ENMaR Handbuch "Wasser und Kommunen"

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ENMaR Handbuch "Wasser und Kommunen"
Die erste Wahl in
Niedersachsen.
Die meisten Niedersachsen vertrauen der VGH.
Denn ganz gleich auf welchem Gebiet – bei Preis
und Leistung sind wir erste Wahl.
Wasser und Kommunen
www.enmar.org
[email protected]
Praktische Beispiele aus England - Deutschland - Lettland - Spanien - Schweden
Wasser und Kommunen
Praktische Beispiele aus England - Deutschland - Lettland - Spanien - Schweden
Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.
Dieses Projekt wird von der
Europäischen Union kofinanziert.
Emåförbundet
Mersey Basin Campaign
Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband
Universidad Santiago de Compostela
University of Manchester
Vides Projekti
Directiva Marco del Agua
Water Framework Directive
Wasserrahmenrichtlinie
Ramdirektivet för vatten
Ūdens struktūrdirektīva
www.enmar.org
[email protected]
Water: local planning and management
Practical examples from England - Germany - Latvia - Spain - Sweden
(ISBN 978-9984-9902-2-4)
Wasser und Kommunen
Praktische Beispiele aus England - Deutschland - Lettland - Spanien - Schweden
(ISBN 978-9984-9902-3-1)
Ūdens resursi: plānošana un apsaimniekošana pašvaldībās
Praktiski piemēri no Anglijas - Vācijas - Latvijas - Spānijas - Zviedrijas
(ISBN 978-9984-9902-4-8)
El Agua: Integración en la Planificación y Ordenación municipal
Buenos ejemplos de Reino Unido - Alemania - Letonia - España - Suecia
(ISBN 978-9984-9902-6-2)
Vatten: lokal planering och förvaltning
Praktiska exempel från avrinningsområden i England - Tyskland - Lettland - Spanien - Sverige
(ISBN 978-9984-9902-5-5)
Sämtliches Material ist streng urheberrechtlich geschützt und alle Rechte sind vorbehalten.
Vervielfältigung im Ganzen oder in Teilen ohne die Erlaubnis der Kommunale Umwelt-AktioN
U.A.N. ist strengstens verboten. Die größte Sorgfalt wurde verwendet, die Richtigkeit der
Informationen in dieser Publikation zum Zeitpunkt der Drucklegung sicherzustellen, jedoch
wird keine Verantwortung für etwaige Fehler oder Auslassungen übernommen.
Wenn nicht anders angegeben sind die Fotos von den ENMaR Partnern oder das ENMaR
Projekt erhielt die Zustimmung der Urheber für die Veröffentlichung.
Dieses Projekt wird von der
Europäischen Union kofinanziert
ISBN:
978-9984-9902-3-1
Projekt:ENMaR - European Network of Municipalities and Rivers
Internetseite: www.enmar.org, E-Mail: [email protected]
Herausgeber:Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.
Arnswaldtstr. 28, D - 30159 Hannover
Übersetzung:Jessica Specht, Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.
Silke Bücker, Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband
Redaktion:Wiebke Abeling und Tina Pöllich, Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.
Layout:
Tina Pöllich, Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.
Druck:
Ottdruck, Braunlage, Deutschland
Gedruckt auf holzfreiem Papier, hergestellt aus 100% chlorfrei gebleichten Faserstoffen.
Wasser und Kommunen
Praktische Beispiele aus England - Deutschland - Lettland - Spanien - Schweden
Brake - Hannover - Lugo - Manchester - Riga - Vetlanda
Oktober 2007
Inhalt
Vorwort
6
Grußworte
8
1
Einleitung
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
Idee und Ziel des Projekts
10
Die Projektpartner und Regionen
11
Europäische Wasserpolitik: WRRL als neue Herausforderung
13
WRRL und die Gemeinden
17
Regionalentwicklung
25
Der Zusammenhang zwischen Wasserwirtschaft und Regionalentwicklung 29
10
2
Akteursbeteiligung
30
Zusammenfassung
30
3
Raumordnung
32
Zusammenfassung
32
4
Wasserwirtschaft
36
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
4.7
Einführung in das Fachgebiet Wasserwirtschaft
Emån
Gauja
Mersey
Miño
Weser
Zusammenfassung 36
37
40
45
48
52
56
5
Landwirtschaft
60
5.1
5.2
5.3
5.4
5.5
5.6
Einführung
Naturräume und Klima
Die ökonomische Bedeutung der Landwirtschaft
Einflüsse der Landwirtschaft auf den Zustand des Wassers
Die Gemeinsame Agrarpolitik und die Wasserrahmenrichtlinie
Ziele und Möglichkeiten in der Landwirtschaft
60
60
63
68
73
74
5.7 Zusammenfassung
76
6
Forstwirtschaft
78
Zusammenfassung
78
7
Tourismus
80
Zusammenfassung
80
8
Schnittmenge der ENMaR Themen
82
9
WRRL und Ökonomie
84
9.1
9.2
9.3
9.4
9.5
9.6
9.7
Ökonomische Elemente in der WRRL
Schnittstellen der Kommunen mit der WRRL
Ökonomische Begriffe in der WRRL
Beschreibung der Maßnahmenprogramme und ihrer Rolle in der WRRL
Kostendeckung und Umwelt- und Ressourcenkosten
Ausnahmetatbestände
Ergebnisse aus dem ENMaR Projekt
84
86
87
89
93
96
101
10 Praktische Beispiele
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Praktische Beispiele - Raumordnung
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
Praktische Beispiele - Tourismus
11 Ergebnisse
11.1
11.2
11.3
11.4
11.5
11.6
Akteursbeteiligung
Raumordnung
Wasserwirtschaft
Landwirtschaft
Forstwirtschaft
Tourismus
106
112
138
168
188
214
236
264
264
268
274
278
283
286
12 Ausblick
288
Projektpartner
290
Vorwort
Das Hauptziel diese Handbuchs ist es, gute Praktiken im Bereich Wasserwirtschaft
vorzustellen. Die Gemeinden sind die Hauptzielgruppe des ENMaR Projekts und
das Handbuch soll Ressourcen und Mittel zur Verfügung stellen, die ihnen dabei
helfen können, die Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu erfüllen.
Außerdem hoffen wir, dass dieses Handbuch dazu beitragen wird, die politischen
Entscheidungen auf der Ebene der EU und der Mitgliedsstaaten zu lenken. Somit
hat das Handbuch zwei Zielgruppen. Zunächst die Gemeinden und Interessenvertreter auf lokaler Ebene, die ihre Lage mit denen anderer Einzugsgebiete vergleichen und so aus den Erfahrungen anderer lernen können. Außerdem werden
Entscheidungsträger in der Lage sein, sich einen Gesamteindruck über die aktuelle
Situation der Wasserwirtschaft auf lokaler Ebene zu verschaffen. Somit profitieren
beide Zielgruppen von diesem Handbuch, welches das Ergebnis von drei Jahren
Arbeit des ENMaR Projekts ist.
Es beginnt mit einem Abriss der Projektthemen und einer Beschreibung der
beteilig­ten Partnerregionen, wobei der Fokus vor allem auf den betrachteten Einzugsgebieten jeder Region liegt. Dieser Rahmen bot einen Ausgangspunkt für das
Projekt. Jedes Kapitel widmet sich jeweils einem Hautthema des Projekts (Raumplanung, Tourismus, Wasserwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft) und betont die
Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Regionen. Aufgrund der großen Bedeutung von öffentlicher Beteiligung, wurde ein Kapitel zur Öffentlichkeitsbeteiligung
angefügt. Jeder Projektpartner hat die Verantwortung für ein Hauptthema und das
Schreiben des dazugehörigen Kapitels übernommen.
Aus den durch die Projektpartner organisierten regionalen Workshops entstand
eine Nachfrage nach praktischen Beispielen zum Thema Wasserdienstleistung.
Die Bereitstellung von zielgruppenorientierten Informationen ist ein wichtiger
Bestandteil bei der Verbesserung des Wasserzustands und dem Beitrag zur regionalen Entwicklung in Europa. Deshalb war es eine der wichtigsten Aufgaben des
Projekts, praktische Beispiele zu finden und diese mit Hilfe des Handbuches zu
verbreiten.
Ein schwierige Frage die oft gestellt wird, betrifft die Finanzierung von Maßnahmen. Obwohl das Handbuch die Frage „Wer finanziert unsere Bemühungen zur
Erreichung des guten Zustands?“ nicht beantworten kann, wird es Informationen
über ökonomische Elemente der WRRL und die finanziellen Aspekte der praktischen Beispiele liefern.
Die Zielgruppen selbst haben dazu wertvolle Beiträge geleistet. Daher danken wir
allen Gemeinden und Interessenvertretern die das Netzwerk durch Teilnahme an
den regionalen Workshops und Einbringen ihrer Erfahrungen, Meinungen und
guten Beispiele unterstützt haben. Diese werden für andere Gemeinden hoffentlich
von Nutzen sein und die Beteiligung bei der Umsetzung der Europäischen Wasserpolitik erhöhen und wiederum zu Vorteilen für die regionale Entwicklung führen.
Unser besonderer Dank gilt der Europäischen Union, die das Projekt durch das Förderprogramm Interreg IIIC kofinanziert hat. Ohne diese finanzielle Unterstützung
hätte das Projekt nicht auf diese Weise durchgeführt werden können.
Das vorliegende Handbuch ist eine Übersetzung des im Rahmen des ENMaR
Projektes in englischer Sprache erschienen Handbuches
„Water: local planning and management
Practical examples from England - Germany - Latvia - Spain - Sweden“
Einige Kapitel wurden nicht vollständig übersetzt, dort findet sich nur eine
Zusammenfassung. Der Originaltext in englisch kann auf der Internetseite des
Projektes www.enmar.org → publications eingesehen werden.
Grußworte
Mit der Wasserrahmenrichtlinie hat sich die Europäische Union einen umfassenden
politischen Rahmen zum Schutz unserer Wasserressourcen für uns und unsere
Kinder geschaffen. Die Richtlinie beginnt mit den Worten „Wasser ist keine übliche
Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt werden muss...“.
Die Schlüsselelemente der Wasserrahmenrichtlinie sind:
• der Schutz aller Gewässer (Flüsse, Seen, Grundwasser und Küstengewässer) mit
dem Ziel, gute Qualität („guten Zustand“) für alle Gewässer bis 2015 zu erreichen,
• eine Verpflichtung, in Flusseinzugsgebieten zu denken, zu planen und zu handeln,
• eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung bei der Entwicklung von Bewirtschaftungsplänen,
• ein Ansatz mit ehrgeizigen und gesetzlich verpflichtenden Umweltzielen, aber
gleichzeitig flexibel bei den Mitteln zur Zielerreichung - also offen für sowohl
Innovation als auch Wissen und Initiative auf lokaler und regionaler Ebene.
Die Beteiligung der Bürger, Gemeinden, Verbände und Interessenvertreter wird
Kern der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und der Erreichung ihrer Ziele
sein, damit so aus den ökologisch möglichen Optionen diejenigen ausgewählt
werden, die am besten zu dem jeweiligen Einzugsgebiet und der Region passen.
Vor diesem Hintergrund begrüße ich dieses Handbuch, das den Bürgern, Gemeinden, Verbänden, Interessenvertretern und den Entscheidungsträgern auf Einzugsgebiets-, regionaler und nationaler Ebene Anleitung und praktische Beispiele bietet.
Ich wünsche mir für dieses Handbuch nicht nur eine große Leserschaft, sondern
vor allem auch Nutzen für unser gemeinsames Ziel - Europas Gewässer sauberer zu
machen und die Bürger mit einzubeziehen.
Helmut Blöch
Europäische Kommission, Generaldirektion Umwelt
Zu den Erwägungen, die zur Gestaltung einer koordinierten und kohärenten
europäischen Wasserpolitik führen, zählt, dass der Schutz und die nachhaltige
Bewirtschaftung von Gewässern in andere politische Maßnahmen zu integrieren
ist, so z.B. in die Energiepolitik, die Verkehrspolitik, die Landwirtschaftspolitik, die
Fischereipolitik, die Regionalpolitik und die Fremdenverkehrspolitik.
Hierzu ist insbesondere auf kommunaler Ebene ein kontinuierlicher Dialog zum
Herbeiführen eines gemeinsamen Verständnisses über die Umsetzungsschritte der
EG-Wasserrahmenrichtlinie und die Entwicklung von Strategien für eine stärkere
politische Integration einer nachhaltigen Wasserbewirtschaftung in gemeindliche
Belange erforderlich.
Das ENMaR Projekt hat Gemeinden und weitere interessierte Akteure in den fünf
beteiligten europäischen Regionen über die Wasserrahmenrichtlinie informiert
und deren Umsetzung in der Projektzeit begleitet. Es wurde dabei verglichen,
mit welchen Argumenten und Instrumenten die unabdingbare Verknüpfung mit
relevanten Bereichen, bzw. gemeindlichen Aufgaben gestaltet wurde, so zu den
Fragen der Wasserdienstleistungen, zu Aspekten der Raumplanung, des Tourismus
und der Land- und Forstwirtschaft. In vielen regionalen und europäischen Veranstaltungen wurde so vor allem der Dialog über fachliche und räumliche Grenzen
hinweg gefördert.
Das Projekt ENMaR ergänzte die vom Umweltministerium geförderte Wasserrahmenrichtlinien-Info-Börse (wib) um eine europäische Dimension und liefert mit
seinem Ergebnis, dem Handbuch einen wesentlichen und sehr verdienstvollen
Beitrag zu einem besseren Verständnis in den Kommunen für die Zielsetzung der
europäischen und damit unserer Wasserpolitik.
Das Projekt wurde unter engagierter Leitung von Niedersachsen aus durchgeführt,
allen Beteiligten gilt mein besonderer Dank.
Hans-Heinrich Sander
Niedersächsischer Umweltminister
1
Einleitung
Text: Wiebke Abeling
1 Einleitung
1.1 Idee und Ziel des Projekts
Die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ist die bisher umfassendste und weitreichendste Richtlinie ihrer Art. Die Umsetzung der Richtlinie wirft wichtige Fragen
und Möglichkeiten für Kommunen in ganz Europa auf. Von März 2005 bis Ende
2007 baute das ENMaR Projekt ein „Europäisches Netzwerk von Gemeinden und
Flüssen“ auf. Dies bot den beteiligten Gemeinden in Deutschland, Schweden,
Lettland, Spanien und England die Gelegenheit, voneinander zu lernen und sich
gegenseitig zu unterstützen. ENMaR hat die WRRL-bezogene Entwicklung in
den beteiligten europäischen Regionen begleitet und miteinander verglichen.
Die Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Probleme und Möglichkeiten während
der Umsetzung der WRRL auf lokaler Ebene wurden analysiert. Dazu wurden die
Gemeinden und andere lokale Akteure mit einbezogen.
ENMaR betrachtete in den verschiedenen europäischen Regionen die sich langfristig aus der Umsetzung der WRRL ergebenden Konsequenzen und die Potentiale
dieser Regionen von den Erfahrungen der Anderen zu lernen. Bezüglich der Inhalte
bediente sich ENMaR des ganzheitlichen Ansatzes der WRRL. Raumplanung, Wasserwirtschaft und Tourismus sowie Land- und Forstwirtschaft waren die Hauptthemen der fachlichen Arbeit. Diese Themen werden als ebenso wichtig für die regionale Entwicklung angesehen. Tatsächlich war es ein erklärtes Ziel des Projekts, die
regionale Entwicklung mit Hilfe der WRRL zu unterstützen. Durch die Bereitstellung
umfassender Informationen und fachlicher Unterstützung, ermutigte ENMaR die
Gemeinden, ihre Wasserdienstleistungen nachhaltiger zu organisieren, aktiv an der
lokalen Bewirtschaftungsplanung der Gewässer mitzuwirken, die verbesserte Wasserqualität positiv für das Tourismusmarketing einzusetzen und die Auswirkungen
von Land- und Forstwirtschaft auf die Gewässer im Sinne einer Qualitätsverbesserung zu beeinflussen. Als gute Beispiele für Strategien wurden die definiert, welche
die Interessenvertreter erfolgreich motivierten und wo eine verbesserte Kommunikation zwischen ihnen zu mehr Transparenz und gegenseitigem Verständnis führte
- beides Vorraussetzungen für eine effektive Regionalentwicklung.
Auf lokaler oder regionaler Ebene baute ENMaR fünf Netzwerke von Beteiligten
aus den verschiedenen Themenbereichen auf. Es wurden viele Workshops angeboten, um gemeinsam Ideen zu entwickeln und Maßnahmen zu finden, die dann
10
verbreitet und ausgebaut werden konnten. Dies hatte den Vorteil des voneinander
bzw. gemeinsamen Lernens einerseits, während andererseits vermieden wurde, das
Rad neu zu erfinden. Selbst negative Ergebnisse wurden besprochen, um auch von
ihnen lernen zu können. Die Ergebnisse dieser Workshops wurden interregional in
Umlauf gebracht, vor allem durch den Newsletter, Präsentationen auf der Internetseite des Projekts (www.enmar.org) und natürlich über dieses Handbuch.
1.2 Die Projektpartner und Regionen
Das ENMaR Netzwerk wurde von sieben Projektpartnern aus fünf europäischen
Regionen aufgebaut.
Aus Lettland schloss sich das staatliche Unternehmen Vides Projekti ENMaR an.
Vides Projekti wurde 1997 gegründet, um ökologische Investitionen zu fördern und
Regionalentwicklungsprojekte zu unterstützen, indem sie Projektträger, staatliche
Institutionen, internationale Finanzierungsorganisationen und vor allem lokale
Gemeinden beraten. Der schwedische Partner ist Emåförbundet, eine Organisation,
die gemeinsam von den Gemeinden, den Landkreisen und NGOs im Emån Einzugsgebiet gegründet wurde. Ihr Ziel ist es, gemeinsam nach Lösungen für eine Reihe
von Problemen in der Region zu suchen und auf ökonomische und ökologische
Nachhaltigkeit im Einzugsgebiet hinzuarbeiten. Wie auch der schwedische Partner
blickt die Mersey Basin Campaign auf eine lange Tradition der Bewirtschaftungsplanung zurück. Die Mersey Basin Campaign wurde 1985 gegründet, sie ist eine
staatlich unterstützte Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Zustand der
Flüsse, Bäche und Kanäle im Nordwesten Englands zu verbessern. Die Mersey Basin
Campaign wurde von der University of Manchester (School for environment and
development) unterstützt. Das Landwirtschaftsinstitut der Universidad Santiago de
Compostela aus Spanien unterstützte das Projekt ebenfalls. Zwei weitere Partner
sind aus Deutschland. Zum einen der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband, einer der größten Trinkwasserversorger in Niedersachsen, der sich auch
mit Abwasserbehandlung befasst. Zum anderen die Kommunale Umwelt-AktioN
U.A.N., ein Verein, der eng mit dem Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund
verbunden ist und den Städten und Gemeinden Unterstützung bei der Lösung von
Umweltfragen anbietet.
Innerhalb des Projektes war die Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. für die Organisation, Verwaltung und Koordination verantwortlich. Entsprechend ihrer Fachkenntnisse und Ressourcen übernahmen die anderen sechs Partner die Verant-
11
1
Einleitung
wortung für die einzelnen Themenbereiche. Das Thema Wasserwirtschaft wurde
vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband koordiniert. Die Universidad
Santiago de Compostela und Emåförbundet waren für Land- und Forstwirtschaft
verantwortlich. Vides Projekti befasste sich hauptsächlich mit dem Tourismus,
während die Raumplanung vor allem von der Mersey Basin Campaign und der
University of Manchester übernommen wurde.
Ein Hauptziel war es, die Regionalentwicklung zu unterstützen, obwohl die Projektpartner selbst keine regionalen Behörden repräsentieren. Stattdessen wurde der
Einzugsgebiets-Ansatz der WRRL übernommen, so dass ENMaR über administrative
Die ENMaR Einzugsgebiete (Quelle: EuroLandscape CCM, verändert)
12
und nationale Grenzen hinweg arbeitete und die entsprechenden Einzugsgebiete
als teilnehmende Regionen definierte. Das waren die Einzugsgebiete der Flüsse
Mersey (England), Emån (Schweden), Gauja (Lettland), Miño (Spanien) und Weser
(Deutschland). Diese Regionen werden später genauer beschrieben und miteinander verglichen.
Die Gemeinden sollten die eigentliche Zielgruppe und Nutzer dieses Projektes sein.
Auch wenn sie keine direkten Partner waren, machten sie einen notwendigen und
bedeutenden Teil des Netzwerks aus. Projektpartner waren stattdessen Dienstleister für Gemeinden, welche die oben genannten Netzwerke auf- bzw. ausbauten.
Die wesentlichen Beteiligten waren Vertreter von Gemeinden, Landkreisen,
Wasserbehörden, Planungsinstitutionen, Landwirtschaftsverbänden und anderen
relevanten Interessengruppen.
Auf diese Weise leistete das Projekt einen Beitrag zu einem grundlegenden Aspekt
der WRRL: Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Öffentlichkeitsbeteiligung wurde als
grundlegendes Thema innerhalb des ENMaR Projekts verstanden.
1.3 Europäische Wasserpolitik: WRRL als neue Herausforderung
1.3.1 Einführung in die EG Wasserrahmenrichtlinie
Die Europäische Wasserpolitik unterlief einem langen Restrukturierungsprozess,
der schließlich die Wasserrahmenrichtlinie hervorbrachte. Die Richtlinie trat im
Jahr 2000 in Kraft und wird die Ziele der zukünftigen Wasserpolitik bestimmen. Die
Hauptziele der Wasserrahmenrichtlinie sind:
• den Umfang des Gewässerschutzes auszudehnen, unter Einbeziehung aller
Gewässer (Flüsse, Seen, Küstengewässer und Grundwasser)
• für alle Gewässer bis 2015 einen guten Zustand zu erlangen
• Wasserbewirtschaftung auf Grundlage von Einzugsgebieten
• ein kombinierter Ansatz von Emissionsgrenzwerten und Qualitätsstandards
• Regulierung der Kosten
• kostendeckende Wasserpreise
• Rationalisierung der Wassergesetzgebung
13
1
Einleitung
1.3.2 Bewirtschaftungspläne
Das neue System der Wasserwirtschaft basiert auf Einzugsgebieten - einer natürlichen geografischen und hydrologischen Einheit - statt auf administrativen oder
politischen Grenzen. Für einen solchen Ansatz gibt es positive Beispiele, wie z.B.
die Internationale Schutzkommission Rhein. Während einige Mitgliedstaaten den
Einzugsgebietsansatz schon nutzten, war das noch nicht überall der Fall. Für jedes
Einzugsgebiet musste eine zuständige Behörde gefunden, eine Bestandsaufnahme
durchgeführt und ein Bewirtschaftungsplan erstellt werden, der die Durchführung
von Maßnahmen enthält. Dieser Plan muss alle sechs Jahre aktualisiert werden.
1.3.3 Das Ziel: Guter Zustand aller Gewässer bis 2015
Es gibt eine Reihe von Zielen zum Schutz der Gewässerqualität. Auf europäischer
Ebene beinhalten die wichtigsten den allgemeinen Schutz der aquatischen Ökologie, besonderen Schutz für einzigartige und wertvolle Lebensräume, Schutz von
Trinkwasserressourcen und den Schutz von Badegewässern. All diese Ziele müssen
in jedem Einzugsgebiet berücksichtigt werden.
Oberflächengewässer
Um alle Oberflächengewässer abzudecken, wurde eine generelle Forderung nach
ökologischem Schutz und ein allgemeiner chemischer Mindeststandard eingeführt.
Diese bilden die zwei Elemente guter ökologischer Zustand und guter chemischer
Zustand. Der gute ökologische Zustand wird anhand von biologischen, hydrologischen und chemischen Qualitätsmerkmalen definiert. Aufgrund der ökologischen
Schwankungen, sind die Grenzwerte so festgelegt, dass nur so leichte Abweichungen von der Biologie erlaubt sind, wie sie unter Bedingungen mit minimalen
anthropogenen Einflüssen zu erwarten wären. Der gute chemische Zustand orientiert sich an den entsprechenden Qualitätsstandards für chemische Substanzen auf
europäischer Ebene. Die Richtlinie schafft ein System zur Erneuerung existierender
und zur Schaffung neuer Standards. Dies sichert zumindest ein Mindestmaß an
chemischer Qualität, vor allem im Hinblick auf hochgiftige Substanzen.
Weitere Ziele zum Gewässerschutz beziehen sich auf speziellere Bereiche. Um diese
zu berücksichtigen sollten besondere Schutzzonen im Einzugsgebiet ausgewiesen
werden, welche die unterschiedlichen Anforderungen erfüllen müssen. Die allgemeinen Ziele für Flussgebiete werden überall ein Mindestmaß an ökologischem
und chemischem Schutz fordern, aber dort, wo strengere Anforderungen nötig
sind, werden besondere Zonen eingerichtet, in denen höhere Ziele gesteckt sind.
14
Es gibt jedoch eine Nutzungskategorie, die nicht in dieses Bild passt. Es handelt
sich dabei um eine Reihe von Nutzungen, die den Gewässerzustand nachteilig
beeinflussen aber auf als essentiell angesehen werden - sie setzen diese Ziele
außer Kraft (override). Die wichtigsten Beispiele hierfür sind Hochwasserschutz und
Trinkwasserversorgung. Weniger eindeutige Fälle betreffen die Schifffahrt und die
Energiegewinnung, wo alternative Aktivitäten denkbar sind.
Grundwasser
Das Grundwasser sollte überhaupt nicht verunreinigt werden. Daher wäre das Aufstellen von chemischen Qualitätsstandards nicht unbedingt der beste Ansatz, da
dies den Eindruck vermittelt, dass den Mitgliedstaaten ein gewisses Maß an legalen
Verunreinigungen ermöglicht wird. Einige solcher Standards wurden auf europäischer Ebene für bestimmte Substanzen bestimmt (Nitrat, Pestizide und Biozide)
und müssen ständig eingehalten werden. Zum allgemeinen Grundwasserschutz
beinhaltet der Ansatz ein Verbot für direkte Einleitungen. Im Hinblick auf indirekte
Einleitungen sind Grundwasservorkommen zu überwachen, um jegliche Veränderungen in der chemischen Zusammensetzung zu erkennen und vom Menschen
verursachte Trends umkehren zu können.
Beim Thema Grundwasser ist auch die Quantität von großer Bedeutung. Grundwasserneubildung findet jährlich nur in bestimmten Mengen statt und davon wird
einiges für die Versorgung der angeschlossenen Ökosysteme, z.B. Oberflächengewässer oder Feuchtgebiete, benötigt. Im Rahmen einer guten Bewirtschaftung
darf nur der von der Ökologie nicht benötigte Anteil der Grundwasserneubildung
entnommen werden - die Richtlinie beschränkt die Grundwasserentnahme auf
genau diese Menge.
1.3.4 Koordination von Maßnahmen
Auf europäischer Ebene gibt es eine Reihe von Maßnahmen zum Umgang mit einigen Quellen der Verunreinigung. Wichtigste Beispiele dafür sind die Kommunalabwasserrichtlinie und die Nitratrichtlinie, die gemeinsam das Problem der Eutrophierung angehen, und die Richtlinie zur integrierten Verminderung und Vermeidung
von Umweltverschmutzung, die sich mit chemischer Verschmutzung befasst. Ziel
ist es, ihre Anwendung so zu koordinieren, dass die oben genannten Ziele erreicht
werden können. Dies geschieht folgendermaßen:
Zunächst werden, wie im oberen Absatz beschrieben, Ziele für die Einzugsgebiete
formuliert. Dann findet eine Analyse des menschlichen Einflusses statt, um heraus-
15
1
Einleitung
zufinden, wie weit jedes Gewässer vom definierten Ziel entfernt ist. An diesem
Punkt wird die Effektivität einer vollständigen Umsetzung aller Richtlinien für
jedes Gewässer ermittelt. Sollte die bestehende Gesetzgebung das Problem lösen
können, ist das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie erfüllt. Wenn dies allerdings nicht
der Fall ist, müssen die Mitgliedstaaten herausfinden, warum das so ist und zusätzliche Maßnahmen durchführen, um die Ziele noch zu erreichen. Die Maßnahmen
könnten strengere Kontrollen von Emissionen aus Industrie und Landwirtschaft
oder Siedlungsräumen beinhalten.
1.3.5 Der Bewirtschaftungsplan
Dieser Plan enthält detaillierte Darstellungen wie die Ziele (ökologischer, quantitativer und chemischer Zustand sowie Ziele für Schutzgebiete) für das Einzugsgebiet
innerhalb der Fristen erreicht werden sollen. Der Plan wird alle Ergebnisse der oben
erwähnten Analyse enthalten: die Merkmale des Einzugsgebiets, eine Bewertung
des Einflusses von menschlichen Aktivitäten auf den Zustand der Gewässer im Einzugsgebiet, eine Einschätzung über die Wirkung der bestehenden Gesetzgebung
und die verbleibenden Defizite zur Erfüllung der Ziele, sowie die entsprechenden
Maßnahmen. Eine zusätzliche Komponente ist die verpflichtende Durchführung
einer ökonomischen Analyse der Wassernutzung im Einzugsgebiet. Dies soll eine
rationale Diskussion über die Kostenwirksamkeit verschiedener Maßnahmen
erleichtern. Es ist sehr wichtig, dass alle interessierten Parteien in die Diskussion
und auch in die Erstellung des Bewirtschaftungsplan involviert sind.
1.3.6 Öffentlichkeitsbeteiligung
Es gibt zwei wesentliche Gründe für eine Erweiterung der Öffentlichkeitsbeteiligung: zum einen beinhaltet jegliche Entscheidung hinsichtlich angemessener
Maßnahmen zur Erreichung der Bewirtschaftungsziele ein Ausbalancieren der
Interessen unterschiedlichster Gruppen. Der zweite Grund betrifft die Durchsetzbarkeit, je größer der Grad an Transparenz bei der Formulierung der Ziele, Auferlegung von Maßnahmen und Berichterstattung der Standards ist, desto größer wird
das Bemühen der Mitgliedstaaten sein, die Gesetzgebung nach bestem Gewissen
umzusetzen und desto mehr können die Bürger Einfluss darauf nehmen, in welche
Richtung der Umweltschutz geht, ob durch Konsultation oder, falls Uneinigkeiten
nicht ausgeräumt werden können, durch Beschwerdeverfahren und Gerichte. Die
Sorge um europäische Gewässer wird die stärkere Beteiligung der Bürger, Interessengruppen und NGOs fordern.
16
1.3.7 Kosteneffizienz
Die Notwendigkeit ausreichende Vorräte einer Ressource mit steigender Nachfrage zu schützen, ist auch eine der treibende Kräfte hinter dem, was wohl eine der
wichtigsten Neuerungen der Richtlinie ist - die Einführung von kostendeckenden
Wasserpreisen. Angemessene Wasserpreise sind ein Anreiz für die nachhaltige
Nutzung von Wasserressourcen und tragen damit zur Erfüllung der Umweltziele
bei. Die Mitgliedstaaten sollen sicherstellen, dass die Preise für Entnahme und
Verteilung von Frischwasser und die Sammlung und Behandlung von Abwasser die
wirklichen Kosten widerspiegeln.
Quelle und weitere Informationen: http://www.europa.eu.int/comm/environment/
water/water-framework/overview.html
1.4 WRRL und die Gemeinden
Die Umsetzung der WRRL wird vor allem Auswirkungen auf die lokale Ebene haben.
Wasserbehörden, Umweltverbände, Abwasserentsorger, Trinkwasserversorger,
Unterhaltungsverbände, Land- und Forstwirtschaft und andere Wassernutzer
können einerseits durch die Umsetzung betroffen sein und sich andererseits
durch ihr lokales Wissen bei der Umsetzung einbringen. Bislang war die staatliche
Wasserwirtschaft mit der Umsetzung in nationales Recht, der Durchführung der
Bestandsaufnahme und der Aufstellung von Monitorringprogrammen nahezu
alleiniger Akteur.
Der nächste Schritt bei der Umsetzung der WRRL wird die Entwicklung von Maßnahmenprogrammen und Bewirtschaftungsplänen in Zusammenarbeit mit lokalen
Interessenvertretern, bzw. Betroffenen und Experten sein. Von der Verwaltung,
bzw. im Dialog mit den Nutzern der Gewässer, sollen die wichtigsten Bewirtschaftungsfragen ermittelt, die Datengrundlage zur Beurteilung der Gewässer verbessert, sowie darauf aufbauend regionaltypische innovative Maßnahmen für die
Gewässer entwickelt werden. Die Entwicklung und Umsetzung dieser Maßnahmen
kann in den kommenden Jahren finanzielle und planerische Auswirkungen auf die
Kommunen haben. Bei den Kommunen herrscht deshalb sowohl Unsicherheit über
die Risiken und Chancen der WRRL und die Beteiligungsmöglichkeiten bei deren
Umsetzung, als auch Unwissenheit.
17
1
Einleitung
Für eine bestmögliche Umsetzung der WRRL zum Wohle der Bevölkerung muss
das lokale Wissen der Gemeinden mit dem Fachwissen der Experten kombiniert
werden.
Darüber hinaus sollen die Gemeinden bei dem bereits begonnenen Planungs- und
Umsetzungsprozess der WRRL begleitet und unterstützt und es soll dazu beigetragen werden, dass die gemeindlichen Interessen berücksichtigt und genutzt
werden, so dass:
• die Gemeinden als Betroffene zu mitgestaltenden Beteiligten werden,
• ökologische, ökonomische und soziale Belange der Gemeinden berücksichtigt
werden,
• durch eine Verknüpfung mit anderen Fachbereichen und Interessen und durch
eine übergreifende Gesamtplanung positive Entwicklungen im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie in Gang gesetzt werden sowie
• win-win-Situationen geschaffen werden, die sowohl für die Entwicklungsprozesse der Gemeinden als auch für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie
förderlich sind.
In folgenden gemeindlichen Aufgabenbereichen könnte die Umsetzung der WRRL
eine Rolle spielen (mit Abweichungen je nach Verantwortlichkeiten in den verschiedenen europäischen Mitgliedstaaten oder Regionen):
• Abwasserbeseitigung und Einleitung in Gewässer,
• Wasserversorgung,
• Gewässerunterhaltung und Gewässerausbau für einige Gewässer,
• Bauleitplanung unter Berücksichtigung der Raumordnung, des Naturschutzes
und des Hochwasserschutzes,
• Tourismus und Naherholung,
• Agenda 21-Aktivität und
• Öffentlichkeitsbeteiligung.
Diese einzelnen Aspekte werden im Folgenden betrachtet.
18
1.4.1 Abwasserbehandlung und Einleitung in Flüsse
Für die Beseitigung der Abwässer ist grundsätzlich die Gemeinde zuständig.
Einleitungen aus der Kanalisation - Schmutzwasser und Regenwasser - tragen zur
Belastung der Oberflächengewässer bei und wurden dementsprechend bei der
Bestandsaufnahme 2004 mit erfasst.
Handlungsbedarf, der die Gemeinden betreffen würde, könnte, je nach Ergebnis, bei der Nährstoffelimination in Kläranlagen zu sehen sein, und könnte unter
Berücksichtigung der Immissionen bei der Begrenzung von Einträgen oder Regenwassereinleitungen liegen.
Werden z.B. prioritäre Stoffe im Ablauf von Kläranlagen nachgewiesen, so
kann daraus eine Diskussion über die Nachrüstung von Kläranlagen mit einer
4. Reinigungsstufe (Membranfiltration) resultieren. Bezüglich der Regenwassereinleitungen können auf die Gemeinden dezentrale Maßnahmen zur Abflussvermeidung, -verminderung und -verzögerung oder Bauten zur Niederschlagswasserbehandlung zukommen, um die stofflichen und hydraulischen Belastungen zu
mindern. Bei der Ausweisung und Planung von neuen Baugebieten im Rahmen der
Bauleitplanung werden zukünftig die Bewirtschaftungsziele des aufnehmenden
Gewässers zu berücksichtigen sein. Dies betrifft die Abwasserentsorgung sowie die
Regenwassereinleitung.
1.4.2 Wasserversorgung
Die Aufgabenwahrnehmung erfolgt durch die Städte und Gemeinden als freiwillige
Leistung der Daseinsvorsorge selbst oder durch Wasserversorgungsverbände, bzw.
privatwirtschaftliche Unternehmen. Die Gemeinden sind im Bereich der Wasserversorgung entweder direkt als Wasserversorgungsunternehmen, indirekt bei
verbandlichen Lösungen, oder aber wie in England gar nicht betroffen.
Die Bestandsaufnahme hat ergeben, dass Gefährdungen der Zielerreichung des
guten Zustandes beim Grundwasser insbesondere aus diffusen Einträgen (insbesondere aus der Landwirtschaft) und nur selten aus Wasserentnahmen resultieren.
Auswirkungen der Umsetzung der WRRL im Bereich der Wasserversorgung auf die
Gemeinden können sein:
19
1
Einleitung
• Die Wasserversorgung muss im Einklang mit den Bewirtschaftungszielen
nach WRRL stehen. Folglich hat die WRRL Auswirkungen auf die Planung und
Gestattung von Wasserentnahmen und können die Wasserentnahmerechte von
Wasserversorgern betreffen.
• Die Wasserentnahme muss so gestaltet sein, dass ein langfristiger Schutz der
vorhandenen Ressource gegeben ist. Die Grundwasserentnahme darf die Neubildung nicht übersteigen.
• Die Kosten der Wasserdienstleistungen einschließlich umwelt- und ressourcenbezogener Kosten müssen verursachergerecht verteilt werden und gedeckt sein.
Das gilt sowohl für die Wasserversorgung als auch für die Abwasserentsorgung
als Wasserdienstleistung. Die Umsetzung der WRRL kann somit Auswirkungen
auf den Wasser- und Abwasserpreis haben.
1.4.3 Gewässerunterhaltung und Gewässerausbau
Die Unterhaltungspflicht umfasst im Wesentlichen:
• die Erhaltung eines ordnungsgemäßen Abflusses und an schiffbaren Gewässern
der Schiffbarkeit sowie
• die Pflege und Entwicklung der Gewässer.
Die Unterhaltung muss sich an den Bewirtschaftungszielen ausrichten und darf die
Erreichung dieser Ziele nicht gefährden. Sie muss den im Maßnahmenprogramm
an die Gewässerunterhaltung gestellten Anforderungen entsprechen. Die Gemeinden sind folglich im Bereich der Gewässerunterhaltung direkt als Eigentümer von
Gewässern oder als Mitglied in Unterhaltungsverbänden betroffen. Für eventuell
notwendige Maßnahmen in dem Bereich der Gewässerstruktur und Durchgängigkeit können folglich die Gewässerunterhalter verantwortlich werden. Für Verbesserungen der Gewässerstruktur wären Maßnahmen denkbar, wie beispielsweise
• das Herstellen der Gewässerdurchgängigkeit durch Entfernen von Querbauwerken,
• wasserbauliche Maßnahmen zur morphologischen Gewässerumgestaltung
(Gewässerbettmodellierung, Gewässerbettaufweitung, lineare Sohlanhebung),
• Verbesserungen der Ufer- und Sohlenstrukturen sowie
• eine standortgemäße eigendynamische Entwicklung des Gewässerverlaufs
durch eine entsprechende Gewässerunterhaltung.
Es besteht noch Klärungsbedarf, wie die Finanzierung zukünftiger Maßnahmen
aussehen könnte und wer dafür zuständig sein wird.
20
1.4.4 Bauleitplanung unter Berücksichtigung der Raumordnung, des
Naturschutzes und des Hochwasserschutzes
Mögliche Berührungspunkte zwischen der Umsetzung der WRRL und der Bauleitplanung, aber auch noch viele offene Fragen in diesem Zusammenhang, werden im
Folgenden aufgeführt.
Die WRRL fordert für Oberflächengewässer einen guten ökologischen Zustand.
Dieser umfasst bzgl. der hydromorphologischen Komponenten eine geeignete
Uferstruktur. Folglich haben die Ziele der WRRL nicht nur Auswirkungen auf den
eigentlichen Wasserkörper, sondern betreffen die gesamte Aue. Dies gilt es bei den
Planungen zur Flächennutzung in den Gemeinden zu berücksichtigen.
Aufgabe der Bauleitplanung ist es, die bauliche und sonstige Nutzung der Grundstücke in der Gemeinde vorzubereiten und zu leiten. Zu diesem Zweck stellt die
Gemeinde Flächennutzungspläne als vorbereitenden Bauleitplan und den Bebauungsplan als verbindlichen Bauleitplan auf.
Im Flächennutzungsplan ist für das ganze Gemeindegebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung nach
den voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen darzustellen.
Hierzu zählt u.a. auch die Darstellung von Wasserflächen, Häfen und die für die
Wasserwirtschaft vorgesehenen Flächen sowie die Flächen, die im Interesse des
Hochwasserschutzes und der Regelung des Wasserabflusses freizuhalten sind.
Wenn es bei der Umsetzung der WRRL um die Verbesserung der Uferstruktur, die
Entwicklung von Gewässerauen, Planungen zur Entsorgung von Baugebieten und
die Durchsetzung von Gewässerrandstreifen geht, wird der gemeindliche Wirkungskreis über die Bauleitplanung betroffen sein.
Die Bauleitplanung stößt derzeit bereits auf das Problem, dass durch die zunehmende Versiegelung stetig mehr Wasser abgeführt werden muss und die Gewässer
bereits an ihre Grenzen stoßen. Bei anhaltender Versiegelung werden deshalb
zukünftig die abzuführenden Wassermengen steigen und die Gewässer müssten
weiter ausgebaut werden. Eine andere Konsequenz wäre, dass keine neuen Baugebiete mehr ausgewiesen werden könnten oder Regenrückhaltebecken angelegt
werden müssten, die erhebliche Kosten verursachen. Dies ist ein Beispiel, welches
die Berührungspunkte WRRL und Bauleitplanung sowie mögliche Konsequenzen
aufzeigt.
21
1
Einleitung
Aber auch indirekt wird die Bauleitplanung bei der Umsetzung der WRRL über die
Wechselwirkung von Raumordnung und Naturschutz betroffen sein. Die Bauleitpläne sind den Zielen der Regionalplanung anzupassen. Ebenso sind die Belange
des Umweltschutzes und des Naturschutzes zu berücksichtigen. Die Bewirtschaftungspläne werden Rahmenbedingungen vorgeben, die zunächst keinen rechtsverbindlichen Charakter haben, aber Eingang in die Planungen des Landes (Raumordnungsprogramm, Landschaftsprogramm) sowie die kommunalen Planungen
(Regionales Raumordnungsprogramm, Landschaftsrahmenplan) finden müssen.
Welche bindende Wirkung die Bewirtschaftungspläne entfalten werden, ist zu hinterfragen. Andererseits enthalten einige nationale Wassergesetze die Bestimmung,
dass bei der Aufstellung der Bewirtschaftungspläne die Ziele der Raumordnung
zu beachten und die Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung
zu berücksichtigen sind. Die Auswirkungen auf die Regionalen Raumordnungsprogramme und die Vorgehensweise zur Erstellung derselben werden im Projekt
diskutiert.
Die Diskussionen mit Gemeinden haben gezeigt, dass der Hochwasserschutz
häufig der „Türöffner“ für ein Engagement der Gemeinden im Bereich der Oberflächengewässer ist. Hochwasserschutz berührt die Bauleitplanung.
Nach dem neuen Hochwasserschutzprogramm der EU sind die Forderungen, den
Flüssen mehr Raum zu geben, d.h. der Schutz und die Wiederherstellung von Auen
als natürliche Überschwemmungsgebiete, und der dezentrale Hochwasserrückhalt,
wesentliche zentrale Punkte. In diesen Punkten decken sich die (möglichen) Maßnahmen des Hochwasserschutzprogramms mit denen der WRRL.
Bei der Umsetzung der WRRL wird sich zukünftig zeigen, welche Wirkung und Verbindlichkeit die Bewirtschaftungspläne auf die Bauleitplanung haben werden.
Ein weiterer interessanter Aspekt bei der Bauleitplanung im Zusammenhang mit
der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ist die mögliche Nutzung der Eingriffsregelung für Maßnahmen zur Umsetzung der WRRL. Voraussetzung hierfür ist
ein entsprechendes Konzept bzw. der Landschaftsplan der Gemeinde. Betroffene
Gemeinden sind bei der Erarbeitung der Maßnahmenprogramme entsprechend
mit einzubinden.
22
1.4.5 Tourismus und Naherholung
Die Gemeinden sehen Chancen und Möglichkeiten bei der Umsetzung der WRRL
in Bezug auf Ihre Aktivitäten im Bereich des Tourismus und der Naherholung. Hier
sind Synergieeffekte möglich. Durch die „naturnahe“ Gestaltung von Gewässern
im Zuge der Umsetzung der WRRL können Erholungsbereiche für Anwohner und
Touristen entstehen, z.B. durch die Schaffung eines Auenparks oder die Möglichkeit, entlang eines Flusses zu wandern oder mit dem Fahrrad zu fahren. Weitere
positive Beispiele sind das Anlegen eines Wasserlehrpfades oder die Herstellung
historischer Brücken über einen Fluss.
1.4.6 Agenda 21-Aktivität
Die Überlegungen in den Gemeinden und auf lokaler Ebene können durch Agenda
21-Arbeitskreise zum Thema „Wasser“ bereichert werden.
Die Agenda 21 verfolgt das Leitziel der Nachhaltigkeit. Sie definiert detaillierte
Handlungsaufträge, die für eine nachhaltige ökologische, ökonomische und soziale
Entwicklung im 21. Jahrhundert zu erfüllen sind und in verschiedenste Bereiche
hineinreichen, z.B. auch in den Schutz von Wasserressourcen.
Die Kommunen sind die politische Ebene, die den Bürgern am nächsten ist. Auf
dieser Ebene sind viele Aufgaben angesiedelt, die für eine nachhaltige Entwicklung
besonders wichtig sind. Deshalb haben die Kommunen den Auftrag bekommen,
jeweils ihre eigene „lokale Agenda 21“ zu erarbeiten. Dabei sollen die Kommunalverwaltungen in einen Dialog mit ihren Bürgern, Organisationen und der Privatwirtschaft treten. Gemeinsam soll ein Handlungsprogramm entwickelt werden, auf
das konkrete Projekte zur Umsetzung folgen.
Die Bandbreite möglicher Projekte im Bereich der Gewässer ist groß. Zur Verbesserung der Gewässerstruktur wäre beispielsweise denkbar, dass Fluss- oder Bachufer
bepflanzt oder Wege angelegt werden. Windschutzhecken schützen landwirtschaftliche Flächen vor Bodenabtrag. Das Entscheidende bei allen Maßnahmen ist,
dass sie bei den betroffenen Bürgern, und insbesondere bei den Nutzern der zu
verändernden Flächen, auf Akzeptanz stoßen. Akzeptanz setzt jedoch ein Verständnis der Zusammenhänge voraus, und so kommt jeglicher Form der Aufklärungsund Informationsarbeit bei Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Dort, wo
Menschen durch aktive Beteiligung an Projekten einen Flussabschnitt oder einen
23
1
Einleitung
Teil eines Seeufers zu ”ihrem” Fluss oder See machen, sind Akzeptanz und Unterstützung am größten.
Prinzipiell eignen sich für Agenda-Projekte zum Thema ”Gewässer und Landschaft”
daher vor allem räumlich kleinteilig organisierte Projekte, die zur Identifikation der
Beteiligten mit ”ihrem” Gewässer anstiften.
1.4.7 Öffentlichkeitsbeteiligung
Die WRRL fordert die Öffentlichkeitsbeteiligung. In der Präambel (14) heißt es:
„Der Erfolg der vorliegenden Richtlinie hängt von einer engen Zusammenarbeit
und kohärenten Maßnahmen auf gemeinschaftlicher, einzelstaatlicher und lokaler
Ebene ab. Genauso wichtig sind jedoch Information, Konsultation und Einbeziehung der Öffentlichkeit einschließlich der Nutzer“. In der Präambel (46) heißt es
weiter: „Um eine Beteiligung der breiten Öffentlichkeit einschließlich der Wassernutzer, an der Erstellung und Aktualisierung der Bewirtschaftungspläne für die
Einzugsgebiete sicherzustellen, ist es nötig, über geplante Maßnahmen in geeigneter Weise zu informieren und über deren Fortschreiten zu berichten, damit die
Öffentlichkeit einbezogen werden kann, ehe endgültige Entscheidungen über die
nötigen Maßnahmen getroffen werden.“
Die Wasserbehörden haben die aktive Beteiligung aller interessierten Personen,
Gruppen und Organisationen an der Vorbereitung der Beiträge zu den Maßnahmenprogrammen und Bewirtschaftungsplänen zu fördern. Den Wassernutzer
selbst können am ehesten die Gemeinden erreichen. Die Gemeinden haben bereits
Erfahrung mit der Öffentlichkeitsbeteiligung im Rahmen der Bauleitplanung, die
ebenfalls eine Öffentlichkeitsbeteiligung vorschreibt.
1.4.8 Fazit
Die Auseinandersetzung mit Inhalten, Chancen und Möglichkeiten der WRRL im
Rahmen von ENMaR verändert die Sichtweise der gemeindlichen Vertreter und
lokalen Akteure. Insbesondere die gemeindliche Betroffenheit in den Bereichen
Flächennutzung, Bauleitplanung, Raumordnung und Hochwasserschutz wird deutlich. Chancen, die sich in Bezug auf den Tourismus und die Naherholung ergeben,
werden gesehen. Besonderer Klärungsbedarf besteht hinsichtlich der rechtlichen
Verbindlichkeit der Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme, z.B. in
Bezug auf die Bauleitplanung oder hinsichtlich der Zuständigkeit bei der Finanzierung von Maßnahmen.
24
1.5 Regionalentwicklung
Regionalentwicklung ist ein stetiger Prozess in Gemeinden, Landkreisen, Bezirken
und Regionen. Auf allen Ebenen beschäftigen sich Ämter, Behörden und Politiker
mit der Entwicklung von Konzepten und Plänen, mit der Umsetzung von Maßnahmen und dem Start von Initiativen, um ihre Region zu stärken.
Die Europäische Kommission unterstützt die Entwicklung von Regionen durch
entsprechende Förderprogramme, wie z.B. Interreg IIIC, welches das ENMaR Projekt
kofinanziert.
1.5.1 Interreg IIIC
Die Generaldirektion Regionalpolitik hat im Rahmen des Europäischen Fonds für
Regionalentwicklung (EFRE) im Jahr 2000 das Programm Interreg IIIC ins Leben
gerufen, um die Regionalentwicklung durch interregionale Zusammenarbeit zu
fördern.
„Das INTERREG IIIC Programm bietet den Rahmen für interregionale Zusammenarbeit und den Austausch von Erfahrungen und guten Praxisbeispielen. Auf Grundlage einer Auswertung von gesammelten Erfahrungen mit verschiedenen Instrumenten und Projektansätzen sollen die Regionen voneinander lernen.
Dieser Ansatz basiert auf der Erkenntnis, dass eine Vielzahl von Problemen und
Aufgaben nicht nur Regionen innerhalb nationaler Grenzen betreffen, sondern in
ähnlicher Weise auch europäische Regionen darüber hinaus betreffen. Dies gilt für
städtische und ländliche Regionen, Grenz- oder benachteiligte Regionen, um nur
einige Beispiele zu nennen. Wo die Probleme und Aufgaben ähnlich sind, ist der
Austausch über Lösungen, angewendete Strategien und entwickelte Projekte sehr
vielversprechend.
Das Ziel interregionaler Zusammenarbeit ist die Verbesserung der Effektivität von
Strategien und Instrumenten zur Regionalentwicklung und Kohäsion. Die Auswirkungen werden auf nationaler oder regionaler und auf europäischer Ebene zu
sehen sein.“
Quelle: Community Initiative Programme - Interreg IIIC, North Zone, 2004
25
1
Einleitung
1.5.2 Verschiedene Bereiche regionaler Entwicklung
Regionalentwicklung hat mehrere Facetten. Regionalentwicklung ist ein Instrument zur Initiierung unterschiedlichster Aktivitäten, zur Erreichung verschiedenster
Ziele und zur Stärkung unterschiedlicher Bereiche. Die ENMaR Themen Tourismus,
Wasserwirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft sind einige dieser Bereiche,
wohingegen Raumordnung eher ein Instrument an sich ist, das die Regionalentwicklung mithilfe verschiedener Planungselemente steuert und die unterschiedlichen Bereiche abdeckt.
In Europa sind ca. neun Millionen Menschen im Tourismussektor beschäftigt und
erwirtschaften mehr als 5% des europäischen Bruttoinlandsprodukts, in vielen
Regionen mit steigendem Trend. Darüber hinaus wirkt Tourismus der Isolierung
einiger Regionen entgegen und fördert deren Entwicklung. Durch das Kennenlernen von unterschiedlichen Ländern, Kulturen und Landschaften bringt der
Tourismus Menschen zusammen. Tourismus hat daher eine erhebliche Wirkung auf
die strukturelle Entwicklung einer Region.
Regionalentwicklung sollte dem Nachhaltigkeitsprinzip folgen, vor allem in Bezug
auf die ökologische Komponente. Ein hohes Maß an Umweltschutz sichert eine
gewisse Lebensqualität, die wiederum zur Attraktivität einer Region beiträgt. Einer
der wichtigsten Faktoren dabei ist das Wasser. Neben der Bedeutung für Naherholung als Badegewässer oder für Wassersport, hat Wasser weitere wichtige Funktionen für eine Region, wie z.B. Trinkwasserressource, Wasserstraße, Kühlwasser,
Vorfluter, Wasserversorgung für Industrie und Landwirtschaft, Fischerei, aber auch
als Landschaftselement, für die Artenvielfalt sowie für das Mikroklima.
Die Landwirtschaft erfüllt wichtige Aufgaben, die weit über die Versorgung der
Bevölkerung mit Lebensmitteln hinaus gehen. Sie formt die ländliche Umgebung
und trägt zu gesellschaftlich wichtigen Aufgaben bei. Dies sind zum Beispiel die
Produktion von erneuerbaren Energien, Dienstleistungen wie Direktvermarktung,
Landschaftspflege und touristische Aktivitäten. Neben diesem Anteil an Regionalentwicklung, leistet die Landwirtschaft einen Beitrag zu wirtschaftlichen Aspekten,
zu Siedlungsstruktur und Freiraum, zu Freizeit und Erholung, zur Entsorgung, sowie
zu ökologischen Funktionen.
Die Forstwirtschaft lenkt die natürlichen Abläufe im Ökosystem Wald, so dass die
Interessen der Waldbesitzer und der Gesellschaft so weit wie möglich begünstigt
werden. Außerdem formt sie Lebensbedingungen indem sie z.B. den Wasserkreis-
26
lauf beeinflusst. Der Wald erfüllt wichtige Funktionen sowohl für die Menschen, die
den Wald nutzen, als auch für die Umwelt. Neben seiner Funktion als Papier- und
Holzlieferant, bietet der Wald Futter, Nahrung und weitere natürliche Produkte.
Die Regulierungs- und Lebensraumfunktionen des Waldes sind extrem wichtig
und vielfältig. Für das lokale und globale Klima sind die Wälder von sehr großer
Bedeutung. Der Wald schützt vor Bodenerosion, vor Erdrutsch und Schneelawinen,
Steinschlag, Lärm und Staub. Vor allem in dicht besiedelten Gebieten sind Wälder
als Naherholungsgebiete und Landschaftselemente wichtiger geworden.
1.5.3 Regionalentwicklung im ländlichen Raum
Zwar gibt es große Städte wie Riga, Manchester, Hannover oder Liverpool in den
ENMaR Regionen, dennoch sind diese durch den ländlichen Raum geprägt, der im
Mittelpunkt des Projekts steht. Außerdem haben ländliche Gegenden im Allgemeinen einen höheren Bedarf an regionaler Entwicklung. Vor allem die ländliche Entwicklung sollte in erster Linie auf den bestehenden Potentialen einer Region und
seiner Menschen aufbauen. Neben der Identifikation und Nutzung des regionalen
Potentials ist die Zusammenarbeit zwischen Politikern, Verwaltung, den verschiedenen Wirtschaftssektoren, Verbänden und den Bürgern zum Wohle ihrer ländlichen Umgebung die Basis für eine erfolgreiche Entwicklung. Alle lokalen Akteure
sollten sich einbringen und über Möglichkeiten nachdenken, wie sie die Region, in
der sie leben, fördern und unterstützen können.
Ländliche Entwicklung ist ein flächenbezogener, kooperativer und langfristiger
Ansatz. Das Ziel ist eine gemeinsame Entwicklungsstrategie, die verschiedene
Bereiche integriert und somit fachübergreifend die unterschiedlichen Bedürfnisse
des ländlichen Raums einbindet. Win-win Situationen erhöhen die Akzeptanz für
eine regionale Entwicklungsstrategie. Von einem ganzheitlichen Entwicklungsprozess sollten möglichst viele Akteure profitieren können. Die Erhaltung und
Entwicklung von Natur und Landschaft sind für nachhaltige Regionalentwicklung
von großer Bedeutung.
1.5.4 Städtische Regionalentwicklung
Trotz des Schwerpunkts auf ländliche Regionalentwicklung, bleibt zu beachten,
dass Europa ein sehr urbanisierter Kontinent ist. Rund 75% der Europäer leben im
urbanen Raum und diese Zahl soll 2020 auf 80% steigen (in einigen Ländern sogar
bis auf 90%). Die durch sozioökonomische Faktoren, wie z.B. Wohnpräferenzen und
Verkehrszweige, angetriebene Urbanisierung hat einen enormen Flächenverbrauch
27
1
Einleitung
zur Folge und stellt somit eine echte Bedrohung für den Erfolg von nachhaltiger
Entwicklung in Europa dar. Vor allem im Umkreis großer Städte ist der Urbanisierungsgrad besonders hoch. Die Urbanisierung bedingt einen erhöhten Verbrauch
an Energie, Land und Wasser, den Verlust von Landschaften wie z.B. Feuchtgebieten
und ihren Umweltdienstleistungen, sowie eine geringere Anpassungsfähigkeit
an Probleme wie den Klimawandel. Vor allem im Hinblick auf Gewässer tragen die
Städte zu Problemen wie Verschmutzung, Hochwasser oder übermäßiger Grundwasserentnahme bei. Diesen Herausforderungen mit entsprechender Wasserbewirtschaftung zu begegnen, spielt bei der Förderung des nachhaltigen Wachstums
von Städten und urbanen Regionen eine entscheidende Rolle.
1.5.5 Nachhaltige Regionalentwicklung
Auf den ersten Blick wird regionale Entwicklung oft mit wirtschaftlicher Entwicklung gleichgesetzt. Diese ist natürlich sehr wichtig, aber der Nachhaltigkeitsansatz
sollte im gleichen Atemzug genannt werden.
ökologisch
ökonomisch
ökologisch
sozial
ökonomisch
Nachhaltigkeit
sozial
Region
alentwic
klung
Regionalentwicklung
Nachhaltigkeit
Ökonomische, soziale und ökologische Aspekte sollten eine gleiche Gewichtung finden. Wenn das Hauptaugenmerk auf der ökonomischen Komponente liegt, ist die regionale Entwicklung nicht ausgeglichen.
Nachhaltige Entwicklung, einschließlich Schutz und Verbesserung der Umwelt,
ist eines der Ziele der Europäischen Union. Daher existieren mehrere europäische
Strategien zur Schaffung gleicher Umweltbedingungen für alle europäischen Bürger.
Eine intakte Umwelt spielt in der Ökonomie eine große Rolle und ist vor allem aber ein
wichtiger Faktor für Lebensqualität. Sie liefert ökologische Dienste wie eine gewisse
28
Qualität der Wasserressourcen, Hochwasserschutz und Retention. Nicht nur die Ökologie profitiert zum Beispiel von natürlicher Hochwasserretention, sondern auch die
Ökonomie, da dieser Hochwasserschutz sehr viel kosteneffizienter ist, als technische
Konstruktionen oder die Beseitigung der möglichen Schäden. Im Bereich Wasserversorgung ist es wirtschaftlicher, Verschmutzung zu vermeiden, als sie zu beseitigen. Die
menschliche Gesundheit ist ein weiterer ökonomischer Faktor, der sich auf eine saubere Umwelt stützt. Wegen der Belastungen aus Landwirtschaft, Tourismus und der
Wasserwirtschaft selbst wird der gute Zustand zu einer kostspieligen Angelegenheit.
1.6 Der Zusammenhang zwischen Wasserwirtschaft und
Regionalentwicklung
Die Einbindung verschiedener Politikbereiche, Planungsinstrumente und anderer
administrativer Prozesse sind der Ansatz sowohl für die Regionalentwicklung als
auch für die WRRL. In den Erwägungsgründen zur WRRL heißt es: „(12)... die Gemeinschaft [berücksichtigt] bei der Erarbeitung ihrer Umweltpolitik die verfügbaren
wissenschaftlichen und technischen Daten, Umweltbedingungen in den verschiedenen Regionen der Gemeinschaft sowie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Gemeinschaft insgesamt, die ausgewogene Entwicklung ihrer Region
sowie die Vorteile und die Belastung aufgrund des Tätigwerdens bzw. eines Nichttätigwerdens... (13)... von den Mitgliedstaaten erstellte Maßnahmenprogramme,
die sich an den regionalen und lokalen Bedingungen orientieren [sollten] Vorrang
genießen. (16) Der Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung von Gewässern
müssen stärker an andere politische Maßnahmen der Gemeinschaft integriert
werden, so z.B. in die Energiepolitik, die Verkehrspolitik, die Landwirtschaftspolitik,
die Fischereipolitik, die Regionalpolitik und die Fremdenverkehrspolitik...“ Sowohl
die Regionalentwicklung als auch die WRRL kann durch eine effektive Beteiligung
der Gemeinden und lokalen Interessenvertreter unterstützt werden, da diese mit
ihren Erfahrungen aus guten Praxisbeispielen und der nötigen Ortskenntnis zu
gemeinsamen Lösungen beitragen können. Die WRRL hat entscheidende Auswirkungen auf die regionale Entwicklung im Hinblick auf z.B. Landnutzung, Raumplanungsinstrumente und die ökonomische Situation aller Beteiligten. Die Kostenwirksamkeit ist ein Indikator für regionale Entwicklung und wird, ergänzt durch
die beiden anderen Säulen der Nachhaltigkeit, diese voranbringen. Eine effiziente
Nutzung der Wasserressourcen leistet ebenso wie eine angemessene Wasserpreispolitik einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung einer Region. Die Bewirtschaftungsplanung mit ihrem Ziel des guten Zustands fordert diese Instrumente.
29
2
Akteursbeteiligung
Text: ENMaR Team
2 Akteursbeteiligung
Zusammenfassung
Artikel 14 der WRRL fordert die Mitgliedstaaten auf, alle interessierten Parteien aktiv
in die Umsetzung der Richtlinie zu involvieren, vor allem bei der Erstellung, Überarbeitung und Aktualisierung der Bewirtschaftungspläne für die Einzugsgebiete.
Die Mitgliedstaaten müssen sicherstellen, dass bestimmte Dokumente für jedes
Einzugsgebiet veröffentlicht werden und dass die Bürgerinnen und Bürger die
Möglichkeit zur Stellungnahme erhalten. Die Art wie die öffentliche Beteiligung in
den ENMaR Partnerländern organisiert ist, variiert deutlich. Dies kann auf die Unterschiedlichkeit der bestehenden Verwaltungsstrukturen zurückgeführt werden. Es
wurde aber auch beobachtet, dass im Hinblick auf den neuen Einzugsgebietsansatz
alle ENMaR Partnerländer mit Veränderungen in ihrer Verwaltungsstruktur reagierten, z.B. durch die Neuordnung von Zuständigkeiten oder die Einrichtung von
Arbeitsgruppen und Beiräten.
Ein Ziel des ENMaR Projekts war es, die Gemeinden in den Umsetzungsprozess der
WRRL einzubeziehen. So hatte ENMaR eine klar definierte Zielgruppe und sprach
nicht die breite Öffentlichkeit an. Durch die Arbeit des ENMaR Projektes wurden
bestimmte Interessenvertreter einbezogen, was definitiv als Teil der Öffentlichkeitsbeteiligung angesehen werden kann. Innerhalb von drei Jahren hat das ENMaR
Projekt erfolgreich ein Netzwerk von Gemeinden und lokalen Interessenvertretern in den Projektregionen aufgebaut. Es wurden Seminare organisiert, in denen
die Zielgruppen relevante Informationen erhielten. Workshops und Exkursionen
trugen dazu bei, ins Gespräch zu kommen und Informationen und Meinungen
auszutauschen. 52 Workshops und vier interregionale Konferenzen mit insgesamt
etwa 2 000 Teilnehmern wurden vom ENMaR Projekt organisiert. Insgesamt wurden
durch die Arbeit von ENMaR 138 Gemeinden in den Projektregionen erreicht.
30
Regionaler Workshop (28. Juni 2005 in England)
Seminare zu
Regionaler Workshop (28. Juni 2005 in England)
Emån
Gauja
Raumordnung
36
32
74
Wasserdienstleistung
21
39
65
Land- und Forstwirtschaft
39
51
Tourismus
31
alle Themen
42
zusätzl. Veranstaltungen
ENMaR Konferenzen
gesamt
beteiligte Gemeinden
Mersey Miño
Weser
gesamt
55
68
265
64
43
232
37
63
82
272
47
50
48
33
209
37
130
66
67
342
-
-
250
169
8
855
291
46
776
683
29
1
85
2+3
381
9
4
120
455
577
470
46
219
1994
138
Mersey - Mersey Basin Campaign Konferenz 2006 (12. Dezember 2006)
Miño - Tag der offenen Tür, um über die WRRL zu informieren (15. November 2006)
3
Miño - Präsentation eines Gewässersanierungsprojektes in Schweden (18. Mai 2007)
4
Weser - Internationale Konferenz “Welttag des Wassers” (22. März 2007)
5
Gauja - Abschlusskonferenz “Wasser und Kommunen” (18.+19. Oktober 2007)
6
Mersey - Internationale Konferenz “Wasser in der Planung - Präsentation von Projekten und Fallstudien aus
ganz Europa” (23. Februar 2007)
7
Weser - Internationale Konferenz “Die Kosten der Wasserrahmenrichtlinie - Chancen und Risiken für die
Kommunen” (2. März 2006)
1
2
Übersicht über die im Rahmen des ENMaR Projektes durchgeführten Seminare und Konferenzen und die Anzahl
der Teilnehmer.
31
3
Raumordnung
Text: Dr. Jeremy Carter
3 Raumordnung
Zusammenfassung
Die Raumordnung trägt dazu bei, die Entwicklung und Nutzung von Land zu steuern. In Europa ist Land eine beschränkte Ressource und deshalb ist Raumplanung
ein wichtiges Element der öffentlichen Politik. Es gibt zahlreiche Anforderungen an
Europas Landressourcen. Rund 15% Westeuropas sind urbanisiert (EEA 2003). Diese
Zahl wird sich sogar noch erhöhen, da die durch sozioökonomische Faktoren, wie
veränderte Wohnpräferenzen und Transportweisen, angetriebene Urbanisierung
auch weiterhin große Flächen verbraucht. Tatsächlich ist allein zwischen den Jahren
1990 und 2000 eine Fläche von der Größe Luxemburgs an die Bebauung verloren
gegangen (EEA 2006). Des Weiteren wird zusätzlich zu der Landnutzung für urbane
Siedlungen und die damit verbundene Infrastruktur beinahe die Hälfte der Fläche
des Kontinents für landwirtschaftliche Zwecke genutzt (EEA 2005). Solche Anforderungen an Landressourcen stellen eine echte Bedrohung für das Erreichen einer
nachhaltigen Entwicklung in Europa dar, da es auch wichtig ist, Flächen aufgrund
ihres ökologischen Wertes zu schützen. Zum Beispiel wird Land gebraucht, um die
Biodiversität zu schützen und sicherzustellen, dass Grundwasservorkommen sich
wieder regenerieren können.
Raumplanung wird in ganz Europa durchgeführt, um die konkurrierenden Anforderungen an Europas Landressourcen ausgleichen zu können. Aufgrund ihres
Einflusses auf das Wie und Wo von Bebauung und Veränderungen in der Landnutzung spielt Raumplanung eine wichtige Rolle bei der Bewirtschaftung von Wasser.
Zum Beispiel können Raumordnungspläne Richtlinien enthalten die neue Bebauung rund um empfindliche Gewässer einschränken oder natürliche Auen schützen.
In der Vergangenheit wurden Raumordnungspläne oft festgeschrieben, bevor ihre
Auswirkungen auf wasserrelevante Bereiche ermittelt wurden. Außerdem könnten,
in Fällen in denen Wasserbelange umfassender Berücksichtigung finden, Raumplanungsentscheidungen trotzdem die sozialen und ökonomischen Faktoren wie
Wohnbedarf und ökonomisches Wachstum priorisieren. Dies führt zunehmend zu
Problemen wie Wasserverschmutzung durch Oberflächenabflüsse, Bedrohung von
grundwasserführenden Schichten durch Siedlungsentwicklungen und negative
Auswirkungen auf die aquatische Biodiversität durch erschöpfte Wasserressourcen
und diffuse Verunreinigung. Auswirkungen wie diese werden klare Folgen für das
Erreichen der Ziele der WRRL haben. Es besteht dringender Bedarf, die Beziehung
32
zwischen Wasser und Raumplanung zu verstehen und zu verdeutlichen, um die
Rolle der Raumplanung bei der Bewirtschaftung von Wasserressourcen und der
Erreichung der WRRL zu stärken.
Mit diesem Ziel im Hinterkopf untersuchte das ENMaR Projekt die Beziehung zwischen Raumplanung, Wasser und der WRRL in fünf Ländern. Dies waren England,
Deutschland, Lettland, Spanien und Schweden. Jedes dieser Länder blickt auf eine
Geschichte der Raumplanung zurück. Jedes der Länder verfügt derzeit über ein
Raumplanungssystem, jedoch wurden diese über unterschiedliche Zeiträume entwickelt. England und Spanien zum Beispiel besitzen seit 50 Jahren eine nationale
Rahmengesetzgebung für die Raumordnung, während in Lettland die Unabhäng­
igkeit von der Sowjetunion in den frühen 1990ern die Entwicklung ihrer Gesetzgebung einleitete. Das aktuelle Rahmengesetz ist seit 1994 in Kraft. Obwohl jedes
der ENMaR Länder nationale Leitbilder für die Raumentwicklung besitzt, haben nur
wenige einen nationalen Raumordnungsplan, wobei für Lettland gerade einer entwickelt wird. Raumordnungspläne auf regionaler Ebene sind verbreiteter, obwohl
sie in Schweden aufgrund des „kommunalen Planungsmonopols“ eher selten sind.
Auf kommunaler Ebene ist die Erstellung von Raumordnungsplänen dagegen sehr
häufig, was den möglichen Einfluss offenbart, den die Gemeinden in Bezug auf die
Nutzung von Raumordnung zur Bewirtschaftung von Wasserressourcen haben.
Durch die Erarbeitung von Gesetzen und Richtlinien haben die nationalen und regionalen Behörden einen großen Einfluss auf die Planungsprozesse. Neben Behörden
des öffentlichen Sektors gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Interessenvertretern die an den lokalen Raumplanungsprozessen in den ENMaR Regionen
beteiligt sind. Dazu gehören fachliche Gremien, ökologische Interessengruppen,
benachbarte Gemeinden und private Unternehmen. Jedes Raumplanungssystem
sorgt auch für ein gewisses Maß an öffentlicher Beteiligung. Im Allgemeinen bietet
das Raumordnungsgesetzt diesen Interessenvertretern Möglichkeiten, sich an den
Planungsvorgängen zu beteiligen und ihr Wissen und ihre Erfahrungen können
zum Beispiel zum Vorteil für die aquatischen Lebensraum genutzt werden.
In Bezug auf die Beziehung zwischen Raumordnung, Wasser und der WRRL weisen
die fünf ENMaR Länder verschiedene Grade an Synergien auf. In jedem Land
besteht ein Rahmen aus Gesetzen und Leitlinien der die Raumplanung mit unterschiedlichen Belangen von Wasserressourcen verbindet (einschließlich Hochwasser
und Wasserqualität zum Beispiel). Diese Rahmenbedingungen variieren in ihrem
Umfang und Detaillierungsgrad. Trotzdem gibt es aus allen Regionen des ENMaR
Projekts Beispiele für die Nutzung von Raumordnung, um Probleme im Bereich
33
3
Raumordnung
Wasserressourcen anzugehen. Diese Beispiele wurden in einer Reihe von Fallbeispielen detailliert betrachtet. Diese Fallbeispiele befassten sich mit Themen wie z.B.
die Nutzung von Raumplanungsansätzen zur Entwicklung von Gewässerrandstreifen entlang von Gewässern in der Gemeinde Valmiera (Lettland) oder die Nutzung
von Raumordnung, um das Hochwasserrisiko in der Stadt Salford (England) zu
reduzieren. Obwohl es eine Reihe von guten Praxisbeispielen zum Thema Raumplanung und Wasser gibt, sind direkte Verbindungen zwischen Raumplanung
und WRRL weniger verbreitet. Da die WRRL ein relativ neues Gesetz ist, ist dies
verständlich, obwohl es Beispiel dafür gibt (einschließlich des Raumordnungsplans für die nordwestliche Region Englands), dass die WRRL in die Leitbilder der
Raumentwicklung eingebettet wird. Des Weiteren gibt es eine Reihe von Hindernissen, Raumordnung mit Nutzen für die WRRL zu betreiben. Dazu gehören die
unterschiedlichen räumlichen Bezüge und die unterschiedlichen Zeitpunkte der
Erstellung von Raumordnungsplänen und Bewirtschaftungsplänen, fehlende Zeit
und Ressourcen, sowie für Planer fehlende Daten, um wasserrelevante Themen in
Raumordnungspläne zu integrieren. Trotz allem zeigen die Ergebnisse des ENMaR
Projekts, dass Raumordnung den Gemeinden eine Vielzahl von Instrumenten und
Verfahren bietet, die genutzt werden können, um Wasserressourcen effektiver zu
bewirtschaften. Das hat klare Vorteile für das Erreichen der Ziele der WRRL, die bis
2015 den guten Zustand von den meisten europäischen Gewässern verlangt.
34
35
4
Wasserwirtschaft
Text: D r. Christina Aue, Silke Bücker,
Carola Kienscherf
4 Wasserwirtschaft
4.1 Einführung in das Fachgebiet Wasserwirtschaft
Die Wasserwirtschaft hat wesentlichen Anteil an der erfolgreichen Umsetzung der
Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Durch Trinkwassergewinnung oder die Einleitung
gereinigten Abwassers, welche die Wasserqualität und -quantität beeinflussen,
umspannt die Wasserwirtschaft unterschiedlichste Aufgabenfelder im Wasserkreislauf. Die Hauptaufgaben der Wasserwirtschaft sind:
• Wasserentnahme, zum Zwecke der Trinkwasserversorgung, als Kühlwasser, zur
Bewässerung und zur Freizeitgestaltung. All diese Bereiche haben Einfluss auf
die Qualität des Wassers als Ressource, Wasser kann aus dem Grundwasser und
aus Oberflächengewässern entnommen werden.
