Ausgabe 1 / 2007 (PDF/2990kB)

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Ausgabe 1 / 2007 (PDF/2990kB)
Paktue
KKP
KKPaktuell
Ausgabe 01/2007
FÖRDERPROGRAMM FÖRDERVEREINE GEWALTPRÄVENTION
KINDER- UND JUGENDKRIMINALITÄT
FACHTAG KKP MEDIENKOMPETENZ SUCHTPRÄVENTION
Inhalt
03
GASTKOMMENTAR
IMPRESSUM
03
SUCHTPROPHYLAXE IN BADEN-WÜRTTEMBERG –
KKPaktuell, Ausgabe 1/2007
EIN BEISPIEL FÜR VERNETZTES ARBEITEN
HERAUSGEBER
Landeskriminalamt
Baden-Württemberg
Taubenheimstraße 85
70372 Stuttgart
Telefon 0711 5401-0
04
FÖRDERPROGRAMME
04
EINE MILLION EURO GEGEN GEWALT, SUCHT UND VERKEHRSUNFALLPRÄVENTION
06
FÖRDERVEREINE
06
PRÄVENTION BRAUCHT PARTNER
08
WER SICHER LEBT, HAT LÄNGER SPASS
10
GEWALTPRÄVENTION
10
„WARUM KÄMPFT MAX GEGEN IGOR UND IGOR GEGEN MUSTAFA“
12
BÜCHER-TIPPS
Harald Schaber (verantwortlich)
Dr. Monika Toman-Banke
Elisabeth Jacobi
14
KINDER- UND JUGENDKRIMINALITÄT
GESCHÄFTSSTELLE
14
MIGRANTEN SIND AUF DER VERLIERERSEITE
17
FRANK´S LESETIPPS
18
KOMMUNALE KRIMINALPRÄVENTION
Telefon
Fax
E-Mail
Internet
18
VIER THESEN ZUR KKP UND VIELE ERKENNTNISSE
REDAKTION
0711 5401-2496
0711 5401-3455
[email protected]
www.polizei-bw.de
LAYOUT UND GESTALTUNG
Liane Köhnlein
Diplom Designerin (FH)
Landeskriminalamt
Baden-Württemberg
Telefon 0711 5401-2026
20
MEDIENKOMPETENZ
20
FACHTAG „GEWALTIGES MEDIENANGEBOT“ IN SCHWÄBISCH GMÜND
20
MEDIEN IM FADENKREUZ DER PRÄVENTION
22
SPIELER SIND LÄNGST KEINE RANDGRUPPEN MEHR
26
ALLES ÜBER KWICK.DE
28
AUFSPRINGEN AUF DEN ZUG DES FORTSCHRITTS
30
HANDY IST BESTANDTEIL DES ALLTAGS
DRUCK
32
SUCHTPRÄVENTION
Henkel GmbH Druckerei,
Stuttgart
32
STATT ALKOHOLEXZESSEN BALLKULTUR
33
NEUER INTERNET-AUFTRITT WWW.BLEIB-KLAR.DE
34
„MAN BRAUCHT EIN GANZES DORF, UM EIN KIND ZU ERZIEHEN“
36
VORBILDLICHE STRATEGIE ZUR SUCHTVORBEUGUNG
40
2
TIPPS
November 2007
© Landeskriminalamt
Baden-Württemberg
BEAUFTRAGTER FÜR SUCHTPROPHY-
DIPLOM-VERWALTUNGSWISSEN-
LAXE IM OSTALBKREIS UND OBMANN
SCHAFTLER
DER ARBEITSGEMEINSCHAFT BEIM
GASTKOMMENTAR
BERTHOLD WEISS,
LANDKREISTAG BADEN-WÜRTTEMBERG
Suchtprophylaxe in Baden-Württemberg –
ein Beispiel für vernetztes Arbeiten
xe hat es nicht leicht.
Baden-Württemberg.
Was nichts zu tun hat mit einer vermeintlich „falschen“ Politik bei Land,
Kommune oder auch den Verbänden.
Oder dem Geld, welches - wie für alle
wichtigen Aufgaben - natürlich auch
für die Suchtprophylaxe nicht in der
angemessenen Menge zur Verfügung
steht. Es geht vielmehr um die Sache
selbst: Die Sucht und ihre Stoffe.
Während sich bei der Zahnprophylaxe
die Erkenntnis durchgesetzt hat, mit
dem Vorbeugen bereits dann zu beginnen, wenn noch gar kein Zahn vorhanden ist, sind bei der Suchtprophylaxe noch immer zu viele Akteure der
festen Überzeugung, es genüge, erst
dann zu reagieren, wenn „ein Vorfall“
in der Familie, dem Betrieb oder der
Schule vorliegt. Dass es dann nicht
mehr um Prävention geht, sondern
schon um Intervention, ist hierbei den
Wenigsten bewusst.
und - zu allem Überfluss – hauptberufliche Miesmacher seien. Das Achtel
Rotwein, das frisch gezapfte Pils oder
– wenn es denn sein muss – sogar
die „Kanzler“-Zigarre würde einem
noch schlecht geredet, erfährt man
immer wieder.
Dies sind nur einige der Gründe,
welche es der Suchtprophylaxe nach
wie vor schwer machen, in allen
notwendigen Arbeitsfeldern Fuß zu
fassen. Dabei hat sich die Suchtprophylaxe in Baden-Württemberg bereits
seit Anfang der 1990er-Jahre ziemlich schnell auf der Grundlage eines
schriftlichen Konzeptes von diesen in
der Tat „abschreckenden“ Beispielen
distanziert und die Suchtprävention
auf eine moderne, ursachenorientierte Basis gestellt. Welche im Übrigen
nach wie vor Bestand hat, auch wenn
immer wieder Schlagzeilen oder Veranstaltungstitel wie „Neue Wege in
der Prävention“ das Gegenteil suggerieren wollen. Ziel dieser ganzheitlich orientierten Suchtprophylaxe in
Baden-Württemberg war und ist es,
dieses Thema als eine Aufgabe für
alle zu definieren, die mit Kindern und
Jugendlichen arbeiten. Eltern und Familien sind hier selbstverständlich die
ersten und wichtigsten Adressaten.
Aufgrund der hohen pädagogischen
Kompetenz, des großen Erreichungsgrades und der relativ langen Verweildauer sind natürlich aber auch Kindertageseinrichtungen und Schulen von
größter Bedeutung für die Umsetzung
einer ursachenorientierten Prävention.
Vielleicht liegt es aber auch daran,
dass viele der aktuell Handelnden
durch „Drogenprävention“ in ihrer
eigenen Schulzeit in den 1970-er oder
80er-Jahren zu der Auffassung gelangt sind, dass diese Abschreckungsoder Informationsveranstaltungen, die
insbesondere zu illegalen Drogen, aber
auch zu Nikotin und Alkohol durchgeführt wurden, nicht der Weisheit
letzter Schluss sein können. Selbstverständlich herrscht auch immer
noch das Vorurteil, dass die Akteure
in der Suchtprophylaxe notorische
1
Kern der konzeptionellen Vorstellungen ist deshalb der Multiplikatorenansatz. Suchtprävention, welche das
Ziel hat, „Kinder stark zu machen“,
kann nicht von einigen wenigen Präventionsfachkräften bei der eigentlichen Zielgruppe umgesetzt werden,
sondern muss im Alltag von Kindern
und Jugendlichen in den Settings Familie, Kindergarten, Schule, Jugendarbeit und Weiteren umgesetzt werden.
Demzufolge ist Hauptaufgabe der bei
den Stadt- und Landkreisen angestellten Beauftragten für Suchtprophylaxe
die Organisation eines „Kommunalen
Netzwerkes zur Suchtprävention“,
welches eben diese Settings in unterschiedlichen Arbeitsgruppen erreicht
und fähig ist, die dortigen Akteure mit
dem notwendigen Handwerkszeug zu
versehen.
Dass Pädagogik zwar viel, aber doch
nicht alles ist, ist für die kommunale
Suchtprävention Kern der konzeptionellen Vorgehensweise. Neben der
verhaltensbezogenen Prävention wird
der an Strukturen ansetzenden Verhältnisprävention seit vielen Jahren
ein großes Augenmerk beigemessen.
Wie richtig diese Schwerpunktsetzung
war, wird immer wieder durch die
Ergebnisse der Präventionsforschung
bestätigt1. Und zu einem „Netzwerk
Suchtprävention“ gehört natürlich
auch, alle Akteure vor Ort in dieses
so z. B. durch die „Expertise zur
Prävention des Substanzmissbrauchs“
des IFT München, BZGA, 2006
INHALT GASTKOMMENTAR
3
NEUES LANDESPROGRAMM FÖRDERT
86 KRIMINALPRÄVENTIVE MODELLPROJEKTE
Eine Million Euro gegen
amtkonzept einzubinden. Späens hier wird deutlich, weshalb
uftragte für Suchtprophylaxe
ausgesprochen große Nähe zur
mmunalen Kriminalprävention ha– und dies nicht erst, seit deren
chäftsführung im Rahmen der
waltungsreform des Landes Badenrttemberg auf die Stadt- und Landkreise übergegangen ist und in nicht
wenigen Fällen von den Beauftragten
ausgeübt wird. Als Beleg für den
Erfolg des baden-württembergischen
Modells mag die Tatsache dienen,
dass bei den bislang drei durchgeführten Wettbewerben zur kommunalen
Suchtprävention des Bundesministeriums für Gesundheit in der Kategorie
„Landkreise“ Baden-Württemberg immer eine hervorragende Stelle eingenommen hat. Beim Wettbewerb 2006
„Kommunale Alkoholprävention“ etwa
stellte Baden-Württemberg drei der
vier Preisträger. Bleibt zu hoffen, dass
sich die Suchtprophylaxe in BadenWürttemberg durch die angedachte
Fortschreibung des Gesamtkonzepts
oder eine noch engere Kooperation im
Rahmen der Kommunalen Kriminalprävention nochmals eine Stufe weiterentwickelt und es dadurch vielleicht
erreichen kann, die eingangs erwähnten Vorurteile am Ende doch noch zu
überwinden.
Die Landesstiftung Baden-Württemberg gGmbH stellt
in den Jahren 2007 und 2008 eine Million Euro für das
Förderprogramm Kriminalpräventive Modellprojekte (KPM)
zur Verfügung. Schwerpunkte sind zum einen die brennpunktorientierte Gewaltprävention in Städten, Gemeinden
und Landkreisen bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund, zum anderen die Förderung der Vernetzung
von Verkehrssicherheit und Kriminalprävention. Mit dem
neuen Förderprogramm setzen die Landesstiftung und das
Innenministerium Baden-Württemberg ihre erfolgreiche
Kooperation fort.
„Wir dürfen nicht zusehen, wie junge Menschen in Kriminalität, Gewalt und Sucht abgleiten“, sagte BadenWürttembergs Innenminister, Heribert Rech, bei der Vorstellung des Förderprogramms im Juli. Dass hier Handlungsbedarf bestehe, zeige die Polizeiliche Kriminalstatistik, so Rech und nannte einige Erkenntnisse. Trotz eines
leichten Rückgangs im Jahr 2006 bewege sich die Gewaltkriminalität auf hohem Niveau. Auffällig seien dabei
junge Menschen mit Migrationshintergrund. Bezogen auf
100.000 Einwohner würden nichtdeutsche Jungtäter nahezu doppelt so häufig kriminell wie deutsche Jugendliche.
Die Polizei gehe gegen diese Gewalt mit konsequenter
Strafverfolgung und Präsenz vor. Das allein reiche aber
nicht, sagte Rech weiter. Deswegen setze das Förderprogramm hier an, um gezielt und gemeinsam mit weiteren
Akteuren alle Kräfte zu bündeln und auffälligen Jugendlichen Alternativen zu bieten. „Sinnvolle Freizeitbeschäftigungen, Einbindung in Vereine oder – noch besser – die
Integration in den Arbeitsmarkt sind wesentliche Schutzfaktoren gegen Kriminalität“, so der Innenminister.
Mit der Förderung von 50 der eingereichten 85 Projekte
zur (Gruppen-) Gewaltprävention mit einem Gesamtvolumen von 550.000 Euro sollen junge Migranten zielgruppengerecht angesprochen werden. Maßnahmen seien dabei die Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen oder
die Integration von Jugendlichen in die soziale Stadtteilarbeit. Vorrangig würden Projekte an Brennpunkten gefördert, die bei bereits auffälligen jungen Migranten ansetzen.
Zweiter Schwerpunkt der Förderung sei die engmaschige
Vernetzung von Verkehrssicherheitsarbeit und Kriminal-
4
GEMEINNÜTZIGE INNOVATIVE MODELL-
KEHRS- UND KRIMINALPRÄVENTION
PROJEKTE, ÜBERTRAGBAR AUF ANDERE
FÖRDERPROGRAMM
ENGMASCHIGE VERNETZUNG VON VER-
ÖRTLICHE BRENNPUNKTE
Gewalt, Sucht und Verkehrsunfallprävention
prävention. 20,5 Prozent der 2006 im Straßenverkehr
tödlich Verunglückten seien junge Fahrer gewesen. Jeder
siebte Unfall der jungen Fahrer wäre auf Alkoholkonsum
zurückzuführen. Rech: „Wer sich im Straßenverkehr über
die Regeln hinwegsetzt, fällt oft auch mit anderen Straftaten auf.“ Deshalb gelte es, diese Zusammenhänge noch
stärker zu berücksichtigen und entsprechende Präventionsprojekte aufzulegen. Auf der Suche nach Action und dem
besonderen Kick seien junge Fahrer aufgrund ihres rücksichtslosen Verhaltens ein hohes Sicherheitsrisiko sowohl
im Straßenverkehr, als auch in Bezug auf Gewalt und dem
Missbrauch von Alkohol und Drogen, so Rech. Aus diesem
Grund käme der vernetzten Präventionsarbeit eine besondere Bedeutung zu. Mit 450.000 Euro würden 36 von
72 eingereichten Projekten gefördert, die das Abgleiten
von Kindern und Jugendlichen in die Alkohol- oder Drogenabhängigkeit verhindern und die Zahl der unter Alkoholeinfluss verursachten Verkehrsunfälle und Gewalttaten
verringern sollen.
mit Moscheevereinen, die Kooperation mit Handwerks- und
Werkbetrieben, um den Einstieg ins Arbeitsleben zu erleichtern, und mit Vereinen, um besser auf das Freizeitverhalten einwirken zu können. Vor allem erfolgte eine stärkere
Fokussierung auf Rädelsführer und tatsächlich auffällige
Jugendliche mit Migrationshintergrund.
DIFFERENZIERTE AUSWAHLKRITERIEN
NACHHALTIGKEIT UND QUALITÄTSSICHERUNG
Aus 157 Projektanträgen hatte die Jury unter Vorsitz des
Innenministeriums 86 gemeinnützige Projekte für die Förderung ausgewählt. Kriterien waren dabei, dass es sich um
innovative Modellprojekte handelt, die neue Akzente setzen
und die auch auf andere örtliche Brennpunkte übertragen
werden können, wie bereits in der Ausschreibung Anfang
des Jahres deutlich gemacht wurde.„Um den konkreten
Bezug zur polizeilichen Prävention (Verkehrsunfall- und
Kriminalprävention) zu gewährleisten – und auch eine
Abgrenzung zu sonstigen Förderprogrammen im sozialen
Bereich zu erreichen – sollen grundsätzlich nur solche
Vorhaben gefördert werden, an denen die Polizei mitwirkt
oder zumindest konzeptionell beteiligt ist“, hieß es in der
Ausschreibung weiter. Wichtig waren auch die Anzahl und
vor allem die Einbindung neuer Kooperationspartner.
Besondere Fördervoraussetzungen mussten die Antragsteller für die einzelnen Schwerpunkte erfüllen. Für die Arbeit
mit auffällig gewordenen Jugendlichen mit Migrationshintergrund wurden in den Projekten bestimmte Aspekte
verfolgt wie zum Beispiel die stärkere Einbindung der Eltern
und ihrer Erziehungsverantwortung, ein verstärktes Ansetzen im außerschulischen Bereich, eine intensivere Einbindung der Jugendmigrationsdienste, die Zusammenarbeit
Da die Förderung durch die Landesstiftung als Anschubfinanzierung und Impulsgebung verstanden wird, und nicht
zu hundert Prozent erfolgt, legte die Jury besonderen Wert
auf die Nachhaltigkeit sowie auf Fortsetzungsperspektiven
innerhalb der Vorhaben. Mit Blick auf die notwendige Qualitätssicherung kommt der Evaluation der Präventionsprojekte zudem eine zentrale Bedeutung zu. Das gilt insbesondere für den Einsatz von Ressourcen, der eng orientiert an der
beabsichtigten Wirkung erfolgen muss. Förderfähig waren
deshalb ausschließlich Projekte, die nach den wissenschaftlich anerkannten, systematisch-methodischen Standards
der Arbeitshilfe „Qualitätssicherung polizeilicher Präventionsprojekte“ konzipiert und prozessevaluiert werden.
Zudem sind die Projektträger verpflichtet, Halbjahres- sowie
umfassende Abschlussberichte zu verfassen und Material
zur Verfügung zu stellen.
Aus dem Regierungsbezirk Stuttgart werden 33, aus dem
Regierungsbezirk Karlsruhe 21 Projekte gefördert. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen erhalten Fördermittel für jeweils 15 Projekte. Zudem werden zwei landesweit
übergreifende Initiativen unterstützt. KKPaktuell wird in den
kommenden Ausgaben weiter berichten.
Auch für Projekte innerhalb der Verkehrsunfallprävention
legte das Innenministerium besondere Förderrichtlinien
fest. Weil häufig eine Korrelation zwischen allgemeiner
Delinquenz und verkehrsgefährdendem Verhalten besteht,
sollten entsprechende Projekte ganzheitlich angelegt sein
und der angestrebten Vernetzung der beiden Präventionsfelder Rechnung tragen. Die Zielgruppe selbst und
Erziehungsberechtigte sollen innerhalb der Projekte aktiv
werden können, um die Eigenverantwortung zu stärken.
Als Kooperationspartner kamen vor allem Partnerorganisationen von „GIB ACHT im Verkehr“ in Betracht, dazu Vereine
und Organisationen im außerschulischen Bereich.
GASTKOMMENTAR EINE MILLION EURO GEGEN GEWALT, SUCHT UND VERKEHRSUNFALLPRÄVENTION
5
RÜCKBLICK: IM JULI 1996 WURDE DIE
1. FÖRDERVEREIN ZUR KRIMINALITÄTS-
INITIATIVE SICHERER LANDKREIS REMS-
VERHÜTUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG
MURR E. V. GEGRÜNDET
Prävention braucht Partner
Markt der
Möglichkeiten
Festvortrag von Landespolizeipräsident
Hetger
SEIT 10 JAHREN GIBT ES DIE INITIATIVE
SICHERER LANDKREIS IN WAIBLINGEN
Im vergangenen November feierte die
Initiative Sicherer Landkreis RemsMurr e. V. ihr 10jähriges Bestehen
– mit einer Premiere: dem ersten
Präventionsfachtag in Waiblingen.
