Skript Sportklettern Strukturanalyse Sportklettern

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Skript Sportklettern Strukturanalyse Sportklettern
Sportfakultät der TU-München
FG Bergsport
Skript Sportklettern
Strukturanalyse Sportklettern
Definition des Sportkletterns
Unter Sportklettern versteht man die Fortbewegung nur mit Hilfe der
Muskelkräfte an dem durch den Fels oder anderen Materialien (Kunstwände)
vorgegebenen Haltepunkten.
Es gelten folgende Regeln:
- Eine Route gilt als geklettert, wenn im Vorstieg vom Einstieg bis zum
Ausstieg die Sicherungskette nicht belastet wird.
- Die Anzahl der Versuche bis zum Durchstieg bzw. die erreichte Höhe
(nur bei Wettkämpfen) stellt das Messkriterium dar.
Übersicht der leistungsrelevanten konditionellen Fähigkeit Sportklettern
Maximalkraft
Laktazide
Kraftausdauer
Schnellkraft
Finger
x
x
x
Arme
Schulter
x
x
x
Allgemein.
Ausdauer
Aktive
Beweglichkeit
x
Rumpf
x
Hüfte
x
HKS
x
Siehe: Winter, St.: Sportklettern mit Kindern und Jugendlichen, S. 9-12
Köstermayer, G, Tusker,F.: Sportklettern, Technik und Taktiktraining
Köstermayer,G.: Peak-Performance, S. 1-7
Wettkampfklettern:
Nach UIAA Regeln
Schwierigkeitsklettern: 1 Versuch, Bewertung nach dem am höchsten
gehaltenen oder berührten Griff
Aufwärmen und Warten in der Isolation
5 Min. Routenbesichtigung
Schnelligkeitsklettern: Ausscheidungswettkampf, 2 Kletterer starten parallel in
2 identischen Routen im KO-System
Bouldern:
In der Qualifikation und im Finale werden verschiedene Boulder mit
(unterschiedlicher) Punktezahl geklettert und zusammengezählt.
Siehe: www.alpenverein.de/Spitzenbergsport/Sportklettern/Reglement
Materialkunde
Seile:
Beim Klettern werden drei verschiedene Seiltypen verwendet.
Einfachseil: geeignet für Sportklettern und Klettergarten, einfache
Handhabung
Halbseil:
alpines Gelände, darf im Vorstieg nur im Doppelstrang verwendet
werden, höhere Sicherheitsreserven, volle Abseillänge,
wechselweises Einhängen der Seile möglich.
Zwillingsseil: leichter als Halbseil, Verwendung aussschließlich nur im
Doppelstrang, beide Seile müssen in den gleichen Karabiner
eingehängt werden.
Seile müssen verschiedene Normen erfüllen. Für den Anwender bedeutend sind
nur einige von ihnen, wie z.B. die Anzahl der Normstürze, der Fangstoß. Hohe
Aussagekraft auf die Qualität eines Seils hat die Normsturzzahl (Mindestens 5,
je höher desto besser). Heutzutage reißen Seile im Sportkletterbereich sehr
selten, nur bei Scharfkantenstürzen treten Seilrisse noch auf. Dies liegt an der
Beschaffung der Seile. Der Mantel (verwebte Polyamidfasern) fängt 40%, der
Kern (verflochtene Polyamidfasern) 60% des Sturzes auf.
Trotzdem sollten Seile bei regelmäßigem Gebrauch im Gebirge(2x im Monat)
alle 3 Jahre, im Sportkletterbereich alle 5 Jahre oder bei offensichtlichen
Beschädigungen (sichtbarer Kern) ausgetauscht werden. Zum Toperopen
können auch ältere Seile ohne Mantelbeschädigung verwendet werden. Ein
starker „Pelz“ beeinträchtigt ebenfalls die Haltekraft. Außerdem sollte man das
Seil immer in einem Seilsack transportieren, um eine Verschmutzung des Seils
zu vermeiden. Diese führt nämlich zu Qualitätseinbußen beim Seil (verminderte
Knotbarkeit, Probleme beim Sichern durch steifes Seil…).