• Abwasserreinigung, welche die Wasserqualität und -quantität beeinflusst.
• Gewässerunterhaltung mit Einfluss auf die Wasserquantität und Biozönosen.
• Hochwasserschutz, ausgerichtet auf die Wasserquantität jedoch auch mit Auswirkungen auf die Wasserqualität.
Gemeinden oder Wasserverbände auf gemeindlicher Ebene tragen zumeist die
Verantwortung hinsichtlich der wasserwirtschaftlichen Belange in vielen ENMaR
Regionen. Große Unterschiede gibt es jedoch im Bereich der Wasserversorgung wo
Privatisierung stattgefunden hat. In England versorgen beispielsweise nur wenige
Unternehmen die gesamte Bevölkerung, während in Deutschland annähernd
7 000 Unternehmen für die Wasserversorgung zuständig sind.
Erste Auswertungen der Bestandsaufnahme von 2004 zeigten:
1. Die Voraussage von Wasserknappheit in den verschiedensten Regionen Europas,
bedingt durch nicht nachhaltiger Wassernutzung und den Klimawandel, sollte
mehr Beachtung finden.
2. Die Zielsetzung zur Verbesserung des chemischen und ökologischen Zustands
einer großen Anzahl von Flüssen wird voraussichtlich nicht erreicht.
3. Für viele Grundwasserkörper, welche die bedeutendste Ressource für das Trinkwasser sind, wird das Ziel der Trendumkehr ebenfalls nicht erreicht.
4. Derzeit fehlen beachtliche Datenmengen.
36
Außerdem müssen Auswirkungen des Klimawandels und ihr Einfluss auf die Wasserwirtschaft beachtet werden. Diese sind schwer vorhersagbar, können jedoch
immense Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft haben.
Für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie dienen die Flusseinzuggebiete
und deren Untereinheiten als Gebietskulisse. Die Bearbeitung auf diesen Ebenen
ermöglicht einen Ausgleich von Mängeln bezüglich der Wasserqualität und
-quantität und unterstützt eine entsprechende Verbesserung der Lebensräume.
Voraussetzung hierfür ist, dass die Verwaltungsbehörden, die in manchen Fällen
sogar von verschiedenen Nationalstaaten sein können, für Transparenz sorgen, die
Verantwortlichkeit teilen und kooperieren. Dieses Ziel kann jedoch nur erreicht
werden, wenn Kommunikation und gegenseitiges Verständnis genutzt werden, um
gemeinsame Ziele mit den jeweiligen Interessenvertretern zu formulieren.
Die folgenden Unterkapitel geben einen Einblick in die Wasserwirtschaft der
verschiedenen ENMaR Regionen. Hierbei wird das Hauptaugenmerk auf die Trinkwasserversorgung und die Abwasserreinigung gelegt, die auch als Wasserdienstleistungen bezeichnet werden.
4.2 Emån
Der Fluss Emån besitzt mit über dreißig Fischarten und einer großen Population der
Frischwasserperlmuschel einen besonderen Artenreichtum.
Das schwedische Klima wird durch seine Nähe zum Atlantik und dem Golfstrom
bestimmt. Der Emån liegt im Südosten von Schweden, seine Quelle entspringt
330 m über dem Meeresspiegel. Der jährliche Niederschlag beträgt etwa 700 mm,
mit kräftigen Schneefällen im Winter. Die Jahrestemperaturkurve variiert zwischen
30°C im Sommer und -25°C im Winter. An der Mündung des Emån liegt der Jahresniederschlag bei ca. 500 mm bei einer engeren Temperaturkurve.
Schwedens natürliche Ressourcen - Wald, Eisenerz und Wasser - haben traditionell die Grundlage der nationalen Ökonomie gebildet. In der heutigen Zeit liegt
der Schwerpunkt mehr in der Aufbereitung des Rohmaterials. Holzverarbeitung
und die Cellulose Produktion siedelten sich nahe der Rohmaterialgewinnung an.
Cellulose- und Papierfabriken liegen häufig in der Nähe von Flussmündungen oder
in Waldgebieten.
37
4
Wasserwirtschaft
4.2.1 Struktur der Wasserdienstleistung
Die Wasserdienstleistungen innerhalb des Emån Einzugsgebietes sind sehr gut
entwickelt. Das Trinkwasser hat eine hervorragende Qualität und die Abwasserentsorgung einen hohen Standard. In Schweden sind die Gemeinden für die
Trinkwasserversorgung und Abwasserreinigung in städtischen Gebieten zuständig.
In ländlichen Gebieten müssen die Landeigentümer in Eigenverantwortung ihre
Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung regeln.
Die Gesamteinwohnerzahl im Einzugsgebiet des Emån (4 500 km2) beträgt ungefähr 81 500, wovon 65 000 an das Trink- und Abwassersystem angeschlossen sind.
Weitere 16 500 nutzen private Brunnen und Kleinkläranlagen. Die Angliederung
weiterer ländlicher Gebiete an das gemeindliche System wäre zu teuer und bedeutet nur eine geringe Verbesserung bezüglich der Gebietserschließung.
Die Kosten der Trinkwasserversorgung und Entsorgung variieren in Schweden.
Jede Gemeinde legt eigene Preise fest. In Vetlanda beispielsweise setzt sich der
Wasserpreis aus einem jährlichen Fixpreis von 120 Euro pro Grundstück plus dem
Wasserverbrauch von 1,5 Euro/m3 zusammen. Der durchschnittliche Wasserverbrauch in Schweden liegt bei etwa 50 m3 pro Person. Die durchschnittlichen Kosten
für einen drei Personen Haushalt betragen etwa 345 Euro pro Jahr.
4.2.2 Hauptprobleme bezüglich der Wasserqualität- und quantität
• Es gibt keine Probleme bezüglich der Grundwassererneuerung.
• Der Zustand der Kläranlagen ist im allgemeinen sehr gut. Die Reduktion von
Phosphor und Nitraten ist relativ hoch, einige Anlagen haben eine zusätzliche
Reinigungsstufe durch Teiche zur Reduzierung des Stickstoffs. Probleme gibt es
mit privaten Kleinkläranlagen, da viele von ihnen überaltert und wenig funktionstüchtig sind. Der größte Phosphoreintrag im Emån Flussgebiet stammt aus
diesen privaten Kleinkläranlagen. Neueste Untersuchungen der Ostsee deuten
auf einen erheblich größeren Einfluss von Phosphor auf das Algenwachstum
hin als ursprünglich angenommen. Es stellt sich die Frage, ob zukünftig bessere
Kleinkläranlagen notwendig werden.
• Die Trinkwasserversorgung ist gut und die Qualität bewegt sich auf hohem
Niveau. Schweden ist durch einen unerschöpflichen, qualitativ guten Wasservorrat verwöhnt. Aus diesem Grund waren in der Vergangenheit Wasserschutzgebiete nicht von besonderer Bedeutung. Derzeit arbeitet Schweden unter anderem
auch im Emån Einzugsgebiet an der Erschließung neuer Wasserschutzgebiete.
38
• Im Einzugsgebiet besteht grundsätzlich die Gefahr von Überschwemmungen,
besonders in den mittleren und unteren Gebieten des Hauptflusses. Das größte
Risiko besteht bei einer Kombination von starken Schneefällen und einem
späten Frühlingsanfang, infolge dessen plötzliches warmes und regenreiches
Wetter auftreten kann. In den meisten Fällen kommt es dann zu Überflutung von
Ackerland, durch hohe Wasserstände können jedoch Gebäude an Wasserläufen
ebenso beeinträchtigt werden. Auf der anderen Seite kann die Region auch von
Trockenperioden heimgesucht werden. Dies gilt besonders für die zu erwartenden Trockenphasen der Monate August und September. An der Mündung
des Emån entstand eine große Papierfabrik, die Wasser aus dem Emån fest in
ihren Produktionsprozess eingebunden hat. Die Fabrik beauftragte Emåförbundet mit der Regulierung der größten Seen im Einzugsgebiet, für welche sie
Wasserrechte besitzt. Hierdurch soll auch in Trockenperioden eine ausreichende
Wassermenge, sowohl für die Tier- und Pflanzenwelt als auch für die Papierfabrik
zur Verfügung stehen.
• Das schwedische Institut für Hydrologie und Meteorologie (SMHI) entwickelte
ein Model, welches für das Emån Einzugsgebiet die Auswirkungen des Klimawandels errechnet. Die Voraussagen des Models lassen eine Veränderung durch
jährlich reduzierte Niederschlagsmengen erwarten, jedoch mit Starkregenereignissen in kürzeren Abständen. Außerdem wird mehr Regen als Schnee für die
Wintermonate vorhergesagt.
• Um die 50% des Hauptflusses sind anfällig für Überschwemmungen.
• Die Gefährdung der Wasserqualität besteht hauptsächlich in einem Anstieg
humider Substanzen, die das Wasser stark bräunlich färben. Des Weiteren sind
bei der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung und gleichzeitiger Versorgung
der Papierfabrik mit Wasser zu Produktionszwecken Engpässe in Trockenperioden zu erwarten. Ein weiteres Problem resultiert aus dem diffusen Eintrag durch
Medikamente, Kosmetika, Shampoos und Pestiziden. Diese Substanzen lassen
sich im Wasser messen und ihre Auswirkungen sind sichtbar.
39
4
Wasserwirtschaft
4.3 Gauja
Das Territorium Lettlands ist in vier Flussgebiete eingeteilt, das ENMaR Projektflussgebiet Gauja liegt im Nordosten des Landes. Es deckt circa 1/5 des Landes ab und
umfasst mehrere Teileinzugsgebiete.
• Gauja (Länge 460 km, Größe des Einzugsgebietes 8 900 km2)
• Salaca (Länge 95 km, Größe des Einzugsgebietes 3 570 km2)
• kleinere Flüsse, die in den Golf von Riga münden (Gesamtgröße 580 km2)
Große Regenmengen sind typisch für das Gauja Einzugsgebiet. An der Küste
werden zwischen 700 und 750 mm jährlich gemessen, während die Hochebene
850 mm pro Jahr übersteigt. An etwa 170 bis 212 Tagen im Jahr gibt es Niederschlag in diesem Gebiet.
Im Einzugsgebiet des Gauja gibt es viele Naturschutzgebiete, wie beispielsweise
den Gauja Nationalpark und das Nord Vidzeme Biosphären Reservat. Beide sind
beliebte Natur- und Wassertourismusgebiete. Der größte und bedeutungsvollste
See in diesem Gebiet ist der Burtnieki See (40 km2 Größe). Sieben kleine Flüsse
speisen ihn und die Quelle des Salaca entspringt hier. Der Fluss Salaca ist einer der
bedeutendsten Flüsse für den Lachs in der Baltischen Region. Das Vorkommen des
Lachses ist der Hauptgrund für die hohe Schutzwürdigkeit dieses Gebiets.
4.3.1 Struktur der Wasserdienstleistung
Als sachverständige Behörde entstand das Amt für Flussgebietsmanagement
innerhalb des Lettischen Amtes für Umwelt, Geologie und Meteorologie (LEGMA),
das vom Lettische Umweltministerium geleitet wird. Die Aufgaben von LEGMA und
dem Amt für Flussgebietsmanagement sind:
• Die Entwicklung und Vorbereitung des Budgets sowie die Koordination und
Umsetzung eines neuen Monitoring Programms.
• Die Bereitstellung von Informationen für die Europäischen Kommission, in
Anlehnung an vorgegebene EU-Vorschriften.
• Die Entwicklung und Aktualisierung der Entwürfe für die Bewirtschaftungspläne
sowie für die Maßnahmenprogramme.
• Die Durchführung ökonomischer Analysen zur Nutzung von Wasserressourcen.
40
• Die Sicherstellung der öffentlichen Beteiligung bei der Entwicklung und Aktualisierung der Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme.
• Die Umsetzung und Koordination von Plänen und Programmen.
• Die Einbeziehung der im Gebiet liegenden Gemeinden.
• Die Abstimmung von Maßnahmen vor der Aufnahme ins Maßnahmenprogramm
und die Abstimmung von Sofortmaßnahmen, falls notwendig.
• Die Entwicklung von Budgetentwürfen zur Umsetzung der Maßnahmenprogramme.
• Die Kommunikation mit kompetenten Behörden anderer Länder mit dem Ziel,
sowohl die Umweltziele innerhalb internationaler Flussgebiete zu erreichen als
auch ein gemeinsames Maßnahmenprogramm umzusetzen.
Ein Koordinations-Komitee wurde gebildet, um Maßnahmenprogramme in den
Flussgebieten umzusetzen. Das Komitee soll vom Umweltministerium akzeptierte
Repräsentanten von Behörden, Gemeinden und NGOs, einbeziehen. Der staatliche
Umweltservice soll die Umsetzung der Maßnahmenprogramme beaufsichtigen.
Die Gemeinden sind verantwortlich für die Organisation der Wasserversorgung
und Abwasserentsorgung in ihren Gebieten. Der Lettische Verband für Wasser und
Abwasser ist verantwortlich für die Bereitstellung von qualitativ gutem Wasser und
die Abwasserbehandlung. Der überwiegende Teil der Kläranlagen ist mit der zweiten Reinigungsstufe ausgestatte, einige dieser Kläranlagen haben eine zusätzliche
Nachbehandlung der Abwässer durch biogene Reduktionsreinigung. Kläranlagen
mit rein mechanischer Reinigung sind teilweise noch in Betrieb (Bericht 2005).
Der Verband kooperiert sowohl mit den Regierungs- und Verwaltungsinstitutionen,
um bestehende Gesetze und Vorschriften zu verbessern und zu erweitern, als auch
mit den Gemeinden beim Betrieb der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung.
4.3.2 Hauptergebnisse der Risikoabschätzung bezüglich der WRRL
Grundwassererneuerung
Die Hauptgefährdung für die Grundwasserkörper in Lettland besteht in der
Entnahme für die Trinkwassergewinnung. Trotz allem lässt sich aus Analysen zur
Wasserentnahme als auch zum Grundwasservorrat folgern, dass voraussichtlich
keine Gefährdung der Grundwasserquantität zu erwarten ist (Bericht 2005).
41
4
Wasserwirtschaft
Zustand der Kläranlagen
Im Gauja Einzugsgebiet fallen Abwassermengen von circa 13 Millionen m3 pro Jahr
an. Insgesamt sind 231 Kläranlagen in Betrieb, wovon 2 eine Nachbehandlung des
Abwassers mit erweiterter biogener Reduktion besitzen und 157 eine zweite Reinigungsstufe ohne biogene Reduktion. Die verbleibenden 72 Kläranlagen haben eine
rein mechanische Reinigung.
• Die Industrie ist zusätzlich zu den Gemeinden verantwortlich für die Produktion
von Abwässern (Lebensmittelindustrie (Fleisch- und Milchprodukte), Getränkehersteller (Bier) oder Industrieunternehmen (Textilien)). Deren Einträge sind
häufig sehr hoch konzentriert und stören die Prozesse in den Klärschlammbecken der Klärwerke (z.B. Valmiera and Cēsis).
• Sinkender Wasserverbrauch über die letzten Jahrzehnte führte zu einer höheren
Konzentration des Abwassers, was die Effizienz der Kläranlagen belastet.
• Da die Bevölkerungsdichte in diesem Gebiet mit weniger als 2 000 Einwohnern
pro Siedlung ziemlich gering ist, haben hier Investitionsprojekte in die Wassersysteme keinen besonders hohen Stellenwert. Dennoch müssen Maßnahmen
bis 2015 umgesetzt werden, denn die zur Zeit vielen kleinerer Verschmutzungen
resultieren in einer erheblichen Wasserverunreinigung.
• Bereits bestehende Kläranlagen bedürfen alle 7-10 Jahre einer Modernisierung, um schärferen Qualitätsanforderungen für die Abwasserbehandlung zu
genügen. Interessenvertreter der Region haben dringend einen Bericht über den
Status von Kläranlagen, speziell in ländlichen Gebieten, vorgeschlagen (Bericht
zum regionalen Workshop, 2005).
Zustand der Wasserversorgung und der Trinkwasserschutzgebiete
Trinkwasser wird aus tiefen Grundwasserförderbrunnen entnommen. Im Allgemeinen ist die Wasserqualität gut. Eine Wasseraufbereitung ist grundsätzlich erforderlich um das Eisen und den Härtegrad zu reduzieren. Der Wasserverbrauch wird
individuell gemessen. Die durchschnittliche Anschlussrate an das Trinkwassernetz
beträgt 61%, in einigen Gebieten liegt sie bei 92%. Die Anschlussrate ans Abwassersystem liegt bei 57% und steigt in manchen Gebieten auf bis zu 79% an.
Die Kosten für die Wasserdienstleistungen sind nach den Vorschriften des Ministerkabinetts berechnet. Die Berechnungen basieren auf festen Ausgaben (Personal,
Material- und Energiekosten), daher variierten die Kosten im Jahre 2005 beträchtlich zwischen 0,21 Euro/m³ und 1,05 Euro/m³. Die für Trinkwasser und Abwasser
erhobene Gebühr variiert zwischen 0,57 Euro/m³ und 1,08 Euro/m³.
42
Die Förderbrunnen sind, nach den Vorschriften des Ministerkabinetts Nr. 43 (2004),
durch eine Reihe von Schutzzonen gesichert.
• Trends zeigen einen sinkenden Wasserkonsum, somit müssen die Wasserversorger über eine Kostendeckung ihrer Dienstleistungen in der Zukunft nachdenken.
Das Versorgungssystem sollte ausgeweitet werden, um eine Optimierung in der
Anschlussrate zu erzielen. Außerdem sollten preiswertere Behandlungstechnologien entwickelt werden. Weiterhin wäre es vorteilhaft bereits existierende
Gesetzgebungen anzugleichen, um gestaffelte Tarife zu ermöglichen. Eine
Unterstützung bei der Beschaffung von Finanzierungsmitteln von Seiten der
Regierung wäre ebenfalls unerlässlich.
250
Liter pro Tag
200
150
100
50
0
1995
1996 1997 1998
1999 2000 2001
2002 2003 2004
2005
Jahr
Cēsis
Limbazi
Sigulda
Valmiera
Der Wasserverbrauch in Lettland sinkt.
• Diese Schritte werden die Wasserqualität steigern, was wiederum zu einem
Anstieg der Lebensqualität führt. Allerdings werden die Kosten die Qualität der
Wasserbehandlung bestimmen. Die Qualität der Versorgung ist eng verbunden mit dem Zustand des Versorgungssystems (gute Wasserqualität in verschmutzten Rohren kann nicht effizient sein).
• Die Erweiterung der Wasserversorgungsnetze ist besonders in Dörfern und
Städten wichtig. Einige Gemeinden haben lokale Vorschriften erlassen, mit Hilfe
derer sie die Kunden verpflichten, sich ans existierende Netz anzuschließen. Die
Stadt Riga hat solche Vorschriften etabliert. Der Anschluss an das Versorgungssystem ist eine Dienstleistung, die bezahlt werden muss; das Geld wird jedoch
43
4
Wasserwirtschaft
in die Entwicklung und Durchführung von Investitionsprojekten innerhalb der
Gemeinden investiert.
Flüsse
Seen
gesamt
nicht gefährdet
gefährdet
45
35
8 (18%)
7 (20%)
17 (38%)
10 (28%)
Wasserkörper im Einzugsgebiet des Gauja eingeschätzt als nicht gefährdet oder gefährdet durch die Verschmutzung von Punktquellen.
4.3.3 Hauptprobleme bezüglich der Wasserqualität und -quantität
Im Flussgebiet des Gauja sind die Hauptprobleme im Bereich der Wasserqualität zu
finden. Derzeit wurden noch keine Engpässe in der Wasserquantität beobachtet.
Tinkwasser
Die Trinkwasserqualität ist im Bezug auf die technischen Vorgaben und den
Geschmack hoch (Eisen, Härtegrad). Hinsichtlich der Dienstleistungen resultieren
die meisten Probleme aus dem technischen Zustand des Wasserversorgungssystems (überaltert, Rohrleitungen in schlechtem Zustand).
Abwasser
Die Qualität der Abwasserbehandlung stellt das Hauptproblem dar. Technische
Lösungen des Problems sind durchaus bekannt, nur fehlt es derzeit an Finanzierungsmöglichkeiten für solch kostenintensive Maßnahmen. Zusätzlich ist man um
die Regenwasserspeicherung und -behandlung gerade bei Starkregenereignissen
besorgt. Momentan hat Lettland keine gesonderte Regenwasserabführung, sondern kanalisiert Regenwasser und Abwasser gemeinsam in Mischkanalisationen.
Diese Mischkanalisationen funktionieren zudem oft nicht zuverlässig.
Oberflächengewässer
Hauptproblem hier sind anthropogene Einträge (z.B. verringerte Wasserqualität
von Gewässern flussabwärts von großen Städten).
Grundwasser
Anthropogene Einträge verursachen erhebliche Probleme an einem bestimmten
Gewässer (Altlasten einer früheren Rohölraffinerie), das Grundwasser ist hier durch
die Verunreinigung mit Öl stark gefährdet.
44
4.4 Mersey
4.4.1 Struktur der Wasserdienstleistung
In England und Wales sorgen Wasserunternehmen und nicht die Gemeinden
sowohl für die Trinkwasserversorgung als auch für die Abwasserentsorgung.
Die Wasserwirtschaft im Vereinigten Königreich ist eine der bedeutendsten Industrien, im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und im Sinne des Umweltschutzes. Die
wirtschaftliche Aufsichtsbehörde ist das Amt für Wasserdienstleistung (OFWAT),
welches von der Britischen Regierung eingerichtet wurde. Der Auftrag von OFWAT
ist: „Die Regulierung der Wasserwirtschaft so zu gestalten, dass durch Anreize die
Unternehmen angehalten werden, eine erstklassige Wasserversorgung in Bezug
auf Qualität für Kunden aus England und Wales zu erzielen“. Entsprechend dem
internationalen Vergleichsbericht der Wasser- und Abwasserwirtschaft der OFWAT
2006, zahlten Haushalte in Großbritannien im Jahr 2004 einen jährlichen Durchschnittswert von 165 Euro für Trinkwasser und circa 195 Euro für Abwasser.
Die Umweltaufsichtsbehörde ist die Environment Agency. Sie ist für die Unterhaltung und Verbesserung der Qualität von Oberflächengewässern und Grundwasserkörpern in England und Wales verantwortlich. Die Environment Agency ist auch
dafür verantwortlich dem Risiko einer Gewässerverunreinigung vorzubeugen, oder
es zumindestens zu reduzieren. Die Environment Agency analysiert, informiert,
berät und berichtet jährlich der OFWAT bezüglich der ökologische Leistung der
Wasserindustrie.
Die Privatisierung der Wasserindustrie unter der Konservativen Regierung im Jahre
1989 ermöglichte größere Investitionen in die Kontrolle von Gewässerverunreinigungen. Dies entspracht auch zu großen Teilen den Anforderungen der EU-Richtlinien. Die privatisierten Wasserunternehmen müssen im fünf Jahres Zyklus einen
Kapitalanlageplan über die Verwendung von Geldmitteln erstellen, wodurch eine
größtmögliche Wertschöpfung gesichert werden soll.
Eine andere wichtige Rolle im Britischen Wassersektor spielt Water UK, gewissermaßen eine Fach-Organisation der Trink- und Abwasserversorger. Water UK bringt
die Vertreter von Regierungsbehörden und Interessensvertretungen an einen Tisch
und ist koordinativ tätig, um gesetzlichen Vorgaben vorzubereiten und um die
Verständigung im Wassergeschäft zu verbessern.
45
4
Wasserwirtschaft
Weitere wichtige Körperschaften in der englischen Wasserwirtschaft sind:
• Die Trinkwasseraufsichtsbehörde (Drinking Water Inspectorate), sie regelt die
Wasserqualität für den Endverbraucher.
• English Nature ist eine Regierungsbehörde, welche den Schutz wild lebender
Tiere und der Geologie in England überwacht. Alle Wasser­unternehmen, -organisationen, -behörden und Regierungsabteilungen müssen English Nature über
Aktivitäten berichten, die einen Einfluss auf „Gebiete von größerem wissenschaftlichem Interesse“ (Sites of Special Scientific Interest - SSSI) haben.
• UK Water Industry Research (UKWIR) fördert gemeinschaftliche Forschung für die
Wasserunternehmen im Vereinigten Königreich und entwickelt einen Rahmen
für gemeinsame Forschung.
• Der Verbraucherverband für Wasser (Consumer Council for Water) ist die Vertretung der Wasserverbraucher in England und Wales. Er vertritt die Kunden im Hinblick auf Wasserpreise, Dienstleistungen und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Er ist unabhängig von Wasserindustrie und Behörden.
Das Wasserunternehmen United Utilities ver- und entsorgt Nordwest England mit
Trink- und Abwasser. Unitied Utilities regelt ebenfalls die Netzsysteme und ver- und
entsorgt große Teile Wales sowie kleinere Bereiche Schottlands mit Trink- und
Abwasser und betreibt über 100 Kläranlagen. Hierdurch wird ein Bevölkerungsanteil von etwa sieben Millionen Menschen und drei Millionen Haushalten und
Geschäftsgebäuden in Nordwest England erreicht. Über die Bereitstellung von
Personal ist United Utilities auch in das ENMaR Projekt eingebunden.
Das Ziel von Unites Utilities ist: “Den Nordwesten Englands durch nachhaltige
ökonomische Entwicklungen zu verbessern“. Als größter Betreiber im Bereich der
Wassersysteme seit der Privatisierung 1989 führte United Utilities ein enormes
Investitionsprogramm durch. Bis Ende 2005 wurden zum Nutzen von Verbraucher
und Natur über 11 Milliarden Euro in die Instandhaltung und Verbesserung der
Kläranlagen und dem Netz von Leitungen und Kanalisation investiert.
Die ersten Schritte zur nachhaltigen Wasserwirtschaft starteten in Folge der Privatisierung 1989. Der Umsetzungsprozess der Wasserrahmenrichtlinie kann dazu
beitragen, die nachhaltige ökonomische Entwicklung fortzuführen. Eine bessere
Wasserqualität fördert die Entwicklung von Bereichen entlang der Gewässer, was
wiederum die Ökonomie stimuliert. Durch die Kombination von Wasser- und
46
Raumentwicklung entsteht eine bessere Regionalentwicklung zu deren Gelingen
gemeindliche Planer beitragen können.
4.4.2 Hauptprobleme bezüglich der Wasserqualität und -quantität
Der Jahresdurchschnitt an Regen beträgt etwa 1 400 mm im Einzugsgebiet des
Mersey. Der Nordwesten Englands umfasst 40 Grundwasserkörper. Für 9% der
Grundwasserkörper besteht das Risiko, bedingt durch die Belastung von Wasserentnahme und Durchflussregelungen, die Ziele der WRRL nicht zu erreichen.
Weitere 17% der Grundwasserkörper sind potentiell gefährdet.
Die unten stehende Tabelle gibt den Prozentsatz des Gefährdungsgrades von
Gewässern wieder, die gefährdet sind, die Ziele der WRRL durch punktuelle Einträge nicht zu erreichen.
Flüsse
Seen
Grundwasser
Übergangsgewässer
Küstengewässer
% gefährdet
% wahrscheinlich gefährdet
22
16
1
16
5
1
4
3
32
13
Gewässer in England, die gefährdet sind, die Ziele der WRRL nicht zu erreichen.
Die Gemeinden sind für die Wasserdienstleistungen in England nicht verantwortlich. Hierin unterscheidet sich England vom Rest Europas, wo die Wasserbehörden
und auch die Wasser- und Abwasserwirtschaft kommunal agieren. Jedoch sind in
England die Gemeinden für planerische Maßnahmen verantwortlich und Wasser
kann eine erheblich Rolle in der Erstellung von Raumordnungsplänen spielen,
sowohl auf regionaler als auch auf lokaler Ebene. Die WRRL fordert einen ganzheitlichen Ansatz bei der Wasser- und Landbewirtschaftung, somit ist eine interdisziplinäre Vorgehensweise von hoher Bedeutung.
47
4
Wasserwirtschaft
4.5 Miño
Drei unterschiedliche Naturräume können in Galicien unterschieden werden,
jeder mit sehr unterschiedlichen klimatischen Besonderheiten: Das küstennahe
Galicien, das innere Galicien und die Berge. Innerhalb dieser Gebiete bestehen
wesentliche naturräumliche Unterschiede, bedingt durch das unebene Gelände mit
Hügeln und Tälern. Der Jahresniederschlag liegt im Südwesten Galiciens zwischen
800 - 3 000 mm. Niederschlag fällt hauptsächlich in den Wintermonaten, ebenso
können Dürreperioden im heißen Monat Juli auftreten.
Infolge des unebenen Reliefs und des feuchten Klimas besitzt Galicien viele Fließgewässer (mehr als 2 000 km) in Form von Bächen bis hin zu mittleren Flussläufen
wie dem Miño. Die das Land durchziehenden Flüsse sind tief in das Gelände eingeschnitten und formen ein Netzwerk aus vielen tiefen und engen Tälern. Der Miño ist
mit 308 km der längste Fluss, sein Einzugsgebiet umfasst 17 800 km2. Die Flussgebiete Miño, Limia und Támega umspannen die Territorien der Länder Spanien und
Portugal.
Die Flusswasserstände variieren durch das Jahr, da die kleineren Flüsse von
Regenwasser gespeist werden. Das Durchflussvolumen korreliert daher mit der
Niederschlagskurve. Demzufolge sind die höchsten Wasserstände im Winter zu
messen, besonders in den Flüssen, deren Quellen in den nördlichen und westlichen
Bergen entspringen. Im Kontrast hierzu stehen die Flüsse, die in den östlichen und
südöstlichen Berghängen entspringen, wo es regelmäßig schneit. Die Fließgewässer sind geprägt von zwei Perioden mit hohen Wasserständen, bedingt durch hohe
Niederschlagsraten im Herbst und Winter. Im Frühjahr sind die Fließgewässer durch
die Schneeschmelze geprägt, was jedoch nur zu gering erhöhten Wasserständen
führt. Die Gefahr von Hochwasser besteht jedoch nicht.
4.5.1 Struktur der Wasserdienstleistung
Die Organisation der Wasserdienstleistungen in Spanien wird von dem Hydrographischen Verband übernommen, der trotz seiner frühen Gründung in Spanien
seine Möglichkeiten bislang nicht voll ausgenutzt hat. Organisatorisch ist der
Verband untergliedert in die Kontroll-Systeme (das Kabinett und der Präsident), die
Management Abteilungen (Die Verbraucherversammlung, das Wasserspeicherentnahme Komitee, die Verfahrens- und Arbeitsversammlung) und die Planungsabteilung (der Gewässerrat).
48
Der Flussgebietsrat unterstützt die vom Wasserrecht und der WRRL geforderte
Öffentlichkeitsbeteiligung. Hinsichtlich der Wassernutzer ist die Beteiligung nur auf
bestimmte Gruppen beschränkt, so zum Beispiel auf den Bereich der Bewässerung
oder den Nationalen Gewässerrat. Umweltgruppen werden im Flussgebietsrat
und ebenfalls im Nationalen Wasserrat repräsentiert, obwohl durch diese Art der
Organisation und Einbeziehung kein nennenswerter ökologischer Nutzen für die
Umwelt erreicht wird. Um jedoch die WRRL umzusetzen und ihre Zielsetzungen zu
erreichen, müsste die gesamte spanische Wasserwirtschaft verändert werden.
Das Gesetz 8/1993, welches Weisungen für das Galicische Büro für Wasserressourcen beinhaltet, fordert dass die Autonome Gemeinschaft ihre Kompetenzen und
Verantwortlichkeiten für den Umgang mit den Wasserressourcen und den zugehörigen Projekten durch die Verwaltung und öffentliche Organisationen, die Teil
des Galicischen Büros für Wasserressourcen sind, durchführen lassen soll. Artikel 2
besagt, dass der Rat der Galicischen Regierung (Xunta de Galicia) und das Umweltministerium die Behörden mit fachlichem Hintergrund und Verantwortung sind,
die auf dem Gebiet mit speziellen Organisationen, inklusive dem „Büro für Wasserressourcen“, die autonome Organisation „Galicisches Wasser“ und der öffentliche
Firma „Hydrologische Arbeiten und Service“ zusammenarbeiten. Letzteres ist dem
Ministerium für Raumordnung, Infrastruktur und Siedlungswesen unterstellt.
Der unabhängigen Organisation „Wasser Galiciens“ wurde das Recht einer völligen
Unabhängigkeit übertragen, um die im Folgenden aufgelisteten Aufgaben möglichst ungehindert nach dem Gesetz 8/1993 abwickeln zu können.
1. Erarbeitung, Umsetzung und Überprüfung der hydraulischen Programme
2. Verwaltung und Kontrolle der staatlichen hydraulischen Arbeitsgebiete
3. Verwaltung und Kontrolle hydraulischer Projekte
4. Planung, Bau und Einsatz hydraulischer Anlagen
5. Genehmigung von Anlagen und Einleitungen in Galiciens Küstenregion und die
Überwachung dieser Gebiete
6. Übernahme jeglicher anderer Aufgaben, die von der Galicischen Regierung
übertragen werden
49
4
Wasserwirtschaft
Die Kosten für Wasserdienstleistungen in Galicien errechnen sich aus auf dem
jeweiligen Verbrauch und variieren in der Region. Einwohner des Miño Einzugsgebiets zahlen durchschnittlich 0,24 Euro/m3 in Pastoriza und Begonte. In Lugo und
Villalba liegt der Durchschnittspreis bei 0,45 Euro/m3.
Euro/m3
Dienstleistung, Transport,
Speicherkosten
Dienstleistung, Verteilungsund Behandlungskosten
gesamt
0,08
1,19
1,27
Wasserpreise in Galicien.
Die Einwohnerzahl Galiciens beträgt derzeit 2,7 Millionen Einwohner, wovon
1 Million in den acht größeren Städten lebt in denen die meisten Haushalte an das
öffentliche Kanalsystem und die Kläranlagen angeschlossen sind. In ländlichen
Gebieten, kleineren Städten und Dörfern sieht die Situation anders aus, wie die
unten stehende Tabelle aus dem Jahr 2000 zeigt.
Einwohner mit
Abwasseranschluss
Einwohner ohne
Abwasseranschluss
Haushalte mit
Abwasseranschluss
Haushalte ohne
Abwasseranschluss
770 000
800 000
380 000
350 000
49%
51%
52%
48%
Anzahl der Anschlüsse an Kläranlagen
Infolge des Mangels an öffentlichen Daten wurde eine ungefähre Einschätzung
vorgenommen:
• In den großen Städten sind 99% der Bevölkerung an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen.
• In ländlichen Gebieten sind lediglich 50% der Bevölkerung an die öffentliche
Trinkwasserversorgung angeschlossen.
Zur Abwasserreinigung werden vornehmlich Kläranlagen mit chemischer und
biogener Reinigungsstufe benutzt, jedoch sind auch noch Kläranlagen mit rein
mechanischer Reinigung in Betrieb.
50
4.5.2 Hauptprobleme bezüglich der Wasserqualität und -quantität
Im gesamten Miño Einzugsgebiet können 76% der Grundwasserkörper aufgrund
fehlender Daten nicht bewertet werden. Die derzeit nutzbaren Daten zeigen für 1%
der Grundwasserkörper eine Gefährdung hinsichtlich der Wassermenge.
Punktuelle Verschmutzungsquellen durch Kadmium, Quecksilber und auch Nitrat
belasten 13% der Oberflächengewässer des Flussgebietes.
Derzeit werden für 21% der Oberflächengewässer weitere Daten erhoben, um zu
überprüfen ob eine Gefährdung durch diffuse Einträge vorliegt.
Der nördliche Teil des Einzugsgebietes wird hauptsächlich landwirtschaftlich
genutzt. Mit 77% landwirtschaftlicher Nutzfläche liegt das Gebiet über dem
Landesdurchschnitt von 68%. Im Gebiet Terra Chá stieg die Anzahl von Milchvieh,
was zu einem erhöhten Bedarf an Futtermitteln führte. Das Problem wurde durch
steigende Spezialisierung und Automatisierung von Betrieben in der Region
verursacht, was wiederum zu neuen Umweltproblemen in der Wasserwirtschaft
führte. Die Ausbringung von Gülle, vermischt mit Düngemitteln verursachte einen
Oberflächenabfluss in die Gewässer, der an vielen Stellen ernsthafte Probleme
verursachte. Die galicische Verwaltung veröffentlichte im Jahr 1999 ein „Galicisches Handbuch der guten Praxis“. Dieses Handbuch versucht Lösungen für die
weit verbreiteten Probleme der Wasserwirtschaft durch die Landbewirtschaftung,
Viehzucht und Bewässerung aufzuzeigen. Es gibt aber auch Empfehlungen wie
Probleme in der Zukunft abzumildern oder zu vermeiden sind. Bislang hat dieses
Handbuch allerdings noch nicht die gewünschten Wirkungen gezeigt.
Während der Sommermonate, besonders im Juli und August hat der Wasserverbrauch für Bewässerungszwecke zu Dürren im Miño Einzugsgebiet geführt. Die
genehmigten Bewässerungen sowie unerlaubte Bewässerungspraktiken haben
die Wasserressourcen stark beeinträchtigt. Es wurden Versuche zur Lösung des
Problems durch Modernisierung der Landbewässerungssysteme und durch die Verbesserung der Bewässerungspraxis unternommen. Allerdings ist das Problem der
illegalen Bewässerung und der damit verbundenen, nicht genehmigten Brunnen
schwer zu beheben. Eine Kontrolle erfordert einen hohen Personalaufwand, der die
Möglichkeiten der Verwaltung derzeit übersteigt.
51
4
Wasserwirtschaft
Um eine klare Aussage bezüglich der Wasserqualität im Gebiet des Miño zu erreichen, sind weitere Untersuchungen und eine verbesserte Auswertung vorhandener
Daten in den nächsten Jahren dringend erforderlich.
4.6 Weser
Die deutsche ENMaR Region ist das 49 000 km2 große Einzugsgebiet der Weser.
Das Einzugsgebiet umfasst einen Großteil des Bundeslandes Niedersachsen und
umspannt sowohl angrenzende Verwaltungs- als auch geographische Grenzen, was
sich auch in den Daten und Informationen zeigen wird, die in diesem Abschnitt dargestellt sind. Um eine Vergleichbarkeit mit anderen Flussgebieten zu erreichen, liegt
das Hauptaugenmerk der Beschreibungen auf dem Nordwestlichen Bereich des Einzugsgebiets (dem früheren Regierungsbezirk Weser/Ems). Die untenstehende Tabelle
zeigt Ergebnisse der Risikoabschätzung für Gewässer im Flussgebiet der Weser.
Oberflächengewässer
Grundwasserkörper
gesamt
1398 *
wahrscheinlich
19%
unklar
33%
unwahrscheinlich
48%
* 1377 Fließgewässer, 15 Seen, 6 Küsten- und Übergangsgewässer
141
30%
65%
3%
Ergebnis der Bestandsaufnahme 2004 mit der Abschätzung wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich die Erreichung eines guten ökologischen und chemischen Zustands der Wasserkörper im Einzugsgebiet der Weser ist.
Niedersachsen zeichnet sich durch eine lange Küstenlinie aus. Das Binnenland wird
durch Deiche vor der Nordsee geschützt. Diese bedürfen besonderer Unterhaltung
und Pflege, um Hochwasserschäden infolge von Sturmfluten zu verhindern.
Klimatisch ist die Weserregion in die gemäßigte Zone Zentraleuropas einzuordnen. In
Niedersachsen variieren die Niederschlagswerte zwischen 550 mm und > 1 000 mm
im Jahr. Die Grundwasserneubildung ist in den verschiedenen Regionen unterschiedlich, im Westen beträgt die Niederschlagsmenge etwa 800 mm, was zu einer
Grundwasserneubildung von ca. 300 mm führt, die im Vergleich im Osten des Landes
sehr viel geringer ist. Überflutungen aufgrund von Starkregenereignissen und extremen Wetterbedingungen verursachen immer häufiger Probleme für Gemeinden und
Landbesitzer in Niedersachsen.
52
Erwartete Grundwasserneubildung im Verbandsgebiet des OOWV.
4.6.1 Struktur der Wasserdienstleistung
In Deutschland sind ca. 7 000, meist in öffentlicher Hand liegende und keine
Gewinne anstrebende, Wasserverbände für die Trinkwasserversorgung auf Gemeindeebene zuständig. Im Vergleich wirtschaften 374 Versorger allein in Niedersachsen,
10 in Großbritannien, 4 in Frankreich und 15 in den Niederlanden.
Innerhalb des Verbandsgebiets des OOWV wird das Trinkwasser ausschließlich aus
Grundwasser gefördert. Das Wasser wird nicht behandelt nur mit Luft durchsetzt
sowie Eisen und Magnesium ausgefiltert. Der Wasserverbrauch wird individuell
gemessen. Die Kosten schwanken in Niedersachsen zwischen 0,90 Euro/m3 und
1,48 Euro/m3 Trinkwasser inklusive einer Wasserentnahmegebühr von 0,05 Euro m3,
welche der Verbraucher zur Finanzierung von Grundwasserschutzmaßnahmen (Aufforstung, Ökolandbau, spezielle Grundwasserschutz orientierte Landbewirtschaftung, für welche die Landwirte Ausgleichszahlungen erhalten) zahlt.
Die Gemeinden sind auch (meistens) verantwortlich für die Abwasserwirtschaft. Sie
müssen die Kanalisation und die Kläranlagen bereitstellen und sind für deren Unterhaltung verantwortlich. Im Flussgebiet der Weser sind 550 gemeindliche Kläranlagen
53
4
Wasserwirtschaft
und 138 nennenswerte industrielle Einleiter vorhanden. Größere Industrieanlagen
besitzen häufig eigene Kläranlagen. Regelmäßig finden Inspektionen von industriellen Einleitern und Kläranlagen statt. Die Qualität des geklärten Wassers, das zurück
ins Oberflächenwasser geleitet wird, und ebenso des Klärschlamms ist mit Konzentrationen unter den geforderten Grenzwerten, sehr gut. Die Landwirtschaft nutzt
den Klärschlamm als organischen Dünger.
Verbraucher zahlen, gemäß ihres Trinkwasserverbrauchs, einen Preis zwischen 2,5
und 3,5 Euro/m³ für die Abwasserreinigung. Kleinkläranlagen für Privathaushalte sind
im Nordwesten Niedersachsens weit verbreitet (insgesamt 200 000).
In Deutschland liegt die Unterhaltung der Gewässer, zur Sicherung des Durchflusses
für private und öffentliche Landbesitzer, in der Verantwortung regionaler Wasserund Bodenverbände. Diese Dienstleistung wird manchmal auch von Kleinunternehmen übernommen, besonders in Niedersachsen, wo meist selbst organisierte
Landwirte und andere Landbesitzer ihren Ländereien entsprechend zahlen müssen.
Die Unterhaltungsverbände haben gemäß ihren Satzungen, auch den Belangen des
Naturschutzes Rechnung zu tragen.
Hochwasserschutz ist ein wichtiges Thema für alle Einwohner der durch die Gezeiten
beeinflussten Weser/Ems Region. Sie haben jährliche eine Gebühr als Beitrag für die
Deichverbände zu zahlen, die für die Instandhaltung und Erhöhung von Deichen
verantwortlich sind.
Nach der Verwaltungsreform im Jahr 2005 wurde dem Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die Verantwortung
für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie übertragen. Um Transparenz und
Öffentlichkeitsbeteiligung zu gewährleisten, wurde das Instrument der Gebietskooperationen geschaffen, diese setzen sich aus Vertretern aller betroffenen Interessenvertretergruppen der Regionen zusammen.
4.6.2 Hauptprobleme bezüglich der Wasserqualität und -quantität
Punktquellen spielen eine untergeordnete Rolle für Grund- und Oberflächengewässer im Einzugsgebiet der Weser. Zahlreiche ehemalige Bergbaustandorte im und um
den Harz sind Quellen diffuser Einträge in die Grund- und Oberflächengewässer. In
der Nordwestregion indes ist die intensive Landwirtschaft der Hauptverursacher für
diffuse Einträge (z.B. Nitrate, Phosphate und Pestizide, was zu einem durchschnittlichen Überschuss an Stickstoff von 100 kg N/ha führt), besonders dort, wo die
54
Grundwasserneubildungsrate sehr hoch ist. Uferrandstreifen werden nur unzulänglich zum Schutz der Fließgewässer, die eine enge Beziehung zum Grundwasser
haben, genutzt.
Im Einzugsgebiet der Weser gibt es 4 700 Querbauwerke, die die Durchgängigkeit
der Gewässer stören. Stauwerke und Dämme behindern die Fischwanderung. Das
zurückgehaltene oder gestaute Wasser erzeugt flussaufwärts eine völlig atypische
Tier- und Pflanzengemeinschaft.
Nur ungefähr 15% der Gewässer im Einzugsgebiet der Weser sind überwiegend
unbeeinträchtigt. Die übrigen Gewässer haben keine oder nur eine geringe natürliche Eigendynamik als Folge der Umgestaltung der Gewässermorphologie. Uferzonen mit Schilf oder Gewässerrandgehölze sind die Ausnahme.
Um Wasserknappheit vorzubeugen, übersteigt die Wasserentnahme die Grundwasserneubildungsrate nicht. Diese Praxis unterliegt einem System ständiger Kontrolle
und Lizenzierung. In der Region der Flüsse Aller und Leine jedoch müssen vier
Grundwasserkörper durch zusätzliches Wasser ergänzt werden.
Die Einleitung von Kühlwassern aus 14 Kernreaktoren und zwei Industrieanlagen im
Wesereinzugsgebiet tragen zu einer signifikanten Erwärmung der jeweiligen Oberflächengewässer bei. Weitere Umweltprobleme sind durch die Kalisalzbergwerke
entlang des Weserzuflusses Werra begründet. Im Osten Niedersachsens sind die
salzigen Abwässer flussabwärts bis zur Mittelweser messbar.
55
4
Wasserwirtschaft
4.7 Zusammenfassung
Der Umsetzungsprozess der Wasserrahmenrichtlinie beeinflusst die Wasserwirtschaft in allen europäischen Regionen. Wasserver- und -entsorgung, Hochwasserschutz, regionales Wassermanagement und die Gewässerunterhaltung sind
größtenteils Aufgabe der Gemeinden. Diese verschiedenen Aspekte der Wasserwirtschaft werden durch unterschiedliche Einflussfaktoren, wie Landwirtschaft,
Forstwirtschaft, Tourismus und Raumplanung bestimmt, die wiederum Auswirkungen auf die Regionalentwicklung, Landwirtschaft und Tourismus haben.
Einfluss von anderen
Komponenten
Wasserwirtschaft
Einfluss auf andere
Komponenten
Landwirtschaft, Raumordnung, Tourismus
Trinkwasserversorgung
Landwirtschaft, Regionalentwicklung, Tourismus
Regionalentwicklung,
Tourismus
Abwasserentsorgung
Regionalentwicklung,
Tourismus
Land- und Forstwirtschaft,
Raumordnung
Hochwasserschutz
Landwirtschaft, Tourismus,
Regionalentwicklung
Landwirtschaft
Gewässerunterhaltung
Landwirtschaft, Tourismus
Das bedeutet, dass in den meisten Regionen ein dringender Bedarf zur Kommunikation und Kooperation der Kommunen mit Interessenvertretern verschiedenster
Bereiche besteht. Verantwortlichkeiten müssen geteilt werden, um den für 2015
angestrebten guten Zustand der Gewässer im Sinne der WRRL zu erreichen. Außerdem können damit gute Vorbedingungen für eine langfristig erfolgreiche Regionalentwicklung geschaffen werden. Untersuchungen innerhalb des ENMaR Projektes
haben gezeigt, dass beispielsweise gut entwickelte Wasserversorgungssysteme in
Lettland essenziell sind, um eine Trinkwasserversorgung von guter Qualität und
eine Abwasserentsorgung gemäß den Standards zu gewährleisten. Eine solch gute
Infrastruktur ist ebenso interessant für die Verbraucher und trägt somit auch zur
ökonomischen Entwicklung bei.
Das ENMaR Projekt will den Kommunikationsprozess in Richtung eines ganzheitlichen Ansatzes anstoßen. Dies zeigt sich beispielsweise bei den Politikern in der
Emån Region in Schweden, die durch die ENMaR Workshops über die Auswirkungen der Wasseramenrichtlinie aufgeklärt wurden. Zukünftig ist geplant, den
56
schwedischen ENMaR Projektpartner Emåförbundet als Bindeglied zwischen den
Wasserbehörden und den Gemeinden im Emån Flussgebiet zu stellen.
Auch in den Regionen, in denen die Gemeinden nicht für die Wasserdienstleistungen verantwortlich sind, wie beispielsweise in England, spielt Wasser eine
wichtige Rolle in der Raumplanung, die hier in dem Zuständigkeitsbereich der
Gemeinden liegt. Die Raumplanung wird die Grundlage zukünftiger Regionalentwicklung sein und die Gemeinden mit Informationen versorgen, um ihr Entwicklungspotenzial unter Berücksichtigung der jeweiligen Einflussfaktoren zu fördern.
Einer hiervon ist der Hochwasserschutz, der eng mit den Komponenten Land- und
Forstwirtschaft sowie Tourismus verbunden ist. All diese Komponenten jedoch
beeinflussen die Regionalentwicklung.
57
4
Wasserwirtschaft
Quellenangabe
Emån
Vetlanda Energi och Teknik AB, Box 154, 574 22 Vetlanda, Schweden
Emåförbundet, Box 237, 574 23 Vetlanda, Schweden
http://www.sverige.de/reis/reis_regi_deta.asp?RegionID=4
http://de.wikipedia.org/wiki/Schweden#Klima
Gauja
Bericht 2005
Mersey
OFWAT 2006: International comparison of water and sewerage service
http://www.metoffice.gov.uk/climate/uk/2006/annual/averages1.html
Miño
Xunta de Galicia 2005: Estratexia galega para a conservación e o uso sostible da
biodiversidade, Consellería de Medio Ambiente
Cancela, JJ 2004: Gestión integrada del agua en la cuenca alta del río Miño, Thesis,
University of Santiago de Compostela, Lugo
Balairón, L. 2000: Gestión de recursos hídricos, UPC, Barcelona
Barreira, A. 2002: La participación pública en la directiva marco del agua: implicaciones para la península Ibérica, III Congreso Ibérico sobre Gestión y Planificación del
agua, Sevilla
Llanos, J.A. 2000: Organización Hidráulica Española, Confederaciones Hidrográficas,
IV Asamblea General de la RIOC, Cracovia
http://www.euwareness.nl
Weser
FGG Weser 2005: Bewirtschaftungsplan Flussgebietseinheit Weser, Hildesheim
FGG Weser 2005: Bestandsaufnahme, Hildesheim
58
Landwirtschaftskammer Hannover 2006: Die Bedeutung der Feldberegnung in Niedersachsen, available online at: http://www.lwk-hannover.de/index.cfm/portal/2/
nav/185/article/5930/page/print.html
Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung (NLfB) 2006: Grundwasserneubildung,
available online at: http://www.nlfb.de/grundwasser/anwendungsgebiete/ print.
php?seite=http://www.nlfb.de/grundwasser/anwendungsgebiete/gw_neubild.htm
Niedersächsisches Umweltministerium 2002: Zukunftsfähige Wasserversorgung in Niedersachsen, Abschlussbericht der Regierungskommission, Hannover
Niedersächsisches Umweltministerium 2005: Zehn Jahre kooperativer Grundwasserschutz in Niedersachsen, Ergebnisse des Grundwasserworkshops in Hildesheim
am 24.09.2002, available online at: http://www.mu1.niedersachsen.de/cda/pages/
printpage.jsp?C=1202043&N=11329&L=20&D=0&I=598#
59
5
Text: P rof. Florentino Díaz Rodríguez,
Verónica Blanco Maceira
Landwirtschaft
5 Landwirtschaft
5.1 Einführung
Die Landwirtschaft zählt zu den bedeutendsten Landnutzern in Europa und ist in
diesem Zusammenhang stark mit den Belangen der Wasserwirtschaft verknüpft.
Auf der einen Seite gestaltet die Landwirtschaft die Naturräume mit ihren Wasserläufen, auf der anderen Seite beeinflussen ihre Aktivitäten die Qualität der Oberflächengewässer und des Grundwassers durch Bodenerosion und den Eintrag von
Nährstoffen und Pestiziden. Die Landwirtschaft verbraucht ungefähr 30% der Wasserressourcen der Europäischen Union. In manchen Staaten, zum Beispiel Spanien,
steigt die Verbrauchsrate auf bis zu 80%. In den meisten europäischen Mitgliedsländern wird die Landwirtschaft als ein Hauptverursacher dafür genannt, dass Gewässer bezüglich ihres „guten Zustands“ gefährdet sind. Die folgenden Paragraphen
beschreiben die landwirtschaftlichen Bedingungen in den ENMaR Flussgebieten.
5.2 Naturräume und Klima
Gauja
Mersey
Miño
Weser
Einzugsgebiet (km2)
4 500
13 000
Höhe über NN
0 - 325
0 - 225
Niederschlag (mm/Jahr)
600
725
6,5
6
jährliche Durchschnitts­
temperatur (ºC)
maximale monatliche
20,5
17
Durchschnittstem­
peratur (ºC)
minimale monatliche
- 6,5
- 5,0
Durchschnittstem­
peratur (ºC)
* Der Maximalwert wird nur im Harz erreicht.
Emån
4 700
0 -1000
1 300
8
17 800
0 - 2100
1 200
11
49 000
0 - 800
600 - 1 900*
5-9
18
22,8
1
5,5
5.2.1 Emån
Das Grundgestein der schwedischen Provinz Småland ist hauptsächlich magmatisches Gestein wie Granit, das sehr wenig erosionsanfällig ist und aus dem sich
60
nährstoffarme Böden entwickeln. In einigen Gebieten stehen auch Metamorphite
oder Sedimentgesteine (Amphibolite, Sedimentite oder eine Art Jade) an, aus
denen fruchtbarere Böden entstehen. Das Gelände im Emån Flussgebiet zeigt das
typische Formenbild des schwedischen Hochlandes. Eine bewaldete, sanft wellige
Ebene, in der kleine Hügel, unzählige Seen und Moore die Topographie bestimmen. Nur an bestimmten Orten, wie der Kalmar Ebene, in welcher der Emån in die
Ostsee mündet, liegen riesige Auen- bzw. Überschwemmungsgebiete. Sie sind
glazial überformt und stellen die besten Gegebenheiten für die landwirtschaftliche
Bearbeitung in diesem Gebiet. Trotz seiner nördlichen Breite, seiner Position und
großen Ausdehnung erfreut sich Schweden eines meist temperierten Klimas, das
durch den Golfstrom beeinflusst wird. Der durchschnittliche Jahresniederschlag im
Emån Einzugsgebiet beträgt etwa 600 mm. Allerdings verläuft ein Niederschlagsgradient durch das Einzugsgebiet. Der Nordwesten, ähnlich wie das schwedische
Hochland, hat einen Jahresniederschlag von 700 mm. Mit ungefähr 500 mm ist der
südöstliche Teil hingegen trockener. Hier sind die Sommer in der Regel heißer und
länger als im Norden des Landes.
5.2.2 Gauja
In Lettland gibt es über 12 000 Bäche und über 3 000 Seen. Der überwiegende Teil
des Landes besteht aus tief liegendem Flachland mit einigen Hügeln im Osten.
Der höchste Punkt ist der Gaiziņkalns mit 312 m. Die charakteristischsten Erscheinungen des östlichen Lettlands sind zwei Hauptflusstäler: das Tal des Gauja im
Nordosten und das Tal der Daugave im Südosten. Das Gauja Einzugsgebiet ist
durch eher geringe Erhebungen über dem Meeresspiegel mit flachen Bereichen
(50-150 m) und unebenen Hochland (200-250 m) charakterisiert. Von seiner Quelle
in den Hügeln südöstlich von Cēsis bis zu seiner Mündung in die Ostsee, unweit der
Hauptstadt Riga, fließt der Gauja durch eine Region sanft geschwungener Hügel.
Ein Großteil des Flusstales zwischen Sigulda und Valmiera liegt innerhalb der Grenzen des Gauja Nationalparks. Das Klima im Flussgebiet ist kontinental und feucht
und wird durch die Nähe zur Ostsee beeinflusst. Die Winter sind infolge maritimer
Polarluftmassen kalt. Im Binnenland ist es jedoch um einiges kälter, im Bereich
der Küste kann es zeitweise Tauwetter geben. Schnee fällt von Mitte Dezember
bis in den März hinein. Die Wetterbedingungen sind in den anderen Jahreszeiten
sehr wechselhaft. Während Frühling und Herbst häufig zu Regen tendieren ist der
Sommer eher kalt und wolkig. Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt bei
725 mm im Jahr, 40% der Tage übers Jahr sind wolkig.
61
5
Landwirtschaft
5.2.3 Mersey
Das Mersey Einzugsgebiet lässt sich in drei große topographische Abschnitte einteilen: die Tiefebenen, die Hochländer und die Flusstäler. Die Irische See im Westen
und das Mittelgebirge Pennines im Osten verursachen zusammen mit einem
vorherrschenden Wind aus Südwesten und dem Golfstroms ein relativ warmes und
feuchtes Wetter. Es regnet häufig übers Jahr, obwohl die Jahreszeiten bezüglich
ihrer Temperatur sehr unterschiedlich sind. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt im Nordwesten Englands bei 1 300 mm. Der meiste Regen fällt zwischen Oktober und Januar, während die geringsten Niederschläge im April und Mai
vorkommen. Die wärmsten Monate sind Juli und August, mit einer Durchschnittstemperatur von über 18°C. Die kältesten Monate sind Januar und Februar, mit
einer durchschnittlichen Temperatur von 1°C. Je weiter man ins Binnenland kommt,
desto kälter und feuchter wird es. Obwohl eher ungewöhnlich, kann im Winter und
frühen Frühling Schneefall in der Tiefebene auftreten.
5.2.4 Miño
Obwohl das Miño Einzugsgebiet eine sehr heterogene Region mit vielen klimatischen und geologischen Unterschieden ist, gestaltet sich das Teilflussgebiet Terra
Chá, was wörtlich übersetzt „flaches Land“ bedeutet, eher gleichförmig. Es umfasst
den flachen Zentralbereich der Provinz Lugo und ist überwiegend von Bergen umgeben. Überall in der Ebene liegen Teiche und Marschland, die von großer ökologischer
Bedeutung und ein Touristenmagnet sind. Sie entstanden als Ergebnis von unzureichender Versickerung aufgrund von Tonablagerungen. Die Höhe über dem Meer
variiert zwischen 400 m und 500 m, der nördliche Teil ist mit über 650 m über NN
etwas höher. Galiciens Klima ist ozeanisch, mit mediterranen Einflüssen. Es gibt eine
ausgesprochen trockene Jahreszeit, die mit der heißen Jahreszeit zusammenfällt.
Das Wetter in der Terra Chá ist extremer als in anderen Teilen der Region, großenteils
durch seine Inlandslage und die ansteigende Höhe. Die Durchschnittstemperatur
liegt bei etwa 11°C mit Tagesabweichungen von um die 20°C. Der Jahresniederschlag
liegt bei 1 200 mm, mit leichtem Anstieg in den westlichen Bereichen.
5.2.5 Weser
Das Weser Einzugsgebiet zeigt mit den bewaldeten Bergen des Harzes, den hügeligen Regionen des Weserberglandes, den flachen Tiefebenen im Norden Niedersachsens und den flachen Küstengebieten Frieslands eine erstaunliche Bandbreite an
unterschiedlichen Naturräumen. Die Weser fließt durch eine hügelige Region und
62
erweitert sich durch den Zusammenfluss von Fulda und Werra bei Porta Westfalica.
Hier fließt sie durch eine Kluft zwischen zwei Bergketten, das Wiehengebirge im
Westen und das Weserbergland im Osten. Bevor die Weser bei Bremerhaven in die
Nordsee mündet, durchzieht sie die flache nördliche Hälfte Niedersachsens. Feuchtgebiete und sumpfige Bereiche finden sich punktuell verteilt über die Ebene. Obwohl
das Gebiet in der temperierten Feuchtzone Europas liegt, können verschiedene
klimatische Teileinheiten unterschieden werden. In der niedersächsischen Tiefebene,
die durch den Atlantik beeinflusst wird, ist das Klima eher ozeanisch und hat Niederschlag über das ganze Jahr verteilt. Die Winter sind relativ mild und die Sommer
vergleichsweise kühl, obwohl Temperaturen von über 30°C erreicht werden können.
Der südliche Teil des Weser Einzugsgebietes, einschließlich der Einzugsgebiete von
Werra und Fulda sind bergiger und haben ein eher kontinentaleres Klima, mit kalten
Wintern, wenig Regen und kühlen Sommern. Der Harz ist durch ein alpines Klima
gekennzeichnet, mit Jahresniederschlägen zwischen 1 000 und 1 900 mm.
5.3 Die ökonomische Bedeutung der Landwirtschaft
Landwirtschaft bezieht sich nicht nur ausschließlich auf die landwirtschaftliche
Bearbeitung, sondern umfasst ebenfalls die Versorgung mit und die Verarbeitung
von Agrargütern durch die Lebensmittelindustrie, als auch die Unterstützung des
Energiesektors und anderer in Beziehung stehender Wirtschaftszweige. Diese Wirtschaftszweige stellen eine bedeutende Unterstützung für die Landwirtschaft dar
und üben bedeutenden Einfluss auf diesen Sektor aus. Die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft ist eng mit der jeweiligen Hofgröße und deren Spezialisierungsart verknüpft. Üblicherweise steigt das Einkommen eines landschaftlichen
Betriebes mit seiner Größe und der Intensität seiner Landnutzung.
In allen ENMaR Regionen ist die Landwirtschaft erheblich durch die intensive
Viehhaltung geprägt, in jeder Region gibt es jedoch Besonderheiten. In der Mersey
Region bestimmen die intensive Milchviehhaltung und Schafzucht die Landwirtschaft. In der Emån Region ist die Forstwirtschaft von entscheidender Bedeutung,
Rinder- und Geflügelzucht sind die wichtigsten Zweige der Viehhaltung. In der
Weser Region wird die Landwirtschaft von der intensiven Tierhaltung bestimmt, die
Hauptsektoren sind Geflügel- und Schweinezucht. Die Weser/Ems Region ist in ganz
Europa als Gebiet intensiver Tierproduktion bekannt. Jeder zweite Junghahn wird
in Niedersachsen produziert, jede dritte Legehenne, jedes fünfte Schwein und jede
dritte Pute (ca. 3 Millionen) entstammen der Region Weser/Ems. In der Miño Region
dominiert die Milchviehzucht, obwohl Schaffleisch den Hauptmarktanteil hat.
63
5
Landwirtschaft
Emån
Gauja
Mersey
Miño
Weser
Landwirtschaft
13%
32%
< 72%
32%
61%
Forstwirtschaft
76%
52%
4%
62%
27%
sonstige
11%
16%
>24%
6%
12%
Landnutzung in the ENMaR Regionen
5.3.1 Emån
Das Emån Einzugsgebiet ist mit 82 000 Einwohnern nur dünn besiedelt. Nur etwa
16 000 Einwohner leben auf dem Land und weniger als 2 000 Menschen arbeiten
ganz- oder halbtags als Landwirte. Es gibt etwa 650 Höfe mit einer durchschnittlichen Anzahl von 20 Rindern. Diese werden als „Kleinsthöfe“ bezeichnet mit
einer Arbeitsleistung von ungefähr 400 Arbeitsstunden im Jahr von zum Beispiel
halbtags beschäftigten Landwirten. Die 15 größten landwirtschaftlichen Betriebe,
mit 100 bis 300 Rindern, liegen hauptsächlich in den tieferen Bereichen des Flussgebietes und haben mehr als 1-2 Angestellte. Es liegen keine verlässlichen Zahlen
bezüglich der Beschäftigungssituation, des Gesamtumsatzes oder der Gewinne
innerhalb der Landwirtschaft im Flussgebiet vor. Die Landwirtschaft wird für kleine
Betriebe im Einzugsgebiet als nicht profitable angesehen, mit anderen Worten
große Ländereien und hohe Investitionen sind im Emån Flussgebiet erforderlich,
um einen nachhaltigen und profitablen Gewinn zu erzielen.
Bezüglich ihres Stellenwertes spielt die Landwirtschaft gegenüber der Forstwirtschaft eine untergeordnete Rolle. Dies begründet sich durch das Vorherrschen
leichter, nährstoffarmer, saurer, steiniger und sandiger Böden und der relativen
Häufigkeit von Seen und Feuchtgebieten. Diese Faktoren machen das Land, bis
auf wenige Ausnahmen, größtenteils ungeeignet für landwirtschaftliche Nutzung.
Stattdessen dominiert die Forstwirtschaft mit 76% die Landnutzung. Landwirtschaftlich nutzbare Flächen (13%) gibt es hauptsächlich in Auenbereichen sowie
entlang des Emån und der größeren Nebenflüsse, speziell in den unteren Flussabschnitten des Emån, in den Gemeinden Hultsfred, Högsby, Mönsterås und Oskarshamn. 57 000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche gibt es im Emån Einzugsgebiet,
davon werden 38 500 ackerbaulich bewirtschaftet und 18 500 sind dauerhafte
Weideflächen. Die wichtigste Feldfrucht des Flussgebiets ist Grasland zur Ernte von
Heu, während ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Weiden fürs Vieh sind.
Weitere wichtige Feldfrüchte sind Sommer- und Wintergetreidearten.
64
5.3.2 Gauja
Das gesamte Gauja Einzugsgebiet umfasst 1,3 Mio. Hektar Fläche, 52% davon sind
bewaldet und 32% werden für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Feuchtgebiete,
Gewässer, Bebauung und Infrastruktur verbleiben für die anderen 16%. Wiesen und
Weiden bestimmen 33% der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Das übrige Land wird
meist für Getreide oder Gräser genutzt. Weniger Anteil haben Kulturen, wie Kartoffeln, Obst oder Gemüse. Die Ausweitung von Viehfutterpflanzen (20% des gesamten Gebietes und 60% derlandwirtschaftlichen Nutzfläche) spiegelt die Tatsache
wieder, dass Lettlands Agrarsektor durch Rinder- und Schweinemastproduktion
bestimmt wird.
Im Jahr 2003 existierten in Lettland etwa 130 000 Höfe mit einer Gesamtfläche
von 2,8 Mio. Hektar, die 1,8 Mio. Hektar landwirtschaftlich nutzten, der Rest wurde
hauptsächlich als Wald genutzt. Private Höfe dominierten, während staatlich
geführte Betriebe nur auf 0,3% der Ackerfläche wirtschafteten. Lettlands kleine
Bauernhöfe (jene mit weniger als 10 Schweinen oder Rindern) hatten 97,5% Anteil
an der Gesamtfläche, mittlere Betriebe hatten 2% Anteil und nur 0,3% wurden von
Großbetrieben bewirtschaftet. Die Anzahl der Höfe in der Gauja Region geht kontinuierlich zurück (31 750 in 2001 und 29 340 in 2003). Dies ist die Folge des starken
wirtschaftlichen Drucks auf kleinere Bauernhöfe. Trotz allem liegt der Beitrag der
lettischen Landwirtschaft zum lettischen Bruttoinlandprodukt (einschließlich der
Forstwirtschaft, der Jagd und der zugehörigen Dienstleistungen) derzeit etwas
über 4%, mit steigender Tendenz. Obwohl sich die Anzahl der Betriebe verringert
hat, ist die Gesamtproduktion, infolge der Erweiterung und besseren Auslastung
bereits existierender Betriebe, gestiegen.
5.3.3 Mersey
Der Landwirtschaftssektor im Nordwesten Englands mit über 22 000 landwirtschaftlichen Betrieben beschäftigt etwa 40 000 Menschen. Während der Sektor weniger
als 1% zum Bruttoinlandprodukt der Region beiträgt, verbirgt diese Zahl dennoch
den Beitrag der Landwirtschaft für weiter abseits liegende ländliche Gegenden, wie
Cumbria, in denen der Beitrag wesentlich mehr als 1% beträgt. Ergänzend zu den
direkt im Landwirtschaftssektor Beschäftigten, ist im Nord-westen eine bedeutende Anzahl von Menschen im landwirtschaftlichen Versorgungssektor und der
Nahrungsmittelherstellung, also den mit der Agrarwirtschaft eng verbundenen
Industrien, beschäftigt. Die Getränke- und Nahrungsmittelindustrie des Nordwestens ist, mit 370 000 Angestellten ein Hauptbeschäftigungszweig. Der Beitrag des
65
5
Landwirtschaft
Agrar- und Lebensmittelsektors zur Regionalökonomie liegt bei 12% des Bruttoinlandproduktes. Die Landwirte spielen eine bedeutende Rolle bei der Pflege und
Instandhaltung der landwirtschaftlichen Nutzflächen und der Landschaft. Die Landschaftspflege ist grundlegend für die Tourismusindustrie der Region, die einen weitaus größeren Beitrag zum Bruttoinlandprodukt beisteuert als die Landwirtschaft.
Der Nordwesten Englands ist eine Region großer Gegensätze. 80% des Gebiets
kann als ländlich erachtet werden. Es gibt etwa 17 400 Betriebe, davon sind 37% als
Rinder- und Schafzuchtbetriebe und 24% als Milcherzeugungsbetriebe eingestuft.
Die nationalen Vergleichswerte liegen bei 28% und 12%, was die Bedeutung des
Viehzuchtsektors in der Nordwest Region unterstreicht. Die Region unterteilt sich in
drei unterschiedliche Gebiete in Bezug auf die anfangs beschriebenen klimatischen
und topographischen Gegebenheiten. Demzufolge hat jedes Gebiet seine eigenen
ländlichen Entwicklungsschwerpunkte. Die relativ warme und trockene Tiefebene
South Lancashires, die Fylde, Großraum Manchester und die Merseyside haben das
fruchtbarste Land, welches für intensiven Gartenbau und den Anbau von Feldfrüchten genutzt wird. Das gute bis mäßige Land Cheshires, Lancashires und die
Tiefebene Cumbrias wird durch Milch-, Rinder- und Schafviehproduktion geprägt.
Schafe und Rinder grasen hauptsächlich in den kühlen und feuchten Bergen Cumbrias und der Pennines.
Da der Viehzuchtsektor von hoher Bedeutung ist, wird im Nordwesten Englands die
landwirtschaftliche Nutzfläche vorherrschend als Grasland bewirtschaftet. Obwohl
die Flächen im Südwesten Lancashires und in Merseyside von hoher Qualität
sind, wird ein Großteil als Weide genutzt. Ein hoher Anteil der landwirtschaftlich
genutzten Fläche, besonders in den Bergen, ist aufgrund der geomorphologischen
Bedingungen und geringer Bodendicken schwer zu bearbeiten. Zudem ist dieses
Gebiet von einer nur sehr kurzen Vegetationsperiode bestimmt und hat weit
abseits der Märkte eine ungünstige Lage. All diese Nachteile haben diesen Gebieten den Titel „Wenig begünstigte Gebiete“ eingebracht. Die Region repräsentiert
28% der „Wenig begünstigten Gebiete“ Englands.
5.3.4 Miño
Etwa 62% der Terra Chá ist Wald, auf 32% der Fläche wird Landwirtschaft betrieben,
die verbleibenden 6% werden anderweitig genutzt. Die Landnutzung variiert im
gesamten Gebiet. Der Norden ist durch Wiesen und Weiden in den höheren und
steileren Bereichen geprägt. Der Westen und Südwesten besitzt weite offenen
Flächen mit Pinienbestand und Buschwerk sowie kleine Bereiche mit landwirt-
66
schaftlich genutzter Fläche. Der zentrale Bereich der Terra Chá besteht aus einer
Mischung von Ackerland und Wald. Der Südosten wird durch Weideflächen und
Getreideanbau dominiert.
Das Gebiet Terra Chá hat sich auf Milchviehwirtschaft, mit geringer produktiver Vielfalt spezialisiert. Das macht 24% der Bauernhöfe in den Gemeinden aus, während
im restlichen Galicien der Anteil bei 9% liegt. Die meisten Höfe spezialisieren sich
nicht ausschließlich auf die Viehzucht, sondern nutzen Teile ihres Landes für den
Anbau von beispielsweise Getreide, Kartoffeln und Mais. Die Betriebe sind im Allgemeinen klein mit einer durchschnittlichen Anzahl von 18 Flurstücken und einer
Durchschnittsgröße von etwa 12 Hektar, wovon nur 6 Hektar landwirtschaftlich
genutzt werden.
250 000 Menschen arbeiten als Angestellte in der Miño Region. Davon arbeiten
21% (etwa 56 000 Menschen) in der Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei. Die
Landwirtschaft macht 5% des Bruttoinlandproduktes der Region Terra Chá aus.
Die Agrar- und Umweltbehörden sind entscheidende Einflussgrößen in der Landwirtschaft, zum einen legen sie Beschränkungen fest, zum anderen gewähren sie Fördermittel, außerdem bieten sie für die Landwirte notwendigen Dienstleistungen und
schlussendlich sind sie Ihnen bei der Vermarktung ihrer Produkte behilflich. Agrargenossenschaften gewinnen im landwirtschaftlichen Sektor immer mehr an Einfluss.
5.3.5 Weser
Das Weser Einzugsgebiet umfasst 49 000 km2, wovon 48% ackerbaulich genutzte
Fläche ist, 13% als Weide oder Grassland, 27% als Waldfläche, 7% als städtische
Bereiche genutzt werden und auf 5% Gewässer oder Feuchtgebiete vorzufinden
sind. Ein Drittel der Ackerfläche befindet sich in der Weser/Ems Region (im Nordwesten Niedersachsens), die Landwirtschaft wird hier sehr intensiv betrieben. In
Niedersachsen sinkt die Gesamtzahl der Höfe stetig, dies gilt besonders für kleinere
Höfe, während die Anzahl der Höfe mit über 100 Hektar Land stetig wächst. Entwicklungstendenzen in der Landwirtschaft während der letzten Jahrzehnte zeigen
deutlich, dass Großbetriebe deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Zwischen 1971
und 2003 gaben 60% der landwirtschaftlichen Betriebe ihre Arbeit auf, während
6% der Anbaufläche für die Landwirtschaft verloren ging. Die meisten voll-subventionierten Höfe, haben eine Größe von 75-100 Hektar (88% davon sind Vollerwerbsbetriebe für welche die Landwirtschaft den Hauptpfeiler des Familieneinkommens
67
5
Landwirtschaft
darstellt). Nebenerwerbshöfe sind meist klein (90% haben 2 bis 5 Hektar Land und
werden nicht kontinuierlich bewirtschaftet).