Zum Programm gehörten Fachforen,
Filmvorführungen und ein Markt der
Möglichkeiten mit 29 Anbietern.
„Prävention braucht Partner – sie
kann von niemandem allein geleistet
werden“, betonte Landespolizeipräsident Hetger in seiner Festrede. „Nur
wenn sich die Verantwortlichen aus
Kommune, Wirtschaft, Schulen, Vereinen, Bevölkerung und Polizei zusammensetzen, um gemeinsam unter Ausnutzung aller zur Verfügung stehender
Ressourcen örtliche Probleme aufzugreifen und die Aktivitäten möglichst
vieler Personen und Institutionen auf
kommunaler Ebene dauerhaft und
systematisch zu bündeln, entsteht mit
Kommunaler Kommunalprävention ein
lebendiges, funktionierendes Netzwerk für mehr Sicherheit, von dem
alle etwas haben....“.
Auf Initiative des ehemaligen Leiters
der Polizeidirektion Waiblingen, Direktor der Bereitschaftspolizei a. D.
6
Alfred Götz, haben sich im Juli 1996
unter anderem Bürgermeister der
Kommunen im Landkreis, Firmeninhaber, Richter, und Vertreter der
Polizeidirektion Waiblingen zusammengesetzt und die Initiative Sicherer
Landkreis Rems-Murr e.V. gegründet.
Es war der erste bürgerschaftliche,
gemeinnützige Förderverein zur
Kriminalitätsverhütung in BadenWürttemberg. Seither ist die Anzahl
der Mitglieder auf 115 angestiegen
und jährlich werden Projekte mit dem
Schwerpunkt häusliche Gewalt, Drogen- und Jugendprävention in Höhe
von rund 45.000 Euro gefördert.
Der Landespolizeipräsident würdigte
in seiner Rede die Leistungen aller
Beteiligten im Rems-Murr-Kreis. Er
hob hervor, dass Prävention vor Ort
ansetzen sollte und nicht schablonenartig vorgegeben werden kann. Kein
Korsett, sondern eine maßgeschneiderte Prävention sollte das Ziel sein.
Wie facettenreich Kriminalprävention
sein kann, zeigten 29 Partner auf dem
AUSBLICK: AUCH FÜR DIE ZUKUNFT
FÖRDERVEREINE
ZEICHNET SCH DEUTLICHER HAND-
Vorstellung des Stalking-Films durch den
Leiter der Polizeidirektion Ralf Michelfelder
LUNGSBEDARF AB
Stand der ISL im
Markt der Möglichkeiten
Markt der Möglichkeiten. Eine Vielzahl der geförderten Projekte konnte
der Förderverein vorstellen. Zudem
warben Schulen für ihr Engagement:
„Schule ohne Rassismus“, „Soziales
Lernen“, „Streitschlichter“ hießen hier
die Projekttitel. Vertreten waren auch
die Lokale Agenda, Caritas, Diakonie,
der Weiße Ring, das Landratsamt, das
Landeskriminalamt und die Polizeidirektion Waiblingen. Weitere Themenfelder waren Kinder und häusliche
Gewalt, Suchtberatung, Drogen- und
Gewaltprävention, sexueller Missbrauch und Opferhilfe.
Foren, Fachvorträge und Filmvorführungen boten darüber hinaus die Möglichkeit, sich mit weiteren Aspekten
der Kriminalprävention (zum Beispiel
Opferberatung, aktuelle Situation
und neue Wege in der Prävention,
Prävention als fester Bestandteil des
Unterrichts) auseinander zu setzen.
Die ISL präsentierte ihren neuen Stalking-Film zum ersten Mal. Dieser Film
wurde inzwischen landesweit an alle
Polizeidienststellen verteilt. Externe
Organisationen können ihn gegen eine
Schutzgebühr von 10 Euro bei der ISL
erwerben.
Ihre Aufgabenstellung und Zielsetzung
bleibt jedoch weiterhin bestehen, wie
das Präsidium des Vereins in seinem
Grußwort zum Präventionsfachtag
schreibt: „Schwindendes Unrechtsbewusstsein, zunehmende Drogen- und
Suchtprobleme, Beschaffungs- und
Bandenkriminalität, steigende Aggressionsbereitschaft, Wegsehen statt
Hinsehen, geringe Bereitschaft, als
Zeuge zur Verfügung zu stehen, zeigen einen deutlichen Handlungsbedarf
auf. Daraus resultieren unsere Ziele,
wie zum Beispiel die Stärkung des
Bürgersinns, Förderung der Hilfe zur
Selbsthilfe/Nachbarschaftshilfe, Initiierung und Unterstützung von Aktionen
zur Kriminalitätsverhütung, Betonung
der Grundwerte des sozialen Zusammenlebens“.
WEITERE INFORMATIONEN ZUM
FÖRDERVEREIN
Initiative
Sicherer Landkreis Rems-Murr e.V.
Geschäftstelle
Telefon 07151 9816466
Fax
07151 9816602
E-Mail
[email protected]
Internet www.isl-rmk.de
WEITERE INFORMATIONEN ZUM
PRÄVENTIONSFACHTAG
Polizeidirektion Waiblingen
Leo Keidel
Telefon 07151 9816292
Fax
07151 50285972
E-Mail
praevention-wn@
polizei.bwl.de
Internet www.
haus-der-praevention.de
Die Initiative Sicherer Landkreis hat innerhalb von zehn Jahren viel erreicht.
PRÄVENTION BRAUCHT PARTNER
7
Wer sicher lebt, hat länger Spaß
NEUER FÖRDERVEREIN KRIMINAL- UND
VERKEHRSPRÄVENTION IM LANDKREIS
REUTLINGEN
Reutlingen. „Denk mit. Denk weiter!“
Der Daumen zeigt im neuen Vereins-
87 Mitglieder hat der Förderverein
für Kriminal- und Verkehrsprävention
im Landkreis schon, darunter einige
Unternehmen. Auch alle Gemeinden
im Landkreis und selbst die Industrie- und Handelskammer sowie die
Handwerkskammer haben sich dem
Förderverein angeschlossen, berichtet Kriminalhauptkommissar Horst
Vöhringer nicht ohne Stolz. Der
Leiter der Prävention bei der Polizeidirektion Reutlingen gehört zu den
fünf Beisitzern des Vorstands. Er
hatte zusammen mit Polizeidirektor
Franz Lutz die Idee, im Landkreis ein
Netzwerk aufzubauen, um Initiativen
der Kriminal- und Verkehrsprävention
zu bündeln. Beide fanden mit dem
Landkreis Reutlingen einen wichtigen
Partner und in Landrat Dr. Thomas
Reumann einen Verbündeten.
Zwar sei Reutlingen die sicherste
Großstadt in Baden-Württemberg und
auch der Landkreis sei im Hinblick auf
Sicherheit im oberen Drittel zu finden,
„aber auch der Landkreis Reutlingen
sei keine Insel der Glückseligen“, wie
8
INTEGRATION
logo nach oben. Wenn es nach den
Gründungsmitgliedern geht, sollen
möglichst viele Daumen im Förderverein Kriminal- und Verkehrsprävention
im Landkreis Reutlingen nach oben
zeigen. Seit der Gründung des Vereins
im Dezember 2006 wurde schon kräftig die Werbetrommel gerührt, aber
noch lange nicht genug. Öffentlichkeitsarbeit ist daher ein Schwerpunkt
in der künftgen Arbeit.
in der Pressemitteilung des Vereins
zu lesen war. Bei 12 von 17 tödlichen Verkehrsunfällen waren 2006
Raserei und Alkohol die Ursache, 119
Mal wurden Jugendliche und junge Erwachsene mit Alkoholvergiftungen ins
Krankenhaus gebracht. Außerdem sei
ein leichter aber konstanter Anstieg
bei der Gewaltkriminalität zu verzeichnen.
Landkreis, die Förderung der Fort- und
Weiterbildung von Personen, Organisationen und Institutionen, die im
Bereich der Kriminal- und Verkehrsprävention arbeiten, Modellprojekte
und Entwicklungen auf dem Gebiet
der Kriminal- und Verkehrsprävention, Förderung des ehrenamtlichen
Engagements in diesem Bereich und
Auszeichnung von Bürgern, die sich
bei der Aufklärung von Straftaten oder
um die Einhaltung der öffentlichen
Ordnung und Sicherheit besonders
verdient gemacht haben.
AUFKLÄRUNG, FÖRDERUNG, UNTERSTÜTZUNG
„Vereinszweck ist die Förderung von
Initiativen der Kriminal- und Verkehrsprävention...“, heißt es in der Vereinssatzung. Zu den dort aufgenommenen Zielen gehören die Aufklärung
der Bevölkerung vor Kriminalität und
Unfallgefahren im Straßenverkehr, die
Förderung von Forschungsvorhaben
im Bereich der Kriminal- und Verkehrsprävention im Landkreis, die Unterstützung entsprechender Initiativen
vor allem zum Schutz von Kindern,
Jugendlichen und älteren Mitbürgern,
die Unterstützung brennpunkt- und
lageorientierter Präventionsprojekte im
Finanziert werden die Projekte durch
Mitgliedsbeiträge, Spenden und
Bußgelder. Einzelpersonen bezahlen
einen Jahresbeitrag von 25 Euro, die
Mitgliedssumme für Gemeinden richtet sich nach ihrer Größe, und Firmen
legen selbst fest, wie viel sie bezahlen
möchten. Zwischen 50 und 500 Euro
lauten die Richtgrößen. Auch Bußgelder, die von den Gerichten bisher an
die Polizeistiftung Stuttgart geflossen
sind, kommen jetzt dem Förderverein
und Projekten in der Region zugute.
„VEREINSZWECK IST DIE FÖRDERUNG
REUTLINGEN SEIT DEZEMBER 2006
VON INITIATIVEN DER KRIMINAL-
FÖRDERVEREINE
NEUER FÖRDERVEREIN IM LANDKREIS
UND VERKEHRSPRÄVENTION ...“
Auftaktveranstaltung im Bad Uracher
Schloß
„Allerdings,“ so stellt Vöhringer fest,
„handelt es sich dabei nur um Verfahren, bei denen Polizisten zu Schaden
gekommen sind. Wir wollen keiner
anderen Organisation etwas wegnehmen.“
SCHNELLES UND UNBÜROKRATISCHES
HANDELN
Im Vorstand – Vorsitzender ist Landrat
Dr. Thomas Reumann, sein Stellvertreter ist Polizeidirektor Franz Lutz –
wird schnell und unbürokratisch über
Anträge von Institutionen und Organisationen entschieden. Die Hälfte der
eingenommen Mittel kommt Kleinprojekten zugute. Daneben ermöglicht
der Verein auch Begleitförderungen
oder Teilförderungen von Projekten.
Die andere Hälfte der Einnahmen soll
für die Förderung von finanziell größeren Projekten angespart werden.
KINOSPECIALS UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Im Herbst ist die Unterstützung eines
medienpädagogischen Projektes
geplant. Für die Schulen in Bad Urach
und Münsingen werden Kinospecials
zu besonderen Präventionsthemen
angeboten. Nach der Filmvorführung
eines gängigen Kinofilms im Filmtheater Forum22 in Bad Urach, sollen die
Inhalte zusammen mit einem Medienpädagogen und dem Jugendsachbearbeiter der Polizei aufbereitet werden.
Welche Schwerpunkte dabei gesetzt
werden und welche Klassenstufen
davon profitieren sollen, erfolgt in Absprache mit den Schulen. Darüber hinaus soll im kommenden Jahr verstärkt
der Kontakt mit Betrieben in der Region gesucht werden. Vöhringer stellt
sich ein bezahltes Ferienpraktikum für
Hauptschüler vor - als sinnvolle Freizeitbeschäftigung und Vorbereitung
auf den Beruf zugleich.
ein Flyer entworfen und von Polizeiobermeister Michael Vöhringer von
der Polizeidirektion Reutlingen ein
repräsentativer Internetauftritt entwickelt.
Kriminal- und Verkehrsprävention
werde von immer mehr Menschen als
gesellschaftliche Aufgabe gesehen,
das habe auch die Auftaktveranstaltung im Bad Uracher Schloss mit einer
bunten Besetzung aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur gezeigt.
Im Oktober war der Verein mit einem
Stand beim Reutlinger Sicherheitstag
präsent. Denn wie lautet die Fortführung des Vereinsslogans so schön:
„Wer sicher lebt, hat länger Spaß“.
WEITERE INFORMATIONEN
Vom Wirken im Stillen hält der Verein
nicht viel. Vorrangiges Ziel sei es
daher, zunächst bekannter zu werden
und möglichst viele Mitglieder zu
werben, sagt der Präventionsbeamte.
Hierzu wurde zwischenzeitlich mit
professioneller Unterstützung einer renommierten Reutlinger Werbeagentur
Polizeidirektion Reutlingen
Prävention
Horst Vöhringer
Telefon 07121 942-1700
Fax
07121 942-1709
E-Mail
[email protected]
Internet www.polizei-reutlingen.de
www.praeventionreutlingen.de
WER SICHER LEBT, HAT LÄNGER SPASS
9
2. FACHTAGUNG GEWALTPRÄVENTION
KOOPERATION: EVANGELISCHE LAN-
IM INTERKULTURELLEN KONTEXT
DESKIRCHE, LANDESKRIMINALAMT ...
„Warum kämpft Max gegen Igor
und Igor gegen Mustafa“
ZWEITE FACHTAGUNG ZUM THEMA GEWALT
UND RELIGION IM PTZ STUTTGART
Stuttgart. Gewaltprävention im interkulturellen Kontext lautete der Titel
der zweiten Fachtagung zum Thema
Gewaltprävention und Religion im
pädagogisch-theologischen Zentrum
(ptz) Haus Birkach in Stuttgart. Dazu
eingeladen hatten die Evangelische
Landeskirche in Württemberg sowie
das Landeskriminalamt in Kooperation
mit der Evangelischen Akademie Bad
Boll, dem Kontaktbüro Gewaltprävention im Kultusministerium, die Landeskirchliche Schüler- und Schülerinnenarbeit sowie die 5. Bereitschaftspolizei-Abteilung Böblingen. Die zentrale Frage der Tagung hatte Landeskriminaldirektor Hartmut Grasmück
bereits in seinem Grußwort provokant
formuliert: „Warum kämpft Max gegen Igor und Igor gegen Mustafa“.
Eigentlich sollten die rund 50 Teilnehmer der Tagung, darunter Lehrer,
Pfarrer und Polizeibeamte, dem ambivalenten Verhältnis von Religion und
Gewalt nachgehen. „Einerseits können
Religionen Menschen vereinen, sie
auch gefühlsmäßig miteinander verbinden; sie bieten Anknüpfungspunkte auch für weltliche Normsysteme....
Andererseits trennen Religionen Menschen auch. Sie können Anlass der
gegenseitigen Abgrenzung ... sein, die
ihrerseits mit einer erhöhten Auftretenswahrscheinlichkeit von Konflikten
und damit auch von Kriminalität bis
hin zu physischer Gewalt verbunden
sein können“, hatte es im Tagungsflyer geheißen.
Wie ein roter Faden zog sich jedoch
zunächst das Bild des gewalttätigen
10
Jugendlichen durch die Tagung. Bei
Interviews mit jugendlichen Gewalttätern hatte Dr. Ferdinand Sutterlüty,
Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung in Frankfurt festgestellt, dass
die meisten Täter in der Kindheit, im
Elternhaus, selbst Opfer von Gewalt,
Misshandlung und Missachtung waren. Die Folge: ein negatives Selbstbild, das auch nicht durch positive
Erlebnisse oder Anerkennung durch
andere kompensiert worden ist; und
die Wunschvorstellung, sich später
zu rächen, später selbst zum Täter
zu werden. Die eigene wiederholte
Gewaltausübung empfänden Jugendliche dann selbst als berauschendes
Moment, als Schlüssel zu einem
neuen Selbstverständnis. Gewalt werde hier mythologisiert und zu einem
erstrebenswerten, positiven Wert, so
Sutterlüty, der damit einen Erklärungsansatz für die Identitätskonstruktion
von Jugendlichen versuchte.
Um Werte von Jugendlichen ging es
auch in der Shell-Studie, die Prof. Dr.
Dr. Michael Ebertz von der Katholischen Fachhochschule Freiburg
vorstellte. Neben der Erkenntnis,
dass sich die Grundwerte Jugendlicher zwischen 2002 und 2006
kaum verändert haben und Werte wie
Freundschaft, Partnerschaft, Familienleben, Eigenverantwortung und
viele Kontakte die vordersten Ränge
einnahmen und dieses bei weiblichen
und männlichen Jugendlichen fast
ohne große Unterschiede, war vor
allem die Typologisierung der Jugendlichen in der repräsentativen Studie
interessant. Und hier vor allem der
Typus der so genannten „robusten
Materialisten“, die Macht, Lebensstandard, Durchsetzungsfähigkeit und
Lebensgenuss besonders schätzten.
Auffällig ist in dieser Gruppe, so die
Untersuchungsergebnisse, dass vor
allem junge Männer dort zu finden
sind, zudem vermehrt Hauptschüler,
dass Toleranz hier die niedrigste Wertschätzung erfährt, und die Zugehörigen dieser Kategorie am häufigsten in
Schlägereien verwickelt waren.
Die robusten Materialisten dürften am
meisten gefährdet sein, zur Gewalt zu
neigen, so das Fazit von Ebertz. Die
Begründung dazu: Weil der Zugang
zu Erlebnissen (als Ausdruck von
Lebensgenuss) immer knapper werde,
die Chancen immer weiter sänken,
Erlebnisse zu haben und zu steigern,
entstünde eine sogenannte „Erlebnisgewalt“, die kurzzeitige Zufriedenheit
ermögliche.
Sutterlütys gewaltbestimmte Jugendlichen tauchen auch in einem der
Foren der Tagung wieder auf. Rüdiger
Niemann vom Kinderbüro in Frankfurt
charakterisiert in seinem Sozialtraining
„Cool sein – Cool bleiben“ verschiedene stereotype Verhaltensweisen
bei Jugendlichen: darunter den so
genannten Erstschlag: jene Jugendliche, die biografisch belastet seien,
die auf kleinste Impulse gewalttätig
reagierten und dabei wie unter Zwang
handelten.