Unterschiedliche Handhabung der Seile, Qualität, Alterung :
Siehe: www.mammut.ch, Zeitschrift: bergundsteigen
Semmel,Ch.: Alpinlehrplan 2B, S. 153-158
Karabiner:
Entscheidend bei Karabinern ist die Bruchfestigkeit. Diese muss in
Längsrichtung 20 kN, in Querrichtung 7 kN und in Schnapper – offen - Stellung
7 kN betragen. Klettersteigkarabiner haben noch höhere Anforderungen
(Längsrichtung 25 kN, Schnapperöffnung 22 mm, Begründung siehe
Sturzfaktor).
Trotzdem kann es sein, dass ein Karabiner bricht, z.B. Querstellung oder bei
hoher Belastung in Schnapper – offen – Stellung.
Unterschiede bei Karabinern gibt es in Form, Verschluss und Material. Ein
Klettersteigkarabiner muss oft umgehängt werden, weshalb er einen einfach zu
öffnenden Verschluss benötigt. Gängige Verschlusssysteme sind momentan der
Schraubkarabiner, Ball-Lock, Belay-Master. Der mit Abstand am häufigsten
verwendete ist der Schraubkarabiner. Twist-Lock Systeme können sich
selbstständig öffnen.
Die meisten Karabiner werden heute aus Aluminium hergestellt, allerdings gibt
es auch Stahlkarabiner. Diese werden vor allem beim Industrieklettern und bei
Rettungseinsätzen verwendet, da sie eine sehr hohe Bruchlast haben.
Karabiner: Unterschiedliche Arten und Bruchkräfte:
Siehe: Semmel,Ch.: Alpinlehrplan 2B, S. 161-163
Klettergurt:
Gängig ist die Verwendung eines Sitzgurtes beim Klettern, allerdings können
auch Brust- und Sitzgurte, sowie Kombigurte benutzt werden.
Bei Sitzgurten gibt es drei Verschlusssysteme:
Rückfädelverschluß: hier muss man das Band immer zurückschlaufen. Ohne
zurückschlaufen öffnet sich der Gurt komplett
Slide-Block:
hier wird das Band in einer Metallschlaufe durch eine
Lasche gesteckt, schnelleres Anlegen als Monoschieber,
kann in Ausnahmesituationen aufgehen (zu locker
getragen)
Slide -Safe:
schnellste Variante, falsches Einfädeln unmöglich, als
Schulungsgurt bestens geeignet
Ein Brustgurt oder Kombigurt sollte verwendet werden, wenn man mit
schwerem Rucksack klettert, der Kletternde Übergewicht hat, das Becken des
Kletternden kleiner als die Taille ist (Gefahr des Herausrutschens aus dem
Sitzgurt) oder bei Kindern (andere Proportionen).
Brust- und Sitzgurt werden wie folgt verbunden:
Das Bandmaterial (ca. 1,5m) wird durch die Anseilschlaufe des Hüftgurtes
gefädelt. Auf Höhe des Brustbeinendes wird ein Sackstich in Tropfenform
geknüpft. Dann werden die beiden freien Enden des Bandmaterials von hinten
durch die Einbindeschlaufen des Brustgurtes geführt und mit einem
Bandschlingenknoten verbunden.
Hüft-, Brustgurt, Verschiedener Anwendungsbereich und unterschiedliche
Verschlusssysteme.
Siehe: www.mammut.ch
Semmel,Ch.: Alpinlehrplan 2B, S. 158-160
Bandschlingen, Reepschnüre:
Es gibt zwei verschiedene Typen von Bandschlingen, genähte und geknotete.
Man sollte aber bei Bandschlingen immer daran denken, dass jeder Knoten die
Bruchlast verringert. Angezeigt wird die Bruchfestigkeit einer Bandschlinge
durch die schwarzen oder weißen Kennfäden in der Bandmitte, wobei jeder
Kennfaden 5 kN Bruchkraft entspricht.
Reepschnüre sind Hilfsseile (z.B. Prusikknoten, Durchmesser 5 mm, Bruchkraft
5kN), die Bruchfestigkeit wird ebenfalls durch den Knoten verringert.
Beachte, dass Schlingen und Schnüre altern wie Seile.
