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Erschienen in: TERZ – autonome Stattzeitung für Politik und Kultur in Düsseldorf und Umgebung, Nr. 09/2008 –
www.terz.org/texte/texte_0809/nordgrenze.html
"To survive the borderlands you must live sin fronteras,
be a crossroads." (Gloria Anzaldúa)
Die Veranstaltungsreihe "Nordgrenze" im Linken Zentrum Hinterhof widmet sich dem
kapitalistiscchen Schutzwall an der mexikanisch-amerikanischen Grenze.
Die Grenze zwischen den USA und Mexiko ist eine der bedeutendsten Grenzen der Welt. Jährlich
sterben viele MexikanerInnen, ZentralamerikanerInnen und SüdamerikanerInnen bei dem Versuch,
die Grenze in die USA auf illegale Weise zu übertreten. Sie verdursten in der Wüste, ertrinken im
Rio Grande und im Meer oder werden auf ihrer Reise erschossen. Obwohl der illegale
Grenzübertritt immer gefährlicher wird, gelangen Tausende ungeachtet der Gefahr jedes Jahr in die
USA, um dort einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Sie hoffen auf eine besser bezahlte Arbeit,
die es ihnen ermöglicht, ihre Familien zu ernähren. Viele von ihnen beginnen fern von ihren
Familien ein Leben als SaisonarbeiterInnen auf Obstplantagen oder als unterbezahlte
Hausangestellte. Arbeitskräfte, mit denen die US-amerikanische Wirtschaft und Politik ungeachtet
der migrationsfeindlichen Rhetorik rechnet. Andere bleiben auf der mexikanischen Seite der
Grenze, finden Beschäftigung in Billiglohnfabriken oder im Sexgewerbe. Wieder andere bestreiten
ihren Lebensunterhalt, indem sie Menschen oder auch Drogen in die USA schmuggeln. Grenzstädte
wie Tijuana oder Ciudad Juarez erlebten in den vergangenen Jahren ein rasantes
Bevölkerungswachstum. Die Grenze ist in diesen Städten allgegenwärtig.Die Grenze zwischen
Mexiko und den USA trennt nicht nur den "reichen Norden" vom "armen Süden", sondern auch
ganze Familien. Sie zerschneidet den Strand und das Meer in Las Playas de Tijuana, die Wüste bei
Ciudad Juarez und den Rio Grande. Sie zerschneidet Kulturen, Lebensgeschichten, Sprachen und
Körper: Die politische Grenze verwandelt nicht nur den geographischen Raum in einen Grenzraum.
Das Grenzgebiet zwischen Mexiko und den USA ist ein brutaler Raum, ein Ort, an dem die
Schmerzhaftigkeit sozialer Unterschiede in vielerlei Hinsicht sichtbar wird. Der Grenzraum ist aber
auch ein Ort der Bewegung und des Widerstandes. Ein Raum, in dem nationale, kulturelle und
politische Identitäten immer wieder neu ausgehandelt werden. Ein Ort der Konfrontation, aber auch
der Verbindung.
Der Themenmonat zur Grenze zwischen Mexiko und den USA im September 2008 soll sich den
vielfältigen Dynamiken im Grenzgebiet auf unterschiedliche Weisen annähern.
Ab dem 30. August werden im Linken Zentrum Hinterhof zwei Ausstellungen zu sehen sein: "Ni
una mas! Keine weiteren Morde mehr!" setzt sich mit Gewalt gegen Frauen in der mexikanischen
Grenzstadt Ciudad Juárez auseinander und wurde von dem mexikanischen Künstlerinnenkollektiv
"Ira del Silencio/ Zorn der Stille" erstellt. "Die Grenze als (Über-)Lebensraum: Las Playas de
Tijuana" ist eine Fotoausstellung zum Grenzzaun in Las Playas de Tijuana von Tabea Huth (Berlin).