Hatten die Vorträge des ersten Tages
so gut wie keine Erkenntnisse zur ambivalenten Rolle von Religion geliefert
– selbst die Werteorientierung der
Jugendlichen in der Shell-Studie war
„ANDERERSEITS ... KÖNNEN SIE AN-
ANKNÜPFUNGSPUNKTE AUCH FÜR
LASS DER GEGENSEITIGEN ABGREN-
WELTLICHE NORMSYSTEME ...“
ZUNG ... SEIN ...“
weitgehend ohne religiösen Einfluss
– sollte der Vortragsblock am zweiten
Tag das Verhältnis von Religion und
Gewalt stärker erhellen. Doch ausgerechnet das zentrale Referat des
Instituts für Kriminalwissenschaften in
Hamburg war von dort kurzfristig abgesagt worden. Stattdessen referierte
Dr. Kerstin Reich, Psychologin und
Mitarbeiterin des Kriminologischen Instituts Tübingen, über die Straffälligkeit Jugendlicher mit Migrationshintergrund. Sie unterstrich noch einmal die
statistischen Ergebnisse, wonach die
Kriminalitätsrate unter den Jugendlichen in den vergangenen zehn Jahren
drastisch gestiegen sei. Auffällig sei
vor allem die Tatsache, dass die Delikte in der Schwere nicht nur zugenommen hätten, sondern auch die
Täter immer jünger geworden seien.
Eindeutig konnte ein Zusammenhang
mit der Zuwanderung jugendlicher
Spätaussiedler aus den ehemaligen
GUS-Staaten hergestellt werden. Als
gewaltfördernde Ursachen nannte
Reich unter anderem die Migrationsbiografie, kulturell geprägte Normen
und Einstellungen, Aufwachsen in
Armut und sozialer Randständigkeit,
aber vor allem einen belastenden
familiären Hintergrund. Was Sutterlüty
aufgrund seiner Intensivinterviews folgerte, machte Dr. Karin Reich anhand
der Zahlen deutlich: 25 Prozent der
Kinder und Jugendlichen sind häufiger und schwerer Gewalt im Elternhaus ausgesetzt. Vor allem türkische
Jugendliche erfahren Gewalt bei und
durch ihre Eltern und werden später
selbst durch gewalttätiges Verhalten
auffällig.
Aus islamwissenschaftlicher Sicht
beleuchtete die Religionspädagogin
Hilal Kurt aus Ravensburg die Fragestellung der Tagung. „Der Islam
ist bestrebt, Gewalt und Unrecht zu
minimieren“, war eine ihrer zentralen
Aussagen und sie zeigte die Pole auf,
in der sich der Islam gegenwärtig
bewege: die Selbstmordattentäter
auf der einen Seite, der Beginn des
Islam-Unterrichts in Baden-Württemberg auf der anderen Seite. Zum
einen bedeute der Islam Frieden, zum
anderen bedienten sich Muslime der
Gewalt und begründeten sie mit der
Religion. Die Muslima verdeutlichte
mit Beispielen aus dem Koran die
Vieldeutigkeit des Wortes Gewalt.
Der Tübinger Theologe Prof. Dr.
Karl-Ernst Nipkow näherte sich aus
christlicher Sicht dem Thema. Auch
er zeigte die Ambivalenz der Religion
hinsichtlich der Gewaltfrage auf: zum
einen dualistische religiöse Denk- und
Glaubensstrukturen (Gläubige versus
Ungläubige) als mögliche Ursachen
von Gewaltneigung, zum anderen aber
die dominante Antwort der Versöhnung und die Chance der Vergebung
im christlichen Glauben.
GEWALTPRÄVENTION
„EINERSEITS ... BIETEN RELIGIONEN
Um straffällig gewordene und gewalttätige Jugendliche ging es auch am
dritten und letzten Tag der Fachtagung. Wie Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen geholfen werden
kann, machten zwei Beispiele in der
Praxis deutlich. Während der Jugendhof Seehaus vor christlichem Hintergrund und als innovative freie Form
des Jugendstrafvollzugs versucht,
straffällig gewordene Jugendliche in
ein normales Leben in der Gesellschaft
zurück zu führen, kümmert sich die
Jugendhilfe-Einrichtung „die Distel“ in
Deckenpfronn um Mädchen und junge
Frauen, die auch durch Gewalt gegen
sich selbst auffällig geworden sind.
Dass das Thema Gewaltprävention im
interkulturellen Kontext und die Rolle
von Religion in zweieinhalb Tagen erschöpfend und ausreichend erforscht
und erörtert werden konnte, hatte
wohl keiner der Teilnehmer erwartet.
Zu vielschichtig und mehrdimensional,
fast erschlagend, erwiesen sich die
Fragestellungen, die sich aus den verschiedenen Aspekten der Auseinandersetzung mit dem Thema ergaben.
Nach wie vor besteht bei vielen Sachverhalten Diskussions- und vor allem
Informationsbedarf: zum Beispiel über
die generellen Lebensumstände Jugendlicher, über psychologische Auswirkungen veränderter Lebensumstände, über kulturelle Hintergründe, über
die Auseinandersetzung Jugendlicher
mit ihrer Religion, über Gruppenkulturen und Gruppenverhalten. Aber hier
liegen aber auch die Potenziale für
eine gesamtgesellschaftliche Diskussion, weiterführende Gewalt- und
Kriminalitätspräventionsprogramme
sowie für die Fortsetzung der Fachtagungsreihe. Denn die Frage, warum Max gegen Igor und Igor gegen
Mustafa kämpft, ist noch längst nicht
beantwortet.
WEITERE INFORMATIONEN
Evangelischer Oberkirchenrat
Dezernat 2 Kirche und Bildung
Hans-Henning Averbeck
Telefon 0711 2149-297
E-Mail
hans-henning.averbeck@
elk-wue.de
„WARUM KÄMPFT MAX GEGEN IGOR UND IGOR GEGEN MUSTAFA!“
11
BücherTipps
GEWALTPRÄVENTION FÜR 5- BIS
EXPEDITION ZU DEN BESTEN FRIEDENS-
9-JÄHRIGE
STIFTERN DER WELT
BESTELLUNG
DIE FRIEDENSMACHER
Felix-Verlag GbR
Telefon 08024 301693
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ISBN
978-3-927983-43-4
Preis
14,80 Euro
von Petra Gerster
mit Michael Gleich
ICH BIN DOCH KEIN HEINI!?
DIE FRIEDENSMACHER
Hintergründe und Übungen zur Gewaltprävention bei Fünf- bis Neunjährigen.
Ein Leitfaden für Eltern und andere
Erzieher
mit Multimedia-CD-Rom für Lehrer/innen, Jugendarbeiter/innen und
Schüler/innen
von Adolf Gallwitz/Rüdiger Schilling
(Hrsg.)
von Petra Gerster mit Michael Gleich
Dieses Buch will den Bereich der Prävention sexualisierter Gewalt Kindern,
Eltern und anderen „Erziehern“ (Erzieher/innen, Pädagog/innen, haupt- oder
ehrenamtliche Freizeitbetreuer/innen)
nahe bringen, ohne dabei peinlich
oder verletzend zu sein oder gar
Angst zu erzeugen.
Durch einprägsame Rollenspiele,
Wiederholungen und Fragen aus einer
„Fragenstraße“ sollen Jungen und
Mädchen für Grenzverletzungen und
gefährdende Situationen im Alltag
sensibilisiert werden, lernen Gefühle
auszudrücken, ihre Angst wahrzunehmen und zuzulassen. Ihre Abgrenzungs- und Durchsetzungsfähigkeit
soll bestärkt werden, vom einfachen
Nein-Sagen bis zur Abwehr sexualisierter Gewalt.
12
Eingeübt wird das Verhalten gegenüber „Fremden“, wohl wissend, dass
dieser „Fremde“ statistisch gesehen
kaum in Erscheinung tritt, sondern
sexuelle Übergriffe viel häufiger durch
Verwandte oder Bekannte erfolgen.
Der Bezug zum sozialen Nahraum
wird durch die Fragenstraße hergestellt.
AUS DEM INHALT
Prof. Dr. Thomas Feltes: Warum ein
Training zur Prävention sexualisierter
Gewalt? – Prof. Adolf Gallwitz: Die
Lust am Kind von Klischees, Vorurteilen, Risikokindern und Pädosexuellen
– Rüdiger Schilling: Das Training
für Kinder – Das Training für Eltern
– Spiele – Das Kinderbuch
Die Journalistin Petra Gerster und der
Publizist und Kommunikationsberater Michael Gleich, beide mehrfach
ausgezeichnet, präsentieren in diesem
Buch eine Expedition zu den besten
Friedensstiftern der Welt. Renommierte Autoren und Fotografen erzählen
im 1. Teil des Buches von Ärztinnen,
Künstlern, Gewerkschafterinnen,
Exterroristen, Priestern, Sportlerinnen,
Entwicklungshelfern und Geschäftsfrauen – viele von ihnen mit Preisen
ausgezeichnet – die sich mutig,
kreativ und erfolgreich für den Frieden
engagieren. Von Visionen und praktischem Verstand, von Zweifeln und
neuem Mut, von Rückschlägen und
mühsamen Fortschritten im Friedensprozess.
Diese faszinierenden Fotos und
Reportagen sind aus der Arbeit des
Netzwerks „Peace Counts“ entstanden, welches 2002 von deutschen
Journalisten gegründet wurde, die
BUCH, MULTIMEDIA-CD ROM
POSTKARTENBUCH MIT 20 POST-
BESTELLUNG
Im Buchhandel oder über Carl Hanser
Verlag
Telefon 089 99830-313
Fax
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„Mazedonien:
Die Moschee von Metejce wartet auf den
Wiederaufbau“
zusammen mit Pädagogen und Forschern der Frage nachgingen „Wie
macht man eigentlich Frieden?“ Gibt
es Prinzipien der Konfliktlösung, die
auf allen Stufen funktionieren? Lassen
sich Streithähne auf dem Schulhof
mit den gleichen Methoden besänftigen wie Rebellengruppen? Folgt
eine Mediation zwischen Scheidungswilligen vielleicht Mustern, die sich
auch zwischen Bürgerkriegsparteien
bewähren?
Im 2. Teil des Buches wird die Quintessenz dieser authentischen Erfahrungen aus mehr als 25 Konfliktregionen
in 10 einfach und klar formulierten
Thesen zusammengefasst. Die überraschende Bilanz: Peace is possible! Auf
diesen kurzen Nenner lässt sich das
Ergebnis der weltweiten Expedition
Peace Counts bringen. Erfolgreiche
Friedensmacher haben Ähnlichkeit mit
Unternehmern, die ihre Vision einer
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Zum Buch gibt es ein exklusives
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Postkarten zum Preis von 5 Euro,
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„Nordirland: Ex-Terrorist Petr McGuire
überzeugt Jugendliche von Gewaltlosigkeit“
friedlichen Gesellschaft vor allem mit
effizientem Management, kreativen
Lösungsstrategien, Empathie und
Durchhaltevermögen verwirklichen.
Die gesammelten Erfahrungen „Wie
man Frieden macht“ können uns
auch im eigenen Alltag helfen, denn
Konflikte gibt es in jedem Bereich der
Gesellschaft, in Familie, Schule und
am Arbeitsplatz, und überall sind konstruktive Lösungen gefragt.
fitiert der internationale Handel von
stabilen Verhältnissen. Damit geben
sie der internationalen Gemeinschaft
Kriterien an die Hand, um absehen zu
können, wie teuer und wie effektiv
unterschiedliche Maßnahmen und
Strategien sind. Neben den moralischen Argumenten, Gewalt zu vermeiden gibt es handfeste ökonomische
Vorteile, die sich ausrechnen lassen:
die Friedensdividende.
Den wirtschaftlichen und sozialen
Ursachen für Konflikte wird im 3. Teil
des Buches Raum gegeben, allerdings in einer ungewöhnlichen Form.
Wissenschaftler aus Oxford und Bonn
haben Konflikte und ihre Lösungen
systematisch durch die ökonomische
Brille bewertet. Ihre Berechnungen
machen deutlich: Frieden zahlt sich
aus, denn in sicheren Regionen
gedeiht die Wirtschaft besser und
nachhaltiger als in unsicheren, in einer
immer stärker vernetzten Welt pro-
Für die Bildungsarbeit wurde die zum
Buch gehörende CD-Rom konzipiert. Sie finden darauf ausgewählte
Reportagen didaktisch aufgearbeitet,
ergänzt durch Informationen über
Friedensjournalismus und -fotografie
sowie Ziele und Arbeitsweise von
Peace Counts Project. Die multimediale CD-Rom ist eine Kombination aus
leicht verständlichen Texten, faszinierenden Fotos, Musik, Videoaufnahmen
und Hintergrundinformationen, die
ausgedruckt werden können.
Weitere Infos zu Peace Counts
project: www.peacecounts.org
BÜCHER-TIPPS „ICH BIN DOCH KEIN HEINI“ „DIE FRIEDENSMACHER“
13
SCHÜLERBEFRAGUNGEN
U. A. IN SCHWÄBISCH GMÜND
DES KFN
UND STUTTGART
Migranten sind auf der Verliererseite
KURZE ERGEBNISSE DER SCHÜLERBEFRAGUNGEN DES KFN
Seit 1998 führt das Kriminologische Institut Niedersachsen (KFN) in
ausgewählten Städten und Regionen
Deutschlands repräsentative Schülerbefragungen durch, um – unabhängig
von den polizeilichen Kriminalstatistiken – Informationen über das Ausmaß
an Jugendgewalt zu erhalten. 2005
wurden die Schülerbefragungen unter
Ausweitung der Zielgruppen und
thematischen Schwerpunkte u. a. in
Stuttgart und Schwäbisch Gmünd
unternommen. Die Ergebnisse wurden
2006 vom Leiter des Instituts, Prof.
Dr. Christian Pfeiffer, in der Öffentlichkeit präsentiert und können hier
nur ansatzweise skizziert werden. Alle
Ergebnisse und Einzelauswertungen
der Forschungsstudie können unter
„www.kfn.de/ForschungsbereicheundProjektberichte“ herunter geladen
werden.
AUSWAHL
Die Auswahl der Städte und Landkreise erfolgte bei der Studie weniger
nach theoretischen Gesichtspunkten
sondern vielmehr nach praktischen
Erwägungen, wie beispielsweise der
Finanzierung des Forschungsvorhabens. Für die Schülerbefragung 2005
wurden insgesamt zehn Städte und
Landkreise sowie das Bundesland
Thüringen ausgewählt. Durch die Teilnahme der drei süddeutschen Städte
München, Stuttgart und Schwäbisch
Gmünd, die schon 1998 und 2000 an
den Untersuchungen beteiligt waren,
ist es möglich geworden, die Entwicklung der Jugendgewalt über die Jahre
hinweg zu analysieren.
14
Befragt wurden diesmal nicht nur die
neunte Jahrgangsstufe sondern auch
Schüler der vierten Grundschulklasse. Insgesamt wurden rund 23.000
Schüler in das Vorhaben mit einbezogen. Aufgrund der Ergebnisse aus
den vergangenen Untersuchungen von
1998 und 2000 sowie angesichts aktueller und kontroverser Diskussionen
um den Medienkonsum von Kindern,
wurden drei inhaltliche Schwerpunkte
festgelegt:
1. Thema Gewalt:
Jugendliche als Opfer und Täter
2. Thema Schuleschwänzen:
Risikofaktor für soziale Devianz
3. Thema Medien:
Medienverwahrlosung als Ursache
von Schulversagen und Kriminalität.
ERGEBNISSE
Gewalt:
Die KFN-Befragungen untersuchen
die Gewalterfahrungen Kinder und Jugendlicher sowohl aus der Täter- wie
auch aus der Opferperspektive. Erstes
Ergebnis: „Nichtdeutsche Jugendliche erfahren häufiger Gewalt durch
die Eltern, wobei türkische Familien
am auffälligsten sind.“ Die problematische Auffälligkeit nichtdeutscher
Jugendlicher zieht sich wie ein roter
Faden durch diesen thematischen
Schwerpunkt der Studie. Beim Gewaltverhalten Jugendlicher (Jugendliche als Täter) sind Hauptschüler fast
dreimal so häufig als Gewalttäter in
Erscheinung getreten wie Jugendliche
in Gymnasien. Für die Höherbelastung
der Hauptschule werden folgende
Gründe angegeben: „Sie sind überproportional häufig nichtdeutscher
Herkunft, sie haben häufiger Gewalt
durch die Eltern erlebt und beschäftigen sich verstärkt mit altersgefährdenden Medieninhalten.“ Die Konzentration der Problemlagen schlägt sich
im Verhalten dieser Befragtengruppe
nieder. Eine der Ursachen dieser
Höherbelastung der nichtdeutschen
Jugendlichen konnte in den vergangenen Schülerbefragungen nicht
hinreichend mit der sozialen Situation
erklärt werden. Die jüngste Studie
zeigt vielmehr die kulturelle Überzeugung als entscheidenden Faktor auf:
Gewalt als legitimierte Männlichkeitsform (wie zum Beispiel in der Aussage
„Ein Mann, der nicht bereit ist, sich
gegen Beleidigungen mit Gewalt zu
wehren, ist ein Schwächling“) bejahen
nichtdeutsche Jugendliche – vor allem
türkischer Herkunft – wesentlich
häufiger als deutsche Gleichaltrige,
abgesehen von manchen Migranten
aus Osteuropa.
Große Bedeutung hinsichtlich des
Gewaltverhaltens von Jugendlichen
und Kindern in der Schule spielt das
sog. Schulklima, das sich auf das
Verhalten auswirken kann. Je größer
die Schulbindung, umso geringere
Bereitschaft zur Gewalt. Dazu die
Studie: „Wenn Kinder gern in die
Schule gehen, dann akzeptieren sie
auch die Vorschriften, die dort gelten.
Sie fühlen sich in der Schule geborgen
und werden evtl. Stresserfahrungen,
BROSCHÜRE „GEWALT-ERFAHRUNGEN
GEWALT, SCHULESCHWÄNZEN,
VON KINDERN UND JUGEND-
MEDIEN
LICHEN“ (ARBEITSTITEL) ODER UNTER
KINDER- UND
JUGENDKRIMINALITÄT
INHALTLICHE SCHWERPUNKTE:
WWW.KFN.DE
Enttäuschungen über Noten, o. ä.
nicht gewalttätig ausleben. Dies eröffnet Präventionsmöglichkeiten, da die
Verhinderung der Auseinandersetzungen bereits damit beginnt, dass sich
die Kinder wohl in der Schule fühlen.“
Schulschwänzer:
Dem häufigen Schulschwänzen wird
seit einiger Zeit erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Schülerbefragungen
haben gezeigt, so die Studie, „ dass
Schwänzen kein Kavaliersdelikt ist,
sondern mit weiteren Auffälligkeiten,
wie der häufigeren Ausübung von
Gewalt einhergeht.“
Auch die Schülerbefragung 2005 bestätigt, dass je mehr ein Schüler/eine
Schülerin geschwänzt habe, desto
häufiger habe er auch abweichendes
Verhalten (zum Beispiel Ladendiebstahl) gezeigt. Bei Befragungen von
Insassen des Jugendstrafvollzugs
konnte nachgewiesen werden, dass
90 Prozent zu den massiven Schulschwänzern gehörten. Als Ursachen
dafür wird ein problematischer Erziehungsstil der Eltern vermutet oder die
Zugehörigkeit zu Freundesgruppen,
in denen eine Kultur der Auflehnung
gegen gesellschaftliche Vorgaben
existiere.