Bandschlingen, offen und geschlossen, Haltekräfte:
Siehe: Semmel,Ch.: Alpinlehrplan 2B, S. 165-167
Bohrhaken:
Bohrhaken bestehen aus ein oder zwei Teilen, dem Bohrhakendübel und der
Bohrhakenlasche. Um einen Bohrhaken zu setzen gibt es drei Möglichkeiten,
nämlich mit einem Dübel, oder durch Kleben bzw. Zementieren. Bohrhaken
sind in der Regel aus rostfreiem Stahl (Nirosta). Alte mit Expansionsdübeln
festgemachte Bohrhaken können jedoch rosten und sind deshalb mit Vorsicht zu
genießen.
Richtig gesetzt ist ein Bohrhaken, wenn die Bohrhakenlasche bündig an der
Wand aufliegt. Die Bruchlast in Querrichtung der Lasche ist nämlich deutlich
geringer (nur etwa 60%) als in Längsrichtung.
Bohrhaken, unterschiedliche Befestigungsmöglichkeiten, Probleme der Setzung
und Alterung.
Siehe: Semmel,Ch.: Alpinlehrplan 2B, S. 169-172, www.stichel-frei.de
Klemmkeile und Klemmgeräte:
Siehe: Schubert P.: Alpinlehrplan 5, S.63-73, www.stichel-frei.de
Helm:
Kletterhelme werden im steinschlaggefährdeten Gelände verwendet. Sie sind
leicht (200 – 400g), sollten eine gute Passform (nicht rutschen!), mittelgroße
Belüftungsöffnungen und eine helle Farbe haben, damit kein Hitzestau entsteht.
Siehe: Schubert,P.: Alpinlehrplan 2B, S.176-178
Kletterschuhe:
Es gibt verschiedene Arten von Kletterschuhen und zwar weiche, mittelweiche
und harte.
Außerdem gibt es noch einen speziellen Klettersteigschuh, der sowohl zum
leichten Klettern als auch zum Bergsteigen geeignet ist.
Weiche Schuhe benötigt man, um eine bessere taktile Rückmeldung zu haben
(Reibungsklettern), mittelweiche sind für die Allrounder und harte für
Sportkletterrouten mit kleinen Tritten geeignet.
Beim Kauf der Schuhe ist darauf zu achten, dass sie zwar eng sein müssen aber
keine Schmerzen verursachen sollen. Die Zehen sollten leicht gebeugt sein, um
ein optimales Gefühl für die Tritte zu bekommen. Für Anfänger eignen sich
mittelweiche Schuhe, Profis verwenden weiche bananenförmige Schuhe mit
Vorspannung (Vorteil: Kraft sparendes Klettern + taktile Rückmeldung).
Siehe: www.mammut.ch
Verordnungen:
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Fachlehrplan für den
Differenzierten Sportunterricht, Nov. 2000
GUV, Bundesverband der Unfallkassen, Sicher nach oben… Klettern in der
Schule, GUV-SI 8013
Sicherungstheorie:
Die Sicherungstheorie beinhaltet die Handhabung aller Geräte und Materialien
sowie die Einwirkung physikalischer Kräfte, die beim Klettern auftreten können.
Fangstoß:
Def.: Der Fangstoß ist die maximale Kraft, die bei einem Sturz durch Auffangen
der Fallenergie über das Kletterseil auf den menschlichen Körper wirkt.
Die Physikalische Formel stellt sich wie folgt dar:
2mg h
F = mg+ m g +
●
k
L
wobei:
F: Fangstoß in Newton
g: Gravitation 9,81 m/s2
h: Fallhöhe
2 2
m: Sturzgewicht in Kg
k: Eigenschaften des Seils
L: Länge des belasteten Seils
Unter genormten Laborbedingungen (sind in der Praxis nicht zu erreichen) wird
der max. Fangstoß ermittelt. Dieser liegt 12 kN bei 80 Kg Eisenmasse als
Gewicht und Sturzfaktor 1,7.
Belastung der Sicherungskette.
Sturzfaktor: Der Sturzfaktor ist definiert als die Fallhöhe h durch die
ausgegebene Seillänge l:
Fallhöhe h
Sturzfaktor f = ausgegebene Seillänge l
Der maximale Sturzfaktor in der Praxis ist 2 (Stand in der Wand, keine
Zwischensicherung). Höhere Werte können jedoch bei einem Sturz im
Klettersteig erreicht werden, da die ausgegebene Seillänge relativ kurz (meist ca.
