRESSEMAPPE INHALT Über Sneaker Stories (deutsch, 2 Seiten) About Sneaker Stories (englisch, 1 Seite) Biografie Katharina Weingartner (deutsch, 1 Seite) Zum Thema: Sneaker-Kultur (deutsch, 5 Seiten) Glossar: Basketball-Fachsprache (deutsch, 3 Seiten) Förderungen, Kontaktadressen „Basketballspieler an Orten wie Red Hook oder East New York haben mehr kulturelles Kapital als irgend jemand sonst auf dieser Welt. Aber weniger Chancen auf einen normalen Arbeitsplatz als je zuvor.“ Katharina Weingartner, Regisseurin Sneaker Stories ÜBER SNEAKER STORIES Der Traum von „Amerika“ steht bei jugendlichen Immigranten im Basketball-Käfig am Wiener Margaretengürtel genauso hoch im Kurs wie bei den SpielerInnen der Nima Flames in Accra. Ein Traum, der von ähnlichen Ideen, Hoffnungen und Wünschen geprägt ist: so cool zu sein wie ein Streetballer in Brooklyn, so schwerelos und reich wie Michael Jordan und so bekannt wie Allen Iverson. Und es nach Amerika zu schaffen. Adrian, 17, ist mächtig stolz auf seine neuen Nikes. Vor drei Jahren erst aus Rumänien nach Wien gekommen, gilt er als einer der besten Streetball-Spieler im „Käfig“ am Margaretengürtel. Trotz der Proteste seiner Mutter verlässt Adrian ein Jahr vor der Matura das Gymnasium, um mehr Zeit im „Käfig“ verbringen zu können: Nur mit noch mehr Training wird er ein College-Sportstipendium in den USA bekommen und dafür will er alles geben. Von der Realität mindestens genau so weit entfernt ist dieser Traum für Aziz, der ihn in Accra träumt. Noch nie hat ein Spieler aus Ghana den Sprung in die NBA geschafft. Was Aziz nicht davon abhält, gegen den Willen seines Trainers seinem Traum am Basketballkorb statt in der Schule nachzuhängen. Die verführerischen Bilder von Aufstieg, Coolness und Selbstverwirklichung entstehen an Orten wie „The Kingdome“ in Harlem, einem Baskteballplatz in der Mitte von riesigen Sozialwohnbautürmen. Dort möchte Karl mit seinen Freunden vom „Paradise“-Team nächsten Sommer spielen, vor hunderten Zuschauern und den Augen der Talentsucher, die ihn jetzt endlich für die NBA entdecken sollen. Er war schon ganz nah dran, glänzte mit seinem College-Team im Madison Square Garden, bis ihn der Tod seiner Mutter vorerst aus der Bahn warf. Geschürt werden die global wirksamen Superstar-Phantasien von „coolen“ Brands wie Nike, der NBA und AND 1, die längst keine Produkte mehr verkaufen, sondern schwer beladene Images: Die um Sneakers und schwarze „Coolness“ organisierte Marketingschlacht beeinflusst nicht nur das Leben schwarzer Großstadtkids nachhaltig, sondern hat im Zuge der Globalisierung Jugendliche auf der ganzen Welt in ihren Bann gezogen. Weingartner begann die Arbeit an Sneaker Stories weil ihr während der Fertigstellung ihrer Gefängnis-Dokumentation too soon for sorry ein verblüffendes Zusammentreffen von Statistiken auffiel: Seit Mitte der 1980er-Jahre konnten Nike, die NBA und die Hip-HopMusikindustrie ihre Umsätze verdreifachen, während die Inhaftierungen von AfroAmerikanern und Latinos parallel auf das Dreifache anstiegen. Ein Drittel aller schwarzen Männer zwischen 16 und 28 befinden sich zurzeit in den Händen des US-Strafjustizsystem. „Viele der Basketballspieler an Orten wie Red Hook oder East New York haben mehr kulturelles Kapital als irgend jemand anderer auf dieser Welt“, sagt Weingartner, „aber weniger Chancen auf einen normalen Arbeitsplatz als je zuvor.