Mai 2012 - wufzentrum - schwulesbisches Zentrum Würzburg

Transcrição

Mai 2012 - wufzentrum - schwulesbisches Zentrum Würzburg
wufmag
Magazin für Lesben, Schwule & friends in Würzburg
Nr. 45
Mai 2012
Liebe Leser_innen,
während wir am wufmag arbeiten freuen wir uns
schon auf den ersten Spargel in diesem Jahr!
Samstag, 26. Mai 20 Uhr
Sei mit dabei, wenn beim Musikevent des Jahres ganz Europa nach Baku
blickt. Wie jedes Jahr wird auch 2012 das WuF-Zentrum wieder das Finale
des Eurovision Song Contest auf einer Großbildleinwand übertragen.
Jede_r ist herzlich eingeladen mitzutippen. Es gibt natürlich auch dieses
Jahr wieder etwas zu gewinnen.
3 Vorbild
Gay News
Mr. Gay World
Das wundert nicht, da Südafrika dort
das einzige Land ist, das ein Gesetz
gegen Diskriminierung von Lesben und
Schwulen erlassen hat. Kürzlich wurde
sogar eine Homoehe eingeführt, und
auch das Adoptionsrecht ist umgesetzt.
Schwule Schützen
32 Jahre, 190 cm, viele Muskeln und
wenig Haare – so hat der aus den
Hassbergen stammende Andreas Derleth
die Wahl zum Mr. Gay World 2012
gewinnen können. Beim Wettbewerb im
südafrikanischen Johannesburg konnte
er sich nach mehreren Wettkampftagen
gegen 21 Konkurrenten im Finale
durchsetzen. Jedoch hat er den Titel
nicht für Deutschland geholt, sondern
für Neuseeland wo er derzeit lebt.
Nun steht ihm ein aufregendes Jahr
bevor. Als Botschafter für die Rechte
von Homosexuellen wird er viele
internationale Termine wahrnehmen
und weltweit bei zahlreichen CSDs
auftreten.
Erstmals fand der Wettbewerb auf
dem afrikanischen Kontinent statt.
Gay News 4
Der Dachverband der Schützen
in Nordrhein-Westfalen (Bund
der Historischen Deutschen
Schützenbruderschaft) hat entschieden:
Mit 450 Zustimmungen, 28
Gegenstimmen und 18 Enthaltungen
ist es vorerst amtlich. Die Satzung lässt
künftig nicht mehr zu, dass schwule
Schützenkönige gemeinsam mit ihrem
Partner auftreten dürfen.
Der eigentliche Fall liegt schon ein
halbes Jahr zurück. Der offen schwul
lebende Dirk Winter hat bei der
Bruderschaft St. Wilhelmi-Kinderhaus in
Münster das Wettschießen gewonnen.
Zur Schützenkönigin wählte er seinen
Lebenspartner und wollte Seite an Seite
mit ihm gehen. Dies wurde schon beim
Bundeskönigsschießen in Harsewinkel
abgelehnt. Dort musste sein Mann eine
Reihe hinter ihm gehen.
Gemäß Beschluss ist das öffentliche
Auftreten eines gleichgeschlechtlichen
Königspaares mit den christlichen
Traditionen absolut unvereinbar. Der
Sprecher des Schützenverbandes hat
den Beschluss erklärt: Selbstverständlich
dürfe ein Schützenkönig schwul sein.
Nur müsse er als Königin auch eine
Frau erwählen, die an seiner Seite die
offiziellen Termine wahrnimmt. Ein
Repräsentant muss durch sein Auftreten
die Grundsätze des christlichen
Glaubens zum Ausdruck bringen.
Christiane Lüders (Leiterin der
Antidiskriminierungsstelle des Bundes)
empört diese Entscheidung: Das Signal
der Intoleranz sei befremdlich und
der Schützenbund solle das Verbot
rückgängig machen. Ohnehin sei
fraglich, ob die Satzungsänderung mit
dem Diskriminierungsverbot aufgrund
sexueller Identität vereinbar sei.
Viele Fakten sind für Schützen in NRW
gefestigt worden: Ein Schützenkönig
darf schwul sein, aber nicht auffallen.
Eine Königin muss weiblich sein, eine
Lesbe könnte aber Schützenhilfe leisten.