1 – 1,5m) ist, die Fallhöhe aber je nach Hakenabstand weit höher sein kann.
Der Sturzfaktor ist dimensionslos und hat nur eine bedingte Aussagekraft. So
kann ein Sturz mit geringem Sturzfaktor sehr schmerzhaft sein, wenn er statisch
abgefangen wird, während ein dynamisch abgefangener Sturz mit höherem
Sturzfaktor harmlos ist. Grundsätzlich lässt aber ein höherer Sturzfaktor bei
statischer Sicherung auch auf eine höhere Belastung der Sicherungskette
schließen.
Soll ein Sturz dynamisch abgefangen werden, so muss natürlich mit einem
dynamischen Sicherungsgerät (z.B. Tube) gesichert werden. Damit kann der
Sichernde ½ - 2 Meter Seil während des Abbremsen des Sturzes nachgeben. Der
Anfänger springt statt dem Nachgeben beim Auftreten des Sturzzugs nach oben.
Durch die Seildehnung (bis zu 10-20 %) wirken ebenfalls weniger Kräfte auf
den Stürzenden.
Hart kann ein Sturz abgefangen werden, indem man kein Seil durchlaufen lässt
oder mit einem halbautomatischen Sicherungsgerät (z.B. Grigri) sichert. Die
Verwendung eines Statikseils (keine Seildehnung) bewirkt immer eine harte,
verletzungsgefährdete Sturzbelastung, deshalb darf dieser Seiltyp zum
Vorstiegsklettern nicht verwendet werden.
Einen Sturz hart abzufangen kann nötig sein, wenn der Stürzende sich in
Bodennähe befindet oder auf einen Absatz aufschlagen kann (Grounder!). Im
überhängenden Gelände sollte der Sturz weich abgebremst werden, damit der
Kletterer durch den auftretenden Pendeleffekt nicht an die Wand schlägt.
Siehe: Semmel,Ch.: Alpinlehrplan 2A, S.12-16
Belastung der Zwischensicherung
Auf die Zwischensicherung wirken bei einem Sturz höhere Kräfte als der
Fangstoß alleine. Dies rührt daher, dass sie von beiden Seiten belastet wir wird.
Einerseits wirkt auf der Seite des Sichernden die Bremskraft, andererseits auf
der Fallseite die Fangstosskraft (Flaschenzugeffekt). Wie groß die Kraft ist, die
wirkt, hängt von der Fallhöhe, der Seildehnung, dem Eigengewicht, der
Sicherungsart und vom Winkel ab, den das Seil vor und nach der
Zwischensicherung einschließt. So wird die Zwischensicherung bei einem
Seilwinkel von 180o („gerader Sturz“) mit 160% der Fangstoßkraft belastet, bei
einem Winkel von 90o mit 125%. Für alle restlichen Winkel bewegen sich die
Werte dazwischen. Auf der Seite des Sichernden entstehen Kräfte, die bis zum
1.5-2,7-fachen der Bremskraft des Bremsgerätes, da die Zugkraft so lange
ansteigt, bis an der Seite des Bremsgeräts dessen Bremskraft erreicht wird. Bei
ungünstigem Seilverlauf (hohe Reibung, z.B. über Kanten) wird der Sturz härter,
auf der Seite des Kletterers können bis zu 70% der Fangstoßkraft auftreten.
In gut gesicherten Sportkletterrouten wirken meist aber Kräfte im Bereich von 3
– 8 kN, da die Sturzhöhe auf Grund vieler kurz aufeinander folgender
Zwischensicherungen sehr niedrig ist.