“ 2006 war Nikes Marketingbudget größer als das Bruttoinlandsprodukt von Ghana. Die Arbeitslosenrate für männliche Afro-Amerikaner in New York City betrug 52%. In den Sozalbauten von Red Hook, Brooklyn gar 85% bei 10.000 Bewohnern. In ruhigen, distanzierten Beobachtungen zieht Sneaker Stories Verbindungslinien zwischen Immigranten-Sehnsüchten in Europa, den „Just-Do-It“–Botschaften der TurnschuhKonzerne, dem Sklavenhandel zwischen Ghana und Amerika, dem Branding schwarzer Körper bis zur heutigen Nike-Ökonomie, die auf dem Prinzip des Outsourcing basiert und die katastrophalen Arbeitslosenraten in afro-amerikanischen Stadtzentren mitbewirkt hat, von der sie heute in ihren Werbebotschaften so massiv profitiert. ABOUT SNEAKER STORIES In Katharina Weingartner's first feature film, we meet Adrian, Karl and Aziz, three basketball players in Vienna, Brooklyn and Ghana, and watch as they struggle to find a place for themselves within an international cycle of control and commodification. In this transglobal documentary, the protagonists live somewhere between fantasies of sports fame and an inglorious everyday reality. Bewitched by the marketing images and advertisements which dazzle young athletes all over the world, they follow impossible dreams, and lose sight of their more realistic choices.... Weingartner began work on Sneaker Stories while she was finishing her first documentary, too soon for sorry, and discovered a startling confluence of statistics. Since the mid-nineteen eighties, Nike, the NBA and the hip-hop music industry have all seen their sales triple, as incarceration rates of African-American and Latino men have also exploded threefold. In 2006, Nike's marketing budget was bigger than the gross domestic product of Ghana. Sneaker Stories connects the dots, and traces a line from the nineteenth century African slave trade to American industrialization and racism, from the branding of black bodies and inner city poverty to our outsourcing, Nike-economy of today. Sneaker Stories has no narrators, no interviews with scholars or famous basketball players, and no easy answers. Instead, Adrian, Karl and Aziz, three quietly poignant young men, speak for themselves, grapple with their dreams, and hustle through their unspectacular lives, all against a backdrop of coohunting and transnational profit. Scenes with rain clouds and a sort of unhurried poetry wash over us, and we come away with inescapable conclusions. Katharina Weingartner Katharina Weingartner beschäftigt sich als Autorin, Radio- und Filmemacherin mit Pop- und Gegenkulturen, Politik, Konsum und Musik. Lebt derzeit in Wien. Mitbegründerin des Dokumentarfilmkollektivs pooldoks (Wien, New York). Tätigkeiten, Studium seit 1992 Radio & TV-Beiträge und Features für u.a. WDR, ORF, WBAI (New York), Premiere TV (aus Los Angeles); Beiträge u.a. in SPEX, Springer/In; Ausstellungskuratorin; Recherche, Produktionsassistenz, Produktionsleitung, Produktion, Drehbuch und Regie bei div. Dokumentarfilmprojekten. 1992 Magister der Philosophie (Germanistik), Universität Wien 1987 Fulbright Forschungsstipendium USA 1983-1992 Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte, Universität Wien 1989-1994 Musicbox/ORF 1988–1989 Minor Music/Rhythm Attack (Plattenlabel/Konzertagentur Köln) Dokumentarfilm 2008 Sneaker Stories. Kino-Dokumentarfilm, 95:00. A, USA, GH. (FFW, OEFI, ORF/Film-Fernsehabkommen). Drehbuch, Regie 2003 Knock Off. Die Rache am Logo. Dokumentarfilm, 45:00, ARTE/BKA/Knock Off Productions USA;D;A Regie, Drehbuch (m.A.Baldauf), Produktion 2001 too soon for sorry. Dokumentarfilm, 77:00, D, A, USA (OEFI, ARTE) Regie, Drehbuch, Produktionsleitung Veröffentlichungen (Auswahl) 2001-2007 div. Radiofeatures WDR 2001 Shopping. Generali Foundation, Wien. (Kuratorin m. A.Baldauf) 1998 Lips. Tits. Hits. Power? Popkultur und Feminismus. Wien, Meran: Folio Verlag (Hg. mit Anette Baldauf) HINTERGRUND Jahrelang konzentrierten wir uns auf Design und Herstellung unserer Schuhe, jetzt verstehen wir, dass wir eine Marketing Firma sind, die ein Image verkauft. Unsere Produkte sind nur Mittel zum Zweck. (Phil Knight, CEO Nike Inc.) So wie die Geschichte von „Coolness“ in Amerika in Wahrheit eine Geschichte der afroamerikanischen Kultur ist, so bedeutet für viele der Super-Marken Coolhunting eine Jagd auf schwarze Kultur. Deshalb waren auch die ersten Stationen der Coolhunters die Basketballplätze in den ärmsten amerikanischen Wohngegenden. (Naomi Klein, No Logo) No Biz Like Sneaker-Business In den 1990er-Jahren entwickelten sich die NBA (National Basketball Association) und der Sportartikelhersteller Nike zu zwei der erfolgreichsten und lukrativsten Unterhaltungsbetrieben der USA. In Verbindung mit der Hip-Hop-Musikindustrie definieren sie einen Markt, auf dem höchst effizient Images schwarzer Popkultur zu Geld gemacht werden. Kein Objekt verkörpert diese Konsum-Schlacht so eindrücklich wie der Sneaker. Aus einem unscheinbaren Sportaccessoire aus Gummi und Billigleder ist eine Ikone der Konsumkultur geworden. Schon längst ist der Sneaker kein Turnschuh mehr. Sneakers sind universelle Modeartikel geworden, die weltweit millionenfach verkauft, getragen, gesammelt und beworben werden. Sneakers sind Fetischobjekte und Statussymbole, sie verkörpern Phantasien von Kraft, Können und Coolness, die man sich bequem kaufen und anziehen kann. Wer so schwerelos sein möchte wie Michael Jordan, der kann ja schon einmal damit beginnen, seine Schuhe zu tragen. Sneakers sind demnach keine Sportausstattung – man trägt sie, um in ihnen seinen Lebensträumen ein paar Schritte näher zu kommen. Sneakers müssen cool sein, also immer neue, avancierte Designs anbieten; und sie müssen hip sein – wer als erster mit einem neuen, exklusiven Modell auftaucht, hat das Rennen um den Distinktionsgewinn für sich entschieden. Immerhin sind zwei Drittel aller weltweit verkauften Schuhe heute Sportschuhe. Sneaker-Marken wie Nike, Reebok oder AND 1 brauchen die Verbindung mit den Superstars, um ihrem Massenpublikum deren Ruhm und Besonderheit mitverkaufen zu können. Es ist also entscheidend, welcher Star welche Schuhe trägt – den großen Durchbruch haben Basketball-Spieler heute erst dann geschafft, wenn sie zum ProfiEngagement noch einen exklusiven Schuh-Vertrag bekommen. Ausrüsterverträge haben zwar fast alle Profi-Sportler, aber hier geht es um eine völlig andere Dimension; zuletzt verpflichtete Nike in einer beispiellosen Aktion den völlig unbeschriebenen NBA-Neuling James LeBron um 90 Millionen Dollar zu einem Sieben-Jahre-Vertrag. In der umgekehrten Logik bedeutet das: Nike kann dich mit einem Schlag um 90 Millionen reicher machen. Die James LeBron-Modelle von Nike sind zurzeit übrigens die begehrtesten Sneakers am Markt. Sneakers und Basketball Sneakers nennt man zwar alle Arten von Sportschuhen, sobald aber von „Sneaker-Kultur“ die Rede ist, bezieht sich das auf Basketball-Schuhe. Basketball und die dazugehörenden Schuhe haben im Vergleich zu anderen