ENMaR Handbuch "Wasser und Kommunen"
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ENMaR Handbuch "Wasser und Kommunen"
Die erste Wahl in Niedersachsen. Die meisten Niedersachsen vertrauen der VGH. Denn ganz gleich auf welchem Gebiet – bei Preis und Leistung sind wir erste Wahl. Wasser und Kommunen www.enmar.org [email protected] Praktische Beispiele aus England - Deutschland - Lettland - Spanien - Schweden Wasser und Kommunen Praktische Beispiele aus England - Deutschland - Lettland - Spanien - Schweden Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. Dieses Projekt wird von der Europäischen Union kofinanziert. Emåförbundet Mersey Basin Campaign Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband Universidad Santiago de Compostela University of Manchester Vides Projekti Directiva Marco del Agua Water Framework Directive Wasserrahmenrichtlinie Ramdirektivet för vatten Ūdens struktūrdirektīva www.enmar.org [email protected] Water: local planning and management Practical examples from England - Germany - Latvia - Spain - Sweden (ISBN 978-9984-9902-2-4) Wasser und Kommunen Praktische Beispiele aus England - Deutschland - Lettland - Spanien - Schweden (ISBN 978-9984-9902-3-1) Ūdens resursi: plānošana un apsaimniekošana pašvaldībās Praktiski piemēri no Anglijas - Vācijas - Latvijas - Spānijas - Zviedrijas (ISBN 978-9984-9902-4-8) El Agua: Integración en la Planificación y Ordenación municipal Buenos ejemplos de Reino Unido - Alemania - Letonia - España - Suecia (ISBN 978-9984-9902-6-2) Vatten: lokal planering och förvaltning Praktiska exempel från avrinningsområden i England - Tyskland - Lettland - Spanien - Sverige (ISBN 978-9984-9902-5-5) Sämtliches Material ist streng urheberrechtlich geschützt und alle Rechte sind vorbehalten. Vervielfältigung im Ganzen oder in Teilen ohne die Erlaubnis der Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. ist strengstens verboten. Die größte Sorgfalt wurde verwendet, die Richtigkeit der Informationen in dieser Publikation zum Zeitpunkt der Drucklegung sicherzustellen, jedoch wird keine Verantwortung für etwaige Fehler oder Auslassungen übernommen. Wenn nicht anders angegeben sind die Fotos von den ENMaR Partnern oder das ENMaR Projekt erhielt die Zustimmung der Urheber für die Veröffentlichung. Dieses Projekt wird von der Europäischen Union kofinanziert ISBN: 978-9984-9902-3-1 Projekt:ENMaR - European Network of Municipalities and Rivers Internetseite: www.enmar.org, E-Mail: [email protected] Herausgeber:Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. Arnswaldtstr. 28, D - 30159 Hannover Übersetzung:Jessica Specht, Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. Silke Bücker, Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband Redaktion:Wiebke Abeling und Tina Pöllich, Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. Layout: Tina Pöllich, Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. Druck: Ottdruck, Braunlage, Deutschland Gedruckt auf holzfreiem Papier, hergestellt aus 100% chlorfrei gebleichten Faserstoffen. Wasser und Kommunen Praktische Beispiele aus England - Deutschland - Lettland - Spanien - Schweden Brake - Hannover - Lugo - Manchester - Riga - Vetlanda Oktober 2007 Inhalt Vorwort 6 Grußworte 8 1 Einleitung 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 Idee und Ziel des Projekts 10 Die Projektpartner und Regionen 11 Europäische Wasserpolitik: WRRL als neue Herausforderung 13 WRRL und die Gemeinden 17 Regionalentwicklung 25 Der Zusammenhang zwischen Wasserwirtschaft und Regionalentwicklung 29 10 2 Akteursbeteiligung 30 Zusammenfassung 30 3 Raumordnung 32 Zusammenfassung 32 4 Wasserwirtschaft 36 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Einführung in das Fachgebiet Wasserwirtschaft Emån Gauja Mersey Miño Weser Zusammenfassung 36 37 40 45 48 52 56 5 Landwirtschaft 60 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 Einführung Naturräume und Klima Die ökonomische Bedeutung der Landwirtschaft Einflüsse der Landwirtschaft auf den Zustand des Wassers Die Gemeinsame Agrarpolitik und die Wasserrahmenrichtlinie Ziele und Möglichkeiten in der Landwirtschaft 60 60 63 68 73 74 5.7 Zusammenfassung 76 6 Forstwirtschaft 78 Zusammenfassung 78 7 Tourismus 80 Zusammenfassung 80 8 Schnittmenge der ENMaR Themen 82 9 WRRL und Ökonomie 84 9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 9.6 9.7 Ökonomische Elemente in der WRRL Schnittstellen der Kommunen mit der WRRL Ökonomische Begriffe in der WRRL Beschreibung der Maßnahmenprogramme und ihrer Rolle in der WRRL Kostendeckung und Umwelt- und Ressourcenkosten Ausnahmetatbestände Ergebnisse aus dem ENMaR Projekt 84 86 87 89 93 96 101 10 Praktische Beispiele Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Praktische Beispiele - Raumordnung Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft Praktische Beispiele - Landwirtschaft Praktische Beispiele - Forstwirtschaft Praktische Beispiele - Tourismus 11 Ergebnisse 11.1 11.2 11.3 11.4 11.5 11.6 Akteursbeteiligung Raumordnung Wasserwirtschaft Landwirtschaft Forstwirtschaft Tourismus 106 112 138 168 188 214 236 264 264 268 274 278 283 286 12 Ausblick 288 Projektpartner 290 Vorwort Das Hauptziel diese Handbuchs ist es, gute Praktiken im Bereich Wasserwirtschaft vorzustellen. Die Gemeinden sind die Hauptzielgruppe des ENMaR Projekts und das Handbuch soll Ressourcen und Mittel zur Verfügung stellen, die ihnen dabei helfen können, die Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu erfüllen. Außerdem hoffen wir, dass dieses Handbuch dazu beitragen wird, die politischen Entscheidungen auf der Ebene der EU und der Mitgliedsstaaten zu lenken. Somit hat das Handbuch zwei Zielgruppen. Zunächst die Gemeinden und Interessenvertreter auf lokaler Ebene, die ihre Lage mit denen anderer Einzugsgebiete vergleichen und so aus den Erfahrungen anderer lernen können. Außerdem werden Entscheidungsträger in der Lage sein, sich einen Gesamteindruck über die aktuelle Situation der Wasserwirtschaft auf lokaler Ebene zu verschaffen. Somit profitieren beide Zielgruppen von diesem Handbuch, welches das Ergebnis von drei Jahren Arbeit des ENMaR Projekts ist. Es beginnt mit einem Abriss der Projektthemen und einer Beschreibung der beteiligten Partnerregionen, wobei der Fokus vor allem auf den betrachteten Einzugsgebieten jeder Region liegt. Dieser Rahmen bot einen Ausgangspunkt für das Projekt. Jedes Kapitel widmet sich jeweils einem Hautthema des Projekts (Raumplanung, Tourismus, Wasserwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft) und betont die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Regionen. Aufgrund der großen Bedeutung von öffentlicher Beteiligung, wurde ein Kapitel zur Öffentlichkeitsbeteiligung angefügt. Jeder Projektpartner hat die Verantwortung für ein Hauptthema und das Schreiben des dazugehörigen Kapitels übernommen. Aus den durch die Projektpartner organisierten regionalen Workshops entstand eine Nachfrage nach praktischen Beispielen zum Thema Wasserdienstleistung. Die Bereitstellung von zielgruppenorientierten Informationen ist ein wichtiger Bestandteil bei der Verbesserung des Wasserzustands und dem Beitrag zur regionalen Entwicklung in Europa. Deshalb war es eine der wichtigsten Aufgaben des Projekts, praktische Beispiele zu finden und diese mit Hilfe des Handbuches zu verbreiten. Ein schwierige Frage die oft gestellt wird, betrifft die Finanzierung von Maßnahmen. Obwohl das Handbuch die Frage „Wer finanziert unsere Bemühungen zur Erreichung des guten Zustands?“ nicht beantworten kann, wird es Informationen über ökonomische Elemente der WRRL und die finanziellen Aspekte der praktischen Beispiele liefern. Die Zielgruppen selbst haben dazu wertvolle Beiträge geleistet. Daher danken wir allen Gemeinden und Interessenvertretern die das Netzwerk durch Teilnahme an den regionalen Workshops und Einbringen ihrer Erfahrungen, Meinungen und guten Beispiele unterstützt haben. Diese werden für andere Gemeinden hoffentlich von Nutzen sein und die Beteiligung bei der Umsetzung der Europäischen Wasserpolitik erhöhen und wiederum zu Vorteilen für die regionale Entwicklung führen. Unser besonderer Dank gilt der Europäischen Union, die das Projekt durch das Förderprogramm Interreg IIIC kofinanziert hat. Ohne diese finanzielle Unterstützung hätte das Projekt nicht auf diese Weise durchgeführt werden können. Das vorliegende Handbuch ist eine Übersetzung des im Rahmen des ENMaR Projektes in englischer Sprache erschienen Handbuches „Water: local planning and management Practical examples from England - Germany - Latvia - Spain - Sweden“ Einige Kapitel wurden nicht vollständig übersetzt, dort findet sich nur eine Zusammenfassung. Der Originaltext in englisch kann auf der Internetseite des Projektes www.enmar.org → publications eingesehen werden. Grußworte Mit der Wasserrahmenrichtlinie hat sich die Europäische Union einen umfassenden politischen Rahmen zum Schutz unserer Wasserressourcen für uns und unsere Kinder geschaffen. Die Richtlinie beginnt mit den Worten „Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt werden muss...“. Die Schlüsselelemente der Wasserrahmenrichtlinie sind: • der Schutz aller Gewässer (Flüsse, Seen, Grundwasser und Küstengewässer) mit dem Ziel, gute Qualität („guten Zustand“) für alle Gewässer bis 2015 zu erreichen, • eine Verpflichtung, in Flusseinzugsgebieten zu denken, zu planen und zu handeln, • eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung bei der Entwicklung von Bewirtschaftungsplänen, • ein Ansatz mit ehrgeizigen und gesetzlich verpflichtenden Umweltzielen, aber gleichzeitig flexibel bei den Mitteln zur Zielerreichung - also offen für sowohl Innovation als auch Wissen und Initiative auf lokaler und regionaler Ebene. Die Beteiligung der Bürger, Gemeinden, Verbände und Interessenvertreter wird Kern der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und der Erreichung ihrer Ziele sein, damit so aus den ökologisch möglichen Optionen diejenigen ausgewählt werden, die am besten zu dem jeweiligen Einzugsgebiet und der Region passen. Vor diesem Hintergrund begrüße ich dieses Handbuch, das den Bürgern, Gemeinden, Verbänden, Interessenvertretern und den Entscheidungsträgern auf Einzugsgebiets-, regionaler und nationaler Ebene Anleitung und praktische Beispiele bietet. Ich wünsche mir für dieses Handbuch nicht nur eine große Leserschaft, sondern vor allem auch Nutzen für unser gemeinsames Ziel - Europas Gewässer sauberer zu machen und die Bürger mit einzubeziehen. Helmut Blöch Europäische Kommission, Generaldirektion Umwelt Zu den Erwägungen, die zur Gestaltung einer koordinierten und kohärenten europäischen Wasserpolitik führen, zählt, dass der Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung von Gewässern in andere politische Maßnahmen zu integrieren ist, so z.B. in die Energiepolitik, die Verkehrspolitik, die Landwirtschaftspolitik, die Fischereipolitik, die Regionalpolitik und die Fremdenverkehrspolitik. Hierzu ist insbesondere auf kommunaler Ebene ein kontinuierlicher Dialog zum Herbeiführen eines gemeinsamen Verständnisses über die Umsetzungsschritte der EG-Wasserrahmenrichtlinie und die Entwicklung von Strategien für eine stärkere politische Integration einer nachhaltigen Wasserbewirtschaftung in gemeindliche Belange erforderlich. Das ENMaR Projekt hat Gemeinden und weitere interessierte Akteure in den fünf beteiligten europäischen Regionen über die Wasserrahmenrichtlinie informiert und deren Umsetzung in der Projektzeit begleitet. Es wurde dabei verglichen, mit welchen Argumenten und Instrumenten die unabdingbare Verknüpfung mit relevanten Bereichen, bzw. gemeindlichen Aufgaben gestaltet wurde, so zu den Fragen der Wasserdienstleistungen, zu Aspekten der Raumplanung, des Tourismus und der Land- und Forstwirtschaft. In vielen regionalen und europäischen Veranstaltungen wurde so vor allem der Dialog über fachliche und räumliche Grenzen hinweg gefördert. Das Projekt ENMaR ergänzte die vom Umweltministerium geförderte Wasserrahmenrichtlinien-Info-Börse (wib) um eine europäische Dimension und liefert mit seinem Ergebnis, dem Handbuch einen wesentlichen und sehr verdienstvollen Beitrag zu einem besseren Verständnis in den Kommunen für die Zielsetzung der europäischen und damit unserer Wasserpolitik. Das Projekt wurde unter engagierter Leitung von Niedersachsen aus durchgeführt, allen Beteiligten gilt mein besonderer Dank. Hans-Heinrich Sander Niedersächsischer Umweltminister 1 Einleitung Text: Wiebke Abeling 1 Einleitung 1.1 Idee und Ziel des Projekts Die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ist die bisher umfassendste und weitreichendste Richtlinie ihrer Art. Die Umsetzung der Richtlinie wirft wichtige Fragen und Möglichkeiten für Kommunen in ganz Europa auf. Von März 2005 bis Ende 2007 baute das ENMaR Projekt ein „Europäisches Netzwerk von Gemeinden und Flüssen“ auf. Dies bot den beteiligten Gemeinden in Deutschland, Schweden, Lettland, Spanien und England die Gelegenheit, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen. ENMaR hat die WRRL-bezogene Entwicklung in den beteiligten europäischen Regionen begleitet und miteinander verglichen. Die Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Probleme und Möglichkeiten während der Umsetzung der WRRL auf lokaler Ebene wurden analysiert. Dazu wurden die Gemeinden und andere lokale Akteure mit einbezogen. ENMaR betrachtete in den verschiedenen europäischen Regionen die sich langfristig aus der Umsetzung der WRRL ergebenden Konsequenzen und die Potentiale dieser Regionen von den Erfahrungen der Anderen zu lernen. Bezüglich der Inhalte bediente sich ENMaR des ganzheitlichen Ansatzes der WRRL. Raumplanung, Wasserwirtschaft und Tourismus sowie Land- und Forstwirtschaft waren die Hauptthemen der fachlichen Arbeit. Diese Themen werden als ebenso wichtig für die regionale Entwicklung angesehen. Tatsächlich war es ein erklärtes Ziel des Projekts, die regionale Entwicklung mit Hilfe der WRRL zu unterstützen. Durch die Bereitstellung umfassender Informationen und fachlicher Unterstützung, ermutigte ENMaR die Gemeinden, ihre Wasserdienstleistungen nachhaltiger zu organisieren, aktiv an der lokalen Bewirtschaftungsplanung der Gewässer mitzuwirken, die verbesserte Wasserqualität positiv für das Tourismusmarketing einzusetzen und die Auswirkungen von Land- und Forstwirtschaft auf die Gewässer im Sinne einer Qualitätsverbesserung zu beeinflussen. Als gute Beispiele für Strategien wurden die definiert, welche die Interessenvertreter erfolgreich motivierten und wo eine verbesserte Kommunikation zwischen ihnen zu mehr Transparenz und gegenseitigem Verständnis führte - beides Vorraussetzungen für eine effektive Regionalentwicklung. Auf lokaler oder regionaler Ebene baute ENMaR fünf Netzwerke von Beteiligten aus den verschiedenen Themenbereichen auf. Es wurden viele Workshops angeboten, um gemeinsam Ideen zu entwickeln und Maßnahmen zu finden, die dann 10 verbreitet und ausgebaut werden konnten. Dies hatte den Vorteil des voneinander bzw. gemeinsamen Lernens einerseits, während andererseits vermieden wurde, das Rad neu zu erfinden. Selbst negative Ergebnisse wurden besprochen, um auch von ihnen lernen zu können. Die Ergebnisse dieser Workshops wurden interregional in Umlauf gebracht, vor allem durch den Newsletter, Präsentationen auf der Internetseite des Projekts (www.enmar.org) und natürlich über dieses Handbuch. 1.2 Die Projektpartner und Regionen Das ENMaR Netzwerk wurde von sieben Projektpartnern aus fünf europäischen Regionen aufgebaut. Aus Lettland schloss sich das staatliche Unternehmen Vides Projekti ENMaR an. Vides Projekti wurde 1997 gegründet, um ökologische Investitionen zu fördern und Regionalentwicklungsprojekte zu unterstützen, indem sie Projektträger, staatliche Institutionen, internationale Finanzierungsorganisationen und vor allem lokale Gemeinden beraten. Der schwedische Partner ist Emåförbundet, eine Organisation, die gemeinsam von den Gemeinden, den Landkreisen und NGOs im Emån Einzugsgebiet gegründet wurde. Ihr Ziel ist es, gemeinsam nach Lösungen für eine Reihe von Problemen in der Region zu suchen und auf ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit im Einzugsgebiet hinzuarbeiten. Wie auch der schwedische Partner blickt die Mersey Basin Campaign auf eine lange Tradition der Bewirtschaftungsplanung zurück. Die Mersey Basin Campaign wurde 1985 gegründet, sie ist eine staatlich unterstützte Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Zustand der Flüsse, Bäche und Kanäle im Nordwesten Englands zu verbessern. Die Mersey Basin Campaign wurde von der University of Manchester (School for environment and development) unterstützt. Das Landwirtschaftsinstitut der Universidad Santiago de Compostela aus Spanien unterstützte das Projekt ebenfalls. Zwei weitere Partner sind aus Deutschland. Zum einen der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband, einer der größten Trinkwasserversorger in Niedersachsen, der sich auch mit Abwasserbehandlung befasst. Zum anderen die Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N., ein Verein, der eng mit dem Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund verbunden ist und den Städten und Gemeinden Unterstützung bei der Lösung von Umweltfragen anbietet. Innerhalb des Projektes war die Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. für die Organisation, Verwaltung und Koordination verantwortlich. Entsprechend ihrer Fachkenntnisse und Ressourcen übernahmen die anderen sechs Partner die Verant- 11 1 Einleitung wortung für die einzelnen Themenbereiche. Das Thema Wasserwirtschaft wurde vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband koordiniert. Die Universidad Santiago de Compostela und Emåförbundet waren für Land- und Forstwirtschaft verantwortlich. Vides Projekti befasste sich hauptsächlich mit dem Tourismus, während die Raumplanung vor allem von der Mersey Basin Campaign und der University of Manchester übernommen wurde. Ein Hauptziel war es, die Regionalentwicklung zu unterstützen, obwohl die Projektpartner selbst keine regionalen Behörden repräsentieren. Stattdessen wurde der Einzugsgebiets-Ansatz der WRRL übernommen, so dass ENMaR über administrative Die ENMaR Einzugsgebiete (Quelle: EuroLandscape CCM, verändert) 12 und nationale Grenzen hinweg arbeitete und die entsprechenden Einzugsgebiete als teilnehmende Regionen definierte. Das waren die Einzugsgebiete der Flüsse Mersey (England), Emån (Schweden), Gauja (Lettland), Miño (Spanien) und Weser (Deutschland). Diese Regionen werden später genauer beschrieben und miteinander verglichen. Die Gemeinden sollten die eigentliche Zielgruppe und Nutzer dieses Projektes sein. Auch wenn sie keine direkten Partner waren, machten sie einen notwendigen und bedeutenden Teil des Netzwerks aus. Projektpartner waren stattdessen Dienstleister für Gemeinden, welche die oben genannten Netzwerke auf- bzw. ausbauten. Die wesentlichen Beteiligten waren Vertreter von Gemeinden, Landkreisen, Wasserbehörden, Planungsinstitutionen, Landwirtschaftsverbänden und anderen relevanten Interessengruppen. Auf diese Weise leistete das Projekt einen Beitrag zu einem grundlegenden Aspekt der WRRL: Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Öffentlichkeitsbeteiligung wurde als grundlegendes Thema innerhalb des ENMaR Projekts verstanden. 1.3 Europäische Wasserpolitik: WRRL als neue Herausforderung 1.3.1 Einführung in die EG Wasserrahmenrichtlinie Die Europäische Wasserpolitik unterlief einem langen Restrukturierungsprozess, der schließlich die Wasserrahmenrichtlinie hervorbrachte. Die Richtlinie trat im Jahr 2000 in Kraft und wird die Ziele der zukünftigen Wasserpolitik bestimmen. Die Hauptziele der Wasserrahmenrichtlinie sind: • den Umfang des Gewässerschutzes auszudehnen, unter Einbeziehung aller Gewässer (Flüsse, Seen, Küstengewässer und Grundwasser) • für alle Gewässer bis 2015 einen guten Zustand zu erlangen • Wasserbewirtschaftung auf Grundlage von Einzugsgebieten • ein kombinierter Ansatz von Emissionsgrenzwerten und Qualitätsstandards • Regulierung der Kosten • kostendeckende Wasserpreise • Rationalisierung der Wassergesetzgebung 13 1 Einleitung 1.3.2 Bewirtschaftungspläne Das neue System der Wasserwirtschaft basiert auf Einzugsgebieten - einer natürlichen geografischen und hydrologischen Einheit - statt auf administrativen oder politischen Grenzen. Für einen solchen Ansatz gibt es positive Beispiele, wie z.B. die Internationale Schutzkommission Rhein. Während einige Mitgliedstaaten den Einzugsgebietsansatz schon nutzten, war das noch nicht überall der Fall. Für jedes Einzugsgebiet musste eine zuständige Behörde gefunden, eine Bestandsaufnahme durchgeführt und ein Bewirtschaftungsplan erstellt werden, der die Durchführung von Maßnahmen enthält. Dieser Plan muss alle sechs Jahre aktualisiert werden. 1.3.3 Das Ziel: Guter Zustand aller Gewässer bis 2015 Es gibt eine Reihe von Zielen zum Schutz der Gewässerqualität. Auf europäischer Ebene beinhalten die wichtigsten den allgemeinen Schutz der aquatischen Ökologie, besonderen Schutz für einzigartige und wertvolle Lebensräume, Schutz von Trinkwasserressourcen und den Schutz von Badegewässern. All diese Ziele müssen in jedem Einzugsgebiet berücksichtigt werden. Oberflächengewässer Um alle Oberflächengewässer abzudecken, wurde eine generelle Forderung nach ökologischem Schutz und ein allgemeiner chemischer Mindeststandard eingeführt. Diese bilden die zwei Elemente guter ökologischer Zustand und guter chemischer Zustand. Der gute ökologische Zustand wird anhand von biologischen, hydrologischen und chemischen Qualitätsmerkmalen definiert. Aufgrund der ökologischen Schwankungen, sind die Grenzwerte so festgelegt, dass nur so leichte Abweichungen von der Biologie erlaubt sind, wie sie unter Bedingungen mit minimalen anthropogenen Einflüssen zu erwarten wären. Der gute chemische Zustand orientiert sich an den entsprechenden Qualitätsstandards für chemische Substanzen auf europäischer Ebene. Die Richtlinie schafft ein System zur Erneuerung existierender und zur Schaffung neuer Standards. Dies sichert zumindest ein Mindestmaß an chemischer Qualität, vor allem im Hinblick auf hochgiftige Substanzen. Weitere Ziele zum Gewässerschutz beziehen sich auf speziellere Bereiche. Um diese zu berücksichtigen sollten besondere Schutzzonen im Einzugsgebiet ausgewiesen werden, welche die unterschiedlichen Anforderungen erfüllen müssen. Die allgemeinen Ziele für Flussgebiete werden überall ein Mindestmaß an ökologischem und chemischem Schutz fordern, aber dort, wo strengere Anforderungen nötig sind, werden besondere Zonen eingerichtet, in denen höhere Ziele gesteckt sind. 14 Es gibt jedoch eine Nutzungskategorie, die nicht in dieses Bild passt. Es handelt sich dabei um eine Reihe von Nutzungen, die den Gewässerzustand nachteilig beeinflussen aber auf als essentiell angesehen werden - sie setzen diese Ziele außer Kraft (override). Die wichtigsten Beispiele hierfür sind Hochwasserschutz und Trinkwasserversorgung. Weniger eindeutige Fälle betreffen die Schifffahrt und die Energiegewinnung, wo alternative Aktivitäten denkbar sind. Grundwasser Das Grundwasser sollte überhaupt nicht verunreinigt werden. Daher wäre das Aufstellen von chemischen Qualitätsstandards nicht unbedingt der beste Ansatz, da dies den Eindruck vermittelt, dass den Mitgliedstaaten ein gewisses Maß an legalen Verunreinigungen ermöglicht wird. Einige solcher Standards wurden auf europäischer Ebene für bestimmte Substanzen bestimmt (Nitrat, Pestizide und Biozide) und müssen ständig eingehalten werden. Zum allgemeinen Grundwasserschutz beinhaltet der Ansatz ein Verbot für direkte Einleitungen. Im Hinblick auf indirekte Einleitungen sind Grundwasservorkommen zu überwachen, um jegliche Veränderungen in der chemischen Zusammensetzung zu erkennen und vom Menschen verursachte Trends umkehren zu können. Beim Thema Grundwasser ist auch die Quantität von großer Bedeutung. Grundwasserneubildung findet jährlich nur in bestimmten Mengen statt und davon wird einiges für die Versorgung der angeschlossenen Ökosysteme, z.B. Oberflächengewässer oder Feuchtgebiete, benötigt. Im Rahmen einer guten Bewirtschaftung darf nur der von der Ökologie nicht benötigte Anteil der Grundwasserneubildung entnommen werden - die Richtlinie beschränkt die Grundwasserentnahme auf genau diese Menge. 1.3.4 Koordination von Maßnahmen Auf europäischer Ebene gibt es eine Reihe von Maßnahmen zum Umgang mit einigen Quellen der Verunreinigung. Wichtigste Beispiele dafür sind die Kommunalabwasserrichtlinie und die Nitratrichtlinie, die gemeinsam das Problem der Eutrophierung angehen, und die Richtlinie zur integrierten Verminderung und Vermeidung von Umweltverschmutzung, die sich mit chemischer Verschmutzung befasst. Ziel ist es, ihre Anwendung so zu koordinieren, dass die oben genannten Ziele erreicht werden können. Dies geschieht folgendermaßen: Zunächst werden, wie im oberen Absatz beschrieben, Ziele für die Einzugsgebiete formuliert. Dann findet eine Analyse des menschlichen Einflusses statt, um heraus- 15 1 Einleitung zufinden, wie weit jedes Gewässer vom definierten Ziel entfernt ist. An diesem Punkt wird die Effektivität einer vollständigen Umsetzung aller Richtlinien für jedes Gewässer ermittelt. Sollte die bestehende Gesetzgebung das Problem lösen können, ist das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie erfüllt. Wenn dies allerdings nicht der Fall ist, müssen die Mitgliedstaaten herausfinden, warum das so ist und zusätzliche Maßnahmen durchführen, um die Ziele noch zu erreichen. Die Maßnahmen könnten strengere Kontrollen von Emissionen aus Industrie und Landwirtschaft oder Siedlungsräumen beinhalten. 1.3.5 Der Bewirtschaftungsplan Dieser Plan enthält detaillierte Darstellungen wie die Ziele (ökologischer, quantitativer und chemischer Zustand sowie Ziele für Schutzgebiete) für das Einzugsgebiet innerhalb der Fristen erreicht werden sollen. Der Plan wird alle Ergebnisse der oben erwähnten Analyse enthalten: die Merkmale des Einzugsgebiets, eine Bewertung des Einflusses von menschlichen Aktivitäten auf den Zustand der Gewässer im Einzugsgebiet, eine Einschätzung über die Wirkung der bestehenden Gesetzgebung und die verbleibenden Defizite zur Erfüllung der Ziele, sowie die entsprechenden Maßnahmen. Eine zusätzliche Komponente ist die verpflichtende Durchführung einer ökonomischen Analyse der Wassernutzung im Einzugsgebiet. Dies soll eine rationale Diskussion über die Kostenwirksamkeit verschiedener Maßnahmen erleichtern. Es ist sehr wichtig, dass alle interessierten Parteien in die Diskussion und auch in die Erstellung des Bewirtschaftungsplan involviert sind. 1.3.6 Öffentlichkeitsbeteiligung Es gibt zwei wesentliche Gründe für eine Erweiterung der Öffentlichkeitsbeteiligung: zum einen beinhaltet jegliche Entscheidung hinsichtlich angemessener Maßnahmen zur Erreichung der Bewirtschaftungsziele ein Ausbalancieren der Interessen unterschiedlichster Gruppen. Der zweite Grund betrifft die Durchsetzbarkeit, je größer der Grad an Transparenz bei der Formulierung der Ziele, Auferlegung von Maßnahmen und Berichterstattung der Standards ist, desto größer wird das Bemühen der Mitgliedstaaten sein, die Gesetzgebung nach bestem Gewissen umzusetzen und desto mehr können die Bürger Einfluss darauf nehmen, in welche Richtung der Umweltschutz geht, ob durch Konsultation oder, falls Uneinigkeiten nicht ausgeräumt werden können, durch Beschwerdeverfahren und Gerichte. Die Sorge um europäische Gewässer wird die stärkere Beteiligung der Bürger, Interessengruppen und NGOs fordern. 16 1.3.7 Kosteneffizienz Die Notwendigkeit ausreichende Vorräte einer Ressource mit steigender Nachfrage zu schützen, ist auch eine der treibende Kräfte hinter dem, was wohl eine der wichtigsten Neuerungen der Richtlinie ist - die Einführung von kostendeckenden Wasserpreisen. Angemessene Wasserpreise sind ein Anreiz für die nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen und tragen damit zur Erfüllung der Umweltziele bei. Die Mitgliedstaaten sollen sicherstellen, dass die Preise für Entnahme und Verteilung von Frischwasser und die Sammlung und Behandlung von Abwasser die wirklichen Kosten widerspiegeln. Quelle und weitere Informationen: http://www.europa.eu.int/comm/environment/ water/water-framework/overview.html 1.4 WRRL und die Gemeinden Die Umsetzung der WRRL wird vor allem Auswirkungen auf die lokale Ebene haben. Wasserbehörden, Umweltverbände, Abwasserentsorger, Trinkwasserversorger, Unterhaltungsverbände, Land- und Forstwirtschaft und andere Wassernutzer können einerseits durch die Umsetzung betroffen sein und sich andererseits durch ihr lokales Wissen bei der Umsetzung einbringen. Bislang war die staatliche Wasserwirtschaft mit der Umsetzung in nationales Recht, der Durchführung der Bestandsaufnahme und der Aufstellung von Monitorringprogrammen nahezu alleiniger Akteur. Der nächste Schritt bei der Umsetzung der WRRL wird die Entwicklung von Maßnahmenprogrammen und Bewirtschaftungsplänen in Zusammenarbeit mit lokalen Interessenvertretern, bzw. Betroffenen und Experten sein. Von der Verwaltung, bzw. im Dialog mit den Nutzern der Gewässer, sollen die wichtigsten Bewirtschaftungsfragen ermittelt, die Datengrundlage zur Beurteilung der Gewässer verbessert, sowie darauf aufbauend regionaltypische innovative Maßnahmen für die Gewässer entwickelt werden. Die Entwicklung und Umsetzung dieser Maßnahmen kann in den kommenden Jahren finanzielle und planerische Auswirkungen auf die Kommunen haben. Bei den Kommunen herrscht deshalb sowohl Unsicherheit über die Risiken und Chancen der WRRL und die Beteiligungsmöglichkeiten bei deren Umsetzung, als auch Unwissenheit. 17 1 Einleitung Für eine bestmögliche Umsetzung der WRRL zum Wohle der Bevölkerung muss das lokale Wissen der Gemeinden mit dem Fachwissen der Experten kombiniert werden. Darüber hinaus sollen die Gemeinden bei dem bereits begonnenen Planungs- und Umsetzungsprozess der WRRL begleitet und unterstützt und es soll dazu beigetragen werden, dass die gemeindlichen Interessen berücksichtigt und genutzt werden, so dass: • die Gemeinden als Betroffene zu mitgestaltenden Beteiligten werden, • ökologische, ökonomische und soziale Belange der Gemeinden berücksichtigt werden, • durch eine Verknüpfung mit anderen Fachbereichen und Interessen und durch eine übergreifende Gesamtplanung positive Entwicklungen im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie in Gang gesetzt werden sowie • win-win-Situationen geschaffen werden, die sowohl für die Entwicklungsprozesse der Gemeinden als auch für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie förderlich sind. In folgenden gemeindlichen Aufgabenbereichen könnte die Umsetzung der WRRL eine Rolle spielen (mit Abweichungen je nach Verantwortlichkeiten in den verschiedenen europäischen Mitgliedstaaten oder Regionen): • Abwasserbeseitigung und Einleitung in Gewässer, • Wasserversorgung, • Gewässerunterhaltung und Gewässerausbau für einige Gewässer, • Bauleitplanung unter Berücksichtigung der Raumordnung, des Naturschutzes und des Hochwasserschutzes, • Tourismus und Naherholung, • Agenda 21-Aktivität und • Öffentlichkeitsbeteiligung. Diese einzelnen Aspekte werden im Folgenden betrachtet. 18 1.4.1 Abwasserbehandlung und Einleitung in Flüsse Für die Beseitigung der Abwässer ist grundsätzlich die Gemeinde zuständig. Einleitungen aus der Kanalisation - Schmutzwasser und Regenwasser - tragen zur Belastung der Oberflächengewässer bei und wurden dementsprechend bei der Bestandsaufnahme 2004 mit erfasst. Handlungsbedarf, der die Gemeinden betreffen würde, könnte, je nach Ergebnis, bei der Nährstoffelimination in Kläranlagen zu sehen sein, und könnte unter Berücksichtigung der Immissionen bei der Begrenzung von Einträgen oder Regenwassereinleitungen liegen. Werden z.B. prioritäre Stoffe im Ablauf von Kläranlagen nachgewiesen, so kann daraus eine Diskussion über die Nachrüstung von Kläranlagen mit einer 4. Reinigungsstufe (Membranfiltration) resultieren. Bezüglich der Regenwassereinleitungen können auf die Gemeinden dezentrale Maßnahmen zur Abflussvermeidung, -verminderung und -verzögerung oder Bauten zur Niederschlagswasserbehandlung zukommen, um die stofflichen und hydraulischen Belastungen zu mindern. Bei der Ausweisung und Planung von neuen Baugebieten im Rahmen der Bauleitplanung werden zukünftig die Bewirtschaftungsziele des aufnehmenden Gewässers zu berücksichtigen sein. Dies betrifft die Abwasserentsorgung sowie die Regenwassereinleitung. 1.4.2 Wasserversorgung Die Aufgabenwahrnehmung erfolgt durch die Städte und Gemeinden als freiwillige Leistung der Daseinsvorsorge selbst oder durch Wasserversorgungsverbände, bzw. privatwirtschaftliche Unternehmen. Die Gemeinden sind im Bereich der Wasserversorgung entweder direkt als Wasserversorgungsunternehmen, indirekt bei verbandlichen Lösungen, oder aber wie in England gar nicht betroffen. Die Bestandsaufnahme hat ergeben, dass Gefährdungen der Zielerreichung des guten Zustandes beim Grundwasser insbesondere aus diffusen Einträgen (insbesondere aus der Landwirtschaft) und nur selten aus Wasserentnahmen resultieren. Auswirkungen der Umsetzung der WRRL im Bereich der Wasserversorgung auf die Gemeinden können sein: 19 1 Einleitung • Die Wasserversorgung muss im Einklang mit den Bewirtschaftungszielen nach WRRL stehen. Folglich hat die WRRL Auswirkungen auf die Planung und Gestattung von Wasserentnahmen und können die Wasserentnahmerechte von Wasserversorgern betreffen. • Die Wasserentnahme muss so gestaltet sein, dass ein langfristiger Schutz der vorhandenen Ressource gegeben ist. Die Grundwasserentnahme darf die Neubildung nicht übersteigen. • Die Kosten der Wasserdienstleistungen einschließlich umwelt- und ressourcenbezogener Kosten müssen verursachergerecht verteilt werden und gedeckt sein. Das gilt sowohl für die Wasserversorgung als auch für die Abwasserentsorgung als Wasserdienstleistung. Die Umsetzung der WRRL kann somit Auswirkungen auf den Wasser- und Abwasserpreis haben. 1.4.3 Gewässerunterhaltung und Gewässerausbau Die Unterhaltungspflicht umfasst im Wesentlichen: • die Erhaltung eines ordnungsgemäßen Abflusses und an schiffbaren Gewässern der Schiffbarkeit sowie • die Pflege und Entwicklung der Gewässer. Die Unterhaltung muss sich an den Bewirtschaftungszielen ausrichten und darf die Erreichung dieser Ziele nicht gefährden. Sie muss den im Maßnahmenprogramm an die Gewässerunterhaltung gestellten Anforderungen entsprechen. Die Gemeinden sind folglich im Bereich der Gewässerunterhaltung direkt als Eigentümer von Gewässern oder als Mitglied in Unterhaltungsverbänden betroffen. Für eventuell notwendige Maßnahmen in dem Bereich der Gewässerstruktur und Durchgängigkeit können folglich die Gewässerunterhalter verantwortlich werden. Für Verbesserungen der Gewässerstruktur wären Maßnahmen denkbar, wie beispielsweise • das Herstellen der Gewässerdurchgängigkeit durch Entfernen von Querbauwerken, • wasserbauliche Maßnahmen zur morphologischen Gewässerumgestaltung (Gewässerbettmodellierung, Gewässerbettaufweitung, lineare Sohlanhebung), • Verbesserungen der Ufer- und Sohlenstrukturen sowie • eine standortgemäße eigendynamische Entwicklung des Gewässerverlaufs durch eine entsprechende Gewässerunterhaltung. Es besteht noch Klärungsbedarf, wie die Finanzierung zukünftiger Maßnahmen aussehen könnte und wer dafür zuständig sein wird. 20 1.4.4 Bauleitplanung unter Berücksichtigung der Raumordnung, des Naturschutzes und des Hochwasserschutzes Mögliche Berührungspunkte zwischen der Umsetzung der WRRL und der Bauleitplanung, aber auch noch viele offene Fragen in diesem Zusammenhang, werden im Folgenden aufgeführt. Die WRRL fordert für Oberflächengewässer einen guten ökologischen Zustand. Dieser umfasst bzgl. der hydromorphologischen Komponenten eine geeignete Uferstruktur. Folglich haben die Ziele der WRRL nicht nur Auswirkungen auf den eigentlichen Wasserkörper, sondern betreffen die gesamte Aue. Dies gilt es bei den Planungen zur Flächennutzung in den Gemeinden zu berücksichtigen. Aufgabe der Bauleitplanung ist es, die bauliche und sonstige Nutzung der Grundstücke in der Gemeinde vorzubereiten und zu leiten. Zu diesem Zweck stellt die Gemeinde Flächennutzungspläne als vorbereitenden Bauleitplan und den Bebauungsplan als verbindlichen Bauleitplan auf. Im Flächennutzungsplan ist für das ganze Gemeindegebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen darzustellen. Hierzu zählt u.a. auch die Darstellung von Wasserflächen, Häfen und die für die Wasserwirtschaft vorgesehenen Flächen sowie die Flächen, die im Interesse des Hochwasserschutzes und der Regelung des Wasserabflusses freizuhalten sind. Wenn es bei der Umsetzung der WRRL um die Verbesserung der Uferstruktur, die Entwicklung von Gewässerauen, Planungen zur Entsorgung von Baugebieten und die Durchsetzung von Gewässerrandstreifen geht, wird der gemeindliche Wirkungskreis über die Bauleitplanung betroffen sein. Die Bauleitplanung stößt derzeit bereits auf das Problem, dass durch die zunehmende Versiegelung stetig mehr Wasser abgeführt werden muss und die Gewässer bereits an ihre Grenzen stoßen. Bei anhaltender Versiegelung werden deshalb zukünftig die abzuführenden Wassermengen steigen und die Gewässer müssten weiter ausgebaut werden. Eine andere Konsequenz wäre, dass keine neuen Baugebiete mehr ausgewiesen werden könnten oder Regenrückhaltebecken angelegt werden müssten, die erhebliche Kosten verursachen. Dies ist ein Beispiel, welches die Berührungspunkte WRRL und Bauleitplanung sowie mögliche Konsequenzen aufzeigt. 21 1 Einleitung Aber auch indirekt wird die Bauleitplanung bei der Umsetzung der WRRL über die Wechselwirkung von Raumordnung und Naturschutz betroffen sein. Die Bauleitpläne sind den Zielen der Regionalplanung anzupassen. Ebenso sind die Belange des Umweltschutzes und des Naturschutzes zu berücksichtigen. Die Bewirtschaftungspläne werden Rahmenbedingungen vorgeben, die zunächst keinen rechtsverbindlichen Charakter haben, aber Eingang in die Planungen des Landes (Raumordnungsprogramm, Landschaftsprogramm) sowie die kommunalen Planungen (Regionales Raumordnungsprogramm, Landschaftsrahmenplan) finden müssen. Welche bindende Wirkung die Bewirtschaftungspläne entfalten werden, ist zu hinterfragen. Andererseits enthalten einige nationale Wassergesetze die Bestimmung, dass bei der Aufstellung der Bewirtschaftungspläne die Ziele der Raumordnung zu beachten und die Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung zu berücksichtigen sind. Die Auswirkungen auf die Regionalen Raumordnungsprogramme und die Vorgehensweise zur Erstellung derselben werden im Projekt diskutiert. Die Diskussionen mit Gemeinden haben gezeigt, dass der Hochwasserschutz häufig der „Türöffner“ für ein Engagement der Gemeinden im Bereich der Oberflächengewässer ist. Hochwasserschutz berührt die Bauleitplanung. Nach dem neuen Hochwasserschutzprogramm der EU sind die Forderungen, den Flüssen mehr Raum zu geben, d.h. der Schutz und die Wiederherstellung von Auen als natürliche Überschwemmungsgebiete, und der dezentrale Hochwasserrückhalt, wesentliche zentrale Punkte. In diesen Punkten decken sich die (möglichen) Maßnahmen des Hochwasserschutzprogramms mit denen der WRRL. Bei der Umsetzung der WRRL wird sich zukünftig zeigen, welche Wirkung und Verbindlichkeit die Bewirtschaftungspläne auf die Bauleitplanung haben werden. Ein weiterer interessanter Aspekt bei der Bauleitplanung im Zusammenhang mit der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ist die mögliche Nutzung der Eingriffsregelung für Maßnahmen zur Umsetzung der WRRL. Voraussetzung hierfür ist ein entsprechendes Konzept bzw. der Landschaftsplan der Gemeinde. Betroffene Gemeinden sind bei der Erarbeitung der Maßnahmenprogramme entsprechend mit einzubinden. 22 1.4.5 Tourismus und Naherholung Die Gemeinden sehen Chancen und Möglichkeiten bei der Umsetzung der WRRL in Bezug auf Ihre Aktivitäten im Bereich des Tourismus und der Naherholung. Hier sind Synergieeffekte möglich. Durch die „naturnahe“ Gestaltung von Gewässern im Zuge der Umsetzung der WRRL können Erholungsbereiche für Anwohner und Touristen entstehen, z.B. durch die Schaffung eines Auenparks oder die Möglichkeit, entlang eines Flusses zu wandern oder mit dem Fahrrad zu fahren. Weitere positive Beispiele sind das Anlegen eines Wasserlehrpfades oder die Herstellung historischer Brücken über einen Fluss. 1.4.6 Agenda 21-Aktivität Die Überlegungen in den Gemeinden und auf lokaler Ebene können durch Agenda 21-Arbeitskreise zum Thema „Wasser“ bereichert werden. Die Agenda 21 verfolgt das Leitziel der Nachhaltigkeit. Sie definiert detaillierte Handlungsaufträge, die für eine nachhaltige ökologische, ökonomische und soziale Entwicklung im 21. Jahrhundert zu erfüllen sind und in verschiedenste Bereiche hineinreichen, z.B. auch in den Schutz von Wasserressourcen. Die Kommunen sind die politische Ebene, die den Bürgern am nächsten ist. Auf dieser Ebene sind viele Aufgaben angesiedelt, die für eine nachhaltige Entwicklung besonders wichtig sind. Deshalb haben die Kommunen den Auftrag bekommen, jeweils ihre eigene „lokale Agenda 21“ zu erarbeiten. Dabei sollen die Kommunalverwaltungen in einen Dialog mit ihren Bürgern, Organisationen und der Privatwirtschaft treten. Gemeinsam soll ein Handlungsprogramm entwickelt werden, auf das konkrete Projekte zur Umsetzung folgen. Die Bandbreite möglicher Projekte im Bereich der Gewässer ist groß. Zur Verbesserung der Gewässerstruktur wäre beispielsweise denkbar, dass Fluss- oder Bachufer bepflanzt oder Wege angelegt werden. Windschutzhecken schützen landwirtschaftliche Flächen vor Bodenabtrag. Das Entscheidende bei allen Maßnahmen ist, dass sie bei den betroffenen Bürgern, und insbesondere bei den Nutzern der zu verändernden Flächen, auf Akzeptanz stoßen. Akzeptanz setzt jedoch ein Verständnis der Zusammenhänge voraus, und so kommt jeglicher Form der Aufklärungsund Informationsarbeit bei Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Dort, wo Menschen durch aktive Beteiligung an Projekten einen Flussabschnitt oder einen 23 1 Einleitung Teil eines Seeufers zu ”ihrem” Fluss oder See machen, sind Akzeptanz und Unterstützung am größten. Prinzipiell eignen sich für Agenda-Projekte zum Thema ”Gewässer und Landschaft” daher vor allem räumlich kleinteilig organisierte Projekte, die zur Identifikation der Beteiligten mit ”ihrem” Gewässer anstiften. 1.4.7 Öffentlichkeitsbeteiligung Die WRRL fordert die Öffentlichkeitsbeteiligung. In der Präambel (14) heißt es: „Der Erfolg der vorliegenden Richtlinie hängt von einer engen Zusammenarbeit und kohärenten Maßnahmen auf gemeinschaftlicher, einzelstaatlicher und lokaler Ebene ab. Genauso wichtig sind jedoch Information, Konsultation und Einbeziehung der Öffentlichkeit einschließlich der Nutzer“. In der Präambel (46) heißt es weiter: „Um eine Beteiligung der breiten Öffentlichkeit einschließlich der Wassernutzer, an der Erstellung und Aktualisierung der Bewirtschaftungspläne für die Einzugsgebiete sicherzustellen, ist es nötig, über geplante Maßnahmen in geeigneter Weise zu informieren und über deren Fortschreiten zu berichten, damit die Öffentlichkeit einbezogen werden kann, ehe endgültige Entscheidungen über die nötigen Maßnahmen getroffen werden.“ Die Wasserbehörden haben die aktive Beteiligung aller interessierten Personen, Gruppen und Organisationen an der Vorbereitung der Beiträge zu den Maßnahmenprogrammen und Bewirtschaftungsplänen zu fördern. Den Wassernutzer selbst können am ehesten die Gemeinden erreichen. Die Gemeinden haben bereits Erfahrung mit der Öffentlichkeitsbeteiligung im Rahmen der Bauleitplanung, die ebenfalls eine Öffentlichkeitsbeteiligung vorschreibt. 1.4.8 Fazit Die Auseinandersetzung mit Inhalten, Chancen und Möglichkeiten der WRRL im Rahmen von ENMaR verändert die Sichtweise der gemeindlichen Vertreter und lokalen Akteure. Insbesondere die gemeindliche Betroffenheit in den Bereichen Flächennutzung, Bauleitplanung, Raumordnung und Hochwasserschutz wird deutlich. Chancen, die sich in Bezug auf den Tourismus und die Naherholung ergeben, werden gesehen. Besonderer Klärungsbedarf besteht hinsichtlich der rechtlichen Verbindlichkeit der Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme, z.B. in Bezug auf die Bauleitplanung oder hinsichtlich der Zuständigkeit bei der Finanzierung von Maßnahmen. 24 1.5 Regionalentwicklung Regionalentwicklung ist ein stetiger Prozess in Gemeinden, Landkreisen, Bezirken und Regionen. Auf allen Ebenen beschäftigen sich Ämter, Behörden und Politiker mit der Entwicklung von Konzepten und Plänen, mit der Umsetzung von Maßnahmen und dem Start von Initiativen, um ihre Region zu stärken. Die Europäische Kommission unterstützt die Entwicklung von Regionen durch entsprechende Förderprogramme, wie z.B. Interreg IIIC, welches das ENMaR Projekt kofinanziert. 1.5.1 Interreg IIIC Die Generaldirektion Regionalpolitik hat im Rahmen des Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE) im Jahr 2000 das Programm Interreg IIIC ins Leben gerufen, um die Regionalentwicklung durch interregionale Zusammenarbeit zu fördern. „Das INTERREG IIIC Programm bietet den Rahmen für interregionale Zusammenarbeit und den Austausch von Erfahrungen und guten Praxisbeispielen. Auf Grundlage einer Auswertung von gesammelten Erfahrungen mit verschiedenen Instrumenten und Projektansätzen sollen die Regionen voneinander lernen. Dieser Ansatz basiert auf der Erkenntnis, dass eine Vielzahl von Problemen und Aufgaben nicht nur Regionen innerhalb nationaler Grenzen betreffen, sondern in ähnlicher Weise auch europäische Regionen darüber hinaus betreffen. Dies gilt für städtische und ländliche Regionen, Grenz- oder benachteiligte Regionen, um nur einige Beispiele zu nennen. Wo die Probleme und Aufgaben ähnlich sind, ist der Austausch über Lösungen, angewendete Strategien und entwickelte Projekte sehr vielversprechend. Das Ziel interregionaler Zusammenarbeit ist die Verbesserung der Effektivität von Strategien und Instrumenten zur Regionalentwicklung und Kohäsion. Die Auswirkungen werden auf nationaler oder regionaler und auf europäischer Ebene zu sehen sein.“ Quelle: Community Initiative Programme - Interreg IIIC, North Zone, 2004 25 1 Einleitung 1.5.2 Verschiedene Bereiche regionaler Entwicklung Regionalentwicklung hat mehrere Facetten. Regionalentwicklung ist ein Instrument zur Initiierung unterschiedlichster Aktivitäten, zur Erreichung verschiedenster Ziele und zur Stärkung unterschiedlicher Bereiche. Die ENMaR Themen Tourismus, Wasserwirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft sind einige dieser Bereiche, wohingegen Raumordnung eher ein Instrument an sich ist, das die Regionalentwicklung mithilfe verschiedener Planungselemente steuert und die unterschiedlichen Bereiche abdeckt. In Europa sind ca. neun Millionen Menschen im Tourismussektor beschäftigt und erwirtschaften mehr als 5% des europäischen Bruttoinlandsprodukts, in vielen Regionen mit steigendem Trend. Darüber hinaus wirkt Tourismus der Isolierung einiger Regionen entgegen und fördert deren Entwicklung. Durch das Kennenlernen von unterschiedlichen Ländern, Kulturen und Landschaften bringt der Tourismus Menschen zusammen. Tourismus hat daher eine erhebliche Wirkung auf die strukturelle Entwicklung einer Region. Regionalentwicklung sollte dem Nachhaltigkeitsprinzip folgen, vor allem in Bezug auf die ökologische Komponente. Ein hohes Maß an Umweltschutz sichert eine gewisse Lebensqualität, die wiederum zur Attraktivität einer Region beiträgt. Einer der wichtigsten Faktoren dabei ist das Wasser. Neben der Bedeutung für Naherholung als Badegewässer oder für Wassersport, hat Wasser weitere wichtige Funktionen für eine Region, wie z.B. Trinkwasserressource, Wasserstraße, Kühlwasser, Vorfluter, Wasserversorgung für Industrie und Landwirtschaft, Fischerei, aber auch als Landschaftselement, für die Artenvielfalt sowie für das Mikroklima. Die Landwirtschaft erfüllt wichtige Aufgaben, die weit über die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln hinaus gehen. Sie formt die ländliche Umgebung und trägt zu gesellschaftlich wichtigen Aufgaben bei. Dies sind zum Beispiel die Produktion von erneuerbaren Energien, Dienstleistungen wie Direktvermarktung, Landschaftspflege und touristische Aktivitäten. Neben diesem Anteil an Regionalentwicklung, leistet die Landwirtschaft einen Beitrag zu wirtschaftlichen Aspekten, zu Siedlungsstruktur und Freiraum, zu Freizeit und Erholung, zur Entsorgung, sowie zu ökologischen Funktionen. Die Forstwirtschaft lenkt die natürlichen Abläufe im Ökosystem Wald, so dass die Interessen der Waldbesitzer und der Gesellschaft so weit wie möglich begünstigt werden. Außerdem formt sie Lebensbedingungen indem sie z.B. den Wasserkreis- 26 lauf beeinflusst. Der Wald erfüllt wichtige Funktionen sowohl für die Menschen, die den Wald nutzen, als auch für die Umwelt. Neben seiner Funktion als Papier- und Holzlieferant, bietet der Wald Futter, Nahrung und weitere natürliche Produkte. Die Regulierungs- und Lebensraumfunktionen des Waldes sind extrem wichtig und vielfältig. Für das lokale und globale Klima sind die Wälder von sehr großer Bedeutung. Der Wald schützt vor Bodenerosion, vor Erdrutsch und Schneelawinen, Steinschlag, Lärm und Staub. Vor allem in dicht besiedelten Gebieten sind Wälder als Naherholungsgebiete und Landschaftselemente wichtiger geworden. 1.5.3 Regionalentwicklung im ländlichen Raum Zwar gibt es große Städte wie Riga, Manchester, Hannover oder Liverpool in den ENMaR Regionen, dennoch sind diese durch den ländlichen Raum geprägt, der im Mittelpunkt des Projekts steht. Außerdem haben ländliche Gegenden im Allgemeinen einen höheren Bedarf an regionaler Entwicklung. Vor allem die ländliche Entwicklung sollte in erster Linie auf den bestehenden Potentialen einer Region und seiner Menschen aufbauen. Neben der Identifikation und Nutzung des regionalen Potentials ist die Zusammenarbeit zwischen Politikern, Verwaltung, den verschiedenen Wirtschaftssektoren, Verbänden und den Bürgern zum Wohle ihrer ländlichen Umgebung die Basis für eine erfolgreiche Entwicklung. Alle lokalen Akteure sollten sich einbringen und über Möglichkeiten nachdenken, wie sie die Region, in der sie leben, fördern und unterstützen können. Ländliche Entwicklung ist ein flächenbezogener, kooperativer und langfristiger Ansatz. Das Ziel ist eine gemeinsame Entwicklungsstrategie, die verschiedene Bereiche integriert und somit fachübergreifend die unterschiedlichen Bedürfnisse des ländlichen Raums einbindet. Win-win Situationen erhöhen die Akzeptanz für eine regionale Entwicklungsstrategie. Von einem ganzheitlichen Entwicklungsprozess sollten möglichst viele Akteure profitieren können. Die Erhaltung und Entwicklung von Natur und Landschaft sind für nachhaltige Regionalentwicklung von großer Bedeutung. 1.5.4 Städtische Regionalentwicklung Trotz des Schwerpunkts auf ländliche Regionalentwicklung, bleibt zu beachten, dass Europa ein sehr urbanisierter Kontinent ist. Rund 75% der Europäer leben im urbanen Raum und diese Zahl soll 2020 auf 80% steigen (in einigen Ländern sogar bis auf 90%). Die durch sozioökonomische Faktoren, wie z.B. Wohnpräferenzen und Verkehrszweige, angetriebene Urbanisierung hat einen enormen Flächenverbrauch 27 1 Einleitung zur Folge und stellt somit eine echte Bedrohung für den Erfolg von nachhaltiger Entwicklung in Europa dar. Vor allem im Umkreis großer Städte ist der Urbanisierungsgrad besonders hoch. Die Urbanisierung bedingt einen erhöhten Verbrauch an Energie, Land und Wasser, den Verlust von Landschaften wie z.B. Feuchtgebieten und ihren Umweltdienstleistungen, sowie eine geringere Anpassungsfähigkeit an Probleme wie den Klimawandel. Vor allem im Hinblick auf Gewässer tragen die Städte zu Problemen wie Verschmutzung, Hochwasser oder übermäßiger Grundwasserentnahme bei. Diesen Herausforderungen mit entsprechender Wasserbewirtschaftung zu begegnen, spielt bei der Förderung des nachhaltigen Wachstums von Städten und urbanen Regionen eine entscheidende Rolle. 1.5.5 Nachhaltige Regionalentwicklung Auf den ersten Blick wird regionale Entwicklung oft mit wirtschaftlicher Entwicklung gleichgesetzt. Diese ist natürlich sehr wichtig, aber der Nachhaltigkeitsansatz sollte im gleichen Atemzug genannt werden. ökologisch ökonomisch ökologisch sozial ökonomisch Nachhaltigkeit sozial Region alentwic klung Regionalentwicklung Nachhaltigkeit Ökonomische, soziale und ökologische Aspekte sollten eine gleiche Gewichtung finden. Wenn das Hauptaugenmerk auf der ökonomischen Komponente liegt, ist die regionale Entwicklung nicht ausgeglichen. Nachhaltige Entwicklung, einschließlich Schutz und Verbesserung der Umwelt, ist eines der Ziele der Europäischen Union. Daher existieren mehrere europäische Strategien zur Schaffung gleicher Umweltbedingungen für alle europäischen Bürger. Eine intakte Umwelt spielt in der Ökonomie eine große Rolle und ist vor allem aber ein wichtiger Faktor für Lebensqualität. Sie liefert ökologische Dienste wie eine gewisse 28 Qualität der Wasserressourcen, Hochwasserschutz und Retention. Nicht nur die Ökologie profitiert zum Beispiel von natürlicher Hochwasserretention, sondern auch die Ökonomie, da dieser Hochwasserschutz sehr viel kosteneffizienter ist, als technische Konstruktionen oder die Beseitigung der möglichen Schäden. Im Bereich Wasserversorgung ist es wirtschaftlicher, Verschmutzung zu vermeiden, als sie zu beseitigen. Die menschliche Gesundheit ist ein weiterer ökonomischer Faktor, der sich auf eine saubere Umwelt stützt. Wegen der Belastungen aus Landwirtschaft, Tourismus und der Wasserwirtschaft selbst wird der gute Zustand zu einer kostspieligen Angelegenheit. 1.6 Der Zusammenhang zwischen Wasserwirtschaft und Regionalentwicklung Die Einbindung verschiedener Politikbereiche, Planungsinstrumente und anderer administrativer Prozesse sind der Ansatz sowohl für die Regionalentwicklung als auch für die WRRL. In den Erwägungsgründen zur WRRL heißt es: „(12)... die Gemeinschaft [berücksichtigt] bei der Erarbeitung ihrer Umweltpolitik die verfügbaren wissenschaftlichen und technischen Daten, Umweltbedingungen in den verschiedenen Regionen der Gemeinschaft sowie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Gemeinschaft insgesamt, die ausgewogene Entwicklung ihrer Region sowie die Vorteile und die Belastung aufgrund des Tätigwerdens bzw. eines Nichttätigwerdens... (13)... von den Mitgliedstaaten erstellte Maßnahmenprogramme, die sich an den regionalen und lokalen Bedingungen orientieren [sollten] Vorrang genießen. (16) Der Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung von Gewässern müssen stärker an andere politische Maßnahmen der Gemeinschaft integriert werden, so z.B. in die Energiepolitik, die Verkehrspolitik, die Landwirtschaftspolitik, die Fischereipolitik, die Regionalpolitik und die Fremdenverkehrspolitik...“ Sowohl die Regionalentwicklung als auch die WRRL kann durch eine effektive Beteiligung der Gemeinden und lokalen Interessenvertreter unterstützt werden, da diese mit ihren Erfahrungen aus guten Praxisbeispielen und der nötigen Ortskenntnis zu gemeinsamen Lösungen beitragen können. Die WRRL hat entscheidende Auswirkungen auf die regionale Entwicklung im Hinblick auf z.B. Landnutzung, Raumplanungsinstrumente und die ökonomische Situation aller Beteiligten. Die Kostenwirksamkeit ist ein Indikator für regionale Entwicklung und wird, ergänzt durch die beiden anderen Säulen der Nachhaltigkeit, diese voranbringen. Eine effiziente Nutzung der Wasserressourcen leistet ebenso wie eine angemessene Wasserpreispolitik einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung einer Region. Die Bewirtschaftungsplanung mit ihrem Ziel des guten Zustands fordert diese Instrumente. 29 2 Akteursbeteiligung Text: ENMaR Team 2 Akteursbeteiligung Zusammenfassung Artikel 14 der WRRL fordert die Mitgliedstaaten auf, alle interessierten Parteien aktiv in die Umsetzung der Richtlinie zu involvieren, vor allem bei der Erstellung, Überarbeitung und Aktualisierung der Bewirtschaftungspläne für die Einzugsgebiete. Die Mitgliedstaaten müssen sicherstellen, dass bestimmte Dokumente für jedes Einzugsgebiet veröffentlicht werden und dass die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit zur Stellungnahme erhalten. Die Art wie die öffentliche Beteiligung in den ENMaR Partnerländern organisiert ist, variiert deutlich. Dies kann auf die Unterschiedlichkeit der bestehenden Verwaltungsstrukturen zurückgeführt werden. Es wurde aber auch beobachtet, dass im Hinblick auf den neuen Einzugsgebietsansatz alle ENMaR Partnerländer mit Veränderungen in ihrer Verwaltungsstruktur reagierten, z.B. durch die Neuordnung von Zuständigkeiten oder die Einrichtung von Arbeitsgruppen und Beiräten. Ein Ziel des ENMaR Projekts war es, die Gemeinden in den Umsetzungsprozess der WRRL einzubeziehen. So hatte ENMaR eine klar definierte Zielgruppe und sprach nicht die breite Öffentlichkeit an. Durch die Arbeit des ENMaR Projektes wurden bestimmte Interessenvertreter einbezogen, was definitiv als Teil der Öffentlichkeitsbeteiligung angesehen werden kann. Innerhalb von drei Jahren hat das ENMaR Projekt erfolgreich ein Netzwerk von Gemeinden und lokalen Interessenvertretern in den Projektregionen aufgebaut. Es wurden Seminare organisiert, in denen die Zielgruppen relevante Informationen erhielten. Workshops und Exkursionen trugen dazu bei, ins Gespräch zu kommen und Informationen und Meinungen auszutauschen. 52 Workshops und vier interregionale Konferenzen mit insgesamt etwa 2 000 Teilnehmern wurden vom ENMaR Projekt organisiert. Insgesamt wurden durch die Arbeit von ENMaR 138 Gemeinden in den Projektregionen erreicht. 30 Regionaler Workshop (28. Juni 2005 in England) Seminare zu Regionaler Workshop (28. Juni 2005 in England) Emån Gauja Raumordnung 36 32 74 Wasserdienstleistung 21 39 65 Land- und Forstwirtschaft 39 51 Tourismus 31 alle Themen 42 zusätzl. Veranstaltungen ENMaR Konferenzen gesamt beteiligte Gemeinden Mersey Miño Weser gesamt 55 68 265 64 43 232 37 63 82 272 47 50 48 33 209 37 130 66 67 342 - - 250 169 8 855 291 46 776 683 29 1 85 2+3 381 9 4 120 455 577 470 46 219 1994 138 Mersey - Mersey Basin Campaign Konferenz 2006 (12. Dezember 2006) Miño - Tag der offenen Tür, um über die WRRL zu informieren (15. November 2006) 3 Miño - Präsentation eines Gewässersanierungsprojektes in Schweden (18. Mai 2007) 4 Weser - Internationale Konferenz “Welttag des Wassers” (22. März 2007) 5 Gauja - Abschlusskonferenz “Wasser und Kommunen” (18.+19. Oktober 2007) 6 Mersey - Internationale Konferenz “Wasser in der Planung - Präsentation von Projekten und Fallstudien aus ganz Europa” (23. Februar 2007) 7 Weser - Internationale Konferenz “Die Kosten der Wasserrahmenrichtlinie - Chancen und Risiken für die Kommunen” (2. März 2006) 1 2 Übersicht über die im Rahmen des ENMaR Projektes durchgeführten Seminare und Konferenzen und die Anzahl der Teilnehmer. 31 3 Raumordnung Text: Dr. Jeremy Carter 3 Raumordnung Zusammenfassung Die Raumordnung trägt dazu bei, die Entwicklung und Nutzung von Land zu steuern. In Europa ist Land eine beschränkte Ressource und deshalb ist Raumplanung ein wichtiges Element der öffentlichen Politik. Es gibt zahlreiche Anforderungen an Europas Landressourcen. Rund 15% Westeuropas sind urbanisiert (EEA 2003). Diese Zahl wird sich sogar noch erhöhen, da die durch sozioökonomische Faktoren, wie veränderte Wohnpräferenzen und Transportweisen, angetriebene Urbanisierung auch weiterhin große Flächen verbraucht. Tatsächlich ist allein zwischen den Jahren 1990 und 2000 eine Fläche von der Größe Luxemburgs an die Bebauung verloren gegangen (EEA 2006). Des Weiteren wird zusätzlich zu der Landnutzung für urbane Siedlungen und die damit verbundene Infrastruktur beinahe die Hälfte der Fläche des Kontinents für landwirtschaftliche Zwecke genutzt (EEA 2005). Solche Anforderungen an Landressourcen stellen eine echte Bedrohung für das Erreichen einer nachhaltigen Entwicklung in Europa dar, da es auch wichtig ist, Flächen aufgrund ihres ökologischen Wertes zu schützen. Zum Beispiel wird Land gebraucht, um die Biodiversität zu schützen und sicherzustellen, dass Grundwasservorkommen sich wieder regenerieren können. Raumplanung wird in ganz Europa durchgeführt, um die konkurrierenden Anforderungen an Europas Landressourcen ausgleichen zu können. Aufgrund ihres Einflusses auf das Wie und Wo von Bebauung und Veränderungen in der Landnutzung spielt Raumplanung eine wichtige Rolle bei der Bewirtschaftung von Wasser. Zum Beispiel können Raumordnungspläne Richtlinien enthalten die neue Bebauung rund um empfindliche Gewässer einschränken oder natürliche Auen schützen. In der Vergangenheit wurden Raumordnungspläne oft festgeschrieben, bevor ihre Auswirkungen auf wasserrelevante Bereiche ermittelt wurden. Außerdem könnten, in Fällen in denen Wasserbelange umfassender Berücksichtigung finden, Raumplanungsentscheidungen trotzdem die sozialen und ökonomischen Faktoren wie Wohnbedarf und ökonomisches Wachstum priorisieren. Dies führt zunehmend zu Problemen wie Wasserverschmutzung durch Oberflächenabflüsse, Bedrohung von grundwasserführenden Schichten durch Siedlungsentwicklungen und negative Auswirkungen auf die aquatische Biodiversität durch erschöpfte Wasserressourcen und diffuse Verunreinigung. Auswirkungen wie diese werden klare Folgen für das Erreichen der Ziele der WRRL haben. Es besteht dringender Bedarf, die Beziehung 32 zwischen Wasser und Raumplanung zu verstehen und zu verdeutlichen, um die Rolle der Raumplanung bei der Bewirtschaftung von Wasserressourcen und der Erreichung der WRRL zu stärken. Mit diesem Ziel im Hinterkopf untersuchte das ENMaR Projekt die Beziehung zwischen Raumplanung, Wasser und der WRRL in fünf Ländern. Dies waren England, Deutschland, Lettland, Spanien und Schweden. Jedes dieser Länder blickt auf eine Geschichte der Raumplanung zurück. Jedes der Länder verfügt derzeit über ein Raumplanungssystem, jedoch wurden diese über unterschiedliche Zeiträume entwickelt. England und Spanien zum Beispiel besitzen seit 50 Jahren eine nationale Rahmengesetzgebung für die Raumordnung, während in Lettland die Unabhäng igkeit von der Sowjetunion in den frühen 1990ern die Entwicklung ihrer Gesetzgebung einleitete. Das aktuelle Rahmengesetz ist seit 1994 in Kraft. Obwohl jedes der ENMaR Länder nationale Leitbilder für die Raumentwicklung besitzt, haben nur wenige einen nationalen Raumordnungsplan, wobei für Lettland gerade einer entwickelt wird. Raumordnungspläne auf regionaler Ebene sind verbreiteter, obwohl sie in Schweden aufgrund des „kommunalen Planungsmonopols“ eher selten sind. Auf kommunaler Ebene ist die Erstellung von Raumordnungsplänen dagegen sehr häufig, was den möglichen Einfluss offenbart, den die Gemeinden in Bezug auf die Nutzung von Raumordnung zur Bewirtschaftung von Wasserressourcen haben. Durch die Erarbeitung von Gesetzen und Richtlinien haben die nationalen und regionalen Behörden einen großen Einfluss auf die Planungsprozesse. Neben Behörden des öffentlichen Sektors gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Interessenvertretern die an den lokalen Raumplanungsprozessen in den ENMaR Regionen beteiligt sind. Dazu gehören fachliche Gremien, ökologische Interessengruppen, benachbarte Gemeinden und private Unternehmen. Jedes Raumplanungssystem sorgt auch für ein gewisses Maß an öffentlicher Beteiligung. Im Allgemeinen bietet das Raumordnungsgesetzt diesen Interessenvertretern Möglichkeiten, sich an den Planungsvorgängen zu beteiligen und ihr Wissen und ihre Erfahrungen können zum Beispiel zum Vorteil für die aquatischen Lebensraum genutzt werden. In Bezug auf die Beziehung zwischen Raumordnung, Wasser und der WRRL weisen die fünf ENMaR Länder verschiedene Grade an Synergien auf. In jedem Land besteht ein Rahmen aus Gesetzen und Leitlinien der die Raumplanung mit unterschiedlichen Belangen von Wasserressourcen verbindet (einschließlich Hochwasser und Wasserqualität zum Beispiel). Diese Rahmenbedingungen variieren in ihrem Umfang und Detaillierungsgrad. Trotzdem gibt es aus allen Regionen des ENMaR Projekts Beispiele für die Nutzung von Raumordnung, um Probleme im Bereich 33 3 Raumordnung Wasserressourcen anzugehen. Diese Beispiele wurden in einer Reihe von Fallbeispielen detailliert betrachtet. Diese Fallbeispiele befassten sich mit Themen wie z.B. die Nutzung von Raumplanungsansätzen zur Entwicklung von Gewässerrandstreifen entlang von Gewässern in der Gemeinde Valmiera (Lettland) oder die Nutzung von Raumordnung, um das Hochwasserrisiko in der Stadt Salford (England) zu reduzieren. Obwohl es eine Reihe von guten Praxisbeispielen zum Thema Raumplanung und Wasser gibt, sind direkte Verbindungen zwischen Raumplanung und WRRL weniger verbreitet. Da die WRRL ein relativ neues Gesetz ist, ist dies verständlich, obwohl es Beispiel dafür gibt (einschließlich des Raumordnungsplans für die nordwestliche Region Englands), dass die WRRL in die Leitbilder der Raumentwicklung eingebettet wird. Des Weiteren gibt es eine Reihe von Hindernissen, Raumordnung mit Nutzen für die WRRL zu betreiben. Dazu gehören die unterschiedlichen räumlichen Bezüge und die unterschiedlichen Zeitpunkte der Erstellung von Raumordnungsplänen und Bewirtschaftungsplänen, fehlende Zeit und Ressourcen, sowie für Planer fehlende Daten, um wasserrelevante Themen in Raumordnungspläne zu integrieren. Trotz allem zeigen die Ergebnisse des ENMaR Projekts, dass Raumordnung den Gemeinden eine Vielzahl von Instrumenten und Verfahren bietet, die genutzt werden können, um Wasserressourcen effektiver zu bewirtschaften. Das hat klare Vorteile für das Erreichen der Ziele der WRRL, die bis 2015 den guten Zustand von den meisten europäischen Gewässern verlangt. 