Eine Schlüsselrolle bei dieser Problematik komme den Lehrern zu. Wie
Ergebnisse der Studie zeigen, dass
Schulschwänzer viel seltener fehlen, wenn Lehrer ihren Schulbesuch
konsequent kontrollieren und sich
nach den Gründen des Fernbleibens
erkundigen. Das damit verbundene
Interesse motiviere die Schüler dazu,
viel seltener der Schule fernzubleiben.
„Allerdings“, so eine Schlussfolgerung
der Untersuchung, „vermögen es die
Lehrkräfte nicht im Alleingang, das
Schulschwänzen zu verhindern.“
Medienverwahrlosung:
„Die Auswertungen haben ergeben,
dass weder bei den Kindern noch bei
den Jugendlichen die reine Medienkonsumdauer oder die Ausstattung
mit Geräten in einem direkten Verhältnis mit der ausgeübten Gewalt steht“,
es komme vielmehr darauf an, wie
die Medien genutzt werden, so die
Ergebnisse zu diesem Schwerpunkt.
So gebe es deutliche Zusammenhänge zwischen dem Konsum von
Horrorfilmen und Kampfspielen und
Gewalttätigkeit. „Nur 1,3 Prozent der
Schüler/innen, die nie Kampfspiele
spielen, gehören zu den Gewalt-Mehrfachtätern, aber 13,7 Prozent der Jugendlichen, die dieses sehr oft tun“.
Die Zusammenhänge blieben auch
dann bestehen, wenn das Geschlecht
(Jungen spielen mehr) oder die Schulform (Hauptschüler spielen mehr)
berücksichtigt werde. Jungen verfügen zudem über eine höhere Ausstattung an Bildschirmgeräten (Fernseher,
Konsolenspiele, PCs) im eigenen
Zimmer als Mädchen. Familien mit
Wohlstandsniveau haben eine höhere
Ausstattung (außer PC), Familien mit
Migrationshintergrund weisen noch
höhere Ausstattungszahlen auf.
Die Studie kommt nach Auswertung
der Ergebnisse zu folgenden Schlussfolgerungen: Die Verfügbarkeit von
Geräten im Kinderzimmer erhöhe
das Risiko, altersgefährdende Inhal-
te zu konsumieren. Zweitens gebe
es einen Zusammenhang zwischen
längerer Nutzungsdauer und schlechten Schulleistungen. „Wer mehr Zeit
mit Medien zubringt, hat weniger
Zeit, sich schulbezogenen Tätigkeiten
zu widmen, gelernte Inhalte werden nicht dauerhaft im Gedächtnis
behalten, usw. Wenn aber die Schulleistungen schlecht sind, ist der Erfolg
der eigenen schulischen Laufbahn
gefährdet“.
WEITERE AUFFÄLLIGKEITEN UND PRÄVENTIVE ANSÄTZE
Bei einer öffentlichen Vorstellung im
Mai 2006 kam Prof. Dr. Pfeiffer zu
weiteren Schlüssen aus der Schülerbefragung und machte konkrete
Vorschläge für präventive Ansätze. So
zeigte er auf, dass Jungen mehrfach
belastet seien: sie seien häufiger Täter und Opfer von Gewalt, der Anstieg
der Gewalttaten in der Polizeilichen
Kriminalstatistik werde durch Jungen
verursacht, Jungen seien häufiger
Bildungsabsteiger (zum Beispiel beim
Wechsel von der Realschule auf die
Hauptschule), und häufiger Schulabbrecher. Ihr Abiturerfolg sei schlechter
als bei Mädchen/Frauen, was dazu
führe, dass Studiengänge mit hohem
NC häufiger von Frauen gewählt werden. Er forderte damals geschlechtsspezifische Präventionsangebote.
Die präventiven Ansätze, die Prof.
Pfeiffer nannte, gingen zum Teil über
die Möglichkeiten kommunaler Präventionsarbeit hinaus und umfassten
schulpolitische und gesellschaftspolitische Änderungen.
MIGRANTEN SIND AUF DER VERLIERERSEITE
15
PRÄVENTIVE ANSÄTZE:
„GERECHTIGKEIT FÖRDERT INTEGRA-
... GESCHLECHTSSPEZIFISCHE AN-
TION. ERFAHRENE UNGERECHTIGKEIT
SÄTZE, ... FRÜHZEITIGE FÖRDERUNG,
DAGEGEN UNTERGRÄBT SIE“.
... „KULTUR DER ANERKENNUNG“ ...
Der Kriminologe plädierte für die
Gesamtschule, die Kindern neben
Unterricht sinnvolle Freizeitbeschäftigung böte und damit die Zeit für eine
Mediennutzung verhindere. Da die
Hauptschule als problematisch eingestuft werden müsse (Intensivtäter,
Schulschwänzer), unterstrich Pfeiffer
die Einführung einer Gesamtschule
(die Gewinnerländer der PISA-Studie
hätten ein Gesamtschulsystem) oder
zumindest die Zusammenlegung von
Real- und Hauptschule. Auch Kindertagesstätten sollten qualitativ ausgebaut werden, um Kinder frühzeitig zu
fördern und Defizite zu schwächen.
Darüber hinaus sollte eine aktive Freizeitgestaltung für Kinder und Jugendliche ermöglicht werden, um den Medienkonsum einzuschränken. Um dem
Problem des Schulschwänzens Einhalt
gebieten zu können, sei eine stärkere Kontrolle durch Lehrer und Eltern
sowie die verstärkte Zusammenarbeit
von Schule, Polizei und Jugendhilfe
notwendig.
JUNGE MIGRANTEN
Besonders ausführlich sind die Präventionsvorschläge in der Schülerbefragung, die einen besonderen Fokus
auf die Verbesserung der Lebenssituation junger Migranten legen. Dieses
Präventionskonzept beginnt bereits
mit der frühen Förderung von Kindern
aus Hoch-Risiko-Familien nach dem
Vorbild des amerikanischen „NurseFamily-Partnership-Programm“. Dazu
gehört die Betreuung schwangerer
Frauen aus sozial benachteiligten Verhältnissen durch besonders geschulte
Hebammen. Später übernehmen diese
16
INTEGRATION
Aufgaben Familienhelferinnen, die
auf die sozial-emotionale, kognitive,
sprachliche und motorische Entwicklung der Kinder achten und entsprechend fördern.
Ein weiterer Ansatzpunkt zur Prävention von Gewalt sozial randständiger
Kinder und Jugendlicher mit Migrationshintergrund sind Kindergärten.
Um die Integration zu erleichtern,
sollten Migrantenkinder nach kanadischem Beispiel gleichmäßig auf die
Kindergärten des Ortes oder Stadtteils
verteilt werden. Im Schulalter sollen
– wie in Schwäbisch Gmünd erprobt
wird – diese Kinder kostenlosen Nachhilfeunterricht erhalten.
Gerade weil Kinder mit Migrationshintergrund sehr häufig Gewalt in der
Familie erleben, benötigen sie eine
Vertrauensperson außerhalb der Familie, der sie ihre Notlage anvertrauen
können. Gedacht wird dabei an Lehrer
der Schule. Als Konsequenz aus den
Ergebnissen, schlägt das KFN „Kultur
der Ehre“ als Unterrichtsstoff, z. B.
in Religion oder Ethik, für 12- bis 14Jährige vor, um die Orientierung an
Gewalt legitimierende Männlichkeitsnormen einzuschränken. Dabei sollte
die Altersgruppe so gewählt werden,
dass sich die Machoorientierung noch
nicht verfestigt hat. Da Elternabende
nicht mehr allein ausreichten, um
auf die Gefahren eines Gewaltmedienkonsums hinzuweisen, könnte
die Einführung der Gesamtschule ein
Lösungsansatz sein, um die gefährdeten Kinder durch sportliche, musische
oder kreative Freizeitgestaltung entsprechend zu fördern.
Nicht minder wichtig sei es, die
„Perlen“ der Integration zu suchen
und öffentlich zu machen: gelungene
Biografien von Migrantenkindern herauszustellen und diese anzuerkennen.
Anerkannt werden sollten auch Städte
und Stadtteile, die Migrantenfamlien
am besten integriert haben. In der
Studie wird dabei von einer „Kultur
der Anerkennung“ gesprochen. Auch
der Anteil von Migranten bei der Polizei, in der Schule und in der Sozialarbeit sollte deutlich erhöht werden.
Den letzten Punkt der Vorschlagsliste
widmet die Studie der Gerechtigkeit.
Untersuchungen von Strafverfolgungsdaten und Aktenanalysen haben
den Autoren der Studie Anlass zur
Vermutung gegeben, dass nicht-deutsche Angeklagte im Untersuchungszeitraum zunehmend härter bestraft
worden seien als Deutsche. Es sei
daher notwendig, einer grundlegenden
Untersuchung dieser Frage nachzugehen. Denn: „Gerechtigkeit fördert
Integration. Erfahrene Ungerechtigkeit
dagegen untergräbt sie“.
Die wesentlichen Ergebnisse und
Handlungsempfehlungen der Studie
für Kommunen, Schulen, Polizei u. ä.
werden in der Broschüre „Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen“ (Arbeitstitel) von KFN und
ProPk veröffentlicht.
BESTELLUNG
Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Landesprävention
Telefon 0711 5401-3458
Fax
0711 5401-3455
E-Mail
[email protected]
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGS IST,
KINDER- UND
JUGENDKRIMINALITÄT
DEN STANDPUNKT DES ANDEREN ZU
VERSTEHEN. (HENRY FORD)
Frank ´ s Lesetipps
Archiv der Jugendkulturen
Projektgruppe Jugend und Religion: if god is a DJ ...
Religiöse Vorstellungen von
Jugendlichen
Berlin, 2005
ISBN: 3-86546-030-5
15,- Euro
Andreas Veiel
Der Kick.
Ein Lehrstück über Gewalt.
München, 2007
ISBN: 978-3-421-04213-2
14,95 Euro
Gesine Schmidt, Andreas Veiel:
Der Kick.
DVD, 82 Min.
Freigegeben ab 12 Jahren
Kurt Möller, Nils Schuhmacher
Rechte Glatzen.
Rechtsextreme Orientierungs- und
Szenezusammenhänge –
Einstiegs, Verbleibs- und Ausstiegsprozesse von Skinheads
Wiesbaden, 2007
ISBN: 978-3-531-14709-3
39,90 Euro
VON FRANK BUCHHEIT
Ein sehr aufschlussreiches Buch kommt von der „Projektgruppe Jugend und Religion“ und heißt „if god is a DJ …“.
Die Autoren lassen hier Jugendliche verschiedener Religionen (Judentum, Christentum, Islam) aber auch anderer
„Weltanschauungen“ (Neuheidentum und Fußballfans)
zu Wort kommen. Interessant ist das Ergebnis, weil man
hier nicht nur einiges über die religiösen Gefühle erfährt,
sondern auch einen tiefen Einblick in die Alltagswelt junger
Menschen werfen kann. Über den gelebten Islam kann
man zum Beispiel in dem Buch mehr erfahren, als in manchem Fachbuch.
Andreas Veiel bearbeitete ein Thema, das nach ähnlichen
Vorfällen immer wieder traurige Aktualität hat. Für den
brutalen Mord zweier Jungerwachsener an einem 17-jährigen in Potzlow vor einigen Jahren liefert er dankenswerter Weise keine einfache Erklärung – sondern sieht ganz
genau hin. Verstehen kann man die Ereignisse dadurch
sicher nicht zur Gänze, aber wie die Frankfurter Rundschau
über den mehrfach prämierten Film schrieb: „es muss
einem erst schwarz vor Augen werden, bevor man die Welt
wieder scharf sehen kann“.
Beim Lesen von „Rechte Glatzen“ ergab sich mir ein ähnlicher Eindruck wie in einigen barocken Kirchen: faszinierend, aber etwas weniger wäre vielleicht mehr gewesen.
Auf den 568 Seiten steht sicher (fast) alles Erwähnens-
Arbeitsstelle Kinder- und
Jugendkriminalitätsprävention
beim Deutschen Jugendinstitut
Strategien der Gewaltprävention
im Kindes- und Jugendalter
Eine Zwischenbilanz in sechs
Handlungsfeldern
München, 2007
ISBN: 978-3-935701-31-0
Gratis
Wiebke Steffen
Jugendkriminalität und ihre
Verhinderung zwischen Wahrnehmung und empirischen Befunden
Gutachten zum 12. Deutschen
Präventionstag am 18. und 19.
Juni 2007 in Wiesbaden
Deutscher Präventionstag gGmbH
(Hg.), Kongresskatalog
12. Deutscher Präventionstag
Hannover, 2007
15,- Euro oder unter
www.praeventionstag.de/
Dokumentation.cms/222
werte, um rechtsextreme Orientierungs- und Szenezusammenhänge von rechten Skinheads zu verstehen, alleine ist
der Umfang etwas abschreckend. Wer die Abschreckung
überwunden hat, findet gut recherchierte, sachdienliche
und hilfreiche Informationen über eine (nicht nur strafrechtlich relevante) Jugendkultur.
Den Bereich der Entwicklung der Gewaltprävention untersuchte wiederum ein Forscherteam unter Federführung
des Deutschen Jugendinstituts. Neben vielen positiven
Entwicklungen werden auch einige aktuelle Herausforderungen beschrieben (immer noch bestehende Kooperationshemmnisse, Vorverlagerung der Prävention bis in die
Vorschule, Täter-Opfer-Statuswechsel, Elternarbeit, etc.)
die derzeit an vielen Runden Tischen Tagesordnung sind.
Wenn z.B. mehr körperorientierte, kultur- oder jungenspezifische Ansätze gefordert werden, gibt das Buch wertvolle
Anregungen für die Praxis und hat daher das Zeug zur
Basisliteratur.
Fr. Dr. Steffen scheint gut im (Un-) Ruhestand angekommen zu sein: in Übereinstimmung mit dem oben beschriebenen Buch des DJI liefert ihr „Wiesbadener Gutachten“
einen sehr empfehlenswerten, knappen und gut lesbaren
Beitrag zur Diskussion um Jugendkriminalität, der dazu
geeignet ist die Debatte zu versachlichen: Pflichtlektüre.
Wir freuen uns auf noch viele schaffensreiche Jahre und
wünschen hierfür das Beste!
MIGRANTEN SIND AUF DER VERLIERERSEITE FRANK´S LESETIPPS
17
F
44
ZUR KOMMUNALEN
KRIMINALPRÄVENTION
4 Thes
... ZUGA
ZUGANG
... DIALOG
1. PRÄVENTION GELINGT NUR,
2. PRÄVENTION KANN EINEN WICHTIGEN
WENN WIR DEN ZUGANG ZUR
BEITRAG ZUR INTEGRATION LEISTEN.
ZIELGRUPPE SCHAFFEN.
VORAUSSETZUNG HIERFÜR IST INTER-
KULTURELLE KOMPETENZ UND DER DIA-
Vier Thesen zur KKP
und viele Erkenntnisse
FACHTAG „MEHR SICHERHEIT DURCH
KOMMUNALE KRIMINALPRÄVENTION“ IN
STUTTGART
200 Führungskräfte aus Verwaltung
und Polizei nahmen vergangenen November in Stuttgart-Vaihingen an der
Fachtagung „Mehr Sicherheit durch
Kommunale Kriminalprävention“ teil.
Zielsetzung der Veranstaltung im
Häussler-Forum waren vor allem
Erfahrungsaustausch und Impulsgebung für die weitere Zusammenarbeit
zwischen der Polizei und ihren Partnern. Zu den Rednern des Fachtags
gehörten Innenminister Heribert Rech,
Landespolizeipräsident Erwin Hetger,
Bürgermeister Dr. Martin Schairer und
Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Direktor
des Kriminologischen Forschungsinstituts in Niedersachsen. Workshops und
die Präsentation kriminalpräventiver
Konzepte und Projekte vervollständigten das Programm.
„Prävention gehört zum Kerngeschäft
polizeilicher Arbeit. Und das bleibt
auch so“, betonte Innenminister Rech
in seinem Vortrag. Denn – davon
zeigte sich Rech überzeugt – Prävention zahle sich auf Dauer aus. “Es ist
allemal besser, Straftaten im Vorfeld
zu verhindern, als diese anschließend
mit hohem personellen und finanziellen Einsatz zu verfolgen“. Deshalb
gelte der Leitsatz „Nicht an, sondern
durch Prävention sparen“. In seinem
Referat ging Rech auf die erfolgreiche Vernetzung von kommunaler und
polizeilicher Arbeit in der Prävention
ein. „Kriminalprävention ist fester
Bestandteil der Kommunalpolitik“,
so der Innenminister. Seit der landesweiten Umsetzungsempfehlung
18
von 1997 habe sich die Kommunale
Kriminalprävention zu einer primären
Ausgangsplattform von Präventionsinitiativen entwickelt. Inzwischen
seien in über 300 Städten, Gemeinden und Landkreisen annähernd 600
vernetzte Präventionsprojekte initiiert
worden. Dass die kriminalpräventive
Arbeit von Polizei und Kommunen
wirke, zeige der deutliche Rückgang
der Straßenkriminalität und das
gestärkte Sicherheitsempfinden der
Bürgerinnen und Bürger. „Der enge
Schulterschluss zwischen Polizei und
dem Städte-, Gemeinde- und Landkreistag ist bundesweit einmalig und
ein wesentlicher Erfolgsfaktor unserer
Präventionsarbeit“.
OPTIMALE VERNETZUNG DURCH KOORDINIERUNGSSTELLEN
Ein weiterer Schritt zu einer optimalen Bündelung und Verzahnung
und systematischen Vernetzung der
Präventionsaktivitäten vor Ort sei die
Übertragung der Koordinierungsaufgabe Kommunaler Kriminalprävention
auf Landräte und Oberbürgermeister
gewesen, wie sie die Verwaltungsreform im Jahr 2005 vorgesehen hatte.
Für Rech stellt diese Veränderung als
„das neue Fundament der Zusammenarbeit dar“. Zentrale Bausteine dieser
Vereinbarung seien die Einrichtung
von Koordinierungsstellen Kommunale
Kriminalprävention in Kommunen und
Landkreisen sowie gemeinsame Analysen der örtlichen Sicherheitslage von
Polizei und Kommune. Als gelungenes
Beispiel nannte der Innenminister die
Berücksichtigung sicherheitsfördernder Aspekte im Städtebau.
LOG AUF DER BASIS UNSERER RECHTSORDNUNG.