Die Weser Region hat 8 Mio. Einwohner, die arbeitende Bevölkerung umfasst
3,4 Mio., von denen 5% im landwirtschaftlichen Sektor angestellt sind. In Ergänzung zu den direkt in der Landwirtschaft angestellten Arbeitnehmern, beschäftigen in enger Beziehung stehende Industriezweige, wie der landwirtschaftliche
Versorgungssektor und die Nahrungsmittelindustrie eine bedeutende Anzahl
Arbeitnehmer im Nordwesten. Die größten Schlachthöfe sind im Weser/Ems Gebiet
angesiedelt. Für arbeitsaufwendige Feldfrüchte, wie Spargel oder Erdbeeren bedarf
es Arbeiter aus Polen oder anderen osteuropäischen Ländern. Die Landwirte spielen
eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Kulturlandschaft der Region und der ländlichen Umgebung und ziehen auch Vorteile aus anderen zusätzlichen Einnahmequellen, wie Naturschutz, Tourismus und der Produktion von erneuerbaren Energien.
5.4 Einflüsse der Landwirtschaft auf den Zustand des Wassers
Eutrophierung durch diffuse Einträge von Stickstoff und Phosphor
Die wichtigste negative ökologische Auswirkung der Eutrophierung der Gewässer
ist das vermehrte Algenwachstum. Es führt zu begrenzenden Sauerstoffbedingungen und sinkender Lichtdurchlässigkeit des Wassers. Stickstoff und Phosphor
erreichen das Wasser durch Auswaschung aus landwirtschaftlich genutzten Böden.
Nicht verschmutzte Oberflächengewässer haben eine Phosphatkonzentration von
weniger als 0,4 mg PO4/l. Mehr als 50% der europäischen Flüsse haben eine höhere
Phosphatkonzentration. Diese Situation ist im Weser Einzugsgebiet weitaus häufiger
zu finden als im Miño oder Gauja Einzugsgebiet. Im Emån Einzugsgebiet gelten
beispielsweise Phosphatanreicherungen von mehr als 0,4 mg/l schon als hoch.
Bestimmte Arten von Grundwasserleitern sind stärker durch eine Verschmutzung mit Nitraten gefährdet als andere. Im Allgemeinen sind tief liegende oder
begrenzte Grundwasserleiter (wie meist im Miño Flussgebiet vorhanden) besser
geschützt, wo hingegen Grundwasserleiter des Schwemmlandes oder flach liegende Grundwasserleiter extrem leicht durch Nitrate verunreinigt werden können.
Hohe Nitratkonzentrationen sind ausschließlich auf landwirtschaftliche Aktivitäten
zurückzuführen. Hierbei wurde beobachtet, dass Konzentrationen von 2 bis 10 mg
NO3/l in etwa den natürlichen Konzentrationen entsprechen. Die Mehrheit des im
Oberflächengewässer vorhandenen Stickstoffes liegt hier in Form von gelöstem
68
anorganischem Stickstoff vor, besonders Nitrat und Ammoniak. Die Nitrat Konzentrationen sind sehr hoch im Weser Einzugsgebiet, sie erreichen 140 mg/l, während
sie im Miño Einzugsgebiet zwischen 20 und 40 mg/l variieren.
Landwirtschaftliche Bewässerung
Die Intensität der Bewässerung hängt vom jeweiligen Klima, der Bewirtschaftungsart und den angewandten Methoden in der Landwirtschaft ab. Die Bewässerung
spielt keine besonders wesentliche Rolle in den ENMaR Flussgebieten, da sie alle
in relativ feuchten Zonen des europäischen Kontinents liegen. Dennoch kommt es
auch hier zur Bewässerung, mit steigender Tendenz. Im Miño Einzugsgebiet gibt es
zwei Zonen der Bewässerung, eine dieser Zonen liegt in der Region Terra Chá. Hier
wird Bewässerung zur Steigerung der Erträge im Maisanbau und auf Weiden eingesetzt. In der Weser/Ems Region hängt der Anbau von Gemüse zu einem gewissen
Grad von der Bewässerung ab. Die Bewässerungsproblematik wird sich zukünftig
durch die Effekte des Klimawandels noch intensivieren.
Entwässerung und Regulation der Gewässer
Die äußerliche Änderung des Landschaftsbildes, durch die Schaffung von mehr
landwirtschaftlich nutzbarer Fläche hat die Verfügbarkeit von Wasser für Trinkwasserentnahme, Naherholungsaktivitäten, Angeln und dergleichen verringert.
Die Regulierung von Gewässerläufen sowie die Entwässerung des Landes können
ebenso zu einer Verringerung des Grundwassers führen. Auch eine erhöhte Wasserentnahme an jenen Orten, an denen intensiv für landwirtschaftliche Zwecke
bewässert wird, trägt dazu bei. Im Weser Einzugsgebiet ist die Entwässerung ein
bedeutendes Thema für die Landwirte . Die Entwässerung trägt durch Erhöhung
des Nährstoffeintrags zur Belastung der Gewässer bei. Ausgebrachter Dünger wird
zum Großteil von Pflanzen aufgenommen, der nicht genutzte Anteil sickert jedoch
ungehindert ins darunter liegende Grundwasser. Hierin liegt ein Hauptproblem mit
dem die Trinkwasserversorger konfrontiert werden.
Verunreinigung durch Pestizide
Die Verunreinigung durch Pestizide im Wasser kann bedeutende schädliche Auswirkungen auf die Flora und Fauna haben und limitiert den möglichen Wassernutzen.
Es ist kompliziert und kostenintensiv, effiziente Kontrollen zur Erkennung der Rückstände zu etablieren, die durch Pestizideinsatz entstandenen sind. Viele Pestizide
sind bislang noch nicht einmal untersucht. Die Richtlinie 97/57/CEE, in Übereinstimmung mit der Änderung der Trinkwasserrichtlinie (98/83/CEE), legte das Maximum der Pestizidkonzentration auf 0,1 µg/l fest. Innerhalb der ENMaR Regionen
69
5
Landwirtschaft
korreliert die Pestizidverunreinigung mit der intensiv betriebenen Landwirtschaft,
so zum Beispiel auch im Weser Einzugsgebiet. Für das Miño Einzugsgebiet spielt
dies keine bedeutende Rolle.
Zunahme der Sedimentation
Der Verlust der natürlichen Vegetation, bedingt durch die Abholzung von Flächen
für die landwirtschaftliche Nutzung, als auch die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Praxis selbst, tragen im Besonderen zur erhöhten Sedimentfracht und damit
zur Degradation der Gewässer bei. Dies kann schädliche Auswirkungen haben und
zu einer Verringerung der Anzahl von Ökosystemen führen, deren Pflanzen und
Tierarten auf ungetrübtes Wasser angewiesen sind. Auch Feuchtgebiete sind von
der Sedimentationsfracht bedroht und für einige kleinere Feuchtgebiete in ländlichen Bereichen, die ohnehin von den Entwässerungsaktivitäten betroffen sind,
können Probleme auftreten.
In Galicien stellen Waldbrände eine steigende Bedrohung dar. Erosion ist eine Folgewirkung und verursacht Schäden im Gewässer. Das Relief Galiciens ist ebenfalls ein
entscheidender Faktor. Die steigende Sedimentations- oder Schlammfracht in Flüssen ist ein weit verbreitetes Problem. Das Ausbaggern transportierter Stoffe ist sehr
kostspielig, somit ist eine Beseitigung der Schlammlast nicht immer lohnenswert.
5.4.1 Emån
Die Landwirtschaft trägt insbesondere zur Verfrachtung von Nährstoffen ins
Oberflächen- und Grundwasser bei. Die größten Einwirkungen auf die Süßwasser
Qualität im Emån Einzugsgebiet werden durch die Belastung mit Stickstoff- und
Phosphorverbindungen verursacht. Das aus dieser Belastung resultierende Hauptproblem ist die Eutrophierung der limnischen und marinen Umwelt. Die Probleme
wachsen infolge starker Entwässerung der Feuchtgebiete und der Begradigung
von Wasserläufen sowie steigendem Gebrauchs von Kunstdünger und intensiverer
Bearbeitung. Die Verfrachtung von Stickstoff und Phosphor im Emån Einzugsgebiet
leitet sich aus verschiedenen Quellen ab, die Landwirtschaft ist aber, mit etwa 45%
Gesamtanteil, der größte Verursacher.
5.4.2 Gauja
Die Auswertung der unterschiedlichen Verschmutzungsgrade im Gauja Einzugsgebiet zeigt, dass die größte Verschmutzung durch die Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und die Lebensmittelproduktion entstehen. Schlechter
70
Zustand und unzureichende Unterhaltung von Lagerstätten für Stallmist können
Lecks zur Folge haben, durch die das Grundwasser verunreinigt wird. Bodendegradation landwirtschaftlicher Nutzflächen, sowie der Anstieg von Brachflächen
und das Fehlen von Randstreifen entlang von Wasserläufen verursachen weitere
Verschmutzungen durch den Oberflächenabfluss. Diese Belastungen aus der Landwirtschaft sind in Beziehung zu den jeweiligen Bearbeitungsmethoden zu sehen.
Gutes Management sollte eine gute landwirtschaftliche und umweltorientierte
Praxis darstellen und gleichermaßen die artgerechte Rinderhaltung und die Hygieneanforderungen in der Viehzucht und Lebensmittelproduktion berücksichtigen.
Der Verschmutzung von Wasserläufen durch landwirtschaftliche Aktivitäten muss
durch die Förderung des richtigen Umfelds für landwirtschaftliche Produktionen
und die Sensibilisierung von Interessensvertretern entgegen gewirkt werden.
5.4.3 Mersey
Diffuse Verschmutzung durch die Landwirtschaft ist eine der Hauptbelastungen
im Einzugsgebiet. Dies ist zumeist verbunden mit der Anwendung von Düngern
und Pestiziden, die in den Wasserkreislauf gelangen. Intensivierung in der Landwirtschaft wie erhöhter Viehbesatz, Dünger- und Pestizidgebrauch, resultiert in
steigender Belastung und Beeinflussung der Wasserumwelt. Die Bewältigung der
diffusen Verschmutzung, begründet durch die Landwirtschaft, ist eines der Schlüsselinteressen der WRRL. Es wird erwartet, dass die Kosteneffizienz von Maßnahmen,
die bei der Umsetzung der Maßnahmenprogramme gefordert wird, durch die
freiwilligen Vereinbarungen erhöht wird. Darüber hinaus fordert die WRRL, dass
steigende Verschmutzungstrends umgekehrt werden und weitere Schädigungen
vermieden werden.
Wie erwähnt, zielen freiwillige Vereinbarungen zwischen Landwirten und Wasserversorgern auf die Vermeidung von weiterer Verschmutzung ab und vermeiden
sonst notwendige Wasserbehandlungen oder andere Maßnahmen, beispielsweise
die Schließung von Brunnen und die Förderung abgelegener Quellen. Infolgedessen fördern die Vereinbarungen die nachhaltige Nutzung von Wasser welche auf
einen langfristigen Schutz der Ressource basiert. Daher wurden viele Maßnahmen
eingeführt, um das Problem der diffusen Verschmutzung zu beheben. Jedoch
basieren sie mehr auf nationalen Agrar-Umweltprogrammen als auf direkten Verhandlungen zwischen Wasserversorgern und Landwirten in den lokalen Flusseinzugsgebieten.
71
5
Landwirtschaft
5.4.4 Miño
Kleine Höfe verschwinden immer mehr, während die verbleibenden Höfe an Größe
zu nehmen. Dies bedeutet eine wachsende Intensivierung der Produktion in diesen
Betrieben, was wiederum besondere Belastung für die Umwelt bedeutet. Der Viehbestand steigt, während sich die landwirtschaftliche Nutzfläche für Landwirte mit
Viehwirtschaft durch den Anstieg bewaldeter Flächen verringert.
Es gibt keine Vorschriften oder Gesetzgebungen, um den Gebrauch von Gülle als
Dünger zu regulieren. Auch die Ausrüstung ist nicht geeignet, um den organischen
Dünger sachgemäß auszubringen, weder in der richtigen Menge noch mit der richtigen Verteilung. Dies veranlasst die Besitzer dazu, die Gülle als Abfall zu behandeln.
Es gibt kein adäquates System um Pflanzenschutzmittel, Öl oder Kunststoffe für
den landwirtschaftlichen Gebrauch zu sammeln oder zu behandeln. Zum Beispiel
kann in hängigen Gebieten der Wasserablauf zu einem Überlauf der Gülletanks
führen, umgebendes Land überfluten und die Gefahr einer großen Verunreinigung
erzeugen. Dies ist leider eine ziemlich regelmäßige Erscheinung in einigen Gebieten Galiciens. Die Gemeinden sind verantwortlich für die Kontrolle und Überwachung dieser Gülletanks und müssen ihren sachgerechten Bau garantieren.
5.4.5 Weser
In der Weser/Ems Region wurde ein Überschuss von 100 kg N/ha festgestellt, verursacht durch landwirtschaftliche Quellen (diffuse Einträge). Dies stellt eine erhebliche Belastung der Oberflächengewässer und des Grundwassers dar. Sandige
Böden und eine positive Wasserbilanz von ca. 300 mm sind für diese hohe Versickerungsrate ins Grundwasser verantwortlich. Alle Flüsse münden in die Nordsee, die
bereits ein sehr Nitrat sensibles Gebiet ist. Für zwei Drittel der Grundwasserkörper
werden die Ziele der WRRL nicht erreicht. Der zunehmende Boom von Biogasanlagen, die hauptsächlich mit Mais beschickt werden, wird die Tendenz des Nitratüberschusses in der Region Weser/Ems noch verschärfen. Mehr Stickstoff verbleibt
dadurch auf den Feldern, da die Futterproduktion für Proteine und Fleisch von
wirtschaftseigenen Flächen verringert wird.
Um die Grundwasserqualität in den Wasserschutzgebieten Niedersachsens zu
verbessern (13% Anteil in Niedersachsen) sind Gelder vorhanden, um Landwirten
für die Anwendung wasserschonende Anbautechniken einen finanziellen Ausgleich
zu gewähren. Interessenvertreter der Gebietkooperationen der Teileinzugsgebiete
wurden von den Wasserbehörden angehalten nur solche Maßnahmen auszuwäh-
72
len, welche die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie unterstützen. Um diese
Maßnahmen zu finanzieren, möchte das Umweltministerium einen Teil des Geldes
nutzen, das vom Verbraucher für die Abwasserabgabe bis 2009 gezahlt wird. Es wird
deutlich, dass die Ziele der WRRL in Niedersachsen nicht leicht umzusetzen sind.
5.5 Die Gemeinsame Agrarpolitik und die Wasserrahmenrichtlinie
Um den oben dargestellten negativen Auswirkungen der Landwirtschaft auf
die Umwelt effektiv zu begegnen, wurde die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) im
Jahr 2003 reformiert. Die GAP vermag hierdurch, eine bedeutende Rolle im Gewässerschutz zu spielen.
In der ersten Säule der GAP sind Zahlungen abgekoppelt von der Produktion. Hierdurch erwartet man eine Verringerung der intensiven Produktion. In Anlehnung an
Cross Compliance sind solche Zahlungen an die Einhaltung vereinbarter Umweltstandards gebunden. Dank solcher Regulierungen können Gelder auf die zweite
Säule übertragen werden und hierdurch das Budget für Maßnahmen vergrößern,
die der Umsetzung der WRRL zu Gute kommen. Hierzu gehören beispielsweise
die Pflege von Grünland, winterliche Begrünung, Ökolandbau, Randstreifen oder
verschiedenen Wassereinsparungsmaßnahmen.
Gleichermaßen wird die Umsetzung der WRRL den Agrarsektor stärker als je zuvor
beeinflussen. Ein mögliches Bindeglied zwischen den beiden Sektoren ist die
Preisgestaltung des Wassers, indem die Zahlungsmechanismen der Gemeinsamen
Agrarpolitik mit den Effekten der Wasserrahmenrichtlinie auf die Wasserkosten in
Beziehung gesetzt werden, speziell durch die Auswahl von kosteneffektiven Maßnahmen für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie wie z. B. die Umsetzung
des „Verursacherprinzips“ und kostendeckende Wasserpreise.
Es ist beabsichtigt , ein neues Agrarmodell zu entwerfen, in welchem die Landwirtschaft eine multifunktionale Rolle spielt, die einen wichtigen Aspekt bezüglich des
Umweltschutzes, der Landschaft, der Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln
und dem Tierschutz darstellt, aber auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirte fördert. Durch die GAP sollen Subventionen ein besseres Management fördern und nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt verringern. Dies soll
einen positiven Effekt auf die Wasserqualität haben.
73
5
Landwirtschaft
5.6 Ziele und Möglichkeiten in der Landwirtschaft
5.6.1 Emån
Verschiedene lokale, regionale und nationale Kampagnen wurden durchgeführt,
um den Eintrag von Nährstoffen zu verringern. Abgesehen von speziellen Rechtsvorschriften wird an von der Regierung beschlossene regionalen und nationalen
Umweltzielen, wie einer Steigerung der Wasserqualität durch veränderte Arbeitsabläufe in der Landwirtschaft gearbeitet.
Im Herbst 1997 formulierte Emåförbundet eine Anzahl von Zielen, um den Verlust
von Nährstoffen zu reduzieren und die Wasserqualität in den landwirtschaftlich
genutzten Bereichen des Einzugsgebietes zu verbessern. Dazu wurden sogenannte
„Gewässergruppen“ gegründet. Diese Gruppen setzen sich aus Landwirten zusammen, deren Flächen entlang von Gewässern liegen. Bei Treffen der Gewässergruppen wurden die Landwirte über eine gewässerschonende Wirtschaftsweise informiert. Nach zehn Jahren bleibt immer noch eine Menge Arbeit, aber mit Hilfe der
WRRL wird es nun leichter sein, eine solide Grundlage für Kontroll-, Planungs- und
Umsetzungsmaßnahmen herzustellen, die sowohl abgestimmt sind auf nationale
Umweltziele und die WRRL als auch auf die Eingangsziele von Emåförbundet selbst.
5.6.2 Gauja
Die Entwicklung des agrar- und forstwirtschaftlichen Sektors sollte zuerst umweltfreundliche Praktiken, wie zum Beispiel Ökolandbau und andere alternative
landwirtschaftliche Aktivitäten herbeiführen. Diese Art von Maßnahmen können
durch eine Vielzahl von Förderungen und Zugeständnissen unterstützt werden. Ein
weiterer wichtiger Aspekt sollte die Behebung von Verunreinigungen der Wasserkörper durch Lebensmittelproduktionen und landwirtschaftliche Produkte sein.
Dies ist derzeit die größte Quelle der Verschmutzung im Gauja Einzugsgebiet. Von
ebenso entscheidender Bedeutung ist die erhöhte Aufklärung der Bevölkerung,
wie wichtig die Bewahrung und der Schutz von Ökosystemen und der Artenvielfalt
bei den land- und forstwirtschaftlichen Aktivitäten sind.
5.6.3 Mersey
In Nordwest England ist das vorherrschende landwirtschaftliche Produkt Milch,
gefolgt von Rind- und Schaffleisch. Die Region ist historisch gesehen eine der
größten Milchproduktionsgebiete. Momentan gibt es weniger Höfe, obwohl die
74
vorhandenen Höfe in ihrer Größe expandieren. Die Milchproduktion hängt ganz
enorm von den Supermarktpreisen für Milch ab. Da diese derzeit niedrig sind,
was wenig Gewinn für die Milchproduktion bedeutet, ist hier ein Rückgang an
Milchviehbetrieben in der Region zu verzeichnen. Auch in der Schafzucht ist eine
fallende Tendenz zu erkennen. Die Maul und Klauen Seuche einige Jahre zuvor ließ
einige Landwirte den Agrarsektor gänzlich verlassen.
Im Jahr 2000 wurden etwa 3 500 ha Land auf ökologische Weise bewirtschaftet, 0,4% der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Bis 2005 stieg dies auf
22 600 ha an, das sind 2,5% der landwirtschaftlichen Nutzfläche (Defra 2005).
Der Umfang umweltfreundlicher Agraraktivitäten im Nordwesten stieg ebenso
bedeutend an. Im Jahr 2000 deckten Countryside Stewardship Agreements (CSA
Landschaftsschutzvereinbarungen/Maßnahmen) und Landschaftsschutzgebiete
160 000 ha der Fläche ab (Maff 2000). Im März 2005 war die vergleichbare Flächenabdeckung bezüglich dieser Maßnahmen ca. 280 000 ha (Defra 2005).
5.6.4 Miño
Das Hauptziel ist, wirtschaftliche Hilfe zu erhalten um den Druck auf die Umwelt zu
verringern, die Nutzbarkeit und Anschaffung technischer Hilfsmittel zu verbessern,
um den Beruf des Landwirtes für jüngere Leute attraktiv zu machen, alternative
und ergänzende Aktivitäten im Agrarsektor zu fördern, auf eine Steigerung der
Agrarpreise einzuwirken, die Milchproduktion in Galicien zu steigern, da Galicien
sehr abhängig ist, von diesem Wirtschaftszweig, wirtschaftliche Unterstützung zur
Aufstellung septischer Tanks für Pestizide bereitzustellen, die Aufforstung landwirtschaftlicher Nutzfläche zu verbieten und akzeptable Normen für den Gebrauch von
Dünger aufzustellen.
5.6.5 Weser
Die Landwirtschaft in Niedersachsen steht unter großem wirtschaftlichen Druck.
Der Wettbewerb mit Weltmarktpreisen und neu gesetzte Rahmen, beispielsweise
für Zuckerrüben dominieren die Entscheidungen der Landwirte, ihre Produktion zu
erhöhen oder nach ergänzenden Einkommensalternativen zu suchen. Die Politik
unterstützt die Landwirte in dieser Hinsicht. Besonders Biogasanlagen werden vom
Landwirtschaftsministerium subventioniert. Energielandwirtschaft wird immer
mehr zu einem Wettbewerbszweig, die Preise für Futter und Land werden steigen.
Der Einstieg in eine umweltfreundlichere Art der Lebensmittelproduktion wird
schwierig werden.
75
5
Landwirtschaft
5.7 Zusammenfassung
Die Situation der Landwirtschaft in den ENMaR Regionen und ihre Verbindung zur WRRL
Verschieden Methoden der landwirtschaftlichen Bearbeitung und ihre positiven
und negativen Einflüsse auf die Umwelt in den ENMaR Regionen wurden während
der Projektlaufzeit erörtert.
Bei der Anwendung der WRRL ist es wichtig, einige geographische und klimatische
Unterschiede im Blick zu haben:
• die natürlichen Unterschiede zwischen den Regionen (zum Beispiel Klimaunterschiede und die sich daraus ergebenden Unterschiede in der landwirtschaftlichen Praxis, wie z.B. der sachgemäße Umgang mit Boden und Wasser während
einer Trockenperiode etc.)
• die wirtschaftlichen Unterschiede, beispielsweise ist Galicien als Zielregion 1
ausgewiesen, daher wird es stark von der EU subventioniert
•
Unterschiede innerhalb der Länder oder sogar der Einzugsgebiete, infolge
unterschiedlicher Bodentypen oder des anstehenden Gesteins und besonders
Unterschiede im hydrologischen System
Dieses hohe Maß an Unterschieden macht es schwierig, einen nützlichen gemeinsamen Ansatz zur Organisation der Land- und Wasserwirtschaft zu finden.
Lösungen müssen an das jeweilige Einzugsgebiet (und Teileinzugsgebiet) angepasst werden, ohne hierbei die europäische Ebene außer Acht zu lassen. Anhand
des Wassermanagements auf Einzugsgebietsebene, stellt die WRRL einen flexiblen
Rahmen, der sich anpassen lässt, um diese abweichenden Faktoren und Eingriffsebenen zu verbinden. Die Grundidee ist, dass Maßnahmen übertragbar, aber dennoch an die spezifischen regionalen Bedingungen anzupassen sind.
Landwirtschaft und Wasserbewirtschaftung
In gesamt Europa wurden diffuse Einträge als ein Hauptgrund für die Verschmutzung von Grund- und Oberflächengewässern und das nicht Erreichen des „ökologisch guten Zustands“ herausgestellt. Die Hauptquelle dieser diffusen Einträge ist
die Landwirtschaft. Der Umwelteinfluss der Landwirtschaft äußert sich primär in
diffuser Verschmutzung durch Stickstoff und Phosphor. Der Grad der Verschmutzung variiert zwischen und innerhalb der ENMAR Regionen beträchtlich. Überall
werden Werte gemessen, welche die angrenzenden Ökosysteme stark belasten.
76
Diese landwirtschaftlichen Einflüsse stellen eine bedeutende wirtschaftliche,
soziale, umwelttechnische und politische Herausforderung dar. Ihnen entgegenzuwirken ist von äußerster Wichtigkeit für den erfolgreichen Umsetzungsprozess
der WRRL aber auch für die regionale Entwicklung. Die Querverbindung zwischen
Landwirtschaft und Wasserwirtschaft ist von immenser Bedeutung. Wasserbehörden sollten ein starkes Interesse an diesem Thema haben, aufgrund des Nutzens für
die Trinkwasserversorgung, der Lebensmittelproduktion, der Landnutzung, des Tourismus und der allgemeinen Lebensqualität für die Einwohner ihrer Flussgebiete.
Die, von der Europäischen Union angeordnete Gemeinsame Agrarpolitik, wird von
den Fachleuten der Wasserpolitik als eine guter Ansatz für das Problem der diffusen
Verschmutzung, der Regulierung der Marktbedingungen und der Finanzierung
von Maßnahmen erachtet. Sie wird hoffentlich im Stande sein, die gute Praxis aus
allen Regionen zu vereinen und diejenigen, die in der Wasserversorgung arbeiten
dazu erziehen, es zielorientiert zu tun. Hierbei sollte der Reichtum und die Vielfalt
der landwirtschaftlichen Praktiken in den EU Staaten bewahrt werden. Die Reform
der Gemeinsamen Agrarpolitik dient als Mechanismus, die landwirtschaftlichen
Praktiken zu wandeln, um zur Verbesserung des ökologischen Status der Gewässer
beizutragen.
77
6
Forstwirtschaft
Text: Thomas Nydén
6 Forstwirtschaft
Zusammenfassung
Aufgrund der natürlichen Bedingungen, Geschichte, Kultur und Forstpraktiken gibt
es im Forstsektor der fünf Einzugsgebiete große Unterschiede.
In den Einzugsgebieten von Gauja und Emån ist die Forstindustrie am intensivsten.
Dort stellt die Forst die dominierende Landnutzung dar und hat wahrscheinlich die
größten Auswirkungen auf die Wasserqualität. Es werden überwiegend einheimische Arten kultiviert. Es gibt große Unterschiede im Hinblick auf Grundgestein
und Bodenbeschaffenheit, was ersichtlich wird, wenn man die Wasserchemie der
beiden Einzugsgebiete vergleicht. Das Emån Einzugsgebiet wird vor allem von
Granit und Moränengestein bestimmt, wohingegen das Gauja Einzugsgebiet vor
allem aus Sedimentgestein und alkalihaltigeren Böden besteht. Dies wiederum
führt zu unterschiedlichen Mengen an Stickstoff- und Phosphorverbindungen,
Huminsäuren und Schwermetallen, die durch forstwirtschaftliche Aktivitäten in die
Oberflächengewässer gelangen.
Die Einzugsgebiete der Weser und vor allem des Mersey sind weniger bewaldet.
Ihre Wälder haben jedoch einen sehr hohen sozialen Wert (alte Wälder im Mersey
Einzugsgebiet) und dienen als Schutz für die Grundwasserressourcen (Weser Einzugsgebiet). Aufgrund der höheren Einwohnerdichte, erfüllen die Wälder außerdem eine wichtige Naherholungsfunktion.
Das Miño Einzugsgebiet ist zu beinahe 62% mit Wald bedeckt, wird aber noch nicht
so intensiv bewirtschaftet wie es in den Emån und Gauja Einzugsgebieten der Fall
ist. Der Hauptgrund dafür ist die größere Zahl an Privatbesitzern in Verbindung mit
einer nicht angemessenen Forstplanung, schlechter Infrastruktur und jährlichen
Waldbränden.
Wenngleich sich die Einzugsgebiete stark unterscheiden, wird die WRRL in jedem
der Flussgebiete Einfluss auf die Forstwirtschaft nehmen. Trotzdem wird es eine
große Herausforderung sein, das Ziel des guten ökologischen Zustands mit Hilfe
der notwendigen Forstmaßnahmen zu erreichen. Eines der Ziele innerhalb des
ENMaR Projekts war es, die Gemeinden und andere Grundbesitzer in den Einzugsgebieten darüber zu informieren, wie ihre Forstmethoden die Wasserqualität positiv
78
beeinflussen können und welche Maßnahmen durchgeführt werden können, um
die negativen Auswirkungen auf die Gewässer zu vermeiden und einzuschränken.
Um die Anforderungen der WRRL, zum Beispiel in den Gauja und Emån Einzugsgebieten, erfüllen zu können, wird es nötig sein, geeignete Forstmethoden und evtl.
umfassendere Instrumente zur Landschaftsplanung zu entwickeln, um die Forstplanungen zu ergänzen. Außerdem ist es wichtig, dass man angemessene Monitoringmethoden entwickelt und koordiniert, um in der Lage sein zu können, Daten über
die Auswirkungen der Forstwirtschaft auf die Wasserqualität zu sammeln und zu
überprüfen. Wirtschaftliche Faktoren erschweren es, Landwirte davon zu überzeugen, die Bewirtschaftung ihres Landes für die Wiederaufforstung aufzugeben oder
staatliche Forste dazu zu bringen, in die Wiederaufforstung zu investieren. Das
Mersey Einzugsgebiet ist nur spärlich bewaldet und würde sowohl an Wasserqualität als auch an Naherholungsqualität gewinnen, wenn das Flusstal teilweise wieder
aufgeforstet werden würde. Das Einzugsgebiet des Miño ist bei diesen beiden
Konzepten ein ‚Außenseiter’ und die Frage ist, ob die wichtigste Maßnahme zur
Erfüllung der Anforderungen der WRRL die Schaffung einer regionalen Forstpolitik
und darauf basierende Maßnahmen wären.
79
7
Tourismus
Text: Anda Ruskule
7 Tourismus
Zusammenfassung
In allen am ENMaR Projekt beteiligten Ländern ist der Tourismus, wie in allen europäischen Ländern, ein sich schnell entwickelnder Sektor der das wirtschaftliche
Wachstum auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene anregt. England, Spanien
und Deutschland gehören zu den beliebtesten Touristenzielen der Welt, während
Schweden und Lettland großes Potential für die Weiterentwicklung des Tourismussektors besitzen.
Die Nachfrage nach touristischen Angeboten wächst ständig. Verbunden mit sehr
unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen der Reisenden führt dies zu einer
größeren Spezialisierung einzelner Touristikbereiche. Naturtourismus, der sich auf
Gebiete mit hohem ökologischem und landschaftlichem Wert, großer Biodiversität
und geringer Belastung durch menschliche Aktivitäten konzentriert, wird immer
beliebter. Gleichzeitig sind diese Gebiete jedoch sehr empfindlich und besitzen nur
eine geringe Resistenz gegenüber Störungen, verursacht durch Tourismus.
Eine der wichtigsten Umweltbedingungen für die Tourismusentwicklung ist eine
gute Wasserqualität. Intensiver Tourismus könnte negative Auswirkungen auf die
Wasserqualität haben, falls keine Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, oder die
Belastbarkeit eines wasserabhängigen Ökosystems überschritten wurde.
In jedem der ENMaR Länder machen wasserbezogene Aktivitäten einen entscheidenden Teil der angebotenen touristischen Aktivitäten aus. Aktivitäten wie Baden,
Kanufahren, Motorbootfahren und Angeln sind sehr beliebt. Diese Aktivitäten
können negative Folgen für die umliegenden Ökosysteme haben (Zerstörung von
Lebensräumen, Störung von Arten, Verschmutzung), wenn die Zunahme der Touristenzahlen nicht mit Hilfe von angemessener Infrastruktur und der Lenkung von
Besucherströmen reguliert wird. Aufgrund des zusätzlichen Wasserverbrauchs oder
durch nicht ausreichende Abwasserbehandlung kann der, nicht unbedingt direkt
mit dem Wasser verbundene, städtische und ländliche Tourismus einen größeren
direkten Einfluss auf die Wasserqualität haben.
In Bezug auf die WRRL, könnte der Tourismus aus zwei Richtungen angegangen
werden: Bewertung der durch Tourismus verursachten Belastung und Bewertung
von wesentlichen Nutzern. In keinem der nationalen Berichte 2005 der ENMaR
80
Länder wurde Tourismus als eine der wesentlichen Belastungen erkannt. Das
kommt sehr wahrscheinlich daher, dass es kaum Informationen zur objektiven
Einschätzung der Auswirkungen von Tourismus auf die Wasserqualität gibt.
Die vorherrschende Meinung ist, dass der Tourismus aktuell sehr viel weniger
Auswirkungen auf die Wasserqualität hat als andere Sektoren wie z.B. Land- und
Forstwirtschaft. Wenn man allerdings den für die kommenden Jahre vorausgesagte
Anstieg des Tourismus bedenkt, könnten die potentiellen Belastungen, vor allem
in Hinblick auf populäre Touristenziele, in Zukunft große Schäden verursachen und
sollten schon heute angegangen werden.
Strategien zur Tourismusentwicklung sollten auf dem Prinzip der Nachhaltigkeit
beruhen und wirtschaftliche, ökologische und soziale Vorzüge gleichermaßen
berücksichtigen. Nachhaltiger Tourismus sollte außerdem die Belastbarkeit von
Touristenzielen berücksichtigen und Grenzen setzen, welche die Entwicklung nicht
überschreiten darf.
Ein Gleichgewicht zwischen Tourismusentwicklung und Umweltschutzinteressen
kann durch Raumplanung hergestellt werden. Die Raumplanung sollte die Ziele
der Tourismusstrategien, die Inhalte der Bewirtschaftungspläne für die Einzugsgebiete und die Pflege- und Entwicklungspläne der Schutzgebiete integrieren.
81
8
Schnittmenge
Text: Wiebke Abeling
8 Schnittmenge der ENMaR Themen
Ein Ziel des ENMaR Projektes war es, die Wechselwirkungen zwischen den Themen
Tourismus, Raumordnung, Wasserwirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft darzustellen. Die vorangegangenen Kapitel haben die engen Verknüpfungen zwischen
diesen Bereichen aufgezeigt.
us
ism
r
Tou
Forstwirtschaft
Raumordnung
Regionale
tw
Landwirtschaft
Wasserwirtschaft
n
ic
klung
Die ENMaR Themen im Kontext zur Regionalentwicklung
Der ländliche Raum ist geprägt von Land- und Forstwirtschaft als den dominierenden Landnutzungen. Diese Bereiche bestimmen daher das Landschaftsbild,
besonders stark in dünn besiedelten Gegenden und entsprechend weniger in städtischer Umgebung. Für Menschen aus der Stadt, bzw. Touristen aus anderen Regionen sind diese Landschaften sehr reizvoll. Ökologische Land- und Forstwirtschaft
stellen einen Mehrwert sowohl für den Tourismus als auch für gute Wasserqualität
dar. Und eine gute Wasserqualität bietet einen Mehrwert für ländlichen und nachhaltigen Tourismus. Die Wasserwirtschaft kann nicht losgelöst von der natürlichen
Umwelt und von der bestehenden Landnutzung betrachtet werden; dem entspricht die WRRL mit ihrem Einzugsgebietsansatz. Wegen ihres Einflusses auf die
Entwicklung und die Nutzung von Land, ist die Raumordnung das entscheidende
82
Werkzeug zur Integration von Land und Wasser. Land- und Forstwirtschaft, sowie
Tourismus sind wichtige Landnutzungen und verbrauchen Flächenressourcen. Sie
sind Gegenstand der Raumordnungsprozesse, über die wiederum diese Sektoren
einen Beitrag für die Wasserwirtschaft leisten können. Die Raumordnung spielt eine
wichtige Rolle beim Ausgleich der unterschiedlichen Bedürfnisse von Land- und
Forstwirtschaft sowie Tourismus gegenüber dem Schutz und der Verbesserung der
aquatischen Umwelt.
In vielen Fällen ist es eine Frage der Dimension. Intensive Entwicklung, egal ob z.B.
landwirtschaftliche oder touristische, verursachen Belastungen für die Umwelt. In
Zukunft wird es immer wichtiger sein, ein gesundes Gleichgewicht zwischen den
verschiedenen Bereichen und den Bedürfnissen der Natur herzustellen. Bewirtschaftungspläne und andere Raumordnungsinstrumente werden dabei eine
wichtige Rolle spielen. Im Sinne der Regionalentwicklung sollte idealerweise ein
multifunktionaler Nutzen von Maßnahmen angestrebt werden.
Tourismus wird in vielen Regionen als Entwicklungsmöglichkeit gesehen, die einen
direkten wirtschaftlichen Nutzen mit sich bringt. Aber auch Tourismus verbraucht
Ressourcen, wie Natur und Wasser. In ländlichen Gebieten ist eine enge Verknüpfung von Tourismus und Landwirtschaft möglich. Hier sollte der Tourismus
verschiedene Bereiche integrieren, wie z.B. Naturschutz, Gewässerschutz, Landwirtschaft und andere ländliche Aktivitäten. Land- und Wasserwirtschaft sind wichtige
Elemente für den nachhaltigen Tourismus und die Naherholung. In Regionen ohne
touristische Entwicklung können diese Bereiche wichtige Faktoren sein, um touristische Aktivitäten zu initiieren. Aber auf der anderen Seite kann Massentourismus
die Lebensqualität und den guten Zustand von Gewässern mindern oder zerstören. Touristische Infrastruktur, besonders die Sicherstellung von Wasserdienstleistungen, sind entscheidend für den nachhaltigen Wachstum des Tourismus. Die
Bedeutung der Raumordnung bezüglich der nachhaltigen Entwicklung von Tourismus ist ausführlich in den vorherigen Kapiteln beschrieben worden.
Die von der WRRL geforderte Bewirtschaftungsplanung bietet einen Rahmen, der
die ENMaR Themen ‘zusammenschweißen’ kann, da sie entweder einen Einfluss
auf den Gewässerzustand haben oder aber von ihm abhängig sind. Ohne einen
integrierten Ansatz von Landnutzung und Wasserwirtschaft wird es schwierig, die
Ziele der WRRL zu erreichen.
83
9
WRRL und Ökonomie
Text: Dr. Ingo Bräuer
9 WRRL und Ökonomie
9.1 Ökonomische Elemente in der WRRL
Die in der Wasserrahmenrichtlinie formulierten Ziele sind sehr ambitioniert. Ihre
Erreichung wird nicht unerhebliche administrative sowie finanzielle Ressourcen
benötigen. Dem wird in der WRRL Rechnung getragen, indem entlang des gesamten Umsetzungsprozesses ökonomische Ansätze zum Tragen kommen (Pielen 2007).
Ökonomische Prinzipien (z.B. das Verursacherprinzip), Instrumente (Gebühren und
Steuern) und Methoden (z.B. Kostenwirksamkeits- oder Kosten-Nutzen-Analysen)
spielen eine zentrale Rolle in der WRRL.
Im Einzelnen sind dies:
• Artikel 5: Die von Artikel 5 geforderte wirtschaftliche Analyse der Wassernutzung
bildet die Basis für alle ökonomischen Betrachtungen und Entscheidungen in
der späteren Umsetzungsphase.
• Artikel 9: Hier fordert die WRRL, dass die Wasserpreissysteme der Mitgliedsländer
dem Grundsatz der Kostendeckung entsprechen und Anreize für eine effiziente
Ressourcennutzung schaffen. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass bei der Bestimmung der Kostendeckung der Wasserdienstleistungen
Umwelt- und Ressourcenkosten zu berücksichtigen sind.
• Artikel 11: In Artikel 11 empfiehlt die WRRL den Einsatz von Kosteneffektivitätsanalysen bei der Aufstellung der Maßnahmenprogramme.
• Artikel 4: In diesen Artikeln wird die Ausweisung von Ausnahmetatbeständen
geregelt. Basierend auf der ökonomischen Einschätzung, ob der gute Gewässerzustand nur zu „unverhältnismäßig hohen Kosten“ erreicht werden kann, können
entweder Fristverlängerungen (Art. 4.4) oder geringere Umweltziele (Art. 4.5)
beantragt werden.
Mit der Integration dieser ökonomischen Komponenten in das Regelwerk der WRRL
soll vor allem dreierlei gewährleistet werden:
1. Die Implementierung so kostengünstig wie möglich zu gestalten, weshalb z.B.
bei der Aufstellung der Maßnahmenprogramme auf die Durchführung von
Kosteneffektivitätsüberlegungen gedrängt wird.
84
2. Mechanismen des Marktes bei der Erreichung des ökologischen Ziels zu nutzen,
bzw. Marktversagen, dass zu negativen Auswirkungen auf die Gewässerqualität
führt, auszuschalten.
3. Eine kritische Überprüfung, ob die politisch gesteckten Ziele (die Erreichung des
guten ökologischen Zustandes in allen Gewässern der EU) im Einzelfall volkswirtschaftlich sinnvoll, d.h. effizient sind und eine Implementierung rechtfertigen.
Sollte dies nicht der Fall sein, ermöglicht Art. 4 WRRL eine sinnvolle Anpassung
der Ziele über zeitliche oder qualitätsmäßige Lockerungen.
Art. 5 + 9
Festlegung
von Sanktionen
Analyse bestehender Wassernutzungen,
Auswirkungen
und Belastungen
Beurteilung der
Auswirkungen von
Programmen
Wirtschaftliche Bedeutung
von Wassernutzungen
Beurteilung aktueller Kostendeckungsgrade für Wasserdienstleistungen
Trends bei Angebot und Nachfrage
Festlegung
potentieller
Maßnahmen
Umweltziele
Umsetzung von
Maßnahmenprogrammen
Rechtfertigung
potentieller
Abweichungen
Festlegung von
Maßnahmenprogrammen
Festlegung eines kostenwirksamen Maßnahmenpakets
Beurteilung der Rolle der
Gebühren als Maßnahme
Art. 11
Art. 11
Beurteilung der
Gesamtkosten
Beurteilung der Wirksamkeit
der Maßnahmen
Beurteilung der Kostenwirksamkeit der Maßnahmen
Art. 4
Beurteilung von Kosten/Nutzen
von Maßnahmenpaketen
Ausweisung erheblich
veränderter Wasserkörper
Ausweisung weniger
strikter Ziele
Rechtfertigung zeitlicher
Abweichungen
Rechtfertigung geplanter
Kostendeckungsgrade
Ökonomische Elemente der EG-Wasserrahmenrichtlinie (aus Pielen 2007 nach Wateco 2002;
verändert durch Bräuer)
85
9
WRRL und Ökonomie
Das Diagramm verdeutlicht einerseits die zeitliche Abfolge der Umsetzung der
Umweltziele der WRRL, andererseits die Bezüge zu den jeweiligen ökonomischen
Artikeln der Richtlinie. In einem ersten Schritt wird mit Hilfe der wirtschaftlichen
Analyse der Wassernutzung nach Artikel 5 das Flusseinzugsgebiet aus ökonomischer Sicht charakterisiert. Dazu gehören zusätzlich eine Bestimmung des
Kostendeckungsgrades der Wasserdienstleistungen aber auch die Abschätzung
von Trends in der Wassernutzung und damit potentieller zukünftiger Belastungen.
In einem nächsten Schritt fordert Artikel 11 dann eine Abschätzung der Kostenwirksamkeit möglicher Maßnahmen. Basierend auf diesen Zahlen sollen die
Gesamtkosten zur Erreichung des guten ökologischen Zustands ermittelt werden
und außerdem muss überprüft werden, ob diese Kosten möglicherweise unverhältnismäßig hoch sind (Art. 4). Ist dies nicht der Fall, erfolgt im nächsten Schritt
die Auswahl der kosteneffektivsten Maßnahmenbündel nach Artikel 11. Da die
Berichterstattung periodisch erfolgt, wiederholt sich der gesamte Prozess immer
wieder, was letztendlich dazu beitragen soll, dass mit jeder Iteration die einzelnen
Abschnitte vertieft und ausgebaut werden.
9.2 Schnittstellen der Kommunen mit der WRRL
Wie in Kapitel 1.4 dargelegt, können die Kommunen, je nach Zuständigkeit in verschiedenen Mitgliedstaaten, von der WRRL in folgenden Bereichen betroffen sein:
• Abwasserbeseitigung und Einleitung in Gewässer,
• Wasserversorgung,
• Gewässerunterhaltung und Gewässerausbau für bestimmte Gewässer (je nach
Ländern in Deutschland 3. aber auch 2. Ordnung),
• Bauleitplanung unter Berücksichtigung der Raumordnung, des Naturschutzes
und des Hochwasserschutzes,
• Tourismus und Naherholung,
• Agenda 21-Aktivität und
• Öffentlichkeitsbeteiligung.
Die Rolle, die diese einzelnen Bereiche bei der Aufstellung von Maßnahmenprogrammen in den unterschiedlichen Regionen spielen werden, ist noch unklar und
variiert mit der jeweiligen Gewichtung der Umweltziele.
86
9.3 Ökonomische Begriffe in der WRRL
In den ökonomischen Betrachtungen der WRRL spielen die Begriffe Effektivität, Effizienz und externe Effekte eine wichtige Rolle. Diese werden im Folgenden kurz geklärt:
• Effektivität ist die Fähigkeit einer Maßnahme ein mit ihr verbundenes Ziel zu
erreichen, d.h. der Grad ihrer Wirksamkeit. Werden Maßnahmen hinsichtlich der
Kosten verglichen, die mit der Erreichung bestimmter Ziele entstehen, spricht
man von Kostenwirksamkeit bzw. Kosteneffektivität (im Deutschen auch oft
- fälschlicherweise - Kosteneffizienz genannt) der Maßnahmen. Kostenwirksamkeitsanalysen können in zweierlei Hinsicht eingesetzt werden: (1) um zu ermitteln, wie für ein gegebenes finanzielles Budget ein Maximum an (ökologischer)
Wirkung erzielt werden kann oder (2) wie ein definiertes Ziel zu besonders
niedrigen Kosten erreicht werden kann. Für den Kontext der WRRL, bei welcher
der gute ökologische Zustand eines Gewässers das festgelegte Ziel ist, bezieht
sich Kosteneffektivität immer auf Alternative 2.
• Effizienz beschreibt das Verhältnis der gesellschaftlichen Kosten und Nutzen einer
Maßnahme. Maßnahmen gelten dann als effizient, wenn sie die gesellschaftliche
Wohlfahrt erhöhen. Letztendlich bedeutet Effizienz, dass die Allokation der vorhandenen Ressourcen die Wohlfahrt aller Mitglieder der Gesellschaft maximiert.
• Externe Effekte bezeichnen Auswirkungen wirtschaftlichen Handelns auf Dritte,
die nicht vom Handelnden getragen werden müssen bzw. ihm nicht zugute
kommen. Man spricht in diesem Fall von Marktversagen, das zur Konsequenz hat,
dass das nicht marktbewertete Gut nicht in der optimalen Menge bereitgestellt,
bzw. konsumiert wird. Entsprechend kommt es gesamtgesellschaftlich zu einem
Wohlfahrtsverlust. Externe Effekte können für die dritte Person einen Schaden
bedeuten (externe Kosten), aber auch einen Nutzen verursachen (externer
Nutzen). So kann die Einleitung von unzureichend geklärten Abwässern in einen
Fluss zu externen Kosten für flussabwärts gelegene Reusenfischer führen. Andererseits kann die Anlage von Überschwemmungswiesen den Naherholungswert
für die Bevölkerung erhöhen, ohne dass diese an den Kosten beteiligt ist. Die
durch Marktversagen begründete Existenz externer Effekte führt dazu, dass
volkswirtschaftliche Kosten sich von betriebswirtschaftlichen unterscheiden. Für
eine bessere Unterscheidung der, mit externen Effekten verbundenen, Kosten für
die Gesellschaft, führt die WRRL Umwelt- und Ressourcenkosten ein (Kapitel 9.5).
• Umweltkosten werden definiert als Kosten für Schäden, die durch die Erbringung einer Wasserdienstleistung in der Umwelt durch eine verminderte Umwelt-
87
9
WRRL und Ökonomie
qualität verursacht werden (Görlach & Interwies 2004). Diese können sowohl ihre
Ursache in Beeinträchtigungen der Wasserqualität oder aber auch der Quantität
haben und beziehen sich auf Habitate, Ökosystemfunktionen und Biodiversität.
Beispiele sind Kosten, die durch die Schädigung eines Feuchtgebiets entstehen,
das aufgrund einer übermäßigen Wasserentnahme trocken fällt oder Kosten der
Trinkwasserverunreinigung durch Düngung landwirtschaftlicher Flächen.
• Ressourcenkosten beschreiben Knappheits- oder Opportunitätskosten der
Wassernutzung. Sie entstehen, wenn infolge von Nutzungskonkurrenz nicht
alle Nutzungsmöglichkeiten eines Wasserkörpers ausgeschöpft werden können
und beziffern den entgangenen Nutzen alternativer Verwendungen von Wasser.
Ein Beispiel wäre die Behinderung der touristischen Entwicklung einer Region
infolge eines hohen Wasserverbrauchs zur Bewässerung landwirtschaftlicher
Flächen, der die Menge an verfügbarem Trinkwasser limitiert (Görlach & Interwies 2004). Die WATECO-Arbeitsgruppe bringt zusätzlich noch eine zeitliche
Dimension in die Definition. Nach ihr entstehen Ressourcenkosten auch durch
eine nicht nachhaltige Nutzung knapper Wasserressourcen über ihre natürliche
Wiederherstellungs- oder Erholungsfähigkeit hinaus (Interwies et al 2004).
• Wasserdienstleistungen sind alle Dienstleistungen, die für Haushalte, öffentliche
Einrichtungen oder wirtschaftliche Tätigkeiten jeder Art folgendes zur Verfügung
stellen:
- Entnahme, Aufstauung, Speicherung, Behandlung und Verteilung von
Oberflächen- oder Grundwasser
- Anlagen für die Sammlung und Behandlung von Abwasser, die anschließend in Oberflächengewässer einleiten; Art. 2 (38) WRRL
• Wassernutzungen hingegen werden in Artikel 2 (39) definiert als Wasserdienstleistungen, sowie jede andere Handlung entsprechend Artikel 5 und Anhang II
mit signifikanten Auswirkungen auf den Wasserzustand. Sie umfassen somit alle
verbleibenden landwirtschaftlichen und sonstigen wirtschaftlichen Aktivitäten.
In den Mitgliedstaaten wurde diese Definition konkretisiert, wobei in der Regel
eine enge Definition von Wasserdienstleistungen gewählt wurde, die sich in den
meisten Fällen auf die Wasserver- und Entsorgung beschränkt (Pielen 2007). Für
den Umsetzungsprozess ist die Abgrenzung der Wasserdienstleistungen von
der Gruppe der Wassernutzungen insofern relevant, als für Wasserdienstleister
eine verursachergerechte Kostendeckung gefordert wird, während Wassernutzer
lediglich einen adäquaten Beitrag zur Kostendeckung leisten sollen, vergleiche
Artikel 9 WRRL.
88
9.4 Beschreibung der Maßnahmenprogramme und ihrer
Rolle in der WRRL
Maßnahmenprogramme innerhalb der WRRL bestehen aus grundlegenden und
ergänzenden Maßnahmen. Erstere beziehen sich auf bestimmte Mindestanforderungen der WRRL (eine effiziente und nachhaltige Wassernutzung (Art. 4); Ziele
für Trinkwasservorkommen (Art. 7); Kostendeckung der Wasserdienstleistungen
(Art. 9); den kombinierten Emissions-Immissionsansatz (Art. 10)) und anderer relevanter Richtlinien.
Die ergänzenden Maßnahmen sind erforderlich, um die geforderten Umweltziele
zu erreichen. Sie umfassen Rechtsinstrumente, Verhaltenskodizes, Entnahmekontrollen etc. (Haakh 2006). Vor allem für die zweite Kategorie von Maßnahmen
schreibt die WRRL Kosteneffektivität vor.
Dies bedeutet, dass die eingesetzten Mittel ins Verhältnis zum erreichten Nutzen
gesetzt werden. Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten, müssen die zugrundeliegenden Daten vereinheitlicht werden und quantifizierbar sein. So kann z.B.
eine Maßnahme mit Kosten in bestimmter Höhe X eine Verringerung der Nitratbelastung um Y Tonnen bewirken. Am günstigsten ist hier die Wahl von Kriterien nach
dem Muster Euro/kg Schadstoffminderung. Allerdings muss an dieser Stelle darauf
hingewiesen werden, dass nicht alle Maßnahmen nur auf einen Zielwert wirken.
So können einzelne Maßnahmen gleichzeitig eine ganz Reihe von Kennzahlen
beeinflussen. Hier ist unter Umständen eine genaue Zuordnung zu den einzelnen
Kostenstellen nicht mehr möglich. Des Weiteren treten bei vielen Umweltschutzmaßnahmen positive Nebeneffekte auf, die in keinem direkten Zusammenhang
zum ursprünglichen Einsatzziel stehen. Diese können von einem gesteigerten
Erholungswert durch Renaturierungsmaßnahmen bis hin zu komplexen Wechselwirkungen in Flora und Fauna der Flussgebietslandschaft - Stichwort Biodiversität - reichen. Diese positiven externen Effekte sind u.U. dann nicht in den KostenWirksamkeits-Vergleichen berücksichtigt, was zu einer verzerrten Darstellung der
Kosteneffektivität führen kann.
Bei der Problematik der Auswahl der Maßnahmenprogramme kann folglich die
reine Gegenüberstellung der Kosten für einen bestimmte Zielwert nicht ausreichen. Vielmehr müssen alle Effekte einer Maßnahme, soweit möglich, berücksichtigt werden. Für Deutschland gibt es mehrere Pilotprojekte, die sich mit der Problematik der Auswahl kosteneffektiver Maßnahmenkombinationen beschäftigen. Zu
89
9
WRRL und Ökonomie
erwähnen sind hier das UBA-Handbuch (Interwies et al. 2004) sowie das Weiße Elster
Projekt des Umwelt-Forschungs-Zentrums (Klauer et al. 2007a).
Durch geeignete Maßnahmen unter der WRRL sollen Umwelt- und Ressourcenkosten
reduziert werden. Entsprechend kann eine Maßnahme nicht einfach auf Basis der
Kosten ihrer Durchführung als teuer oder kostengünstig beurteilt werden. Erst die
Gegenüberstellung von Kosten der Zustandsverbesserung und deren Nutzen erlauben ein fundiertes Urteil. Dies ist in der folgenden Abbildung idealtypisch dargestellt.
ursprünglicher
Zustand
Zustand nach
Maßnahme
guter ökologischer Zustand
Umweltkosten
verminderte
Umweltkosten
................
................
................
Maßnahmenkosten
Nutzengewinn
Unterscheidung von Maßnahmenkosten, Umweltkosten und Nutzengewinn bzw. Nettonutzen
bei Maßnahmen zur Verbesserung des Umweltqualität.
Wird von einem Zustand ausgegangen, bei dem die aktuelle Nutzung eines
Gewässers den ökologischen Zustand negativ beeinflusst, kommt es zu volkswirtschaftlichen Kosten (s. Abbildung oben). Durch Maßnahmen zur Erreichung von
Umweltzielen der WRRL werden diese Umweltkosten der Wassernutzung vermieden bzw. vermindert (s. Abbildung oben, rechte Hälfte). Allerdings sind die hierzu
genutzten Maßnahmen mit Kosten verbunden, wodurch der volkswirtschaftliche
Nettonutzen des Einsatzes von Gewässerschutzmaßnahmen geschmälert wird. Es
ist jedoch ersichtlich, dass auch nach Abzug der direkten Kosten zur Umsetzung
der Maßnahme, die gesamtgesellschaftlichen Kosten verringert wurden.
90
9.4.1 Probleme bei der Auswahl der kosteneffektivsten Maßnahmen
Möglicherweise aber trägt die Maßnahme mit der größten Kostenwirksamkeit
noch nicht zur Zielerreichung bei und es müssen weitere Maßnahmen eingesetzt
werden, die teurer sind. Das kostengünstigste Maßnahmenprogramm wird erreicht,
wenn, ausgehend von der kostenwirksamsten Maßnahme, jeweils die nächstkostenwirksamsten Maßnahmen im maximalen Umfang eingesetzt werden bis das
Ziel erreicht ist (Petry et al 2006, Interwies et al 2004). Der volkswirtschaftliche Nutzen
der einzelnen Maßnahmen kann sich dabei erhöhen, weil Maßnahmen zusätzlich
zur Gewässerschutzwirkung weiteren Nutzen verursachen (positive Nebeneffekte),
wenn sie wie beispielsweise Aufforstungen den Naherholungswert einer Region
steigern, oder wie im Fall des Ökolandbaus, die Biodiversität erhöhen.
9.4.2 Gerechte Verteilung der Maßnahmenprogramme zwischen den
Anliegern und zwischen den Verursachern
Innerhalb der WRRL sollen Maßnahmen auf Flusseinzuggebietsebene koordiniert
angewendet werden. Maßnahmenbündel sollen also hinsichtlich ihrer Kostenwirksamkeit auf Flusseinzugsgebietsebene betrachtet und ausgewählt werden.
Untersuchungen zur Kosteneffektivität von Maßnahmen haben gezeigt, dass diese
in großem Maße von den standörtlichen Gegebenheiten abhängen, da sowohl die
Wirksamkeit einzelner Maßnahmen als auch ihre Kosten stark standortabhängig
sind (Bräuer & Neubert 2007).
Bei der Aufstellung der Maßnahmenprogramme wird es daher sehr wahrscheinlich sein, dass sich aus Kosteneffektivitätsgründen die geplanten notwendigen
Maßnahmen vor allem in bestimmten Teilen des Flussgebietes konzentrieren. Da
aufgrund der Größe der Flussgebietseinheiten, diese sich über mehrere Verwaltungseinheiten erstrecken, bedeutet dies, dass im Gebiet einzelner Kommunen
überproportional viele Maßnahmen durchgeführt werden sollen, ohne dass diese
Kommunen in entsprechendem Maße für die Probleme verantwortlich sind. Es
besteht also Gefahr, dass über eine reine Konzentration auf das Prinzip der Kosteneffektivität das Verursacherprinzip verletzt wird. Zusätzlich kommt der Nutzen der
Maßnahmen aber einem gesamten Flussgebiet zugute und ist meist bei Unterliegern besonders bedeutend. Es sind damit Ausgleichsmechanismen, z.B. ein Fondsmodel, zwischen den betroffenen Akteuren (Länder, Kommunen, etc.) notwendig,
um Kosteneffizienz bei der Maßnahmenauswahl unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Verursacherprinzips innerhalb des Flussgebietes zu gewährleisten.
91
9
WRRL und Ökonomie
Im Rahmen des Weiße Elster Projektes (Klauer et al. 2007a) wurde ein konzeptioneller Vorschlag erarbeitet, wie dies erreicht werden kann. Klauer et al. schlagen
vor, Flusseinzugsgebiete in sogenannte Bilanzgebiete zu unterteilen (s. Abbildung
unten). Für die einzelnen Bilanzgebiete können, basierend auf der angestrebten
Gewässergüte, Handlungsziele zur Erreichung der Gewässergüte formuliert
werden. Dies geschieht indem für jedes Bilanzgebiet derjenige Anteil der stofflichen Belastung isoliert wird, der nur in diesem Bilanzgebiet anfällt. So wird
vermieden, dass erst diejenigen Anrainer, in deren Hoheitsgebiet die Grenzwerte
für bestimmte Stoffe überschritten werden, die Gesamtlast tragen müssen. Das
Bilanzgebietskonzept sieht vor, dass vom obersten Bilanzgebiet flussabwärts für
jedes Bilanzgebiet ein Handlungsziel definiert wird, dass sich aus den regionalen
Einträgen und unter Berücksichtigung des Selbstreinigungspotentials innerhalb
des Bilanzgebietes ergibt. Damit ist theoretisch gewährleistet, dass jedes Oberflächenwasser, dass ein Bilanzgebiet verlässt, den Vorgaben der WRRL entspricht.
Somit ist das Entscheidungsproblem der Maßnahmenauswahl über die Grenzen
der Bilanzräume hinweg entkoppelt.
Oberlauf
Bilanzgebiet mit höherer
Kostenwirksamkeit
Kostenausgleich
über
Ausgleichsfonds
Bilanzgebiet in dem die
natürliche Aufnahmekapazität
überschritten ist
Unterlauf
Oberlieger- Unterliegerproblematik bei der Aufstellung kosteneffektiver Maßnahmenbündel
(verändert nach Schiller et al. 2007).
Über die bilanzgebietsspezifischen Reduktionsziele ist der Handlungsbedarf
für jeden Anrainer genau definiert. Soll es nun zur Bündelung von Maßnahmen
92
innerhalb des Flussgebiets kommen, können die Gesamtkosten entsprechend der
bilanzspezifischen Reduktionsziele aufgeteilt werden.
Damit kann bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Verteilungsfragen eine höhere
Kostenwirksamkeit für ein Flussgebiet in der Praxis hergestellt werden. Zusätzlich
könnten solche Mechanismen auch relevant sein, wenn Teilziele in einem unterliegenden Wasserkörper nicht erreicht werden (können), ein Oberlieger aber für
Ausgleich sorgen kann oder wenn Maßnahmen bei einem Unterlieger mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden sind (Klauer et al. 2007a).
9.5 Kostendeckung und Umwelt- und Ressourcenkosten
Das Prinzip der Kostendeckung leitet sich aus Artikel 9 WRRL ab. Dieser schreibt
vor, dass die Mitgliedstaaten der EU den Grundsatz der Deckung der Kosten der
Wasserdienstleistungen einschließlich umwelt- und ressourcenbezogener Kosten
berücksichtigen müssen. Dabei soll das Verursacherprinzip angewendet und
in wirtschaftliche Analysen explizit einbezogen werden. Darüber hinaus sollen
unterschiedliche Wassernutzungen (z.B. Industrie, Haushalte, Landwirtschaft) mit
starken Auswirkungen auf den Gewässerzustand einen angemessenen Beitrag
zur Kostendeckung leisten. Das Prinzip der Kostendeckung bezieht sich dabei auf
das Ausmaß zu dem die Kosten der Nutzung von Wasser von denjenigen getragen
werden, die diese Kosten verursacht haben. Als zentrale Kostenansätze in Bezug
auf Wasserdienstleistungen werden Umwelt- und Ressourcenkosten genannt, sind
jedoch in der Richtlinie nicht definiert.
Bis 2010 sollen die Mitgliedstaaten sicherstellen, dass die Wasserpreise angemessene Anreize für Wassernutzer bieten, die Ressource effizient zu nutzen und dass
die unterschiedlichen Wassernutzer einen angemessenen Beitrag zur Kostendeckung von Wasserdienstleistungen leisten. Mittels der kostendeckenden Wasserpreise werden Ziele verfolgt, die folgende Funktionen haben (Fries und Nafo 2006):
• Informationsfunktion: den Wassernutzern werden sämtliche damit verbundene
Kosten transparent gemacht, wodurch eine höhere Wertschätzung von Wasser
erreicht werden kann.
• Lenkungsfunktion: die Wassernutzer müssen für alle direkten und indirekten
Kosten ihrer Wassernutzung aufkommen und werden damit herausgefordert
den Nutzen dieser Aufwendungen mit alternativen Verwendungsmöglichkeiten
zu vergleichen. Dies soll einer sinnvolleren Wassernutzung dienen.
93
9
WRRL und Ökonomie
• Finanzierungsfunktion: über kostendeckende Zahlungen der Wassernutzer
sollen genügend finanzielle Mittel bereitgestellt werden, um Wasserdienstleistungen und Gewässerschutzmaßnahmen langfristig zu gewährleisten.
Die WRRL fordert nach Art. 9 volle Kostendeckung der Wasserdienstleistungen, für
die breitere Kategorie der Wassernutzungen aber nur „angemessene“ (oder auch
„adäquate“) Beiträge zur Kostendeckung (Pielen 2007). Welche Kosten per Definition
genau den Wasserdienstleistungen zugeschlagen werden, beeinflusst den Anwendungsgrad des Verursacherprinzips sowie den Grad der Kostendeckung (Pielen
2007). Während Reinhardt (2006) kritisch hinterfragt, ob ein „angemessener“ Beitrag
zur Kostendeckung, rechtlich zu fassen ist, hat Unnerstall (2005) folgende Argumentation: Diejenigen Wassernutzungen, die keine Wasserdienstleistung darstellen,
aber einen Teil der Kosten von Wasserdienstleitungen verursachen, sollen einen
„angemessenen“ Beitrag zur Deckung der jeweiligen Wasserdienstleistungskosten
leisten. Beispielsweise hätte die Landwirtschaft als Verursacher die Mehrkosten zu
tragen, die durch übermäßigen Düngemitteleinsatz für die Trinkwasseraufbereitung entstehen. Mit dieser Argumentation wäre das Verursacherprinzip erfüllt.
Neben der Unterscheidung zwischen Wasserdienstleistung und -nutzung ist insbesondere die Definition der Begriffe der Umwelt- und Ressourcenkosten essentiell,
sollen nach WRRL kostendeckende Wasserpreise bestimmt werden.
intangible Werte
Ressourcenkosten
Umweltkosten
variable Kosten
Fixkosten
betriebswirtschaftliche
Kosten
volkswirtschaftliche
Kosten
Kostenkategorien bei der Ermittlung der volkswirtschaftlichen Kosten von Wasserdienstleistungen
94
Die Gesamtkosten der Wasserdienstleitungen und -nutzungen lassen sich in Anlehnung an Rogers et al. (2002) wie in der vorstehenden Abbildung zusammenstellen.
Wichtig ist dabei die Tatsache, dass Umwelt- und Ressourcenkosten zu den variablen und fixen Kosten der rein betriebswirtschaftlichen Kostenbetrachtung addiert
werden, um die volkswirtschaftlichen Effekte zu errechnen.
Zwar sind strenggenommen in einer volkswirtschaftlichen Betrachtung alle relevanten Kosten und Nutzen berücksichtigt. In der ökonomischen Literatur gibt es
aber einen Dissens, ob wirklich alle Umweltgüter und Werte mit Hilfe umweltöko­
nomischer Bewertungsmethoden erfasst werden können. Ökonomen sprechen in
diesem Fall von sogenannten intangiblen Werten. Da diese sich per Definition aber
nicht monetär darstellen lassen, müssen sie auf eine qualitativ argumentative Weise
in die Betrachtungen einbezogen werden.
Von der WRRL wird eine volkswirtschaftliche Analyse, d.h. Betrachtung der gesamten volkswirtschaftlichen Kosten zur Bestimmung kostendeckender Preise gefordert. Bisherige Untersuchungen in den Mitgliedstaaten zum Kostendeckungsgrad
von Wasserdienstleistungen, wie sie lt. Art. 5 an die Kommission gemeldet wurden,
sind nach WRRL unzureichend.
9.5.1 Beispiele der Berechnung kostendeckender Wasserpreise in
Deutschland
Die Datenlage zur Kostendeckung von Wasserdienstleistungen und -nutzungen
ist mangelhaft, was auch unklaren Definitionen der einzelner Kostenkategorien
geschuldet ist (Pielen 2007). Erhebungen zu Kostendeckungsgraden wurden vor
allem aus betriebswirtschaftlicher Perspektive durchgeführt. Exemplarisch seien
hier zwei Beispiele vorgestellt, von denen eine - die Untersuchung in RheinlandPfalz - auf einer Primärdatenerhebung bei den jeweiligen Wasserdienstleistern
basiert, während die Untersuchung in Hessen sich auf die Auswertung statistischer
Daten beschränkt. Letzteres Vorgehen ist zwar deutlich weniger kosten- und
arbeitsintensiv, dafür aber mit deutlich höheren Unsicherheiten behaftet.
Die Untersuchung zur Kostendeckung von Wasserdienstleistungen in RheinlandPfalz ermittelte beispielsweise Kostendeckungsgrade von Wasserversorgern zwischen 98 und 103% (Muf 2005). Die Ermittlung der notwendigen Kennzahlen zur
Berechnung des Kostendeckungsgrades erfolgte über eine Umfrage im Jahre 2002
(Rücklaufquote 100%). Dabei wurden rechtliche Aspekte, wie die Art der Entgelte
und Rechtsformen, technische Aspekte, wie Wassermengen sowie insbesondere
95
9
WRRL und Ökonomie
wirtschaftliche Daten wie Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz, Angaben zu
Zuschüssen und Zuwendungen, Kostenstellenrechnungen, etc. erfasst. Zwischen
75 und 85% der Entgelte wurden durch Mengenabgaben gedeckt. Der Anteil von
66 Eigenbetrieben an den Wasserversorgern war vergleichsweise hoch, während es
sich bei den Abwasserbeseitigern um 83,8 % Zweckverbände handelte. Die Kostendeckungsgrade der Abwasserentsorger liegen in Rheinland-Pfalz zwischen 98
und 106%. Deckungsgrade für beide Kostenpunkte liegen in ländlichen Gebieten
tendenziell niedriger, als in urbanen Regionen (Muf 2005).
Für Hessen wurden auf Grundlage der kommunalen Finanzstatistik Kosten­
deckungsgrade kommunaler Abwasserentsorger von 90 bis 107% Prozent ermittelt
(Michel et al. 2004). Der Durchschnitt liegt bei 94%. Umwelt- und Ressourcenkosten
werden zum Teil durch Abgaben der Wassernutzer internalisiert. Das Gesamtaufkommen der Abwasserabgabe betrug für Hessen im Jahr 2001 41 Millionen Euro,
während sich die Grundwasserabgabe auf 109 Millionen Euro belief (Michel et al.
2004). Das Aufkommen wird für Maßnahmen des Grundwasser- und Gewässerschutzes sowie zur rationellen Wassernutzung verwendet.
9.6 Ausnahmetatbestände
Ausnahmetatbestände können nach Art. 4 WRRL bei ausreichender Begründung
(1) eine Fristverlängerung der Erreichung eines guten ökologischen Zustands
für ausgewählte Wasserkörper erlauben oder (2) eine Festlegung von weniger
strengen Zielen ermöglichen. Begründungen hierfür können entweder eine in
der Praxis unmögliche Verbesserung des Zustandes aufgrund der technischen
Durchführbarkeit oder der natürlichen Gegebenheiten sowie eine als unverhältnismäßig teuer definierte Umsetzung der relevanten Maßnahmen sein. Ausnahmen
sind auch dann möglich, wenn Maßnahmen schon ergriffen worden sind, aufgrund
natürlicher Gegebenheiten die Belastungen aber nur langsam zurück gehen (z.B.
Atrazinverbot) (Rechenberg 2006). Weniger strenge Umweltziele können dann festgelegt werden, wenn auch langfristig der gute Zustand nicht erreichbar ist. Dies kann
durch menschliche Tätigkeiten oder natürliche Gegebenheiten bedingt sein.
Generell erfordert jede Überprüfung der Unverhältnismäßigkeit von Maßnahmenkosten die Abschätzung von Kosten und Nutzen der Maßnahme, um diese dann
in einer Nutzen-Kosten-Analyse ins Verhältnis zu setzen. Aufgrund der bekannten
Schwierigkeiten bei der Bestimmung, der mit den Maßnahmen verbundenen
Nutzen, ist dieses Vorgehen aber nur bedingt praktikabel.
96
Entsprechend gibt es in den Mitgliedstaaten der EU noch keine definitiven Entscheidungen, welche alternativen Kriterien für die Bestimmung von unverhältnismäßigen Kosten angelegt werden sollten und wie methodisch bei der Abschätzung
der Unverhältnismäßigkeit von Maßnahmenkosten verfahren werden sollte.
Einige Länder haben aber erste Versuche hierzu unternommen (siehe Box). Eine
weitergehende Auseinandersetzung findet sich in einem Projektbericht für die
LAWA (http://www.ecologic.de/download/projekte/200-249/201-20/201-20-finalreport.pdf ).
Ziel von Klauer et al. (2007b) war es, Kriterien vorzuschlagen, die ein praktikables
Vorgehen zur Überprüfung von Unverhältnismäßigkeit erlauben. Entsprechend
wurden vor allem Kriterien untersucht, die so weit wie möglich ohne eine Monetarisierung von positiven Umwelteffekten auskommen. Diese Fokussierung auf die
Maßnahmenkosten hat zur Folge, dass sich Verhältnismäßigkeit primär über die
finanzielle Belastbarkeit von privaten oder staatlichen Kostenträgern definiert.
Dabei wird zwischen sogenannten Screening-Kriterien und Kriterien, die tatsächlich
zur Ermittlung von Unverhältnismäßigkeit beitragen sollen, unterschieden. An letztere werden naturgemäß höhere Ansprüche hinsichtlich ihrer Aussagekraft gestellt.
Als geeignete Screening-Kriterien wurden vorgeschlagen: (1) das Kostenverhältnis oder (2) die Kostenwirksamkeitsrelation von Einzelmaßnahmen bzw. (3) von
Maßnahmenprogrammen in verschiedenen Wasserkörpern und (4) die Kosten im
Verhältnis zu bisherigen staatlichen Ausgaben für den Gewässerschutz.
Als geeignete Kriterien zur Ermittlung von Unverhältnismäßigkeit bei nichtstaatlichen Kostenträgern haben sich die folgenden Kriterien als praktikabel erwiesen:
(1) der durchschnittliche Anteil der Gewässerschutz/Umweltschutzausgaben am
Umsatz einer Branche, (2) das Verhältnis der Kosten zum durchschnittlich verfügbaren Haushaltseinkommen und (3) die Kostenbelastung der Haushalte im
Vergleich zum nationalen Durchschnitt.
Soll die Unverhältnismäßigkeit bei staatlichen Trägern überprüft werden, schlagen
Klauer et al. (2007b) einen Vergleich der Maßnahmenkosten mit dem Bruttoinlandsprodukt bzw. das Verhältnis dieses Anteils zum Bundes-/EU-Durchschnitt vor. Eine
Gegenüberstellung der haushaltswirksamen Kosten im Verhältnis zum staatlichen
Budget wird demgegenüber als ungeeignet angesehen.
97
9
WRRL und Ökonomie
Vorschläge zur Bestimmung der Unverhältnismäßigkeit von Kosten
aus verschiedenen EU-Ländern
• Frankreich verfolgt u.a. zwei pragmatische Ansätze.