populären Sportarten eine absolute Sonderposition. Erstens sind Basketball-Sneakers das perfekte Schuhwerk für den urbanen Alltag (was auf Fußballschuhe mit ihren Stoppeln nicht zutrifft, gleiches gilt für Baseball oder American Football). Und zweitens ist Basketball auf einzigartige Weise mit HipHop verbunden, wo Sneakers das wichtigste Statussymbol in diesem modemäßig ohnedies höchst ausdifferenzieren Bereich darstellen. Mit den richtigen Sneakers ist man demnach immer gut gekleidet, und zugleich „ready to play“ – am Basketballplatz gleichermaßen wie in Alltagssituationen. Die Sonderstellung von Streetball Die Geschichte des Sneakers erzählt immer auch die Geschichte und Kultur der Schwarzen Bevölkerung in den USA. Wie Hip Hop ist heute US-Basketball eine wesentlich schwarze Domäne. Wie der originelle Reim im Hip Hop unabhängig vom Inhalt funktionieren kann, so dienen virtuose Spielzüge wie Slamdunk oder Dribbling nicht nur dem Punktgewinn – elegante oder autoritäre Bewegungen verunsichern den Gegner und unterhalten das Publikum. Dieses Showelement ist im Streetball noch viel stärker ausgeprägt als im klassischen NBA-Wettkampfstil. Geht es in der NBA vor allem um Effizienz und das Endergebnis, gilt in den Parks der Großstädte auch als Sieger, wer seinem Gegner an Stil und Raffinesse überlegen ist. Die NBA war, ganz im Gegensatz zu den aktuellen Bildern aus den Medien, ursprünglich eine „weiße“ Liga. Erst 1950 durften schwarze Athleten teilnehmen – bis heute sind jedoch die Besitzer der Teams, fast alle Coaches und 90% des Publikums Angehörige der weißen Mehrheit. Und obwohl die großen (schwarzen) NBA-Stars wie einst Michael Jordan oder heute Kobe Bryant, James LeBron, Allen Iverson oder Stephon Marbury als Ausnahmeerscheinungen gefeiert werden und der Spielstil immer mehr Showelemente integriert, findet die wirkliche Show beim Streetball in den Parks und Hinterhöfen statt. Das große Ziel vieler Streetball-Spieler ist zwar die NBA, doch dieser Traum bleibt einigen wenigen vorbehalten. Und bis dahin wollen alle Streetballer die Talentesucher der NBA und der Collegemannschaften durch ihr besonders individuelles Spiel auf sich aufmerksam machen. Wenn es dann tatsächlich einer von ihnen in die NBA schafft, ist das wiederum genau das Material, das Nike & Co für ihre amerikanischer-Traum-Legenden brauchen. Die Basketball-Legende Kareem Abdul-Jabbar über den Unterschied von Streetball und College-Basektball: „Weißes College-Basketball war genauso reglementiert und durchorganisiert wie das Leben, das seine Spieler danach erwartete. Das Spiel der Schwarzen auf den Schulhöfen und Playgrounds verlangte seinen Spielern dieselbe blitzschnelle, tückische und rücksichtlose Brillianz ab, die jeder Einzelne in der Welt, die da draußen auf ihn wartete, bitter nötig hatte. Wie Job-Training ohne irgendeine Aussicht auf Jobs. Kein Wunder, dass diese Spiele so intensiv abliefen, besser konnte es ohnehin nicht werden. Wer will da noch behaupten, dass es im Ghetto keine Arbeitsmoral gibt? Da waren Philosophen am Werk, jedes Duell eine Debatte, jeder Move ein durchdachtes Konzept, jedes Wochenende eine neue Abhandlung in Arbeit. Ich nutzte jede Gelegenheit, diese Seminare zu besuchen.