Schwerpunkt der künftigen Aufgaben
sieht der Innenminister in der Jugendund Gewaltkriminalität. Hier seien
kriminalpräventive Konzepte gefragt,
die ursachenorientiert und vernetzt
ansetzten und das Engagement aller
gesellschaftlichen Kräfte forderten.
Vor allem die Gewaltprävention bei
jungen Migranten sowie der integrierte Ansatz in der Sucht-, Gewalt- und
Verkehrsunfallprävention können dank
der Hilfe der Landesstiftung (siehe
dazu S. 4) verstärkt in den kommenden Jahren verfolgt werden.
STOPP-SIGNALE UND ZIELGRUPPENARBEIT
Auch Landespolizeipräsident Erwin
Hetger sieht die Jugend- und Gewaltkriminalität als zentrale Herausforderung in der künftigen Präventionsarbeit. In den vergangenen zehn Jahren
habe die registrierte Gewaltkriminalität
bei den unter 21-jährigen um knapp
70 Prozent zugenommen, nicht nur
wegen einer höheren Gewaltbereitschaft sondern auch aufgrund eines
sensibleren Anzeigeverhaltens. Wichtig bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität sei es, ein differenziertes
Bild zu beachten. Viele Taten geschehen als Folge von Gruppenprozessen.
„Hier geht es darum, frühzeitig und
konsequent Grenzen aufzuzeigen und
ein klares „Stopp-Signal“ zu setzen“,
so Hetger. Allerdings gebe es neben
den vielen episodenhaft auftretenden
Delinquenten eine kleine Gruppe
hochbelasteter Jugendlicher. Der Landespolizeipräsident sprach von landesweit aktuell 550 jungen Intensivtätern. Von einer Brutalisierung junger
Menschen, könne allerdings – entgegen mancher Berichterstattung in
den Medien – nicht ausgegangen wer-
... CHEFSACHE
3. PRÄVENTION ERFORDERT PERSÖNLI-
4. PRÄVENTION IST CHEFSACHE,
CHES UND FINANZIELLES ENGAGEMENT.
BRAUCHT PARTNER, LEBT VON
DIE FINANZIERUNG VON PROJEKTEN
KOOPERATION, VOM INTERDISZIPLI-
DURCH PRÄVENTIONSVEREINE HAT
NÄREN ERFAHRUNGSTAUSCH UND
SICH BEWÄHRT.
BÜRGERSCHAFTLICHEN ENGAGEMENT.
den. Dennoch dürfe der Trend, Konflikte mit Gewalt auszutragen nicht
verharmlost werden. Gerade junge
Türken der zweiten oder dritten Generation oder heranwachsende Spätaussiedler lebten Konflikte in einem
aggressiven Machoverhalten aus. Ihre
Aggressivität sei deshalb so hoch,
weil sie oft die Verlierer bei Bildungs-,
Lehrstellen- und Zukunftschancen
seien. Noch stärker als bislang, sagte
Hetger, müsse die Polizei an die
Rädelsführer und bereits auffällig
gewordenen jungen Menschen herankommen.
GEFÄHRDUNG DURCH INTERNET,
RECHTSEXTREMISMUS UND ALKOHOL
Gefährdungen junger Menschen sah
Hetger zudem im Rechtsextremismus,
im unkontrollierten Alkoholkonsum
und im Internet als neuer Trend im Kriminalitätsgeschehen. Das Internet mit
seiner scheinbaren Anonymität biete
unzählige Gelegenheiten für kriminelle
Machenschaften: beispielsweise der
Austausch von Kinderpornografie,
die Verbreitung rechtsextremistischer
Propaganda, oder der Betrug in Auktionsbörsen. Vielfach öffneten Nachlässigkeit oder Unkenntnis Kriminellen
Tür und Tor. Über diese Entwicklung
müsse dringend aufgeklärt werden.
Auch die Eltern seien hier in der
Verantwortung. „Eltern müssen die
Gefahren des Internets kennen, um
ihre Kinder wirkungsvoll zu schützen.“
Zu weiteren zentralen Handlungsfeldern in der Prävention zählte der
Landespolizeipräsident die Zusammenarbeit mit Moscheevereinen, um
die Gefahr des islamischen Terrorismus zu vermindern. Integration und
interkultureller Dialog seien wichtige
Voraussetzungen, um Abschottung
und Abgrenzung zu reduzieren. Maßstab und Grundlage der Integration
sei das Grundgesetz. „Das ist nicht
verhandelbar“, so Hetger. In seinem
Vortrag griff er auch den „Kreislauf
der Gewalt“ innerhalb der Familien
auf. „Betrachten wir uns die Lebensgeschichte aggressiver Jugendlicher,
so fällt auf, dass viele von ihnen in
ihrer Kindheit Gewalterfahrungen in
der Familie gemacht haben“. Diese
Erziehungszusammenhänge müsse
man im Blick haben, um den Kreislauf
durchbrechen zu können.
4
Abschließend fasste der Landespolizeipräsident die zentralen Kernaussagen für eine gelingende Kommunale
Kriminalprävention zusammen (siehe
oben).
FACHLICHER AUSTAUSCH UND IMPULSE
4
POLIZISTEN SIND KEINE „SOZIALINGENIEURE“
KOMMUNALE
KRIMINALPRÄVENTION
4
... ENGAGEMENT
Mit der Präventionsaufgabe habe sich
auch die Polizei selbst verändert. „Sie
ist insgesamt offener, transparenter und kommunikativer geworden,
arbeitet in Netzwerken und gilt als
geschätzter Partner. „Wir verstehen
uns heute als Bürgerpolizei“.
Zu entsprechenden Vorwürfen, die
Arbeit der Polizei lasse sich von der
eines Sozialpädagogen nicht mehr
unterscheiden, machte Hetger deutlich: „Polizeibeamtinnen und -beamte
sind keine „Sozialingenieure“, welche
die Aufgaben von Lehrern, Suchtberatern und Sozialarbeitern übernehmen
wollen.... Erziehung ist nicht Aufgabe
der Polizei“.
Im weiteren Verlauf präsentierte
Prof. Dr. Christian Pfeiffer seine
Forschungsergebnisse aus einer
bundesweiten repräsentativen Schülerbefragung zum Thema Gewalt und
Medien (siehe dazu ausführlich S. 14)
und forderte in seinem Referat einen
besseren Schutz Jugendlicher vor
Gewalt, zum Beispiel durch wirkungsvollere Kontrollen von gewaltverherrlichenden Computerspielen und Videos.
Am Nachmittag boten Workshops
zum Thema Gewaltprävention in
Familie, Schule und im öffentlichen
Raum Gelegenheit zum fachlichen
Austausch und gegenseitigen Impuls.
Zum Abschluss der Fachtagung wurden das Projektbüro KKP beim Innenministerium sowie die Konzeption der
KKP im Ostalbkreis vorgestellt.
VIER THESEN ZUR KKP UND VIELE ERKENNTNISSE
19
FÖRDERUNG DER
MEDIENKOMPETENZ
Medien im Fadenkreuz der Prävention
FACHTAG „GEWALTIGES MEDIENANGEBOT“
IN SCHWÄBISCH GMÜND“
Schwäbisch Gmünd. Die Doppeldeutigkeit im Veranstaltungstitel machte
es schon deutlich: Umfang und Inhalt
des heutigen Medienangebotes sind
gewaltig. Das Aufzeigen der pädagogischen Herausforderungen angesichts
der schier grenzenlosen Medienwelt
war eines der Ziele der Fachtagung im
vergangenen April in der SchillerRealschule Schwäbisch Gmünd, die
von der Kommunalen Kriminalprävention Schwäbisch Gmünd, dem
Förderverein Aktion Sichere Stadt
Schwäbisch Gmünd und dem Polizeirevier Schwäbisch Gmünd veranstaltet wurde. 85 Vertreter/innen aus
Schulen, Kindergärten, Jugendarbeit
und Polizei nahmen daran teil und
setzten sich mit einem differenzierten, facettenreichen und komplexen
Themenbereich auseinander. Einzelne
Aspekte der Tagung stellt KKPaktuell in gesonderten Berichten auf den
folgenden Seiten vor.
In seinem Grußwort zeigte sich
Bürgermeister Dr. Joachim Bläse,
der zugleich der 1. Vorsitzende des
Fördervereins ist, sehr erfreut, dass
die Fachtagung zum aktuellen Thema
„Mediennutzung/Medienverwahrlosung“ organisiert werden konnte.
Sie entspräche den in den Statuten
verankerten Zielsetzungen des Fördervereins, der im Mai 2005 gegründet
worden war. Dieser hat sich u. a. auferlegt, „alle Maßnahmen zu fördern,
20
die geeignet sind, der Begehung von
Straftaten vorzubeugen, ... kriminalpräventive Initiativen, Aktivitäten und
Projekte finanziell zu unterstützen“
sowie „Kriminalitätsaufklärung zu
betreiben ...“.
Sechs Wochen vor der Veranstaltung
habe das Tagungsthema einen aktuellen Bezug bekommen. In Schwäbisch Gmünd musste ein Wohnheim
geräumt werden, weil bei einem
Schüler ein hochexplosives Selbstlaborat gefunden worden war, das von
Entschärfern des Landeskriminalamtes
gezündet werden musste. Der Schüler hatte sich die Anleitung dazu aus
dem Internet geholt. Das Beispiel
zeige, dass neben den pädagogischen
Herausforderungen in allen Teilen der
Gesellschaft Handlungsbedarf bei der
Nutzung von Medien besteht.
„Gerade im Hinblick auf die negativen
Auswüchse ist es ein gesellschaftliches Anliegen, die jungen Menschen
vor den Gefahren menschenverachtender Gewalt und pornografischen
Inhalten wirksam zu schützen“, wurde
auf dem Tagungsflyer als Grundsatz
aufgeführt. Gesetzliche Regelungen
legten zudem Werte und Normen
fest, um die jugendgefährdenden
Medienangebote in gesellschaftlich
verantwortende Bahnen zu lenken.
Außerdem müsse die Medienkompetenz junger Menschen frühzeitig und
nachhaltig gefördert und geschützt
werden.
Alle Aspekte wurden auf der Fachtagung aufgenommen und in Fachreferaten und Vorträgen im Plenum
vorgestellt (siehe Programm). Dazu
gehörten die „JIM&KIM-Studie
2006“, strafrechtliche Aspekte
anhand von praktischen Beispielen
aufgezeigt, Medienerziehung in der
Schule, die Vorstellung der KWICK
Community sowie die Auswirkungen
des Handysektors. Den Abschluss der
Fachtagung bildete ein öffentlicher
Vortrag eines in Gmünd praktizierenden Kinderpsychologen über den
Zusammenhang von Mediennutzung
und kindlicher Entwicklung. Thematischer Bezugspunkt war zudem die
repräsentative Schülerbefragung, von
Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Leiter des
Kriminologischen Forschungsinstituts
Niedersachsen im Jahr 2005 zum
Thema Mediennutzung und Schulerfolg, dessen Ergebnisse er 2006 in
Schwäbisch Gmünd präsentiert hatte
(siehe dazu entsprechenden Artikel in
dieser Ausgabe).
Marcus Lehmann, Jugendsachbearbeiter beim Polizeirevier Schwäbisch
Gmünd, organisierte die Tagung als
Abrundung seiner Vortragsreihe von
über 50 Veranstaltungen für Kinder
und Jugendliche, Eltern, Lehrer und
Lehrerinnen im Schuljahr 2006/2007
in Gmünder Schulen. Den Pädagogen
und Pädagoginnen sollte ermöglicht
werden, durch Vorträge externer Referenten weitere Aspekte des umfassenden Themas Umgang mit Medien
zu erfahren. Durch die Abendveranstaltung sollten die anderen Zielgruppen sowie bisher nicht erreichte
Interessierte angesprochen und über
die Gefahren falscher Mediennutzung
aufgeklärt werden.
Tagungsort war die Schiller-Realschule, die nicht nur wegen der räumlichen
Nähe zum Polizeirevier als Gastgeber
angefragt wurde. Zwischen der Schule, dem Polizeirevier und den Jugendsacharbeitern besteht schon länger
eine gute Zusammenarbeit.
WEITERE INFORMATIONEN
Polizeirevier Schwäbisch Gmünd
Marcus Lehmann
Telefon 07171 358135
E-Mail
marcus.lehmann@
polizei.bwl.de
links:
Staatsanwalt Karst
oben:
Bürgermeister
Dr. Bläse
Eröffnung und Fachreferate
MEDIEN IM FADENKREUZ DER PRÄVENTION
21
PROGRAMM
Kriminalpolizeiaußenstelle Schwäbisch
Gmünd
Herr Kriminalhauptkommissar Eisenbeiß
Staatsanwaltschaft Ellwangen
Herr Staatsanwalt Karst
WAS SAGT DAS STRAFRECHT?
Medienpädagogischer Forschungsverbund
Südwest mpfs
Herr Thomas Rathgeb
JIM- & KIM-STUDIE 2006
Polizeirevier Schwäbisch Gmünd
Herr Marcus Lehmann
Bürgermeister & Vorsitzender des
Fördervereins der Aktion Sichere Stadt
Schwäbisch Gmünd
Herr Dr. Joachim Bläse
ERÖFFNUNG & ORGANISATORISCHES
20.00 UHR
19.30 UHR
MEDIENKOMPETENZ
Von mir aus nennt es Wahnsinn“
Fernsehen, PC, Videospiele
und kindliche Entwicklung
Herr Thomas Fuchs
STADTGARTEN
ABSCHLUSSVERANSTALTUNG
KLEINER IMBISS
SMALLTALK, INFOSTÄNDE &
Handysektor.de
Herr Thomas Rathgeb
FACHREFERAT III
Medienerziehung in/an einer Schule
Frau Katja Schmidt/Herr Peter Betz
FACHREFERAT II
Kwick Community
Frau Sandra Sokola
FACHREFERAT I
17.00 - 18.30 UHR FACHREFERATE
15.15 - 16.45 UHR
14.30 UHR
14.00 UHR
13.30 UHR
EIN EIGENER COMPUTER IST FÜR
Spieler sind längst keine Randgruppen mehr
VORSTELLUNG DER KIM UND JIM-STUDIE
2006
Um Orientierung in der dynamischen
Medienentwicklung zu bieten, untersucht die Studienreihe KIM – Kinder
und Medien – seit 1999 den Medienumgang von Kindern in Deutschland.
Für die aktuellste Untersuchung aus
dem Jahr 2006 wurden 1203 Kinder
im Alter von sechs bis dreizehn Jahren sowie deren Haupterzieher direkt
(face-to-face) gefragt. Die repräsentative Langzeitstudie KIM ist ein Forschungsprojekt des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest
(mpfs), dessen Leiter der Geschäftsstelle, Diplom-Sozialwirt Thomas
Rathgeb, einige Ergebnisse der Studie
auf der Tagung vorstellte. Der mpfs ist
eine Kooperation der Landesanstalt für
Kommunikation Baden-Württemberg
(LFK) und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation RheinlandPfalz (LMK).
22
INTEGRATION
Thomas Rathgeb beschränkte sich in
seinem Vortrag auf einige wichtige
Aussagen und Erkenntnisse aus der
Studie. Einige zentrale Aussagen sind
hier aufgeführt:
• Ein eigener Computer ist für Kinder
allerdings noch nicht die Regel: Ein
Sechstel der Kinder hat einen eigenen PC zur Verfügung, weniger als
zehn Prozent haben einen eigenen
Internetzugang.
• Die Verbreitung von Computer und
Internetzugang in den Haushalten
ist weiter angestiegen. Stark zugelegt haben auch MP3-Player,
Spielkonsolen und DVD-Player.
• Trotz des breiten Medienangebots
ist für Kinder weiterhin der Fernseher die erste Wahl: 70 Prozent könnten am wenigsten auf den
Fernseher verzichten.
• Besonders bei den Jungen und den
älteren Kindern gewinnt der Computer an Bedeutung.
THEMA MEDIENAUSSTATTUNG
THEMA: KINDER UND COMPUTER
• Kinder haben heute problemlos
Zugang zu Computern und Internet:
In neun von zehn Familien steht ein
Computer, vier Fünftel der Haushalte sind online.
• Der Anteil der Kinder, die Computer
nutzen, nimmt stetig zu.
• Auch jüngere Kinder nutzen zunehmend Computer. Bereits drei Viertel
der Acht- und Neunjährigen nutzen
zumindest selten einen Computer.
Das Besondere der KIM-Studie ist
die Berücksichtung der Eltern bei
der Befragung, so könne das familiäre Umfeld des Kindes, zum Beispiel
beim Medienumgang, stärker in die
Untersuchung miteinbezogen werden.
Schwerpunktthemen der KIM-Studie
2006 waren Themeninteressen, Medienausstattung, Freizeitaktivitäten,
Medienbindung, Medienfunktionen,
Fernsehen, Radio und MP3, Computer,
Lernprogramme, Internet/Chat sowie
Handynutzung.
MEDIENKOMPETENZ
Thomas Rathgeb vom
mpfs
• Am häufigsten verwenden Kinder
den Computer zum Spielen
• Der Computer wird oft für die
Schule genutzt. Lernprogramme
werden auch privat verwendet.
• Zwei Fünftel der Computernutzer
gehen wöchentlich ins Internet.
THEMA: KINDER UND INTERNET
• Der Anteil der Kinder, die das
Internet nutzen, nimmt stetig zu.
Über die Hälfte der Kinder haben
bereits Erfahrungen im Internet
gesammelt.
• Das Internet wird vor allem zur
Informationsbeschaffung genutzt.
• Besonders häufig werden auch
Onlinespiele und Seiten für Kinder
aufgesucht.
• Kinder nutzen gern Seiten im
Internet, die sie von anderen
Medien – vor allem dem Fernsehen
– bereits kennen.
• Über interessante Seiten informiert
man sich im Freundeskreis
• Über ein Drittel der Internetnutzer
geht alleine ins Netz.
• Mädchen nutzen häufiger die informativen und kommunikativen
Elemente des Internets, Jungen
bevorzugen die spielerische Ebene.
• Die Kommunikation hat bei Kindern
noch keine so zentrale Bedeutung
wie bei den Jugendlichen: Aber ein
Drittel der Internetnutzer kommuniziert regelmäßig per E-Mail, ein
Fünftel sucht wöchentlich Chaträume auf.
• Die Nutzung von Chats gewinnt für
ältere Kinder stark an Bedeutung.
• Der beliebteste Chat ist „Knuddels“.
Mädchen nutzen verstärkt das Instant Messenger.
THEMA: EINSTELLUNG DER ELTERN ZUR
COMPUTERNUTZUNG
• Nach Angaben der Eltern nutzen 12
Prozent der Kinder fast täglich das
Internet alleine.
• Aber: Über ein Viertel der Kinder
geht ein- oder mehrmals pro Woche
gemeinsam mit einem Elternteil ins
Internet.