(1) In Seine-Normandie wird in einer ersten Vorprüfung das Verhältnis der
jährlichen Kosten von Maßnahmen zu bisherigen jährlichen Kosten der
Gewässerbewirtschaftung eingeschätzt. Liegen diese mindestens 20%
höher, dann wird die Unverhältnismäßigkeit mittels einer Kosten-NutzenAnalyse beurteilt und das Ergebnis mit lokal Betroffenen diskutiert
(Laurans 2006).
(2) In Artois-Picardie wird vorgeschlagen, den Anteil der durchschnittlichen Wasserrechnung am durchschnittlich verfügbaren Haushaltseinkommen auf kommunaler Ebene zu messen (Courtecuisse 2005). Laut
Grenzwerten der OECD und der EU sollte dieser Anteil nicht über 2%
liegen. Für die jeweiligen Kommunen bedeutet dies, dass, sobald die mit
einem Maßnahmenprogramm verbunden Kosten zu einem Anstieg der
Wasserrechnung privater Haushalte oberhalb dieses Grenzwertes führen,
von Unverhältnismäßigkeit gesprochen werden kann.
• In den Niederlanden wird ein kombinierter Ansatz zur Bestimmung
von Unverhältnismäßigkeit vorgeschlagen (Syncera 2005). Dabei werden
mit Hilfe volkswirtschaftlicher Kosten-Nutzen-Analysen, zum einen die
gesamtwirtschaftlichen Effekte gemessen. Zum anderen werden auf
Basis dieser Kosten-Nutzen-Analysen die Belastungen einzelner Akteure
und Sektoren ermittelt. Der monetäre Nutzen der Maßnahmen soll dabei
mit Hilfe von Zahlungsbereitschaftsanalysen erfasst werden (Marggraf
et al. 2005). Schwellenwerte zur Unverhältnismäßigkeit werden dann
politisch bestimmt. Über ein vorgeschaltetes Expertenforum könnte
die Signifikanz und Quantifizierbarkeit zugrundeliegender Kosten und
Nutzen eingeschätzt werden, um aufwendige Kosten-Nutzen-Analysen
gezielter nur in Fällen einzusetzen, wo Unverhältnismäßigkeitskonflikte
auftreten könnten. Eine erste landesweite Untersuchung hat gezeigt,
dass die Zahlungsbereitschaft der niederländischen Haushalte zur
Verbesserung des Gewässerzustandes die zur Zeit tatsächlich getätigten
Ausgaben um 20% übersteigt (Syncera 2005).
98
• In Großbritannien werden vielfältige Ansätze zur Bestimmung von
Unverhältnismäßigkeit erprobt. Es wird beispielsweise ein flexibler
Ansatz vorgeschlagen, in dem die Analysetiefe von der Komplexität
der Entscheidungssituation abhängt (Rpa 2004). Die Analysen reichen
dabei von einfachen Abwägungen bis zur Kosten-Nutzen-Analyse. Die
Tiefe hängt unter anderem davon ab, ob eine generelle Einigung unter
Betroffenen über Maßnahmeneinsätze besteht, ob die unterschiedlichen
Maßnahmen unterschiedliche Auswirkungen auf die Dimensionen des
guten ökologischen Zustands haben oder ob etwa signifikante Kosten
und Vorteile für Dritte bestehen. Kriterien zur Beurteilung der Unverhältnismäßigkeit können sein:
- ein definierter Schwellenwert zwischen gesellschaftlichen Kosten
und Nutzen
- Kostenverhältnisse zwischen unterschiedlichen Maßnahmen,
Sektoren und Flusseinzugsgebieten, um eine bestimmte Wirkung zu
erzielen
- das marginale Nutzen-Kostenverhältnis zusätzlich zum bestehenden Maßnahmenpaket aufgenommener Maßnahmen, d.h. sind
manche Maßnahmen überproportional teurer als vergleichbare
Maßnahmen, die schon durchgeführt wurden
- Kostenverteilung unter Sektoren bei Berücksichtigung des Verursacherprinzips und um Quersubventionierung offen zu legen
- Gewässerschutzausgaben eines Sektors über einen vergangenen
Zeitraum
- Bedeutung zusätzlicher Kosten für die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit einer Firma oder eines Sektors einschließlich wirtschaftlicher
Folgeeffekte
- vereinfachte Tests hinsichtlich der wirtschaftlichen Tragfähigkeit auf
Firmen- oder Sektorenebene
Aber auch hier wird davon ausgegangen, dass die jeweiligen Schwellenwerte für die Unverhältnismäßigkeit letztendlich politisch entschieden
werden.
99
9
WRRL und Ökonomie
9.6.1 Die Ausweisung von erheblich veränderten Wasserkörpern (HMWB)
So wie ökonomische Ansätze bei der Begründung unverhältnismäßiger Kosten
von Maßnahmen eine Rolle spielen, so können sie auch für die Ausweisung von
erheblich veränderten Wasserkörpern (HMWB) eine bedeutende Rolle spielen.
Artikel 4 (3) (b) der WRRL besagt, dass Wasserkörper nur als HMWB ausgewiesen
werden können, wenn die für einen guten Zustand erforderlichen Maßnahmen
eindeutig negative Auswirkungen auf die weitere Umwelt, die Schifffahrt und Freizeitnutzung, die Wasserspeicherung, die Wasserregulierung sowie andere bedeutende nachhaltige Entwicklungstätigkeiten haben oder die Ziele des veränderten
Wasserkörpers aufgrund technischer Möglichkeiten oder unverhältnismäßig hoher
Kosten nicht über andere Maßnahmen gesichert werden können. Dabei können
Vergleiche mit Kosten alternativer Maßnahmen sowie Kosten-Nutzen-Vergleiche
zwischen möglichen Maßnahmen zur ökonomischen Begründung einer Ausweisung als HMWB herangezogen werden (Cis 2002). Insbesondere für Grenzfälle und
Situationen, die hohe Investitionssummen bedeuten, ist eine komplexere ökonomische Analyse sinnvoll (Cis 2002).
9.6.2 Fragen der Kostenaufteilung zwischen Kommunen und Bund
Mit der WRRL ändern sich auch die Anforderungen an die Gewässerunterhaltung,
da zusätzlich zu Wasserabfluss und Schiffbarkeit auch die Pflege und Entwicklung
von Gewässern sowie die materiellen Umweltziele nach Art. 4 beachtet werden
müssen. Eine klare Grenzziehung zwischen Unterhaltung und Ausbau ist dabei eine
Vorbedingung für die Überwälzung von Kosten auf die Unterhaltungspflichtigen.
Wenn öffentlich-rechtliche Einheiten, wie Kommunen oder Verbände unterhaltungspflichtig sind, dann hat der Bund ihre finanziellen Kapazitäten bei der Umsetzung der WRRL zu berücksichtigen (Reinhardt 2007).
Art. 9 der WRRL mit seiner Forderung der Kostendeckung bei Berücksichtigung
des Verursacherprinzips steht aber, laut Reinhardt, in einer unklaren Beziehung zum
nationalen Abgabenrecht. Nichtsteuerliche Sonderabgaben bedürfen aus Sicht des
Bundesverfassungsgerichts der besonderen materiellen Rechtfertigung und einer
hinreichenden Konkretisierung des Lenkungszwecks. Abgaben auf Wasserdienstleistungen sind dann anwendbar, wenn eine verlässliche Beziehung zwischen der
Verursachung einer Gewässerbelastung und des Abgabentatbestands hergestellt
werden kann. Dies ist in der Praxis oft nicht der Fall. Würden die Kosten der hoheitlichen Bewirtschaftungsverantwortung durch die auf Art. 9 gestützten Abgaben
vom Staat auf die Bürger verlagert, um die angestrebte Steuerungswirkung zu
100
erzielen, dann erführe die Umsetzung von Art. 9 auch eine rechtsstaatliche und
grundrechtliche Dimension (Reinhardt 2007).
Dr. Ingo Bräuer
Ecologic- Institute for International
and European Environmental Policy
Pfalzburger Str. 43/44
D - 10717 Berlin
Telefon: +49 (0)30-86880-110
E-Mail: [email protected]
Internet: www.ecologic.eu
9.7 Ergebnisse aus dem ENMaR Projekt
In Ergänzung zu den obenstehenden eher wissenschaftlichen Auslegungen, die
den rechtlichen Hintergrund beleuchten, werden im Folgenden einige Hinweise
und Empfehlungen aus den ENMaR Aktivitäten aufgelistet:
• Die WRRL stellt eine große Herausforderung für alle Beteiligten dar. Viele
Maßnahmen werden nötig sein, um den guten Zustand zu erreichen.
Allerdings ist die Finanzierung dieser Maßnahmen noch nicht geklärt.
Die Gemeinden fürchten, dass sie für die Umsetzung und Finanzierung
dieser Maßnahmen verantwortlich gemacht werden. Dazu wäre aber die
finanzielle Situation vieler Gemeinden nicht ausreichend. Zur Umsetzung auf lokaler Ebene bedarf es der finanziellen Unterstützung von
regionalen oder nationalen Behörden oder Regierungen, bzw. von der
Europäischen Union.
• Dennoch gibt es für die Gemeinden Möglichkeiten, sich an der
Um­setzung der WRRL Maßnahmen zu beteiligen (s. Kap. 10). Bereits in
früheren Programmperioden wurde deutlich, dass Maßnahmen zur ländlichen Entwicklung sich positiv auf Wasserkörper auswirken können.
101
9
WRRL und Ökonomie
• Finanzierungsmöglichkeiten in anderen Fachbereichen sollten genutzt
werden, wie z.B. zur Entwicklung des ländlichen Raums. Maßnahmen, die
im Rahmen der 2. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) durchgeführt werrden, könnten der WRRL dienen. Maßnahmen sollten zur Reduzierung der Umweltkosten und damit auch der Wasserpreise beitragen.
• Ansätze wie das Verursacherprinzip, Zahlungsfähigkeit, Kosten-NutzenAnalyse, unverhältnismäßige Kosten, etc. sollten Beachtung finden.
Die Einführung dieser wirtschaftlichen Instrumente sollte durch allgemeine Informationen und den Dialog mit den Wassernutzern erleichtert
werden.
• Die Umsetzung des Verursacherprinzips erfordert strengere Kontrollen
im Hinblick auf diffuse Einträge und vor allem bezüglich der Wasserentnahme wegen der negativen Auswirkungen auf die Wasserqualität, bzw.
der steigenden Dürregefahr.
• Die Menschen sollten die Ressource Wasser mehr wertschätzen; der
Verbrauch von Wasser kann nicht kostenlos sein.
• Wasserpreispolitik könnte ein wirksames ökonomisches Instrument zur
Förderung einer effizienten und nachhaltigen Wassernutzung durch
die unterschiedlichen Verbraucher sein. Aber Gebühren für Wasserentnahme, Abwasserbehandlung, etc. sollten zweckgebunden verwendet
werden. Darüber hinaus könnten wirtschaftliche Anreize besser funktionieren als steigende Kosten.
• Die Kosten für Wassernutzungen und Gewässerschutz sollten der Zahlungsbereitschaft der Nutzer entsprechen. Ein Gleichgewicht zwischen
Gewässerschutz und den menschlichen Bedürfnissen ist notwendig,
ohne dabei die soziale und wirtschaftliche Entwicklung einer Region zu
gefährden.
• Wasserressourcen und die angrenzenden Bereiche sollten ganzheitlich
betrachtet werden. Maßnahmen mit multifunktionalem Nutzen sollten
höchste Priorität haben, z.B. WRRL und FFH.
102
Quellen
Bräuer I. & Neubert K. 2007: Kostenabschätzung. In Klauer et al. (2007a). (In Vorbereitung).
Cis 2002: Leitfaden zur Identifizierung und Ausweisung von erheblich veränderten
und künstlichen Wasserkörpern. CIS-Arbeitsgruppe 2.2, Kopenhagen 2002. elise.
bafg.de/servlet/is/2745/HMWB-deutsch.pdf?command=downloadContent&filena
me=HMWB-deutsch.pdf
Courtecuisse A. 2005: Water Prices and Households’ Available Income: Key Indicators for the Assessment of Potential Disproportionate Costs - Illustration from the
Artois-Picardie Basin (France). Presentation from the International Work Session on
Water Statistics, Wien, 20.-22. June 2005
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nach der richtigen Methodik, KA ABWASSER ABFALL, 2006
Görlach B. & Interwies E. 2004: Die Ermittlung von Umwelt- und Ressourcenkosten
nach der Wasserrahmenrichtlinie: die Situation in Deutschland. On behalf of:
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Neuerungen und Anregungen für die nationale Umsetzung. 2. Aufl. Erich Schmidt
Verlag, p. 425-443, Berlin, 2004
Interwies E., Kraemer R. A., Kranz N., Görlach B., Dworak T., Borchardt D., Richter S. &
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Klauer B., Petry D. & Rode M. 2006: Entscheidungshilfen für ein integriertes Flussge­
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Umwelt”, Leipzig
Klauer B., Petry D. & Rode M. (Hrsg.) 2007a: Flussgebietsmanagement nach EG-Wasserrahmenrichtlinie. Metropolis-Verlag, Marburg (in Vorbereitung)
103
9
WRRL und Ökonomie
Klauer B., Mewes M., Sigel K., Unnerstall H., Görlach B., Bräuer I., Holländer R. & Pielen B.
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Marggraf R., Bräuer I., Fischer A., Menzel M., Stratmann U. & Suhr A. 2005: Ökonomische
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Zahlungsbereitschaftsanalysen in Politik und Verwaltung, Marburg.
Michel B., Schaubruch W. & Wöbbeking K. H. 2004: Betrieblicher Kennzahlenvergleich
in der öffentlichen Wasserversorgung und kommunalen Abwasserentsorgung in
Hessen
Muf 2005: Wirtschaftliche Analyse der Wassernutzungen. Zusammenfassender
Bericht zur Umsetzung der Anforderungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG) in Rheinland-Pfalz. Ministerium für Umwelt und Forsten, Rheinland-Pfalz
Petry D., Klauer B., Schiller J. & Bräuer I. 2006: Konzept zur Entscheidungsfindung
bei der Aufstellung eines Maßnahmenprogramms. In Klauer B., Petry D. & Rode M.
(Hrsg.) Flussgebietsmanagement nach EU-Wasserrahmenrichtlinie - Entscheidungsunterstützung für die Aufstellung von Maßnahmenprogrammen illustriert am
Beispiel der Weißen Elster. p. 29-46
Pielen B. 2007: Ökonomie in der EG-Wasserrahmenrichtlinie - Erfolgskonzept oder
unnötige Herausforderung? Standort - Zeitschrift für Angewandte Geographie
(2007) 31:78-82
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von Keitz S. & Schmalholz M. (Hrsg.) Handbuch der EU-Wasserrahmenrichtlinie.
Inhalte, Neuerungen und Anregungen für die nationale Umsetzung. 2. Aufl. Erich
Schmidt Verlag, Berlin, p.199-213
Reinhardt M. 2007: EG-Wasserrahmenrichtlinie - Umsetzung und aktuelle Fragen. KAAbwasser, Abfall 2007 (54), Nr.7, 714-720
104
Reinhardt M. 2006: Kostendeckungs- und Verursacherprinzip nach Art. 9 der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Natur und Recht 2006 (Heft 12), 700-744
Rogers P., de Silva R., Bhatia R. 2002: Water is an economic good: How to use prices to
promote equity, efficiency, and sustainability. Water Policy 4 (2002)
Rpa (Risk & Policy Analysts Limited) 2004: CEA and Developing a Methodology for
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Food and Rural Affairs (Defra), Welsh Assembly Government (WAG), Scottish Executive (SE) and Department of the Environment in Northern Ireland (DOENI), Norfolk
Syncera 2005: Verkenning argumentatielijnen fasering en doelverlaging (derogaties)
Kaderrichtlijn Water. Bericht im Auftrag des Rijksinstituut voor Integraal Zoetwaterbeheer en Afvalwaterbehandeling. Arnheim: Syncera
Unnerstall H. 2005: Verursachergerechte Kostendeckung für Wasserdienstleistungen
- Die Anforderungen des Art. 9 WRRL und ihre Umsetzung. UfZ-Diskussionspapiere,
Department Umwelt- und Planungsrecht, 6/2005
Wateco 2003: Guidance Docuent No 1, Economics and the Environment - The Implementation Challenge of the Water Framework Directive, Luxembourg 2003
105
10
Praktische Beispiele
10 Praktische Beispiele
Bei den regionalen Workshops wurde oft der Wunsch nach praktischen Beispielen
geäußert. Die Bereitstellung von zielgruppenorientierten Informationen ist ein
wichtiger Bestandteil der die Verbesserung des Wasserzustands fördert und einen
Beitrag zur regionalen Entwicklung in Europa leistet. Deshalb war es eine der
wichtigsten Aufgaben des ENMaR Projekts, nach praktischen Beispielen zum Thema
Wasserwirtschaft im weitesten Sinne zu suchen.
Die WRRL fordert die Entwicklung von Maßnahmen zur Erreichung des guten
Zustands in den meisten Gewässern Europas bis 2015. Mit guten Praxisbeispielen
stellt dieses Handbuch eine Hilfe zum Erreichen dieses Ziels dar.
Dieses Handbuch enthält 60 Praxisbeispiele, ausgewählt aus vielen guten Initiativen in den ENMaR Regionen. Diese Beispiele wurden bereits oder werden aktuell
umgesetzt oder sind in Planung. Sie können zur Erreichung der Ziele der WRRL
beitragen. Obwohl es viele gute aktuelle bzw. geplante Beispiele gibt, wurden
pro Thema nur jeweils zwei Praxisbeispiele aus jeder Region ausgewählt. Sie sind
relevant für die ENMaR Themen und wurden nach diesen gegliedert, obwohl viele
von ihnen mehr als einen Bereich ansprechen. Zusätzlich zu den Themen Wasserwirtschaft, Raumordnung, Tourismus sowie Land- und Forstwirtschaft wurde das
Thema Akteursbeteiligung mit einbezogen, da es im Kontext der WRRL als unverzichtbar angesehen wird.
In den folgenden Kapiteln wird jedes Beispiel kurz erläutert und es werden
Hinweise gegeben, wo genauere Informationen zu finden sind, außerdem sind
Kontaktdaten angegeben.
Die Fallbeispiele umfassen:
• Aktivitäten (z.B. Badetage, Säuberung von Uferrandstreifen usw.)
• Maßnahmen (z.B. das Verlegen eines Deichs, der Bau eines Umgehungsgerinnes,
Aufforstung usw.)
• Instrumente (z.B. Gesetze, Planungsinstrumente, Trinkwasserverordnung usw.)
106
Die Fallbeispiele wurden aus den ENMaR Einzugsgebieten Emån, Gauja, Mersey,
Miño und Weser ausgewählt. Die Hauptkriterien für die Auswahl der Fallbeispiele
waren:
• die Bedeutung für ein oder besser mehrere ENMaR Themen
• das Maß an Öffentlichkeitsbeteiligung
• die europaweite Übertragbarkeit
• die Verfügbarkeit von Informationen zu Kosten und Finanzierungsoptionen
Im Kapitel zur Akteursbeteiligung konzentrieren sich die Beispiele auf Information,
Organisation, Kooperation und der Förderung von Beteiligung. Die Fallbeispiele zur
Raumplanung lassen sich in Pläne bzw. Strategien und Ansätze bzw. Instrumente
eingeteilen. Beim Thema Wasserwirtschaft gibt es Beispiele zur Wasserqualität
(Oberflächen- und Grundwasser), Wasserquantität, Trinkwasserversorgung, Abwasserbehandlung, Hochwasserschutz und Renaturierung und Gewässerunterhaltung.
Die Beispiele zur Landwirtschaft betreffen diffuse Einträge, Wasserverbrauch,
Punktquellen, Schutz von Lebensräumen sowie landwirtschaftliche Praktiken. Ähnliche Aspekte werden im Forstwirtschaftskapitel angesprochen: diffuse Einträge,
angepasste Forstmethoden und Schutz von Lebensräumen. Schließlich beschäftigen sich die Fallbeispiele zu Tourismus mit Infrastrukturentwicklung sowie weichen
Maßnahmen.
Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die ausgewählten Praxisbeispiele.
107
10
Praktische Beispiele
Raumordnung
Akteursbeteiligung
108
SE
Emån Wasserpreis
112 x
SE
Gewässergruppe
114 x
LV
Sensibilisierung und Qualifizierung der
Einwohner der Stadt Cēsis für integriertes 116
Ressourcenmanagement
LV
„Lebendige Gewässer“ Kampagne zum
Schutz der Fischressourcen
Identifizierung der Akteure bei der
UK Öffentlichkeitsbeteiligung im Ribble
Pilotflussgebiet
Raumbezug
Wasserwirtschaft
Raumordnung
Landwirtschaft
Forstwirtschaft
Tourismus
Akteursbeteiligung
Aktivität
Maßnahme
Instrument
lokal
regional
national
Seite
Praxisbeispiel
Land
Thema
weitere abge- Katedeckte Bereiche gorie
x x
x x
x
118
x x
x
x x
x
x x
x x x
x
120
x
x x x x
UK
Aktionen zum Entfernen von Springkraut
123 x
entlang von Gewässern
ES
Proyecto Rios (Das Flussprojekt)
126 x
ES
Zentrum für Umweltbildung
„As Corcerizas“
129 x x x x x x x
D
Konzept für einen außerschulischen Lernstandort „Essen (Oldb) - Kulturlandschaft 132
am Wasser“
D
„Gute Güte“
135 x x
x x x
SE
Strategie zum Umgang mit Niederschlagswasser im Emån Einzugsgebiet
138 x x
x
x
SE
Entwicklung des Vetlanda Raumplans
141
x
x x
LV
Naturschutzplanungen der Stadt Cēsis
144 x x x x x x
x x
LV
Ausweisung von Gewässerrandstreifen in
147 x x x x
der Stadt Valmiera
UK
Strategische Einschätzung des Hochwas150 x x
serrisikos in der Stadt Salford
x x
x x
x
x x
x x x
x
x
x x
x x
x x
x x
x
x x
x
Wasserwirtschaft
Raumordnung
UK Entwicklungsplan für den Fluss Mersey
Raumbezug
Wasserwirtschaft
Raumordnung
Landwirtschaft
Forstwirtschaft
Tourismus
Akteursbeteiligung
Aktivität
Maßnahme
Instrument
lokal
regional
national
Seite
Praxisbeispiel
Land
Thema
weitere abge- Katedeckte Bereiche gorie
153 x x
x
x x
ES
Biosphärenreservat ‘Terras do Miño‘ (FFH156 x x x x
Schutzgebiet Parga-Ladra-Támoga)
x
x
ES
Geographisches Informationssystem in
Guitiriz
159 x x
x
x x
D
Kompensationsmaßnahmen zur Renatu162 x x
rierung der Else
x
D
Gewässerentwicklungsplan “Mittlere
Leine”
165 x x
SE
Biotopsanierung
168 x
x x
SE
Umgehungsgerinne
170 x
x x
LV
Wasserdienstleistung in der Stadt Cēsis
172 x
LV
Lebensraum- und Artenschutz im Rāzna
Naturpark (LIFE - Projekt)
174 x x x
x
x x
x
x
x
x x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
UK Broadfield Teich
176 x
Projekt zur Regenerierung und SauUK erstoffanreicherung des Manchester
Schiffskanals
178 x
x x
x
ES
Die Santoña Feuchtgebiete
180 x
x
x
ES
GIS Tool zur Ermittlung von Punktquellen 182 x x x
D
Generalentwässerungsplan für Oldenburg 184 x x
D
Verlegung eines Deichs am Fluss Aper Tief 186 x x x
SE
Bewässerungsverband
188 x
x
x
SE
Nährstoffe im Fokus
190 x
x
x x
LV
Rückgewinnung von Auwiesen
192 x x x
x
x
x
x
x
x
x
x
x x
x x
x x
x
x
x
x
x
x
x
109
10
Praktische Beispiele
LV
Biohof “Lielkrūzes“
Landwirtschaft
Forstwirtschaft
Wasserwirtschaft
Raumordnung
Landwirtschaft
Forstwirtschaft
Tourismus
Akteursbeteiligung
Aktivität
Maßnahme
Instrument
lokal
regional
national
Raumbezug
196 x
x
x x
198 x
x
x
x
UK
Schutz des Yarrow und seiner Nebenflüs200 x
se durch Viehzäune und Uferrandstreifen
x
x
x
ES
Programm zum nachhaltigen Einsatz von
203 x
Düngemitteln
x
x x
ES
Erlass zur landwirtschaftlichen Nutzung
vom Klärschlamm
205 x
x x
D
Freiwillige Vereinbarungen und Kooperationen
208 x
x
D
Ökologische Landwirtschaft
211 x
x x
SE
Forstmaßnahmen entlang von Gewässern - Verbesserung und Schaffung von
Gewässrerandstreifen
214 x
x
x
x
SE
Forstmaßnahmen entlang von Gewässern - Gewässerquerungen
217 x
x
x
x
LV
Einschränkungen in Schutzzonen entlang
von Gewässern bezüglich Forstwirtschaft 219 x
(Schutzzonengesetz)
x
x
x
LV
Untersuchung der Auswirkungen intensiver Forstwirtschaft auf die wasserregulierenden Eigenschaften von Wäldern
x
x
x
Uk
SCaMP: Nachhaltiges Bewirtschaftungsprogramm für Einzugsgebiete (Sustainab- 223 x x x x
le Catchment Management Programme)
UK Stop Every Drop (Stoppt jeden Tropfen)
110
Seite
Praxisbeispiel
Land
Thema
weitere abge- Katedeckte Bereiche gorie
221 x
x
x
x
x
x
x
x
x x x x
x x x x
x
x
x
Tourismus /Naherholung
Forstwirtschaft
UK
Newlands - Neue Umgebung durch
Wälder
ES
Raumbezug
Wasserwirtschaft
Raumordnung
Landwirtschaft
Forstwirtschaft
Tourismus
Akteursbeteiligung
Aktivität
Maßnahme
Instrument
lokal
regional
national
Seite
Praxisbeispiel
Land
Thema
weitere abge- Katedeckte Bereiche gorie
226 x x
x x x
x
ASEFOGA (Asociación sectorial forestal de
Galicia) - Verband des Forstwirtschafts228 x
sektors
x
x
x x
ES
Programm zur regionalen Waldzertifizie230 x
rung (PEFC)
x
x
x x
D
Wiederaufforstung
232 x x x x x x
x x x x
D
SILVAQUA
234 x x
x
SE
Netzwerk von Sportangelunternehmern
236
x x
SE
Öko-Museum im Emån Einzugsgebiet
238
x x x
LV
Entwicklung touristischer Infrastruktur
im Gaujatal
241
x x
LV
Engure See Naturpark: Tourismusentwicklungsplan
244
UK
ICREW - Verbesserung von Küsten- und
Freizeitgewässern
x
x
x
x
x x
x
x x x
x x
x
x
x x
x x
246 x
x x
x
UK Mersey Waterfront Regionalpark
249 x x
x x
x
ES
Thermalbad in Guitiriz
253 x
x x x
ES
Camino del Miño (Miñoweg)
255 x
D
Olantis
258 x x
D
Umweltverträgliches Kanufahren auf der
261 x
Hunte
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x x
x
x x
111
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Emån Wasserpreis
Schweden, Region: Emån Einzugsgebiet
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1999
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Emåförbundet möchte mehr Aufmerksamkeit auf wasserrelevante Themen lenken
und guten Maßnahmen Anerkennung zollen.
Ziele
Der Preis soll das öffentliche Interesse am Thema Wasser fördern. Dazu werden
jedes Jahr gute Beispiele präsentiert und prämiert. Der Preis wird an einzelne
Personen, Organisationen, Firmen usw. verliehen, die eine gute wasserbezogene
Maßnahme durchgeführt haben.
Akteure
Die ursprüngliche Idee kam von Emåförbundet.
Ein von Emåförbundet zusammengestelltes Komitee entscheidet, an wen der Preis vergeben wird.
Die Öffentlichkeit und Interessenvertreter innerhalb des Emån Einzugsgebiets können geeignete
Projekte nominieren.
Durchführung
Die Idee wird dem Komitee und den Mitgliedern
von Emåförbundet, sowie den lokalen Medien
vorgestellt.
Der Wasserpreis
112
Finanzierung
Die Initiative verursacht, außer für einige Treffen, keine Kosten. Der Preis, eine handgefertigte Kristallskulptur in Form eines Wassertropfens, wird von einem ansässigen
Handwerker hergestellt.
Herausforderungen
Es gibt Probleme, jedes Jahr geeignete Preisträger zu finden.
Nutzen
Diese Initiative wird hoffentlich dazu beitragen, das öffentliche Interesse an
Themen wie der Verbesserung der Wasserqualität zu erhöhen. Außerdem sollen
Informationen über das Emån Einzugsgebiet verbreitet werden.
Der Wasserpreis wird dem Gewinner von 2007 überreicht.
Kontakt
Bo Troedsson
Emåförbundet
P. O. Box 237
SE - 57423 Vetlanda
Telefon: +46 (0)383-973-05
E-Mail: [email protected]
Internet: www.eman.se
113
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Gewässergruppe
Schweden, Region: Emån Einzugsgebiet, Ort: Fuseån Einzugsgebiet
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Dezember 2005
bis: August 2007
Dauer: 21 Monate
Hintergrund
Emåförbundet möchte die WRRL mit Hilfe von Information, Inspiration und Maßnahmen umsetzen. Die Öffentlichkeitsbeteiligung wird bei der Umsetzung der
WRRL ein wesentlicher Baustein sein. Emåförbundet ist davon überzeugt, dass die
Beteiligung der einzige Weg ist, um bei den Grundbesitzern Akzeptanz und Interesse an der WRRL zu wecken.
Ziele
Das Hauptanliegen der Initiative ist es, die Mitglieder der Gewässergruppen über die WRRL und
ihre Beziehungen zur Land- und Forstwirtschaft zu
informieren. Die Grundbesitzer sollen mehr über ihr
eigenes Einzugsgebiet bezüglich Wasserqualität und
Biologie lernen. Sie sollen verstehen, wie Gewässer
durch unterschiedliche Landnutzungen beeinflusst
werden. Treffen mit den Gewässergruppen sowohl
drinnen als auch draußen (am Gewässer) sollen ein
Ein Treffen einer Gewässergruppe im März 2006
besseres Verständnis für Wasserqualität, Bachökosys­
teme und Einflüsse durch Land- und Forstwirtschaft
vermitteln. Dieses „neue“ Wissen kann dann mit den Zielen und Absichten der WRRL
auf lokaler Ebene in Beziehung gesetzt werden. Der nächste Schritt ist, die Gewässergruppen zu ermutigen, einen Maßnahmenkatalog aufzustellen und umzusetzen, der
negative Einflüsse der Land- und Forstwirtschaft auf die Wasserqualität des Flusses
verhindern bzw. einschränken soll. Gute Beispiele für Maßnahmen werden auf Exkursionen in andere Flusseinzugsgebiete aufgezeigt. Außerdem bietet Emåförbundet
Unterstützung bei der Beantragung verschiedener staatlicher Fördermittel. Emåförbundet hofft, dass einige oder vielleicht auch alle Maßnahmen umgesetzt werden.
114
Akteure
Im Dezember 2005 wurden 65 Grundbesitzer, deren Anwesen an den Fluss angrenzen,
kontaktiert und zu einem Seminar eingeladen. Von diesen 65 Grundbesitzern nahmen
20 am Seminar teil und 14 wurden letztendlich Mitglieder der Gewässergruppe.
Durchführung
Es begann mit einem Seminar mit dem Titel „Wasserrahmenrichtlinie und Landnutzung“, zu dem alle Grundbesitzer mit am Fluss angrenzendem Land und weitere
Interessenvertreter eingeladen wurden.
Finanzierung
Die absoluten Kosten sind nicht exakt darzustellen. Emåförbundet trägt nur einen
Teil der Kosten, die sich für das Jahr 2006 auf 11 500 Euro beliefen, 6 500 Euro für
Personal und 5 000 Euro für Verwaltung, Seminare und Reisekosten. Emåförbundet
wird auch im folgenden Jahr einen ähnlich hohen Beitrag leisten.
Herausforderungen
Die häufigsten Probleme sind:
• das Interesse der Leute zu wecken und sie zur
Mitarbeit zu bewegen
• die Gruppe intakt zu halten
• Treffen zu organisieren (meist fanden sie in den
Abendstunden statt, da viele Mitglieder Landwirte sind und nur sehr wenig Zeit haben)
• die Gruppe nach Projektende „am Leben“ zu
erhalten
Exkursion im September 2006
Nutzen
Die Initiative wird die Bedeutung verschiedener Aspekte von Wasserqualität betonen und diesen eine hohe Priorität im Rahmen nachhaltiger regionaler Entwicklung einräumen.
Kontakt
Thomas Nydén
Emåförbundet
P. O. Box 237
SE - 57423 Vetlanda
Telefon: +46 (0)383-973-40
E-Mail: [email protected]
Internet: www.eman.se
115
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Sensibilisierung und Qualifizierung der Einwohner der
Stadt Cēsis für integriertes Ressourcenmanagement
Lettland, Region: Gauja Einzugsgebiet, Ort: Stadt Cēsis
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Mai 2005
bis: September 2005
Dauer: 4 Monate
Hintergrund
Es ist sehr wichtig die Einwohner einer Gemeinde in lokale Umweltaktivitäten einzubeziehen. Jedoch ist zu beobachten, dass es schwierig ist die breite Öffentlichkeit
auf Grund fehlender Motivation und Passivität zu erreichen. Ziel des Projektes ist es,
die Einwohner der Stadt Cēsis stärker einzubinden. Der Schwerpunkt liegt hierbei
auf der Sensibilisierung für Umweltthemen und die Durchführung von gemeinsamen Aktionen und Projekten. Die Initiative zeigte, dass die Durchführung von
aktiven Umweltmaßnahmen manchmal alltagsbezogener ist als die Organisation
einer spektakulären Kampagne.
Ziele
Die Initiative sollte ein größeres Verständnis für wichtige gesetzliche Anforderungen
vermitteln und die praktische Beteiligung von lokalen Interessenvertretern wie z.B.
Anwohnern, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NRO) innerhalb der
Gemeinde fördern. Der vorgeschlagene Ansatz wurde in Cēsis getestet.
Akteure
Die NRO „Baltijas Vides Forums“ (Baltisches Umweltforum, Lettland) übernahm die
Leitung des Projektes und arbeitete eng mit der Stadt Cēsis zusammen.
Durchführung
Das Projekt vereinte zwei unterschiedliche Aspekte: Sensibilisierung und die
Einbindung der Einwohner bei der Umsetzung von Projekten vor Ort. Broschüren und Faltblätter wurden an die Einwohner der Stadt verteilt und sollten für
bestimmte Themen sensibilisieren. Sie waren leicht verständlich gestaltet, erklärten einige gesetzliche Vorschriften, gaben praktische Ratschläge und enthielten
Kontaktdaten. Dies wurde durch Informationsveranstaltungen für die Einwohner
116
ergänzt. Dort wurde der Öffentlichkeit die Möglichkeit geboten, sich zu beteiligen,
Fragen zu stellen und zu diskutieren. Die praktische Beteiligung bestand aus einer
gemeinsamen Untersuchung von Quellen für Verunreinigung in der Stadt Cēsis,
einer Diskussion über mögliche Optionen zur Beseitigung der Verunreinigungen
und gemeinsamen Arbeitsaktionen an einem Bach (Pirtsupīte) in Cēsis. Einwohner
und Angestellte der Gemeinde räumten die Ufer von umgestürzten Bäumen frei,
vernichteten Riesen-Bärenklau (eine Pflanze, die ernste Verbrennungen verursachen kann) und sammelten Müll.
Finanzierung
Die Gesamtkosten beliefen sich auf 8 900 Euro. Das Projekt wurde von der Botschaft
der Niederlande im Rahmen des MATRA Programms finanziert.
Herausforderungen
Der schwierigste Schritt bei der Umsetzung des
Projektes war die Einwohner zu motivieren, an
den Aktionen teilzunehmen. Eine große Anzahl
an Einladungen wurde verschickt, die Reaktion
darauf war jedoch sehr gering. Dennoch schaffen
die Aktionen dieses Projekts eine Basis für einen
fortlaufenden Prozess in Richtung einer erhöhten
öffentlichen Beteiligung in der Stadt Cēsis. Die
Teilnehmer sind die Vorreiter und ihre Erfahrungen
können genutzt werden, um die öffentliche Beteiligung in der Stadt fortzuführen und auszubauen.
Gemeinsame Aufräumaktion am Bach Pirtsupīte
Nutzen
Durch Methoden zur Sensibilisierung und Qualifizierung innerhalb der Gemeinde
Cēsis konnten wertvolle Erfahrungen gewonnen werden. Die Stadt Cēsis organisierte einen Erfahrungsaustausch mit anderen Gemeinden, um von den gemachten
Erfahrungen zu berichten. Der Aufbau eines Netzwerkes zwischen den Gemeinden
könnte den regionalen Austausch über Erfahrungen im Bereich der Öffentlichkeitsbeteiligung und der Umsetzung von praktischen Maßnahmen unterstützen.
Kontakt
Ingrida Bremere
Baltijas Vides Forums
Peldu Street 26/28
LV - 1050 Riga
Telefon: +371-7211198
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bef.lv
117
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
„Lebendige Gewässer“ Kampagne zum Schutz der
Fischressourcen
Lettland
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2001
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Das Projekt wurde ins Leben gerufen, weil Angler einen Rückgang des Fischbestandes in den Flüssen und Seen Lettlands bemerkten. Die Hauptursache dafür
war die Ausbeutung der Fischressourcen in Verbindung mit illegalem Fischfang
(besonders während der Laichzeit). Die Angler befürchteten eine Einschränkung in
ihrem Sport und entschlossen sich, die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam
zu machen.
Ziele
Das Ziel des Projektes ist der Schutz der in Lettland heimischen Fischarten, insbesondere von wandernden und laichenden Arten. Dabei stellt der Ausbau eines
langfristigen flexiblen Kooperationsmechanismus zwischen staatlichen Behörden,
Umweltinstitutionen, Gemeinden und Anglervereinen ein wichtiges Anliegen dar,
um die Fischarten Lettlands zu schützen. Außerdem soll die Kampagne das öffentliche Bewusstsein für die Thematik erhöhen.
Akteure
Die Lettische Anglergesellschaft hat sich nicht nur dem Angelsport verschrieben,
sondern engagiert sich auch sehr stark für den Naturschutz. Die Kampagne „Lebendige Gewässer“ ist der Nachfolger der Kampagne „Schütze den Lachs!“ die sich zum
Ziel gesetzt hatte, Wildlachs und verwandte Fischarten vor allem in der Laichzeit
im Herbst zu schützen. Beide Kampagnen wurden durch folgende Institutionen
unterstützt: Das Umweltministerium (der Minister ist der Schirmherr der Kampagne), die Staatspolizei, die Behörde für Meer- und Binnengewässer des staatlichen
Umweltdienstes, Küstenwachen und Anwohner.
118
Durchführung
2006 wurden mit Hilfe von Stichprobenkontrollen die Fischfangaktivitäten an
Flüssen und Seen im ganzen Land kontrolliert. Es wurden spezielle Einheiten
(„Mobile Teams“) zusammengestellt, die sich aus Mitgliedern der lettischen Anglergesellschaft zusammensetzen. Diese Einheiten erhielten den Status „Autorisiertes
Personal des Staatlichen Umweltservice“. In diesem Jahr wurden 800 Stichproben
durchgeführt, wobei mehr als 800 km illegaler Fischfangnetze konfisziert und über
1 000 Wilderer bestraft wurden. Um die Motivation zu steigern, konnte das beste
„Mobile Team“ ein Boot gewinnen. Um die Öffentlichkeit über die Ausbeutung der
Fischressourcen durch Wilderei zu informieren, wurden Informationssendungen im
Fernsehen und Radio übertragen. Außerdem unterstützten viele Stars, Politiker und
Geschäftsleute die Kampagne.
Finanzierung
Die Lettische Anglergesellschaft verwaltet die Finanzen der Kampagne, die von
vielen Organisationen unterstützt wird. Unter anderem bekam die Kampagne einen
Zuschuss vom lettischen Umweltschutzfonds (etwa 50 000 Euro im Jahr 2007). Der
größte Erfolg der Kampagne ist jedoch die freiwillige Arbeit, die von sehr vielen
Interessierten geleistet wird.
Herausforderungen
Einer der problematischsten Punkte sind die Schwächen in der nationalen Gesetzgebung. Die aktuellen Strafen für illegalen Fischfang wirken nicht abschreckend
genug. Bisher waren Gemeinden und Polizei bei der Strafverfolgung und dem
Management der Fischressourcen zu passiv. Lettische Gemeinden sind vergleichsweise klein und ihre Möglichkeiten sind sehr eingeschränkt. Dies kann leicht zu
schlechtem Gewässermanagement führen.
Nutzen
Die Kampagne konzentriert sich auf die sozialen und ökologischen Komponenten
der nachhaltigen regionalen Entwicklung. Sie ermutigt die Anwohner, Schutzmaßnahmen für Fischarten zu ergreifen.
Kontakt
Alvis Birkovs
Latvian Anglers Association
Stabu 33-25
LV - 1011 Riga
Telefon: +371- 67316943
E-Mail: [email protected]
119
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Identifizierung der Akteure bei der Öffentlichkeitsbeteiligung im Ribble Pilotflussgebiet
Nordwest England, Region: Ribble Einzugsgebiet
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Juni 2003
bis: Februar 2004
Dauer: 8 Monate
Hintergrund
Als das Ribble Pilotprojekt vorschlug, die Öffentlichkeitsbeteiligung auszuprobieren, erkannte die Mersey Basin Campaign die Notwendigkeit, die verschiedenen
Akteure/Interessenvertreter im Ribble Einzugsgebiet zu identifizieren und erklärte
sich bereit, diese Arbeit auszuführen. Die Vorgehensweise zur Erfassung der
Akteure basierte auf einer Methode, die Caroline Riley von United Utilities entwickelt hat. Caroline Riley ist von United Utilities zur Mersey Basin Campaign entsandt
worden. Die Methode wurde speziell an die Anforderungen der WRRL und des
Ribble Einzugsgebietes angepasst, die Grundprinzipien können allerdings leicht
auf andere Orte angewandt werden.
Ziele
• Identifizierung von relevanten Akteuren
• Kategorisierung der Akteure hinsichtlich bestimmter Kriterien wie Ort, Interesse
und Bereitschaft sich zu beteiligen
• Nutzung der Daten, um geeignete Akteure für Workshops auszuwählen
Akteure
Mersey Basin Campaign, United Utilities, Umweltamt (Environment Agency)
Durchführung
1. Kategorisierung und Subkategorisierung der Akteure
120
2. Innerhalb jeder Organisation musste eine Kontaktperson gefunden werden.
Einige Akteure nannten weitere Kontakte, so dass diese mit aufgenommen und
die Liste erweitert werden konnte.
3. Ein Fragebogen, ein erklärendes Anschreiben und eine Informationsbroschüre
wurden an die identifizierten Kontaktpersonen versandt. Mit Hilfe des Fragebogens sollten von dem jeweiligen Akteur Informationen zum geographischen
Interessengebiete, zur Gruppengröße, zu den Interessen, zur erwünschten
Beteiligungsintensität und zur bevorzugten Kommunikationsmethode eingeholt
werden.
4. Eine Datenbank zur Erfassung der Akteure wurde erstellt und weiterentwickelt.
Um die Dateneingabe zu erleichtern, wurden Eingabemasken entwickelt, die
den Fragebogen widerspiegeln.
5. Die Ergebnisse wurden analysiert. 35% der versandten Fragebögen wurden
zurückgeschickt.
Regierung
NROs
Partnerschaftsorganisationen
Bürgergruppen
Industrieverbände
Unternehmen
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x
Nummer
Faktor
Wasserpreis
Beteiligung
Fluss Ribble
Fluss Hodder
Seen/Stauseen
Küstengewässer
Gruppe der Akteure
Umweltamt
DTI
kommunale Verwaltung
Wildlife Trusts
NFU
E. Lancs P‘ship
Küstenforum
Angelvereine
Bootsvereine
CBI
CIA
ICI
BAe
Gebiet
ländliche Wirtschaft
Art der Akteure
Interessen
National
Regional
Lokal
diffuse Einträge
Klimawandel
Hochwasser
Landschaft
Schutzgebiete
Bodenqualität
Regeneration
Kulturerbe
Raumbezug
8000
15000
12000
59
13790
250
78
28000
450
480
148
800
5000
Auszug aus der Datenbank
121
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Finanzierung
Die Kosten waren minimal. Es wurde lediglich das Porto für 400 Briefe benötigt.
Darüberhinaus fielen Personalkosten für eine Arbeitskraft an, die die Akteure in die
Datenbank aufnahm. United Utilities hat die Kosten getragen.
Herausforderungen
Dem Fragebogen wurde eine Vertraulichkeitsklausel hinzugefügt, um sicherzugehen, dass die Kontakte der Mersey Basin Campaign damit einverstanden waren,
wenn ihre Angaben an das Umweltamt weitergegeben würden. Dies geschah im
Rahmen des Datenschutzgesetzes. Die CIS Leitlinie zur Öffentlichkeitsbeteiligung
wurde bei der Entwicklung der Methode berücksichtigt und viele der dort gemachten Empfehlungen wurden befolgt. Zum Beispiel wurde der unterschiedliche Grad
des Interesses aufgenommen, indem die Akteure angeben konnten, ob sie aktiv
beteiligt, konsultiert oder nur informiert werden möchten.
Nutzen
Die WRRL soll mit Hilfe des Bewirtschaftungsplans, der die Belange der verschiedenen Akteure berücksichtigt, zu einer Verbesserung der Gewässer in der Region
führen. Diese Akteure zu identifizieren ist der erste Schritt, um sie mit einzubeziehen.
Kontakt
Caroline Riley
Mersey Basin Campaign
Fourways House, 57 Hilton Street
UK - Manchester, M1 2EJ
122
Telefon: +44 (0)161-2428206
E-Mail: [email protected]
Internet: www.merseybasin.org.uk
Aktionen zum Entfernen von Springkraut entlang
von Gewässern
England, Region: Lancashire
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Mai 2006
bis: Juli 2006
Dauer: 2 Monate
Hintergrund
Die eigentliche Motivation für das Projekt war 2005 die Ufer des Flusses Yarrow vom
Drüsigen Springkraut (auch bekannt als Indisches Springkraut, Impatiens glandulifera) zu befreien und diese Aktion jedes Jahr zu wiederholen, um heimischen
Pflanzen eine Chance zu geben, sich zu verbreiten. Nachdem man herausgefunden
hatte, dass es nahezu unmöglich ist, das Springkraut vollständig zu beseitigen,
wurde es umso wichtiger das Bewusstsein der Menschen für
dieses Thema zu schärfen. Dies ist der Hauptgrund für die
Organisation von Aktionen zum Entfernen von Springkraut im
gesamten Einzugsgebiet. Anwohner sollen vor Ort die Probleme
sehen und indem sie aktiv bei der Beseitigung des Springkrauts
helfen, bekommen sie das Gefühl, etwas zu bewegen.
Ziele
• Das Springkraut soll jedes Jahr an den selben Stellen entfernt
werden, dabei soll beobachtet werden, ob das jährliche Entfernen eine Wirkung zeigt.
• Es soll über diese Pflanze und warum sie eine Gefahr für Lebensräume und einheimische Pflanzen darstellt informiert werden.
• Die Leute sollen überzeugt werden, den Schleudermechanismus der Samenhülsen nicht mehr auszulösen, sondern
stattdessen die ganze Pflanze herauszureißen. Jede Pflanze
kann immerhin hunderte von Samen verbreiten, die bis zu
zwei Jahre lang im Ruhezustand überstehen.
Schüler der Cuerden
Church School
123
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Akteure
Die Mersey Basin Campaign mit ihren lokalen Büros (Action Darwen, Action Yarrow)
koordinierte die Aktionen mit den Stadträten von Chorley und South Ribble und
dem Landespfleger des Bezirksrates von West Lancashire.
Freiwillige
Durchführung
2006 wurden die gleichen Bereiche angegangen
wie 2005, außerdem kam ein neuer Bereich hinzu.
Insgesamt fanden 12 Aktionen zum Entfernen
von Springkraut innerhalb von 2 Monaten statt.
An den Aktionen nahmen fast 200 Freiwillige teil.
Die Stadträte von Chorley, South Ribble und der
Bezirksrat von West Lancashire nahmen Verbindung mit lokalen Vereinen und Schulen auf, um
diese Aktionen zu organisieren. Action Douglas
und Action Yarrow koordinierten das Projekt, veröffentlichten Pressemitteilungen und bewarben
und organisierten die verschiedenen Aktionen.
Sie wurden in den lokalen Bibliotheken, Ratsgebäuden, der lokalen Presse, auf der Internetseite
der Mersey Basin Campaign und den kostenlosen
Gemeinderatszeitungen angekündigt. Das Entfernen des Springkrauts wurde manuell durchgeführt
und was herausgerissen wurde ließ man vor Ort,
um eine weitere Verbreitung der Samen zu verhindern. Da die Pflanze einen hohen Wassergehalt
hat, baut sie sehr schnell ab und stirbt, wenn sie
erst einmal herausgezogen wurde.
Finanzierung
Um diese Aktion zu finanzieren, stellte der Bezirksrat von Lancashire Geld zur Verfügung. Davon
wurden Handschuhe für Kinder und Erwachsene,
sowie Erfrischungsgetränke gekauft. Außerdem wurde Geld für den Druck von
Postern ausgegeben. Die Aktionen selber waren sehr günstig in der Durchführung,
da das Springkraut per Hand beseitigt wurde.
Freiwillige
124
Herausforderungen
Es war schwierig Freiwillige zum Mitmachen zu gewinnen. Das Werben mit Hilfe
von Plakaten und Flyern war weniger erfolgreich, wurden Gruppen jedoch direkt
angesprochen, fand man mehr Zuspruch. Nur wenige Leute die vorher noch nie
freiwillige Arbeit geleistet hatten, kamen aufgrund der Plakate und Presseartikel.
Dies muss in Zukunft verbessert werden. Freiwillige kamen von United Utilities, den
Worden Park Freunden, Charnock Richard Rainbows, den Yarrowtal Junior Rangern
und von der Cuerden Church School.
Nutzen
Der Lancashire Plan für biologische Vielfalt hebt Flüsse und Bäche als wichtige, zu
schützende Lebensräume hervor. Deshalb wurde ein Habitatsaktionsplan erstellt.
Die Aktionen zum Entfernen des Springkrauts tragen zu einem der umfassenden
Ziele dieses Plans, den Uferlebensraum zu verbessern, bei. Durch die Beseitigung
der nicht heimischen Arten wird heimischen Arten die Möglichkeit gegeben, sich
wieder zu verbreiten.
vor ...
Kontakt
Gemma Tomlinson
Mersey Basin Campaign
Blackburn WwTW,
Cuerdale Lane, Samlesbury
UK - Manchester, M1 2EJ
... und nach der Aktion.
Telefon: +44 (0)177-2877389
E-Mail: [email protected]
Internet: www.merseybasin.org.uk
→ local action → Action Douglas &
Yarrow
125
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Proyecto Rios (Das Flussprojekt)
Spanien, Region: Galicien
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Januar 2005
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Das Flussprojekt hat ein besonderes Interesse an der Erkundung und dem Schutz
des ethnografischen Erbes, welches mit Fließgewässerökosystemen verbunden ist.
Die Flüsse in Galicien sind stark vom Menschen geprägt und es gibt ein reiches kulturelles Erbe, das geschützt und erhalten werden muss. Diese Belange gaben den
Anstoß zu einem Nebenprojekt mit dem Titel „Ríos de lingua e Cultura“ (Flüsse der
Sprache und der Kultur). Ziel dieses Projekts ist es, vergessene galicische Wörter aus
Flora und Fauna wieder zu entdecken. Das Flussprojekt erwägt derzeit die Ausweitung des Netzwerkes über die gesamte iberische Halbinsel.
Ziele
Das Flussprojekt ist eine Initiative zum Schutz der Flüsse Galiciens. Es möchte die
Öffentlichkeit informieren und aktiv mit einbinden. Es basiert auf der Durchführung
von Gewässeruntersuchungen, die von ortsansässigen ehrenamtlichen Gruppen
oder Einzelpersonen durchgeführt werden. Diese Personen sind für die Überwachung des Flussabschnitts, der durch ihre Gemeinde fließt, verantwortlich. Das
Flussprojekt ist in ganz Galicien aktiv. Die Hauptziele des Projekts sind:
• der Bevölkerung ihre natürliche Umgebung näher zu bringen
• darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, die Umwelt zu schützen
• an einer Verbesserung der Flussökosysteme zu arbeiten
• öffentliche Beteiligung am Schutz des Naturerbes zu ermöglichen und zu fördern
• ein aktives öffentliches Netzwerk aufzubauen, das die Flüsse überwacht und schützt
126
Akteure
Gesellschaft für den ökologischen Schutz Galiciens (ADEGA), Umweltministerium von Galicien,
Vizepräsident der galicischen Regierung
Durchführung
Die Untersuchungen am Gewässer werden mindestens zweimal im Jahr durchgeführt. Die Materialien und Methoden werden vom Flussprojekt zur
Verfügung gestellt. Die Ergebnisse werden auf
standardisierten Erhebungsbögen festgehalten
und an die Zentrale des Flussprojekts geschickt.
Anhand der von allen Teilnehmern gelieferten
Daten werden Jahresberichte erstellt, die im
Internet für jeden zugänglich sind. Interessierten
Gruppen ermöglicht dies, sich aktiv am Programm
der Flusspatenschaften zu beteiligen und den Teil
des Flusses zu überwachen, für den sie verantwortlich sind. Das Flussprojekt steht jeder Gruppe
oder Einzelperson offen, die das Projekt vorantreiben wollen, Anwohnerverbände, Anglervereine,
Sportvereine, Kultur-, Sozial- oder Bildungszentren, Schulen, Familien, Freundesgruppen usw.
Jeder ist, ungeachtet seines Wissens über Flüsse,
willkommen.
Schüler bei der Untersuchung „ihres“ Flussabschnittes.
Finanzierung
2007 hatte das Projekt ein Jahresbudget von 80 000 Euro. Die meisten Fördermittel
kamen vom Umweltministerium und vom Vizepräsidenten der galicischen Regierung. Außerdem wurden Fördermittel von den Gemeinden bereitgestellt, die im
Gebiet des Flussprojektes liegen.
Herausforderungen
Am Anfang war eines der Hauptprobleme, ausreichend Fördermittel für dieses
Projekt zu finden. Das Projekt ist das einzige dieser Art in Galicien, das die Öffentlichkeit beim Schutz von Flussökosystemen mit einbindet. In der Startphase war
die öffentliche Kenntnis über das Projekt sehr gering. Zu dieser Zeit gab es wenige
finanzielle Ressourcen und die Medien waren am Flussprojekt nicht besonders
127
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
interessiert. Im Moment besteht das Hauptproblem darin, die Projektteilnehmer
dazu zu bringen, ihre Erhebungsbögen vollständig auszufüllen und einzusenden.
Obwohl eine große Zahl an Freiwilligengruppen existiert (über 200), wurden weniger als 50% der Untersuchungsergebnisse zurückgeschickt.
Nutzen
Das Flussprojekt war das erste regionale Projekt, das von ehrenamtlichen Umweltschützern
entwickelt wurde. Die meisten Projekte wurden
bisher nur auf lokaler Ebene durchgeführt. Andererseits füllt das Flussprojekt auch eine Lücke in
der Öffentlichkeitsbeteiligung, wie sie die WRRL
vorsieht. Durch das Flussprojekt werden Menschen
direkt einbezogen, dies fördert das öffentliche
Bewusstsein für eine „neue Wasserkultur“.
Interessierte Bürger bei der Untersuchung von
Makrozoobenthos
Kontakt
Virginia Rodríguez
ADEGA
Travesa de Basquiños, 9
ES - 15704 Santiago de Compostela
128
Telefon: +34 (0)981-570099
E-Mail: [email protected]
Internet: www.adega.info
Zentrum für Umweltbildung „As Corcerizas“
Spanien, Region: Galicien, Ort: Vilar de Barrio, Serra de San Mamede
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: September 2004
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Das öffentliche Umweltbewusstsein ist oft sehr unzureichend, was häufig auf
fehlende Informationen und Aufklärung zurückzuführen ist. Ziel des Projektes ist
es, Umweltbildung mit hoher Qualität anzubieten. Nachhaltiges Verhalten soll
gefördert und der Schutz von Umweltressourcen soll in das öffentliche Bewusstsein
getragen werden. Das Projekt möchte nicht einfach nur informieren, sondern die
Menschen aktiv beteiligen und somit vor allem direkte und persönliche Erfahrungen ermöglichen. Es möchte offen und vielfältig sein und die Menschen dazu
ermutigen kritisch und aktiv teilzunehmen.
Ziele
Das Ziel des Zentrums für Umweltbildung ist die Vermittlung von umweltrelevanten Themen. Es möchte auf die fortschreitende Umweltzerstörung aufmerksam
machen und für einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen werben. Der
Umweltschutz soll im Fokus der Arbeit des Zentrums sein. Dazu werden Workshops
zu den verschiedensten Themen angeboten z.B. die Renaturierung von Biotopen,
Klimawandel, biologische Bauweisen usw. Die öffentliche Beteiligung wird gefördert und kooperative Verbindungen mittels kulturellem Austausch, Workshops,
Workcamps und Seminaren geschaffen.
Akteure
Der lokale Verein “Amigos dos Milagres e San Mamede” erhielt Rat und Unterstützung von “Amigos da Terra Galicia”, einer NGO, die heute die Einrichtungen verwaltet. Sie fördert außerdem den Umweltschutz, indem sie den Austausch auf lokaler
sowie globaler Ebene unterstützt. Diese Einheit ist ein aktiver Teil des Verbands
“Friends of the Earth International”.
129
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Das Zentrum für Umweltbildung „As Corcerizas“
Eine Schulklasse im Zentrum für Umweltbildung
Durchführung
Das Umweltzentrum wurde bewusst in einem
FFH Schutzgebiet angesiedelt. Das Gebäude des
Umweltzentrums besteht aus einem Klassenzimmer, einem Speisesaal, einem Wohnheim und dem
„Haus der Energie“. As Corcerizas deckt seinen
eigenen Energiebedarf indem es erneuerbare
Energiequellen nutzt (Sonnenwärme, Solarstromanlagen, Windenergie, Wasserkraft und Biomasse).
Außerdem besitzt es seine eigene Abwasserbehandlungsanlage. So bietet das Gebäude des
Umweltzentrums selbst schon viel interessantes
für seine Besucher. Das Zentrum bietet ein breites
Spektrum an Aktivitäten: Workshops, Camps,
Feldstudien, Lehrpfade, Fortbildungen, Seminare,
Meetings, kulturellen Austausch, Bewegungs- und
Freizeitaktivitäten, Ausflüge und ethnografische
Aktivitäten.
Finanzierung
INEGA - Energieinstitut Galicien, AGADE - Verband
für Ländliche Entwicklung Galicien, Xunta de Galicia - Regierung von Galicien, Vizepräsidentschaft
für Gleichheit und Gesundheit, Hauptgeschäftssitz
für Jugend und Solidarität, MAPA - Ministerium der
Spanischen Regierung, Amt für Landwirtschaft,
Fischfang und Ernährung und PRODER - Sozialeuropäischer Fonds
Herausforderungen
Als das Zentrum in Galicien gebaut wurde, bestand kaum Wissen über biologische
Bauweisen. Außerdem war es schwer und kostspielig einige der ökologischen Baumaterialien zu bekommen. Anfangs war die Erreichbarkeit des Zentrums nicht sehr
gut, vor allem für Busse. Daran wird jedoch momentan gearbeitet.
130
Nutzen
Durch das Zentrum gibt es Verbesserungen hinsichtlich Bildung, Ausbildung, Förderung, Informationsverbreitung und Öffentlichkeitsbeteiligung.
Die Besucher lernen viel Neues und ändern ihre
Einstellung gegenüber dem Naturschutz, sowie
erneuerbarer Energien, Techniken der biologischen
Bauweise, bioklimatischer Architektur und Abwasserbehandlung mit Hilfe von Pflanzenkläranlagen.
Die Aktivitäten des Zentrums zeigen den Menschen
wie wertvoll die Ressourcen sind und wie wichtig
ein verantwortungsbewusster Umgang mit diesen
ist. Auf lange Sicht wird das Zentrum für Umweltbildung den Naturschutz in Galicien stärken.
Bei der praktischen Naturschutzarbeit
Bau der Pflanzenkläranlage, die das Abwasser
des Zentrums für Umweltbildung reinigt
Kontakt
Amigos da Terra
As Corcerizas
Pista forestal Arnuide
ES - 32705 Ourense
telefon: +34 (0)988-302403
E-Mail: [email protected]
Internet: www.ascorcerizas.com
131
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Konzept für einen außerschulischen Lernstandort
„Essen (Oldb) - Kulturlandschaft am Wasser“
Deutschland, Region: Niedersachsen/Landkreis Cloppenburg,
Ort: Essen (Oldenburg)
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: September 2006
bis: März 2007
Dauer: 6 Monate
Hintergrund
• Lerninhalte zum Themenschwerpunkt Wasser/Gewässer auf spannende Art und
Weise vermitteln
• Familien mit Kindern interessante Freizeitangebote eröffnen
• örtliche Institutionen für eine Beteiligung gewinnen
Ziele
• Konzept für einen außerschulischen Lernstandort mit dem Themenschwerpunkt
Wasser/Gewässer
• sinnvolle Verknüpfung von Anliegen der Wasserwirtschaft (EG-Wasserrahmenrichtlinie), des Naturschutzes, des Landschaftserlebens und der Freiraumnutzung
• interessenübergreifender Konsens möglichst aller Beteiligten für das Konzept
Akteure
Initiatoren: Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV), Gemeinde Essen
(Oldb)
Weitere Beteiligte: Schulzentrum Essen, Gemeinderat Essen, Fischereiverein Essen,
Heimatverein Essen, Jagdgenossenschaft Essen, Hase-Wasseracht, Landkreis
Cloppenburg - Naturschutzbehörde, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) - Betriebsstelle Cloppenburg, GLL
- Amt für Landentwicklung Oldenburg
132
133
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Durchführung
Die Umsetzung des Projekts erfolgte in 2 Phasen.
Während beider Phasen wurde ein Workshop für
lokale Interessenvertreter organisiert.
Weg entlang der Lager Hase
Phase 1: Workshopgespräch zur gemeinsamen
Ideensammlung, Herausarbeitung von interessenübergreifenden Konzeptbausteinen, Entwurfsfassung, Interessenspezifische Diskussion in Einzelgesprächen.
Phase 2: Workshopgespräch zur Abstimmung des
Maßnahmenkonzeptes, Anpassung des Konzepts,
Endbericht.
Finanzierung
18 700 Euro für die Konzepterstellung inkl. zwei
Werkstattgespräche. Die Finanzierung erfolgte
durch den OOWV und die Gemeinde Essen (Oldb).
Sitzplatz auf dem Deich der Lager Hase
Herausforderungen
keine
Nutzen
Das Projekt bietet eine Grundlage für kinder- und jugendgerechte Lernangebote und für
die Weiterentwicklung und den Ausbau naturverbundener Tourismusformen (Fahrradfahren, Paddeln, Wandern). Des Weiteren bietet es Möglichkeiten für lokale und regionale
Initiativen, sich an der Umsetzung des Konzeptes zu beteiligen.
contact
Michael Jürging
Ingenieurgemeinschaft agwa GmbH
Lister Meile 27
D - 30161 Hannover
134
phone: +49 (0)511-33895-0
email: [email protected]
„Gute Güte“
Deutschland, Ort: Region Hannover
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: März 2006
bis: Oktober 2006
Dauer: 8 Monate
Hintergrund
Hintergrund ist die von der EU erlassene WRRL, die verbindliche Grenzwerte für die
Gewässergüte festlegt. Der BUND möchte die relativ unbeachtete und unbekannte
WRRL breit kommunizieren und gesellschaftliche Aufmerksamkeit bzw. Öffentlichkeit und ein Bewusstsein für Wasserqualität sowie eine Bereitschaft für die Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen schaffen. Flüsse als Freiraum in der Stadt
sollen ins Bewusstsein rücken.
Ziele
„Gute Güte“ ist ein Projekt des BUND Landesverband Niedersachsen e.V. Es wirbt
für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem kostbaren Rohstoff Wasser
und fordert eine „Gute Gewässer-Güte“ für unsere Seen und Flüsse. Mit einem Programm rund ums Wasser möchte der BUND das Engagement für sauberes Wasser
bestärken.
Akteure
gefördert durch: BINGO die Umweltlotterie, Niedersächische Umweltstiftung, BUND
Landesverband Niedersachsen e.V., enercity, Region Hannover, Stadt Hannover,
Stadtentwässerung Hannover, Bezirksrat Linden-Limmer, polymorphing, aquaplaner, mintgold, Hesse Blandzinki Design
Kooperationspartner: Brassberries, Bufo expedia, Crêpes on Tour, Hannoversche
Personenschifffahrt Betriebs GmbH, Monja Klein, STUDIO URBANE LANDSCHAFTEN,
Traumraum, THW Ronnenberg, Werk-statt-Schule e.V., WAS! Wasserlose Sanitärsysteme, Velvet Sounds, unten_durch, Fisch Hampe, YogaYou, guacamole aqui, Erster
WasserskiKlub Hannover, DLRG, Erlebnis-Zoo Hannover, üstra, Föderation, egge
135
10
Praktische Beispiele - Akteursbeteiligung
Durchführung
Von März bis Oktober 2006 wurden von 25
unterschiedlichen Partnern 70 Veranstaltungen
angeboten. Die Veranstaltungsreihe wurde im
Internet unter www.GuteGuete.de und durch
3 000 Programmhefte bekannt gemacht. Einzelne
Veranstaltungen wurden auch in den örtlichen
Veranstaltungsmagazinen und der Lokalpresse
beworben.
Plakat zur Ankündigung des ersten Leinebadetages „Hannover geht Baden“
„Hannover geht Baden“: Am 15. Juli 2006 fand der
erste hannoversche Leinebadetag am Ufer der
Leine in Hannover Linden statt. Mit 2 500 Besuchern und mehr als 600 Badenden wurden die
Erwartungen bei weitem übertroffen. Berichte
über den Badetag erschienen in vier lokalen Zeitungen. 20 Veranstaltungspartner boten 25 inhaltliche Programmpunkte. Der Badetag wurde mit
6 000 Flyern, 1 000 Plakaten, 2 Bannern, im Internet, im Fahrgastfernsehen der Verkehrsbetriebe
sowie in den örtlichen Veranstaltungsmagazinen
und der Lokalpresse beworben.
Finanzierung
Das Gesamtbudget betrug ca. 40 000 Euro die von den oben genannten Förderern
finanziert wurden. Zahlreiche Leistungen wurden zusätzlich ehrenamtlich und/
oder durch Sponsoring bzw. gegenseitiges Bewerben ermöglicht.
Herausforderungen
Es entwickelten sich im Nachhinein Nutzungskonflikte mit anderen Wassernutzern z.B. Wassersportlern (Wasser-Ski). Zudem verfügt die Badestelle aufgrund
der Einleitungen aus der Mischwasserkanalisation aus dem Innenstadtbereich der
Stadt Hannover, insbesondere nach Starkregen, nicht über dauerhafte Badequalität
nach EU Badewasserrichtlinie. Die eigentlich als einmalige Aktion eingerichtete
Badestelle etablierte sich trotz Sicherheitswarnungen bzw. -hinweisen schnell
zum Freizeit-Magneten. Die Erwartungen und Forderungen der BürgerInnen bzgl.
136
einer dauerhaften, städtischen Badestelle können
derzeit nicht erfüllt werden. Finanzierungsbemühungen haben bisher leider keine definitiven
Sponsoren erbracht. Vor dem Hintergrund der
Projekterfolges 2006 dürfte eine ähnliche Veranstaltung in 2007 oder 2008 schon im Vorfeld auf
großes öffentliches Interesse stoßen.
Nutzen
Den Kerngedanken bildet die nachhaltige Nutzung von Wasser und ein umweltbewusster, nachhaltiger Umgang mit Wasserlandschaften (Seen
und Fließgewässern). Wasser ist ein wichtiger
Faktor sowohl bzgl. der Trinkwasserversorgung
als auch in seiner Funktion als Freizeitfaktor bzw.
Erholungsmöglichkeit, besonders in urbanisierten
Räumen.
Kontakt
Julia Bolzek
Polymorphing
Zur Bettfedernfabrik 1
D - 30451 Hannover
Eindrücke vom ersten hannoverschen Leinebadetag am 15. Juli 2006
Telefon: +49 (0)511-1319499
E-Mail: [email protected]
Internet: www.guteguete.de
137
10
Praktische Beispiele - Raumordnung
Praktische Beispiele - Raumordnung
Strategie zum Umgang mit Niederschlagswasser
im Emån Einzugsgebiet
Schweden, Region: Landkreise Jönsköping und Kalmar
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1998
bis: 2000
Dauer: 2 Jahre
Hintergrund
Wasseranalysen im Emån Einzugsgebiet ergaben, dass Substanzen wie Kupfer (von
Dächern), Zink (von Laternenpfählen) und Blei (von Autos) durch damit verunreinigtes Niederschlagswasser in die Gewässer gelangen. Die Versuche der Gemeinden
im Einzugsgebiet dieses Problem anzugehen, waren meist unkoordiniert und
unzureichend. Was fehlte, war eine Strategie, mit deren Hilfe die Gemeinden einen
gemeinsamen Ansatz und kosteneffiziente Maßnahmen zur Reduzierung der Auswirkungen von verunreinigtem Niederschlagswasser realisieren können.
Ziele
Das Hauptziel bestand darin, eine Strategie zu entwickeln, die den Gemeinden im
Emån Einzugsgebiet dabei hilft, die durch das verunreinigte Niederschlagswasser
verursachten Probleme für Mensch und Umwelt anzugehen. Der Schwerpunkt lag
auf der Reduzierung der Verschmutzung von Flüssen und Seen durch verunreinigte
Abwässer. Außerdem erkannte man, dass durch Maßnahmen wie Dämme und Wasserrückhaltebecken auch das zukünftige Hochwasserrisiko herabgesetzt werden
konnte. Des Weiteren soll die Strategie zukünftig dazu beitragen in Regionen wo
Entwicklung geplant ist bzw. stattfindet das natürliche Gleichgewicht des Wasserregimes zu erhalten.
Akteure
Emåförbundet entwickelte die Strategie zum Umgang mit Niederschlagswasser.
Außerdem wurde diese Arbeit von einem Hydrologen begleitet. Gemeinden im
Emån Einzugsgebiet (insgesamt acht) unterstützten die Entwicklung der Strategie
und arbeiten seitdem daran, sie im Rahmen ihrer Raumplanung umzusetzen.
138
Durchführung
Zu Beginn wurde von einem Hydrologen eine Bestandaufnahme der verschiedenen Abwassersysteme im Einzugsgebiet vorgenommen. Insgesamt wurden 598
gezählt von denen 33 als „Hotspots“ eingestuft wurden. Hotspots sind Gebiete in
denen das Niederschlagswasser das Hochwasserrisiko erhöhen oder wegen seiner
Verunreinigung negative Auswirkungen auf Gewässer haben könnte. Daraufhin
wurden einige Maßnahmen entwickelt, um sich mit diesen Hotspots zu befassen.
Bisherige Maßnahmen beinhalteten den Bau von Dämmen und daran angeschlossener Infrastruktur, um verunreinigtes Niederschlagswasser zu filtern sowie den
Bau von gestalterisch ansprechenden Rückhaltebecken. Die neuen Maßnahmen
umfassen Techniken, die sicherstellen sollen, dass kein verunreinigtes Niederschlagswasser in Gewässer geleitet wird und, wo immer möglich, sich mit dem
Niederschlagswasser vor Ort befasst. Die Gemeinden im Einzugsgebiet haben
angefangen, diese Maßnahmen zu übernehmen.
Finanzierung
Die Entwicklung der Strategie zum Umgang mit Niederschlagswasser kostet rund
100 000 Euro. Der Hauptteil der Kosten fiel auf das Gehalt für den Hydrologen.
Die Strategieentwicklung wurde zur Hälfte aus von der EU finanzierten Projekten
bezahlt. Die lokalen Gemeinden stellen Emåförbundet die finanziellen Mittel zur
Verfügung, damit dieser seine Funktion als Serviceorganisation erfüllen und den
Gemeinden bei Wasserressourcenfragen zur Seite stehen kann. Dieses Geld finanzierte die verbleibenden Kosten.
Herausforderungen
Die Entwicklung der Strategie hat einige Zeit in Anspruch genommen. Tatsächlich
dauerte der gesamte Prozess, einschließlich des Klassifikationsprozesses (dazu
gehörten auch komplexe GIS Arbeiten), die Entwicklung von Maßnahmen und die
politische Einigung der Gemeinden, zwei Jahre. Für den zukünftigen Erfolg der
Strategie ist die effektive Umsetzung der dazugehörigen Maßnahmen entscheidend. Emåförbundet hat weder die zeitlichen Kapazitäten noch die finanziellen
Mittel, um den Gemeinden bei der Umsetzung zu helfen. Der Erfolg hängt also vom
fortlaufenden politischen Engagement innerhalb der Gemeinden ab.
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Praktische Beispiele - Raumordnung
Nutzen
Die Strategie zum Umgang mit Niederschlagswasser hat das Bewusstsein für die
Themen in diesem Zusammenhang unter den Gemeinden geschärft und neue
Raumordnungspläne im Emån Einzugsgebiet befassen sich nun selbstverständlich
mit dem Thema Niederschlagswasser. Als Ergebnis dieser Maßnahmen kann eine
Verbesserung der Wasserqualität erwartet werden. Es ist außerdem zu betonen,
dass der Bau von Rückhaltedämmen dazu beitragen wird, das zukünftige Hochwasserrisiko für die Gemeinden im Einzugsgebiet zu senken. Die Strategie wird demnach Vorteile für die hiesige Bevölkerung und die ökologischen Gegebenheiten in
diesem Gebiet mit sich bringen. Obwohl sie vor der WRRL entwickelt wurde, wird
die Strategie für den Umgang mit Niederschlagswasser in Zukunft zur Erreichung
der dort verankerten Ziele beitragen.
