Neurologische Begutachtung - Deutsche Gesellschaft für

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Neurologische Begutachtung - Deutsche Gesellschaft für
Arbeitsgemeinschaft
Neurologische
Begutachtung
der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V.
Geschäftsstelle:
Frau R. Hoffmann
Siedlungstraße 6
89192 Rammingen
Telefon 07345 / 7581
Telefax 07345 / 22 787
[email protected]
www.anb-ev.de
Ausbildungscurriculum
Neurologische Begutachtung
unter Berücksichtigung des Curriculums der Bundesärztekammer
„Grundlagen der medizinischen Begutachtung“
Stand 11/2004 *
Das 2001 von der ANB erstmals verabschiedete Ausbildungscurriculum dient der Qualitätssicherung in der neurologischen Begutachtung. Die 3 Seminarteile sollen Neurologen und
Ärzten in der Weiterbildung zum Arzt für Neurologie alle wichtigen Kenntnisse vermitteln, die
zu einer sachgerechten Erstattung neurologischer Gutachten erforderlich sind. Hierzu gehören eingehende Kenntnisse der verschiedenen Rechtsgebiete und deren Besonderheiten,
jedoch auch Erfahrungen in der Beurteilung gutachterlich schwieriger Krankheitsbilder. Ein
ursprünglich geplanter vierter Seminarteil zur Begutachtung der Kraftfahrereignung wurde
nicht in das Curriculum aufgenommen, da derartige Fortbildungsveranstaltungen bereits von
den Landesärztekammern angeboten werden.
Nach erfolgreichem Abschluss des Curriculums und Erstattung von 50 eigenständig oder
unter Supervision erstellten ausführlichen Gutachten in freier Form aus wenigstens zwei
unterschiedlichen Rechtsgebieten kann bei der ANB eine Zertifizierung als „qualifizierter
neurologischer Gutachter“ beantragt werden.
Die jetzt vorliegende Version vom November 2004 verknüpft das bisherige Ausbildungscurriculum der ANB mit dem neu erarbeiteten Curriculum der Bundesärztekammer „Grundlagen
der medizinischen Begutachtung“, das in weiten Teilen mit den ANB-Curriculum übereinstimmt. Die Module I-III einschließlich der angegliederten Teile des speziell-neurologischen
Moduls IV entsprechen den vorherigen Curriculumsteilen 1-3, so dass Kompatibilität besteht. Veränderungen ergeben sich lediglich in 3 Punkten:
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Der bisherige Zeitumfang von 36 Fortbildungsstunden wurde auf nunmehr 40 Stunden
erweitert, wie dies im Curriculum der Bundesärztekammer vorgesehen ist.
Die bisherigen 3 Seminarteile wurden in 4 Module aufgegliedert. Die Module I-III vermitteln dabei allgemeine gutachterliche Kenntnisse, wie sie auch für andere medizinische
Fachgebiete (z.B. Orthopäden, Internisten) von Bedeutung sind. Lediglich das Modul IV
ist fachspezifisch und umfasst im vorliegenden Curriculum gutachterlich wichtige neurologische Krankheitsbilder.
Bedingt durch die Zielsetzung, den allgemeinen Teil allen medizinischen Fachgebieten
zugänglich zu machen, wurde ein zusätzliches Referat über Berufskrankheiten im Modul
II neu eingefügt.
* vorbehaltlich der abschließenden Zustimmung durch die Mitgliederversammlung
Prof.Dr.M.Tegenthoff, Bochum (Vorsitzender) - Dr.W.Hausotter, Sonthofen (Schatzmeister) - Prof.Dr.Dr.B.Widder, Günzburg (Sekretär)
Prof.Dr.C.W.Wallesch, Magdeburg (ehemaliger Vorsitzender) – Prof.Dr.P.Marx, Berlin (zukünftiger Vorsitzender)
Bankverbindung: Sparkasse Günzburg (BLZ 720 518 40) 42 408
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Seminarteil 1
Modul I : Allgemeine Grundlagen und Zustandsbegutachtung (8 Std.)