• Knapp die Hälfte der Kinder nutzt
zumindest einmal pro Woche den
Computer für die Schule ohne
fremde Hilfe.
• Über drei Viertel der Eltern sind der
Ansicht, Kinder sollten nur mit Filter
im Internet surfen.
• Dennoch haben nur zwei Fünftel
einen Filter installiert.
• Sechs von zehn befragten Eltern
sehen sich in der Verantwortung,
ihrem Kind Kenntnis zu Computer
und Internet zu vermitteln.
• Für ein Fünftel ist das Internet kein
Begriff.
Begleitend zu der KIM-Studie wurde
eine weitere Befragung, die sogenannte JIM-Studie (Jugend, Information,
(Multi-)Media) durchgeführt, die sich
neben anderen Themenschwerpunkten (Handy, Interessen, Informationsquellen) verstärkt mit den neuen
Leitmedien Computer und Internet und
ihren Nutzern im Jugendalter befasste. Hierbei wurden 1205 Jugendliche
SPIELER SIND LÄNGST KEINE RANDGRUPPEN MEHR
23
HÖHERE BILDUNG =
zwischen 12 und 19 Jahren von Mai
bis Juni 2006 per Telefon befragt. Die
JIM-Studie gibt es seit 1998 und ist
ebenfalls als Langzeitstudie konzipiert.
Diplom-Sozialwirt Thomas Rathgeb
fasste auch hier die wichtigsten Ergebnisse kurz zusammen:
• Die Medienausstattung von Jugendlichen ist breit gefächert und nimmt
mit dem Alter zu. Geringere Bildung
= mehr Fernseher und Spielkonsole,
höhere Bildung = mehr Computer
und Internet. Ihr Alltag ist stark von
Medien dominiert, aber auch andere
Freizeitaktivitäten haben große
Bedeutung: Freunde, Partnerschaft,
Sport, etc.
• Der Zugang zu Computer und
Internet ist für fast alle Jugendliche
gegeben.
• Bei Computer und Internetnutzung
sind aufgrund der starken Verbreitung nur noch geringe Steigerungen
möglich – zukünftig stärkere Aus-
24
INTEGRATION
•
•
•
•
differenzierung der Anwendungen.
Spieler sind keine Randgruppen,
über die Hälfte der Jungen zählt zu
den regelmäßigen Spielern.
Computer- und Konsolenspiele
faszinieren hauptsächlich Jungen
und Jugendliche mit geringem
Bildungshintergrund. Fast die Hälfte
der Mädchen spielt nie Computerspiele.
Nutzungsmotive bzw. Gratifikationen werden bei Jungen inzwischen stärker bei Computer und
Internet befriedigt, bei Mädchen
werden diese am besten durch
Fernseher und MP3-Player erfüllt.
Das Internet wird vor allem für
Kommunikation verwendet.
Die digitale Technik befriedigt das
besondere Bedürfnis der Jugendlichen nach intensiver Kontaktpflege.
Beide Studien aus dem Jahr 2006
und den Vorjahren können unter
www.mpfs.de herunter geladen werden.
KONTAKT
KONTAKT
Projektbüro
klicksafe.de
c/o Landeszentrale
für Medien und Kommunikation (LMK)
Rheinland-Pfalz
Internet-ABC e.V.
Geschäftsstelle
c/o Landesanstalt für
Medien
Nordrhein-Westfalen
Telefon
0621 5202271
Fax
0621 5202279
Telefon
0211 77007-172
Fax
0211 77007-374
E-Mail
[email protected]
E-Mail
internet-abc@
lfm-nrw.de
Internet
www.klicksafe.de
Internet
www.internet-abc.de
MEDIENKOMPETENZ
KONTAKT
KONTAKT
KONTAKT
Medienpädagogischer
Forschungsverbund
Südwest
c/o Landesanstalt für
Kommunikation
jugendschutz.net
– Jugendschutz in
Telemedien
Programm Polizeiliche
Kriminalprävention
der Länder und des
Bundes
Programm Polizeiliche
Kriminalprävention
der Länder und des
Bundes
Internet
www.polizei-beratung.de
Internet
www.polizei-beratung.de
Telefon
0711 6699131
Fax
0711 6699111
Internet
www.jugendschutz.
net
www.chatten-ohnerisiko.net
E-Mail
[email protected]
Internet
www.mpfs.de
SPIELER SIND LÄNGST KEINE RANDGRUPPEN MEHR
25
JUGENDSCHUTZMASSNAHMEN IM
Alles über Kwick.de
SICHERHEIT UND QUALITÄTSSICHERUNG IN
DER ERLEBNIS-COMMUNITY
Mehr als 1.000.000 Mitglieder, in
Kernzeiten mehr als 40.000 Menschen gleichzeitig online, 500.000
Gästebucheinträge, 3 Millionen Bilder
in Fotoalben, 40 Millionen Seitenzugriffe täglich – so lauten die Kennzahlen von „Kwick.de“, eine der größten
Gemeinschaften in Deutschland, die
mittlerweile nicht nur online, sondern
auch offline und mobil zu erreichen
ist. Sandra Sokola stellte die Plattform, die von der Firma KWICK! Community GmbH & Co. KG in Weinstadt
betrieben wird, in einem der Fachreferate vor. Dabei ging die Mitarbeiterin
des Unternehmens vor allem auf die
Punkte Qualitätssicherung und Jugendschutz ein, die auch im Publikum
lebhaft diskutiert wurden.
Wer in der Community Mitglied ist,
der möchte vor allem neue Leute
kennen lernen, mit Freunden kommunizieren oder Events besuchen. Die
Kontaktaufnahme ist schnell und einfach über Chat, Messages, Mail und
Gästebuch. Außerdem gibt es zahlreiche Diskussionsforen. Der virtuelle
Austausch ist für junge Menschen ab
16 Jahren gedacht, das Mindestalter
beträgt 14 Jahre.
Und hier beginnen bereits die Schwierigkeiten. Zwar würden die meisten
Mitglieder ihr korrektes Alter angeben,
vernünftig überprüft werden können
die Altersangaben aber nicht. „Eine
26
INTEGRATION
aktive Teilnahme an der Gemeinschaft mit falschen Angaben macht
wenig Sinn“, erläuterte Sokola, denn
die Mitglieder werden Altersklassen
zugeordnet und bekommen automatisch entsprechend gefilterte Daten,
zum Beispiel Mitgliederlisten, Foren,
Themen, Beiträge, Profilinformationen,
Fotogalerien. ... Weil es in der Community einen Generationenkonflikt
gibt, sind die Foren strikt getrennt:
für unter 18-Jährige einerseits und
18 Plus andererseits. Das ermöglicht
auch den Kooperations- und Werbepartnern ganz gezielt nach Altersgruppe zu werben. KWICK! finanziert
sich durch Werbung, da die Teilnahme
für Mitglieder kostenlos ist und auch
bleiben soll.
Andererseits können mit der Alterstrennung Jugendschutzbestimmungen leichter eingehalten werden.
Kontakte unterschiedlicher Alterskategorien seien nur über einen
Freundschaftsantrag möglich, und die
Kontaktaufnahme zu einem Erwachsenen dürfe nur vom Minderjährigen
ausgehen. So könne ein 40-jähriges
Mitglied kein 15-jähriges Mitglied
anschreiben, ein 15-jähriges Mitglied
kann aber ein 40-jähriges Mitglied
kontaktieren, erläuterte Sandra Sokola. Zusätzlichen Schutz stellten die
Privatsphäre-Optionen dar, die die Be-
rechtigungen für andere einschränkten. Zum Beispiel: Mitglieder können
andere Mitglieder sperren und somit
eine Kontaktaufnahme unmöglich
machen, einzelne Funktionen können
jedem, nur den sog. Buddys (Freunde)
oder auch niemandem zur Verfügung
gestellt werden. Dabei können das
Mindest- und das Höchstalter der
User festgelegt werden.
Verstöße gegen diese Regelungen sowie gegen das Jugendschutzgesetz,
Urheberrecht (fremde Bilder, Texte etc.
werden ohne Genehmigung weiter
verwendet), Fälle von Rassismus/Nationalsozialismus, Verherrlichung von
Gewalt, pornografische Darstellungen
im öffentlich zugänglichen Bereich
oder verbale Gewalt, die aufgrund der
Anonymität sehr häufig vorkommt,
können die Mitglieder dem OnlineTeam von KWICK! melden. Dieses
besteht aus mehr als 250 freiwilligen,
ehrenamtlichen Helfern, „die es sich
zur Aufgabe gemacht haben, für ein
angenehmes Miteinander auf KWICK!
zu sorgen“, wie auf der PowerPointPräsentation zu lesen ist, und die
meisten Bereiche der Community
(Chats, Clans, Foren, Profile, Fotogalerien) betreuen. Verstoßmeldungen
sollen so schnell wie möglich bearbeitet werden, entsprechende Textpassagen bzw. Bilder werden gelöscht,
verantwortliche Mitglieder angeschrieben, verwarnt oder gesperrt. Es
werden Personalakten über auffällige
User und Log-Bücher geführt, um für
MEDIENKOMPETENZ
Sandra Sokola,
Qualitätssicherung
Kwick! Community
alle Team-Mitarbeiter Transparenz zu
schaffen. „Jeder Schritt des Teams
wird dokumentiert und ist auch später
nachvollziehbar“.
Zur Qualitätssicherung innerhalb der
Community gehört die Zusammenarbeit von KWICK! mit der Polizei. Zum
einen wurden beispielsweise Fortbildungsveranstaltungen zum Thema
Jugendschutz bei der Polizeidirektion Waiblingen besucht, aber auch
Multiplikatorenschulungen bei der
Bereitschaftspolizei Böblingen wahrgenommen und zum anderen besteht
eine enge Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden. KWICK! gibt
auf polizeiliche Anfragen, denen eine
Anzeige zu Grunde liegt, vorhandene
Daten preis, auffällige User werden
den Polizeidienststellen gemeldet,
während der Sitzung werden IP-Adressen zur Identifizierung mitgeloggt
und Missbrauchsfälle an Polizei und
Staatsanwaltschaft herausgegeben,
so Sandra Sokola.
Trotz der Regelungen gebe es einige
problematische Bereiche. Die User
sind anonym, was die Hemmschwelle
bei Beleidigungen sinken ließe, die
Inhalte sind zudem so umfangreich,
dass nicht alles immer auf seine
Richtigkeit überprüft werden kann und
noch nicht alle Bereiche von KWICK!
sind ausreichend personell besetzt.
Auch einer erneuten Anmeldung zu
KWICK! kann nur bedingt entgegen
gewirkt werden. Außerdem missbrauchten einige Mitglieder die Funktion „Verstoß melden“ und meldeten
aus Spaß.
Zum Abschluss ihres Vortrags gab die
Mitarbeiterin von KWICK! einen Ausblick, wie die Community sich weiter
entwickeln soll. Zum einen werde
an einer Automatisierung gearbeitet,
um das Auffinden von Fake- und
Schmuddelprofilen zu erleichtern.
Die Einführung eines Ranking-Systems könnte dabei helfen, Mitglieder
nach ihrer „Vertrauenswürdigkeit“
einzuschätzen. Außerdem soll die
Benutzerfreundlichkeit verbessert und
eine leichtere Handhabung ermöglicht
werden. Mitglieder sollen sich künftig
leichter zurechtfinden und mehr Möglichkeiten haben, ihre Privatsphäre zu
schützen. Jugendschutzmaßnahmen
sollen weiter ausgebaut werden.
ALLES ÜBER KWICK.DE
27
„VOM LEICHTMATROSEN ZUM
Aufspringen auf den Zug des Fortschritts
MEDIENERZIEHUNG IN DER SCHULE
Um andere Schulen zu ermutigen,
stärker als bisher Medienerziehung im
Schulcurriculum zu berücksichtigen,
haben Peter Betz und Katja Schmidt,
beide Lehrer und Medienerzieher an
der Mozartschule, einer Grund- und
Hauptschule in Schwäbisch Gmünd,
eine Vortragsreihe sowie Unterrichtsmaterialien entwickelt, die bei einer
ganzheitlichen Betrachtungsweise ansetzen. Im Fachreferat III der Tagung
stellten sie ihr Konzept vor.
Eltern, Schüler und Lehrer müssen
dabei – wenngleich in differenzierter Weise – angesprochen werden,
lautet das Credo der Fachlehrer, die
dieses Modell bislang erfolgreich
umgesetzt haben, wohl wissend
mit welchen Rahmenbedingungen
Schulen konfrontiert werden. Mit der
Einführung der neuen Bildungspläne
in Baden-Württemberg bekamen die
Schulen einen größeren Spielraum in
der Gestaltung ihres eigenen Profils.
Gleichzeitig sollte aber auch Medienerziehung im Schulcurriculum stärker
berücksichtigt werden. Leitfach dafür
sollte das Fach Deutsch sein, das
in der Praxis – so die Erfahrungen
der beiden Lehrer – ohnehin schon
viel auffangen muss, um Schüler mit
zunehmend sprachlichen Defiziten zu
fördern. Medienerziehung werde da
28
INTEGRATION
ganz schnell stiefmütterlich behandelt, beschreiben sie die Situation.
Dass dieses nicht so sein muss, machen sie am Handy-Projekt in der 7.
Klasse deutlich, das idealerweise alle
Fächer mit einbezieht. Im Fach Mathematik werden rechnerisch die Kostenfallen der Handytarife aufgedeckt,
Wirtschaftslehre/Informatik befasst
sich mit den technischen Funktionen
und den gängigen Abkürzungen, im
Fach Deutsch können Gedichte im
Handy-Format geschrieben werden,
der Englisch-Unterricht geht auf die
Fachbegriffe ein, in den Fächern
Kunst und Musik bietet es sich an,
Klingeltöne, Hintergrundbilder oder
ganze Kurzfilmchen zu produzieren,
selbst in Hauswirtschaft oder Technik
lassen sich Accessoires für das Handy
produzieren.
Projekte in anderen Klassenstufen,
zum Beispiel das Führen eines Medienlogbuchs können sich anschließen –vorausgesetzt, entsprechendes
Unterrichtsmaterial liegt vor. Diese
Voraussetzungen haben die Medienerzieher der Mozartschule geschaffen.
So entstanden die Kopiervorlagen
„Zappen, klicken, simsen – Schritte
zur Medienkompetenz“. Vom Kriminologischen Institut Niedersachsen wurden das Projekt und dazugehöriges
Unterrichts- und Informationsmaterial
„Vom Leichtmatrosen zum Medienlotsen“ für dritte und vierte Klassen
übernommen. Alles mit dem Ziel, das
MEDIENKOMPETENZ
Medienbewusstsein der Schüler zu
wecken und zu schärfen, damit sie
entsprechende Angebote auswählen,
kritisch hinterfragen und beurteilen
und sich so vor den Gefahren schützen lernen. Auch Lehrer sollten offen
sein für neue Medien, ihre Vor- und
Nachteile kennen, Fort- und Weiterbildungsangebote nutzen, Fachliteratur
kennen, um sich mit der Medienerziehung auseinandersetzen zu können.
Unverzichtbar im ganzen Modell ist
die Zusammenarbeit mit den Eltern.
Erschreckend oft wüssten nur wenige
Eltern darüber Bescheid, welche Auswirkungen exzessiver Medienkonsum
haben kann. Insofern werden an der
Schule Informationsabende veranstaltet, ein Elternrundbrief eingerichtet, in
dem über Neuerungen berichtet und
Fortbildungsangebote empfohlen werden. Eigens wurde ein Elternratgeber
„Was tun? So kommt mein Kind vom
Bildschirm los“ erstellt. Eltern sollten
immer Interesse daran haben, was
ihre Kinder mit den Medien tun, über
Neuerungen Bescheid wissen und sich
im Dschungel der Medienlandschaft
auskennen, um im „Zug des technischen Fortschritts“ Platz nehmen zu
können, so das recht bildliche Fazit
von Katja Schmidt und Peter Betz:
Umgang mit den neuen Medien, sind
jedoch meilenweit entfernt von einem
verantwortungsbewussten Umgang
damit. Wir Erwachsene sind im Moment diejenigen, die den Zug abfahren
sehen. Manche von uns haben sich
noch im letzten Moment einen Platz
gesichert und fahren mit. Wieder
andere laufen dem Zug hinterher und
werden es bestimmt auch schaffen,
rechtzeitig aufzuspringen. Doch leider
stehen im Moment noch viel zu viele
von uns Pädagogen und Erziehern da
und sehen zu, wie der Zug ohne uns
abfährt.“
Die Bücher von Katja Schmidt und
Peter Betz gibt es beim AOL Verlag:
WAS TUN? SO KOMMT MEIN KIND VOM
BILDSCHIRM LOS!
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8,95 Euro
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ZAPPEN, KLICKEN, SMSEN – SCHRITTE ZUR
MEDIENKOMPETENZ
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AOL Verlag
Telefon 07227 95880
Fax
07227 958895
Internet www.aol-verlag.de
„Der Zug des technischen Fortschritts
fährt mit rasanter Geschwindigkeit
in die Zukunft. Unsere Kinder und
Jugendlichen sitzen bereits in diesem
Zug, sie kennen sich bestens aus im
AUFSPRINGEN AUF DEN ZUG DES FORTSCHRITTS
29
WWW.HANDYSEKTOR.DE
Handy ist Bestandteil des Alltags
WWW.HANDYSEKTOR.DE BIETET INFORMATION UND AUFKLÄRUNG
Handynutzung durch Jugendliche und das Onlineangebot www.handysektor.de waren die Themen des vierten
Fachreferats. Diplom-Sozialwirt Thomas Rathgeb zeigte in
einer Power-Point-Präsentation Auszüge aus der JIM- und
KIM-Studie speziell zur Entwicklung der Handygewohnheiten der Jugendlichen. Rathgeb ist seit 1997 Referent bei
der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg,
Abteilung Kommunikationswissenschaft mit dem Zuständigkeitsbereich Programmaufsicht, Programmbeobachtung,
Programmforschung, sowie Prüfer bei der Kommission für
Jugendmedienschutz (KJM). Seit 2004 ist er Leiter der
Geschäftsstelle des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs).
Das Handy ist genauso wie Fernsehen, Computer und
Internet Bestandteil des heutigen Alltags von Jugendlichen
und Kindern und daraus nicht mehr wegzudenken. Seit
1998 sei die Verfügbarkeit von Handys deutlich gestiegen:
in allen Altersklassen und in allen Schularten. So besaßen
92 Prozent der befragten Jugendlichen im Alter zwischen
12 und 19 im Jahr 2006 ein Handy. „Die Marktdurchdringung ging schneller als oftmals erwartet“, so ein Fazit der
Studie. Deutlich sei auch geworden, dass die Nutzung des
Handys über das Telefonieren hinausgeht. Immer mehr
werde das Handy zum mobilen PC mit Datenübertragung,
30
INTEGRATION
Multimedia-Anwendungen (Foto, Video) und Internetnutzung. Dennoch: als wichtigste Handy-Funktion wurde von
den meisten Befragten in der gegenwärtigen Studie das
Versenden von SMS genannt.