Ein Verein der seit Jahrhunderten
besteht, darf diskriminieren, weil er
es schon immer getan hat. Diesen
Argumenten kann man nichts
hinzufügen. Außer vielleicht: Das ist ein
Schuss in den Ofen! (bj)
Tims Gay Lexikon
Wofür steht eigentlich der § 175?
Vom 1. Januar 1872 bis zum 11. Juni
1994 existierte der § 175 des deutschen
Strafgesetzbuches. Durch ihn wurden sexuelle Handlungen zwischen Personen
männlichen Geschlechts unter Strafe
gestellt. Nachdem der Pragraph bei der
Gründung des Deutschen Kaiserreichs
eingeführt wurde, hatte er auch in der
Weimarer Republik Bestand. 1935 verschärften ihn die Nationalsozialisten,
indem die Höchststrafe von sechs Monaten auf fünf Jahre Gefängnis erhöht
wurde. Zudem wurden nicht nur der Beischlaf, sondern sämtliche „unzüchtigen“
Handlungen unter Strafe gestellt. Während die DDR 1950 zur alten Fassung des
Paragraphen von vor 1935 zurückkehrte,
übernahm die Bundesrepublik die von
den Nationalsozialisten verschärfte
Version. 1969 und 1973 erfolgten zwei
Reformen, durch die nur noch homosexuelle Handlungen mit männlichen
Jugendlichen unter 18 Jahren strafbar
waren. In der DDR wurde der Paragraph
1988 ersatzlos gestrichen. Nachdem
im Rahmen der Wiedervereinigung die
Gesetze von Ost und West angeglichen
werden mussten, entschied man sich,
den § 175 auch im Gebiet der alten Bundesrepublik aufzuheben.
Nach Schätzungen wurden insgesamt
etwa 140.000 Männern aufgrund von
Verstößen gegen den § 175 verurteilt.
Homosexuelle wurden lange Jahre als
„175er“ bezeichnet. Zugleich wurde
zahlenspielerisch der 17.5. der „Feiertag“ der Schwulen genannt. Seit 2005
ist ausgerechnet dieses Datum der Internationale Tag gegen Homophobie.
Dieser Tag wurde gewählt, da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 17.
Mai 1990 beschloss, Homosexualität aus
ihrem Diagnoseschlüssel zu streichen,
wodurch Homosexualität seitdem nicht
mehr als heilbare Krankheit eingestuft
wird.
Einladung zum Empfang
40 Jahre Schwulenbewegung
in Würzburg
am Sonntag, 20. Mai um 14 Uhr
Im Mehrzweckraum der
Don Bosco Berufsschule,
Schottenanger 10,
(ca. 100 Meter vom WuF-Zentrum
entfernt)
Als Redner dürfen wir unter anderem
begrüßen:
Georg Rosenthal (Oberbürgermeister)
Axel Hochrein (Bundesvorstand LSVD)
Ralf König (Zeichner und Autor)
Musikalisch umrahmen
der Chor Sotto Voce
und die Gruppe tutti flauti
Anschließend begrüßen wir dich zum
Sektempfang und zeigen eine Ausstellung mit Bildern aus 40 bewegten
Jahren im WuF-Zentrum.
wufzentrum
Schwulesbisches Zentrum Würzburg
Tims Gay Lexikon 6
7 Vorwort
Eurovision Song Contest
Wird Roman die neue Lena?
Allerdings kommt der junge Industriemechaniker in Europa ganz gut an. In
Internetumfragen schafft er es meist
in die Top 10. Auch die Buchmacher
trauen ihm ein solches Ergebnis zu.
Mit Startplatz 20 im Finale hat er auch
ein gutes Omen, sind doch hohe
Startpositionen meist von Vorteil,
da diese Lieder dem Publikum beim
Televoting noch etwas besser im Ohr
sind als die zuerst aufgetretenen Acts.
Deutschlands Vertreter
Roman Lob - “Standing Still”
Am 26. Mai ist Romans großer Tag. Dann
wird der 21-Jährige aus Neustadt (Wied)
mit „Standing Still“ für Deutschland beim
ESC in Baku antreten. Ein vergleichbarer
medialer Hype wie es bei Lena vor
zwei Jahren in Oslo gewesen ist, blieb
bisher aus. Auch sein Song ist deutlich
unauffälliger. „Standing Still“ plätschert
etwas vor sich hin. So richtig im
Gedächtnis bleibt einem das Lied nach
dem ersten Hören nicht unbedingt. Auch
der Erfolg in den deutschen Charts fiel
geringer aus als zu erwarten war.