Die Ausstellungen werden am Samstag, dem 30. August, mit einem Soli-Konzert von Vendigo und
Supabond eröffnet. Außerdem wird zu diesem Anlass der Trickfim "Perdita" (8 min., deutsch m.
engl. und span. UT) der Berliner Filmemacherin Judith Bröhl gezeigt. Der Erlös der Veranstaltung
soll der mexikanischen Angehörigenorganisation "Nuestras Hijas de Regreso a Casa!" (Wir wollen
unsere Töchter zurück!) aus Ciudad Juárez zugute kommen.
Über die Ausstellungen hinaus sollen im Rahmen von Vorträgen und Filmvorführungen auf einige
Aspekte des Lebens im mexikanisch-US-amerikanischen Raum eingehen. Nach einer allgemeinen
Einführung zum Komplex der mexikanischen Nordgrenze werden hier z.B. die Themen
Frauenmorde in Ciudad Juarez, zivile Grenzpatroullien in Arizona (Minuteman Project),
Arbeitsverhältnisse in Billiglohnfabriken, Grenzüberschreitende Kunst und Landbesetzungen in
Tijuana erörtert. Die Veranstaltungen werden im September jeweils dienstags und donnerstags ab
19.30 Uhr im Linken Zentrum Hinterhof stattfinden.
Ziel ist es hierbei, nicht nur einen Austausch über das mexikanisch-US-amerikanische Grenzgebiet
zu ermöglichen, sondern auch einen Raum für die Auseinandersetzung mit dem Thema "Grenze" im
Allgemeinen zu schaffen.
TABEA HUTH
….............
"Nordgrenze" - Termine:
Samstag, 30.08.
Ausstellungseröffnung mit Solikonzert, Djs und Film
Ausstellung "Ni una mas!/Keine weitere mehr!" (Ira del Silencio, Mexiko Stadt). * Fotoausstellung
"Las Playas de Tijuana: Die Grenze als (Über-)Lebensraum" (T. Huth, Berlin). * Vorführung des
Trickfilms "Perdita" (Judith Bröhl, Berlin). * Es spielen: Supabond (Punk, Düsseldorf) und Vendigo
(Punk, Düsseldorf). * Außerdem: Djs, Soli-T-Shirts, Soli-Cocktails. * Geöffnet ab 18.00 Uhr /
Beginn: 19.00 Uhr
Dienstag, 02.09.
Einführungsveranstaltung mit Vortrag und Film: "Performing the Border" von Ursula
Biemann. Vortrag: "Die Grenze als (Über-)Lebensraum" (Tabea Huth, Berlin)
Donnerstag, 04.09.
Film zu Migration durch Mexiko: "De Nadie / Von niemandem" von Tin Dirdamal.
Dienstag, 09.09.
Film zu zivilen Grenzpatroullien in den USA: "Walking the Line" von Jeremy Levine.
Donnerstag, 11.09.
Film zu Landbesetzungen in Tijuana: "Everybody their Grain of Sand" von Beth Birds.
Donnerstag, 18.09.
Filmabend mit Diskussion zu den Frauenmorden in Ciudad Juárez: Border Town (Spielfilm) &
Bajo Juárez (Doku).
Donnerstag, 25.09.
Film und Vortrag zu grenzüberschreitender Kunst in Tijuana:
"Transgresiones/Überschreitungen" von Diana Grothues und Florian Geierstanger; Vortrag mit
Bildern: Genderqueere Performance in Tijuana / San Diego (Tabea Huth, Berlin).
Dienstag, 30.09.
Vortrag und Diskussion: Von der amerikanischen Grenze zur europäischen Grenze: Die Karawane.
Veranstalter: Alerta!, Café Bunte Bilder, Infoladen Düsseldorf, ASTA der FH Düsseldorf
Veranstaltung findet unter Vorbehalt statt.
Das genaue Programm ist zu finden unter:
www.linkes-zentrum.de