Stadt 2030 - Leipzig 2030

Transcrição

Stadt 2030 - Leipzig 2030
STADTENTWICKLUNG LEIPZIG
Stadt Leipzig
Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Stadtwerkstatt Leipzig
REPORT • 5
Stadt 2030 - Leipzig 2030
Werkstattsitzung vom 11.01.2002
Leipzig 2030 – Schrumpfung als Herausforderung und Chance
Leipzig hat in den letzten 30 Jahren eine
ständige Verringerung seiner Einwohnerzahl erlebt. Sie sank von 1970 bis 2000
von 584.000 Einwohnern auf 438.000
Einwohner, betrachtet man die alten
Gebietsgrenzen. Parallel zum Bedeutungsund Funktionswandel der letzten zehn
Jahre hat in der Boomtown Leipzig ein
von Wachstumserwartungen getragenes
Stadtumbau- und Investitionsprogramm
von immensem Ausmaß stattgefunden.
Das Bundesministerium für Bildung und
Forschung lobte im Rahmen des Forschungsprogramms "Bauen und Wohnen"
den Ideenwettbewerb "Stadt 2030" aus.
In einem Bewerbungsverfahren wurden
21 deutsche Städte und Stadtregionen
ausgewählt, um in Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen Zukunftskonzeptionen und Leitbilder für ihre Stadt
und Region zu formulieren, deren Perspektive über drei Jahrzehnte reicht. Diese
Konzeptionen sollen visionären Charakter
aufweisen und auch als Zielsysteme und
Bewertungsrahmen für aktuelle politische
Entscheidungen und Einzelplanungen
dienen. Das Forschungsprojekt läuft bis
2003. Wissenschaftliche Partner der Stadt
Leipzig sind empirica, Berlin, und das
Büro für urbane Projekte, Leipzig.
Programm am 11. Januar 2002
Alte Messe, Pavillon 10.13
11.00 Uhr
Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt
Leipzig, Herr Wolfgang Tiefensee
11.10 Uhr
Einführung durch Herrn Prof. Peter Zlonicky
11.20 Uhr
Werkbericht des Beigeordneten für Stadtentwicklung
und Bau, Herrn Dr. Engelbert Lütke Daldrup
11.45 Uhr
“Die demographische Implosion” - Forschungsansatz Leipzig 2030 von Herrn Ullrich Pfeiffer,
empirica, Berlin
anschließend Diskussion und Mittagspause
14.00 Uhr
“Die urbane Imlosion”-Forschungsfragen zu
räumlichen Konzepten und Stadtumbau von Frau
Dr. Marta Doehler, Büro für urbane Projekte, Leipzig
14.45 Uhr
“Der Blick von außen”: Teilnehmer der Stadtwerkstatt
berichten und kommentieren
anschließend Diskussion und Kaffeepause
16.00 Uhr
Abschlussdiskussion: Empfehlungen der
Stadtwerkstatt für das Forschungsvorhaben
Herausgeber: Stadt Leipzig, der Oberbürgermeister,
Dezernat Stadtentwicklung und Bau, Feb. 2002
Redaktion: P. Zlonicky, R. Wölpert, R. Rabenberg
Konzept und Text: M. Doehler, B. Schiffers
Gestaltung: Büro für urbane Projekte, Leipzig
Programm, Impressum
mit denen noch niemand ausreichend
und innovativ umzugehen gelernt hat.
Leipzig stellt sich der Aufgabe, in der
anstehenden Transformation eine hohe
Lebensqualität in der Stadt und eine hohe
Qualität der öffentlichen Leistungen aufrechtzuerhalten. Dabei geht es nicht allein
um veränderte Verwaltungspraktiken und
kommunalpolitische Prioritäten.
Die Attraktivität und Nutzbarkeit ist für
eine beträchtliche Restnutzungsdauer
gesichert worden. Allerdings wurde in
eine bauliche Hülle investiert, die angesichts einer stagnierenden oder sinkenden Nutzungskulisse zu üppig ausfällt.
Es geht auch um neue Arbeits- und
Lastenteilungen zwischen Privaten und
Öffentlichen und um insgesamt veränderte Märkte für Dienstleistungen, Verkehr, Bauen und Wohnen. Anbieter wie
Nachfrager, Öffentliche und Private gleichermaßen müssen sich neu orientieren,
definieren und aufeinander abstimmen.
Gegenüber den bisherigen stadtentwicklungspolitischen Denkweisen und
Praktiken sind dementsprechend
erhebliche Innovationen erforderlich. Aus
dem Überangebot an Flächen resultieren
Optionen, Chancen, ja sogar Freiheiten,
Mangels Erfahrung mit Schrumpfungsprozessen gilt es, das Thema offensiv
anzugehen. Neben der Forschung und
dem Erfahrungsaustausch mit anderen
Städten soll auch das Gespräch mit
Bürgern und Investoren gesucht werden.
Veranstalter
Herr Tiefensee, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig
Herr Dr. Lütke Daldrup, Beigeordneter für
Stadtentwicklung und Bau, Leipzig
Verkehrsbetriebe (LVB)
Herr Prof. Kohlbrenner, TU Berlin und Freier
Stadtplaner Berlin
Frau Kunath, Leiterin Grünflächenamt Leipzig
Herr Kunz, Leiter Stadtplanungsamt, Leipzig
Herr Löhnert, Vorstandsvorsitzender
Wohnungsbaugenossenschaft Kontakt, Leipzig
Herr Meyer, Projektträger Bauen und Wohnen
BMBF, Köln
Herr Moser, UFZ Leipzig (Schkeuditz 2030)
Herr Ullrich Pfeiffer, Empirica, Berlin
Herr Sebastian Pfeiffer, Stadtplanungsamt Leipzig
Frau Pfeil, Handwerkskammer Leipzig
Herr Quester, Stadtrat Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen
Frau Rabenberg, Stadtplanungsamt Leipzig
Herr Rausch, Amt für Verkehrsplanung Leipzig
Frau Reimann, Deutsches Institut
für Urbanistik, Berlin
Herr Reiß-Schmidt, Planungsreferat H I
Landeshauptstadt München
Herr Schaaf, Ökolöwe Leipzig
Herr Schiffers, Büro für urbane Projekte, Leipzig
Herr Schlegel, Stadtrat PDS-Fraktion
Herr Dr. Schmidt, Jugendamt Leipzig
Herr Sorger, Referat Medien Stadt Leipzig
Herr Schwarze-Rodrian, Projekt Ruhr GmbH
Herr Stein, Amtsleiter Verkehrsplanung Leipzig
Herr Prof. Usbeck, Usbeck GmbH (Schkeuditz 2030)
Herr Weber, Sächsische Aufbaubank, Dresden
Herr Dr. Weigel, Stadtplanungsamt Leipzig
Herr Wenzel, Baudezernent der Stadt Schkeuditz
Herr Wölpert, Stadtplanungsamt Leipzig
Herr Prof. Wolf, Hochschule für Technik, Wirtschaft
und Kultur, Leipzig
Herr Wurz, Stadtplanungsamt Leipzig
Moderation
Herr Prof. Zlonicky, Freier Stadtplaner, München
Teilnehmer
Herr Beck, Geschäftsführer Leipziger Wohnungsund Baugesellschaft (LWB)
Herr Berger, Sozialamt Leipzig
Herr Bez, Stadtplanungsamt Leipzig
Herr Prof. Bodenschatz, TU Berlin
Frau Brunne, Stadtplanungsamt Leipzig
Herr Butenop, Dezernat Planung und Bau Chemnitz
Frau Dr. Doehler, Büro für urbane Projekte, Leipzig
Herr Elsässer, Kontaktbüro Leipziger Agenda 21
Herr Dr. Josef Fischer, Amtsleiter Statistik und
Wahlen, Leipzig
Herr Dr. Joachim Fischer, Stadtrat SPD-Fraktion
Herr Fürstenberg, Stadtplanungsamt Leipzig
Herr Geller, Sparkasse Leipzig, Immobilienabteilung
Herr Gerkens, Amtsleiter Stadterneuerung und
Wohnungsbauförderung, Leipzig
Frau Gillner, Leipziger Wohnungs- und
Baugesellschaft (LWB)
Herr Dr. Händler, Leiter Liegenschaftsamt, Leipzig
Herr Prof. Häußermann, Humboldt-Universität Berlin
Herr Hansel, Dezernat Stadtentwicklung
und Bau, Leipzig
Herr Hauschild, TLG, NL Sachsen
Herr Heinichen, Regierungspräsidium Leipzig
Frau Heising, Empirica, Bonn
Frau Jacobi, Beratungsgesellschaft für
Beteiligungsverwaltung (BBVL) Leipzig
Herr Jähnichen, Geschäftsführer Leipziger
Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau 2002
5. Stadtwerkstatt Stadt 2030 - Leipzig 2030
Fünfte Leipziger Stadtwerkstatt
“Stadt 2030 - Leipzig 2030”
vom 11.01.2002
Ergebnisse und Empfehlungen
Ergebnisse und Empfehlungen der 5.