Kontakt
Bo Troedsson
Emåförbundet
P. O. Box 237
SE - 57423 Vetlanda
140
Telefon: +46 (0)383-973-05
E-Mail: [email protected]
Internet: www.eman.se
Entwicklung des Vetlanda Raumplans
Schweden, Region: Landkreise Jönsköping and Kalmar
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2007
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Die schwedische Planungsgesetzgebung verlangt, dass die gemeindlichen
Raumpläne (bekannt als allgemeine Pläne) alle 4-5 Jahre überarbeitet und ihre
Inhalte aktualisiert werden. 2007 begann die im Emån Einzugsgebiet im Südwesten Schwedens liegende Gemeinde Vetlanda, ihre Pläne zu überarbeiten. Der
aktualisierte Plan wird 2008 veröffentlicht. Emåförbundet (eine 1992 gegründete
Dienstleistungsorganisation, die Gemeinden bei Fragen zum Thema Wasser zur
Seite steht) unterstützt Vetlanda während der Entwicklung ihrer Pläne, um so zur
Handhabung von Wasserthemen in ihrer Region beizutragen.
Ziele
Emåförbundet bietet Gemeinden im Einzugsgebiet eine umfangreiche Übersicht
über die Wasserumwelt vor Ort. Die Organisation verfügt über Daten und Erfahrungen über eine Reihe von Themen wie zum Beispiel Wasserqualität, aquatische
Biodiversität und die Lage von grundwasserführenden Schichten. Das Hauptziel
bei der Zusammenarbeit von Emåförbundet und der Gemeinde Vetlanda ist die
Nutzung dieser Ressourcen, um die Planungen Vetlandas im Hinblick auf wasserrelevante Themen zu stärken. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass sich so
die Entwicklung und Nutzung von Raum in Vetlanda in Zukunft umfassender mit
wasserrelevanten Themen befassen wird.
Akteure
Mitarbeiter von Emåförbundet und der Gemeinde Vetlanda verfolgen gemeinsam
das Ziel, Themen mit Wasserbezug in die Planungen der Gemeinde zu integrieren.
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Praktische Beispiele - Raumordnung
Durchführung
Die Erstellung des Plans folgt den von der nationalen Planungsgesetzgebung
festgelegten Abfolgeschritten. Dazu gehören Vorkehrungen zur Beteiligung von
Organisationen wie Emåförbundet (und andere relevante Interessenvertreter). Die
Zusammenarbeit zwischen Emåförbundet und der Gemeinde Vetlanda konzentriert sich auf Treffen und fachliche Unterstützung. Beispielsweise wurden Gebiete
mit Hochwasserrisiko mit Hilfe eines GIS ermittelt und Emåförbundet hat geprüft,
wo Schutzzonen rund um Wasserversorgungsgebiete und grundwasserführende
Schichten eingerichtet werden sollten. Emåförbundet ist federführend für das
Thema Wasserressourcen im „Plan“ zuständig, was das Erreichen der Vorgaben der
WRRL in Vetlandas Gewässern beinhaltet.
Finanzierung
Die acht Gemeinden im Emån Einzugsgebiet zahlen Emåförbundet als Serviceorganisation einen jährlichen Betrag und werden dafür bei allen Aktivitäten, die mit
wasserrelevanten Themen in Verbindung stehen, unterstützt. Emåförbundet greift
bei der Unterstützung der Gemeinden wie Vetlanda auf diese jährlichen Zahlungen
zurück.
Herausforderungen
Emåförbundet unterstützt Gemeinden wie Vetlanda seit fast einem Jahrzehnt bei
der Erstellung ihrer Raumpläne. Erfahrungen zeigen, dass der Erfolg dieser Zusammenarbeit auf der Entwicklung von beiderseitigem Vertrauen, der Entwicklung
effektiver Ansätze zur Förderung von Kommunikation und Zusammenarbeit sowie
dem Erhalt von qualitativ hochwertigen Datenressourcen über die lokale Wasser­
umwelt basiert.
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Nutzen
Dieses Fallbeispiel zeigt deutlich, dass Raumpläne im Hinblick auf wasserrelevante
Themen durch eine gemeindeübergreifende Organisation (in diesem Fall Emåförbundet) verbessert werden können. Der Einsatz von Emåförbundet bedeutet, dass die
Gemeinde Vetlanda selbst keine Daten über die lokale aquatische Umwelt zu sammeln
braucht und somit Zeit und Geld spart. Die aquatische Umwelt sowie die Menschen
und die Biodiversität die von ihr abhängen profitieren von der Erstellung des neuen
Vetlanda Raumplans, da dieses Thema nun umfassender berücksichtigt wird. Außerdem trägt der Plan zur Umsetzung der Ziele der WRRL in diesem Gebiet bei.
Kontakt
Bo Troedsson
Emåförbundet
P. O. Box 237
SE - 57423 Vetlanda
Telefon: +46 (0)383-973-05
E-Mail: [email protected]
Internet: www.eman.se
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Praktische Beispiele - Raumordnung
Naturschutzplanungen der Stadt Cēsis
Lettland, Region: Vidzeme, Ort: Cēsis
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Juni 2005
bis: April 2007
Dauer: 22 Monate
Hintergrund
Cēsis ist eine mittelgroße Stadt mit etwa 18 500 Einwohnern. Sie liegt in der Vidzemeregion in Lettland. Sie war schon immer ein Anziehungspunkt für Tourismus
und Naherholung. Aufgrund von Einfluss-Faktoren wie z.B. erhöhte Wohnraumnachfrage und Belastung der umliegenden Wälder durch die Holzwirtschaft ist die
natürliche Umgebung (dazu gehört auch wertvolles naturnahes Weideland) um
Cēsis herum bedroht. Deshalb hat der Stadtrat von Cēsis entschieden, einen Park
als Naturschutzzone einzurichten. Ein nationales Gesetz über besonders geschützte
Gebiete gibt Gemeinden wie Cēsis die Möglichkeit, diesen Weg zu gehen.
Ziele
Der Stadtrat von Cēsis hat eine Schutzzone von lokalem Interesse eingerichtet, die
beinahe die halbe Stadt umfasst. Das Gebiet schließt Teile des Gaujatals, Seitenarme,
umliegende Wälder und ein Gebiet, das als Cēsis Natur- und Kulturerbepark bekannt
ist, mit ein. Dieser Park (der durch einen Bewirtschaftungsplan begleitet wird) wurde
gegründet, um eine Degeneration der natürlichen, kulturellen und historischen
Vorzüge Cēsis‘ zu verhindern und nachhaltige Entwicklung, Freizeitaktivitäten und
Tourismus in diesem Gebiet zu fördern. Diese Initiative soll außerdem ökologische
Korridore schützen, die durch das Gaujatal und seine Nebenflüsse geformt wurden.
Akteure
Die Entwicklungsabteilung und das Umweltkomitee der Gemeinde Cēsis leiteten
die Initiative. Das Baltische Umweltforum (eine Organisation die das Baltikum bei
Umweltthemen unterstützt) entwickelte in Zusammenarbeit mit dem Umweltkomitee Cēsis und unter Einbeziehung von Ergebnissen aus öffentlichen Anhörungen
einen Bewirtschaftungsplan für den Natur- und Kulturerbepark.
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Natur- und Kulturerbepark
Gauja Nationalpark
Die Karte zeigt die Verwaltungsgrenzen der Stadt Cēsis und die Lage des Natur- und Kulturerbeparks. (Quelle:
Baltic Environmental Forum)
Durchführung
Eine Beurteilung über den ökologischen Wert der Gemeinde Cēsis führte 2004 zur
Einrichtung eines besonders geschützten Gebiets. Ergebnis war der Cēsis Naturund Kulturerbepark, der 767 ha groß ist und damit 40% des Gebiets der Stadt
einnimmt. Lokale, durch den Stadtrat festgelegte Bestimmungen präzisieren die
im Park erlaubten Aktivitäten und Raumnutzungen. Außerdem enthält der Cēsis
Raumplan jetzt Richtlinien, die das Erreichen der Ziele für den Park unterstützen.
Ein Bewirtschaftungsplan für den Park wurde 2005 eingeführt. Diesem Bewirtschaftungsplan liegt zu Grunde:
• eine Analyse der vorhandenen Flora, Fauna und natürlichen Lebensräume
• eine Definition der Bewirtschaftungsziele, -maßnahmen und -kosten
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Praktische Beispiele - Raumordnung
• die Entwicklung eines Ansatzes zur Landnutzung im geschützten Gebiet, bei dem dieses in
Zonen aufgeteilt wird
Eindrücke vom Natur- und Kulturerbepark
in Cēsis
Finanzierung
Die Initiative wurde durch den Cēsis Stadtrat
finanziert. Die Kofinanzierung erfolgte durch den
Lettischen Naturschutzfonds. Die Entwicklung
des Bewirtschaftungsplans kostete 5 700 Euro. Für
die Umsetzung des Bewirtschaftungsplans wird
mit rund 100 000 Euro über einen Zeitraum von
10 Jahren gerechnet.
Herausforderungen
Die größte Herausforderung für die Gemeinde
bestand darin, einen Mittelweg zwischen den
Erfordernissen des Naturschutzes und den
Ansprüchen der ökonomischen Entwicklung in der
Gegend zu finden. Es bedurfte einer intensiven
Zusammenarbeit mit den lokalen Interessenvertretern, um einen Ansatz zu finden, der von allen
Seiten unterstützt werden konnte. Eine weitere
Herausforderung war es, die privaten Landbesitzer
davon zu überzeugen, die Entwicklung auf ihrem
Land einzuschränken.
Nutzen
Dieses praktische Beispiel zeigt, dass durch die Nutzung von Raumplanungsinstrumenten erhebliche Vorteile für die Umwelt von Gemeindegebieten in Lettland
erzielt werden können. Neben dem Schutz und der Verbesserung der natürlichen
Umwelt, stellen der Park und der Bewirtschaftungsplan eine Basis zur Stärkung
des Tourismus und Naherholungsaktivitäten in der Gegend dar. Dies hat also auch
ökonomischen Wert und wird zur regionalen Entwicklung beitragen.
Kontakt
Inta Adamsone, Stadt Cēsis
Raunas 4
LV - 4101 Cēsis
146
Telefon: +371-64124702
E-Mail: [email protected]
Internet: www.cesis.lv
Ausweisung von Gewässerrandstreifen in der
Stadt Valmiera
Lettland, Region: Vidzeme, Ort: Valmiera
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: April 2005
bis: April 2007
Dauer: 2 Jahre
Hintergrund
2005 entwickelte der Stadtrat von Valmiera einen neue Raumplan, um die Anforderungen der nationalen Bauplanungsgesetzgebung und ihren Regulierungen erfüllen zu können. Diese Regulierungen verlangen von Raumplänen auf lokaler Ebene,
Gewässerrandstreifen entlang aller Gewässer festzulegen (dazu gehören Flüsse,
Seen, Grundwasser und künstliche Gewässer). Diese Verpflichtung stammt aus
dem nationalen Gewässerrandstreifengesetz (eingeführt 1997 und 2005 ergänzt),
welches in die nationalen rechtlichen Regelungen zur Raumplanung integriert
wurde. Somit gab die Notwendigkeit zur Erfüllung der nationalen Gesetzgebung
den Anstoß zur Durchführung dieses Projekts.
Ziele
Der Stadtrat von Valmiera legte Gewässerrandstreifen für natürliche Oberflächengewässer und künstliche Gewässer fest. Die Ziele dieser Schutzzonen sind der Schutz
und die Aufwertung der wassergeprägten Umwelt im Stadtgebiet. Spezielle Ziele
sind die Reduzierung von Verunreinigung, Einschränkung von Erosionsprozessen, Einschränkung von Bebauung in Hochwassergebieten sowie Schutz und Aufwertung des
Landschaftsbildes. Das Gewässerrandstreifengesetz wurde vor der WRRL entwickelt.
Daher gehört die Erfüllung der Richtlinie nicht zu den Zielen dieses Projekts. Trotzdem
wird es sich in Zukunft positiv auf die Erfüllung der Ziele der WRRL auswirken.
Akteure
Innerhalb der Entwicklungsabteilung des Stadtrats von Valmiera wurde eine
Arbeitsgruppe zu Umweltthemen gegründet, welche die Erarbeitung des Raumplans unterstützen sollte. Diese Gruppe war verantwortlich für die örtliche Bestimmung von Gewässerrandstreifen im Stadtgebiet.
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Praktische Beispiele - Raumordnung
Durchführung
Der Stadtrat von Valmiera war verpflichtet, Gewässerrandstreifen von nicht weniger
als 10 m gemessen vom durchschnittlichen Wasserspiegel entlang der Gewässer
im Stadtgebiet festzulegen. In Gebieten, in denen eine städtebauliche Entwicklung
bereits vorhanden ist, gilt die Bestimmung nicht. Valmieras Stadtrat entschied sich,
breitere Gewässerrandstreifen (breiter als 10 m) entlang aller Hochwassergebiete
festzulegen. Die Gewässerrandstreifen wurden mit Hilfe von topographischen
Karten und Feldmessungen, die durch Landnutzungskarten der Gegend ergänzt
wurden, ermittelt. Um die Ausmaße der Hochwasserschutzgebiete zu bestimmen,
wurden Daten über das hydrologische Regime der lokalen Gewässer benutzt.
Sobald die Gewässerrandstreifen bestimmt waren, wurden sie in den Raumplan
von Valmiera aufgenommen. Der Raumplan enthält außerdem Richtlinien über
Landnutzung und Aktivitäten, die innerhalb der Schutzzonen erlaubt sind.
Legende
Gewässerrandstreifen
Gewässer
Verwaltungsgrenzen
der Stadt Valmiera
Die Karte zeigt den Raumplan der Stadt Valmiera von 2006 - 2018. (Quelle: Stadt Valmiera)
148
Finanzierung
Es fielen keine direkten Kosten an. Prinzipiell kostete die Initiative nur die Zeit der
Mitarbeiter des Valmiera Stadtrats, die an der Arbeit zur Festlegung der Gewässerrandstreifen und der Erstellung des Raumplans beteiligt waren.
Herausforderungen
Es traten keine besonderen Probleme bei der Festlegung der Gewässerrandstreifen auf. Die Verfügbarkeit der benötigten Daten war der Schlüssel zum Erfolg des
Prozesses. Zusätzliche Daten ermöglichten sogar für solche Hochwassergebiete
die Festlegung von Randstreifen, in denen ursprünglich keine geplant waren. Dies
veranschaulicht die Bedeutung von guten Informationen bei der Entwicklung von
effektiven Wassermanagementinitiativen.
Die Gewässer in der Stadt Valmiera sind durch Gewässerrandstreifen geschützt.
Nutzen
Anfangs wurde die Initiative zur Festlegung von Gewässerrandstreifen von den
Landbesitzern und Nutzern als Einschränkung der Entwicklungsaktivitäten gesehen.
Jedoch erkennen die hiesigen Interessenvertreter mittlerweile, dass sich durch den
Schutz der Hochwassergebiete eine große Zahl von Vorteilen ergeben kann. Dazu
gehören die Reduzierung des Hochwasserrisikos durch die Rückhaltung von Regenwasser und der Schutz natürlicher Lebensräume. Außerdem ist die Gegend durch
die Aufwertung der natürlichen Umgebung attraktiver für Touristen geworden, die
wiederum Geld in die Region bringen. Nicht zuletzt ist die Stadt auch für die Einwohner attraktiver geworden.
Kontakt
Iveta Ence, Stadt Valmiera
Lacplesa 2
LV - 4210 Valmiera
Telefon: +371-4207175
E-Mail: [email protected]
Internet: www.valmiera.lv
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10
Praktische Beispiele - Raumordnung
Strategische Einschätzung des Hochwasserrisikos
in der Stadt Salford
Nordwest England, Ort: Stadt Salford
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: März 2004
bis: November 2005
Dauer: 20 Monate
Hintergrund
In Salford besteht ein großes Hochwasserrisiko. Derzeit ist ein großer Teil der
Retentionsräume bebaut. Der Stadtrat hat beschlossen trotz des Hochwasserrisikos
die bestehende Bebauung in ein Modernisierungsprogramm aufzunehmen, was
einen erheblichen finanzielle Einsatz sowohl vom Staat als auch von privaten Investoren erfordert. Der Stadtrat und seine Partner benötigten die Gewissheit, dass
ein solches Programm ohne Einwände von Seiten des Umweltamts durchgeführt
werden kann. Dieses war angesichts des Hochwasserrisikos sehr um die vorhandene Bebauung besorgt. Aus dieser Situation heraus ergab sich die Erstellung
einer Hochwasserrisikoeinschätzung (Strategic Flood Risk Assessment = SFRA), um
herauszufinden, wie das tatsächliche Hochwasserrisiko in diesem Gebiet ist und um
bei einer späteren Durchführung des Modernisierungsprogramms auf mögliche
Hochwassergefahren reagieren zu können.
Ziele
Das Hauptziel der SFRA war es, ein Planungsinstrument zu entwickeln, das einen
strategischen Überblick über das Hochwasserrisiko innerhalb der Stadt ermöglicht.
Der Stadtrat nutzt die Ergebnisse der SFRA, um Planungsprozesse zu beeinflussen,
eine nachhaltige Landnutzung zu gewährleisten und die Richtlinien der Regierung
hinsichtlich Hochwasser und Planung einzuhalten. Die SFAR wird die Entwicklung
von Strategien zur Minimierung des Hochwasserrisikos unterstützen und sicher
stellen, dass im Falle eines Hochwassers geeignete Maßnahmen zur Schadensbegrenzung vor Ort getroffen werden können.
150
Akteure
Stadt Salford, Umweltamt (Environment Agency), JBA Consulting
Durchführung
JBA Consulting nutze zur Erstellung der Risikoeinschätzung unter anderem indikative Überschwemmungsgebietskarten des Umweltamts, das ISIS Hydraulikmodell,
die LiDAR topografischen Daten des Umweltamts und historische Daten zu Überschwemmungen. Die Ergebnisse der SFRA beinhalteten:
• eine Bewertung verschiedener Hochwasserursachen, die des Flusses Irwell und
seiner Zuflüsse, Hochwasser durch die Abwasserkanalisation und Hochwasser
durch Oberflächenentwässerung
• Einstufung des Gebiets in Hochwasserrisikozonen (hoch, mittel, niedrig und
ortsgebundene Entwässerungsprobleme)
• detaillierte SFRAs für Gebiete mit hohem Risiko
• Anleitung für Planer, um das Hochwasserrisiko in Verbindung mit baulichen
Entwicklungen zu minimieren
• spezielle Maßnahmen zur Anpassung an Hochwasser, die in den öffentlichen
Bereich integriert werden sollen, insbesondere Anpassung der Infrastruktur, um
die Auswirkungen des Hochwassers so klein wie möglich zu halten
Finanzierung
Die gesamte SFRA wurde vom Planungsbudget der Stadt Salford finanziert. Daten
und Beratung hinsichtlich Hochwassermodellierung wurden vom Umweltamt
bereitgestellt. Die Kosten belaufen sich auf etwa 26 000 Euro.
Herausforderungen
Für die Planer war es eine besondere Herausforderung, da eine solche Einschätzung
des Hochwasserrisikos zum ersten Mal erfolgte. Für den Erfolg dieser Planung war
von besonderer Wichtigkeit, dass die Bedürfnisse und Erwartungen der beteiligten
Interessenvertreter (dazu gehörten der Stadtrat, die Investoren, JBA Consulting und
das Umweltamt) berücksichtigt wurden und sich angenähert haben. Dies war ein
zeitaufwendiger Prozess, der allein sechs Monate des Projektes in Anspruch nahm.
Nutzen
Aufgrund seiner strategischen Lage, seiner industriellen Vergangenheit und den
gegenwärtigen sozialen Probleme ist Salford ein bevorzugtes Objekt für städtische
Entwicklung. Die Durchführung der strategischen Einschätzung des Hochwasser-
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10
Praktische Beispiele - Raumordnung
risikos und das damit erworbene Wissen haben dazu beigetragen, dass in einigen
Gebieten, die zuvor vom Umweltamt aufgrund des Hochwasserrisikos nicht freigegeben wurden, nun für das Modernisierungsprogramm zur Verfügung stehen. Dies
wird sich durch reduzierte diffuse Verunreinigungen zusätzlich positiv auf die Wasserqualität auswirken. Außerdem werden die Auswirkungen, die das Hochwasser
auf aquatische Lebensräume hat, eingeschränkt. Die SFRA hat dazu beigetragen,
dass man nun besser über geeignete Maßnahmen im Umgang mit Hochwasserrisiko verfügt. Außerdem hat sie die Zuversicht wesentlich gestärkt, dass Hochwasser
durch großangelegte Planungen und angemessene Anpassungsmaßnahmen
bewältigt werden kann.
Karte zum Hochwasserrisiko in Salford - Die Karte zeigt die zu erwartenden Überschwemmungen für ein mögliches Hochwasserereignis. (Quelle: JBA Consulting (2005), der Abschlussbericht ist online unter www.salford.gov.
uk/sfra-final-version-november-2005.pdf zu finden)
Kontakt
The Plans Group
Salford City Council
Civic Centre, Chorley Road
UK - Salford, M27 5BY
152
Telefon: +44 (0)161-7933772
E-Mail: [email protected]
Internet: www.salford.gov.uk
Entwicklungsplan für den Fluss Mersey
Nordwest England, Ort: Stockport
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2002
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Einige Aspekte gaben den Anstoß zur Erstellung des Entwicklungsplans:
• Die Entwicklung der M60 Gateway Strategie verpflichtete den Stadtrat zu Erneuerungsmaßnahmen in der Umgebung der Schnellstraße M60, ein Gebiet, was
das Stadtzentrum, die unmittelbare Umgebung und auch den Zusammenfluss
von Goyt und Tame, die dann zum Mersey werden, mit einschließt.
• Der Stadtrat setzte sich politische Leitlinien unter dem Motto „sauberer, grüner,
sicherer, stärker“. Im Mittelpunkt stand dabei, den Mersey stärker ins Bewusstsein
zu bringen.
• Der Mersey und seine Nebenflüsse wurden sehr schnell gesäubert. Dies brachte
den Stadtrat dazu, darüber nachzudenken, wie man den Fluss in
der eigenen Region weiterentwickeln und verbessern könnte.
Ziele
Der Entwicklungsplan zielt darauf ab, die Uferregeneration im
Bereich von Stockport zu unterstützen. Eine Anzahl von Zielsetzungen unterstützten dieses Ziel:
• Förderung der strategischen Entwicklung von attraktiven und
nachhaltigen Ufern
• Abschwächung und Reduzierung ökologischer Probleme durch
Abfall und verfallene, verunreinigte sowie vernachlässigte
Grundstücke entlang des Flusses
• Aufmerksamkeit wecken für den Fluss und seine Umgebung
sowie die Nutzung und den Zugangs zum Ufer fördern
Der Mersey in Stockport
153
10
Praktische Beispiele - Raumordnung
• Schutz und Aufwertung der natürlichen
Geschichte und des Naturerbes des Flusskorridors
• Ermutigung der Menschen, die Gewässer und
seine Ufer zu nutzen und zu schätzen
• Sicherstellung einer langfristigen Bewirtschaftung der Gewässer und ihrer Umgebung
Akteure
Die Stadt Stockport war für die Entwicklung
des Plans und die Organisation der Umsetzung
verantwortlich. Andere Organisationen, die zur
Entwicklung des Plans beigetragen haben, waren die Mersey Basin Campaign, das
Umweltamt, das Landschaftsamt und eine Reihe lokaler Interessenvertreter wie die
Britische Kanu Vereinigung.
Eröffnung des Merseytal Naturschutzparks bei
Stockport
Durchführung
Die Durchführung des Entwicklungsplans wird durch eine Reihe von Zielen gesteuert. Jedes dieser Ziele hat seinen eigenen Aktionsplan. Dies beinhaltet kurzfristige
Aktionen (0-2 Jahre), beispielsweise Flusssäuberungsaktionen, und mittelfristige
Aktionen, wie die Erstellung einer Datenbank über verfallene, ungenutzte oder vernachlässigte Grundstücke entlang des Flusses. Zielsetzungen und Leistungsindikatoren helfen dabei, den Erfolg der Aktionen zu ermitteln. Der Entwicklungsplan ist
eine Fünf-Jahres-Strategie, die 2002 begann und im März 2007 beendet wurde. Der
Raumplan der Stadt wird zur Zeit überarbeitet und eine Reihe von neuen Zielen
und Plänen wird für die Zukunft aufgestellt. Das Park- und Naherholungsteam der
Stadt arbeitet im Naturpark weiterhin mit der Mersey Basin Campaign zusammen.
Die Stadt erhält weiterhin Fördergelder, um die Entwicklung des Parks fortzuführen
und Personal beschäftigen zu können. Außerdem hofft die Stadt, den Zugang für
Kanus weiter ausbauen zu können.
Finanzierung
Die Kosten für die Durchführung des Entwicklungsplans lagen bei ungefähr
2,25 Mio. Euro. Die Entwicklung des Naturparks kostete 1,2 Mio. Euro, eingerechnet
Landerwerb, Sanierung kontaminierter Flächen und das Anlegen von Fußwegen.
Hauptgeldgeber waren die Stadt Stockport, das INTERREG Artery Projekt, das
Umweltamt und das Landschaftsamt.
154
Herausforderungen
Die meisten Ziele des Plans konnten erreicht
werden. Allerdings müssen bestimmte physische
Barrieren überwunden werden bevor alle Planziele
zufriedenstellend umgesetzt werden können. Zum
Beispiel erstreckt sich die Bebauung im Bereich
des Stadtzentrums bis an die Ufer, so dass die
Fertigstellung der Ufergehwege erschwert wird.
Außerdem gilt es, Probleme mit kontaminierten
Grundstücken, mangelhaften Zugang und verfallener Gebäudesubstanz zu überwinden. Die Stadt
geht diese Probleme an und es bestehen bereits
Pläne zur Verbesserung des Zugangs. In den ersten
Phasen der Planerstellung hatte die Stadt Schwierigkeiten, die Finanzierungsfragen zu klären.
Öffentliche Kunst am Ufer des Mersey bei
Stockport
Nutzen
Ergebnis des Entwicklungsplans ist, dass nun ein
großer Anteil des Mersey in Stockport saniert
wurde und nun für die Öffentlichkeit über Gehwege und Kanupfade zugänglich ist. Das hat dazu
beigetragen, das öffentliche Bewusstsein für den
Mersey Kanupfad
Fluss zu stärken. Der Fluss wird nun auch regelmäßig gesäubert, was klare ökologische Vorteile,
auch für die Wasserqualität, mit sich bringt. Der Entwicklungsplan hat daher die
Wahrnehmung der Menschen für den Fluss in Stockport verändert. Sie verstehen
nun, dass er als ein zentrales Element geschätzt werden sollte, anstatt ihm, wie bislang, den Rücken zuzukehren. Dies alles wird sich auch positiv auf die Attraktivität
der Region als wirtschaftlicher Standort auswirken.
Kontakt
Louise Murphy
Stockport Metropolitan
Borough Council
Piccadilly, Stopford House
UK - Stockportm, SK1 3XE
Telefon: +44 (0)161-4744565
E-Mail: [email protected]
Internet: www.stockport.gov.uk
→ business → regeneration
155
10
Praktische Beispiele - Raumordnung
Biosphärenreservat ‘Terras do Miño’ (FFH-Schutzgebiet Parga-Ladra-Támoga)
Spanien, Region: Galicien, Ort: der Oberlauf des Miño
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2001
bis: 2006
Dauer: 5 Jahre
Hintergrund
Das ‘Terras do Miño’ Biosphärenreservat ist Teil des UNESCO Programms „Man and
Biosphere“. Im Rahmen dieses Programms wurde ein weltweites Netzwerk von
Biosphärenreservaten aufgebaut, welches mittlerweile 480 Gebiete in mehr als 100
Ländern umfasst. Ziel des Netzwerkes ist es, nachhaltige Landnutzung zu fördern
und Verluste der Biodiversität zu verhindern. Aufgrund der FFH-Richtlinie wurde
innerhalb des Biosphärenreservates ein FFH-Gebiet Parga-Ladra-Támoga eingerichtet. Für das FFH-Gebiet wurde ein Management Plan entwickelt, der den Änderungen der Landnutzung und der damit einhergehenden Zerstörung natürlicher
Habitate entgegenwirkt und die bereits spürbaren Auswirkungen abmildert.
Ziele
Das ‘Terras do Miño’ Biosphärenreservat hat mehrere Ziele:
• Raumplanung zur Förderung einer nachhaltigen Umwelt
• Erhalt genetischer Ressourcen, einschließlich Ökosysteme, Arten und Lebensräume
• Förderung einer lokalen wirtschaftlichen Entwicklung, die gleichzeitig kulturell,
sozial und ökologisch verträglich ist
• Motivierung lokaler Interessenvertreter/Akteure, das Land nachhaltig zu nutzen
• Stärkung des ökologischen Bewusstseins der Bürger
Das FFH-Gebiet Parga-Ladra-Támoga soll insgesamt dazu beitragen, die Ziele des
Biosphärenreservats zu erreichen.
156
Akteure
An der Entwicklung des Parga-Ladra-Támoga Gebiets waren drei
Parteien hauptsächlich beteiligt:
• INLUDES (Institut für Wirtschaft und Soziale Entwicklung in
Lugo)
• die Regierung von Galicien (Umweltministerium)
• die Universität Santiago de Compostela
Des Weiteren waren alle betroffenen Gemeinden der Umgebung
(insgesamt 26) mit der Einrichtung des `Terras do Miño´ Biosphärenreservats bereits im Vorfeld einverstanden.
Durchführung
„As Insuas“ - Inseln im Fluss
Zuerst einmal musste ein Plan für das Reservat entwickelt werden, Miño
der 2003 veröffentlicht wurde. Dieser Plan beinhaltet bindende
Vorschriften bezüglich der Landnutzung. Der Plan legt Bereiche für Schutz und
Entwicklung des Reservats fest. Die Kernzone umfasst Bereiche mit sehr hohem
ökologischen Wert, vornehmlich Berge und aquatische Lebensräume. Außerdem
gibt es eine Pufferzone, die diese Kernzone umgibt. An die Pufferzone schließt sich
eine Übergangszone an, welche Ortschaften sowie landwirtschaftliche Nutzflächen
einschließt.
Innerhalb des Reservats finden spezielle Initiativen statt. Ein Beispiel ist das PargaLadra-Támoga FFH-Gebiet. Dieses Gebiet soll zur Erhaltung und Wiederherstellung
von wichtigen Lebensräumen und zur Steigerung der Biodiversität beitragen.
Anfangs wurde Land mit hohem Naturschutzwert gekauft, um die Größe des
Gebiets auszuweiten. Anschließend wurden mehrere Habitate renaturiert. Feuchtgebiete wurden mit bedrohten Fisch-, Amphibien- und Pflanzenarten wiederbesiedelt und nicht heimische Baumarten wurden entfernt. Außerdem wurden
Uferrandstreifen geschaffen, um die Auswirkungen landwirtschaftlicher Einträge zu
reduzieren. Ein Monitoring wurde durchgeführt, um den Erfolg der Maßnahmen zu
evaluieren. Außerdem wurden Bildungsprogramme entwickelt, um das Umweltbewusstsein der lokalen Bevölkerung zu erhöhen.
Finanzierung
Das Gesamtbudget des Parga-Ladra-Támoga Gebiets beträgt etwa 1,5 Mio. Euro.
Davon wurden 50% von der Europäischen Kommission zur Verfügung gestellt, 26%
von der Region Lugo und 24% von der galicischen Regierung.
157
10
Praktische Beispiele - Raumordnung
Herausforderungen
Bezeichnenderweise akzeptieren Landwirte und andere Landbesitzer die neuen
Maßnahmen und Beschränkungen, die im Rahmen des Biosphärenreservats
entwickelt wurden, nicht. Das Problem besteht hauptsächlich darin, die Vorgaben
wirklich durchzusetzen. Seit der Einrichtung des Reservats haben menschliche
Aktivitäten wie Straßenbau, intensive Wassernutzung und die Ausweitung der
kommerziellen Fortwirtschaft zur ökologischen Degeneration und abnehmenden
Beständen bestimmter empfindlicher Arten der Flora und Fauna beigetragen.
Biosphärenreservat Terras do Miño (Quelle: www.turgalicia.es)
Das Biosphärenreservat umfasst eine Fläche von 363 668 ha, aufgeteilt auf
26 Gemeinden im Zentrum der Provinz Lugo, wo es 40% seiner Fläche ausmacht. Die Provinz Lugo liegt in der Autonomen Gemeinschaft Galicien.
Alle Biosphärenreservate haben drei klar definierte Bereiche die dabei helfen,
Schutz- und Entwicklungsziele festzulegen: die Kernzone, die Pufferzone und
die Übergangszone. Die Kernzone umfasst die wichtigsten zu schützenden
Gebiete. Diese Region macht 10% des Reservats aus. Zusammen mit dem
FFH-Gebiet Serra do Xistral bildet das Parga-Ladra-Támoga FFH-Gebiet einen
Teil der Kernzone des Terras do Miño Biosphären Reservats. Das Parga-LadraTámoga FFH-Gebiet umfasst eine Fläche von mehr als 4 900 ha innerhalb des
Biosphären Reservats.
Nutzen
Durch die unterschiedlichen Zonierungen im Biosphärenreservat werden bei
Landnutzungsentscheidungen auch ökologische Sichtweisen integriert. Im Falle des
Parga-Ladra-Támoga FFH-Gebiets hat das bestimmte Vorteile geschaffen. Dazu gehören die Renaturierung eines dystrophen Sees und der Schutz und die Verbesserung
wichtiger Habitate (Auwald und Hochmoore) und Arten (Schwimmendes Froschkraut, Flussperlmuschel). Hochwasserprobleme wurden ebenfalls reduziert. Schutzmaßnahmen, die innerhalb des Reservats erfolgreich durchgeführt wurden, werden
auch in anderen Bereichen angewendet. Die Aufwertung der Tourismusaktivitäten
innerhalb des Reservats gehören zu den wirtschaftlichen Vorteilen der Maßnahme.
Kontakt
Laura V‘azquez-Janeiro
INLUDES - Lugo
Ronda Muralla, 140
ES - 27004 Lugo
158
Telefon: +34 (0)620-280171
E-Mail: [email protected]
Internet: http://life.terrasdomino.org
Geographisches Informationssystem in Guitiriz
Spanien, Region: Galicien, Orte: Villalba, Guitiriz
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2006
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
In der Gemeinde Guitiriz besteht eine sehr diverse Flächennutzung, welche hauptsächlich ländlich geprägt ist aber auch drei Ortschaften umfasst. Die Gemeinde hat
festgestellt, dass die Flächennutzung im Gemeindegebiet nicht ausgewogen ist.
Dies war verbunden mit einer planlosen städtischen Entwicklung, verbunden mit
einer nicht nachhaltigen Nutzung von Wasserressourcen und der Verschmutzung
von Gewässern. Es wurde ein Geografische Informationssystem (GIS) entwickelt,
um die Gemeinde zukünftig mit genaueren Daten über die Landnutzung bei der
Raumplanung zu unterstützen.
Ziele
Dieses Projekt ist ein Pilotprojekt. Es ist das erste Mal, dass ein geografisches Informationssystem (GIS) in Galicien bei Raumplanungsaktivitäten zu Hilfe genommen
wurde. Das GIS-Instrument wurde entwickelt, um einen genaueren Überblick über
die gebaute und natürliche Umgebung der Gemeinde Guitiriz zu erhalten. Das
Hauptziel des Projektes ist es, zukünftige raumplanerische Entscheidungen der
Gemeinde zu unterstützen. Außerdem tragen die Informationen, die mit Hilfe des
GIS-Instruments erstellt werden, auch zur Vorbereitung des Allgemeinen Raumordnungsplans der Gemeinde bei. Diesen Plan müssen alle Gemeinden, gemäß
spanischem Raumordnungsgesetz, erstellen.
Akteure
Das Projekt wurde von der Gemeinde Guitiriz geleitet. Es waren drei Parteien beteiligt:
• Gemeinde Guitiriz
• Universität Santiago de Compostela (USC) - Institut für Land- und Forstwirtschaftswissenschaften
• Büro für Architektur und Städtische Entwicklung. Dieses privatwirtschaftliche Büro
berät Gemeinden und Interessenvertreter in Raumplanungsangelegenheiten.
159
10
Praktische Beispiele - Raumordnung
Durchführung
Das GIS-Instrument wurde an der
Universität von Santiago de Compostela
entwickelt, da die Gemeinde das nötige
Fachwissen nicht im Hause hatten. Der
GIS Prozess beinhaltete das Übereinanderlegen verschiedener Schichten
geografischer Informationen, um Karten
und digitale Modelle (einschließlich
3D-Model
3-D Modellen) zu erstellen, so dass die
Landnutzung in der Gemeinde visuell
verdeutlicht wird. Das schloss Daten über
die gebaute Umwelt und Infrastruktur
(Häuser, industrielle bzw. gewerbliche
Bauten, Straßen, Wasserver- und Abwasserentsorgung usw.), die physische
Umgebung (Bodentypen, landwirtschaftliche Nutzung usw.) und hydrografische
Daten (Einzugsgebietsgrenzen, Flüsse,
Seen, Feuchtgebiete usw.) ein. Informationen über Verwaltungsgrenzen und
Die Karte zeigt das Abwasserleitungsnetz und die
relevante hypsografische Daten (Höhe
Lage der Kläranlage innerhalb einer Siedlung.
über dem Meeresspiegel usw.) wurden
auch dargestellt. Durch die Auswertung dieser Informationen wurden Simulationen
und Modelle zur Änderung der Landnutzung entwickelt. Damit sollte ein ganzheitlicherer und nachhaltigerer Raumplanungsansatz ermöglicht werden.
Finanzierung
Die USC beteiligte sich an diesem Pilotprojekt, um ein Werkzeug auf Basis eines
geografischen Informationssystems (GIS) zu erstellen, dass auf lokaler Ebene
genutzt werden kann. Die damit verbundenen Kosten belaufen sich auf etwa
120 000 Euro. Die Gemeinde Guitiriz und die Regierung der Autonomen Gemeinschaft Galicien haben diese Mittel bereitgestellt. In Zukunft wird die Gemeinde
Guitiriz die finanziellen Mittel selbst aufbringen müssen, um das GIS zu unterhalten
und Personal in seinem Gebrauch zu schulen.
Herausforderungen
Es stellte sich als schwierig heraus, geographische Informationen über die
Gemeinde Guitiriz zu bekommen, da es sich dabei oft um offizielle Daten han-
160
delte, die von lokalen und regionalen
Verwaltungen vorgehalten werden.
Diese wurden aber benötigt, um das
GIS erfolgreich einzusetzen. Wegen
der mangelnden Daten, die bezüglich
der Wasserumwelt z.B. die Lage von
Quellen betraf, wurden Luftaufnahmen
interpretiert und Feldstudien gemacht,
um Informationen zu sammeln. Dies
erhöhte die Kosten des Projektes.
Schwimmbad
Brunnen
Wassermühle
Fluss
FFH Gebiet
Feuchtgebiet
Gemarkungsgrenze
Nutzen
Das GIS hat das Angebot von gemeindlichen Dienstleistungen einschließlich
Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, Müllabfuhr und Straßenbeleuchtung verbessert. Bezüglich der
Wasserwirtschaft trägt die Erfassung
von Gewässern dazu bei, Themen wie
Wasserentnahme und -verschmutzung
anzugehen. Das GIS-Instrument ist
zur Zeit in der Umsetzungsphase. Das
Personal der Gemeinde soll im Umgang
damit geschult werden. Man hofft, dass
das GIS-Instrument auch von anderen
Gemeinden genutzt wird. Auch sie
könnten das GIS zur Unterstützung ihrer
Raumplanung einsetzen.
Karte über die Gewässer in der Region
Kontakt
Rafael Crecente Maseda
Universität Santiago de Compostela
Campus Universitario
ES - 27002 Lugo
Telefon: +34 (0)982-252231
E-Mail: [email protected]
Internet: www.laborate.usc.es
161
10
Praktische Beispiele - Raumordnung
Kompensationsmaßnahmen zur
Renaturierung der Else
Deutschland, Region: Niedersachsen, Ort: Melle
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Juni 2003
bis: September 2004
Dauer: 15 Monate
Hintergrund
Im Außenbereich der Stadt Melle wurde auf dem
Gelände einer bestehenden Gewerberuine nahe
der Elseniederung ein Hochregallager für ein Logistikzentrum geplant und zwischenzeitlich umgesetzt. Dies veränderte das Landschaftsbild und vor
allem das natürliche Abflussverhalten. Laut Baurecht muss ein Eingriff wie dieser vom Bauherrn
ausgeglichen werden. Auch das Naturschutzgesetz verlangt Kompensationsmaßnahmen. Diese
Maßnahmen werden normalerweise am Bauort
ausgeführt. In diesem Fall wurden sie jedoch entlang der Else vorgenommen. Letztendlich war das
Gesetz der Anlass für diese Maßnahme.
Ziele
Ziel der Maßnahme war der Ausgleich des Eingriffs
in das Landschaftsbild, der durch den Bau des
Hochlagers verursacht wurde. Dieser Ausgleich
sollte in der Gewässeraue im Bereich von Melle
stattfinden. Hauptziel war dabei die Renaturierung
der Else und ihrer Aue, um das Hochwasserrisiko
zu verringern sowie die Biodiversität zu erhalten
und zu verbessern. Außerdem sollte ein Beitrag
zur Umsetzung der EG WRRL geleistet werden.
162
Das Hochregallager
Die Else
Akteure
Die Stadt Melle, insbesondere die Abteilungen Bauaufsicht,
Bauordnung und Umweltschutz trugen zur Organisation der Maßnahme bei. Der Fachdienst Umwelt des Landkreises Osnabrück
war auch maßgeblich beteiligt. Der Unterhaltungsverband Nr. 29
„Else“ war Träger und Ausführender der Maßnahme. Außerdem
war der Bauherr des Hochlagers beteiligt.
Durchführung
Ein Planungsbüro ermittelte für die Baumaßnahme die Auswirkungen des Hochlagers insbesondere auf das Landschaftsbild. Daraufhin wurden Maßnahmen vorgeschlagen, die dazu
beitragen könnten die Auswirkungen zu minimieren bzw. sie zu
kompensieren.
Fluss Else - Umgestaltung
der Ufer
Nun wurden die Genehmigungen des Landkreises Osnabrück
benötigt. Dieser zog hierzu u.a. ein eigenes Bewertungsverfahren heran, um die
Auswirkungen des Eingriffs und die Eignung der Kompensationsmaßnahmen abzuschätzen. Der Vorschlag wurde außerdem auf seine Übereinstimmung mit dem Else
Entwicklungskonzept (entworfen von der Stadt Melle und dem Unterhaltungsverband) geprüft. Dies ist gewissermaßen ein ‚Gewässerentwicklungsplan‘ mit dem
Ziel der Renaturierung des Flusses und seiner Aue und soll dazu beitragen, die Ziele
der WWRL zu erreichen.
Sobald alle nötigen Genehmigungen für das Projekt vorlagen, wurden zwei
Abschnitte der Else für die Renaturierung ausgesucht, um dort den Fluss in einen
natürlicheren Zustand zu bringen. Diese Renaturierung beinhaltete das Entfernen
von Uferbefestigungen und eine Remodellierung und Abtragung des Ufers in
anderen Bereichen. Insgesamt wurden 780 m des Flusses durch diese Maßnahme
saniert.
Finanzierung
Die Kosten betrugen 155 000 Euro. Sie wurden zum größten Teil vom Bauherrn und
der Stadt Melle finanziert. Die Unterhaltungskosten wurden für 30 Jahre kalkuliert
und sind schon im Budget enthalten. Falls in Zukunft zusätzliche Unterhaltungskosten anfallen sollten, werden diese vom Bauherrn getragen.
163
10
Praktische Beispiele - Raumordnung
Herausforderungen
Die Dauer der Initiative, von Antrageinreichung des Bauherrn bis zur Durchführung der Maßnahme am Fluss, betrug 15 Monate. Die Diskussionen zwischen den
politischen Interessenvertretern vor Vertragsunterzeichnung, der Kauf von Land
entlang des Elseufers und der Genehmigungsprozess von Seiten der Wasserbehörden kosteten sehr viel Zeit. Um den Erfolg der Maßnahme zu garantieren war es für
alle Interessenvertreter besonders wichtig, bei den wichtigsten Punkten zu einer
gemeinsamen Lösung zu kommen, vor allem bei der Verbindungen zwischen den
Maßnahmen und dem Else Entwicklungskonzept. Dies verlangte große Anstrengungen von Seiten der Interessenvertreter.
Nutzen
Die Revitalisierung der Elseufer hat den Zugang zum Fluss erleichtert. Wege entlang
des Flussufers werden nun regelmäßig von Radfahrern, Spaziergängern und Reitern
genutzt. Folglich hat sich das Bewusstsein der Anwohner und Besucher für den Fluss
erhöht. Des Weiteren wird momentan darüber diskutiert, ob der Else-Werre Radweg
entlang der renaturierten Bereiche ausgebaut werden sollte. Allerdings ist aufgrund
der erhöhten Popularität des Gebiets ein Konflikt zwischen Naturschutz und Tourismus gewachsen. Eine Lösung steht hier noch aus.
Raum für Kompensationsmaßnahmen (98 ha) im
Gebiet des Else Entwicklungskonzepts
(Quelle: Stadt Melle)
Kontakt
Josefa Göbel
Stadt Melle
Schürenkamp 16
D - 49324 Melle
164
Raum für Kompensationsmaßnahmen in den Elseauen (84 ha)
(Quelle: Stadt Melle)
Telefon: +49 (0)5422-965-278
E-Mail: [email protected]
Gewässerentwicklungsplan “Mittlere Leine”
Deutschland, Region: Niedersachsen, Ort: Gronau
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Januar 2002
bis: Februar 2004
Dauer: 25 Monate
Hintergrund
Schwere Hochwasser in Niedersachsen in den Jahren 1946, 1986 und 1989 veranlasste die Landesregierung die Entwicklung von Maßnahmen anzustoßen, die zur
Lösung der Probleme in überflutungsgefährdeten Gebieten beitragen sollten. Das
Land initiierte ein Planfeststellungsverfahren nach NWG, um das Hochwasserproblem anzugehen. Dieser Prozess ebnete den Weg zur Erstellung des Gewässerentwicklungsplans „Mittlere Leine“. Dieser Plan wurde erstellt, um das Hochwasserproblem und weitere Herausforderungen für die Umwelt entlang eines Flussabschnitts
der Leine und ihrer Nebenflüsse im Bereich Gronau zu bewältigen.
Ziele
Gewässerentwicklungspläne beziehen sich auf Naturschutz- und Wasserwirtschaftsthemen und werden zur Förderung der Renaturierungen von Flüssen und
ihren Auen genutzt. Sie sind nicht gesetzlich vorgeschrieben, sind aber trotzdem in
Deutschland verbreitet. Sie werden manchmal als Grundlage für andere Planungsprozesse mit herangezogen, z.B. bei der Erstellung von Raumordnungsplänen.
Die allgemeinen Ziele des Gewässerentwicklungsplans „Mittlere Leine“ waren die
Erhaltung und Verbesserung der Flussökologie und die Reduzierung des Hochwasserrisikos in der Umgebung.
Akteure
Der Gewässerentwicklungsplan wurde von der Bezirksregierung Hannover federführend bearbeitet. Zu den Beteiligten gehörten Vertreter der Kommunen, Wasserwirtschaft, Wasserkraftbetreiber, Landwirtschaft, Rohstoffgewinnung, Naturschutzbehörde und -verbände, Fischereiverbände, sowie zwei Moderatoren aus einem
Planungsbüro und der Landwirtschaftskammer.
165
10
Praktische Beispiele - Raumordnung
Durchführung
Die Entwicklung des Plans beinhaltete drei Phasen:
• Es wurde eine Bestandsaufnahme im Leine Einzugsgebiet und der Gewässeraue
(mit einer Fläche von 66 km2) durchgeführt. Dabei wurden Daten zur Gewässerstruktur, Biotoptypen, Landnutzung und Gewässergüte erhoben.
• In Zusammenarbeit mit den wichtigsten Interessenvertretern einigte man sich
auf ein Leitbild, wie der Fluss in Zukunft aussehen sollte. Dabei wurden auch die
vorhandenen Raumplanungsinstrumente berücksichtigt. Um diese Pläne zu verwirklichen, wurde eine Reihe von Zielen formuliert. Dazu gehören die Renaturierung des Flusses und die Öffnung der natürlichen Überschwemmungsgebiete.
• Maßnahmenvorschläge wurden entwickelt. Von insgesamt 108 Maßnahmevorschlägen wurden 104 einstimmig verabschiedet. Die Maßnahmen beinhalten
Regenrückhaltung, Aufhebung von Verrohrungen, Verlegung des Leine-Fernradwegs, Instandsetzung von 2 Holzbrücken, Bau von Fischpässen und einer
Lachsaufzuchtstation sowie die Initiierung eines „Leineaktionstages“.
Finanzierung
Die Erstellung und Umsetzung des Gewässerentwicklungsplans wurde z.T. vom Niedersächsischen
Umweltministerium finanziert.
Umgehungsgerinne nahe der Gemeinde Alfeld
(Quelle: Michael Jürging, agwa)
Ehemaliges Flussschwimmbad an der Leine
(Quelle: Museum Gronau)
166
Herausforderungen
Die größte Herausforderung bestand darin, sich
über Maßnahmen zu einigen, die im Gewässerentwicklungsplan festgeschrieben werden sollten.
Dabei standen widerstreitende Interessen von
Landwirtschaft, Wasserkraftbetreibern, Naturschützern, Fischereiverbänden, Kiesabbauunternehmern und Kommunen im Mittelpunkt der
Auseinandersetzung. Zahlreiche Treffen führten zu
einem gemeinsam erstellten Maßnahmenkatalog.
Zwei Moderatoren aus einem Ingenieurbüro und
der niedersächsischen Landwirtschaftskammer
leisteten bei diesem Prozess Hilfestellung.
Nutzen
Der Gewässerentwicklungsplan hat in unterschiedlichster Weise zur Entwicklung
der Region beigetragen. Zum Beispiel wurde der Fluss, bei dem die Bebauung
bis unmittelbar ans Ufer reicht, an beiden Seiten für die Bevölkerung zugänglich
gemacht. Zuvor waren seine Ufer durch Privatgrundstücke bzw. Ackerflächen nicht
öffentlich zugänglich. Heute ist dies beiderseits des Flusses mehrere Kilometern
weit möglich. Außerdem hat der Erfolg der Maßnahme Impulse für weitergehende
Maßnahmen an Gewässern in der Region gegeben. Dazu gehört zum Beispiel auch
die Einrichtung einer Badestelle.
Auszug aus dem Gewässerentwicklungsplan „Mittlere Leine“. Dargestellt werden die geplanten Maßnahmen an
diesem Teil des Flusses. (Quelle: Ingenieurbüro agwa)
Kontakt
Rainer Mertens
Bürgermeister der Stadt Gronau
Blanke Straße 16
D - 31028 Gronau/Leine
Telefon: +49 (0)5182-902-0
E-Mail: [email protected]
167
10
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
Biotopsanierung
Schweden, Emån Einzugsgebiet, kleine bis mittelgroße Zuflüsse
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2001
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Ziel der Biotopsanierung ist die Wiederherstellung von hydromorphologisch
veränderten Gewässerläufen. Die größten Schäden werden durch Industrie sowie
Land- und Forstwirtschaft verursacht, z.B. durch Abholzung, Stauungen, Unterhaltungsmaßnahmen, Mühlen und Wasserkraftwerke.
Ziele
Ziel ist die Wiederherstellung natürlicher Bedingungen und die Förderung heimischer Arten wie Forellen, Elritzen, Flussperlmuscheln und Wirbellosen. Dazu
werden Geröll, Steine, Totholz und Kies für Laichplätze von Forellen und Lachsen
entsprechend in die Gewässer eingebracht.
Akteure
Emåförbundet, Landkreise, Gemeinden, Fischerei und Angelvereine
Durchführung
Geröll und Steine werden in den Gewässerlauf eingebracht, entweder per Hand
oder mit Hilfe von Maschinen (siehe Foto). Ebenso werden Baumstämme in den
Gewässerlauf plaziert, um die Totholzmenge zu erhöhen. Dies führt zu einer sehr
viel größeren Vielfalt an Lebensräumen für alle Arten von Flussfauna. Totholz ist
sehr wichtig für die natürliche Dynamik eines Gewässers, erhöht beispielsweise die
Fischpopulation und schafft neue Mikro-Habitate. Für Forellen oder Lachse empfiehlt sich die Wiederherstellung von Laichplätzen und Plätzen für die Jungtiere
(0-2 Jahre alt). Dazu wird Kies (2-5 cm Durchmesser für die Bachforelle und 5-15 cm
Durchmesser für Lachs und Meerforelle) in passende Gewässerabschnitte eingebracht. Das Kiesbett sollte 20-40 cm dick sein (s. Foto). Schließlich sollten Gewässerrandstreifen geschützt bzw. wiederhergestellt werden.
168
Finanzierung
Die Gesamtkosten sind nicht leicht zu
berechnen. Sie sind abhängig von der
Art der Maßnahme, Maschineneinsatz,
Materialien, Örtlichkeit usw. Die Landkreise haben durchschnittliche Kosten
von etwa 550 Euro pro 100 m ohne
Maschineneinsatz und 2 500 Euro pro
100 m mit Maschineneinsatz kalkuliert.
Eine manuelle Biotoperneuerung im Silverån, einem
wichtigen Gewässer für Bachforellen im Einzugsgebiet
des Emån
Herausforderungen
Die gängigsten Probleme sind Konflikte
zwischen Landnutzung (Land- und
Forstwirtschaft) und Wasserkraftwerken
(Geröll und Totholz vermindern z.T. die
Fließgeschwindigkeit). Die Finanzierung
der Maßnahmen ist oft nicht leicht, da
es nur wenig staatliche Fördermittel für
die Biotopsanierung gibt. Außerdem ist
es manchmal schwer, die Landeigentümer davon zu überzeugen, für die
Maßnahmen aufzukommen.
Eine maschinelle Biotoperneuerung im Silverån
Nutzen
Die Maßnahmen werden die Biodiversität und das Fischvorkommen erhöhen, was
wiederum zu verstärktem Sportfischen und Ökotourismus führen könnte. Den
Menschen ist eine hohe Lebensqualität mit natürlichen und intakten Gewässern in
ihrer Umgebung wichtig.
Kontakt
Thomas Nydén
Emåförbundet
P. O. Box 237
SE - 57423 Vetlanda
Telefon: +46 (0)383-973-40
E-Mail: [email protected]
Internet: www.eman.se
169
10
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
Umgehungsgerinne
Schweden, Emån Einzugsgebiet, Emån und seine Nebenflüsse
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2001
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Eine Biotoptypenkarte vom Emån Einzugsgebiet von 1997-1999 zeigte mehr als
250 Querbauwerke in den Fließgewässern. Dies allein gab Anlass zum Handeln.
Außerdem verlangten viele Vertreter der Fischerei nach Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit im Einzugsgebiet.
Ziele
Umgehungsgerinne sollen Hindernisse für wandernde Fische und Wirbellose
durchgängig machen. Diese Maßnahme ist wichtig, um entwicklungsfähige
Fischpopulationen und die aquatische Biodiversität wiederherzustellen und zu
schützen. Die beste Variante eines Fischaufstiegs ist zweifellos das „natürliche
Umgehungsgerinne“. Dabei wird ein Gerinne neben dem Hauptgewässer angelegt.
Diese Variante ermöglicht es, fast allen Fischarten und Invertebraten flussauf- und
-abwärts zu wandern. Meistens stellen sie auch gute Laichgründe für Forellen dar.
Außerdem sind Umgehungsgerinne für die Sportangler und die regionale Entwicklung indirekt von großer Bedeutung, da vor allem Bachforellen, Meerforellen und
Lachse Touristen in die Emån Region locken.
Akteure
Emåförbundet, Landkreise, Gemeinden, Fischerei und Angelvereine
Durchführung
Die Maßnahme beginnt mit der Planungsphase, d.h. Recherchen, Messungen,
Bauzeichnungen und die Suche nach möglichen Finanzquellen. Laut Gesetz folgt
eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und die Einverständniserklärung der
Grundeigentümer. Anschließend beginnt die Arbeit gewöhnlich in einer Phase mit
geringen Wasserständen, um eine Trübung des Wassers zu vermeiden.
170
Finanzierung
Die Kosten dieser Maßnahme sind abhängig von
1. der Höhe des Querbauwerks, 2. der Umgebung
(Erhebungen, Bodenbeschaffenheit, Untergrund)
3. der Hydrologie des Gewässers (Abfluss), 4. der
Bauart (traditionelle Fischtreppe, natürliches
Umgehungsgerinne usw.) und 5. dem Material.
Die durchschnittlichen Kosten für Umgehungsgerinne im Landkreis Jönköping belaufen sich auf
Am Finsjö Umgehungsgerinne wurden ein Fischetwa 18 000 Euro pro Höhenmeter bei großen und zähler und ein Infrarotscanner installiert.
technisch komplizierten Lösungen, 11 000 Euro
pro Höhenmeter für ein natürliches Umgehungsgerinne und zwischen 1 600 und 3 000 Euro pro Meter für kleine Hindernisse mit
geringer Höhe, wie z.B. Straßendurchlässe.
Herausforderungen
Die kritischsten Aspekte für ein Umgehungsgerinne sind 1. das Einverständnis von
Grundeigentümern bzw. Betreibern der Wasserkraftwerke, 2. technische Lösungen,
3. Finanzierung (nur geringe staatliche Fördermittel) und 4. die Konstruktion der
Umgehungsgerinne, die viel Erfahrung benötigt.
Nutzen
Die verbesserte Durchgängigkeit wird direkt zu entwicklungsfähigeren Populationen führen, da die Fische neue Laichgründe flussaufwärts erreichen können. Das
könnte indirekt zu nachhaltigem Fischfang führen und bessere Möglichkeiten für
Touristen zum Sportangeln bieten.
Kontakt
Peter Johansson
Emåförbundet
P. O. Box 237
SE - 57423 Vetlanda
Telefon: +46 (0)383-973-39
E-Mail: [email protected]
Internet: www.eman.se
171
10
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
Wasserdienstleistung in der Stadt Cēsis
Lettland, Region: Gauja Einzugsgebiet, Ort: Vidzeme
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1996
bis: 2010
Dauer: 15 Jahre
Hintergrund
Die Verantwortlichen für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Lettland
sind die kommunalen Wasserdienstleistungsunternehmen. In Cēsis hat das kommunale Unternehmen Vinda Ltd. in den letzten 10 Jahren große Investitionen zur
Verbesserung der Trinkwasseraufbereitung, des Wasserversorgungsnetzes und der
Arbeitsabläufe bei der Abwasserbehandlung getätigt. Für die Wasserdienstleister ist
es eine beachtliche Herausforderung, ein effizientes System zu garantieren und das
vorhandene Netzwerk durch Anschluss kleinerer Nachbarsiedlungen auszuweiten.
Ziele
Cēsis ist eine der Pilotgemeinden bei der Verbesserung der Wasserdienstleistungen.
Dazu gehören die Trinkwasseraufbereitung, die Abwasserreinigung und das
Kanal- und Leitungsnetz. Dieses großangelegte Investitionsprojekt wird von der EU
unterstützt.
Akteure
der kommunale Wasserdienstleister Vinda Ltd. und
die Stadt Cēsis
Aufgaben des Wasserdienstleisters Vinda Ltd. in Cēsis
172
Durchführung
Die Investition in die Wasserdienstleistungen von Cēsis wurde in drei Phasen durchgeführt:
• Phase 1: Bau einer neuen Trinkwasseraufbereitungsanlage und einer Kläranlage
sowie die Erschließung neuer Wasserentnahmegebiete (1996-2000)
• Phase 2: Verbesserung und Erweiterung des
vorhandenen Leitungs- und Kanalnetzes
• Phase 3: Ausweitung des Leitungs- und Kanalnetzes in vorhandene und geplante Baugebiete
(2006-2010)
Finanzierung
Die größten Investitionsprojekte haben mehrere
zehn Millionen Euro gekostet und wurden durch
den EU Kohäsionsfond kofinanziert.
Herausforderungen
Großangelegte Investitionen waren nötig. Eine
gute Zusammenarbeit und einheitliches Handeln
sind entscheidend für den Erfolg, da an der Vorbereitung und Genehmigung von solchen Investitionen mehrere Institutionen und Projektpartner
beteiligt sind.
Nutzen
Eine qualitativ gute Wasserversorgung und
Abwasserreinigung tragen als Schlüsselfaktoren
zur Regionalentwicklung bei.
Kontakt
Varis Adamsons
Vinda Ltd.
Valmieras str. 10
LV - 4101 Cēsis
Wasserturm
Telefon: +371-4107033
E-Mail: [email protected]
Internet: www.vinda.lv
173
10
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
Lebensraum- und Artenschutz im Rāzna Naturpark (LIFE - Projekt)
Lettland, 8 Gemeinden in den Landkreisen Ludza, Rēzekne and Krāslava
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2004
bis: 2008
Dauer: 4 Jahre
Hintergrund
Der Rāzna Naturpark ist ein Gebiet mit herausragender biologischer Vielfalt. Es
umfasst eine große Anzahl von Gewässern, einschließlich Seen, Teichen, Bächen
und Feuchtbiotopen, von denen manche als europaweit bedeutend angesehen
werden. Allerdings ist die biologische Vielfalt gefährdet z.B. durch die Nutzung von
Motorbooten, übermäßiges Wachstum von Wasserpflanzen und industriellen und
illegalen Fischfang.
Ziele
Die Hauptziele sind eine detaillierte Untersuchung der biologischen Funktionen
innerhalb des Rāzna Naturparks, die Wiederherstellung von Fischlaichgründen und
die Wiedereinführung einer Population von heimischen Rotbauchunken (Bombina
bombina). Außerdem sollen Bewirtschaftungspläne für den Rāzna Naturpark und
fünf große Seen innerhalb des Parks entwickelt
werden.
Rotbauchunke (Bombina bombina)
174
Akteure
Initiator des Projekts war die Universität Daugavpils. Zu den beteiligten Gemeinden gehörten
Andrupene, Andzeļi, Čornaja, Ezernieki, Kaunata,
Lūznava und Mākoņkalns. Außerdem waren das
Lettische Umweltministerium, das Umweltamt
von Daugavpils und Rēzekne und der Zoo Latgale
beteiligt.
Durchführung
• Angemessene Kontrolle und Schutz von Lebensräumen für verschiedene Fischarten in fünf großen Seen im Rāzna Naturpark
• Wiederherstellung von 38 ha Laichgründen im Rāznasee
• Verbesserung der industriellen Fischfangmethoden in den großen Seen innerhalb
des Parks. So wird verhindert, dass geschützte Fischarten beeinträchtigt werden.
• Erstellung einer digitalen Karte vom Rāzna Naturpark
• Entwicklung von Plänen mit Schutzmaßnahmen für das gesamte Gebiet und
Erstellung von Bewirtschaftungsplänen für die fünf größten Seen innerhalb des
Parks
• Wiedereinführung der Rotbauchunke (Bombina
bombina)
• Öffentlichkeitsarbeit
Finanzierung
keine Angaben
Herausforderungen
Ein evtl. negativer Aspekt könnte die komplexe
Verwaltung des Projekts sein. Die große Anzahl
von Interessenvertretern macht gute Zusammenarbeit und Informationsaustausch unerlässlich.
Ausblick auf den Rāzna See
Nutzen
Die Arbeit im Rāzna Naturpark vereint Aspekte des Gewässerschutzes, der Raumplanung, des Arten- und Biotopschutzes, des Tourismus und der Nutzung lokaler
Ressourcen. Solch integrierte Systeme sind für die Region und ihre weitere Entwicklung von großer Bedeutung. Der Rāzna Naturpark bietet außerdem einen guten
Anlass für eine Zusammenarbeit zwischen lokalen, regionalen und nationalen
Interessenvertretern.
Kontakt
Artūrs Škute
Daugavpils University
Vienības str. 13
LV - 5400 Daugavpils
Telefon: +371-5422180
E-Mail: [email protected]
Internet: http://razna.dau.lv
175
10
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
Broadfield Teich
Nordwest England, Ort: Rochdale
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Februar 2005
bis: März 2006
Dauer: 1 Jahr
Hintergrund
Der Rochdale See, wie er früher genannt wurde, ist ein ehemaliger Ententeich an
der östlichen Grenze des Broadfield Parks. Früher in der Umgebung beliebt, begann
er schon bald zu verlanden, nachdem der Bau einer Straße den Rand des Teiches
angeschnitten hatte und dieser dadurch Wasser verlor. Verschlammung und Schilfwachstum (Breitblättriger Rohrkolben) zerstörten das Biotop noch weiter.
Ziele
• Entfernung von Schlick und Schilf aus dem Teich
• Entfernung der von einer Rattenkolonie bevölkerten Insel
• Abdichtung des Teiches
• Anlegen von Fußwegen
• Auslichten der Bäume und Sträucher um den Teich,
wobei bestimmte Arten erhalten werden sollten
• Installation eines neuen Mechanismus zur Überlaufkontrolle
• Einführung von heimischen Feuchtgebiets­
pflanzen
Der Broadfield Teich, Februar 2005
176
Akteure
lokale Aktionsgruppe Irk & Roch der Mersey Basin
Campaign, Stadtrat von Rochdale (Rochdale
Metropolitan Borough Council - RMBC), Umweltamt (Environment Agency)
Durchführung
Ein Teil der Bäume und Sträucher am Teich wurden gefällt oder ausgelichtet. Das
Gewässer wurde von Schlick und Schilf befreit, mit dem Boden der Teichinsel
wurde das Ufer befestigt. Etwa 120 t Ton wurden benötigt, um Fußwege zu bauen
und den Teich wieder abzudichten. Um den Wasserstand zu halten, wurde ein
kleiner Abfluss konstruiert. Außerdem wurde aus einem der Teichzuläufe eine
Kaskade gebaut. Die Umgebung des Teiches wurde durch eine Liegewiese und
eine Wildblumenwiese neu gestaltet. Dies bietet eine pflegeleichte, umweltfreundliche Alternative zu arbeitsintensivem Rasen. Das Ufer wurde mit verschiedenen
heimischen Feuchtgebietsarten bepflanzt, wie z.B. Sumpf-Schwertlilie, Wasserviole
und gewöhnlicher und gelber Blutweiderich. Die lokale Presse berichtete über den
Teich. Viele Fußgänger, die die Wege entlang des Teiches jetzt täglich für Spaziergänge nutzen, äußerten sich positiv über die Verbesserungen.
Finanzierung
Umweltamt: 13 000 Euro, Rochdale Stadtrat (Park):
10 500 Euro, Rochdale Stadtrat (Straßenbau):
3 000 Euro, insgesamt: 26 500 Euro
Herausforderungen
Das Gebiet wurde durch falsche Hausanschlüsse
oberhalb des Parks verschmutzt.
Nutzen
Nachdem der Teich jahrzehntelang verschmutzt,
überwuchert und mit Ratten übervölkert war,
Der Broadfield Teich nach der Sanierung
erstrahlt er nun wieder in neuem Glanz. Heute ist
der Teich Anziehungspunkt sowohl für die Öffentlichkeit als auch für Tiere. Nach nur wenigen Wochen waren ein Entenpaar, einige
Wasserinsekten und sogar Kaulquappen zu beobachten. Das Projekt wurde von der
Öffentlichkeit sehr unterstützt, da der Teich häufig im Blickfeld liegt. Der Teich ist
wieder ein erlebbarer Bestandteil der Stadt Rochdale.
Kontakt
Mike Cummings
Action Irk & Roch
Healey Dell Visitors Centre, Dell Road
UK - Rochdale, OL12 6BG
Telefon: +44 (0)1706-860164
E-Mail: [email protected]
Internet: www.merseybasin.org.uk
177
10
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
Projekt zur Regenerierung und Sauerstoffanreicherung des Manchester Schiffskanals
Nordwest England, Ort: Salford bei Manchester
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2000
bis: 2010
Dauer: 10 Jahre
Hintergrund
Der Manchester Schiffskanal im Mersey Einzugsgebiet war als Folge der Industrialisierung einer der am stärksten verschmutzten Wasserwege in England. In den 50er
Jahren wurde der Kanal als fischfrei beschrieben. Wie eine Barriere verhinderte er
die Wanderung von z.B. Lachsen stromaufwärts in die Flüsse des oberen Mersey
Einzugsgebiets. In den 80er Jahren schloss der Hafen in Manchester und der Oberlauf des Kanals verfiel. Um das Hafengebiet zu revitalisieren, musste sowohl die
Wasserqualität erheblich verbessert werden als auch eine landseitige Entwicklung
stattfinden.
Ziele
Die Bedingungen im Manchester Schiffskanal waren sehr schlecht, vor allem in den
Sommermonaten, wenn die steigenden Temperaturen zu Sauerstoffmangel im
Unterwasser führten. Eine 1989 durchgeführte Studie zeigte, dass Blasenbildung
und faule Gerüche häufig vorkamen, wenn die gelöste Sauerstoffkonzentration
unter 4 mg/l fiel. Also wurde das Wasser künstlich mit reinem Sauerstoff angereichert. Ziel der Sauerstoffanreicherung ist eine dauerhafte Sauerstoffkonzentration
im Unterwasser von über 4 mg/l, um Blasenbildung und faule Gerüche zu vermeiden, und die Ansiedlung von Fischen zu ermöglichen.
Akteure
Dieses Programm zur Verbesserung der Wasserqualität wurde durchgeführt von:
der Mersey Basin Campaign (MBC), APEM Ltd., United Utilities, dem Umweltamt
(Environment Agency) und der Manchester Schiffskanal Gesellschaft.
178
Durchführung
Untersuchungen ergaben einen Sauerstoffmangel im Tiefenwasser des Kanals. Als
Lösung wurde flüssiger Sauerstoff verdampft und direkt in den Kanal eingespeist.
Fünf Einheiten können mittlerweile 15 t Sauerstoff pro Tag mit hoher Geschwindigkeit in einen 2 km langen Abschnitt des Kanals einspeisen. Die Anlage soll 10
Jahre (seit 2001) laufen und die Wasserqualität verbessern. Auf natürlichem Wege
wäre dies nur über Jahrzehnte zu erreichen. Das Ziel von 4 mg gelöstem Sauerstoff
pro Liter ist bereits zu 98% erfüllt. 2003 wurden bis zu 30 verschiedene Arten von
wirbellosen Tieren im Kanal beobachtet und Fische besiedeln das Gebiet nun das
ganze Jahr über. Diese ökologischen Verbesserungen hauchen dem Schiffskanal im
wahrsten Sinne des Wortes neues Leben ein.
Finanzierung
Das ganze System, vom Entwurf und Entwicklung bis hin zu Betrieb und Monitorring kostete etwas mehr als 6,5 Mio. Euro. United Utilities trägt zur Finanzierung bei.
Herausforderungen
Der obere Manchester Schiffskanal war einmal ein stark verschmutztes aquatisches
System. Vor der Sauerstoffeinspeisung konnten Fische in den Sommermonaten
nicht überleben. Nun ist der Kanal Lebensraum für eine Vielzahl an Wirbellosen,
einschließlich Indikatorarten für sauberes Wasser. Fische besiedeln das Gebiet
nun das ganze Jahr über und profitieren von der steigenden Fülle und Vielfalt an
Wirbellosen.
Nutzen
Das Programm zur Sauerstoffanreicherung ist Teil der Gewässerbewirtschaftung
des Mersey. Die verbesserte Wasserqualität hat eine bauliche Entwicklung nach sich
gezogen. Das Gebiet entlang des Manchester Schiffskanals und der Salford Kaianlagen ist nun Zentrum von vielen Aktivitäten aufgrund der baulichen Entwicklung
(Wohnen, Gewerbe etc.). Das saubere Umfeld zieht viele Besucher an. Sie genießen
die dortigen Einkaufs- und Gastronomieangebote des Lowry Zentrums, einem
Beweis der nachhaltigen Entwicklung in Salford.
Kontakt
Caroline Riley
Healthy Waterways Trust
Fourways House, 57 Hilton Street
UK - Manchester, M1 2EJ
Telefon: +44 (0)161-24282-06
E-Mail: [email protected]
Internet: www.merseybasin.org.uk
179
10
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
Die Santoña Feuchtgebiete
Spanien, Region: Kantabrien, Ort: Santander
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1992
bis: 2000
Dauer: 9 Jahre
Hintergrund
Die Santoña Feuchtgebiete (Marisma de Santoña) setzen sich aus drei Küstenfeuchtgebieten zusammen. Sie liegen im Norden der Iberischen Halbinsel, in der
Autonomen Gemeinschaft Kantabrien. Die Santoña Sümpfe sind für Wasservögel
die wichtigsten Feuchtgebiete im Norden Spaniens. Sie erfüllen die Kriterien der
Ramsar Konvention und sind damit von internationalem Interesse. Im März 1987
machten die SEO (Spanische Gesellschaft für Ornithologie) und die ARCA (Gesellschaft zum Schutz Natürlicher Ressourcen Kantabriens) auf die wahllose Zerstörung
der Santoña Feuchtgebiete und die damit verbundene Gefährdung der Lebensräume von tausenden von Zugvögeln aufmerksam. Daraufhin wurde der Plan
zur Sanierung der Feuchtgebiete (Plan de Ordenation de los Recursos Naturales)
erstellt. Seit 1992 sind die Santoña Feuchtgebiete Naturschutzgebiet.
Ziele
Feuchtgebiete sind extrem empfindlich und zunehmend durch Ausbeutung der
Grundwasserressourcen, Entwässerung zur landwirtschaftlichen Nutzung, Urbanisierung, Jagd, Verschmutzung usw. gefährdet. Urbanisierung stellte eine große
Belastung für das Sumpfgebiet dar und aufgrund von unsachgemäßer Abwasserbehandlung verschlechterte sich die Wasserqualität zunehmend. Der Plan zur
verbesserten Bewirtschaftung der Sümpfe beinhaltete verschiedene Programme
zur Öffentlichkeitsarbeit und zur Umweltbildung sowie fachliche Maßnahmen, wie
z.B. eine adäquate Abwasserbehandlung für alle Gemeinden des Gebietes.
Akteure
Die Spanische Gesellschaft für Ornithologie (SEO) und die Wasserbehörde (Confederation Hidrografica del Norte)
180
Durchführung
In dem Bereich des Feuchtgebiets wurde ein Abwasserkanalnetz gebaut. Es
erstreckt sich bis zu den Gemeinden Noja und Arnuero außerhalb des Feuchtgebiets. Das Netzwerk beinhaltet Kanäle und Pumpstationen. In der Nähe von San
Pantaleon wurde eine zweistufige Kläranlage errichtet. Das behandelte Wasser wird
3 km von der Küste entfernt eingeleitet, d.h. in einer angemessenen Entfernung
von der Küstenlinie und dem Schutzgebiet.
Finanzierung
Die Kosten belaufen sich auf 210 Mio. Euro. Das
spanische Umweltministerium übernahm mehr
als 85% der Kosten. Die Regierung von Kantabrien
übernahm die verbleibenden 15%.