34 35 4 Wasserwirtschaft Text: D r. Christina Aue, Silke Bücker, Carola Kienscherf 4 Wasserwirtschaft 4.1 Einführung in das Fachgebiet Wasserwirtschaft Die Wasserwirtschaft hat wesentlichen Anteil an der erfolgreichen Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Durch Trinkwassergewinnung oder die Einleitung gereinigten Abwassers, welche die Wasserqualität und -quantität beeinflussen, umspannt die Wasserwirtschaft unterschiedlichste Aufgabenfelder im Wasserkreislauf. Die Hauptaufgaben der Wasserwirtschaft sind: • Wasserentnahme, zum Zwecke der Trinkwasserversorgung, als Kühlwasser, zur Bewässerung und zur Freizeitgestaltung. All diese Bereiche haben Einfluss auf die Qualität des Wassers als Ressource, Wasser kann aus dem Grundwasser und aus Oberflächengewässern entnommen werden. • Abwasserreinigung, welche die Wasserqualität und -quantität beeinflusst. • Gewässerunterhaltung mit Einfluss auf die Wasserquantität und Biozönosen. • Hochwasserschutz, ausgerichtet auf die Wasserquantität jedoch auch mit Auswirkungen auf die Wasserqualität. Gemeinden oder Wasserverbände auf gemeindlicher Ebene tragen zumeist die Verantwortung hinsichtlich der wasserwirtschaftlichen Belange in vielen ENMaR Regionen. Große Unterschiede gibt es jedoch im Bereich der Wasserversorgung wo Privatisierung stattgefunden hat. In England versorgen beispielsweise nur wenige Unternehmen die gesamte Bevölkerung, während in Deutschland annähernd 7 000 Unternehmen für die Wasserversorgung zuständig sind. Erste Auswertungen der Bestandsaufnahme von 2004 zeigten: 1. Die Voraussage von Wasserknappheit in den verschiedensten Regionen Europas, bedingt durch nicht nachhaltiger Wassernutzung und den Klimawandel, sollte mehr Beachtung finden. 2. Die Zielsetzung zur Verbesserung des chemischen und ökologischen Zustands einer großen Anzahl von Flüssen wird voraussichtlich nicht erreicht. 3. Für viele Grundwasserkörper, welche die bedeutendste Ressource für das Trinkwasser sind, wird das Ziel der Trendumkehr ebenfalls nicht erreicht. 4. Derzeit fehlen beachtliche Datenmengen. 36 Außerdem müssen Auswirkungen des Klimawandels und ihr Einfluss auf die Wasserwirtschaft beachtet werden. Diese sind schwer vorhersagbar, können jedoch immense Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft haben. Für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie dienen die Flusseinzuggebiete und deren Untereinheiten als Gebietskulisse. Die Bearbeitung auf diesen Ebenen ermöglicht einen Ausgleich von Mängeln bezüglich der Wasserqualität und -quantität und unterstützt eine entsprechende Verbesserung der Lebensräume. Voraussetzung hierfür ist, dass die Verwaltungsbehörden, die in manchen Fällen sogar von verschiedenen Nationalstaaten sein können, für Transparenz sorgen, die Verantwortlichkeit teilen und kooperieren. Dieses Ziel kann jedoch nur erreicht werden, wenn Kommunikation und gegenseitiges Verständnis genutzt werden, um gemeinsame Ziele mit den jeweiligen Interessenvertretern zu formulieren. Die folgenden Unterkapitel geben einen Einblick in die Wasserwirtschaft der verschiedenen ENMaR Regionen. Hierbei wird das Hauptaugenmerk auf die Trinkwasserversorgung und die Abwasserreinigung gelegt, die auch als Wasserdienstleistungen bezeichnet werden. 4.2 Emån Der Fluss Emån besitzt mit über dreißig Fischarten und einer großen Population der Frischwasserperlmuschel einen besonderen Artenreichtum. Das schwedische Klima wird durch seine Nähe zum Atlantik und dem Golfstrom bestimmt. Der Emån liegt im Südosten von Schweden, seine Quelle entspringt 330 m über dem Meeresspiegel. Der jährliche Niederschlag beträgt etwa 700 mm, mit kräftigen Schneefällen im Winter. Die Jahrestemperaturkurve variiert zwischen 30°C im Sommer und -25°C im Winter. An der Mündung des Emån liegt der Jahresniederschlag bei ca. 500 mm bei einer engeren Temperaturkurve. Schwedens natürliche Ressourcen - Wald, Eisenerz und Wasser - haben traditionell die Grundlage der nationalen Ökonomie gebildet. In der heutigen Zeit liegt der Schwerpunkt mehr in der Aufbereitung des Rohmaterials. Holzverarbeitung und die Cellulose Produktion siedelten sich nahe der Rohmaterialgewinnung an. Cellulose- und Papierfabriken liegen häufig in der Nähe von Flussmündungen oder in Waldgebieten. 37 4 Wasserwirtschaft 4.2.1 Struktur der Wasserdienstleistung Die Wasserdienstleistungen innerhalb des Emån Einzugsgebietes sind sehr gut entwickelt. Das Trinkwasser hat eine hervorragende Qualität und die Abwasserentsorgung einen hohen Standard. In Schweden sind die Gemeinden für die Trinkwasserversorgung und Abwasserreinigung in städtischen Gebieten zuständig. In ländlichen Gebieten müssen die Landeigentümer in Eigenverantwortung ihre Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung regeln. Die Gesamteinwohnerzahl im Einzugsgebiet des Emån (4 500 km2) beträgt ungefähr 81 500, wovon 65 000 an das Trink- und Abwassersystem angeschlossen sind. Weitere 16 500 nutzen private Brunnen und Kleinkläranlagen. Die Angliederung weiterer ländlicher Gebiete an das gemeindliche System wäre zu teuer und bedeutet nur eine geringe Verbesserung bezüglich der Gebietserschließung. Die Kosten der Trinkwasserversorgung und Entsorgung variieren in Schweden. Jede Gemeinde legt eigene Preise fest. In Vetlanda beispielsweise setzt sich der Wasserpreis aus einem jährlichen Fixpreis von 120 Euro pro Grundstück plus dem Wasserverbrauch von 1,5 Euro/m3 zusammen. Der durchschnittliche Wasserverbrauch in Schweden liegt bei etwa 50 m3 pro Person. Die durchschnittlichen Kosten für einen drei Personen Haushalt betragen etwa 345 Euro pro Jahr. 4.2.2 Hauptprobleme bezüglich der Wasserqualität- und quantität • Es gibt keine Probleme bezüglich der Grundwassererneuerung. • Der Zustand der Kläranlagen ist im allgemeinen sehr gut. Die Reduktion von Phosphor und Nitraten ist relativ hoch, einige Anlagen haben eine zusätzliche Reinigungsstufe durch Teiche zur Reduzierung des Stickstoffs. Probleme gibt es mit privaten Kleinkläranlagen, da viele von ihnen überaltert und wenig funktionstüchtig sind. Der größte Phosphoreintrag im Emån Flussgebiet stammt aus diesen privaten Kleinkläranlagen. Neueste Untersuchungen der Ostsee deuten auf einen erheblich größeren Einfluss von Phosphor auf das Algenwachstum hin als ursprünglich angenommen. Es stellt sich die Frage, ob zukünftig bessere Kleinkläranlagen notwendig werden. • Die Trinkwasserversorgung ist gut und die Qualität bewegt sich auf hohem Niveau. Schweden ist durch einen unerschöpflichen, qualitativ guten Wasservorrat verwöhnt. Aus diesem Grund waren in der Vergangenheit Wasserschutzgebiete nicht von besonderer Bedeutung. Derzeit arbeitet Schweden unter anderem auch im Emån Einzugsgebiet an der Erschließung neuer Wasserschutzgebiete. 38 • Im Einzugsgebiet besteht grundsätzlich die Gefahr von Überschwemmungen, besonders in den mittleren und unteren Gebieten des Hauptflusses. Das größte Risiko besteht bei einer Kombination von starken Schneefällen und einem späten Frühlingsanfang, infolge dessen plötzliches warmes und regenreiches Wetter auftreten kann. In den meisten Fällen kommt es dann zu Überflutung von Ackerland, durch hohe Wasserstände können jedoch Gebäude an Wasserläufen ebenso beeinträchtigt werden. Auf der anderen Seite kann die Region auch von Trockenperioden heimgesucht werden. Dies gilt besonders für die zu erwartenden Trockenphasen der Monate August und September. An der Mündung des Emån entstand eine große Papierfabrik, die Wasser aus dem Emån fest in ihren Produktionsprozess eingebunden hat. Die Fabrik beauftragte Emåförbundet mit der Regulierung der größten Seen im Einzugsgebiet, für welche sie Wasserrechte besitzt. Hierdurch soll auch in Trockenperioden eine ausreichende Wassermenge, sowohl für die Tier- und Pflanzenwelt als auch für die Papierfabrik zur Verfügung stehen. • Das schwedische Institut für Hydrologie und Meteorologie (SMHI) entwickelte ein Model, welches für das Emån Einzugsgebiet die Auswirkungen des Klimawandels errechnet. Die Voraussagen des Models lassen eine Veränderung durch jährlich reduzierte Niederschlagsmengen erwarten, jedoch mit Starkregenereignissen in kürzeren Abständen. Außerdem wird mehr Regen als Schnee für die Wintermonate vorhergesagt. • Um die 50% des Hauptflusses sind anfällig für Überschwemmungen. • Die Gefährdung der Wasserqualität besteht hauptsächlich in einem Anstieg humider Substanzen, die das Wasser stark bräunlich färben. Des Weiteren sind bei der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung und gleichzeitiger Versorgung der Papierfabrik mit Wasser zu Produktionszwecken Engpässe in Trockenperioden zu erwarten. Ein weiteres Problem resultiert aus dem diffusen Eintrag durch Medikamente, Kosmetika, Shampoos und Pestiziden. Diese Substanzen lassen sich im Wasser messen und ihre Auswirkungen sind sichtbar. 39 4 Wasserwirtschaft 4.3 Gauja Das Territorium Lettlands ist in vier Flussgebiete eingeteilt, das ENMaR Projektflussgebiet Gauja liegt im Nordosten des Landes. Es deckt circa 1/5 des Landes ab und umfasst mehrere Teileinzugsgebiete. • Gauja (Länge 460 km, Größe des Einzugsgebietes 8 900 km2) • Salaca (Länge 95 km, Größe des Einzugsgebietes 3 570 km2) • kleinere Flüsse, die in den Golf von Riga münden (Gesamtgröße 580 km2) Große Regenmengen sind typisch für das Gauja Einzugsgebiet. An der Küste werden zwischen 700 und 750 mm jährlich gemessen, während die Hochebene 850 mm pro Jahr übersteigt. An etwa 170 bis 212 Tagen im Jahr gibt es Niederschlag in diesem Gebiet. Im Einzugsgebiet des Gauja gibt es viele Naturschutzgebiete, wie beispielsweise den Gauja Nationalpark und das Nord Vidzeme Biosphären Reservat. Beide sind beliebte Natur- und Wassertourismusgebiete. Der größte und bedeutungsvollste See in diesem Gebiet ist der Burtnieki See (40 km2 Größe). Sieben kleine Flüsse speisen ihn und die Quelle des Salaca entspringt hier. Der Fluss Salaca ist einer der bedeutendsten Flüsse für den Lachs in der Baltischen Region. Das Vorkommen des Lachses ist der Hauptgrund für die hohe Schutzwürdigkeit dieses Gebiets. 4.3.1 Struktur der Wasserdienstleistung Als sachverständige Behörde entstand das Amt für Flussgebietsmanagement innerhalb des Lettischen Amtes für Umwelt, Geologie und Meteorologie (LEGMA), das vom Lettische Umweltministerium geleitet wird. Die Aufgaben von LEGMA und dem Amt für Flussgebietsmanagement sind: • Die Entwicklung und Vorbereitung des Budgets sowie die Koordination und Umsetzung eines neuen Monitoring Programms. • Die Bereitstellung von Informationen für die Europäischen Kommission, in Anlehnung an vorgegebene EU-Vorschriften. • Die Entwicklung und Aktualisierung der Entwürfe für die Bewirtschaftungspläne sowie für die Maßnahmenprogramme. • Die Durchführung ökonomischer Analysen zur Nutzung von Wasserressourcen. 40 • Die Sicherstellung der öffentlichen Beteiligung bei der Entwicklung und Aktualisierung der Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme. • Die Umsetzung und Koordination von Plänen und Programmen. • Die Einbeziehung der im Gebiet liegenden Gemeinden. • Die Abstimmung von Maßnahmen vor der Aufnahme ins Maßnahmenprogramm und die Abstimmung von Sofortmaßnahmen, falls notwendig. • Die Entwicklung von Budgetentwürfen zur Umsetzung der Maßnahmenprogramme. • Die Kommunikation mit kompetenten Behörden anderer Länder mit dem Ziel, sowohl die Umweltziele innerhalb internationaler Flussgebiete zu erreichen als auch ein gemeinsames Maßnahmenprogramm umzusetzen. Ein Koordinations-Komitee wurde gebildet, um Maßnahmenprogramme in den Flussgebieten umzusetzen. Das Komitee soll vom Umweltministerium akzeptierte Repräsentanten von Behörden, Gemeinden und NGOs, einbeziehen. Der staatliche Umweltservice soll die Umsetzung der Maßnahmenprogramme beaufsichtigen. Die Gemeinden sind verantwortlich für die Organisation der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in ihren Gebieten. Der Lettische Verband für Wasser und Abwasser ist verantwortlich für die Bereitstellung von qualitativ gutem Wasser und die Abwasserbehandlung. Der überwiegende Teil der Kläranlagen ist mit der zweiten Reinigungsstufe ausgestatte, einige dieser Kläranlagen haben eine zusätzliche Nachbehandlung der Abwässer durch biogene Reduktionsreinigung. Kläranlagen mit rein mechanischer Reinigung sind teilweise noch in Betrieb (Bericht 2005). Der Verband kooperiert sowohl mit den Regierungs- und Verwaltungsinstitutionen, um bestehende Gesetze und Vorschriften zu verbessern und zu erweitern, als auch mit den Gemeinden beim Betrieb der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. 4.3.2 Hauptergebnisse der Risikoabschätzung bezüglich der WRRL Grundwassererneuerung Die Hauptgefährdung für die Grundwasserkörper in Lettland besteht in der Entnahme für die Trinkwassergewinnung. Trotz allem lässt sich aus Analysen zur Wasserentnahme als auch zum Grundwasservorrat folgern, dass voraussichtlich keine Gefährdung der Grundwasserquantität zu erwarten ist (Bericht 2005). 41 4 Wasserwirtschaft Zustand der Kläranlagen Im Gauja Einzugsgebiet fallen Abwassermengen von circa 13 Millionen m3 pro Jahr an. Insgesamt sind 231 Kläranlagen in Betrieb, wovon 2 eine Nachbehandlung des Abwassers mit erweiterter biogener Reduktion besitzen und 157 eine zweite Reinigungsstufe ohne biogene Reduktion. Die verbleibenden 72 Kläranlagen haben eine rein mechanische Reinigung. • Die Industrie ist zusätzlich zu den Gemeinden verantwortlich für die Produktion von Abwässern (Lebensmittelindustrie (Fleisch- und Milchprodukte), Getränkehersteller (Bier) oder Industrieunternehmen (Textilien)). Deren Einträge sind häufig sehr hoch konzentriert und stören die Prozesse in den Klärschlammbecken der Klärwerke (z.B. Valmiera and Cēsis). • Sinkender Wasserverbrauch über die letzten Jahrzehnte führte zu einer höheren Konzentration des Abwassers, was die Effizienz der Kläranlagen belastet. • Da die Bevölkerungsdichte in diesem Gebiet mit weniger als 2 000 Einwohnern pro Siedlung ziemlich gering ist, haben hier Investitionsprojekte in die Wassersysteme keinen besonders hohen Stellenwert. Dennoch müssen Maßnahmen bis 2015 umgesetzt werden, denn die zur Zeit vielen kleinerer Verschmutzungen resultieren in einer erheblichen Wasserverunreinigung. • Bereits bestehende Kläranlagen bedürfen alle 7-10 Jahre einer Modernisierung, um schärferen Qualitätsanforderungen für die Abwasserbehandlung zu genügen. Interessenvertreter der Region haben dringend einen Bericht über den Status von Kläranlagen, speziell in ländlichen Gebieten, vorgeschlagen (Bericht zum regionalen Workshop, 2005). Zustand der Wasserversorgung und der Trinkwasserschutzgebiete Trinkwasser wird aus tiefen Grundwasserförderbrunnen entnommen. Im Allgemeinen ist die Wasserqualität gut. Eine Wasseraufbereitung ist grundsätzlich erforderlich um das Eisen und den Härtegrad zu reduzieren. Der Wasserverbrauch wird individuell gemessen. Die durchschnittliche Anschlussrate an das Trinkwassernetz beträgt 61%, in einigen Gebieten liegt sie bei 92%. Die Anschlussrate ans Abwassersystem liegt bei 57% und steigt in manchen Gebieten auf bis zu 79% an. Die Kosten für die Wasserdienstleistungen sind nach den Vorschriften des Ministerkabinetts berechnet. Die Berechnungen basieren auf festen Ausgaben (Personal, Material- und Energiekosten), daher variierten die Kosten im Jahre 2005 beträchtlich zwischen 0,21 Euro/m³ und 1,05 Euro/m³. Die für Trinkwasser und Abwasser erhobene Gebühr variiert zwischen 0,57 Euro/m³ und 1,08 Euro/m³. 42 Die Förderbrunnen sind, nach den Vorschriften des Ministerkabinetts Nr. 43 (2004), durch eine Reihe von Schutzzonen gesichert. • Trends zeigen einen sinkenden Wasserkonsum, somit müssen die Wasserversorger über eine Kostendeckung ihrer Dienstleistungen in der Zukunft nachdenken. Das Versorgungssystem sollte ausgeweitet werden, um eine Optimierung in der Anschlussrate zu erzielen. Außerdem sollten preiswertere Behandlungstechnologien entwickelt werden. Weiterhin wäre es vorteilhaft bereits existierende Gesetzgebungen anzugleichen, um gestaffelte Tarife zu ermöglichen. Eine Unterstützung bei der Beschaffung von Finanzierungsmitteln von Seiten der Regierung wäre ebenfalls unerlässlich. 250 Liter pro Tag 200 150 100 50 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Jahr Cēsis Limbazi Sigulda Valmiera Der Wasserverbrauch in Lettland sinkt. • Diese Schritte werden die Wasserqualität steigern, was wiederum zu einem Anstieg der Lebensqualität führt. Allerdings werden die Kosten die Qualität der Wasserbehandlung bestimmen. Die Qualität der Versorgung ist eng verbunden mit dem Zustand des Versorgungssystems (gute Wasserqualität in verschmutzten Rohren kann nicht effizient sein). • Die Erweiterung der Wasserversorgungsnetze ist besonders in Dörfern und Städten wichtig. Einige Gemeinden haben lokale Vorschriften erlassen, mit Hilfe derer sie die Kunden verpflichten, sich ans existierende Netz anzuschließen. Die Stadt Riga hat solche Vorschriften etabliert. Der Anschluss an das Versorgungssystem ist eine Dienstleistung, die bezahlt werden muss; das Geld wird jedoch 43 4 Wasserwirtschaft in die Entwicklung und Durchführung von Investitionsprojekten innerhalb der Gemeinden investiert. Flüsse Seen gesamt nicht gefährdet gefährdet 45 35 8 (18%) 7 (20%) 17 (38%) 10 (28%) Wasserkörper im Einzugsgebiet des Gauja eingeschätzt als nicht gefährdet oder gefährdet durch die Verschmutzung von Punktquellen. 4.3.3 Hauptprobleme bezüglich der Wasserqualität und -quantität Im Flussgebiet des Gauja sind die Hauptprobleme im Bereich der Wasserqualität zu finden. Derzeit wurden noch keine Engpässe in der Wasserquantität beobachtet. Tinkwasser Die Trinkwasserqualität ist im Bezug auf die technischen Vorgaben und den Geschmack hoch (Eisen, Härtegrad). Hinsichtlich der Dienstleistungen resultieren die meisten Probleme aus dem technischen Zustand des Wasserversorgungssystems (überaltert, Rohrleitungen in schlechtem Zustand). Abwasser Die Qualität der Abwasserbehandlung stellt das Hauptproblem dar. Technische Lösungen des Problems sind durchaus bekannt, nur fehlt es derzeit an Finanzierungsmöglichkeiten für solch kostenintensive Maßnahmen. Zusätzlich ist man um die Regenwasserspeicherung und -behandlung gerade bei Starkregenereignissen besorgt. Momentan hat Lettland keine gesonderte Regenwasserabführung, sondern kanalisiert Regenwasser und Abwasser gemeinsam in Mischkanalisationen. Diese Mischkanalisationen funktionieren zudem oft nicht zuverlässig. Oberflächengewässer Hauptproblem hier sind anthropogene Einträge (z.B. verringerte Wasserqualität von Gewässern flussabwärts von großen Städten). Grundwasser Anthropogene Einträge verursachen erhebliche Probleme an einem bestimmten Gewässer (Altlasten einer früheren Rohölraffinerie), das Grundwasser ist hier durch die Verunreinigung mit Öl stark gefährdet. 44 4.4 Mersey 4.4.1 Struktur der Wasserdienstleistung In England und Wales sorgen Wasserunternehmen und nicht die Gemeinden sowohl für die Trinkwasserversorgung als auch für die Abwasserentsorgung. Die Wasserwirtschaft im Vereinigten Königreich ist eine der bedeutendsten Industrien, im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und im Sinne des Umweltschutzes. Die wirtschaftliche Aufsichtsbehörde ist das Amt für Wasserdienstleistung (OFWAT), welches von der Britischen Regierung eingerichtet wurde. Der Auftrag von OFWAT ist: „Die Regulierung der Wasserwirtschaft so zu gestalten, dass durch Anreize die Unternehmen angehalten werden, eine erstklassige Wasserversorgung in Bezug auf Qualität für Kunden aus England und Wales zu erzielen“. Entsprechend dem internationalen Vergleichsbericht der Wasser- und Abwasserwirtschaft der OFWAT 2006, zahlten Haushalte in Großbritannien im Jahr 2004 einen jährlichen Durchschnittswert von 165 Euro für Trinkwasser und circa 195 Euro für Abwasser. Die Umweltaufsichtsbehörde ist die Environment Agency. Sie ist für die Unterhaltung und Verbesserung der Qualität von Oberflächengewässern und Grundwasserkörpern in England und Wales verantwortlich. Die Environment Agency ist auch dafür verantwortlich dem Risiko einer Gewässerverunreinigung vorzubeugen, oder es zumindestens zu reduzieren. Die Environment Agency analysiert, informiert, berät und berichtet jährlich der OFWAT bezüglich der ökologische Leistung der Wasserindustrie. Die Privatisierung der Wasserindustrie unter der Konservativen Regierung im Jahre 1989 ermöglichte größere Investitionen in die Kontrolle von Gewässerverunreinigungen. Dies entspracht auch zu großen Teilen den Anforderungen der EU-Richtlinien. Die privatisierten Wasserunternehmen müssen im fünf Jahres Zyklus einen Kapitalanlageplan über die Verwendung von Geldmitteln erstellen, wodurch eine größtmögliche Wertschöpfung gesichert werden soll. Eine andere wichtige Rolle im Britischen Wassersektor spielt Water UK, gewissermaßen eine Fach-Organisation der Trink- und Abwasserversorger. Water UK bringt die Vertreter von Regierungsbehörden und Interessensvertretungen an einen Tisch und ist koordinativ tätig, um gesetzlichen Vorgaben vorzubereiten und um die Verständigung im Wassergeschäft zu verbessern. 45 4 Wasserwirtschaft Weitere wichtige Körperschaften in der englischen Wasserwirtschaft sind: • Die Trinkwasseraufsichtsbehörde (Drinking Water Inspectorate), sie regelt die Wasserqualität für den Endverbraucher. • English Nature ist eine Regierungsbehörde, welche den Schutz wild lebender Tiere und der Geologie in England überwacht. Alle Wasserunternehmen, -organisationen, -behörden und Regierungsabteilungen müssen English Nature über Aktivitäten berichten, die einen Einfluss auf „Gebiete von größerem wissenschaftlichem Interesse“ (Sites of Special Scientific Interest - SSSI) haben. • UK Water Industry Research (UKWIR) fördert gemeinschaftliche Forschung für die Wasserunternehmen im Vereinigten Königreich und entwickelt einen Rahmen für gemeinsame Forschung. • Der Verbraucherverband für Wasser (Consumer Council for Water) ist die Vertretung der Wasserverbraucher in England und Wales. Er vertritt die Kunden im Hinblick auf Wasserpreise, Dienstleistungen und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Er ist unabhängig von Wasserindustrie und Behörden. Das Wasserunternehmen United Utilities ver- und entsorgt Nordwest England mit Trink- und Abwasser. Unitied Utilities regelt ebenfalls die Netzsysteme und ver- und entsorgt große Teile Wales sowie kleinere Bereiche Schottlands mit Trink- und Abwasser und betreibt über 100 Kläranlagen. Hierdurch wird ein Bevölkerungsanteil von etwa sieben Millionen Menschen und drei Millionen Haushalten und Geschäftsgebäuden in Nordwest England erreicht. Über die Bereitstellung von Personal ist United Utilities auch in das ENMaR Projekt eingebunden. Das Ziel von Unites Utilities ist: “Den Nordwesten Englands durch nachhaltige ökonomische Entwicklungen zu verbessern“. Als größter Betreiber im Bereich der Wassersysteme seit der Privatisierung 1989 führte United Utilities ein enormes Investitionsprogramm durch. Bis Ende 2005 wurden zum Nutzen von Verbraucher und Natur über 11 Milliarden Euro in die Instandhaltung und Verbesserung der Kläranlagen und dem Netz von Leitungen und Kanalisation investiert. Die ersten Schritte zur nachhaltigen Wasserwirtschaft starteten in Folge der Privatisierung 1989. Der Umsetzungsprozess der Wasserrahmenrichtlinie kann dazu beitragen, die nachhaltige ökonomische Entwicklung fortzuführen. Eine bessere Wasserqualität fördert die Entwicklung von Bereichen entlang der Gewässer, was wiederum die Ökonomie stimuliert. Durch die Kombination von Wasser- und 46 Raumentwicklung entsteht eine bessere Regionalentwicklung zu deren Gelingen gemeindliche Planer beitragen können. 4.4.2 Hauptprobleme bezüglich der Wasserqualität und -quantität Der Jahresdurchschnitt an Regen beträgt etwa 1 400 mm im Einzugsgebiet des Mersey. Der Nordwesten Englands umfasst 40 Grundwasserkörper. Für 9% der Grundwasserkörper besteht das Risiko, bedingt durch die Belastung von Wasserentnahme und Durchflussregelungen, die Ziele der WRRL nicht zu erreichen. Weitere 17% der Grundwasserkörper sind potentiell gefährdet. Die unten stehende Tabelle gibt den Prozentsatz des Gefährdungsgrades von Gewässern wieder, die gefährdet sind, die Ziele der WRRL durch punktuelle Einträge nicht zu erreichen. Flüsse Seen Grundwasser Übergangsgewässer Küstengewässer % gefährdet % wahrscheinlich gefährdet 22 16 1 16 5 1 4 3 32 13 Gewässer in England, die gefährdet sind, die Ziele der WRRL nicht zu erreichen. Die Gemeinden sind für die Wasserdienstleistungen in England nicht verantwortlich. Hierin unterscheidet sich England vom Rest Europas, wo die Wasserbehörden und auch die Wasser- und Abwasserwirtschaft kommunal agieren. Jedoch sind in England die Gemeinden für planerische Maßnahmen verantwortlich und Wasser kann eine erheblich Rolle in der Erstellung von Raumordnungsplänen spielen, sowohl auf regionaler als auch auf lokaler Ebene. Die WRRL fordert einen ganzheitlichen Ansatz bei der Wasser- und Landbewirtschaftung, somit ist eine interdisziplinäre Vorgehensweise von hoher Bedeutung. 47 4 Wasserwirtschaft 4.5 Miño Drei unterschiedliche Naturräume können in Galicien unterschieden werden, jeder mit sehr unterschiedlichen klimatischen Besonderheiten: Das küstennahe Galicien, das innere Galicien und die Berge. Innerhalb dieser Gebiete bestehen wesentliche naturräumliche Unterschiede, bedingt durch das unebene Gelände mit Hügeln und Tälern. Der Jahresniederschlag liegt im Südwesten Galiciens zwischen 800 - 3 000 mm. Niederschlag fällt hauptsächlich in den Wintermonaten, ebenso können Dürreperioden im heißen Monat Juli auftreten. Infolge des unebenen Reliefs und des feuchten Klimas besitzt Galicien viele Fließgewässer (mehr als 2 000 km) in Form von Bächen bis hin zu mittleren Flussläufen wie dem Miño. Die das Land durchziehenden Flüsse sind tief in das Gelände eingeschnitten und formen ein Netzwerk aus vielen tiefen und engen Tälern. Der Miño ist mit 308 km der längste Fluss, sein Einzugsgebiet umfasst 17 800 km2. Die Flussgebiete Miño, Limia und Támega umspannen die Territorien der Länder Spanien und Portugal. Die Flusswasserstände variieren durch das Jahr, da die kleineren Flüsse von Regenwasser gespeist werden. Das Durchflussvolumen korreliert daher mit der Niederschlagskurve. Demzufolge sind die höchsten Wasserstände im Winter zu messen, besonders in den Flüssen, deren Quellen in den nördlichen und westlichen Bergen entspringen. Im Kontrast hierzu stehen die Flüsse, die in den östlichen und südöstlichen Berghängen entspringen, wo es regelmäßig schneit. Die Fließgewässer sind geprägt von zwei Perioden mit hohen Wasserständen, bedingt durch hohe Niederschlagsraten im Herbst und Winter. Im Frühjahr sind die Fließgewässer durch die Schneeschmelze geprägt, was jedoch nur zu gering erhöhten Wasserständen führt. Die Gefahr von Hochwasser besteht jedoch nicht. 4.5.1 Struktur der Wasserdienstleistung Die Organisation der Wasserdienstleistungen in Spanien wird von dem Hydrographischen Verband übernommen, der trotz seiner frühen Gründung in Spanien seine Möglichkeiten bislang nicht voll ausgenutzt hat. Organisatorisch ist der Verband untergliedert in die Kontroll-Systeme (das Kabinett und der Präsident), die Management Abteilungen (Die Verbraucherversammlung, das Wasserspeicherentnahme Komitee, die Verfahrens- und Arbeitsversammlung) und die Planungsabteilung (der Gewässerrat). 48 Der Flussgebietsrat unterstützt die vom Wasserrecht und der WRRL geforderte Öffentlichkeitsbeteiligung. Hinsichtlich der Wassernutzer ist die Beteiligung nur auf bestimmte Gruppen beschränkt, so zum Beispiel auf den Bereich der Bewässerung oder den Nationalen Gewässerrat. Umweltgruppen werden im Flussgebietsrat und ebenfalls im Nationalen Wasserrat repräsentiert, obwohl durch diese Art der Organisation und Einbeziehung kein nennenswerter ökologischer Nutzen für die Umwelt erreicht wird. Um jedoch die WRRL umzusetzen und ihre Zielsetzungen zu erreichen, müsste die gesamte spanische Wasserwirtschaft verändert werden. Das Gesetz 8/1993, welches Weisungen für das Galicische Büro für Wasserressourcen beinhaltet, fordert dass die Autonome Gemeinschaft ihre Kompetenzen und Verantwortlichkeiten für den Umgang mit den Wasserressourcen und den zugehörigen Projekten durch die Verwaltung und öffentliche Organisationen, die Teil des Galicischen Büros für Wasserressourcen sind, durchführen lassen soll. Artikel 2 besagt, dass der Rat der Galicischen Regierung (Xunta de Galicia) und das Umweltministerium die Behörden mit fachlichem Hintergrund und Verantwortung sind, die auf dem Gebiet mit speziellen Organisationen, inklusive dem „Büro für Wasserressourcen“, die autonome Organisation „Galicisches Wasser“ und der öffentliche Firma „Hydrologische Arbeiten und Service“ zusammenarbeiten. Letzteres ist dem Ministerium für Raumordnung, Infrastruktur und Siedlungswesen unterstellt. Der unabhängigen Organisation „Wasser Galiciens“ wurde das Recht einer völligen Unabhängigkeit übertragen, um die im Folgenden aufgelisteten Aufgaben möglichst ungehindert nach dem Gesetz 8/1993 abwickeln zu können. 1. Erarbeitung, Umsetzung und Überprüfung der hydraulischen Programme 2. Verwaltung und Kontrolle der staatlichen hydraulischen Arbeitsgebiete 3. Verwaltung und Kontrolle hydraulischer Projekte 4. Planung, Bau und Einsatz hydraulischer Anlagen 5. Genehmigung von Anlagen und Einleitungen in Galiciens Küstenregion und die Überwachung dieser Gebiete 6. Übernahme jeglicher anderer Aufgaben, die von der Galicischen Regierung übertragen werden 49 4 Wasserwirtschaft Die Kosten für Wasserdienstleistungen in Galicien errechnen sich aus auf dem jeweiligen Verbrauch und variieren in der Region. Einwohner des Miño Einzugsgebiets zahlen durchschnittlich 0,24 Euro/m3 in Pastoriza und Begonte. In Lugo und Villalba liegt der Durchschnittspreis bei 0,45 Euro/m3. Euro/m3 Dienstleistung, Transport, Speicherkosten Dienstleistung, Verteilungsund Behandlungskosten gesamt 0,08 1,19 1,27 Wasserpreise in Galicien. Die Einwohnerzahl Galiciens beträgt derzeit 2,7 Millionen Einwohner, wovon 1 Million in den acht größeren Städten lebt in denen die meisten Haushalte an das öffentliche Kanalsystem und die Kläranlagen angeschlossen sind. In ländlichen Gebieten, kleineren Städten und Dörfern sieht die Situation anders aus, wie die unten stehende Tabelle aus dem Jahr 2000 zeigt. Einwohner mit Abwasseranschluss Einwohner ohne Abwasseranschluss Haushalte mit Abwasseranschluss Haushalte ohne Abwasseranschluss 770 000 800 000 380 000 350 000 49% 51% 52% 48% Anzahl der Anschlüsse an Kläranlagen Infolge des Mangels an öffentlichen Daten wurde eine ungefähre Einschätzung vorgenommen: • In den großen Städten sind 99% der Bevölkerung an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen. • In ländlichen Gebieten sind lediglich 50% der Bevölkerung an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen. Zur Abwasserreinigung werden vornehmlich Kläranlagen mit chemischer und biogener Reinigungsstufe benutzt, jedoch sind auch noch Kläranlagen mit rein mechanischer Reinigung in Betrieb. 50 4.5.2 Hauptprobleme bezüglich der Wasserqualität und -quantität Im gesamten Miño Einzugsgebiet können 76% der Grundwasserkörper aufgrund fehlender Daten nicht bewertet werden. Die derzeit nutzbaren Daten zeigen für 1% der Grundwasserkörper eine Gefährdung hinsichtlich der Wassermenge. Punktuelle Verschmutzungsquellen durch Kadmium, Quecksilber und auch Nitrat belasten 13% der Oberflächengewässer des Flussgebietes. Derzeit werden für 21% der Oberflächengewässer weitere Daten erhoben, um zu überprüfen ob eine Gefährdung durch diffuse Einträge vorliegt. Der nördliche Teil des Einzugsgebietes wird hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt. Mit 77% landwirtschaftlicher Nutzfläche liegt das Gebiet über dem Landesdurchschnitt von 68%. Im Gebiet Terra Chá stieg die Anzahl von Milchvieh, was zu einem erhöhten Bedarf an Futtermitteln führte. Das Problem wurde durch steigende Spezialisierung und Automatisierung von Betrieben in der Region verursacht, was wiederum zu neuen Umweltproblemen in der Wasserwirtschaft führte. Die Ausbringung von Gülle, vermischt mit Düngemitteln verursachte einen Oberflächenabfluss in die Gewässer, der an vielen Stellen ernsthafte Probleme verursachte. Die galicische Verwaltung veröffentlichte im Jahr 1999 ein „Galicisches Handbuch der guten Praxis“. Dieses Handbuch versucht Lösungen für die weit verbreiteten Probleme der Wasserwirtschaft durch die Landbewirtschaftung, Viehzucht und Bewässerung aufzuzeigen. Es gibt aber auch Empfehlungen wie Probleme in der Zukunft abzumildern oder zu vermeiden sind. Bislang hat dieses Handbuch allerdings noch nicht die gewünschten Wirkungen gezeigt. Während der Sommermonate, besonders im Juli und August hat der Wasserverbrauch für Bewässerungszwecke zu Dürren im Miño Einzugsgebiet geführt. Die genehmigten Bewässerungen sowie unerlaubte Bewässerungspraktiken haben die Wasserressourcen stark beeinträchtigt. Es wurden Versuche zur Lösung des Problems durch Modernisierung der Landbewässerungssysteme und durch die Verbesserung der Bewässerungspraxis unternommen. Allerdings ist das Problem der illegalen Bewässerung und der damit verbundenen, nicht genehmigten Brunnen schwer zu beheben. Eine Kontrolle erfordert einen hohen Personalaufwand, der die Möglichkeiten der Verwaltung derzeit übersteigt. 51 4 Wasserwirtschaft Um eine klare Aussage bezüglich der Wasserqualität im Gebiet des Miño zu erreichen, sind weitere Untersuchungen und eine verbesserte Auswertung vorhandener Daten in den nächsten Jahren dringend erforderlich. 4.6 Weser Die deutsche ENMaR Region ist das 49 000 km2 große Einzugsgebiet der Weser. Das Einzugsgebiet umfasst einen Großteil des Bundeslandes Niedersachsen und umspannt sowohl angrenzende Verwaltungs- als auch geographische Grenzen, was sich auch in den Daten und Informationen zeigen wird, die in diesem Abschnitt dargestellt sind. Um eine Vergleichbarkeit mit anderen Flussgebieten zu erreichen, liegt das Hauptaugenmerk der Beschreibungen auf dem Nordwestlichen Bereich des Einzugsgebiets (dem früheren Regierungsbezirk Weser/Ems). Die untenstehende Tabelle zeigt Ergebnisse der Risikoabschätzung für Gewässer im Flussgebiet der Weser. Oberflächengewässer Grundwasserkörper gesamt 1398 * wahrscheinlich 19% unklar 33% unwahrscheinlich 48% * 1377 Fließgewässer, 15 Seen, 6 Küsten- und Übergangsgewässer 141 30% 65% 3% Ergebnis der Bestandsaufnahme 2004 mit der Abschätzung wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich die Erreichung eines guten ökologischen und chemischen Zustands der Wasserkörper im Einzugsgebiet der Weser ist. Niedersachsen zeichnet sich durch eine lange Küstenlinie aus. Das Binnenland wird durch Deiche vor der Nordsee geschützt. Diese bedürfen besonderer Unterhaltung und Pflege, um Hochwasserschäden infolge von Sturmfluten zu verhindern. Klimatisch ist die Weserregion in die gemäßigte Zone Zentraleuropas einzuordnen. In Niedersachsen variieren die Niederschlagswerte zwischen 550 mm und > 1 000 mm im Jahr. Die Grundwasserneubildung ist in den verschiedenen Regionen unterschiedlich, im Westen beträgt die Niederschlagsmenge etwa 800 mm, was zu einer Grundwasserneubildung von ca. 300 mm führt, die im Vergleich im Osten des Landes sehr viel geringer ist. Überflutungen aufgrund von Starkregenereignissen und extremen Wetterbedingungen verursachen immer häufiger Probleme für Gemeinden und Landbesitzer in Niedersachsen. 52 Erwartete Grundwasserneubildung im Verbandsgebiet des OOWV. 4.6.1 Struktur der Wasserdienstleistung In Deutschland sind ca. 7 000, meist in öffentlicher Hand liegende und keine Gewinne anstrebende, Wasserverbände für die Trinkwasserversorgung auf Gemeindeebene zuständig. Im Vergleich wirtschaften 374 Versorger allein in Niedersachsen, 10 in Großbritannien, 4 in Frankreich und 15 in den Niederlanden. Innerhalb des Verbandsgebiets des OOWV wird das Trinkwasser ausschließlich aus Grundwasser gefördert. Das Wasser wird nicht behandelt nur mit Luft durchsetzt sowie Eisen und Magnesium ausgefiltert. Der Wasserverbrauch wird individuell gemessen. Die Kosten schwanken in Niedersachsen zwischen 0,90 Euro/m3 und 1,48 Euro/m3 Trinkwasser inklusive einer Wasserentnahmegebühr von 0,05 Euro m3, welche der Verbraucher zur Finanzierung von Grundwasserschutzmaßnahmen (Aufforstung, Ökolandbau, spezielle Grundwasserschutz orientierte Landbewirtschaftung, für welche die Landwirte Ausgleichszahlungen erhalten) zahlt. Die Gemeinden sind auch (meistens) verantwortlich für die Abwasserwirtschaft. Sie müssen die Kanalisation und die Kläranlagen bereitstellen und sind für deren Unterhaltung verantwortlich. Im Flussgebiet der Weser sind 550 gemeindliche Kläranlagen 53 4 Wasserwirtschaft und 138 nennenswerte industrielle Einleiter vorhanden. Größere Industrieanlagen besitzen häufig eigene Kläranlagen. Regelmäßig finden Inspektionen von industriellen Einleitern und Kläranlagen statt. Die Qualität des geklärten Wassers, das zurück ins Oberflächenwasser geleitet wird, und ebenso des Klärschlamms ist mit Konzentrationen unter den geforderten Grenzwerten, sehr gut. Die Landwirtschaft nutzt den Klärschlamm als organischen Dünger. Verbraucher zahlen, gemäß ihres Trinkwasserverbrauchs, einen Preis zwischen 2,5 und 3,5 Euro/m³ für die Abwasserreinigung. Kleinkläranlagen für Privathaushalte sind im Nordwesten Niedersachsens weit verbreitet (insgesamt 200 000). In Deutschland liegt die Unterhaltung der Gewässer, zur Sicherung des Durchflusses für private und öffentliche Landbesitzer, in der Verantwortung regionaler Wasserund Bodenverbände. Diese Dienstleistung wird manchmal auch von Kleinunternehmen übernommen, besonders in Niedersachsen, wo meist selbst organisierte Landwirte und andere Landbesitzer ihren Ländereien entsprechend zahlen müssen. Die Unterhaltungsverbände haben gemäß ihren Satzungen, auch den Belangen des Naturschutzes Rechnung zu tragen. Hochwasserschutz ist ein wichtiges Thema für alle Einwohner der durch die Gezeiten beeinflussten Weser/Ems Region. Sie haben jährliche eine Gebühr als Beitrag für die Deichverbände zu zahlen, die für die Instandhaltung und Erhöhung von Deichen verantwortlich sind. Nach der Verwaltungsreform im Jahr 2005 wurde dem Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die Verantwortung für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie übertragen. Um Transparenz und Öffentlichkeitsbeteiligung zu gewährleisten, wurde das Instrument der Gebietskooperationen geschaffen, diese setzen sich aus Vertretern aller betroffenen Interessenvertretergruppen der Regionen zusammen. 4.6.2 Hauptprobleme bezüglich der Wasserqualität und -quantität Punktquellen spielen eine untergeordnete Rolle für Grund- und Oberflächengewässer im Einzugsgebiet der Weser. Zahlreiche ehemalige Bergbaustandorte im und um den Harz sind Quellen diffuser Einträge in die Grund- und Oberflächengewässer. In der Nordwestregion indes ist die intensive Landwirtschaft der Hauptverursacher für diffuse Einträge (z.B. Nitrate, Phosphate und Pestizide, was zu einem durchschnittlichen Überschuss an Stickstoff von 100 kg N/ha führt), besonders dort, wo die 54 Grundwasserneubildungsrate sehr hoch ist. Uferrandstreifen werden nur unzulänglich zum Schutz der Fließgewässer, die eine enge Beziehung zum Grundwasser haben, genutzt. Im Einzugsgebiet der Weser gibt es 4 700 Querbauwerke, die die Durchgängigkeit der Gewässer stören. Stauwerke und Dämme behindern die Fischwanderung. Das zurückgehaltene oder gestaute Wasser erzeugt flussaufwärts eine völlig atypische Tier- und Pflanzengemeinschaft. Nur ungefähr 15% der Gewässer im Einzugsgebiet der Weser sind überwiegend unbeeinträchtigt. Die übrigen Gewässer haben keine oder nur eine geringe natürliche Eigendynamik als Folge der Umgestaltung der Gewässermorphologie. Uferzonen mit Schilf oder Gewässerrandgehölze sind die Ausnahme. Um Wasserknappheit vorzubeugen, übersteigt die Wasserentnahme die Grundwasserneubildungsrate nicht. Diese Praxis unterliegt einem System ständiger Kontrolle und Lizenzierung. In der Region der Flüsse Aller und Leine jedoch müssen vier Grundwasserkörper durch zusätzliches Wasser ergänzt werden. Die Einleitung von Kühlwassern aus 14 Kernreaktoren und zwei Industrieanlagen im Wesereinzugsgebiet tragen zu einer signifikanten Erwärmung der jeweiligen Oberflächengewässer bei. Weitere Umweltprobleme sind durch die Kalisalzbergwerke entlang des Weserzuflusses Werra begründet. Im Osten Niedersachsens sind die salzigen Abwässer flussabwärts bis zur Mittelweser messbar. 55 4 Wasserwirtschaft 4.7 Zusammenfassung Der Umsetzungsprozess der Wasserrahmenrichtlinie beeinflusst die Wasserwirtschaft in allen europäischen Regionen. Wasserver- und -entsorgung, Hochwasserschutz, regionales Wassermanagement und die Gewässerunterhaltung sind größtenteils Aufgabe der Gemeinden. Diese verschiedenen Aspekte der Wasserwirtschaft werden durch unterschiedliche Einflussfaktoren, wie Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tourismus und Raumplanung bestimmt, die wiederum Auswirkungen auf die Regionalentwicklung, Landwirtschaft und Tourismus haben. Einfluss von anderen Komponenten Wasserwirtschaft Einfluss auf andere Komponenten Landwirtschaft, Raumordnung, Tourismus Trinkwasserversorgung Landwirtschaft, Regionalentwicklung, Tourismus Regionalentwicklung, Tourismus Abwasserentsorgung Regionalentwicklung, Tourismus Land- und Forstwirtschaft, Raumordnung Hochwasserschutz Landwirtschaft, Tourismus, Regionalentwicklung Landwirtschaft Gewässerunterhaltung Landwirtschaft, Tourismus Das bedeutet, dass in den meisten Regionen ein dringender Bedarf zur Kommunikation und Kooperation der Kommunen mit Interessenvertretern verschiedenster Bereiche besteht. Verantwortlichkeiten müssen geteilt werden, um den für 2015 angestrebten guten Zustand der Gewässer im Sinne der WRRL zu erreichen. Außerdem können damit gute Vorbedingungen für eine langfristig erfolgreiche Regionalentwicklung geschaffen werden. Untersuchungen innerhalb des ENMaR Projektes haben gezeigt, dass beispielsweise gut entwickelte Wasserversorgungssysteme in Lettland essenziell sind, um eine Trinkwasserversorgung von guter Qualität und eine Abwasserentsorgung gemäß den Standards zu gewährleisten. Eine solch gute Infrastruktur ist ebenso interessant für die Verbraucher und trägt somit auch zur ökonomischen Entwicklung bei. Das ENMaR Projekt will den Kommunikationsprozess in Richtung eines ganzheitlichen Ansatzes anstoßen. Dies zeigt sich beispielsweise bei den Politikern in der Emån Region in Schweden, die durch die ENMaR Workshops über die Auswirkungen der Wasseramenrichtlinie aufgeklärt wurden. Zukünftig ist geplant, den 56 schwedischen ENMaR Projektpartner Emåförbundet als Bindeglied zwischen den Wasserbehörden und den Gemeinden im Emån Flussgebiet zu stellen. Auch in den Regionen, in denen die Gemeinden nicht für die Wasserdienstleistungen verantwortlich sind, wie beispielsweise in England, spielt Wasser eine wichtige Rolle in der Raumplanung, die hier in dem Zuständigkeitsbereich der Gemeinden liegt. Die Raumplanung wird die Grundlage zukünftiger Regionalentwicklung sein und die Gemeinden mit Informationen versorgen, um ihr Entwicklungspotenzial unter Berücksichtigung der jeweiligen Einflussfaktoren zu fördern. Einer hiervon ist der Hochwasserschutz, der eng mit den Komponenten Land- und Forstwirtschaft sowie Tourismus verbunden ist. All diese Komponenten jedoch beeinflussen die Regionalentwicklung. 57 4 Wasserwirtschaft Quellenangabe Emån Vetlanda Energi och Teknik AB, Box 154, 574 22 Vetlanda, Schweden Emåförbundet, Box 237, 574 23 Vetlanda, Schweden http://www.sverige.de/reis/reis_regi_deta.asp?RegionID=4 http://de.wikipedia.org/wiki/Schweden#Klima Gauja Bericht 2005 Mersey OFWAT 2006: International comparison of water and sewerage service http://www.metoffice.gov.uk/climate/uk/2006/annual/averages1.html Miño Xunta de Galicia 2005: Estratexia galega para a conservación e o uso sostible da biodiversidade, Consellería de Medio Ambiente Cancela, JJ 2004: Gestión integrada del agua en la cuenca alta del río Miño, Thesis, University of Santiago de Compostela, Lugo Balairón, L. 2000: Gestión de recursos hídricos, UPC, Barcelona Barreira, A. 2002: La participación pública en la directiva marco del agua: implicaciones para la península Ibérica, III Congreso Ibérico sobre Gestión y Planificación del agua, Sevilla Llanos, J.A. 2000: Organización Hidráulica Española, Confederaciones Hidrográficas, IV Asamblea General de la RIOC, Cracovia http://www.euwareness.nl Weser FGG Weser 2005: Bewirtschaftungsplan Flussgebietseinheit Weser, Hildesheim FGG Weser 2005: Bestandsaufnahme, Hildesheim 58 Landwirtschaftskammer Hannover 2006: Die Bedeutung der Feldberegnung in Niedersachsen, available online at: http://www.lwk-hannover.de/index.cfm/portal/2/ nav/185/article/5930/page/print.html Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung (NLfB) 2006: Grundwasserneubildung, available online at: http://www.nlfb.de/grundwasser/anwendungsgebiete/ print. php?seite=http://www.nlfb.de/grundwasser/anwendungsgebiete/gw_neubild.htm Niedersächsisches Umweltministerium 2002: Zukunftsfähige Wasserversorgung in Niedersachsen, Abschlussbericht der Regierungskommission, Hannover Niedersächsisches Umweltministerium 2005: Zehn Jahre kooperativer Grundwasserschutz in Niedersachsen, Ergebnisse des Grundwasserworkshops in Hildesheim am 24.09.2002, available online at: http://www.mu1.niedersachsen.de/cda/pages/ printpage.jsp?C=1202043&N=11329&L=20&D=0&I=598# 59 5 Text: P rof. Florentino Díaz Rodríguez, Verónica Blanco Maceira Landwirtschaft 5 Landwirtschaft 5.1 Einführung Die Landwirtschaft zählt zu den bedeutendsten Landnutzern in Europa und ist in diesem Zusammenhang stark mit den Belangen der Wasserwirtschaft verknüpft. Auf der einen Seite gestaltet die Landwirtschaft die Naturräume mit ihren Wasserläufen, auf der anderen Seite beeinflussen ihre Aktivitäten die Qualität der Oberflächengewässer und des Grundwassers durch Bodenerosion und den Eintrag von Nährstoffen und Pestiziden. Die Landwirtschaft verbraucht ungefähr 30% der Wasserressourcen der Europäischen Union. In manchen Staaten, zum Beispiel Spanien, steigt die Verbrauchsrate auf bis zu 80%. In den meisten europäischen Mitgliedsländern wird die Landwirtschaft als ein Hauptverursacher dafür genannt, dass Gewässer bezüglich ihres „guten Zustands“ gefährdet sind. Die folgenden Paragraphen beschreiben die landwirtschaftlichen Bedingungen in den ENMaR Flussgebieten. 5.2 Naturräume und Klima Gauja Mersey Miño Weser Einzugsgebiet (km2) 4 500 13 000 Höhe über NN 0 - 325 0 - 225 Niederschlag (mm/Jahr) 600 725 6,5 6 jährliche Durchschnitts temperatur (ºC) maximale monatliche 20,5 17 Durchschnittstem peratur (ºC) minimale monatliche - 6,5 - 5,0 Durchschnittstem peratur (ºC) * Der Maximalwert wird nur im Harz erreicht. Emån 4 700 0 -1000 1 300 8 17 800 0 - 2100 1 200 11 49 000 0 - 800 600 - 1 900* 5-9 18 22,8 1 5,5 5.2.1 Emån Das Grundgestein der schwedischen Provinz Småland ist hauptsächlich magmatisches Gestein wie Granit, das sehr wenig erosionsanfällig ist und aus dem sich 60 nährstoffarme Böden entwickeln. In einigen Gebieten stehen auch Metamorphite oder Sedimentgesteine (Amphibolite, Sedimentite oder eine Art Jade) an, aus denen fruchtbarere Böden entstehen. Das Gelände im Emån Flussgebiet zeigt das typische Formenbild des schwedischen Hochlandes. Eine bewaldete, sanft wellige Ebene, in der kleine Hügel, unzählige Seen und Moore die Topographie bestimmen. Nur an bestimmten Orten, wie der Kalmar Ebene, in welcher der Emån in die Ostsee mündet, liegen riesige Auen- bzw. Überschwemmungsgebiete. Sie sind glazial überformt und stellen die besten Gegebenheiten für die landwirtschaftliche Bearbeitung in diesem Gebiet. Trotz seiner nördlichen Breite, seiner Position und großen Ausdehnung erfreut sich Schweden eines meist temperierten Klimas, das durch den Golfstrom beeinflusst wird. Der durchschnittliche Jahresniederschlag im Emån Einzugsgebiet beträgt etwa 600 mm. Allerdings verläuft ein Niederschlagsgradient durch das Einzugsgebiet. Der Nordwesten, ähnlich wie das schwedische Hochland, hat einen Jahresniederschlag von 700 mm. Mit ungefähr 500 mm ist der südöstliche Teil hingegen trockener. Hier sind die Sommer in der Regel heißer und länger als im Norden des Landes. 5.2.2 Gauja In Lettland gibt es über 12 000 Bäche und über 3 000 Seen. Der überwiegende Teil des Landes besteht aus tief liegendem Flachland mit einigen Hügeln im Osten. Der höchste Punkt ist der Gaiziņkalns mit 312 m. Die charakteristischsten Erscheinungen des östlichen Lettlands sind zwei Hauptflusstäler: das Tal des Gauja im Nordosten und das Tal der Daugave im Südosten. Das Gauja Einzugsgebiet ist durch eher geringe Erhebungen über dem Meeresspiegel mit flachen Bereichen (50-150 m) und unebenen Hochland (200-250 m) charakterisiert. Von seiner Quelle in den Hügeln südöstlich von Cēsis bis zu seiner Mündung in die Ostsee, unweit der Hauptstadt Riga, fließt der Gauja durch eine Region sanft geschwungener Hügel. Ein Großteil des Flusstales zwischen Sigulda und Valmiera liegt innerhalb der Grenzen des Gauja Nationalparks. Das Klima im Flussgebiet ist kontinental und feucht und wird durch die Nähe zur Ostsee beeinflusst. Die Winter sind infolge maritimer Polarluftmassen kalt. Im Binnenland ist es jedoch um einiges kälter, im Bereich der Küste kann es zeitweise Tauwetter geben. Schnee fällt von Mitte Dezember bis in den März hinein. Die Wetterbedingungen sind in den anderen Jahreszeiten sehr wechselhaft. Während Frühling und Herbst häufig zu Regen tendieren ist der Sommer eher kalt und wolkig. Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt bei 725 mm im Jahr, 40% der Tage übers Jahr sind wolkig. 61 5 Landwirtschaft 5.2.3 Mersey Das Mersey Einzugsgebiet lässt sich in drei große topographische Abschnitte einteilen: die Tiefebenen, die Hochländer und die Flusstäler. Die Irische See im Westen und das Mittelgebirge Pennines im Osten verursachen zusammen mit einem vorherrschenden Wind aus Südwesten und dem Golfstroms ein relativ warmes und feuchtes Wetter. Es regnet häufig übers Jahr, obwohl die Jahreszeiten bezüglich ihrer Temperatur sehr unterschiedlich sind. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt im Nordwesten Englands bei 1 300 mm. Der meiste Regen fällt zwischen Oktober und Januar, während die geringsten Niederschläge im April und Mai vorkommen. Die wärmsten Monate sind Juli und August, mit einer Durchschnittstemperatur von über 18°C. Die kältesten Monate sind Januar und Februar, mit einer durchschnittlichen Temperatur von 1°C. Je weiter man ins Binnenland kommt, desto kälter und feuchter wird es. Obwohl eher ungewöhnlich, kann im Winter und frühen Frühling Schneefall in der Tiefebene auftreten. 5.2.4 Miño Obwohl das Miño Einzugsgebiet eine sehr heterogene Region mit vielen klimatischen und geologischen Unterschieden ist, gestaltet sich das Teilflussgebiet Terra Chá, was wörtlich übersetzt „flaches Land“ bedeutet, eher gleichförmig. Es umfasst den flachen Zentralbereich der Provinz Lugo und ist überwiegend von Bergen umgeben. Überall in der Ebene liegen Teiche und Marschland, die von großer ökologischer Bedeutung und ein Touristenmagnet sind. Sie entstanden als Ergebnis von unzureichender Versickerung aufgrund von Tonablagerungen. Die Höhe über dem Meer variiert zwischen 400 m und 500 m, der nördliche Teil ist mit über 650 m über NN etwas höher. Galiciens Klima ist ozeanisch, mit mediterranen Einflüssen. Es gibt eine ausgesprochen trockene Jahreszeit, die mit der heißen Jahreszeit zusammenfällt. Das Wetter in der Terra Chá ist extremer als in anderen Teilen der Region, großenteils durch seine Inlandslage und die ansteigende Höhe. Die Durchschnittstemperatur liegt bei etwa 11°C mit Tagesabweichungen von um die 20°C. Der Jahresniederschlag liegt bei 1 200 mm, mit leichtem Anstieg in den westlichen Bereichen. 5.2.5 Weser Das Weser Einzugsgebiet zeigt mit den bewaldeten Bergen des Harzes, den hügeligen Regionen des Weserberglandes, den flachen Tiefebenen im Norden Niedersachsens und den flachen Küstengebieten Frieslands eine erstaunliche Bandbreite an unterschiedlichen Naturräumen. Die Weser fließt durch eine hügelige Region und 62 erweitert sich durch den Zusammenfluss von Fulda und Werra bei Porta Westfalica. Hier fließt sie durch eine Kluft zwischen zwei Bergketten, das Wiehengebirge im Westen und das Weserbergland im Osten. Bevor die Weser bei Bremerhaven in die Nordsee mündet, durchzieht sie die flache nördliche Hälfte Niedersachsens. Feuchtgebiete und sumpfige Bereiche finden sich punktuell verteilt über die Ebene. Obwohl das Gebiet in der temperierten Feuchtzone Europas liegt, können verschiedene klimatische Teileinheiten unterschieden werden. In der niedersächsischen Tiefebene, die durch den Atlantik beeinflusst wird, ist das Klima eher ozeanisch und hat Niederschlag über das ganze Jahr verteilt. Die Winter sind relativ mild und die Sommer vergleichsweise kühl, obwohl Temperaturen von über 30°C erreicht werden können. Der südliche Teil des Weser Einzugsgebietes, einschließlich der Einzugsgebiete von Werra und Fulda sind bergiger und haben ein eher kontinentaleres Klima, mit kalten Wintern, wenig Regen und kühlen Sommern. Der Harz ist durch ein alpines Klima gekennzeichnet, mit Jahresniederschlägen zwischen 1 000 und 1 900 mm. 5.3 Die ökonomische Bedeutung der Landwirtschaft Landwirtschaft bezieht sich nicht nur ausschließlich auf die landwirtschaftliche Bearbeitung, sondern umfasst ebenfalls die Versorgung mit und die Verarbeitung von Agrargütern durch die Lebensmittelindustrie, als auch die Unterstützung des Energiesektors und anderer in Beziehung stehender Wirtschaftszweige. Diese Wirtschaftszweige stellen eine bedeutende Unterstützung für die Landwirtschaft dar und üben bedeutenden Einfluss auf diesen Sektor aus. Die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft ist eng mit der jeweiligen Hofgröße und deren Spezialisierungsart verknüpft. Üblicherweise steigt das Einkommen eines landschaftlichen Betriebes mit seiner Größe und der Intensität seiner Landnutzung. In allen ENMaR Regionen ist die Landwirtschaft erheblich durch die intensive Viehhaltung geprägt, in jeder Region gibt es jedoch Besonderheiten. In der Mersey Region bestimmen die intensive Milchviehhaltung und Schafzucht die Landwirtschaft. In der Emån Region ist die Forstwirtschaft von entscheidender Bedeutung, Rinder- und Geflügelzucht sind die wichtigsten Zweige der Viehhaltung. In der Weser Region wird die Landwirtschaft von der intensiven Tierhaltung bestimmt, die Hauptsektoren sind Geflügel- und Schweinezucht. Die Weser/Ems Region ist in ganz Europa als Gebiet intensiver Tierproduktion bekannt. Jeder zweite Junghahn wird in Niedersachsen produziert, jede dritte Legehenne, jedes fünfte Schwein und jede dritte Pute (ca. 3 Millionen) entstammen der Region Weser/Ems. In der Miño Region dominiert die Milchviehzucht, obwohl Schaffleisch den Hauptmarktanteil hat. 63 5 Landwirtschaft Emån Gauja Mersey Miño Weser Landwirtschaft 13% 32% < 72% 32% 61% Forstwirtschaft 76% 52% 4% 62% 27% sonstige 11% 16% >24% 6% 12% Landnutzung in the ENMaR Regionen 5.3.1 Emån Das Emån Einzugsgebiet ist mit 82 000 Einwohnern nur dünn besiedelt. Nur etwa 16 000 Einwohner leben auf dem Land und weniger als 2 000 Menschen arbeiten ganz- oder halbtags als Landwirte. Es gibt etwa 650 Höfe mit einer durchschnittlichen Anzahl von 20 Rindern. Diese werden als „Kleinsthöfe“ bezeichnet mit einer Arbeitsleistung von ungefähr 400 Arbeitsstunden im Jahr von zum Beispiel halbtags beschäftigten Landwirten. Die 15 größten landwirtschaftlichen Betriebe, mit 100 bis 300 Rindern, liegen hauptsächlich in den tieferen Bereichen des Flussgebietes und haben mehr als 1-2 Angestellte. Es liegen keine verlässlichen Zahlen bezüglich der Beschäftigungssituation, des Gesamtumsatzes oder der Gewinne innerhalb der Landwirtschaft im Flussgebiet vor. Die Landwirtschaft wird für kleine Betriebe im Einzugsgebiet als nicht profitable angesehen, mit anderen Worten große Ländereien und hohe Investitionen sind im Emån Flussgebiet erforderlich, um einen nachhaltigen und profitablen Gewinn zu erzielen. Bezüglich ihres Stellenwertes spielt die Landwirtschaft gegenüber der Forstwirtschaft eine untergeordnete Rolle. Dies begründet sich durch das Vorherrschen leichter, nährstoffarmer, saurer, steiniger und sandiger Böden und der relativen Häufigkeit von Seen und Feuchtgebieten. Diese Faktoren machen das Land, bis auf wenige Ausnahmen, größtenteils ungeeignet für landwirtschaftliche Nutzung. Stattdessen dominiert die Forstwirtschaft mit 76% die Landnutzung. Landwirtschaftlich nutzbare Flächen (13%) gibt es hauptsächlich in Auenbereichen sowie entlang des Emån und der größeren Nebenflüsse, speziell in den unteren Flussabschnitten des Emån, in den Gemeinden Hultsfred, Högsby, Mönsterås und Oskarshamn. 57 000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche gibt es im Emån Einzugsgebiet, davon werden 38 500 ackerbaulich bewirtschaftet und 18 500 sind dauerhafte Weideflächen. Die wichtigste Feldfrucht des Flussgebiets ist Grasland zur Ernte von Heu, während ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Weiden fürs Vieh sind. Weitere wichtige Feldfrüchte sind Sommer- und Wintergetreidearten. 64 5.3.2 Gauja Das gesamte Gauja Einzugsgebiet umfasst 1,3 Mio. Hektar Fläche, 52% davon sind bewaldet und 32% werden für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Feuchtgebiete, Gewässer, Bebauung und Infrastruktur verbleiben für die anderen 16%. Wiesen und Weiden bestimmen 33% der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Das übrige Land wird meist für Getreide oder Gräser genutzt. Weniger Anteil haben Kulturen, wie Kartoffeln, Obst oder Gemüse. Die Ausweitung von Viehfutterpflanzen (20% des gesamten Gebietes und 60% derlandwirtschaftlichen Nutzfläche) spiegelt die Tatsache wieder, dass Lettlands Agrarsektor durch Rinder- und Schweinemastproduktion bestimmt wird. Im Jahr 2003 existierten in Lettland etwa 130 000 Höfe mit einer Gesamtfläche von 2,8 Mio. Hektar, die 1,8 Mio. Hektar landwirtschaftlich nutzten, der Rest wurde hauptsächlich als Wald genutzt. Private Höfe dominierten, während staatlich geführte Betriebe nur auf 0,3% der Ackerfläche wirtschafteten. Lettlands kleine Bauernhöfe (jene mit weniger als 10 Schweinen oder Rindern) hatten 97,5% Anteil an der Gesamtfläche, mittlere Betriebe hatten 2% Anteil und nur 0,3% wurden von Großbetrieben bewirtschaftet. Die Anzahl der Höfe in der Gauja Region geht kontinuierlich zurück (31 750 in 2001 und 29 340 in 2003). Dies ist die Folge des starken wirtschaftlichen Drucks auf kleinere Bauernhöfe. Trotz allem liegt der Beitrag der lettischen Landwirtschaft zum lettischen Bruttoinlandprodukt (einschließlich der Forstwirtschaft, der Jagd und der zugehörigen Dienstleistungen) derzeit etwas über 4%, mit steigender Tendenz. Obwohl sich die Anzahl der Betriebe verringert hat, ist die Gesamtproduktion, infolge der Erweiterung und besseren Auslastung bereits existierender Betriebe, gestiegen. 5.3.3 Mersey Der Landwirtschaftssektor im Nordwesten Englands mit über 22 000 landwirtschaftlichen Betrieben beschäftigt etwa 40 000 Menschen. Während der Sektor weniger als 1% zum Bruttoinlandprodukt der Region beiträgt, verbirgt diese Zahl dennoch den Beitrag der Landwirtschaft für weiter abseits liegende ländliche Gegenden, wie Cumbria, in denen der Beitrag wesentlich mehr als 1% beträgt. Ergänzend zu den direkt im Landwirtschaftssektor Beschäftigten, ist im Nord-westen eine bedeutende Anzahl von Menschen im landwirtschaftlichen Versorgungssektor und der Nahrungsmittelherstellung, also den mit der Agrarwirtschaft eng verbundenen Industrien, beschäftigt. Die Getränke- und Nahrungsmittelindustrie des Nordwestens ist, mit 370 000 Angestellten ein Hauptbeschäftigungszweig. Der Beitrag des 65 5 Landwirtschaft Agrar- und Lebensmittelsektors zur Regionalökonomie liegt bei 12% des Bruttoinlandproduktes. Die Landwirte spielen eine bedeutende Rolle bei der Pflege und Instandhaltung der landwirtschaftlichen Nutzflächen und der Landschaft. Die Landschaftspflege ist grundlegend für die Tourismusindustrie der Region, die einen weitaus größeren Beitrag zum Bruttoinlandprodukt beisteuert als die Landwirtschaft. Der Nordwesten Englands ist eine Region großer Gegensätze. 80% des Gebiets kann als ländlich erachtet werden. Es gibt etwa 17 400 Betriebe, davon sind 37% als Rinder- und Schafzuchtbetriebe und 24% als Milcherzeugungsbetriebe eingestuft. Die nationalen Vergleichswerte liegen bei 28% und 12%, was die Bedeutung des Viehzuchtsektors in der Nordwest Region unterstreicht. Die Region unterteilt sich in drei unterschiedliche Gebiete in Bezug auf die anfangs beschriebenen klimatischen und topographischen Gegebenheiten. Demzufolge hat jedes Gebiet seine eigenen ländlichen Entwicklungsschwerpunkte. Die relativ warme und trockene Tiefebene South Lancashires, die Fylde, Großraum Manchester und die Merseyside haben das fruchtbarste Land, welches für intensiven Gartenbau und den Anbau von Feldfrüchten genutzt wird. Das gute bis mäßige Land Cheshires, Lancashires und die Tiefebene Cumbrias wird durch Milch-, Rinder- und Schafviehproduktion geprägt. Schafe und Rinder grasen hauptsächlich in den kühlen und feuchten Bergen Cumbrias und der Pennines. Da der Viehzuchtsektor von hoher Bedeutung ist, wird im Nordwesten Englands die landwirtschaftliche Nutzfläche vorherrschend als Grasland bewirtschaftet. Obwohl die Flächen im Südwesten Lancashires und in Merseyside von hoher Qualität sind, wird ein Großteil als Weide genutzt. Ein hoher Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche, besonders in den Bergen, ist aufgrund der geomorphologischen Bedingungen und geringer Bodendicken schwer zu bearbeiten. Zudem ist dieses Gebiet von einer nur sehr kurzen Vegetationsperiode bestimmt und hat weit abseits der Märkte eine ungünstige Lage. All diese Nachteile haben diesen Gebieten den Titel „Wenig begünstigte Gebiete“ eingebracht. Die Region repräsentiert 28% der „Wenig begünstigten Gebiete“ Englands. 5.3.4 Miño Etwa 62% der Terra Chá ist Wald, auf 32% der Fläche wird Landwirtschaft betrieben, die verbleibenden 6% werden anderweitig genutzt. Die Landnutzung variiert im gesamten Gebiet. Der Norden ist durch Wiesen und Weiden in den höheren und steileren Bereichen geprägt. Der Westen und Südwesten besitzt weite offenen Flächen mit Pinienbestand und Buschwerk sowie kleine Bereiche mit landwirt- 66 schaftlich genutzter Fläche. Der zentrale Bereich der Terra Chá besteht aus einer Mischung von Ackerland und Wald. Der Südosten wird durch Weideflächen und Getreideanbau dominiert. Das Gebiet Terra Chá hat sich auf Milchviehwirtschaft, mit geringer produktiver Vielfalt spezialisiert. Das macht 24% der Bauernhöfe in den Gemeinden aus, während im restlichen Galicien der Anteil bei 9% liegt. Die meisten Höfe spezialisieren sich nicht ausschließlich auf die Viehzucht, sondern nutzen Teile ihres Landes für den Anbau von beispielsweise Getreide, Kartoffeln und Mais. Die Betriebe sind im Allgemeinen klein mit einer durchschnittlichen Anzahl von 18 Flurstücken und einer Durchschnittsgröße von etwa 12 Hektar, wovon nur 6 Hektar landwirtschaftlich genutzt werden. 250 000 Menschen arbeiten als Angestellte in der Miño Region. Davon arbeiten 21% (etwa 56 000 Menschen) in der Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei. Die Landwirtschaft macht 5% des Bruttoinlandproduktes der Region Terra Chá aus. Die Agrar- und Umweltbehörden sind entscheidende Einflussgrößen in der Landwirtschaft, zum einen legen sie Beschränkungen fest, zum anderen gewähren sie Fördermittel, außerdem bieten sie für die Landwirte notwendigen Dienstleistungen und schlussendlich sind sie Ihnen bei der Vermarktung ihrer Produkte behilflich. Agrargenossenschaften gewinnen im landwirtschaftlichen Sektor immer mehr an Einfluss. 