Leipziger Stadtwerkstatt
im Hinblick auf den Arbeitsprozess:
Report
1. Die Chancen der Schrumpfung
sichtbar machen.
Die sozialen, räumlichen und stadtwirtschaftlichen Auswirkungen der Schrumpfung müssen im Bezug auf ihre positiven
Aspekte betrachtet werden.
2. Leitbilder entwickeln und
kommunizieren.
Die Zukunft kann für die Akteure und
Betroffenen nur mit Leitbildern erschlossen werden, die die Schrumpfungsphänomene diskussionsfähig und
vermittelbar machen.
3. Den Blick öffnen und den Dialog
pflegen.
Der Erfahrungsaustausch mit amerikanischen und englischen Städten, aber
auch mit den Städten des Ruhrgebiets
und Ostdeutschland bringt Impulse und
bereichert den Arbeitsprozess.
im Hinblick auf die Inhalte:
4. Ein genaues Bild der perforierten
Stadt zeichnen.
Die Ausgangssituation soll mit geeigneten
Mitteln beschrieben, die Begriffe sollen
definiert werden. Dies betrifft sowohl die
sozialen und die räumlichen Phänomene
der Schrumpfung. Die Szenarien sind mit
Beispielen und konkreten Situationen zu
untersetzen.
7. Konsequenzen für Stadtwirtschaft und
Verwaltung darstellen.
Anhand von Szenarien ist zu prüfen, ob
und wie die öffentlichen Dienstleistungen
und der Real-Lebensstandard in Bezug
auf die demographische Entwicklung, die
wirtschaftliche Rahmenbedingungen und
die veränderte Nachfrage optimiert
werden können.
im Hinblick auf die Ergebnisse:
8. Finanzielle Auswirkungen
abschätzen.
Können die finanziellen Konsequenzen
des Stadtumbaus bzw. der Neuorganisation quantifiziert werden? Welche
Einflussmöglichkeiten und Handlungsspielräume hat die Stadt Leipzig?
9. Neue Instrumente und
Kooperationsformen der Akteure
vorschlagen.
Welche Rahmenbedingungen und Verfahren kann die Stadt ändern? Wie kann
private Initiative aktiviert und nutzbar
gemacht werden? Wie ist die Mitwirkung
von Wohnungsunternehmen, Einzeleigentümern, Wirtschaftsakteuren und Bürgerschaft zu organisieren?
10. Forschungsergebnisse politikfähig
machen.
Im Rahmen des Projektes Leipzig 2030
soll erkennbar und verständlich werden,
wie die Stadt auf die Schrumpfungsszenarien reagieren kann und welche
Optionen sich für die Steuerung des
Prozesses ergeben.
5. (Über)Lebensbedingungen für Stadtund Siedlungsstrukturen aufzeigen.
Wo bleiben die Kernbereiche, die aus sich
selbst heraus lebensfähig sind, und wie
weit sind sie mit Wirtschaft und Infrastruktur verknüpft? Welche Strukturen
müssen im Rahmen der Schrumpfung
qualifiziert oder umgebaut werden?
6. Voraussetzungen für neue Wohn- und
Eigentumsformen in der Stadt prüfen.
Das Forschungsprojekt soll unter anderem aufzeigen, unter welchen räumlichen
Bedingungen neue Wohnformen in der
inneren Stadt und in den Altbauquartieren
entstehen können.
Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau 2002
1
Begrüßung/Werkbericht zur Leipziger Stadtentwicklung
Begrüßung „Stadt 2030 – Leipzig 2030“
Der Oberbürgermeister, Herr Tiefensee,
begrüßt die Teilnehmer und Gäste der 5.
Stadtwerkstatt. In Bezug auf das Thema
Stadt 2030 blickt er auf das Jahr 1972
zurück und bemerkt, wie schwierig Vorhersagen sind. Angesichts des demographischen Wandels muss die Stadt jedoch
vorausschauend handeln. Die mit dem
Wettbewerb Stadt 2030 vom Bundesministerien für Bildung und Forschung
bereitgestellten Mittel erlauben einen
gründlichen Arbeitsprozess, dem er einen
guten Verlauf wünscht. Dank des von
empirica, dem Büro für urbane Projekte
und der Stadt Leipzig eingereichten
Antrages gibt es gute Voraussetzungen,
zukünftige Entwicklungen in Leipzig als
„Stadt 2030“ zu untersuchen.
Einführung
Die Stadt Leipzig pflegt mit der Stadtwerkstatt eine Kultur des Dialogs, die nun
im Rahmen des Projekts Stadt 2030 ihre
Fortsetzung findet, so der Moderator der
Werkstatt, Herr Prof. Zlonicky. Die Stadt
geht die Herausforderungen der Stadtentwicklung offensiv und strategisch an.
Beispiele sind der Stadtentwicklungsplan
Wohnungsbau und Stadterneuerung, das
Programm „Neue Gründerzeit“ und auch
der „Pakt der Vernunft“, eine Vereinbarung der Stadt Leipzig mit der Wohnungswirtschaft zur Entwicklung der Großwohnsiedlung Grünau.
Herr Prof. Zlonicky stellt die Eckpunkte
und Fragen des Forschungsvorhabens
dar: Welche Stadt haben wir und welche
Stadt wollen wir? Der erste Schritt ist
eine genaue Analyse der demographischen Entwicklung von Region und Stadt.
Zweitens gilt es, neben der Gesamtentwicklung auch teilräumliche und lokale
Trends zu beschreiben. Schließlich
müssen die Planungsspielräume und
konkreten Handlungsoptionen ausgelotet
werden, auch um unerwünschten
Entwicklungen entgegen zu steuern.
Hierzu bedarf es einer aktiven Planung
und offenen Politik.
Was soll mit dem heutigen Tage erreicht
werden? Es sollen die Grundlagen für
das Forschungsvorhaben erörtert werden.