Grundlagen der Begutachtung
Unterschiedliche Rechtsformen und Fragestellungen, rechtliche Stellung des Gutachters, Pflicht zur
Gutachtenerstattung, Beteiligung von Mitarbeitern, Schweigepflicht, Befangenheit, Probleme des
Datenschutzes, Duldungspflicht von Untersuchungen, Haftung und Vergütung
Erstellung von Gutachten
Vorbereitung der Begutachtung, Wiedergabe der Aktenlage, eigene Angaben, objektive und apparative Untersuchungsbefunde, Umgang mit Bewertungsskalen und Messverfahren, Zusammenfassung
und Beurteilung, Beantwortung der gestellten Fragen, Terminologie, Sprache und Verständlichkeit,
Fehlerquellen (unterschiedliche Rechtsnormen, Beurteilung der Kausalkette, formale Fehler), Probleme (Abgrenzung zu anderen Fachgebieten, Übertragungsprobleme, Begutachtung von Ausländern)
Gesetzliche Rentenversicherung und Rehabilitation
Definitionen des SGB VI, Erwerbsminderung, positives und negatives Leistungsbild, quantitative und
qualitative Leistungseinschränkungen, zumutbare Willensanstrengung, Wegefähigkeit, arbeitsunübliche Pausen, Rehabilitationsbedürftigkeit, - fähigkeit und -prognose, berufsfördernde Leistungen, Diskussion von Fallbeispielen
Berufsunfähigkeits-(Zusatz)versicherung
Grundlagen der privaten Lebensversicherung, Versicherungsbedingungen, versicherter Beruf und
Vergleichsberuf, Grad der Berufsunfähigkeit, Beurteilung von Teilleistungsbereichen, Diskussion von
Fallbeispielen
Schwerbehindertenrecht
Behinderung, Regelwidrigkeit gegenüber dem Alterstypischen, Merkzeichen, Nachteilsausgleiche,
Gleichstellung, GdB-Beurteilung, Vergleich mit festen GdB-Werten, Heilungsbewährung, Diskussion
von Fallbeispielen
Modul IV.1 : Spezielle neurologische Begutachtung (5 Std.)
Neuropsychologie und Verhaltensneurologie
Verhaltensneurologischer Befund, Quantifizierung von Aufmerksamkeits- und Hirnwerkzeugstörungen, Beurteilung organischer Wesensänderungen, Fragestellungen, Indikationen und Qualitätsmerkmale neuropsychologischer Zusatzgutachten, Abgrenzung organischer von nichtorganischen Traumafolgen, Diskussion von Fallbeispielen
Beurteilung von Schmerzsyndromen und Befindlichkeitsstörungen
Übliche und außergewöhnliche Schmerzen, somatoforme Störungen, Schmerzsyndrome bei psychiatrischen Krankheitsbildern, ”neue” Krankheiten (MCS, FMS, CFS, usw.), objektive und subjektive
Beurteilungskriterien, Leistungs- und Behinderungseinschätzung, Diskussion von Fallbeispielen
3
Seminarteil 2
Modul II : Kausalitätsbezogene Begutachtung (8 Std.)
Beurteilung der Kausalität im Sozial- und Zivilrecht
Äquivalenz-, Relevanz- und Adäquanztheorie, haftungsbegründende und -ausfüllende Kausalität,
konkurrierende Kausalität, Beweismaße (Vollbeweis, Wahrscheinlichkeit), Brückensymptome, Gelegenheitsursache, adäquates Ereignis, Kausalität im Sinne der Entstehung oder Verschlimmerung,
Vor-, Folge- und Nachschaden, Schadensanlage, Verschiebung der Wesensgrundlage
Gesetzliche Unfallversicherung
Definitionen des SGB VII, Unfallbegriff, wesentliche Bedingung, wesentliche Änderung, mittelbare
Schädigungsfolge, MdE-Einschätzung, besondere berufliche Auswirkungen, Pflegegeld, Diskussion
von Fallbeispielen, Grundzüge der Berufskrankheiten
Berufskrankheiten
Berufskrankheiten-Verordnung (BKV), gesetzliche BK-Anzeigpflicht, Definition der BK, Aufbau und
Umfang der BK-Liste, Amtsermittlungsprinzip, Zusammenhangs- und Zustandsbegutachtung, Grundlagen der Neurotoxikologie, Nachweis der Exposition, akute und chronische Intoxikationen, toxische
Enzephalopathie und Neuropathie, Wertigkeit elektrophysiologischer und bildgebender Untersuchungen, Kausalitätsfragen bei bandscheibenbedingten Erkrankungen, Diskussion von Fallbeispielen
Soziales Entschädigungsrecht
Versorgungsrecht (z.B. Opferentschädigungsgesetz, Soldatenversorgungsgesetz), Anhaltspunkte für
die ärztliche Gutachtertätigkeit, Kannversorgung, MdE-Einschätzung, Erwerbsunfähigkeit, Pflegezulagestufen bei Hilflosigkeit, besonderes berufliches Betroffensein, Diskussion von Fallbeispielen
Private Unfallversicherung
Definitionen der AUB, Unfallbegriff und Unfallfolge, nicht versicherte Erkrankungen und Ausschlüsse,
Beurteilung innerhalb und außerhalb der Gliedertaxe, körperliche und geistige Leistungsfähigkeit,
Vorinvalidität, Mitwirkung von Krankheiten und Gebrechen, Diskussion von Fallbeispielen
Haftpflichtversicherung
Haftungsvoraussetzungen und -umfang, Beweismaß und Beweislastverteilung, allgemeines Lebensrisiko, Einschränkung im Berufs- und Privatleben, materielle und immaterielle Unfallfolgen, Minderung
der Erwerbsfähigkeit, Minderung der Fähigkeit, den Beruf auszuführen, Diskussion von Fallbeispielen
Modul IV.2 : Spezielle neurologische Begutachtung (6 Std.)