“ Der Ghetto-Mythos In einer am Harlem-Hospital durchgeführten Studie gibt ein signifikanter Teil der 12- bis 18jährigen Afro-Amerikaner als ihren Traumberuf Sportler und Entertainer an. Ihre Begründung: In traditionell angesehenen Berufen wie Arzt und Rechtsanwalt hätten sie wegen ihrer Hautfarbe selbst bei gleichen Voraussetzungen keine Karrierechancen, weil sie als Schwarze systematisch benachteiligt würden. Die desolate Landschaft der US-amerikanischen Inner Cities dient als dramatischer Hintergrund für die Erfolgsgeschichten der Superstars. Es gibt keinen größeren Sprung als den raus aus dem Ghetto und rein ins Luxusleben. Das Ghetto hat die gleichen Attribute wie Gangster Rap, das Leben dort ist gefährlich, aber authentisch, es fühlt sich „echt“ an und verwegen, voller Leid und Leidenschaft. Ein Ort für Dissidenz und Desperados. Harte Kontraste, extreme Charaktere und Erfahrungen, die einer weißen Mittelschicht allesamt sehr fern sind. Doch genau diese weiße Mittelschicht ist die wichtigste, weil kaufkräftigste Gruppe potenzieller Kunden für Sneakers. Und sie liebt diesen Hauch von Gefährlichkeit und Rebellion, der ihnen wiederum von Nike & Co als begehrenswerter Stil verkauft wird. Der Sneaker kann auch das: ein bisschen Verwegenheit suggerieren. Das ökonomische Erfolgsrezept besteht aus einer Gratwanderung zwischen der Gelegenheit zum „Walk on the Wild Side“ und einer hochpolierten, schwarz besetzten Ästhetik. Während Drogendealer weiterhin als Abart der schwarzen Psyche gehandelt werden, geriet schwarze Popkultur von Basketball bis Gangster Rap zum Inbegriff schicker schwarzer Authentizität und zum Fluchtpunkt weißer Konsumentensehnsüchte. Isahia Thomas, heute einer der ganz wenigen schwarzen NBA-Coaches: „Unser männliches, weißes Publikum will sich kleiden wie wir, will sprechen wie wir, gehen wie wir, sich bewegen wie wir. Nur in unserer Gegend wohnen, das wollen sie nicht“. Wien ist anders Aus der Wiener Perspektive ergibt sich ein sehr widersprüchliches Verhältnis zu Amerika und US-amerikanischer Popkultur. Einerseits ist sie omnipräsent; Andererseits dienen die USA in vielerlei Hinsicht als Negativbeispiel, Amerikaner gelten schnell als kultur- und geschichtslos, und seit der Präsidentschaft von George W. Bush als mitverantwortlich für die von ihm verursachten weltpolitischen Katastrophen wie den Irak-Krieg. Dem Transfer von Konsumgütern tut dies freilich keinen Abbruch, auch in Österreich haben von Hip Hop inspirierte, internationale Modelabels das Kommando übernommen und Sneakers als Alltagsschuhbekleidung die Straßen erobert. Sneaker Stores wechseln sich in Shopping Zentren mit Fast-Food-Lokalen ab; und der Zorn globalisierungskritischer Gruppen richtet sich ebenso gegen McDonalds wie gegen Nike. Basketball liegt in Österreich als Massensportart zwar weit hinter Fußball zurück, doch wer in Österreich Basketball spielt, hat eine viel bewusstere Entscheidung getroffen. Sportlich gibt es zwei Szenen: die offizielle Basketball-Bundesliga ist in Vereinen organisiert, die vor allem in kleineren bis mittleren Gemeinden beheimatet sind (Klosterneuburg, Oberwart, Feldkirch...); Streetball wird hingegen in urbanen Zentren gespielt, in den Käfigen der städtischen Parkanlagen, wie etwa am Margaretengürtel in Wien. Hier ist die ganze Widersprüchlichkeit des Amerika-Bezugs auf eine höchst interessante und paradoxe Weise konzentriert. Die Spieler sind fast ausschließlich Jugendliche der zweiten Generation, vor allem aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien. Ihre Füße stecken in den neuesten Nike-, Reebok- und AND 1-Modellen, auf die sie sehr stolz sind; in ihren Kopfhörern rappen Eminem, 50 Cent und Little