Teilnehmer und Gäste sind eingeladen,
die Thesen und Fragen der Bearbeiter zu
kommentieren. Dabei sollen Wege für
das Projekt aufgezeigt und Orientierungen
2
5. Stadtwerkstatt Stadt 2030 - Leipzig 2030
im Kontext der anderen Städte und der
aktuellen Forschungslandschaft erarbeitet
werden. Herr Dr. Lütke Daldrup zieht eine
Zwischenbilanz für die Stadt Leipzig, Herr
Pfeiffer geht insbesondere auf die
demographische Entwicklungen ein und
Frau Dr. Doehler stellt die räumlichen
Konsequenzen und Fragen zum Thema
Stadtumbau dar.
Werkbericht zur Leipziger
Stadtentwicklung
Herr Dr. Lütke Daldrup geht auf den
bisherigen Stadterneuerungsprozess und
die zukünftigen Herausforderungen ein.
Bestimmender Faktor für die städtische
Planung war und ist die Einwohnerentwicklung. Der starke Bevölkerungsrückgang, verursacht insbesondere durch
Geburtendefizit und Wanderung ins
Umland, konnte durch die Eingemeindungen zum Ende der 90er-Jahre zum
Teil wieder aufgefangen werden. Seit drei
Jahren ist die Bevölkerungszahl Leipzigs
konstant. Es ist eine Zuwanderung aus
ländlichen Räumen sowie aus dem
Ausland zu verzeichnen.
Mitte der 90er Jahre kam es zu einer
Polarisierung zwischen Neubaustandorten
auf der grünen Wiese und den gründerzeitlichen, in Sanierung befindlichen
Stadtquartieren. Seit 1998 holen die
innenstadtnahen Quartiere jedoch wieder
auf. „Das letzte Drittel“ unsanierter, zum
Teil unbewohnbarer Altbauten (Thema
der 3. Stadtwerkstatt 1998) konnte auf
weniger als ein Viertel (ca. 22%) reduziert
werden. Problematisch stellt sich die
Situation heute vor allem in Grünau, im
alten Westen sowie im Osten und
Nordosten Leipzigs dar. Diese Gebiete
weisen einen hohen Leerstand und eine
abnehmende Sanierungstätigkeit auf.
Der Wohnungsleerstand belief sich im
Sommer 2001 auf ca. 52–60 Tausend
Wohnungen. Den größten Anteil haben
die Gebäude, die vor 1918 entstanden
sind (ca. 38 Tausend). Trotz leicht steigender Haushaltszahlen wird die Zahl der
Wohnungen aufgrund weiterer Fertigstellungen mittel- bis langfristig die Zahl der
Haushalte übersteigen. Bis zum Jahre
2010 müssten daher mindestens 15
Tausend Wohneinheiten aus dem Markt
genommen werden. Die Stadt Leipzig hat
angesichts der Konkurrenzsituation der
Wohnungsteilmärkte mit dem Programm
„Neue Gründerzeit“ eine Wettbewerbsstrategie entwickelt, die auf den Säulen
Erhaltung und Umbau ruht.
Die Ziele im Umgang mit den verschiedenen Stadtstrukturen wurden im
Stadtentwicklungsplan Wohnungsbau
und Stadterneuerung (STEP W+S) aus
dem Jahr 2000 konkretisiert. Im Teilplan
„Wohnungsbau“ wurden die Baurechte
aller vorgesehenen Neubaugebiete einer
Stadtentwicklungsplan Wohnungsbau und Stadterneuerung (STEP W+S)
- Status Quo des Wohnungsmarktes
- Nachfragestrukturen und -präferenzen
- Prognosen der Haushaltsentwicklung
Grundlagen/
Analyse
- Prognosen der Wohnungsnachfrage
- Prognosen der Eigentumsbildung
- Gefährdungspotentiale
Wohnungsbau
Stadterneuerung
Großsiedlungen
Neubaustandorte (äußere Stadt)
Günderzeitlich geprägte Quartiere
Leitlinien:
• verträgliche Flächeninanspruchnahme
• infrastrukturelle Eignung
• ausgewogene Siedlungsentwicklung
Leitlinien:
• Wettbewerbsfähigkeit
• Prioritätensetzung
• Stadterhalt un Sanierung
• Abriss zur Qualitätsverbesserung
• Investitionssicherheit
Quartiere in Platten- und
Zeilenbauweise (>500 WE)
Wohnbauflächen:
• mit Entwicklungspriorität
• weitere Flächen mit Baurecht
• als langfristige Reserve
• ohne Entwicklungspriorität
• in Entwicklung
Gebiete:
• konsolidiert
• Erhaltung
• Umstrukturierung (mit Priorität)
• Gebäudezeile mit
Erhaltungspriorität
Konzeptionelle Stadtteilpläne
Leitlinien:
• Wohnumfeldqualität und
Zielgruppenorientierung
• Abriss und Rückbau zur
Qualitätsverbesserung
Bereiche:
• Umstrukturierung
• Sanierung
• konsolidiert
Gebäudekonkrete
Zielaussagen
MaßnahmenbezogeneStadtteilpläne
Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau 2002
5. Stadtwerkstatt Stadt 2030 - Leipzig 2030
Werkbericht zur Leipziger Stadtentwicklung
Leerstand im Geschosswohnungsbau
nach Baualter und Sanierungsgrad
Segment
ca. WE leer
Gründerzeit
Altbau 1919-1945
DDR-Zeit
Sonstige
39.000
9.000
9.000
3.000
Summe
60.000
saniert
unsaniert
23 %
5%
5%
71 %
52 %
52 %
Stadt Leipzig 2000, STEP W+S
Revision unterzogen. Für die gründerzeitliche Stadt wurde im Teilplan Stadterneuerung eine Typisierung in konsolidierte
Gebiete, Erhaltungsgebiete und Umstrukturierungsgebiete (teilweise mit Priorität)
vorgenommen. Erneuerungs- und Umbauschwerpunkte sind der Leipziger
Osten und der Westen. Im Teilplan
„Großwohnsiedlungen“ sind die Standorte
auf ihre Potenziale und Rückbauoptionen
hin untersucht worden. In Grünau, der
größten Plattenbausiedlung in Leipzig,
sollen demnach ca. 8 Tausend Wohnungen abgerissen werden. In einem Pakt
der Vernunft hat die Wohnungswirtschaft
als ersten Schritt den Rückbau von 2.650
Wohnungen bis 2004 vereinbart.
Konkrete Konzepte gilt es im Rahmen
der Förderprogramme „Soziale Stadt“ für
den Leipziger Osten, „URBAN II“ (EU) für
den Leipziger Westen sowie für die Verwendung von EFRE-Mitteln zu entwickeln.
Im Leipziger Osten ist dazu im Rahmen
eines konzeptionellen Stadtteilplans ein
Band von neuartigen Freiräumen zur
Belebung von Brachflächen geplant. Im
Leipziger Westen wird gerade mit der
Erarbeitung eines konzeptionellen Stadtteilplans begonnen. Konzeptionelle
Stadtteilpläne sollen dazu dienen, mittelbis langfristige Visionen für besonders
problematische Stadtgebiete zu ent-
wickeln und mit ersten Umsetzungsschritten zu koppeln. Für Gebiete mit
„mittlerer Problemintensität“ sind maßnahmenbezogene Stadtteilpläne vorgesehen. Hier sind die beiden ersten Pläne
für Gohlis und Leutzsch erarbeitet worden.