5.3.5 Weser Das Weser Einzugsgebiet umfasst 49 000 km2, wovon 48% ackerbaulich genutzte Fläche ist, 13% als Weide oder Grassland, 27% als Waldfläche, 7% als städtische Bereiche genutzt werden und auf 5% Gewässer oder Feuchtgebiete vorzufinden sind. Ein Drittel der Ackerfläche befindet sich in der Weser/Ems Region (im Nordwesten Niedersachsens), die Landwirtschaft wird hier sehr intensiv betrieben. In Niedersachsen sinkt die Gesamtzahl der Höfe stetig, dies gilt besonders für kleinere Höfe, während die Anzahl der Höfe mit über 100 Hektar Land stetig wächst. Entwicklungstendenzen in der Landwirtschaft während der letzten Jahrzehnte zeigen deutlich, dass Großbetriebe deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Zwischen 1971 und 2003 gaben 60% der landwirtschaftlichen Betriebe ihre Arbeit auf, während 6% der Anbaufläche für die Landwirtschaft verloren ging. Die meisten voll-subventionierten Höfe, haben eine Größe von 75-100 Hektar (88% davon sind Vollerwerbsbetriebe für welche die Landwirtschaft den Hauptpfeiler des Familieneinkommens 67 5 Landwirtschaft darstellt). Nebenerwerbshöfe sind meist klein (90% haben 2 bis 5 Hektar Land und werden nicht kontinuierlich bewirtschaftet). Die Weser Region hat 8 Mio. Einwohner, die arbeitende Bevölkerung umfasst 3,4 Mio., von denen 5% im landwirtschaftlichen Sektor angestellt sind. In Ergänzung zu den direkt in der Landwirtschaft angestellten Arbeitnehmern, beschäftigen in enger Beziehung stehende Industriezweige, wie der landwirtschaftliche Versorgungssektor und die Nahrungsmittelindustrie eine bedeutende Anzahl Arbeitnehmer im Nordwesten. Die größten Schlachthöfe sind im Weser/Ems Gebiet angesiedelt. Für arbeitsaufwendige Feldfrüchte, wie Spargel oder Erdbeeren bedarf es Arbeiter aus Polen oder anderen osteuropäischen Ländern. Die Landwirte spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Kulturlandschaft der Region und der ländlichen Umgebung und ziehen auch Vorteile aus anderen zusätzlichen Einnahmequellen, wie Naturschutz, Tourismus und der Produktion von erneuerbaren Energien. 5.4 Einflüsse der Landwirtschaft auf den Zustand des Wassers Eutrophierung durch diffuse Einträge von Stickstoff und Phosphor Die wichtigste negative ökologische Auswirkung der Eutrophierung der Gewässer ist das vermehrte Algenwachstum. Es führt zu begrenzenden Sauerstoffbedingungen und sinkender Lichtdurchlässigkeit des Wassers. Stickstoff und Phosphor erreichen das Wasser durch Auswaschung aus landwirtschaftlich genutzten Böden. Nicht verschmutzte Oberflächengewässer haben eine Phosphatkonzentration von weniger als 0,4 mg PO4/l. Mehr als 50% der europäischen Flüsse haben eine höhere Phosphatkonzentration. Diese Situation ist im Weser Einzugsgebiet weitaus häufiger zu finden als im Miño oder Gauja Einzugsgebiet. Im Emån Einzugsgebiet gelten beispielsweise Phosphatanreicherungen von mehr als 0,4 mg/l schon als hoch. Bestimmte Arten von Grundwasserleitern sind stärker durch eine Verschmutzung mit Nitraten gefährdet als andere. Im Allgemeinen sind tief liegende oder begrenzte Grundwasserleiter (wie meist im Miño Flussgebiet vorhanden) besser geschützt, wo hingegen Grundwasserleiter des Schwemmlandes oder flach liegende Grundwasserleiter extrem leicht durch Nitrate verunreinigt werden können. Hohe Nitratkonzentrationen sind ausschließlich auf landwirtschaftliche Aktivitäten zurückzuführen. Hierbei wurde beobachtet, dass Konzentrationen von 2 bis 10 mg NO3/l in etwa den natürlichen Konzentrationen entsprechen. Die Mehrheit des im Oberflächengewässer vorhandenen Stickstoffes liegt hier in Form von gelöstem 68 anorganischem Stickstoff vor, besonders Nitrat und Ammoniak. Die Nitrat Konzentrationen sind sehr hoch im Weser Einzugsgebiet, sie erreichen 140 mg/l, während sie im Miño Einzugsgebiet zwischen 20 und 40 mg/l variieren. Landwirtschaftliche Bewässerung Die Intensität der Bewässerung hängt vom jeweiligen Klima, der Bewirtschaftungsart und den angewandten Methoden in der Landwirtschaft ab. Die Bewässerung spielt keine besonders wesentliche Rolle in den ENMaR Flussgebieten, da sie alle in relativ feuchten Zonen des europäischen Kontinents liegen. Dennoch kommt es auch hier zur Bewässerung, mit steigender Tendenz. Im Miño Einzugsgebiet gibt es zwei Zonen der Bewässerung, eine dieser Zonen liegt in der Region Terra Chá. Hier wird Bewässerung zur Steigerung der Erträge im Maisanbau und auf Weiden eingesetzt. In der Weser/Ems Region hängt der Anbau von Gemüse zu einem gewissen Grad von der Bewässerung ab. Die Bewässerungsproblematik wird sich zukünftig durch die Effekte des Klimawandels noch intensivieren. Entwässerung und Regulation der Gewässer Die äußerliche Änderung des Landschaftsbildes, durch die Schaffung von mehr landwirtschaftlich nutzbarer Fläche hat die Verfügbarkeit von Wasser für Trinkwasserentnahme, Naherholungsaktivitäten, Angeln und dergleichen verringert. Die Regulierung von Gewässerläufen sowie die Entwässerung des Landes können ebenso zu einer Verringerung des Grundwassers führen. Auch eine erhöhte Wasserentnahme an jenen Orten, an denen intensiv für landwirtschaftliche Zwecke bewässert wird, trägt dazu bei. Im Weser Einzugsgebiet ist die Entwässerung ein bedeutendes Thema für die Landwirte . Die Entwässerung trägt durch Erhöhung des Nährstoffeintrags zur Belastung der Gewässer bei. Ausgebrachter Dünger wird zum Großteil von Pflanzen aufgenommen, der nicht genutzte Anteil sickert jedoch ungehindert ins darunter liegende Grundwasser. Hierin liegt ein Hauptproblem mit dem die Trinkwasserversorger konfrontiert werden. Verunreinigung durch Pestizide Die Verunreinigung durch Pestizide im Wasser kann bedeutende schädliche Auswirkungen auf die Flora und Fauna haben und limitiert den möglichen Wassernutzen. Es ist kompliziert und kostenintensiv, effiziente Kontrollen zur Erkennung der Rückstände zu etablieren, die durch Pestizideinsatz entstandenen sind. Viele Pestizide sind bislang noch nicht einmal untersucht. Die Richtlinie 97/57/CEE, in Übereinstimmung mit der Änderung der Trinkwasserrichtlinie (98/83/CEE), legte das Maximum der Pestizidkonzentration auf 0,1 µg/l fest. Innerhalb der ENMaR Regionen 69 5 Landwirtschaft korreliert die Pestizidverunreinigung mit der intensiv betriebenen Landwirtschaft, so zum Beispiel auch im Weser Einzugsgebiet. Für das Miño Einzugsgebiet spielt dies keine bedeutende Rolle. Zunahme der Sedimentation Der Verlust der natürlichen Vegetation, bedingt durch die Abholzung von Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung, als auch die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Praxis selbst, tragen im Besonderen zur erhöhten Sedimentfracht und damit zur Degradation der Gewässer bei. Dies kann schädliche Auswirkungen haben und zu einer Verringerung der Anzahl von Ökosystemen führen, deren Pflanzen und Tierarten auf ungetrübtes Wasser angewiesen sind. Auch Feuchtgebiete sind von der Sedimentationsfracht bedroht und für einige kleinere Feuchtgebiete in ländlichen Bereichen, die ohnehin von den Entwässerungsaktivitäten betroffen sind, können Probleme auftreten. In Galicien stellen Waldbrände eine steigende Bedrohung dar. Erosion ist eine Folgewirkung und verursacht Schäden im Gewässer. Das Relief Galiciens ist ebenfalls ein entscheidender Faktor. Die steigende Sedimentations- oder Schlammfracht in Flüssen ist ein weit verbreitetes Problem. Das Ausbaggern transportierter Stoffe ist sehr kostspielig, somit ist eine Beseitigung der Schlammlast nicht immer lohnenswert. 5.4.1 Emån Die Landwirtschaft trägt insbesondere zur Verfrachtung von Nährstoffen ins Oberflächen- und Grundwasser bei. Die größten Einwirkungen auf die Süßwasser Qualität im Emån Einzugsgebiet werden durch die Belastung mit Stickstoff- und Phosphorverbindungen verursacht. Das aus dieser Belastung resultierende Hauptproblem ist die Eutrophierung der limnischen und marinen Umwelt. Die Probleme wachsen infolge starker Entwässerung der Feuchtgebiete und der Begradigung von Wasserläufen sowie steigendem Gebrauchs von Kunstdünger und intensiverer Bearbeitung. Die Verfrachtung von Stickstoff und Phosphor im Emån Einzugsgebiet leitet sich aus verschiedenen Quellen ab, die Landwirtschaft ist aber, mit etwa 45% Gesamtanteil, der größte Verursacher. 5.4.2 Gauja Die Auswertung der unterschiedlichen Verschmutzungsgrade im Gauja Einzugsgebiet zeigt, dass die größte Verschmutzung durch die Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und die Lebensmittelproduktion entstehen. Schlechter 70 Zustand und unzureichende Unterhaltung von Lagerstätten für Stallmist können Lecks zur Folge haben, durch die das Grundwasser verunreinigt wird. Bodendegradation landwirtschaftlicher Nutzflächen, sowie der Anstieg von Brachflächen und das Fehlen von Randstreifen entlang von Wasserläufen verursachen weitere Verschmutzungen durch den Oberflächenabfluss. Diese Belastungen aus der Landwirtschaft sind in Beziehung zu den jeweiligen Bearbeitungsmethoden zu sehen. Gutes Management sollte eine gute landwirtschaftliche und umweltorientierte Praxis darstellen und gleichermaßen die artgerechte Rinderhaltung und die Hygieneanforderungen in der Viehzucht und Lebensmittelproduktion berücksichtigen. Der Verschmutzung von Wasserläufen durch landwirtschaftliche Aktivitäten muss durch die Förderung des richtigen Umfelds für landwirtschaftliche Produktionen und die Sensibilisierung von Interessensvertretern entgegen gewirkt werden. 5.4.3 Mersey Diffuse Verschmutzung durch die Landwirtschaft ist eine der Hauptbelastungen im Einzugsgebiet. Dies ist zumeist verbunden mit der Anwendung von Düngern und Pestiziden, die in den Wasserkreislauf gelangen. Intensivierung in der Landwirtschaft wie erhöhter Viehbesatz, Dünger- und Pestizidgebrauch, resultiert in steigender Belastung und Beeinflussung der Wasserumwelt. Die Bewältigung der diffusen Verschmutzung, begründet durch die Landwirtschaft, ist eines der Schlüsselinteressen der WRRL. Es wird erwartet, dass die Kosteneffizienz von Maßnahmen, die bei der Umsetzung der Maßnahmenprogramme gefordert wird, durch die freiwilligen Vereinbarungen erhöht wird. Darüber hinaus fordert die WRRL, dass steigende Verschmutzungstrends umgekehrt werden und weitere Schädigungen vermieden werden. Wie erwähnt, zielen freiwillige Vereinbarungen zwischen Landwirten und Wasserversorgern auf die Vermeidung von weiterer Verschmutzung ab und vermeiden sonst notwendige Wasserbehandlungen oder andere Maßnahmen, beispielsweise die Schließung von Brunnen und die Förderung abgelegener Quellen. Infolgedessen fördern die Vereinbarungen die nachhaltige Nutzung von Wasser welche auf einen langfristigen Schutz der Ressource basiert. Daher wurden viele Maßnahmen eingeführt, um das Problem der diffusen Verschmutzung zu beheben. Jedoch basieren sie mehr auf nationalen Agrar-Umweltprogrammen als auf direkten Verhandlungen zwischen Wasserversorgern und Landwirten in den lokalen Flusseinzugsgebieten. 71 5 Landwirtschaft 5.4.4 Miño Kleine Höfe verschwinden immer mehr, während die verbleibenden Höfe an Größe zu nehmen. Dies bedeutet eine wachsende Intensivierung der Produktion in diesen Betrieben, was wiederum besondere Belastung für die Umwelt bedeutet. Der Viehbestand steigt, während sich die landwirtschaftliche Nutzfläche für Landwirte mit Viehwirtschaft durch den Anstieg bewaldeter Flächen verringert. Es gibt keine Vorschriften oder Gesetzgebungen, um den Gebrauch von Gülle als Dünger zu regulieren. Auch die Ausrüstung ist nicht geeignet, um den organischen Dünger sachgemäß auszubringen, weder in der richtigen Menge noch mit der richtigen Verteilung. Dies veranlasst die Besitzer dazu, die Gülle als Abfall zu behandeln. Es gibt kein adäquates System um Pflanzenschutzmittel, Öl oder Kunststoffe für den landwirtschaftlichen Gebrauch zu sammeln oder zu behandeln. Zum Beispiel kann in hängigen Gebieten der Wasserablauf zu einem Überlauf der Gülletanks führen, umgebendes Land überfluten und die Gefahr einer großen Verunreinigung erzeugen. Dies ist leider eine ziemlich regelmäßige Erscheinung in einigen Gebieten Galiciens. Die Gemeinden sind verantwortlich für die Kontrolle und Überwachung dieser Gülletanks und müssen ihren sachgerechten Bau garantieren. 5.4.5 Weser In der Weser/Ems Region wurde ein Überschuss von 100 kg N/ha festgestellt, verursacht durch landwirtschaftliche Quellen (diffuse Einträge). Dies stellt eine erhebliche Belastung der Oberflächengewässer und des Grundwassers dar. Sandige Böden und eine positive Wasserbilanz von ca. 300 mm sind für diese hohe Versickerungsrate ins Grundwasser verantwortlich. Alle Flüsse münden in die Nordsee, die bereits ein sehr Nitrat sensibles Gebiet ist. Für zwei Drittel der Grundwasserkörper werden die Ziele der WRRL nicht erreicht. Der zunehmende Boom von Biogasanlagen, die hauptsächlich mit Mais beschickt werden, wird die Tendenz des Nitratüberschusses in der Region Weser/Ems noch verschärfen. Mehr Stickstoff verbleibt dadurch auf den Feldern, da die Futterproduktion für Proteine und Fleisch von wirtschaftseigenen Flächen verringert wird. Um die Grundwasserqualität in den Wasserschutzgebieten Niedersachsens zu verbessern (13% Anteil in Niedersachsen) sind Gelder vorhanden, um Landwirten für die Anwendung wasserschonende Anbautechniken einen finanziellen Ausgleich zu gewähren. Interessenvertreter der Gebietkooperationen der Teileinzugsgebiete wurden von den Wasserbehörden angehalten nur solche Maßnahmen auszuwäh- 72 len, welche die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie unterstützen. Um diese Maßnahmen zu finanzieren, möchte das Umweltministerium einen Teil des Geldes nutzen, das vom Verbraucher für die Abwasserabgabe bis 2009 gezahlt wird. Es wird deutlich, dass die Ziele der WRRL in Niedersachsen nicht leicht umzusetzen sind. 5.5 Die Gemeinsame Agrarpolitik und die Wasserrahmenrichtlinie Um den oben dargestellten negativen Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt effektiv zu begegnen, wurde die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) im Jahr 2003 reformiert. Die GAP vermag hierdurch, eine bedeutende Rolle im Gewässerschutz zu spielen. In der ersten Säule der GAP sind Zahlungen abgekoppelt von der Produktion. Hierdurch erwartet man eine Verringerung der intensiven Produktion. In Anlehnung an Cross Compliance sind solche Zahlungen an die Einhaltung vereinbarter Umweltstandards gebunden. Dank solcher Regulierungen können Gelder auf die zweite Säule übertragen werden und hierdurch das Budget für Maßnahmen vergrößern, die der Umsetzung der WRRL zu Gute kommen. Hierzu gehören beispielsweise die Pflege von Grünland, winterliche Begrünung, Ökolandbau, Randstreifen oder verschiedenen Wassereinsparungsmaßnahmen. Gleichermaßen wird die Umsetzung der WRRL den Agrarsektor stärker als je zuvor beeinflussen. Ein mögliches Bindeglied zwischen den beiden Sektoren ist die Preisgestaltung des Wassers, indem die Zahlungsmechanismen der Gemeinsamen Agrarpolitik mit den Effekten der Wasserrahmenrichtlinie auf die Wasserkosten in Beziehung gesetzt werden, speziell durch die Auswahl von kosteneffektiven Maßnahmen für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie wie z. B. die Umsetzung des „Verursacherprinzips“ und kostendeckende Wasserpreise. Es ist beabsichtigt , ein neues Agrarmodell zu entwerfen, in welchem die Landwirtschaft eine multifunktionale Rolle spielt, die einen wichtigen Aspekt bezüglich des Umweltschutzes, der Landschaft, der Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln und dem Tierschutz darstellt, aber auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirte fördert. Durch die GAP sollen Subventionen ein besseres Management fördern und nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt verringern. Dies soll einen positiven Effekt auf die Wasserqualität haben. 73 5 Landwirtschaft 5.6 Ziele und Möglichkeiten in der Landwirtschaft 5.6.1 Emån Verschiedene lokale, regionale und nationale Kampagnen wurden durchgeführt, um den Eintrag von Nährstoffen zu verringern. Abgesehen von speziellen Rechtsvorschriften wird an von der Regierung beschlossene regionalen und nationalen Umweltzielen, wie einer Steigerung der Wasserqualität durch veränderte Arbeitsabläufe in der Landwirtschaft gearbeitet. Im Herbst 1997 formulierte Emåförbundet eine Anzahl von Zielen, um den Verlust von Nährstoffen zu reduzieren und die Wasserqualität in den landwirtschaftlich genutzten Bereichen des Einzugsgebietes zu verbessern. Dazu wurden sogenannte „Gewässergruppen“ gegründet. Diese Gruppen setzen sich aus Landwirten zusammen, deren Flächen entlang von Gewässern liegen. Bei Treffen der Gewässergruppen wurden die Landwirte über eine gewässerschonende Wirtschaftsweise informiert. Nach zehn Jahren bleibt immer noch eine Menge Arbeit, aber mit Hilfe der WRRL wird es nun leichter sein, eine solide Grundlage für Kontroll-, Planungs- und Umsetzungsmaßnahmen herzustellen, die sowohl abgestimmt sind auf nationale Umweltziele und die WRRL als auch auf die Eingangsziele von Emåförbundet selbst. 5.6.2 Gauja Die Entwicklung des agrar- und forstwirtschaftlichen Sektors sollte zuerst umweltfreundliche Praktiken, wie zum Beispiel Ökolandbau und andere alternative landwirtschaftliche Aktivitäten herbeiführen. Diese Art von Maßnahmen können durch eine Vielzahl von Förderungen und Zugeständnissen unterstützt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt sollte die Behebung von Verunreinigungen der Wasserkörper durch Lebensmittelproduktionen und landwirtschaftliche Produkte sein. Dies ist derzeit die größte Quelle der Verschmutzung im Gauja Einzugsgebiet. Von ebenso entscheidender Bedeutung ist die erhöhte Aufklärung der Bevölkerung, wie wichtig die Bewahrung und der Schutz von Ökosystemen und der Artenvielfalt bei den land- und forstwirtschaftlichen Aktivitäten sind. 5.6.3 Mersey In Nordwest England ist das vorherrschende landwirtschaftliche Produkt Milch, gefolgt von Rind- und Schaffleisch. Die Region ist historisch gesehen eine der größten Milchproduktionsgebiete. Momentan gibt es weniger Höfe, obwohl die 74 vorhandenen Höfe in ihrer Größe expandieren. Die Milchproduktion hängt ganz enorm von den Supermarktpreisen für Milch ab. Da diese derzeit niedrig sind, was wenig Gewinn für die Milchproduktion bedeutet, ist hier ein Rückgang an Milchviehbetrieben in der Region zu verzeichnen. Auch in der Schafzucht ist eine fallende Tendenz zu erkennen. Die Maul und Klauen Seuche einige Jahre zuvor ließ einige Landwirte den Agrarsektor gänzlich verlassen. Im Jahr 2000 wurden etwa 3 500 ha Land auf ökologische Weise bewirtschaftet, 0,4% der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Bis 2005 stieg dies auf 22 600 ha an, das sind 2,5% der landwirtschaftlichen Nutzfläche (Defra 2005). Der Umfang umweltfreundlicher Agraraktivitäten im Nordwesten stieg ebenso bedeutend an. Im Jahr 2000 deckten Countryside Stewardship Agreements (CSA Landschaftsschutzvereinbarungen/Maßnahmen) und Landschaftsschutzgebiete 160 000 ha der Fläche ab (Maff 2000). Im März 2005 war die vergleichbare Flächenabdeckung bezüglich dieser Maßnahmen ca. 280 000 ha (Defra 2005). 5.6.4 Miño Das Hauptziel ist, wirtschaftliche Hilfe zu erhalten um den Druck auf die Umwelt zu verringern, die Nutzbarkeit und Anschaffung technischer Hilfsmittel zu verbessern, um den Beruf des Landwirtes für jüngere Leute attraktiv zu machen, alternative und ergänzende Aktivitäten im Agrarsektor zu fördern, auf eine Steigerung der Agrarpreise einzuwirken, die Milchproduktion in Galicien zu steigern, da Galicien sehr abhängig ist, von diesem Wirtschaftszweig, wirtschaftliche Unterstützung zur Aufstellung septischer Tanks für Pestizide bereitzustellen, die Aufforstung landwirtschaftlicher Nutzfläche zu verbieten und akzeptable Normen für den Gebrauch von Dünger aufzustellen. 5.6.5 Weser Die Landwirtschaft in Niedersachsen steht unter großem wirtschaftlichen Druck. Der Wettbewerb mit Weltmarktpreisen und neu gesetzte Rahmen, beispielsweise für Zuckerrüben dominieren die Entscheidungen der Landwirte, ihre Produktion zu erhöhen oder nach ergänzenden Einkommensalternativen zu suchen. Die Politik unterstützt die Landwirte in dieser Hinsicht. Besonders Biogasanlagen werden vom Landwirtschaftsministerium subventioniert. Energielandwirtschaft wird immer mehr zu einem Wettbewerbszweig, die Preise für Futter und Land werden steigen. Der Einstieg in eine umweltfreundlichere Art der Lebensmittelproduktion wird schwierig werden. 75 5 Landwirtschaft 5.7 Zusammenfassung Die Situation der Landwirtschaft in den ENMaR Regionen und ihre Verbindung zur WRRL Verschieden Methoden der landwirtschaftlichen Bearbeitung und ihre positiven und negativen Einflüsse auf die Umwelt in den ENMaR Regionen wurden während der Projektlaufzeit erörtert. Bei der Anwendung der WRRL ist es wichtig, einige geographische und klimatische Unterschiede im Blick zu haben: • die natürlichen Unterschiede zwischen den Regionen (zum Beispiel Klimaunterschiede und die sich daraus ergebenden Unterschiede in der landwirtschaftlichen Praxis, wie z.B. der sachgemäße Umgang mit Boden und Wasser während einer Trockenperiode etc.) • die wirtschaftlichen Unterschiede, beispielsweise ist Galicien als Zielregion 1 ausgewiesen, daher wird es stark von der EU subventioniert • Unterschiede innerhalb der Länder oder sogar der Einzugsgebiete, infolge unterschiedlicher Bodentypen oder des anstehenden Gesteins und besonders Unterschiede im hydrologischen System Dieses hohe Maß an Unterschieden macht es schwierig, einen nützlichen gemeinsamen Ansatz zur Organisation der Land- und Wasserwirtschaft zu finden. Lösungen müssen an das jeweilige Einzugsgebiet (und Teileinzugsgebiet) angepasst werden, ohne hierbei die europäische Ebene außer Acht zu lassen. Anhand des Wassermanagements auf Einzugsgebietsebene, stellt die WRRL einen flexiblen Rahmen, der sich anpassen lässt, um diese abweichenden Faktoren und Eingriffsebenen zu verbinden. Die Grundidee ist, dass Maßnahmen übertragbar, aber dennoch an die spezifischen regionalen Bedingungen anzupassen sind. Landwirtschaft und Wasserbewirtschaftung In gesamt Europa wurden diffuse Einträge als ein Hauptgrund für die Verschmutzung von Grund- und Oberflächengewässern und das nicht Erreichen des „ökologisch guten Zustands“ herausgestellt. Die Hauptquelle dieser diffusen Einträge ist die Landwirtschaft. Der Umwelteinfluss der Landwirtschaft äußert sich primär in diffuser Verschmutzung durch Stickstoff und Phosphor. Der Grad der Verschmutzung variiert zwischen und innerhalb der ENMAR Regionen beträchtlich. Überall werden Werte gemessen, welche die angrenzenden Ökosysteme stark belasten. 76 Diese landwirtschaftlichen Einflüsse stellen eine bedeutende wirtschaftliche, soziale, umwelttechnische und politische Herausforderung dar. Ihnen entgegenzuwirken ist von äußerster Wichtigkeit für den erfolgreichen Umsetzungsprozess der WRRL aber auch für die regionale Entwicklung. Die Querverbindung zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft ist von immenser Bedeutung. Wasserbehörden sollten ein starkes Interesse an diesem Thema haben, aufgrund des Nutzens für die Trinkwasserversorgung, der Lebensmittelproduktion, der Landnutzung, des Tourismus und der allgemeinen Lebensqualität für die Einwohner ihrer Flussgebiete. Die, von der Europäischen Union angeordnete Gemeinsame Agrarpolitik, wird von den Fachleuten der Wasserpolitik als eine guter Ansatz für das Problem der diffusen Verschmutzung, der Regulierung der Marktbedingungen und der Finanzierung von Maßnahmen erachtet. Sie wird hoffentlich im Stande sein, die gute Praxis aus allen Regionen zu vereinen und diejenigen, die in der Wasserversorgung arbeiten dazu erziehen, es zielorientiert zu tun. Hierbei sollte der Reichtum und die Vielfalt der landwirtschaftlichen Praktiken in den EU Staaten bewahrt werden. Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik dient als Mechanismus, die landwirtschaftlichen Praktiken zu wandeln, um zur Verbesserung des ökologischen Status der Gewässer beizutragen. 77 6 Forstwirtschaft Text: Thomas Nydén 6 Forstwirtschaft Zusammenfassung Aufgrund der natürlichen Bedingungen, Geschichte, Kultur und Forstpraktiken gibt es im Forstsektor der fünf Einzugsgebiete große Unterschiede. In den Einzugsgebieten von Gauja und Emån ist die Forstindustrie am intensivsten. Dort stellt die Forst die dominierende Landnutzung dar und hat wahrscheinlich die größten Auswirkungen auf die Wasserqualität. Es werden überwiegend einheimische Arten kultiviert. Es gibt große Unterschiede im Hinblick auf Grundgestein und Bodenbeschaffenheit, was ersichtlich wird, wenn man die Wasserchemie der beiden Einzugsgebiete vergleicht. Das Emån Einzugsgebiet wird vor allem von Granit und Moränengestein bestimmt, wohingegen das Gauja Einzugsgebiet vor allem aus Sedimentgestein und alkalihaltigeren Böden besteht. Dies wiederum führt zu unterschiedlichen Mengen an Stickstoff- und Phosphorverbindungen, Huminsäuren und Schwermetallen, die durch forstwirtschaftliche Aktivitäten in die Oberflächengewässer gelangen. Die Einzugsgebiete der Weser und vor allem des Mersey sind weniger bewaldet. Ihre Wälder haben jedoch einen sehr hohen sozialen Wert (alte Wälder im Mersey Einzugsgebiet) und dienen als Schutz für die Grundwasserressourcen (Weser Einzugsgebiet). Aufgrund der höheren Einwohnerdichte, erfüllen die Wälder außerdem eine wichtige Naherholungsfunktion. Das Miño Einzugsgebiet ist zu beinahe 62% mit Wald bedeckt, wird aber noch nicht so intensiv bewirtschaftet wie es in den Emån und Gauja Einzugsgebieten der Fall ist. Der Hauptgrund dafür ist die größere Zahl an Privatbesitzern in Verbindung mit einer nicht angemessenen Forstplanung, schlechter Infrastruktur und jährlichen Waldbränden. Wenngleich sich die Einzugsgebiete stark unterscheiden, wird die WRRL in jedem der Flussgebiete Einfluss auf die Forstwirtschaft nehmen. Trotzdem wird es eine große Herausforderung sein, das Ziel des guten ökologischen Zustands mit Hilfe der notwendigen Forstmaßnahmen zu erreichen. Eines der Ziele innerhalb des ENMaR Projekts war es, die Gemeinden und andere Grundbesitzer in den Einzugsgebieten darüber zu informieren, wie ihre Forstmethoden die Wasserqualität positiv 78 beeinflussen können und welche Maßnahmen durchgeführt werden können, um die negativen Auswirkungen auf die Gewässer zu vermeiden und einzuschränken. Um die Anforderungen der WRRL, zum Beispiel in den Gauja und Emån Einzugsgebieten, erfüllen zu können, wird es nötig sein, geeignete Forstmethoden und evtl. umfassendere Instrumente zur Landschaftsplanung zu entwickeln, um die Forstplanungen zu ergänzen. Außerdem ist es wichtig, dass man angemessene Monitoringmethoden entwickelt und koordiniert, um in der Lage sein zu können, Daten über die Auswirkungen der Forstwirtschaft auf die Wasserqualität zu sammeln und zu überprüfen. Wirtschaftliche Faktoren erschweren es, Landwirte davon zu überzeugen, die Bewirtschaftung ihres Landes für die Wiederaufforstung aufzugeben oder staatliche Forste dazu zu bringen, in die Wiederaufforstung zu investieren. Das Mersey Einzugsgebiet ist nur spärlich bewaldet und würde sowohl an Wasserqualität als auch an Naherholungsqualität gewinnen, wenn das Flusstal teilweise wieder aufgeforstet werden würde. Das Einzugsgebiet des Miño ist bei diesen beiden Konzepten ein ‚Außenseiter’ und die Frage ist, ob die wichtigste Maßnahme zur Erfüllung der Anforderungen der WRRL die Schaffung einer regionalen Forstpolitik und darauf basierende Maßnahmen wären. 79 7 Tourismus Text: Anda Ruskule 7 Tourismus Zusammenfassung In allen am ENMaR Projekt beteiligten Ländern ist der Tourismus, wie in allen europäischen Ländern, ein sich schnell entwickelnder Sektor der das wirtschaftliche Wachstum auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene anregt. England, Spanien und Deutschland gehören zu den beliebtesten Touristenzielen der Welt, während Schweden und Lettland großes Potential für die Weiterentwicklung des Tourismussektors besitzen. Die Nachfrage nach touristischen Angeboten wächst ständig. Verbunden mit sehr unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen der Reisenden führt dies zu einer größeren Spezialisierung einzelner Touristikbereiche. Naturtourismus, der sich auf Gebiete mit hohem ökologischem und landschaftlichem Wert, großer Biodiversität und geringer Belastung durch menschliche Aktivitäten konzentriert, wird immer beliebter. Gleichzeitig sind diese Gebiete jedoch sehr empfindlich und besitzen nur eine geringe Resistenz gegenüber Störungen, verursacht durch Tourismus. Eine der wichtigsten Umweltbedingungen für die Tourismusentwicklung ist eine gute Wasserqualität. Intensiver Tourismus könnte negative Auswirkungen auf die Wasserqualität haben, falls keine Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, oder die Belastbarkeit eines wasserabhängigen Ökosystems überschritten wurde. In jedem der ENMaR Länder machen wasserbezogene Aktivitäten einen entscheidenden Teil der angebotenen touristischen Aktivitäten aus. Aktivitäten wie Baden, Kanufahren, Motorbootfahren und Angeln sind sehr beliebt. Diese Aktivitäten können negative Folgen für die umliegenden Ökosysteme haben (Zerstörung von Lebensräumen, Störung von Arten, Verschmutzung), wenn die Zunahme der Touristenzahlen nicht mit Hilfe von angemessener Infrastruktur und der Lenkung von Besucherströmen reguliert wird. Aufgrund des zusätzlichen Wasserverbrauchs oder durch nicht ausreichende Abwasserbehandlung kann der, nicht unbedingt direkt mit dem Wasser verbundene, städtische und ländliche Tourismus einen größeren direkten Einfluss auf die Wasserqualität haben. In Bezug auf die WRRL, könnte der Tourismus aus zwei Richtungen angegangen werden: Bewertung der durch Tourismus verursachten Belastung und Bewertung von wesentlichen Nutzern. In keinem der nationalen Berichte 2005 der ENMaR 80 Länder wurde Tourismus als eine der wesentlichen Belastungen erkannt. Das kommt sehr wahrscheinlich daher, dass es kaum Informationen zur objektiven Einschätzung der Auswirkungen von Tourismus auf die Wasserqualität gibt. Die vorherrschende Meinung ist, dass der Tourismus aktuell sehr viel weniger Auswirkungen auf die Wasserqualität hat als andere Sektoren wie z.B. Land- und Forstwirtschaft. Wenn man allerdings den für die kommenden Jahre vorausgesagte Anstieg des Tourismus bedenkt, könnten die potentiellen Belastungen, vor allem in Hinblick auf populäre Touristenziele, in Zukunft große Schäden verursachen und sollten schon heute angegangen werden. Strategien zur Tourismusentwicklung sollten auf dem Prinzip der Nachhaltigkeit beruhen und wirtschaftliche, ökologische und soziale Vorzüge gleichermaßen berücksichtigen. Nachhaltiger Tourismus sollte außerdem die Belastbarkeit von Touristenzielen berücksichtigen und Grenzen setzen, welche die Entwicklung nicht überschreiten darf. Ein Gleichgewicht zwischen Tourismusentwicklung und Umweltschutzinteressen kann durch Raumplanung hergestellt werden. Die Raumplanung sollte die Ziele der Tourismusstrategien, die Inhalte der Bewirtschaftungspläne für die Einzugsgebiete und die Pflege- und Entwicklungspläne der Schutzgebiete integrieren. 81 8 Schnittmenge Text: Wiebke Abeling 8 Schnittmenge der ENMaR Themen Ein Ziel des ENMaR Projektes war es, die Wechselwirkungen zwischen den Themen Tourismus, Raumordnung, Wasserwirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft darzustellen. Die vorangegangenen Kapitel haben die engen Verknüpfungen zwischen diesen Bereichen aufgezeigt. us ism r Tou Forstwirtschaft Raumordnung Regionale tw Landwirtschaft Wasserwirtschaft n ic klung Die ENMaR Themen im Kontext zur Regionalentwicklung Der ländliche Raum ist geprägt von Land- und Forstwirtschaft als den dominierenden Landnutzungen. Diese Bereiche bestimmen daher das Landschaftsbild, besonders stark in dünn besiedelten Gegenden und entsprechend weniger in städtischer Umgebung. Für Menschen aus der Stadt, bzw. Touristen aus anderen Regionen sind diese Landschaften sehr reizvoll. Ökologische Land- und Forstwirtschaft stellen einen Mehrwert sowohl für den Tourismus als auch für gute Wasserqualität dar. Und eine gute Wasserqualität bietet einen Mehrwert für ländlichen und nachhaltigen Tourismus. Die Wasserwirtschaft kann nicht losgelöst von der natürlichen Umwelt und von der bestehenden Landnutzung betrachtet werden; dem entspricht die WRRL mit ihrem Einzugsgebietsansatz. Wegen ihres Einflusses auf die Entwicklung und die Nutzung von Land, ist die Raumordnung das entscheidende 82 Werkzeug zur Integration von Land und Wasser. Land- und Forstwirtschaft, sowie Tourismus sind wichtige Landnutzungen und verbrauchen Flächenressourcen. Sie sind Gegenstand der Raumordnungsprozesse, über die wiederum diese Sektoren einen Beitrag für die Wasserwirtschaft leisten können. Die Raumordnung spielt eine wichtige Rolle beim Ausgleich der unterschiedlichen Bedürfnisse von Land- und Forstwirtschaft sowie Tourismus gegenüber dem Schutz und der Verbesserung der aquatischen Umwelt. In vielen Fällen ist es eine Frage der Dimension. Intensive Entwicklung, egal ob z.B. landwirtschaftliche oder touristische, verursachen Belastungen für die Umwelt. In Zukunft wird es immer wichtiger sein, ein gesundes Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Bereichen und den Bedürfnissen der Natur herzustellen. Bewirtschaftungspläne und andere Raumordnungsinstrumente werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Im Sinne der Regionalentwicklung sollte idealerweise ein multifunktionaler Nutzen von Maßnahmen angestrebt werden. Tourismus wird in vielen Regionen als Entwicklungsmöglichkeit gesehen, die einen direkten wirtschaftlichen Nutzen mit sich bringt. Aber auch Tourismus verbraucht Ressourcen, wie Natur und Wasser. In ländlichen Gebieten ist eine enge Verknüpfung von Tourismus und Landwirtschaft möglich. Hier sollte der Tourismus verschiedene Bereiche integrieren, wie z.B. Naturschutz, Gewässerschutz, Landwirtschaft und andere ländliche Aktivitäten. Land- und Wasserwirtschaft sind wichtige Elemente für den nachhaltigen Tourismus und die Naherholung. In Regionen ohne touristische Entwicklung können diese Bereiche wichtige Faktoren sein, um touristische Aktivitäten zu initiieren. Aber auf der anderen Seite kann Massentourismus die Lebensqualität und den guten Zustand von Gewässern mindern oder zerstören. Touristische Infrastruktur, besonders die Sicherstellung von Wasserdienstleistungen, sind entscheidend für den nachhaltigen Wachstum des Tourismus. Die Bedeutung der Raumordnung bezüglich der nachhaltigen Entwicklung von Tourismus ist ausführlich in den vorherigen Kapiteln beschrieben worden. Die von der WRRL geforderte Bewirtschaftungsplanung bietet einen Rahmen, der die ENMaR Themen ‘zusammenschweißen’ kann, da sie entweder einen Einfluss auf den Gewässerzustand haben oder aber von ihm abhängig sind. Ohne einen integrierten Ansatz von Landnutzung und Wasserwirtschaft wird es schwierig, die Ziele der WRRL zu erreichen. 83 9 WRRL und Ökonomie Text: Dr. Ingo Bräuer 9 WRRL und Ökonomie 9.1 Ökonomische Elemente in der WRRL Die in der Wasserrahmenrichtlinie formulierten Ziele sind sehr ambitioniert. Ihre Erreichung wird nicht unerhebliche administrative sowie finanzielle Ressourcen benötigen. Dem wird in der WRRL Rechnung getragen, indem entlang des gesamten Umsetzungsprozesses ökonomische Ansätze zum Tragen kommen (Pielen 2007). Ökonomische Prinzipien (z.B. das Verursacherprinzip), Instrumente (Gebühren und Steuern) und Methoden (z.B. Kostenwirksamkeits- oder Kosten-Nutzen-Analysen) spielen eine zentrale Rolle in der WRRL. Im Einzelnen sind dies: • Artikel 5: Die von Artikel 5 geforderte wirtschaftliche Analyse der Wassernutzung bildet die Basis für alle ökonomischen Betrachtungen und Entscheidungen in der späteren Umsetzungsphase. • Artikel 9: Hier fordert die WRRL, dass die Wasserpreissysteme der Mitgliedsländer dem Grundsatz der Kostendeckung entsprechen und Anreize für eine effiziente Ressourcennutzung schaffen. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass bei der Bestimmung der Kostendeckung der Wasserdienstleistungen Umwelt- und Ressourcenkosten zu berücksichtigen sind. • Artikel 11: In Artikel 11 empfiehlt die WRRL den Einsatz von Kosteneffektivitätsanalysen bei der Aufstellung der Maßnahmenprogramme. • Artikel 4: In diesen Artikeln wird die Ausweisung von Ausnahmetatbeständen geregelt. Basierend auf der ökonomischen Einschätzung, ob der gute Gewässerzustand nur zu „unverhältnismäßig hohen Kosten“ erreicht werden kann, können entweder Fristverlängerungen (Art. 4.4) oder geringere Umweltziele (Art. 4.5) beantragt werden. Mit der Integration dieser ökonomischen Komponenten in das Regelwerk der WRRL soll vor allem dreierlei gewährleistet werden: 1. Die Implementierung so kostengünstig wie möglich zu gestalten, weshalb z.B. bei der Aufstellung der Maßnahmenprogramme auf die Durchführung von Kosteneffektivitätsüberlegungen gedrängt wird. 84 2. Mechanismen des Marktes bei der Erreichung des ökologischen Ziels zu nutzen, bzw. Marktversagen, dass zu negativen Auswirkungen auf die Gewässerqualität führt, auszuschalten. 3. Eine kritische Überprüfung, ob die politisch gesteckten Ziele (die Erreichung des guten ökologischen Zustandes in allen Gewässern der EU) im Einzelfall volkswirtschaftlich sinnvoll, d.h. effizient sind und eine Implementierung rechtfertigen. Sollte dies nicht der Fall sein, ermöglicht Art. 4 WRRL eine sinnvolle Anpassung der Ziele über zeitliche oder qualitätsmäßige Lockerungen. Art. 5 + 9 Festlegung von Sanktionen Analyse bestehender Wassernutzungen, Auswirkungen und Belastungen Beurteilung der Auswirkungen von Programmen Wirtschaftliche Bedeutung von Wassernutzungen Beurteilung aktueller Kostendeckungsgrade für Wasserdienstleistungen Trends bei Angebot und Nachfrage Festlegung potentieller Maßnahmen Umweltziele Umsetzung von Maßnahmenprogrammen Rechtfertigung potentieller Abweichungen Festlegung von Maßnahmenprogrammen Festlegung eines kostenwirksamen Maßnahmenpakets Beurteilung der Rolle der Gebühren als Maßnahme Art. 11 Art. 11 Beurteilung der Gesamtkosten Beurteilung der Wirksamkeit der Maßnahmen Beurteilung der Kostenwirksamkeit der Maßnahmen Art. 4 Beurteilung von Kosten/Nutzen von Maßnahmenpaketen Ausweisung erheblich veränderter Wasserkörper Ausweisung weniger strikter Ziele Rechtfertigung zeitlicher Abweichungen Rechtfertigung geplanter Kostendeckungsgrade Ökonomische Elemente der EG-Wasserrahmenrichtlinie (aus Pielen 2007 nach Wateco 2002; verändert durch Bräuer) 85 9 WRRL und Ökonomie Das Diagramm verdeutlicht einerseits die zeitliche Abfolge der Umsetzung der Umweltziele der WRRL, andererseits die Bezüge zu den jeweiligen ökonomischen Artikeln der Richtlinie. In einem ersten Schritt wird mit Hilfe der wirtschaftlichen Analyse der Wassernutzung nach Artikel 5 das Flusseinzugsgebiet aus ökonomischer Sicht charakterisiert. Dazu gehören zusätzlich eine Bestimmung des Kostendeckungsgrades der Wasserdienstleistungen aber auch die Abschätzung von Trends in der Wassernutzung und damit potentieller zukünftiger Belastungen. In einem nächsten Schritt fordert Artikel 11 dann eine Abschätzung der Kostenwirksamkeit möglicher Maßnahmen. Basierend auf diesen Zahlen sollen die Gesamtkosten zur Erreichung des guten ökologischen Zustands ermittelt werden und außerdem muss überprüft werden, ob diese Kosten möglicherweise unverhältnismäßig hoch sind (Art. 4). Ist dies nicht der Fall, erfolgt im nächsten Schritt die Auswahl der kosteneffektivsten Maßnahmenbündel nach Artikel 11. Da die Berichterstattung periodisch erfolgt, wiederholt sich der gesamte Prozess immer wieder, was letztendlich dazu beitragen soll, dass mit jeder Iteration die einzelnen Abschnitte vertieft und ausgebaut werden. 9.2 Schnittstellen der Kommunen mit der WRRL Wie in Kapitel 1.4 dargelegt, können die Kommunen, je nach Zuständigkeit in verschiedenen Mitgliedstaaten, von der WRRL in folgenden Bereichen betroffen sein: • Abwasserbeseitigung und Einleitung in Gewässer, • Wasserversorgung, • Gewässerunterhaltung und Gewässerausbau für bestimmte Gewässer (je nach Ländern in Deutschland 3. aber auch 2. Ordnung), • Bauleitplanung unter Berücksichtigung der Raumordnung, des Naturschutzes und des Hochwasserschutzes, • Tourismus und Naherholung, • Agenda 21-Aktivität und • Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Rolle, die diese einzelnen Bereiche bei der Aufstellung von Maßnahmenprogrammen in den unterschiedlichen Regionen spielen werden, ist noch unklar und variiert mit der jeweiligen Gewichtung der Umweltziele. 86 9.3 Ökonomische Begriffe in der WRRL In den ökonomischen Betrachtungen der WRRL spielen die Begriffe Effektivität, Effizienz und externe Effekte eine wichtige Rolle. Diese werden im Folgenden kurz geklärt: • Effektivität ist die Fähigkeit einer Maßnahme ein mit ihr verbundenes Ziel zu erreichen, d.h. der Grad ihrer Wirksamkeit. Werden Maßnahmen hinsichtlich der Kosten verglichen, die mit der Erreichung bestimmter Ziele entstehen, spricht man von Kostenwirksamkeit bzw. Kosteneffektivität (im Deutschen auch oft - fälschlicherweise - Kosteneffizienz genannt) der Maßnahmen. Kostenwirksamkeitsanalysen können in zweierlei Hinsicht eingesetzt werden: (1) um zu ermitteln, wie für ein gegebenes finanzielles Budget ein Maximum an (ökologischer) Wirkung erzielt werden kann oder (2) wie ein definiertes Ziel zu besonders niedrigen Kosten erreicht werden kann. Für den Kontext der WRRL, bei welcher der gute ökologische Zustand eines Gewässers das festgelegte Ziel ist, bezieht sich Kosteneffektivität immer auf Alternative 2. • Effizienz beschreibt das Verhältnis der gesellschaftlichen Kosten und Nutzen einer Maßnahme. Maßnahmen gelten dann als effizient, wenn sie die gesellschaftliche Wohlfahrt erhöhen. Letztendlich bedeutet Effizienz, dass die Allokation der vorhandenen Ressourcen die Wohlfahrt aller Mitglieder der Gesellschaft maximiert. • Externe Effekte bezeichnen Auswirkungen wirtschaftlichen Handelns auf Dritte, die nicht vom Handelnden getragen werden müssen bzw. ihm nicht zugute kommen. Man spricht in diesem Fall von Marktversagen, das zur Konsequenz hat, dass das nicht marktbewertete Gut nicht in der optimalen Menge bereitgestellt, bzw. konsumiert wird. Entsprechend kommt es gesamtgesellschaftlich zu einem Wohlfahrtsverlust. Externe Effekte können für die dritte Person einen Schaden bedeuten (externe Kosten), aber auch einen Nutzen verursachen (externer Nutzen). So kann die Einleitung von unzureichend geklärten Abwässern in einen Fluss zu externen Kosten für flussabwärts gelegene Reusenfischer führen. Andererseits kann die Anlage von Überschwemmungswiesen den Naherholungswert für die Bevölkerung erhöhen, ohne dass diese an den Kosten beteiligt ist. Die durch Marktversagen begründete Existenz externer Effekte führt dazu, dass volkswirtschaftliche Kosten sich von betriebswirtschaftlichen unterscheiden. Für eine bessere Unterscheidung der, mit externen Effekten verbundenen, Kosten für die Gesellschaft, führt die WRRL Umwelt- und Ressourcenkosten ein (Kapitel 9.5). • Umweltkosten werden definiert als Kosten für Schäden, die durch die Erbringung einer Wasserdienstleistung in der Umwelt durch eine verminderte Umwelt- 87 9 WRRL und Ökonomie qualität verursacht werden (Görlach & Interwies 2004). Diese können sowohl ihre Ursache in Beeinträchtigungen der Wasserqualität oder aber auch der Quantität haben und beziehen sich auf Habitate, Ökosystemfunktionen und Biodiversität. Beispiele sind Kosten, die durch die Schädigung eines Feuchtgebiets entstehen, das aufgrund einer übermäßigen Wasserentnahme trocken fällt oder Kosten der Trinkwasserverunreinigung durch Düngung landwirtschaftlicher Flächen. • Ressourcenkosten beschreiben Knappheits- oder Opportunitätskosten der Wassernutzung. Sie entstehen, wenn infolge von Nutzungskonkurrenz nicht alle Nutzungsmöglichkeiten eines Wasserkörpers ausgeschöpft werden können und beziffern den entgangenen Nutzen alternativer Verwendungen von Wasser. Ein Beispiel wäre die Behinderung der touristischen Entwicklung einer Region infolge eines hohen Wasserverbrauchs zur Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen, der die Menge an verfügbarem Trinkwasser limitiert (Görlach & Interwies 2004). Die WATECO-Arbeitsgruppe bringt zusätzlich noch eine zeitliche Dimension in die Definition. Nach ihr entstehen Ressourcenkosten auch durch eine nicht nachhaltige Nutzung knapper Wasserressourcen über ihre natürliche Wiederherstellungs- oder Erholungsfähigkeit hinaus (Interwies et al 2004). • Wasserdienstleistungen sind alle Dienstleistungen, die für Haushalte, öffentliche Einrichtungen oder wirtschaftliche Tätigkeiten jeder Art folgendes zur Verfügung stellen: - Entnahme, Aufstauung, Speicherung, Behandlung und Verteilung von Oberflächen- oder Grundwasser - Anlagen für die Sammlung und Behandlung von Abwasser, die anschließend in Oberflächengewässer einleiten; Art. 2 (38) WRRL • Wassernutzungen hingegen werden in Artikel 2 (39) definiert als Wasserdienstleistungen, sowie jede andere Handlung entsprechend Artikel 5 und Anhang II mit signifikanten Auswirkungen auf den Wasserzustand. Sie umfassen somit alle verbleibenden landwirtschaftlichen und sonstigen wirtschaftlichen Aktivitäten. In den Mitgliedstaaten wurde diese Definition konkretisiert, wobei in der Regel eine enge Definition von Wasserdienstleistungen gewählt wurde, die sich in den meisten Fällen auf die Wasserver- und Entsorgung beschränkt (Pielen 2007). Für den Umsetzungsprozess ist die Abgrenzung der Wasserdienstleistungen von der Gruppe der Wassernutzungen insofern relevant, als für Wasserdienstleister eine verursachergerechte Kostendeckung gefordert wird, während Wassernutzer lediglich einen adäquaten Beitrag zur Kostendeckung leisten sollen, vergleiche Artikel 9 WRRL. 88 9.4 Beschreibung der Maßnahmenprogramme und ihrer Rolle in der WRRL Maßnahmenprogramme innerhalb der WRRL bestehen aus grundlegenden und ergänzenden Maßnahmen. Erstere beziehen sich auf bestimmte Mindestanforderungen der WRRL (eine effiziente und nachhaltige Wassernutzung (Art. 4); Ziele für Trinkwasservorkommen (Art. 7); Kostendeckung der Wasserdienstleistungen (Art. 9); den kombinierten Emissions-Immissionsansatz (Art. 10)) und anderer relevanter Richtlinien. Die ergänzenden Maßnahmen sind erforderlich, um die geforderten Umweltziele zu erreichen. Sie umfassen Rechtsinstrumente, Verhaltenskodizes, Entnahmekontrollen etc. (Haakh 2006). Vor allem für die zweite Kategorie von Maßnahmen schreibt die WRRL Kosteneffektivität vor. Dies bedeutet, dass die eingesetzten Mittel ins Verhältnis zum erreichten Nutzen gesetzt werden. Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten, müssen die zugrundeliegenden Daten vereinheitlicht werden und quantifizierbar sein. So kann z.B. eine Maßnahme mit Kosten in bestimmter Höhe X eine Verringerung der Nitratbelastung um Y Tonnen bewirken. Am günstigsten ist hier die Wahl von Kriterien nach dem Muster Euro/kg Schadstoffminderung. Allerdings muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass nicht alle Maßnahmen nur auf einen Zielwert wirken. So können einzelne Maßnahmen gleichzeitig eine ganz Reihe von Kennzahlen beeinflussen. Hier ist unter Umständen eine genaue Zuordnung zu den einzelnen Kostenstellen nicht mehr möglich. Des Weiteren treten bei vielen Umweltschutzmaßnahmen positive Nebeneffekte auf, die in keinem direkten Zusammenhang zum ursprünglichen Einsatzziel stehen. Diese können von einem gesteigerten Erholungswert durch Renaturierungsmaßnahmen bis hin zu komplexen Wechselwirkungen in Flora und Fauna der Flussgebietslandschaft - Stichwort Biodiversität - reichen. Diese positiven externen Effekte sind u.U. dann nicht in den KostenWirksamkeits-Vergleichen berücksichtigt, was zu einer verzerrten Darstellung der Kosteneffektivität führen kann. Bei der Problematik der Auswahl der Maßnahmenprogramme kann folglich die reine Gegenüberstellung der Kosten für einen bestimmte Zielwert nicht ausreichen. Vielmehr müssen alle Effekte einer Maßnahme, soweit möglich, berücksichtigt werden. Für Deutschland gibt es mehrere Pilotprojekte, die sich mit der Problematik der Auswahl kosteneffektiver Maßnahmenkombinationen beschäftigen. Zu 89 9 WRRL und Ökonomie erwähnen sind hier das UBA-Handbuch (Interwies et al. 2004) sowie das Weiße Elster Projekt des Umwelt-Forschungs-Zentrums (Klauer et al. 2007a). Durch geeignete Maßnahmen unter der WRRL sollen Umwelt- und Ressourcenkosten reduziert werden. Entsprechend kann eine Maßnahme nicht einfach auf Basis der Kosten ihrer Durchführung als teuer oder kostengünstig beurteilt werden. Erst die Gegenüberstellung von Kosten der Zustandsverbesserung und deren Nutzen erlauben ein fundiertes Urteil. Dies ist in der folgenden Abbildung idealtypisch dargestellt. ursprünglicher Zustand Zustand nach Maßnahme guter ökologischer Zustand Umweltkosten verminderte Umweltkosten ................ ................ ................ Maßnahmenkosten Nutzengewinn Unterscheidung von Maßnahmenkosten, Umweltkosten und Nutzengewinn bzw. Nettonutzen bei Maßnahmen zur Verbesserung des Umweltqualität. Wird von einem Zustand ausgegangen, bei dem die aktuelle Nutzung eines Gewässers den ökologischen Zustand negativ beeinflusst, kommt es zu volkswirtschaftlichen Kosten (s. Abbildung oben). Durch Maßnahmen zur Erreichung von Umweltzielen der WRRL werden diese Umweltkosten der Wassernutzung vermieden bzw. vermindert (s. Abbildung oben, rechte Hälfte). Allerdings sind die hierzu genutzten Maßnahmen mit Kosten verbunden, wodurch der volkswirtschaftliche Nettonutzen des Einsatzes von Gewässerschutzmaßnahmen geschmälert wird. Es ist jedoch ersichtlich, dass auch nach Abzug der direkten Kosten zur Umsetzung der Maßnahme, die gesamtgesellschaftlichen Kosten verringert wurden. 90 9.4.1 Probleme bei der Auswahl der kosteneffektivsten Maßnahmen Möglicherweise aber trägt die Maßnahme mit der größten Kostenwirksamkeit noch nicht zur Zielerreichung bei und es müssen weitere Maßnahmen eingesetzt werden, die teurer sind. Das kostengünstigste Maßnahmenprogramm wird erreicht, wenn, ausgehend von der kostenwirksamsten Maßnahme, jeweils die nächstkostenwirksamsten Maßnahmen im maximalen Umfang eingesetzt werden bis das Ziel erreicht ist (Petry et al 2006, Interwies et al 2004). Der volkswirtschaftliche Nutzen der einzelnen Maßnahmen kann sich dabei erhöhen, weil Maßnahmen zusätzlich zur Gewässerschutzwirkung weiteren Nutzen verursachen (positive Nebeneffekte), wenn sie wie beispielsweise Aufforstungen den Naherholungswert einer Region steigern, oder wie im Fall des Ökolandbaus, die Biodiversität erhöhen. 9.4.2 Gerechte Verteilung der Maßnahmenprogramme zwischen den Anliegern und zwischen den Verursachern Innerhalb der WRRL sollen Maßnahmen auf Flusseinzuggebietsebene koordiniert angewendet werden. Maßnahmenbündel sollen also hinsichtlich ihrer Kostenwirksamkeit auf Flusseinzugsgebietsebene betrachtet und ausgewählt werden. Untersuchungen zur Kosteneffektivität von Maßnahmen haben gezeigt, dass diese in großem Maße von den standörtlichen Gegebenheiten abhängen, da sowohl die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen als auch ihre Kosten stark standortabhängig sind (Bräuer & Neubert 2007). Bei der Aufstellung der Maßnahmenprogramme wird es daher sehr wahrscheinlich sein, dass sich aus Kosteneffektivitätsgründen die geplanten notwendigen Maßnahmen vor allem in bestimmten Teilen des Flussgebietes konzentrieren. Da aufgrund der Größe der Flussgebietseinheiten, diese sich über mehrere Verwaltungseinheiten erstrecken, bedeutet dies, dass im Gebiet einzelner Kommunen überproportional viele Maßnahmen durchgeführt werden sollen, ohne dass diese Kommunen in entsprechendem Maße für die Probleme verantwortlich sind. Es besteht also Gefahr, dass über eine reine Konzentration auf das Prinzip der Kosteneffektivität das Verursacherprinzip verletzt wird. Zusätzlich kommt der Nutzen der Maßnahmen aber einem gesamten Flussgebiet zugute und ist meist bei Unterliegern besonders bedeutend. Es sind damit Ausgleichsmechanismen, z.B. ein Fondsmodel, zwischen den betroffenen Akteuren (Länder, Kommunen, etc.) notwendig, um Kosteneffizienz bei der Maßnahmenauswahl unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Verursacherprinzips innerhalb des Flussgebietes zu gewährleisten. 91 9 WRRL und Ökonomie Im Rahmen des Weiße Elster Projektes (Klauer et al. 2007a) wurde ein konzeptioneller Vorschlag erarbeitet, wie dies erreicht werden kann. Klauer et al. schlagen vor, Flusseinzugsgebiete in sogenannte Bilanzgebiete zu unterteilen (s. Abbildung unten). Für die einzelnen Bilanzgebiete können, basierend auf der angestrebten Gewässergüte, Handlungsziele zur Erreichung der Gewässergüte formuliert werden. Dies geschieht indem für jedes Bilanzgebiet derjenige Anteil der stofflichen Belastung isoliert wird, der nur in diesem Bilanzgebiet anfällt. So wird vermieden, dass erst diejenigen Anrainer, in deren Hoheitsgebiet die Grenzwerte für bestimmte Stoffe überschritten werden, die Gesamtlast tragen müssen. Das Bilanzgebietskonzept sieht vor, dass vom obersten Bilanzgebiet flussabwärts für jedes Bilanzgebiet ein Handlungsziel definiert wird, dass sich aus den regionalen Einträgen und unter Berücksichtigung des Selbstreinigungspotentials innerhalb des Bilanzgebietes ergibt. Damit ist theoretisch gewährleistet, dass jedes Oberflächenwasser, dass ein Bilanzgebiet verlässt, den Vorgaben der WRRL entspricht. Somit ist das Entscheidungsproblem der Maßnahmenauswahl über die Grenzen der Bilanzräume hinweg entkoppelt. Oberlauf Bilanzgebiet mit höherer Kostenwirksamkeit Kostenausgleich über Ausgleichsfonds Bilanzgebiet in dem die natürliche Aufnahmekapazität überschritten ist Unterlauf Oberlieger- Unterliegerproblematik bei der Aufstellung kosteneffektiver Maßnahmenbündel (verändert nach Schiller et al. 2007). Über die bilanzgebietsspezifischen Reduktionsziele ist der Handlungsbedarf für jeden Anrainer genau definiert. Soll es nun zur Bündelung von Maßnahmen 92 innerhalb des Flussgebiets kommen, können die Gesamtkosten entsprechend der bilanzspezifischen Reduktionsziele aufgeteilt werden. Damit kann bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Verteilungsfragen eine höhere Kostenwirksamkeit für ein Flussgebiet in der Praxis hergestellt werden. Zusätzlich könnten solche Mechanismen auch relevant sein, wenn Teilziele in einem unterliegenden Wasserkörper nicht erreicht werden (können), ein Oberlieger aber für Ausgleich sorgen kann oder wenn Maßnahmen bei einem Unterlieger mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden sind (Klauer et al. 2007a). 9.5 Kostendeckung und Umwelt- und Ressourcenkosten Das Prinzip der Kostendeckung leitet sich aus Artikel 9 WRRL ab. Dieser schreibt vor, dass die Mitgliedstaaten der EU den Grundsatz der Deckung der Kosten der Wasserdienstleistungen einschließlich umwelt- und ressourcenbezogener Kosten berücksichtigen müssen. Dabei soll das Verursacherprinzip angewendet und in wirtschaftliche Analysen explizit einbezogen werden. Darüber hinaus sollen unterschiedliche Wassernutzungen (z.B. Industrie, Haushalte, Landwirtschaft) mit starken Auswirkungen auf den Gewässerzustand einen angemessenen Beitrag zur Kostendeckung leisten. Das Prinzip der Kostendeckung bezieht sich dabei auf das Ausmaß zu dem die Kosten der Nutzung von Wasser von denjenigen getragen werden, die diese Kosten verursacht haben. Als zentrale Kostenansätze in Bezug auf Wasserdienstleistungen werden Umwelt- und Ressourcenkosten genannt, sind jedoch in der Richtlinie nicht definiert. Bis 2010 sollen die Mitgliedstaaten sicherstellen, dass die Wasserpreise angemessene Anreize für Wassernutzer bieten, die Ressource effizient zu nutzen und dass die unterschiedlichen Wassernutzer einen angemessenen Beitrag zur Kostendeckung von Wasserdienstleistungen leisten. Mittels der kostendeckenden Wasserpreise werden Ziele verfolgt, die folgende Funktionen haben (Fries und Nafo 2006): • Informationsfunktion: den Wassernutzern werden sämtliche damit verbundene Kosten transparent gemacht, wodurch eine höhere Wertschätzung von Wasser erreicht werden kann. • Lenkungsfunktion: die Wassernutzer müssen für alle direkten und indirekten Kosten ihrer Wassernutzung aufkommen und werden damit herausgefordert den Nutzen dieser Aufwendungen mit alternativen Verwendungsmöglichkeiten zu vergleichen. Dies soll einer sinnvolleren Wassernutzung dienen. 93 9 WRRL und Ökonomie • Finanzierungsfunktion: über kostendeckende Zahlungen der Wassernutzer sollen genügend finanzielle Mittel bereitgestellt werden, um Wasserdienstleistungen und Gewässerschutzmaßnahmen langfristig zu gewährleisten. Die WRRL fordert nach Art. 9 volle Kostendeckung der Wasserdienstleistungen, für die breitere Kategorie der Wassernutzungen aber nur „angemessene“ (oder auch „adäquate“) Beiträge zur Kostendeckung (Pielen 2007). Welche Kosten per Definition genau den Wasserdienstleistungen zugeschlagen werden, beeinflusst den Anwendungsgrad des Verursacherprinzips sowie den Grad der Kostendeckung (Pielen 2007). Während Reinhardt (2006) kritisch hinterfragt, ob ein „angemessener“ Beitrag zur Kostendeckung, rechtlich zu fassen ist, hat Unnerstall (2005) folgende Argumentation: Diejenigen Wassernutzungen, die keine Wasserdienstleistung darstellen, aber einen Teil der Kosten von Wasserdienstleitungen verursachen, sollen einen „angemessenen“ Beitrag zur Deckung der jeweiligen Wasserdienstleistungskosten leisten. Beispielsweise hätte die Landwirtschaft als Verursacher die Mehrkosten zu tragen, die durch übermäßigen Düngemitteleinsatz für die Trinkwasseraufbereitung entstehen. Mit dieser Argumentation wäre das Verursacherprinzip erfüllt. Neben der Unterscheidung zwischen Wasserdienstleistung und -nutzung ist insbesondere die Definition der Begriffe der Umwelt- und Ressourcenkosten essentiell, sollen nach WRRL kostendeckende Wasserpreise bestimmt werden. intangible Werte Ressourcenkosten Umweltkosten variable Kosten Fixkosten betriebswirtschaftliche Kosten volkswirtschaftliche Kosten Kostenkategorien bei der Ermittlung der volkswirtschaftlichen Kosten von Wasserdienstleistungen 94 Die Gesamtkosten der Wasserdienstleitungen und -nutzungen lassen sich in Anlehnung an Rogers et al. (2002) wie in der vorstehenden Abbildung zusammenstellen. Wichtig ist dabei die Tatsache, dass Umwelt- und Ressourcenkosten zu den variablen und fixen Kosten der rein betriebswirtschaftlichen Kostenbetrachtung addiert werden, um die volkswirtschaftlichen Effekte zu errechnen. Zwar sind strenggenommen in einer volkswirtschaftlichen Betrachtung alle relevanten Kosten und Nutzen berücksichtigt. In der ökonomischen Literatur gibt es aber einen Dissens, ob wirklich alle Umweltgüter und Werte mit Hilfe umweltöko nomischer Bewertungsmethoden erfasst werden können. Ökonomen sprechen in diesem Fall von sogenannten intangiblen Werten. Da diese sich per Definition aber nicht monetär darstellen lassen, müssen sie auf eine qualitativ argumentative Weise in die Betrachtungen einbezogen werden. Von der WRRL wird eine volkswirtschaftliche Analyse, d.h. Betrachtung der gesamten volkswirtschaftlichen Kosten zur Bestimmung kostendeckender Preise gefordert. Bisherige Untersuchungen in den Mitgliedstaaten zum Kostendeckungsgrad von Wasserdienstleistungen, wie sie lt. Art. 5 an die Kommission gemeldet wurden, sind nach WRRL unzureichend. 9.5.1 Beispiele der Berechnung kostendeckender Wasserpreise in Deutschland Die Datenlage zur Kostendeckung von Wasserdienstleistungen und -nutzungen ist mangelhaft, was auch unklaren Definitionen der einzelner Kostenkategorien geschuldet ist (Pielen 2007). Erhebungen zu Kostendeckungsgraden wurden vor allem aus betriebswirtschaftlicher Perspektive durchgeführt. Exemplarisch seien hier zwei Beispiele vorgestellt, von denen eine - die Untersuchung in RheinlandPfalz - auf einer Primärdatenerhebung bei den jeweiligen Wasserdienstleistern basiert, während die Untersuchung in Hessen sich auf die Auswertung statistischer Daten beschränkt. Letzteres Vorgehen ist zwar deutlich weniger kosten- und arbeitsintensiv, dafür aber mit deutlich höheren Unsicherheiten behaftet. Die Untersuchung zur Kostendeckung von Wasserdienstleistungen in RheinlandPfalz ermittelte beispielsweise Kostendeckungsgrade von Wasserversorgern zwischen 98 und 103% (Muf 2005). Die Ermittlung der notwendigen Kennzahlen zur Berechnung des Kostendeckungsgrades erfolgte über eine Umfrage im Jahre 2002 (Rücklaufquote 100%). Dabei wurden rechtliche Aspekte, wie die Art der Entgelte und Rechtsformen, technische Aspekte, wie Wassermengen sowie insbesondere 95 9 WRRL und Ökonomie wirtschaftliche Daten wie Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz, Angaben zu Zuschüssen und Zuwendungen, Kostenstellenrechnungen, etc. erfasst. Zwischen 75 und 85% der Entgelte wurden durch Mengenabgaben gedeckt. Der Anteil von 66 Eigenbetrieben an den Wasserversorgern war vergleichsweise hoch, während es sich bei den Abwasserbeseitigern um 83,8 % Zweckverbände handelte. Die Kostendeckungsgrade der Abwasserentsorger liegen in Rheinland-Pfalz zwischen 98 und 106%. Deckungsgrade für beide Kostenpunkte liegen in ländlichen Gebieten tendenziell niedriger, als in urbanen Regionen (Muf 2005). Für Hessen wurden auf Grundlage der kommunalen Finanzstatistik Kosten deckungsgrade kommunaler Abwasserentsorger von 90 bis 107% Prozent ermittelt (Michel et al. 2004). Der Durchschnitt liegt bei 94%. Umwelt- und Ressourcenkosten werden zum Teil durch Abgaben der Wassernutzer internalisiert. Das Gesamtaufkommen der Abwasserabgabe betrug für Hessen im Jahr 2001 41 Millionen Euro, während sich die Grundwasserabgabe auf 109 Millionen Euro belief (Michel et al. 2004). Das Aufkommen wird für Maßnahmen des Grundwasser- und Gewässerschutzes sowie zur rationellen Wassernutzung verwendet. 9.6 Ausnahmetatbestände Ausnahmetatbestände können nach Art. 4 WRRL bei ausreichender Begründung (1) eine Fristverlängerung der Erreichung eines guten ökologischen Zustands für ausgewählte Wasserkörper erlauben oder (2) eine Festlegung von weniger strengen Zielen ermöglichen. Begründungen hierfür können entweder eine in der Praxis unmögliche Verbesserung des Zustandes aufgrund der technischen Durchführbarkeit oder der natürlichen Gegebenheiten sowie eine als unverhältnismäßig teuer definierte Umsetzung der relevanten Maßnahmen sein. Ausnahmen sind auch dann möglich, wenn Maßnahmen schon ergriffen worden sind, aufgrund natürlicher Gegebenheiten die Belastungen aber nur langsam zurück gehen (z.B. Atrazinverbot) (Rechenberg 2006). Weniger strenge Umweltziele können dann festgelegt werden, wenn auch langfristig der gute Zustand nicht erreichbar ist. Dies kann durch menschliche Tätigkeiten oder natürliche Gegebenheiten bedingt sein. Generell erfordert jede Überprüfung der Unverhältnismäßigkeit von Maßnahmenkosten die Abschätzung von Kosten und Nutzen der Maßnahme, um diese dann in einer Nutzen-Kosten-Analyse ins Verhältnis zu setzen. Aufgrund der bekannten Schwierigkeiten bei der Bestimmung, der mit den Maßnahmen verbundenen Nutzen, ist dieses Vorgehen aber nur bedingt praktikabel. 96 Entsprechend gibt es in den Mitgliedstaaten der EU noch keine definitiven Entscheidungen, welche alternativen Kriterien für die Bestimmung von unverhältnismäßigen Kosten angelegt werden sollten und wie methodisch bei der Abschätzung der Unverhältnismäßigkeit von Maßnahmenkosten verfahren werden sollte. Einige Länder haben aber erste Versuche hierzu unternommen (siehe Box). Eine weitergehende Auseinandersetzung findet sich in einem Projektbericht für die LAWA (http://www.ecologic.de/download/projekte/200-249/201-20/201-20-finalreport.pdf ). Ziel von Klauer et al. (2007b) war es, Kriterien vorzuschlagen, die ein praktikables Vorgehen zur Überprüfung von Unverhältnismäßigkeit erlauben. Entsprechend wurden vor allem Kriterien untersucht, die so weit wie möglich ohne eine Monetarisierung von positiven Umwelteffekten auskommen. Diese Fokussierung auf die Maßnahmenkosten hat zur Folge, dass sich Verhältnismäßigkeit primär über die finanzielle Belastbarkeit von privaten oder staatlichen Kostenträgern definiert. Dabei wird zwischen sogenannten Screening-Kriterien und Kriterien, die tatsächlich zur Ermittlung von Unverhältnismäßigkeit beitragen sollen, unterschieden. An letztere werden naturgemäß höhere Ansprüche hinsichtlich ihrer Aussagekraft gestellt. Als geeignete Screening-Kriterien wurden vorgeschlagen: (1) das Kostenverhältnis oder (2) die Kostenwirksamkeitsrelation von Einzelmaßnahmen bzw. (3) von Maßnahmenprogrammen in verschiedenen Wasserkörpern und (4) die Kosten im Verhältnis zu bisherigen staatlichen Ausgaben für den Gewässerschutz. Als geeignete Kriterien zur Ermittlung von Unverhältnismäßigkeit bei nichtstaatlichen Kostenträgern haben sich die folgenden Kriterien als praktikabel erwiesen: (1) der durchschnittliche Anteil der Gewässerschutz/Umweltschutzausgaben am Umsatz einer Branche, (2) das Verhältnis der Kosten zum durchschnittlich verfügbaren Haushaltseinkommen und (3) die Kostenbelastung der Haushalte im Vergleich zum nationalen Durchschnitt. Soll die Unverhältnismäßigkeit bei staatlichen Trägern überprüft werden, schlagen Klauer et al. (2007b) einen Vergleich der Maßnahmenkosten mit dem Bruttoinlandsprodukt bzw. das Verhältnis dieses Anteils zum Bundes-/EU-Durchschnitt vor. Eine Gegenüberstellung der haushaltswirksamen Kosten im Verhältnis zum staatlichen Budget wird demgegenüber als ungeeignet angesehen. 