Herausforderungen
Das fehlende Bewusstsein und die mangelnde
Beteiligung der Grundeigentümer in den angrenzenden Regionen stellte das größte Problem dar.
Santoña Feuchtgebiet
(Quelle: www.aytosantona.org)
Nutzen
Dank der sachgemäßen Behandlung des Abwassers in der Region, hat sich die
Wasserqualität in den Sümpfen bemerkenswert verbessert. Als Ergebnis des Renaturierungsplans, ist das Bewusstsein der Politiker und Entscheidungsträger für die
Beziehung zwischen intakten Ökosystemen und der menschlichen Lebensqualität
gestiegen. Sie verstehen nun, dass Feuchtgebiete multifunktionelle Ökosysteme
sind, die vielen Bereichen und Akteuren dienlich sein können, wenn sie multisektoral angegangen und sachgemäß bewirtschaftet werden. Ein umfassendes Bildungsprogramm wirbt außerdem für den Schutz der Sümpfe und trägt so zu ihrer
Bewahrung bei.
Kontakt
Jesús González-Piedra
Confederación Hidrográfica del Norte
Plaza de España, 2
ES - 33071 Oviedo
E-Mail: [email protected]
Internet: www.chn.es
181
10
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
GIS Tool zur Ermittlung von Punktquellen
Spanien, Region: Galicien
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: August 2004
bis: Juni 2006
Dauer: 23 Monate
Hintergrund
Initiator dieses Projekts ist das Ingenieurbüro Adantia, S.L., das im Bereich
Umweltplanung und integrierte Wasserwirtschaft arbeitet und außerdem über
Erfahrungen bei der Abwasserreinigung verfügt. Gesucht war ein Instrument zur
schnellen und unkomplizierten Identifizierung von Punktquellen in einem Einzugsgebiet. Im Gegensatz zum jetzigen Verfahren der Fall zu Fall Betrachtung würden
die Ursachen der Verschmutzung aus räumlicher Perspektive betrachtet werden.
Ziele
• Erfassung der industriellen Schadstoffeinträge in
Galicien
• Entwicklung von Modellen
zur Bestimmung des jährlichen Abflusses an jedem
Punkt im Gewässer
• Entwicklung eines neuen,
kartenbasierenden
Systems
Die mit Hilfe des GIS Tools generierte Karte zeigt die ermittelten
Punktquellen in einem bestimmten Gebiet.
• Erstellung einer transparenten, leicht zu benutzenden Computeranwendung, die Verknüpfungen zwischen verschiedenen
Ebenen geografischer Informationen ermöglicht, um so die Punktquellen im
Einzugsgebiet zu bestimmen.
182
Akteure
Ingenieurbüro Adantia, S.L. und die Regierung der Autonomen Gemeinschaft
Galicien (Xunta de Galicia)
Durchführung
Zunächst wird zur Erfassung des Einzuggebietes ein Modell benutzt. Dann werden
die Punktquellen und deren Verschmutzungsfahnen markiert. Um mögliche
Quellen zu bestimmen, wird die Art der Verunreinigung mit den Aktivitäten der
potentiellen Verursacher verglichen. Die Informationen werden in einer Datenbank
gesammelt und gespeichert. So werden Punktquellen zukünftig schneller identifiziert. Außerdem ist die Anwendung sehr leicht zu benutzen.
Finanzierung
Die Hälfte des 160 000 Euro teuren, im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsprojekts entwickelten, Modells wurde durch die Autonome Gemeinschaft
Galicien (Xunta de Galicia) finanziert.
Herausforderungen
Das Modell wird benutzt, um die Fließrichtung und die Distanz zwischen der Quelle
und dem Ort, an dem die Verschmutzung festgestellt wurde, zu ermitteln. Dabei
sind nur Daten oberhalb der Grenzwerte relevant. Die Präsentation von Datenergebnissen erwies sich als schwierig: Aufgrund von unterschiedlichen Einheiten zur
Darstellung von Schadstoffen, Konzentrationen und Ermittlungsmethoden, musste
die Datenbank angepasst werden, um die Ergebnisse einheitlich anzuzeigen. Das
Modell berücksichtigt weder illegale Einleitungen, noch errechnet es Trends.
Nutzen
Der Schutz der Wasserqualität wurde dank der gestiegenen Ermittlungsrate von
Schadstoffquellen verbessert. Die Anwendung ist ein wichtiges Hilfsmittel für die
Bewirtschaftung der Wasserressourcen und hat außerdem Vorteile für die strategische Bodenbewirtschaftung. Die frühzeitige Identifizierung von Verschmutzern
ermöglicht schnelle effektive Schutzmaßnahmen.
Kontakt
Nestor Muiños Beltrán
Adantia, s.l.
Tomiño 17 Bajo
ES - 15703 Santiago de Compostela
Telefon: +34 (0)981-572309
E-Mail: [email protected]
Internet: www.adantia.es
183
10
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
Generalentwässerungsplan für Oldenburg
Deutschland, Region: Weser/Ems, Ort: Oldenburg
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2004
bis: 2007
Dauer: 3 Jahre
Hintergrund
Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) initiierte die Aufstellung
des Generalentwässerungsplans für die Stadt Oldenburg um die Kapazität von Kläranlage und Kanalnetz zu prüfen, für die der OOWV seit 2001 die Verantwortung übernommen hat. Es zeichnete sich ab, dass das bestehende Kanalnetz undicht und die
Kapazität unzureichend ist. Bei starken Niederschlägen fließen Regen- und Abwasser
gemeinsam in die Gewässer und verunreinigen diese. Die Kläranlage ist überlastet,
da nicht genügend Speicherkapazität im Kanalnetz vorhanden ist. Zu Beginn der Planungsphase hatte man nicht die Qualität und Quantität aller natürlichen Gewässer
berücksichtigt, weshalb der Generalentwässerungsplan der Stadt Oldenburg erweitert wurde, um das Einzugsgebiet des Flusses Haaren und die Kanäle im westlichen
Teil der Stadt einzubinden. Für einen Teil der Stadt wurden also die Anforderungen
der WRRL berücksichtigt. Die Niedersächsische Landesregierung unterstützte die
integrierte Planung für die Stadt Oldenburg als Pilotprojekt zur Umsetzung der WRRL.
Ziele
• Integrierte Planung von Wasserqualitäts- und -quantitätsfragen in Gewässern,
Kanälen und Leitungsnetzen der Stadt Oldenburg zur Verbesserung des Grundund Oberflächengewässerschutzes
• Untersuchung der Auswirkungen von Mischwassersystemen auf die Gewässer
im urbanen Raum
• Schaffung eines effizienten Kanalsystems mit hoher Kapazität und ohne Leckagen
• Bewertung der Wasserqualität und Entwicklung von Verbesserungsmaßnahmen
• Erreichung der WRRL Ziele innerhalb der Stadt
Akteure
Land Niedersachsen, NLWKN, Stadt Oldenburg, Unterhaltungsverband Hunte-Wasseracht und Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV)
184
Durchführung
• Entwicklung eines Abflusssimulationsmodells (ein Modell, welche die Schwächen des Abwassersystems aufzeigt)
• Abgleich der Modelldaten mit tatsächlichen Abflussmessungen
• Entwicklung des Simulationsmodells mit Hilfe von Luftbildern zur Ermittlung
aller undurchlässigen Gebiete und Niederschlagsdaten vom Deutschen Wetterdienst
Finanzierung
Der OOWV investierte etwa 320 000 Euro in die Vorbereitungen des Generalentwässerungsplans Oldenburg. Der Plan muss regelmäßig aktualisiert werden. Die
zusätzlichen Kosten von ca. 200 000 Euro zur Einbindung der Gewässer in den Plan
wurden vom Land Niedersachsen übernommen. Zur Sanierung des Abwassersystems und zur Durchführung von Wasserschutzmaßnahmen (z.B. Regenwasserspeicherung und Ausbau von Kläranlagen), plant der OOWV in den kommenden Jahren
Investitionen von mindestens 10 Mio. Euro aus der Abwasserabgabe.
Herausforderungen
Gewässer und Kanalnetze müssen aufgrund ihrer Funktionen unterschiedlich
betrachtet werden. Kanalnetze müssen plötzlichen Starkregen bewältigen können,
wohingegen Gewässer ein größeres Einzugsgebiet besitzen: Nur lang anhaltender
Regen kann Überschwemmungen verursachen. Die Planungsphase kostete mehr
Zeit als erwartet.
Nutzen
Der Generalentwässerungsplan ist ein Instrument zur urbanen Entwicklung. Ein tragfähiges Kanalnetz ohne Leckagen und mit hoher Kapazität schützt vor Hochwasser und
führt somit zu einer verbesserten Sicherheit für die Flächennutzung und dadurch zur
ökonomischen Entwicklung der Gemeinden. Die Anforderungen der WRRL zu integrieren, war zwar nicht Schwerpunkt der Initiative, der Generalentwässerungsplan wird
aber zur Zielerreichung beitragen. Die Übertragbarkeit integrierter Planung auf andere
Gemeinden oder Städte in der Weser/Ems Region ist ein weiterer sehr wichtiger Punkt.
Kontakt
Rainhard Hövel
Oldenburgisch-Ostfriesischer
Wasserverband
Georgstraße 4
D - 26919 Brake
Telefon: +49 (0)4401-916-0
E-Mail: [email protected]
Internet: www.oowv.de
185
10
Praktische Beispiele - Wasserwirtschaft
Verlegung eines Deichs am Fluss Aper Tief
Deutschland, Region: Weser/Ems, Ort: Apen
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2003
bis: 2005
Dauer: 3 Jahre
Hintergrund
Die hydrographische Situation im Einzugsgebiet des Aper Tief ist sehr speziell. Das
Einzugsgebiet wird von den Gezeiten beeinflusst und künstlich entwässert. Es liegt
nur einige Meter über NN und ist somit einem hohen Hochwasserrisiko ausgesetzt.
Das Projektgebiet liegt im Süden des Ortes Hengstforde. Der bestehende Deich
erfüllte die Anforderungen zum Hochwasserschutz in dieser Gegend nicht mehr.
Außerdem trennte er, dem Verlauf des Aper Tiefs folgend, den Fluss von seinem
Überschwemmungsgebiet ab. Die Pumpstation, die sowohl den nördlichen als
auch den südlichen Teil des Gebiets entwässerte, arbeitete nicht mehr ausreichend.
Ziele
• Verbesserung des Hochwasserschutzes
c
a
b
• Schaffung zusätzlicher Retentionsflächen
• Ausbau des bestehenden Naturschutzgebiets
• bauliche Entwicklung für die Gemeinde Apen
ermöglichen
• Förderung der Naherholung
Projektgebiet im Süden von Hengstforde
(Quelle: NLWKN)
a) alter Deich
b) verlegter Deich
c) Naturschutzgebiet
Akteure
Untere Naturschutz- und Untere Wasserbehörde
des Landkreises Ammerland, Niedersächsischer
Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und
Naturschutz (NLWKN), Gemeinde Apen, Landwirtschaftskammer Weser/Ems, Bündnis für Flurbereinigungsverfahren Apen, Deichverband Leda-Jümme, Wasser- und Bodenverband Ammerländer Wasseracht
186
Durchführung
• August 2002: die Plangenehmigung wird beantragt
• November 2002: Plan wird vom Landkreis Ammerland genehmigt
• Zwischen 2003 und 2004: die Entwässerungssysteme nördlicher und südlicher
Teil des Aper Tiefs werden getrennt. Es werden zwei Pumpstationen und ein
Düker gebaut. Eine der Pumpstationen wird als Aussichtsturm gestaltet und
dient als Informationspunkt.
• 2005: Versetzung des Deiches um das 75 ha große Überschwemmungsgebiet
herum, das 1994 zum Naturschutzgebiet ernannt wurde.
• 2003/2004 und 2006: Die Entwicklung des Naturschutzgebiets wird vor und
nach der Versetzung des Deichs von der Universität Oldenburg dokumentiert.
Finanzierung
Die Gesamtkosten beliefen sich auf etwa 2,6 Mio. Euro. Davon wurden 1,1 Mio.
für den Aufbau des Deiches ausgegeben. Die Maßnahme wurde zu 100% von der
Bundesrepublik Deutschland und dem Land Niedersachsen finanziert. Die Wiederherstellung des Entwässerungspotentials kostete etwa 1,5 Mio. Euro. Dies wurde
durch EU-Fördermittel (50%), das Land Niedersachsen (20%) und den Landkreis
Ammerland, die Gemeinde Apen und den Wasser- und Bodenverband Ammerländer Wasseracht (30%) finanziert.
Herausforderungen
Aufgrund der Verlegung des Deichs und des veränderten Wasserhaushaltes im
Naturschutzgebiet gingen einerseits seltene Arten verloren, andererseits entstanden neue seltene Biotoptypen, wie zum Beispiel Schlickflächen. Enge Zeitpläne
übten zusätzlichen Druck auf das Projekt aus.
Nutzen
• erfolgreiche Kooperation zwischen Hochwasser- und Naturschutz
• allgemeine Aufwertung der Region aus Sicht des Hochwasserschutzes und der
Ökologie
• Verbesserung von Entwicklungs- und Naherholungsmöglichkeiten in der
Gemeinde Apen
Kontakt
Richard Eckhoff
Ammerländer Wasseracht
An der Krömerei 6a
D - 26655 Westerstede
Telefon: +49 (0)4488-8484-0
E-Mail: e [email protected]
187
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Bewässerungsverband
Schweden, Region: Emån Einzugsgebiet
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1992
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
In den späten 80ern und 90ern gab es mehrere Sommerdürren im Einzugsgebiet
des Emån. Um Dürreschäden zu verhindern, nutzten Landwirte erhebliche Mengen
Wasser zur Bewässerung. Der Wassermangel verursachte große Probleme sowohl
für die größte Zellstofffabrik im Einzugsgebiet als auch für zahlreiche andere Unternehmen. Die Zellstofffabrik liegt an der Mündung des Emån und das Wassergericht
hat der Fabrik genehmigt, 1,5 m3/s zu nutzen. Gleichzeitig müssen mindestens
3 m3/s die Ostsee erreichen. Im Sommer 1992 war die Bewässerung besonders
intensiv, was zur Folge hatte, dass die Zellstofffabrik nicht genügend Wasser
bekam. Die Dürreprobleme waren der Anlass für die Gründung eines Bewässerungsverbands, der in Verbindung mit dem Wassergericht die Wasserrechte für die
Verbandsmitglieder ermitteln sollte. Der Bewässerungsverband versuchte, so viele
Landwirte und anderweitige Nutzer wie möglich einzubinden.
Ziele
Ziel des Bewässerungsverbandes ist es, die Wassernutzung im Einzugsgebiet
des Emån zu regeln. Der Bedarf an Wasser für Bewässerung und Fabriken muss
reguliert werden, vor allem in trockenen Sommern. Das Wassergericht hat die
Aufgabe, Wasserrechte zu vergeben und hat jedem der 112 zum Bewässerungsverband gehörenden Mitglieder eine begrenzte Menge an Wasser zur Bewässerung
zugesprochen. Eine entscheidende Einschränkung, die für alle Mitglieder gilt, ist die
Messung der Gewässerströmung, die an einem bestimmten Punkt stromaufwärts
durchgeführt wird. Sollte der Abfluss an diesem Punkt auf unter 0,3 m3/s fallen, ist
eine Bewässerung nicht mehr erlaubt. Der Abfluss des Emån wird ununterbrochen
von 20 solarbetriebenen Abflussmessgeräten gemessen. Die Daten werden durch
ein Modem online übermittelt.
188
Akteure
Die Initiative zur Gründung eines Bewässerungsverbandes wurde aufgrund der im
extrem trockenen Sommer 1992 aufgetretenen Probleme von einer der größten Zellstofffabriken und der Verwaltung des Landkreises übernommen. Beteiligt sind unter
anderem Emåförbundet, Zellstofffabriken, lokale und regionale Behörden, das SMHI
(Hydrologisches und Meteorologisches Institut Schweden) sowie 112 Mitglieder.
Durchführung
1992 wurde die Notwendigkeit zur Gründung eines Bewässerungsverbandes
erkannt, jedoch dauerte es bis zum Jahr 2002, bis der Verband rechtsgültig gegründet worden ist. Die Arbeit des Verbands ist sehr umfangreich, unter anderem
werden Versammlungen organisiert und Beratung angeboten.
Finanzierung
Die Hauptkosten fallen für die Verwaltung, Organisation von Versammlungen und
die Bearbeitung von Anträgen an. Die genauen Kosten sind nicht bekannt, belaufen sich aber auf mehrere zehntausend Euro.
Herausforderungen
Der Gründungsprozess war langwierig und ist noch immer nicht vollkommen
zufriedenstellend. Bevor der Bewässerungsverband gegründet wurde, verursachte
der Wassermangel in bestimmten Gebieten und zu bestimmten Jahreszeiten große
Probleme für Landwirte, Industrien und aquatische Organismen. Der Bewässerungsverband versucht Kompromisse einzugehen, um für die Wasserverbraucher,
die Industrie und die Umwelt die beste Lösung zu finden.
Nutzen
Der Bewässerungsverband und die Vergabe von Wasserrechten erleichtern den
lokalen und regionalen Behörden die Ressourcenverteilung. Die Wasserrechte
ermöglichen Emåförbundet eine bessere Kommunikation und Kooperation mit
Wasserverbrauchern, vor allem mit Landwirten. In Zukunft könnte der Verband
dazu beitragen, dass alle Wasserkonsumenten ihre Arbeit fortsetzen können. Damit
erfüllt der Verband auch eine wichtige ökonomische Funktion.
Kontakt
Bo Troedsson
Emåförbundet
P. O. Box 237
SE - 57423 Vetlanda
Telefon: +46 (0)383-973-05
E-Mail: [email protected]
Internet: www.eman.se
189
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Nährstoffe im Fokus
Süd- und Mittelschweden, gefährdete Gebiete laut EU Nitratrichtlinie
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2001
bis: 2010
Dauer: 10 Jahre
Hintergrund
Hintergrund des Projekts sind die neuen Umweltqualitätsziele in Schweden. Das Projekt soll Nährstoffverluste in Luft und Wasser durch Viehzucht und Pflanzenbau reduzieren. Es ist eine Kampagne zur Weiterbildung und Beratung, dabei ist der gesamte
Nährstoffkreislauf eines landwirtschaftlichen Betriebs Gegenstand der Betrachtung.
Ziele
Ziel des Projekts ist es, Stickstoff- und Phosphatverluste im Ackerboden einzuschränken, Ammoniakverluste aus Stallmist zu reduzieren und die Verbreitung von Pestiziden in Oberflächen- und Grundwasser zu verhindern. Durch Öffentlichkeitsarbeit und
Weiterbildung soll der Umgang mit Nährstoffen verbessert werden. Das Projekt richtet
sich an Landwirte, sie erhalten durch geschultes Personal eine individuelle Beratung.
Akteure
Schwedische Landwirtschaftskammer, Landkreise, Vereinigung Schwedischer Landwirte, mehrere Firmen aus dem Landwirtschaftsbereich, Emåförbundet
Durchführung
Individuell zugeschnittene Beratung ist für das Projekt von zentraler Bedeutung. Die
Beratung wurde in 15 verschiedene Module aufgeteilt. Einige davon sind grundlegend für alle landwirtschaftlichen Betriebe, z.B. der Nährstoffhaushalt. Die Berater
besuchen die Landwirte mehrmals, um auch die Anwendung der gegebenen
Hinweise zu besprechen und auszuwerten. Das Aufstellen eines Nährstoffhaushaltsplans bedeutet die Kalkulation der ein- und ausgehenden Mengen an Stickstoff
(N) und Phosphor (P). Aktive Maßnahmen nach der Planaufstellung sind z.B. eine
bessere Differenzierung bei der Ausbringung von Gülle oder die Überprüfung des
Mengeneinsatzes von künstlichen Nährstoffen. Außerdem gibt es eine Beratung zu
Ansaaten im Winter, die die Nährstoffe bis zum nächsten Frühjahr, wenn es unter-
190
gepflügt wird, speichern. Alle Maßnahmen dienen sowohl ökonomischen als auch
ökologischen Aspekten im Betrieb, vor allem jedoch der Qualität von Oberflächenund Grundwasser. Damit die Beratung effektiv sein kann, müssen die Landwirte ein
grundlegendes Verständnis für die Gründe des Nährstoffverlustes bei Viehzucht und
Ackerbau mitbringen. Um für eine Beratung in Frage zu kommen, müssen sie einen
Grundkurs zum Thema Pflanzenernährung absolvieren. Weiterbildung wird auch
in Form von abendlichen Studienkreisen angeboten. Diese werden normalerweise
von einem Landwirt geleitet. Emåförbundet beteiligte sich 2000-2002 durch die
Einrichtung von Gewässergruppen entlang des Emån und seiner Nebenflüsse an
dem Projekt. Die Gruppen bestanden aus Landwirten, die kostenlose Informationen
und Beratungen zu guten und kosteneffizienten Maßnahmen zur Reduzierung von
Stickstoff- und Phosphatverlusten in den Wasserkreislauf erhielten.
Finanzierung
Das Projekt wird von der Europäischen Union, der Schwedischen Regierung und
der Vereinigung Schwedischer Landwirte finanziert. Das gesamte Budget beträgt
etwa 16 Mio. Euro. Die Ausgaben der letzten Jahre belaufen sich auf etwa 4 Mio.
Euro im Jahr, davon wurden 75% für die kostenlose individuelle Beratung genutzt.
Herausforderungen
Aus Zeit- und Kostengründen ist es nicht möglich, einen Nährstoffhaushaltsplan für
alle landwirtschaftlichen Betriebe zu erstellen. Daher werden die Ergebnisse nur auf
lokaler Ebene Wirkung zeigen.
Nutzen
Bisher hat das Projekt fast 7 000 Mitglieder (Landwirte) und seit Beginn wurden
mehr als 24 000 individuelle Beratungen durchgeführt. 25% der Mitglieder gaben
an, dass die Beratung zu großen Veränderungen auf ihren Höfen geführt hat.
Emåförbundet bewertet dieses Projekt/Konzept als äußerst positiv, da ein Großteil
der diffusen Einträge in die Gewässern aus der Landwirtschaft kommt. Es ist sehr
wichtig, dass sich die Landwirte selbst einbringen und die Initiative ergreifen. Die
Gewässergruppen im Emån Einzugsgebiet werden ihre Arbeit hoffentlich fortsetzen, was wiederum zu verbesserter Wasserqualität und in mancher Hinsicht zu
nachhaltiger regionaler Entwicklung führen wird.
Kontakt
Stina Olofsson
Swedish Board of Agriculture
P. O. Box 12
SE - 23053 Alnarp
Telefon: +46 (0)40-415231
E-Mail: [email protected]
Internet: www.greppa.nu
191
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Rückgewinnung von Auwiesen
Lettland, 16 Natura 2000-Gebiete
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Oktober 2004
bis: Juni 2008
Dauer: nahezu 4 Jahre
Hintergrund
Auen sind in Lettland zur Zeit durch zwei entgegenwirkende Prozesse bedroht:
durch Intensivierung der Landwirtschaft und durch Stilllegung. Alle 16 Projektgebiete sind typische Auwiesen, die regelmäßig überflutet werden. Deshalb wurden
diese Gebiete nie für die intensive Landwirtschaft genutzt. Um die Heuproduktion
auszudehnen, wurden die meisten dieser Gebiete während des 20. Jahrhunderts
teilweise entwässert. Jedoch sank in den 1980ern der Bedarf an Heu als Viehfutter
im Winter und schwand schließlich ganz, nachdem die kollektiven Landwirtschaftsbetriebe des sozialistischen Systems zusammengebrochen waren. Der Grund dafür
war, dass sich die Anzahl an Vieh mehr als halbiert hatte. Dies hatte zur Folge, dass
große Teile des Landes, die für die Landwirtschaft nicht produktiv genug waren
(Auwiesen) aufgegeben wurden und schließlich überwucherten. Durch die Einführung von EU-Subventionen 2004 wurde die Landwirtschaft gleichzeitig intensiviert.
Dieser Trend beeinflusst solche Projektgebiete, die
leichter zugänglich sind. Ziel des Projektes ist es,
die Renaturierung des überwucherten Landes zu
unterstützen und eine nachhaltige Bewirtschaftung solcher Gebiete zu gewährleisten die durch
die Intensivierung bedroht sind. Das Projekt entspricht den im Europäischen Aktionsplan für den
Schreiadler (Aquila pomarina) und den Wachtelkönig (Crex crex) und im Internationalen Aktionsplan für die Doppelschnepfe (Gallinago media)
aufgelisteten Prioritäten. Es umfasst die besten
Auwiesen aus allen Regionen Lettlands die einen
Der Zugang zu einigen Projektgebieten ist sehr
schwer.
hohen Wert haben und die noch nicht im Rahmen
192
anderer Naturschutzprojekte bearbeitet wurden. Alle ausgewählten Gebiete sind
von besonderer regionaler, nationaler und internationaler Bedeutung.
Ziele
• Wiederherstellung der überwucherten Auwiesengebiete
• Gewährleistung einer anschließenden fortlaufenden Pflege und Entwicklung
dieser Gebiete zum Schutz der Arten (z.B. Wachtelkönig, Schreiadler, Doppelschnepfe, Eremitkäfer (Osmoderma eremita)) und Habitate (z.B. 6 530 ha bewaldete Wiesen, 6 230 ha artenreicher Borstgraswiesen) durch Inanspruchnahme
von EU Agrar-Umweltmaßnahmen
• den Landbesitzern vor Ort Informationen über die schützenswerten Auwiesen
zur Verfügung stellen und Weiterbildungsangebote schaffen, die zu einer angemessen Wirtschaftsweise auf diesen Flächen führen
Generell ist die landwirtschaftliche Nutzung der
Auen nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil, es ist
sogar gewollt, dass Landwirte die ungenutzten,
überwucherten Wiesen für die Heuproduktion
oder als Weide (Kühe, Pferde, Schafe) nutzen. Im
Anschluss an die erste Bewirtschaftung der Wiesen
können Landwirte EU-Subventionen und zusätzliche Subventionen für die Pflege von Natura
2000-Gebieten beziehen. Eine intensive Landwirtschaft in den Auen ist nicht erlaubt, da alle Gebiete
einen hohen ökologischen Wert haben. Das
bedeutet, dass die Auwiesen als Wiesen erhalten
werden müssen.
Hochwasser im Projektgebiet Dviete - einer der
größten Auenbereiche in Lettland
Akteure
Der Lettische Naturfonds hat das Projekt geleitet. Partner waren: Naturschutzverband, Nordvidzeme Biosphärenreservat, Ornithologische Vereinigung Lettland und
22 Gemeinden
Durchführung
Bestandteil des Projektes war die Erstellung und Aktualisierung von Managementplänen für die Natura 2000-Gebiete. Dieser Prozess beinhaltete eine breite
Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Hauptaktivität des Projekts ist die Wiederherstellung
von Auenhabitaten in den am meisten überwucherten Gebieten. Dazu wurden
193
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Sträucher entfernt (1 000 ha), die Wurzelsysteme von Sträuchern herausgefräst
(8 ha), bewaldete Wiesen wieder hergestellt (112 ha), kontrollierte Brände gelegt
(580 ha) und erste Mahd durchgeführt (2 4000 ha). Die Arbeiten wurden durch eine
breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit und einen intensiven Beteiligungsprozess
unterstützt. Dieser Prozess umfasste Seminare, Studienausflüge, die Arbeit mit
regionalen und lokalen Medien sowie Unterstützung der Tourismusentwicklung
in Gemeinden (Informationsstände, Broschüren usw.). Ebenso fand ein Informationsaustausch zu Methoden der Auwiesenbewirtschaftung statt, dazu wurde ein
Handbuch verfasst sowie Seminare und Exkursionen durchgeführt.
Finanzierung
Das Gesamtvolumen des Projektes beträgt 1,6 Mio. Euro. Es wurde finanziert durch
den EU LIFE-Natur-Fonds, UNDP, den Naturschutzverband, den Umweltschutzfonds
und das Umweltministerium.
22 Gemeinden nehmen als Projektpartner teil. Sie beteiligten sich gemeinsam mit
einer Summe von 105 000 Euro an den Gesamtkosten.
Hochwasser im Projektgebiet Dviete
Hochwasser im Projektgebiet Rakupe
Herausforderungen
Durch einen sehr aktiven Landmarkt wechseln die Besitzer von Flächen sehr häufig,
zudem sind einige der Landbesitzer gar nicht an einer landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen interessiert. Zusätzlich verursacht der Bebauungsdruck in einigen
Projektgebieten Probleme. Dies sind meist politische oder ökonomische Aspekte,
welche sehr schwer zu beeinflussen sind. Die Bebauung der Flächen kann durch
gesetzliche Regelungen eingeschränkt werden, da es sich um Natura 2000-Gebiete
handelt. Jedoch ist es schwierig das geringe Interesse an landwirtschaftlicher Nut-
194
zung dieser vernachlässigten Auwiesen zu überwinden. Das Projekt versucht mit
einer Kampagne das Interesse zu wecken und ökonomische Anreize zu geben, wie
die Finanzierung von Strauchrodungen oder die Finanzierung der ersten Mahd.
Nutzen
• Für 15 Auengebiete wurden Managementpläne erstellt oder überarbeitet. Diese
Pläne dienen als Leitfaden zur Gewährleistung von nachhaltiger regionaler
Entwicklung, da sie Maßnahmen im Bereich Naturschutz, Tourismusentwicklung,
Fischerei, Jagd, Naherholung usw. vorschlagen.
• Die dringendsten Renaturierungsmaßnahmen werden in 16 Gebieten mit einer
Fläche von etwa 3 500 ha durchgeführt. Dies wird einen Rückgang bestehender
Vogelpopulationen verhindern und ökologische Landwirtschaftspraktiken in
diesen Gebieten fördern.
• Das Projekt wird das Wissen der Gemeinden über Biodiversität verbessern und
Instrumente zur nachhaltigen Entwicklung aufzeigen.
• Landwirte und Landbesitzer werden über ihre Möglichkeiten informiert werden.
Außerdem erhalten sie Unterstützung bei der Beantragung von Subventionen
für die Pflege von Wiesen. Dies wird eine beständige Unterhaltung der wiederhergestellten und anderen ökologisch wertvollen Wiesengebiete fördern und
gleichzeitig die ländliche Entwicklung unterstützen.
• Daten aus dem Projekt werden den Behörden, die für die Bearbeitung der Flusseinzugsgebiete zuständig sind, dabei helfen, Ziele für den Zustand der Gewässer
innerhalb der 16 ausgewählten Natura 2000-Gebiete zu formulieren.
Kontakt
Inga Račinska
Latvijas Dabas fonds
Raiņa Blvd. 31-6
LV - 1050 Riga
Telefon: +371-7830999
E-Mail: [email protected]
Internet: w
ww.ldf.lv → Restoration of
floodplains
195
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Biohof “Lielkrūzes”
Lettland, Region: Landkreis Cēsis, Ort: Gemeinde Jaunpiebalga “Lielkrūzes”
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: späte 1980er
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Nachdem die Republik Lettland 1989 unabhängig wurde, erhielten viele Menschen das Eigentumsrecht für ihr Land zurück, das sich die Sowjetunion bis dahin
angeeignet hatte. Es entstanden viele kleine landwirtschaftliche Betriebe, die
jedoch ökonomisch nicht erfolgreich waren. Einige der kleinen und mittelgroßen
Betriebe entschieden sich für ökologischen Anbau. Am 7. April 1995 wurde der
Lettische Verband für Ökologische Landwirtschaft (ALOA) gegründet. Die Mitglieder des Verbands produzieren, verarbeiten und verkaufen biologische Landwirtschaftsprodukte oder unterstützen die biologische Bewegung. ALOA arbeitet
mit dem Umwelt- und Landwirtschaftsministerium, Experten anderer Ministerien,
Organisationen und den Medien zusammen, um umweltfreundliche Methoden für
die Bewirtschaftung zu entwickeln und umzusetzen, Arbeitsplätze auf dem Land
breiter zu fächern und gute innerstaatliche Strategien für Lettland zu realisieren.
Ziele
Ziel ist eine nachhaltige, qualitativ hohe und gesunde Lebensmittelproduktion
die sich nicht nur auf die höchstmöglichste Gewinnspanne konzentriert. Dabei
sollen die Vielfalt der kultivierten Pflanzen und gehaltenen Tiere erhalten und die
Umwelt geschützt werden. Außerdem sollen durch Zusammenarbeit mit lettischen
Bildungsinstitutionen Weiterbildungsmöglichkeiten für Lettlands Landwirte und
Lebendmittelproduzenten geschaffen werden, damit sie ihr Wissen über die ökologische Lebensmittelproduktion erweitern können.
Akteure
die Hofbesitzer Guntars und Valentīna Dolmanis und der Lettische Verband für
Ökologische Landwirtschaft (ALOA)
196
Durchführung
Der Biohof „Lielkrūzes“ ist in Lettland einzigartig in seiner ausschließlich biologischökologischen Wirtschaftsweise. Auf dem Hof, der zum größten Teil an den Ufern des
Gauja liegt, werden ökologische Dünger wie Stallmist und Teichsediment eingesetzt,
welche einen positiven Effekt auf die Wasserqualität und Biodiversität haben. Sogar
die Fischteiche sind biologisch. Forst- und Landwirtschaft sowie Fischzucht ergänzen
sich auf dem 80 ha großen Hof. Außerdem sollte erwähnt werden, dass Gebäude,
die charakteristisch für die Gegend Piebalga sind, renoviert und auch neue Gebäude
errichtet wurden, die sich gut in das hiesige Landschaftsbild einfügen.
Finanzierung
Es fielen einige indirekte Kosten an, aber im Allgemeinen ist dieser Hof ökonomisch lebensfähig und
die Landwirtschaft ist profitabel.
Herausforderungen
Die größten Probleme werden durch Uneinheitlichkeit bei den entweder staatlichen oder
europäischen Subventionen verursacht. Für kleine
Betriebe ist es oft schwer, alle Anforderungen der
Nationalfeiertag auf dem Biohof
verschiedenen Fonds zu erfüllen. Gelegentliche
Änderungen der EU-Kriterien bewirken, dass die
Landwirte sich manchmal nicht sicher sind, ob sie Subventionen erhalten oder
nicht. Die Subventionierung der Landwirtschaft ist ein neuartiger Prozess in Lettland und es erforderte einige Zeit bis die Landwirte sich daran gewöhnt haben, vor
allem im ökologischen Sektor, wo die Verwaltung oft sehr komplex ist.
Nutzen
Ein Vorteil ist die Reduzierung der Wasser- und Luftverschmutzung. Gewässer sind
frei von Pestiziden und mineralischen Düngern, was zu einem Rückgang der Aufbereitungskosten führt.
Kontakt
Guntars Dolmanis
Organic farm “Lielkrūzes”
Jaunpiebalgas pagasts
LV - 4125 Cēsu rajons
Telefon: +371-4162599
E-Mail: [email protected]
197
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Stop every Drop (Stoppt jeden Tropfen)
England and Wales
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: August 2006
bis: August 2007
Dauer: 12 Monate
Hintergrund
„Stop every Drop“ ist eine Initiative der Industrie, um Landwirten bei der Weiterentwicklung der guten fachlichen Praxis zu helfen und Umweltschäden zu reduzieren, die bei der Behandlung von Schafen mit Tinktur gegen äußerliche Parasiten
verursacht werden können. Die Initiative beteiligt Landwirte, gewerbliche Betriebe
sowie Angel- und Naturschutzvereine. Ziel des Projektes ist es, sicher zu stellen,
dass bei der Behandlung der Schafe die Tinktur nicht in die Oberflächengewässer
und das Grundwasser gelangt. Schafzüchtern soll mit Hilfe eines Handbuches Tipps
zur Anwendung der Tinktur und der fachgerechten Entsorgung gegeben werden.
Außerdem sind Hinweise gegeben, wie nach der Behandlung mit der Herde verfahren werden soll, um die Verschmutzung der Gewässer zu vermeiden.
Ziele
• Eine Studie wurde in Auftrag gegeben, um zu klären, ob eine Behandlungstinktur, die das Insektizid Cypermethrin enthält, vom Markt genommen werden
könnte, ohne den Tierschutz zu gefährden.
• Informieren über das Umweltrisiko, was bei der Behandlung von Schafen
besteht; Sicher stellen, dass Schafzüchter bei der Anwendung der Tinktur die
gute fachliche Praxis beachten.
• Landesweite Überwachung von Fließgewässern, um das Ausmaß des Problems
abzuschätzen und um eine Basis zu schaffen nach der man Verbesserungen
messen kann.
Akteure
Nationaler Verband der Landwirte (NFU), Vereinigung der Tierärzte (VMD), Umweltamt (EA), Nationale Schaf Gesellschaft (NSA), Nationale Gesellschaft für Landwirtschaftsunternehmer (NAAC)
198
Durchführung
Der Startschuss zu diesem Projekt fiel auf einer nationalen Schafmesse im
August 2006. Durch die Landwirtschaftspresse wurden das Logo und der Slogan
„Stop every drop“ vorgestellt und über die Kampagne informiert. Die NFU, NAAC
und NSA haben Informationsbroschüren per Post und durch ihre Publikationen
an ihre Mitglieder verteilt. Das Umweltamt hat 3 000 Exemplare der Informationsbroschüre erhalten, um sie zu verteilen. Der Handel erhielt 1 750 Exemplare, um
ihrerseits ihren Kunden mit Rat und Empfehlungen zur Seite stehen zu können. Ziel
ist es, die Informationsbroschüren auf den Auktionen im ganzen Land zu verteilen.
Außerdem werden E-Mails mit den Informationen versendet.
Finanzierung
Entwurf eines Logos: 690 Euro, Erstauflage von 5 000
Informationsbroschüren: 2 095 Euro, erneuter Druck von
5 000 umformulierten Broschüren: 2 095 Euro
Finanziert wurde dies von NFU, VMD und Umweltamt.
Herausforderungen
Anfänglich bestand das Problem darin alle relevanten
Firmen zu koordinieren und sich auf die Formulierungen
und Inhalte der Broschüre zu einigen. Außerdem musste
ein nationales Verteilersystem aufgebaut werden, so
dass die Informationen eine möglichst weite Verbreitung
finden.
Logo der Kampagne
Nutzen
Die Initiative ermöglicht den Ausgleich zwischen profitabler und umweltverträglicher Schafproduktion. Es wird sowohl die Gesundheit der Schafe als auch die
Qualität der Gewässer verbessert. In vielen Gebieten ermöglicht es die Schafzucht
Millionen von Menschen, die Landschaft zu genießen. Wenn durch diese Maßnahme auch noch die Qualität der Gewässer verbessert wird, dann bedeutet das
zusätzliche Vorteile, nicht nur was die biologische Vielfalt angeht, sondern auch für
die Ökonomie vieler ländlicher Gegenden.
Kontakt
Alastair Johnston
National Farmers Union
Agricultural House
UK - Warwickshire, CV8 2TZ
Telefon: +44 (0)2476-858640
E-Mail: [email protected]
Internet: w
ww.nfuonline.com/
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199
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Schutz des Yarrow und seiner Nebenflüsse durch
Viehzäune und Ufer­randstreifen
Nordwest England, Region: Fluss Yarrow von Anglezarke
bis Croston (29 km)
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: August 2000
bis: Oktober 2006
Dauer: 6 Jahre
Hintergrund
Folgende Probleme gaben Anstoß zu diesem Projekt:
• diffuse Einträge aus der Landwirtschaft
• Hindernisse durch umgestürzte Bäume und angesammelte Ablagerungen
• erhebliche Erosion und daraus folgende Verschlammung in einem Abschnitt des
Yarrow
• Verlust vieler Tierarten
Diese Probleme wurden angegangen, indem die Uferstreifen abgezäunt wurden,
was das Eindringen von Vieh verhindert und das Wachstum der Ufervegetation und
die Pflanzung von Bäumen erleichtert. Dies wiederum schafft einen attraktiveren
Lebensraum für wirbellose Arten, Wühlmäuse und Otter. Freiwillige haben über
3 000 Bäume gepflanzt und Neophyten, wie z.B. das Indische Springkraut entfernt.
Ziele
Durch die Abzäunung werden weidende Schafe und Kühe von den Ufern ferngehalten, damit werden die Lebensbedingungen im und am Gewässer wesentlich
verbessert. Außerdem soll ein Besatz der Fließgewässer mit Wanderfischarten wie
Lachs und Meerforelle durchgeführt werden.
200
Akteure
Freunde des Yarrow, eine Gruppe Freiwilliger, ein lokaler Zaunbauer sowie Anthony
Rogerson, ein Farmer der auf Ufereinzäunung spezialisiert ist.
Durchführung
2003/2004 wurden 7 000 m Zaun errichtet. Die
Gesamtlänge beträgt nun 13 000 m. Die Arbeiten konzentrierten sich auf einen Abschnitt des
Yarrow. Bevor die Viehzäune errichtet werden
konnten, musste oft eine große Anzahl von
umgestürzten Weiden und Ästen, die den Verlauf
des Zaunes behindert hätten, entfernt werden.
Außerdem musste die Trinkwasserversorgung des
Viehs sichergestellt werden. In diesem Fall wurde
eine neue Verbindung zu der United Utilities
Viehzaun entlang des Ufers
Hauptwasserleitung in der Lydiate Lane hergestellt und neue Tränken wurden installiert, die von
dieser Leitung gespeist werden. Die Tränken ersetzen den bisher direkten Zugang
zum Fluss. An einigen Stellen werden eingezäunte Übergänge geschaffen, um den
Zugang des Viehs auf ein Minimum zu beschränken.
Finanzierung
266 000 Euro finanziert durch den Umweltfonds von Lancashire, dem Bezirk Chorley, Awards for All und dem Umweltamt. Außerdem Erlöse aus lokalen Veranstaltungen wie zum Beispiel Kanuwettfahrten.
Herausforderungen
Um den Gebrauch von recycelten Materialien zu fördern, wurden zwei „Demonstrationsmodelle“ flussabwärts von der Eccleston Brücke aufgestellt. Diese Modelle
bestanden aus recyceltem Plastik, das vom Abfall eines Bauernhofes stammt. Im
Baugebiet von Croston hat das Umweltamt die Ufer des Yarrow mit einer neuartigen Technik, genannt „Soil Nailing“, gesichert. Abschnitte des Mauerwerkes,
welches für die Unterstützung angrenzender Gebäude und Straßen unerlässlich
ist, zeigten schon Anzeichen von Rissen und Bewegung. Das „nailing“ (Nageln) hat
den Vorteil, dass ein direkter Zugang zu den Hausgärten nicht erforderlich ist. Die
zwei Meter langen Stahlnägel werden direkt vom Flussbett aus eingetrieben und
einzementiert.
201
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Karte des Yarrow. Im Zuge des Projekts wurden 3 Fischtreppen an bestehenden Wehren erbaut.
Nutzen
Viehzäune sind ein wichtiges Element zur Reduzierung von Erosion und zur Förderung der Ufervegetation. Damit wird der Lebensraum für eine Vielzahl von Arten
verbessert, z.B. von Wirbellosen und Insekten, die wiederum als Nahrungsquelle
für Fische, Vögel und in Zukunft auch Säugetiere wie Schermäuse und Otter, von
denen man erst kürzlich erste Zeichen entdeckt hat, dienen. Außerdem konnte das
erste Mal seit langer Zeit ein Lachs beobachtet werden. Er ist über alle drei Fischtreppen bis in den Oberlauf aufgestiegen.
Kontakt
Mike Callery
Friends of the River Yarrow
Aveyan House, Out Lane
UK - Croston, PR26 9HJ
202
Telefon: +44 (0)1772-600476
E-Mail: [email protected]
Programm zum nachhaltigen Einsatz von Düngemitteln
Spanien, Region: Galicien, Ort: Bretoña, A Pastoriza
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2001
bis: voraussichtlich 2008
Dauer: 7 Jahre
Hintergrund
Der unsachgemäße Gebrauch von Düngemitteln, die mangelhafte Lagerung von
Gülle und fehlende Informationen über die ökologischen Auswirkungen solcher
Verhaltensweisen gaben Anlass zur Durchführung dieses Projekts. Außerdem gab es
kaum Informationen über die Wasserqualität in Galicien. Es ist wichtig, dass Landwirte
die Beschränkungen, die ihnen durch die Anwendung der Europäischen Richtlinien
auferlegt werden, verstehen. In Spanien bestehen keine gesetzlichen Regelungen,
die den Gebrauch von Düngemitteln regulieren. Stattdessen gibt es einen Leitfaden
zur guten fachlichen Praxis, dessen Anwendung jedoch nicht verbindlich ist.
Ziele
Ziel ist es, den Gebrauch von Düngemitteln, vor allem Nitrate, zu begrenzen, um
dadurch deren Auswirkungen auf die Wasserqualität zu reduzieren. Weitere Ziele
sind die Gewinnung von Daten über den Zustand der Wasserqualität und die professionelle Beratung von Landwirten.
Akteure
Gancobre Genossenschaft, Universität Santiago de Compostela (USC)
Das Personal setzte sich aus einem Techniker, zwei Landwirtschaftsingenieuren und
zwei Koordinatoren der Universität und der Genossenschaft zusammen.
Durchführung
Im Hauptsitz der Genossenschaft, in Bretoña, A Pastoriza, wurde ein Labor eingerichtet. Außerdem wurde ein Netzwerk von Partnern aufgebaut und Boden-, Gülle-,
Futter- und Wasserproben analysiert.
203
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Es wurde Düngepläne ausgearbeitet,
die unter anderem Folgendes enthalten:
1. Empfehlungen zur Dosierung von
Düngemitteln (Menge an N, P, K)
2. Menge und Anwendung der Düngemittel
Bei der Umsetzung dieser Düngepläne
bietet die Genossenschaft ihren Mitgliedern die Möglichkeit, die Analysen
Ursache für Verschmutzung von Gewässern
kostengünstiger durchführen zu lassen.
Auch anderen Genossenschaften, Unternehmen und Farmern wurde die Möglichkeit angeboten Analysen durchführen zu lassen, jedoch nicht kostengünstiger.
Finanzierung
Das Projekt wurde gemeinsam von der Genossenschaft and der Universität entwickelt und von der Regierung in Galicien finanziert. Die Kosten des Projekts belaufen
sich auf etwa 75 000 Euro. Dieser Betrag deckt Personalkosten, Ausstattung, Probenahmen und Analysen ab.
Herausforderungen
Es besteht ein genereller Mangel an ökologischem Bewusstsein. Die Landwirte
sehen einen unsachgemäßen Gebrauch von Düngemitteln nicht als Umweltproblem. Es ist schwer, repräsentative Proben zu bekommen. Das Projekt hat die
erwartete Bewusstseinsänderung bei den Mitglieder der Genossenschaft nicht im
vollen Umfang erreicht.
Nutzen
• Weiterbildung und Beratung für die Landwirte
• Verbesserung der Wasserqualität durch Reduzierung des Düngemitteleinsatzes
• Förderung der Kooperation privater (Genossenschaft) und öffentlicher (Universität) Institutionen
Kontakt
Enrique Arbones Maciñeira
Universidad Santiago de Compostela
Escuela Politecnica Superior
Campus Universitario s/u
ES - 27002 Lugo
204
Telefon: +34 (0)982-252231
E-Mail: [email protected]
Erlass zur landwirtschaftlichen Nutzung von Klärschlamm
Spanien, Region: Galicien
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2004
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Für die Aufbringung von Klärschlamm auf landwirtschaftliche Flächen ist eine
Regulierung erforderlich. Gleichzeitig brauchen die Landwirte einen effektiven
Dünger, der wirtschaftlich, vielseitig, hygienisch und umweltfreundlich ist. Die
Ausbringung von Düngemitteln muss an die allgemeinen Bedingungen, wie
Fruchtfolge, klimatische Veränderungen usw. angepasst werden. Es wird notwendig sein, Änderungen in diesen und anderen entsprechenden Bereichen vorwegzunehmen. Das System muss ökonomisch und profitabel für die Systemverwalter
und somit muss die ganze Kette ökonomisch praktikabel sein. Gleichzeitig sollten
die Landwirte weiterhin kostenlosen Dünger mit gleichbleibender Hygienegarantie
erhalten. Um den Anforderungen zu entsprechen, muss der Dünger umweltfreundlich sein. Jegliche sichtbaren Veränderungen der Umwelt durch die Ausbringung
sollten vermieden werden. Die hygienischen Bedingungen des ausgebrachten
Klärschlamms werden sich durch eine über die herkömmliche Kläranlage hinausgehende Reinigung verbessern.
Ziele
Dieses Instrument dient der Kontrolle und Überprüfung der Klärschlammnutzung
und auch zu dessen Vermarktung.
205
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Ziel ist die Entwicklung von allgemeinen Anweisungen zur Ausbringung von Klärschlamm auf landwirtschaftliche Flächen. Dies sind:
1. vom Händler verlangte Bedingungen
2. fachlicher Bericht vom Umweltamt nach der Analyse des Klärschlamms und des
aufnehmenden Bodens und Freigabe zur Ausbringung des Klärschlamms
3. Bezug auf den Bericht der Agrarbehörde
4. vierteljährliche Analyse des Klärschlamms; falls die Berichte schlechte Werte
enthalten, wird die Genehmigung widerrufen
5. Instruktionen zur Kalkulation der maximalen Menge an Klärschlamm, die auf
landwirtschaftliche Flächen ausgebracht werden kann
6. grundlegende Methode zur Ausbringung von Klärschlamm
Akteure
Regierung von Galicien (Xunta de Galicia), Ministerium für Landwirtschaft, Interessenverbände der Landwirtschaft und Viehzucht, Umweltministerium
Die Verordnung ist ein gesetzliches Instrument, das von der galicischen Regierung
geleitet, kontrolliert und betreut wird.
Durchführung
Bei der Umsetzung des Erlasses können zwei Phasen unterschieden werden:
Phase 1
Die Genehmigungsphase, in der neben allgemeinen folgende Dokumente dem
Umweltministerium vorgelegt werden müssen:
1. Genehmigung des Landwirts zur Schlammausbringung
2. Analyse des Schlamms hinsichtlich pH-Wert, Prozent an Trockenmasse, Nitrat,
Phosphat und Schwermetalle, z.B. Cr, Cu, Ni, Zn, Cd, Pb und Hg ausgewiesen in
mg/kg an Trockenmasse
3. Bodenanalyse mit den gleichen Daten und Parametern. Es sollten die gleichen
Einheiten benutzt werden wie bei der Klärschlammanalyse, außer bei Stickstoff.
206
Phase 2
Die Umsetzungsphase. Sie fällt in den Verantwortungsbereich des Ministeriums
für Landwirtschaft, Viehzucht und landwirtschaftliche Lebensmittelpolitik, das die
korrekte Ausbringung des Klärschlamms verfolgt. Das Ministerium sammelt die
vierteljährlichen Analyse- und Aufbringungsberichte.
Finanzierung
Die Initiative wird vom Umweltministerium und dem Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und landwirtschaftliche Lebensmittelpolitik der galicischen
Regierung finanziert. Es sind keine Investitionen von Seiten der Landwirte nötig.
Herausforderungen
Galicien hat keine nitratsensiblen Gebiete ausgewiesen. Überschüssiger Dung von
Rinder-, intensiver Schweine- und Geflügelzucht könnten Probleme verursachen.
Die Landwirtschaft wird als geeigneter Empfänger für die Ausbringung von Klärschlamm und Gülle angesehen, solange die Beschränkungen eingehalten werden.
Die Probleme umfassen den Flächenbedarf, Pflanzen, die nicht für Klärschlammdüngung geeignet sind, die Notwendigkeit, dass Landwirte zunächst den Dung
ihrer Betriebe ausbringen, Stickstoff- und Phosphorverunreinigung der Gewässer,
krankheitserregende Inhalte des Klärschlamms sowie Geruchsbelästigungen.
Nutzen
Durch die Nutzung von Klärschlamm wird eine bessere Nutzung von Ressourcen
möglich. Außerdem führt das Projekt zu ökologischen Vorteilen, unternehmerischer Arbeit und der Schaffung neuer Arbeitsplätze.
Kontakt
Xunta de Galicia
Telefon: +34 (0)981-544777
Dirección Xeral de Producción,
E-Mail: [email protected]
Industrias e Calidade Agroalimentaria
Edificio Administrativo. San Caetano s/n
ES - 15704 Santiago de Compostela
207
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Freiwillige Vereinbarungen und Kooperationen
Deutschland, Region: Weser/Ems, Ort: Wasserschutzgebiete
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1992
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Die Landwirte der niedersächsischen Weser/Ems Region haben relativ schlechte
Böden (entweder Sand oder Torf ). Zu Anfang des 20. Jahrhunderts erleichterte eine
Eisenbahnverbindung zwischen den Hafenstädten im Norden und dem Ruhrgebiet
im Süden es den Landwirten, Vieh zu den Marktplätzen zu transportieren. Dies
führte zur Industrialisierung der Viehzucht. Mit großem Erfolg wurde die Veredelung in den letzten 25 Jahren weiter intensiviert. Die Wasserversorger, die Trinkwasser ausschließlich aus Grundwasser gewinnen, profitierten von den sandigen
Böden und geologischen Formationen sowie einem positiven Wasserhaushalt mit
einem Überschuss von 300 mm im Bereich Weser/Ems. So konnten sie in dieser
Gegend gleich mehrere produktive Wasserwerke bauen. Die intensive Viehzucht
führte durch die großen Mengen Gülle, die auf dem sandigen Boden ausgebracht
wurden, zu verstärkten Auswaschungen und damit zu hohen Nitratwerten im
Grundwasser. In den 1980ern musste ein Wasserwerk im Süden von Weser/Ems aufgrund der hohen Mengen an Nitrat und Pestiziden geschlossen werden. Zu dieser
Zeit waren die Nitratwerte im Grundwasser überall in Niedersachsen sehr hoch.
Ziele
Grund- und Oberflächengewässer sind durch diffuse Einträge gefährdet. Ein wichtiger Aspekt bei der Umsetzung der WRRL wird ein, diese Einträge zu verringern. In
der Landwirtschaft muss weniger Dünger eingesetzt werden, es müssen weniger
Tiere pro ha gehalten werden und das Management muss verbessert werden. Die
freiwilligen Vereinbarungen wirken sich positiv auf die Reduzierung der von der
Landwirtschaft verursachten Nitratauswaschungen aus.
208
Akteure
1992 erteilte die niedersächsische Regierung die Anordnung, dass Landwirte
und Grundbesitzer in Wasserschutzgebieten mit den Wasserversorgern und der
Landwirtschaftskammer zusammenarbeiten müssen, um lokale Projektgruppen
zu bilden, die Maßnahmen zum Grundwasserschutz diskutieren, umsetzen und
überwachen sollen.
Durchführung
Es wurde ein Methodenkatalog erstellt,
in dem Maßnahmen beschrieben
werden die dem Grundwasserschutz
zuträglicher sind als herkömmliche
Landwirtschaftspraktiken. Der Katalog
Kooperation
Trinkwasserschutz
gibt außerdem Empfehlungen zu verschiedenen landwirtschaftlichen Techniken, zum Beispiel im Hinblick auf das
Ausbringen von Kunstdüngern, einen
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Zeitplan für Pflug- und Aussaattermine
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und die Höhe von Kompensationszahz.B. R tzorg
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lungen pro Hektar. Die Zahl der LandKooperation im Gewässerschutz (Quelle: OOWV)
wirte, die den Projektgruppen beitreten
oder mit ihnen kooperieren steigt. Die
freiwillige Vereinbarungen erfahren eine wachsende Akzeptanz und Landwirte
verstehen die Notwendigkeit das Grundwasser zu schützen. Dies trägt schon jetzt
viel zur Verbesserung der Nitratwerte in diesen Wasserschutzgebieten bei.
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W
Planung,
Evaluierung,
Finanzierung,
Koordination
Umsetzung und
Weiterentwicklung
fachbehördliche
Aufgaben
beratende Funktion,
ggf. Kontrolle
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Mitgestaltung und
Evaluierung
wirtschaftskammer
Land
Verwaltung
Planung und Organisation Erfolgskontrolle
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Finanzierung
1992 reagierte die niedersächsische Landesregierung auf das Nitratproblem, indem
es eine Wassergewinnungsgebühr von 0,05 Euro/m3 Trinkwasser („Wasserpfennig“)
zu Lasten des Verbrauchers einführte. 40% des Budgets wird für den Trinkwasserschutz genutzt. 2004 wurden im Weser/Ems Gebiet auf etwa 35 000 ha Maßnahmen zum Grundwasserschutz durchgeführt. Im Gegenzug wurden insgesamt
2,5 Mio. Euro als Kompensation an Landwirte ausgezahlt.
Herausforderungen
Anfangs lehnten die Landwirte die Verantwortung für hohe Nitratwerte im Grundwasser strikt ab. Es wurden Daten erhoben, um das Problem zu beschreiben und zu
analysieren. Außerdem mussten Maßnahmen zum Grundwasserschutz entwickelt
209
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Erfahrungsaustausch vor Ort
werden. Es ist nicht möglich, Grundwasserschutz
nur mit Hilfe von Gesetzen und Verordnungen
durchzusetzen, deshalb ist es sehr wichtig bei den
Landwirten für Unterstützung zu werben. Die Einführung der Wassergewinnungsgebühr, der Erlass
bezüglich der Grundwasserschutzgebiete und
die Einführung der freiwilligen Vereinbarungen
wurden in den 1990ern umgesetzt und lösten
einige politische Spannungen aus, da diese Maßnahmen von der damals noch neuen Partei den
Grünen und einigen einflussreichen Nichtregierungsorganisationen (NRO‘s) eingeführt wurden.
Nutzen
Die freiwilligen Vereinbarungen in niedersächsischen Wasserschutzgebieten stellen eher eine
partnerschaftliche Vereinbarung als eine von oben
verordnete Maßnahme dar. Gute Kommunikation
und Kooperation zwischen der Verwaltung, den
Landwirten und den Wasserversorgern sind für
den Erfolg des Projekts unersetzlich. Die eingeführten Maßnahmen und das vermittelte Wissen
zeigen, dass sich die Akzeptanz für die Themen des
Grundwasserschutzes gefestigt hat. Landwirte und
Mais mit einer Getreideuntersaat
andere Grundbesitzer identifizieren sich mit der
Bewegung. Seit der Einführung der Wassergewinnungsgebühren und der Umsetzung der freiwilligen Vereinbarungen sind 15 Jahre
vergangen und die Landschaft an sich hat sich in eine andere Richtung entwickelt. In
Wasserschutzgebieten ist die Maisproduktion unter 30% gesunken, wobei die Felder
den Winter über brach liegen. Diese Gebiete sind nun besonders attraktiv für Freizeitund Tourismusaktivitäten.
Kontakt
Hermann Sievers
NLWKN
Ratsherr-Schulze-Straße 10
D - 26122 Oldenburg
210
Telefon: +49 (0)441-799-2703
E-Mail: [email protected]
Ökologische Landwirtschaft
Deutschland, Region: Weser/Ems, in der Nähe von Oldenburg
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1992
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Der Hauptursache für diffuse Einträge in die Gewässer ist die intensive Viehzucht,
die durch den Import von Viehfutter aus den Entwicklungsländern ermöglicht
wurde. Nur ein kleiner Teil der importierten Proteine ist in dem verkauften Fleischprodukt enthalten, was bedeutet, dass es Jahr für Jahr einen importierten Nitratüberschuss auf dem Hof gibt. Es wird zu viel Gülle auf die Böden ausgebracht und zu
viel Nitrat gelangt ins Grund- und damit ins Trinkwasser. Die ökologische Landwirtschaft, wie sie in der EU Erklärung 2092/1991 definiert (und weiter eingeschränkt
durch die Ökologischen Landwirtschaftsverbände Deutschland) ist, verringert den
Bedarf an importiertem Viehfutter, was zu einem Gleichgewicht zwischen importiertem und exportiertem Nitrat auf dem Feld führt. Dies wurde in Feldstudien
erfolgreich nachgewiesen.
Ziele
Die wichtigsten Vorteile ökologischer Landwirtschaft sind die Haltung von weniger
Tieren pro Hektar und das Verbot von Pestiziden. Es wurde geringere Nitratauswaschungen unter ökologisch bewirtschafteten Flächen festgestellt, wobei sich die
Biodiversität verbessert und die Bodenerosion minimiert. Die ökologische Landwirtschaft stellt ein sehr gutes Instrument zur Reduzierung von diffuser Verunreinigung dar.
Akteure
Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV), ein Wasserversorger,
kaufte Land, welches er dann an Landwirte verpachtete, die ökologische Landwirtschaft betreiben. Dies wurde entsprechend der EU Regulierung „Ökologische Landwirtschaft“ von 1991 und strengeren deutschen Bestimmungen durch wachsende
211
10
Praktische Beispiele - Landwirtschaft
Organisationen wie Naturland, Demeter und Bioland getan, um sicherzugehen,
dass die strengen Anforderungen eingehalten wurden. In der Weser/Ems Region
werden etwa 1 000 ha für die ökologische Landwirtschaft genutzt. Die ökologische
Landwirtschaft wird außerdem von der Bundesregierung im Rahmen des nationalen Agrar-Umweltprogramms unterstützt.
Durchführung
Der OOWV kaufte gefährdetes Land in Wasserschutzgebieten und verpachtete es
an solche Landwirte die ökologischen Anbau betreiben. Auf einem Hof wurde ein
Informationszentrum erbaut. Der ‚Biohof Bakenhus“ ist zur Besucherattraktion für
Schulkinder und andere Interessengruppen geworden. Dort gibt es einen Lehrpfad
zum Thema Grundwasserschutz und man kann an Seminaren zum Thema Landwirtschaft und Grundwasserschutz teilnehmen.
Finanzierung
Zuerst musste Land gekauft werden, was zwischen 15 000 and 40 000 Euro
pro ha kostete. Die Landwirte erhalten zusätzliche Finanzierungen durch das
Agrar-Umweltprogramm. Diese variieren zwischen 285 Euro in den ersten zwei
Jahren und 160 Euro pro ha in den darauffolgenden Jahren. Um die Landwirte zu
überzeugen, ökologische Landwirtschaft zu betreiben, verpachtet der OOWV die
Flächen zu einem günstigeren Preis als sie von konventionell anbauenden Landwirten erhoben hätten. Der OOWV hat ein großes Interesse daran, dass die Flächen
ökologisch bewirtschaftet werden, um die Qualität des Grundwassers zu schützen.
Im Vergleich zu den freiwilligen Vereinbarungen, ist ökologische Landwirtschaft
sehr kostenaufwendig, bringt aber gute Resultate bei der Reduzierung von diffusen
Einträgen in die Gewässer.
Herausforderungen
Die Landwirte erzielen mehr Profit, wenn sie ihre Produkte direkt an den Verbraucher verkaufen können. Dies erfordert jedoch großes unternehmerisches Geschick
von den Landwirten. Es ist ein großer Schritt, auf eine ökologische Anbauweise
umzustellen. Außerdem sollte angemerkt werden, dass sich aufgrund ihrer bestehenden Infrastruktur nicht alle Höfe für den ökologischen Anbau eignen. Angesichts der verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen, hatte man mit mehr Landwirten gerechnet, die umstellen.
Nutzen
Ökologische Landwirtschaft hat ihre eigene Wege der Weiterverarbeitung und Vermarktung. Zur Verarbeitung und zum Verkauf von ausschließlich ökologisch ange-
212
80
76,4
68,3
mobile N (NO3 or NH4) [kg/ha]
70
60
57,4
40
56,5
49,5
50
43,7
42,1
28,8
30
20
10
0
nach dem Sommer Wintergetreide
angebautes Getreide
(= überwiegend Zwischenfrucht)
ökologischer Landbau (Biohof Bakenhus)
nach Mais
Mittelwert
1997-2004
Bodenproben aus dem Wassereinzugsgebiet
Ausgewaschenes Nitrat im Spätherbst, mittlere Werte aus 8 Jahren (1997-2004) (Quelle: OOWV)
bauten Produkten wurden Geschäfte, Molkereien, Brauereien und Fleischereien
eröffnet. Es wurden Märkte für ökologische Produkte eingerichtet und mittlerweile
entwickeln sogar Supermärkte ihre eigenen ökologische Produktlinien, um die
Nachfrage befriedigen zu können. Die regionale Entwicklung wird durch ökologische Landwirtschaft bereichert. Eine nachhaltige landwirtschaftliche Entwicklung
basiert auf ökologischer Landwirtschaft und dem damit zusammenhängenden
Verbot für importiertes Viehfutter, was den bedenklichsten Aspekt der industrialisierten Landwirtschaft darstellt. Die ökologische Landwirtschaftsbewegung hat die
Förderung von typisch regionalen Produkten beeinflusst. Der Konsum regionaler,
landwirtschaftlicher Produkte trägt zur Reduzierung von Transport- und Emissionskosten bei.
Kontakt
Dr. Johannes große Beilage
OOWV
Bakenhuser Esch 8
D - 26197 Großenkneten
Telefon: +49 (0)4435-95112
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bakenhus.de
213
10
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
Forstmaßnahmen entlang von Gewässern - Verbesserung und Schaffung von Gewässerrandstreifen
Schweden, landesweit
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: verstärkt seit den
1990ern
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Seit der Änderung des Schwedischen Forstgesetzes 1993 wird umweltrelevanten
Themen die gleiche Beachtung geschenkt wie den ökonomischen Faktoren.
Außerdem erkannte u.a. die Nationale Forstbehörde, dass die Gewässer in der
Forstwirtschaft nicht genügend berücksichtigt wurden und dass dagegen etwas
getan werden musste. Daraus entstand 1999 das Projekt „Grünere Wälder“, ein Fortbildungsprogramm für Forstwirte, Waldbesitzer und Waldarbeiter mit dem Ziel, den
ökologischen Wert der profitablen Holzindustrie zu steigern. Wahrscheinlich war
dies der Initiator für das Gewässerrandstreifenkonzept. Heute sind Gewässerrandstreifen in einem sonst kahlgeschlagenen Gebiet nichts Ungewöhnliches.
Ziele
Langfristiges Ziel ist der Ersatz von kommerziellen Baumarten (hauptsächlich
Fichte) entlang der Gewässer durch Laubbaumarten, entweder durch natürliche
Sukzession oder durch gelenkte Maßnahmen, wie Ausdünnung und Nutzung von
Totholz in Gewässern. Viele natürliche Gewässerrandstreifen wurden kahlgeschlagen und mit Fichte wieder aufgeforstet, zu Lasten der Wasserqualität, Biodiversität
und den natürlichen Kreisläufen. Das Anlegen von Gewässerrandstreifen wird
sowohl die terrestrische als auch die aquatische Biodiversität erhöhen. Anwohner
könnten durch die verbesserte Wasserqualität vom Freizeitangeln profitieren. Die
Gewässerrandstreifen sind natürliche „Filter“ gegen Nährstoffauswaschung aus
kahlgeschlagenen Gebieten, so dass Stickstoff und Phosphor nicht in so großen
Mengen in die Oberflächengewässer gelangen. Außerdem werden auf diese Weise
214
die großen Forstmaschinen, die den Boden zerstören und zu Erosion am Gewässerrand führen, vom
Gewässer ferngehalten.
Akteure
Das Bewusstsein für die Bedeutung von Gewässerrandstreifen kam in den frühen 1990ern als
Folge von sehr harter forstwirtschaftlicher Praxis
in Schweden auf. Daraus resultierten der Verlust
von Biodiversität und die Schädigung des ökologischen Gleichgewichts an Land und im Wasser.
Einige nationale und regionale Umweltverbände
machten die Nationale Forstbehörde und die
Landkreise darauf aufmerksam. Die Behörden
waren durch Monitoring bereits zu den gleichen
Erkenntnissen gekommen. Viele Organisationen,
Behörden und Privatleute beteiligten sich mit den
verschiedensten Projekten und wissenschaftlichen
Studien.
Ein natürlicher Gewässerrandstreifen von hohem
Durchführung
ökologischen Wert
Mit Hilfe einer Biotopkartierung von 800 km
Gewässern wurde ermittelt, dass rund 50% der
Gewässerrandstreifen im Emån Einzugsgebiet unzureichend waren. Emåförbundet hat dies bei der Erstellung des übergreifenden Fischwirtschaftsplan für den
Emån berücksichtigt. Heute ist die Verbesserung der Gewässerrandstreifen ein
wesentlicher Bestandteil der fischwirtschaftlichen Maßnahmen und, bis zu einem
gewissen Grad, der Forstplanung.
Finanzierung
Die Kosten für diese Maßnahme sind schwer zu berechnen, da sie die Waldbesitzer einbezieht, die auf Kahlschlag verzichten und natürlich vorkommende Laubbäume entlang der Gewässer wachsen lassen. Würde ein Waldbesitzer auf 10 m
Wald auf jeder Seite des Gewässers verzichten, bedeutet das einen Verlust von
1 ha produktiver Forstfläche auf 500 m Gewässerstrecke. In Schweden produzieren
kommerzielle Wälder durchschnittlich 150 m3/ha bei einem Preis von 35 Euro/m3.
Das bedeutet einen Verlust von etwa 5 500 Euro/ha pro Wachstumszyklus (60-80
Jahre). Allerdings werden die an dieser Maßnahme teilnehmenden Waldbesitzer
215
10
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
subventioniert. Die Nationale Forstbehörde zahlt bis zu 80% der Personalkosten,
wenn der Waldbesitzer die Gewässerrandstreifen wieder herstellt. Der Produktionsverlust wird jedoch nicht kompensiert.
Herausforderungen
Die Situation ist weder aus regionaler noch aus nationaler Sicht zufriedenstellend.
Eine strengere Gesetzgebung sollte die Landbesitzer vom Kahlschlag entlang der
Gewässer abhalten. Da das schwedische Forstgesetz dies nicht verlangt, sondern
den Waldbesitzern nur rät, die Gewässerrandstreifen von der Waldernte auszunehmen, sind gute Resultate durch gesetzliche Maßnahmen schwer zu erzielen.
Stattdessen müssen Fortbildung und Leitfäden für die Waldbesitzer zur Zielerreichung beitragen.
Nutzen
Nachhaltige Forstwirtschaft entlang der Gewässerrandstreifen ist sowohl für die
Waldbesitzer als auch für Besucher von Nutzen, wegen des höheren ökologischen
Wertes, der verbesserten Wasserqualität und dadurch z.B. besseren Angelmöglichkeiten. Da Schweden (und das Emån Einzugsgebiet) im Vergleich zu vielen anderen
europäischen Ländern ein großes Potential im Ökotourismus hat, ist das Ziel die
Verbesserung der ökologischen Werte und der Qualität bei gleichzeitiger Erhaltung
einer profitablen Holzindustrie.
Ein typischer mangelhafter Gewässerrandstreifen
im Einzugsgebiet des Emån
Kontakt
Skogsstyrelsen
Vallgatan 8
SE - 55183 Jönköping
216
Von einem Waldbesitzer wiederhergestellter
Gewässerrandstreifen am Fluss Nömmenån
Telefon: +46 (0)36-359300
E-Mail: [email protected]
Internet: www.svo.se
Forstmaßnahmen entlang von Gewässern Gewässerquerungen
Schweden, landesweit
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: verstärkt seit den
1990ern
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
In vielen Teilen des Landes erschweren, seit den späten 1980ern, Starkregen und
milde Winter die Suche der Holzindustrie nach Flächen mit ausreichender Bodentragfähigkeit. Außerdem verursacht dieses Wetter physische Schäden, Nährstoffauswaschung und Sedimentation in kleinen, an Kahlschlaggebieten angrenzenden
Gewässern. Eine geringe Bodentragfähigkeit erhöht die Umweltprobleme und die
Kosten für die Industrie wegen des unregelmäßigen Holzabtransports immens.
Daher begann das von der Holzindustrie und der schwedischen
Regierung finanzierte Forst-Forschungsinstitut (Skogforsk) mit
der Suche nach möglichen Problemlösungen.
Ziele
Hauptziel ist es, verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen, wie
Schäden an Gewässern und Boden durch gute fachliche Praxis
und gute Planungsinstrumente in der Forstwirtschaft vermieden
bzw. reduziert werden können. Die einfachsten Methoden dabei
sind den Boden bzw. das Gewässer mit Matten aus Fichtenzweigen oder Reisig abzudecken oder, noch besser, Äste auszulegen.
Transportable Stahlbrücke
von der Firma Hultdins
Provisorische Brücken aus Stahl oder sogar aus stabilem Plastik
sind noch immer nicht sehr verbreitet, funktionieren aber sehr
gut. Einige kleine schwedische Firmen, z.B. Martinsson AB und Hultdins produzieren gute Konstruktionen. Eine weitere, immer beliebtere Methode ist der Gebrauch
von CTI Reifen (Central Tyre Inflation), wobei der Luftdruck in den Reifen während
der Fahrt dem Bodendruck angepasst werden kann. Zusätzlich zu diesen Techniken
217
10
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
ist es sehr wichtig, Zugangs- und Wirtschaftswege
genau zu planen, um das Fahren in feuchten oder
nassen Regionen zu vermeiden.
Akteure
Die Holzindustrie, Nationale Forstbehörde, das
schwedische Forst-Forschungsinstitut (Skogforsk),
Naturschutzverbände, Unternehmer und Hersteller
Transportable Holzbrücke von der Firma Martinsson AB
Eine Matte aus Birkenzweigen - die günstigste
Methode zur Minimierung der Schäden an
Böden und Gewässern
Durchführung
Die Methoden, die das Skogforsk präsentierte,
basieren auf Interviews mit fünf Forstbetrieben
oder Genossenschaften auf regionaler Ebene und
auf Interviews mit mehr als zehn Subunternehmern.
Die Ergebnisse wurden in der Broschüre „Skogforsk
Resultat“ Nr. 4, 2002 veröffentlicht. Seitdem haben
Initiativen wie ein EU Life-Projekt die Methoden
getestet. Schwedische Firmen haben damit begonnen, transportable Brücken herzustellen.
Finanzierung
Eine Matte aus Fichtenzweigen kostet etwa
2 Euro/m und die haltbarere Matte aus Reisig
etwa 16 Euro/m. Die Kosten für die verschiedenen
Brücken belaufen sich auf 1 600 bis 3 200 Euro.
CTI Reifen nutzen schneller ab, so dass sie öfter
gewechselt werden müssen.
Herausforderungen
Wegen der zusätzlichen Kosten für die verschiedenen Techniken, ist die Situation
noch nicht zufriedenstellend.
Nutzen
Die beschriebenen Maßnahmen reduzieren die Nährstoffauswaschungen und
Sedimentation in Gewässer und tragen somit zu ihrem Schutz bei.