Weiterhin werden die Sanierungsziele in
den entsprechenden Gebieten aktualisiert
und ein Abrisspool eingerichtet, in dem
Rückbauwünsche koordiniert und abgestimmt werden können. Zur Zwischennutzung und Begrünung von Brachflächen
werden Gestattungsvereinbarungen mit
den Eigentümern getroffen.
Einwohnerentwicklung im Untersuchungsraum des Teilplans Stadterneuerung
300
290
280
270
260
250
Tsd
1992 19931994 1995 1996 19971998 1999 2000 6/01
Ein besonderes Anliegen ist die Eigentumsbildung im Stadtgebiet. Hier waren
in den vergangen Jahren 1000 Kauffälle
bei einem durchschnittlichen Komplettpreis von 300.000 DM zu verzeichnen.
Mit dem Wettbewerb „Trautes Heim“
wurden neue Lösungen für eigentumsfähige Wohnungen in Altbauquartieren
und auf Lücken angeregt. Die Stadt
Leipzig erwägt eine gezielte, zweistufige
Förderung von Wohneigentum in
Sanierungs- und Innenstadtgebieten.
Abschließend stellt der Beigeordnete fest,
dass zur Entwicklung des Wohnstandorts
Leipzig auch eine aktive Wirtschaftspolitik
gehört. Der Bau von Messe und Flughafen
sowie die Ansiedlung von Porsche und
BMW waren wichtige Schritte.
Kauffall- und -preisentwicklung in Leipzig
Kauffall- und -preisentwicklung in Leipzig
Ein- und Zweifamilienhäuser
Kauffälle
800
Unsanierte Mietshäuser
Kaufpreis
Kauffälle
700
400
600
350
500
400
800
1200
700
300
1000
250
800
500
600
300
150
200
400
100
100
Fälle
600
400
200
300
Kaufpreis
1400
1996
1997
1998
1999
2000
60
Haushalte mit
1 Pers.
50
Insges.
40
2 Pers.
30
3 Pers.
4 Pers.
20
qm
1992 1993
1995
1997
1999 2000
Daten: Amt für Statistik und Wahlen, Berechnung und Layout:
Stadtplanungsamt, Stadtentwicklungsplanung, Leipzig 2001
Rückfragen
Auf die Frage von Prof. Häußermann
antwortet Herr Dr. Lütke Daldrup, dass
es teilweise gelungen ist, Baurecht zurück
zu nehmen, da Bebauungspläne im Zuge
der Eingemeindungen aufgrund von
Abwägungsmängeln aufgehoben werden
konnten. Einige Vorhaben- und Erschließungs-Pläne sind wegen Nichterfüllung
verfallen.
Herr Prof. Häußermann fragt weiterhin,
wie sich die Wanderungsbewegungen in
sozialer Hinsicht beschreiben lassen. Die
Abwanderung ist tatsächlich selektiv
erfolgt. Schwerpunkte waren zunächst
der Geschossbau, später dann die Eigenheime auf der grünen Wiese und die
Binnenwanderung. In Grünau bleiben vor
allem die wenig mobilen und älteren
Einwohner zurück. Eine starke Belebung
des Wohnungsmarktes durch die Ansiedlungserfolge ist eher unwahrscheinlich,
dennoch bleibt ein erheblicher Imagegewinn für die Wohnungsmarktregion.
Herr Prof. Bodenschatz fragt nach den
Ergebnissen und Erkenntnissen aus dem
Wettbewerb „Trautes Heim“. Herr Dr.
Lütke Daldrup betont die Bedeutung
neuen Wohnens in den Altbauquartieren,
das auch zu einer sozialen Stabilisierung
beitragen kann. Hierzu bereitet die
Verwaltung ein Ausschreibungsverfahren
für entsprechende Grundstücke vor.
Hauptproblem bei der Mobilisierung von
Grundstücken sind die überzogenen
Erwartungen bezüglich der Grundstückserlöse. Es gilt vor allem, jetzt überzeugende Modellprojekte für städtische
Einfamilienhäuser mittlerer Dichte zu
schaffen.
200
50
200
100
DM
Fälle
DM
Daten: Amt für Statistik und Wahlen, Berechnung und Layout:
Stadtplanungsamt, Stadtentwicklungsplanung, Leipzig 2001
Wohnfläche je Einwohner in Leipzig
- Entwicklung 1992 bis 2000 -
1996
1997
1998
1999
2000
Daten: Amt für Statistik und Wahlen, Berechnung und Layout:
Stadtplanungsamt, Stadtentwicklungsplanung, Leipzig 2001
Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau 2002
3
Demographische Entwicklung
5. Stadtwerkstatt Stadt 2030 - Leipzig 2030
Demografische Entwicklung und der
kommunalpolitische Zinseszins
Einwohnerentwicklung in der Region Leipzig
Herr Pfeiffer schickt voraus, dass er keine
Prognosen für das Jahr 2030 aufstellen
kann, aber die Trends und Wirkungsverflechtungen der Bevölkerungsentwicklung darstellen möchte. Bewusstseinsund Verhaltensänderungen lassen sich
nicht vorhersagen. Aber auf lange Sicht
kann die lokale Politik Rahmenbedingungen schaffen, die einen kommunalpolitischen Zinseszins ergeben. Rückblickend auf die letzten 40 Jahre stellt
Herr Pfeiffer fest, dass das Wirtschaftswachstum stetig sinkt, die Arbeitslosigkeit
jedoch überproportional zunimmt. Parallel
steigt die finanzielle Belastung der Arbeitnehmer durch Steuern und Preissteigerungen im Sozial- und Gesundheitswesen
weiter an. Nachhaltige Reaktionen der
Politik stehen noch aus. Gleiches gilt für
die Integration von Ausländern, deren
Zahl parallel ansteigt.
900
4
+
2010
2015
2020
2025
2030
Klar ist, dass derartige Projekte Geld
kosten. Es darf jedoch keine Subventionswolke mehr über die Stadt gehängt
werden, die falsche Erwartungen weckt
und die Preise nach oben treibt. Die
Förderungen und Investitionszulagen
müssen so gestaltet werden, dass die
Nachfrageseite gestärkt wird und die
Mittel lokal umgesetzt werden. Weiter
gehören dazu eine aggressive Bodenwertsteuerung und das Drängen auf
Änderungen in der Wertermittlung, bei
der Grundsteuer sowie im Bau- und
Bodenrecht.
Saldo der Zu- und Abwanderungen in die Region Leipzig
nach Alter und Herkunfts-/Zielgebiet 1996-2000
6000
5000
Nachbar-Bundesländer
4000
Ausland
3000
übriges Deutschland
Süddeutschland
2000
1000
0
-1000
empirica
–
5
75
-7
er
üb
-7
0
70
-6
5
65
60
55
-6
0
5
0
-5
50
5
-5
45
-4
40
-4
0
5
-3
30
35
0
5
-3
25
-2
Alter
0
-2000
20
Die Bevölkerungszahl in der Region
Leipzig hat sich stabilisiert, bei den 1530-Jährigen ist auf Grund starker Zuwanderung aus den neuen Bundesländern
sogar ein positiver Saldo zu verzeichnen.