Formel: Sturzzug (z.B. HMS 3 kN) + 50% = Fangstoß
Fangstoß + Sturzzug = Umlenkbelastung
Sicherungsgeräte:
Sicherungsgeräte im Überblick (Bremskräfte bei Sturzfaktor 0,4 und Handkraft
250 N):
max.Bremskraft: ca. 2-3 kN
- geringer Seildurchlauf
- ausreichende Bremskräfte für alle Belastungen
Nachteile: - falscher Seilverlauf möglich
- Krangelbildung möglich
- Seilausgeben anstrengend
HMS:
Vorteile:
Grigri:
max. Bremskraft: ca. 6-8 kN
Vorteile: - kurzer Seildurchlauf
Nachteile: - für Anfänger im Vorstieg schwer zu bedienen
- bei falscher Handhabung keine Bremswirkung
- falsche Handhabung beim Ablassen möglich
Click-up: max. Bremskraft: kN
Vorteile: - kurzer Seildurchlauf
- sicheres Ablassen
- einfache Bedienung
Nachteile: - Seil kann falsch eingelegt werden
- bei kleinen Kindern kann das Gerät nicht blockieren
Tube/ATC /Reverso: max. Bremskraft: 1,5 – 2,5 kN
Vorteile: - einfachste Bauweise
- schnelles Seil geben/ einholen möglich
- keine Krangelbildung
- bei Erfahrung: Stürze können sehr dynamisch abgefangen werden
Nachteile: - bei F2-/ Nachsteigestürzen geringe Bremskraft
- geringe Bremskraft erfordert hohe Aufmerksamkeit
Einfluss auf die Bremswirkung hat auch die Handkraft. Bei erhöhter Handkraft
verringert sich der Seildurchlauf der dynamischen Sicherung. So verringert sich
der Seildurchlauf z.B. beim Achter mit einer Handkraft von 100 N/250N/400N
von 160 cm über 44 cm auf 13 cm(d.h. Kinder halten kaum Erwachsene mit
einem ATC). Bei halbautomatischen Bremsgeräten wie dem Grigri, ist nur eine
minimale Schwankung zu beobachten. Bei denselben Kraftwerten beträgt der
Seildurchlauf 9 – 8 – 9 cm.
Belastungen verschiedener Fixpunkte:
Standplatz ohne Zwischensicherung 7,0 kN
Zwischensicherung
12,0 kN
Umlenkung beim Toprope:
3-5 kN
Abseilpunkt beim Abseilen:
2-4 kN
Haltepunkte einer Slackline:
5-15 kN
Siehe: Semmel,Ch.: Alpinlehrplan 2A, S. 12-16
Stopper, Semmel.: Panorama, DAV, 4/2002
Winter,St.: Sportklettern mit Kindern und Jugendlichen, S.101-103
Bergundsteigen, 2/05 2/07
Gefahrenkunde:
Die Gefahrenkunde umfasst Fehler und Gefahrensituationen beim Vor-/
Nachstieg, sowie beim Abseilen.
Vorstieg:
Fehler des Sichernden: Fehler des Kletterers:
-
falsche Bedienung des Sicherungsgeräts
Schlappseil lassen
Unaufmerksamkeit
Stand zu weit weg von der Wand
keine Selbstsicherung
Stand unter dem Kletterer
kein Knoten am Ende des Seils
Karabiner nicht zugeschraubt
falsches Klippen
Einfädeln des Seils zwischen die Beine
falsche Stellung des Karabiners
Keile, Friends falsch gelegt
Sanduhr zu schmal
nur ein Umlenkhaken
unklare Kommandos
falsch eingebunden
zu wenig bzw. falsches Material
hoher Seilzug durch Verwendung
zu kurzer Schlingen
Nachstieg:
Fehler des Sichernden: Fehler des Kletterers:
-
falsche Bedienung des Sicherungsgeräts
Unaufmerksamkeit
zuviel Schlappseil am Anfang
Karabiner nicht zugeschraubt
Bremsseil loslassen
Kollisionsgefahr
Seil falsch eingebunden
weit abseits der Falllinie des Umlenkpunktes
nicht erkennen der Umlenkung
2 Seile in der Umlenkung
Verständigungsfehler
Gurt nicht richtig verschlossen
Bandschlinge bzw. Reepschnur ohne Karabiner
als Umlenkmaterial
Abseilen:
Fehler am Abseilpunkt: Fehler des Kletterers: -
nur ein Haken
Sanduhr nicht bruchsicher (zu schmal)
Verbindung zwischen den beiden Haken schlecht
alte Schlingen
Ende nicht verknotet
keine Prusikschlinge
fehlende Selbstsicherung
Karabiner nicht zu geschraubt
Siehe: Schubert, P.: Sicherheit und Risiko in Fels und Eis, Bd.1, S. 56-213
Winter, St.: Sportklettern mit Kindern und Jugendlichen, S.98-100
Kletterregeln, Partnercheck, Kletterscheine: Siehe:
www.alpenverein.de/Publikationen/Broschüren
Verletzungsgefahr und Überlastungsschäden:
Beim Klettern sind einige typische Verletzungen zu beobachten, die teilweise
selbstverschuldet, teilweise durch Überbeanspruchung entstehen.