„Dies wird sich schnell ändern“, so die Prognose, und
damit sind weitere Problemfelder vorprogrammiert. Schon
jetzt entziehe sich die Handynutzung und ihre Kontrolle
den Sozialisationsinstanzen Eltern und Schule. Sieben
Prozent der Jugendlichen haben schon mal brutale Videos oder Pornofilme aufs Handy gespielt bekommen, 34
Prozent gaben an, dass ihnen dieses von Freunden bekannt
sei. Dass eine Schlägerei mit einem Handy gefilmt wurde,
haben 17 Prozent der befragten Jugendlichen mitbekommen. Hauptschüler öfter als Realschüler und Gymnasiasten. Und Probleme oder Schwierigkeiten bei der regelmäßigen Zahlung der Handykosten haben acht Prozent der
jugendlichen Handybesitzer.
Mit den Sicherheitsrisiken beim Handy-Gebrauch (Schuldenfalle, Risiken bei der Datensicherheit, Gesundheitsrisiken durch Strahlung und jugendgefährdende Inhalte) sind
die meisten Jugendlichen überfordert und sollten gezielt
darüber aufgeklärt werden, so die Meinung von Experten.
Die Medienkompetenz im Umgang mit der Mobilkommunikation müsse gefördert werden, lautet eine Zielsetzung von
MEDIENKOMPETENZ
Thomas Rathgeb vom
mpfs
Infoblatt
Gewaltvideos auf
Schülerhandys
www.handysektor.de, einem Onlineangebot zur Förderung von Medienkompetenz, das in Zusammenarbeit der
Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) und
dem medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest
entwickelt wurde. Die Internetseite ist ein werbefreies
Angebot, das sich vor allem an die Zielgruppe der 12- bis
19-Jährigen richtet. Jugendaffine Gestaltung, Design und
Sprache sollen Jugendliche direkt ansprechen. Geboten
werden dort unter anderem alltagsnahe Beispiele, die
über die Risiken bei der Handynutzung aufklären, aktuelle
Hinweise auf neueste technische Entwicklungen, deren
Potenziale und Gefahren sowie Tipps und Hilfestellungen
für eine sichere Anwendung von Handy, Notebook, WLAN
und Bluetooth. Fragen von Handynutzern werden auf der
Plattform genauso beantwortet wie Hinweise und Links
zu weiteren Informationen gegeben. Technische Begriffe
werden zielgruppenspezifisch erklärt und in interaktiven
Animationen können zum Beispiel Klingeltöne selbst entworfen werden.
KONTAKT
BESTELLUNG
Medienpädagogischer
Forschungsverbund
Südwest
c/o Landesanstalt
für Kommunikation
Gewalt auf Handys
Telefon
0711 6699131
Fax
0711 6699111
E-Mail
[email protected]
Internet
www.mpfs.de
Drei-W-Verlag GmbH
Telefon
02054 5119
Fax
02054 3740
Programm Polizeiliche
Kriminalprävention
der Länder und des
Bundes
Internet
www.polizeiberatung.de
E-Mail
[email protected]
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www.drei-w-verlag.de
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Preis
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Auch Eltern und Pädagogen bietet handysektor eine Orientierungshilfe in der mobilen Welt.
HANDY IST BESTANDTEIL DES ALLTAGS
31
„ABI-WARM-UP-PARTIES“
KEINE HAPPY-HOUR-ANGEBOTE UND
FINDEN ADÄQUATEN ERSATZ
FLATRATES
Statt Alkoholexzessen Ballkultur
Bei der Unterzeichnung der Regeln für
die Bälle
ERFOLGREICHE KONZERTIERTE AKTION IN
SINGEN
Noch bis vor einem Jahr gehörten die
sogenannten „Abi-Warm-Up-Parties“
mit Happy-Hour und dem Verkauf
von hochprozentigem Alkohol zu den
schulischen Veranstaltungen in Singen
– wie in anderen Städten auch. Aus
dem Erlös dieser Parties sollten die
Abi-Feiern und Abi-Streiche finanziert
werden. Doch nach eskalierenden Alkoholexzessen, Ausschreitungen und
Fällen von Körperverletzungen, gaben
diese Veranstaltungen mehr Anlass
zur Sorge als zur Freude. Ein Zustand,
den die Singener Kriminalprävention
(SKP), Polizei und die Schulleiter der
vier Gymnasien so nicht akzeptieren
wollten. An einem runden Tisch, an
dem auch Elternvertreter/innen und
Schüler/innen teilnahmen, wurde ein
Konzept für eine neue Schulball-Kultur
entworfen und vereinbart, das zum
einen das Gelingen der Schulveranstaltung ermöglichen, gleichzeitig aber
auch das Risiko minimieren sollte.
Statt Abi-Warm-Up-Parties gibt es
wieder traditionelle Frühlings- und
Herbstbälle mit festen Veranstaltungsregeln. Dazu gehört zum Beispiel,
dass der Kreis der Veranstaltungsgäste beschränkt wurde, dass HappyHour-Angebote, Flatrate-Aktionen und
32
INTEGRATION
der Ausschank hochprozentigen Alkohols oder Alcopops gestrichen wurde.
Stattdessen werden Bier, Wein, Sekt
und mehrere alkoholfreie und günstigere Getränke verkauft. Jeder Gymnasiast darf für sich und einen weiteren
Besucher eine Eintrittskarte erwerben,
um den Kreis der Gäste überschaubar
zu halten. Feste Regeln gibt es auch
für die Dauer der Veranstaltungen und
das Alter der Besucher. Jeder Gast
muss sich ausweisen können, Armbänder unterscheiden die Besucher
„über 18“ und „unter 18“, die um
24 Uhr die Veranstaltungen verlassen
müssen. Schüler unter 16 Jahren haben gar keinen Zutritt und die Veranstaltungen enden um 2 Uhr. Auch der
Veranstaltungsort wurde geändert.
Damit die Schüler nicht teure Diskotheken anmieten müssen, wird die
städtische Scheffelhalle gemietet. Um
Störungen von außen und ungebetene
Gäste zu vermeiden, ist die Polizei vor
der Halle präsent.
Im Mai dieses Jahres fanden die
ersten Frühlingsbälle mit insgesamt
knapp 1100 Besuchern nach den neuen Regeln statt. Die Resonanz war
positiv. Es gab keinerlei Zwischenfälle,
gewalttätige Auseinadersetzungen
oder Sachbeschädigungen im Umfeld
der Halle. Mit der neuen SchulballKultur haben die Singener Schulen
einen neuen Weg beschritten, der im
Landkreis Konstanz bisher einzigartig
ist, aber bald Nachahmer finden wird.
Und die Aktion in Singen hat noch
etwas anderes gezeigt, wie Oberbürgermeister Oliver Ehret bei einem
Pressetermin sagte: „Insgesamt
gesehen dokumentiert sich mit dieser
konzertierten Aktion das netzwerkorientierte Arbeiten der SKP, welche
zu gewissen Problemstellungen die
nötigen Akteure an den Tisch holt,
um einen Problemlösungsvorschlag zu
erarbeiten“.
WEITERE INFORMATIONEN
Stadt Singen
Kriminalprävention
Michael Gnädig
Telefon 07731 85115
Fax
07731 85103
E-Mail
[email protected]
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JUGENDSCHUTZ
GENDLICHE, VERANSTALTER, GEWER-
SUCHTPRÄVENTION
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Die geachtelte Limette und den braunen
Zucker mit einem Holzstößel quetschen,
einen Schuss Lime Juice dazu und das Glas
mit Crushed Ice auffüllen.
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Zutaten
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2 TL braune
Schuss Limes Juice
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Maracujasaft bis oben einfüllen und mit einem langen Löffel alles kräftig durchshaken.
Das Glas nochmals mit Crushed Ice auffüllen
und eine Scheibe Limette mit einer Cocktailkirsche zur Dekoration anstecken.
INFORMATIONEN AUS EINER HAND
„BLEIB KLAR! Gegen Alkohol - und
Drogenmissbrauch“ heißt die neue
Internetpräsenz der gleichnamigen
Partnergemeinschaft unter Beteiligung
der Polizei Baden-Württemberg - eine
zentrale Internetplattform mit einem
umfangreichen und kompetenten Informations- und Serviceangebot zum
Konsumverhalten von Jugendlichen
und jungen Erwachsenen.
Unter www.bleib-klar.de finden Interessierte vielschichtige Informationen
zum Thema Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie zu Präventionsmaßnahmen und -angeboten. Gedacht ist
die Seite für Eltern, Lehrer/innen und
Erziehungsbeauftragte, die sich über
Regeln des Jugendschutzgesetzes
informieren wollen, genauso wie für
verantwortungsvolle Veranstalter und
Gewerbetreibende, die durch Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen
helfen, junge Menschen vor Alkohol
und Drogenmissbrauch zu schützen.
Aber auch Jugendliche und junge
Erwachsene haben hier Gelegenheit,
sich mit dem Thema Alkohol, Nikotin
und Drogen kritisch auseinander zu
setzen. Die Themenpalette ist vielfältig: Alkohol- und Drogenprävention,
legale, illegale Drogen, Jugendschutz
werden behandelt und aktuelle News
angeboten, so zum Beispiel, dass Se-
bastian Freis, Spieler beim Karlsruher
SC, aktueller Botschafter der Aktion
„BLEIB KLAR!“ ist.
Neben vielen Informationen gibt es
ein ansprechendes Serviceangebot:
Kompetente Referenten für Vorträge, zum Beispiel in Schulen, können
über die örtliche Polizeidienststelle
vermittelt werden, die Homepage ist
mit fachlich versierten Ansprechpartnern und weiterführenden Informationsquellen verlinkt. CD-ROM’s zum
Konsumverhalten Jugendlicher und
zum Schwerpunkt „Alkohol im Straßenverkehr“ werden ebenso angeboten wie auch ganze Medienpakete zu
bestimmten Themen oder Anlässen.
Veranstalter erhalten hier Druckvorlagen beispielsweise für Ausweiskontrollen, Übersichten und Gesetzestexte zum Jugendschutzgesetz. Banner,
Plakate, Broschüren oder Flyer können
herunter geladen werden. Audiovisuelle Medien wie die Programmdatei „Die
letzte Sekunde“ und die DVD „Du
fehlst“ komplettieren das Serviceangebot. Nicht minder interessant ist die
Möglichkeit, sein eigenes Präventionsprojekt ins Internet einzustellen, um
zur Nachahmung zu ermuntern.
des Internetauftrittes erfolgt durch die
Koordinierungs- und Entwicklungsstelle Verkehrsprävention Baden Württemberg (KEV-BW) beim Regierungspräsidium Tübingen.
Partner der Aktion „BLEIB KLAR! Gegen Alkohol- und Drogenmissbrauch“
sind das Landesgesundheitsamt, der
Landessportverband, der Bund gegen
Alkohol und Drogen im Straßenverkehr, GIB ACHT IM VERKEHR, die
Innungskrankenkasse Baden-Württemberg und Hessen, die Unfallkasse
Baden-Württemberg und die kommunalen Suchtbeauftragten in BadenWürttemberg. Eine fachliche Mitarbeit
erfolgt durch die Aktion Jugendschutz
(AJS) Baden-Württemberg.
WEITERE INFORMATIONEN
Koordinierungs- und Entwicklungsstelle Verkehrsprävention Baden-Württemberg (KEV-BW)
Dieter Speiser
Telefon 07071 972-30902
E-Mail
[email protected]
oder
Polizeidirektion Aalen
Thomas Maile
Telefon 07361 580-430
E-Mail
thomas.maile@
gib-acht-im-verkehr.de
drink
nk
Verantwortlich für den Internetauftritt
ist das Projektteam „BLEIB KLAR!“,
zu dem neben Kolleginnen und Kollegen verschiedener Polizeidirektionen
und des Landeskriminalamtes Vertreterinnen und Vertreter der Partnerorganisationen gehören. Die Betreuung
STATT ALKOHOLEXZESSEN BALLKULTUR
You can drink and drive!
NEUER INTERNETAUFTRITT WWW.BLEIB-KLAR.DE
33
„WAS BEI DIESEM PROJEKT RAUSKOMMT,
„MIT UNSEREN VIELFÄLTIGEN AKTIONEN
HÄNGT STARK VON DEN BETEILIGTEN AB“
UND VERANSTALTUNGEN HABEN WIR
FAST JEDEN RIEDERICHER ERREICHT“
„Man braucht ein ganzes Dorf,
um ein Kind zu erziehen“
RIEDERICH WAR EIN SCHULJAHR LANG MODELLGEMEINDE IM
SUCHTPRÄVENTIONSPROJEKT
Riederich. Ein ganzes Schuljahr lang war Riederich im
Landkreis Reutlingen Modellgemeinde in einem Suchtpräventionsprojekt des Landkreises, bei dem Vereine, Schule,
Polizei, Jugendeinrichtungen, Volkshochschule und viele
andere Institutionen an einem Strang zogen und mit rund
20 Aktionen und Veranstaltungen fast jeden Riedericher
erreichten. Fazit zum Projektende: „Nachahmung durch
andere ausdrücklich gewünscht“.
Die Diskussionen um die Alcopops und den immer früher
stattfindenden Einstieg in den Alkoholkonsum bei Kindern
und Jugendlichen hatten den Ausschlag für das Projekt gegeben. Im Arbeitskreis Suchtprophylaxe im Landkreis Reutlingen hatte sich eine Arbeitsgruppe gegen Alkoholmissbrauch gegründet, um zielgerichteter dagegen vorgehen zu
können, aber vor allem um umfassend über Suchtgefahren
aufklären und informieren zu können. Für das Projekt „Gemeinwesenbezogene Suchtprävention“ hatte der Arbeitskreis eine Modellgemeinde gesucht und mit Riederich auch
gefunden. „In Riederich gibt es keine offensichtlichen Drogenprobleme“, hatte Uwe Köppen, der Suchtbeauftragte
des Landkreises Reutlingen, bei der Vorstellung des Projektes in der Öffentlichkeit unterstrichen. Vielmehr wurde die
Gemeinde als Modellprojekt ausgewählt, weil die Vorgaben
hier stimmten: mit 4.500 Einwohnern überschaubar, mit
Grund- und Hauptschule und einem funktionierenden Vereins- und Sozialwesen. Ein Schuljahr lang (von September
2005 bis Mai 2006) wurde in unterschiedlichen Aktionen
auf das Thema Sucht aufmerksam gemacht.
Landrat Dr. Thomas Reumann betonte bei der offiziellen
Eröffnungsveranstaltung im Oktober 2005 „wie außerordentlich wertvoll das Projekt ist, nicht nur für die Gemeinde, sondern für den gesamten Landkreis, denn man erhoffe
sich Erkenntnisse, die auf andere Gemeinden übertragbar
sind“. Mit dem Modell würden neue Wege in der Suchtprävention beschritten, die aus der Einsicht resultieren, „dass
mit einem althergebrachten, eindimensionalen Verständnis
von Suchtprävention die Probleme nicht zu bewältigen
sind“, so Reumann. Nur in der Vernetzung der Hilfsangebote und einer Beteiligung möglichst vieler Bürger bestehe
die Chance, Sucht zu verhindern.
In der Projektphase war vor allem die Initiative der Riedericher Bürger gefragt. Und dies war besonders wichtig
dabei. „Wir schütten jetzt nicht ein Jahr lang den Koffer mit Veranstaltungen über Riederich aus“, hatte der
Suchtbeauftragte vorab gesagt. „Was bei diesem Projekt
rauskommt, hängt stark von den Beteiligten ab“. Und
rausgekommen ist einiges. Auch wenn die Abschlussdokumentation noch nicht in gedruckter Form vorliegt, die
Bilanz des Projektjahres kann sich sehen lassen. „Mit unseren vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen haben wir
fast jeden Riedericher erreicht“, so das Fazit von Köppen.
Nach einer erfolgreichen Auftaktveranstaltung der Aktion
zum Ende der Sommerferien nahm das Modellprojekt nach
und nach Gestalt an. Das Riedericher Jugendhaus hatte
beispielsweise angeregt, Spielsucht zu einem möglichen
Übegabe der Spende
der DAK
Bücherlesung
„genug geschluckt“
34
INTEGRATION
FAZIT: „NACHAHMUNG DURCH ANDERE
SUCHTPRÄVENTION
AUSDRÜCKLICH GEWÜNSCHT“
Thema zu machen, die Volkshochschule bot an, einen Kurs
über Ernährung und gesunde Esskultur anzubieten. Die
Bibliothek lud nicht nur die achte Klasse zu einer Lesung
mit Lindenhof-Darsteller Hardy Lutscher ein, der aus Inge
Meyer-Dietrichs Buch „Genug geschluckt“ las, sondern
stellte einen entsprechenden Büchertisch zum Vertiefen
des Themas zusammen. In diesem Kontext konnte auch
eine Spende der DAK zum Erwerb neuer Präventionsliteratur für die Bibliothek entgegengenommen werden. „Dunkle
Tage“ hieß der Film, den der Freundeskreis Suchtkranker
Mittelstadt Riederich zeigte und der intensiv diskutiert
wurde. Auf den Weg gebracht wurde auch das totale
Rauchverbot an der Gutenbergschule, das Schüler, Lehrer
und Hausmeister mit einbezieht. Zeitgleich beschloss der
Gemeinderat, dass künftig alle öffentlichen Einrichtungen
rauchfrei bleiben.
Es gab einen Ragga-Tanzkurs, Workshops für Eltern, Vorträge und Informationsveranstaltungen für Vereine zu einer
„Festkonzeption“, spezielle Unterrichtseinheiten in unterschiedlichen Klassenstufen, ein Streetsoccer-Turnier und
ein großes Rockkonzert – ohne Alkohol. Markus Lorenz,
Präventionsbeamter in Reutlingen, war gleich mehrmals
in der Riedericher Gutenbergschule, um sich gezielt und
getrennt an Schüler, Eltern und Lehrer zu wenden. Was
die Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Zukunft
mit Sucht zu tun haben, kam in der Kooperation zwischen
Riedericher Unternehmen und der Gutenbergschule zum
Ausdruck, die einen Ausbildungspakt schlossen, um jun-
gen Menschen eine Lebensperspektive nach dem Hauptschulabschluss geben zu können.
Köppen hofft, dass das Beispiel in Riederich Schule macht
und in den Kommunen gehandelt wird, „bevor das Kind in
den Brunnen gefallen ist“. Nicht zu unterschätzen sei auch
der Impuls der Aktion für das Gemeinwesen in Riederich
selbst gewesen, sagte Bürgermeister Klaus Bender beim
so genannten Dankeschön-Abend und lobte das vielfältige
Engagement der Bürger, obwohl keine akute Problemsituation vorlag. Er hob die vielen Anstrengungen hervor und
bewunderte die Motivation der Beteiligten, sich auch dann
nicht verunsichern zu lassen, wenn eine Veranstaltung mal
nicht so gut besucht war.