Dennoch besteht ein Abwanderungssog,
insbesondere nach Süddeutschland. Der
Schock der Verluste in der Industrieproduktion ist noch nicht überwunden. Die
Beschäftigung in der Produktion handelbarer Güter ist im Bundesvergleich sehr
niedrig. Mit dem wachsenden Dienstleis-
7000
2005
Städtebaulich bedeutsam ist die Haushaltsentwicklung und die entsprechende
Wohnungsnachfrage. Angesichts des
„Honecker-Buckels“ (Baby-Boom Anfang
der 70er-Jahre) ist bis zum Jahr 2015
mit einer verstärkten Nachfrage nach
Wohneigentum zu rechnen (bis zu 70
Tausend Einheiten in der Region Leipzig).
Um diese nicht an das Leipziger Umland
zu verlieren, müssen zügig innerstädtische, eigentumsfähige Wohnungen entwickelt und angeboten werden. Neue
Wohnformen müssen auch in Altbauquartieren erprobt werden.
Im Rahmen des Forschungsprojektes
Leipzig 2030 entwickelte empirica drei
Szenarien: 1. Aufholen, 2. Mitschwimmen,
3. Nachhinken. Für Leipzig ist ein „Mitschwimmen“ und partielles „Aufholen“
erreichbar. Da Prozesse eine eigene
Dynamik entfalten, gilt es, früh die Weichen zu stellen. Glasgow kann hierfür als
positives, Liverpool als negatives Beispiel
genannt werden. Die größten Herausforderungen stellen dabei die Einwande-
5
Analog zum Diktum „Die Wirtschaft ist
unser Schicksal“ kann man Gleiches auch
für die Demografie sagen. Zentrale
Herausforderung ist die Alterung der
Gesellschaft. Statistisch gesehen haben
zehn Eltern heute sechs Kinder, die wiederum nur vier Enkel hervorbringen.
Damit ist die Katastrophe vorprogrammiert. Bereits heute gibt es eine Konkurrenz der Städte um junge Leute. Die
Gesellschaft und insbesondere die Städte
müssen familienfreundlich werden.
-2
empirica
1991 92 93 94 95 96 97 98 99 2000
2000
rung und die wachsende Armut dar. Hier
kann lokale Politik mitwirken. Erfolg ist
angesichts der internationalen Verflechtungen nur mit Offenheit und gesellschaftlicher Integration möglich.
Was sind die Chancen der Stadt Leipzig?
Leipzig hat einen hohen Identifikationswert und eine besondere Lebensqualität.
Weiche Standortfaktoren sind wichtig.
Kommunale Spielräume gibt es insbesondere beim Real-Lebensstandard der
Bürger durch günstige und bedarfsoptimierte Dienstleistungen. Es gilt, die
Grundkosten für Verwaltung und Wohnen
niedrig zu halten bzw. zu senken. Diese
relativen Preise bestimmen die Position
im Wettbewerb.
15
Tsd
empirica
Tsd
tungssektor wird der Arbeitsmarkt immer
lokaler. Bei stagnierender Nachfrage sind
Zuwächse daher immer schwerer zu erreichen. Nennenswerte Effekte wären erst
bei vier BMW-Werken spürbar. Die
Beschäftigungslücke ist aus eigener Kraft
nicht schließbar, auch Direktinvestitionen
aus dem Ausland sind sehr spärlich. Die
Region Leipzig muss ein Aufholwachstum
organisieren.
0
400
430
1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030
-1
500
Aufholen
Mitschwimmen
Nachhinken
440
empirica
10
600
800
r5
Region Leipzig
Stadt Leipzig
Umland
450
-1
700
bei Reaktion:
Gebremstes Wachstum
460
Aufholen
Mitschwimmen
Nachhinken
te
800
470
850
Tsd
bei Reaktion: mehr Zuwanderung
480
bei Reaktion:
gebremstes Wachstum
5
900
bei Reaktion:
mehr Zuwanderung
un
Einwohner der Stadt und Region Leipzig
Haushaltsentwicklung in der Region Leipzig
Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau 2002
.Stadtwerkstatt Stadt 2030 - Leipzig 2030
Leipzig 2030 aus der Sicht des
Auslobers, vertreten durch das difu
Frau Reimann erläutert, dass der Antrag
der Stadt Leipzig vor allem durch den
offenen und offensiven Umgang mit dem
Thema Schrumpfung überzeugen konnte.
Schwerpunkt des Forschungsvorhabens
ist die Entwicklung der öffentliche Dienste
und die Konsequenzen für den Städtebau.
Um die Perspektiven für das Jahr 2030
diskussionsfähig und vermittelbar zu
machen, ist die Entwicklung von Leitbildern und Utopien wünschenswert.
Prognosen reichen hierfür nicht aus, auch
die Akteure sollten benannt und eingebunden werden. Andere Städte integrieren
verstärkt partizipatorische Elemente in
ihren Arbeitsprozess.
Diskussion
Herr Schlegel fragt, ob die Ostdeutschen
weiterhin die im Verhältnis niedrigeren
Einkommen akzeptieren werden. Er
bemerkt, dass der Erwerb eines Eigenheims auch eine Arbeitsplatzsicherheit
erfordert, die häufig vermisst wird. Herr
Pfeiffer entgegnet, dass das geringere
Lohnniveau eine Chance ist. Moralische
Argumente helfen nicht weiter, man muss
die Vorteile vermarkten. Die Logik der
Eigentumsbildung ist nicht direkt an das
Wirtschaftswachstum gekoppelt.
Herr Beck merkt an, dass die Flächenreserven im Stadtgebiet eine große Chance
für Leipzig darstellen. Her Quester fragt,
ob das Aufhol-Szenario überhaupt realistisch ist. Herr Pfeiffer gibt zu bedenken,
dass die Polarisierung insbesondere in
Ostdeutschland weiter zunimmt und
Leipzig dabei auf der besseren Seite
stehen kann.
Herr Tiefensee betont, dass anhand der
Szenarien die Faktoren zu benennen sind,
die von der Politik im Sinne eines bestcase-Szenario beeinflusst werden können.
Nicht der Rückgriff in die Instrumentenkiste des 20. Jahrhunderts, sondern neue
Ideen und Verfahren sind gefragt. Dabei
ist Schrumpfung nicht nur negativ, sondern als Chance zu begreifen. Entsprechend darf das Nachdenken über Leipzig
im Jahr 2030 nicht von Negativ-Adjektiven bestimmt werden.
Räumliche Szenarien
Räumliche Szenarien für Leipzig 2030
Frau Dr. Doehler beschreibt die Ausgangssituation mit einem allgemeinen
Nachfragerückgang in der Stadt. Die
Folgen sind eine Polarisierung und die
Auflösung der Stadtstruktur. Die Szenarien
der Haushaltsentwicklung sollen daher
im Rahmen des Forschungsvorhabens
verräumlicht und die möglichen Konsequenzen beschrieben werden. Die skeptische Frage ist erlaubt, in wie weit der
Schrumpfungsprozess mit den herkömmlichen Methoden und Kategorien planbar
oder steuerbar ist. Es gilt daher, mit dem
Forschungsvorhaben einen gedanklichen
Freiraum zu eröffnen.
Für die Schrumpfung gibt es historische
und aktuelle Vergleiche. Leipzig steht
nicht allein mit diesem Phänomen. Detroit
hat seit den 70er-Jahren seine Einwohnerzahl halbiert, Manchester nahm von 700
Tausend auf 400 Tausend Einwohner ab.