Eurovision Song Contest 8
Die
Teilnehmerländer
entsenden
auch in diesem Jahr wieder die
unterschiedlichsten Beiträge. So macht
die Ukraine mit ihrem Song stark
Werbung für die anstehende Fußball-EM
im eigenen Land, Großbritannien hat
Engelbert Humperdinck ausgegraben,
Portugal versucht es mit traditionellen
Fadoklängen, Österreich setzt auf
Traktorgangsta-Partyrap
von
den
Trackshittaz und Norwegen schickt mit
Tooji eine (billige) Kopie von Eric Saade ins
Rennen (siehe Cover). Natürlich darf auch
Ralph Siegel nicht fehlen. Dieser versucht
dieses Jahr sein Glück mit San Marino.
Bei solch einer Bandbreite, sollte doch
für jeden Geschmack etwas dabei sein.
Die “Wiederholungstäter”
Lena versuchte im vergangenen Jahr ihren
Sieg zu verteidigen. Dies gelang ihr zwar
nicht, aber sie erreichte einen respektablen
10. Platz. Auch in diesem Jahr gibt es einige
Künstler, die es noch einmal probieren
möchten.
Die irischen Zwillinge Jedward mischten
Düsseldorf letztes Jahr ordentlich auf
und wurden mit einem 8. Platz belohnt. In
diesem Jahr versuchen es John und Edward
nochmals. Im irischen Vorentscheid setzten
sie sich klar mit ihrer Popnummer „Waterline“
durch, die leider nicht so stark wie ihr
letztjähriger Song „Lipstick“ ist. Allerdings
sollten sie sich dennoch problemlos für das
Finale qualifizieren können.
Irland
Jedward - “Waterline”
Serbien
Zeljko Joksimovic - ““Nije ljubav stvar”
Zeljko Joksimovic vertrat 2004 SerbienMontenegro und belegte hinter der
Ukrainerin Ruslana Platz 2. SerbienMontenegro existiert zwar nicht mehr, aber
Zeljko ist immer noch ein gefragter Mann.
Das serbische Fernsehen nominierte ihn und
hofft, dass er ein ähnlich gutes Ergebnis wie
bei seiner ersten Teilnahme erreichen wird.
Ob er sich noch an Jonsi aus Island erinnern
kann? Dieser trat ebenfalls 2004 an, belegte
aber nur einen 19. Platz. In Baku versucht
er es zusammen mit Greta Salome. Ob sich
die beiden mit ihrer dunklen Ballade für das
Finale qualifizieren, bleibt abzuwarten.
Island
Greta Salome & Jonsi - “Never Forget”
Wer sind die Favorit_Innen?
Insgesamt 43 Länder hatten ihre
Teilnahme
für
Baku
zugesagt.
Nachdem Armenien jedoch zu starke
Sicherheitsbedenken hatte, da zum
diesjährigen Gastgeberland sehr starke
politische Spannungen bestehen, sind
nun 42 Länder am Start. Neben dem
Gastgeber Aserbaidschan sind die fünf
finanzstärksten Länder Deutschland,
Frankreich, Spanien und Italien direkt
für das Finale gesetzt. Die übrigen 38
Teilnehmerländer ermitteln in zwei
Semifinale die restlichen 20 Finalisten.
Das
erste
Semifinale
überträgt
EinsFestival live am 22. Mai. Im zweiten
Halbfinale am 24. Mai im NDR ist
Deutschland stimmberechtigt und darf
somit mit entscheiden, wer ins Finale
einzieht um gegen Roman anzutreten.
Nach den bisherigen Internetumfragen
kristallisieren sich drei starke Favoriten
heraus. Glaubt man diesen Umfragen
im Internet, dann steht schon fest, dass
der ESC 2013 in Stockholm stattfindet.
Bereits kurz nach dem Sieg Loreens beim
schwedischen Vorentscheid brach unter
ESC-Fans eine regelrechte Euphorie über
sie und ihren Beitrag aus. Es ist durchaus
möglich, dass sie mit einem ähnlichen
Kantersieg wie Alexander Rybak vor drei
Jahren den ESC wieder in den Norden
holt.