Verletzungen :
- Abriss eines Fingers durch Tragen eines Rings oder Greifen in einen
Sicherungshaken mit anschließendem Sturz
- Verlust von Zähnen, weil im Moment des Sturzes das Seil zur
Vereinfachung des Klippens in den Mund genommen wurde
- Einschneiden des Seils, das bei einem Sturz um den Arm/ die Hand
gewickelt war
- Prellungen, Knochenbrüche durch Anschlagen an die Wand
- bei Bodenstürzen lebensgefährliche Verletzungen
- Kopfverletzungen durch Steinschlag oder Drehstürzen
- Hautverletzungen
- Wachstumsfugen der Fingergelenke
Überlastungsschäden
Finger:
Schulter:
Kapselschwellungen, Sehnenescheidenentzündungen
Reizung, Anriss u.a. der langen Bizepssehne oder der
Supraspinatussehne, da diese beim Seitwärtsheben des Armes unter
das Schulterdach gepresst wird
Ellbogen: sog. „Kletterellbogen“, Überlastung der Sehnenansätze der Beugeund Streckermuskeln in der Ellenbeuge
Durch kleine Klettergriffe treten Druck- und Belastungsschmerzen der
Sehnen, Sehnenscheiden und Gelenkkapseln, sowie ein Taubheitsgefühl in den
Fingern auf. Dies kann verhindert werden, indem man sich vorm Klettern
ordentlich aufwärmt, währenddessen ausreichende Pausen macht und danach die
betroffenen Stellen kühlt. Durch tapen der Fingergelenke kann der
Entzündungsprozess verlangsamt werden. Ein Klettern mit aufgestellten Fingern
sollte man wenn möglich vermeiden, da dies eine hohe Belastung für die
Ringbänder und Sehnenscheiden bedeutet.
Symptome, Ursachen, Therapie:
Siehe: Hochholzer, T.: Sportklettern. Verletzungen
Winter, St.: Sportklettern mit Kindern und Jugendlichen, S.114-116
Keller,P;Schweizer,A: Vertical secrets, S. 264-334
Klettertraining
Beim Bouldern und bei schweren Einzelstellen in einer Kletterroute müssen
kurze hohe (teilweise maximale) Kraftwerte produziert werden Dafür benötigt
der Muskel sehr viel Energie.
Maximalkrafttraining:
Je nach Trainingsmethode vergrößert man die Muskelmasse
(Hypertrophietraining), oder die Kraftentwicklung wird durch Verbesserung der
neuromuskulären Ansteuerung (Erhöhung der Rekrutierung und Frequenzierung
= intramuskuläre Koordination) verbessert. Dabei wird auch eine Steigerung im
Kraftanstieg (= statische Schnellkraft) erreicht.
Soll das Hypertrophie- bzw. IK-Training kletterspezifisch durchgeführt werden,
müssen hinsichtlich der Kraftbelastung möglichst homogene Kletterzüge
aneinandergereiht werden. Beim Hypertrophietraining besteht der Boulder aus
10-20 Einzelzügen mit submaximaler Kraftbelastung. Beim IK-Training
reduziert sich die Zugzahl auf 1 bis maximal 6 Züge, wobei jeder Einzelzug für
sich maximal kräftig ist.Dieser Boulder wird 6-10 mal wiederholt mit 2-4
Minuten Pause zwischen den Wiederholungen.
Angaben zum allgemeinen Hypertrophie- bzw. IK-Training an
Krafttrainingsgeräten finden Sie in: GROSSER et.al; „Das neue
Konditionstraining“, 2004.
Schnellkrafttraining (dynamische Schnellkraft):
Ein Schnellkrafttraining erhöht die Geschwindigkeit der Bewegung, die bei
dynamischen Kletterzügen darüber entscheiden kann, ob der anvisierte Griff
erreicht wird.