Kim, und auf ihren Basketbällen prangt das offizielle NBA-Logo – doch wenn sich einmal tatsächlich ein Schwarzer in den Käfig verirrt, um dort bei einem Pick-Up-Game mitzuspielen, sieht er sich mit dem vollen Repertoire an rassistischen Vorurteilen konfrontiert, das eine fast ausschließlich weiße Gesellschaft aufzubieten hat. Die sprichwörtliche „Angst vorm schwarzen Mann“, die AfroAmerikanern in den USA ständig begegnet, hat sich offenbar parallel zu allen Konsumgütern mitexportiert. Die Erlösungsphantasie von einer Basketball-Karriere hat sich dennoch in den Köpfen einzelner Spieler festgesetzt. Diese gebrochene, selektive und teils völlig faktenwidrige Wahrnehmung liefert interessante Hinweise auf die Funktionsweisen von kulturellen, aber auch ökonomischen Transfers. Auf grundsätzliche Sympathie der Wiener Streetballer gegenüber ihren New Yorker Kollegen als eventuelle Vorbilder sollten sich diese jedenfalls nicht verlassen. Fluchtpunkt Amerika Nima ist ein stark ghettoisiertes Viertel von Accra, der Hauptstadt Ghanas. Die Armut, unter der die Bevölkerung seit den diversen Interventionen von WTO und Weltbank in den 90er-Jahren hier mehr und mehr leidet, wird oft der „Faulheit“ der Muslims zugeschrieben, die diesen Stadtteil im sonst christlichen Accra dominieren. Für Jugendliche ist die Situation besonders schwierig. Ohne einen Abschluss von einer renommierten Schule kommt man kaum an einen Job, mit dem eine eigene Existenz aufzubauen wäre. Als Alternative bleibt oft nur der informelle Sektor, um die Familie zu unterstützen: an der Kreuzung Klopapier verkaufen, am Straßenrand restaurierte Videorekorder anbieten. In einer labilen Zone wie dieser, wo langfristige Planung vom täglichen urbanen Chaos geschluckt wird, staatliche Strukturen durch Privatisierungswellen zerschlagen wurden und der totale, freie Markt herrscht, ist dein Ruf alles. Das wichtigste, repräsentative Statussymbol für die Kids: der Sneaker. Sneaker verkörpern den amerikanischen Traum mehr als andere Statussymbole, wie Handys oder Autos und sind auch leichter zu finanzieren; der Gebrauchtschuhmarkt ist riesig. Neue Schuhe werden für 20€ gekauft und im Schnitt für 40€ verkauft – mehr als ein Monatslohn. Es gibt Nikes aus den USA und China, Knock Offs aus Dubai, einige gebrauchte aus Deutschland. Hauptsächlich sind es Basketball-Schuhe aus der vorletzten Saison; Nikes sind weitaus am beliebtesten. „Been To´s“ heißen in Ghana Leute, die an diesen Orten waren und wieder zurück gekommen sind – „Dortgewesene“. Weil die Ehre hoch gehalten wird, trauen sich die meisten nicht von schlechten Erfahrungen zu erzählen, malen den oft harten und traumatischen Auslandsaufenthalt in schönsten Farben und animieren so die nächste Auswanderungswelle. Das Hauptthema unter jungen Leuten hier in Nima: Wie schaffe ich´s hier raus? Viele glauben an ihre Chance durch eine Sportkarriere. Der Fluchtpunkt ihrer Phantasien: Amerika. GLOSSAR Alley-Oop... ein Anspiel über Korbniveau, das dann mit einem Dunking oder Tip-In abgeschlossen wird. And1... wird ein Spieler beim Wurf gefoult und der Ball geht dennoch in den Korb, bekommt der Spieler einen zusätzlichen Freiwurf zugesprochen. Es zählt sowohl der Korb mit zwei Punkten als auch der Freiwurf. Auch: Basketball-Schuh-Hersteller, der sein gesamtes Marketing über streetball abwickelt. Siehe: And1-Mixtapes. And1 Mixtapes... Videos mit spektakulären Streetball-Szenen, hergestellt von And1, wurden ursprünglich