Mit diesem Bevölkerungsverlust ist auch
ein Bedeutungsschwund verbunden. Das
Scheitern im Wettbewerb und der Verlust
der wirtschaftlichen Basis gehen einher
mit einer Transformation der Stadtgesellschaft und einem Wandel der baulichen
Strukturen. Das Forschungsvorhaben
Leipzig 2030 soll insbesondere die
folgenden Fragen beleuchten.
1. Dichte
Die baulich-räumliche Dichte in Verbindung mit der Nutzungsdichte ist ein
wichtiger Indikator für die Vitalität eines
Quartiers. Die heutige Einwohnerzahl war
um 1900 in einem sehr kompakten gründerzeitlichen Stadtkörper untergebracht.
Im 20. Jahrhundert fand eine starke
Ausdehnung der besiedelten Flächen und
spätestens seit 1945 eine allgemeine
Auflockerung statt. Die „perforierte Stadt“
ist gekennzeichnet durch erhebliche
Leerstände und Lücken in der Stadtstruktur; funktionale Zusammenhänge
Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau 2002
werden aufgelöst, Infrastrukturen nur
noch mangelhaft ausgelastet. Wird die
Entwicklung zufällig und eher weiter
dispers verlaufen oder findet eine Polarisierung durch soziale Segregation und
die Aufgabe ganzer Stadtquartiere statt?
Lässt sich die räumliche Entleerung
bewusst lenken und sinnvoll lokalisieren?
2. Räumliche Szenarien
a)Kontraktion - Rückbau vom Stadtrand
her: In der Konsequenz dieses Szenarios
werden periphäre Flächen der Natur
zurückgegeben („Friede den Landschaften“), Leipzig „reißt sich zusammen“. Im
Süden und Norden von Leipzig werden
Flächen des Braunkohlenbergbaus renaturiert. Am westlichen und östlichen
Stadtrand könnten Wohnbauflächen
zurückgenommen werden.
b) Die gegliederte Stadt:
Hier werden brach fallende innerstädtische Flächen umgewidmet bzw. begrünt.
Es entstehen Parks, Abstandsflächen und
Freiräume für Infrastrukturen. Diese
Entwicklung einer Vergrößerung und
Modernisierung des öffentlichen Raumes
lässt sich im Leipziger Osten am OttoRunki-Platz und dem Rabet veranschaulichen. Heute wird ein grünes Band als
neuer Typ von Stadtraum vorgeschlagen.
c) Auflockerung – die Präriestadt:
Bei diesem Szenario sollen subsistente
Stadtteile (Kerne) erhalten bleiben, während die Zwischenbereiche extensivieren
und sich in der Nutzungs- und Baudichte
(Plasma) erheblich ausdünnen können.
Diese Räume bieten sich für neue Wohnund Arbeitsformen, aber auch eine stärkere Durchgrünung an. Es ist zu fragen,
ob die Auflockerung gerade an verlärmten
5
Der Blick von außen
Magistralen einsetzt (Präriestadt) oder
die Geschäftsstraßen die Kerne der
Stadtentwicklung sind.
d)Stadtumbau - Neue Gebäudetypologien:
Hier werden innerstädtische Brachflächen
genutzt, um neue Wohnformen und
–modelle einzuführen. Innovative Konzepte im Eigentumsbereich lassen die
innere Stadt auch für Selbstnutzer wieder
attraktiv werden. Zu einem neuen Image
gehören angepasste Verkehrslösungen
und Angebote für Familien.
5. Stadtwerkstatt Stadt 2030 - Leipzig 2030
Diskussion
Der Blick von außen
Herr Prof. Zlonicky fragt, wie viel Auflockerung Leipzig räumlich und wirtschaftlich verkraften kann und wie sich
die Bewohner mit ihren Ansprüchen an
Lebensqualität verhalten werden. Herr
Dr. Fischer weist auf die großen Industriebrachen und Bahnanlagen hin. Herr
Dr. Hähle betont den Zusammenhang
zwischen urbanen Kernen und wirtschaftlicher Aktivität. Herr Weber fragt,
wer die Entdichtung finanziert; immerhin
ist Wohnen das teuerste Wirtschaftsgut.
Dieses zu subventionieren oder zu bevorraten stellt eine hohe Belastung dar. Herr
Prof. Häußermann ergänzt die vorgestellten räumlichen Szenarien um das
„Donut“-Modell der amerikanischen Stadt
mit ihrem ausgehöhlten Kern und dem
Speckgürtel.
Herr Kohlbrenner (Berlin) kommentiert
die vorgetragenen Thesen in acht Punkten:
1. Ein großer Teil der Stadt ist nicht urban
und war es auch nie.
2. Selbst wenn Städte schrumpfen,
wachsen sie an anderer Stelle. Wie aber
füllt man die entstehenden Löcher?
3. Wenn der Stadtumbau ohne Geld
bewältigt werden soll, welche Schrumpfungsszenarien sind dann überhaupt
noch steuerbar?
4. Was ändert sich räumlich, wenn das
Überangebot und mangelnde Nachfrage
auf dem Wohnungsmarkt stärker auf die
Preise durchschlagen würden?
5. Wie geht man mit den neuen Produktionsformen von Stadt um? Riesige Bahn, Militär und Gewerbeflächen könnten auf
den Markt geworfen werden und die
Situation erheblich verschärfen.
6. Das Angebot und die Vielfalt von
Eigentumsformen müssen vergrößert
werden. Dabei müssen die Lebensstile
und Marktsegmente stärker berücksichtigt
werden.
7. Es müssen neue Images für Orte und
Quartiere produziert werden. Diese Identifikation funktioniert kleinräumig am
Besten.
8. Wie kann Arbeit in der Stadt generiert
werden? Wie kann der Bezug der wirtschaftlichen Leistungen zur Verbesserung
der Lebensqualität erhöht werden?
Frau Dr. Doehler sieht das wirtschaftliche
Problem zunächst insbesondere für die
Eigentümer. Aber auch die Stadt ist aufgrund hoher Kosten für die Vorhaltung
einer Flächen deckenden Infrastruktur
von der Schrumpfung erheblich betroffen.
Probleme ergeben sich in Quartieren, die
zunehmend unschön, unwirtschaftlich
und unsicher sind.
3. Akteure
Hier ist zu fragen, wie die Nachfrage und
das Flächenangebot entsprechend der
räumlichen Leitbilder mobilisiert bzw.
gesteuert werden kann. Fragen von Preis,
Leistung und Wohnumfeld nehmen angesichts des Wohnungsüberschusses an
Bedeutung zu. Migration und Segregation
sind die Folge von zunehmend differenzierten materiellen und sozialen Bedingungen und Bedürfnissen. Die Frage „Wie
und wo will ich leben“ entzieht sich
zunehmend dem planerischen Zugriff.
Die Ansprüche an die Wohnungswirtschaft nehmen zu, guter Service und ein
attraktives Wohnumfeld sind zunehmend
gefragt. Entsprechend verändern sich die
Positionen von Mietern, Hausverwaltung
und Eigentümern.
6
Herr Pfeiffer merkt an, dass in den letzten
Jahren 5 Mrd. DM an öffentlichen Mitteln
in den Wohnungsbestand - zu einem
großen Teil auf der grünen Wiese - geflossen sind. Dies ist ein riesiger volkswirtschaftlicher Verlust, den man heute in
Form von „sunken capital“ akzeptieren
muss. Im internationalen Vergleich ist in
Leipzig sehr viel Infrastruktur im Zentrum
konzentriert. Es gibt daher gute Gründe,
die kompakte Stadt zu verteidigen, auch
um die geschaffenen Werte zu erhalten.