97 9 WRRL und Ökonomie Vorschläge zur Bestimmung der Unverhältnismäßigkeit von Kosten aus verschiedenen EU-Ländern • Frankreich verfolgt u.a. zwei pragmatische Ansätze. (1) In Seine-Normandie wird in einer ersten Vorprüfung das Verhältnis der jährlichen Kosten von Maßnahmen zu bisherigen jährlichen Kosten der Gewässerbewirtschaftung eingeschätzt. Liegen diese mindestens 20% höher, dann wird die Unverhältnismäßigkeit mittels einer Kosten-NutzenAnalyse beurteilt und das Ergebnis mit lokal Betroffenen diskutiert (Laurans 2006). (2) In Artois-Picardie wird vorgeschlagen, den Anteil der durchschnittlichen Wasserrechnung am durchschnittlich verfügbaren Haushaltseinkommen auf kommunaler Ebene zu messen (Courtecuisse 2005). Laut Grenzwerten der OECD und der EU sollte dieser Anteil nicht über 2% liegen. Für die jeweiligen Kommunen bedeutet dies, dass, sobald die mit einem Maßnahmenprogramm verbunden Kosten zu einem Anstieg der Wasserrechnung privater Haushalte oberhalb dieses Grenzwertes führen, von Unverhältnismäßigkeit gesprochen werden kann. • In den Niederlanden wird ein kombinierter Ansatz zur Bestimmung von Unverhältnismäßigkeit vorgeschlagen (Syncera 2005). Dabei werden mit Hilfe volkswirtschaftlicher Kosten-Nutzen-Analysen, zum einen die gesamtwirtschaftlichen Effekte gemessen. Zum anderen werden auf Basis dieser Kosten-Nutzen-Analysen die Belastungen einzelner Akteure und Sektoren ermittelt. Der monetäre Nutzen der Maßnahmen soll dabei mit Hilfe von Zahlungsbereitschaftsanalysen erfasst werden (Marggraf et al. 2005). Schwellenwerte zur Unverhältnismäßigkeit werden dann politisch bestimmt. Über ein vorgeschaltetes Expertenforum könnte die Signifikanz und Quantifizierbarkeit zugrundeliegender Kosten und Nutzen eingeschätzt werden, um aufwendige Kosten-Nutzen-Analysen gezielter nur in Fällen einzusetzen, wo Unverhältnismäßigkeitskonflikte auftreten könnten. Eine erste landesweite Untersuchung hat gezeigt, dass die Zahlungsbereitschaft der niederländischen Haushalte zur Verbesserung des Gewässerzustandes die zur Zeit tatsächlich getätigten Ausgaben um 20% übersteigt (Syncera 2005). 98 • In Großbritannien werden vielfältige Ansätze zur Bestimmung von Unverhältnismäßigkeit erprobt. Es wird beispielsweise ein flexibler Ansatz vorgeschlagen, in dem die Analysetiefe von der Komplexität der Entscheidungssituation abhängt (Rpa 2004). Die Analysen reichen dabei von einfachen Abwägungen bis zur Kosten-Nutzen-Analyse. Die Tiefe hängt unter anderem davon ab, ob eine generelle Einigung unter Betroffenen über Maßnahmeneinsätze besteht, ob die unterschiedlichen Maßnahmen unterschiedliche Auswirkungen auf die Dimensionen des guten ökologischen Zustands haben oder ob etwa signifikante Kosten und Vorteile für Dritte bestehen. Kriterien zur Beurteilung der Unverhältnismäßigkeit können sein: - ein definierter Schwellenwert zwischen gesellschaftlichen Kosten und Nutzen - Kostenverhältnisse zwischen unterschiedlichen Maßnahmen, Sektoren und Flusseinzugsgebieten, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen - das marginale Nutzen-Kostenverhältnis zusätzlich zum bestehenden Maßnahmenpaket aufgenommener Maßnahmen, d.h. sind manche Maßnahmen überproportional teurer als vergleichbare Maßnahmen, die schon durchgeführt wurden - Kostenverteilung unter Sektoren bei Berücksichtigung des Verursacherprinzips und um Quersubventionierung offen zu legen - Gewässerschutzausgaben eines Sektors über einen vergangenen Zeitraum - Bedeutung zusätzlicher Kosten für die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit einer Firma oder eines Sektors einschließlich wirtschaftlicher Folgeeffekte - vereinfachte Tests hinsichtlich der wirtschaftlichen Tragfähigkeit auf Firmen- oder Sektorenebene Aber auch hier wird davon ausgegangen, dass die jeweiligen Schwellenwerte für die Unverhältnismäßigkeit letztendlich politisch entschieden werden. 99 9 WRRL und Ökonomie 9.6.1 Die Ausweisung von erheblich veränderten Wasserkörpern (HMWB) So wie ökonomische Ansätze bei der Begründung unverhältnismäßiger Kosten von Maßnahmen eine Rolle spielen, so können sie auch für die Ausweisung von erheblich veränderten Wasserkörpern (HMWB) eine bedeutende Rolle spielen. Artikel 4 (3) (b) der WRRL besagt, dass Wasserkörper nur als HMWB ausgewiesen werden können, wenn die für einen guten Zustand erforderlichen Maßnahmen eindeutig negative Auswirkungen auf die weitere Umwelt, die Schifffahrt und Freizeitnutzung, die Wasserspeicherung, die Wasserregulierung sowie andere bedeutende nachhaltige Entwicklungstätigkeiten haben oder die Ziele des veränderten Wasserkörpers aufgrund technischer Möglichkeiten oder unverhältnismäßig hoher Kosten nicht über andere Maßnahmen gesichert werden können. Dabei können Vergleiche mit Kosten alternativer Maßnahmen sowie Kosten-Nutzen-Vergleiche zwischen möglichen Maßnahmen zur ökonomischen Begründung einer Ausweisung als HMWB herangezogen werden (Cis 2002). Insbesondere für Grenzfälle und Situationen, die hohe Investitionssummen bedeuten, ist eine komplexere ökonomische Analyse sinnvoll (Cis 2002). 9.6.2 Fragen der Kostenaufteilung zwischen Kommunen und Bund Mit der WRRL ändern sich auch die Anforderungen an die Gewässerunterhaltung, da zusätzlich zu Wasserabfluss und Schiffbarkeit auch die Pflege und Entwicklung von Gewässern sowie die materiellen Umweltziele nach Art. 4 beachtet werden müssen. Eine klare Grenzziehung zwischen Unterhaltung und Ausbau ist dabei eine Vorbedingung für die Überwälzung von Kosten auf die Unterhaltungspflichtigen. Wenn öffentlich-rechtliche Einheiten, wie Kommunen oder Verbände unterhaltungspflichtig sind, dann hat der Bund ihre finanziellen Kapazitäten bei der Umsetzung der WRRL zu berücksichtigen (Reinhardt 2007). Art. 9 der WRRL mit seiner Forderung der Kostendeckung bei Berücksichtigung des Verursacherprinzips steht aber, laut Reinhardt, in einer unklaren Beziehung zum nationalen Abgabenrecht. Nichtsteuerliche Sonderabgaben bedürfen aus Sicht des Bundesverfassungsgerichts der besonderen materiellen Rechtfertigung und einer hinreichenden Konkretisierung des Lenkungszwecks. Abgaben auf Wasserdienstleistungen sind dann anwendbar, wenn eine verlässliche Beziehung zwischen der Verursachung einer Gewässerbelastung und des Abgabentatbestands hergestellt werden kann. Dies ist in der Praxis oft nicht der Fall. Würden die Kosten der hoheitlichen Bewirtschaftungsverantwortung durch die auf Art. 9 gestützten Abgaben vom Staat auf die Bürger verlagert, um die angestrebte Steuerungswirkung zu 100 erzielen, dann erführe die Umsetzung von Art. 9 auch eine rechtsstaatliche und grundrechtliche Dimension (Reinhardt 2007). Dr. Ingo Bräuer Ecologic- Institute for International and European Environmental Policy Pfalzburger Str. 43/44 D - 10717 Berlin Telefon: +49 (0)30-86880-110 E-Mail: [email protected] Internet: www.ecologic.eu 9.7 Ergebnisse aus dem ENMaR Projekt In Ergänzung zu den obenstehenden eher wissenschaftlichen Auslegungen, die den rechtlichen Hintergrund beleuchten, werden im Folgenden einige Hinweise und Empfehlungen aus den ENMaR Aktivitäten aufgelistet: • Die WRRL stellt eine große Herausforderung für alle Beteiligten dar. Viele Maßnahmen werden nötig sein, um den guten Zustand zu erreichen. Allerdings ist die Finanzierung dieser Maßnahmen noch nicht geklärt. Die Gemeinden fürchten, dass sie für die Umsetzung und Finanzierung dieser Maßnahmen verantwortlich gemacht werden. Dazu wäre aber die finanzielle Situation vieler Gemeinden nicht ausreichend. Zur Umsetzung auf lokaler Ebene bedarf es der finanziellen Unterstützung von regionalen oder nationalen Behörden oder Regierungen, bzw. von der Europäischen Union. • Dennoch gibt es für die Gemeinden Möglichkeiten, sich an der Umsetzung der WRRL Maßnahmen zu beteiligen (s. Kap. 10). Bereits in früheren Programmperioden wurde deutlich, dass Maßnahmen zur ländlichen Entwicklung sich positiv auf Wasserkörper auswirken können. 101 9 WRRL und Ökonomie • Finanzierungsmöglichkeiten in anderen Fachbereichen sollten genutzt werden, wie z.B. zur Entwicklung des ländlichen Raums. Maßnahmen, die im Rahmen der 2. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) durchgeführt werrden, könnten der WRRL dienen. Maßnahmen sollten zur Reduzierung der Umweltkosten und damit auch der Wasserpreise beitragen. • Ansätze wie das Verursacherprinzip, Zahlungsfähigkeit, Kosten-NutzenAnalyse, unverhältnismäßige Kosten, etc. sollten Beachtung finden. Die Einführung dieser wirtschaftlichen Instrumente sollte durch allgemeine Informationen und den Dialog mit den Wassernutzern erleichtert werden. • Die Umsetzung des Verursacherprinzips erfordert strengere Kontrollen im Hinblick auf diffuse Einträge und vor allem bezüglich der Wasserentnahme wegen der negativen Auswirkungen auf die Wasserqualität, bzw. der steigenden Dürregefahr. • Die Menschen sollten die Ressource Wasser mehr wertschätzen; der Verbrauch von Wasser kann nicht kostenlos sein. • Wasserpreispolitik könnte ein wirksames ökonomisches Instrument zur Förderung einer effizienten und nachhaltigen Wassernutzung durch die unterschiedlichen Verbraucher sein. Aber Gebühren für Wasserentnahme, Abwasserbehandlung, etc. sollten zweckgebunden verwendet werden. Darüber hinaus könnten wirtschaftliche Anreize besser funktionieren als steigende Kosten. • Die Kosten für Wassernutzungen und Gewässerschutz sollten der Zahlungsbereitschaft der Nutzer entsprechen. Ein Gleichgewicht zwischen Gewässerschutz und den menschlichen Bedürfnissen ist notwendig, ohne dabei die soziale und wirtschaftliche Entwicklung einer Region zu gefährden. • Wasserressourcen und die angrenzenden Bereiche sollten ganzheitlich betrachtet werden. Maßnahmen mit multifunktionalem Nutzen sollten höchste Priorität haben, z.B. WRRL und FFH. 102 Quellen Bräuer I. & Neubert K. 2007: Kostenabschätzung. In Klauer et al. (2007a). (In Vorbereitung). Cis 2002: Leitfaden zur Identifizierung und Ausweisung von erheblich veränderten und künstlichen Wasserkörpern. CIS-Arbeitsgruppe 2.2, Kopenhagen 2002. elise. bafg.de/servlet/is/2745/HMWB-deutsch.pdf?command=downloadContent&filena me=HMWB-deutsch.pdf Courtecuisse A. 2005: Water Prices and Households’ Available Income: Key Indicators for the Assessment of Potential Disproportionate Costs - Illustration from the Artois-Picardie Basin (France). Presentation from the International Work Session on Water Statistics, Wien, 20.-22. June 2005 Fries S. & Nafo I. I. 2006: Das Kostendeckungsprinzip - und die unbeantwortete Frage nach der richtigen Methodik, KA ABWASSER ABFALL, 2006 Görlach B. & Interwies E. 2004: Die Ermittlung von Umwelt- und Ressourcenkosten nach der Wasserrahmenrichtlinie: die Situation in Deutschland. On behalf of: Umweltbundesamt (UBA-FB 000563). Berlin, 2004. Haakh F. 2006: Die WRRL aus Sicht der Wasserversorgung. In Rumm, P., von Keitz, S. und Schmalholz, M. (Hrsg.) Handbuch der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Inhalte, Neuerungen und Anregungen für die nationale Umsetzung. 2. Aufl. Erich Schmidt Verlag, p. 425-443, Berlin, 2004 Interwies E., Kraemer R. A., Kranz N., Görlach B., Dworak T., Borchardt D., Richter S. & Willecke J. 2004: Grundlagen für die Auswahl der kosteneffizientesten Maßnahmenkombinationen zur Aufnahme in das Maßnahmenprogramm nach Artikel 11 der Wasserrahmenrichtlinie. Texte 02/04. Umweltbundesamt Klauer B., Petry D. & Rode M. 2006: Entscheidungshilfen für ein integriertes Flussge bietsmanagement - Konfliktbewertung und Lösungsansätze am Beispiel der Weißen Elster. Endbericht des F+E-Vorhabens im Rahmen der BMBF-Ausschreibung “Flusseinzugsgebietsmanagement” im Förderprogramm “Forschung für die Umwelt”, Leipzig Klauer B., Petry D. & Rode M. (Hrsg.) 2007a: Flussgebietsmanagement nach EG-Wasserrahmenrichtlinie. Metropolis-Verlag, Marburg (in Vorbereitung) 103 9 WRRL und Ökonomie Klauer B., Mewes M., Sigel K., Unnerstall H., Görlach B., Bräuer I., Holländer R. & Pielen B. 2007b: Verhältnismäßigkeit der Maßnahmenkosten im Sinne der EG-Wasserrahmenrichtlinie - komplementäre Kriterien zur Kosten-Nutzen-Analyse. Abschlussbericht des Forschungsvorhabens Nr. AR 1.05 im Auftrag der Bund-/Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA), 15. März 2007, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig, 99 S. Laurans Y. 2006: Implementing cost-effectiveness analysis: Perspectives based on recent French pilot studies. Vortrag auf der Messe Wasser Berlin, 5. April 2006 Marggraf R., Bräuer I., Fischer A., Menzel M., Stratmann U. & Suhr A. 2005: Ökonomische Bewertung bei umweltrelevanten Entscheidungen - Einsatzmöglichkeiten von Zahlungsbereitschaftsanalysen in Politik und Verwaltung, Marburg. Michel B., Schaubruch W. & Wöbbeking K. H. 2004: Betrieblicher Kennzahlenvergleich in der öffentlichen Wasserversorgung und kommunalen Abwasserentsorgung in Hessen Muf 2005: Wirtschaftliche Analyse der Wassernutzungen. Zusammenfassender Bericht zur Umsetzung der Anforderungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG) in Rheinland-Pfalz. Ministerium für Umwelt und Forsten, Rheinland-Pfalz Petry D., Klauer B., Schiller J. & Bräuer I. 2006: Konzept zur Entscheidungsfindung bei der Aufstellung eines Maßnahmenprogramms. In Klauer B., Petry D. & Rode M. (Hrsg.) 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Natur und Recht 2006 (Heft 12), 700-744 Rogers P., de Silva R., Bhatia R. 2002: Water is an economic good: How to use prices to promote equity, efficiency, and sustainability. Water Policy 4 (2002) Rpa (Risk & Policy Analysts Limited) 2004: CEA and Developing a Methodology for Assessing Disproportionate Costs. Final Report for Department for Environment, Food and Rural Affairs (Defra), Welsh Assembly Government (WAG), Scottish Executive (SE) and Department of the Environment in Northern Ireland (DOENI), Norfolk Syncera 2005: Verkenning argumentatielijnen fasering en doelverlaging (derogaties) Kaderrichtlijn Water. Bericht im Auftrag des Rijksinstituut voor Integraal Zoetwaterbeheer en Afvalwaterbehandeling. Arnheim: Syncera Unnerstall H. 2005: Verursachergerechte Kostendeckung für Wasserdienstleistungen - Die Anforderungen des Art. 9 WRRL und ihre Umsetzung. UfZ-Diskussionspapiere, Department Umwelt- und Planungsrecht, 6/2005 Wateco 2003: Guidance Docuent No 1, Economics and the Environment - The Implementation Challenge of the Water Framework Directive, Luxembourg 2003 105 10 Praktische Beispiele 10 Praktische Beispiele Bei den regionalen Workshops wurde oft der Wunsch nach praktischen Beispielen geäußert. Die Bereitstellung von zielgruppenorientierten Informationen ist ein wichtiger Bestandteil der die Verbesserung des Wasserzustands fördert und einen Beitrag zur regionalen Entwicklung in Europa leistet. Deshalb war es eine der wichtigsten Aufgaben des ENMaR Projekts, nach praktischen Beispielen zum Thema Wasserwirtschaft im weitesten Sinne zu suchen. Die WRRL fordert die Entwicklung von Maßnahmen zur Erreichung des guten Zustands in den meisten Gewässern Europas bis 2015. Mit guten Praxisbeispielen stellt dieses Handbuch eine Hilfe zum Erreichen dieses Ziels dar. Dieses Handbuch enthält 60 Praxisbeispiele, ausgewählt aus vielen guten Initiativen in den ENMaR Regionen. Diese Beispiele wurden bereits oder werden aktuell umgesetzt oder sind in Planung. Sie können zur Erreichung der Ziele der WRRL beitragen. Obwohl es viele gute aktuelle bzw. geplante Beispiele gibt, wurden pro Thema nur jeweils zwei Praxisbeispiele aus jeder Region ausgewählt. Sie sind relevant für die ENMaR Themen und wurden nach diesen gegliedert, obwohl viele von ihnen mehr als einen Bereich ansprechen. Zusätzlich zu den Themen Wasserwirtschaft, Raumordnung, Tourismus sowie Land- und Forstwirtschaft wurde das Thema Akteursbeteiligung mit einbezogen, da es im Kontext der WRRL als unverzichtbar angesehen wird. In den folgenden Kapiteln wird jedes Beispiel kurz erläutert und es werden Hinweise gegeben, wo genauere Informationen zu finden sind, außerdem sind Kontaktdaten angegeben. Die Fallbeispiele umfassen: • Aktivitäten (z.B. Badetage, Säuberung von Uferrandstreifen usw.) • Maßnahmen (z.B. das Verlegen eines Deichs, der Bau eines Umgehungsgerinnes, Aufforstung usw.) • Instrumente (z.B. Gesetze, Planungsinstrumente, Trinkwasserverordnung usw.) 106 Die Fallbeispiele wurden aus den ENMaR Einzugsgebieten Emån, Gauja, Mersey, Miño und Weser ausgewählt. Die Hauptkriterien für die Auswahl der Fallbeispiele waren: • die Bedeutung für ein oder besser mehrere ENMaR Themen • das Maß an Öffentlichkeitsbeteiligung • die europaweite Übertragbarkeit • die Verfügbarkeit von Informationen zu Kosten und Finanzierungsoptionen Im Kapitel zur Akteursbeteiligung konzentrieren sich die Beispiele auf Information, Organisation, Kooperation und der Förderung von Beteiligung. Die Fallbeispiele zur Raumplanung lassen sich in Pläne bzw. Strategien und Ansätze bzw. Instrumente eingeteilen. Beim Thema Wasserwirtschaft gibt es Beispiele zur Wasserqualität (Oberflächen- und Grundwasser), Wasserquantität, Trinkwasserversorgung, Abwasserbehandlung, Hochwasserschutz und Renaturierung und Gewässerunterhaltung. Die Beispiele zur Landwirtschaft betreffen diffuse Einträge, Wasserverbrauch, Punktquellen, Schutz von Lebensräumen sowie landwirtschaftliche Praktiken. Ähnliche Aspekte werden im Forstwirtschaftskapitel angesprochen: diffuse Einträge, angepasste Forstmethoden und Schutz von Lebensräumen. Schließlich beschäftigen sich die Fallbeispiele zu Tourismus mit Infrastrukturentwicklung sowie weichen Maßnahmen. Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die ausgewählten Praxisbeispiele. 107 10 Praktische Beispiele Raumordnung Akteursbeteiligung 108 SE Emån Wasserpreis 112 x SE Gewässergruppe 114 x LV Sensibilisierung und Qualifizierung der Einwohner der Stadt Cēsis für integriertes 116 Ressourcenmanagement LV „Lebendige Gewässer“ Kampagne zum Schutz der Fischressourcen Identifizierung der Akteure bei der UK Öffentlichkeitsbeteiligung im Ribble Pilotflussgebiet Raumbezug Wasserwirtschaft Raumordnung Landwirtschaft Forstwirtschaft Tourismus Akteursbeteiligung Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national Seite Praxisbeispiel Land Thema weitere abge- Katedeckte Bereiche gorie x x x x x 118 x x x x x x x x x x x x 120 x x x x x UK Aktionen zum Entfernen von Springkraut 123 x entlang von Gewässern ES Proyecto Rios (Das Flussprojekt) 126 x ES Zentrum für Umweltbildung „As Corcerizas“ 129 x x x x x x x D Konzept für einen außerschulischen Lernstandort „Essen (Oldb) - Kulturlandschaft 132 am Wasser“ D „Gute Güte“ 135 x x x x x SE Strategie zum Umgang mit Niederschlagswasser im Emån Einzugsgebiet 138 x x x x SE Entwicklung des Vetlanda Raumplans 141 x x x LV Naturschutzplanungen der Stadt Cēsis 144 x x x x x x x x LV Ausweisung von Gewässerrandstreifen in 147 x x x x der Stadt Valmiera UK Strategische Einschätzung des Hochwas150 x x serrisikos in der Stadt Salford x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Wasserwirtschaft Raumordnung UK Entwicklungsplan für den Fluss Mersey Raumbezug Wasserwirtschaft Raumordnung Landwirtschaft Forstwirtschaft Tourismus Akteursbeteiligung Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national Seite Praxisbeispiel Land Thema weitere abge- Katedeckte Bereiche gorie 153 x x x x x ES Biosphärenreservat ‘Terras do Miño‘ (FFH156 x x x x Schutzgebiet Parga-Ladra-Támoga) x x ES Geographisches Informationssystem in Guitiriz 159 x x x x x D Kompensationsmaßnahmen zur Renatu162 x x rierung der Else x D Gewässerentwicklungsplan “Mittlere Leine” 165 x x SE Biotopsanierung 168 x x x SE Umgehungsgerinne 170 x x x LV Wasserdienstleistung in der Stadt Cēsis 172 x LV Lebensraum- und Artenschutz im Rāzna Naturpark (LIFE - Projekt) 174 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x UK Broadfield Teich 176 x Projekt zur Regenerierung und SauUK erstoffanreicherung des Manchester Schiffskanals 178 x x x x ES Die Santoña Feuchtgebiete 180 x x x ES GIS Tool zur Ermittlung von Punktquellen 182 x x x D Generalentwässerungsplan für Oldenburg 184 x x D Verlegung eines Deichs am Fluss Aper Tief 186 x x x SE Bewässerungsverband 188 x x x SE Nährstoffe im Fokus 190 x x x x LV Rückgewinnung von Auwiesen 192 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 109 10 Praktische Beispiele LV Biohof “Lielkrūzes“ Landwirtschaft Forstwirtschaft Wasserwirtschaft Raumordnung Landwirtschaft Forstwirtschaft Tourismus Akteursbeteiligung Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national Raumbezug 196 x x x x 198 x x x x UK Schutz des Yarrow und seiner Nebenflüs200 x se durch Viehzäune und Uferrandstreifen x x x ES Programm zum nachhaltigen Einsatz von 203 x Düngemitteln x x x ES Erlass zur landwirtschaftlichen Nutzung vom Klärschlamm 205 x x x D Freiwillige Vereinbarungen und Kooperationen 208 x x D Ökologische Landwirtschaft 211 x x x SE Forstmaßnahmen entlang von Gewässern - Verbesserung und Schaffung von Gewässrerandstreifen 214 x x x x SE Forstmaßnahmen entlang von Gewässern - Gewässerquerungen 217 x x x x LV Einschränkungen in Schutzzonen entlang von Gewässern bezüglich Forstwirtschaft 219 x (Schutzzonengesetz) x x x LV Untersuchung der Auswirkungen intensiver Forstwirtschaft auf die wasserregulierenden Eigenschaften von Wäldern x x x Uk SCaMP: Nachhaltiges Bewirtschaftungsprogramm für Einzugsgebiete (Sustainab- 223 x x x x le Catchment Management Programme) UK Stop Every Drop (Stoppt jeden Tropfen) 110 Seite Praxisbeispiel Land Thema weitere abge- Katedeckte Bereiche gorie 221 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Tourismus /Naherholung Forstwirtschaft UK Newlands - Neue Umgebung durch Wälder ES Raumbezug Wasserwirtschaft Raumordnung Landwirtschaft Forstwirtschaft Tourismus Akteursbeteiligung Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national Seite Praxisbeispiel Land Thema weitere abge- Katedeckte Bereiche gorie 226 x x x x x x ASEFOGA (Asociación sectorial forestal de Galicia) - Verband des Forstwirtschafts228 x sektors x x x x ES Programm zur regionalen Waldzertifizie230 x rung (PEFC) x x x x D Wiederaufforstung 232 x x x x x x x x x x D SILVAQUA 234 x x x SE Netzwerk von Sportangelunternehmern 236 x x SE Öko-Museum im Emån Einzugsgebiet 238 x x x LV Entwicklung touristischer Infrastruktur im Gaujatal 241 x x LV Engure See Naturpark: Tourismusentwicklungsplan 244 UK ICREW - Verbesserung von Küsten- und Freizeitgewässern x x x x x x x x x x x x x x x x x x 246 x x x x UK Mersey Waterfront Regionalpark 249 x x x x x ES Thermalbad in Guitiriz 253 x x x x ES Camino del Miño (Miñoweg) 255 x D Olantis 258 x x D Umweltverträgliches Kanufahren auf der 261 x Hunte x x x x x x x x x x x x x x x 111 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Emån Wasserpreis Schweden, Region: Emån Einzugsgebiet Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1999 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Emåförbundet möchte mehr Aufmerksamkeit auf wasserrelevante Themen lenken und guten Maßnahmen Anerkennung zollen. Ziele Der Preis soll das öffentliche Interesse am Thema Wasser fördern. Dazu werden jedes Jahr gute Beispiele präsentiert und prämiert. Der Preis wird an einzelne Personen, Organisationen, Firmen usw. verliehen, die eine gute wasserbezogene Maßnahme durchgeführt haben. Akteure Die ursprüngliche Idee kam von Emåförbundet. Ein von Emåförbundet zusammengestelltes Komitee entscheidet, an wen der Preis vergeben wird. Die Öffentlichkeit und Interessenvertreter innerhalb des Emån Einzugsgebiets können geeignete Projekte nominieren. Durchführung Die Idee wird dem Komitee und den Mitgliedern von Emåförbundet, sowie den lokalen Medien vorgestellt. Der Wasserpreis 112 Finanzierung Die Initiative verursacht, außer für einige Treffen, keine Kosten. Der Preis, eine handgefertigte Kristallskulptur in Form eines Wassertropfens, wird von einem ansässigen Handwerker hergestellt. Herausforderungen Es gibt Probleme, jedes Jahr geeignete Preisträger zu finden. Nutzen Diese Initiative wird hoffentlich dazu beitragen, das öffentliche Interesse an Themen wie der Verbesserung der Wasserqualität zu erhöhen. Außerdem sollen Informationen über das Emån Einzugsgebiet verbreitet werden. Der Wasserpreis wird dem Gewinner von 2007 überreicht. Kontakt Bo Troedsson Emåförbundet P. O. Box 237 SE - 57423 Vetlanda Telefon: +46 (0)383-973-05 E-Mail: [email protected] Internet: www.eman.se 113 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Gewässergruppe Schweden, Region: Emån Einzugsgebiet, Ort: Fuseån Einzugsgebiet Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Dezember 2005 bis: August 2007 Dauer: 21 Monate Hintergrund Emåförbundet möchte die WRRL mit Hilfe von Information, Inspiration und Maßnahmen umsetzen. Die Öffentlichkeitsbeteiligung wird bei der Umsetzung der WRRL ein wesentlicher Baustein sein. Emåförbundet ist davon überzeugt, dass die Beteiligung der einzige Weg ist, um bei den Grundbesitzern Akzeptanz und Interesse an der WRRL zu wecken. Ziele Das Hauptanliegen der Initiative ist es, die Mitglieder der Gewässergruppen über die WRRL und ihre Beziehungen zur Land- und Forstwirtschaft zu informieren. Die Grundbesitzer sollen mehr über ihr eigenes Einzugsgebiet bezüglich Wasserqualität und Biologie lernen. Sie sollen verstehen, wie Gewässer durch unterschiedliche Landnutzungen beeinflusst werden. Treffen mit den Gewässergruppen sowohl drinnen als auch draußen (am Gewässer) sollen ein Ein Treffen einer Gewässergruppe im März 2006 besseres Verständnis für Wasserqualität, Bachökosys teme und Einflüsse durch Land- und Forstwirtschaft vermitteln. Dieses „neue“ Wissen kann dann mit den Zielen und Absichten der WRRL auf lokaler Ebene in Beziehung gesetzt werden. Der nächste Schritt ist, die Gewässergruppen zu ermutigen, einen Maßnahmenkatalog aufzustellen und umzusetzen, der negative Einflüsse der Land- und Forstwirtschaft auf die Wasserqualität des Flusses verhindern bzw. einschränken soll. Gute Beispiele für Maßnahmen werden auf Exkursionen in andere Flusseinzugsgebiete aufgezeigt. Außerdem bietet Emåförbundet Unterstützung bei der Beantragung verschiedener staatlicher Fördermittel. Emåförbundet hofft, dass einige oder vielleicht auch alle Maßnahmen umgesetzt werden. 114 Akteure Im Dezember 2005 wurden 65 Grundbesitzer, deren Anwesen an den Fluss angrenzen, kontaktiert und zu einem Seminar eingeladen. Von diesen 65 Grundbesitzern nahmen 20 am Seminar teil und 14 wurden letztendlich Mitglieder der Gewässergruppe. Durchführung Es begann mit einem Seminar mit dem Titel „Wasserrahmenrichtlinie und Landnutzung“, zu dem alle Grundbesitzer mit am Fluss angrenzendem Land und weitere Interessenvertreter eingeladen wurden. Finanzierung Die absoluten Kosten sind nicht exakt darzustellen. Emåförbundet trägt nur einen Teil der Kosten, die sich für das Jahr 2006 auf 11 500 Euro beliefen, 6 500 Euro für Personal und 5 000 Euro für Verwaltung, Seminare und Reisekosten. Emåförbundet wird auch im folgenden Jahr einen ähnlich hohen Beitrag leisten. Herausforderungen Die häufigsten Probleme sind: • das Interesse der Leute zu wecken und sie zur Mitarbeit zu bewegen • die Gruppe intakt zu halten • Treffen zu organisieren (meist fanden sie in den Abendstunden statt, da viele Mitglieder Landwirte sind und nur sehr wenig Zeit haben) • die Gruppe nach Projektende „am Leben“ zu erhalten Exkursion im September 2006 Nutzen Die Initiative wird die Bedeutung verschiedener Aspekte von Wasserqualität betonen und diesen eine hohe Priorität im Rahmen nachhaltiger regionaler Entwicklung einräumen. Kontakt Thomas Nydén Emåförbundet P. O. Box 237 SE - 57423 Vetlanda Telefon: +46 (0)383-973-40 E-Mail: [email protected] Internet: www.eman.se 115 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Sensibilisierung und Qualifizierung der Einwohner der Stadt Cēsis für integriertes Ressourcenmanagement Lettland, Region: Gauja Einzugsgebiet, Ort: Stadt Cēsis Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Mai 2005 bis: September 2005 Dauer: 4 Monate Hintergrund Es ist sehr wichtig die Einwohner einer Gemeinde in lokale Umweltaktivitäten einzubeziehen. Jedoch ist zu beobachten, dass es schwierig ist die breite Öffentlichkeit auf Grund fehlender Motivation und Passivität zu erreichen. Ziel des Projektes ist es, die Einwohner der Stadt Cēsis stärker einzubinden. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Sensibilisierung für Umweltthemen und die Durchführung von gemeinsamen Aktionen und Projekten. Die Initiative zeigte, dass die Durchführung von aktiven Umweltmaßnahmen manchmal alltagsbezogener ist als die Organisation einer spektakulären Kampagne. Ziele Die Initiative sollte ein größeres Verständnis für wichtige gesetzliche Anforderungen vermitteln und die praktische Beteiligung von lokalen Interessenvertretern wie z.B. Anwohnern, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NRO) innerhalb der Gemeinde fördern. Der vorgeschlagene Ansatz wurde in Cēsis getestet. Akteure Die NRO „Baltijas Vides Forums“ (Baltisches Umweltforum, Lettland) übernahm die Leitung des Projektes und arbeitete eng mit der Stadt Cēsis zusammen. Durchführung Das Projekt vereinte zwei unterschiedliche Aspekte: Sensibilisierung und die Einbindung der Einwohner bei der Umsetzung von Projekten vor Ort. Broschüren und Faltblätter wurden an die Einwohner der Stadt verteilt und sollten für bestimmte Themen sensibilisieren. Sie waren leicht verständlich gestaltet, erklärten einige gesetzliche Vorschriften, gaben praktische Ratschläge und enthielten Kontaktdaten. Dies wurde durch Informationsveranstaltungen für die Einwohner 116 ergänzt. Dort wurde der Öffentlichkeit die Möglichkeit geboten, sich zu beteiligen, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Die praktische Beteiligung bestand aus einer gemeinsamen Untersuchung von Quellen für Verunreinigung in der Stadt Cēsis, einer Diskussion über mögliche Optionen zur Beseitigung der Verunreinigungen und gemeinsamen Arbeitsaktionen an einem Bach (Pirtsupīte) in Cēsis. Einwohner und Angestellte der Gemeinde räumten die Ufer von umgestürzten Bäumen frei, vernichteten Riesen-Bärenklau (eine Pflanze, die ernste Verbrennungen verursachen kann) und sammelten Müll. Finanzierung Die Gesamtkosten beliefen sich auf 8 900 Euro. Das Projekt wurde von der Botschaft der Niederlande im Rahmen des MATRA Programms finanziert. Herausforderungen Der schwierigste Schritt bei der Umsetzung des Projektes war die Einwohner zu motivieren, an den Aktionen teilzunehmen. Eine große Anzahl an Einladungen wurde verschickt, die Reaktion darauf war jedoch sehr gering. Dennoch schaffen die Aktionen dieses Projekts eine Basis für einen fortlaufenden Prozess in Richtung einer erhöhten öffentlichen Beteiligung in der Stadt Cēsis. Die Teilnehmer sind die Vorreiter und ihre Erfahrungen können genutzt werden, um die öffentliche Beteiligung in der Stadt fortzuführen und auszubauen. Gemeinsame Aufräumaktion am Bach Pirtsupīte Nutzen Durch Methoden zur Sensibilisierung und Qualifizierung innerhalb der Gemeinde Cēsis konnten wertvolle Erfahrungen gewonnen werden. Die Stadt Cēsis organisierte einen Erfahrungsaustausch mit anderen Gemeinden, um von den gemachten Erfahrungen zu berichten. Der Aufbau eines Netzwerkes zwischen den Gemeinden könnte den regionalen Austausch über Erfahrungen im Bereich der Öffentlichkeitsbeteiligung und der Umsetzung von praktischen Maßnahmen unterstützen. Kontakt Ingrida Bremere Baltijas Vides Forums Peldu Street 26/28 LV - 1050 Riga Telefon: +371-7211198 E-Mail: [email protected] Internet: www.bef.lv 117 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung „Lebendige Gewässer“ Kampagne zum Schutz der Fischressourcen Lettland Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2001 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Das Projekt wurde ins Leben gerufen, weil Angler einen Rückgang des Fischbestandes in den Flüssen und Seen Lettlands bemerkten. Die Hauptursache dafür war die Ausbeutung der Fischressourcen in Verbindung mit illegalem Fischfang (besonders während der Laichzeit). Die Angler befürchteten eine Einschränkung in ihrem Sport und entschlossen sich, die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam zu machen. Ziele Das Ziel des Projektes ist der Schutz der in Lettland heimischen Fischarten, insbesondere von wandernden und laichenden Arten. Dabei stellt der Ausbau eines langfristigen flexiblen Kooperationsmechanismus zwischen staatlichen Behörden, Umweltinstitutionen, Gemeinden und Anglervereinen ein wichtiges Anliegen dar, um die Fischarten Lettlands zu schützen. Außerdem soll die Kampagne das öffentliche Bewusstsein für die Thematik erhöhen. Akteure Die Lettische Anglergesellschaft hat sich nicht nur dem Angelsport verschrieben, sondern engagiert sich auch sehr stark für den Naturschutz. Die Kampagne „Lebendige Gewässer“ ist der Nachfolger der Kampagne „Schütze den Lachs!“ die sich zum Ziel gesetzt hatte, Wildlachs und verwandte Fischarten vor allem in der Laichzeit im Herbst zu schützen. Beide Kampagnen wurden durch folgende Institutionen unterstützt: Das Umweltministerium (der Minister ist der Schirmherr der Kampagne), die Staatspolizei, die Behörde für Meer- und Binnengewässer des staatlichen Umweltdienstes, Küstenwachen und Anwohner. 118 Durchführung 2006 wurden mit Hilfe von Stichprobenkontrollen die Fischfangaktivitäten an Flüssen und Seen im ganzen Land kontrolliert. Es wurden spezielle Einheiten („Mobile Teams“) zusammengestellt, die sich aus Mitgliedern der lettischen Anglergesellschaft zusammensetzen. Diese Einheiten erhielten den Status „Autorisiertes Personal des Staatlichen Umweltservice“. In diesem Jahr wurden 800 Stichproben durchgeführt, wobei mehr als 800 km illegaler Fischfangnetze konfisziert und über 1 000 Wilderer bestraft wurden. Um die Motivation zu steigern, konnte das beste „Mobile Team“ ein Boot gewinnen. Um die Öffentlichkeit über die Ausbeutung der Fischressourcen durch Wilderei zu informieren, wurden Informationssendungen im Fernsehen und Radio übertragen. Außerdem unterstützten viele Stars, Politiker und Geschäftsleute die Kampagne. Finanzierung Die Lettische Anglergesellschaft verwaltet die Finanzen der Kampagne, die von vielen Organisationen unterstützt wird. Unter anderem bekam die Kampagne einen Zuschuss vom lettischen Umweltschutzfonds (etwa 50 000 Euro im Jahr 2007). Der größte Erfolg der Kampagne ist jedoch die freiwillige Arbeit, die von sehr vielen Interessierten geleistet wird. Herausforderungen Einer der problematischsten Punkte sind die Schwächen in der nationalen Gesetzgebung. Die aktuellen Strafen für illegalen Fischfang wirken nicht abschreckend genug. Bisher waren Gemeinden und Polizei bei der Strafverfolgung und dem Management der Fischressourcen zu passiv. Lettische Gemeinden sind vergleichsweise klein und ihre Möglichkeiten sind sehr eingeschränkt. Dies kann leicht zu schlechtem Gewässermanagement führen. Nutzen Die Kampagne konzentriert sich auf die sozialen und ökologischen Komponenten der nachhaltigen regionalen Entwicklung. Sie ermutigt die Anwohner, Schutzmaßnahmen für Fischarten zu ergreifen. Kontakt Alvis Birkovs Latvian Anglers Association Stabu 33-25 LV - 1011 Riga Telefon: +371- 67316943 E-Mail: [email protected] 119 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Identifizierung der Akteure bei der Öffentlichkeitsbeteiligung im Ribble Pilotflussgebiet Nordwest England, Region: Ribble Einzugsgebiet Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Juni 2003 bis: Februar 2004 Dauer: 8 Monate Hintergrund Als das Ribble Pilotprojekt vorschlug, die Öffentlichkeitsbeteiligung auszuprobieren, erkannte die Mersey Basin Campaign die Notwendigkeit, die verschiedenen Akteure/Interessenvertreter im Ribble Einzugsgebiet zu identifizieren und erklärte sich bereit, diese Arbeit auszuführen. Die Vorgehensweise zur Erfassung der Akteure basierte auf einer Methode, die Caroline Riley von United Utilities entwickelt hat. Caroline Riley ist von United Utilities zur Mersey Basin Campaign entsandt worden. Die Methode wurde speziell an die Anforderungen der WRRL und des Ribble Einzugsgebietes angepasst, die Grundprinzipien können allerdings leicht auf andere Orte angewandt werden. Ziele • Identifizierung von relevanten Akteuren • Kategorisierung der Akteure hinsichtlich bestimmter Kriterien wie Ort, Interesse und Bereitschaft sich zu beteiligen • Nutzung der Daten, um geeignete Akteure für Workshops auszuwählen Akteure Mersey Basin Campaign, United Utilities, Umweltamt (Environment Agency) Durchführung 1. Kategorisierung und Subkategorisierung der Akteure 120 2. Innerhalb jeder Organisation musste eine Kontaktperson gefunden werden. Einige Akteure nannten weitere Kontakte, so dass diese mit aufgenommen und die Liste erweitert werden konnte. 3. Ein Fragebogen, ein erklärendes Anschreiben und eine Informationsbroschüre wurden an die identifizierten Kontaktpersonen versandt. Mit Hilfe des Fragebogens sollten von dem jeweiligen Akteur Informationen zum geographischen Interessengebiete, zur Gruppengröße, zu den Interessen, zur erwünschten Beteiligungsintensität und zur bevorzugten Kommunikationsmethode eingeholt werden. 4. Eine Datenbank zur Erfassung der Akteure wurde erstellt und weiterentwickelt. Um die Dateneingabe zu erleichtern, wurden Eingabemasken entwickelt, die den Fragebogen widerspiegeln. 5. Die Ergebnisse wurden analysiert. 35% der versandten Fragebögen wurden zurückgeschickt. Regierung NROs Partnerschaftsorganisationen Bürgergruppen Industrieverbände Unternehmen x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Nummer Faktor Wasserpreis Beteiligung Fluss Ribble Fluss Hodder Seen/Stauseen Küstengewässer Gruppe der Akteure Umweltamt DTI kommunale Verwaltung Wildlife Trusts NFU E. Lancs P‘ship Küstenforum Angelvereine Bootsvereine CBI CIA ICI BAe Gebiet ländliche Wirtschaft Art der Akteure Interessen National Regional Lokal diffuse Einträge Klimawandel Hochwasser Landschaft Schutzgebiete Bodenqualität Regeneration Kulturerbe Raumbezug 8000 15000 12000 59 13790 250 78 28000 450 480 148 800 5000 Auszug aus der Datenbank 121 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Finanzierung Die Kosten waren minimal. Es wurde lediglich das Porto für 400 Briefe benötigt. Darüberhinaus fielen Personalkosten für eine Arbeitskraft an, die die Akteure in die Datenbank aufnahm. United Utilities hat die Kosten getragen. Herausforderungen Dem Fragebogen wurde eine Vertraulichkeitsklausel hinzugefügt, um sicherzugehen, dass die Kontakte der Mersey Basin Campaign damit einverstanden waren, wenn ihre Angaben an das Umweltamt weitergegeben würden. Dies geschah im Rahmen des Datenschutzgesetzes. Die CIS Leitlinie zur Öffentlichkeitsbeteiligung wurde bei der Entwicklung der Methode berücksichtigt und viele der dort gemachten Empfehlungen wurden befolgt. Zum Beispiel wurde der unterschiedliche Grad des Interesses aufgenommen, indem die Akteure angeben konnten, ob sie aktiv beteiligt, konsultiert oder nur informiert werden möchten. Nutzen Die WRRL soll mit Hilfe des Bewirtschaftungsplans, der die Belange der verschiedenen Akteure berücksichtigt, zu einer Verbesserung der Gewässer in der Region führen. Diese Akteure zu identifizieren ist der erste Schritt, um sie mit einzubeziehen. Kontakt Caroline Riley Mersey Basin Campaign Fourways House, 57 Hilton Street UK - Manchester, M1 2EJ 122 Telefon: +44 (0)161-2428206 E-Mail: [email protected] Internet: www.merseybasin.org.uk Aktionen zum Entfernen von Springkraut entlang von Gewässern England, Region: Lancashire Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Mai 2006 bis: Juli 2006 Dauer: 2 Monate Hintergrund Die eigentliche Motivation für das Projekt war 2005 die Ufer des Flusses Yarrow vom Drüsigen Springkraut (auch bekannt als Indisches Springkraut, Impatiens glandulifera) zu befreien und diese Aktion jedes Jahr zu wiederholen, um heimischen Pflanzen eine Chance zu geben, sich zu verbreiten. Nachdem man herausgefunden hatte, dass es nahezu unmöglich ist, das Springkraut vollständig zu beseitigen, wurde es umso wichtiger das Bewusstsein der Menschen für dieses Thema zu schärfen. Dies ist der Hauptgrund für die Organisation von Aktionen zum Entfernen von Springkraut im gesamten Einzugsgebiet. Anwohner sollen vor Ort die Probleme sehen und indem sie aktiv bei der Beseitigung des Springkrauts helfen, bekommen sie das Gefühl, etwas zu bewegen. Ziele • Das Springkraut soll jedes Jahr an den selben Stellen entfernt werden, dabei soll beobachtet werden, ob das jährliche Entfernen eine Wirkung zeigt. • Es soll über diese Pflanze und warum sie eine Gefahr für Lebensräume und einheimische Pflanzen darstellt informiert werden. • Die Leute sollen überzeugt werden, den Schleudermechanismus der Samenhülsen nicht mehr auszulösen, sondern stattdessen die ganze Pflanze herauszureißen. Jede Pflanze kann immerhin hunderte von Samen verbreiten, die bis zu zwei Jahre lang im Ruhezustand überstehen. Schüler der Cuerden Church School 123 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Akteure Die Mersey Basin Campaign mit ihren lokalen Büros (Action Darwen, Action Yarrow) koordinierte die Aktionen mit den Stadträten von Chorley und South Ribble und dem Landespfleger des Bezirksrates von West Lancashire. Freiwillige Durchführung 2006 wurden die gleichen Bereiche angegangen wie 2005, außerdem kam ein neuer Bereich hinzu. Insgesamt fanden 12 Aktionen zum Entfernen von Springkraut innerhalb von 2 Monaten statt. An den Aktionen nahmen fast 200 Freiwillige teil. Die Stadträte von Chorley, South Ribble und der Bezirksrat von West Lancashire nahmen Verbindung mit lokalen Vereinen und Schulen auf, um diese Aktionen zu organisieren. Action Douglas und Action Yarrow koordinierten das Projekt, veröffentlichten Pressemitteilungen und bewarben und organisierten die verschiedenen Aktionen. Sie wurden in den lokalen Bibliotheken, Ratsgebäuden, der lokalen Presse, auf der Internetseite der Mersey Basin Campaign und den kostenlosen Gemeinderatszeitungen angekündigt. Das Entfernen des Springkrauts wurde manuell durchgeführt und was herausgerissen wurde ließ man vor Ort, um eine weitere Verbreitung der Samen zu verhindern. Da die Pflanze einen hohen Wassergehalt hat, baut sie sehr schnell ab und stirbt, wenn sie erst einmal herausgezogen wurde. Finanzierung Um diese Aktion zu finanzieren, stellte der Bezirksrat von Lancashire Geld zur Verfügung. Davon wurden Handschuhe für Kinder und Erwachsene, sowie Erfrischungsgetränke gekauft. Außerdem wurde Geld für den Druck von Postern ausgegeben. Die Aktionen selber waren sehr günstig in der Durchführung, da das Springkraut per Hand beseitigt wurde. Freiwillige 124 Herausforderungen Es war schwierig Freiwillige zum Mitmachen zu gewinnen. Das Werben mit Hilfe von Plakaten und Flyern war weniger erfolgreich, wurden Gruppen jedoch direkt angesprochen, fand man mehr Zuspruch. Nur wenige Leute die vorher noch nie freiwillige Arbeit geleistet hatten, kamen aufgrund der Plakate und Presseartikel. Dies muss in Zukunft verbessert werden. Freiwillige kamen von United Utilities, den Worden Park Freunden, Charnock Richard Rainbows, den Yarrowtal Junior Rangern und von der Cuerden Church School. Nutzen Der Lancashire Plan für biologische Vielfalt hebt Flüsse und Bäche als wichtige, zu schützende Lebensräume hervor. Deshalb wurde ein Habitatsaktionsplan erstellt. Die Aktionen zum Entfernen des Springkrauts tragen zu einem der umfassenden Ziele dieses Plans, den Uferlebensraum zu verbessern, bei. Durch die Beseitigung der nicht heimischen Arten wird heimischen Arten die Möglichkeit gegeben, sich wieder zu verbreiten. vor ... Kontakt Gemma Tomlinson Mersey Basin Campaign Blackburn WwTW, Cuerdale Lane, Samlesbury UK - Manchester, M1 2EJ ... und nach der Aktion. Telefon: +44 (0)177-2877389 E-Mail: [email protected] Internet: www.merseybasin.org.uk → local action → Action Douglas & Yarrow 125 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Proyecto Rios (Das Flussprojekt) Spanien, Region: Galicien Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Januar 2005 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Das Flussprojekt hat ein besonderes Interesse an der Erkundung und dem Schutz des ethnografischen Erbes, welches mit Fließgewässerökosystemen verbunden ist. Die Flüsse in Galicien sind stark vom Menschen geprägt und es gibt ein reiches kulturelles Erbe, das geschützt und erhalten werden muss. Diese Belange gaben den Anstoß zu einem Nebenprojekt mit dem Titel „Ríos de lingua e Cultura“ (Flüsse der Sprache und der Kultur). Ziel dieses Projekts ist es, vergessene galicische Wörter aus Flora und Fauna wieder zu entdecken. Das Flussprojekt erwägt derzeit die Ausweitung des Netzwerkes über die gesamte iberische Halbinsel. Ziele Das Flussprojekt ist eine Initiative zum Schutz der Flüsse Galiciens. Es möchte die Öffentlichkeit informieren und aktiv mit einbinden. Es basiert auf der Durchführung von Gewässeruntersuchungen, die von ortsansässigen ehrenamtlichen Gruppen oder Einzelpersonen durchgeführt werden. Diese Personen sind für die Überwachung des Flussabschnitts, der durch ihre Gemeinde fließt, verantwortlich. Das Flussprojekt ist in ganz Galicien aktiv. Die Hauptziele des Projekts sind: • der Bevölkerung ihre natürliche Umgebung näher zu bringen • darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, die Umwelt zu schützen • an einer Verbesserung der Flussökosysteme zu arbeiten • öffentliche Beteiligung am Schutz des Naturerbes zu ermöglichen und zu fördern • ein aktives öffentliches Netzwerk aufzubauen, das die Flüsse überwacht und schützt 126 Akteure Gesellschaft für den ökologischen Schutz Galiciens (ADEGA), Umweltministerium von Galicien, Vizepräsident der galicischen Regierung Durchführung Die Untersuchungen am Gewässer werden mindestens zweimal im Jahr durchgeführt. Die Materialien und Methoden werden vom Flussprojekt zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse werden auf standardisierten Erhebungsbögen festgehalten und an die Zentrale des Flussprojekts geschickt. Anhand der von allen Teilnehmern gelieferten Daten werden Jahresberichte erstellt, die im Internet für jeden zugänglich sind. Interessierten Gruppen ermöglicht dies, sich aktiv am Programm der Flusspatenschaften zu beteiligen und den Teil des Flusses zu überwachen, für den sie verantwortlich sind. Das Flussprojekt steht jeder Gruppe oder Einzelperson offen, die das Projekt vorantreiben wollen, Anwohnerverbände, Anglervereine, Sportvereine, Kultur-, Sozial- oder Bildungszentren, Schulen, Familien, Freundesgruppen usw. Jeder ist, ungeachtet seines Wissens über Flüsse, willkommen. Schüler bei der Untersuchung „ihres“ Flussabschnittes. Finanzierung 2007 hatte das Projekt ein Jahresbudget von 80 000 Euro. Die meisten Fördermittel kamen vom Umweltministerium und vom Vizepräsidenten der galicischen Regierung. Außerdem wurden Fördermittel von den Gemeinden bereitgestellt, die im Gebiet des Flussprojektes liegen. Herausforderungen Am Anfang war eines der Hauptprobleme, ausreichend Fördermittel für dieses Projekt zu finden. Das Projekt ist das einzige dieser Art in Galicien, das die Öffentlichkeit beim Schutz von Flussökosystemen mit einbindet. In der Startphase war die öffentliche Kenntnis über das Projekt sehr gering. Zu dieser Zeit gab es wenige finanzielle Ressourcen und die Medien waren am Flussprojekt nicht besonders 127 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung interessiert. Im Moment besteht das Hauptproblem darin, die Projektteilnehmer dazu zu bringen, ihre Erhebungsbögen vollständig auszufüllen und einzusenden. Obwohl eine große Zahl an Freiwilligengruppen existiert (über 200), wurden weniger als 50% der Untersuchungsergebnisse zurückgeschickt. Nutzen Das Flussprojekt war das erste regionale Projekt, das von ehrenamtlichen Umweltschützern entwickelt wurde. Die meisten Projekte wurden bisher nur auf lokaler Ebene durchgeführt. Andererseits füllt das Flussprojekt auch eine Lücke in der Öffentlichkeitsbeteiligung, wie sie die WRRL vorsieht. Durch das Flussprojekt werden Menschen direkt einbezogen, dies fördert das öffentliche Bewusstsein für eine „neue Wasserkultur“. Interessierte Bürger bei der Untersuchung von Makrozoobenthos Kontakt Virginia Rodríguez ADEGA Travesa de Basquiños, 9 ES - 15704 Santiago de Compostela 128 Telefon: +34 (0)981-570099 E-Mail: [email protected] Internet: www.adega.info Zentrum für Umweltbildung „As Corcerizas“ Spanien, Region: Galicien, Ort: Vilar de Barrio, Serra de San Mamede Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: September 2004 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Das öffentliche Umweltbewusstsein ist oft sehr unzureichend, was häufig auf fehlende Informationen und Aufklärung zurückzuführen ist. Ziel des Projektes ist es, Umweltbildung mit hoher Qualität anzubieten. Nachhaltiges Verhalten soll gefördert und der Schutz von Umweltressourcen soll in das öffentliche Bewusstsein getragen werden. Das Projekt möchte nicht einfach nur informieren, sondern die Menschen aktiv beteiligen und somit vor allem direkte und persönliche Erfahrungen ermöglichen. Es möchte offen und vielfältig sein und die Menschen dazu ermutigen kritisch und aktiv teilzunehmen. Ziele Das Ziel des Zentrums für Umweltbildung ist die Vermittlung von umweltrelevanten Themen. Es möchte auf die fortschreitende Umweltzerstörung aufmerksam machen und für einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen werben. Der Umweltschutz soll im Fokus der Arbeit des Zentrums sein. Dazu werden Workshops zu den verschiedensten Themen angeboten z.B. die Renaturierung von Biotopen, Klimawandel, biologische Bauweisen usw. Die öffentliche Beteiligung wird gefördert und kooperative Verbindungen mittels kulturellem Austausch, Workshops, Workcamps und Seminaren geschaffen. Akteure Der lokale Verein “Amigos dos Milagres e San Mamede” erhielt Rat und Unterstützung von “Amigos da Terra Galicia”, einer NGO, die heute die Einrichtungen verwaltet. Sie fördert außerdem den Umweltschutz, indem sie den Austausch auf lokaler sowie globaler Ebene unterstützt. Diese Einheit ist ein aktiver Teil des Verbands “Friends of the Earth International”. 129 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Das Zentrum für Umweltbildung „As Corcerizas“ Eine Schulklasse im Zentrum für Umweltbildung Durchführung Das Umweltzentrum wurde bewusst in einem FFH Schutzgebiet angesiedelt. Das Gebäude des Umweltzentrums besteht aus einem Klassenzimmer, einem Speisesaal, einem Wohnheim und dem „Haus der Energie“. As Corcerizas deckt seinen eigenen Energiebedarf indem es erneuerbare Energiequellen nutzt (Sonnenwärme, Solarstromanlagen, Windenergie, Wasserkraft und Biomasse). Außerdem besitzt es seine eigene Abwasserbehandlungsanlage. So bietet das Gebäude des Umweltzentrums selbst schon viel interessantes für seine Besucher. Das Zentrum bietet ein breites Spektrum an Aktivitäten: Workshops, Camps, Feldstudien, Lehrpfade, Fortbildungen, Seminare, Meetings, kulturellen Austausch, Bewegungs- und Freizeitaktivitäten, Ausflüge und ethnografische Aktivitäten. Finanzierung INEGA - Energieinstitut Galicien, AGADE - Verband für Ländliche Entwicklung Galicien, Xunta de Galicia - Regierung von Galicien, Vizepräsidentschaft für Gleichheit und Gesundheit, Hauptgeschäftssitz für Jugend und Solidarität, MAPA - Ministerium der Spanischen Regierung, Amt für Landwirtschaft, Fischfang und Ernährung und PRODER - Sozialeuropäischer Fonds Herausforderungen Als das Zentrum in Galicien gebaut wurde, bestand kaum Wissen über biologische Bauweisen. Außerdem war es schwer und kostspielig einige der ökologischen Baumaterialien zu bekommen. Anfangs war die Erreichbarkeit des Zentrums nicht sehr gut, vor allem für Busse. Daran wird jedoch momentan gearbeitet. 130 Nutzen Durch das Zentrum gibt es Verbesserungen hinsichtlich Bildung, Ausbildung, Förderung, Informationsverbreitung und Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Besucher lernen viel Neues und ändern ihre Einstellung gegenüber dem Naturschutz, sowie erneuerbarer Energien, Techniken der biologischen Bauweise, bioklimatischer Architektur und Abwasserbehandlung mit Hilfe von Pflanzenkläranlagen. Die Aktivitäten des Zentrums zeigen den Menschen wie wertvoll die Ressourcen sind und wie wichtig ein verantwortungsbewusster Umgang mit diesen ist. Auf lange Sicht wird das Zentrum für Umweltbildung den Naturschutz in Galicien stärken. Bei der praktischen Naturschutzarbeit Bau der Pflanzenkläranlage, die das Abwasser des Zentrums für Umweltbildung reinigt Kontakt Amigos da Terra As Corcerizas Pista forestal Arnuide ES - 32705 Ourense telefon: +34 (0)988-302403 E-Mail: [email protected] Internet: www.ascorcerizas.com 131 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Konzept für einen außerschulischen Lernstandort „Essen (Oldb) - Kulturlandschaft am Wasser“ Deutschland, Region: Niedersachsen/Landkreis Cloppenburg, Ort: Essen (Oldenburg) Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: September 2006 bis: März 2007 Dauer: 6 Monate Hintergrund • Lerninhalte zum Themenschwerpunkt Wasser/Gewässer auf spannende Art und Weise vermitteln • Familien mit Kindern interessante Freizeitangebote eröffnen • örtliche Institutionen für eine Beteiligung gewinnen Ziele • Konzept für einen außerschulischen Lernstandort mit dem Themenschwerpunkt Wasser/Gewässer • sinnvolle Verknüpfung von Anliegen der Wasserwirtschaft (EG-Wasserrahmenrichtlinie), des Naturschutzes, des Landschaftserlebens und der Freiraumnutzung • interessenübergreifender Konsens möglichst aller Beteiligten für das Konzept Akteure Initiatoren: Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV), Gemeinde Essen (Oldb) Weitere Beteiligte: Schulzentrum Essen, Gemeinderat Essen, Fischereiverein Essen, Heimatverein Essen, Jagdgenossenschaft Essen, Hase-Wasseracht, Landkreis Cloppenburg - Naturschutzbehörde, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) - Betriebsstelle Cloppenburg, GLL - Amt für Landentwicklung Oldenburg 132 133 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Durchführung Die Umsetzung des Projekts erfolgte in 2 Phasen. Während beider Phasen wurde ein Workshop für lokale Interessenvertreter organisiert. Weg entlang der Lager Hase Phase 1: Workshopgespräch zur gemeinsamen Ideensammlung, Herausarbeitung von interessenübergreifenden Konzeptbausteinen, Entwurfsfassung, Interessenspezifische Diskussion in Einzelgesprächen. Phase 2: Workshopgespräch zur Abstimmung des Maßnahmenkonzeptes, Anpassung des Konzepts, Endbericht. Finanzierung 18 700 Euro für die Konzepterstellung inkl. zwei Werkstattgespräche. Die Finanzierung erfolgte durch den OOWV und die Gemeinde Essen (Oldb). Sitzplatz auf dem Deich der Lager Hase Herausforderungen keine Nutzen Das Projekt bietet eine Grundlage für kinder- und jugendgerechte Lernangebote und für die Weiterentwicklung und den Ausbau naturverbundener Tourismusformen (Fahrradfahren, Paddeln, Wandern). Des Weiteren bietet es Möglichkeiten für lokale und regionale Initiativen, sich an der Umsetzung des Konzeptes zu beteiligen. contact Michael Jürging Ingenieurgemeinschaft agwa GmbH Lister Meile 27 D - 30161 Hannover 134 phone: +49 (0)511-33895-0 email: [email protected] „Gute Güte“ Deutschland, Ort: Region Hannover Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: März 2006 bis: Oktober 2006 Dauer: 8 Monate Hintergrund Hintergrund ist die von der EU erlassene WRRL, die verbindliche Grenzwerte für die Gewässergüte festlegt. Der BUND möchte die relativ unbeachtete und unbekannte WRRL breit kommunizieren und gesellschaftliche Aufmerksamkeit bzw. Öffentlichkeit und ein Bewusstsein für Wasserqualität sowie eine Bereitschaft für die Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen schaffen. Flüsse als Freiraum in der Stadt sollen ins Bewusstsein rücken. Ziele „Gute Güte“ ist ein Projekt des BUND Landesverband Niedersachsen e.V. Es wirbt für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem kostbaren Rohstoff Wasser und fordert eine „Gute Gewässer-Güte“ für unsere Seen und Flüsse. Mit einem Programm rund ums Wasser möchte der BUND das Engagement für sauberes Wasser bestärken. Akteure gefördert durch: BINGO die Umweltlotterie, Niedersächische Umweltstiftung, BUND Landesverband Niedersachsen e.V., enercity, Region Hannover, Stadt Hannover, Stadtentwässerung Hannover, Bezirksrat Linden-Limmer, polymorphing, aquaplaner, mintgold, Hesse Blandzinki Design Kooperationspartner: Brassberries, Bufo expedia, Crêpes on Tour, Hannoversche Personenschifffahrt Betriebs GmbH, Monja Klein, STUDIO URBANE LANDSCHAFTEN, Traumraum, THW Ronnenberg, Werk-statt-Schule e.V., WAS! Wasserlose Sanitärsysteme, Velvet Sounds, unten_durch, Fisch Hampe, YogaYou, guacamole aqui, Erster WasserskiKlub Hannover, DLRG, Erlebnis-Zoo Hannover, üstra, Föderation, egge 135 10 Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung Durchführung Von März bis Oktober 2006 wurden von 25 unterschiedlichen Partnern 70 Veranstaltungen angeboten. Die Veranstaltungsreihe wurde im Internet unter www.GuteGuete.de und durch 3 000 Programmhefte bekannt gemacht. Einzelne Veranstaltungen wurden auch in den örtlichen Veranstaltungsmagazinen und der Lokalpresse beworben. Plakat zur Ankündigung des ersten Leinebadetages „Hannover geht Baden“ „Hannover geht Baden“: Am 15. Juli 2006 fand der erste hannoversche Leinebadetag am Ufer der Leine in Hannover Linden statt. Mit 2 500 Besuchern und mehr als 600 Badenden wurden die Erwartungen bei weitem übertroffen. Berichte über den Badetag erschienen in vier lokalen Zeitungen. 20 Veranstaltungspartner boten 25 inhaltliche Programmpunkte. Der Badetag wurde mit 6 000 Flyern, 1 000 Plakaten, 2 Bannern, im Internet, im Fahrgastfernsehen der Verkehrsbetriebe sowie in den örtlichen Veranstaltungsmagazinen und der Lokalpresse beworben. Finanzierung Das Gesamtbudget betrug ca. 40 000 Euro die von den oben genannten Förderern finanziert wurden. Zahlreiche Leistungen wurden zusätzlich ehrenamtlich und/ oder durch Sponsoring bzw. gegenseitiges Bewerben ermöglicht. Herausforderungen Es entwickelten sich im Nachhinein Nutzungskonflikte mit anderen Wassernutzern z.B. Wassersportlern (Wasser-Ski). Zudem verfügt die Badestelle aufgrund der Einleitungen aus der Mischwasserkanalisation aus dem Innenstadtbereich der Stadt Hannover, insbesondere nach Starkregen, nicht über dauerhafte Badequalität nach EU Badewasserrichtlinie. Die eigentlich als einmalige Aktion eingerichtete Badestelle etablierte sich trotz Sicherheitswarnungen bzw. -hinweisen schnell zum Freizeit-Magneten. Die Erwartungen und Forderungen der BürgerInnen bzgl. 136 einer dauerhaften, städtischen Badestelle können derzeit nicht erfüllt werden. Finanzierungsbemühungen haben bisher leider keine definitiven Sponsoren erbracht. Vor dem Hintergrund der Projekterfolges 2006 dürfte eine ähnliche Veranstaltung in 2007 oder 2008 schon im Vorfeld auf großes öffentliches Interesse stoßen. Nutzen Den Kerngedanken bildet die nachhaltige Nutzung von Wasser und ein umweltbewusster, nachhaltiger Umgang mit Wasserlandschaften (Seen und Fließgewässern). Wasser ist ein wichtiger Faktor sowohl bzgl. der Trinkwasserversorgung als auch in seiner Funktion als Freizeitfaktor bzw. Erholungsmöglichkeit, besonders in urbanisierten Räumen. Kontakt Julia Bolzek Polymorphing Zur Bettfedernfabrik 1 D - 30451 Hannover Eindrücke vom ersten hannoverschen Leinebadetag am 15. Juli 2006 Telefon: +49 (0)511-1319499 E-Mail: [email protected] Internet: www.guteguete.de 137 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Praktische Beispiele - Raumordnung Strategie zum Umgang mit Niederschlagswasser im Emån Einzugsgebiet Schweden, Region: Landkreise Jönsköping und Kalmar Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1998 bis: 2000 Dauer: 2 Jahre Hintergrund Wasseranalysen im Emån Einzugsgebiet ergaben, dass Substanzen wie Kupfer (von Dächern), Zink (von Laternenpfählen) und Blei (von Autos) durch damit verunreinigtes Niederschlagswasser in die Gewässer gelangen. Die Versuche der Gemeinden im Einzugsgebiet dieses Problem anzugehen, waren meist unkoordiniert und unzureichend. Was fehlte, war eine Strategie, mit deren Hilfe die Gemeinden einen gemeinsamen Ansatz und kosteneffiziente Maßnahmen zur Reduzierung der Auswirkungen von verunreinigtem Niederschlagswasser realisieren können. Ziele Das Hauptziel bestand darin, eine Strategie zu entwickeln, die den Gemeinden im Emån Einzugsgebiet dabei hilft, die durch das verunreinigte Niederschlagswasser verursachten Probleme für Mensch und Umwelt anzugehen. Der Schwerpunkt lag auf der Reduzierung der Verschmutzung von Flüssen und Seen durch verunreinigte Abwässer. Außerdem erkannte man, dass durch Maßnahmen wie Dämme und Wasserrückhaltebecken auch das zukünftige Hochwasserrisiko herabgesetzt werden konnte. Des Weiteren soll die Strategie zukünftig dazu beitragen in Regionen wo Entwicklung geplant ist bzw. stattfindet das natürliche Gleichgewicht des Wasserregimes zu erhalten. Akteure Emåförbundet entwickelte die Strategie zum Umgang mit Niederschlagswasser. Außerdem wurde diese Arbeit von einem Hydrologen begleitet. Gemeinden im Emån Einzugsgebiet (insgesamt acht) unterstützten die Entwicklung der Strategie und arbeiten seitdem daran, sie im Rahmen ihrer Raumplanung umzusetzen. 138 Durchführung Zu Beginn wurde von einem Hydrologen eine Bestandaufnahme der verschiedenen Abwassersysteme im Einzugsgebiet vorgenommen. Insgesamt wurden 598 gezählt von denen 33 als „Hotspots“ eingestuft wurden. Hotspots sind Gebiete in denen das Niederschlagswasser das Hochwasserrisiko erhöhen oder wegen seiner Verunreinigung negative Auswirkungen auf Gewässer haben könnte. Daraufhin wurden einige Maßnahmen entwickelt, um sich mit diesen Hotspots zu befassen. Bisherige Maßnahmen beinhalteten den Bau von Dämmen und daran angeschlossener Infrastruktur, um verunreinigtes Niederschlagswasser zu filtern sowie den Bau von gestalterisch ansprechenden Rückhaltebecken. Die neuen Maßnahmen umfassen Techniken, die sicherstellen sollen, dass kein verunreinigtes Niederschlagswasser in Gewässer geleitet wird und, wo immer möglich, sich mit dem Niederschlagswasser vor Ort befasst. Die Gemeinden im Einzugsgebiet haben angefangen, diese Maßnahmen zu übernehmen. Finanzierung Die Entwicklung der Strategie zum Umgang mit Niederschlagswasser kostet rund 100 000 Euro. Der Hauptteil der Kosten fiel auf das Gehalt für den Hydrologen. Die Strategieentwicklung wurde zur Hälfte aus von der EU finanzierten Projekten bezahlt. Die lokalen Gemeinden stellen Emåförbundet die finanziellen Mittel zur Verfügung, damit dieser seine Funktion als Serviceorganisation erfüllen und den Gemeinden bei Wasserressourcenfragen zur Seite stehen kann. Dieses Geld finanzierte die verbleibenden Kosten. Herausforderungen Die Entwicklung der Strategie hat einige Zeit in Anspruch genommen. Tatsächlich dauerte der gesamte Prozess, einschließlich des Klassifikationsprozesses (dazu gehörten auch komplexe GIS Arbeiten), die Entwicklung von Maßnahmen und die politische Einigung der Gemeinden, zwei Jahre. Für den zukünftigen Erfolg der Strategie ist die effektive Umsetzung der dazugehörigen Maßnahmen entscheidend. Emåförbundet hat weder die zeitlichen Kapazitäten noch die finanziellen Mittel, um den Gemeinden bei der Umsetzung zu helfen. Der Erfolg hängt also vom fortlaufenden politischen Engagement innerhalb der Gemeinden ab. 139 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Nutzen Die Strategie zum Umgang mit Niederschlagswasser hat das Bewusstsein für die Themen in diesem Zusammenhang unter den Gemeinden geschärft und neue Raumordnungspläne im Emån Einzugsgebiet befassen sich nun selbstverständlich mit dem Thema Niederschlagswasser. Als Ergebnis dieser Maßnahmen kann eine Verbesserung der Wasserqualität erwartet werden. Es ist außerdem zu betonen, dass der Bau von Rückhaltedämmen dazu beitragen wird, das zukünftige Hochwasserrisiko für die Gemeinden im Einzugsgebiet zu senken. Die Strategie wird demnach Vorteile für die hiesige Bevölkerung und die ökologischen Gegebenheiten in diesem Gebiet mit sich bringen. Obwohl sie vor der WRRL entwickelt wurde, wird die Strategie für den Umgang mit Niederschlagswasser in Zukunft zur Erreichung der dort verankerten Ziele beitragen. Kontakt Bo Troedsson Emåförbundet P. O. Box 237 SE - 57423 Vetlanda 140 Telefon: +46 (0)383-973-05 E-Mail: [email protected] Internet: www.eman.se Entwicklung des Vetlanda Raumplans Schweden, Region: Landkreise Jönsköping and Kalmar Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2007 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Die schwedische Planungsgesetzgebung verlangt, dass die gemeindlichen Raumpläne (bekannt als allgemeine Pläne) alle 4-5 Jahre überarbeitet und ihre Inhalte aktualisiert werden. 2007 begann die im Emån Einzugsgebiet im Südwesten Schwedens liegende Gemeinde Vetlanda, ihre Pläne zu überarbeiten. Der aktualisierte Plan wird 2008 veröffentlicht. Emåförbundet (eine 1992 gegründete Dienstleistungsorganisation, die Gemeinden bei Fragen zum Thema Wasser zur Seite steht) unterstützt Vetlanda während der Entwicklung ihrer Pläne, um so zur Handhabung von Wasserthemen in ihrer Region beizutragen. Ziele Emåförbundet bietet Gemeinden im Einzugsgebiet eine umfangreiche Übersicht über die Wasserumwelt vor Ort. Die Organisation verfügt über Daten und Erfahrungen über eine Reihe von Themen wie zum Beispiel Wasserqualität, aquatische Biodiversität und die Lage von grundwasserführenden Schichten. Das Hauptziel bei der Zusammenarbeit von Emåförbundet und der Gemeinde Vetlanda ist die Nutzung dieser Ressourcen, um die Planungen Vetlandas im Hinblick auf wasserrelevante Themen zu stärken. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass sich so die Entwicklung und Nutzung von Raum in Vetlanda in Zukunft umfassender mit wasserrelevanten Themen befassen wird. Akteure Mitarbeiter von Emåförbundet und der Gemeinde Vetlanda verfolgen gemeinsam das Ziel, Themen mit Wasserbezug in die Planungen der Gemeinde zu integrieren. 141 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Durchführung Die Erstellung des Plans folgt den von der nationalen Planungsgesetzgebung festgelegten Abfolgeschritten. Dazu gehören Vorkehrungen zur Beteiligung von Organisationen wie Emåförbundet (und andere relevante Interessenvertreter). Die Zusammenarbeit zwischen Emåförbundet und der Gemeinde Vetlanda konzentriert sich auf Treffen und fachliche Unterstützung. Beispielsweise wurden Gebiete mit Hochwasserrisiko mit Hilfe eines GIS ermittelt und Emåförbundet hat geprüft, wo Schutzzonen rund um Wasserversorgungsgebiete und grundwasserführende Schichten eingerichtet werden sollten. Emåförbundet ist federführend für das Thema Wasserressourcen im „Plan“ zuständig, was das Erreichen der Vorgaben der WRRL in Vetlandas Gewässern beinhaltet. Finanzierung Die acht Gemeinden im Emån Einzugsgebiet zahlen Emåförbundet als Serviceorganisation einen jährlichen Betrag und werden dafür bei allen Aktivitäten, die mit wasserrelevanten Themen in Verbindung stehen, unterstützt. Emåförbundet greift bei der Unterstützung der Gemeinden wie Vetlanda auf diese jährlichen Zahlungen zurück. Herausforderungen Emåförbundet unterstützt Gemeinden wie Vetlanda seit fast einem Jahrzehnt bei der Erstellung ihrer Raumpläne. Erfahrungen zeigen, dass der Erfolg dieser Zusammenarbeit auf der Entwicklung von beiderseitigem Vertrauen, der Entwicklung effektiver Ansätze zur Förderung von Kommunikation und Zusammenarbeit sowie dem Erhalt von qualitativ hochwertigen Datenressourcen über die lokale Wasser umwelt basiert. 142 Nutzen Dieses Fallbeispiel zeigt deutlich, dass Raumpläne im Hinblick auf wasserrelevante Themen durch eine gemeindeübergreifende Organisation (in diesem Fall Emåförbundet) verbessert werden können. Der Einsatz von Emåförbundet bedeutet, dass die Gemeinde Vetlanda selbst keine Daten über die lokale aquatische Umwelt zu sammeln braucht und somit Zeit und Geld spart. Die aquatische Umwelt sowie die Menschen und die Biodiversität die von ihr abhängen profitieren von der Erstellung des neuen Vetlanda Raumplans, da dieses Thema nun umfassender berücksichtigt wird. Außerdem trägt der Plan zur Umsetzung der Ziele der WRRL in diesem Gebiet bei. Kontakt Bo Troedsson Emåförbundet P. O. Box 237 SE - 57423 Vetlanda Telefon: +46 (0)383-973-05 E-Mail: [email protected] Internet: www.eman.se 143 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Naturschutzplanungen der Stadt Cēsis Lettland, Region: Vidzeme, Ort: Cēsis Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Juni 2005 bis: April 2007 Dauer: 22 Monate Hintergrund Cēsis ist eine mittelgroße Stadt mit etwa 18 500 Einwohnern. Sie liegt in der Vidzemeregion in Lettland. Sie war schon immer ein Anziehungspunkt für Tourismus und Naherholung. Aufgrund von Einfluss-Faktoren wie z.B. erhöhte Wohnraumnachfrage und Belastung der umliegenden Wälder durch die Holzwirtschaft ist die natürliche Umgebung (dazu gehört auch wertvolles naturnahes Weideland) um Cēsis herum bedroht. Deshalb hat der Stadtrat von Cēsis entschieden, einen Park als Naturschutzzone einzurichten. Ein nationales Gesetz über besonders geschützte Gebiete gibt Gemeinden wie Cēsis die Möglichkeit, diesen Weg zu gehen. Ziele Der Stadtrat von Cēsis hat eine Schutzzone von lokalem Interesse eingerichtet, die beinahe die halbe Stadt umfasst. Das Gebiet schließt Teile des Gaujatals, Seitenarme, umliegende Wälder und ein Gebiet, das als Cēsis Natur- und Kulturerbepark bekannt ist, mit ein. Dieser Park (der durch einen Bewirtschaftungsplan begleitet wird) wurde gegründet, um eine Degeneration der natürlichen, kulturellen und historischen Vorzüge Cēsis‘ zu verhindern und nachhaltige Entwicklung, Freizeitaktivitäten und Tourismus in diesem Gebiet zu fördern. Diese Initiative soll außerdem ökologische Korridore schützen, die durch das Gaujatal und seine Nebenflüsse geformt wurden. Akteure Die Entwicklungsabteilung und das Umweltkomitee der Gemeinde Cēsis leiteten die Initiative. Das Baltische Umweltforum (eine Organisation die das Baltikum bei Umweltthemen unterstützt) entwickelte in Zusammenarbeit mit dem Umweltkomitee Cēsis und unter Einbeziehung von Ergebnissen aus öffentlichen Anhörungen einen Bewirtschaftungsplan für den Natur- und Kulturerbepark. 144 Natur- und Kulturerbepark Gauja Nationalpark Die Karte zeigt die Verwaltungsgrenzen der Stadt Cēsis und die Lage des Natur- und Kulturerbeparks. (Quelle: Baltic Environmental Forum) Durchführung Eine Beurteilung über den ökologischen Wert der Gemeinde Cēsis führte 2004 zur Einrichtung eines besonders geschützten Gebiets. Ergebnis war der Cēsis Naturund Kulturerbepark, der 767 ha groß ist und damit 40% des Gebiets der Stadt einnimmt. Lokale, durch den Stadtrat festgelegte Bestimmungen präzisieren die im Park erlaubten Aktivitäten und Raumnutzungen. Außerdem enthält der Cēsis Raumplan jetzt Richtlinien, die das Erreichen der Ziele für den Park unterstützen. Ein Bewirtschaftungsplan für den Park wurde 2005 eingeführt. Diesem Bewirtschaftungsplan liegt zu Grunde: • eine Analyse der vorhandenen Flora, Fauna und natürlichen Lebensräume • eine Definition der Bewirtschaftungsziele, -maßnahmen und -kosten 145 10 Praktische Beispiele - Raumordnung • die Entwicklung eines Ansatzes zur Landnutzung im geschützten Gebiet, bei dem dieses in Zonen aufgeteilt wird Eindrücke vom Natur- und Kulturerbepark in Cēsis Finanzierung Die Initiative wurde durch den Cēsis Stadtrat finanziert. Die Kofinanzierung erfolgte durch den Lettischen Naturschutzfonds. Die Entwicklung des Bewirtschaftungsplans kostete 5 700 Euro. Für die Umsetzung des Bewirtschaftungsplans wird mit rund 100 000 Euro über einen Zeitraum von 10 Jahren gerechnet. Herausforderungen Die größte Herausforderung für die Gemeinde bestand darin, einen Mittelweg zwischen den Erfordernissen des Naturschutzes und den Ansprüchen der ökonomischen Entwicklung in der Gegend zu finden. Es bedurfte einer intensiven Zusammenarbeit mit den lokalen Interessenvertretern, um einen Ansatz zu finden, der von allen Seiten unterstützt werden konnte. Eine weitere Herausforderung war es, die privaten Landbesitzer davon zu überzeugen, die Entwicklung auf ihrem Land einzuschränken. Nutzen Dieses praktische Beispiel zeigt, dass durch die Nutzung von Raumplanungsinstrumenten erhebliche Vorteile für die Umwelt von Gemeindegebieten in Lettland erzielt werden können. Neben dem Schutz und der Verbesserung der natürlichen Umwelt, stellen der Park und der Bewirtschaftungsplan eine Basis zur Stärkung des Tourismus und Naherholungsaktivitäten in der Gegend dar. Dies hat also auch ökonomischen Wert und wird zur regionalen Entwicklung beitragen. Kontakt Inta Adamsone, Stadt Cēsis Raunas 4 LV - 4101 Cēsis 146 Telefon: +371-64124702 E-Mail: [email protected] Internet: www.cesis.lv Ausweisung von Gewässerrandstreifen in der Stadt Valmiera Lettland, Region: Vidzeme, Ort: Valmiera Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: April 2005 bis: April 2007 Dauer: 2 Jahre Hintergrund 2005 entwickelte der Stadtrat von Valmiera einen neue Raumplan, um die Anforderungen der nationalen Bauplanungsgesetzgebung und ihren Regulierungen erfüllen zu können. Diese Regulierungen verlangen von Raumplänen auf lokaler Ebene, Gewässerrandstreifen entlang aller Gewässer festzulegen (dazu gehören Flüsse, Seen, Grundwasser und künstliche Gewässer). Diese Verpflichtung stammt aus dem nationalen Gewässerrandstreifengesetz (eingeführt 1997 und 2005 ergänzt), welches in die nationalen rechtlichen Regelungen zur Raumplanung integriert wurde. Somit gab die Notwendigkeit zur Erfüllung der nationalen Gesetzgebung den Anstoß zur Durchführung dieses Projekts. Ziele Der Stadtrat von Valmiera legte Gewässerrandstreifen für natürliche Oberflächengewässer und künstliche Gewässer fest. Die Ziele dieser Schutzzonen sind der Schutz und die Aufwertung der wassergeprägten Umwelt im Stadtgebiet. Spezielle Ziele sind die Reduzierung von Verunreinigung, Einschränkung von Erosionsprozessen, Einschränkung von Bebauung in Hochwassergebieten sowie Schutz und Aufwertung des Landschaftsbildes. Das Gewässerrandstreifengesetz wurde vor der WRRL entwickelt. Daher gehört die Erfüllung der Richtlinie nicht zu den Zielen dieses Projekts. Trotzdem wird es sich in Zukunft positiv auf die Erfüllung der Ziele der WRRL auswirken. Akteure Innerhalb der Entwicklungsabteilung des Stadtrats von Valmiera wurde eine Arbeitsgruppe zu Umweltthemen gegründet, welche die Erarbeitung des Raumplans unterstützen sollte. Diese Gruppe war verantwortlich für die örtliche Bestimmung von Gewässerrandstreifen im Stadtgebiet. 147 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Durchführung Der Stadtrat von Valmiera war verpflichtet, Gewässerrandstreifen von nicht weniger als 10 m gemessen vom durchschnittlichen Wasserspiegel entlang der Gewässer im Stadtgebiet festzulegen. In Gebieten, in denen eine städtebauliche Entwicklung bereits vorhanden ist, gilt die Bestimmung nicht. Valmieras Stadtrat entschied sich, breitere Gewässerrandstreifen (breiter als 10 m) entlang aller Hochwassergebiete festzulegen. Die Gewässerrandstreifen wurden mit Hilfe von topographischen Karten und Feldmessungen, die durch Landnutzungskarten der Gegend ergänzt wurden, ermittelt. Um die Ausmaße der Hochwasserschutzgebiete zu bestimmen, wurden Daten über das hydrologische Regime der lokalen Gewässer benutzt. Sobald die Gewässerrandstreifen bestimmt waren, wurden sie in den Raumplan von Valmiera aufgenommen. Der Raumplan enthält außerdem Richtlinien über Landnutzung und Aktivitäten, die innerhalb der Schutzzonen erlaubt sind. Legende Gewässerrandstreifen Gewässer Verwaltungsgrenzen der Stadt Valmiera Die Karte zeigt den Raumplan der Stadt Valmiera von 2006 - 2018. (Quelle: Stadt Valmiera) 148 Finanzierung Es fielen keine direkten Kosten an. Prinzipiell kostete die Initiative nur die Zeit der Mitarbeiter des Valmiera Stadtrats, die an der Arbeit zur Festlegung der Gewässerrandstreifen und der Erstellung des Raumplans beteiligt waren. Herausforderungen Es traten keine besonderen Probleme bei der Festlegung der Gewässerrandstreifen auf. Die Verfügbarkeit der benötigten Daten war der Schlüssel zum Erfolg des Prozesses. Zusätzliche Daten ermöglichten sogar für solche Hochwassergebiete die Festlegung von Randstreifen, in denen ursprünglich keine geplant waren. Dies veranschaulicht die Bedeutung von guten Informationen bei der Entwicklung von effektiven Wassermanagementinitiativen. Die Gewässer in der Stadt Valmiera sind durch Gewässerrandstreifen geschützt. Nutzen Anfangs wurde die Initiative zur Festlegung von Gewässerrandstreifen von den Landbesitzern und Nutzern als Einschränkung der Entwicklungsaktivitäten gesehen. Jedoch erkennen die hiesigen Interessenvertreter mittlerweile, dass sich durch den Schutz der Hochwassergebiete eine große Zahl von Vorteilen ergeben kann. Dazu gehören die Reduzierung des Hochwasserrisikos durch die Rückhaltung von Regenwasser und der Schutz natürlicher Lebensräume. Außerdem ist die Gegend durch die Aufwertung der natürlichen Umgebung attraktiver für Touristen geworden, die wiederum Geld in die Region bringen. Nicht zuletzt ist die Stadt auch für die Einwohner attraktiver geworden. Kontakt Iveta Ence, Stadt Valmiera Lacplesa 2 LV - 4210 Valmiera Telefon: +371-4207175 E-Mail: [email protected] Internet: www.valmiera.lv 149 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Strategische Einschätzung des Hochwasserrisikos in der Stadt Salford Nordwest England, Ort: Stadt Salford Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: März 2004 bis: November 2005 Dauer: 20 Monate Hintergrund In Salford besteht ein großes Hochwasserrisiko. Derzeit ist ein großer Teil der Retentionsräume bebaut. Der Stadtrat hat beschlossen trotz des Hochwasserrisikos die bestehende Bebauung in ein Modernisierungsprogramm aufzunehmen, was einen erheblichen finanzielle Einsatz sowohl vom Staat als auch von privaten Investoren erfordert. Der Stadtrat und seine Partner benötigten die Gewissheit, dass ein solches Programm ohne Einwände von Seiten des Umweltamts durchgeführt werden kann. Dieses war angesichts des Hochwasserrisikos sehr um die vorhandene Bebauung besorgt. Aus dieser Situation heraus ergab sich die Erstellung einer Hochwasserrisikoeinschätzung (Strategic Flood Risk Assessment = SFRA), um herauszufinden, wie das tatsächliche Hochwasserrisiko in diesem Gebiet ist und um bei einer späteren Durchführung des Modernisierungsprogramms auf mögliche Hochwassergefahren reagieren zu können. Ziele Das Hauptziel der SFRA war es, ein Planungsinstrument zu entwickeln, das einen strategischen Überblick über das Hochwasserrisiko innerhalb der Stadt ermöglicht. Der Stadtrat nutzt die Ergebnisse der SFRA, um Planungsprozesse zu beeinflussen, eine nachhaltige Landnutzung zu gewährleisten und die Richtlinien der Regierung hinsichtlich Hochwasser und Planung einzuhalten. Die SFAR wird die Entwicklung von Strategien zur Minimierung des Hochwasserrisikos unterstützen und sicher stellen, dass im Falle eines Hochwassers geeignete Maßnahmen zur Schadensbegrenzung vor Ort getroffen werden können. 150 Akteure Stadt Salford, Umweltamt (Environment Agency), JBA Consulting Durchführung JBA Consulting nutze zur Erstellung der Risikoeinschätzung unter anderem indikative Überschwemmungsgebietskarten des Umweltamts, das ISIS Hydraulikmodell, die LiDAR topografischen Daten des Umweltamts und historische Daten zu Überschwemmungen. Die Ergebnisse der SFRA beinhalteten: • eine Bewertung verschiedener Hochwasserursachen, die des Flusses Irwell und seiner Zuflüsse, Hochwasser durch die Abwasserkanalisation und Hochwasser durch Oberflächenentwässerung • Einstufung des Gebiets in Hochwasserrisikozonen (hoch, mittel, niedrig und ortsgebundene Entwässerungsprobleme) • detaillierte SFRAs für Gebiete mit hohem Risiko • Anleitung für Planer, um das Hochwasserrisiko in Verbindung mit baulichen Entwicklungen zu minimieren • spezielle Maßnahmen zur Anpassung an Hochwasser, die in den öffentlichen Bereich integriert werden sollen, insbesondere Anpassung der Infrastruktur, um die Auswirkungen des Hochwassers so klein wie möglich zu halten Finanzierung Die gesamte SFRA wurde vom Planungsbudget der Stadt Salford finanziert. Daten und Beratung hinsichtlich Hochwassermodellierung wurden vom Umweltamt bereitgestellt. Die Kosten belaufen sich auf etwa 26 000 Euro. Herausforderungen Für die Planer war es eine besondere Herausforderung, da eine solche Einschätzung des Hochwasserrisikos zum ersten Mal erfolgte. Für den Erfolg dieser Planung war von besonderer Wichtigkeit, dass die Bedürfnisse und Erwartungen der beteiligten Interessenvertreter (dazu gehörten der Stadtrat, die Investoren, JBA Consulting und das Umweltamt) berücksichtigt wurden und sich angenähert haben. Dies war ein zeitaufwendiger Prozess, der allein sechs Monate des Projektes in Anspruch nahm. Nutzen Aufgrund seiner strategischen Lage, seiner industriellen Vergangenheit und den gegenwärtigen sozialen Probleme ist Salford ein bevorzugtes Objekt für städtische Entwicklung. Die Durchführung der strategischen Einschätzung des Hochwasser- 151 10 Praktische Beispiele - Raumordnung risikos und das damit erworbene Wissen haben dazu beigetragen, dass in einigen Gebieten, die zuvor vom Umweltamt aufgrund des Hochwasserrisikos nicht freigegeben wurden, nun für das Modernisierungsprogramm zur Verfügung stehen. Dies wird sich durch reduzierte diffuse Verunreinigungen zusätzlich positiv auf die Wasserqualität auswirken. Außerdem werden die Auswirkungen, die das Hochwasser auf aquatische Lebensräume hat, eingeschränkt. Die SFRA hat dazu beigetragen, dass man nun besser über geeignete Maßnahmen im Umgang mit Hochwasserrisiko verfügt. Außerdem hat sie die Zuversicht wesentlich gestärkt, dass Hochwasser durch großangelegte Planungen und angemessene Anpassungsmaßnahmen bewältigt werden kann. Karte zum Hochwasserrisiko in Salford - Die Karte zeigt die zu erwartenden Überschwemmungen für ein mögliches Hochwasserereignis. (Quelle: JBA Consulting (2005), der Abschlussbericht ist online unter www.salford.gov. uk/sfra-final-version-november-2005.pdf zu finden) Kontakt The Plans Group Salford City Council Civic Centre, Chorley Road UK - Salford, M27 5BY 152 Telefon: +44 (0)161-7933772 E-Mail: [email protected] Internet: www.salford.gov.uk Entwicklungsplan für den Fluss Mersey Nordwest England, Ort: Stockport Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2002 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Einige Aspekte gaben den Anstoß zur Erstellung des Entwicklungsplans: • Die Entwicklung der M60 Gateway Strategie verpflichtete den Stadtrat zu Erneuerungsmaßnahmen in der Umgebung der Schnellstraße M60, ein Gebiet, was das Stadtzentrum, die unmittelbare Umgebung und auch den Zusammenfluss von Goyt und Tame, die dann zum Mersey werden, mit einschließt. • Der Stadtrat setzte sich politische Leitlinien unter dem Motto „sauberer, grüner, sicherer, stärker“. Im Mittelpunkt stand dabei, den Mersey stärker ins Bewusstsein zu bringen. • Der Mersey und seine Nebenflüsse wurden sehr schnell gesäubert. Dies brachte den Stadtrat dazu, darüber nachzudenken, wie man den Fluss in der eigenen Region weiterentwickeln und verbessern könnte. Ziele Der Entwicklungsplan zielt darauf ab, die Uferregeneration im Bereich von Stockport zu unterstützen. Eine Anzahl von Zielsetzungen unterstützten dieses Ziel: • Förderung der strategischen Entwicklung von attraktiven und nachhaltigen Ufern • Abschwächung und Reduzierung ökologischer Probleme durch Abfall und verfallene, verunreinigte sowie vernachlässigte Grundstücke entlang des Flusses • Aufmerksamkeit wecken für den Fluss und seine Umgebung sowie die Nutzung und den Zugangs zum Ufer fördern Der Mersey in Stockport 153 10 Praktische Beispiele - Raumordnung • Schutz und Aufwertung der natürlichen Geschichte und des Naturerbes des Flusskorridors • Ermutigung der Menschen, die Gewässer und seine Ufer zu nutzen und zu schätzen • Sicherstellung einer langfristigen Bewirtschaftung der Gewässer und ihrer Umgebung Akteure Die Stadt Stockport war für die Entwicklung des Plans und die Organisation der Umsetzung verantwortlich. Andere Organisationen, die zur Entwicklung des Plans beigetragen haben, waren die Mersey Basin Campaign, das Umweltamt, das Landschaftsamt und eine Reihe lokaler Interessenvertreter wie die Britische Kanu Vereinigung. Eröffnung des Merseytal Naturschutzparks bei Stockport Durchführung Die Durchführung des Entwicklungsplans wird durch eine Reihe von Zielen gesteuert. Jedes dieser Ziele hat seinen eigenen Aktionsplan. Dies beinhaltet kurzfristige Aktionen (0-2 Jahre), beispielsweise Flusssäuberungsaktionen, und mittelfristige Aktionen, wie die Erstellung einer Datenbank über verfallene, ungenutzte oder vernachlässigte Grundstücke entlang des Flusses. Zielsetzungen und Leistungsindikatoren helfen dabei, den Erfolg der Aktionen zu ermitteln. Der Entwicklungsplan ist eine Fünf-Jahres-Strategie, die 2002 begann und im März 2007 beendet wurde. Der Raumplan der Stadt wird zur Zeit überarbeitet und eine Reihe von neuen Zielen und Plänen wird für die Zukunft aufgestellt. Das Park- und Naherholungsteam der Stadt arbeitet im Naturpark weiterhin mit der Mersey Basin Campaign zusammen. Die Stadt erhält weiterhin Fördergelder, um die Entwicklung des Parks fortzuführen und Personal beschäftigen zu können. Außerdem hofft die Stadt, den Zugang für Kanus weiter ausbauen zu können. Finanzierung Die Kosten für die Durchführung des Entwicklungsplans lagen bei ungefähr 2,25 Mio. Euro. Die Entwicklung des Naturparks kostete 1,2 Mio. Euro, eingerechnet Landerwerb, Sanierung kontaminierter Flächen und das Anlegen von Fußwegen. Hauptgeldgeber waren die Stadt Stockport, das INTERREG Artery Projekt, das Umweltamt und das Landschaftsamt. 154 Herausforderungen Die meisten Ziele des Plans konnten erreicht werden. Allerdings müssen bestimmte physische Barrieren überwunden werden bevor alle Planziele zufriedenstellend umgesetzt werden können. Zum Beispiel erstreckt sich die Bebauung im Bereich des Stadtzentrums bis an die Ufer, so dass die Fertigstellung der Ufergehwege erschwert wird. Außerdem gilt es, Probleme mit kontaminierten Grundstücken, mangelhaften Zugang und verfallener Gebäudesubstanz zu überwinden. Die Stadt geht diese Probleme an und es bestehen bereits Pläne zur Verbesserung des Zugangs. In den ersten Phasen der Planerstellung hatte die Stadt Schwierigkeiten, die Finanzierungsfragen zu klären. Öffentliche Kunst am Ufer des Mersey bei Stockport Nutzen Ergebnis des Entwicklungsplans ist, dass nun ein großer Anteil des Mersey in Stockport saniert wurde und nun für die Öffentlichkeit über Gehwege und Kanupfade zugänglich ist. Das hat dazu beigetragen, das öffentliche Bewusstsein für den Mersey Kanupfad Fluss zu stärken. Der Fluss wird nun auch regelmäßig gesäubert, was klare ökologische Vorteile, auch für die Wasserqualität, mit sich bringt. Der Entwicklungsplan hat daher die Wahrnehmung der Menschen für den Fluss in Stockport verändert. Sie verstehen nun, dass er als ein zentrales Element geschätzt werden sollte, anstatt ihm, wie bislang, den Rücken zuzukehren. Dies alles wird sich auch positiv auf die Attraktivität der Region als wirtschaftlicher Standort auswirken. Kontakt Louise Murphy Stockport Metropolitan Borough Council Piccadilly, Stopford House UK - Stockportm, SK1 3XE Telefon: +44 (0)161-4744565 E-Mail: [email protected] Internet: www.stockport.gov.uk → business → regeneration 155 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Biosphärenreservat ‘Terras do Miño’ (FFH-Schutzgebiet Parga-Ladra-Támoga) Spanien, Region: Galicien, Ort: der Oberlauf des Miño Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2001 bis: 2006 Dauer: 5 Jahre Hintergrund Das ‘Terras do Miño’ Biosphärenreservat ist Teil des UNESCO Programms „Man and Biosphere“. Im Rahmen dieses Programms wurde ein weltweites Netzwerk von Biosphärenreservaten aufgebaut, welches mittlerweile 480 Gebiete in mehr als 100 Ländern umfasst. Ziel des Netzwerkes ist es, nachhaltige Landnutzung zu fördern und Verluste der Biodiversität zu verhindern. Aufgrund der FFH-Richtlinie wurde innerhalb des Biosphärenreservates ein FFH-Gebiet Parga-Ladra-Támoga eingerichtet. Für das FFH-Gebiet wurde ein Management Plan entwickelt, der den Änderungen der Landnutzung und der damit einhergehenden Zerstörung natürlicher Habitate entgegenwirkt und die bereits spürbaren Auswirkungen abmildert. Ziele Das ‘Terras do Miño’ Biosphärenreservat hat mehrere Ziele: • Raumplanung zur Förderung einer nachhaltigen Umwelt • Erhalt genetischer Ressourcen, einschließlich Ökosysteme, Arten und Lebensräume • Förderung einer lokalen wirtschaftlichen Entwicklung, die gleichzeitig kulturell, sozial und ökologisch verträglich ist • Motivierung lokaler Interessenvertreter/Akteure, das Land nachhaltig zu nutzen • Stärkung des ökologischen Bewusstseins der Bürger Das FFH-Gebiet Parga-Ladra-Támoga soll insgesamt dazu beitragen, die Ziele des Biosphärenreservats zu erreichen. 156 Akteure An der Entwicklung des Parga-Ladra-Támoga Gebiets waren drei Parteien hauptsächlich beteiligt: • INLUDES (Institut für Wirtschaft und Soziale Entwicklung in Lugo) • die Regierung von Galicien (Umweltministerium) • die Universität Santiago de Compostela Des Weiteren waren alle betroffenen Gemeinden der Umgebung (insgesamt 26) mit der Einrichtung des `Terras do Miño´ Biosphärenreservats bereits im Vorfeld einverstanden. Durchführung „As Insuas“ - Inseln im Fluss Zuerst einmal musste ein Plan für das Reservat entwickelt werden, Miño der 2003 veröffentlicht wurde. Dieser Plan beinhaltet bindende Vorschriften bezüglich der Landnutzung. Der Plan legt Bereiche für Schutz und Entwicklung des Reservats fest. Die Kernzone umfasst Bereiche mit sehr hohem ökologischen Wert, vornehmlich Berge und aquatische Lebensräume. Außerdem gibt es eine Pufferzone, die diese Kernzone umgibt. An die Pufferzone schließt sich eine Übergangszone an, welche Ortschaften sowie landwirtschaftliche Nutzflächen einschließt. Innerhalb des Reservats finden spezielle Initiativen statt. Ein Beispiel ist das PargaLadra-Támoga FFH-Gebiet. Dieses Gebiet soll zur Erhaltung und Wiederherstellung von wichtigen Lebensräumen und zur Steigerung der Biodiversität beitragen. Anfangs wurde Land mit hohem Naturschutzwert gekauft, um die Größe des Gebiets auszuweiten. Anschließend wurden mehrere Habitate renaturiert. Feuchtgebiete wurden mit bedrohten Fisch-, Amphibien- und Pflanzenarten wiederbesiedelt und nicht heimische Baumarten wurden entfernt. Außerdem wurden Uferrandstreifen geschaffen, um die Auswirkungen landwirtschaftlicher Einträge zu reduzieren. Ein Monitoring wurde durchgeführt, um den Erfolg der Maßnahmen zu evaluieren. Außerdem wurden Bildungsprogramme entwickelt, um das Umweltbewusstsein der lokalen Bevölkerung zu erhöhen. Finanzierung Das Gesamtbudget des Parga-Ladra-Támoga Gebiets beträgt etwa 1,5 Mio. Euro. Davon wurden 50% von der Europäischen Kommission zur Verfügung gestellt, 26% von der Region Lugo und 24% von der galicischen Regierung. 157 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Herausforderungen Bezeichnenderweise akzeptieren Landwirte und andere Landbesitzer die neuen Maßnahmen und Beschränkungen, die im Rahmen des Biosphärenreservats entwickelt wurden, nicht. Das Problem besteht hauptsächlich darin, die Vorgaben wirklich durchzusetzen. Seit der Einrichtung des Reservats haben menschliche Aktivitäten wie Straßenbau, intensive Wassernutzung und die Ausweitung der kommerziellen Fortwirtschaft zur ökologischen Degeneration und abnehmenden Beständen bestimmter empfindlicher Arten der Flora und Fauna beigetragen. Biosphärenreservat Terras do Miño (Quelle: www.turgalicia.es) Das Biosphärenreservat umfasst eine Fläche von 363 668 ha, aufgeteilt auf 26 Gemeinden im Zentrum der Provinz Lugo, wo es 40% seiner Fläche ausmacht. Die Provinz Lugo liegt in der Autonomen Gemeinschaft Galicien. Alle Biosphärenreservate haben drei klar definierte Bereiche die dabei helfen, Schutz- und Entwicklungsziele festzulegen: die Kernzone, die Pufferzone und die Übergangszone. Die Kernzone umfasst die wichtigsten zu schützenden Gebiete. Diese Region macht 10% des Reservats aus. Zusammen mit dem FFH-Gebiet Serra do Xistral bildet das Parga-Ladra-Támoga FFH-Gebiet einen Teil der Kernzone des Terras do Miño Biosphären Reservats. Das Parga-LadraTámoga FFH-Gebiet umfasst eine Fläche von mehr als 4 900 ha innerhalb des Biosphären Reservats. Nutzen Durch die unterschiedlichen Zonierungen im Biosphärenreservat werden bei Landnutzungsentscheidungen auch ökologische Sichtweisen integriert. Im Falle des Parga-Ladra-Támoga FFH-Gebiets hat das bestimmte Vorteile geschaffen. Dazu gehören die Renaturierung eines dystrophen Sees und der Schutz und die Verbesserung wichtiger Habitate (Auwald und Hochmoore) und Arten (Schwimmendes Froschkraut, Flussperlmuschel). Hochwasserprobleme wurden ebenfalls reduziert. Schutzmaßnahmen, die innerhalb des Reservats erfolgreich durchgeführt wurden, werden auch in anderen Bereichen angewendet. Die Aufwertung der Tourismusaktivitäten innerhalb des Reservats gehören zu den wirtschaftlichen Vorteilen der Maßnahme. Kontakt Laura V‘azquez-Janeiro INLUDES - Lugo Ronda Muralla, 140 ES - 27004 Lugo 158 Telefon: +34 (0)620-280171 E-Mail: [email protected] Internet: http://life.terrasdomino.org Geographisches Informationssystem in Guitiriz Spanien, Region: Galicien, Orte: Villalba, Guitiriz Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2006 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund In der Gemeinde Guitiriz besteht eine sehr diverse Flächennutzung, welche hauptsächlich ländlich geprägt ist aber auch drei Ortschaften umfasst. Die Gemeinde hat festgestellt, dass die Flächennutzung im Gemeindegebiet nicht ausgewogen ist. Dies war verbunden mit einer planlosen städtischen Entwicklung, verbunden mit einer nicht nachhaltigen Nutzung von Wasserressourcen und der Verschmutzung von Gewässern. Es wurde ein Geografische Informationssystem (GIS) entwickelt, um die Gemeinde zukünftig mit genaueren Daten über die Landnutzung bei der Raumplanung zu unterstützen. Ziele Dieses Projekt ist ein Pilotprojekt. Es ist das erste Mal, dass ein geografisches Informationssystem (GIS) in Galicien bei Raumplanungsaktivitäten zu Hilfe genommen wurde. Das GIS-Instrument wurde entwickelt, um einen genaueren Überblick über die gebaute und natürliche Umgebung der Gemeinde Guitiriz zu erhalten. Das Hauptziel des Projektes ist es, zukünftige raumplanerische Entscheidungen der Gemeinde zu unterstützen. Außerdem tragen die Informationen, die mit Hilfe des GIS-Instruments erstellt werden, auch zur Vorbereitung des Allgemeinen Raumordnungsplans der Gemeinde bei. Diesen Plan müssen alle Gemeinden, gemäß spanischem Raumordnungsgesetz, erstellen. Akteure Das Projekt wurde von der Gemeinde Guitiriz geleitet. Es waren drei Parteien beteiligt: • Gemeinde Guitiriz • Universität Santiago de Compostela (USC) - Institut für Land- und Forstwirtschaftswissenschaften • Büro für Architektur und Städtische Entwicklung. Dieses privatwirtschaftliche Büro berät Gemeinden und Interessenvertreter in Raumplanungsangelegenheiten. 159 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Durchführung Das GIS-Instrument wurde an der Universität von Santiago de Compostela entwickelt, da die Gemeinde das nötige Fachwissen nicht im Hause hatten. Der GIS Prozess beinhaltete das Übereinanderlegen verschiedener Schichten geografischer Informationen, um Karten und digitale Modelle (einschließlich 3D-Model 3-D Modellen) zu erstellen, so dass die Landnutzung in der Gemeinde visuell verdeutlicht wird. Das schloss Daten über die gebaute Umwelt und Infrastruktur (Häuser, industrielle bzw. gewerbliche Bauten, Straßen, Wasserver- und Abwasserentsorgung usw.), die physische Umgebung (Bodentypen, landwirtschaftliche Nutzung usw.) und hydrografische Daten (Einzugsgebietsgrenzen, Flüsse, Seen, Feuchtgebiete usw.) ein. Informationen über Verwaltungsgrenzen und Die Karte zeigt das Abwasserleitungsnetz und die relevante hypsografische Daten (Höhe Lage der Kläranlage innerhalb einer Siedlung. über dem Meeresspiegel usw.) wurden auch dargestellt. Durch die Auswertung dieser Informationen wurden Simulationen und Modelle zur Änderung der Landnutzung entwickelt. Damit sollte ein ganzheitlicherer und nachhaltigerer Raumplanungsansatz ermöglicht werden. Finanzierung Die USC beteiligte sich an diesem Pilotprojekt, um ein Werkzeug auf Basis eines geografischen Informationssystems (GIS) zu erstellen, dass auf lokaler Ebene genutzt werden kann. Die damit verbundenen Kosten belaufen sich auf etwa 120 000 Euro. Die Gemeinde Guitiriz und die Regierung der Autonomen Gemeinschaft Galicien haben diese Mittel bereitgestellt. In Zukunft wird die Gemeinde Guitiriz die finanziellen Mittel selbst aufbringen müssen, um das GIS zu unterhalten und Personal in seinem Gebrauch zu schulen. Herausforderungen Es stellte sich als schwierig heraus, geographische Informationen über die Gemeinde Guitiriz zu bekommen, da es sich dabei oft um offizielle Daten han- 160 delte, die von lokalen und regionalen Verwaltungen vorgehalten werden. Diese wurden aber benötigt, um das GIS erfolgreich einzusetzen. Wegen der mangelnden Daten, die bezüglich der Wasserumwelt z.B. die Lage von Quellen betraf, wurden Luftaufnahmen interpretiert und Feldstudien gemacht, um Informationen zu sammeln. Dies erhöhte die Kosten des Projektes. Schwimmbad Brunnen Wassermühle Fluss FFH Gebiet Feuchtgebiet Gemarkungsgrenze Nutzen Das GIS hat das Angebot von gemeindlichen Dienstleistungen einschließlich Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, Müllabfuhr und Straßenbeleuchtung verbessert. Bezüglich der Wasserwirtschaft trägt die Erfassung von Gewässern dazu bei, Themen wie Wasserentnahme und -verschmutzung anzugehen. Das GIS-Instrument ist zur Zeit in der Umsetzungsphase. Das Personal der Gemeinde soll im Umgang damit geschult werden. Man hofft, dass das GIS-Instrument auch von anderen Gemeinden genutzt wird. Auch sie könnten das GIS zur Unterstützung ihrer Raumplanung einsetzen. Karte über die Gewässer in der Region Kontakt Rafael Crecente Maseda Universität Santiago de Compostela Campus Universitario ES - 27002 Lugo Telefon: +34 (0)982-252231 E-Mail: [email protected] Internet: www.laborate.usc.es 161 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Kompensationsmaßnahmen zur Renaturierung der Else Deutschland, Region: Niedersachsen, Ort: Melle Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Juni 2003 bis: September 2004 Dauer: 15 Monate Hintergrund Im Außenbereich der Stadt Melle wurde auf dem Gelände einer bestehenden Gewerberuine nahe der Elseniederung ein Hochregallager für ein Logistikzentrum geplant und zwischenzeitlich umgesetzt. Dies veränderte das Landschaftsbild und vor allem das natürliche Abflussverhalten. Laut Baurecht muss ein Eingriff wie dieser vom Bauherrn ausgeglichen werden. Auch das Naturschutzgesetz verlangt Kompensationsmaßnahmen. Diese Maßnahmen werden normalerweise am Bauort ausgeführt. In diesem Fall wurden sie jedoch entlang der Else vorgenommen. Letztendlich war das Gesetz der Anlass für diese Maßnahme. Ziele Ziel der Maßnahme war der Ausgleich des Eingriffs in das Landschaftsbild, der durch den Bau des Hochlagers verursacht wurde. Dieser Ausgleich sollte in der Gewässeraue im Bereich von Melle stattfinden. Hauptziel war dabei die Renaturierung der Else und ihrer Aue, um das Hochwasserrisiko zu verringern sowie die Biodiversität zu erhalten und zu verbessern. Außerdem sollte ein Beitrag zur Umsetzung der EG WRRL geleistet werden. 162 Das Hochregallager Die Else Akteure Die Stadt Melle, insbesondere die Abteilungen Bauaufsicht, Bauordnung und Umweltschutz trugen zur Organisation der Maßnahme bei. Der Fachdienst Umwelt des Landkreises Osnabrück war auch maßgeblich beteiligt. Der Unterhaltungsverband Nr. 29 „Else“ war Träger und Ausführender der Maßnahme. Außerdem war der Bauherr des Hochlagers beteiligt. Durchführung Ein Planungsbüro ermittelte für die Baumaßnahme die Auswirkungen des Hochlagers insbesondere auf das Landschaftsbild. Daraufhin wurden Maßnahmen vorgeschlagen, die dazu beitragen könnten die Auswirkungen zu minimieren bzw. sie zu kompensieren. Fluss Else - Umgestaltung der Ufer Nun wurden die Genehmigungen des Landkreises Osnabrück benötigt. Dieser zog hierzu u.a. ein eigenes Bewertungsverfahren heran, um die Auswirkungen des Eingriffs und die Eignung der Kompensationsmaßnahmen abzuschätzen. Der Vorschlag wurde außerdem auf seine Übereinstimmung mit dem Else Entwicklungskonzept (entworfen von der Stadt Melle und dem Unterhaltungsverband) geprüft. Dies ist gewissermaßen ein ‚Gewässerentwicklungsplan‘ mit dem Ziel der Renaturierung des Flusses und seiner Aue und soll dazu beitragen, die Ziele der WWRL zu erreichen. Sobald alle nötigen Genehmigungen für das Projekt vorlagen, wurden zwei Abschnitte der Else für die Renaturierung ausgesucht, um dort den Fluss in einen natürlicheren Zustand zu bringen. Diese Renaturierung beinhaltete das Entfernen von Uferbefestigungen und eine Remodellierung und Abtragung des Ufers in anderen Bereichen. Insgesamt wurden 780 m des Flusses durch diese Maßnahme saniert. Finanzierung Die Kosten betrugen 155 000 Euro. Sie wurden zum größten Teil vom Bauherrn und der Stadt Melle finanziert. Die Unterhaltungskosten wurden für 30 Jahre kalkuliert und sind schon im Budget enthalten. Falls in Zukunft zusätzliche Unterhaltungskosten anfallen sollten, werden diese vom Bauherrn getragen. 163 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Herausforderungen Die Dauer der Initiative, von Antrageinreichung des Bauherrn bis zur Durchführung der Maßnahme am Fluss, betrug 15 Monate. Die Diskussionen zwischen den politischen Interessenvertretern vor Vertragsunterzeichnung, der Kauf von Land entlang des Elseufers und der Genehmigungsprozess von Seiten der Wasserbehörden kosteten sehr viel Zeit. Um den Erfolg der Maßnahme zu garantieren war es für alle Interessenvertreter besonders wichtig, bei den wichtigsten Punkten zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, vor allem bei der Verbindungen zwischen den Maßnahmen und dem Else Entwicklungskonzept. Dies verlangte große Anstrengungen von Seiten der Interessenvertreter. Nutzen Die Revitalisierung der Elseufer hat den Zugang zum Fluss erleichtert. Wege entlang des Flussufers werden nun regelmäßig von Radfahrern, Spaziergängern und Reitern genutzt. Folglich hat sich das Bewusstsein der Anwohner und Besucher für den Fluss erhöht. Des Weiteren wird momentan darüber diskutiert, ob der Else-Werre Radweg entlang der renaturierten Bereiche ausgebaut werden sollte. Allerdings ist aufgrund der erhöhten Popularität des Gebiets ein Konflikt zwischen Naturschutz und Tourismus gewachsen. Eine Lösung steht hier noch aus. Raum für Kompensationsmaßnahmen (98 ha) im Gebiet des Else Entwicklungskonzepts (Quelle: Stadt Melle) Kontakt Josefa Göbel Stadt Melle Schürenkamp 16 D - 49324 Melle 164 Raum für Kompensationsmaßnahmen in den Elseauen (84 ha) (Quelle: Stadt Melle) Telefon: +49 (0)5422-965-278 E-Mail: [email protected] Gewässerentwicklungsplan “Mittlere Leine” Deutschland, Region: Niedersachsen, Ort: Gronau Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Januar 2002 bis: Februar 2004 Dauer: 25 Monate Hintergrund Schwere Hochwasser in Niedersachsen in den Jahren 1946, 1986 und 1989 veranlasste die Landesregierung die Entwicklung von Maßnahmen anzustoßen, die zur Lösung der Probleme in überflutungsgefährdeten Gebieten beitragen sollten. Das Land initiierte ein Planfeststellungsverfahren nach NWG, um das Hochwasserproblem anzugehen. Dieser Prozess ebnete den Weg zur Erstellung des Gewässerentwicklungsplans „Mittlere Leine“. Dieser Plan wurde erstellt, um das Hochwasserproblem und weitere Herausforderungen für die Umwelt entlang eines Flussabschnitts der Leine und ihrer Nebenflüsse im Bereich Gronau zu bewältigen. Ziele Gewässerentwicklungspläne beziehen sich auf Naturschutz- und Wasserwirtschaftsthemen und werden zur Förderung der Renaturierungen von Flüssen und ihren Auen genutzt. Sie sind nicht gesetzlich vorgeschrieben, sind aber trotzdem in Deutschland verbreitet. Sie werden manchmal als Grundlage für andere Planungsprozesse mit herangezogen, z.B. bei der Erstellung von Raumordnungsplänen. Die allgemeinen Ziele des Gewässerentwicklungsplans „Mittlere Leine“ waren die Erhaltung und Verbesserung der Flussökologie und die Reduzierung des Hochwasserrisikos in der Umgebung. Akteure Der Gewässerentwicklungsplan wurde von der Bezirksregierung Hannover federführend bearbeitet. Zu den Beteiligten gehörten Vertreter der Kommunen, Wasserwirtschaft, Wasserkraftbetreiber, Landwirtschaft, Rohstoffgewinnung, Naturschutzbehörde und -verbände, Fischereiverbände, sowie zwei Moderatoren aus einem Planungsbüro und der Landwirtschaftskammer. 165 10 Praktische Beispiele - Raumordnung Durchführung Die Entwicklung des Plans beinhaltete drei Phasen: • Es wurde eine Bestandsaufnahme im Leine Einzugsgebiet und der Gewässeraue (mit einer Fläche von 66 km2) durchgeführt. Dabei wurden Daten zur Gewässerstruktur, Biotoptypen, Landnutzung und Gewässergüte erhoben. • In Zusammenarbeit mit den wichtigsten Interessenvertretern einigte man sich auf ein Leitbild, wie der Fluss in Zukunft aussehen sollte. Dabei wurden auch die vorhandenen Raumplanungsinstrumente berücksichtigt. Um diese Pläne zu verwirklichen, wurde eine Reihe von Zielen formuliert. Dazu gehören die Renaturierung des Flusses und die Öffnung der natürlichen Überschwemmungsgebiete. • Maßnahmenvorschläge wurden entwickelt. Von insgesamt 108 Maßnahmevorschlägen wurden 104 einstimmig verabschiedet. Die Maßnahmen beinhalten Regenrückhaltung, Aufhebung von Verrohrungen, Verlegung des Leine-Fernradwegs, Instandsetzung von 2 Holzbrücken, Bau von Fischpässen und einer Lachsaufzuchtstation sowie die Initiierung eines „Leineaktionstages“. Finanzierung Die Erstellung und Umsetzung des Gewässerentwicklungsplans wurde z.T. vom Niedersächsischen Umweltministerium finanziert. Umgehungsgerinne nahe der Gemeinde Alfeld (Quelle: Michael Jürging, agwa) Ehemaliges Flussschwimmbad an der Leine (Quelle: Museum Gronau) 166 Herausforderungen Die größte Herausforderung bestand darin, sich über Maßnahmen zu einigen, die im Gewässerentwicklungsplan festgeschrieben werden sollten. Dabei standen widerstreitende Interessen von Landwirtschaft, Wasserkraftbetreibern, Naturschützern, Fischereiverbänden, Kiesabbauunternehmern und Kommunen im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Zahlreiche Treffen führten zu einem gemeinsam erstellten Maßnahmenkatalog. Zwei Moderatoren aus einem Ingenieurbüro und der niedersächsischen Landwirtschaftskammer leisteten bei diesem Prozess Hilfestellung. Nutzen Der Gewässerentwicklungsplan hat in unterschiedlichster Weise zur Entwicklung der Region beigetragen. Zum Beispiel wurde der Fluss, bei dem die Bebauung bis unmittelbar ans Ufer reicht, an beiden Seiten für die Bevölkerung zugänglich gemacht. Zuvor waren seine Ufer durch Privatgrundstücke bzw. Ackerflächen nicht öffentlich zugänglich. Heute ist dies beiderseits des Flusses mehrere Kilometern weit möglich. Außerdem hat der Erfolg der Maßnahme Impulse für weitergehende Maßnahmen an Gewässern in der Region gegeben. Dazu gehört zum Beispiel auch die Einrichtung einer Badestelle. Auszug aus dem Gewässerentwicklungsplan „Mittlere Leine“. Dargestellt werden die geplanten Maßnahmen an diesem Teil des Flusses. (Quelle: Ingenieurbüro agwa) Kontakt Rainer Mertens Bürgermeister der Stadt Gronau Blanke Straße 16 D - 31028 Gronau/Leine Telefon: +49 (0)5182-902-0 E-Mail: [email protected] 167 10 Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft Biotopsanierung Schweden, Emån Einzugsgebiet, kleine bis mittelgroße Zuflüsse Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2001 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Ziel der Biotopsanierung ist die Wiederherstellung von hydromorphologisch veränderten Gewässerläufen. Die größten Schäden werden durch Industrie sowie Land- und Forstwirtschaft verursacht, z.B. durch Abholzung, Stauungen, Unterhaltungsmaßnahmen, Mühlen und Wasserkraftwerke. Ziele Ziel ist die Wiederherstellung natürlicher Bedingungen und die Förderung heimischer Arten wie Forellen, Elritzen, Flussperlmuscheln und Wirbellosen. Dazu werden Geröll, Steine, Totholz und Kies für Laichplätze von Forellen und Lachsen entsprechend in die Gewässer eingebracht. Akteure Emåförbundet, Landkreise, Gemeinden, Fischerei und Angelvereine Durchführung Geröll und Steine werden in den Gewässerlauf eingebracht, entweder per Hand oder mit Hilfe von Maschinen (siehe Foto). Ebenso werden Baumstämme in den Gewässerlauf plaziert, um die Totholzmenge zu erhöhen. Dies führt zu einer sehr viel größeren Vielfalt an Lebensräumen für alle Arten von Flussfauna. Totholz ist sehr wichtig für die natürliche Dynamik eines Gewässers, erhöht beispielsweise die Fischpopulation und schafft neue Mikro-Habitate. Für Forellen oder Lachse empfiehlt sich die Wiederherstellung von Laichplätzen und Plätzen für die Jungtiere (0-2 Jahre alt). Dazu wird Kies (2-5 cm Durchmesser für die Bachforelle und 5-15 cm Durchmesser für Lachs und Meerforelle) in passende Gewässerabschnitte eingebracht. Das Kiesbett sollte 20-40 cm dick sein (s. Foto). Schließlich sollten Gewässerrandstreifen geschützt bzw. wiederhergestellt werden. 168 Finanzierung Die Gesamtkosten sind nicht leicht zu berechnen. Sie sind abhängig von der Art der Maßnahme, Maschineneinsatz, Materialien, Örtlichkeit usw. Die Landkreise haben durchschnittliche Kosten von etwa 550 Euro pro 100 m ohne Maschineneinsatz und 2 500 Euro pro 100 m mit Maschineneinsatz kalkuliert. Eine manuelle Biotoperneuerung im Silverån, einem wichtigen Gewässer für Bachforellen im Einzugsgebiet des Emån Herausforderungen Die gängigsten Probleme sind Konflikte zwischen Landnutzung (Land- und Forstwirtschaft) und Wasserkraftwerken (Geröll und Totholz vermindern z.T. die Fließgeschwindigkeit). Die Finanzierung der Maßnahmen ist oft nicht leicht, da es nur wenig staatliche Fördermittel für die Biotopsanierung gibt. Außerdem ist es manchmal schwer, die Landeigentümer davon zu überzeugen, für die Maßnahmen aufzukommen. Eine maschinelle Biotoperneuerung im Silverån Nutzen Die Maßnahmen werden die Biodiversität und das Fischvorkommen erhöhen, was wiederum zu verstärktem Sportfischen und Ökotourismus führen könnte. Den Menschen ist eine hohe Lebensqualität mit natürlichen und intakten Gewässern in ihrer Umgebung wichtig. Kontakt Thomas Nydén Emåförbundet P. O. Box 237 SE - 57423 Vetlanda Telefon: +46 (0)383-973-40 E-Mail: [email protected] Internet: www.eman.se 169 10 Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft Umgehungsgerinne Schweden, Emån Einzugsgebiet, Emån und seine Nebenflüsse Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2001 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Eine Biotoptypenkarte vom Emån Einzugsgebiet von 1997-1999 zeigte mehr als 250 Querbauwerke in den Fließgewässern. Dies allein gab Anlass zum Handeln. Außerdem verlangten viele Vertreter der Fischerei nach Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit im Einzugsgebiet. Ziele Umgehungsgerinne sollen Hindernisse für wandernde Fische und Wirbellose durchgängig machen. Diese Maßnahme ist wichtig, um entwicklungsfähige Fischpopulationen und die aquatische Biodiversität wiederherzustellen und zu schützen. Die beste Variante eines Fischaufstiegs ist zweifellos das „natürliche Umgehungsgerinne“. Dabei wird ein Gerinne neben dem Hauptgewässer angelegt. Diese Variante ermöglicht es, fast allen Fischarten und Invertebraten flussauf- und -abwärts zu wandern. Meistens stellen sie auch gute Laichgründe für Forellen dar. Außerdem sind Umgehungsgerinne für die Sportangler und die regionale Entwicklung indirekt von großer Bedeutung, da vor allem Bachforellen, Meerforellen und Lachse Touristen in die Emån Region locken. Akteure Emåförbundet, Landkreise, Gemeinden, Fischerei und Angelvereine Durchführung Die Maßnahme beginnt mit der Planungsphase, d.h. Recherchen, Messungen, Bauzeichnungen und die Suche nach möglichen Finanzquellen. Laut Gesetz folgt eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und die Einverständniserklärung der Grundeigentümer. Anschließend beginnt die Arbeit gewöhnlich in einer Phase mit geringen Wasserständen, um eine Trübung des Wassers zu vermeiden. 170 Finanzierung Die Kosten dieser Maßnahme sind abhängig von 1. der Höhe des Querbauwerks, 2. der Umgebung (Erhebungen, Bodenbeschaffenheit, Untergrund) 3. der Hydrologie des Gewässers (Abfluss), 4. der Bauart (traditionelle Fischtreppe, natürliches Umgehungsgerinne usw.) und 5. dem Material. Die durchschnittlichen Kosten für Umgehungsgerinne im Landkreis Jönköping belaufen sich auf Am Finsjö Umgehungsgerinne wurden ein Fischetwa 18 000 Euro pro Höhenmeter bei großen und zähler und ein Infrarotscanner installiert. technisch komplizierten Lösungen, 11 000 Euro pro Höhenmeter für ein natürliches Umgehungsgerinne und zwischen 1 600 und 3 000 Euro pro Meter für kleine Hindernisse mit geringer Höhe, wie z.B. Straßendurchlässe. Herausforderungen Die kritischsten Aspekte für ein Umgehungsgerinne sind 1. das Einverständnis von Grundeigentümern bzw. Betreibern der Wasserkraftwerke, 2. technische Lösungen, 3. Finanzierung (nur geringe staatliche Fördermittel) und 4. die Konstruktion der Umgehungsgerinne, die viel Erfahrung benötigt. Nutzen Die verbesserte Durchgängigkeit wird direkt zu entwicklungsfähigeren Populationen führen, da die Fische neue Laichgründe flussaufwärts erreichen können. Das könnte indirekt zu nachhaltigem Fischfang führen und bessere Möglichkeiten für Touristen zum Sportangeln bieten. Kontakt Peter Johansson Emåförbundet P. O. Box 237 SE - 57423 Vetlanda Telefon: +46 (0)383-973-39 E-Mail: [email protected] Internet: www.eman.se 171 10 Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft Wasserdienstleistung in der Stadt Cēsis Lettland, Region: Gauja Einzugsgebiet, Ort: Vidzeme Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1996 bis: 2010 Dauer: 15 Jahre Hintergrund Die Verantwortlichen für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Lettland sind die kommunalen Wasserdienstleistungsunternehmen. In Cēsis hat das kommunale Unternehmen Vinda Ltd. in den letzten 10 Jahren große Investitionen zur Verbesserung der Trinkwasseraufbereitung, des Wasserversorgungsnetzes und der Arbeitsabläufe bei der Abwasserbehandlung getätigt. Für die Wasserdienstleister ist es eine beachtliche Herausforderung, ein effizientes System zu garantieren und das vorhandene Netzwerk durch Anschluss kleinerer Nachbarsiedlungen auszuweiten. Ziele Cēsis ist eine der Pilotgemeinden bei der Verbesserung der Wasserdienstleistungen. Dazu gehören die Trinkwasseraufbereitung, die Abwasserreinigung und das Kanal- und Leitungsnetz. Dieses großangelegte Investitionsprojekt wird von der EU unterstützt. Akteure der kommunale Wasserdienstleister Vinda Ltd. und die Stadt Cēsis Aufgaben des Wasserdienstleisters Vinda Ltd. in Cēsis 172 Durchführung Die Investition in die Wasserdienstleistungen von Cēsis wurde in drei Phasen durchgeführt: • Phase 1: Bau einer neuen Trinkwasseraufbereitungsanlage und einer Kläranlage sowie die Erschließung neuer Wasserentnahmegebiete (1996-2000) • Phase 2: Verbesserung und Erweiterung des vorhandenen Leitungs- und Kanalnetzes • Phase 3: Ausweitung des Leitungs- und Kanalnetzes in vorhandene und geplante Baugebiete (2006-2010) Finanzierung Die größten Investitionsprojekte haben mehrere zehn Millionen Euro gekostet und wurden durch den EU Kohäsionsfond kofinanziert. Herausforderungen Großangelegte Investitionen waren nötig. Eine gute Zusammenarbeit und einheitliches Handeln sind entscheidend für den Erfolg, da an der Vorbereitung und Genehmigung von solchen Investitionen mehrere Institutionen und Projektpartner beteiligt sind. Nutzen Eine qualitativ gute Wasserversorgung und Abwasserreinigung tragen als Schlüsselfaktoren zur Regionalentwicklung bei. Kontakt Varis Adamsons Vinda Ltd. Valmieras str. 10 LV - 4101 Cēsis Wasserturm Telefon: +371-4107033 E-Mail: [email protected] Internet: www.vinda.lv 173 10 Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft Lebensraum- und Artenschutz im Rāzna Naturpark (LIFE - Projekt) Lettland, 8 Gemeinden in den Landkreisen Ludza, Rēzekne and Krāslava Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2004 bis: 2008 Dauer: 4 Jahre Hintergrund Der Rāzna Naturpark ist ein Gebiet mit herausragender biologischer Vielfalt. Es umfasst eine große Anzahl von Gewässern, einschließlich Seen, Teichen, Bächen und Feuchtbiotopen, von denen manche als europaweit bedeutend angesehen werden. Allerdings ist die biologische Vielfalt gefährdet z.B. durch die Nutzung von Motorbooten, übermäßiges Wachstum von Wasserpflanzen und industriellen und illegalen Fischfang. Ziele Die Hauptziele sind eine detaillierte Untersuchung der biologischen Funktionen innerhalb des Rāzna Naturparks, die Wiederherstellung von Fischlaichgründen und die Wiedereinführung einer Population von heimischen Rotbauchunken (Bombina bombina). Außerdem sollen Bewirtschaftungspläne für den Rāzna Naturpark und fünf große Seen innerhalb des Parks entwickelt werden. Rotbauchunke (Bombina bombina) 174 Akteure Initiator des Projekts war die Universität Daugavpils. Zu den beteiligten Gemeinden gehörten Andrupene, Andzeļi, Čornaja, Ezernieki, Kaunata, Lūznava und Mākoņkalns. Außerdem waren das Lettische Umweltministerium, das Umweltamt von Daugavpils und Rēzekne und der Zoo Latgale beteiligt. Durchführung • Angemessene Kontrolle und Schutz von Lebensräumen für verschiedene Fischarten in fünf großen Seen im Rāzna Naturpark • Wiederherstellung von 38 ha Laichgründen im Rāznasee • Verbesserung der industriellen Fischfangmethoden in den großen Seen innerhalb des Parks. So wird verhindert, dass geschützte Fischarten beeinträchtigt werden. • Erstellung einer digitalen Karte vom Rāzna Naturpark • Entwicklung von Plänen mit Schutzmaßnahmen für das gesamte Gebiet und Erstellung von Bewirtschaftungsplänen für die fünf größten Seen innerhalb des Parks • Wiedereinführung der Rotbauchunke (Bombina bombina) • Öffentlichkeitsarbeit Finanzierung keine Angaben Herausforderungen Ein evtl. negativer Aspekt könnte die komplexe Verwaltung des Projekts sein. Die große Anzahl von Interessenvertretern macht gute Zusammenarbeit und Informationsaustausch unerlässlich. Ausblick auf den Rāzna See Nutzen Die Arbeit im Rāzna Naturpark vereint Aspekte des Gewässerschutzes, der Raumplanung, des Arten- und Biotopschutzes, des Tourismus und der Nutzung lokaler Ressourcen. Solch integrierte Systeme sind für die Region und ihre weitere Entwicklung von großer Bedeutung. Der Rāzna Naturpark bietet außerdem einen guten Anlass für eine Zusammenarbeit zwischen lokalen, regionalen und nationalen Interessenvertretern. Kontakt Artūrs Škute Daugavpils University Vienības str. 13 LV - 5400 Daugavpils Telefon: +371-5422180 E-Mail: [email protected] Internet: http://razna.dau.lv 175 10 Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft Broadfield Teich Nordwest England, Ort: Rochdale Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Februar 2005 bis: März 2006 Dauer: 1 Jahr Hintergrund Der Rochdale See, wie er früher genannt wurde, ist ein ehemaliger Ententeich an der östlichen Grenze des Broadfield Parks. Früher in der Umgebung beliebt, begann er schon bald zu verlanden, nachdem der Bau einer Straße den Rand des Teiches angeschnitten hatte und dieser dadurch Wasser verlor. Verschlammung und Schilfwachstum (Breitblättriger Rohrkolben) zerstörten das Biotop noch weiter. Ziele • Entfernung von Schlick und Schilf aus dem Teich • Entfernung der von einer Rattenkolonie bevölkerten Insel • Abdichtung des Teiches • Anlegen von Fußwegen • Auslichten der Bäume und Sträucher um den Teich, wobei bestimmte Arten erhalten werden sollten • Installation eines neuen Mechanismus zur Überlaufkontrolle • Einführung von heimischen Feuchtgebiets pflanzen Der Broadfield Teich, Februar 2005 176 Akteure lokale Aktionsgruppe Irk & Roch der Mersey Basin Campaign, Stadtrat von Rochdale (Rochdale Metropolitan Borough Council - RMBC), Umweltamt (Environment Agency) Durchführung Ein Teil der Bäume und Sträucher am Teich wurden gefällt oder ausgelichtet. Das Gewässer wurde von Schlick und Schilf befreit, mit dem Boden der Teichinsel wurde das Ufer befestigt. Etwa 120 t Ton wurden benötigt, um Fußwege zu bauen und den Teich wieder abzudichten. Um den Wasserstand zu halten, wurde ein kleiner Abfluss konstruiert. Außerdem wurde aus einem der Teichzuläufe eine Kaskade gebaut. Die Umgebung des Teiches wurde durch eine Liegewiese und eine Wildblumenwiese neu gestaltet. Dies bietet eine pflegeleichte, umweltfreundliche Alternative zu arbeitsintensivem Rasen. Das Ufer wurde mit verschiedenen heimischen Feuchtgebietsarten bepflanzt, wie z.B. Sumpf-Schwertlilie, Wasserviole und gewöhnlicher und gelber Blutweiderich. Die lokale Presse berichtete über den Teich. Viele Fußgänger, die die Wege entlang des Teiches jetzt täglich für Spaziergänge nutzen, äußerten sich positiv über die Verbesserungen. Finanzierung Umweltamt: 13 000 Euro, Rochdale Stadtrat (Park): 10 500 Euro, Rochdale Stadtrat (Straßenbau): 3 000 Euro, insgesamt: 26 500 Euro Herausforderungen Das Gebiet wurde durch falsche Hausanschlüsse oberhalb des Parks verschmutzt. Nutzen Nachdem der Teich jahrzehntelang verschmutzt, überwuchert und mit Ratten übervölkert war, Der Broadfield Teich nach der Sanierung erstrahlt er nun wieder in neuem Glanz. Heute ist der Teich Anziehungspunkt sowohl für die Öffentlichkeit als auch für Tiere. Nach nur wenigen Wochen waren ein Entenpaar, einige Wasserinsekten und sogar Kaulquappen zu beobachten. Das Projekt wurde von der Öffentlichkeit sehr unterstützt, da der Teich häufig im Blickfeld liegt. Der Teich ist wieder ein erlebbarer Bestandteil der Stadt Rochdale. Kontakt Mike Cummings Action Irk & Roch Healey Dell Visitors Centre, Dell Road UK - Rochdale, OL12 6BG Telefon: +44 (0)1706-860164 E-Mail: [email protected] Internet: www.merseybasin.org.uk 177 10 Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft Projekt zur Regenerierung und Sauerstoffanreicherung des Manchester Schiffskanals Nordwest England, Ort: Salford bei Manchester Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2000 bis: 2010 Dauer: 10 Jahre Hintergrund Der Manchester Schiffskanal im Mersey Einzugsgebiet war als Folge der Industrialisierung einer der am stärksten verschmutzten Wasserwege in England. In den 50er Jahren wurde der Kanal als fischfrei beschrieben. Wie eine Barriere verhinderte er die Wanderung von z.B. Lachsen stromaufwärts in die Flüsse des oberen Mersey Einzugsgebiets. In den 80er Jahren schloss der Hafen in Manchester und der Oberlauf des Kanals verfiel. Um das Hafengebiet zu revitalisieren, musste sowohl die Wasserqualität erheblich verbessert werden als auch eine landseitige Entwicklung stattfinden. Ziele Die Bedingungen im Manchester Schiffskanal waren sehr schlecht, vor allem in den Sommermonaten, wenn die steigenden Temperaturen zu Sauerstoffmangel im Unterwasser führten. Eine 1989 durchgeführte Studie zeigte, dass Blasenbildung und faule Gerüche häufig vorkamen, wenn die gelöste Sauerstoffkonzentration unter 4 mg/l fiel. Also wurde das Wasser künstlich mit reinem Sauerstoff angereichert. Ziel der Sauerstoffanreicherung ist eine dauerhafte Sauerstoffkonzentration im Unterwasser von über 4 mg/l, um Blasenbildung und faule Gerüche zu vermeiden, und die Ansiedlung von Fischen zu ermöglichen. Akteure Dieses Programm zur Verbesserung der Wasserqualität wurde durchgeführt von: der Mersey Basin Campaign (MBC), APEM Ltd., United Utilities, dem Umweltamt (Environment Agency) und der Manchester Schiffskanal Gesellschaft. 178 Durchführung Untersuchungen ergaben einen Sauerstoffmangel im Tiefenwasser des Kanals. Als Lösung wurde flüssiger Sauerstoff verdampft und direkt in den Kanal eingespeist. Fünf Einheiten können mittlerweile 15 t Sauerstoff pro Tag mit hoher Geschwindigkeit in einen 2 km langen Abschnitt des Kanals einspeisen. Die Anlage soll 10 Jahre (seit 2001) laufen und die Wasserqualität verbessern. Auf natürlichem Wege wäre dies nur über Jahrzehnte zu erreichen. Das Ziel von 4 mg gelöstem Sauerstoff pro Liter ist bereits zu 98% erfüllt. 2003 wurden bis zu 30 verschiedene Arten von wirbellosen Tieren im Kanal beobachtet und Fische besiedeln das Gebiet nun das ganze Jahr über. Diese ökologischen Verbesserungen hauchen dem Schiffskanal im wahrsten Sinne des Wortes neues Leben ein. Finanzierung Das ganze System, vom Entwurf und Entwicklung bis hin zu Betrieb und Monitorring kostete etwas mehr als 6,5 Mio. Euro. United Utilities trägt zur Finanzierung bei. Herausforderungen Der obere Manchester Schiffskanal war einmal ein stark verschmutztes aquatisches System. Vor der Sauerstoffeinspeisung konnten Fische in den Sommermonaten nicht überleben. Nun ist der Kanal Lebensraum für eine Vielzahl an Wirbellosen, einschließlich Indikatorarten für sauberes Wasser. Fische besiedeln das Gebiet nun das ganze Jahr über und profitieren von der steigenden Fülle und Vielfalt an Wirbellosen. Nutzen Das Programm zur Sauerstoffanreicherung ist Teil der Gewässerbewirtschaftung des Mersey. Die verbesserte Wasserqualität hat eine bauliche Entwicklung nach sich gezogen. Das Gebiet entlang des Manchester Schiffskanals und der Salford Kaianlagen ist nun Zentrum von vielen Aktivitäten aufgrund der baulichen Entwicklung (Wohnen, Gewerbe etc.). Das saubere Umfeld zieht viele Besucher an. Sie genießen die dortigen Einkaufs- und Gastronomieangebote des Lowry Zentrums, einem Beweis der nachhaltigen Entwicklung in Salford. Kontakt Caroline Riley Healthy Waterways Trust Fourways House, 57 Hilton Street UK - Manchester, M1 2EJ Telefon: +44 (0)161-24282-06 E-Mail: [email protected] Internet: www.merseybasin.org.uk 179 10 Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft Die Santoña Feuchtgebiete Spanien, Region: Kantabrien, Ort: Santander Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1992 bis: 2000 Dauer: 9 Jahre Hintergrund Die Santoña Feuchtgebiete (Marisma de Santoña) setzen sich aus drei Küstenfeuchtgebieten zusammen. Sie liegen im Norden der Iberischen Halbinsel, in der Autonomen Gemeinschaft Kantabrien. Die Santoña Sümpfe sind für Wasservögel die wichtigsten Feuchtgebiete im Norden Spaniens. Sie erfüllen die Kriterien der Ramsar Konvention und sind damit von internationalem Interesse. Im März 1987 machten die SEO (Spanische Gesellschaft für Ornithologie) und die ARCA (Gesellschaft zum Schutz Natürlicher Ressourcen Kantabriens) auf die wahllose Zerstörung der Santoña Feuchtgebiete und die damit verbundene Gefährdung der Lebensräume von tausenden von Zugvögeln aufmerksam. Daraufhin wurde der Plan zur Sanierung der Feuchtgebiete (Plan de Ordenation de los Recursos Naturales) erstellt. Seit 1992 sind die Santoña Feuchtgebiete Naturschutzgebiet. Ziele Feuchtgebiete sind extrem empfindlich und zunehmend durch Ausbeutung der Grundwasserressourcen, Entwässerung zur landwirtschaftlichen Nutzung, Urbanisierung, Jagd, Verschmutzung usw. gefährdet. Urbanisierung stellte eine große Belastung für das Sumpfgebiet dar und aufgrund von unsachgemäßer Abwasserbehandlung verschlechterte sich die Wasserqualität zunehmend. Der Plan zur verbesserten Bewirtschaftung der Sümpfe beinhaltete verschiedene Programme zur Öffentlichkeitsarbeit und zur Umweltbildung sowie fachliche Maßnahmen, wie z.B. eine adäquate Abwasserbehandlung für alle Gemeinden des Gebietes. Akteure Die Spanische Gesellschaft für Ornithologie (SEO) und die Wasserbehörde (Confederation Hidrografica del Norte) 180 Durchführung In dem Bereich des Feuchtgebiets wurde ein Abwasserkanalnetz gebaut. Es erstreckt sich bis zu den Gemeinden Noja und Arnuero außerhalb des Feuchtgebiets. Das Netzwerk beinhaltet Kanäle und Pumpstationen. In der Nähe von San Pantaleon wurde eine zweistufige Kläranlage errichtet. Das behandelte Wasser wird 3 km von der Küste entfernt eingeleitet, d.h. in einer angemessenen Entfernung von der Küstenlinie und dem Schutzgebiet. Finanzierung Die Kosten belaufen sich auf 210 Mio. Euro. Das spanische Umweltministerium übernahm mehr als 85% der Kosten. Die Regierung von Kantabrien übernahm die verbleibenden 15%. Herausforderungen Das fehlende Bewusstsein und die mangelnde Beteiligung der Grundeigentümer in den angrenzenden Regionen stellte das größte Problem dar. Santoña Feuchtgebiet (Quelle: www.aytosantona.org) Nutzen Dank der sachgemäßen Behandlung des Abwassers in der Region, hat sich die Wasserqualität in den Sümpfen bemerkenswert verbessert. Als Ergebnis des Renaturierungsplans, ist das Bewusstsein der Politiker und Entscheidungsträger für die Beziehung zwischen intakten Ökosystemen und der menschlichen Lebensqualität gestiegen. Sie verstehen nun, dass Feuchtgebiete multifunktionelle Ökosysteme sind, die vielen Bereichen und Akteuren dienlich sein können, wenn sie multisektoral angegangen und sachgemäß bewirtschaftet werden. Ein umfassendes Bildungsprogramm wirbt außerdem für den Schutz der Sümpfe und trägt so zu ihrer Bewahrung bei. Kontakt Jesús González-Piedra Confederación Hidrográfica del Norte Plaza de España, 2 ES - 33071 Oviedo E-Mail: [email protected] Internet: www.chn.es 181 10 Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft GIS Tool zur Ermittlung von Punktquellen Spanien, Region: Galicien Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: August 2004 bis: Juni 2006 Dauer: 23 Monate Hintergrund Initiator dieses Projekts ist das Ingenieurbüro Adantia, S.L., das im Bereich Umweltplanung und integrierte Wasserwirtschaft arbeitet und außerdem über Erfahrungen bei der Abwasserreinigung verfügt. Gesucht war ein Instrument zur schnellen und unkomplizierten Identifizierung von Punktquellen in einem Einzugsgebiet. Im Gegensatz zum jetzigen Verfahren der Fall zu Fall Betrachtung würden die Ursachen der Verschmutzung aus räumlicher Perspektive betrachtet werden. Ziele • Erfassung der industriellen Schadstoffeinträge in Galicien • Entwicklung von Modellen zur Bestimmung des jährlichen Abflusses an jedem Punkt im Gewässer • Entwicklung eines neuen, kartenbasierenden Systems Die mit Hilfe des GIS Tools generierte Karte zeigt die ermittelten Punktquellen in einem bestimmten Gebiet. • Erstellung einer transparenten, leicht zu benutzenden Computeranwendung, die Verknüpfungen zwischen verschiedenen Ebenen geografischer Informationen ermöglicht, um so die Punktquellen im Einzugsgebiet zu bestimmen. 