Howto: Wechsel des Schaltwellensimmerrings bei B4

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Howto: Wechsel des Schaltwellensimmerrings bei B4
Howto: Wechsel des Schaltwellensimmerrings bei B4
Von audirist / Bernhard
Ölquellen sind nicht immer ein Grund zur Freude.Das weiß nicht nur BP sondern auch der
leidgeprüfte Altautoschrauber. Wegen eines ergiebigen Ölfeldes bin ich bei der HU mit meinem B4
vor kurzem durchgefallen. Eine der illegalen Ölquellen wurde von einem verschlissenen
Schaltwellensimmerring verursacht - kein ungewöhnlicher Defekt bei einem alten Auto! Aber zum
Glück ist die Behebung nicht so schwierig.
Anwendbarkeit dieser Anleitung
Diese Anleitung beschreibt die Arbeiten am B4 mit Frontantrieb. Da sich die Getriebe der älteren
Audi-Modelle (Typ89, B4, C3, C4) ähneln, sind die wesentlichen Schritte auch auf andere Modelle
übertragbar.
Werkzeug
Spezialwerkzeug benötigt man keines. Lediglich die 17mm-Innensechskantnuß für die
Öleinfüllschraube am Getriebe ist erwähnenswert. Das wichtigste ist ausreichend Platz unter dem
Auto.
Ersatzteile
Benötigt wird der Schaltwellensimmerring (in meinem Fall 16x24x6 BASL, Hersteller CORTECO,
ca. 5 Euro), Sicherungsschraube für Schaltstange (VAG, gut 1 Euro) und Getriebeöl (VW-Norm
G50).
Quellensuche
Der erste Schritt besteht in der Lokalisierung der Ölquelle. Das ist manchmal gar nicht so einfach,
da der Fahrtwind das Öl großflächig verteilt. In meinem Fall war der Motor von vorne bis hinten
einschließlich des Getriebes verölt. Eine Geruchsprobe des augetretenen Öls offenbarte, daß
sowohl Motor- als auch Getriebeöl in trauter Eintracht an der Sauerei beteiligt war. Daher habe ich
erst den Motor abgedichtet und dann konnte ich zuverlässig die Ölquellen am Getriebe lokalisieren.
Als Beispiel für die Quellensuche stelle ich Bilder meines B4 ein.
Links sieht man den Trennflansch Motor-Getriebe. Der ist (fast vorbildlich) trocken. Für 380 tkm ist
das nicht selbstverständlich. Weniger erfreuliches zeigt das rechte Bild vom hinteren Getriebeende
(Höhe Kat) - dort sitzt die böse Ölquelle. Das Öl ist schön auf den Kat gelaufen und am dessen
Gehäuse verbrannt. Daher hat mein Audi in der letzten Zeit einen strengen Geruch entwickelt. Der
Übeltäter ist damit identifiziert, es ist der Schaltwellensimmering.
Zugang verschaffen
Der Schaltwellensimmerring kann bei eingebautem Getriebe gewechselt werden, aber dazu muß der
Kat weg. Am einfachsten ist es, den Kat vom Hosenrohr abzuschrauben. Allerdings kann es
Schwierigkeiten geben, diese Stelle wieder dicht zu bekommen. Da die beiden Flansche bei mir
vom Rost stark angegriffen waren, habe ich das Hosenrohr am Krümmer abgeschraubt. Keine
schöne Arbeit, es ging mit zwei Verlängerungen und einem Kardangelenk.
Nachdem der Kat weg ist, sieht man die Schaltwelle. Ordentlich versifft ist die Umgebung. Die
Schraube mit dem grünen Punkt muß man lösen , dann kann man die Schaltstange von der
Schaltwelle abziehen. Die Schraube ist mit Sicherungsmittel bestrichen und muß ersetzt werden.
Übeltäter
Als erstes habe ich den Siff mit Motorreiniger beseitigt und hier hat man einen guten Blick auf die
Schaltwelle und den Simmerring. Mit einem Spieß habe ich erst ganz am Rand ein Loch
reingehauen und dort einen Schraubenzieher angesetzt. Dann konnte ich den alten Simmerring
raushebeln. Aufpassen muß man auf die Schaltwelle. Sie darf nicht verkratzt werden, sonst wird es
nie mehr dicht. Ich habe sie mit einem Schrumpschlauch geschützt. Oft wird als Tipp genannt, eine
stumpf geschliffene Spax-Schraube einzudrehen. Dies erscheint mir bei dem kleinen Simmerring
riskanter als die Schraubenziehermethode.
Simmerring wechseln
Der kritischte Teil der Operation ist geschafft, der alte Dichtring raus - die Welle und der Sitz sind
heil geblieben.
Beim aufziehen des neuen Simmerings ist folgendes zu beachten:
•
Dichtlippe und Sitz einölen
•
Beim aufschieben auf die Schaltwelle darauf achten, daß die Dichtlippe nicht durch Grate
oder Rostnarben beschädigt wird. Man kann die Welle zum Schutz mit Cellophanfolie o.ä.
umwickeln.
•
Den Dichtring beim Einschlagen oder Einpressen nicht verkannten und nur am Rand Druck
ausüben. Ich habe dazu eine LKW-Radmutter mit Bund genommen, in die ich ein
Plastikrohr als Führungshülse und Schutz gesteckt habe.
•
Den Simmerring bis zum Anschlag eintreiben.
Der neue Simmerring ist drin. Es schaut so aus, als ob er in den verrosteten Teil der Schaltwelle
greift. Das täuscht, denn zum einen wirkt das Stück nur durch den Blitz so rostig und außerdem ist
die eigentliche Dichtlippe noch ca. 5mm weiter innen.
Getriebeölstand kontrollieren
Zum Schluß kontrolliert man den Getriebeölstand. Die Einfüllschraube befindet sich links auf der
Höhe der Antriebswelle. Wenn das Fahrzeug auf ebenem Untergrund steht, soll das Öl bis zur
Unterkante der Einfüllschraube reichen. Bei mir hat ein guter Liter und damit fast die halbe
Füllmenge gefehlt.
Dichtringfrage
Zum Schluß noch eine Bemerkung zum Dichtringtyp. Im Forum wurde spekuliert, ob der von mir
eingebaute Radialwellendichtring für eine Axialwelle nicht die falsche Bauform sei. Fakt ist, daß er
typengleich zum orginal verbauten Teil ist. Und dieser hat 17 Jahre dicht gehalten.

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