Eurovision Song Contest 10
Italien kehrte im vergangenen Jahr
nach 14 Jahren Abstinenz auf die
ESC-Bühne zurück und belegte einen
überraschenden zweiten Platz. Ein solch
gutes Resultat sollte auch in diesem Jahr
wieder möglich sein. Die 32-jährige Nina
Zilli erinnert nicht nur optisch stark an
Amy Winehouse. Auch ihre 60er-JahreKomposition „L‘amore e femmina“ (Die
Liebe ist weiblich) legt einen Vergleich
mit dem verstorbenen Weltstar nahe.
Schweden
Loreen – “Euphoria”
Russland Buranowski Babuschki - „Party for
everybody“
Italien
Nina Zilli – “L’amore e femmina”
Zwei Generationen älter als Loreen und
Nina sind die Buranowski Babuschki.
Wer glaubt, die russischen Omis
würden ein langweiliges Volkslied zum
Besten geben, hat sich getäuscht. Zwar
verzichten die Babuschki nie auf ihr
traditionelles Outfit, doch der Song „Party
for everybody“ setzt stark auf moderne
Beats. Beim russischen Vorentscheid
setzten sich die Omis gegen Größen wie
Dima Bilan (Sieger von 2008) und Julija
Wolkowa (eine Hälfte des „Lesben“-Duos
t.A.T.u) oder auch Timati (der Rapper von
Welcome to St. Tropez) durch.
Wir werden am 26. Mai sehen, ob sich
die Prognosen bewahrheiten und
Loreen, Nina oder die Großmütter
aus Buranowo den Sieg holen. Aber
vielleicht holt sich auch jemand aus dem
erweiterten Favoritenkreis, dem Serbien,
Dänemark, Spanien und Slowenien
angehören, den Sieg. Es ist natürlich
auch nicht auszuschließen, dass es einen
Überraschungssieg geben wird. Die
Niederlande könnte hier am Ende als
Dark Horse mit ihrem Indianer-Liebeslied
sehr weit vorne landen. Es wird sicher
die ein oder andere Überraschung
geben. Dies ist spätestens der Fall, wenn
vermeintliche Favoriten im Halbfinale
stecken bleiben. Aber genau das macht
den Abend so spannend. Es kann im
Vorfeld zwar viel spekuliert werden, doch
wie Europa gewählt hat, sieht man erst,
wenn alle Länder ihre „Douze Points“
verteilt haben.
(Tim)
11 Rurovision song contest
Moderne Asylpolitik?
Die EU wollte mit der sogenannten
Qualifizierungsrichtlinie toleranter
gegenüber Asylbewerbern werden, die
in ihrer Heimat aufgrund der sexuellen
Orientierung oder der geschlechtlichen
Identität verfolgt werden. Die bereits
2006 in Kraft gesetzte Verordnung hat
in der täglichen Praxis wenig verändert.
Dies zeigt die von der Freien Universität
Amsterdam durchgeführte Studie
„Fleeing Homophobia“ aus 2011,
welche inzwischen in der deutschen
Übersetzung veröffentlicht wurde.
Zentrale Fragestellung war der Umgang
mit homosexuellen Flüchtlingen in der
EU. Die Ergebnisse sind erschütternd.
Nur Italien wertet es als Aslygrund,
wenn homosexuelle Handlungen im
Heimatland bestraft werden. Dies ist
aktuell in 76 Staaten der Erde Kraft
gültiger Gesetz der Fall. Die übrigen
EU-Länder sehen noch nicht einmal die
Androhung der Todesstrafe für Lesben
und Schwule in Staaten wie dem Iran
als ausreichenden Grund an, um Asyl zu
gewähren.
Die Bundesregierung hat auf eine
Anfrage der Linkspartei geantwortet,
dass die begründete Furcht vor Strafe
Aktuelles 14
wegen der sexuellen Orientierung „eher
selten glaubhaft vorgetragen wird“.