Schädel-Hirn-Traumen
Primäre und sekundäre Hirnschädigungen, Beurteilung des Schweregrades, Erkennung und Bewertung der verschiedenen Residualsymptome, posttraumatische Anfälle, Wertigkeit bildgebender und
elektrophysiologischer Untersuchungsverfahren, Phasenmodell der neurologischen Rehabilitation,
Diskussion von Fallbeispielen
Verletzungen des Rückenmarks und der peripheren Nerven
Zusammenhangsfragen, Einfluss von Vorschädigungen, Bewertung in den verschiedenen
Rechtsformen, übliche und außergewöhnliche Schmerzen, Besonderheiten bei CRPS, Diskussion
von Fallbeispielen
Zerebrovaskuläre und entzündliche Hirnerkrankungen
Kausale und finale Beurteilung bei Schlaganfällen, Meningitiden und chronisch-entzündlichen Hirnerkrankungen (z.B. Borreliose, Multiple Sklerose, Neuro-AIDS), sekundäre Krampfanfälle, Einschätzung von Funktionsbeeinträchtigungen, Kriterien der Pflegeversicherung, Diskussion von Fallbeispielen
4
Seminarteil 3
Modul III: Arzthaftung, Krankenversicherung, Grenzgebiete (8 Std.)
Grundlagen der Arzthaftung
Dienstvertrag, Behandlungsvertrag, ärztliche Sorgfaltspflicht, Beweislastumkehr, Organisationsverschulden, Kategorien, Art und Umfang der ärztlichen Aufklärung, Aufklärung mit Hilfe standardisierter
Formulare, Erfordernisse an die Dokumentation, Fehler in Diagnostik und Therapie, Verhalten bei
Anschuldigungen, Diskussion von Fallbeispielen
Gesetzliche und private Krankenversicherung
Arbeitsunfähigkeit, Verfügbarkeit, hinzugetretene Krankheit, Krankengeld, Arbeitsplatzanforderungen,
stufenweise Wiedereingliederung, Rehabilitation, Berufsunfähigkeitsklausel (PKV), berufsfördernde
Leistungen
Grenzgebiete der neurologischen Begutachtung
Grundkenntnisse Pflegeversicherung, Sozialhilferecht, Geschäfts- und Testierfähigkeit, Betreuungsgesetz, landestypische Unterbringungsgesetze
Modul IV.3 : Spezielle Begutachtung (5 Std.)
HWS-Beschleunigungsverletzungen
Schädigungsmechanismen, klinische Symptome und typische Verläufe, gängige Einteilungen des
Schweregrades, Prädiktoren der Symptomverlängerung, Erstschadensbeurteilung unter
Einbeziehung verkehrstechnischer Gutachten, Überschneidungen mit dem HNO-ärztlichen und
orthopädischen Fachgebiet, Diskussion von Fallbeispielen
Psychoreaktive Störungen nach Unfallereignissen
Belastungsreaktion, Anpassungsstörung, posttraumatische Belastungsstörung, Bagatelltrauma und
Gelegenheitsursache, Beurteilung psychischer Vorschäden und Schadensanlagen, Abgrenzung von
Aggravation und Simulation, Diskussion von Fallbeispielen
Berufskrankheit BK 1317
Grundlagen der Neurotoxikologie, Nachweis der Exposition, akute und chronische Intoxikationen,
toxische Enzephalopathie und Neuropathie, Wertigkeit elektrophysiologischer und bildgebender Untersuchungen, Diskussion von Fallbeispielen