Die Projektphase habe auch das gute Zusammenleben
innerhalb der Gemeinde gezeigt. Wie hatte Landrat Dr.
Reumann so schön in seinem Grußwort ein afrikanisches
Sprichwort auf den suchtpräventiven Ansatz bezogen:
„Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen!“.
Riederich scheint ein solches Dorf zu sein.
WEITERE INFORMATIONEN
Landratsamt Reutlingen
Kreissozialamt – Sozialplanung
Uwe Köppen
Telefon 07121 4804012
Fax
07121 4801813
E-Mail
uwe_koeppen@
kreis-reutlingen.de
Internet www.kreis-reutlingen.de
Jugendtag in
Riederich
„MAN BRAUCHT EIN GANZES DORF, UM EIN KIND ZU ERZIEHEN“
35
LANDKREISWEITE AKTION „JUGEND-
INFORMATION UND EINBINDUNG
SCHUTZ UND ALKOHOLPRÄVENTION“
VERSCHIEDENSTER INSTITUTIONEN
Vorbildliche Strategie zur Suchtvorbeugung
LANDKREIS ESSLINGEN ARBEITET SEIT 15
JAHREN KONTINUIERLICH UND ERFOLGREICH
Schon zum dritten Mal wurde der
Landkreis Esslingen im bundesweiten
Wettbewerb „Alkoholprävention vor
Ort – vorbildliche Strategie kommunaler Suchtprävention“ für seine
Arbeit in der Suchtprophylaxe ausgezeichnet. Im Juli vergangenen Jahres
konnten die Vertreterinnen der Suchtprophylaxe des Landkreises und ein
Vertreter der Polizeidirektion den mit
8.000 Euro dotierten 1. Preis in der
Kategorie Landkreise in Berlin entgegen nehmen. Die wiederholte Auszeichnung ist nicht zuletzt Ergebnis
einer kontinuierlichen und konsequenten Arbeit in der Suchtprävention seit
15 Jahren. Hier sollen einige erfolgreiche Projekte, Voraussetzungen und
Grundlagen dieser Arbeit dargestellt
werden.
von der Jugend- und Drogenberatung
und den Psychosozialen Beratungsstellen landkreisweit initiiert: Angebote für Schulklassen, Elternabende und
Unterstützung bei Projekttagen und
Präventionsprojekten.
Die breite Angebotspalette erstreckt
sich von Aktionen in den Bereichen
Elternhaus, Kindergarten, Schule,
Jugendarbeit, Jugendhilfe, Verein,
Altenpflege, Betrieb und Verwaltung
sowie Straßenverkehr. Dieser vielschichtige suchtpräventive Ansatz
überzeugte auch die Jury in Berlin
beim bundesweiten Wettbewerb. Sie
würdigte besonders drei Schwerpunkte: die landkreisweite Aktion „Jugendschutz und Alkoholprävention“, das
Peer-Projekt an Fahrschulen sowie die
Angebote für Kinder in suchtbelasteten Familien.
AKTIONSKONZEPT „JUGENDSCHUTZ UND
Lang ist die Liste der Maßnahmen
und Angebote zur Suchtprävention
im Landkreis Esslingen. Unter der
Federführung der Beauftragten für
Suchtprophylaxe fanden allein im
Jahr 2006 insgesamt 350 Veranstaltungen, Projekte, Arbeitskreis- und
Planungssitzungen statt. Zusätzlich
wurden mehr als 180 Veranstaltungen
36
INTEGRATION
ALKOHOLPRÄVENTION“
Die erfolgreiche konzertierte Aktion
von Polizeidirektion und Landratsamt
Esslingen „Jugendschutz und Alcopops“ im Jahr 2004/2005 wurde von
2006 an auf Alkoholprävention insgesamt ausgeweitet. Im Vordergrund
stehen dabei die Information und Einbindung vieler verschiedener Institutionen. Polizeibeamte und Jugendsach-
FAHRLEHRER HABEN EINE WICHTIGE
-TRAINER IN VEREINEN, FEUERWEHR ...
SCHLÜSSEL-ROLLE INNE
SUCHTPRÄVENTION
FORTBILDUNG FÜR JUGENDLEITER/
bearbeiter der Polizei informierten
Einzelhandelsgeschäfte, Verkaufsund Tankstellen über die Einhaltung
des Jugendschutzgesetzes, das den
Verkauf von Alcopops erst ab 18
Jahren zulässt. Für Veranstaltungen
von Kommunen und Vereinen wurden spezielle Veranstaltungshinweise und Informationen erarbeitet und
zur Verfügung gestellt. Besonderer
Schwerpunkt wurde auf Sportvereine gelegt und auch der Zugang zu
den Feuerwehren konnte gelingen,
zumal sich dort mehr als 1.000
Jugendliche in der Jugendarbeit
engagieren. Geplant und realisiert
wurden zudem Informationsveranstaltungen über die Folgen von
Alkoholkonsum und Präventionsmöglichkeiten für Vereinsvorstände,
Fortbildungen für Jugendtrainer und
Jugendleiter zum Umgang mit konsumierenden Jugendlichen und ein
Beratungsangebot zur Entwicklung
eines Gesamtkonzeptes Suchtvorbeugung für den jeweiligen Verein.
Die gesamte Aktion wurde mit
Pressearbeit und Informationsständen begleitet.
PEER-PROJEKT AN FAHRSCHULEN
Besonderes Augenmerk wird im
Landkreis Esslingen auf die Zusammenarbeit mit Fahrschulen gelegt.
Nachdem Fahrlehrern eine wichtige
Schlüssel-Rolle zwischen Schule
und Beruf zukommt, um Jugendliche
zu erreichen, ist das Peer-Projekt
ein weiterer wichtiger Schritt in der
Suchtprävention.
Gemeinsam mit dem Landesgesundheitsamt, dem Sozial- und Innenministerium und dem Landesverband der
Fahrlehrer wurde ein Projekt initiiert,
wie Jugendliche über den zeitlich
begrenzten Fahrschulunterricht hinaus
zu einer persönlichen Auseinandersetzung über Suchtmittel im Straßenverkehr angeregt werden können.
Dieses erfolgt in Zusammenarbeit mit
Fahrschulen, an denen ausgebildete
„Peers“, das heißt Gleichaltrige, als
Referenten eingesetzt werden und ihr
Wissen, ihre Erfahrungen und Strategien an die jugendlichen Fahrschüler
weitergeben.
Als Peers werden Studenten, Schüler,
Jugendtrainer, Jugendleiter und engagierte junge Menschen geworben,
die nach einer Ausbildung als Tandem
an den Fahrschulen ergänzend zum
Fahrschulunterricht über die Folgen
von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr informieren und gemeinsam
mit den Fahrschülern einen selbstverantwortlichen Umgang mit Suchtmitteln entwickeln. Die Peers erhalten für
ihren Einsatz eine Aufwandentschädigung und in regelmäßigen Erfahrungsaustausch-Treffen mit Fachleuten
Hilfestellungen für ihre Arbeit.
Das Projekt konnte im Frühjahr 2004
starten, 2005 wurden weitere junge
Leute geworben, 2007 lief – wegen
der starken ausbildungs- oder berufsbedingten Fluktuation bei den Peers
– die dritte große Ausbildungsrunde.
Das Peer-Projekt an den Fahrschulen
hat sich bislang als ein sehr guter
Ansatz in der Arbeit mit Jugendlichen
erwiesen. Die Peers, die in ähnlichem Alter, mit gleicher Sprache und
vergleichbarem Lebenshintergrund auf
die Fahrschüler zugehen, ihre Einstellungen und Erfahrungen einbringen,
werden gut angenommen. Engagierte
Auseinandersetzungen über den Umgang mit Suchtmitteln und Strategien
für den Heimweg nach Feiern, Festen
und Discobesuchen entstehen bei
gegenseitiger Akzeptanz.
VORBILDLICHE STRATEGIE ZUR SUCHTVORBEUGUNG
37
EIN WICHTIGER SCHWERPUNKT SIND
SUCHTVORBEUGUNG MUSS IM KINDES-
HILFSANGEBOTE FÜR KINDER SUCHT-
ALTER BEGINNEN: IM ELTERNHAUS, IM
KRANKER ELTERN
KINDERGARTEN, IN DER GRUNDSCHULE ...
ANGEBOTE FÜR KINDER SUCHTKRANKER
Eltern und Kindern, Bewältigung des
Alltags in der Familie) haben gezeigt,
wie wichtig Hilfsangebote für die
ganze Familie waren.
ELTERN
Empirische Studien zeigen, dass Kinder suchtkranker Eltern häufig selbst
suchtkrank werden. Um diesen Kreis
zu durchbrechen und dank finanzieller
Unterstützung der Landesstiftung Baden-Württemberg konnten drei Jahre
lang Projekte für Kinder suchtkranker
Eltern entwickelt werden. Es wurden
Kindergruppen für Kinder von sechs
bis zehn Jahren, eine Gruppe für Jugendliche (12 bis 15 Jahre) und eine
Gruppe für erwachsene Kinder (im
Alter von 19 bis 26 Jahren) geschaffen, in denen verschiedene sozialtherapeutische Angebote (zum Beispiel
Reit- und Freizeitpädagogik) gemacht
wurden. Um die betroffenen Kinder
und Jugendlichen zu erreichen, bedurfte es viel Vor- und Netzwerkarbeit
in den Suchtberatungsstellen, Psychologischen Beratungsstellen, Sozialen
Diensten und Selbsthilfegruppen. Vor
allem die Eltern mussten dafür sensibilisiert werden, dass die häusliche
Situation für die Kinder häufig belastend ist, damit sie die Erlaubnis zur
Teilnahme an besonderen Angeboten
gaben. Gerade die Familienwochenenden (Unterstützung in Erziehungsfragen, Förderung des Miteinanders von
38
INTEGRATION
ECKDATEN UND VORAUSSETZUNGEN IM
LANDKREIS ESSLINGEN
Der Landkreis Esslingen ist mit 44
Gemeinden und Städten und fast
500.000 Einwohnern der zweitgrößte Landkreis in Baden-Württemberg.
Neben sechs großen Kreisstädten mit
städtischen Strukturen fällt ein großer
ländlicher Raum mit vielen kleineren
Kommunen auf. Trotz relativ geringer
Arbeitslosigkeit und hohem Einkommensniveau, ist eine mittlere bis
obere Sozialstrukturbelastung (Hilfe
zum Lebensunterhalt, Alleinerziehende) im Vergleich zu anderen Landkreisen kennzeichnend. Im Landkreis
Esslingen gibt es 400 Kindergärten,
200 Schulen sowie mehrere hundert
Einrichtungen der Kinder-, Jugendund Altenhilfe.
1992 wurde die Stelle der Beauftragten für Suchtprophylaxe im Landkreis
Esslingen eingerichtet, um Suchtvorbeugung wirkungsvoll entwickeln zu
können. Finanziert wird die Stelle vom
Sozialministerium, den Krankenkassen
und dem Landratsamt. Im September 1992 wurde ein Aktionskreis
AUCH STRUKTURELLE UND GESELL-
PERSPEKTIVEN UND MODELLE FÜR IHRE
SCHAFTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
LEBENSBEWÄLTIGUNG“
BEEINFLUSSEN SUCHTPRÄVENTION
Suchtprophylaxe mit Kuratorium,
Geschäftsführung, Fach- und Volunteersgruppen geschaffen, in denen
über 150 Einrichtungen des Landkreises beteiligt sind, die die praktische
Arbeit planen, unterstützen, realisieren und auswerten. Die Koordination
und Federführung für Aktionskreis,
Öffentlichkeitsarbeit und Sozialsponsoring liegen bei der Beauftragten
für Suchtprophylaxe, die Anlauf- und
Koordinationsstelle für Sucht und
Suchtvorbeugung im Landkreis ist.
Bericht der Suchtbeauftragten. „Unter
einer ursachenorientierten Suchtvorbeugung versteht man, Kinder in ihrer
Persönlichkeitsentwicklung früh zu
stärken und auf ihre Entwicklungsund Lebensbedingungen Einfluss zu
nehmen. Der Ansatz der Suchtvorbeugung wird durch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in der Hirnforschung bestätigt und bestärkt“.
GRUNDLAGEN DER SUCHTVORBEUGUNG
Die Grundlagen der Arbeit der Beauftragten für Suchtprophylaxe und
des Aktionskreises Suchtprophylaxe im Landkreis Esslingen sind das
„Gesamtkonzept Suchtprophylaxe
Baden-Würrtemberg“, Expertisen
und Studien der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
und die Konzeption des Landkreises
Esslingen. Inhaltlich wird eine ursachenorientierte Suchtvorbeugung betrieben. Expertisen der (BzgA) zeigen
sehr deutlich, dass Suchtvorbeugung
bereits im Kindesalter beginnen müsse: im Elternhaus, im Kindergarten,
in der Grundschule, heißt es in einem
SUCHTPRÄVENTION
„KINDER UND JUGENDLICHE BRAUCHEN ...
Als schützende Faktoren werden
Selbstvertrauen, Selbstwert, Konfliktfähigkeit, Umgang mit Frustrationen
und Gefühlen wie Wut, Angst, Trauer
und Enttäuschung, Beziehungsfähigkeit, auch Lebensperspektive, Lebenssinn, die Fähigkeit zum Genießen und
zur Lebensfreude genannt. „Kinder
und Jugendliche brauchen wie
Erwachsene Lebensperspektive und
Modelle für ihre Lebensbewältigung.
Sie brauchen soziale Kompetenz für
die Anforderungen des Alltags“. Von
einem Erfolg der suchtpräventiven
Arbeit kann dann schon gesprochen
werden, wenn der Konsumeinstieg
verzögert wird, weil die Gefahr einer
Suchtentwicklung mit zunehmender Lebenskompetenz und innerer
Stabilität von Kindern und Jugendlichen geringer wird. Die präventiven
Maßnahmen richten sich vor allem an
Erwachsene, an Erziehungspersonen
und Multiplikatoren, die mit Kindern
und Jugendlichen arbeiten und sich
für sie engagieren.
Die theoretischen Grundlagen für die
Arbeit in der Suchtprävention zeigen
auch die Bedingungen für die differenzierte Arbeit mit Jugendlichen auf,
die eine konkrete Begleitung in der
krisenhaften Zeit des Jugendalters
aber auch die Kenntnis von Motiven,
Konsummustern und Bedürfnissen
der Jugendlichen notwendig machen.
Zudem müssen für eine wirkungsvolle Suchtvorbeugung immer auch die
strukturellen und gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen im Blick sein.
WEITERE INFORMATIONEN
Beauftragte für Suchtprophylaxe im
Landkreis Esslingen
Elke Klös/Christiane Heinze
Telefon 0711 3902-2571
E-Mail
Kloes.Elke@
Landkeis-Esslingen.de
Polizeidirektion Esslingen
Sachbereich Kriminalprävention
Paul Mejzlik
Telefon 0711 3990-130
E-Mail
[email protected]
VORBILDLICHE STRATEGIE ZUR SUCHTVORBEUGUNG
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LESETIPPS
BROSCHÜREN
FLYER
IMPULSE FÜR DAS KOMMUNALE
FESTE FEIERN UND JUGENDSCHUTZ
LANDESNETZWERK FÜR MEDIENPÄDAGO-
PRÄVENTIONSMANAGEMENT
GISCHE ELTERNARBEIT
Praxisleitfaden
Informationen für Veranstalter und
Jugendschutzbehörden
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BESTELLUNG
WEITERE INFOS ODER BESTELLUNG
www.kriminalpraevention.de
zu finden unter
Arbeitsschwerpunkte/Städtenetzwerk
Drei-W-Verlag GmbH
Telefon 02054 5119
Fax
02054 3740
E-Mail
[email protected]
Internet www.drei-w-verlag.de
Best.-Nr. 1015
Preis
1,00 Euro + Versandkosten
(5 Euro bei Bestellwert bis
30 Euro, darüber frei),
Mengenrabatt (ab 10 Exemplare) wird gewährt
Aktion Jugendschutz
Baden-Württemberg
Telefon 0711 2373717
E-Mail
[email protected]
HERAUSGEBER
HERAUSGEBER
HERAUSGEBER
Deutsches Forum Kriminalprävention
und Europäisches Zentrum für Kriminalprävention e.V.
Bundesarbeitsgemeinschaft Kinderund Jugendschutz e.V.
Aktion Jugendschutz BadenWürttemberg
Oft ist den Organisatoren von Brauchtumsfeiern, Discos, Faschingsveranstaltungen, Schul-, Straßen-, Vereinsund anderen Festen unklar, was im
Einzelnen an jugendschutzrelevanten
Themen zu beachten ist. Sebastian
Gutknecht hat in leicht verständlicher
Form die wichtigsten Punkte zusammengetragen und beschrieben, die für
eine gelungene und jugendschutzkonforme Veranstaltung zu beachten sind.
Erziehung zu Medienkompetenz ist
eine Herausforderung für alle Eltern.
Dafür brauchen sie Informationen,
Anregungen und qualifizierte Unterstützung. Im Rahmen des Projekts
„Gewalt in den Medien – Ein Thema
für die Elternarbeit“ hat die ajs seit
dem Jahr 2000 landesweit Fachkräfte
fortgebildet. Diese Referentinnen und
Referenten des „LandesNetzWerk für
medienpädagogische Elternarbeit“
werden mit ihren regionalen und thematischen Schwerpunkten vorgestellt
und können zu medienpädagogischen
Angeboten für Eltern und Familien
angefragt werden. Die jeweiligen
Kontaktadressen und Modalitäten der
Vermittlung finden Sie ebenfalls im
Flyer.
In der Broschüre werden Strukturelemente der kommunalen Kriminalitätsprävention aufgezeigt und erörtert,
die sich entweder als notwendig und
förderlich oder als behindernd für die
Planung, Einrichtung und Arbeit kommunaler Präventionsgremien erwiesen
haben.
AUS DEM INHALT
Was sagt das Jugendschutzgesetz –
Altersgrenze bei Alkohol im Überblick – Rauchen – Zeitgrenzen bei
Tanzveranstaltungen – Was ist eine
erziehungsbeauftragte Person –
Zeitgrenzen bei Gaststätten –
Drogen – Empfehlungen für Veranstalter – Checkliste für Veranstalter
Medienkompetenz für die Praxis
DOWNLOAD DES FLYERS
www.ajs-bw.de
(01)6,5TSD.11.07
Tipps
Tipps
KKPAKTUELL INFORMATIONEN ZUR KOMMUNALEN KRIMINALPRÄVENTION
WAS GIBT´S INTERESSANTES?