Länder wie Pakistan, Nigeria oder der
Senegal werden von der Bundesrepublik
als „relativ sicher“ betrachtet. Der Verweis
auf die Statistik soll dies belegen: In den
letzten Jahren sind keine Hinrichtungen
aufgrund von homosexuellen
Handlungen bekannt geworden. Der
letzte Fall der weltweit für Aufsehen
sorgte, waren zwei Jugendliche die
wegen „homosexueller Handlungen“
in der iranischen Stadt Marschad an
Baukränen gehängt wurden. Da dies
nun sieben Jahre zurückliegt, geht
das Verwaltungsgericht Düsseldorf
davon aus, dass Homosexuellen im
Iran keine Gefahr droht, „solange
sie nicht die Aufmerksamkeit der
iranischen Behörden auf sich ziehen“.
Dabei stützt sich das Gericht auf
Lageberichte des Auswärtigen Amtes,
das die Lebenssituation von Lesben und
Schwulen in allen Herkunftsländern
von Asylbewerbern dokumentiert.
Hier fließen jedoch nur offiziell
bestätigte Todesstrafen mit ein, Berichte
von Organisationen wie Amnesty
International oder Human Rights Watch
finden kaum Berücksichtigung.
homosexuellen Flüchtlingen klären
soll. Ziel ist es „vorbehaltlos einen
sicheren Schutz zu gewähren, wenn
die sexuelle Orientierung oder die
Geschlechtsidentität im Herkunftsland
strafrechtlich kriminalisiert wird“.
Das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge (BAMF) betont, dass die
„Veranlagung als solche“ nicht strafbar
sei und das Leben für Homosexuelle
im Iran sei „unproblematisch, falls
diese nicht mit ihrer Neigung auf der
Straße provozieren“. Die Anhörung
homosexueller Flüchtlinge wird gemäß
Aussage des BAMF von Sonderermittlern
durchgeführt, die eigens dafür geschult
seien. Die Studie Fleeing Homophobia
zeigt jedoch die oftmals klischeehaften
Maßstäbe der Beurteilung. Einem
nicht tuntigen Mann oder einer nicht
ausreichend maskulinen Frau wird die
Homosexualität nicht geglaubt. Ebenso
verhält es sich, wenn die Asylbewerber
verheiratet sind oder Kinder haben.
Natürlich ist dies noch zu wenig. Oft
ist die größte Furcht von Lesben und
Schwulen nicht die vor staatlicher
Verfolgung im Heimatland, sondern
die Angst vor Verwandten oder
homophoben Milizen. Keine Statistik
erfasst bislang Morde aufgrund von
sogenannter Blutschande.
Sicherlich schwierig Definitionen
und Grenzwerte der Diskriminierung
zu finden. Dennoch sollte das
Auswärtige Amt kritisch die aktuellen
Einschätzungen überarbeiten. Ein
Leben angeblich in Heimlichkeit oder
mit der Unterdrückung der eigenen
Identität führen zu können, darf nicht als
legitimer Grund für eine Abschiebung
gelten. Die Folgen für die Betroffenen
sind schlicht unmenschlich. (bj)
Die Linke hat nun einen Antrag im
Bundestag eingebracht, der in den
nächsten Monaten den Umgang mit
15 Vorwort
15 Aktuelles
Lilafon – da wird frau geholfen
Seit März 2012 gibt es in Würzburg
eine telefonische Beratung und
Information für lesbische und
bisexuelle Frauen sowie alle an dieser
Lebensweise interessierten Personen,
das Lilafon. Drei Frauen haben diese
Beratungsmöglichkeit ins Leben gerufen.
Ich habe mich mit ihnen getroffen,
um mit ihnen darüber zu sprechen,
was sie veranlasst hat, dieses Angebot
einzurichten und um ein paar mehr
Informationen über das Lilafon zu
erhalten.
soziale Berufe, so dass wir Erfahrungen
mit Beratung haben, die wir nun
ehrenamtlich einsetzen möchten.
wufmag: Wie entstand das Lilafon?
lilafon: Die Idee, eine derartige
Beratungsmöglichkeit zu gründen,
hatten wir schon länger. Zunächst
hat es natürlich etwas Vorlaufzeit
gebraucht, um einige grundlegende
Sachen zu organisieren. Wir brauchten
beispielsweise einen Raum oder
auch ein Telefon. Hier sind wir auf
den Vorstand des WuF-Zentrums
zugegangen, der unserer Idee sehr
offen gegenüberstand und uns bei der
Einrichtung des Lilafons unterstützt hat.