182 Akteure Ingenieurbüro Adantia, S.L. und die Regierung der Autonomen Gemeinschaft Galicien (Xunta de Galicia) Durchführung Zunächst wird zur Erfassung des Einzuggebietes ein Modell benutzt. Dann werden die Punktquellen und deren Verschmutzungsfahnen markiert. Um mögliche Quellen zu bestimmen, wird die Art der Verunreinigung mit den Aktivitäten der potentiellen Verursacher verglichen. Die Informationen werden in einer Datenbank gesammelt und gespeichert. So werden Punktquellen zukünftig schneller identifiziert. Außerdem ist die Anwendung sehr leicht zu benutzen. Finanzierung Die Hälfte des 160 000 Euro teuren, im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsprojekts entwickelten, Modells wurde durch die Autonome Gemeinschaft Galicien (Xunta de Galicia) finanziert. Herausforderungen Das Modell wird benutzt, um die Fließrichtung und die Distanz zwischen der Quelle und dem Ort, an dem die Verschmutzung festgestellt wurde, zu ermitteln. Dabei sind nur Daten oberhalb der Grenzwerte relevant. Die Präsentation von Datenergebnissen erwies sich als schwierig: Aufgrund von unterschiedlichen Einheiten zur Darstellung von Schadstoffen, Konzentrationen und Ermittlungsmethoden, musste die Datenbank angepasst werden, um die Ergebnisse einheitlich anzuzeigen. Das Modell berücksichtigt weder illegale Einleitungen, noch errechnet es Trends. Nutzen Der Schutz der Wasserqualität wurde dank der gestiegenen Ermittlungsrate von Schadstoffquellen verbessert. Die Anwendung ist ein wichtiges Hilfsmittel für die Bewirtschaftung der Wasserressourcen und hat außerdem Vorteile für die strategische Bodenbewirtschaftung. Die frühzeitige Identifizierung von Verschmutzern ermöglicht schnelle effektive Schutzmaßnahmen. Kontakt Nestor Muiños Beltrán Adantia, s.l. Tomiño 17 Bajo ES - 15703 Santiago de Compostela Telefon: +34 (0)981-572309 E-Mail: [email protected] Internet: www.adantia.es 183 10 Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft Generalentwässerungsplan für Oldenburg Deutschland, Region: Weser/Ems, Ort: Oldenburg Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2004 bis: 2007 Dauer: 3 Jahre Hintergrund Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) initiierte die Aufstellung des Generalentwässerungsplans für die Stadt Oldenburg um die Kapazität von Kläranlage und Kanalnetz zu prüfen, für die der OOWV seit 2001 die Verantwortung übernommen hat. Es zeichnete sich ab, dass das bestehende Kanalnetz undicht und die Kapazität unzureichend ist. Bei starken Niederschlägen fließen Regen- und Abwasser gemeinsam in die Gewässer und verunreinigen diese. Die Kläranlage ist überlastet, da nicht genügend Speicherkapazität im Kanalnetz vorhanden ist. Zu Beginn der Planungsphase hatte man nicht die Qualität und Quantität aller natürlichen Gewässer berücksichtigt, weshalb der Generalentwässerungsplan der Stadt Oldenburg erweitert wurde, um das Einzugsgebiet des Flusses Haaren und die Kanäle im westlichen Teil der Stadt einzubinden. Für einen Teil der Stadt wurden also die Anforderungen der WRRL berücksichtigt. Die Niedersächsische Landesregierung unterstützte die integrierte Planung für die Stadt Oldenburg als Pilotprojekt zur Umsetzung der WRRL. Ziele • Integrierte Planung von Wasserqualitäts- und -quantitätsfragen in Gewässern, Kanälen und Leitungsnetzen der Stadt Oldenburg zur Verbesserung des Grundund Oberflächengewässerschutzes • Untersuchung der Auswirkungen von Mischwassersystemen auf die Gewässer im urbanen Raum • Schaffung eines effizienten Kanalsystems mit hoher Kapazität und ohne Leckagen • Bewertung der Wasserqualität und Entwicklung von Verbesserungsmaßnahmen • Erreichung der WRRL Ziele innerhalb der Stadt Akteure Land Niedersachsen, NLWKN, Stadt Oldenburg, Unterhaltungsverband Hunte-Wasseracht und Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV) 184 Durchführung • Entwicklung eines Abflusssimulationsmodells (ein Modell, welche die Schwächen des Abwassersystems aufzeigt) • Abgleich der Modelldaten mit tatsächlichen Abflussmessungen • Entwicklung des Simulationsmodells mit Hilfe von Luftbildern zur Ermittlung aller undurchlässigen Gebiete und Niederschlagsdaten vom Deutschen Wetterdienst Finanzierung Der OOWV investierte etwa 320 000 Euro in die Vorbereitungen des Generalentwässerungsplans Oldenburg. Der Plan muss regelmäßig aktualisiert werden. Die zusätzlichen Kosten von ca. 200 000 Euro zur Einbindung der Gewässer in den Plan wurden vom Land Niedersachsen übernommen. Zur Sanierung des Abwassersystems und zur Durchführung von Wasserschutzmaßnahmen (z.B. Regenwasserspeicherung und Ausbau von Kläranlagen), plant der OOWV in den kommenden Jahren Investitionen von mindestens 10 Mio. Euro aus der Abwasserabgabe. Herausforderungen Gewässer und Kanalnetze müssen aufgrund ihrer Funktionen unterschiedlich betrachtet werden. Kanalnetze müssen plötzlichen Starkregen bewältigen können, wohingegen Gewässer ein größeres Einzugsgebiet besitzen: Nur lang anhaltender Regen kann Überschwemmungen verursachen. Die Planungsphase kostete mehr Zeit als erwartet. Nutzen Der Generalentwässerungsplan ist ein Instrument zur urbanen Entwicklung. Ein tragfähiges Kanalnetz ohne Leckagen und mit hoher Kapazität schützt vor Hochwasser und führt somit zu einer verbesserten Sicherheit für die Flächennutzung und dadurch zur ökonomischen Entwicklung der Gemeinden. Die Anforderungen der WRRL zu integrieren, war zwar nicht Schwerpunkt der Initiative, der Generalentwässerungsplan wird aber zur Zielerreichung beitragen. Die Übertragbarkeit integrierter Planung auf andere Gemeinden oder Städte in der Weser/Ems Region ist ein weiterer sehr wichtiger Punkt. Kontakt Rainhard Hövel Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband Georgstraße 4 D - 26919 Brake Telefon: +49 (0)4401-916-0 E-Mail: [email protected] Internet: www.oowv.de 185 10 Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft Verlegung eines Deichs am Fluss Aper Tief Deutschland, Region: Weser/Ems, Ort: Apen Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2003 bis: 2005 Dauer: 3 Jahre Hintergrund Die hydrographische Situation im Einzugsgebiet des Aper Tief ist sehr speziell. Das Einzugsgebiet wird von den Gezeiten beeinflusst und künstlich entwässert. Es liegt nur einige Meter über NN und ist somit einem hohen Hochwasserrisiko ausgesetzt. Das Projektgebiet liegt im Süden des Ortes Hengstforde. Der bestehende Deich erfüllte die Anforderungen zum Hochwasserschutz in dieser Gegend nicht mehr. Außerdem trennte er, dem Verlauf des Aper Tiefs folgend, den Fluss von seinem Überschwemmungsgebiet ab. Die Pumpstation, die sowohl den nördlichen als auch den südlichen Teil des Gebiets entwässerte, arbeitete nicht mehr ausreichend. Ziele • Verbesserung des Hochwasserschutzes c a b • Schaffung zusätzlicher Retentionsflächen • Ausbau des bestehenden Naturschutzgebiets • bauliche Entwicklung für die Gemeinde Apen ermöglichen • Förderung der Naherholung Projektgebiet im Süden von Hengstforde (Quelle: NLWKN) a) alter Deich b) verlegter Deich c) Naturschutzgebiet Akteure Untere Naturschutz- und Untere Wasserbehörde des Landkreises Ammerland, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Gemeinde Apen, Landwirtschaftskammer Weser/Ems, Bündnis für Flurbereinigungsverfahren Apen, Deichverband Leda-Jümme, Wasser- und Bodenverband Ammerländer Wasseracht 186 Durchführung • August 2002: die Plangenehmigung wird beantragt • November 2002: Plan wird vom Landkreis Ammerland genehmigt • Zwischen 2003 und 2004: die Entwässerungssysteme nördlicher und südlicher Teil des Aper Tiefs werden getrennt. Es werden zwei Pumpstationen und ein Düker gebaut. Eine der Pumpstationen wird als Aussichtsturm gestaltet und dient als Informationspunkt. • 2005: Versetzung des Deiches um das 75 ha große Überschwemmungsgebiet herum, das 1994 zum Naturschutzgebiet ernannt wurde. • 2003/2004 und 2006: Die Entwicklung des Naturschutzgebiets wird vor und nach der Versetzung des Deichs von der Universität Oldenburg dokumentiert. Finanzierung Die Gesamtkosten beliefen sich auf etwa 2,6 Mio. Euro. Davon wurden 1,1 Mio. für den Aufbau des Deiches ausgegeben. Die Maßnahme wurde zu 100% von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Niedersachsen finanziert. Die Wiederherstellung des Entwässerungspotentials kostete etwa 1,5 Mio. Euro. Dies wurde durch EU-Fördermittel (50%), das Land Niedersachsen (20%) und den Landkreis Ammerland, die Gemeinde Apen und den Wasser- und Bodenverband Ammerländer Wasseracht (30%) finanziert. Herausforderungen Aufgrund der Verlegung des Deichs und des veränderten Wasserhaushaltes im Naturschutzgebiet gingen einerseits seltene Arten verloren, andererseits entstanden neue seltene Biotoptypen, wie zum Beispiel Schlickflächen. Enge Zeitpläne übten zusätzlichen Druck auf das Projekt aus. Nutzen • erfolgreiche Kooperation zwischen Hochwasser- und Naturschutz • allgemeine Aufwertung der Region aus Sicht des Hochwasserschutzes und der Ökologie • Verbesserung von Entwicklungs- und Naherholungsmöglichkeiten in der Gemeinde Apen Kontakt Richard Eckhoff Ammerländer Wasseracht An der Krömerei 6a D - 26655 Westerstede Telefon: +49 (0)4488-8484-0 E-Mail: e [email protected] 187 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Praktische Beispiele - Landwirtschaft Bewässerungsverband Schweden, Region: Emån Einzugsgebiet Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1992 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund In den späten 80ern und 90ern gab es mehrere Sommerdürren im Einzugsgebiet des Emån. Um Dürreschäden zu verhindern, nutzten Landwirte erhebliche Mengen Wasser zur Bewässerung. Der Wassermangel verursachte große Probleme sowohl für die größte Zellstofffabrik im Einzugsgebiet als auch für zahlreiche andere Unternehmen. Die Zellstofffabrik liegt an der Mündung des Emån und das Wassergericht hat der Fabrik genehmigt, 1,5 m3/s zu nutzen. Gleichzeitig müssen mindestens 3 m3/s die Ostsee erreichen. Im Sommer 1992 war die Bewässerung besonders intensiv, was zur Folge hatte, dass die Zellstofffabrik nicht genügend Wasser bekam. Die Dürreprobleme waren der Anlass für die Gründung eines Bewässerungsverbands, der in Verbindung mit dem Wassergericht die Wasserrechte für die Verbandsmitglieder ermitteln sollte. Der Bewässerungsverband versuchte, so viele Landwirte und anderweitige Nutzer wie möglich einzubinden. Ziele Ziel des Bewässerungsverbandes ist es, die Wassernutzung im Einzugsgebiet des Emån zu regeln. Der Bedarf an Wasser für Bewässerung und Fabriken muss reguliert werden, vor allem in trockenen Sommern. Das Wassergericht hat die Aufgabe, Wasserrechte zu vergeben und hat jedem der 112 zum Bewässerungsverband gehörenden Mitglieder eine begrenzte Menge an Wasser zur Bewässerung zugesprochen. Eine entscheidende Einschränkung, die für alle Mitglieder gilt, ist die Messung der Gewässerströmung, die an einem bestimmten Punkt stromaufwärts durchgeführt wird. Sollte der Abfluss an diesem Punkt auf unter 0,3 m3/s fallen, ist eine Bewässerung nicht mehr erlaubt. Der Abfluss des Emån wird ununterbrochen von 20 solarbetriebenen Abflussmessgeräten gemessen. Die Daten werden durch ein Modem online übermittelt. 188 Akteure Die Initiative zur Gründung eines Bewässerungsverbandes wurde aufgrund der im extrem trockenen Sommer 1992 aufgetretenen Probleme von einer der größten Zellstofffabriken und der Verwaltung des Landkreises übernommen. Beteiligt sind unter anderem Emåförbundet, Zellstofffabriken, lokale und regionale Behörden, das SMHI (Hydrologisches und Meteorologisches Institut Schweden) sowie 112 Mitglieder. Durchführung 1992 wurde die Notwendigkeit zur Gründung eines Bewässerungsverbandes erkannt, jedoch dauerte es bis zum Jahr 2002, bis der Verband rechtsgültig gegründet worden ist. Die Arbeit des Verbands ist sehr umfangreich, unter anderem werden Versammlungen organisiert und Beratung angeboten. Finanzierung Die Hauptkosten fallen für die Verwaltung, Organisation von Versammlungen und die Bearbeitung von Anträgen an. Die genauen Kosten sind nicht bekannt, belaufen sich aber auf mehrere zehntausend Euro. Herausforderungen Der Gründungsprozess war langwierig und ist noch immer nicht vollkommen zufriedenstellend. Bevor der Bewässerungsverband gegründet wurde, verursachte der Wassermangel in bestimmten Gebieten und zu bestimmten Jahreszeiten große Probleme für Landwirte, Industrien und aquatische Organismen. Der Bewässerungsverband versucht Kompromisse einzugehen, um für die Wasserverbraucher, die Industrie und die Umwelt die beste Lösung zu finden. Nutzen Der Bewässerungsverband und die Vergabe von Wasserrechten erleichtern den lokalen und regionalen Behörden die Ressourcenverteilung. Die Wasserrechte ermöglichen Emåförbundet eine bessere Kommunikation und Kooperation mit Wasserverbrauchern, vor allem mit Landwirten. In Zukunft könnte der Verband dazu beitragen, dass alle Wasserkonsumenten ihre Arbeit fortsetzen können. Damit erfüllt der Verband auch eine wichtige ökonomische Funktion. Kontakt Bo Troedsson Emåförbundet P. O. Box 237 SE - 57423 Vetlanda Telefon: +46 (0)383-973-05 E-Mail: [email protected] Internet: www.eman.se 189 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Nährstoffe im Fokus Süd- und Mittelschweden, gefährdete Gebiete laut EU Nitratrichtlinie Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2001 bis: 2010 Dauer: 10 Jahre Hintergrund Hintergrund des Projekts sind die neuen Umweltqualitätsziele in Schweden. Das Projekt soll Nährstoffverluste in Luft und Wasser durch Viehzucht und Pflanzenbau reduzieren. Es ist eine Kampagne zur Weiterbildung und Beratung, dabei ist der gesamte Nährstoffkreislauf eines landwirtschaftlichen Betriebs Gegenstand der Betrachtung. Ziele Ziel des Projekts ist es, Stickstoff- und Phosphatverluste im Ackerboden einzuschränken, Ammoniakverluste aus Stallmist zu reduzieren und die Verbreitung von Pestiziden in Oberflächen- und Grundwasser zu verhindern. Durch Öffentlichkeitsarbeit und Weiterbildung soll der Umgang mit Nährstoffen verbessert werden. Das Projekt richtet sich an Landwirte, sie erhalten durch geschultes Personal eine individuelle Beratung. Akteure Schwedische Landwirtschaftskammer, Landkreise, Vereinigung Schwedischer Landwirte, mehrere Firmen aus dem Landwirtschaftsbereich, Emåförbundet Durchführung Individuell zugeschnittene Beratung ist für das Projekt von zentraler Bedeutung. Die Beratung wurde in 15 verschiedene Module aufgeteilt. Einige davon sind grundlegend für alle landwirtschaftlichen Betriebe, z.B. der Nährstoffhaushalt. Die Berater besuchen die Landwirte mehrmals, um auch die Anwendung der gegebenen Hinweise zu besprechen und auszuwerten. Das Aufstellen eines Nährstoffhaushaltsplans bedeutet die Kalkulation der ein- und ausgehenden Mengen an Stickstoff (N) und Phosphor (P). Aktive Maßnahmen nach der Planaufstellung sind z.B. eine bessere Differenzierung bei der Ausbringung von Gülle oder die Überprüfung des Mengeneinsatzes von künstlichen Nährstoffen. Außerdem gibt es eine Beratung zu Ansaaten im Winter, die die Nährstoffe bis zum nächsten Frühjahr, wenn es unter- 190 gepflügt wird, speichern. Alle Maßnahmen dienen sowohl ökonomischen als auch ökologischen Aspekten im Betrieb, vor allem jedoch der Qualität von Oberflächenund Grundwasser. Damit die Beratung effektiv sein kann, müssen die Landwirte ein grundlegendes Verständnis für die Gründe des Nährstoffverlustes bei Viehzucht und Ackerbau mitbringen. Um für eine Beratung in Frage zu kommen, müssen sie einen Grundkurs zum Thema Pflanzenernährung absolvieren. Weiterbildung wird auch in Form von abendlichen Studienkreisen angeboten. Diese werden normalerweise von einem Landwirt geleitet. Emåförbundet beteiligte sich 2000-2002 durch die Einrichtung von Gewässergruppen entlang des Emån und seiner Nebenflüsse an dem Projekt. Die Gruppen bestanden aus Landwirten, die kostenlose Informationen und Beratungen zu guten und kosteneffizienten Maßnahmen zur Reduzierung von Stickstoff- und Phosphatverlusten in den Wasserkreislauf erhielten. Finanzierung Das Projekt wird von der Europäischen Union, der Schwedischen Regierung und der Vereinigung Schwedischer Landwirte finanziert. Das gesamte Budget beträgt etwa 16 Mio. Euro. Die Ausgaben der letzten Jahre belaufen sich auf etwa 4 Mio. Euro im Jahr, davon wurden 75% für die kostenlose individuelle Beratung genutzt. Herausforderungen Aus Zeit- und Kostengründen ist es nicht möglich, einen Nährstoffhaushaltsplan für alle landwirtschaftlichen Betriebe zu erstellen. Daher werden die Ergebnisse nur auf lokaler Ebene Wirkung zeigen. Nutzen Bisher hat das Projekt fast 7 000 Mitglieder (Landwirte) und seit Beginn wurden mehr als 24 000 individuelle Beratungen durchgeführt. 25% der Mitglieder gaben an, dass die Beratung zu großen Veränderungen auf ihren Höfen geführt hat. Emåförbundet bewertet dieses Projekt/Konzept als äußerst positiv, da ein Großteil der diffusen Einträge in die Gewässern aus der Landwirtschaft kommt. Es ist sehr wichtig, dass sich die Landwirte selbst einbringen und die Initiative ergreifen. Die Gewässergruppen im Emån Einzugsgebiet werden ihre Arbeit hoffentlich fortsetzen, was wiederum zu verbesserter Wasserqualität und in mancher Hinsicht zu nachhaltiger regionaler Entwicklung führen wird. Kontakt Stina Olofsson Swedish Board of Agriculture P. O. Box 12 SE - 23053 Alnarp Telefon: +46 (0)40-415231 E-Mail: [email protected] Internet: www.greppa.nu 191 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Rückgewinnung von Auwiesen Lettland, 16 Natura 2000-Gebiete Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Oktober 2004 bis: Juni 2008 Dauer: nahezu 4 Jahre Hintergrund Auen sind in Lettland zur Zeit durch zwei entgegenwirkende Prozesse bedroht: durch Intensivierung der Landwirtschaft und durch Stilllegung. Alle 16 Projektgebiete sind typische Auwiesen, die regelmäßig überflutet werden. Deshalb wurden diese Gebiete nie für die intensive Landwirtschaft genutzt. Um die Heuproduktion auszudehnen, wurden die meisten dieser Gebiete während des 20. Jahrhunderts teilweise entwässert. Jedoch sank in den 1980ern der Bedarf an Heu als Viehfutter im Winter und schwand schließlich ganz, nachdem die kollektiven Landwirtschaftsbetriebe des sozialistischen Systems zusammengebrochen waren. Der Grund dafür war, dass sich die Anzahl an Vieh mehr als halbiert hatte. Dies hatte zur Folge, dass große Teile des Landes, die für die Landwirtschaft nicht produktiv genug waren (Auwiesen) aufgegeben wurden und schließlich überwucherten. Durch die Einführung von EU-Subventionen 2004 wurde die Landwirtschaft gleichzeitig intensiviert. Dieser Trend beeinflusst solche Projektgebiete, die leichter zugänglich sind. Ziel des Projektes ist es, die Renaturierung des überwucherten Landes zu unterstützen und eine nachhaltige Bewirtschaftung solcher Gebiete zu gewährleisten die durch die Intensivierung bedroht sind. Das Projekt entspricht den im Europäischen Aktionsplan für den Schreiadler (Aquila pomarina) und den Wachtelkönig (Crex crex) und im Internationalen Aktionsplan für die Doppelschnepfe (Gallinago media) aufgelisteten Prioritäten. Es umfasst die besten Auwiesen aus allen Regionen Lettlands die einen Der Zugang zu einigen Projektgebieten ist sehr schwer. hohen Wert haben und die noch nicht im Rahmen 192 anderer Naturschutzprojekte bearbeitet wurden. Alle ausgewählten Gebiete sind von besonderer regionaler, nationaler und internationaler Bedeutung. Ziele • Wiederherstellung der überwucherten Auwiesengebiete • Gewährleistung einer anschließenden fortlaufenden Pflege und Entwicklung dieser Gebiete zum Schutz der Arten (z.B. Wachtelkönig, Schreiadler, Doppelschnepfe, Eremitkäfer (Osmoderma eremita)) und Habitate (z.B. 6 530 ha bewaldete Wiesen, 6 230 ha artenreicher Borstgraswiesen) durch Inanspruchnahme von EU Agrar-Umweltmaßnahmen • den Landbesitzern vor Ort Informationen über die schützenswerten Auwiesen zur Verfügung stellen und Weiterbildungsangebote schaffen, die zu einer angemessen Wirtschaftsweise auf diesen Flächen führen Generell ist die landwirtschaftliche Nutzung der Auen nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil, es ist sogar gewollt, dass Landwirte die ungenutzten, überwucherten Wiesen für die Heuproduktion oder als Weide (Kühe, Pferde, Schafe) nutzen. Im Anschluss an die erste Bewirtschaftung der Wiesen können Landwirte EU-Subventionen und zusätzliche Subventionen für die Pflege von Natura 2000-Gebieten beziehen. Eine intensive Landwirtschaft in den Auen ist nicht erlaubt, da alle Gebiete einen hohen ökologischen Wert haben. Das bedeutet, dass die Auwiesen als Wiesen erhalten werden müssen. Hochwasser im Projektgebiet Dviete - einer der größten Auenbereiche in Lettland Akteure Der Lettische Naturfonds hat das Projekt geleitet. Partner waren: Naturschutzverband, Nordvidzeme Biosphärenreservat, Ornithologische Vereinigung Lettland und 22 Gemeinden Durchführung Bestandteil des Projektes war die Erstellung und Aktualisierung von Managementplänen für die Natura 2000-Gebiete. Dieser Prozess beinhaltete eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Hauptaktivität des Projekts ist die Wiederherstellung von Auenhabitaten in den am meisten überwucherten Gebieten. Dazu wurden 193 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Sträucher entfernt (1 000 ha), die Wurzelsysteme von Sträuchern herausgefräst (8 ha), bewaldete Wiesen wieder hergestellt (112 ha), kontrollierte Brände gelegt (580 ha) und erste Mahd durchgeführt (2 4000 ha). Die Arbeiten wurden durch eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit und einen intensiven Beteiligungsprozess unterstützt. Dieser Prozess umfasste Seminare, Studienausflüge, die Arbeit mit regionalen und lokalen Medien sowie Unterstützung der Tourismusentwicklung in Gemeinden (Informationsstände, Broschüren usw.). Ebenso fand ein Informationsaustausch zu Methoden der Auwiesenbewirtschaftung statt, dazu wurde ein Handbuch verfasst sowie Seminare und Exkursionen durchgeführt. Finanzierung Das Gesamtvolumen des Projektes beträgt 1,6 Mio. Euro. Es wurde finanziert durch den EU LIFE-Natur-Fonds, UNDP, den Naturschutzverband, den Umweltschutzfonds und das Umweltministerium. 22 Gemeinden nehmen als Projektpartner teil. Sie beteiligten sich gemeinsam mit einer Summe von 105 000 Euro an den Gesamtkosten. Hochwasser im Projektgebiet Dviete Hochwasser im Projektgebiet Rakupe Herausforderungen Durch einen sehr aktiven Landmarkt wechseln die Besitzer von Flächen sehr häufig, zudem sind einige der Landbesitzer gar nicht an einer landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen interessiert. Zusätzlich verursacht der Bebauungsdruck in einigen Projektgebieten Probleme. Dies sind meist politische oder ökonomische Aspekte, welche sehr schwer zu beeinflussen sind. Die Bebauung der Flächen kann durch gesetzliche Regelungen eingeschränkt werden, da es sich um Natura 2000-Gebiete handelt. Jedoch ist es schwierig das geringe Interesse an landwirtschaftlicher Nut- 194 zung dieser vernachlässigten Auwiesen zu überwinden. Das Projekt versucht mit einer Kampagne das Interesse zu wecken und ökonomische Anreize zu geben, wie die Finanzierung von Strauchrodungen oder die Finanzierung der ersten Mahd. Nutzen • Für 15 Auengebiete wurden Managementpläne erstellt oder überarbeitet. Diese Pläne dienen als Leitfaden zur Gewährleistung von nachhaltiger regionaler Entwicklung, da sie Maßnahmen im Bereich Naturschutz, Tourismusentwicklung, Fischerei, Jagd, Naherholung usw. vorschlagen. • Die dringendsten Renaturierungsmaßnahmen werden in 16 Gebieten mit einer Fläche von etwa 3 500 ha durchgeführt. Dies wird einen Rückgang bestehender Vogelpopulationen verhindern und ökologische Landwirtschaftspraktiken in diesen Gebieten fördern. • Das Projekt wird das Wissen der Gemeinden über Biodiversität verbessern und Instrumente zur nachhaltigen Entwicklung aufzeigen. • Landwirte und Landbesitzer werden über ihre Möglichkeiten informiert werden. Außerdem erhalten sie Unterstützung bei der Beantragung von Subventionen für die Pflege von Wiesen. Dies wird eine beständige Unterhaltung der wiederhergestellten und anderen ökologisch wertvollen Wiesengebiete fördern und gleichzeitig die ländliche Entwicklung unterstützen. • Daten aus dem Projekt werden den Behörden, die für die Bearbeitung der Flusseinzugsgebiete zuständig sind, dabei helfen, Ziele für den Zustand der Gewässer innerhalb der 16 ausgewählten Natura 2000-Gebiete zu formulieren. Kontakt Inga Račinska Latvijas Dabas fonds Raiņa Blvd. 31-6 LV - 1050 Riga Telefon: +371-7830999 E-Mail: [email protected] Internet: w ww.ldf.lv → Restoration of floodplains 195 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Biohof “Lielkrūzes” Lettland, Region: Landkreis Cēsis, Ort: Gemeinde Jaunpiebalga “Lielkrūzes” Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: späte 1980er bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Nachdem die Republik Lettland 1989 unabhängig wurde, erhielten viele Menschen das Eigentumsrecht für ihr Land zurück, das sich die Sowjetunion bis dahin angeeignet hatte. Es entstanden viele kleine landwirtschaftliche Betriebe, die jedoch ökonomisch nicht erfolgreich waren. Einige der kleinen und mittelgroßen Betriebe entschieden sich für ökologischen Anbau. Am 7. April 1995 wurde der Lettische Verband für Ökologische Landwirtschaft (ALOA) gegründet. Die Mitglieder des Verbands produzieren, verarbeiten und verkaufen biologische Landwirtschaftsprodukte oder unterstützen die biologische Bewegung. ALOA arbeitet mit dem Umwelt- und Landwirtschaftsministerium, Experten anderer Ministerien, Organisationen und den Medien zusammen, um umweltfreundliche Methoden für die Bewirtschaftung zu entwickeln und umzusetzen, Arbeitsplätze auf dem Land breiter zu fächern und gute innerstaatliche Strategien für Lettland zu realisieren. Ziele Ziel ist eine nachhaltige, qualitativ hohe und gesunde Lebensmittelproduktion die sich nicht nur auf die höchstmöglichste Gewinnspanne konzentriert. Dabei sollen die Vielfalt der kultivierten Pflanzen und gehaltenen Tiere erhalten und die Umwelt geschützt werden. Außerdem sollen durch Zusammenarbeit mit lettischen Bildungsinstitutionen Weiterbildungsmöglichkeiten für Lettlands Landwirte und Lebendmittelproduzenten geschaffen werden, damit sie ihr Wissen über die ökologische Lebensmittelproduktion erweitern können. Akteure die Hofbesitzer Guntars und Valentīna Dolmanis und der Lettische Verband für Ökologische Landwirtschaft (ALOA) 196 Durchführung Der Biohof „Lielkrūzes“ ist in Lettland einzigartig in seiner ausschließlich biologischökologischen Wirtschaftsweise. Auf dem Hof, der zum größten Teil an den Ufern des Gauja liegt, werden ökologische Dünger wie Stallmist und Teichsediment eingesetzt, welche einen positiven Effekt auf die Wasserqualität und Biodiversität haben. Sogar die Fischteiche sind biologisch. Forst- und Landwirtschaft sowie Fischzucht ergänzen sich auf dem 80 ha großen Hof. Außerdem sollte erwähnt werden, dass Gebäude, die charakteristisch für die Gegend Piebalga sind, renoviert und auch neue Gebäude errichtet wurden, die sich gut in das hiesige Landschaftsbild einfügen. Finanzierung Es fielen einige indirekte Kosten an, aber im Allgemeinen ist dieser Hof ökonomisch lebensfähig und die Landwirtschaft ist profitabel. Herausforderungen Die größten Probleme werden durch Uneinheitlichkeit bei den entweder staatlichen oder europäischen Subventionen verursacht. Für kleine Betriebe ist es oft schwer, alle Anforderungen der Nationalfeiertag auf dem Biohof verschiedenen Fonds zu erfüllen. Gelegentliche Änderungen der EU-Kriterien bewirken, dass die Landwirte sich manchmal nicht sicher sind, ob sie Subventionen erhalten oder nicht. Die Subventionierung der Landwirtschaft ist ein neuartiger Prozess in Lettland und es erforderte einige Zeit bis die Landwirte sich daran gewöhnt haben, vor allem im ökologischen Sektor, wo die Verwaltung oft sehr komplex ist. Nutzen Ein Vorteil ist die Reduzierung der Wasser- und Luftverschmutzung. Gewässer sind frei von Pestiziden und mineralischen Düngern, was zu einem Rückgang der Aufbereitungskosten führt. Kontakt Guntars Dolmanis Organic farm “Lielkrūzes” Jaunpiebalgas pagasts LV - 4125 Cēsu rajons Telefon: +371-4162599 E-Mail: [email protected] 197 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Stop every Drop (Stoppt jeden Tropfen) England and Wales Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: August 2006 bis: August 2007 Dauer: 12 Monate Hintergrund „Stop every Drop“ ist eine Initiative der Industrie, um Landwirten bei der Weiterentwicklung der guten fachlichen Praxis zu helfen und Umweltschäden zu reduzieren, die bei der Behandlung von Schafen mit Tinktur gegen äußerliche Parasiten verursacht werden können. Die Initiative beteiligt Landwirte, gewerbliche Betriebe sowie Angel- und Naturschutzvereine. Ziel des Projektes ist es, sicher zu stellen, dass bei der Behandlung der Schafe die Tinktur nicht in die Oberflächengewässer und das Grundwasser gelangt. Schafzüchtern soll mit Hilfe eines Handbuches Tipps zur Anwendung der Tinktur und der fachgerechten Entsorgung gegeben werden. Außerdem sind Hinweise gegeben, wie nach der Behandlung mit der Herde verfahren werden soll, um die Verschmutzung der Gewässer zu vermeiden. Ziele • Eine Studie wurde in Auftrag gegeben, um zu klären, ob eine Behandlungstinktur, die das Insektizid Cypermethrin enthält, vom Markt genommen werden könnte, ohne den Tierschutz zu gefährden. • Informieren über das Umweltrisiko, was bei der Behandlung von Schafen besteht; Sicher stellen, dass Schafzüchter bei der Anwendung der Tinktur die gute fachliche Praxis beachten. • Landesweite Überwachung von Fließgewässern, um das Ausmaß des Problems abzuschätzen und um eine Basis zu schaffen nach der man Verbesserungen messen kann. Akteure Nationaler Verband der Landwirte (NFU), Vereinigung der Tierärzte (VMD), Umweltamt (EA), Nationale Schaf Gesellschaft (NSA), Nationale Gesellschaft für Landwirtschaftsunternehmer (NAAC) 198 Durchführung Der Startschuss zu diesem Projekt fiel auf einer nationalen Schafmesse im August 2006. Durch die Landwirtschaftspresse wurden das Logo und der Slogan „Stop every drop“ vorgestellt und über die Kampagne informiert. Die NFU, NAAC und NSA haben Informationsbroschüren per Post und durch ihre Publikationen an ihre Mitglieder verteilt. Das Umweltamt hat 3 000 Exemplare der Informationsbroschüre erhalten, um sie zu verteilen. Der Handel erhielt 1 750 Exemplare, um ihrerseits ihren Kunden mit Rat und Empfehlungen zur Seite stehen zu können. Ziel ist es, die Informationsbroschüren auf den Auktionen im ganzen Land zu verteilen. Außerdem werden E-Mails mit den Informationen versendet. Finanzierung Entwurf eines Logos: 690 Euro, Erstauflage von 5 000 Informationsbroschüren: 2 095 Euro, erneuter Druck von 5 000 umformulierten Broschüren: 2 095 Euro Finanziert wurde dies von NFU, VMD und Umweltamt. Herausforderungen Anfänglich bestand das Problem darin alle relevanten Firmen zu koordinieren und sich auf die Formulierungen und Inhalte der Broschüre zu einigen. Außerdem musste ein nationales Verteilersystem aufgebaut werden, so dass die Informationen eine möglichst weite Verbreitung finden. Logo der Kampagne Nutzen Die Initiative ermöglicht den Ausgleich zwischen profitabler und umweltverträglicher Schafproduktion. Es wird sowohl die Gesundheit der Schafe als auch die Qualität der Gewässer verbessert. In vielen Gebieten ermöglicht es die Schafzucht Millionen von Menschen, die Landschaft zu genießen. Wenn durch diese Maßnahme auch noch die Qualität der Gewässer verbessert wird, dann bedeutet das zusätzliche Vorteile, nicht nur was die biologische Vielfalt angeht, sondern auch für die Ökonomie vieler ländlicher Gegenden. Kontakt Alastair Johnston National Farmers Union Agricultural House UK - Warwickshire, CV8 2TZ Telefon: +44 (0)2476-858640 E-Mail: [email protected] Internet: w ww.nfuonline.com/ x10438.xml 199 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Schutz des Yarrow und seiner Nebenflüsse durch Viehzäune und Uferrandstreifen Nordwest England, Region: Fluss Yarrow von Anglezarke bis Croston (29 km) Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: August 2000 bis: Oktober 2006 Dauer: 6 Jahre Hintergrund Folgende Probleme gaben Anstoß zu diesem Projekt: • diffuse Einträge aus der Landwirtschaft • Hindernisse durch umgestürzte Bäume und angesammelte Ablagerungen • erhebliche Erosion und daraus folgende Verschlammung in einem Abschnitt des Yarrow • Verlust vieler Tierarten Diese Probleme wurden angegangen, indem die Uferstreifen abgezäunt wurden, was das Eindringen von Vieh verhindert und das Wachstum der Ufervegetation und die Pflanzung von Bäumen erleichtert. Dies wiederum schafft einen attraktiveren Lebensraum für wirbellose Arten, Wühlmäuse und Otter. Freiwillige haben über 3 000 Bäume gepflanzt und Neophyten, wie z.B. das Indische Springkraut entfernt. Ziele Durch die Abzäunung werden weidende Schafe und Kühe von den Ufern ferngehalten, damit werden die Lebensbedingungen im und am Gewässer wesentlich verbessert. Außerdem soll ein Besatz der Fließgewässer mit Wanderfischarten wie Lachs und Meerforelle durchgeführt werden. 200 Akteure Freunde des Yarrow, eine Gruppe Freiwilliger, ein lokaler Zaunbauer sowie Anthony Rogerson, ein Farmer der auf Ufereinzäunung spezialisiert ist. Durchführung 2003/2004 wurden 7 000 m Zaun errichtet. Die Gesamtlänge beträgt nun 13 000 m. Die Arbeiten konzentrierten sich auf einen Abschnitt des Yarrow. Bevor die Viehzäune errichtet werden konnten, musste oft eine große Anzahl von umgestürzten Weiden und Ästen, die den Verlauf des Zaunes behindert hätten, entfernt werden. Außerdem musste die Trinkwasserversorgung des Viehs sichergestellt werden. In diesem Fall wurde eine neue Verbindung zu der United Utilities Viehzaun entlang des Ufers Hauptwasserleitung in der Lydiate Lane hergestellt und neue Tränken wurden installiert, die von dieser Leitung gespeist werden. Die Tränken ersetzen den bisher direkten Zugang zum Fluss. An einigen Stellen werden eingezäunte Übergänge geschaffen, um den Zugang des Viehs auf ein Minimum zu beschränken. Finanzierung 266 000 Euro finanziert durch den Umweltfonds von Lancashire, dem Bezirk Chorley, Awards for All und dem Umweltamt. Außerdem Erlöse aus lokalen Veranstaltungen wie zum Beispiel Kanuwettfahrten. Herausforderungen Um den Gebrauch von recycelten Materialien zu fördern, wurden zwei „Demonstrationsmodelle“ flussabwärts von der Eccleston Brücke aufgestellt. Diese Modelle bestanden aus recyceltem Plastik, das vom Abfall eines Bauernhofes stammt. Im Baugebiet von Croston hat das Umweltamt die Ufer des Yarrow mit einer neuartigen Technik, genannt „Soil Nailing“, gesichert. Abschnitte des Mauerwerkes, welches für die Unterstützung angrenzender Gebäude und Straßen unerlässlich ist, zeigten schon Anzeichen von Rissen und Bewegung. Das „nailing“ (Nageln) hat den Vorteil, dass ein direkter Zugang zu den Hausgärten nicht erforderlich ist. Die zwei Meter langen Stahlnägel werden direkt vom Flussbett aus eingetrieben und einzementiert. 201 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Karte des Yarrow. Im Zuge des Projekts wurden 3 Fischtreppen an bestehenden Wehren erbaut. Nutzen Viehzäune sind ein wichtiges Element zur Reduzierung von Erosion und zur Förderung der Ufervegetation. Damit wird der Lebensraum für eine Vielzahl von Arten verbessert, z.B. von Wirbellosen und Insekten, die wiederum als Nahrungsquelle für Fische, Vögel und in Zukunft auch Säugetiere wie Schermäuse und Otter, von denen man erst kürzlich erste Zeichen entdeckt hat, dienen. Außerdem konnte das erste Mal seit langer Zeit ein Lachs beobachtet werden. Er ist über alle drei Fischtreppen bis in den Oberlauf aufgestiegen. Kontakt Mike Callery Friends of the River Yarrow Aveyan House, Out Lane UK - Croston, PR26 9HJ 202 Telefon: +44 (0)1772-600476 E-Mail: [email protected] Programm zum nachhaltigen Einsatz von Düngemitteln Spanien, Region: Galicien, Ort: Bretoña, A Pastoriza Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2001 bis: voraussichtlich 2008 Dauer: 7 Jahre Hintergrund Der unsachgemäße Gebrauch von Düngemitteln, die mangelhafte Lagerung von Gülle und fehlende Informationen über die ökologischen Auswirkungen solcher Verhaltensweisen gaben Anlass zur Durchführung dieses Projekts. Außerdem gab es kaum Informationen über die Wasserqualität in Galicien. Es ist wichtig, dass Landwirte die Beschränkungen, die ihnen durch die Anwendung der Europäischen Richtlinien auferlegt werden, verstehen. In Spanien bestehen keine gesetzlichen Regelungen, die den Gebrauch von Düngemitteln regulieren. Stattdessen gibt es einen Leitfaden zur guten fachlichen Praxis, dessen Anwendung jedoch nicht verbindlich ist. Ziele Ziel ist es, den Gebrauch von Düngemitteln, vor allem Nitrate, zu begrenzen, um dadurch deren Auswirkungen auf die Wasserqualität zu reduzieren. Weitere Ziele sind die Gewinnung von Daten über den Zustand der Wasserqualität und die professionelle Beratung von Landwirten. Akteure Gancobre Genossenschaft, Universität Santiago de Compostela (USC) Das Personal setzte sich aus einem Techniker, zwei Landwirtschaftsingenieuren und zwei Koordinatoren der Universität und der Genossenschaft zusammen. Durchführung Im Hauptsitz der Genossenschaft, in Bretoña, A Pastoriza, wurde ein Labor eingerichtet. Außerdem wurde ein Netzwerk von Partnern aufgebaut und Boden-, Gülle-, Futter- und Wasserproben analysiert. 203 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Es wurde Düngepläne ausgearbeitet, die unter anderem Folgendes enthalten: 1. Empfehlungen zur Dosierung von Düngemitteln (Menge an N, P, K) 2. Menge und Anwendung der Düngemittel Bei der Umsetzung dieser Düngepläne bietet die Genossenschaft ihren Mitgliedern die Möglichkeit, die Analysen Ursache für Verschmutzung von Gewässern kostengünstiger durchführen zu lassen. Auch anderen Genossenschaften, Unternehmen und Farmern wurde die Möglichkeit angeboten Analysen durchführen zu lassen, jedoch nicht kostengünstiger. Finanzierung Das Projekt wurde gemeinsam von der Genossenschaft and der Universität entwickelt und von der Regierung in Galicien finanziert. Die Kosten des Projekts belaufen sich auf etwa 75 000 Euro. Dieser Betrag deckt Personalkosten, Ausstattung, Probenahmen und Analysen ab. Herausforderungen Es besteht ein genereller Mangel an ökologischem Bewusstsein. Die Landwirte sehen einen unsachgemäßen Gebrauch von Düngemitteln nicht als Umweltproblem. Es ist schwer, repräsentative Proben zu bekommen. Das Projekt hat die erwartete Bewusstseinsänderung bei den Mitglieder der Genossenschaft nicht im vollen Umfang erreicht. Nutzen • Weiterbildung und Beratung für die Landwirte • Verbesserung der Wasserqualität durch Reduzierung des Düngemitteleinsatzes • Förderung der Kooperation privater (Genossenschaft) und öffentlicher (Universität) Institutionen Kontakt Enrique Arbones Maciñeira Universidad Santiago de Compostela Escuela Politecnica Superior Campus Universitario s/u ES - 27002 Lugo 204 Telefon: +34 (0)982-252231 E-Mail: [email protected] Erlass zur landwirtschaftlichen Nutzung von Klärschlamm Spanien, Region: Galicien Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2004 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Für die Aufbringung von Klärschlamm auf landwirtschaftliche Flächen ist eine Regulierung erforderlich. Gleichzeitig brauchen die Landwirte einen effektiven Dünger, der wirtschaftlich, vielseitig, hygienisch und umweltfreundlich ist. Die Ausbringung von Düngemitteln muss an die allgemeinen Bedingungen, wie Fruchtfolge, klimatische Veränderungen usw. angepasst werden. Es wird notwendig sein, Änderungen in diesen und anderen entsprechenden Bereichen vorwegzunehmen. Das System muss ökonomisch und profitabel für die Systemverwalter und somit muss die ganze Kette ökonomisch praktikabel sein. Gleichzeitig sollten die Landwirte weiterhin kostenlosen Dünger mit gleichbleibender Hygienegarantie erhalten. Um den Anforderungen zu entsprechen, muss der Dünger umweltfreundlich sein. Jegliche sichtbaren Veränderungen der Umwelt durch die Ausbringung sollten vermieden werden. Die hygienischen Bedingungen des ausgebrachten Klärschlamms werden sich durch eine über die herkömmliche Kläranlage hinausgehende Reinigung verbessern. Ziele Dieses Instrument dient der Kontrolle und Überprüfung der Klärschlammnutzung und auch zu dessen Vermarktung. 205 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Ziel ist die Entwicklung von allgemeinen Anweisungen zur Ausbringung von Klärschlamm auf landwirtschaftliche Flächen. Dies sind: 1. vom Händler verlangte Bedingungen 2. fachlicher Bericht vom Umweltamt nach der Analyse des Klärschlamms und des aufnehmenden Bodens und Freigabe zur Ausbringung des Klärschlamms 3. Bezug auf den Bericht der Agrarbehörde 4. vierteljährliche Analyse des Klärschlamms; falls die Berichte schlechte Werte enthalten, wird die Genehmigung widerrufen 5. Instruktionen zur Kalkulation der maximalen Menge an Klärschlamm, die auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht werden kann 6. grundlegende Methode zur Ausbringung von Klärschlamm Akteure Regierung von Galicien (Xunta de Galicia), Ministerium für Landwirtschaft, Interessenverbände der Landwirtschaft und Viehzucht, Umweltministerium Die Verordnung ist ein gesetzliches Instrument, das von der galicischen Regierung geleitet, kontrolliert und betreut wird. Durchführung Bei der Umsetzung des Erlasses können zwei Phasen unterschieden werden: Phase 1 Die Genehmigungsphase, in der neben allgemeinen folgende Dokumente dem Umweltministerium vorgelegt werden müssen: 1. Genehmigung des Landwirts zur Schlammausbringung 2. Analyse des Schlamms hinsichtlich pH-Wert, Prozent an Trockenmasse, Nitrat, Phosphat und Schwermetalle, z.B. Cr, Cu, Ni, Zn, Cd, Pb und Hg ausgewiesen in mg/kg an Trockenmasse 3. Bodenanalyse mit den gleichen Daten und Parametern. Es sollten die gleichen Einheiten benutzt werden wie bei der Klärschlammanalyse, außer bei Stickstoff. 206 Phase 2 Die Umsetzungsphase. Sie fällt in den Verantwortungsbereich des Ministeriums für Landwirtschaft, Viehzucht und landwirtschaftliche Lebensmittelpolitik, das die korrekte Ausbringung des Klärschlamms verfolgt. Das Ministerium sammelt die vierteljährlichen Analyse- und Aufbringungsberichte. Finanzierung Die Initiative wird vom Umweltministerium und dem Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und landwirtschaftliche Lebensmittelpolitik der galicischen Regierung finanziert. Es sind keine Investitionen von Seiten der Landwirte nötig. Herausforderungen Galicien hat keine nitratsensiblen Gebiete ausgewiesen. Überschüssiger Dung von Rinder-, intensiver Schweine- und Geflügelzucht könnten Probleme verursachen. Die Landwirtschaft wird als geeigneter Empfänger für die Ausbringung von Klärschlamm und Gülle angesehen, solange die Beschränkungen eingehalten werden. Die Probleme umfassen den Flächenbedarf, Pflanzen, die nicht für Klärschlammdüngung geeignet sind, die Notwendigkeit, dass Landwirte zunächst den Dung ihrer Betriebe ausbringen, Stickstoff- und Phosphorverunreinigung der Gewässer, krankheitserregende Inhalte des Klärschlamms sowie Geruchsbelästigungen. Nutzen Durch die Nutzung von Klärschlamm wird eine bessere Nutzung von Ressourcen möglich. Außerdem führt das Projekt zu ökologischen Vorteilen, unternehmerischer Arbeit und der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Kontakt Xunta de Galicia Telefon: +34 (0)981-544777 Dirección Xeral de Producción, E-Mail: [email protected] Industrias e Calidade Agroalimentaria Edificio Administrativo. San Caetano s/n ES - 15704 Santiago de Compostela 207 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Freiwillige Vereinbarungen und Kooperationen Deutschland, Region: Weser/Ems, Ort: Wasserschutzgebiete Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1992 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Die Landwirte der niedersächsischen Weser/Ems Region haben relativ schlechte Böden (entweder Sand oder Torf ). Zu Anfang des 20. Jahrhunderts erleichterte eine Eisenbahnverbindung zwischen den Hafenstädten im Norden und dem Ruhrgebiet im Süden es den Landwirten, Vieh zu den Marktplätzen zu transportieren. Dies führte zur Industrialisierung der Viehzucht. Mit großem Erfolg wurde die Veredelung in den letzten 25 Jahren weiter intensiviert. Die Wasserversorger, die Trinkwasser ausschließlich aus Grundwasser gewinnen, profitierten von den sandigen Böden und geologischen Formationen sowie einem positiven Wasserhaushalt mit einem Überschuss von 300 mm im Bereich Weser/Ems. So konnten sie in dieser Gegend gleich mehrere produktive Wasserwerke bauen. Die intensive Viehzucht führte durch die großen Mengen Gülle, die auf dem sandigen Boden ausgebracht wurden, zu verstärkten Auswaschungen und damit zu hohen Nitratwerten im Grundwasser. In den 1980ern musste ein Wasserwerk im Süden von Weser/Ems aufgrund der hohen Mengen an Nitrat und Pestiziden geschlossen werden. Zu dieser Zeit waren die Nitratwerte im Grundwasser überall in Niedersachsen sehr hoch. Ziele Grund- und Oberflächengewässer sind durch diffuse Einträge gefährdet. Ein wichtiger Aspekt bei der Umsetzung der WRRL wird ein, diese Einträge zu verringern. In der Landwirtschaft muss weniger Dünger eingesetzt werden, es müssen weniger Tiere pro ha gehalten werden und das Management muss verbessert werden. Die freiwilligen Vereinbarungen wirken sich positiv auf die Reduzierung der von der Landwirtschaft verursachten Nitratauswaschungen aus. 208 Akteure 1992 erteilte die niedersächsische Regierung die Anordnung, dass Landwirte und Grundbesitzer in Wasserschutzgebieten mit den Wasserversorgern und der Landwirtschaftskammer zusammenarbeiten müssen, um lokale Projektgruppen zu bilden, die Maßnahmen zum Grundwasserschutz diskutieren, umsetzen und überwachen sollen. Durchführung Es wurde ein Methodenkatalog erstellt, in dem Maßnahmen beschrieben werden die dem Grundwasserschutz zuträglicher sind als herkömmliche Landwirtschaftspraktiken. Der Katalog Kooperation Trinkwasserschutz gibt außerdem Empfehlungen zu verschiedenen landwirtschaftlichen Techniken, zum Beispiel im Hinblick auf das Ausbringen von Kunstdüngern, einen p W as up se gr at n rve Zeitplan für Pflug- und Aussaattermine e N ss ng, en rso n tre rge r re In anu tio weite umpl nisa a a und die Höhe von Kompensationszahz.B. R tzorg schu lungen pro Hektar. Die Zahl der LandKooperation im Gewässerschutz (Quelle: OOWV) wirte, die den Projektgruppen beitreten oder mit ihnen kooperieren steigt. Die freiwillige Vereinbarungen erfahren eine wachsende Akzeptanz und Landwirte verstehen die Notwendigkeit das Grundwasser zu schützen. Dies trägt schon jetzt viel zur Verbesserung der Nitratwerte in diesen Wasserschutzgebieten bei. ter era tz u tzb sa rsch Zu asse W Planung, Evaluierung, Finanzierung, Koordination Umsetzung und Weiterentwicklung fachbehördliche Aufgaben beratende Funktion, ggf. Kontrolle e ur n - Mitgestaltung und Evaluierung wirtschaftskammer Land Verwaltung Planung und Organisation Erfolgskontrolle Lan dw ir t e Finanzierung 1992 reagierte die niedersächsische Landesregierung auf das Nitratproblem, indem es eine Wassergewinnungsgebühr von 0,05 Euro/m3 Trinkwasser („Wasserpfennig“) zu Lasten des Verbrauchers einführte. 40% des Budgets wird für den Trinkwasserschutz genutzt. 2004 wurden im Weser/Ems Gebiet auf etwa 35 000 ha Maßnahmen zum Grundwasserschutz durchgeführt. Im Gegenzug wurden insgesamt 2,5 Mio. Euro als Kompensation an Landwirte ausgezahlt. Herausforderungen Anfangs lehnten die Landwirte die Verantwortung für hohe Nitratwerte im Grundwasser strikt ab. Es wurden Daten erhoben, um das Problem zu beschreiben und zu analysieren. Außerdem mussten Maßnahmen zum Grundwasserschutz entwickelt 209 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Erfahrungsaustausch vor Ort werden. Es ist nicht möglich, Grundwasserschutz nur mit Hilfe von Gesetzen und Verordnungen durchzusetzen, deshalb ist es sehr wichtig bei den Landwirten für Unterstützung zu werben. Die Einführung der Wassergewinnungsgebühr, der Erlass bezüglich der Grundwasserschutzgebiete und die Einführung der freiwilligen Vereinbarungen wurden in den 1990ern umgesetzt und lösten einige politische Spannungen aus, da diese Maßnahmen von der damals noch neuen Partei den Grünen und einigen einflussreichen Nichtregierungsorganisationen (NRO‘s) eingeführt wurden. Nutzen Die freiwilligen Vereinbarungen in niedersächsischen Wasserschutzgebieten stellen eher eine partnerschaftliche Vereinbarung als eine von oben verordnete Maßnahme dar. Gute Kommunikation und Kooperation zwischen der Verwaltung, den Landwirten und den Wasserversorgern sind für den Erfolg des Projekts unersetzlich. Die eingeführten Maßnahmen und das vermittelte Wissen zeigen, dass sich die Akzeptanz für die Themen des Grundwasserschutzes gefestigt hat. Landwirte und Mais mit einer Getreideuntersaat andere Grundbesitzer identifizieren sich mit der Bewegung. Seit der Einführung der Wassergewinnungsgebühren und der Umsetzung der freiwilligen Vereinbarungen sind 15 Jahre vergangen und die Landschaft an sich hat sich in eine andere Richtung entwickelt. In Wasserschutzgebieten ist die Maisproduktion unter 30% gesunken, wobei die Felder den Winter über brach liegen. Diese Gebiete sind nun besonders attraktiv für Freizeitund Tourismusaktivitäten. Kontakt Hermann Sievers NLWKN Ratsherr-Schulze-Straße 10 D - 26122 Oldenburg 210 Telefon: +49 (0)441-799-2703 E-Mail: [email protected] Ökologische Landwirtschaft Deutschland, Region: Weser/Ems, in der Nähe von Oldenburg Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1992 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Der Hauptursache für diffuse Einträge in die Gewässer ist die intensive Viehzucht, die durch den Import von Viehfutter aus den Entwicklungsländern ermöglicht wurde. Nur ein kleiner Teil der importierten Proteine ist in dem verkauften Fleischprodukt enthalten, was bedeutet, dass es Jahr für Jahr einen importierten Nitratüberschuss auf dem Hof gibt. Es wird zu viel Gülle auf die Böden ausgebracht und zu viel Nitrat gelangt ins Grund- und damit ins Trinkwasser. Die ökologische Landwirtschaft, wie sie in der EU Erklärung 2092/1991 definiert (und weiter eingeschränkt durch die Ökologischen Landwirtschaftsverbände Deutschland) ist, verringert den Bedarf an importiertem Viehfutter, was zu einem Gleichgewicht zwischen importiertem und exportiertem Nitrat auf dem Feld führt. Dies wurde in Feldstudien erfolgreich nachgewiesen. Ziele Die wichtigsten Vorteile ökologischer Landwirtschaft sind die Haltung von weniger Tieren pro Hektar und das Verbot von Pestiziden. Es wurde geringere Nitratauswaschungen unter ökologisch bewirtschafteten Flächen festgestellt, wobei sich die Biodiversität verbessert und die Bodenerosion minimiert. Die ökologische Landwirtschaft stellt ein sehr gutes Instrument zur Reduzierung von diffuser Verunreinigung dar. Akteure Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV), ein Wasserversorger, kaufte Land, welches er dann an Landwirte verpachtete, die ökologische Landwirtschaft betreiben. Dies wurde entsprechend der EU Regulierung „Ökologische Landwirtschaft“ von 1991 und strengeren deutschen Bestimmungen durch wachsende 211 10 Praktische Beispiele - Landwirtschaft Organisationen wie Naturland, Demeter und Bioland getan, um sicherzugehen, dass die strengen Anforderungen eingehalten wurden. In der Weser/Ems Region werden etwa 1 000 ha für die ökologische Landwirtschaft genutzt. Die ökologische Landwirtschaft wird außerdem von der Bundesregierung im Rahmen des nationalen Agrar-Umweltprogramms unterstützt. Durchführung Der OOWV kaufte gefährdetes Land in Wasserschutzgebieten und verpachtete es an solche Landwirte die ökologischen Anbau betreiben. Auf einem Hof wurde ein Informationszentrum erbaut. Der ‚Biohof Bakenhus“ ist zur Besucherattraktion für Schulkinder und andere Interessengruppen geworden. Dort gibt es einen Lehrpfad zum Thema Grundwasserschutz und man kann an Seminaren zum Thema Landwirtschaft und Grundwasserschutz teilnehmen. Finanzierung Zuerst musste Land gekauft werden, was zwischen 15 000 and 40 000 Euro pro ha kostete. Die Landwirte erhalten zusätzliche Finanzierungen durch das Agrar-Umweltprogramm. Diese variieren zwischen 285 Euro in den ersten zwei Jahren und 160 Euro pro ha in den darauffolgenden Jahren. Um die Landwirte zu überzeugen, ökologische Landwirtschaft zu betreiben, verpachtet der OOWV die Flächen zu einem günstigeren Preis als sie von konventionell anbauenden Landwirten erhoben hätten. Der OOWV hat ein großes Interesse daran, dass die Flächen ökologisch bewirtschaftet werden, um die Qualität des Grundwassers zu schützen. Im Vergleich zu den freiwilligen Vereinbarungen, ist ökologische Landwirtschaft sehr kostenaufwendig, bringt aber gute Resultate bei der Reduzierung von diffusen Einträgen in die Gewässer. Herausforderungen Die Landwirte erzielen mehr Profit, wenn sie ihre Produkte direkt an den Verbraucher verkaufen können. Dies erfordert jedoch großes unternehmerisches Geschick von den Landwirten. Es ist ein großer Schritt, auf eine ökologische Anbauweise umzustellen. Außerdem sollte angemerkt werden, dass sich aufgrund ihrer bestehenden Infrastruktur nicht alle Höfe für den ökologischen Anbau eignen. Angesichts der verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen, hatte man mit mehr Landwirten gerechnet, die umstellen. Nutzen Ökologische Landwirtschaft hat ihre eigene Wege der Weiterverarbeitung und Vermarktung. Zur Verarbeitung und zum Verkauf von ausschließlich ökologisch ange- 212 80 76,4 68,3 mobile N (NO3 or NH4) [kg/ha] 70 60 57,4 40 56,5 49,5 50 43,7 42,1 28,8 30 20 10 0 nach dem Sommer Wintergetreide angebautes Getreide (= überwiegend Zwischenfrucht) ökologischer Landbau (Biohof Bakenhus) nach Mais Mittelwert 1997-2004 Bodenproben aus dem Wassereinzugsgebiet Ausgewaschenes Nitrat im Spätherbst, mittlere Werte aus 8 Jahren (1997-2004) (Quelle: OOWV) bauten Produkten wurden Geschäfte, Molkereien, Brauereien und Fleischereien eröffnet. Es wurden Märkte für ökologische Produkte eingerichtet und mittlerweile entwickeln sogar Supermärkte ihre eigenen ökologische Produktlinien, um die Nachfrage befriedigen zu können. Die regionale Entwicklung wird durch ökologische Landwirtschaft bereichert. Eine nachhaltige landwirtschaftliche Entwicklung basiert auf ökologischer Landwirtschaft und dem damit zusammenhängenden Verbot für importiertes Viehfutter, was den bedenklichsten Aspekt der industrialisierten Landwirtschaft darstellt. Die ökologische Landwirtschaftsbewegung hat die Förderung von typisch regionalen Produkten beeinflusst. Der Konsum regionaler, landwirtschaftlicher Produkte trägt zur Reduzierung von Transport- und Emissionskosten bei. Kontakt Dr. Johannes große Beilage OOWV Bakenhuser Esch 8 D - 26197 Großenkneten Telefon: +49 (0)4435-95112 E-Mail: [email protected] Internet: www.bakenhus.de 213 10 Praktische Beispiele - Forstwirtschaft Praktische Beispiele - Forstwirtschaft Forstmaßnahmen entlang von Gewässern - Verbesserung und Schaffung von Gewässerrandstreifen Schweden, landesweit Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: verstärkt seit den 1990ern Dauer: fortlaufend Hintergrund Seit der Änderung des Schwedischen Forstgesetzes 1993 wird umweltrelevanten Themen die gleiche Beachtung geschenkt wie den ökonomischen Faktoren. Außerdem erkannte u.a. die Nationale Forstbehörde, dass die Gewässer in der Forstwirtschaft nicht genügend berücksichtigt wurden und dass dagegen etwas getan werden musste. Daraus entstand 1999 das Projekt „Grünere Wälder“, ein Fortbildungsprogramm für Forstwirte, Waldbesitzer und Waldarbeiter mit dem Ziel, den ökologischen Wert der profitablen Holzindustrie zu steigern. Wahrscheinlich war dies der Initiator für das Gewässerrandstreifenkonzept. Heute sind Gewässerrandstreifen in einem sonst kahlgeschlagenen Gebiet nichts Ungewöhnliches. Ziele Langfristiges Ziel ist der Ersatz von kommerziellen Baumarten (hauptsächlich Fichte) entlang der Gewässer durch Laubbaumarten, entweder durch natürliche Sukzession oder durch gelenkte Maßnahmen, wie Ausdünnung und Nutzung von Totholz in Gewässern. Viele natürliche Gewässerrandstreifen wurden kahlgeschlagen und mit Fichte wieder aufgeforstet, zu Lasten der Wasserqualität, Biodiversität und den natürlichen Kreisläufen. Das Anlegen von Gewässerrandstreifen wird sowohl die terrestrische als auch die aquatische Biodiversität erhöhen. Anwohner könnten durch die verbesserte Wasserqualität vom Freizeitangeln profitieren. Die Gewässerrandstreifen sind natürliche „Filter“ gegen Nährstoffauswaschung aus kahlgeschlagenen Gebieten, so dass Stickstoff und Phosphor nicht in so großen Mengen in die Oberflächengewässer gelangen. Außerdem werden auf diese Weise 214 die großen Forstmaschinen, die den Boden zerstören und zu Erosion am Gewässerrand führen, vom Gewässer ferngehalten. Akteure Das Bewusstsein für die Bedeutung von Gewässerrandstreifen kam in den frühen 1990ern als Folge von sehr harter forstwirtschaftlicher Praxis in Schweden auf. Daraus resultierten der Verlust von Biodiversität und die Schädigung des ökologischen Gleichgewichts an Land und im Wasser. Einige nationale und regionale Umweltverbände machten die Nationale Forstbehörde und die Landkreise darauf aufmerksam. Die Behörden waren durch Monitoring bereits zu den gleichen Erkenntnissen gekommen. Viele Organisationen, Behörden und Privatleute beteiligten sich mit den verschiedensten Projekten und wissenschaftlichen Studien. Ein natürlicher Gewässerrandstreifen von hohem Durchführung ökologischen Wert Mit Hilfe einer Biotopkartierung von 800 km Gewässern wurde ermittelt, dass rund 50% der Gewässerrandstreifen im Emån Einzugsgebiet unzureichend waren. Emåförbundet hat dies bei der Erstellung des übergreifenden Fischwirtschaftsplan für den Emån berücksichtigt. Heute ist die Verbesserung der Gewässerrandstreifen ein wesentlicher Bestandteil der fischwirtschaftlichen Maßnahmen und, bis zu einem gewissen Grad, der Forstplanung. Finanzierung Die Kosten für diese Maßnahme sind schwer zu berechnen, da sie die Waldbesitzer einbezieht, die auf Kahlschlag verzichten und natürlich vorkommende Laubbäume entlang der Gewässer wachsen lassen. Würde ein Waldbesitzer auf 10 m Wald auf jeder Seite des Gewässers verzichten, bedeutet das einen Verlust von 1 ha produktiver Forstfläche auf 500 m Gewässerstrecke. In Schweden produzieren kommerzielle Wälder durchschnittlich 150 m3/ha bei einem Preis von 35 Euro/m3. Das bedeutet einen Verlust von etwa 5 500 Euro/ha pro Wachstumszyklus (60-80 Jahre). Allerdings werden die an dieser Maßnahme teilnehmenden Waldbesitzer 215 10 Praktische Beispiele - Forstwirtschaft subventioniert. Die Nationale Forstbehörde zahlt bis zu 80% der Personalkosten, wenn der Waldbesitzer die Gewässerrandstreifen wieder herstellt. Der Produktionsverlust wird jedoch nicht kompensiert. Herausforderungen Die Situation ist weder aus regionaler noch aus nationaler Sicht zufriedenstellend. Eine strengere Gesetzgebung sollte die Landbesitzer vom Kahlschlag entlang der Gewässer abhalten. Da das schwedische Forstgesetz dies nicht verlangt, sondern den Waldbesitzern nur rät, die Gewässerrandstreifen von der Waldernte auszunehmen, sind gute Resultate durch gesetzliche Maßnahmen schwer zu erzielen. Stattdessen müssen Fortbildung und Leitfäden für die Waldbesitzer zur Zielerreichung beitragen. Nutzen Nachhaltige Forstwirtschaft entlang der Gewässerrandstreifen ist sowohl für die Waldbesitzer als auch für Besucher von Nutzen, wegen des höheren ökologischen Wertes, der verbesserten Wasserqualität und dadurch z.B. besseren Angelmöglichkeiten. Da Schweden (und das Emån Einzugsgebiet) im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern ein großes Potential im Ökotourismus hat, ist das Ziel die Verbesserung der ökologischen Werte und der Qualität bei gleichzeitiger Erhaltung einer profitablen Holzindustrie. Ein typischer mangelhafter Gewässerrandstreifen im Einzugsgebiet des Emån Kontakt Skogsstyrelsen Vallgatan 8 SE - 55183 Jönköping 216 Von einem Waldbesitzer wiederhergestellter Gewässerrandstreifen am Fluss Nömmenån Telefon: +46 (0)36-359300 E-Mail: [email protected] Internet: www.svo.se Forstmaßnahmen entlang von Gewässern Gewässerquerungen Schweden, landesweit Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: verstärkt seit den 1990ern Dauer: fortlaufend Hintergrund In vielen Teilen des Landes erschweren, seit den späten 1980ern, Starkregen und milde Winter die Suche der Holzindustrie nach Flächen mit ausreichender Bodentragfähigkeit. Außerdem verursacht dieses Wetter physische Schäden, Nährstoffauswaschung und Sedimentation in kleinen, an Kahlschlaggebieten angrenzenden Gewässern. Eine geringe Bodentragfähigkeit erhöht die Umweltprobleme und die Kosten für die Industrie wegen des unregelmäßigen Holzabtransports immens. Daher begann das von der Holzindustrie und der schwedischen Regierung finanzierte Forst-Forschungsinstitut (Skogforsk) mit der Suche nach möglichen Problemlösungen. Ziele Hauptziel ist es, verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Schäden an Gewässern und Boden durch gute fachliche Praxis und gute Planungsinstrumente in der Forstwirtschaft vermieden bzw. reduziert werden können. Die einfachsten Methoden dabei sind den Boden bzw. das Gewässer mit Matten aus Fichtenzweigen oder Reisig abzudecken oder, noch besser, Äste auszulegen. Transportable Stahlbrücke von der Firma Hultdins Provisorische Brücken aus Stahl oder sogar aus stabilem Plastik sind noch immer nicht sehr verbreitet, funktionieren aber sehr gut. Einige kleine schwedische Firmen, z.B. Martinsson AB und Hultdins produzieren gute Konstruktionen. Eine weitere, immer beliebtere Methode ist der Gebrauch von CTI Reifen (Central Tyre Inflation), wobei der Luftdruck in den Reifen während der Fahrt dem Bodendruck angepasst werden kann. Zusätzlich zu diesen Techniken 217 10 Praktische Beispiele - Forstwirtschaft ist es sehr wichtig, Zugangs- und Wirtschaftswege genau zu planen, um das Fahren in feuchten oder nassen Regionen zu vermeiden. Akteure Die Holzindustrie, Nationale Forstbehörde, das schwedische Forst-Forschungsinstitut (Skogforsk), Naturschutzverbände, Unternehmer und Hersteller Transportable Holzbrücke von der Firma Martinsson AB Eine Matte aus Birkenzweigen - die günstigste Methode zur Minimierung der Schäden an Böden und Gewässern Durchführung Die Methoden, die das Skogforsk präsentierte, basieren auf Interviews mit fünf Forstbetrieben oder Genossenschaften auf regionaler Ebene und auf Interviews mit mehr als zehn Subunternehmern. Die Ergebnisse wurden in der Broschüre „Skogforsk Resultat“ Nr. 4, 2002 veröffentlicht. Seitdem haben Initiativen wie ein EU Life-Projekt die Methoden getestet. Schwedische Firmen haben damit begonnen, transportable Brücken herzustellen. Finanzierung Eine Matte aus Fichtenzweigen kostet etwa 2 Euro/m und die haltbarere Matte aus Reisig etwa 16 Euro/m. Die Kosten für die verschiedenen Brücken belaufen sich auf 1 600 bis 3 200 Euro. CTI Reifen nutzen schneller ab, so dass sie öfter gewechselt werden müssen. Herausforderungen Wegen der zusätzlichen Kosten für die verschiedenen Techniken, ist die Situation noch nicht zufriedenstellend. Nutzen Die beschriebenen Maßnahmen reduzieren die Nährstoffauswaschungen und Sedimentation in Gewässer und tragen somit zu ihrem Schutz bei. Kontakt Skogforsk Uppsala Science Park SE - 75183 Uppsala 218 Telefon: +46 (0)18-188500 E-Mail: [email protected] Internet: www.skogforsk.se Einschränkungen in Schutzzonen entlang von Gewässern bezüglich Forstwirtschaft (Schutzzonengesetz) Lettland Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1997 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Laut dem lettischen Schutzzonengesetz ist Kahlschlag im Abstand von 50 m zum Gewässer verboten. Ausnahmen sind das Fällen von Bäumen in Notfällen, das Beseitigen von Sturm- und Schneeschäden und zur Unterhaltung von Überschwemmungsgebieten. In Schutzzonen schmaler als 50 m, ist Kahlschlag in der gesamten Schutzzone verboten. Diese Gewässerrandstreifen werden zur Erhaltung der Wasserqualität sowie zum Schutz der Biodiversität in der Gewässerumgebung eingerichtet. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Daten über die Auswirkungen von Forstwirtschaft auf die Gewässer. Das Gesetz schreibt spezielle Restriktionen für die Forstwirtschaft in der Nähe von Gewässern und Feuchtgebieten vor. Der Gebrauch von Mineraldüngern und Pestiziden ist im Abstand von 10 m zum Gewässer untersagt. Diese Substanzen gehören in der Forstwirtschaft jedoch nicht zum Standard. Beschränkungen: • Verbot von Kahlschlägen im Abstand von 20100 m zu Sümpfen (100 m, wenn das Gebiet größer als 10 ha ist) • Verbot von Kahlschlägen im Abstand von 50 m zu Gewässern • Verbot von Kahlschlägen von Schwarz-Erlen-, Eichen-, Eschen-, Weiden-, Ulmen-, Linden- und Wald in der Schutzzone 219 10 Praktische Beispiele - Forstwirtschaft Ahornbeständen im Bereich des Gewässerrandstreifens (10 - 500 m vom Gewässer, abhängig von der Größe) • Verbot vom Hauptholzeinschlag im Abstand von 10 m zum Gewässer Ziele Die Gewässerrandstreifen werden für Flüsse, Bäche und künstliche Gewässer eingerichtet. Sie sollen die negativen Auswirkungen von Verunreinigungen der aquatischen Ökosysteme reduzieren, Erosion verhindern, wirtschaftliche Aktivitäten in Überschwemmungsgebieten einschränken und das typische Landschaftsbild erhalten. Akteure die Regierung, Waldbesitzer, Forstbetriebe und Gemeinden Durchführung Das Gesetz wird vom Staatlichen Forstdienst, einer Institution innerhalb des Landwirtschaftsministeriums, umgesetzt. Er ist für eine einheitliche Forstpolitik in allen Wäldern verantwortlich, kontrolliert und überwacht die Bestimmungen der Gesetzgebung und wickelt Förderprogramme zur Sicherung einer nachhaltigen Forstwirtschaft ab. Die Waldbesitzer werden durch Waldbewirtschaftungspläne (Bestandsaufnahmen) und sogenannte „Abhiebbestätigungen“ (oder Genehmigungen), die der staatliche Forstdienst für fast alle Forstwirtschaftsaktivitäten herausgibt über die Restriktionen informiert. Der staatliche Forstdienst ist durch eine Direktion und mehrere Zweigstellen vertreten. Die staatlichen regionalen Forstbezirke fungieren als Forstbehörde für ein bestimmtes Gebiet und haben bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Finanzierung Es handelt sich hauptsächlich um indirekte Kosten, die aus den Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivitäten in den Schutzzonen resultieren. Herausforderungen Die Umsetzung des Schutzzonengesetzes kann für Waldeigentümer manchmal zur wirtschaftlichen Belastung werden. Nutzen Der wesentliche Nutzen ist der Schutz der Wasserressourcen und der Biodiversität in der Gewässerumgebung. Kontakt Liga Brunina, Vides Projekti Pils Street 17 LV - 1050 Riga 220 Telefon: +371-7503137 E-Mail: [email protected] Untersuchung der Auswirkungen intensiver Forstwirtschaft auf die wasserregulierenden Eigenschaften von Wäldern Lettland, Stadt: Madona, Pļaviņas, Ort: Forstbezirk Kalsnava Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2005 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Laut dem lettischen Schutzzonengesetz ist Kahlschlag im Abstand von 50 m zum Gewässer verboten. Ausnahmen sind das Fällen von Bäumen in Notfällen, das Beseitigen von Sturm- und Schneeschäden und zur Unterhaltung von Überschwemmungsgebieten. In Schutzzonen schmaler als 50 m, ist Kahlschlag in der gesamten Schutzzone verboten. Diese Gewässerrandstreifen werden zur Erhaltung der Wasserqualität sowie zum Schutz der Biodiversität in der Gewässerumgebung errichtet. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Daten zu den Auswirkungen von Forstwirtschaft auf die Gewässer. Ziele Ermittlung der optimalen Breite von bewaldeten Gewässerrandstreifen in Kahlschlaggebieten. Akteure Lettisches Forstforschungsinstitut „Silava“ (LFRI „Silava“) Durchführung Auf Versuchsflächen werden die Auswirkungen von Kahlschlägen und selektivem Abhieb auf die Grund- und Oberflächenwasserqualität untersucht. Diese Flächen liegen in drei verschiedenen Waldtypen, welche die oligotrophen, mesotrophen und eutrophen Nährstoffbedingungen charakterisieren. 221 10 Praktische Beispiele - Forstwirtschaft Finanzierung 25 000 Euro pro Jahr aus dem Forstentwicklungsfonds (Lettland). Herausforderungen Die Hauptprobleme werden durch Unstimmigkeiten in der Gesetzgebung und durch geringe Beteiligung der Grundeigentümer vor Ort verursacht. Nutzen Die Umsetzung des Schutzzonengesetzes kann für die Waldeigentümer eine wirtschaftliche Belastung sein. Die wissenschaftlichen Daten müssen erhoben werden, um die Umsetzung der Ziele des Schutzzonengesetzes zu unterstützen und die Auswirkungen der Schutzzonen auf die Wasserqualität zu beweisen bzw. zu widerlegen. Grabung eines Probebrunnens im Gewässerrandstreifen Kontakt Aigars Indriksons Latvian Forestry Research Institute „Silava“ Rīgas iela 111 LV - 2169 Salaspils 222 Telefon: +371 (0)6-7942555 E-Mail: [email protected] Internet: www.silava.lv SCaMP: Nachhaltiges Bewirtschaftungsprogramm für Einzugsgebiete (Sustainable Catchment Management Programme) Nordwest England, Region: Peak District, Ort: Bowland, Longdendale, Goyt Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: April 2005 bis: April 2010 Dauer: 5 Jahre Hintergrund Der Wasserversorger United Utilities besitzt etwa 58 000 ha Land im Nordwesten Englands, wo er einen Großteil des Wassers gewinnt, das aufbereitet und an die Kunden geliefert wird. Viele Flächen sind als “Orte von besonderem wissenschaftlichen Interesse“ (Sites of Special Scientific Interest) ausgewiesen und in schlechtem Zustand. Das nachhaltige Bewirtschaftungsprogramm SCaMP soll diese Bedingungen verbessern und die Biodiversität erhöhen. Außerdem wurde festgestellt, dass die Rohwasserfarbe aus den Hochlandeinzugsgebieten unbefriedigend ist und durch SCaMP soll diese Situation verbessert werden. Ziele • Landschaften und Lebensräume für Wildtiere wiederherstellen • nachhaltige Landwirtschaft fördern • Einbeziehung der Landwirte in die nachhaltige Landbewirtschaftung • Erarbeitung von Bewirtschaftungsmethoden für das Hochland, die zur Verbesserung der Rohwasserfarbe beitragen Akteure United Utilities ergriff die Initiative zusammen mit dem Umweltverband RSPB (Royal Society for the Protection of Birds). Weitere Partner sind: • Lancashire Ländliche Zukunft • Peak District Nationalparkbehörde • Landwirte, die das Land pachten 223 10 Praktische Beispiele - Forstwirtschaft Durchführung SCaMP entwickelte komplette Betriebspläne für alle Landbesitze in einem 20 000 ha großen Gebiet. Die Betriebspläne umfassen Wiederherstellung des Heidelands, Betriebsführung, Verbesserungen der landwirtschaftlichen Gebäude und verfügbare Zuschüsse. Die Pläne sind sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch nachhaltig. Es liegen bereits die Zustimmung zu den Plänen und die Bemühung um Subventionen für mehr als 75% des SCaMP Landes vor. United Utilities hat Verbesserungen auf der Withendale Farm durchgeführt. Dies beinhaltete Gebäudesanierung, die Wiedervernässung des Heidemoors und Anpflanzungen. Im Rahmen von SCaMP wurde 2006 mit der Pflanzung von 50 000 Bäumen auf der Withendale Farm begonnen. Das neue Waldgebiet wird einmal 84 ha umfassen. Es war die größte Pflanzung in Nordengland in diesem Jahr und weitere sollen in den nächsten drei Jahren folgen. Einbringen einer Sperre bei Whitendale 224 Finanzierung United Utilities konnte dieses 15 Mio. Euro Programm als Teil seines Vertrages (Investitionsplan zur Verbesserung und Erhaltung von Wasserund Abwasserdienstleistungen) mit OFWAT (die Aufsichtsbehörde für Wasserdienstleistungen) finanzieren. Das Programm beinhaltet die Arbeiten in zwei Gebieten, die insgesamt 20 000 ha Land umfassen. Das Geld wird genutzt, um Heideland im Wasserentnahmegebiet von United Utilities wiederherzustellen und die landwirtschaftliche Infrastruktur im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft zu verändern. Durch diese Investitionen haben die Landwirte Zugang zu landwirtschaftlichen Umweltfonds, die ihnen die angestrebte Arbeitsweise ermöglichen. Herausforderungen Herausfordernd war die Entwicklung von Betriebsplänen vor dem Hintergrund eines neuen landwirtschaftlich-ökologischen Systems und der Zeitspanne von 12 Monaten. Die Unsicherheit betreffend der nationalen landwirtschaftlich-ökologischen Zuschüsse erschwert die Arbeitsplanungen, was aufreibend für die Pächter sein und die Umsetzung verzögern kann. OFWAT, die Aufsichtsbehörde, dazu zu bringen United Utilities SCaMP finanzieren zu lassen, war schwer, aber mit der Unterstützung von Verbänden (RSPB, Natural England) und dem Ministerium (DEFRA) wurde das Programm auf zwei United Utilities Grundstücken genehmigt. Nutzen Die SSSI werden wiederhergestellt, die Biotope aufgewertet und die Biodiversität verbessert. Die SSSI werden auch künftig vor Überweidung und rücksichtslosem Vegetationsmanagement geschützt. Das Hochland wird von verträglicherer Landwirtschaft, verbesserten Gebäuden und Landwirten mit Zugang zu den landwirtschaftlichen Umweltfonds profitieren. Außerdem könnte weniger verfärbtes Wasser aus den Hochlandquellen den Energie- und Chemikalienverbrauch zum Abbau der Farbe reduzieren. Sperren bei Sykes Kontakt Martin McGrath United Utilities Lingley Green Avenue, Great Sankey UK - Warrington, WA5 3LP Telefon: +44 (0)1925-463096 Internet: www.unitedutilities.com/ ?OBH=3227 225 10 Praktische Beispiele - Forstwirtschaft Newlands - Neue Umgebung durch Wälder Nordwest England Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2003 bis: 2015 Dauer: 13 Jahre Hintergrund Das Projekt Newlands möchte auf Brach- und Altlastenflächen Wälder anpflanzen. Es werden sowohl soziale als auch ökonomische und ökologische Ziele angestrebt. Außerdem wird in der gesamten Region gezielt vorgegangen. Die Auswahl der Gebiete berücksichtigt den öffentlichen Nutzen, die strategischen Regionalpläne und Prioritäten für die Regeneration. Eine Reihe von übergreifenden Programmen soll die Wiederherstellung der Wälder auf regionaler Ebene langfristig garantieren. 900 ha Land werden zu Gemeindewäldern umgewandelt. Außerdem entstehen neue und bessere Fuß- und Fahrradwege. Ziele Die Kosten für Newlands belaufen sich auf 87 Mio. Euro. Es handelt sich hierbei um eine Maßnahme, die große Gebiete mit verfallenem, wenig genutztem und vernachlässigtem Land in gedeihende Gemeindewälder umwandelt. 7 Mio. Euro sollen die Durchführung des größten Newlands Projektes, LIVIA, in Salford (Großraum Manchester) ermöglichen. 97 Hektar Land sollen in einen der größten Stadtparks Europas mit erweiterten Fuß- und Radwegen, einem Skulpturenpfad, Freiluftklassenzimmern, Spielplätzen und einer Mountainbikestrecke umgewandelt werden. Das LIVIA Projekt wird Investitionen anziehen und den gewerblichen sowie den Wohnwert erhöhen. Akteure Wesentliche Partner sind die Regionalentwicklungsagentur Nordwest und die Forstkommission. Weitere Partner sind Community Forests Northwest, Mersey Basin Campaign und Groundwork. 226 Durchführung Newlands arbeitet in der gesamten nordwestlichen Region. Das erste Teilprojekt wurde in Moston Vale (im Norden von Manchester) durchgeführt. Die Umsetzungsphase dauerte von August 2005 bis April 2006. Die Finanzierung durch die Regionalentwicklungsagentur Nordwest beinhaltet für jedes Teilprojekt die Unterhaltungskosten für weitere 15 Jahre. Zahlreiche andere Teilprojekte, wie z.B. in Lancashire, Cheshire und Cumbria laufen bereits. Finanzierung 87 Mio. Euro von der Regionalentwicklungsagentur Nordwest, 34 Mio. Euro für das Mersey Einzugsgebiet und 53 Mio. Euro für den Rest der Region; 750 000 Euro aus Deponiesteuern (Landfill Tax credits); 1,8 Mio. Euro EFRE Ziel 1 Förderung; Anträge wurden auch bei der Lotterie Kommission eingereicht. Die ersten Teilprojekte finden im Einzugsgebiet des Mersey statt, weitere folgen im gesamten Nordwesten. Herausforderungen • der sich ständig verändernde rechtliche Hintergrund zur Sanierung von Altlastflächen und die verschiedenen Interpretationen des Umweltschutzgesetzes Teil 2a von Seiten der Grundeigentümer, Kommunen und Behörden • die Schwierigkeiten Land zu registrieren und ein Pacht- bzw. Verwaltungsabkommen für die Newlands Teilprojekte zu treffen • die Koordination der Erwartungen der Partner, Förderer und der Gesellschaft in solch einem komplexen Projekt Nutzen Die Auswirkungen von Newlands auf lokaler sowie regionaler Ebene sind bemerkenswert und weitreichend. Newlands erhöht den Verkehrswert der Flächen, lockt Investoren in die Region und fördert andere strategische Investitionen. Außerdem wertet es den Immobilienmarkt auf. Partner wie Groundwork konsultieren und beziehen die Gemeinden von Anfang an mit ein. Jedes Newlands Teilprojekt wird daher so entwickelt, dass es sowohl die Bedürfnisse der Gemeinden als auch die der lokalen und regionalen Wirtschaft berücksichtigt. Kontakt Chris Waterfield The Forestry Commission Delamere Area Office, Northwich UK - Chesire, CW8 2JD Telefon: +44 (0)1606-889912 E-Mail: [email protected] Internet: www.forestry.gov.uk/newlands 227 10 Praktische Beispiele - Forstwirtschaft ASEFOGA (Asociación sectorial forestal de Galicia) Verband des Forstwirtschaftssektors Spanien, Region: Galicien Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1996 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund ASEFOGA unterstützt alle Aktivitäten des Forstwirtschaftssektors, sei es aus ökonomischer, ökologischer oder sozialer Sicht, und fördert die Multifunktionalität, die Vielseitigkeit und die Partnerschaften innerhalb des galicischen Agrar- und Forstwirtschaftssektors. Ziele Ziel ist es, die Entwicklung des Forstsektors zu fördern und die Interessen der Waldbesitzer zu vertreten. Durch Kooperation und in Übereinstimmung mit der strategischen Bedeutung der Wälder und des Forstwirtschaftssektors soll eine Waldkultur in der galicischen Gesellschaft geschaffen werden. Die Waldbesitzer sollen ausgebildet, und das ökonomische und ökologische Ressourcenmanagement, sowie die Sozial- und Freizeitfunktion des Waldes sollen gefördert werden. Akteure ASEFOGA ist ein 1996 gegründeter, in Santiago de Compostela ansässiger Fachverband, in dem jeder Mitglied werden kann. Er ist nicht gewinnorientiert. Seit kurzem ist der Verband nach Absprache mit der galicischen Regierung in den Bereichen Forstwirtschaft und ländliche Entwicklung in Galicien tätig. Außerdem werden einige Projekte durchgeführt in Abstimmung mit der Stiftung für Artenvielfalt und gefördert durch den Europäischen Sozialfonds. Durchführung Das Projekt bietet technische und administrative Hilfe bei der Waldbewirtschaftung und unterstützt ggf. bei der Beantragung von Subventionen für Forst- und Planungsarbeiten oder berät bei der Erstellung praktikabler Bewirtschaftungs- 228 einheiten für besondere Wälder. Außerdem bietet es Kurse und Vorträge an über Landmanagement, die Verbesserung von Forsttechniken und über finanzielle Angelegenheiten wie Buchführung, Umsatz und Steuerfragen. Hinzu kommt vorbereitende Arbeit für die räumliche Definition lokaler Waldgemeinschaften und die Schaffung entsprechender Verwaltungseinheiten. Finanzierung Die Kosten basieren auf den einzelnen Projekten. Es wird ein jährlicher Beitrag von den Eigentümern erhoben. Die Kosten werden durch Personal, Verbrauchsmaterialien, Mieten, allgemeine Ausgaben, externe Dienstleistungen, Öffentlichkeitsarbeit usw. verursacht. Herausforderungen Keine Angaben Wald in Galicien Nutzen Die Entwicklung nachhaltiger Forstwirtschaftspläne für Privatbesitzer oder Waldgenossenschaften. Kampagnen, Umweltbildung und spezielle Fortbildungen führen zu einer Zusammenarbeit von verschiedenen Gemeinden bei der Aufstellung von Gemeindesatzungen und Verwaltungsräten, um ökonomische Aktivitäten zu ermöglichen. Kontakt ASEFOGA C/ Doutor Maceira, 18 baixo esquerda ES - 15706 Santiago de Compostela Telefon: +34 (0)981-534512 E-Mail: [email protected] Internet: www.asefoga.org 229 10 Praktische Beispiele - Forstwirtschaft Programm zur regionalen Waldzertifizierung (PEFC) Spanien, Region: Galicien Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1998 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Die europaweite Waldzertifizierung entstand 1998 als freiwillige Initiative von privaten Waldbesitzern und basiert auf den Kriterien und Indikatoren, die auf den Ministerkonferenzen in Helsinki (1993) und Lissabon (1998) zum Schutz europäischer Wälder festgelegt wurden. PEFC ist ein System zur Förderung und Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft. Nationale Zertifizierungssysteme basieren darauf, damit eine allgemeine Anerkennung in ganz Europa garantiert werden kann. Ziele Diese Initiative ist ein Managementsystem, das respektvoll mit der Natur umgeht, von sozialem Nutzen und ökonomisch realisierbar ist. Außerdem soll das positive Bild von Wald und Holz als erneuerbare Ressource gestärkt werden. Das Zertifikat garantiert dem Verbraucher, dass die Produkte aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen. Akteure Spanien trat der PEFC Initiative im Juni 1998 bei. Im Mai 1999 wurde PEFC Spanien gegründet und vom PEFC Rat als Zertifizierungsgesellschaft für Spanien anerkannt. Sie ist eine gemeinnützige Institution, offen für alle an nachhaltiger Forstwirtschaft interessierten Vertreter aus Unternehmensverbänden, Holzproduzenten, Industrie, Handel, privaten Organisationen sowie Verbraucher. Dieses Programm bindet sowohl private Waldbesitzer als auch Vertreter von staatlichen, regionalen oder kommunalen Forsten mit ein. Gleichzeitig sind Holzindustrie, Handel, Verbände, öffentliche und private Forschungszentren, Berater, Universitäten, Gewerkschaften und Verbraucher vertreten. 230 Durchführung Das Zertifikat bestätigt Herkunft und Eigenschaften von unbehandeltem Holz. Dieser Prozess wird von unabhängigen Dritten durchgeführt. Die PEFC Spanien zertifiziert nachhaltige Forstwirtschaft gemäß einer Reihe von UNE-Standards (Una Norma Española) für die nachhaltige Forstwirtschaft, aufgestellt durch AENOR (Asociación Española de Normalización y Certificación). Diese Standards entwickeln die europaweiten Kriterien und Indikatoren, die zur Zertifizierung in Spanien durch PEFC-unabhängige Zertifizierungsgesellschaften genutzt werden. Die Zulassung solcher Gesellschaften zur Zertifizierung von Wäldern und Forstprodukten im Rahmen von PEFC Spanien ist die Aufgabe von ENAC (Entidad Nacional de Acreditación). Finanzierung Die Initiative wird vom spanischen Umweltministerium und der PEFC Spanien, der Zertifizierungsgesellschaft für Spanien, finanziert. Herausforderungen Diese Initiative stellt eine mittel- bis langfristige Investition dar, die nicht sofort Nutzen bringt. Der spanische Forstwirtschaftssektor ist sehr zersplittert. Eine fehlende Beteiligung von Seiten der Besitzer kann den Zertifizierungsprozess verzögern. Nutzen Das Zertifikat wirkt sich vorteilhaft auf den Schutz und die Aufwertung der Wälder aus. Außerdem wird der Wettbewerb erhöht und steigert durch die zertifizierten Umweltgarantien den Wert der Produkte. Die Verwaltung wird vereinfacht und die Kosten zur Umsetzung nachhaltiger Forstwirtschaft reduziert. Das Zertifikat schafft Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Produkte und Dienstleistungen. Neben der Holzproduktion bieten die Wälder Rohstoffe wie Harz, Kork, Feuerholz usw. All diese Produkte können dazu beitragen, Arbeitsplätze zu schaffen und das soziale Wohl zu stärken. Umweltmanagement führt sowohl zu einer Entwicklung des ländlichen Raums als auch zu neuen Freizeitaktivitäten. Kontakt PEFC España, Asociación para la Certificación Española Forestal C/ Viriato, 2 - 1º P6 ES - 28010 Madrid Telefon: +34 (0)91-5910088 E-Mail: [email protected] Internet: www.pefc.es 231 10 Praktische Beispiele - Forstwirtschaft Wiederaufforstung Deutschland, Region: Weser/Ems Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1992 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Aufgrund intensiver Tierhaltung in der sandigen Weser/Ems Region stiegen die Stickstoffwerte in den letzten Jahrzehnten im Grundwasser auf für Trinkwasser unakzeptable Höhen an. Der Wasserversorger OOWV und die Bezirksregierung suchten nach Alternativen für die Landnutzung und entschieden zusammen mit der Landesforstverwaltung, den Waldanteil in der Region zwecks Grundwasserschutz zu erhöhen. Ziele Diffuse Einträge, als Verursacher von Problemen in Oberflächen-, Grund- und Trinkwasser und eine der dringlichsten Herausforderungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, werden zum größten Teil durch intensive Landwirtschaft verursacht. Wo möglich, sollten Flächen aus der intensiven Bewirtschaftung herausgenommen und alternativen, für das Grundwasser vorteilhafteren, Landnutzungen zugeführt werden. Wiederaufforstung ist eine dieser Alternativen, wenn Laubbaumarten gepflanzt werden und der pH-Wert im Boden kontrolliert wird. Atmosphärische Einträge verursachen eine Stickstoffinterzeption, was letztendlich einen negativen Einfluss auf den pH-Wert im Boden hat, so dass Aluminium freigesetzt werden könnte, wenn der Boden keine Pufferkapazitäten mehr besitzt. Nadelbäume haben größere Interzeptionsraten, weshalb erhebliche Mengen Stickstoff auch unter älteren Baumbeständen ausgewaschen werden können. Daher ist eine Pflanzung von Laubbäumen unter ältere Nadelbäume auch ein wichtiges Thema in der veränderten Landnutzung. Akteure Der OOWV ergriff die Initiative und kaufte zwecks Wiederaufforstung landwirtschaftliche Flächen in bzw. in der Nähe von Wasserschutzgebieten im Süden der Weser/Ems-Region. Außerdem trat er mit der Niedersächsischen Landesforstverwaltung in Verhandlungen. 232 Durchführung Um die diffusen Einträge auf ein Minimum zu reduzieren, entschied der OOWV, innerhalb der Wasserschutzgebiete in Weser/Ems Land zu kaufen. Insgesamt wurden 500 ha gekauft, von denen ein wesentlicher Teil den Niedersächsischen Landesforsten zur Aufforstung mit Laubbäumen übergeben wurde. Die hiesigen Forstämter können den Wald nutzen, allerdings ohne den Gebrauch von Pestiziden und ohne Senkung des Grundwasserspiegels. Der Waldanteil im Wasserschutzgebiet liegt mittlerweile bei 39%. Finanzierung Zunächst kaufte der OOWV Land. Die Kosten liegen zwischen 15 000 und 40 000 Euro pro ha. Zusätzlich mussten die Niedersächsischen Landesforsten zwischen 5 000 und 8 000 Euro pro ha für Bepflanzungen und noch einmal 2 000 bis 4 000 Euro pro ha für Nachpflanzung und zur Eindämmung konkurrierender Pflanzen ausgeben. Die Aufforstung ist in den ersten 20 Jahren eine kostspielige Maßnahme, aber auf lange Sicht könnte sie sich durchaus als kosteneffizient herausstellen. Aufforstung auf zuvor erworbenem Land Herausforderungen Laut Gesetz, ist es nicht erlaubt aus aufgeforsteten Grundstücken wieder Ackerland zu machen. Daher verkaufen die Landwirte ihr Land nicht gern zu Aufforstungszwecken. Nicht jede Fläche ist zur Aufforstung geeignet. Einige sind zu klein, bei anderen ist der Mutterboden so nährstoffreich, dass Auswaschungen zum Problem werden. Mäuse, konkurrierenden Pflanzen, Dürren oder Frost können weitere mögliche Schäden an aufgeforsteten Flächen verursachen. Deshalb ist es von großer Bedeutung, die richtige Auswahl an Baumarten zu treffen. Nutzen Die Aufforstung wird den Waldanteil in der Region erhöhen, was sich positiv auf Tourismus und Naherholung auswirken könnte. Aufforstung mit Laubbäumen verbessert die Biodiversität und den Boden- und Gewässerschutz. Dies sind sehr wichtige Faktoren für eine nachhaltige Landnutzung. Kontakt OOWV Georgstr. 4 D - 26919 Brake Telefon: +49 (0)4401-916-0 E-Mail: [email protected] Internet: www.water4all.com 233 10 Praktische Beispiele - Forstwirtschaft SILVAQUA Deutschland, Region: Waldgebiete Harz und Elm in Niedersachsen, Ort: Oker Einzugsgebiet Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: September 2005 bis: März 2008 Dauer: 31 Monate Hintergrund Wälder gelten allgemein als wenig problematisch für den Gewässerschutz. Einträge aus der Atmosphäre sowie Veränderungen der Waldstruktur und der Waldnutzung können sich aber auch auf den Zustand der Wasserkörper auswirken, indem sie Qualität, Menge und Dynamik des Wasserabflusses beeinflussen. Mit Blick auf die WRRL sollen folgende Aspekte als Problembereiche der forstlichen Landnutzung bearbeitet werden: • • • • • • Abflussdynamik Versauerung Schwermetallmobilisierung Stickstoffsättigung und Freisetzung Erosion durch forstliche Bewirtschaftung Organische Schadstoffe Ziele Für die Auswirkungen forstlicher Bewirtschaftung auf die Qualität und Quantität von Sicker- und Oberflächengewässern in bewaldeten Einzugsgebieten sollen am Beispiel des Okereinzugsgebiets auf der Basis eines raumbasierten Wissens- und Entscheidungs-Unterstützungssystems Konsequenzen von Handlungsalternativen aufgezeigt werden, die in die Entwicklung von WRRL Bewirtschaftungsplänen einbezogen werden können. Dabei werden forstliche Maßnahmen hinsichtlich ihrer Eignung zur Erreichung des „guten Zustands“ der Gewässer beurteilt. Akteure Unterhaltungsverband Oker, Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA), Uni Göttingen (Institut für Bodenkunde und Waldernährung, IBW und Institut für Forstökonomie, FORECON), Landesamt für Bergbau Energie und Geo- 234 logie (LBEG), Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küstenschutz und Naturschutz (NLWKN), Harzwasserwerke (HWW), Niedersächsisches Forstplanungsamt (NFP), Landesforsten (NLF), Gesellschaft für Forstplanung Durchführung Ziel des Projektes ist der Aufbau eines zentralen Geoinformationssystems, eines hydrologischen Gebietsmodells, eines Stofftransportmodells, sowie einer Wissensbasis „Forstliches Management“. Weiterer Schwerpunkt ist die ökonomische Bewertung mit Entwicklung eines Bewertungskonzeptes für forstliche Gewässerschutzmaßnahmen, einer ökonomischen Partialanalyse und Aufstellung eines Maßnahmenkataloges über mögliche Maßnahmen der Forstwirtschaft und Optimierung raumbezogener Bewirtschaftungsszenarien zur Herleitung effizienter forstwirtschaftlicher Maßnahmenkombinationen im bewaldeten Einzugsgebiet der Oker. Die Öffentlichkeitsarbeit ist besonders wichtig, weil bisher zu wenig Wissen über die Zusammenhänge von Wald, Waldbewirtschaftung und Wasser verbreitet ist. Finanzierung Projekt Oker SILVAQUA (Projektvolumen 1,18 Mio. Euro, bis zu 652 000 Euro Zuschüsse), Projekt Oker SILVAQUA PLUS (Projektvolumen 76 000 Euro, bis zu 56 000 Euro Zuschüsse) Beide Projekte werden vom Niedersächsischen Umweltministerium kofinanziert. Herausforderungen Mangelnde Datenverfügbarkeit und unzureichender Bezug vorhandener Daten zur Betrachtungsskala der Bewirtschaftungsszenarien für forstliche Bewirtschaftungseinheiten erwiesen sich als nachteilig für die Umsetzung der Projektinhalte. Nutzen Mit dem Projekt wird ein Instrument zur Entscheidungsstützung in folgenden Bereichen der nachhaltigen Entwicklung bereitgestellt: • Planungsinstrument für stofflich-nachhaltige Forstwirtschaft • Entscheidungshilfe für forstliche Maßnahmen zum Gewässerschutz (Baumartenwahl, Nutzungsintensität, Hiebverfahren) • Prognose der Gewässerentwicklung für forstliche Bewirtschaftungsszenarien Kontakt Dr. Henning Meesenburg Forstliche Versuchsanstalt Grätzelstraße 2 D - 37079 Göttingen Telefon: +49 (0)551-69401-170 E-Mail: [email protected] Internet: www.silvaqua.de 235 10 Praktische Beispiele - Tourismus Praktische Beispiele - Tourismus Netzwerk von Sportangelunternehmern Schweden, Region: Emån Einzugsgebiet Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2005 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Das Sportangelpotential im Einzugsgebiet des Emån ist seit langem bekannt, ebenso die damit verbundenen Vorteile für den Tourismus und die Anwohner. Das größte Problem ist die Koordination der Verkäufe von Angellizenzen und die Bereitstellung von ausreichenden Informationen darüber, wo man angeln kann. Daher ergriff Emåförbundet die Initiative, um ein Netzwerk von Sportangelunternehmen im Einzugsgebiet aufzubauen und somit die Verfügbarkeit und Qualität von Informationen für Angelsport-Interessierte zu verbessern. Gleichzeitig soll den Touristikunternehmen das Agieren erleichtert werden. Ziele Ziel des Netzwerks ist es, das Angebot für Touristen durch effektivere Wissens- und Informationsverbreitung und durch Koordinierung von Verfahren wie Angellizenzverkäufen und Reiseführerservice zu verbessern. Dies soll das Sportangeln im Emån Einzugsgebiet attraktiver machen. Es besteht großes Potential, die Zahl der Sportangeltouristen in dieser Gegend zu erhöhen, da es dort hunderte von Seen und mehrere hundert Kilometer Fließgewässer gibt, die öffentlich zugänglich sind. Eisangeln Akteure 2005 ergriff Emåförbundet die Initiative, um ein Netzwerk von Sportangelunternehmen und Fischereiverbänden im Einzugsgebiet aufzubauen. Bisher besteht das Netzwerk aus elf Mitgliedern. 236 Durchführung Zum Start des Netzwerks, reisten die Mitglieder im Rahmen einer Studienreise nach Irland, einem Land, in dem der Sportangeltourismus für die regionale Entwicklung von großer Bedeutung ist. Dies war ein hervorragender Auftakt für das Netzwerk, Irland diente als sehr gutes Beispiel, es konnte viel gelernt werden und es war sehr inspirierend für die Teilnehmer. Im Anschluss an die Studienreise fanden weitere Sitzungen statt und ein „Angelführer für den Fluss Emån“ wurde erstellt. Dieser wurde an alle Touristeninformationen und Reiseziele im Einzugsgebiet geschickt. Außerdem präsentierte sich das Netzwerk auf der Sportangelmesse in Jönköping im März 2007. Die Messe ist eine der größten ihrer Art in ganz Skandinavien. Finanzierung Das Projekt ist fortlaufend und beschäftigte im Jahr 2005 nur einen Angestellten, der teilweise von der EU finanziert wurde. Auch 2006 bestand diese Stelle weiter, mit der Hoffnung das Netzwerk zu vervollständigen, so dass in den kommenden Jahren keine Personalkosten mehr entstehen. In Zukunft wird das Engagement der Netzwerkmitglieder für ein Fortbestehen äußerst wichtig sein. Herausforderungen Das eigentliche Problem ist die Erhaltung und Erweiterung des Netzwerks. Ein Netzwerk funktioniert nur solange, wie seine Mitglieder von der fortbestehenden Kooperation profitieren. Das ist zum Teil der Grund dafür, warum das Projekt mit einer so kleinen Anzahl erfahrener Mitglieder begann, welche die Kraft und das Wissen besaßen, um diese Initiative von Grund auf aufzubauen. Nutzen Das Netzwerk wird die Anzahl an Sportanglern hoffentlich erhöhen, die Kooperation zwischen den verschiedenen Mitgliedern verbessern und ihnen ermöglichen, das Sportangeln im Einzugsgebiet auszubauen und davon zu profitieren. Kontakt Hans Månson Emåförbundet P. O. Box 237 SE - 57423 Vetlanda Telefon: +46 (0)383-973-38 E-Mail: [email protected] Internet: www.eman.se 237 10 Praktische Beispiele - Tourismus Öko-Museum im Emån Einzugsgebiet Schweden, Region: Emån Einzugsgebiet Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2002 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Im Einzugsgebiet des Emån besteht großes Potential, die Besucherzahlen zu erhöhen. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für kleine Gemeinden und ihre Einwohner. Dies war einer der Hauptgründe für dieses Projekt. Ein weiterer Grund war die Verbesserung der Qualität von Ausflugsmöglichkeiten für die Besucher das Emån Einzugsgebiets. Gleichzeitig sollen die Bedingungen für Unternehmern verbessert werden, um vom Tourismus profitieren zu können. Emåförbundet baute ein Netzwerk im Einzugsgebiet auf. Ein Ergebnis dieses Netzwerkes ist das Öko-Museum. Im Emån Einzugsgebiet gibt es keine großen „Touristenmagneten“, welche die Besucher automatisch anziehen. Stattdessen gibt es viele kleine aber sehr schöne Orte. Jedoch haben die dortigen kleinen Unternehmen nur geringe finanzielle Mittel, um ihre Touristenattraktion und sich selbst zu vermarkten. Durch die Zusammenarbeit können sie besser auf sich aufmerksam machen. Ziele Das Netzwerk soll verschiedene Arten von Sehenswürdigkeiten im Einzugsgebiet zusammenbringen. Ziel ist es, den Touristenservice durch effektivere Verbreitung von Informationen und Koordination zu verbessern. Akteure Im Winter 2002 startete Emåförbundet diese Initiative, um ein lebendiges Netzwerk von interessanten Orten im Einzugsgebiet aufzubauen. Zu den Mitgliedern gehören lokale Geschichtsverbände, verschiedene Museen und Touristikunternehmen. Bisher zählt das Netzwerk 27 Mitglieder. 238 Die Karte zeigt alle Touristenattraktionen im Emån Einzugsgebiet, die im Rahmen des Öko-Museums zusammengebracht wurden. Durchführung Zu Anfang wurde in Zusammenarbeit mit den Touristeninformationen eine Bestandsaufnahme aller Touristenattraktionen im Emån Einzugsgebiet gemacht. Alle Orte wurden besichtigt, um sicherzugehen, dass es sich um ein qualitativ gutes und ernsthaftes Angebot handelt. Danach gingen diejenigen, die dem Netzwerk beitreten wollten, auf eine Studienreise durch das Einzugsgebiet, um alle Attraktionen zu besichtigen. Dies war eine großartige Gelegenheit, um die Mitglieder zusammenzubringen und ihnen Wissen und Inspiration zu vermitteln. Nach der Studienreise gab es mehrere Treffen. Die Broschüre wurde erstellt und an alle Touristeninformationen und Reiseziele im Einzugsgebiet verschickt. Um den Service für die Besucher zu verbessern, wurden neun große Tafeln mit Touristeninformationen an strategischen Plätzen entlang der Hauptstraßen, die in das Emån Einzugsgebiet führen, aufgestellt. Finanzierung Das Projekt ist fortlaufend und beschäftigte in den letzten Jahren einen Angestellten, der teilweise von der EU finanziert wurde. Die Erstellung der Broschüre und der Tafeln kostete etwa 60 000 Euro. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 239 10 Praktische Beispiele - Tourismus 135 000 Euro. Voraussichtlich wird das Projekt weitere 5 Jahre (2008-2013) laufen und von der Regionalen Entwicklungsbehörde (LBU), der Landkreisverwaltung und der EU finanziert werden. Am wichtigsten für ein Fortbestehen wird aber das Engagement der Netzwerkmitglieder sein. Herausforderungen Wie immer ist das größte Problem die Aufrechterhaltung des Netzwerks. Dies bedarf jedoch ökonomischer Ressourcen. Menschen aus einem großen Umkreis zusammenzubringen ist schwierig und kostspielig. Außerdem funktioniert ein Netzwerk nur solange jeder Vorteile daraus zieht. Die Mitglieder müssen ein aktives Interesse am Netzwerk haben. Des Weiteren ist es wichtig, dass das Netzwerk als ein lebendiger Prozess und nicht als statisch begriffen wird. Nutzen Das Netzwerk bringt Menschen aus den verschiedenen Bereichen und Hintergründen zusammen. Das wird hoffentlich zu einer dynamischen Entwicklung eines jeden Teilnehmers und zu einer Kooperation zwischen den verschiedenen Mitgliedern führen. Letztendlich wird dies zu einer Entwicklung des Tourismussektors im Einzugsgebiet führen. Außerdem ist eine gemeinsame Vermarktung sehr viel kostengünstiger. Es wurden neun Informationstafeln für Touristen an den Hauptstraßen, die in das Emån Einzugsgebiet führen, aufgestellt. Kontakt Hans Månson Emåförbundet P. O. Box 237 SE - 57423 Vetlanda 240 Telefon: +46 (0)383-973-38 E-Mail: [email protected] Internet: www.eman.se Entwicklung touristischer Infrastruktur im Gaujatal Lettland, Region: Landkreise Vidzeme, Riga, Cēsis und Valmiera Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 1973 bis: fortlaufend Dauer: fortlaufend Hintergrund Der Gauja Nationalpark (GNP) ist eines der beliebtesten Touristenziele in Lettland. Der Gauja wird zum Kanufahren genutzt und ist ein beliebtes Ziel für auswärtige Touristen. Der Wassertourismus im Umkreis des Gauja ist der am besten entwickelte in ganz Lettland. In den vergangenen Jahren sind die Besucherzahlen erheblich gestiegen, was die bestehende Infrastruktur sehr belastet. Ein sehr ernstes Problem ist dabei die Abfallbeseitigung. Um die Infrastruktur zu erhalten und zu verbessern und ebenso das Besuchermanagement zu verbessern, hat die Verwaltung des Parks mehrere Projekte initiiert, die durch lokale Geldgeber und den Europäischen Regionalen Entwicklungsfonds (ERDF) finanziert werden. Ziele Das allgemeine Ziel der infrastrukturellen Entwicklung ist es, den Tourismus zu fördern und das Besuchermanagement weiter zu entwickeln. Gleichzeitig soll das natürliche und kulturelle Erbe des Parks erhalten werden. Die Ziele für den GNP beinhalten: • Schutz sowohl des Gaujas und seiner Nebenflüsse als auch des natürlichen und kulturellen Erbes der Region Der Fluss Gauja • Bereitstellung von Möglichkeiten für Ökotourismus und -naherholung • Bereitstellung von Information und Bildungsangeboten über die natürlichen und kulturellen Werte der Region für die Öffentlichkeit 241 10 Praktische Beispiele - Tourismus Akteure Die infrastrukturelle Entwicklung und Instandsetzung im GNP ist Aufgabe der Parkverwaltung. Die Unterhaltung der bestehenden Infrastruktur wurde an ein Unternehmen vergeben. Teil der infrastrukturellen Entwicklung war die Aufstellung von Informationsschildern und -tafeln. Ein Rastplatz 242 Durchführung Der GNP wurde 1973 gegründet. Seitdem hat sich der Tourismus verstärkt und weiterentwickelt. Die gegenwärtigen Angebote für Touristen beinhalten 30 Campingplätze, etwa 100 km Fußwege, drei Informationszentren, vier Parkplätze sowie ein System von Informationstafeln und -schildern in der ganzen Region. Die Instandhaltung der Infrastruktur ist äußerst aufwendig und der GNP hat lokale Unternehmen mit dieser Aufgabe betraut. Die Campingplätze werden intensiv genutzt. Die Parkverwaltung hat versucht die Auswirkungen des Campingtourismus auf das Gebiet zu ermitteln und ein regelmäßiges Monitoring eingeführt. Es gibt Pläne zum Bau eines neuen Informationszentrums und zur Ausweitung des Wegenetzes entlang des Gauja, die mit Hilfe von EU-Mitteln (EFRE) finanziert werden sollen. Finanzierung Die Entwicklung der bestehenden Infrastruktur wurde zum größten Teil vom Staat finanziert. Die Entwicklung einer neuen Infrastruktur erfolgt im Rahmen mehrerer Projekte, die durch den Lettischen Umweltschutzfonds (LEPF) und den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) finanziert werden. • Instandhaltungskosten der bestehenden Infrastruktur: etwa 31 300 Euro im Jahr • Projektkosten zur Ermittlung der Auswirkungen des Tourismus: 13 500 Euro • Projektzuschüsse durch LEPF für neue infrastrukturelle Entwicklungen: 27 000 Euro Die Summe an EU-Fördermitteln (EFRE) ist derzeit unbekannt und wird sich infolge erhöhter Baukosten vermutlich noch ändern. Herausforderungen Die größten Probleme treten bei der Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur und vor allem der Campingplätze auf. Übermäßige Nutzung der Campingplätze im Sommer (sie werden von Anwohnern oft für Partys genutzt) führt dazu, dass wilde Campingplätze entstehen und die bestehenden Campingplätze beschädigt werden. Außerdem treten zu dieser Zeit Probleme bei der Sicherung von Feuerholz und bei der Abfallbeseitigung auf. Ein Grund für die Schwierigkeiten bei der Bewältigung dieser Probleme ist die unzureichende Finanzierung. Die Bewilligung des EFRE Zuschusses zur Entwicklung neuer Infrastruktur wurde verschoben, da die Baukosten extrem gestiegen sind. Nutzen Der Tourismus spielt in der lokalen Wirtschaft und in der regionalen Entwicklung in und um den GNP eine wichtige Rolle. Allerdings bedarf es einer umsichtigeren Entwicklungsplanung, um sicherzustellen, dass die natürlichen und kulturellen Werte nicht durch den Erfolg der Tourismusbranche in dieser Region gefährdet werden und die Gewinne bei den ortsansässigen Unternehmen verbleiben. Kontakt Jolanta Skrastiņa Gauja National Park Baznicas street 3 LV - 2150 Sigulda Telefon: +371-7800389 E-Mail: [email protected] Internet: www.gnp.lv 243 10 Praktische Beispiele - Tourismus Engure See Naturpark: Tourismusentwicklungsplan Lettland, Region: Landkreise Kurzeme, Talsi and Tukums Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Januar 2006 bis: Juni 2006 Dauer: 6 Monate Hintergrund Der Engure See Naturpark ist ein wichtiges Naturschutzgebiet und steht auf der Liste der Ramsar und Natura 2000 Gebiete. Es ist der größte Lagunensee in Lettland und beheimatet viele verschiedene Tierarten. 83% aller Brutvögel Lettlands kommen dort vor. Die Region hat ihre traditionelle Fischerdorfkultur erhalten. Gleichzeitig ist sie ein beliebtes Ziel für Naherholung, Tourismus und Umweltbildung. Im Park gibt es fünf Bootsein- und ausstiegsstellen, zehn Campingplätze, vier Aussichtstürme zur Vogelbeobachtung und zwei Naturpfade. Ziele Allgemeines Ziel der infrastrukturellen Entwicklung ist es, den Tourismus zu fördern und das Besuchermanagement zu verbessern, während das natürliche und kulturelle Erbe des Parks bewahrt werden soll. Akteure Anstoß zu dieser Initiative gaben das Ländliche Beratungs- und Trainingszentrum Lettland (LRATC) und der Lettische Naturfonds (LFN). Das NK Consultingbüro war für die Planentwicklung verantwortlich. Experten aus den Bereichen Tourismus, Umwelt- und Raumplanung sowie lokale Gemeinden und Tourismusunternehmen wurden um Stellungnahme zu dem Plan gebeten. Durchführung Der Plan wurde in einem interaktiven Prozess erstellt. Es wurden 30 Interviews mit Vertretern lokaler Gemeinden und Tourismusunternehmen geführt. Vier Workshops wurden für die Anwohner, Bürgermeister, Vertreter der Tourismusindustrie und andere relevante Interessengruppen organisiert. Außerdem wurden fünf Feldstudien durchgeführt, um die bestehende Infrastruktur und ihre Entwicklungsmöglichkeiten zu bewerten. Ergebnis dieses Prozesses war die Erarbeitung eines Entwicklungsplans, der aus vier Teilen besteht: 244 1. Analyse der sozioökonomischen Charakteristika im Park, des ökologischen Wertes und der Entwicklung des Tourismus von 1991 bis 2006; Durchführung einer SWOT Analyse der Tourismusressourcen 2. Erarbeitung von Visionen und Zielen für die Tourismusentwicklung 3. Beschreibung der geplanten Maßnahmen, der zu erwartende Kosten und einer möglichen Finanzierung 4. Monitoring und Feedback, einschließlich Aktivitäten zur Erfassung der Belastbarkeitsgrenze der regelmäßig besuchten Touristengebiete Finanzierung Der Plan wurde im Rahmen des von der Weltbank finanzierten GEF „Ostsee Regionalprojekts“ Komponente II „Managementaktivitäten für Binnenland und Küstengebiete“ erstellt. Das LRATC und der LFN sind für die Umsetzung der Komponente in Lettland verantwortlich. Die Kosten für die Entwicklung des Plans betrugen etwa 24 000 Euro. Die geschätzten Kosten für die Umsetzung belaufen sich auf etwa 1,2 Mio. Euro. Herausforderungen Die Umsetzung des Plans wird einige Zeit dauern. Um Erfolg zu garantieren ist es wichtig, dass die Gemeinden den Plan akzeptieren und ihn in ihre Entwicklungsstrategien integrieren. Innerhalb des Entwicklungsplans ist es wichtig, dass die Touristenströme reguliert werden, um sie von empfindlichen Arten und Biotopen fernzuhalten und die Biodiversität zu schützen. Nutzen Es ist erwiesen, dass der Tourismus in vielerlei Hinsicht dazu beiträgt, die regionale Entwicklung zu fördern, z.B. durch Diversifizierung der Wirtschaft, Schaffung von Arbeitsplätzen sowie Verbesserungen von Infrastruktur und Service. Gut geplante und gelenkte Tourismusentwicklung bringt auch soziale und wirtschaftliche Vorteile für die Anwohner mit sich. In der Region des Engure Sees haben etwa 11% der Unternehmen und 3,7% der Einwohner direkte Verbindungen zum Tourismussektor. Wirtschaftliche Studien über den regionalen Tourismussektor (2001-2005) zeigten die Vorteile dieses Sektors für die regionale Entwicklung auf. Kontakt Inga Račinska Latvijas Dabas fonds Raiņa bulv. 31-6 LV - 1050 Riga Telefon: +371-78309989 E-Mail: [email protected] Internet: w ww.eedp.lv www.ldf.lv → Lake Engure 245 10 Praktische Beispiele - Tourismus ICREW - Verbesserung von Küsten- und Freizeitgewässern England und Portugal, Region: Nordwest England und Alentejo Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: April 2003 bis: April 2006 Dauer: 3 Jahre Hintergrund Seit der ersten Ausweisung von Badegewässern haben sich die Tourismusstrukturen in England und Portugal verändert. In England gab es eine rückläufige Entwicklung bei den traditionellen Strandferien, da sich die Menschen häufiger für Pauschalangebote im Ausland entscheiden. In Portugal dagegen sind die Badegewässer wegen der ansteigenden Touristenzahlen immer häufiger überlastet. Daher bestand in beiden Ländern Bedarf, die aktuellen Badegewässerkennzeichnungen neu zu bewerten und sicher zu gehen, dass die aktuellen Kennzeichnungen die aktuelle Nutzung widerspiegeln. Ziele 1. Ermittlung von Badegewässern in der Region, die das Potential zur Ausweisung gemäß der überarbeiteten Badegewässerrichtlinie (2006/7/EC) haben 2. Ermittlung, welche Naherholungsgewässer beworben werden sollen 3. Anwendung von neuen Bewertungskriterien und Erfassungstechniken, die zur Verbesserung von Badegewässern führen Kanufahren auf einem der Binnengewässer im Nordwesten Englands. 4. Ermittlung von auszuweisenden/nicht mehr auszuweisenden Standorten 5. Kooperation mit Planungsgremien und Gemeinden, um die Belange von Naherholung, Ökonomie, Tourismus und der Gesellschaft auszugleichen 246 Akteure In England war die Mersey Basin Campaign in Kooperation mit dem Umweltamt (Environment Agency) beteiligt. In Portugal wirkten folgende Partner mit: Instituto da Agua, Comissao Coordenacao e Desenvolvimento Regional do Alentejo, Instituto Superior Tecnico in Portugal. Durchführung Es wurden fünf Arbeitsschritte zur Neuausweisung von Badegewässern durchgeführt: Ermittlung der Orte, Bewertung dieser, Untersuchung der Wasserqualität, wirtschaftliche Analyse und endgültige Auswahl für die Ausweisung bzw. Zurücknahme der Ausweisung. Weitere Details über diesen Prozess können aus dem zusammenfassenden Bericht (erhältlich auf der Internetseite www.icrew.info) und dem Protokolldiagramm entnommen werden. Die ausgewählten Badegewässer in Nordwest England werden derzeit über die Internetseite www.merseybasin.org. uk/watersports beworben, um die Naherholung und den Tourismus zu fördern. Pilot Action 5 - Protokolldiagramm 247 10 Praktische Beispiele - Tourismus Finanzierung Das ICREW Projekt wurde durch das Interreg IIIB Programm der Europäischen Union kofinanziert. Das Projektvolumen betrug 1,04 Mio. Euro. Luftaufnahme vom Blackpool Pleasure Beach, UK Herausforderungen In England war das Hauptproblem, dass bei den Gemeinden die Ausweisung von Badegewässern nicht besonders weit oben auf der Tagesordnung stand. Dieser Umstand machte es sehr schwer, Treffen zu organisieren, um die Ausweisung oder die Rücknahme der Ausweisung von Badegewässern zu diskutieren. Dieses Problem trat in Portugal nicht auf, da Badegewässer als sehr wichtig eingeschätzt werden und sie außerdem in die lokalen Raumpläne mit einbezogen werden. Nutzen Das ICREW Projekt hat die besten Badegewässer in den jeweiligen Regionen ermittelt. Ebenso hat das Projekt die Möglichkeiten aufgezeigt, die Binnengewässer für die Naherholung und den Tourismus bieten. Ortsansässige und Touristen profitieren gleichermaßen von der Neuausweisung der Badegewässer. Die besten Badegewässer in Englands Nordwesten werden beworben und ziehen somit sowohl Touristen als auch Einheimische an. Dies alles trägt zu einer nachhaltigen regionalen Entwicklung bei. Kontakt Sarah Wallbank Mersey Basin Campaign 57 Hilton Street UK - Manchester, M1 2EJ 248 Telefon: +44 (0)161-24282-15 E-Mail: [email protected] Internet: www.icrew.info Mersey Waterfront Regionalpark Nordwest England, Ort: die Küste von Merseyside sowie die Ufer der Mersey und Dee Ästuare, entlang 135 km Küstenlinie von Southport (Sefton) bis Widnes (Halton) und von Runcorn (Halton) bis Heswall (Wirral) Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2003 bis: voraussichtlich 2020 Dauer: > 15 Jahre Hintergrund Die Idee für einen Mersey Waterfront Regionalpark (MWR) enstand 2002 aus der Erstellung des Aktionsplans für die Region heraus. Das Konzept ist relativ einfach. Der Regionalpark versucht vorhandene und verborgene Vorzüge und Möglichkeiten in den Bereichen entlang des Wassers (Waterfront) zu nutzen, um die Lebensqualität für die Anwohner, die Attraktivität für Besucher, die Qualität der Umwelt, das wirtschaftliches Wachstum und das Image der Region zu verbessern. Die Grundvoraussetzung ist, dass die Summe aller Bestandteile weit zwingender und mächtiger ist als die einzelnen Komponenten. Die Region hat viele Vorzüge, jedoch auch viele öffentliche Bereiche, die unter Vernachlässigung und mangelnden Investitionen gelitten haben. Das Mersey Ästuar war einst eines der schmutzigesten Europas, jedoch hat sich diese Situation seit einiger Zeit gewandelt und diese Tatsache muss auch den Menschen vermittelt werden. Dazu sind lang anhaltendes Engagement (> 15 Jahre), Zusammenarbeit zwischen öffentlichen, privaten und ehrenamtlichen Sektoren und erhebliche Investitionen notwendig. Ziele • die Mersey Waterfront umzuformen, anzutreiben und zu verbinden, um ein einzigartiges Ortserlebnis zu schaffen und den Stolz und das Bewusstsein für die Waterfront zu erhöhen • die Mersey Waterfront als eine der Hauptattraktionen im Zielgebiet Liverpool zu verankern, indem sie als ein außergewöhnlicher Ort am Wasser beworben wird • den Tourismus der Region ausbauen, die gebauten und natürlichen Vorzüge der Küstenlinie und die vorhandenen Umweltressourcen zu verbessern 249 10 Praktische Beispiele - Tourismus • zu einer verbesserten Lebensqualität innerhalb der Region beizutragen • neue und bessere Möglichkeiten für Freizeit und Naherholung anzubieten • zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für eine weitere Entwicklung der Mersey Waterfront zu finden Akteure Die Mersey Waterfront erstreckt sich über 8 Gemeinden und entlang 135 km Küstenlinie. Die Stadt Wirral hat die Federführung übernommen, die Arbeitsgemeinschaft wird von der Mersey Partnership unterstützt. Das Vorhaben hat einen unabhängigen Ausschuss mit Repräsentanten aller lokalen Behörden und weiteren Partner. Dazu gehören die Trinity Mirror Group, Mersey Basin Campaign, Merseytravel, Northwest Development Agency und Mersey Maritime. Durchführung Mersey Waterfront ist eine Sanierungsinitiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, 135 km Küstenlinie in der Region Liverpool zu entwickeln. Das Startprogramm (2003 -2007) war das Fundament, bzw. die Bewährungsprobe, für das Konzept des Regionalparks mit Schwerpunkt auf Mündung und Küste des Mersey. Im Rahmen dieses Programms wurden 60 Projekte von unterschiedlicher Größe und Umfang finanziert. Es umfasste Projekte Pier Head in Liverpool die sowohl lokale als auch regionale Wirkung entfalteten und die Qualität, das Umfeld und das Angebot entlang des Mersey verbesserten. Eine Vielzahl von Maßnahmen beziehen sich auf den Pier Head in Liverpool. Unter anderem wurden neue Einrichtungen für Kreuzfahrtschiffe hergestellt, eine Kanalverbindung zwischen Liverpool und Leeds ermöglicht und ein neues Fährbootterminal wurde errichtet. Zur Abstimmung dieser Projeke wurde ein Gestaltungsplan entwickelt, um sicher zu gehen, dass alle Maßnahmen sich gestalterisch ergänzen. Internationale Landschaftsarchitekten wurden konsultiert, um mit ihren Ideen zu einem benutzerfreundlicheren öffentlichen Raum am Pier Head beizutragen und diesen als zentralen Punkt zu gestalten. Weitere Projekte beinhalteten z.B. den Bau eines Terminals für Kreuzfahrtschiffe, die Erneuerung der Promenade, Umweltverbesserungen wie das Speke and Garsten Küstenschutzgebiet, Installation der „Another Place“ Skulptur und Bau von Gehwegen. 2006 half die Mersey Waterfront dabei, den Bau eines neuen Besucher- 250 zentrums, das nachhaltige Energien/Ressourcen nutzt und Besucher- und Bildungseinrichtungen bietet, zu finanzieren. Finanzierung • Startprogramm 2003/2007 - finanziert durch Northwest Regional Development Agency (13 Mio. Euro) • Folgeprogramm 2007/2010 - finanziert durch Northwest Regional Development Agency (etwa 16 Mio. Euro) und Government Office North West durch EFRE Mittel (etwa 19 Mio. Euro) Die Promenade in Otterspool • Eine zukünftige Finanzierung ist notwendig, um das Programm bis 2020 zu unterstützen. Herausforderungen • Durchführung eines Projektes mit einer gemeinsamen Strategie für eine ganze Region, was eine Vielzahl von administrativen Grenzen überschreitet • Sicherung von finanziellen Mitteln für ein weiterführendes Management und die Unterhaltung der Einrichtungen Nutzen Durch Mersey Waterfront werden die verschiedenen Vorteile der Küstenlinie zusammengebracht. Die Besucher der Region Liverpool werden von den verbesserten Tourismusangeboten profitieren, was wiederholte bzw. längere Aufenthalte mit sich bringt. Durch Marktforschung und regelmäßige Umfragen werden die Meinungen der Besucher genutzt, um weitere Projekte innerhalb der Mersey Waterfront zu entwickeln und weiter an der strategische Ausrichtung des Programms zu arbeiten. Waterfront Unternehmen - Ein spezielles Programm soll die Wirtschaft innerhalb der Region durch eine Vielzahl von Aktivitäten unterstützen. Eine solche Aktion ist die Vermarktung der gesamten Region als touristische Destination durch Mersey Partnership. Außerdem gestaltet, beeinflusst und unterstützt das Mersey Waterfront Projekt die Entwicklung von entscheidenden wirtschaftlichen Aktivitäten am Wasser, wie z.B. der Hafenwachstumsstrategie und Aktivitäten in Verbindung mit anderen wichtigen Programmen, wie z.B. zur Unterstützung von bestehenden und 251 10 Praktische Beispiele - Tourismus neuen sozialen Unternehmensinitiativen im Speke & Garston Küstenschutzgebiet und den „Pride in our Promenades“ Leeds & Liverpool Kanalkorridor. Anwohner - Durch die Investitionen in öffentliche Bereiche und Freizeiteinrichtungen am Wasser werden Naherholungsmöglichkeiten und Lebensqualität der Einwohner verbessert. Investoren - Der Beitrag der Mersey Waterfront zur Steigerung der Attraktivität der Region Liverpool wird sich positiv auf zukünftige Investitionen auswirken. Davon werden auch Investoren profitieren, die sich bereits jetzt engagieren. Zukünftige Investitionen könnten einen größeren Umfang erreichen, was zu einer wirtschaftlichen Aufwertung und größeren Stabilität der Region führen wird. Der Fluss Mersey Interessengruppen - Einige der Mersey Waterfront Maßnahmen werden bestimmten Interessen- und Nutzergruppen zugute kommen. Lokale Behörden - Die lokalen Behörden werden, aufgrund der strategischen Ausrichtung, Rahmenbedingungen und Finanzierungen von Projekten, die als Einzelprojekte nicht hätten finanziert werden können, von dem Mersey Waterfront Projekt profitieren. Mersey Waterfront bietet außerdem ein Forum für Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch. Sanierungsspezialisten - Durch ein begleitendes internationales Forschungsprogramm und die Internetseite www.globalwaterfronts.com, stellt das Mersey Waterfront Projekt eine Basis an Wissen, internationalen Erfahrungen und die besten Verfahren zur Verfügung. Kontakt Cathy Elwin Mersey Waterfront Regional Park 12 Princes Parade UK - Liverpool, L3 1BG 252 Telefon: +44 (0)151-2373945 E-Mail: [email protected] Internet: www.merseywaterfront.com Thermalbad in Guitiriz Spanien, Region: Galicien, Ort-: Guitiriz Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2006 bis: 2010 Dauer: 4 Jahre Hintergrund Guitiriz blickt auf eine sehr lange Bädertradition zurück. Seit dem 17. Jahrhundert wird das Wasser zur Heilung verwendet. Das Thermalbad in Guitiriz wurde 1908 eröffnet. Es gehörte zu den größten Kurbädern in Galicien. Nachdem es für einige Zeit aufgegeben worden war, wurde es 2003 wiedereröffnet. Heute kommen viele Touristen in die Stadt, um das Thermalbad zu besuchen. Die Bekanntheit der Thermalquellen birgt für die Stadt Guitiriz ein großes Potential für Entwicklung. Außerdem bietet die Stadt wichtige kulturelle Stätten und wertvolle Grünflächen. Ziele Guitiriz als Kurbad zu bewerben stellt einen wichtigen Bestandteil in dem Vorhaben dar, die Entwicklung von nachhaltigem Tourismus in der Stadt voranzutreiben. In Zusammenarbeit mit den Touristikunternehmen fördert die Stadt ein Produkt, dass die Entwicklung des Ortes vorantreibt und die Lebensqualität ihrer Einwohner verbessert. Diese Entwicklung wird unterstützt durch einen Prozess der Beteiligung und der Koordination von Raum-, Umwelt- und Tourismusplanung. Akteure Gemeinde Guitiriz, Crecente Asociados, Universität Santiago de Compostela Durchführung Ziel des Projektes ist der Aufbau einer GIS-basierten Datenbank, die es ermöglicht, thematische Karten zu erzeugen und die Grenzen von Natur- und Wasserschutzgebieten festzulegen. Zusätzlich wurde eine Strategie entwickelt, um die Infrastruktur der Gemeinde zu verbessern. Dazu gehören der Bau von Brücken, Straßen und Fußwegen sowie die Aufstellung von Bänken etc. Das Projekt beinhaltet auch die Finanzierung von privaten Initiativen. 253 10 Praktische Beispiele - Tourismus Finanzierung • Projekt zur touristischen Infrastruktur 4 Mio. Euro • Bewertung der Ressourcen 2,23 Mio. Euro • Interpretation und territoriale Information 6,15 Mio. Euro • Fortbildung 36 000 Euro • Werbung 84 000 Euro • Marketing 360 000 Euro • Projektmanagement 42 000 Euro im Jahr Herausforderungen Die größte Herausforderung dieses Projektes war die Koordination der verRuxida Wasserfall schiedenen Projektpartner (Gemeinde Guitiriz, Hotel- und Gastronomieunternehmen, Thermalbad, galicisches Umweltministerium, Grundbesitzer, von denen die meisten Landwirte sind). Nutzen Die Wiederbelebung des Thermalbades wird es Guitiriz ermöglichen, sich auf dem Touristenmarkt durchzusetzen und damit die Anzahl der Touristen zu erhöhen. Arbeitsplätze werden geschaffen. Die Ressourcen werden besser geschützt und geachtet. Dies alles trägt zur weiteren Entwicklung der Stadt bei. Kontakt Mario Crecente-Maseda Crecente Asociados Jazmines 2 ES - 15008 A Coruña 254 Telefon: +34 (0)981-141282 E-Mail: [email protected] Internet: www.concellodeguitiriz.com Camino del Miño (Miñoweg) Spanien, Region: Galicien, Ort: Terra Chá Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: Juni 2005 bis: April 2008 Dauer: 33 Monate Hintergrund Es gibt verschiedene Routen des Jakobsweges, die alle nach Santigao de Compostela führen. Drei dieser Routen führen durch die Provinz Lugo. Das Projekt möchte eine Verbindung zwischen den drei Wegen herstellen. So sollen die Gemeinden von dem konstanten Strom an Pilgern profitieren. Das Projekt versucht das natürliche (Wälder, Naturschutzgebiete, Lagunen, Inseln usw.) und das kulturelle bzw. ethnologische (Mühlen, Wasserräder usw.) Erbe wiederzuentdecken und aufzuwerten. Die Belebung des natürlichen und kulturellen Erbes bringt unbestreitbare wirtschaftliche Vorteile für die ganze Region mit sich. Diese Aktivitäten sind verbunden mit der Entwicklung von Freizeiteinrichtungen im ländlichen Raum, thermalen Einrichtungen, regionaler Gastronomie, Rastplätzen, Reitwegen usw. Ziele Dieses Projekt umfasst mehrere Gemeindegebiete und möchte Wegverbindungen schaffen, welche die natürlichen, kulturellen und ethnischen Ressourcen miteinander verbinden. In den Gemeinden Castro de Rei, Cospeito und A Pastoriza sollen zwei Wanderwege entlang der Flüsse Miño und Támoga entstehen, dabei sollen bestehende Wege einbezogen werden. Die Maßnahmen umfassen die Instandsetzung der vorhandenen Wege und den Neubau von fehlenden Zwischenstücken sowie den Bau von Fußgängerbrücken. Die Länge des Weges entlang des Miño beträgt 43 km und die entlang des Támoga 17 km. 255 10 Praktische Beispiele - Tourismus Akteure Vereinigung der Gemeinden in der Terra Chá Region, Regionale Stiftung für die Entwicklung der Terra Chá und GAL Terras do Miño Durchführung Dieses Projekt steht unter dem Banner der Gemeinschaftsinitiative Leader. Den Anstoß dazu gab die Vereinigung der Gemeinden in der Terra Chá Region, die bei der Regionalen Stiftung Terra Chá vorsprach, die wiederum einen Bericht über das Projekt anfertigte. Dieser Bericht wurde der Agentur für ländliche Entwicklung (AGADER) zur Prüfung vorgelegt. Die Agentur sendete eine Empfehlung für den Antrag an die Terra Chá Stiftung. Sobald die Empfehlung ausgesprochen war, bereitete die Stiftung den Vertrag mit der Vereinigung der Gemeinden in Terra Chá vor. Wenn der Vertrag unterzeichnet ist, beginnt die Umsetzung des Projekts. Bisher erhielt das Projekt die Genehmigung von Seiten der Confederation Hidrografica del Norte (Hydrografische Konföderation Nord) für die Maßnahmen an den Flussufern, der endgültige Beschluss ist jedoch noch nicht gefasst worden. Bisher wurde nur Material gekauft. Eindrücke vom Weg entlang des Miño 256 Finanzierung Gesamtinvestition: 556 000 Euro Geldgeber: • FEOGA (383 000 Euro) • Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung (79 000 Euro) • Agentur für ländliche Entwicklung (AGADER) (90 000 Euro) • Lokale Behörden (Castro de Rei, Cospeito und A Pastoriza) (4 000 Euro) Herausforderungen Bisher gab es keine Probleme bei der Planung und Vorbereitung des Projektes. Jedoch gab es einige bürokratische Schwierigkeiten. Die Grundbesitzer sind an einer derartigen Maßnahme nicht interessiert. Sie glauben, dass die Maßnahmen nicht profitabel sind und der Umsetzung dieses Projekts sogar abträglich sein könnten. Im Gegensatz dazu sind die kommunalen Behörden sehr interessiert. Nutzen Das Projekt hat bewirkt, dass die Öffentlichkeit der Wiederbelebung des natürlichen und kulturellen Erbes positiv gegenüber steht. Das Projekt selbst kann auf alle Gemeinden übertragen werden, die den Ökotourismus fördern wollen. Außerdem möchte das Projekt weitere Wanderwege entlang von Flüssen einrichten und damit die natürlichen, kulturellen und ethnographischen Ressourcen miteinander verbinden. Der Wunsch für die Zukunft ist die Schaffung eines ausgedehneten Netzes von Wanderwegen, dessen Achse der Miño sein soll. Das Projekt ergänzt die Routen des Jakobsweges und bildet ein ausgedehntes Netz. Des Weiteren trägt es zur Sicherung der Qualität und Nachhaltigkeit der Touristenziele bei. Kontakt Fernando Soto-Camino Rosado Fundacion comarcal Terra Chá C/ Carmiña Prieto Rouco, s/n ES - 27800 Vilalba (Lugo) Telefon: +34 (0)982-523013 E-Mail: [email protected] 257 10 Praktische Beispiele - Tourismus Olantis Deutschland, Region: Weser/Ems, Ort: Oldenburg Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2004 bis: 2006 Dauer: 3 Jahre Hintergrund In der Vergangenheit badeten die Einwohner Oldenburgs auch in der Hunte. Seit den 80er Jahren wurde das Schwimmen im Fluss wegen der schlechten Wasserqualität unmöglich. Es wurde ein Schwimmbad an der Mühlenhunte gebaut, allerdings ohne Verbindung zum Fluss. Aufgrund der verbesserten Wasserqualität in den letzten Jahren, beschloss die Stadt Oldenburg, die Freizeitnutzung des Flusses wieder neu zu beleben. Die Hunte sollte in das Schwimmbad integriert werden, so dass die Besucher in chlorfreiem Wasser schwimmen können. Das Projekt ‚Olantis’ wurde ins Leben gerufen, mit dem Ziel ein Schwimmbecken in der Mühlenhunte innerhalb eines Landschaftsschutzgebietes zu schaffen. Der Name Olantis ist eine Kombination aus dem Wort Oldenburg und der versunkenen Insel Atlantis. Ziele • Bau einer Kombination aus Hallen- und Freibad und eines natürlichen Schwimmbeckens in einem renaturierten Abschnitt der Mühlenhunte • Verbesserung der Wasserqualität in der Mühlenhunte • Integration der Maßnahme in das ‚Grüner Wege Stern’ Netzwerk der Stadt Oldenburg • das Schwimmen in der Mühlenhunte wieder ermöglichen • ein breites Angebot von Freizeitaktivitäten bieten • Nutzung von gefiltertem Wasser aus der Mühlenhunte für das Außenbecken, um Geld zu sparen und autark zu werden 258 Luftbild von Olantis, mit Innen- und Außenbecken und der Möglichkeit, in der Hunte zu schwimmen Die Maßnahme ist eine Kombination aus natürlichem Schwimmbecken und Naturschutzgebiet. Das Gebiet ist eine Erweiterung des Naherholungsbereichs Schlossgarten. Akteure Die Stadt Oldenburg hat das Projekt initiiert und durchgeführt und ist Betreiber von Olantis. Das Büro Polyplan übernahm die Planung. Durchführung Daten zum Schwimmbereich: Ausdehnung: 85 x 40 m max. Wassertiefe: 2,10 m Nutzbare Wasseroberfläche: 2 468 m2 für Schwimmer: 1 230 m2, für Nichtschwimmer: 1 238 m2 Wassermenge: 2 450 m3 Olantis Insel: Sonnenwiese: 5 126 m2 Sandstrand: 1 348 m2 Naturschutzinsel mit naturnahem Ufer: 306 m2 259 10 Praktische Beispiele - Tourismus Umgehungsgerinne: 3 217 m2 Kiesbankfilter: max. 8 000 m3/Tag (Umwälzung) Filter für die Umwälzung: 5 000 m3/Tag (Nachspeisung) Finanzierung Die Nutzung von gefiltertem Wasser aus der Mühlenhunte für das Außenbecken war die Bedingung für die Plangenehmigung zum Bau von Olantis. So werden pro Jahr rund 60 000 Euro eingespart. Herausforderungen • Diese Maßnahme ist einzigartig in Deutschland. Es gab also kaum Erfahrungen auf die man sich stützen konnte. • Die Wasserqualität wird streng kontrolliert und strikte Auflagen müssen eingehalten werden. • Das Wasser sauber zu halten ist schwer, vor allem wegen der Vögel, die einen Großteil der Verunreinigung verursachen (Exkremente usw.). Natürliches Schwimmbecken in der Hunte Kontakt Robert Sprenger Stadt Oldenburg Industrie Str. 1 D - 26105 Oldenburg 260 Nutzen Das Schwimmbad ist eine wichtige Freizeiteinrichtung für Anwohner und Besucher in Oldenburg. Die Größe von Olantis garantiert Schwimmspaß, bietet aber durch die landschaftlich reizvolle Gestaltung auch einen Erholungseffekt. Die verschiedenen Beckenarten unterscheiden Olantis von anderen Freizeitbädern. Das Schwimmen in chlorfreiem Wasser zieht Naturliebhaber und Familien an. Olantis ist ein Naherholungszentrum mit einer großen Zahl an Freizeitaktivitäten bei jedem Wetter und für Besucher aller Altersgruppen. Telefon: +49 (0)441-235-3109 E-Mail: [email protected] Umweltverträgliches Kanufahren auf der Hunte Deutschland, Region: Weser/Ems, Ort: Fluss Hunte von Wideshausen bis Oldenburg Kategorie Raumbezug Dauer Aktivität Maßnahme Instrument lokal regional national von: 2004 bis: 2007 Dauer: 4 Jahre Hintergrund In den letzten Jahren ist das unerlaubte Kanu- und Bootfahren auf der Hunte zwischen Wildeshausen und Oldenburg stark angestiegen. Diese übermäßigen Aktivitäten haben negative Auswirkungen auf den Lebensraum, wie z.B. Uferbeschädigungen und Verschmutzung durch Abfälle. Tiere und Anwohner wurden extrem gestört. Eine einvernehmliche Lösung war erforderlich. Ziele • Kanuaktivitäten in weniger ökologisch empfindliche Gebiete verlegen Die Hunte • das Ausmaß an Störungen in Gebieten mit großen Besucherzahlen reduzieren • die Fauna und Flora, ebenso wie Anwohner vor Lärm und Beeinträchtigung schützen Voraussetzungen: • Bau von günstig platzierten Anlegestellen in angemessener Anzahl • Einschränkung der Touristenzahl in empfindlichen Gebieten, Begrenzung der Teilnehmerzahl von geführten Touren • Vermarktungsstrategie für das neue Angebot • Informationstafeln über den bestmöglichen Schutz der natürlichen Umgebung 261 10 Praktische Beispiele - Tourismus Akteure • Tourismusbeauftragte der Städte und Gemeinden zwischen Wildeshausen und Oldenburg • Zweckverband Naturpark Wildeshauser Geest • Untere Naturschutzbehörden • NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) • Hunte-Wasseracht • Verband für Kanutourismus • Ländliche Erwachsenenbildung • weitere interessierte Verbände Kanufahren auf der Hunte Anlegestelle Durchführung Angemessene Anlegestellen zum Ein- und Ausstieg und mit leichtem Zugang zu guten Rastplätzen mussten gefunden werden. Die Zahlung von Entschädigungen an Grundbesitzer galt es ebenso zu vermeiden, wie die Ansammlung zu vieler Touristen an einem Ort. Es wurden Landkarten für geführte Touren entworfen und Informationstafeln über das Kanufahren und die hiesige Tierwelt aufgestellt. Auf einer Internetseite wurden Informationen und Kontaktadressen veröffentlicht. Eine 43 km lange Kanustrecke von Wildeshausen bis Oldenburg wurde gekennzeichnet. Etwa 12 000 Touristen können dieses Angebot voraussichtlich von Mai bis September nutzen. 