Trainingsdurchführung und Inhalte: Systemtraining, Hangelpyramide
Campusboard, siehe:
Köstermayer,G.: Peak P., S. 15-41
Eisenhut, Andrea: Climb 12/2006
Lokales Kraftausdauertraining:
Dagegen muss bei langen Routen eine reduzierte Kraft (submaximale bis
mittlere Intensität) über längere Zeit aufgebracht werden. Die Energie wird
dabei vorrangig anaerob laktazid bereitgestellt. Das Kraftausdauertraining
fördert die Fähigkeit trotz der muskulären Übersäuerung den erforderlichen
Kraftwert noch weiter aufrechterhalten zu können (Laktattoleranzfähigkeit)
sowie die Fähigkeit sich an Rastpositionen schnell erholen zu können.
Allerdings kann ein zu häufig durchgeführtes laktazides Kraftausdauertraining
zur Verschlechterung der Kletterleistung führen, weil laktazide Belastungen den
aeroben Stoffwechsel in der Muskelzelle beeinträchtigen. Das Training erfolgt
als intensives Intervalltraining gestaltetes Routen- oder Bouldertraining(1-2
Grade unter dem Vorstiegslevel). Die „lohnende Pause“(1-1,5 Min) muss dabei
eingehalten werden.
Kinder- und Jugendtraining:
• Kein intensives Maximalkrafttraining mit aufgestellten Fingern mit
Jugendlichen (Verletzung der Wachstumsfuge)
• Maximalkraft ist trainierbar:
- präpubertär mit dem Ziel der Verbesserung der inter- und
intramuskulären Koordination
- pubertär und postpubertär mit dem Ziel der Muskelhypertrophie
Trainingsdurchführung und Inhalte, siehe: Köstermayer, G.: Peak P., S. 42-49
Beweglichkeitstraining, Ausgleichstraining, siehe: Köstermayer, G.: Peak P.,
S. 50-55, 60-65
Aufwärmen, siehe: Köstermayer, G.: Peak P., S. 67-69
Trainingsplanung, siehe: Köstermayer, G.: Peak P., S. 74-77
Techniktraining, siehe: Köstermayer, G, Tusker,F.: Sportklettern, Technik
und Taktiktraining
Taktiktraining: Keller,P.,Schweizer,A.: Vertical secrets,
Köstermeyer,G.: Peak performance
Statisch-dynamisches Training: www.klettertraining.de
Weitere Vorschläge zum Klettertraining:
Siehe: Radlinger, Lorenz/ Iser, Walter/ Zittermann, Hubert 1993:
Bergsporttraining. Kondition, Technik und Taktik aller
Bergsportdisziplinen.
Neumann, Udo & Goddard, Dale 1997²: Lizenz zum Klettern
Keller,P;Schweizer,A: Vertical secrets, S. 188-240
Methodik
Die wichtigsten Rahmenbedingungen zum lehren und lernen sind:
optimale Geländewahl
- große Anzahl von passenden Routen, die nebeneinander liegen
- dem Können der Teilnehmer angepasste Absicherung
- kein Steinschlag oder Absturzgelände
Organisation des Unterrichts
- Übungsstellen befinden sich in Sichtweite des Lehrers
- Übungsstellen markieren
- Seile vor Beginn des Übungsbetriebs einhängen
Übungsintensität
- Aufwärmen und mit einfachen Touren einklettern
- Technikübungen vor Konditionsübungen
- an Maximalkraftstellen 3-5 Minuten Pause
Sichern lernen
Für den sportlichen und gesundheitlichen Erfolg des Routenkletterns
ist ein verantwortungsvolles Sichern unbedingt notwendig. Ein hoher
Automatisierungsgrad sollte so schnell wie möglich erreicht werden.
Folgende Elemente unterteilt man im Kletterunterricht:
-
Anseilen, Knoten
Toprope: Einholen und Ablassen
Vorstieg: Klippen, Seilführung, Ausgeben, Fädeln und Abbauen
Sturztraining
Methodik beim Abseilen
Taktik
Klettern lernen
Zu den Klettertechniken gibt es passende Übungen für Anfänger,
Fortgeschrittene und Könner:
Elementare Fertigkeiten: Treten, Greifen
Frontal, Eindrehen
Spreizen, Stützen
Gegendrucktechnik
Reibungstechnik
Offene Tür
Riss- und Stemmtechnik
Hangeln
Dynamo
Qualitäten: Präzision, Gleichgewicht, Körperspannung,
Dynamik und Tempo, Positionierung und Bewegungsplanung
Ergänzend dazu:
- Taktik
- Körperwahrnehmung
- Kletterspiele
-
Methodische Aspekte, Differenzierung nach Anfängern, Fortgeschrittenen und
Könnern.