mit And1 Schuhen verkauft. Mittlerweile gibt es eine eigene And1Mannschaft, die im Rahmen der And1-Mixtape-Tour durch die USA tingelt und Exhibitions spielt. Die Harlem-Globetrotters des 21. Jahrhunderts. Assist... der Pass zu einem Mitspieler, der direkt anschließend einen Korb erzielt. Backboard... nennt man das Brett der Korbanlage. Block... nennt man die Aktion eines Angreifers, der einen Abwehrspieler regelgerecht am Erreichen seiner gewünschten Position hindert. Buzzer beater... nennt man einen Korberfolg mit der Schluss-Sirene. Center... nennt man die Spielerposition in direkter Nähe zum Korb. Meist der größte Spieler der Mannschaft. Charging... ist ein Offensivfoul, bei dem ein Angreifer in einen Verteidiger läuft, der ihm regelgerecht den Weg verstellt hat. Crunch-Time... bezeichnet die entscheidende Spielphase kurz vor dem Spielende. Auch Money-Time genannt. Double dribble... ist die englische Bezeichnung für einen Regelverstoß: Während des Dribblings wird der Ball gehalten und anschließend das Dribbling fortgesetzt. Draft... nennt man das jährliche Auswahlverfahren der US-Profiliga NBA bei Nachwuchsspielern. Die besten College-Spieler werden dabei in einer Rangliste nach ihren Fähigkeiten zusammengefasst. In umgekehrter Reihenfolge des Saisonergebnisses dürfen die Vereine dann Spieler von dieser Liste aussuchen. Durch seine Wahl hat ein Verein das Recht erworben, mit dem Spieler einen Vertrag auszuhandeln. Dreipunktewurf... nennt man einen Schuss von jenseits der 6,25-m-Linie (NBA: 6,50 m). Ein erfolgreicher Versuch bringt drei Punkte. Drei-Sekunden-Regel... ein Angriffsspieler darf sich nur drei Sekunden lang im Freiwurfraum der verteidigenden Mannschaft aufhalten, es sei denn, seine Mannschaft unternimmt gerade einen Korbwurfversuch. Dribbeln... der Ball wird mit einer Hand immer wieder zu Boden geprellt. Dient dem regelgerechten Fortbewegen mit dem Ball. Dunking... heißt das Stopfen des Balles in den Korb mit einer oder beiden Händen. Flügelspieler.... nennt man die Position eines großen Spielers mit Fähigkeiten zum Distanzwurf. Man unterscheidet zwischen Small Forward und Power Forward. Freiwurf... heißt ein Wurf von der Freiwurflinie, bei dem die anderen Spieler nicht eingreifen dürfen. Mit Freiwürfen wird das Spiel meist nach Fouls fortgesetzt. Für einen erfolgreichen Freiwurf gibt es einen Punkt. Guard... bezeichnet die Position der Aufbauspieler. Dies sind die Spieler, die am weitesten vom Korb entfernt spielen und zumeist die Angriffe einleiten. Illegal defense... wird in der NBA gepfiffen, wenn die dort verbotene Zonenverteidigung gespielt wird. Dies wird mit einem technischen Foul bestraft. Nach dem zweiten Mal wird dem Gegner ein Freiwurf zugesprochen. In your face... ein Schuss "ins Gesicht" des Gegenspielers trotz enger Verteidigung Jump shot... ist die englische Bezeichnung für Sprungwurf. Lay-up... ist die englische Bezeichnung für einen Korbleger. Ein Wurf aus kurzer Distanz, bei dem der Ball, häufig unter Zuhilfenahme des Bretts, in den Korb "gelegt" wird. MVP... ist die Abkürzung für "Most valuable player" ("Wertvollster Spieler"). Die Kriterien für die Wahl zum wertvollsten Spieler beinhalten seine Fähigkeit Punkte zu erzielen, Assists zu geben und gut zu rebounden. NBA... ist die Abkürzung für "National Basketball Association". Dies ist die Vereinigung der Nordamerikanischen Basketballproficlubs. Seit der Saison 1995/96 spielen in zwei Conference-Gruppen, die