Die Geschichte eines Debakels
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Die Geschichte eines Debakels
ISSN 1863-9216 Mitgliederzeitung Berufsverband Deutscher Internisten BDI e.V. • www.bdi.de Der Punktwert im EBM Inhalt Umfrage des Bundesverbandes Medizinische Versorgungszentren (BMVZ) Die Geschichte eines Debakels Bayerischer BKK-Tag Gesundheitsfonds ist entwicklungsfähig Beim bayerischen BKK-Tag Ende Januar versuchte Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jürgen Wasem dem Gesundheitsfonds noch Positives abzugewinnen. Für die bayerische CSU und FDP ist er jedoch bereits ein Auslaufmodell. Seite 4 Ein neues Berufsbild Der Honorararzt Immer mehr Mediziner entschließen sich, als Honorarärzte ohne feste Anstellung an verschiedenen Kliniken nach Bedarf zu arbeiten. Seite 8 Rabattverträge Mit der Budgetierung und der Fallpauschale in der gesetzlichen Krankenversicherung, eingeführt durch den damaligen Gesundheitsminister Horst Seehofer, begann das Unglück. Darüber sind sich seit den 90er Jahren alle in der Vertragsärzteschaft einig. Die ärztliche Tätigkeit wurde nicht mehr in DM oder Euro entlohnt, sondern nach Punktwerten bemessen. Politik und Krankenkassen waren das Morbiditätsrisiko los und hatten es im ambulanten Sektor bei den Ärzten abgeliefert. Dies alles war gesetzlich verankert, die Selbstverwaltung hatte sich bei ihren Beschlüssen nach diesen Vorgaben zu richten. Ihr Gestaltungsspielraum war empfindlich eingeschränkt worden. Doch damit hatte das Debakel erst begonnen … Nr. 3 • März 2009 Missverhältnis zwischen Leistung und Geld sichtbar machen könnte, mit dem Ziel, die gesetzlichen Vorgaben zu ändern. Ein Punktwert von 5,11 Cent – leider nicht festgeschrieben Der Gedanke eines EBM nach betriebswirtschaftlicher Kalkulation war geboren. Hinterlegt wurde bei der Kalkulation ein Punktwert von 10 Pfennig oder 5,11 Cent. Medizinische Versorgungszentren fördern die Vernetzung Die Medizinischen Versorgungszentren in Deutschland fördern die interne Vernetzung zwischen den Ärzten bei der Versorgung der Patienten. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage des Bundesverbandes Medizinische Versorgungszentren – Gesundheitszentren – Integrierte Versorgung e.V. (BMVZ), die der Verband im gesamten Bundesgebiet durchgeführt hat. Daran haben sich über 140 Medizinische Versorgungszentren vor allem in Westfalen-Lippe, Brandenburg und Berlin beteiligt. Nach zähen Verhandlungen mit den Kassen war der EBM 2000 plus Die Umfrage scheint repräsentativ zu sein, da auf dem Tisch. sich die erhobenen Daten mit den Angaben Die Rechnung der Kassenärztlichen Bundesverei- der Kassenärztlichen Bundesvereinigung über nigung hätte aber nur aufgehen können, wenn Medizinische Versorgungszentren decken. So einvernehmlich ein Punktwert von 5,11 Cent kommt man zu dem Schluss, dass in einem festgeschrieben worden wäre. Die ebenfalls schon MVZ durchschnittlich4,4 Arztsitze angesiedelt damals möglichen Regelleistungsvolumina hätten sind und dass über 50 % der Medizinischen als Mengenbegrenzungsregel völlig ausgereicht. Versorgungszentren in der Hand von Ver- Den Krankenkassen war von Anfang an bewusst, tragsärzten liegen. Die Medizinischen Versor- Solange im System noch ausreichend Geld vor- dass dies zu einem massiv reduzierten Leistungs- gungszentren haben bei der Umfrage angege- handen war, kamen die Ärzte und die Kassen- angebot geführt hätte, wenn die Ärzte sich an die ben, dass ihr Hauptaugenmerk auf einer inter- ärztlichen Vereinigungen mit dem ordnungs- Abstaffelungsgrenzen der Regelleistungsvolumen nen Vernetzung liegt. Die Integrationsversor- Gastroenterologie politischen Korsett noch zurecht. Mit steigen- halten würden. Damit wäre die Rechnung der gung mit den Krankenkassen spielt nur eine Therapie der akuten Pankreatitis dem Leistungsbedarf einerseits und strikter