Siehe: Winter, St.: Sportklettern mit Kindern und Jugendl. , Technik S. 33-64
Sichern S. 65-98
www.mitglied.lycos.de/waschaedle
Kümin,Ch,M, Lietha,A.: Sportklettern, Einstieg zum Aufstieg
Klein,P.,Schunk,E.: Praxisideen. Koordinativ orientierte Sportarten-Klett.
Hoffmann, Michael 2009³: Sportklettern. Klettertechnik und Sicherungsp.
DAV 2005: Ausbilderhandbuch
Hoffmann, M., 2010: Klettern, Alpinlehrplan 2A
Keller,P;Schweizer,A: Vertical secrets, S. 60-140
Literatur
Albesa, Llovveras,2001.: Klettertrainng, BLV Verlag
Britschgi,W.2004: Begreiflich-Sicherheit beim Sportklettern. Oregon: Eigenverlag
Deutscher Alpenverein,2005: Ausbilderhandbuch, Praxis und Theorie, DAV-Shop, ***
Deutscher Alpenverein, Indoorklettern, 2010, BLV Verlag***
Flecken,G,2008.: Klettern in der Halle, Meyer Meyer Verlag
Grosser, M. 2004: Das neue Konditionstraining, BLV Verlag
Hofmann, A.: Besser Bouldern, 2007, TMMS Verlag
Hoffmann, Michael 2009³: Sportklettern. Klettertechnik und Sicherungspraxis.Panico Verlag*
Hoffmann,M 2010: Klettern, Technik, Taktik, Alpin-Lehrplan Band 2B, BLV-Verlag***
Hochholzer,T/ Schöffl,V.: So weit die Hände greifen, 2007, Lochner Verlag *
Keller,P/Schweizer.A,2009: Vertical secrets, Turntillburn-Verlag, ***
Klein,P.,Schunk,E 2005: Praxisideen. Koordinativ orientierte Sportarten-Klettern.Hofmann
Verlag
Köstermeyer, Guido & Tusker, Ferdinand 1997: Sportklettern. Technik und Taktiktraining.
München: Lochner **
Köstermeyer Guido,2012: Peak Performance ,&. Auflage, TMMS Verlag **
Kümin, Charlotte, Kümin, Markus, Lietha, Andres 1997: Sportklettern. Einstieg zum
Aufstieg. Bern: Verlag SVSS (Schweizer Verband für Sport in der Schule) *
Neumann, Udo , 2010: Lizenz zum Klettern, Udini Verlag *
Neumann, Peter,Kirtsteiner,J,2002: Klettern an der Boulderwand, Übungen und Spiele für
Kinder und Jugendliche, Kallmeyer Verlag *
Radlinger, Lorenz/ Iser, Walter/ Zittermann, Hubert 1993: Bergsporttraining. Kondition,
Technik und Taktik aller Bergsportdisziplinen. München, Wien, Zürich: BLV
Semmel,Ch 2010: Ausrüstung, Sicherheit, Alpin-Lehrplan Band 2A, BLV-Verlag ***
Schubert, Pit 1994:Sicherheit und Risiko in Fels und Eis. München, Bergverlag Rother
Ullmann,R.,Winter,St.2002: Klettern im Schulsport, Ministerium für Kultus,
Schulsportreferat, Baden Württemberg
Winter,Stefan 2000 :Sportklettern mit Kindern und Jugendlichen. München ,BLV-Verlag **
Winter,Stefan 2001 : Richtig Sportklettern, BLV-Verlag
Winter,Stefan 2010 : Richtig Klettern, BLV-Verlag
Kletterspiele, Österr. Alpenverein, 2000 *
Berg und Steigen: Zeitschrift für Risikomanagement im Bergsport. Hrsg. Öster.Alpenverein *
Fachzeitschriften: Climb, Klettern
Pädagogische Zeitschriften: Sportpädagogik 5/2010,***
Sportunterricht