Herr Reiß-Schmidt (München) stellt fest,
dass die Bedingungen der Boom-Stadt
München und der schrumpfenden Stadt
Leipzig sehr verschieden sind. In München müssen insbesondere die räumlichen Auswirkungen der Standortattraktivität verkraftet werden. Jedoch ist der
Druck im Eigenheim-Sektor gering.
Qualifizierte Kräfte fragen vermehrt individuelle und attraktive Mietobjekte (z. B.
Lofts) nach, was auch der Flexibilität der
Arbeitsmärkte entspricht. In München
besteht durchaus Nachfrage nach Geschosswohnungen (etwa 1/3 derjenigen,
die ins Umland gehen, mietet eine Wohnung), weniger nach Einfamilienhäusern.
Die funktionale Dichte nimmt allerdings
auch in München ab, Fragen der Integration und sozialen Sicherheit spitzen
sich zu. Insgesamt nimmt die Leistungsfähigkeit der Städte ab, Schulen, Verkehr
und Stadtwirtschaft sind besonders
betroffen. Die Rahmenbedingungen sind
alle auf ein stetiges Wachstum orientiert.
Welche Änderungen können dazu führen,
Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau 2002
5. Stadtwerkstatt “Stadt 2030 - Leipzig 2030
dass auch aus der Schrumpfung gesellschaftlicher Nutzen erwachsen kann?
Herr Reiß-Schmidt weist darauf hin, dass
soziale Kriterien (Sicherheit, soziale und
kulturelle Integration) in den Szenarien
fehlen und unbedingt ergänzt werden
sollten.
Herr Prof. Häußermann (Berlin) fragt,
wie das Leitbild der „gegliederten und
aufgelockerten Stadt“ im Bezug zur
„perforierten Stadt“ steht. Zwar ist die
Monofunktionalität der Moderne nicht
mehr erstrebenswert, aber vom räumlichen Bild der Stadtlandschaft her könnten
sich interessante Parallelen ergeben. Das
planerische Leitbild der Urbanität war
bisher stets mit Mischung und Dichte
verknüpft. Funktionierende Kerne sind
per se heterogen, was eine Mindestgröße
erfordert. Angesichts der Perforation stellt
sich eher die Frage nach der Lebensqualität. Soziale Veränderungen müssen
genau beobachtet werden, die Segregation ist auch eine Reaktion auf die neuen
Wahlmöglichkeiten. Für den Wirtschaftsstandort ist eine Liberalität und Offenheit
der Stadtgesellschaft konstitutiv. Das
Szenario einer gegliederten, durchlöcherten Stadt ist dabei nicht erstrebenswert;
vielmehr sollten entstehende Freiflächen
den Wohnungen zugeordnet werden, um
ihre Benutzung und die soziale Kontrolle
zu gewährleisten. Im Rahmen einer
offenen Planung sollen vielfältig nutzbare
Strukturen erhalten und Zwischennutzungen ermuntert werden.
Herr Prof. Bodenschatz (Berlin) bemerkt,
dass man aus internationalen Erfahrungen
lernen kann. US-amerikanische Städte
haben beispielsweise auf das „Donut“Szenario mit Main-Street-Programmen
reagiert, die auf einer breiten Koalition
im Quartier basieren. Dort gibt es viele
Beispiele für eigentumsorientierten
Wohnungsbau in der inneren Stadt. Die
Nachfrage nach Eigenheimen führt nicht
zwangsläufig ins Umland. In den Städten
müssen neue Typologien entwickelt und
angeboten werden, die auch auf die
Bedürfnisse der Einwanderer eingehen.
Für eine stärkeren Durchgrünung der
Stadt eignen sich vor allem kompakte,
robuste Grünflächen. Innen- und Außenraum sollten erkennbar bleiben. Er hält
die Bildung eines Städteverbandes ostdeutscher Städte für erforderlich.
Der Blick von außen
Herr Schwarze-Rodrian (Ruhrgebiet) ist
neugierig, welche Qualitäten und welche
Bilder die Schrumpfung erzeugt. Bestehende Ansätze wie „Trautes Heim“, Zone
und Plasma sind auszuwerten und weiterzuverfolgen. Welche Ideen und kreativen
Kräfte können in der Krise entstehen?
Man sollte sich nicht mit Typen und
Szenarien zufrieden geben, sondern eine
reale Auseinandersetzung führen. Im
Ruhrgebiet wurden die tatsächlichen
Strukturdefizite angesichts der kulturellen
und landschaftlichen Vorzeigeprojekte
systematisch verdrängt. Die Öffentlichkeit
muss daher regelmäßig in den Prozess
einbezogen werden. Schließlich sollte der
Blick nach außen geöffnet werden. Im
Bezug auf die öffentlichen Dienstleistungen im Jahr 2030 ist konkret zu benennen,
was nicht mehr bezahlbar ist bzw. in
welcher Form umzustrukturieren ist. Insgesamt steht die Frage, ob man abwarten
muss bzw. überhaupt abwarten kann.
Fragen der Stadträte
Herr Schlegel fragt, wie wir im Jahre 2030
wohnen werden, und ob dies tatsächlich
mehr in Eigenheimen stattfinden wird. In
Leipzig hat das Modell Mietwohnung und
Kleingarten bzw. Datsche eine große
Verbreitung ebenso wie der Genossenschaftsgedanke. Eigentum kann auch
blockieren. Im Bezug auf die Siedlungsentwicklung ist der Ressourcenverbrauch
zu beachten. Herr Dr. Fischer fragt angesichts fehlenden Zugriffs auf das
Eigentum, wie die Entwicklung gesteuert
werden kann. Herr Dr. Hähle ist an den
finanziellen Konsequenzen der Szenarien
interessiert. Herr Quester erinnert an das
Strukturmodell für Hannover, wo Steuerungsmodelle für die Suburbaniserung
erprobt werden.
Diskussion
„Und ewig lockt das Eigenheim“
Herr Reiß-Schmidt betont die Notwendigkeit, Planungsgewinne für die Kommune nutzbar zu machen. Es ist zu prüfen,
inwieweit Jahrzehnte alte Brachen und
Ruinen entschädigungslos überplant
werden können. Die Rahmenbedingungen
im Boden- und Planungsrecht müssen
überprüft werden. Herr Prof. Häußermann
regt an, neu über ehemals staatseigene
Flächen (Bahn, Post, Militär) nachzudenken, die aufgrund der Privatisierung
Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau 2002
dem öffentlichen planerischen Zugriff
entzogen sind. Das Instrument der
Bodensteuer könnte hier Anwendung
finden.
Herr Weber stellt fest, dass die organisierte sächsische Wohnungswirtschaft
angesichts des Leerstandes bald pleite
sein wird. Viele Bestände sind nicht nur
nichts wert, sondern verursachen hohe
laufende Kosten. Im Bereich der Eigenheimförderung tendiert die Nachfrage für
Bestandswohnungen (erbaut vor 1990)
gegen null. Dominierender Wunsch bleibt
das Einfamilienhaus auf der grünen
Wiese, dessen ästhetisch funktionaler
Wert jedoch meist äußerst gering ausfällt.
Hier sind offenbar Urinstinkte angesprochen, die sich rationalen Erwägungen
entziehen.