Kassenärztlichen Bundesvereinigung aufgegan- untergeordnete Rolle. Nur etwa 28 % der Anbindung der Steigungsraten des Budgets an gen, die Unterfinanzierung der ambulanten ärzt- MVZs haben der Umfrage zufolge Integrati- die Grundlohnsumme, wurde das Korsett aber lichen Leistung sichtbar werden zu lassen. onsverträge mit Krankenkassen abgeschlos- Probleme und Risiken für den Hausarzt Viele Patienten kennen die Rabattverträge nicht. Dadurch kann es zu gravierenden Problemen kommen – bis hin zur Verwechselung von Medikamenten. Seite 10 In den letzten Jahren wurde eine steigende Inzidenz der akuten Pankreatitis beobachtet. Die entscheidende Maßnahme bei der Therapie ist die ausreichende Substitution des Flüssigkeitsverlustes. Seite 12 Impressum Seite 15 sen. Je kleiner ein Medizinisches Versorgungs- so eng, dass in der Kassenärztlichen BundesLesen Sie weiter vereinigung überlegt wurde, wie man das auf Seite 3 zentrum ist, umso geringer ist auch das Interesse an solchen Verträgen. Lesen Sie weiter auf Seite 6 MEDI-Verbund setzt Selektivvertrags-Politik fort Nach 73b für die Hausärzte jetzt 73c für die Fachärzte Seit Oktober 2008 ist in Baden-Württemberg der Selektivvertrag nach § 73b SGB V zur Hausarztzentrierten Versorgung (HzV) zwischen der AOK und der Anbietergemeinschaft aus Hausärzteverband und MEDI-Verbund des Landes in Kraft. Als nächstes strebt MEDI nun Verträge nach § 73c SGB V für eine Facharztzentrierte Versorgung an. Gesundheitsfonds und Finanzkrise Ablenken von eigenen Fehlern gegeben, deswegen konnte man nicht parallel verhandeln. Nachdem aber der HzV-Vertrag in Gang gekommen ist, rechnet er mit einem raschen Abschluss von Verträgen auch für die Fachärzte. Als erste werden die Kardiologen einen Vertrag bekommen, kündigte er an. Mit einer Ausschreibung durch die AOK rechnet er Bereits vor dem Start des Gesundheitsfonds waren sich die Experten in einem einig: So einfach wird es mit der Umsetzung nicht, weil in verschiedenen Details teils erhebliche Finanzierungsrisiken bestehen – z. B. beim Morbi-RSA. Ende Februar, sodass dann der Zuschlag für die Anbietergemeinschaft aus MEDI und dem Es gibt sogar Aussagen in der Presse, dass man Kardiologen-Verband im Laufe des Monats sich um Milliarden verrechnet habe! Da Den Abschluss des HzV-Vertrags hat der März folgen könnte. Der Verbund, der in sei- kommt die Finanzkrise gerade recht. Die MEDI-Verbund von Anfang an an den Folge- nen Reihen mehr Fachärzte als Hausärzte dadurch entstehenden Probleme und Defizite Abschluss von Verträgen nach § 73c für die organisiert hat, will jeden einzelnen 73c-Ver- sind zwar nicht kalkulierbar, werden aber auf Fachärzte gekoppelt, erklärte MEDI- trag immer in Kooperation mit dem jeweili- alle Fälle zu einem zusätzlichen Finanzie- Geschäftsführer Werner Conrad auf dem gen Fachverband aushandeln. Neben den Kar- rungsdefizit führen. Kongress „Medizin 2009“ Ende Januar in diologen ist man bereits in Gesprächen mit Damit besteht eine echt Chance für die Politik, Stuttgart. Inzwischen mehren sich die Anfra- Chirurgen, Orthopäden, Urologen und Gastro- beim Scheitern des Gesundheitsfonds auf die gen von Fachärzten, wann es denn endlich enterologen. höhere Gewalt der Finanzkrise zu verweisen. Damit lässt sich gut von den eigenen Fehlern auch für sie solche Verträge geben wird. Conrad beruhigte in Stuttgart: Der Gesetzgeber habe den Hausarzt-Verträgen die Priorität Lesen Sie weiter auf Seite 2 ablenken. HFS 2 Berufspolitik Nr. 3 • März 2009 Editorial Der Gesundheitsfonds ist da und sein. So sieht der Morbi-RSA für und Zuweisungssystem genutzt Patienten ist aber in der Zukunft mit ihm der neue morbiditäts- einen Teil der auf der Liste stehen- wird. So beinhaltet er keinerlei Qua- noch wichtiger als in der Vergan- orientierte Risikostrukturaus- den ambulanten Krankheiten das litäts- oder Präventionsaspekte