wufmag: Mit welcher Zielsetzung
habt ihr das Lilafon gegründet?
wufmag: Zunächst eine Frage zu
euch. Wer sitzt hinter dem Lilafon?
lilafon: Zu uns selbst möchten wir gar
nicht so viel sagen, da wir anonym
beraten. Nur so viel zu uns: wir sind
drei Frauen unterschiedlichen Alters,
die lesbisch leben. Wir alle haben
Lilafon 16
Lilafon: In erster Linie möchten wir
einfach da sein. Wir wollen Präsenz von
lesbischem Leben überhaupt zeigen, da
es in Unterfranken bisher nur für einen
kurzen Zeitraum ein Beratungstelefon
für Lesben gab. Frauen, die Fragen
oder Schwierigkeiten bezüglich ihrer
lesbischen Lebensweise haben, sollen
eine Anlaufstelle haben, an die sie
sich wenden können. Wir sind da,
um in solchen Fällen weiterzuhelfen.
Viele Fragen lassen sich dabei sicher
im Telefongespräch klären. Aber
wir geben auch Empfehlungen von
lesbenbewussten Therapeut_innen,
Ärzt_innen und Rechtsanwält_innen
weiter, wenn dies gewünscht wird. Vor
allem haben wir das Ziel, Anrufer_innen
in ihren eigenen Stärken zu stärken. Hilfe
zur Selbsthilfe ist hier der Leitgedanke.
wufmag: Ist eurer Angebot an eine
spezielle Zielgruppe gerichtet?
lilafon: Prinzipiell sind wir für jede_n
da, die_der Frage oder Probleme im
Bereich Homo-, Bi- oder Transsexualität
hat – unabhängig von Alter, Nationalität
und Herkunft. Natürlich rechnen wir
damit, dass sich in erster Linie Frauen
an uns wenden, die sich in ihrer
Sexualität unsicher sind oder im Alltag
auf Probleme mit ihrer lesbischen
Lebensweise stoßen. Wir beraten aber
auch Angehörige oder Menschen, die
ein fachliches Interesse am Thema
haben (z.B. Lehrer_innen, Berater_innen
anderer Stellen etc.).“
wufmag: Gibt es auch in anderen
Städten ähnliche Einrichtungen?
lilafon: Es gibt in mehreren größeren
Städten wie Köln, Frankfurt oder
München vergleichbare telefonische
Beratungen, die hauptamtlich betrieben
werden. Die räumlich nächsten zu
Würzburg finde sich in Bamberg,
Frankfurt und Nürnberg.
wufmag: Seid ihr nur telefonisch
erreichbar oder gibt es auch eine
Möglichkeit auf anderen Wegen mit
euch Kontakt aufzunehmen?
lilafon: In erster Linie bieten wir eine
telefonische Beratung an – das impliziert
schon unser Name – da wir davon
ausgehen, dass eine Beratung am Telefon
den größten Nutzen hat. Aber es besteht
auch die Möglichkeit, per Mail ([email protected]) mit uns in Kontakt
zu treten.
wufmag: Ihr habt anfangs gesagt, dass
die Beratung anonym ablaufen soll.
Warum ist euch dies so wichtig?
lilafon: Wir gehen davon aus, dass es
für Anrufer_innen leichter ist, wenn das
Gespräch anonym abläuft. Dann sinkt
einfach die Hemmschwelle, so dass
Personen sich eher trauen anzurufen.
Außerdem rechnen wir damit, dass es
17
17 Vorwort
Lilafon
sich in erster Linie um einmalige Anrufe
handelt. Aber natürlich stehen wir
auch zu mehrmaligen Gesprächen zur
Verfügung, wenn dies gewünscht wird.
Anonymität und Verschwiegenheit
sind wichtige Grundsätze für
jede Beratungstätigkeit. Das gilt
selbstredend auch für uns bei ‚Lilafon‘.
Darauf können sich alle Anrufer_innen
verlassen.
Offener Abend
donnerstag, 10. mai um 20 Uhr
Maispezial mit MArtina
wufmag: Vielen Dank für das
Gespräch und viel Erfolg bei eurer
weiteren Arbeit!
Das Interview führte Tim.
Samstag, 5. Mai 20 Uhr
Ladies‘ Movie Night
FRA - 2009 - 96 Min.