262 Finanzierung Die Erstellung der Landkarten umfasste Kosten für Graphik, Design und Druck. Gleiches gilt für die Informationsmaterialien und die Internetseite. Außerdem fielen Kosten für die Schulung der Reiseführer an. Insgesamt beliefen sich die Kosten auf etwa 28 500 Euro. Die jeweiligen Gemeinden finanzierten die Infrastruktur. Die Initiative wurde teilweise durch Bingo-Lotto, die Umweltlotterie, den Naturparkfonds Niedersachsen, die betreffenden Städte und Gemeinden sowie den NLWKN finanziert. Herausforderungen Die Einhaltung des rechtliche Rahmens gesteckt durch die entsprechenden Gesetze und Verordnungen für FFH- und Naturschutzgebiete erwies sich als schwierig. Sehr viel Zeit und Geduld waren notwendig, um die Akzeptanz der Anwohner und Interessenvertreter für diese Initiative zu gewinnen. Außerdem war die Genehmigung der Pläne eine langwierige Angelegenheit. Nutzen • umweltverträglicher Tourismus entlang der Hunte • weniger Konflikte zwischen dem Kanutourismus und Anwohnern durch organisierte Touren und Informationstafeln • geführte Touren als zusätzliche Einnahmequelle • Schutz von Fauna und Flora entlang der Hunte durch geführte Touren und Informationsmaterial • Vermittlung von Wissen zum Thema Naturschutz • Schutz von wertvollen Lebensräumen und damit die Möglichkeit für seltene Pflanzen- und Tierarten sich anzusiedeln und auszubreiten Kontakt Ina Lehnert-Jenisch Stadt Oldenburg Industriestr. 1 D - 26105 Oldenburg Telefon: +49 (0)441-235-2105 E-Mail: [email protected] Internet: www.wasserreich-niedersachsen.de → wasserwandern → kanu → kanutouren → hunte 263 11 Ergebnisse Text: ENMaR Team 11 Ergebnisse Die hier dargestellten Ergebnisse des ENMaR Projekts basieren entweder auf den zahlreichen regionalen Workshops, Erfahrungen aus dem interregionalen Austausch, dem Vergleich zwischen Regionen oder den vorangegangenen Fallbeispielen. Die jeweils für die Themen verantwortlichen Projektpartner haben die aufgeführten wichtigsten Ergebnisse und Empfehlungen zusammengestellt. 11.1 Akteursbeteiligung 11.1.1Wesentliche Ergebnisse Die Einbindung unterschiedlicher Akteure ist ein wesentlicher Bestandteil der WRRL. Es gibt viele Wege und je nach Situation oder Anforderung verschiedene Methoden die Öffentlichkeit einzubeziehen. Für die Gemeinden wurden die folgenden Punkte herausgearbeitet: • Gemeinden sind einerseits selbst Öffentlichkeit, anderseits sollen sie die allgemeine Öffentlichkeit einbinden. Sie haben den direkten Kontakt zur allgemeinen Öffentlichkeit, einschließlich der Wassernutzer. Dennoch waren bisher nur wenige von ihnen an Arbeitsgruppen zur Umsetzung der WRRL beteiligt. • Aus verschiedenen Gründen war es schwer, Gemeinden zu involvieren: - die Betroffenheit der Gemeinden ist nicht unbedingt auf den ersten Blick sichtbar - Wasserwirtschaft ist nur eines der Themen, mit denen sich die Bürgermeister und Verwaltungsfachleute beschäftigen müssen - es besteht eine gewisse Zurückhaltung gegenüber der Politik aus Brüssel, und Richtlinien werden meist als zusätzliche Last wahrgenommen. • Für eine Gemeinde bedeutet Wasserbewirtschaftung/Gewässerentwicklung eine Investition in die weichen Standortfaktoren wie z.B. Lebensqualität. Diese sind, besonders finanziell, oft schwer zu bewerten. • Die WRRL fordert die Zusammenführung von Interessensvertretern aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und Politikbereichen. Der Flussgebietsansatz fordert die Zusammenarbeit von Beteiligten über administrative Grenzen hinweg. 264 • Die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten wird von vielen Studien und Publikationen auf europäischer, nationaler, regionaler und auch lokaler Ebene belegt. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Häufig findet gar keine Öffentlichkeitsbeteiligung statt. Wenn sie stattfindet, dann oft in geringem Ausmaß. Wenn eine qualitativ hochwertige Beteiligung stattfindet, z.B. zu einem sehr wichtigen Thema, erfordert dies einen hohen Organisationsaufwand. • Öffentlichkeitsbeteiligung funktioniert am besten, wenn: - sie frühzeitig erfolgt - zunächst die relevanten Beteiligten identifiziert werden - die Kommunikationsebene angemessenen ist, was einen gewissen Einsatz von Ressourcen bedingt. Öffentlichkeitsbeteiligung in der Wasserwirtschaft kann sehr langfristig von Nutzen sein. Beteiligung kann die negativen Effekte einer Entscheidung abschwächen und Akzeptanz für eine Entscheidung herbeiführen, oder sogar ein Gefühl von Eigenverantwortung hervorrufen, was wiederum zukünftig im Bereich Wasserwirtschaft, oder auch in anderen Bereichen, von Vorteil sein kann. 11.1.2Empfehlungen Öffentlichkeitsbeteiligung ist ein Schlüsselelement der WRRL. Das Ziel des ENMaR Projekts war die Beteiligung unterschiedlicher Interessensgruppen, insbesondere der Gemeinden mit ihren Anknüpfungspunkten zum Thema WRRL. Aufgrund ihrer Erfahrungen mit Anhörungsverfahren zu verschieden Themen, eignen sich die Gemeinden für die Beteiligung der breiten Öffentlichkeit. Im Folgenden werden eine Reihe von Empfehlungen gegeben, welche die Umsetzung der WRRL erleichtern sollen. • Nutzen und Möglichkeiten: mit Hilfe der Öffentlichkeitsbeteiligung kann eine größere Akzeptanz für umzusetzende Maßnahmen geschaffen werden. Menschen mit unterschiedlichen Interessen werden zusammengebracht, wie z.B. Landwirte, Wasserbehörden, Planer ländlicher Entwicklung, Angler, und Anwohner, die dadurch ein Verständnis für die Bedenken des Anderen entwickeln. Im Zuge der Maßnahmenplanung können so potentielle Konflikte gemildert und ein gemeinsames Verständnis erzeugt werden. Durch Öffentlichkeitsbeteiligung wird lokales Wissen zugänglich, eine Art Expertenwissen, das sehr hilfreich sein 265 11 Ergebnisse kann. Die Öffentlichkeit wird von den Maßnahmen profitieren, also sollte sie auch in die Planung einbezogen werden. Die Zusammenführung unterschiedlicher Interessen, Erfahrungen und Bedürfnisse kann auch zu Zusammenarbeit in anderen Bereichen führen. • Erfolgsfaktoren: Wesentlich ist eine frühzeitige Einbindung. Die Bürger müssen gefragt werden, bevor Entscheidungen getroffen werden. Darüber hinaus, kann eine frühzeitige Diskussion der Konflikte rechtliche und administrative Prozesse vereinfachen und beschleunigen. Dies erfordert eine frühzeitige Planung. Erfolgreiche Öffentlichkeitsbeteiligung braucht die relevanten Zielgruppen, gute Organisation, sachgemäße Informationen und ausreichend Zeit. Betroffenen sollte die Möglichkeit gegeben werden, an Entscheidungen, die wirklich wichtig sind, teilzunehmen, so dass sie sich als Teil der Entscheidung fühlen und sich das Thema zu eigen machen. Die Öffentlichkeitsbeteiligung sollte als eine Möglichkeit zur aktiven Einbindung von Bürgern gesehen werden, um deren Bewusstsein zu fördern, ihre Umwelt und somit die Lebensqualität zu verbessern. Politik und Verwaltung sollten daher Beteiligungsprozesse fördern, da sie eine Möglichkeit bieten, Politik, Verwaltung und Bürger näher zusammenzubringen. • Benennung der Akteure: Die Benennung der zu beteiligenden Gruppen und deren Vertreter ist ein wichtiger erster Schritt. ‘Stakeholder mapping’ ist eine Methode zur Identifizierung der Betroffenen (s. Praxisbeispiel S. 120) und sie entsprechend ihrer Interessen zu kategorisieren. So können je nach Thema oder Örtlichkeit die entsprechenden Interessensvertreter eingebunden werden. • Ebenen der Einbindung: Öffentlichkeitsbeteiligung sollte mehr sein als die Vermittlung von Informationen, nämlich eine aktive Einbindung der Betroffenen. Wenn die Interessensvertreter oder Bürger voll involviert sind, können sie sich für das Gewässer vor ihrer Haustür verantwortlich fühlen oder sogar Verantwortung übernehmen. - Bewusstseinsbildung: ist ein sehr wesentlicher Aspekt. Den Menschen sind wasserrelevante Themen, deren Ursachen und Auswirkungen häufig nicht bewusst. Die Durchführung von Exkursionen und die Darstellung von guten und schlechten Beispielen kann dieses Bewusstsein fördern. - Information: sollte leicht zugänglich sein und den Bedürfnissen, sowie dem Wissensstand entsprechen. Information ist nur der erste, wenngleich wichtige Schritt zur Beteiligung. - Konsultation: ist die Suche nach Meinungen und Ansichten der Beteiligten. 266 - Aktive Beteiligung: ist eine höheres Niveau der Öffentlichkeitsbeteiligung, wobei den Beteiligten eine gewisse Verantwortung übertragen wird. Die WRRL fordert, diese aktive Beteiligung zu fördern. • Netzwerke: Das Zusammenführen von verschiedenen Interessensvertretern trägt zur Lösung von Problemen bei. Die Beteiligten haben eventuell bisher keine Berührungspunkte, dennoch könnte ein neues Netzwerk einen Bedarf decken (siehe Empfehlungen zur Raumordnung). Wenn schon Netzwerke bestehen, sollten diese genutzt werden, wie z.B. lokale Agenda 21 Gruppen oder die von Emåförbundet und der Mersey Basin Campaign organisierten Gruppen. eine gewisse Entscheidungsbefugnis wird übertragen 7 Leitung durch den Bürger 6 Kompetenz übertragen die Bürger verhandeln mit den Entscheidungsträgern 5 Partnerschaft die Bürger haben gewissen Einfluss 4 Beteiligung den Bürgern eine Stimme, aber keine Macht geben 3 Konsultation den Bürgern berichten, was passiert 2 Information passiven Zuhörern Informationen vermitteln 1 Bildung Übertragung aller Entscheidungsbefugnisse Beteiligen Befragen Informieren Ebenen der Beteiligung (Quelle: Arnstein‘s Ladder of Citizens Participation, 1969, verändert nach C. Riley, 2007 (Arnstein, Sherry R., A Ladder of Citizen Participation, Journal of the American Planning Association, Vol. 35, No. 4, July 1969, pp. 216-224)) 267 11 Ergebnisse 11.2 Raumordnung 11.2.1Wesentliche Ergebnisse Wasser erfüllt eine ganze Reihe an ökologischen, sozialen und ökonomischen Funktionen, die für das langfristige Überleben von Ökosystemen und der menschlichen Gesellschaft von großer Bedeutung sind. Allerdings ist Wasser eine begrenzte Ressource und kann die gestellten Anforderungen nur bedingt erfüllen. Bestehende Wasserressourcen werden durch menschliche Aktivitäten wie Verschmutzung, übermäßige Entnahme und ineffizienten Gebrauch bedroht. Die WRRL erkennt die Bedeutung von Wasser sowie die Belastungen denen es ausgesetzt ist und liefert einen Rahmen, um eine nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen langfristig zu fördern. Beim Erreichen der Ziele der WRRL und damit bei der Lösung von Wasserressourcen betreffenden Problemen spielt die Raumordnung (mit ihren untergeordneten Planungsstrategien und -instrumenten) eine wichtige Rolle. Eine Aufgabe des ENMaR Projekts war die Untersuchung der Beziehung zwischen Raumordnung, Wasser und der WRRL in England, Deutschland, Lettland, Spanien und Schweden. Jedes dieser Länder besitzt ein etabliertes Raumordnungssystem mit angewandter Raumplanung und Ansätzen, um wasserrelevante Themen wie Verschmutzung oder Hochwasser- und Grundwasserschutz zu behandeln. Allerdings müsste sich die Raumordnung den Neuerungen durch die WRRL noch anpassen. Außerdem wurde die Rolle der Raumplanung bei der Herangehensweise an die Richtlinie in der nationalen Gesetzgebung noch nicht formalisiert, abgesehen von Lettland, wo Raumpläne die Bewirtschaftungspläne berücksichtigen müssen. Auch in England erkannten die Behörden die wichtigen Zusammenhänge zwischen WRRL und Raumordnung. Dies bietet eine Plattform zur Entwicklung von praktischen raumplanerischen Lösungen, die zur Erfüllung der WRRL beitragen können. Tatsächlich gibt es in den Raumplänen für Nordwest England nun eine Richtlinie, die vorschreibt, dass Planungsinstrumente auf lokaler Ebene die Umsetzung der WRRL zu fördern haben. Neben diesen gesetzlichen Entwicklungen werden positive Entwicklungen auch in der Praxis (siehe die ENMaR Fallbeispiele zum Thema Raumordnung) deutlich. Sie beweisen, dass raumplanerische Maßnahmen den Gewässerzustand erfolgreich verbessern können. Die Fallbeispiele zeigen Planungen, die zur Verbesserung der Wasserqualität, zum Schutz von aquatischen Lebensräumen, zur Renaturierung von Flüssen, zur Reduzierung des Hochwasserrisikos und zur Behandlung von 268 Problemen durch diffuse Einträge beitragen. Außerdem sind raumplanerische Maßnahmen im Vergleich zu großen Infrastrukturprojekten wie Kläranlagen oder konstruktive Hochwasserschutzanlagen in manchen Fällen eine relativ kostengünstige Option. So hatten z.B. für den Gewässerentwicklungsplan Leine und die Bestimmung von Gewässerschutzzonen in der Stadt Valmiera (LV) lediglich die Personalkosten den wesentlichen Anteil an den Gesamtkosten. Obwohl die WRRL nicht die treibende Kraft hinter den ENMaR Fallbeispielen war, wird der damit verbundene Nutzen für die Gewässer den Mitgliedstaaten dabei helfen, den guten Zustand bis 2015 zu erreichen. Die ENMaR Fallbeispiele und die Untersuchung der Raumordnungssysteme zeigten, dass raumplanerische Maßnahmen zum Erreichen der WRRL Ziele beitragen können. Trotz der offensichtlichen Zusammenhänge zwischen Raumordnung, Wasserbewirtschaftung und der WRRL gibt es eine Reihe von Hindernissen, welche die potentielle Effektivität und Auswirkungen von Planung einschränken können. Einige dieser Hindernisse sind eher allgemein, d.h. sie kommen in den meisten, wenn nicht sogar in allen Raumordnungssystemen der ENMaR Länder vor. Andere Hindernisse sind eher länder- bzw. regionsspezifisch. In Galicien z.B. wurde die Gesetzgebung zur Raumplanung von den Gemeinden noch nicht vollständig umgesetzt. Das schränkt die Möglichkeit der Planer, wasserrelevante Themen anzugehen, deutlich ein. Außerdem konzentriert sich die Planung eher auf die städtische Entwicklung, obwohl ein Großteil der Region ländlich ist und dort die größten Herausforderungen für die Wasserwirtschaft (in Zusammenhang mit Landwirtschaft) zu finden sind. Ähnlich verhält es sich in England. Obwohl die diffusen Einträge aus der Landwirtschaft dort eine der maßgeblichsten Ursachen für die Wasserverschmutzung sind, hat die Raumplanung nur wenig Einfluss auf die Landwirtschaft. Allerdings sind die meisten Hindernisse allgemeiner Natur und beinhalten die folgenden Aspekte: • Nationale gesetzliche Rahmen, welche Raumordnung und WRRL verknüpfen, sind nicht ausreichend entwickelt. Gemeinden und Organisationen, die sie unterstützen, haben somit keinen soliden Rahmen auf dem sie aufbauen können und der als Anreiz zur Förderung von Aktivitäten auf diesem Gebiet dient. • In einigen Ländern, einschließlich England und Deutschland, bildet die nationale Gesetzgebung die Basis der Raumordnung. In den Raumordnungsplänen ist die Wasserwirtschaft insoweit noch nicht berücksichtigt, als dass sich für die gemeindliche Ebene ein umsetzungsorientierter Handlungsrahmen für die was- 269 11 Ergebnisse serrelevanten Themen ableitet. In Schweden allerdings gibt es diese Hindernisse nicht, da die Gemeinden dort mehr Befugnisse und Einfluss besitzen. • Vielen Planern mangelt es an Wissen und Erfahrungen in Bezug auf Gewässer und Maßnahmen z.B. zum Hochwasser- und Grundwasserschutz. Beispielsweise existiert in Galicien keine flächendeckende Bestandsaufnahme der Gewässer. Außerdem fehlt es vielen Gemeinden an ausreichend Wissen über die Beziehungen zwischen Raumordnung und Bewirtschaftungsplänen. • Die Ressourcen (einschließlich Zeit, Geld und Personal) der Gemeinden reichen nicht aus, um ihre Pflichten in der Raumplanung zu erfüllen. Vor diesem Hintergrund, können wichtige Wasserbewirtschaftungsfragen zu Gunsten von Bereichen wie wirtschaftliche Entwicklung und Bauleitplanung zur Nebensache werden. • Es besteht dringender Bedarf an Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden (und höheren Planungsbehörden auf regionaler Ebene) zu den wichtigen Wasserbewirtschaftungsfragen. Räumlich isolierte Planungen entsprechen nicht dem Flussgebietsansatz. • Wenn Bewirtschaftungspläne und Raumpläne nicht ausreichend integriert werden, beschäftigen sich, mehr oder weniger, zwei parallele Systeme mit der Wasserwirtschaft. Von Gemeinden erstellte Planungsinstrumente basieren auf lokalen Grenzen, wogegen die von entsprechenden Behörden erstellten Bewirtschaftungspläne auf Einzugsgebieten basieren und somit ganze Regionen umfassen können. Neben diesen räumlichen Unterschieden, besteht außerdem eine Diskrepanz bei der zeitlichen Koordinierung dieser Planungsinstrumente (siehe unten). Da sowohl Raumpläne als auch der Bewirtschaftungsplan wasserrelevante Themen behandeln, besteht die Gefahr einer unkoordinierten Wasserwirtschaft. In Schweden (sowie auch in anderen Ländern) ist noch unklar, wie Raum- und Bewirtschaftungspläne sich zueinander verhalten werden. Bevor die WRRL die Bewirtschaftungspläne forderte, verlief die Bewirtschaftung von Land und Wasser auf integrierte Weise, da die Gemeinden in Schweden die Verantwortung für beide Bereiche trugen. Ohne umsichtige Planung könnten die Vorteile der integrierten Ansätze verloren gehen. • Die Integration der Planungsinstrumente ist wichtig und notwendig, wenn Raumordnung die Zielerreichung der Bewirtschaftungspläne vorantreiben soll und umgekehrt. Die Zeitpläne zur Erstellung der Planungsinstrumente sind leider nicht aufeinander abgestimmt. Zur Zeit werden bei der Raumplanung die zu erstellenden Bewirtschaftungspläne (die 2009 veröffentlicht werden) noch 270 nicht berücksichtigt. Diese fehlende Abstimmung wird die Entwicklung hin zu integrierten Ansätzen für die Bewirtschaftung von Land und Wasser gefährden (zumindest kurzfristig), obwohl diese letztendlich künftig von großer Bedeutung für eine nachhaltige Wasserwirtschaft sind. • Raumplanung muss die vielfältigen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen an den Raum ausgleichen. Diese Anforderungen können manchmal mit den Zielen der WRRL in Konflikt stehen, z.B. bei der Bauleitplanung, die den Druck auf die Wasserressourcen erhöhen und die Gewässer durch Regenwassereinleitungen belasten kann. Tatsächlich kann die Raumplanung, die oft politischen Einflüssen unterliegt, gegen die Nutzung von Planungsinstrumenten im Sinne der Wasserbewirtschaftung arbeiten. Trotz dieser bestehenden Hindernisse, spielt die Raumplanung zukünftig eine wichtige Rolle bei der Zielerreichung der WRRL und sollte als solches gefördert werden. Die ENMaR Fallbeispiele zeigen, dass die Raumplanung schon jetzt positive Auswirkungen auf die Gewässer hat. 11.2.2Empfehlungen Das ENMaR Projekt hat gezeigt, dass Raumordnung das Potential besitzt, in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Zielerreichung der WRRL zu spielen. Die Fallbeispiele zeigen praktische Schritte zur Nutzung der Raumordnung im Sinne der WRRL, auch wenn dies nicht immer das vordergründige Ziel war. Trotzdem gibt es eine Reihe von Hindernissen die überwunden werden müssen, bevor die Raumordnung einen effektiveren oder umfassenderen Beitrag leisten kann. Die folgenden Empfehlungen weisen Wege zur Stärkung der Zusammenhänge zwischen Raumordnung, Wasserwirtschaft und der WRRL auf. • Aufbau auf und Förderung von vorhandenen guten Praxisbeispielen: Ein wesentlicher Vorteil der Raumordnung zur Unterstützung der WRRL ist, dass dies ein lang bestehender Ansatz in ganz Europa ist. Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Die ENMaR Fallbeispiele zeigen, dass mit Hilfe von raumplanerischen Maßnahmen wasserrelevante Themen behandelt werden. Es besteht also schon ein Gerüst auf dem aufgebaut werden kann. Die Verbreitung von guten Praxisbeispielen ist eine wichtige Methode, um die Raumordnung mit ihren planerischen Instrumenten als nennenswertes Potential zur Umsetzung der WRRL zu fördern. 271 11 Ergebnisse • Nutzung der Strategischen Umweltprüfung: Die Strategische Umweltprüfung (SUP) von Raumplänen, mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben durch die EU Richtlinie über die Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme, ist ein Prozess, der die Entscheidungsfindung unterstützen und die Zielerreichung der WRRL vorantreiben kann. Mit Hilfe der SUP lässt sich das Bewusstsein der Beteiligten für die Zusammenhänge zwischen Wasser und Raumplanung erhöhen und eine strukturierte Bewertung der Auswirkungen von Raumplänen auf wasserrelevante Bereiche liefern. Auf diese Weise kann die SUP Veränderungen von Raumplanungsverfahren herbeiführen und einen engeren Bezug zur Wasserwirtschaft herstellen. Wichtige Schritte zur Stärkung der Verknüpfung zwischen SUP und WRRL sind eine weitreichende Beteiligung von Interessenvertretern während der SUP, die Bereitstellung besserer Basisdaten zu wasserrelevante Themen für die Durchführung der SUP und die Entwicklung von Handlungsfäden. • Umfassenderer Gebrauch der Zonenbildung: die Bildung von Zonen wird in einigen ENMaR Ländern erfolgreich zum Schutz von z.B. Grundwasservorkommen, Fluss- und Seeufern genutzt. Aufgrund vergangener Bautätigkeiten und gegenwärtiger Entwicklungen wird es kaum möglich sein, alle Gewässer auf diese Weise zu schützen. Dennoch, das Erstellen von Zonen um sensible Bereiche herum und die Aufnahme dieser Zonen in Raumpläne stellt eine direkte und relativ kostengünstige Möglichkeit des Gewässerschutzes dar. • Gesetzgebung und Leitlinien: Um die Anforderungen der WRRL zu integrieren, müssten Gesetzgebung und Leitlinien zur Raumordnung in einigen Länder aktualisiert werden. Planer auf lokaler Ebene schauen oft auf regionale und nationale Behörden, um die Richtung ihrer eigenen Planungsaktivitäten zu bestimmen. Tatsächlich werden Aktivitäten auf lokaler Ebene oft durch Erlass eines Gesetzes und die Erstellung neuer Leitlinien und/oder Raumpläne angeregt. Daher ist es wichtig, dass die WRRL in den nationalen und regionalen Gesetzen, Leitlinien und Raumplänen wiedergegeben, und damit die Position von Raumplanung als ein unterstützender Ansatz zur Erfüllung der Anforderungen gefestigt wird. • Verbesserte Datenverfügbarkeit: Effektive Raumplanung bedarf qualitativ guter Daten. Die Gemeinden sollten durch Organisationen, wie die von der WRRL festgelegten kompetenten Behörden, nationale/regionale Ministerien und nichtstaatliche Organisationen Zugang zu umfassenden Daten über die Gewässer haben. Solche Daten sind zur Erstellung von Raumplänen, welche die Gewässer effektiv einbeziehen und dieses Thema bei der Entscheidung für neue Entwicklungen oder Veränderungen in der Landnutzung berücksichtigen, unbedingt 272 notwendig. Diese Daten sind nicht immer verfügbar und in einigen Fällen existieren sie zwar, aber nicht in einer für die gemeindlichen Planer zugänglichen Form. In vielen Ländern und Regionen sollten daher wasserrelevante Daten besser gesammelt, aufbewahrt und verbreitet werden. • Netzwerke und Zusammenarbeit zwischen Planungsbehörden und anderen Akteuren: Es wäre aus verschiedenen Gründen von Vorteil, die Netzwerke und die Zusammenarbeit zwischen den Planungsbehörden (auf lokaler oder regionaler Ebene) und anderen Interessenvertretern mit Einfluss auf Planungsaktivitäten zu verbessern. Die Ursachen und Auswirkungen von Problemen wie Hochwasser und diffuse Einträge kommen oft gemeinde- bzw. regionsübergreifend vor. Koordinierte grenzübergreifende Raumplanung unter Gemeinden und regionalen Institutionen auf Einzugsgebietsebene würde den Gewässern besser gerecht werden. Stärkere Zusammenarbeit zwischen Planungsbehörden und Interessensvertretern würde den Austausch von Wissen und Erfahrungen über wasserrelevante Daten und damit verbundene Raumplanungsergebnisse fördern. Mit entsprechender Organisation wäre es für verschiedene Gemeinden im gleichen Einzugsgebiet möglich, sich auf Themenbereiche wie Grundwasserschutz oder wassereffiziente Technologien zu spezialisieren. Diese speziellen Erfahrungen könnten mit Gemeinden im gleichen Einzugsgebiet z.B. im Zuge von Raumplanungen oder bei Planungsentscheidungen ausgetauscht werden. Für die Gemeinden wird es außerdem wichtig sein, mit den von der WRRL bestimmten kompetenten Behörden in Verbindung zu treten und so eine engere Zusammenarbeit zwischen Landnutzung und Wasserbewirtschaftung zu fördern. Eine große Anzahl an Interessenvertretern (z.B. Wasserdienstleister, Umweltverbände, Landwirte und die allgemeine Öffentlichkeit) sollten auch an den lokalen Planungsaktivitäten beteiligt werden. Die Beiträge von Experten und das Einbeziehen von lokalem Wissen und Erfahrungen kann den Planungsprozess verbessern und dazu beitragen, dass wasserrelevante Themen besser in die Raumpläne eingebunden werden. • Politische Zustimmung erzielen: Der wichtigste Faktor bei der Entwicklung von Raumplänen zur Verbesserung der Wasserqualität ist die Sicherung von politischer Unterstützung. Ein wichtiger erster Schritt ist dabei die Bewusstseinsbildung für die multifunktionellen Vorzüge eines guten Zustands der Gewässer (für Naherholung, menschliche Gesundheit, Biodiversität, Entwicklungsmöglichkeiten, Tourismus usw.) unter Politikern und anderen Entscheidungsträgern innerhalb der Gemeinden. Die Betonung der relativ niedrigen Kosten der Anwendung von Raumplanung zur Problemlösung von Gewässern könnte 273 11 Ergebnisse zusätzlich dazu beitragen, politische Unterstützung zu erlangen. Sobald diese sicher ist, sollten sich die Möglichkeiten zur Verknüpfung von Raumordnung und WRRL verbessern. Die WRRL ist eine ambitionierte Richtlinie. Die Lösung von Problemen mit den Wasserressourcen, wie z.B. die Verbesserung der Wasserqualität in einem ganzen Einzugsgebiet, wird viele Jahre dauern. Daher wird die WRRL nach Aktivitäten und Strategien verlangen, die sich über mehrere Jahrzehnte hinweg erstrecken. Aufgrund ihrer langfristigen und strategischen Art, kann die Raumordnung zur Umsetzung der WRRL beitragen. Die Ergebnisse des ENMaR Themas Raumordnung, einschließlich der oben aufgeführten Schlussfolgerungen und Empfehlungen sowie die guten Fallbeispiele können die Bedeutung der Raumordnung bei der Umsetzung der WRRL stärken. 11.3 Wasserwirtschaft 11.3.1Wesentliche Ergebnisse Die Forderungen der WRRL stellen eine große Herausforderung für alle europäischen Partnerregionen dar. Die Probleme variieren aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen für die Wasserwirtschaft von Region zu Region. Allerdings berichteten alle Partner über die Bedenken der Beteiligten hinsichtlich der Zielerreichung der WRRL. Die am ENMaR Projekt mitwirkenden Gemeinden sind größtenteils nicht maßgeblich an der Umsetzung der WRRL beteiligt. Dennoch haben sie wegen ihrer umfassenden Verantwortung vor Ort Einfluss auf die Gewässerqualität und -quantität. Darüber hinaus sehen sie sich einer Reihe von künftigen Herausforderungen auf dem Wassersektor gegenübergestellt, allen voran Klimawandel, demographischer Wandel und Änderungen des Konsumverhaltens, die wiederum die WRRL betreffen. Eine sehr große Herausforderung in allen Regionen ist das Hochwasser. Insbesondere die Mersey Region hat große Probleme mit Hochwasser. Ein entsprechender Hochwasserschutz fehlt in den meisten Gemeinden. Im Sinne einer gemeinsamen Verantwortung, fällt es den Regionen schwer, Maßnahmen zu sehen oder zu verstehen, mit denen sie zum Hochwasserschutz beitragen könnten. Außerdem treffen die Behörden sich widersprechende Aussagen zum Thema Hochwasserschutz. Obwohl Hochwasserschutz ein Thema bei der Aufstellung von regionalen Entwicklungsplänen ist, sind die Gemeinden immer noch dem Hochwasserrisiko ausgesetzt. 274 Starkregenereignisse kommen in den Einzugsgebieten von Weser, Gauja und Emån häufig vor und verursachen Überschwemmungen. Im urbanen Raum sind die Entwässerungssysteme/Regenwasserfassungen während solcher Ereignisse überlastet, was zur Verschmutzung der Oberflächengewässer und zur Überlastung der Kläranlagen führt. Langanhaltende Regenfälle führen mangels Retentionsflächen zu Hochwasser im städtischen und ländlichen Raum. Dies ist besonders in städtischen Bereichen ein Problem. Die Optimierung von Wasserversorgungsnetzen ist ein wichtiges Thema in allen ENMaR Regionen. Abgesehen von anstehenden Sanierungen, müssen die Systeme an die Konsequenzen der obengenannten komplexen Veränderungen angepasst werden. Lettlands größte Herausforderung wird die Optimierung der Wasserversorgungsleitungen mit technischen Verbesserungen im Versorgungssystem sein. In Galicien sind die Wasserversorgungsleitungen und Beregnungsanlagen veraltet, ineffizient und in einem schlechteren Zustand als in anderen Teilen Spaniens. Große Teile des Netzes sind bezüglich des Durchmessers überdimensioniert, woraus Verluste von bis zu 60% resultieren. Auch in England ist die Verbesserung und Optimierung der Netze gefordert, da undichte Leitungen zu großen Verlusten führen können. Die Lösung betrieblicher und technologischer Probleme bezüglich Qualität und Speicherkapazität von Kläranlagen ist eine weitere große Herausforderung für die teilnehmenden Regionen. In Lettland führt ein abnehmender Wasserverbrauch von Haushalten und Gewerbe zu höheren Konzentrationen im Abwasser, was häufig betriebliche und technologische Probleme bei den Kläranlagen hervorruft. Spanien hat Probleme hinsichtlich Wasserknappheit und Beregnung. Die Wassernutzung durch Haushalte, Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie ist wegen eines fehlenden Bewusstseins für die Ressource ineffizient. Aufgrund des Klimawandels gibt es in Deutschland und England Probleme mit Beregnung und Wasserknappheit in heißen Sommermonaten. Jede Partnerregion hat Probleme durch diffuse Einträge, die größtenteils aus der Landwirtschaft stammen. In England und Niedersachsen verschlechtert die intensive Massentierhaltung, Dränage und Überdüngung den Zustand von Grund- und Oberflächenwasser. In Niedersachsen wurde ein durchschnittlicher Überschuss von 100 kg N/ha festgestellt. In Lettland verschmutzen diffuse Einträge von großen Straßen sowie Kläranlagen und Industriebetriebe die Oberflächengewässer mit Schadstoffen. Im Einzugsgebiet des Emån sind sich die Landwirte den Auswirkungen der diffusen Einträge aus der Landwirtschaft bewusst. Sie kümmern sich heute um die Sünden der Vergangenheit. 275 11 Ergebnisse Ein weiterer Aspekt der Wasserdienstleistungen ist der Reinigungsgrad von Abwasser in Galicien. Besonders im Miño Einzugsgebiet ist die Wasserqualität bezüglich der Reinigung schlecht. Das Wasser enthält Eisen und Mangan. Wegen der ökonomischen Situation in Lettland, sind nicht sämtliche Kosten direkt in den Wassergebühren enthalten, wohingegen in der Weserregion die Wasserpreise schon kostendeckend sind. Der Verbraucher zahlt für die durch diffuse Einträge entstandenen Kosten, denn ein bestimmter Anteil der Gebühren wird für die angepasste Landwirtschaft in Trinkwasserschutzgebieten aufgewendet. In Schweden sind die Interessensvertreter wegen möglicher Kosten beunruhigt. Allerdings herrscht in allen Regionen Unklarheit darüber, wie die Anforderungen der WRRL erreicht werden sollen und wer finanziell dafür aufkommt. Die womöglich steigenden Kosten für Trinkwasserversorgung, Abwasserreinigung, Entwässerung und andere von der WRRL betroffenen Bereiche werden häufig diskutiert. 11.3.2Empfehlungen Im Zuge der Umsetzung der WRRL in den ENMaR Regionen müssen die Wasserdienstleistungen nicht nur an die Folgen des Klimawandels angepasst, sondern auch die Lasten der Vergangenheit bewältigt werden, wie z.B. veraltete Kanal systeme, die langfristig gesehen hohe Kosten verursachen können. In den regionalen Workshops wurden als die wesentlichen Herausforderungen für die Wasserdienstleistungen die folgenden Punkte definiert und diskutiert: • Hochwasser • Optimierung der Kanal- und Leitungssysteme • Optimierung von Kläranlagen • Wasserknappheit und Beregnung • diffuse Einträge • Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung • Kostendeckung Eine Zusammenarbeit von Anwohnern, Kommunen und Planern ist für den Hochwasserschutz sehr wichtig. Kommunen sollten die Anwohner und Interessensvertreter möglichst früh in die Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen einbeziehen. Für die Erstellung eines nachhaltigen Regenwassermanagements sollten die 276 kommunalen Planer sich Expertenrat einholen. Bebauungspläne und Regionalentwicklungskonzepte sollten sinnvoll miteinander verknüpft sein. Eine stärkere Einbindung von Institutionen auf höherer Ebene, wie der Wasserversorger United Utilities und das zuständige Umweltamt in England oder der NLWKN in Niedersachsen, ist notwendig. Die zuständigen Behörden sollten eine einheitliche und abgestimmte Meinung zum Hochwasserschutz gegenüber allen Betroffenen vertreten, damit z.B. Baugebiete nicht in Überschwemmungsflächen geplant werden oder getestete Notfallpläne allgemein zugänglich sind. Um weitere Retentionsräume zu gewinnen, sollten Flächen mehrfach genutzt werden, z.B. könnten Golfplätze bei Bedarf das Wasser des Mersey aufnehmen. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Initiative war die Rückverlegung eines Deiches in Niedersachsen (s. Kap. 10.). Daran wurde nicht nur deutlich, was durch Zusammenarbeit verschiedener Akteure erreicht werden kann, sondern auch, dass gut organisierte Planung Hochwasser verhindern und außerdem dem Naturschutz und der Naherholung dienen kann. In allen ENMaR Regionen ist die Optimierung der Netze eine Strategie, die letztendlich zur Lösung der durch Klimawandel hervorgerufenen Probleme beitragen kann. Regenwasser- und Grauwassernutzung, sowie verbesserte Beregnungstechniken kann der besonders in Südeuropa auftretenden Wasserknappheit entgegenwirken. Kläranlagenbetreiber und Industriebetriebe sollten sich auf geeignete Verfahren zum Schutz der Oberflächengewässer vor der Einleitung von gefährlichen Stoffen einigen. Kläranlagen sind in allen Siedlungsbereichen gefordert. Wasserverbände, landwirtschaftliche Organisationen und Behörden sollten zusammenarbeiten, um die diffusen Einträge aus der Landwirtschaft zu kontrollieren. Nachhaltige Düngemethoden sollten den lokalen Boden- und Klimabedingungen angepasst sein. Die Aus- und Weiterbildung von Landwirten sollte stärker auf Umweltthemen ausgerichtet sein, und die Landwirte selbst sollten in Bezug auf neue landwirtschaftliche Techniken und Düngemethoden beraten werden, um (besonders in Wasserschutzgebieten) Grund- und Oberflächengewässer vor Pestiziden, Nitrat und Phosphor zu schützen. Ein höheres öffentliches Bewusstsein über die Verbindung zwischen Lebensmittelproduktion, Wasser und Umwelt kann sich wesentlich auf das Verbraucherverhalten auswirken. Die Macht der Verbraucher kann nachhaltige Methoden der Lebensmit- 277 11 Ergebnisse telproduktion fördern und so zur Vermeidung der Verschmutzung von Grund- und Oberflächengewässer beitragen. Öffentliches Bewusstsein und Öffentlichkeitsbeteiligung sind entscheidend für die Umsetzung der WRRL Maßnahmen, nicht zuletzt wegen der positiven Effekte von sauberen Flüssen und einer intakten Umwelt für die Öffentlichkeit selbst. Das größte Hindernis hierbei ist allerdings die Kostendeckung, die in den Augen aller ENMaR Partner ein großes Problem darstellt. Allgemein gilt es, Tarife und Gebühren für Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung zu überprüfen. Um Wasserdienstleistungen nachhaltig und kostendeckend gestalten zu können, ist eine erneute Kalkulation der Kosten erforderlich. Die Preise für gutes Trinkwasser, Abwasserbeseitigung, aber auch für Gewässerunterhaltung und Hochwasserschutz sollten angemessen sein. In der Vergangenheit wurde deutlich, dass erfolgreiche Wasserbewirtschaftung und -versorgung auf regionaler Ebene organisiert werden kann, um den künftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Alle weiteren Anforderungen benötigen einen integrierten Planungsansatz und müssen auf Einzugsgebietsebene umgesetzt werden. Wesentlich für die Zielerreichung der WRRL ist einerseits eine sinnvolle Aufgabenteilung zwischen den Behörden, andererseits deren effiziente und erfolgreiche Kooperation. 11.4 Landwirtschaft 11.4.1Wesentliche Ergebnisse Trends der europäischen Landwirtschaft • Obwohl die Probleme und Interessen der europäischen Landwirte, und die Art wie diese repräsentiert werden, unterschiedlich sind, haben die Landwirte und die Interessenverbände der Landwirte in der Vergangenheit großen Einfluss auf landwirtschaftliche Richtlinien und Gesetze gehabt und somit vorbeugende Umweltrichtlinien verhindert. Dies ist zum Teil der Grund dafür, warum Umweltthemen nun nach so dringenden Verbesserungen verlangen. • Die Landwirtschaft ist abhängig von Subventionen. Der wirtschaftliche Druck führt zu ökologischen Belastungen, vor allem durch Intensivierung. In einigen Gebieten ist die Produktion jedoch stark reguliert und teilweise eingeschränkt, z.B. bei der Milchproduktion und bei Zuckerrüben. 278 • Da die Bedeutung von erneuerbaren Energien steigt, stellt der Anbau von Energiepflanzen eine potentielle neue Einkommensquelle für die Landwirte dar. Aufgrund der Intensivierung und dem möglichen vermehrten Anbau von Monokulturen wie Mais, kann dies allerdings auch die Belastungen der Grund- und Oberflächengewässer erhöhen. Ursachen für durch Landwirtschaft hervorgerufene Probleme • An viele Orten sind Auen und Gewässerrandstreifen verschwunden. Dieser Prozess wird sich fortsetzen, da sie landwirtschaftlich genutzt werden, selbst wenn sie für die Landwirtschaft nicht besonders geeignet sind. • Nicht nur in den ENMaR Regionen ist die Landwirtschaft ein Hauptverursacher von diffusen Einträgen in Grund- und Oberflächengewässer und in manchen Fällen auch von Punktquellen. In den regionalen ENMaR Workshops wurde betont, dass sehr viel mehr Anstrengungen unternommen werden müssen, um den Zustand der Gewässer zu verbessern. Allerdings sind die Möglichkeiten und die Bereitschaft der Landwirte, ihre Praktiken zu ändern, begrenzt. • Die Gründe für diffuse Einträge sind der übermäßige Gebrauch von Düngemitteln, organischen Abfällen und Pestiziden. Punktquellen, ein Problem in Galicien, sind z.B. defekte Anlagen und Lagerbehälter. Hinzu kommt, dass die entsprechenden Gesetze die lokalen Gegebenheiten nicht ausreichend berücksichtigen. Die Konsequenzen sind: - Bodenverdichtung/Erosion, die zu Sedimentation führt - Eutrophierung - steigende Nitratkonzentrationen in Grund- und Oberflächengewässern - Verunreinigung durch giftige Pestizide - bakteriologische Kontaminierung - Schädigung des Naturhaushalts - Verlust von Landschaft und damit Verlust von öffentlichem Gut Um dem entgegen zu wirken, geben z.B. englische Wasserversorger etwa 460 Millionen Euro für die Nitrateliminierung aus dem Wasser (wobei 75% davon aus der Landwirtschaft stammen) aus. In Galicien waren die Landwirte sich nicht darüber im klaren, dass sie Grund- und Oberflächengewässern großen Schaden zufügten, obwohl sie gleichzeitig bemerkten, dass sich die Wasserqualität in ländlichen Gegenden Jahr für Jahr verschlechterte, die Fische verschwanden und das Wasser 279 11 Ergebnisse aus ihren eigenen Quellen nicht mehr trinkbar war. Dabei gibt es keine andere Industrie, die solche Auswirkungen auf die Wasserqualität haben könnte. Zusammenhang zwischen Gemeinden und Landwirtschaft • Gibt es Wege für Gemeinden die landwirtschaftlichen Praktiken zu beeinflussen und sogar zu lenken? Ziel der Workshops war es, das Bewusstsein der Interessenvertreter für die gegenseitigen Probleme zu erhöhen und einen Dialog in Gang zu bringen, um die Situation gemeinsam zu verbessern. Die Gemeinden haben keinen direkten Einfluss auf die Landwirtschaft selbst, aber eventuell indirekt und in einem gewissen Maße durch Flächennutzungsplanung, z.B. als Landbesitzer, als überwachende Instanz, durch Wasserversorgung und Abwasserbehandlung oder durch die Verantwortlichkeit für Baugenehmigungen. Aufgrund ihrer Verantwortung für Gesundheit und Lebensqualität der Bewohner sollten die Gemeinden die Wasserressourcen mit all ihren Funktionen schützen. • Ackerland konkurriert mit anderen Landnutzungen. Viele Grundbesitzer und Akteure in der Landnutzung berücksichtigen ausschließlich ihre eigenen Interessen. • Gemeinden und Grundbesitzern fehlen z. T. spezifische und verlässliche Informationen über die Auswirkungen von landwirtschaftlichen Praktiken auf die Wasserqualität. Weitere Schlussfolgerungen • Die WRRL ist ein sehr gutes Beispiel für ein gesetzliches Instrument auf europäischer Ebene, das mit Hilfe von nationaler Gesetzgebung angewendet werden muss. Von Beginn an wird verlangt, dass die Umsetzung von Maßnahmen sich auf die Reduzierung negativer Auswirkungen durch die Landwirtschaft auf die Wasserqualität und -quantität konzentriert. • Während die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe zurückgeht, heißt das nicht, dass die territorialen Belastungen durch die Landwirtschaft zurückgehen, da die Flächen auch weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden. Das Risiko negativer Auswirkungen auf Grund- und Oberflächengewässer steigt durch die Intensivierung noch weiter. • In Galicien wird die Nitratrichtlinie (91/676/CE) nicht als angemessen umgesetzt angesehen. Dies gilt vor allem für die entlegenen Regionen, wo der Zusammenhang zwischen landwirtschaftlicher Aktivität und dem Zustand der Gewässer nicht als unmittelbares Problem begriffen wird. 280 11.4.2Empfehlungen • Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und die WRRL sollten Hand in Hand arbeiten. Ökologische und ländliche Entwicklungsmaßnahmen sollten mit dem Maßnahmenprogramm der WRRL koordiniert werden. Die Finanzierungsmöglichkeiten die sich aus dem ländlichen Entwicklungsprogramm hinsichtlich der Umweltmaßnahmen ergeben, sollten zur Verbesserung des Wasserzustands genutzt werden. • Voraussetzung dafür ist eine gute Zusammenarbeit zwischen den entsprechenden Wasser- und Landwirtschaftsbehörden auf lokaler Ebene. • Die Behörden für Wasser, Umwelt und Landwirtschaft sollten Informationen über Gewässerzustand und Wasserschutz an die Landwirte und Gemeinden weitergeben. Letztere sollten außerdem auf die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Gewässer aufmerksam gemacht werden. Während die Informationen in diesem Bereich frei zugänglich sein sollten, ist es wichtig, dass mit den Landwirten ein konstruktiver Dialog über dieses sensible Thema geführt wird. • Verbände von Landwirten, Landwirtschaftskammern und andere relevante Institutionen sollten Informationen und Weiterbildung über gute landwirtschaftliche Praktiken und ihre lokale Umsetzung bieten sowie, wo möglich, Demonstrationsprojekte durchführen. Dabei sollten wichtige Themen wie Techniken und Maßnahmen zum Wassersparen in der Landwirtschaft oder Düngemanagement eine Rolle spielen. • In Galicien könnten die Gemeinden die Landwirte besser unterstützen, vor allem seit Gebühren und Steuern in Anlehnung an bestimmte landwirtschaftliche Aktivitäten erhoben werden, z.B. der Betrieb von Maschinen und Fahrzeugen, Steuern für Hofgebäude usw. • In der gesamten EU sollten die gleichen Indikatoren verglichen werden (mit Berücksichtigung von lokalen Boden- und Klimabedingungen), um die landwirtschaftlichen Auswirkungen auf die Umwelt, vor allem auf Wasser, abzuschätzen. Die Parameter sollten zum Beispiel für die erlaubte Menge an bestimmten Schadstoffen im Einzugsgebiet festgesetzt werden: - N-Eintrag tierischer Herkunft pro Hektar Ackerland in jedem Einzugsgebiet - P-Eintrag pro Hektar Ackerland in jedem Einzugsgebiet • Zwischen Viehdichte und Ackerland sollte ein stabiles Gleichgewicht bestehen, da dies voneinander abhängige Faktoren sind. Mit anderen Worten, die Anzahl von Vieh pro Hektar sollte innerhalb eines festgelegten Rahmens bleiben. 281 11 Ergebnisse Restriktionen und Richtlinien sollten bei der Angabe der erlaubten Düngermengen die Boden- und Klimabedingungen berücksichtigen. • Ökologische Landwirtschaft sollte durch Subventionen, aber auch durch die Förderung regionaler Produkte und Märkte als zusätzliche Einkommensquelle für Landwirte unterstützt werden. • Aufgrund illegaler Entnahme und der Nutzung von Trinkwasser zu Bewässerungszwecken, kann der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft momentan nicht genau eingeschätzt werden. Es sollte aber ein System zur Messung des Wasserverbrauchs bei landwirtschaftlichen Aktivitäten geschaffen werden. Umwelt- und Ressourcenkosten für die Bewässerung müssen genau bestimmt und bezahlt werden. • Die Landnutzung ist direkt von der Flurbereinigung beeinflusst. Daher sollte diese durch einen integrierten Ansatz bei der gemeindlichen Planung Berücksichtigung finden. Sie kann dazu genutzt werden, intensive landwirtschaftliche Nutzung aus Auen zu verbannen oder Gewässerrandstreifen zu schaffen. Die Flurbereinigung wurde schon immer als Instrument zur ländlichen Entwicklung betrachtet. Ziel ist eine effizientere und vielfältigere Nutzung von ländlichem Raum durch den Ausgleich der unterschiedlichen Interessen von Landwirtschaft, Landschaft, Naturschutz und Naherholung. Zum Beispiel können Gemeinden Landschaftspläne entwickeln, um Gewässer zu verbessern. Dabei können sie die Landwirte direkt an der Formulierung und Umsetzung dieser Pläne beteiligen. So wären die Landwirte Teil des Entscheidungsfindungsprozesses und würden direkt am Landschafts- und Umweltschutz beteiligt. Schutzzonen für Wasserentnahme oder Gewässerrandstreifen könnten die Schlüsselelemente einer solchen Planung sein. • Landwirtschaft und die zugehörigen Industrien sollten für ihre Beiträge zur regionalen Entwicklung unterstützt werden, aber dies sollte möglichst im Einklang mit der WRRL geschehen. 282 11.5 Forstwirtschaft 11.5.1Wesentliche Ergebnisse • Mit Ausnahme der Mersey Region, sind Waldflächen eine wesentliche Landnutzung in den ENMaR Regionen. Besonders in den Einzugsgebieten von Emån und Gauja ist Forstwirtschaft ein wichtiger Industriezweig von großer wirtschaftlicher Bedeutung. • Der Zusammenhang von Wasserqualität und Forstwirtschaft ist noch nicht ausreichend untersucht. Ein wesentliches Problem der Forstwirtschaft ist, dass sie eine sehr langsame Industrie ist. Die Zeitspanne vom Pflanzen bis zum Fällen kann vierzig bis achtzig Jahre betragen und von den positiven Effekte der forstwirtschaftlichen Maßnahmen kann man nur langfristig profitieren. • Wegen dieser Generationsplanung ist es schwierig, Gesamtzusammenhänge an einem einzigen Standort zu untersuchen. Dennoch ist eine großflächige Überwachung und Planung ebenso möglich wie Fallstudien in kleinen Einzugsgebieten, um die chemischen, hydrologischen und biologischen Auswirkungen und Funktionen von verschieden forstwirtschaftlichen Verfahren zu beobachten. Geforscht wird aktuell in dieser Richtung am schwedischen Institut ‘Skogforsk’. • In Schweden ist allgemein bekannt, dass Forstwirtschaft zumindest lokal negative Auswirkungen auf die Wasserqualität hat, wie z.B. durch Bodenschäden, Grundwasserschwankungen durch Holzeinschlag, oder durch Fahren und Graben entlang der Gewässer. Dadurch werden Huminsäure, Schwebstoffe, Methylquecksilber und Nährstoffe in Form von N und P Verbindungen freigesetzt. Allerdings können je nach Bodenstruktur und Untergrundzusammensetzung die Auswirkungen der Forstwirtschaft zwischen den unterschiedlichen Einzugsgebieten variieren. • In allen Regionen fehlt es an spezifischen und verlässlichen Informationen und an der Weitergabe von Wissen über die Auswirkungen von Forstwirtschaft (und Landwirtschaft) auf Wasserqualität und Biodiversität. • Die übliche Eigentumsstruktur in den ENMaR Regionen ist Privatbesitz, gefolgt von staatlichen und kommunalen Wäldern. Wenn Gemeinden nicht selbst Waldbesitzer sind, ist ihr Einfluss auf die Forstwirtschaft begrenzt. • Staatliche Forstämter arbeiten traditionell ausschließlich auf eigenem Territorium, ohne angrenzende Flächen, Einzugsgebiete oder sonstige natürliche Grenzen zu berücksichtigen. Dies entspricht nicht dem Flussgebietsansatz. Dieser 283 11 Ergebnisse ist aber zwingend notwendig, um die Ziele der WRRL zu erreichen und sollte in allen europäischen Ländern umgesetzt werden, besonders dort, wo Forstwirtschaft eine große Rolle spielt. In Regionen, wo Grundwasservorräte sehr wichtig sind, wie im Fall der Weser, spielt die Forstwirtschaft eine große Rolle in Bezug auf Schutz und Verbesserung der Wasserqualität in weiträumigen Gebieten über Verwaltungs- und Eigentumsgrenzen hinweg. • In der Miño Region soll die Einführung eines Waldzertifikats (PEFC/FSC) zur Verbesserung der Forstwirtschaft beitragen. • In den Mersey und Weser Einzugsgebieten stehen die sozialen Funktionen der Forstwirtschaft im Vordergrund. Dies entspricht dem geringeren Waldanteil in Kombination mit einer höheren Bevölkerungsdichte in den städtischen Räumen. Mit anderen Worten, die Erholungsfunktion von Wäldern sind wichtiger als die wirtschaftlichen Erträge. Die Schaffung von Randstreifen und Feuchtgebieten und Offenlegung von Fließgewässern im Mersey Einzugsgebiet stärkt neben den biologischen auch die sozialen Funktionen. Das Ziel der gleichen Maßnahmen in z.B. Emån und Gauja Einzugsgebieten ist eher die Verbesserung oder der Schutz der Wasserqualität und sozialer Nutzen ist zweitrangig. • Hochwasserschutz ist in erster Linie in der Mersey Region und zu einem gewissen Grad auch in der Weser Region ein Thema, was in den Einzugsgebieten von Gauja und Emån eine untergeordnete Rolle spielt. Dies resultiert auch aus regional unterschiedlichen Bedingungen und historischen Entwicklungen. 11.5.2Empfehlungen • Die Diskussionen zum Thema Forstwirtschaft im Rahmen des ENMaR Projekts zeigten den Bedarf an besserer und effizienterer Zusammenarbeit von forstwirtschaftlichen Akteuren. Ein Überblick der Auswirkungen von Forstwirtschaft auf die Wasserqualität ist dringend notwendig, ebenso wie Strategien zur Weiterbildung von relevanten Akteuren (Waldbesitzer, Waldarbeiter etc.). • Durch die langen Zeiträume zwischen Pflanzen und Fällen lassen sich nur langsam Ergebnisse in Forschung und Praxis erzielen. Dadurch könnte das Interesse an langfristigen Zielen sinken. Um einen Bezug zwischen Forstwirtschaft und Wasserqualität herzustellen, sollten kontinuierliche und umfangreiche Programme für flussgebietsbezogene Forstpläne, Monitoring und Informationsvermittlung erstellt werden. • Die Gemeinden innerhalb eines (Teil-) Einzugsgebietes sollten mit Forstämtern und -betrieben bei der Aufstellung von forstwirtschaftlichen Strategien zusam- 284 menarbeiten. Öffentliche Waldbesitzer sollten deutlich machen, dass ihre Flächen in erster Linie den sozialen Funktionen und dem Natur-, bzw. Gewässerschutz dienen. Selbst dann ist eine profitable Forstwirtschaft noch möglich. • Die WRRL sollte in die Forstwirtschaft integriert werden, z.B. in Bezug auf Planung, Maßnahmen, Monitoring und Koordination von Ernteeinsätzen. Dies ist im Wesentlichen eine Aufgabe für die regionale und nationale Forstverwaltung. • Im Emån Einzugsgebiet zeigte sich, dass die Strategien für einige FFH Gebiete sehr gut zu den Zielen der WRRL passen. Diese Gebiete könnten als Demonstrationsprojekte für eine integrierte Planung und Bewirtschaftung von Teileinzugsgebieten dienen. Grundsätzlich sollte die Maßnahmenplanung für FFH Gebiete in die Umsetzung der WRRL integriert werden. • Waldbesitzer mit Flächen entlang von Flüssen und Seen sind die wesentlichen Akteure, wenn es um die Erhaltung und Verbesserung der Wasserqualität und Lebensräume geht. Sie sollten informiert und geschult werden zu Themen wie Hydrologie, Ökologie und Gewässerchemie. Dazu eignen sich weiche Maßnahmen, wie z.B. Diskussionsrunden, Begehungen, Exkursionen zu guten Praxisbeispielen, sowie theoretische Grundlagen. Dies ist eine Aufgabe für Kommunen sowie Wasser- und/oder Naturschutzverbände, vielleicht in Zusammenarbeit mit oder unterstützt von regionalen oder nationalen Behörden. • Forschung und Fallstudien zu forstwirtschaftlichen Maßnahmen in verschiedenen Dimensionen (von kleinen Gewässern bis zu Flusseinzugsgebieten) sind zur weiteren Untersuchung der Auswirkungen von Forstwirtschaft auf die Wasserqualität notwendig. Außerdem sollten die Grundfunktionen der verschiedenen Waldtypen (bestimmt durch Baumarten, Alter, Boden, Untergrund etc.) in Bezug auf Hydrologie, Gewässerchemie und Ökologie untersucht werden. • Wirtschaftliche Studien zu Kosten von Plänen, Maßnahmen und Monitoring sind notwendig, um die obengenannten Empfehlungen umzusetzen. Gleichzeitig sollten die Kosten mit dem Nutzen von verbesserter Wasserqualität, biologischen Parametern, sozialen Funktionen etc. verglichen werden. Langfristig wird dieser Nutzen die Verluste durch weniger intensive Forstwirtschaft kompensieren. • Eine grundsätzliche Maßnahme, die in fast allen Einzugsgebieten vorgeschlagen wurde (Weser, Mersey, Emån und Gauja), ist der Schutz von Überschwemmungsflächen und das Anlegen von Gewässerrandstreifen. Dies ist wohl die wichtigste Maßnahme im Bereich Forstwirtschaft (und auch Landwirtschaft), denn natürliche Überschwemmungsflächen sind sehr wichtig für Wasserqualität und Biodiversität. 285 11 Ergebnisse 11.6 Tourismus 11.6.1Wesentliche Ergebnisse • In allen ENMaR Regionen, so wie überall in Europa, ist der Tourismus einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftssektoren, von dem Länder, Regionen und Gemeinden profitieren. • Eine wachsende Nachfrage im Bereich Naherholung, der breite Gruppen der Gesellschaft mit unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen anspricht, wurde festgestellt. Dies führte zu einer umfassenderen Spezialisierung von Tourismusaktivitäten, in denen Gewässer eine entscheidende Rolle spielen, da sie zu den beliebtesten Zielen sowohl für Einwohner als auch für Touristen gehören. Gewässer ermöglichen Freizeitaktivitäten wie z.B. Baden, Kanu fahren, Motorboot fahren, Angeln und (besonders in Galicien) Thermaltourismus. • Das Erreichen guter Wasserqualität, wie von der WRRL gefordert, wird als wichtige Vorraussetzung für einen erfolgreichen Tourismussektor gesehen. Die Qualität von Wasser und Umwelt sind entscheidende Faktoren bei der Ermittlung der attraktivsten Touristenziele. Schlechte oder sich verschlechternde Wasserqualität könnte die möglichen Vorzüge dieses Wirtschaftszweigs zunichte machen. • In Bezug auf die WRRL wurde der Tourismus von zwei Perspektiven aus betrachtet: einer Bewertung wesentlicher Nutzer und einer Bewertung der Belastungen. Momentan wird der Tourismus, im Vergleich zu Sektoren wie Land- und Forstwirtschaft, in den ENMaR Regionen nicht als besondere Belastung für die Wasserqualität empfunden. Wenn man allerdings das schnelle Wachstum dieses Sektors betrachtet, könnte sich dies in Zukunft ändern. Die größten Probleme werden bzw. wurden bereits an den beliebtesten Touristenzielen beobachtet. • Touristenaktivitäten können negative Einflüsse auf die Wasserqualität und umliegende Ökosysteme haben, z.B. in Form von Verschmutzung, Zerstörung von Lebensräumen und Störung von Arten. Neben in direkter Gewässernähe stattfindender Freizeitaktivitäten haben der städtische und ländliche Tourismus, durch zusätzlichen Wasserkonsum und unzureichende Abwasserbehandlung, außerdem direkten Einfluss auf die Wasserqualität. Diese Auswirkungen wurden in den meisten Regionen beobachtet, aber bisher noch nicht ausreichend ausgewertet oder erfasst. • Die Entwicklung des lokalen Tourismuspotentials betrifft eine ganze Reihe von Akteuren. Deshalb ist es besonders wichtig, die Vorstellungen und Ziele dieser Entwicklung zu koordinieren und die Zuständigkeiten und Aufgabenbereiche 286 für eine ausgeglichene Tourismusmarketingstrategie, die Wasser, Natur, Kulturlandschaften usw. betont, genau zu definieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die auf Touristen, Kommunen, Einwohner und Dienstleister im Tourismussektor gleichermaßen zugeschnittene Bildung. • Da Tourismus eng mit klimatischen Variablen wie Temperatur und Niederschlag verbunden ist, müssen der Klimawandel und damit einhergehende Anpassungsmaßnahmen bei der Planung von Tourismusentwicklung berücksichtigt werden. Dieses wichtige Thema wurde vor allem im Mersey Einzugsgebiet aufgegriffen. 11.6.2Empfehlungen • Mit guter Wasserqualität verbundene Möglichkeiten zur Tourismusentwicklung sollten bei der Kosten-Nutzen-Analyse dieses Sektors bedacht werden. Andernfalls könnten die potentiellen Verluste, im Falle von sich verschlechternder Wasserqualität, alle erwarteten Vorzüge ausschließen. • Der wachsende Bedarf an Tourismus in Form von Freizeit und Erholung muss erkannt werden. Ein zukünftiges Instrument für das Besuchermanagement könnten Tourismusentwicklungspläne sein, welche die Einbindung von Nachhaltigkeitsprinzipien und die Beteiligung aller Akteure in der Tourismusentwicklung sicherstellen. • Die Auswirkungen des Tourismus auf die Qualität von Umwelt und Wasser kann durch verschiedene Instrumente reguliert werden. Tourismusentwicklungsstrategien sollten eine Vielzahl von Touristenzielen fördern, um empfindlichere natürliche Umgebungen, die Touristen normalerweise anziehen, zu entlasten. • Wo touristische Aktivitäten dennoch in empfindlichen Gebieten stattfinden, sollten Methoden für das Besuchermanagement und eine angemessene Infrastruktur geschaffen werden. Es ist wichtig, zuerst einmal die notwendige Infrastruktur zu entwickeln, bevor ein bestimmtes Tourismusobjekt beworben wird. Die Wasserqualität in Gebieten mit vielen Ferienhäusern und Hotels entlang der Gewässer hängt direkt vom Vorhandensein adäquater Kläranlagen ab. • Ein weiterer wichtiger Punkt ist die auf Touristen, Einwohner und Dienstleister im Tourismussektor gleichermaßen zugeschnittene Information. Die Tourismusentwicklung sollte außerdem durch nachhaltige Raumordnungsinstrumente reguliert werden. Die Zusammenarbeit zwischen Kommunen unterein ander und mit Tourismusdienstleistern bietet gute Möglichkeiten zur Förderung des nachhaltigen Tourismus und zum Ausgleich von wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Interessen. Positive Erfahrungen in diesem Bereich finden sich in den Fallbeispielen aus den ENMaR Regionen. 287 12 Ausblick 12 Ausblick Die Wasserrahmenrichtlinie ist seit sieben Jahren in Kraft. In dieser Zeit wurde viel gearbeitet und erreicht, auch im Rahmen des ENMaR Projekts. In den kommenden Jahren gibt es jedoch noch viel zu tun, um den guten Zustand zu erreichen, den die Richtlinie fordert. In vielen Regionen sind noch viele Fragen offen, wie z.B.: Was sind die regionalen Umweltziele für die Wasserkörper? Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um diese Ziele zu erreichen? Welche finanziellen Mittel werden benötigt, um diese Maßnahmen realisieren zu können? Wer zahlt dafür? Der bereits unter den lokalen Akteuren innerhalb eines Flussgebiets und zwischen europäischen Regionen begonnene Dialog muss fortgeführt werden, um diese Fragen zu beantworten und um in den nächsten Monaten und Jahren voneinander zu lernen. Das ENMaR Projekt hat zur Öffentlichkeitsbeteiligung beigetragen, indem es versucht hat, den Gemeinden die Bedeutung und Wichtigkeit von wasserrelevanten Themen zu verdeutlichen. Aber nicht nur die durch ENMaR angesprochene organisierte Öffentlichkeit, sondern auch die allgemeine Öffentlichkeit sollte sich die Rolle und Bedeutung der Ressource Wasser als Grundlage für Mensch und Natur wieder stärker bewusst machen. Wasser ist eine kostbare Ressource, welche die Gesellschaft mehr schätzen sollte. Diese Bewusstseinsbildung wurde in letzter Zeit leider von Negativschlagzeilen über den Klimawandel und seine Auswirkungen: Hochwasser und Dürren unterstützt. Solche Naturkatastrophen häufen sich in letzter Zeit. Sie verursachen Schäden, die die Wettbewerbsfähigkeit einer Region auf Dauer mindern. In Zukunft werden viele Bereiche von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein. So ist es für das erfolgreiche ENMaR Netzwerk nur eine logische Konsequenz, sich des Themas Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft in einem neuen Projekt anzunehmen. Das neue Projekt könnte Themen wie Bedarfsmanagement, effiziente Wasserversorgung, Regenwassermanagement und Extremereignisse (Hochwasser und Dürren) behandeln. Es wäre ein Kooperationsnetzwerk zur Anpassung an die zukünftigen Herausforderungen der Wasserwirtschaft. 288 Die Gemeinden werden erneut die Zielgruppe des Projekts sein. In den teilnehmenden Regionen werden sie eingeladen an Seminaren teilzunehmen, aber auch aufgefordert, Instrumente und Methoden anzuwenden. Daher würden wir uns freuen, wenn wir die im ENMaR Projekt auf- bzw. ausgebauten regionalen Netzwerke, ebenso wie das europäische fortführen könnten. Während des ENMaR Projektes haben wir viele Erfahrungen sammeln können, auf denen wir in einem neuen Projekt aufbauen könnten. Wir hoffen, dass auch Sie von dem Projekt ENMaR profitiert haben, dass wir Ihnen durch die Workshops und vor allem durch dieses Handbuch viele Informationen geben konnten und dass Sie sich weiterhin für unsere Aktivitäten interessieren, bzw. sich daran beteiligen. Vielen Dank für Ihre Kooperation. Ihr ENMaR Team 289 Projektpartner Lead Partner Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. Arnswaldtstraße 28 D - 30159 Hannover Telefon: +49 (0)511-30285-60 E-Mail: [email protected] Internet: www.uan.de Wiebke Abeling Tina Pöllich Joachim Vollmer Partner Emåförbundet P.O. Box 237 S - 57423 Vetlanda Telefon: +46 (0)383-973-00 E-Mail: [email protected] Internet: www.eman.se Mersey Basin Campaign Fourways House, 57 Hilton Street UK - Manchester, M1 2EJ Telefon: +44 (0)161-2428200 E-Mail: [email protected] Internet: www.merseybasin.org.uk Bo Troedsson Thomas Nydén Peter Johansson Caroline Riley (entsendet von United Utilities) Prof. Peter Batey Walter Menzies Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband Georgstraße 4 Dr. Christina Aue D - 26919 Brake Silke Bücker Egon Harms Telefon: +49 (0)4401-916-0 Julia Puvogel E-Mail: [email protected] Internet: www.oowv.de 290 Universidad Santiago de Compostela Escuela Politecnica Superior Campus universitario s/n ES - 27002 Lugo Telefon: +34 (0)982-252231 E-Mail: [email protected] Internet: www.usc.es University of Manchester Oxford Road UK - Manchester, M13 9PL Prof. Dr. Florentino Díaz Rodríguez Prof. Dr. Enrique Arbones Maciñeira Verónica Blanco Maceira Ben Stallion Raquel Vázquez Dr. Jeremy Carter Telefon: +44 (0)161-2756882 E-Mail: [email protected] Internet: www.manchester.ac.uk Vides Projekti Pils iela 17 LV - 1050 Riga Telefon: +371-7221468 E-Mail: [email protected] Internet: www.videsprojekti.lv Kristīna Veidemane Ingrīda Brēmere Anda Ruskule Jolanta Bāra Līga Brūniņa Maira Jēgere Externe Mitarbeit Wasserverband Peine Horst 6 D - 31226 Peine Carola Kienscherf Günter Wolters Telefon: +49 (0)5171-956-0 E-Mail: [email protected] Internet: www.wasserverband.de 291 INTERREG IIIC Nord Joint Technical Secretariat Grubenstraße 20 D - 18055 Rostock Telefon: +49 (0)381-45484-5279 E-Mail: [email protected] Internet: www.interreg3c.net Monitoring Board Jörg Janning Niedersächsisches Umweltministerium (Deutschland) Rolands Bebris Vides Ministrija (Lettland) Mark Turner Mersey Basin Campaign (England) Ann-Sofie Eriksson Sveriges Kommuner och Landsting (Schweden) Francisco Cacharro Pardo Diputación Provincial de Lugo (Spanien) 292