Kontakt
Skogforsk
Uppsala Science Park
SE - 75183 Uppsala
218
Telefon: +46 (0)18-188500
E-Mail: [email protected]
Internet: www.skogforsk.se
Einschränkungen in Schutzzonen entlang von
Gewässern bezüglich Forstwirtschaft (Schutzzonengesetz)
Lettland
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1997
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Laut dem lettischen Schutzzonengesetz ist Kahlschlag im Abstand von 50 m
zum Gewässer verboten. Ausnahmen sind das Fällen von Bäumen in Notfällen,
das Beseitigen von Sturm- und Schneeschäden und zur Unterhaltung von Überschwemmungsgebieten. In Schutzzonen schmaler als 50 m, ist Kahlschlag in der
gesamten Schutzzone verboten. Diese Gewässerrandstreifen werden zur Erhaltung
der Wasserqualität sowie zum Schutz der Biodiversität in der Gewässerumgebung
eingerichtet. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Daten über die Auswirkungen von Forstwirtschaft auf die Gewässer. Das Gesetz schreibt spezielle Restriktionen für die Forstwirtschaft in der Nähe von Gewässern und Feuchtgebieten vor.
Der Gebrauch von Mineraldüngern und Pestiziden ist im Abstand von 10 m zum
Gewässer untersagt. Diese Substanzen gehören in
der Forstwirtschaft jedoch nicht zum Standard.
Beschränkungen:
• Verbot von Kahlschlägen im Abstand von 20100 m zu Sümpfen (100 m, wenn das Gebiet
größer als 10 ha ist)
• Verbot von Kahlschlägen im Abstand von 50 m
zu Gewässern
• Verbot von Kahlschlägen von Schwarz-Erlen-,
Eichen-, Eschen-, Weiden-, Ulmen-, Linden- und
Wald in der Schutzzone
219
10
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
Ahornbeständen im Bereich des Gewässerrandstreifens (10 - 500 m vom Gewässer, abhängig von der Größe)
• Verbot vom Hauptholzeinschlag im Abstand von 10 m zum Gewässer
Ziele
Die Gewässerrandstreifen werden für Flüsse, Bäche und künstliche Gewässer eingerichtet. Sie sollen die negativen Auswirkungen von Verunreinigungen der aquatischen
Ökosysteme reduzieren, Erosion verhindern, wirtschaftliche Aktivitäten in Überschwemmungsgebieten einschränken und das typische Landschaftsbild erhalten.
Akteure
die Regierung, Waldbesitzer, Forstbetriebe und Gemeinden
Durchführung
Das Gesetz wird vom Staatlichen Forstdienst, einer Institution innerhalb des Landwirtschaftsministeriums, umgesetzt. Er ist für eine einheitliche Forstpolitik in allen
Wäldern verantwortlich, kontrolliert und überwacht die Bestimmungen der Gesetzgebung und wickelt Förderprogramme zur Sicherung einer nachhaltigen Forstwirtschaft ab. Die Waldbesitzer werden durch Waldbewirtschaftungspläne (Bestandsaufnahmen) und sogenannte „Abhiebbestätigungen“ (oder Genehmigungen), die
der staatliche Forstdienst für fast alle Forstwirtschaftsaktivitäten herausgibt über
die Restriktionen informiert. Der staatliche Forstdienst ist durch eine Direktion und
mehrere Zweigstellen vertreten. Die staatlichen regionalen Forstbezirke fungieren als
Forstbehörde für ein bestimmtes Gebiet und haben bestimmte Aufgaben zu erfüllen.
Finanzierung
Es handelt sich hauptsächlich um indirekte Kosten, die aus den Einschränkungen
der wirtschaftlichen Aktivitäten in den Schutzzonen resultieren.
Herausforderungen
Die Umsetzung des Schutzzonengesetzes kann für Waldeigentümer manchmal zur
wirtschaftlichen Belastung werden.
Nutzen
Der wesentliche Nutzen ist der Schutz der Wasserressourcen und der Biodiversität
in der Gewässerumgebung.
Kontakt
Liga Brunina, Vides Projekti
Pils Street 17
LV - 1050 Riga
220
Telefon: +371-7503137
E-Mail: [email protected]
Untersuchung der Auswirkungen intensiver Forstwirtschaft auf die wasserregulierenden Eigenschaften von Wäldern
Lettland, Stadt: Madona, Pļaviņas, Ort: Forstbezirk Kalsnava
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2005
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Laut dem lettischen Schutzzonengesetz ist Kahlschlag im Abstand von 50 m
zum Gewässer verboten. Ausnahmen sind das Fällen von Bäumen in Notfällen,
das Beseitigen von Sturm- und Schneeschäden und zur Unterhaltung von Überschwemmungsgebieten. In Schutzzonen schmaler als 50 m, ist Kahlschlag in der
gesamten Schutzzone verboten. Diese Gewässerrandstreifen werden zur Erhaltung
der Wasserqualität sowie zum Schutz der Biodiversität in der Gewässerumgebung
errichtet. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Daten zu den Auswirkungen
von Forstwirtschaft auf die Gewässer.
Ziele
Ermittlung der optimalen Breite von bewaldeten Gewässerrandstreifen in Kahlschlaggebieten.
Akteure
Lettisches Forstforschungsinstitut „Silava“ (LFRI „Silava“)
Durchführung
Auf Versuchsflächen werden die Auswirkungen von Kahlschlägen und selektivem
Abhieb auf die Grund- und Oberflächenwasserqualität untersucht. Diese Flächen
liegen in drei verschiedenen Waldtypen, welche die oligotrophen, mesotrophen
und eutrophen Nährstoffbedingungen charakterisieren.
221
10
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
Finanzierung
25 000 Euro pro Jahr aus dem Forstentwicklungsfonds (Lettland).
Herausforderungen
Die Hauptprobleme werden durch Unstimmigkeiten in der Gesetzgebung und
durch geringe Beteiligung der Grundeigentümer vor Ort verursacht.
Nutzen
Die Umsetzung des Schutzzonengesetzes kann für die Waldeigentümer eine
wirtschaftliche Belastung sein. Die wissenschaftlichen Daten müssen erhoben
werden, um die Umsetzung der Ziele des Schutzzonengesetzes zu unterstützen
und die Auswirkungen der Schutzzonen auf die Wasserqualität zu beweisen bzw.
zu widerlegen.
Grabung eines Probebrunnens im Gewässerrandstreifen
Kontakt
Aigars Indriksons
Latvian Forestry Research
Institute „Silava“
Rīgas iela 111
LV - 2169 Salaspils
222
Telefon: +371 (0)6-7942555
E-Mail: [email protected]
Internet: www.silava.lv
SCaMP: Nachhaltiges Bewirtschaftungsprogramm
für Einzugsgebiete (Sustainable Catchment
Management Programme)
Nordwest England, Region: Peak District, Ort: Bowland, Longdendale, Goyt
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: April 2005
bis: April 2010
Dauer: 5 Jahre
Hintergrund
Der Wasserversorger United Utilities besitzt etwa 58 000 ha Land im Nordwesten
Englands, wo er einen Großteil des Wassers gewinnt, das aufbereitet und an die
Kunden geliefert wird. Viele Flächen sind als “Orte von besonderem wissenschaftlichen Interesse“ (Sites of Special Scientific Interest) ausgewiesen und in schlechtem
Zustand. Das nachhaltige Bewirtschaftungsprogramm SCaMP soll diese Bedingungen verbessern und die Biodiversität erhöhen. Außerdem wurde festgestellt,
dass die Rohwasserfarbe aus den Hochlandeinzugsgebieten unbefriedigend ist
und durch SCaMP soll diese Situation verbessert werden.
Ziele
• Landschaften und Lebensräume für Wildtiere wiederherstellen
• nachhaltige Landwirtschaft fördern
• Einbeziehung der Landwirte in die nachhaltige Landbewirtschaftung
• Erarbeitung von Bewirtschaftungsmethoden für das Hochland, die zur Verbesserung der Rohwasserfarbe beitragen
Akteure
United Utilities ergriff die Initiative zusammen mit dem Umweltverband RSPB
(Royal Society for the Protection of Birds). Weitere Partner sind:
• Lancashire Ländliche Zukunft
• Peak District Nationalparkbehörde
• Landwirte, die das Land pachten
223
10
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
Durchführung
SCaMP entwickelte komplette Betriebspläne für alle Landbesitze in einem
20 000 ha großen Gebiet. Die Betriebspläne umfassen Wiederherstellung des Heidelands, Betriebsführung, Verbesserungen der landwirtschaftlichen Gebäude und
verfügbare Zuschüsse. Die Pläne sind sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch
nachhaltig. Es liegen bereits die Zustimmung zu den Plänen und die Bemühung
um Subventionen für mehr als 75% des SCaMP Landes vor. United Utilities hat
Verbesserungen auf der Withendale Farm durchgeführt. Dies beinhaltete Gebäudesanierung, die Wiedervernässung des Heidemoors und Anpflanzungen. Im Rahmen
von SCaMP wurde 2006 mit der Pflanzung von
50 000 Bäumen auf der Withendale Farm begonnen. Das neue Waldgebiet wird einmal 84 ha
umfassen. Es war die größte Pflanzung in Nordengland in diesem Jahr und weitere sollen in den
nächsten drei Jahren folgen.
Einbringen einer Sperre bei Whitendale
224
Finanzierung
United Utilities konnte dieses 15 Mio. Euro Programm als Teil seines Vertrages (Investitionsplan
zur Verbesserung und Erhaltung von Wasserund Abwasserdienstleistungen) mit OFWAT (die
Aufsichtsbehörde für Wasserdienstleistungen)
finanzieren. Das Programm beinhaltet die Arbeiten
in zwei Gebieten, die insgesamt 20 000 ha Land
umfassen. Das Geld wird genutzt, um Heideland
im Wasserentnahmegebiet von United Utilities
wiederherzustellen und die landwirtschaftliche
Infrastruktur im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft zu verändern. Durch diese Investitionen
haben die Landwirte Zugang zu landwirtschaftlichen Umweltfonds, die ihnen die angestrebte
Arbeitsweise ermöglichen.
Herausforderungen
Herausfordernd war die Entwicklung von Betriebsplänen vor dem Hintergrund
eines neuen landwirtschaftlich-ökologischen Systems und der Zeitspanne von
12 Monaten. Die Unsicherheit betreffend der nationalen landwirtschaftlich-ökologischen Zuschüsse erschwert die Arbeitsplanungen, was aufreibend für die
Pächter sein und die Umsetzung verzögern kann. OFWAT, die Aufsichtsbehörde,
dazu zu bringen United Utilities SCaMP finanzieren zu lassen, war schwer, aber mit
der Unterstützung von Verbänden (RSPB, Natural England) und dem Ministerium
(DEFRA) wurde das Programm auf zwei United Utilities Grundstücken genehmigt.
Nutzen
Die SSSI werden wiederhergestellt, die Biotope aufgewertet und die Biodiversität
verbessert. Die SSSI werden auch künftig vor Überweidung und rücksichtslosem
Vegetationsmanagement geschützt. Das Hochland wird von verträglicherer Landwirtschaft, verbesserten Gebäuden und Landwirten mit Zugang zu den landwirtschaftlichen Umweltfonds profitieren. Außerdem könnte weniger verfärbtes Wasser
aus den Hochlandquellen den Energie- und Chemikalienverbrauch zum Abbau der
Farbe reduzieren.
Sperren bei Sykes
Kontakt
Martin McGrath
United Utilities
Lingley Green Avenue, Great Sankey
UK - Warrington, WA5 3LP
Telefon: +44 (0)1925-463096
Internet: www.unitedutilities.com/
?OBH=3227
225
10
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
Newlands - Neue Umgebung durch Wälder
Nordwest England
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2003
bis: 2015
Dauer: 13 Jahre
Hintergrund
Das Projekt Newlands möchte auf Brach- und Altlastenflächen Wälder anpflanzen.
Es werden sowohl soziale als auch ökonomische und ökologische Ziele angestrebt.
Außerdem wird in der gesamten Region gezielt vorgegangen. Die Auswahl der
Gebiete berücksichtigt den öffentlichen Nutzen, die strategischen Regionalpläne
und Prioritäten für die Regeneration. Eine Reihe von übergreifenden Programmen
soll die Wiederherstellung der Wälder auf regionaler Ebene langfristig garantieren.
900 ha Land werden zu Gemeindewäldern umgewandelt. Außerdem entstehen
neue und bessere Fuß- und Fahrradwege.
Ziele
Die Kosten für Newlands belaufen sich auf 87 Mio. Euro. Es handelt sich hierbei um
eine Maßnahme, die große Gebiete mit verfallenem, wenig genutztem und vernachlässigtem Land in gedeihende Gemeindewälder umwandelt. 7 Mio. Euro sollen
die Durchführung des größten Newlands Projektes, LIVIA, in Salford (Großraum
Manchester) ermöglichen. 97 Hektar Land sollen in einen der größten Stadtparks
Europas mit erweiterten Fuß- und Radwegen, einem Skulpturenpfad, Freiluftklassenzimmern, Spielplätzen und einer Mountainbikestrecke umgewandelt werden.
Das LIVIA Projekt wird Investitionen anziehen und den gewerblichen sowie den
Wohnwert erhöhen.
Akteure
Wesentliche Partner sind die Regionalentwicklungsagentur Nordwest und die
Forstkommission. Weitere Partner sind Community Forests Northwest, Mersey Basin
Campaign und Groundwork.
226
Durchführung
Newlands arbeitet in der gesamten nordwestlichen Region. Das erste Teilprojekt
wurde in Moston Vale (im Norden von Manchester) durchgeführt. Die Umsetzungsphase dauerte von August 2005 bis April 2006. Die Finanzierung durch
die Regionalentwicklungsagentur Nordwest beinhaltet für jedes Teilprojekt die
Unterhaltungskosten für weitere 15 Jahre. Zahlreiche andere Teilprojekte, wie z.B. in
Lancashire, Cheshire und Cumbria laufen bereits.
Finanzierung
87 Mio. Euro von der Regionalentwicklungsagentur Nordwest, 34 Mio. Euro für das
Mersey Einzugsgebiet und 53 Mio. Euro für den Rest der Region; 750 000 Euro aus
Deponiesteuern (Landfill Tax credits); 1,8 Mio. Euro EFRE Ziel 1 Förderung; Anträge
wurden auch bei der Lotterie Kommission eingereicht. Die ersten Teilprojekte
finden im Einzugsgebiet des Mersey statt, weitere folgen im gesamten Nordwesten.
Herausforderungen
• der sich ständig verändernde rechtliche Hintergrund zur Sanierung von Altlastflächen und die verschiedenen Interpretationen des Umweltschutzgesetzes
Teil 2a von Seiten der Grundeigentümer, Kommunen und Behörden
• die Schwierigkeiten Land zu registrieren und ein Pacht- bzw. Verwaltungsabkommen für die Newlands Teilprojekte zu treffen
• die Koordination der Erwartungen der Partner, Förderer und der Gesellschaft in
solch einem komplexen Projekt
Nutzen
Die Auswirkungen von Newlands auf lokaler sowie regionaler Ebene sind bemerkenswert und weitreichend. Newlands erhöht den Verkehrswert der Flächen, lockt
Investoren in die Region und fördert andere strategische Investitionen. Außerdem
wertet es den Immobilienmarkt auf. Partner wie Groundwork konsultieren und
beziehen die Gemeinden von Anfang an mit ein. Jedes Newlands Teilprojekt wird
daher so entwickelt, dass es sowohl die Bedürfnisse der Gemeinden als auch die
der lokalen und regionalen Wirtschaft berücksichtigt.
Kontakt
Chris Waterfield
The Forestry Commission
Delamere Area Office, Northwich
UK - Chesire, CW8 2JD
Telefon: +44 (0)1606-889912
E-Mail: [email protected]
Internet: www.forestry.gov.uk/newlands
227
10
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
ASEFOGA (Asociación sectorial forestal de Galicia)
Verband des Forstwirtschaftssektors
Spanien, Region: Galicien
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1996
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
ASEFOGA unterstützt alle Aktivitäten des Forstwirtschaftssektors, sei es aus ökonomischer, ökologischer oder sozialer Sicht, und fördert die Multifunktionalität,
die Vielseitigkeit und die Partnerschaften innerhalb des galicischen Agrar- und
Forstwirtschaftssektors.
Ziele
Ziel ist es, die Entwicklung des Forstsektors zu fördern und die Interessen der Waldbesitzer zu vertreten. Durch Kooperation und in Übereinstimmung mit der strategischen Bedeutung der Wälder und des Forstwirtschaftssektors soll eine Waldkultur
in der galicischen Gesellschaft geschaffen werden. Die Waldbesitzer sollen ausgebildet, und das ökonomische und ökologische Ressourcenmanagement, sowie die
Sozial- und Freizeitfunktion des Waldes sollen gefördert werden.
Akteure
ASEFOGA ist ein 1996 gegründeter, in Santiago de Compostela ansässiger Fachverband, in dem jeder Mitglied werden kann. Er ist nicht gewinnorientiert. Seit kurzem
ist der Verband nach Absprache mit der galicischen Regierung in den Bereichen
Forstwirtschaft und ländliche Entwicklung in Galicien tätig. Außerdem werden
einige Projekte durchgeführt in Abstimmung mit der Stiftung für Artenvielfalt und
gefördert durch den Europäischen Sozialfonds.
Durchführung
Das Projekt bietet technische und administrative Hilfe bei der Waldbewirtschaftung und unterstützt ggf. bei der Beantragung von Subventionen für Forst- und
Planungsarbeiten oder berät bei der Erstellung praktikabler Bewirtschaftungs-
228
einheiten für besondere Wälder. Außerdem bietet es Kurse und Vorträge an über
Landmanagement, die Verbesserung von Forsttechniken und über finanzielle
Angelegenheiten wie Buchführung, Umsatz und Steuerfragen. Hinzu kommt vorbereitende Arbeit für die räumliche Definition lokaler Waldgemeinschaften und die
Schaffung entsprechender Verwaltungseinheiten.
Finanzierung
Die Kosten basieren auf den einzelnen Projekten. Es wird ein jährlicher Beitrag von
den Eigentümern erhoben. Die Kosten werden durch Personal, Verbrauchsmaterialien, Mieten, allgemeine Ausgaben, externe Dienstleistungen, Öffentlichkeitsarbeit usw. verursacht.
Herausforderungen
Keine Angaben
Wald in Galicien
Nutzen
Die Entwicklung nachhaltiger Forstwirtschaftspläne für Privatbesitzer oder Waldgenossenschaften. Kampagnen, Umweltbildung und spezielle Fortbildungen führen
zu einer Zusammenarbeit von verschiedenen Gemeinden bei der Aufstellung
von Gemeindesatzungen und Verwaltungsräten, um ökonomische Aktivitäten zu
ermöglichen.
Kontakt
ASEFOGA
C/ Doutor Maceira, 18 baixo esquerda
ES - 15706 Santiago de Compostela
Telefon: +34 (0)981-534512
E-Mail: [email protected]
Internet: www.asefoga.org
229
10
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
Programm zur regionalen Waldzertifizierung (PEFC)
Spanien, Region: Galicien
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1998
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Die europaweite Waldzertifizierung entstand 1998 als freiwillige Initiative von
privaten Waldbesitzern und basiert auf den Kriterien und Indikatoren, die auf den
Ministerkonferenzen in Helsinki (1993) und Lissabon (1998) zum Schutz europäischer Wälder festgelegt wurden. PEFC ist ein System zur Förderung und Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft. Nationale Zertifizierungssysteme basieren darauf,
damit eine allgemeine Anerkennung in ganz Europa garantiert werden kann.
Ziele
Diese Initiative ist ein Managementsystem, das respektvoll mit der Natur umgeht,
von sozialem Nutzen und ökonomisch realisierbar ist. Außerdem soll das positive
Bild von Wald und Holz als erneuerbare Ressource gestärkt werden. Das Zertifikat
garantiert dem Verbraucher, dass die Produkte aus nachhaltig bewirtschafteten
Wäldern stammen.
Akteure
Spanien trat der PEFC Initiative im Juni 1998 bei. Im Mai 1999 wurde PEFC Spanien
gegründet und vom PEFC Rat als Zertifizierungsgesellschaft für Spanien anerkannt.
Sie ist eine gemeinnützige Institution, offen für alle an nachhaltiger Forstwirtschaft
interessierten Vertreter aus Unternehmensverbänden, Holzproduzenten, Industrie, Handel, privaten Organisationen sowie Verbraucher. Dieses Programm bindet
sowohl private Waldbesitzer als auch Vertreter von staatlichen, regionalen oder
kommunalen Forsten mit ein. Gleichzeitig sind Holzindustrie, Handel, Verbände,
öffentliche und private Forschungszentren, Berater, Universitäten, Gewerkschaften
und Verbraucher vertreten.
230
Durchführung
Das Zertifikat bestätigt Herkunft und Eigenschaften von unbehandeltem Holz.
Dieser Prozess wird von unabhängigen Dritten durchgeführt. Die PEFC Spanien
zertifiziert nachhaltige Forstwirtschaft gemäß einer Reihe von UNE-Standards (Una
Norma Española) für die nachhaltige Forstwirtschaft, aufgestellt durch AENOR
(Asociación Española de Normalización y Certificación). Diese Standards entwickeln
die europaweiten Kriterien und Indikatoren, die zur Zertifizierung in Spanien durch
PEFC-unabhängige Zertifizierungsgesellschaften genutzt werden. Die Zulassung solcher Gesellschaften zur Zertifizierung von Wäldern und Forstprodukten im Rahmen
von PEFC Spanien ist die Aufgabe von ENAC (Entidad Nacional de Acreditación).
Finanzierung
Die Initiative wird vom spanischen Umweltministerium und der PEFC Spanien, der
Zertifizierungsgesellschaft für Spanien, finanziert.
Herausforderungen
Diese Initiative stellt eine mittel- bis langfristige Investition dar, die nicht sofort
Nutzen bringt. Der spanische Forstwirtschaftssektor ist sehr zersplittert. Eine fehlende Beteiligung von Seiten der Besitzer kann den Zertifizierungsprozess verzögern.
Nutzen
Das Zertifikat wirkt sich vorteilhaft auf den Schutz und die Aufwertung der Wälder
aus. Außerdem wird der Wettbewerb erhöht und steigert durch die zertifizierten
Umweltgarantien den Wert der Produkte. Die Verwaltung wird vereinfacht und die
Kosten zur Umsetzung nachhaltiger Forstwirtschaft reduziert. Das Zertifikat schafft
Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Produkte und Dienstleistungen. Neben der
Holzproduktion bieten die Wälder Rohstoffe wie Harz, Kork, Feuerholz usw. All diese
Produkte können dazu beitragen, Arbeitsplätze zu schaffen und das soziale Wohl
zu stärken. Umweltmanagement führt sowohl zu einer Entwicklung des ländlichen
Raums als auch zu neuen Freizeitaktivitäten.
Kontakt
PEFC España, Asociación para la
Certificación Española Forestal
C/ Viriato, 2 - 1º P6
ES - 28010 Madrid
Telefon: +34 (0)91-5910088
E-Mail: [email protected]
Internet: www.pefc.es
231
10
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
Wiederaufforstung
Deutschland, Region: Weser/Ems
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1992
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Aufgrund intensiver Tierhaltung in der sandigen Weser/Ems Region stiegen die Stickstoffwerte in den letzten Jahrzehnten im Grundwasser auf für Trinkwasser unakzeptable Höhen an. Der Wasserversorger OOWV und die Bezirksregierung suchten nach
Alternativen für die Landnutzung und entschieden zusammen mit der Landesforstverwaltung, den Waldanteil in der Region zwecks Grundwasserschutz zu erhöhen.
Ziele
Diffuse Einträge, als Verursacher von Problemen in Oberflächen-, Grund- und Trinkwasser und eine der dringlichsten Herausforderungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, werden zum größten Teil durch intensive Landwirtschaft verursacht. Wo
möglich, sollten Flächen aus der intensiven Bewirtschaftung herausgenommen und
alternativen, für das Grundwasser vorteilhafteren, Landnutzungen zugeführt werden.
Wiederaufforstung ist eine dieser Alternativen, wenn Laubbaumarten gepflanzt
werden und der pH-Wert im Boden kontrolliert wird. Atmosphärische Einträge
verursachen eine Stickstoffinterzeption, was letztendlich einen negativen Einfluss auf
den pH-Wert im Boden hat, so dass Aluminium freigesetzt werden könnte, wenn der
Boden keine Pufferkapazitäten mehr besitzt. Nadelbäume haben größere Interzeptionsraten, weshalb erhebliche Mengen Stickstoff auch unter älteren Baumbeständen
ausgewaschen werden können. Daher ist eine Pflanzung von Laubbäumen unter
ältere Nadelbäume auch ein wichtiges Thema in der veränderten Landnutzung.
Akteure
Der OOWV ergriff die Initiative und kaufte zwecks Wiederaufforstung landwirtschaftliche Flächen in bzw. in der Nähe von Wasserschutzgebieten im Süden der
Weser/Ems-Region. Außerdem trat er mit der Niedersächsischen Landesforstverwaltung in Verhandlungen.
232
Durchführung
Um die diffusen Einträge auf ein Minimum zu reduzieren, entschied der OOWV,
innerhalb der Wasserschutzgebiete in Weser/Ems Land zu kaufen. Insgesamt
wurden 500 ha gekauft, von denen ein wesentlicher Teil den Niedersächsischen
Landesforsten zur Aufforstung mit Laubbäumen übergeben wurde. Die hiesigen
Forstämter können den Wald nutzen, allerdings ohne den Gebrauch von Pestiziden
und ohne Senkung des Grundwasserspiegels. Der Waldanteil im Wasserschutzgebiet liegt mittlerweile bei 39%.
Finanzierung
Zunächst kaufte der OOWV Land. Die Kosten liegen
zwischen 15 000 und 40 000 Euro pro ha. Zusätzlich mussten die Niedersächsischen Landesforsten
zwischen 5 000 und 8 000 Euro pro ha für Bepflanzungen und noch einmal 2 000 bis 4 000 Euro
pro ha für Nachpflanzung und zur Eindämmung
konkurrierender Pflanzen ausgeben. Die Aufforstung ist in den ersten 20 Jahren eine kostspielige
Maßnahme, aber auf lange Sicht könnte sie sich
durchaus als kosteneffizient herausstellen.
Aufforstung auf zuvor erworbenem Land
Herausforderungen
Laut Gesetz, ist es nicht erlaubt aus aufgeforsteten Grundstücken wieder Ackerland
zu machen. Daher verkaufen die Landwirte ihr Land nicht gern zu Aufforstungszwecken. Nicht jede Fläche ist zur Aufforstung geeignet. Einige sind zu klein, bei
anderen ist der Mutterboden so nährstoffreich, dass Auswaschungen zum Problem
werden. Mäuse, konkurrierenden Pflanzen, Dürren oder Frost können weitere mögliche Schäden an aufgeforsteten Flächen verursachen. Deshalb ist es von großer
Bedeutung, die richtige Auswahl an Baumarten zu treffen.
Nutzen
Die Aufforstung wird den Waldanteil in der Region erhöhen, was sich positiv auf
Tourismus und Naherholung auswirken könnte. Aufforstung mit Laubbäumen
verbessert die Biodiversität und den Boden- und Gewässerschutz. Dies sind sehr
wichtige Faktoren für eine nachhaltige Landnutzung.
Kontakt
OOWV
Georgstr. 4
D - 26919 Brake
Telefon: +49 (0)4401-916-0
E-Mail: [email protected]
Internet: www.water4all.com
233
10
Praktische Beispiele - Forstwirtschaft
SILVAQUA
Deutschland, Region: Waldgebiete Harz und Elm in Niedersachsen,
Ort: Oker Einzugsgebiet
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: September 2005
bis: März 2008
Dauer: 31 Monate
Hintergrund
Wälder gelten allgemein als wenig problematisch für den Gewässerschutz. Einträge aus
der Atmosphäre sowie Veränderungen der Waldstruktur und der Waldnutzung können
sich aber auch auf den Zustand der Wasserkörper auswirken, indem sie Qualität, Menge
und Dynamik des Wasserabflusses beeinflussen. Mit Blick auf die WRRL sollen folgende
Aspekte als Problembereiche der forstlichen Landnutzung bearbeitet werden:
•
•
•
•
•
•
Abflussdynamik
Versauerung
Schwermetallmobilisierung
Stickstoffsättigung und Freisetzung
Erosion durch forstliche Bewirtschaftung
Organische Schadstoffe
Ziele
Für die Auswirkungen forstlicher Bewirtschaftung auf die Qualität und Quantität
von Sicker- und Oberflächengewässern in bewaldeten Einzugsgebieten sollen am
Beispiel des Okereinzugsgebiets auf der Basis eines raumbasierten Wissens- und
Entscheidungs-Unterstützungssystems Konsequenzen von Handlungsalternativen
aufgezeigt werden, die in die Entwicklung von WRRL Bewirtschaftungsplänen einbezogen werden können. Dabei werden forstliche Maßnahmen hinsichtlich ihrer
Eignung zur Erreichung des „guten Zustands“ der Gewässer beurteilt.
Akteure
Unterhaltungsverband Oker, Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
(NW-FVA), Uni Göttingen (Institut für Bodenkunde und Waldernährung, IBW und
Institut für Forstökonomie, FORECON), Landesamt für Bergbau Energie und Geo-
234
logie (LBEG), Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küstenschutz und Naturschutz
(NLWKN), Harzwasserwerke (HWW), Niedersächsisches Forstplanungsamt (NFP),
Landesforsten (NLF), Gesellschaft für Forstplanung
Durchführung
Ziel des Projektes ist der Aufbau eines zentralen Geoinformationssystems, eines
hydrologischen Gebietsmodells, eines Stofftransportmodells, sowie einer Wissensbasis „Forstliches Management“. Weiterer Schwerpunkt ist die ökonomische
Bewertung mit Entwicklung eines Bewertungskonzeptes für forstliche Gewässerschutzmaßnahmen, einer ökonomischen Partialanalyse und Aufstellung eines Maßnahmenkataloges über mögliche Maßnahmen der Forstwirtschaft und Optimierung
raumbezogener Bewirtschaftungsszenarien zur Herleitung effizienter forstwirtschaftlicher Maßnahmenkombinationen im bewaldeten Einzugsgebiet der Oker.
Die Öffentlichkeitsarbeit ist besonders wichtig, weil bisher zu wenig Wissen über die
Zusammenhänge von Wald, Waldbewirtschaftung und Wasser verbreitet ist.
Finanzierung
Projekt Oker SILVAQUA (Projektvolumen 1,18 Mio. Euro, bis zu 652 000 Euro
Zuschüsse), Projekt Oker SILVAQUA PLUS (Projektvolumen 76 000 Euro, bis zu
56 000 Euro Zuschüsse) Beide Projekte werden vom Niedersächsischen Umweltministerium kofinanziert.
Herausforderungen
Mangelnde Datenverfügbarkeit und unzureichender Bezug vorhandener Daten zur
Betrachtungsskala der Bewirtschaftungsszenarien für forstliche Bewirtschaftungseinheiten erwiesen sich als nachteilig für die Umsetzung der Projektinhalte.
Nutzen
Mit dem Projekt wird ein Instrument zur Entscheidungsstützung in folgenden
Bereichen der nachhaltigen Entwicklung bereitgestellt:
• Planungsinstrument für stofflich-nachhaltige Forstwirtschaft
• Entscheidungshilfe für forstliche Maßnahmen zum Gewässerschutz (Baumartenwahl, Nutzungsintensität, Hiebverfahren)
• Prognose der Gewässerentwicklung für forstliche Bewirtschaftungsszenarien
Kontakt
Dr. Henning Meesenburg
Forstliche Versuchsanstalt
Grätzelstraße 2
D - 37079 Göttingen
Telefon: +49 (0)551-69401-170
E-Mail: [email protected]
Internet: www.silvaqua.de
235
10
Praktische Beispiele - Tourismus
Praktische Beispiele - Tourismus
Netzwerk von Sportangelunternehmern
Schweden, Region: Emån Einzugsgebiet
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2005
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Das Sportangelpotential im Einzugsgebiet des Emån ist seit langem bekannt,
ebenso die damit verbundenen Vorteile für den Tourismus und die Anwohner. Das
größte Problem ist die Koordination der Verkäufe von Angellizenzen und die Bereitstellung von ausreichenden Informationen darüber, wo man angeln kann. Daher
ergriff Emåförbundet die Initiative, um ein Netzwerk von Sportangelunternehmen
im Einzugsgebiet aufzubauen und somit die Verfügbarkeit und Qualität von Informationen für Angelsport-Interessierte zu verbessern. Gleichzeitig soll den Touristikunternehmen das Agieren erleichtert werden.
Ziele
Ziel des Netzwerks ist es, das Angebot für Touristen
durch effektivere Wissens- und Informationsverbreitung und durch Koordinierung von Verfahren
wie Angellizenzverkäufen und Reiseführerservice
zu verbessern. Dies soll das Sportangeln im Emån
Einzugsgebiet attraktiver machen. Es besteht
großes Potential, die Zahl der Sportangeltouristen
in dieser Gegend zu erhöhen, da es dort hunderte
von Seen und mehrere hundert Kilometer Fließgewässer gibt, die öffentlich zugänglich sind.
Eisangeln
Akteure
2005 ergriff Emåförbundet die Initiative, um ein Netzwerk von Sportangelunternehmen und Fischereiverbänden im Einzugsgebiet aufzubauen. Bisher besteht das
Netzwerk aus elf Mitgliedern.
236
Durchführung
Zum Start des Netzwerks, reisten die Mitglieder im Rahmen einer Studienreise nach
Irland, einem Land, in dem der Sportangeltourismus für die regionale Entwicklung
von großer Bedeutung ist. Dies war ein hervorragender Auftakt für das Netzwerk,
Irland diente als sehr gutes Beispiel, es konnte viel gelernt werden und es war sehr
inspirierend für die Teilnehmer.
Im Anschluss an die Studienreise fanden weitere Sitzungen statt und ein „Angelführer für den Fluss Emån“ wurde erstellt. Dieser wurde an alle Touristeninformationen und Reiseziele im Einzugsgebiet geschickt. Außerdem präsentierte sich das
Netzwerk auf der Sportangelmesse in Jönköping im März 2007. Die Messe ist eine
der größten ihrer Art in ganz Skandinavien.
Finanzierung
Das Projekt ist fortlaufend und beschäftigte im Jahr 2005 nur einen Angestellten,
der teilweise von der EU finanziert wurde. Auch 2006 bestand diese Stelle weiter,
mit der Hoffnung das Netzwerk zu vervollständigen, so dass in den kommenden
Jahren keine Personalkosten mehr entstehen. In Zukunft wird das Engagement der
Netzwerkmitglieder für ein Fortbestehen äußerst wichtig sein.
Herausforderungen
Das eigentliche Problem ist die Erhaltung und Erweiterung des Netzwerks. Ein
Netzwerk funktioniert nur solange, wie seine Mitglieder von der fortbestehenden
Kooperation profitieren. Das ist zum Teil der Grund dafür, warum das Projekt mit
einer so kleinen Anzahl erfahrener Mitglieder begann, welche die Kraft und das
Wissen besaßen, um diese Initiative von Grund auf aufzubauen.
Nutzen
Das Netzwerk wird die Anzahl an Sportanglern hoffentlich erhöhen, die Kooperation zwischen den verschiedenen Mitgliedern verbessern und ihnen ermöglichen,
das Sportangeln im Einzugsgebiet auszubauen und davon zu profitieren.
Kontakt
Hans Månson
Emåförbundet
P. O. Box 237
SE - 57423 Vetlanda
Telefon: +46 (0)383-973-38
E-Mail: [email protected]
Internet: www.eman.se
237
10
Praktische Beispiele - Tourismus
Öko-Museum im Emån Einzugsgebiet
Schweden, Region: Emån Einzugsgebiet
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2002
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Im Einzugsgebiet des Emån besteht großes Potential, die Besucherzahlen zu
erhöhen. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für kleine Gemeinden
und ihre Einwohner. Dies war einer der Hauptgründe für dieses Projekt. Ein weiterer
Grund war die Verbesserung der Qualität von Ausflugsmöglichkeiten für die Besucher das Emån Einzugsgebiets. Gleichzeitig sollen die Bedingungen für Unternehmern verbessert werden, um vom Tourismus profitieren zu können. Emåförbundet baute ein Netzwerk im Einzugsgebiet auf. Ein Ergebnis dieses Netzwerkes
ist das Öko-Museum. Im Emån Einzugsgebiet gibt es keine großen „Touristenmagneten“, welche die Besucher automatisch anziehen. Stattdessen gibt es viele
kleine aber sehr schöne Orte. Jedoch haben die dortigen kleinen Unternehmen nur
geringe finanzielle Mittel, um ihre Touristenattraktion und sich selbst zu vermarkten. Durch die Zusammenarbeit können sie besser auf sich aufmerksam machen.
Ziele
Das Netzwerk soll verschiedene Arten von Sehenswürdigkeiten im Einzugsgebiet
zusammenbringen. Ziel ist es, den Touristenservice durch effektivere Verbreitung
von Informationen und Koordination zu verbessern.
Akteure
Im Winter 2002 startete Emåförbundet diese Initiative, um ein lebendiges Netzwerk
von interessanten Orten im Einzugsgebiet aufzubauen. Zu den Mitgliedern gehören lokale Geschichtsverbände, verschiedene Museen und Touristikunternehmen.
Bisher zählt das Netzwerk 27 Mitglieder.
238
Die Karte zeigt alle Touristenattraktionen im Emån Einzugsgebiet, die im Rahmen des Öko-Museums zusammengebracht wurden.
Durchführung
Zu Anfang wurde in Zusammenarbeit mit den Touristeninformationen eine
Bestandsaufnahme aller Touristenattraktionen im Emån Einzugsgebiet gemacht.
Alle Orte wurden besichtigt, um sicherzugehen, dass es sich um ein qualitativ gutes
und ernsthaftes Angebot handelt. Danach gingen diejenigen, die dem Netzwerk
beitreten wollten, auf eine Studienreise durch das Einzugsgebiet, um alle Attraktionen zu besichtigen. Dies war eine großartige Gelegenheit, um die Mitglieder
zusammenzubringen und ihnen Wissen und Inspiration zu vermitteln. Nach der
Studienreise gab es mehrere Treffen. Die Broschüre wurde erstellt und an alle Touristeninformationen und Reiseziele im Einzugsgebiet verschickt. Um den Service für
die Besucher zu verbessern, wurden neun große Tafeln mit Touristeninformationen
an strategischen Plätzen entlang der Hauptstraßen, die in das Emån Einzugsgebiet
führen, aufgestellt.
Finanzierung
Das Projekt ist fortlaufend und beschäftigte in den letzten Jahren einen Angestellten, der teilweise von der EU finanziert wurde. Die Erstellung der Broschüre und
der Tafeln kostete etwa 60 000 Euro. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa
239
10
Praktische Beispiele - Tourismus
135 000 Euro. Voraussichtlich wird das Projekt weitere 5 Jahre (2008-2013) laufen
und von der Regionalen Entwicklungsbehörde (LBU), der Landkreisverwaltung
und der EU finanziert werden. Am wichtigsten für ein Fortbestehen wird aber das
Engagement der Netzwerkmitglieder sein.
Herausforderungen
Wie immer ist das größte Problem die Aufrechterhaltung des Netzwerks. Dies
bedarf jedoch ökonomischer Ressourcen. Menschen aus einem großen Umkreis
zusammenzubringen ist schwierig und kostspielig. Außerdem funktioniert ein
Netzwerk nur solange jeder Vorteile daraus zieht. Die Mitglieder müssen ein aktives
Interesse am Netzwerk haben. Des Weiteren ist es wichtig, dass das Netzwerk als
ein lebendiger Prozess und nicht als statisch begriffen wird.
Nutzen
Das Netzwerk bringt Menschen aus den verschiedenen Bereichen und Hintergründen
zusammen. Das wird hoffentlich zu einer dynamischen Entwicklung eines jeden Teilnehmers und zu einer Kooperation zwischen den verschiedenen Mitgliedern führen.
Letztendlich wird dies zu einer Entwicklung des Tourismussektors im Einzugsgebiet
führen. Außerdem ist eine gemeinsame Vermarktung sehr viel kostengünstiger.
Es wurden neun Informationstafeln für Touristen an
den Hauptstraßen, die in das Emån Einzugsgebiet
führen, aufgestellt.
Kontakt
Hans Månson
Emåförbundet
P. O. Box 237
SE - 57423 Vetlanda
240
Telefon: +46 (0)383-973-38
E-Mail: [email protected]
Internet: www.eman.se
Entwicklung touristischer Infrastruktur im Gaujatal
Lettland, Region: Landkreise Vidzeme, Riga, Cēsis und Valmiera
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 1973
bis: fortlaufend
Dauer: fortlaufend
Hintergrund
Der Gauja Nationalpark (GNP) ist eines der beliebtesten Touristenziele in Lettland.
Der Gauja wird zum Kanufahren genutzt und ist ein beliebtes Ziel für auswärtige
Touristen. Der Wassertourismus im Umkreis des Gauja ist der am besten entwickelte
in ganz Lettland. In den vergangenen Jahren sind die Besucherzahlen erheblich
gestiegen, was die bestehende Infrastruktur sehr belastet. Ein sehr ernstes Problem
ist dabei die Abfallbeseitigung. Um die Infrastruktur zu erhalten und zu verbessern
und ebenso das Besuchermanagement zu verbessern, hat die Verwaltung des Parks
mehrere Projekte initiiert, die durch lokale Geldgeber und den Europäischen Regionalen Entwicklungsfonds (ERDF) finanziert werden.
Ziele
Das allgemeine Ziel der infrastrukturellen Entwicklung ist es, den Tourismus
zu fördern und das Besuchermanagement weiter zu entwickeln. Gleichzeitig
soll das natürliche und kulturelle Erbe
des Parks erhalten werden. Die Ziele für
den GNP beinhalten:
• Schutz sowohl des Gaujas und seiner
Nebenflüsse als auch des natürlichen
und kulturellen Erbes der Region
Der Fluss Gauja
• Bereitstellung von Möglichkeiten für Ökotourismus und -naherholung
• Bereitstellung von Information und Bildungsangeboten über die natürlichen
und kulturellen Werte der Region für die Öffentlichkeit
241
10
Praktische Beispiele - Tourismus
Akteure
Die infrastrukturelle Entwicklung und Instandsetzung im GNP ist Aufgabe der
Parkverwaltung. Die Unterhaltung der bestehenden Infrastruktur wurde an ein
Unternehmen vergeben.
Teil der infrastrukturellen Entwicklung war die Aufstellung von Informationsschildern und -tafeln.
Ein Rastplatz
242
Durchführung
Der GNP wurde 1973 gegründet. Seitdem hat sich
der Tourismus verstärkt und weiterentwickelt. Die
gegenwärtigen Angebote für Touristen beinhalten
30 Campingplätze, etwa 100 km Fußwege, drei
Informationszentren, vier Parkplätze sowie ein
System von Informationstafeln und -schildern in
der ganzen Region. Die Instandhaltung der Infrastruktur ist äußerst aufwendig und der GNP hat
lokale Unternehmen mit dieser Aufgabe betraut.
Die Campingplätze werden intensiv genutzt. Die
Parkverwaltung hat versucht die Auswirkungen
des Campingtourismus auf das Gebiet zu ermitteln
und ein regelmäßiges Monitoring eingeführt. Es
gibt Pläne zum Bau eines neuen Informationszentrums und zur Ausweitung des Wegenetzes
entlang des Gauja, die mit Hilfe von EU-Mitteln
(EFRE) finanziert werden sollen.
Finanzierung
Die Entwicklung der bestehenden Infrastruktur
wurde zum größten Teil vom Staat finanziert. Die
Entwicklung einer neuen Infrastruktur erfolgt
im Rahmen mehrerer Projekte, die durch den
Lettischen Umweltschutzfonds (LEPF) und den
Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung
(EFRE) finanziert werden.
• Instandhaltungskosten der bestehenden Infrastruktur: etwa 31 300 Euro im Jahr
• Projektkosten zur Ermittlung der Auswirkungen des Tourismus: 13 500 Euro
• Projektzuschüsse durch LEPF für neue infrastrukturelle Entwicklungen:
27 000 Euro
Die Summe an EU-Fördermitteln (EFRE) ist derzeit unbekannt und wird sich infolge
erhöhter Baukosten vermutlich noch ändern.
Herausforderungen
Die größten Probleme treten bei der Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur
und vor allem der Campingplätze auf. Übermäßige Nutzung der Campingplätze
im Sommer (sie werden von Anwohnern oft für Partys genutzt) führt dazu, dass
wilde Campingplätze entstehen und die bestehenden Campingplätze beschädigt
werden. Außerdem treten zu dieser Zeit Probleme bei der Sicherung von Feuerholz und bei der Abfallbeseitigung auf. Ein Grund für die Schwierigkeiten bei der
Bewältigung dieser Probleme ist die unzureichende Finanzierung. Die Bewilligung
des EFRE Zuschusses zur Entwicklung neuer Infrastruktur wurde verschoben, da die
Baukosten extrem gestiegen sind.
Nutzen
Der Tourismus spielt in der lokalen Wirtschaft und in der regionalen Entwicklung
in und um den GNP eine wichtige Rolle. Allerdings bedarf es einer umsichtigeren
Entwicklungsplanung, um sicherzustellen, dass die natürlichen und kulturellen Werte
nicht durch den Erfolg der Tourismusbranche in dieser Region gefährdet werden und
die Gewinne bei den ortsansässigen Unternehmen verbleiben.
Kontakt
Jolanta Skrastiņa
Gauja National Park
Baznicas street 3
LV - 2150 Sigulda
Telefon: +371-7800389
E-Mail: [email protected]
Internet: www.gnp.lv
243
10
Praktische Beispiele - Tourismus
Engure See Naturpark: Tourismusentwicklungsplan
Lettland, Region: Landkreise Kurzeme, Talsi and Tukums
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Januar 2006
bis: Juni 2006
Dauer: 6 Monate
Hintergrund
Der Engure See Naturpark ist ein wichtiges Naturschutzgebiet und steht auf der
Liste der Ramsar und Natura 2000 Gebiete. Es ist der größte Lagunensee in Lettland und beheimatet viele verschiedene Tierarten. 83% aller Brutvögel Lettlands
kommen dort vor. Die Region hat ihre traditionelle Fischerdorfkultur erhalten.
Gleichzeitig ist sie ein beliebtes Ziel für Naherholung, Tourismus und Umweltbildung. Im Park gibt es fünf Bootsein- und ausstiegsstellen, zehn Campingplätze, vier
Aussichtstürme zur Vogelbeobachtung und zwei Naturpfade.
Ziele
Allgemeines Ziel der infrastrukturellen Entwicklung ist es, den Tourismus zu fördern
und das Besuchermanagement zu verbessern, während das natürliche und kulturelle Erbe des Parks bewahrt werden soll.
Akteure
Anstoß zu dieser Initiative gaben das Ländliche Beratungs- und Trainingszentrum
Lettland (LRATC) und der Lettische Naturfonds (LFN). Das NK Consultingbüro war
für die Planentwicklung verantwortlich. Experten aus den Bereichen Tourismus,
Umwelt- und Raumplanung sowie lokale Gemeinden und Tourismusunternehmen
wurden um Stellungnahme zu dem Plan gebeten.
Durchführung
Der Plan wurde in einem interaktiven Prozess erstellt. Es wurden 30 Interviews mit
Vertretern lokaler Gemeinden und Tourismusunternehmen geführt. Vier Workshops wurden für die Anwohner, Bürgermeister, Vertreter der Tourismusindustrie
und andere relevante Interessengruppen organisiert. Außerdem wurden fünf
Feldstudien durchgeführt, um die bestehende Infrastruktur und ihre Entwicklungsmöglichkeiten zu bewerten. Ergebnis dieses Prozesses war die Erarbeitung eines
Entwicklungsplans, der aus vier Teilen besteht:
244
1. Analyse der sozioökonomischen Charakteristika im Park, des ökologischen
Wertes und der Entwicklung des Tourismus von 1991 bis 2006; Durchführung
einer SWOT Analyse der Tourismusressourcen
2. Erarbeitung von Visionen und Zielen für die Tourismusentwicklung
3. Beschreibung der geplanten Maßnahmen, der zu erwartende Kosten und einer
möglichen Finanzierung
4. Monitoring und Feedback, einschließlich Aktivitäten zur Erfassung der Belastbarkeitsgrenze der regelmäßig besuchten Touristengebiete
Finanzierung
Der Plan wurde im Rahmen des von der Weltbank finanzierten GEF „Ostsee Regionalprojekts“ Komponente II „Managementaktivitäten für Binnenland und Küstengebiete“
erstellt. Das LRATC und der LFN sind für die Umsetzung der Komponente in Lettland
verantwortlich. Die Kosten für die Entwicklung des Plans betrugen etwa 24 000 Euro.
Die geschätzten Kosten für die Umsetzung belaufen sich auf etwa 1,2 Mio. Euro.
Herausforderungen
Die Umsetzung des Plans wird einige Zeit dauern. Um Erfolg zu garantieren ist es
wichtig, dass die Gemeinden den Plan akzeptieren und ihn in ihre Entwicklungsstrategien integrieren. Innerhalb des Entwicklungsplans ist es wichtig, dass die
Touristenströme reguliert werden, um sie von empfindlichen Arten und Biotopen
fernzuhalten und die Biodiversität zu schützen.
Nutzen
Es ist erwiesen, dass der Tourismus in vielerlei Hinsicht dazu beiträgt, die regionale
Entwicklung zu fördern, z.B. durch Diversifizierung der Wirtschaft, Schaffung von
Arbeitsplätzen sowie Verbesserungen von Infrastruktur und Service. Gut geplante
und gelenkte Tourismusentwicklung bringt auch soziale und wirtschaftliche Vorteile
für die Anwohner mit sich. In der Region des Engure Sees haben etwa 11% der
Unternehmen und 3,7% der Einwohner direkte Verbindungen zum Tourismussektor.
Wirtschaftliche Studien über den regionalen Tourismussektor (2001-2005) zeigten
die Vorteile dieses Sektors für die regionale Entwicklung auf.
Kontakt
Inga Račinska
Latvijas Dabas fonds
Raiņa bulv. 31-6
LV - 1050 Riga
Telefon: +371-78309989
E-Mail: [email protected]
Internet: w
ww.eedp.lv
www.ldf.lv → Lake Engure
245
10
Praktische Beispiele - Tourismus
ICREW - Verbesserung von Küsten- und
Freizeitgewässern
England und Portugal, Region: Nordwest England und Alentejo
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: April 2003
bis: April 2006
Dauer: 3 Jahre
Hintergrund
Seit der ersten Ausweisung von Badegewässern haben sich die Tourismusstrukturen in
England und Portugal verändert. In England gab es eine rückläufige Entwicklung bei
den traditionellen Strandferien, da sich die Menschen häufiger für Pauschalangebote
im Ausland entscheiden. In Portugal dagegen sind die Badegewässer wegen der ansteigenden Touristenzahlen immer häufiger überlastet. Daher bestand in beiden Ländern
Bedarf, die aktuellen Badegewässerkennzeichnungen neu zu bewerten und sicher zu
gehen, dass die aktuellen Kennzeichnungen die aktuelle Nutzung widerspiegeln.
Ziele
1. Ermittlung von Badegewässern in der
Region, die das Potential zur Ausweisung gemäß der überarbeiteten Badegewässerrichtlinie (2006/7/EC) haben
2. Ermittlung, welche Naherholungsgewässer beworben werden sollen
3. Anwendung von neuen Bewertungskriterien und Erfassungstechniken,
die zur Verbesserung von Badegewässern führen
Kanufahren auf einem der Binnengewässer im Nordwesten Englands.
4. Ermittlung von auszuweisenden/nicht mehr auszuweisenden Standorten
5. Kooperation mit Planungsgremien und Gemeinden, um die Belange von Naherholung, Ökonomie, Tourismus und der Gesellschaft auszugleichen
246
Akteure
In England war die Mersey Basin Campaign in Kooperation mit dem Umweltamt
(Environment Agency) beteiligt. In Portugal wirkten folgende Partner mit: Instituto
da Agua, Comissao Coordenacao e Desenvolvimento Regional do Alentejo, Instituto Superior Tecnico in Portugal.
Durchführung
Es wurden fünf Arbeitsschritte zur Neuausweisung von Badegewässern durchgeführt: Ermittlung der Orte, Bewertung dieser, Untersuchung der Wasserqualität,
wirtschaftliche Analyse und endgültige Auswahl für die Ausweisung bzw. Zurücknahme der Ausweisung. Weitere Details über diesen Prozess können aus dem
zusammenfassenden Bericht (erhältlich auf der Internetseite www.icrew.info) und
dem Protokolldiagramm entnommen werden. Die ausgewählten Badegewässer
in Nordwest England werden derzeit über die Internetseite www.merseybasin.org.
uk/watersports beworben, um die Naherholung und den Tourismus zu fördern.
Pilot Action 5 - Protokolldiagramm
247
10
Praktische Beispiele - Tourismus
Finanzierung
Das ICREW Projekt wurde durch das Interreg IIIB Programm der Europäischen Union
kofinanziert. Das Projektvolumen betrug 1,04 Mio. Euro.
Luftaufnahme vom Blackpool Pleasure Beach, UK
Herausforderungen
In England war das Hauptproblem, dass
bei den Gemeinden die Ausweisung
von Badegewässern nicht besonders
weit oben auf der Tagesordnung
stand. Dieser Umstand machte es sehr
schwer, Treffen zu organisieren, um
die Ausweisung oder die Rücknahme
der Ausweisung von Badegewässern
zu diskutieren. Dieses Problem trat in
Portugal nicht auf, da Badegewässer als
sehr wichtig eingeschätzt werden und
sie außerdem in die lokalen Raumpläne
mit einbezogen werden.
Nutzen
Das ICREW Projekt hat die besten Badegewässer in den jeweiligen Regionen
ermittelt. Ebenso hat das Projekt die Möglichkeiten aufgezeigt, die Binnengewässer für die Naherholung und den Tourismus bieten. Ortsansässige und Touristen
profitieren gleichermaßen von der Neuausweisung der Badegewässer. Die besten
Badegewässer in Englands Nordwesten werden beworben und ziehen somit
sowohl Touristen als auch Einheimische an. Dies alles trägt zu einer nachhaltigen
regionalen Entwicklung bei.
Kontakt
Sarah Wallbank
Mersey Basin Campaign
57 Hilton Street
UK - Manchester, M1 2EJ
248
Telefon: +44 (0)161-24282-15
E-Mail: [email protected]
Internet: www.icrew.info
Mersey Waterfront Regionalpark
Nordwest England, Ort: die Küste von Merseyside sowie die Ufer der Mersey
und Dee Ästuare, entlang 135 km Küstenlinie von Southport (Sefton) bis
Widnes (Halton) und von Runcorn (Halton) bis Heswall (Wirral)
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2003
bis: voraussichtlich 2020
Dauer: > 15 Jahre
Hintergrund
Die Idee für einen Mersey Waterfront Regionalpark (MWR) enstand 2002 aus der
Erstellung des Aktionsplans für die Region heraus. Das Konzept ist relativ einfach.
Der Regionalpark versucht vorhandene und verborgene Vorzüge und Möglichkeiten in den Bereichen entlang des Wassers (Waterfront) zu nutzen, um die
Lebensqualität für die Anwohner, die Attraktivität für Besucher, die Qualität der
Umwelt, das wirtschaftliches Wachstum und das Image der Region zu verbessern.
Die Grundvoraussetzung ist, dass die Summe aller Bestandteile weit zwingender
und mächtiger ist als die einzelnen Komponenten. Die Region hat viele Vorzüge,
jedoch auch viele öffentliche Bereiche, die unter Vernachlässigung und mangelnden Investitionen gelitten haben. Das Mersey Ästuar war einst eines der schmutzigesten Europas, jedoch hat sich diese Situation seit einiger Zeit gewandelt und
diese Tatsache muss auch den Menschen vermittelt werden. Dazu sind lang anhaltendes Engagement (> 15 Jahre), Zusammenarbeit zwischen öffentlichen, privaten
und ehrenamtlichen Sektoren und erhebliche Investitionen notwendig.
Ziele
• die Mersey Waterfront umzuformen, anzutreiben und zu verbinden, um ein
einzigartiges Ortserlebnis zu schaffen und den Stolz und das Bewusstsein für die
Waterfront zu erhöhen
• die Mersey Waterfront als eine der Hauptattraktionen im Zielgebiet Liverpool zu
verankern, indem sie als ein außergewöhnlicher Ort am Wasser beworben wird
• den Tourismus der Region ausbauen, die gebauten und natürlichen Vorzüge der
Küstenlinie und die vorhandenen Umweltressourcen zu verbessern
249
10
Praktische Beispiele - Tourismus
• zu einer verbesserten Lebensqualität innerhalb der Region beizutragen
• neue und bessere Möglichkeiten für Freizeit und Naherholung anzubieten
• zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für eine weitere Entwicklung der Mersey
Waterfront zu finden
Akteure
Die Mersey Waterfront erstreckt sich über 8 Gemeinden und entlang 135 km
Küstenlinie. Die Stadt Wirral hat die Federführung übernommen, die Arbeitsgemeinschaft wird von der Mersey Partnership unterstützt. Das Vorhaben hat einen
unabhängigen Ausschuss mit Repräsentanten aller lokalen Behörden und weiteren
Partner. Dazu gehören die Trinity Mirror Group, Mersey Basin Campaign, Merseytravel, Northwest Development Agency und Mersey Maritime.
Durchführung
Mersey Waterfront ist eine Sanierungsinitiative,
die sich zum Ziel gesetzt hat, 135 km Küstenlinie in der Region Liverpool zu entwickeln. Das
Startprogramm (2003 -2007) war das Fundament,
bzw. die Bewährungsprobe, für das Konzept des
Regionalparks mit Schwerpunkt auf Mündung und
Küste des Mersey. Im Rahmen dieses Programms
wurden 60 Projekte von unterschiedlicher Größe
und Umfang finanziert. Es umfasste Projekte
Pier Head in Liverpool
die sowohl lokale als auch regionale Wirkung
entfalteten und die Qualität, das Umfeld und das
Angebot entlang des Mersey verbesserten. Eine Vielzahl von Maßnahmen beziehen
sich auf den Pier Head in Liverpool. Unter anderem wurden neue Einrichtungen für
Kreuzfahrtschiffe hergestellt, eine Kanalverbindung zwischen Liverpool und Leeds
ermöglicht und ein neues Fährbootterminal wurde errichtet. Zur Abstimmung
dieser Projeke wurde ein Gestaltungsplan entwickelt, um sicher zu gehen, dass alle
Maßnahmen sich gestalterisch ergänzen. Internationale Landschaftsarchitekten
wurden konsultiert, um mit ihren Ideen zu einem benutzerfreundlicheren öffentlichen Raum am Pier Head beizutragen und diesen als zentralen Punkt zu gestalten.
Weitere Projekte beinhalteten z.B. den Bau eines Terminals für Kreuzfahrtschiffe,
die Erneuerung der Promenade, Umweltverbesserungen wie das Speke and
Garsten Küstenschutzgebiet, Installation der „Another Place“ Skulptur und Bau von
Gehwegen. 2006 half die Mersey Waterfront dabei, den Bau eines neuen Besucher-
250
zentrums, das nachhaltige Energien/Ressourcen
nutzt und Besucher- und Bildungseinrichtungen
bietet, zu finanzieren.
Finanzierung
• Startprogramm 2003/2007 - finanziert durch
Northwest Regional Development Agency
(13 Mio. Euro)
• Folgeprogramm 2007/2010 - finanziert
durch Northwest Regional Development
Agency (etwa 16 Mio. Euro) und Government
Office North West durch EFRE Mittel (etwa
19 Mio. Euro)
Die Promenade in Otterspool
• Eine zukünftige Finanzierung ist notwendig, um das Programm bis 2020 zu
unterstützen.
Herausforderungen
• Durchführung eines Projektes mit einer gemeinsamen Strategie für eine ganze
Region, was eine Vielzahl von administrativen Grenzen überschreitet
• Sicherung von finanziellen Mitteln für ein weiterführendes Management und die
Unterhaltung der Einrichtungen
Nutzen
Durch Mersey Waterfront werden die verschiedenen Vorteile der Küstenlinie zusammengebracht. Die Besucher der Region Liverpool werden von den verbesserten
Tourismusangeboten profitieren, was wiederholte bzw. längere Aufenthalte mit sich
bringt. Durch Marktforschung und regelmäßige Umfragen werden die Meinungen
der Besucher genutzt, um weitere Projekte innerhalb der Mersey Waterfront zu
entwickeln und weiter an der strategische Ausrichtung des Programms zu arbeiten.
Waterfront Unternehmen - Ein spezielles Programm soll die Wirtschaft innerhalb
der Region durch eine Vielzahl von Aktivitäten unterstützen. Eine solche Aktion ist
die Vermarktung der gesamten Region als touristische Destination durch Mersey
Partnership. Außerdem gestaltet, beeinflusst und unterstützt das Mersey Waterfront Projekt die Entwicklung von entscheidenden wirtschaftlichen Aktivitäten am
Wasser, wie z.B. der Hafenwachstumsstrategie und Aktivitäten in Verbindung mit
anderen wichtigen Programmen, wie z.B. zur Unterstützung von bestehenden und
251
10
Praktische Beispiele - Tourismus
neuen sozialen Unternehmensinitiativen im Speke & Garston Küstenschutzgebiet
und den „Pride in our Promenades“ Leeds & Liverpool Kanalkorridor.
Anwohner - Durch die Investitionen in öffentliche Bereiche und Freizeiteinrichtungen am Wasser werden Naherholungsmöglichkeiten und Lebensqualität der
Einwohner verbessert.
Investoren - Der Beitrag der Mersey Waterfront zur
Steigerung der Attraktivität der Region Liverpool
wird sich positiv auf zukünftige Investitionen auswirken. Davon werden auch Investoren profitieren,
die sich bereits jetzt engagieren. Zukünftige Investitionen könnten einen größeren Umfang erreichen, was zu einer wirtschaftlichen Aufwertung
und größeren Stabilität der Region führen wird.
Der Fluss Mersey
Interessengruppen - Einige der Mersey Waterfront
Maßnahmen werden bestimmten Interessen- und
Nutzergruppen zugute kommen.
Lokale Behörden - Die lokalen Behörden werden, aufgrund der strategischen
Ausrichtung, Rahmenbedingungen und Finanzierungen von Projekten, die als
Einzelprojekte nicht hätten finanziert werden können, von dem Mersey Waterfront
Projekt profitieren. Mersey Waterfront bietet außerdem ein Forum für Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch.
Sanierungsspezialisten - Durch ein begleitendes internationales Forschungsprogramm und die Internetseite www.globalwaterfronts.com, stellt das Mersey Waterfront Projekt eine Basis an Wissen, internationalen Erfahrungen und die besten
Verfahren zur Verfügung.
Kontakt
Cathy Elwin
Mersey Waterfront Regional Park
12 Princes Parade
UK - Liverpool, L3 1BG
252
Telefon: +44 (0)151-2373945
E-Mail: [email protected]
Internet: www.merseywaterfront.com
Thermalbad in Guitiriz
Spanien, Region: Galicien, Ort-: Guitiriz
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2006
bis: 2010
Dauer: 4 Jahre
Hintergrund
Guitiriz blickt auf eine sehr lange Bädertradition zurück. Seit dem 17. Jahrhundert
wird das Wasser zur Heilung verwendet. Das Thermalbad in Guitiriz wurde 1908
eröffnet. Es gehörte zu den größten Kurbädern in Galicien. Nachdem es für einige
Zeit aufgegeben worden war, wurde es 2003 wiedereröffnet. Heute kommen
viele Touristen in die Stadt, um das Thermalbad zu besuchen. Die Bekanntheit der
Thermalquellen birgt für die Stadt Guitiriz ein großes Potential für Entwicklung.
Außerdem bietet die Stadt wichtige kulturelle Stätten und wertvolle Grünflächen.
Ziele
Guitiriz als Kurbad zu bewerben stellt einen wichtigen Bestandteil in dem Vorhaben
dar, die Entwicklung von nachhaltigem Tourismus in der Stadt voranzutreiben.
In Zusammenarbeit mit den Touristikunternehmen fördert die Stadt ein Produkt,
dass die Entwicklung des Ortes vorantreibt und die Lebensqualität ihrer Einwohner
verbessert. Diese Entwicklung wird unterstützt durch einen Prozess der Beteiligung
und der Koordination von Raum-, Umwelt- und Tourismusplanung.
Akteure
Gemeinde Guitiriz, Crecente Asociados, Universität Santiago de Compostela
Durchführung
Ziel des Projektes ist der Aufbau einer GIS-basierten Datenbank, die es ermöglicht,
thematische Karten zu erzeugen und die Grenzen von Natur- und Wasserschutzgebieten festzulegen. Zusätzlich wurde eine Strategie entwickelt, um die Infrastruktur
der Gemeinde zu verbessern. Dazu gehören der Bau von Brücken, Straßen und
Fußwegen sowie die Aufstellung von Bänken etc. Das Projekt beinhaltet auch die
Finanzierung von privaten Initiativen.
253
10
Praktische Beispiele - Tourismus
Finanzierung
• Projekt zur touristischen Infrastruktur
4 Mio. Euro
• Bewertung der Ressourcen
2,23 Mio. Euro
• Interpretation und territoriale Information 6,15 Mio. Euro
• Fortbildung 36 000 Euro
• Werbung 84 000 Euro
• Marketing 360 000 Euro
• Projektmanagement 42 000 Euro im
Jahr
Herausforderungen
Die größte Herausforderung dieses
Projektes war die Koordination der verRuxida Wasserfall
schiedenen Projektpartner (Gemeinde
Guitiriz, Hotel- und Gastronomieunternehmen, Thermalbad, galicisches Umweltministerium, Grundbesitzer, von denen die meisten Landwirte sind).
Nutzen
Die Wiederbelebung des Thermalbades wird es Guitiriz ermöglichen, sich auf dem
Touristenmarkt durchzusetzen und damit die Anzahl der Touristen zu erhöhen.
Arbeitsplätze werden geschaffen. Die Ressourcen werden besser geschützt und
geachtet. Dies alles trägt zur weiteren Entwicklung der Stadt bei.
Kontakt
Mario Crecente-Maseda
Crecente Asociados
Jazmines 2
ES - 15008 A Coruña
254
Telefon: +34 (0)981-141282
E-Mail: [email protected]
Internet: www.concellodeguitiriz.com
Camino del Miño (Miñoweg)
Spanien, Region: Galicien, Ort: Terra Chá
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: Juni 2005
bis: April 2008
Dauer: 33 Monate
Hintergrund
Es gibt verschiedene Routen des Jakobsweges, die alle nach Santigao de Compostela führen. Drei dieser Routen führen durch die Provinz Lugo. Das Projekt möchte
eine Verbindung zwischen den drei Wegen herstellen. So sollen die Gemeinden von
dem konstanten Strom an Pilgern profitieren. Das Projekt versucht das natürliche
(Wälder, Naturschutzgebiete, Lagunen, Inseln usw.) und das kulturelle bzw. ethnologische (Mühlen, Wasserräder usw.) Erbe wiederzuentdecken und aufzuwerten.
Die Belebung des natürlichen und kulturellen Erbes bringt unbestreitbare wirtschaftliche Vorteile für die ganze Region mit sich. Diese Aktivitäten sind verbunden
mit der Entwicklung von Freizeiteinrichtungen im ländlichen Raum, thermalen
Einrichtungen, regionaler Gastronomie, Rastplätzen, Reitwegen usw.
Ziele
Dieses Projekt umfasst mehrere Gemeindegebiete und möchte Wegverbindungen
schaffen, welche die natürlichen, kulturellen und ethnischen Ressourcen miteinander verbinden. In den Gemeinden Castro de Rei, Cospeito und A Pastoriza sollen
zwei Wanderwege entlang der Flüsse Miño und Támoga entstehen, dabei sollen
bestehende Wege einbezogen werden. Die Maßnahmen umfassen die Instandsetzung der vorhandenen Wege und den Neubau von fehlenden Zwischenstücken
sowie den Bau von Fußgängerbrücken. Die Länge des Weges entlang des Miño
beträgt 43 km und die entlang des Támoga 17 km.
255
10
Praktische Beispiele - Tourismus
Akteure
Vereinigung der Gemeinden in der
Terra Chá Region, Regionale Stiftung
für die Entwicklung der Terra Chá und
GAL Terras do Miño
Durchführung
Dieses Projekt steht unter dem Banner
der Gemeinschaftsinitiative Leader. Den
Anstoß dazu gab die Vereinigung der
Gemeinden in der Terra Chá Region,
die bei der Regionalen Stiftung Terra
Chá vorsprach, die wiederum einen
Bericht über das Projekt anfertigte.
Dieser Bericht wurde der Agentur für
ländliche Entwicklung (AGADER) zur
Prüfung vorgelegt. Die Agentur sendete
eine Empfehlung für den Antrag an die
Terra Chá Stiftung. Sobald die Empfehlung ausgesprochen war, bereitete die
Stiftung den Vertrag mit der Vereinigung der Gemeinden in Terra Chá vor.
Wenn der Vertrag unterzeichnet ist,
beginnt die Umsetzung des Projekts.
Bisher erhielt das Projekt die Genehmigung von Seiten der Confederation
Hidrografica del Norte (Hydrografische
Konföderation Nord) für die Maßnahmen an den Flussufern, der endgültige
Beschluss ist jedoch noch nicht gefasst
worden. Bisher wurde nur Material
gekauft.
Eindrücke vom Weg entlang des Miño
256
Finanzierung
Gesamtinvestition: 556 000 Euro
Geldgeber:
• FEOGA (383 000 Euro)
• Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung (79 000 Euro)
• Agentur für ländliche Entwicklung (AGADER) (90 000 Euro)
• Lokale Behörden (Castro de Rei, Cospeito und A Pastoriza) (4 000 Euro)
Herausforderungen
Bisher gab es keine Probleme bei der Planung und Vorbereitung des Projektes.
Jedoch gab es einige bürokratische Schwierigkeiten. Die Grundbesitzer sind an
einer derartigen Maßnahme nicht interessiert. Sie glauben, dass die Maßnahmen
nicht profitabel sind und der Umsetzung dieses Projekts sogar abträglich sein
könnten. Im Gegensatz dazu sind die kommunalen Behörden sehr interessiert.
Nutzen
Das Projekt hat bewirkt, dass die Öffentlichkeit der Wiederbelebung des natürlichen und kulturellen Erbes positiv gegenüber steht. Das Projekt selbst kann auf
alle Gemeinden übertragen werden, die den Ökotourismus fördern wollen.
Außerdem möchte das Projekt weitere Wanderwege entlang von Flüssen einrichten
und damit die natürlichen, kulturellen und ethnographischen Ressourcen miteinander verbinden. Der Wunsch für die Zukunft ist die Schaffung eines ausgedehneten Netzes von Wanderwegen, dessen Achse der Miño sein soll. Das Projekt ergänzt
die Routen des Jakobsweges und bildet ein ausgedehntes Netz. Des Weiteren trägt
es zur Sicherung der Qualität und Nachhaltigkeit der Touristenziele bei.
Kontakt
Fernando Soto-Camino Rosado
Fundacion comarcal Terra Chá
C/ Carmiña Prieto Rouco, s/n
ES - 27800 Vilalba (Lugo)
Telefon: +34 (0)982-523013
E-Mail: [email protected]
257
10
Praktische Beispiele - Tourismus
Olantis
Deutschland, Region: Weser/Ems, Ort: Oldenburg
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2004
bis: 2006
Dauer: 3 Jahre
Hintergrund
In der Vergangenheit badeten die Einwohner Oldenburgs auch in der Hunte. Seit
den 80er Jahren wurde das Schwimmen im Fluss wegen der schlechten Wasserqualität unmöglich. Es wurde ein Schwimmbad an der Mühlenhunte gebaut, allerdings
ohne Verbindung zum Fluss. Aufgrund der verbesserten Wasserqualität in den letzten Jahren, beschloss die Stadt Oldenburg, die Freizeitnutzung des Flusses wieder
neu zu beleben. Die Hunte sollte in das Schwimmbad integriert werden, so dass die
Besucher in chlorfreiem Wasser schwimmen können. Das Projekt ‚Olantis’ wurde ins
Leben gerufen, mit dem Ziel ein Schwimmbecken in der Mühlenhunte innerhalb
eines Landschaftsschutzgebietes zu schaffen. Der Name Olantis ist eine Kombination aus dem Wort Oldenburg und der versunkenen Insel Atlantis.
Ziele
• Bau einer Kombination aus Hallen- und Freibad und eines natürlichen Schwimmbeckens in einem renaturierten Abschnitt der Mühlenhunte
• Verbesserung der Wasserqualität in der Mühlenhunte
• Integration der Maßnahme in das ‚Grüner Wege Stern’ Netzwerk der Stadt Oldenburg
• das Schwimmen in der Mühlenhunte wieder ermöglichen
• ein breites Angebot von Freizeitaktivitäten bieten
• Nutzung von gefiltertem Wasser aus der Mühlenhunte für das Außenbecken, um
Geld zu sparen und autark zu werden
258
Luftbild von Olantis, mit Innen- und Außenbecken und der Möglichkeit, in der Hunte zu schwimmen
Die Maßnahme ist eine Kombination aus natürlichem Schwimmbecken und Naturschutzgebiet. Das Gebiet ist eine Erweiterung des Naherholungsbereichs Schlossgarten.
Akteure
Die Stadt Oldenburg hat das Projekt initiiert und durchgeführt und ist Betreiber
von Olantis. Das Büro Polyplan übernahm die Planung.
Durchführung
Daten zum Schwimmbereich:
Ausdehnung: 85 x 40 m max.
Wassertiefe: 2,10 m
Nutzbare Wasseroberfläche: 2 468 m2
für Schwimmer: 1 230 m2, für Nichtschwimmer: 1 238 m2
Wassermenge: 2 450 m3
Olantis Insel:
Sonnenwiese: 5 126 m2
Sandstrand: 1 348 m2
Naturschutzinsel mit naturnahem Ufer: 306 m2
259
10
Praktische Beispiele - Tourismus
Umgehungsgerinne: 3 217 m2
Kiesbankfilter: max. 8 000 m3/Tag (Umwälzung)
Filter für die Umwälzung: 5 000 m3/Tag (Nachspeisung)
Finanzierung
Die Nutzung von gefiltertem Wasser aus der Mühlenhunte für das Außenbecken
war die Bedingung für die Plangenehmigung zum Bau von Olantis. So werden pro
Jahr rund 60 000 Euro eingespart.
Herausforderungen
• Diese Maßnahme ist einzigartig in Deutschland. Es gab also kaum Erfahrungen
auf die man sich stützen konnte.
• Die Wasserqualität wird streng kontrolliert und strikte Auflagen müssen eingehalten werden.
• Das Wasser sauber zu halten ist schwer, vor allem wegen der Vögel, die einen
Großteil der Verunreinigung verursachen (Exkremente usw.).