Marie zieht vom Land zu ihrer alten
Schulfreundin nach Lyon, um am
Konservatorium Klavier zu studieren.
Die geheimnisvolle Emma übt auf sie
eine große Faszination aus. Als Emma
anfängt Marie Avancen zu machen,
lässt sich Marie darauf ein und verliert
dabei die Kontrolle über ihr Studium
und über ihr Leben. In der riesigen
düsteren Wohnung von Emmas Mutter
entbrennt zwischen den beiden Frauen
ein Zweikampf zwischen Anziehung und
Abstoßung, der auf das totale Fiasko
zusteuert.
Film 18
Spieleabend
Dienstag, 1. Mai um 20 Uhr bei treff.punkt8
Dienstag, 22. Mai um 20 Uhr
Dienstag, 01.05.
Dienstag, 08.05.
20 Uhr treff.punkt 8
20 Uhr Lieblingsbuch
20 bis 21 Uhr Lilafon
Spieleabend
Beratung bei Fragen aus dem
lesbischen Leben
(0931) 412 646
Mittwoch, 02.05.
20 Uhr Schwule Ehemänner &
Vätergruppe
20 bis 22 Uhr Rosa Hilfe Beratung
Mittwoch, 09.05.
bei Fragen aus dem schwulen
Leben
(0931) 19 446
20 bis 22 Uhr Rosa Hilfe Beratung
bei Fragen aus dem schwulen
Leben (0931) 19 446
Donnerstag, 03.05.
Donnerstag, 10.05.
Der Treff für jung, alt, dick und
dünn, schwul, lesbisch, trans, bi
oder hetero – einfach vorbeikommen!
Maispezial mit Martina
20 Uhr Offener Abend
20 Uhr Offener Abend
Freitag, 04.05.
15 bis 18 Uhr Kaffeeklatsch
Montag, 14.05.
20 Uhr Jugendgruppe DéjàWü
20 Uhr Ladies‘Movie Night
Emma und Marie
(siehe Seite 18)
in der Posthalle
19.30 Uhr Chorprobe „Sotto Voce“
Freitag, 18.05.
20 Uhr Jugendgruppe DéjàWü
Improtheater
Samstag, 19. 05.
14.30 bis 18 Uhr ILSE-Treff
20 Uhr Thekenabend 40 plus
Sonntag, 20.05.
14 Uhr 40 Jahre Schwulenbewebung
Würzburg - das WuF-Zentrum feiert
(siehe Seite 5)
Montag, 21. 05.
19.30 Uhr Chorprobe „Sotto Voce“
20 Uhr Offener Abend
Samstag, 26.05.
20 Uhr Eurovision Song Contest
Übertragung auf Großbildleihnwand
live aus Baku!
Eintritt frei!
Sonntag, 27. 05.
15 bis 18 Uhr Eisscafé
Montag, 28.05.
19.30 Uhr Chorprobe „Sotto Voce“
Mittwoch, 30.05.
19 Uhr Gesprächskreis für Eltern, Angehörige und Freunde
Spiel mal wieder!
20 bis 22 Uhr Lilafon
20 bis 22 Uhr Rosa Hilfe Beratung
Zumba
Beratung bei Fragen aus dem
lesbischen Leben
(0931) 412 646
bei Fragen aus dem schwulen
Leben (0931) 19 446
20 Uhr Schwule Ehemänner &
Vätergruppe
20 bis 22 Uhr Rosa Hilfe Beratung
Mittwoch, 23.05.
20 Uhr Offener Abend
bei Fragen aus dem schwulen
Leben (0931) 19 446
bei Fragen aus dem schwulen
Leben (0931) 19 446
Mittwoch, 16.05.
22 Uhr GayDisco
Einfach vorbeikommen
Donnerstag, 24.05.
20 Uhr treff.punkt 8
Dienstag, 15. 05.
Samstag, 05.05.
20 Uhr Offener Abend
findet nach Bedarf statt:
Anmeldung bei: Angelika Mayer-Rutz
(01 71) 6 54 82 03
[email protected]
19.30 Uhr Chorprobe „Sotto Voce“
Festungspicknick
Montag, 07.05.
Sonntag, 13.05.
Donnerstag, 17.05.
Dienstag, 22.05.
20 Uhr Spieleabend
Donnerstag, 31.05.