Herr Geller gibt zu bedenken, dass viele
Selbstnutzer im Bezug auf ihre Finanzkraft
Schwellenhaushalte sind oder so spät
mit dem Hausbau beginnen, dass sie
spätestens als Rentner Probleme mit dem
Kapitaldienst bekommen. Im Rahmen
von Zwangsversteigerungen werden nur
noch 50% des Verkehrswertes erreicht,
von den Gestehungskosten ganz zu
schweigen. Angesichts dieser enormen
Kapitalvernichtung müssen Investitionen
und Kredite viel zielgenauer ausgerichtet
werden. Die Infrastruktur ist in den Neubaugebieten an der Peripherie oft mangelhaft. Daher ist eine Konzentration auf
Lücken im Bestand vorzuziehen. Hinweise
hierzu geben die Stadtentwicklungskonzepte. In Form von Kapitalgesellschaften
(z. B. Bürgerstadt-AG) kann Boden- und
Wohneigentum steuerlich und planerisch
effektiver organisiert werden. So wird der
Umbau von ganzen Quartieren denkbar.
Herr Gerkens meint, dass hierfür große
Widerstände zu überwinden sind. Im
Rahmen des Stadtumbaus und der
Flächennutzung sind weit reichende und
langfristig wirkende Entscheidungen zu
treffen. Einen wachsenden Einfluss üben
dabei die Bürger bzw. Mieter aus. Sie
sollen verstärkt ihr Wohnumfeld in Besitz
nehmen und mitgestalten. Hierfür sind
die Voraussetzung zu schaffen.
Herr Dr. Weigel merkt an, dass die Grundstückspreise für eine breite Eigentumsbildung zu hoch sind. Im Rahmen der abschreibungsorientierten Sanierung sind
phantasielose Grundrisse für Anleger
entstanden. Mehr Vielfalt ist angesagt.
7
Schlussstatements
Forschungsprojekt Leipzig 2030 Schlusstatements
Herr Prof. Zlonicky bittet die Vertreterin
des Auslobers, die Stadt Leipzig und die
Bearbeiter um ihren Ausblick zur weiteren
Bearbeitung des Forschungsvorhabens
Leipzig 2030.
Frau Reimann (difu) erläutert, dass sich
im Rahmen des Wettbewerbs „Stadt
2030“ 21 Städte für die Teilnahme
qualifiziert haben. Die 2030-Projekte, die
sich durch die Kooperation zwischen
Wissenschaft und Kommune auszeichnen, starten zwischen Mai 2001 und Mai
2002. Oberthemen sind Regionalisierung,
soziale Integration und Identität. Dabei
können Forschungsverbünde zwischen
den Städten entstehen, unterstützt durch
Workshops. In diesem Sinne ist die Stadtwerkstatt Leipzig ein geeignetes Forum.
Die Frage steht, wie sich die Städte ihre
Zukunft erschließen. Demographische
Prognosen, vor allem Leitbilder und
partizipatorische Ansätze sind hierfür
geeignet. Leipzig geht ein schwieriges
Thema offensiv an.
Herr Wölpert (Stadt Leipzig) präzisiert
den Forschungsschwerpunkt „Schrumpfende Stadt“. Anhand von Leitbildern
und Szenarien wird überlegt, wie die
Schrumpfung positiv für Leipzig gestaltet
werden kann.
- Empirica widmet sich dabei den demographischen Entwicklungen und der
Überalterung. Das Institut wird Aussagen
zur Entwicklung der Infrastruktur und der
öffentlichen Dienstleistungen treffen.
- Das Büro für urbane Projekte untersucht
die Frage, ob und wie die Stadt räumlich
umgebaut werden muss bzw. kann, um
lebensfähige und attraktive Strukturen zu
schaffen.
Zu diesen Themen wird die Stadtwerkstatt
wieder zusammenkommen, um erste
Forschungsergebnisse zu kommentieren
und zum Abschluss zu evaluieren. Für
die Kommunikation mit dem Bürger sollen
eine Internet-Seite eingerichtet und geeignete Veranstaltungsformen angeboten
werden.
5. Stadtwerkstatt Stadt 2030 - Leipzig 2030
mit zu betrachten. Erfahrungen aus
englischen und US-amerikanischen
Städten sollen verstärkt einbezogen
werden. Im Bereich des Boden- und
Baurechts sind Instrumente neu oder
weiter zu entwickeln. Angesichts des
fortschreitenden physischen Verfalls kann
mit Abriss- und Umbaumaßnahmen nicht
gewartet werden. Mit 48% der Leipziger
Wohnungen sind die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft und die
Genossenschaften wichtige Partner im
Prozess der Stadtentwicklung. Herr Dr.
Lütke Daldrup betont, dass auch das
Aufholszenario ein Wettbewerbsszenario
mit anderen ostdeutschen Städten darstellt, einen Städteverbund der ostdeutschen Städte hält er daher nicht für
realistisch. Aus seiner Sicht ist in Leipzig
eine Stabilisierung erreichbar, dennoch
erfordert es eine große Kraftanstrengung,
einem möglichen Abwärtsstrudel
entgegen zu wirken.
Frau Dr. Doehler (Büro für urbane Projekte) nimmt die Anregungen und Kommentare der Stadtwerkstatt auf. Die
perforierte Stadt ist in ihren konkreten
Erscheinungsformen und Konsequenzen
genau zu beschreiben. Hierfür sind sowohl aktuelle Bilder als auch Leitbilder
für die Entwicklung von Nöten.
Herr Pfeiffer (empirica) sieht in dem
Forschungsprojekt auch einen didaktischen Aspekt. Die Chancen der Schrumpfung müssen deutlich werden. Die
Wirkungen von Subventionen und Förderprogrammen sind zu hinterfragen, wobei
die Nachfrageseite, insbesondere bei der
Eigentumsbildung verstärkt beachtet
werden muss.
Herr Prof. Zlonicky fasst das Ergebnis
der Veranstaltung in fünf Punkten
zusammen:
1. Heute hat der Einstieg in das
Forschungsvorhaben Leipzig 2030
stattgefunden. Es gibt eine erste
Orientierung und eine große Bereitschaft zum Dialog.
2. Die 5. Stadtwerkstatt war die erste
Veranstaltung einer Reihe mit dem
Versuch, gemeinsam die Szenarien der
realen und der wünschenswerten
Stadtentwicklung zu betrachten.
3. Es müssen im weiteren Verlauf Bilder
erzeugt werden, um Bürger anzusprechen
und Beteiligungsmöglichkeiten zu
eröffnen.
4. Für die nächste Stadtwerkstatt, die
vom Teilnehmerkreis her ihre Kontinuität
bewahren sollte, ist vorab ein erster
Zwischenbericht der Bearbeiter
erwünscht.
5. Die nächste Stadtwerkstatt wird
voraussichtlich im Herbst 2002
stattfinden.
Herr Dr. Lütke Daldrup schließt die 5.
Leipziger Stadtwerkstatt mit einem Dank
an alle Anwesenden und der Erwartung
spannender Diskussionen in den nächsten
Jahren zum Thema Stadt 2030.
Herr Dr. Lütke Daldrup (Stadt Leipzig)
spricht sich für eine Systematisierung
der Ausgangslage aus. Maß und Form
der Perforation sind zu beschreiben. Soll
diese zugelassen oder aktiv erzeugt bzw.
gesteuert werden? Wie robust sind die
tradierten Blockstrukturen? Stadtwirtschaftliche Aspekte sind dabei strategisch
8
Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau 2002