Natürliches Schwimmbecken in der Hunte
Kontakt
Robert Sprenger
Stadt Oldenburg
Industrie Str. 1
D - 26105 Oldenburg
260
Nutzen
Das Schwimmbad ist eine wichtige Freizeiteinrichtung für Anwohner und Besucher in Oldenburg.
Die Größe von Olantis garantiert Schwimmspaß,
bietet aber durch die landschaftlich reizvolle
Gestaltung auch einen Erholungseffekt. Die
verschiedenen Beckenarten unterscheiden Olantis
von anderen Freizeitbädern. Das Schwimmen in
chlorfreiem Wasser zieht Naturliebhaber und Familien an. Olantis ist ein Naherholungszentrum mit
einer großen Zahl an Freizeitaktivitäten bei jedem
Wetter und für Besucher aller Altersgruppen.
Telefon: +49 (0)441-235-3109
E-Mail: [email protected]
Umweltverträgliches Kanufahren auf der Hunte
Deutschland, Region: Weser/Ems, Ort: Fluss Hunte von Wideshausen bis
Oldenburg
Kategorie
Raumbezug
Dauer
 Aktivität
 Maßnahme
 Instrument
 lokal
 regional
 national
von: 2004
bis: 2007
Dauer: 4 Jahre
Hintergrund
In den letzten Jahren ist das unerlaubte Kanu- und
Bootfahren auf der Hunte zwischen Wildeshausen
und Oldenburg stark angestiegen. Diese übermäßigen Aktivitäten haben negative Auswirkungen
auf den Lebensraum, wie z.B. Uferbeschädigungen
und Verschmutzung durch Abfälle. Tiere und
Anwohner wurden extrem gestört. Eine einvernehmliche Lösung war erforderlich.
Ziele
• Kanuaktivitäten in weniger ökologisch empfindliche Gebiete verlegen
Die Hunte
• das Ausmaß an Störungen in Gebieten mit großen Besucherzahlen reduzieren
• die Fauna und Flora, ebenso wie Anwohner vor Lärm und Beeinträchtigung
schützen
Voraussetzungen:
• Bau von günstig platzierten Anlegestellen in angemessener Anzahl
• Einschränkung der Touristenzahl in empfindlichen Gebieten, Begrenzung der
Teilnehmerzahl von geführten Touren
• Vermarktungsstrategie für das neue Angebot
• Informationstafeln über den bestmöglichen Schutz der natürlichen Umgebung
261
10
Praktische Beispiele - Tourismus
Akteure
• Tourismusbeauftragte der Städte und Gemeinden zwischen Wildeshausen und
Oldenburg
• Zweckverband Naturpark Wildeshauser Geest
• Untere Naturschutzbehörden
• NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und
Naturschutz)
• Hunte-Wasseracht
• Verband für Kanutourismus
• Ländliche Erwachsenenbildung
• weitere interessierte Verbände
Kanufahren auf der Hunte
Anlegestelle
Durchführung
Angemessene Anlegestellen zum Ein- und Ausstieg und mit leichtem Zugang zu
guten Rastplätzen mussten gefunden werden. Die Zahlung von Entschädigungen
an Grundbesitzer galt es ebenso zu vermeiden, wie die Ansammlung zu vieler
Touristen an einem Ort. Es wurden Landkarten für geführte Touren entworfen und
Informationstafeln über das Kanufahren und die hiesige Tierwelt aufgestellt.
Auf einer Internetseite wurden Informationen und Kontaktadressen veröffentlicht.
Eine 43 km lange Kanustrecke von Wildeshausen bis Oldenburg wurde gekennzeichnet. Etwa 12 000 Touristen können dieses Angebot voraussichtlich von Mai bis
September nutzen.
262
Finanzierung
Die Erstellung der Landkarten umfasste Kosten für Graphik, Design und Druck.
Gleiches gilt für die Informationsmaterialien und die Internetseite. Außerdem fielen
Kosten für die Schulung der Reiseführer an. Insgesamt beliefen sich die Kosten auf
etwa 28 500 Euro. Die jeweiligen Gemeinden finanzierten die Infrastruktur. Die
Initiative wurde teilweise durch Bingo-Lotto, die Umweltlotterie, den Naturparkfonds Niedersachsen, die betreffenden Städte und Gemeinden sowie den NLWKN
finanziert.
Herausforderungen
Die Einhaltung des rechtliche Rahmens gesteckt durch die entsprechenden
Gesetze und Verordnungen für FFH- und Naturschutzgebiete erwies sich als
schwierig. Sehr viel Zeit und Geduld waren notwendig, um die Akzeptanz der
Anwohner und Interessenvertreter für diese Initiative zu gewinnen. Außerdem war
die Genehmigung der Pläne eine langwierige Angelegenheit.
Nutzen
• umweltverträglicher Tourismus entlang der Hunte
• weniger Konflikte zwischen dem Kanutourismus und Anwohnern durch organisierte Touren und Informationstafeln
• geführte Touren als zusätzliche Einnahmequelle
• Schutz von Fauna und Flora entlang der Hunte durch geführte Touren und Informationsmaterial
• Vermittlung von Wissen zum Thema Naturschutz
• Schutz von wertvollen Lebensräumen und damit die Möglichkeit für seltene
Pflanzen- und Tierarten sich anzusiedeln und auszubreiten
Kontakt
Ina Lehnert-Jenisch
Stadt Oldenburg
Industriestr. 1
D - 26105 Oldenburg
Telefon: +49 (0)441-235-2105
E-Mail: [email protected]
Internet: www.wasserreich-niedersachsen.de → wasserwandern →
kanu → kanutouren → hunte
263
11
Ergebnisse
Text: ENMaR Team
11 Ergebnisse
Die hier dargestellten Ergebnisse des ENMaR Projekts basieren entweder auf den
zahlreichen regionalen Workshops, Erfahrungen aus dem interregionalen Austausch, dem Vergleich zwischen Regionen oder den vorangegangenen Fallbeispielen. Die jeweils für die Themen verantwortlichen Projektpartner haben die
aufgeführten wichtigsten Ergebnisse und Empfehlungen zusammengestellt.
11.1 Akteursbeteiligung
11.1.1Wesentliche Ergebnisse
Die Einbindung unterschiedlicher Akteure ist ein wesentlicher Bestandteil der
WRRL. Es gibt viele Wege und je nach Situation oder Anforderung verschiedene
Methoden die Öffentlichkeit einzubeziehen. Für die Gemeinden wurden die folgenden Punkte herausgearbeitet:
• Gemeinden sind einerseits selbst Öffentlichkeit, anderseits sollen sie die allgemeine Öffentlichkeit einbinden. Sie haben den direkten Kontakt zur allgemeinen Öffentlichkeit, einschließlich der Wassernutzer. Dennoch waren bisher nur
wenige von ihnen an Arbeitsgruppen zur Umsetzung der WRRL beteiligt.
• Aus verschiedenen Gründen war es schwer, Gemeinden zu involvieren:
- die Betroffenheit der Gemeinden ist nicht unbedingt auf den ersten Blick
sichtbar
- Wasserwirtschaft ist nur eines der Themen, mit denen sich die Bürgermeister und Verwaltungsfachleute beschäftigen müssen
- es besteht eine gewisse Zurückhaltung gegenüber der Politik aus Brüssel,
und Richtlinien werden meist als zusätzliche Last wahrgenommen.
• Für eine Gemeinde bedeutet Wasserbewirtschaftung/Gewässerentwicklung eine
Investition in die weichen Standortfaktoren wie z.B. Lebensqualität. Diese sind,
besonders finanziell, oft schwer zu bewerten.
• Die WRRL fordert die Zusammenführung von Interessensvertretern aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und Politikbereichen. Der Flussgebietsansatz fordert die Zusammenarbeit von Beteiligten über administrative Grenzen hinweg.
264
• Die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten wird
von vielen Studien und Publikationen auf europäischer, nationaler, regionaler
und auch lokaler Ebene belegt. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Häufig
findet gar keine Öffentlichkeitsbeteiligung statt. Wenn sie stattfindet, dann oft
in geringem Ausmaß. Wenn eine qualitativ hochwertige Beteiligung stattfindet,
z.B. zu einem sehr wichtigen Thema, erfordert dies einen hohen Organisationsaufwand.
• Öffentlichkeitsbeteiligung funktioniert am besten, wenn:
- sie frühzeitig erfolgt
- zunächst die relevanten Beteiligten identifiziert werden
- die Kommunikationsebene angemessenen ist, was einen gewissen Einsatz
von Ressourcen bedingt.
Öffentlichkeitsbeteiligung in der Wasserwirtschaft kann sehr langfristig von Nutzen
sein. Beteiligung kann die negativen Effekte einer Entscheidung abschwächen und
Akzeptanz für eine Entscheidung herbeiführen, oder sogar ein Gefühl von Eigenverantwortung hervorrufen, was wiederum zukünftig im Bereich Wasserwirtschaft,
oder auch in anderen Bereichen, von Vorteil sein kann.
11.1.2Empfehlungen
Öffentlichkeitsbeteiligung ist ein Schlüsselelement der WRRL. Das Ziel des ENMaR
Projekts war die Beteiligung unterschiedlicher Interessensgruppen, insbesondere
der Gemeinden mit ihren Anknüpfungspunkten zum Thema WRRL. Aufgrund ihrer
Erfahrungen mit Anhörungsverfahren zu verschieden Themen, eignen sich die
Gemeinden für die Beteiligung der breiten Öffentlichkeit.
Im Folgenden werden eine Reihe von Empfehlungen gegeben, welche die Umsetzung der WRRL erleichtern sollen.
• Nutzen und Möglichkeiten: mit Hilfe der Öffentlichkeitsbeteiligung kann eine
größere Akzeptanz für umzusetzende Maßnahmen geschaffen werden. Menschen mit unterschiedlichen Interessen werden zusammengebracht, wie z.B.
Landwirte, Wasserbehörden, Planer ländlicher Entwicklung, Angler, und Anwohner, die dadurch ein Verständnis für die Bedenken des Anderen entwickeln. Im
Zuge der Maßnahmenplanung können so potentielle Konflikte gemildert und
ein gemeinsames Verständnis erzeugt werden. Durch Öffentlichkeitsbeteiligung
wird lokales Wissen zugänglich, eine Art Expertenwissen, das sehr hilfreich sein
265
11
Ergebnisse
kann. Die Öffentlichkeit wird von den Maßnahmen profitieren, also sollte sie
auch in die Planung einbezogen werden. Die Zusammenführung unterschiedlicher Interessen, Erfahrungen und Bedürfnisse kann auch zu Zusammenarbeit in
anderen Bereichen führen.
• Erfolgsfaktoren: Wesentlich ist eine frühzeitige Einbindung. Die Bürger müssen
gefragt werden, bevor Entscheidungen getroffen werden. Darüber hinaus, kann
eine frühzeitige Diskussion der Konflikte rechtliche und administrative Prozesse vereinfachen und beschleunigen. Dies erfordert eine frühzeitige Planung.
Erfolgreiche Öffentlichkeitsbeteiligung braucht die relevanten Zielgruppen, gute
Organisation, sachgemäße Informationen und ausreichend Zeit. Betroffenen
sollte die Möglichkeit gegeben werden, an Entscheidungen, die wirklich wichtig
sind, teilzunehmen, so dass sie sich als Teil der Entscheidung fühlen und sich das
Thema zu eigen machen. Die Öffentlichkeitsbeteiligung sollte als eine Möglichkeit zur aktiven Einbindung von Bürgern gesehen werden, um deren Bewusstsein zu fördern, ihre Umwelt und somit die Lebensqualität zu verbessern. Politik
und Verwaltung sollten daher Beteiligungsprozesse fördern, da sie eine Möglichkeit bieten, Politik, Verwaltung und Bürger näher zusammenzubringen.
• Benennung der Akteure: Die Benennung der zu beteiligenden Gruppen und
deren Vertreter ist ein wichtiger erster Schritt. ‘Stakeholder mapping’ ist eine
Methode zur Identifizierung der Betroffenen (s. Praxisbeispiel S. 120) und sie
entsprechend ihrer Interessen zu kategorisieren. So können je nach Thema oder
Örtlichkeit die entsprechenden Interessensvertreter eingebunden werden.
• Ebenen der Einbindung: Öffentlichkeitsbeteiligung sollte mehr sein als die
Vermittlung von Informationen, nämlich eine aktive Einbindung der Betroffenen.
Wenn die Interessensvertreter oder Bürger voll involviert sind, können sie sich
für das Gewässer vor ihrer Haustür verantwortlich fühlen oder sogar Verantwortung übernehmen.
- Bewusstseinsbildung: ist ein sehr wesentlicher Aspekt. Den Menschen sind
wasserrelevante Themen, deren Ursachen und Auswirkungen häufig nicht
bewusst. Die Durchführung von Exkursionen und die Darstellung von guten
und schlechten Beispielen kann dieses Bewusstsein fördern.
- Information: sollte leicht zugänglich sein und den Bedürfnissen, sowie dem
Wissensstand entsprechen. Information ist nur der erste, wenngleich wichtige Schritt zur Beteiligung.
- Konsultation: ist die Suche nach Meinungen und Ansichten der Beteiligten.
266
- Aktive Beteiligung: ist eine höheres Niveau der Öffentlichkeitsbeteiligung,
wobei den Beteiligten eine gewisse Verantwortung übertragen wird. Die
WRRL fordert, diese aktive Beteiligung zu fördern.
• Netzwerke: Das Zusammenführen von verschiedenen Interessensvertretern trägt
zur Lösung von Problemen bei. Die Beteiligten haben eventuell bisher keine
Berührungspunkte, dennoch könnte ein neues Netzwerk einen Bedarf decken
(siehe Empfehlungen zur Raumordnung). Wenn schon Netzwerke bestehen,
sollten diese genutzt werden, wie z.B. lokale Agenda 21 Gruppen oder die von
Emåförbundet und der Mersey Basin Campaign organisierten Gruppen.
eine gewisse Entscheidungsbefugnis wird übertragen
7 Leitung durch
den Bürger
6 Kompetenz
übertragen
die Bürger verhandeln mit
den Entscheidungsträgern
5 Partnerschaft
die Bürger haben
gewissen Einfluss
4 Beteiligung
den Bürgern eine Stimme,
aber keine Macht geben
3 Konsultation
den Bürgern berichten,
was passiert
2 Information
passiven Zuhörern
Informationen vermitteln
1 Bildung
Übertragung aller
Entscheidungsbefugnisse
Beteiligen
Befragen
Informieren
Ebenen der Beteiligung (Quelle: Arnstein‘s Ladder of Citizens Participation, 1969, verändert nach C. Riley, 2007
(Arnstein, Sherry R., A Ladder of Citizen Participation, Journal of the American Planning Association, Vol. 35,
No. 4, July 1969, pp. 216-224))
267
11
Ergebnisse
11.2 Raumordnung
11.2.1Wesentliche Ergebnisse
Wasser erfüllt eine ganze Reihe an ökologischen, sozialen und ökonomischen Funktionen, die für das langfristige Überleben von Ökosystemen und der menschlichen
Gesellschaft von großer Bedeutung sind. Allerdings ist Wasser eine begrenzte Ressource und kann die gestellten Anforderungen nur bedingt erfüllen. Bestehende
Wasserressourcen werden durch menschliche Aktivitäten wie Verschmutzung,
übermäßige Entnahme und ineffizienten Gebrauch bedroht. Die WRRL erkennt die
Bedeutung von Wasser sowie die Belastungen denen es ausgesetzt ist und liefert
einen Rahmen, um eine nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen langfristig zu
fördern. Beim Erreichen der Ziele der WRRL und damit bei der Lösung von Wasserressourcen betreffenden Problemen spielt die Raumordnung (mit ihren untergeordneten Planungsstrategien und -instrumenten) eine wichtige Rolle.
Eine Aufgabe des ENMaR Projekts war die Untersuchung der Beziehung zwischen
Raumordnung, Wasser und der WRRL in England, Deutschland, Lettland, Spanien
und Schweden. Jedes dieser Länder besitzt ein etabliertes Raumordnungssystem
mit angewandter Raumplanung und Ansätzen, um wasserrelevante Themen wie
Verschmutzung oder Hochwasser- und Grundwasserschutz zu behandeln. Allerdings müsste sich die Raumordnung den Neuerungen durch die WRRL noch anpassen. Außerdem wurde die Rolle der Raumplanung bei der Herangehensweise an
die Richtlinie in der nationalen Gesetzgebung noch nicht formalisiert, abgesehen
von Lettland, wo Raumpläne die Bewirtschaftungspläne berücksichtigen müssen.
Auch in England erkannten die Behörden die wichtigen Zusammenhänge zwischen
WRRL und Raumordnung. Dies bietet eine Plattform zur Entwicklung von praktischen raumplanerischen Lösungen, die zur Erfüllung der WRRL beitragen können.
Tatsächlich gibt es in den Raumplänen für Nordwest England nun eine Richtlinie,
die vorschreibt, dass Planungsinstrumente auf lokaler Ebene die Umsetzung der
WRRL zu fördern haben.
Neben diesen gesetzlichen Entwicklungen werden positive Entwicklungen auch in
der Praxis (siehe die ENMaR Fallbeispiele zum Thema Raumordnung) deutlich. Sie
beweisen, dass raumplanerische Maßnahmen den Gewässerzustand erfolgreich
verbessern können. Die Fallbeispiele zeigen Planungen, die zur Verbesserung der
Wasserqualität, zum Schutz von aquatischen Lebensräumen, zur Renaturierung
von Flüssen, zur Reduzierung des Hochwasserrisikos und zur Behandlung von
268
Problemen durch diffuse Einträge beitragen. Außerdem sind raumplanerische
Maßnahmen im Vergleich zu großen Infrastrukturprojekten wie Kläranlagen oder
konstruktive Hochwasserschutzanlagen in manchen Fällen eine relativ kostengünstige Option. So hatten z.B. für den Gewässerentwicklungsplan Leine und die
Bestimmung von Gewässerschutzzonen in der Stadt Valmiera (LV) lediglich die
Personalkosten den wesentlichen Anteil an den Gesamtkosten.
Obwohl die WRRL nicht die treibende Kraft hinter den ENMaR Fallbeispielen war,
wird der damit verbundene Nutzen für die Gewässer den Mitgliedstaaten dabei
helfen, den guten Zustand bis 2015 zu erreichen. Die ENMaR Fallbeispiele und die
Untersuchung der Raumordnungssysteme zeigten, dass raumplanerische Maßnahmen zum Erreichen der WRRL Ziele beitragen können.
Trotz der offensichtlichen Zusammenhänge zwischen Raumordnung, Wasserbewirtschaftung und der WRRL gibt es eine Reihe von Hindernissen, welche die
potentielle Effektivität und Auswirkungen von Planung einschränken können.
Einige dieser Hindernisse sind eher allgemein, d.h. sie kommen in den meisten,
wenn nicht sogar in allen Raumordnungssystemen der ENMaR Länder vor. Andere
Hindernisse sind eher länder- bzw. regionsspezifisch. In Galicien z.B. wurde die
Gesetzgebung zur Raumplanung von den Gemeinden noch nicht vollständig
umgesetzt. Das schränkt die Möglichkeit der Planer, wasserrelevante Themen
anzugehen, deutlich ein. Außerdem konzentriert sich die Planung eher auf die
städtische Entwicklung, obwohl ein Großteil der Region ländlich ist und dort die
größten Herausforderungen für die Wasserwirtschaft (in Zusammenhang mit
Landwirtschaft) zu finden sind. Ähnlich verhält es sich in England. Obwohl die
diffusen Einträge aus der Landwirtschaft dort eine der maßgeblichsten Ursachen
für die Wasserverschmutzung sind, hat die Raumplanung nur wenig Einfluss auf
die Landwirtschaft. Allerdings sind die meisten Hindernisse allgemeiner Natur und
beinhalten die folgenden Aspekte:
• Nationale gesetzliche Rahmen, welche Raumordnung und WRRL verknüpfen,
sind nicht ausreichend entwickelt. Gemeinden und Organisationen, die sie
unterstützen, haben somit keinen soliden Rahmen auf dem sie aufbauen können
und der als Anreiz zur Förderung von Aktivitäten auf diesem Gebiet dient.
• In einigen Ländern, einschließlich England und Deutschland, bildet die nationale Gesetzgebung die Basis der Raumordnung. In den Raumordnungsplänen
ist die Wasserwirtschaft insoweit noch nicht berücksichtigt, als dass sich für die
gemeindliche Ebene ein umsetzungsorientierter Handlungsrahmen für die was-
269
11
Ergebnisse
serrelevanten Themen ableitet. In Schweden allerdings gibt es diese Hindernisse
nicht, da die Gemeinden dort mehr Befugnisse und Einfluss besitzen.
• Vielen Planern mangelt es an Wissen und Erfahrungen in Bezug auf Gewässer
und Maßnahmen z.B. zum Hochwasser- und Grundwasserschutz. Beispielsweise
existiert in Galicien keine flächendeckende Bestandsaufnahme der Gewässer.
Außerdem fehlt es vielen Gemeinden an ausreichend Wissen über die Beziehungen zwischen Raumordnung und Bewirtschaftungsplänen.
• Die Ressourcen (einschließlich Zeit, Geld und Personal) der Gemeinden reichen nicht aus, um ihre Pflichten in der Raumplanung zu erfüllen. Vor diesem
Hintergrund, können wichtige Wasserbewirtschaftungsfragen zu Gunsten von
Bereichen wie wirtschaftliche Entwicklung und Bauleitplanung zur Nebensache
werden.
• Es besteht dringender Bedarf an Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden
(und höheren Planungsbehörden auf regionaler Ebene) zu den wichtigen
Wasserbewirtschaftungsfragen. Räumlich isolierte Planungen entsprechen nicht
dem Flussgebietsansatz.
• Wenn Bewirtschaftungspläne und Raumpläne nicht ausreichend integriert
werden, beschäftigen sich, mehr oder weniger, zwei parallele Systeme mit der
Wasserwirtschaft. Von Gemeinden erstellte Planungsinstrumente basieren
auf lokalen Grenzen, wogegen die von entsprechenden Behörden erstellten
Bewirtschaftungspläne auf Einzugsgebieten basieren und somit ganze Regionen
umfassen können. Neben diesen räumlichen Unterschieden, besteht außerdem
eine Diskrepanz bei der zeitlichen Koordinierung dieser Planungsinstrumente
(siehe unten). Da sowohl Raumpläne als auch der Bewirtschaftungsplan wasserrelevante Themen behandeln, besteht die Gefahr einer unkoordinierten Wasserwirtschaft. In Schweden (sowie auch in anderen Ländern) ist noch unklar, wie
Raum- und Bewirtschaftungspläne sich zueinander verhalten werden. Bevor die
WRRL die Bewirtschaftungspläne forderte, verlief die Bewirtschaftung von Land
und Wasser auf integrierte Weise, da die Gemeinden in Schweden die Verantwortung für beide Bereiche trugen. Ohne umsichtige Planung könnten die Vorteile
der integrierten Ansätze verloren gehen.
• Die Integration der Planungsinstrumente ist wichtig und notwendig, wenn
Raumordnung die Zielerreichung der Bewirtschaftungspläne vorantreiben soll
und umgekehrt. Die Zeitpläne zur Erstellung der Planungsinstrumente sind
leider nicht aufeinander abgestimmt. Zur Zeit werden bei der Raumplanung die
zu erstellenden Bewirtschaftungspläne (die 2009 veröffentlicht werden) noch
270
nicht berücksichtigt. Diese fehlende Abstimmung wird die Entwicklung hin zu
integrierten Ansätzen für die Bewirtschaftung von Land und Wasser gefährden
(zumindest kurzfristig), obwohl diese letztendlich künftig von großer Bedeutung
für eine nachhaltige Wasserwirtschaft sind.
• Raumplanung muss die vielfältigen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen
Anforderungen an den Raum ausgleichen. Diese Anforderungen können manchmal mit den Zielen der WRRL in Konflikt stehen, z.B. bei der Bauleitplanung, die
den Druck auf die Wasserressourcen erhöhen und die Gewässer durch Regenwassereinleitungen belasten kann. Tatsächlich kann die Raumplanung, die oft
politischen Einflüssen unterliegt, gegen die Nutzung von Planungsinstrumenten
im Sinne der Wasserbewirtschaftung arbeiten.
Trotz dieser bestehenden Hindernisse, spielt die Raumplanung zukünftig eine
wichtige Rolle bei der Zielerreichung der WRRL und sollte als solches gefördert
werden. Die ENMaR Fallbeispiele zeigen, dass die Raumplanung schon jetzt positive
Auswirkungen auf die Gewässer hat.
11.2.2Empfehlungen
Das ENMaR Projekt hat gezeigt, dass Raumordnung das Potential besitzt, in Zukunft
eine wichtige Rolle bei der Zielerreichung der WRRL zu spielen. Die Fallbeispiele
zeigen praktische Schritte zur Nutzung der Raumordnung im Sinne der WRRL, auch
wenn dies nicht immer das vordergründige Ziel war. Trotzdem gibt es eine Reihe
von Hindernissen die überwunden werden müssen, bevor die Raumordnung einen
effektiveren oder umfassenderen Beitrag leisten kann. Die folgenden Empfehlungen weisen Wege zur Stärkung der Zusammenhänge zwischen Raumordnung,
Wasserwirtschaft und der WRRL auf.
• Aufbau auf und Förderung von vorhandenen guten Praxisbeispielen: Ein wesentlicher Vorteil der Raumordnung zur Unterstützung der WRRL ist, dass dies ein
lang bestehender Ansatz in ganz Europa ist. Das Rad muss nicht neu erfunden
werden. Die ENMaR Fallbeispiele zeigen, dass mit Hilfe von raumplanerischen
Maßnahmen wasserrelevante Themen behandelt werden. Es besteht also schon
ein Gerüst auf dem aufgebaut werden kann. Die Verbreitung von guten Praxisbeispielen ist eine wichtige Methode, um die Raumordnung mit ihren planerischen Instrumenten als nennenswertes Potential zur Umsetzung der WRRL zu
fördern.
271
11
Ergebnisse
• Nutzung der Strategischen Umweltprüfung: Die Strategische Umweltprüfung
(SUP) von Raumplänen, mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben durch die EU
Richtlinie über die Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und
Programme, ist ein Prozess, der die Entscheidungsfindung unterstützen und
die Zielerreichung der WRRL vorantreiben kann. Mit Hilfe der SUP lässt sich das
Bewusstsein der Beteiligten für die Zusammenhänge zwischen Wasser und
Raumplanung erhöhen und eine strukturierte Bewertung der Auswirkungen von
Raumplänen auf wasserrelevante Bereiche liefern. Auf diese Weise kann die SUP
Veränderungen von Raumplanungsverfahren herbeiführen und einen engeren
Bezug zur Wasserwirtschaft herstellen. Wichtige Schritte zur Stärkung der
Verknüpfung zwischen SUP und WRRL sind eine weitreichende Beteiligung von
Interessenvertretern während der SUP, die Bereitstellung besserer Basisdaten zu
wasserrelevante Themen für die Durchführung der SUP und die Entwicklung von
Handlungsfäden.
• Umfassenderer Gebrauch der Zonenbildung: die Bildung von Zonen wird in
einigen ENMaR Ländern erfolgreich zum Schutz von z.B. Grundwasservorkommen, Fluss- und Seeufern genutzt. Aufgrund vergangener Bautätigkeiten
und gegenwärtiger Entwicklungen wird es kaum möglich sein, alle Gewässer
auf diese Weise zu schützen. Dennoch, das Erstellen von Zonen um sensible
Bereiche herum und die Aufnahme dieser Zonen in Raumpläne stellt eine direkte
und relativ kostengünstige Möglichkeit des Gewässerschutzes dar.
• Gesetzgebung und Leitlinien: Um die Anforderungen der WRRL zu integrieren,
müssten Gesetzgebung und Leitlinien zur Raumordnung in einigen Länder aktualisiert werden. Planer auf lokaler Ebene schauen oft auf regionale und nationale
Behörden, um die Richtung ihrer eigenen Planungsaktivitäten zu bestimmen.
Tatsächlich werden Aktivitäten auf lokaler Ebene oft durch Erlass eines Gesetzes
und die Erstellung neuer Leitlinien und/oder Raumpläne angeregt. Daher ist es
wichtig, dass die WRRL in den nationalen und regionalen Gesetzen, Leitlinien
und Raumplänen wiedergegeben, und damit die Position von Raumplanung als
ein unterstützender Ansatz zur Erfüllung der Anforderungen gefestigt wird.
• Verbesserte Datenverfügbarkeit: Effektive Raumplanung bedarf qualitativ guter
Daten. Die Gemeinden sollten durch Organisationen, wie die von der WRRL
festgelegten kompetenten Behörden, nationale/regionale Ministerien und nichtstaatliche Organisationen Zugang zu umfassenden Daten über die Gewässer
haben. Solche Daten sind zur Erstellung von Raumplänen, welche die Gewässer
effektiv einbeziehen und dieses Thema bei der Entscheidung für neue Entwicklungen oder Veränderungen in der Landnutzung berücksichtigen, unbedingt
272
notwendig. Diese Daten sind nicht immer verfügbar und in einigen Fällen existieren sie zwar, aber nicht in einer für die gemeindlichen Planer zugänglichen
Form. In vielen Ländern und Regionen sollten daher wasserrelevante Daten
besser gesammelt, aufbewahrt und verbreitet werden.
• Netzwerke und Zusammenarbeit zwischen Planungsbehörden und anderen
Akteuren: Es wäre aus verschiedenen Gründen von Vorteil, die Netzwerke
und die Zusammenarbeit zwischen den Planungsbehörden (auf lokaler oder
regionaler Ebene) und anderen Interessenvertretern mit Einfluss auf Planungsaktivitäten zu verbessern. Die Ursachen und Auswirkungen von Problemen wie
Hochwasser und diffuse Einträge kommen oft gemeinde- bzw. regionsübergreifend vor. Koordinierte grenzübergreifende Raumplanung unter Gemeinden
und regionalen Institutionen auf Einzugsgebietsebene würde den Gewässern
besser gerecht werden. Stärkere Zusammenarbeit zwischen Planungsbehörden
und Interessensvertretern würde den Austausch von Wissen und Erfahrungen
über wasserrelevante Daten und damit verbundene Raumplanungsergebnisse
fördern. Mit entsprechender Organisation wäre es für verschiedene Gemeinden
im gleichen Einzugsgebiet möglich, sich auf Themenbereiche wie Grundwasserschutz oder wassereffiziente Technologien zu spezialisieren. Diese speziellen Erfahrungen könnten mit Gemeinden im gleichen Einzugsgebiet z.B. im
Zuge von Raumplanungen oder bei Planungsentscheidungen ausgetauscht
werden. Für die Gemeinden wird es außerdem wichtig sein, mit den von der
WRRL bestimmten kompetenten Behörden in Verbindung zu treten und so eine
engere Zusammenarbeit zwischen Landnutzung und Wasserbewirtschaftung
zu fördern. Eine große Anzahl an Interessenvertretern (z.B. Wasserdienstleister,
Umweltverbände, Landwirte und die allgemeine Öffentlichkeit) sollten auch an
den lokalen Planungsaktivitäten beteiligt werden. Die Beiträge von Experten
und das Einbeziehen von lokalem Wissen und Erfahrungen kann den Planungsprozess verbessern und dazu beitragen, dass wasserrelevante Themen besser in
die Raumpläne eingebunden werden.
• Politische Zustimmung erzielen: Der wichtigste Faktor bei der Entwicklung
von Raumplänen zur Verbesserung der Wasserqualität ist die Sicherung von
politischer Unterstützung. Ein wichtiger erster Schritt ist dabei die Bewusstseinsbildung für die multifunktionellen Vorzüge eines guten Zustands der Gewässer
(für Naherholung, menschliche Gesundheit, Biodiversität, Entwicklungsmöglichkeiten, Tourismus usw.) unter Politikern und anderen Entscheidungsträgern
innerhalb der Gemeinden. Die Betonung der relativ niedrigen Kosten der
Anwendung von Raumplanung zur Problemlösung von Gewässern könnte
273
11
Ergebnisse
zusätzlich dazu beitragen, politische Unterstützung zu erlangen. Sobald diese
sicher ist, sollten sich die Möglichkeiten zur Verknüpfung von Raumordnung und
WRRL verbessern.
Die WRRL ist eine ambitionierte Richtlinie. Die Lösung von Problemen mit den
Wasserressourcen, wie z.B. die Verbesserung der Wasserqualität in einem ganzen
Einzugsgebiet, wird viele Jahre dauern. Daher wird die WRRL nach Aktivitäten
und Strategien verlangen, die sich über mehrere Jahrzehnte hinweg erstrecken.
Aufgrund ihrer langfristigen und strategischen Art, kann die Raumordnung zur
Umsetzung der WRRL beitragen. Die Ergebnisse des ENMaR Themas Raumordnung,
einschließlich der oben aufgeführten Schlussfolgerungen und Empfehlungen
sowie die guten Fallbeispiele können die Bedeutung der Raumordnung bei der
Umsetzung der WRRL stärken.
11.3 Wasserwirtschaft
11.3.1Wesentliche Ergebnisse
Die Forderungen der WRRL stellen eine große Herausforderung für alle europäischen
Partnerregionen dar. Die Probleme variieren aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen für die Wasserwirtschaft von Region zu Region. Allerdings berichteten alle
Partner über die Bedenken der Beteiligten hinsichtlich der Zielerreichung der WRRL.
Die am ENMaR Projekt mitwirkenden Gemeinden sind größtenteils nicht maßgeblich an der Umsetzung der WRRL beteiligt. Dennoch haben sie wegen ihrer umfassenden Verantwortung vor Ort Einfluss auf die Gewässerqualität und -quantität.
Darüber hinaus sehen sie sich einer Reihe von künftigen Herausforderungen auf
dem Wassersektor gegenübergestellt, allen voran Klimawandel, demographischer
Wandel und Änderungen des Konsumverhaltens, die wiederum die WRRL betreffen.
Eine sehr große Herausforderung in allen Regionen ist das Hochwasser. Insbesondere die Mersey Region hat große Probleme mit Hochwasser. Ein entsprechender
Hochwasserschutz fehlt in den meisten Gemeinden. Im Sinne einer gemeinsamen
Verantwortung, fällt es den Regionen schwer, Maßnahmen zu sehen oder zu verstehen, mit denen sie zum Hochwasserschutz beitragen könnten. Außerdem treffen
die Behörden sich widersprechende Aussagen zum Thema Hochwasserschutz.
Obwohl Hochwasserschutz ein Thema bei der Aufstellung von regionalen Entwicklungsplänen ist, sind die Gemeinden immer noch dem Hochwasserrisiko ausgesetzt.
274
Starkregenereignisse kommen in den Einzugsgebieten von Weser, Gauja und Emån
häufig vor und verursachen Überschwemmungen. Im urbanen Raum sind die Entwässerungssysteme/Regenwasserfassungen während solcher Ereignisse überlastet,
was zur Verschmutzung der Oberflächengewässer und zur Überlastung der Kläranlagen führt. Langanhaltende Regenfälle führen mangels Retentionsflächen zu
Hochwasser im städtischen und ländlichen Raum. Dies ist besonders in städtischen
Bereichen ein Problem.
Die Optimierung von Wasserversorgungsnetzen ist ein wichtiges Thema in allen
ENMaR Regionen. Abgesehen von anstehenden Sanierungen, müssen die Systeme
an die Konsequenzen der obengenannten komplexen Veränderungen angepasst
werden. Lettlands größte Herausforderung wird die Optimierung der Wasserversorgungsleitungen mit technischen Verbesserungen im Versorgungssystem sein.
In Galicien sind die Wasserversorgungsleitungen und Beregnungsanlagen veraltet,
ineffizient und in einem schlechteren Zustand als in anderen Teilen Spaniens.
Große Teile des Netzes sind bezüglich des Durchmessers überdimensioniert,
woraus Verluste von bis zu 60% resultieren. Auch in England ist die Verbesserung
und Optimierung der Netze gefordert, da undichte Leitungen zu großen Verlusten
führen können. Die Lösung betrieblicher und technologischer Probleme bezüglich
Qualität und Speicherkapazität von Kläranlagen ist eine weitere große Herausforderung für die teilnehmenden Regionen. In Lettland führt ein abnehmender Wasserverbrauch von Haushalten und Gewerbe zu höheren Konzentrationen im Abwasser, was häufig betriebliche und technologische Probleme bei den Kläranlagen
hervorruft. Spanien hat Probleme hinsichtlich Wasserknappheit und Beregnung.
Die Wassernutzung durch Haushalte, Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie ist
wegen eines fehlenden Bewusstseins für die Ressource ineffizient. Aufgrund des
Klimawandels gibt es in Deutschland und England Probleme mit Beregnung und
Wasserknappheit in heißen Sommermonaten.
Jede Partnerregion hat Probleme durch diffuse Einträge, die größtenteils aus der
Landwirtschaft stammen. In England und Niedersachsen verschlechtert die intensive Massentierhaltung, Dränage und Überdüngung den Zustand von Grund- und
Oberflächenwasser. In Niedersachsen wurde ein durchschnittlicher Überschuss
von 100 kg N/ha festgestellt. In Lettland verschmutzen diffuse Einträge von großen
Straßen sowie Kläranlagen und Industriebetriebe die Oberflächengewässer mit
Schadstoffen. Im Einzugsgebiet des Emån sind sich die Landwirte den Auswirkungen der diffusen Einträge aus der Landwirtschaft bewusst. Sie kümmern sich
heute um die Sünden der Vergangenheit.
275
11
Ergebnisse
Ein weiterer Aspekt der Wasserdienstleistungen ist der Reinigungsgrad von Abwasser in Galicien. Besonders im Miño Einzugsgebiet ist die Wasserqualität bezüglich
der Reinigung schlecht. Das Wasser enthält Eisen und Mangan.
Wegen der ökonomischen Situation in Lettland, sind nicht sämtliche Kosten direkt
in den Wassergebühren enthalten, wohingegen in der Weserregion die Wasserpreise schon kostendeckend sind. Der Verbraucher zahlt für die durch diffuse
Einträge entstandenen Kosten, denn ein bestimmter Anteil der Gebühren wird
für die angepasste Landwirtschaft in Trinkwasserschutzgebieten aufgewendet. In
Schweden sind die Interessensvertreter wegen möglicher Kosten beunruhigt. Allerdings herrscht in allen Regionen Unklarheit darüber, wie die Anforderungen der
WRRL erreicht werden sollen und wer finanziell dafür aufkommt. Die womöglich
steigenden Kosten für Trinkwasserversorgung, Abwasserreinigung, Entwässerung
und andere von der WRRL betroffenen Bereiche werden häufig diskutiert.
11.3.2Empfehlungen
Im Zuge der Umsetzung der WRRL in den ENMaR Regionen müssen die Wasserdienstleistungen nicht nur an die Folgen des Klimawandels angepasst, sondern
auch die Lasten der Vergangenheit bewältigt werden, wie z.B. veraltete Kanal­
systeme, die langfristig gesehen hohe Kosten verursachen können.
In den regionalen Workshops wurden als die wesentlichen Herausforderungen für
die Wasserdienstleistungen die folgenden Punkte definiert und diskutiert:
• Hochwasser
• Optimierung der Kanal- und Leitungssysteme
• Optimierung von Kläranlagen
• Wasserknappheit und Beregnung
• diffuse Einträge
• Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung
• Kostendeckung
Eine Zusammenarbeit von Anwohnern, Kommunen und Planern ist für den Hochwasserschutz sehr wichtig. Kommunen sollten die Anwohner und Interessensvertreter möglichst früh in die Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen einbeziehen. Für die Erstellung eines nachhaltigen Regenwassermanagements sollten die
276
kommunalen Planer sich Expertenrat einholen. Bebauungspläne und Regionalentwicklungskonzepte sollten sinnvoll miteinander verknüpft sein.
Eine stärkere Einbindung von Institutionen auf höherer Ebene, wie der Wasserversorger United Utilities und das zuständige Umweltamt in England oder der NLWKN
in Niedersachsen, ist notwendig. Die zuständigen Behörden sollten eine einheitliche und abgestimmte Meinung zum Hochwasserschutz gegenüber allen Betroffenen vertreten, damit z.B. Baugebiete nicht in Überschwemmungsflächen geplant
werden oder getestete Notfallpläne allgemein zugänglich sind.
Um weitere Retentionsräume zu gewinnen, sollten Flächen mehrfach genutzt
werden, z.B. könnten Golfplätze bei Bedarf das Wasser des Mersey aufnehmen.
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Initiative war die Rückverlegung eines Deiches
in Niedersachsen (s. Kap. 10.). Daran wurde nicht nur deutlich, was durch Zusammenarbeit verschiedener Akteure erreicht werden kann, sondern auch, dass gut
organisierte Planung Hochwasser verhindern und außerdem dem Naturschutz und
der Naherholung dienen kann.
In allen ENMaR Regionen ist die Optimierung der Netze eine Strategie, die letztendlich zur Lösung der durch Klimawandel hervorgerufenen Probleme beitragen kann.
Regenwasser- und Grauwassernutzung, sowie verbesserte Beregnungstechniken
kann der besonders in Südeuropa auftretenden Wasserknappheit entgegenwirken.
Kläranlagenbetreiber und Industriebetriebe sollten sich auf geeignete Verfahren
zum Schutz der Oberflächengewässer vor der Einleitung von gefährlichen Stoffen
einigen. Kläranlagen sind in allen Siedlungsbereichen gefordert.
Wasserverbände, landwirtschaftliche Organisationen und Behörden sollten zusammenarbeiten, um die diffusen Einträge aus der Landwirtschaft zu kontrollieren.
Nachhaltige Düngemethoden sollten den lokalen Boden- und Klimabedingungen
angepasst sein. Die Aus- und Weiterbildung von Landwirten sollte stärker auf
Umweltthemen ausgerichtet sein, und die Landwirte selbst sollten in Bezug auf
neue landwirtschaftliche Techniken und Düngemethoden beraten werden, um
(besonders in Wasserschutzgebieten) Grund- und Oberflächengewässer vor Pestiziden, Nitrat und Phosphor zu schützen.
Ein höheres öffentliches Bewusstsein über die Verbindung zwischen Lebensmittelproduktion, Wasser und Umwelt kann sich wesentlich auf das Verbraucherverhalten
auswirken. Die Macht der Verbraucher kann nachhaltige Methoden der Lebensmit-
277
11
Ergebnisse
telproduktion fördern und so zur Vermeidung der Verschmutzung von Grund- und
Oberflächengewässer beitragen.
Öffentliches Bewusstsein und Öffentlichkeitsbeteiligung sind entscheidend für
die Umsetzung der WRRL Maßnahmen, nicht zuletzt wegen der positiven Effekte
von sauberen Flüssen und einer intakten Umwelt für die Öffentlichkeit selbst. Das
größte Hindernis hierbei ist allerdings die Kostendeckung, die in den Augen aller
ENMaR Partner ein großes Problem darstellt. Allgemein gilt es, Tarife und Gebühren für Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung zu überprüfen. Um
Wasserdienstleistungen nachhaltig und kostendeckend gestalten zu können, ist
eine erneute Kalkulation der Kosten erforderlich. Die Preise für gutes Trinkwasser,
Abwasserbeseitigung, aber auch für Gewässerunterhaltung und Hochwasserschutz
sollten angemessen sein.
In der Vergangenheit wurde deutlich, dass erfolgreiche Wasserbewirtschaftung
und -versorgung auf regionaler Ebene organisiert werden kann, um den künftigen
Herausforderungen gerecht zu werden. Alle weiteren Anforderungen benötigen
einen integrierten Planungsansatz und müssen auf Einzugsgebietsebene umgesetzt werden. Wesentlich für die Zielerreichung der WRRL ist einerseits eine sinnvolle Aufgabenteilung zwischen den Behörden, andererseits deren effiziente und
erfolgreiche Kooperation.
11.4 Landwirtschaft
11.4.1Wesentliche Ergebnisse
Trends der europäischen Landwirtschaft
• Obwohl die Probleme und Interessen der europäischen Landwirte, und die Art
wie diese repräsentiert werden, unterschiedlich sind, haben die Landwirte und
die Interessenverbände der Landwirte in der Vergangenheit großen Einfluss
auf landwirtschaftliche Richtlinien und Gesetze gehabt und somit vorbeugende Umweltrichtlinien verhindert. Dies ist zum Teil der Grund dafür, warum
Umweltthemen nun nach so dringenden Verbesserungen verlangen.
• Die Landwirtschaft ist abhängig von Subventionen. Der wirtschaftliche Druck
führt zu ökologischen Belastungen, vor allem durch Intensivierung. In einigen
Gebieten ist die Produktion jedoch stark reguliert und teilweise eingeschränkt,
z.B. bei der Milchproduktion und bei Zuckerrüben.
278
• Da die Bedeutung von erneuerbaren Energien steigt, stellt der Anbau von
Energiepflanzen eine potentielle neue Einkommensquelle für die Landwirte dar.
Aufgrund der Intensivierung und dem möglichen vermehrten Anbau von Monokulturen wie Mais, kann dies allerdings auch die Belastungen der Grund- und
Oberflächengewässer erhöhen.
Ursachen für durch Landwirtschaft hervorgerufene Probleme
• An viele Orten sind Auen und Gewässerrandstreifen verschwunden. Dieser Prozess wird sich fortsetzen, da sie landwirtschaftlich genutzt werden, selbst wenn
sie für die Landwirtschaft nicht besonders geeignet sind.
• Nicht nur in den ENMaR Regionen ist die Landwirtschaft ein Hauptverursacher
von diffusen Einträgen in Grund- und Oberflächengewässer und in manchen
Fällen auch von Punktquellen. In den regionalen ENMaR Workshops wurde
betont, dass sehr viel mehr Anstrengungen unternommen werden müssen, um
den Zustand der Gewässer zu verbessern. Allerdings sind die Möglichkeiten und
die Bereitschaft der Landwirte, ihre Praktiken zu ändern, begrenzt.
• Die Gründe für diffuse Einträge sind der übermäßige Gebrauch von Düngemitteln, organischen Abfällen und Pestiziden. Punktquellen, ein Problem in Galicien,
sind z.B. defekte Anlagen und Lagerbehälter. Hinzu kommt, dass die entsprechenden Gesetze die lokalen Gegebenheiten nicht ausreichend berücksichtigen.
Die Konsequenzen sind:
- Bodenverdichtung/Erosion, die zu Sedimentation führt
- Eutrophierung
- steigende Nitratkonzentrationen in Grund- und Oberflächengewässern
- Verunreinigung durch giftige Pestizide
- bakteriologische Kontaminierung
- Schädigung des Naturhaushalts
- Verlust von Landschaft und damit Verlust von öffentlichem Gut
Um dem entgegen zu wirken, geben z.B. englische Wasserversorger etwa 460 Millionen Euro für die Nitrateliminierung aus dem Wasser (wobei 75% davon aus der
Landwirtschaft stammen) aus. In Galicien waren die Landwirte sich nicht darüber
im klaren, dass sie Grund- und Oberflächengewässern großen Schaden zufügten,
obwohl sie gleichzeitig bemerkten, dass sich die Wasserqualität in ländlichen
Gegenden Jahr für Jahr verschlechterte, die Fische verschwanden und das Wasser
279
11
Ergebnisse
aus ihren eigenen Quellen nicht mehr trinkbar war. Dabei gibt es keine andere
Industrie, die solche Auswirkungen auf die Wasserqualität haben könnte.
Zusammenhang zwischen Gemeinden und Landwirtschaft
• Gibt es Wege für Gemeinden die landwirtschaftlichen Praktiken zu beeinflussen
und sogar zu lenken? Ziel der Workshops war es, das Bewusstsein der Interessenvertreter für die gegenseitigen Probleme zu erhöhen und einen Dialog in Gang
zu bringen, um die Situation gemeinsam zu verbessern. Die Gemeinden haben
keinen direkten Einfluss auf die Landwirtschaft selbst, aber eventuell indirekt
und in einem gewissen Maße durch Flächennutzungsplanung, z.B. als Landbesitzer, als überwachende Instanz, durch Wasserversorgung und Abwasserbehandlung oder durch die Verantwortlichkeit für Baugenehmigungen. Aufgrund ihrer
Verantwortung für Gesundheit und Lebensqualität der Bewohner sollten die
Gemeinden die Wasserressourcen mit all ihren Funktionen schützen.
• Ackerland konkurriert mit anderen Landnutzungen. Viele Grundbesitzer und
Akteure in der Landnutzung berücksichtigen ausschließlich ihre eigenen Interessen.
• Gemeinden und Grundbesitzern fehlen z. T. spezifische und verlässliche Informationen über die Auswirkungen von landwirtschaftlichen Praktiken auf die
Wasserqualität.
Weitere Schlussfolgerungen
• Die WRRL ist ein sehr gutes Beispiel für ein gesetzliches Instrument auf europäischer Ebene, das mit Hilfe von nationaler Gesetzgebung angewendet werden
muss. Von Beginn an wird verlangt, dass die Umsetzung von Maßnahmen sich
auf die Reduzierung negativer Auswirkungen durch die Landwirtschaft auf die
Wasserqualität und -quantität konzentriert.
• Während die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe zurückgeht, heißt das nicht,
dass die territorialen Belastungen durch die Landwirtschaft zurückgehen, da die
Flächen auch weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden. Das Risiko negativer
Auswirkungen auf Grund- und Oberflächengewässer steigt durch die Intensivierung noch weiter.
• In Galicien wird die Nitratrichtlinie (91/676/CE) nicht als angemessen umgesetzt
angesehen. Dies gilt vor allem für die entlegenen Regionen, wo der Zusammenhang zwischen landwirtschaftlicher Aktivität und dem Zustand der Gewässer
nicht als unmittelbares Problem begriffen wird.
280
11.4.2Empfehlungen
• Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und die WRRL sollten Hand in Hand arbeiten. Ökologische und ländliche Entwicklungsmaßnahmen sollten mit dem
Maßnahmenprogramm der WRRL koordiniert werden. Die Finanzierungsmöglichkeiten die sich aus dem ländlichen Entwicklungsprogramm hinsichtlich der
Umweltmaßnahmen ergeben, sollten zur Verbesserung des Wasserzustands
genutzt werden.
• Voraussetzung dafür ist eine gute Zusammenarbeit zwischen den entsprechenden Wasser- und Landwirtschaftsbehörden auf lokaler Ebene.
• Die Behörden für Wasser, Umwelt und Landwirtschaft sollten Informationen über
Gewässerzustand und Wasserschutz an die Landwirte und Gemeinden weitergeben. Letztere sollten außerdem auf die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die
Gewässer aufmerksam gemacht werden. Während die Informationen in diesem
Bereich frei zugänglich sein sollten, ist es wichtig, dass mit den Landwirten ein
konstruktiver Dialog über dieses sensible Thema geführt wird.
• Verbände von Landwirten, Landwirtschaftskammern und andere relevante
Institutionen sollten Informationen und Weiterbildung über gute landwirtschaftliche Praktiken und ihre lokale Umsetzung bieten sowie, wo möglich, Demonstrationsprojekte durchführen. Dabei sollten wichtige Themen wie Techniken und
Maßnahmen zum Wassersparen in der Landwirtschaft oder Düngemanagement
eine Rolle spielen.
• In Galicien könnten die Gemeinden die Landwirte besser unterstützen, vor allem
seit Gebühren und Steuern in Anlehnung an bestimmte landwirtschaftliche
Aktivitäten erhoben werden, z.B. der Betrieb von Maschinen und Fahrzeugen,
Steuern für Hofgebäude usw.
• In der gesamten EU sollten die gleichen Indikatoren verglichen werden (mit
Berücksichtigung von lokalen Boden- und Klimabedingungen), um die landwirtschaftlichen Auswirkungen auf die Umwelt, vor allem auf Wasser, abzuschätzen.
Die Parameter sollten zum Beispiel für die erlaubte Menge an bestimmten
Schadstoffen im Einzugsgebiet festgesetzt werden:
- N-Eintrag tierischer Herkunft pro Hektar Ackerland in jedem Einzugsgebiet
- P-Eintrag pro Hektar Ackerland in jedem Einzugsgebiet
• Zwischen Viehdichte und Ackerland sollte ein stabiles Gleichgewicht bestehen,
da dies voneinander abhängige Faktoren sind. Mit anderen Worten, die Anzahl
von Vieh pro Hektar sollte innerhalb eines festgelegten Rahmens bleiben.
281
11
Ergebnisse
Restriktionen und Richtlinien sollten bei der Angabe der erlaubten Düngermengen die Boden- und Klimabedingungen berücksichtigen.
• Ökologische Landwirtschaft sollte durch Subventionen, aber auch durch die
Förderung regionaler Produkte und Märkte als zusätzliche Einkommensquelle
für Landwirte unterstützt werden.
• Aufgrund illegaler Entnahme und der Nutzung von Trinkwasser zu Bewässerungszwecken, kann der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft momentan
nicht genau eingeschätzt werden. Es sollte aber ein System zur Messung des
Wasserverbrauchs bei landwirtschaftlichen Aktivitäten geschaffen werden.
Umwelt- und Ressourcenkosten für die Bewässerung müssen genau bestimmt
und bezahlt werden.
• Die Landnutzung ist direkt von der Flurbereinigung beeinflusst. Daher sollte
diese durch einen integrierten Ansatz bei der gemeindlichen Planung Berücksichtigung finden. Sie kann dazu genutzt werden, intensive landwirtschaftliche
Nutzung aus Auen zu verbannen oder Gewässerrandstreifen zu schaffen. Die
Flurbereinigung wurde schon immer als Instrument zur ländlichen Entwicklung
betrachtet. Ziel ist eine effizientere und vielfältigere Nutzung von ländlichem
Raum durch den Ausgleich der unterschiedlichen Interessen von Landwirtschaft,
Landschaft, Naturschutz und Naherholung. Zum Beispiel können Gemeinden
Landschaftspläne entwickeln, um Gewässer zu verbessern. Dabei können sie die
Landwirte direkt an der Formulierung und Umsetzung dieser Pläne beteiligen.
So wären die Landwirte Teil des Entscheidungsfindungsprozesses und würden
direkt am Landschafts- und Umweltschutz beteiligt. Schutzzonen für Wasserentnahme oder Gewässerrandstreifen könnten die Schlüsselelemente einer solchen
Planung sein.
• Landwirtschaft und die zugehörigen Industrien sollten für ihre Beiträge zur regionalen Entwicklung unterstützt werden, aber dies sollte möglichst im Einklang
mit der WRRL geschehen.
282
11.5 Forstwirtschaft
11.5.1Wesentliche Ergebnisse
• Mit Ausnahme der Mersey Region, sind Waldflächen eine wesentliche Landnutzung in den ENMaR Regionen. Besonders in den Einzugsgebieten von Emån und
Gauja ist Forstwirtschaft ein wichtiger Industriezweig von großer wirtschaftlicher
Bedeutung.
• Der Zusammenhang von Wasserqualität und Forstwirtschaft ist noch nicht
ausreichend untersucht. Ein wesentliches Problem der Forstwirtschaft ist, dass
sie eine sehr langsame Industrie ist. Die Zeitspanne vom Pflanzen bis zum Fällen
kann vierzig bis achtzig Jahre betragen und von den positiven Effekte der forstwirtschaftlichen Maßnahmen kann man nur langfristig profitieren.
• Wegen dieser Generationsplanung ist es schwierig, Gesamtzusammenhänge
an einem einzigen Standort zu untersuchen. Dennoch ist eine großflächige
Überwachung und Planung ebenso möglich wie Fallstudien in kleinen Einzugsgebieten, um die chemischen, hydrologischen und biologischen Auswirkungen
und Funktionen von verschieden forstwirtschaftlichen Verfahren zu beobachten.
Geforscht wird aktuell in dieser Richtung am schwedischen Institut ‘Skogforsk’.
• In Schweden ist allgemein bekannt, dass Forstwirtschaft zumindest lokal
negative Auswirkungen auf die Wasserqualität hat, wie z.B. durch Bodenschäden, Grundwasserschwankungen durch Holzeinschlag, oder durch Fahren und
Graben entlang der Gewässer. Dadurch werden Huminsäure, Schwebstoffe,
Methylquecksilber und Nährstoffe in Form von N und P Verbindungen freigesetzt. Allerdings können je nach Bodenstruktur und Untergrundzusammensetzung die Auswirkungen der Forstwirtschaft zwischen den unterschiedlichen
Einzugsgebieten variieren.
• In allen Regionen fehlt es an spezifischen und verlässlichen Informationen und
an der Weitergabe von Wissen über die Auswirkungen von Forstwirtschaft (und
Landwirtschaft) auf Wasserqualität und Biodiversität.
• Die übliche Eigentumsstruktur in den ENMaR Regionen ist Privatbesitz, gefolgt
von staatlichen und kommunalen Wäldern. Wenn Gemeinden nicht selbst Waldbesitzer sind, ist ihr Einfluss auf die Forstwirtschaft begrenzt.
• Staatliche Forstämter arbeiten traditionell ausschließlich auf eigenem Territorium, ohne angrenzende Flächen, Einzugsgebiete oder sonstige natürliche Grenzen zu berücksichtigen. Dies entspricht nicht dem Flussgebietsansatz. Dieser
283
11
Ergebnisse
ist aber zwingend notwendig, um die Ziele der WRRL zu erreichen und sollte in
allen europäischen Ländern umgesetzt werden, besonders dort, wo Forstwirtschaft eine große Rolle spielt. In Regionen, wo Grundwasservorräte sehr wichtig
sind, wie im Fall der Weser, spielt die Forstwirtschaft eine große Rolle in Bezug
auf Schutz und Verbesserung der Wasserqualität in weiträumigen Gebieten über
Verwaltungs- und Eigentumsgrenzen hinweg.
• In der Miño Region soll die Einführung eines Waldzertifikats (PEFC/FSC) zur Verbesserung der Forstwirtschaft beitragen.
• In den Mersey und Weser Einzugsgebieten stehen die sozialen Funktionen der
Forstwirtschaft im Vordergrund. Dies entspricht dem geringeren Waldanteil in
Kombination mit einer höheren Bevölkerungsdichte in den städtischen Räumen.
Mit anderen Worten, die Erholungsfunktion von Wäldern sind wichtiger als die
wirtschaftlichen Erträge. Die Schaffung von Randstreifen und Feuchtgebieten
und Offenlegung von Fließgewässern im Mersey Einzugsgebiet stärkt neben den
biologischen auch die sozialen Funktionen. Das Ziel der gleichen Maßnahmen in
z.B. Emån und Gauja Einzugsgebieten ist eher die Verbesserung oder der Schutz
der Wasserqualität und sozialer Nutzen ist zweitrangig.
• Hochwasserschutz ist in erster Linie in der Mersey Region und zu einem gewissen Grad auch in der Weser Region ein Thema, was in den Einzugsgebieten von
Gauja und Emån eine untergeordnete Rolle spielt. Dies resultiert auch aus regional unterschiedlichen Bedingungen und historischen Entwicklungen.
11.5.2Empfehlungen
• Die Diskussionen zum Thema Forstwirtschaft im Rahmen des ENMaR Projekts
zeigten den Bedarf an besserer und effizienterer Zusammenarbeit von forstwirtschaftlichen Akteuren. Ein Überblick der Auswirkungen von Forstwirtschaft auf
die Wasserqualität ist dringend notwendig, ebenso wie Strategien zur Weiterbildung von relevanten Akteuren (Waldbesitzer, Waldarbeiter etc.).
• Durch die langen Zeiträume zwischen Pflanzen und Fällen lassen sich nur langsam Ergebnisse in Forschung und Praxis erzielen. Dadurch könnte das Interesse
an langfristigen Zielen sinken. Um einen Bezug zwischen Forstwirtschaft und
Wasserqualität herzustellen, sollten kontinuierliche und umfangreiche Programme für flussgebietsbezogene Forstpläne, Monitoring und Informationsvermittlung erstellt werden.
• Die Gemeinden innerhalb eines (Teil-) Einzugsgebietes sollten mit Forstämtern
und -betrieben bei der Aufstellung von forstwirtschaftlichen Strategien zusam-
284
menarbeiten. Öffentliche Waldbesitzer sollten deutlich machen, dass ihre
Flächen in erster Linie den sozialen Funktionen und dem Natur-, bzw. Gewässerschutz dienen. Selbst dann ist eine profitable Forstwirtschaft noch möglich.
• Die WRRL sollte in die Forstwirtschaft integriert werden, z.B. in Bezug auf Planung, Maßnahmen, Monitoring und Koordination von Ernteeinsätzen. Dies ist im
Wesentlichen eine Aufgabe für die regionale und nationale Forstverwaltung.
• Im Emån Einzugsgebiet zeigte sich, dass die Strategien für einige FFH Gebiete
sehr gut zu den Zielen der WRRL passen. Diese Gebiete könnten als Demonstrationsprojekte für eine integrierte Planung und Bewirtschaftung von Teileinzugsgebieten dienen. Grundsätzlich sollte die Maßnahmenplanung für FFH Gebiete
in die Umsetzung der WRRL integriert werden.
• Waldbesitzer mit Flächen entlang von Flüssen und Seen sind die wesentlichen
Akteure, wenn es um die Erhaltung und Verbesserung der Wasserqualität und
Lebensräume geht. Sie sollten informiert und geschult werden zu Themen wie
Hydrologie, Ökologie und Gewässerchemie. Dazu eignen sich weiche Maßnahmen, wie z.B. Diskussionsrunden, Begehungen, Exkursionen zu guten Praxisbeispielen, sowie theoretische Grundlagen. Dies ist eine Aufgabe für Kommunen
sowie Wasser- und/oder Naturschutzverbände, vielleicht in Zusammenarbeit mit
oder unterstützt von regionalen oder nationalen Behörden.
• Forschung und Fallstudien zu forstwirtschaftlichen Maßnahmen in verschiedenen Dimensionen (von kleinen Gewässern bis zu Flusseinzugsgebieten)
sind zur weiteren Untersuchung der Auswirkungen von Forstwirtschaft auf die
Wasserqualität notwendig. Außerdem sollten die Grundfunktionen der verschiedenen Waldtypen (bestimmt durch Baumarten, Alter, Boden, Untergrund etc.) in
Bezug auf Hydrologie, Gewässerchemie und Ökologie untersucht werden.
• Wirtschaftliche Studien zu Kosten von Plänen, Maßnahmen und Monitoring sind
notwendig, um die obengenannten Empfehlungen umzusetzen. Gleichzeitig
sollten die Kosten mit dem Nutzen von verbesserter Wasserqualität, biologischen
Parametern, sozialen Funktionen etc. verglichen werden. Langfristig wird dieser
Nutzen die Verluste durch weniger intensive Forstwirtschaft kompensieren.
• Eine grundsätzliche Maßnahme, die in fast allen Einzugsgebieten vorgeschlagen
wurde (Weser, Mersey, Emån und Gauja), ist der Schutz von Überschwemmungsflächen und das Anlegen von Gewässerrandstreifen. Dies ist wohl die wichtigste Maßnahme im Bereich Forstwirtschaft (und auch Landwirtschaft), denn
natürliche Überschwemmungsflächen sind sehr wichtig für Wasserqualität und
Biodiversität.
285
11
Ergebnisse
11.6 Tourismus
11.6.1Wesentliche Ergebnisse
• In allen ENMaR Regionen, so wie überall in Europa, ist der Tourismus einer der
am schnellsten wachsenden Wirtschaftssektoren, von dem Länder, Regionen
und Gemeinden profitieren.
• Eine wachsende Nachfrage im Bereich Naherholung, der breite Gruppen der
Gesellschaft mit unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen anspricht, wurde
festgestellt. Dies führte zu einer umfassenderen Spezialisierung von Tourismusaktivitäten, in denen Gewässer eine entscheidende Rolle spielen, da sie zu
den beliebtesten Zielen sowohl für Einwohner als auch für Touristen gehören.
Gewässer ermöglichen Freizeitaktivitäten wie z.B. Baden, Kanu fahren, Motorboot fahren, Angeln und (besonders in Galicien) Thermaltourismus.
• Das Erreichen guter Wasserqualität, wie von der WRRL gefordert, wird als wichtige Vorraussetzung für einen erfolgreichen Tourismussektor gesehen. Die Qualität von Wasser und Umwelt sind entscheidende Faktoren bei der Ermittlung der
attraktivsten Touristenziele. Schlechte oder sich verschlechternde Wasserqualität
könnte die möglichen Vorzüge dieses Wirtschaftszweigs zunichte machen.
• In Bezug auf die WRRL wurde der Tourismus von zwei Perspektiven aus betrachtet: einer Bewertung wesentlicher Nutzer und einer Bewertung der Belastungen.
Momentan wird der Tourismus, im Vergleich zu Sektoren wie Land- und Forstwirtschaft, in den ENMaR Regionen nicht als besondere Belastung für die Wasserqualität empfunden. Wenn man allerdings das schnelle Wachstum dieses Sektors
betrachtet, könnte sich dies in Zukunft ändern. Die größten Probleme werden
bzw. wurden bereits an den beliebtesten Touristenzielen beobachtet.
• Touristenaktivitäten können negative Einflüsse auf die Wasserqualität und
umliegende Ökosysteme haben, z.B. in Form von Verschmutzung, Zerstörung
von Lebensräumen und Störung von Arten. Neben in direkter Gewässernähe
stattfindender Freizeitaktivitäten haben der städtische und ländliche Tourismus,
durch zusätzlichen Wasserkonsum und unzureichende Abwasserbehandlung,
außerdem direkten Einfluss auf die Wasserqualität. Diese Auswirkungen wurden
in den meisten Regionen beobachtet, aber bisher noch nicht ausreichend ausgewertet oder erfasst.
• Die Entwicklung des lokalen Tourismuspotentials betrifft eine ganze Reihe von
Akteuren. Deshalb ist es besonders wichtig, die Vorstellungen und Ziele dieser
Entwicklung zu koordinieren und die Zuständigkeiten und Aufgabenbereiche
286
für eine ausgeglichene Tourismusmarketingstrategie, die Wasser, Natur, Kulturlandschaften usw. betont, genau zu definieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist
die auf Touristen, Kommunen, Einwohner und Dienstleister im Tourismussektor
gleichermaßen zugeschnittene Bildung.
• Da Tourismus eng mit klimatischen Variablen wie Temperatur und Niederschlag
verbunden ist, müssen der Klimawandel und damit einhergehende Anpassungsmaßnahmen bei der Planung von Tourismusentwicklung berücksichtigt werden.
Dieses wichtige Thema wurde vor allem im Mersey Einzugsgebiet aufgegriffen.
11.6.2Empfehlungen
• Mit guter Wasserqualität verbundene Möglichkeiten zur Tourismusentwicklung
sollten bei der Kosten-Nutzen-Analyse dieses Sektors bedacht werden. Andernfalls könnten die potentiellen Verluste, im Falle von sich verschlechternder
Wasserqualität, alle erwarteten Vorzüge ausschließen.
• Der wachsende Bedarf an Tourismus in Form von Freizeit und Erholung muss
erkannt werden. Ein zukünftiges Instrument für das Besuchermanagement könnten
Tourismusentwicklungspläne sein, welche die Einbindung von Nachhaltigkeitsprinzipien und die Beteiligung aller Akteure in der Tourismusentwicklung sicherstellen.
• Die Auswirkungen des Tourismus auf die Qualität von Umwelt und Wasser kann
durch verschiedene Instrumente reguliert werden. Tourismusentwicklungsstrategien sollten eine Vielzahl von Touristenzielen fördern, um empfindlichere
natürliche Umgebungen, die Touristen normalerweise anziehen, zu entlasten.
• Wo touristische Aktivitäten dennoch in empfindlichen Gebieten stattfinden,
sollten Methoden für das Besuchermanagement und eine angemessene Infrastruktur geschaffen werden. Es ist wichtig, zuerst einmal die notwendige Infrastruktur zu entwickeln, bevor ein bestimmtes Tourismusobjekt beworben wird.
Die Wasserqualität in Gebieten mit vielen Ferienhäusern und Hotels entlang der
Gewässer hängt direkt vom Vorhandensein adäquater Kläranlagen ab.
• Ein weiterer wichtiger Punkt ist die auf Touristen, Einwohner und Dienstleister im
Tourismussektor gleichermaßen zugeschnittene Information.
Die Tourismusentwicklung sollte außerdem durch nachhaltige Raumordnungsinstrumente reguliert werden. Die Zusammenarbeit zwischen Kommunen unterein­
ander und mit Tourismusdienstleistern bietet gute Möglichkeiten zur Förderung
des nachhaltigen Tourismus und zum Ausgleich von wirtschaftlichen, sozialen und
ökologischen Interessen. Positive Erfahrungen in diesem Bereich finden sich in den
Fallbeispielen aus den ENMaR Regionen.
287
12
Ausblick
12 Ausblick
Die Wasserrahmenrichtlinie ist seit sieben Jahren in Kraft. In dieser Zeit wurde viel
gearbeitet und erreicht, auch im Rahmen des ENMaR Projekts. In den kommenden
Jahren gibt es jedoch noch viel zu tun, um den guten Zustand zu erreichen, den die
Richtlinie fordert. In vielen Regionen sind noch viele Fragen offen, wie z.B.:
Was sind die regionalen Umweltziele für die Wasserkörper? Welche Maßnahmen
müssen ergriffen werden, um diese Ziele zu erreichen? Welche finanziellen Mittel
werden benötigt, um diese Maßnahmen realisieren zu können? Wer zahlt dafür?
Der bereits unter den lokalen Akteuren innerhalb eines Flussgebiets und zwischen
europäischen Regionen begonnene Dialog muss fortgeführt werden, um diese
Fragen zu beantworten und um in den nächsten Monaten und Jahren voneinander
zu lernen.
Das ENMaR Projekt hat zur Öffentlichkeitsbeteiligung beigetragen, indem es versucht hat, den Gemeinden die Bedeutung und Wichtigkeit von wasserrelevanten
Themen zu verdeutlichen. Aber nicht nur die durch ENMaR angesprochene organisierte Öffentlichkeit, sondern auch die allgemeine Öffentlichkeit sollte sich die Rolle
und Bedeutung der Ressource Wasser als Grundlage für Mensch und Natur wieder
stärker bewusst machen. Wasser ist eine kostbare Ressource, welche die Gesellschaft mehr schätzen sollte.
Diese Bewusstseinsbildung wurde in letzter Zeit leider von Negativschlagzeilen
über den Klimawandel und seine Auswirkungen: Hochwasser und Dürren unterstützt. Solche Naturkatastrophen häufen sich in letzter Zeit. Sie verursachen
Schäden, die die Wettbewerbsfähigkeit einer Region auf Dauer mindern. In Zukunft
werden viele Bereiche von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein. So
ist es für das erfolgreiche ENMaR Netzwerk nur eine logische Konsequenz, sich des
Themas Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft in einem neuen
Projekt anzunehmen.
Das neue Projekt könnte Themen wie Bedarfsmanagement, effiziente Wasserversorgung, Regenwassermanagement und Extremereignisse (Hochwasser und Dürren)
behandeln. Es wäre ein Kooperationsnetzwerk zur Anpassung an die zukünftigen
Herausforderungen der Wasserwirtschaft.
288
Die Gemeinden werden erneut die Zielgruppe des Projekts sein. In den teilnehmenden Regionen werden sie eingeladen an Seminaren teilzunehmen, aber auch
aufgefordert, Instrumente und Methoden anzuwenden.
Daher würden wir uns freuen, wenn wir die im ENMaR Projekt auf- bzw. ausgebauten regionalen Netzwerke, ebenso wie das europäische fortführen könnten.
Während des ENMaR Projektes haben wir viele Erfahrungen sammeln können, auf
denen wir in einem neuen Projekt aufbauen könnten.
Wir hoffen, dass auch Sie von dem Projekt ENMaR profitiert haben, dass wir Ihnen
durch die Workshops und vor allem durch dieses Handbuch viele Informationen
geben konnten und dass Sie sich weiterhin für unsere Aktivitäten interessieren,
bzw. sich daran beteiligen.
Vielen Dank für Ihre Kooperation.
Ihr
ENMaR Team
289
Projektpartner
Lead Partner
Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.
Arnswaldtstraße 28
D - 30159 Hannover
Telefon: +49 (0)511-30285-60
E-Mail: [email protected]
Internet: www.uan.de
Wiebke Abeling
Tina Pöllich
Joachim Vollmer
Partner
Emåförbundet
P.O. Box 237
S - 57423 Vetlanda
Telefon: +46 (0)383-973-00
E-Mail: [email protected]
Internet: www.eman.se
Mersey Basin Campaign
Fourways House, 57 Hilton Street
UK - Manchester, M1 2EJ
Telefon: +44 (0)161-2428200
E-Mail: [email protected]
Internet: www.merseybasin.org.uk
Bo Troedsson
Thomas Nydén
Peter Johansson
Caroline Riley
(entsendet von United Utilities)
Prof. Peter Batey
Walter Menzies
Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband
Georgstraße 4
Dr. Christina Aue
D - 26919 Brake
Silke Bücker
Egon Harms
Telefon: +49 (0)4401-916-0
Julia Puvogel
E-Mail: [email protected]
Internet: www.oowv.de
290
Universidad Santiago de Compostela
Escuela Politecnica Superior
Campus universitario s/n
ES - 27002 Lugo
Telefon: +34 (0)982-252231
E-Mail: [email protected]
Internet: www.usc.es
University of Manchester
Oxford Road
UK - Manchester, M13 9PL
Prof. Dr. Florentino Díaz Rodríguez
Prof. Dr. Enrique Arbones Maciñeira
Verónica Blanco Maceira
Ben Stallion
Raquel Vázquez
Dr. Jeremy Carter
Telefon: +44 (0)161-2756882
E-Mail: [email protected]
Internet: www.manchester.ac.uk
Vides Projekti
Pils iela 17
LV - 1050 Riga
Telefon: +371-7221468
E-Mail: [email protected]
Internet: www.videsprojekti.lv
Kristīna Veidemane
Ingrīda Brēmere
Anda Ruskule
Jolanta Bāra
Līga Brūniņa
Maira Jēgere
Externe Mitarbeit
Wasserverband Peine
Horst 6
D - 31226 Peine
Carola Kienscherf
Günter Wolters
Telefon: +49 (0)5171-956-0
E-Mail: [email protected]
Internet: www.wasserverband.de
291
INTERREG IIIC Nord
Joint Technical Secretariat
Grubenstraße 20
D - 18055 Rostock
Telefon: +49 (0)381-45484-5279
E-Mail: [email protected]
Internet: www.interreg3c.net
Monitoring Board
Jörg Janning
Niedersächsisches Umweltministerium (Deutschland)
Rolands Bebris
Vides Ministrija (Lettland)
Mark Turner
Mersey Basin Campaign (England)
Ann-Sofie Eriksson
Sveriges Kommuner och Landsting (Schweden)
Francisco Cacharro Pardo
Diputación Provincial de Lugo (Spanien)
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