wiederum in zwei Divisionen aufgeteilt sind (East = Atlantic und Central, West = Midwest und Pacific) insgesamt 29 Teams um den Titel. Absteiger gibt es nicht. NCAA... ist die Abkürzung für "National Collegiate Atheletic Association". Das ist der SportVerband der amerikanischen Colleges. No look pass... nennt man einen Pass ohne Blickkontakt des Passgebers zum Empfänger. Offensive foul... nennt man ein persönliches Foul eines angreifenden Spielers. Off Guard... heißt der zweite Aufbauspieler. Er hilft dem Point Guard den Ball nach vorne zu bringen und kann von der Flügelposition punkten. Auch Shooting Guard genannt. One-on-One... bezeichnet das Basketballspiel zwischen lediglich zwei Akteuren. Ein "Einsgegen-Eins" kann auch im normalen Spiel häufig vorkommen. Open shot... ist ein freier Wurf ohne Gegenspieler. Pass... bedeutet, den Ball mit einer Hand oder beiden Händen einem Mitspieler zuspielen. Pick and roll... nennt man eine gängige Offensivtaktik, bei der ein Spieler ohne Ball einen Block stellt, danach sofort abrollt (sich von seinem Gegenspieler löst) und sich für einen Pass unter den Korb anbietet. Point Guard... siehe Aufbauspieler. Auch Playmaker. Power Forward... ist eine Spielposition, die meist von einem großem Spieler mit guten Reboundfähigkeiten in Angriff und Abwehr und Drang zum Korb ausgefüllt wird. Rebound... nennt man das Sichern eines vom Brett oder Korb abprallenden Balles. Man unterscheidet zwischen offensivem (nach eigenem Wurfversuch) und defensivem Rebound. Schrittfehler... wird vom Schiedsrichter gepfiffen, wenn ein Spieler zu viele Schritte macht ohne zu dribbeln. Shot clock... heißt die Zeit, die für den Abschluss eines Angriffs zur Verfügung steht. In der FIBA und in der NBA sind dies 24 Sekunden. Sixth man... nennt man den ersten Einwechselspieler einer Mannschaft. Dabei handelt es sich häufig um einen herausragenden Akteur. Slam dunk... nennt man einen besonders kraftvollen Dunking. Small forward... heißt die Spielposition des großen Flügelspielers, meist ein guter Werfer. Steal... heißt die erfolgreiche Aktion eines Verteidigers, der dabei dem gegnerischen Spieler den Ball abnimmt. Streetball... ist die Freiplatzvariante von Basketball. Am bekanntesten ist das Spiel 3-gegen3 auf einen Korb. Technisches Foul... heißt ein Foul, das wegen Meckerns eines Spielers oder gegen die Bank ausgesprochen wird. Strafe: ein Freiwurf und Ballbesitzwechsel. Three point play... nennt man den Versuch, beim Wurf gefoult zu werden, um einen zusätzlichen Freiwurf zu erhalten sowie einen Spielzug, der einen sicheren Drei-PunkteWerfer in Wurfposition bringt. Three second violation... ist eine Zeitregel, die besagt, dass ein Angreifer sich nur drei Sekunden in der Zone unter dem Korb aufhalten darf. Time-out... ist die englische Bezeichnung für Auszeit. Der Trainer kann eine Auszeit nehmen, um eine Minute lang das Spiel zu unterbrechen und mit seiner Mannschaft die Taktik zu besprechen. Jeder Mannschaft steht pro Viertel eine Auszeit zu, im vierten Viertel sind es zwei. Förderungen: PRESSEBETREUUNG apomat* büro für kommunikation Andrea Pollach | Mahnaz Tischeh 1020 Wien, Hollandstraße 7/17 T +43 1 908 12 97 30 | 40 M +43 699 1944 84 51 | +43 699 1190 22 57 E [email protected] KONTAKT PRODUKTION Pooldoks Filmproduktion, Redtenbachergasse 15/2A, 1160 Vienna, Austria Tel: +43 1 2365432, Fax: +43 1 23685099, Mobil: +43 699 10100120, [email protected], www.pooldoks.com, www.sneakerstories.com