20 bis 22 Uhr Rosa Hilfe Beratung
20.30 Uhr Jugendgruppe DéjàWü
Stammtisch im Café Klug
Programm 20
Veranstaltungen des WuF-Zentrums
21 programm
AUSBLICK Juni 2012
Freitag, 01.06.
20 Uhr Jugendgruppe
Samstag, 02.06.
Samstag, 30.06.
CSD mit Demozug durch die
Würzburger Innenstadt
Mitgliedsantrag
des WuF-Zentrums
20 Uhr Ladies‘Movie Night
Room in Rome
Ich unterstütze mit meinem Beitritt in den WuF e.V. – Schwulesbisches
Zentrum Würzburg die Arbeit des Vereins und möchte Mitglied werden.
20 Uhr Gaydisco in der Posthalle
Name, Vorname: ______________________________________________
Impressum
Straße: ______________________________________________________
herausgegeben von
PLZ, Wohnort: ________________________________________________
wufzentrum
Schwulesbisches Zentrum Würzburg
WuF e.V. – schwulesbisches Zentrum Würzburg
Nigglweg 2 | 97082 Würzburg | [email protected]
Telefon: 09 31 - 41 26 46
durch Björn Soldner & Julian Magar GbR
V.i.S.d.P.: Björn Soldner
Chefredaktion: Natalie Koppitz, Tim Herrscher
Redaktion: Björn Soldner (bj), Tim Herrscher (tim)
Satz, Layout: Tim Herrscher, Natalie Koppitz
Lektorat: Thomas
Anzeigen: [email protected]
Vertrieb: Georg
Fotos:
Cover,: Tooji: © Hans Fredrik Asbjornsen
S. 2, © EBU/Ictimai TV
S. 3: © ad | PIXELIO
S. 4: © AP
S. 8, Roman Lob: © Willi Weber
S. 9, IJedward: © RTE, Zeljko Joksimović: © RTS ,
Greta Salome and Jonsi: © Gassi
S. 10, Loreen: © Carl-Johan Söder
S. 11, Nina Zilli: © Toni Thorimbert,
Buranovskiye Babushki: © RTR
S. 19, Maibowle: © Regina Mohr | PIXELIO
S. 19, Spiele: © Stephanie Hofschlaeger | PIXELIO
Auflage: 1.000 Stück
Ausblick & Impressum 22
Hier gibt´s das wufmag:
(unter anderem)
- Aids-Beratungsstelle, Röntgenring
- Alibi Sauna, Nürnberger Straße
- Buchhandlung 13einhalb,
Eichhornstraße
- Bürgerbüro, Rathaus
- Fachhochschule, Münzstraße
- Intim-Boutique, Textorstraße
- Schnittpunkt Friseur,
Karmelitenstraße
- Stadtmensa
- Tourismusbüro Falkenhaus,
Marktplatz
- Unicafé, Neubaustraße
- Wuf-Zentrum, Nigglweg
- Zeitzeichen, Theaterstraße
Du hast Ideen für zusätzliche
Auslegeorte oder Interesse das
wufmag zu verteilen, melde dich
bei [email protected]!
EMail: _______________________________________________________
Telefon: ________________________ Geburtsdatum: ________________
Beitragshöhe:
4€
6€
10 €
anderer Betrag: ______€
(Monatsbeitrag mind. 4 € inkl. ermäßigtem Eintritt zur GayDisco und
– wenn nicht anders gewünscht – Zusendung des wufmag.
Wir freuen uns über jede freiwillige Beitragserhöhung.)
Einzugsermächtigung:
Hiermit ermächtige ich den WuF e.V. widerruflich, die von mir zu entrichtenden Mitgliedsbeiträge vierteljährlich bei Fälligkeit zu Lasten meines
Kontos mittels Lastschrift einzuziehen.
Konto-Nr.: _______________________ BLZ: ________________________
Kreditinstitut: ________________________________________________
Ja, ich möchte den Newsletter erhalten.
Hiermit will ich das wufmag nur als Onlineausgabe erhalten.
Ich erkenne die Satzung des WuF e.V. in ihrer aktuell gültigen Fassung an.
Die Mitgliedschaft beginnt zum jeweiligen Ersten des Folgemonats.
Ort, Datum: ______________________ Unterschrift:__________________
6. März 2010