und genheit. Denn ab 2010 wird für gleich, kurz Morbi-RSA genannt. Erreichen einer bestimmten Arznei- setzt zum Beispiel nicht zwingend die Weiterentwicklung der Er beinhaltet die für die Kassen mittelmenge vor, so z. B. bei chroni- leitliniengerechte Arzneimittelthe- Gesamtvergütung die sich daraus finanziell kritischste Stellschrau- schen Erkrankungen mindestens rapie voraus; ein Aspekt, der für ergebende Ermittlung der Morbi- be, das so genannte M2Q-Krite- 183 Tagesdosen, kurz auch DDD unsere internistische Arbeit und ditätsentwicklung die entschei- rium. Für 80 definierte Krank- genannt. Zum Schluss findet auch unser Selbstverständnis außeror- dende Stellschraube werden. Präsident Dr. med. Wolfgang Wesiack, Hamburg heiten erhalten sie in Zukunft noch eine Hierarchisierung der Mor- dentlich wichtig ist. aus dem Gesundheitsfonds biditätsgruppen statt. Erst dann Während bisher alle Kassen Jagd auf außer einer nach Alter, erhält die Kasse im nächsten Jahr gesunde Versicherte machten, um Geschlecht und Erwerbsstatus einen Zuschlag – sofern der Patient ihre Beiträge absenken zu können, Die unseriösen Angebote der Kran- werden können, dass wir Ärztin- ermittelten Pauschale weitere dann noch bei ihr versichert ist! haben sie jetzt des finanziellen Vor- kenkassen an uns Ärzte, mit einem nen und Ärzte auch in der Zuschläge. Diese Zuschläge wer- Über die Auswahl der 80 Erkran- teils wegen den chronisch Kranken „upcoding“ der Diagnosen diese für Zukunft für unsere schwere den aber nur dann ausgelöst, kungen hatte es im Vorfeld heftige im Visier. Nicht aus Versorgungs- die Kassen finanziell günstigen Arbeit angemessen finanziell wenn der Arzt in der ambulan- Kritik gegeben. Natürlich sind die aspekten, sondern aus reinem finan- Zuschläge auszulösen, lehnen wir bezahlt werden, dafür wird sich ten Versorgung eine der 80 meisten chronisch verlaufenden ziellem Vorteil. Die zunehmende entschieden ab. Wir verwehren uns der Berufsverband Deutscher Morbi-RSA-fähigen Krankheiten internistischen Erkrankungen hier Unterfinanzierung des Gesundheits- auch gegen die Aufrufe eines Dr. Internisten, ihr BDI e.V., auch in zwei unterschiedlichen Quar- aufgeführt. Auch sind alle DMP- fonds führt zu einem gnadenlosen, Hoppenthallers und seines Verban- 2009 einsetzen. talen gesichert diagnostiziert fähigen Erkrankungen Teil des Kata- moralisch äußerst bedenklichen des in Bayern, der dies auch für die und dokumentiert hat. loges. Wettbewerb unter den Krankenkas- Patienten rückwirkend durchführen Während aufgelistete Diagnosen Unsere Kritik am Morbi-RSA besteht sen. Es zählt nicht mehr der einzel- möchte. Hier wird zu einer krimi- im stationären Bereich in jedem darin, dass er zwar Morbidität im ne Kranke, sondern nur noch das nellen Straftat aufgerufen. Dr. med. Wolfgang Wesiack Falle einen Zuschlag auslösen, Titel führt, es aber jetzt schon finanzielle Überleben der einzelnen Die richtige Kodierung der Diagno- Präsident müssen im ambulanten Bereich erkennbar ist, dass er als ein reines Kasse. sen unserer Patientinnen und noch weitere Kriterien erfüllt ökonomisch orientiertes Ausgleichs- Kollegen die Negativ-Schlagworte des selte Kern“: Er beinhaltet die beson- Ende Januar haben auch die Unter- vergangenen Jahres vor Augen: LANR, ders schutzbedürftigen Informationen nehmen des Marktführers Compu- BSNR, Laborreform und jetzt auch der HzV-Vertragspartner, unter ande- GROUP (ALBIS, CompuMED, Datavital, noch die Regelleistungsvolumina rem die gemeinsam vereinbarten MEDISTAR und TurboMED) erklärt, (RLV). Bei der neuen Honorarordnung Algorithmen zur wirtschaftlichen Ver- dass sie ab sofort eine Software scheint es nur Verlierer zu geben. ordnung von Arzneimitteln. Bei der anbieten werden, die eine EDV-tech- Knaupp fragte: „In welchem Bermu- Verordnung eines Medikaments wird nische Abwicklung des Hausarztver- da-Dreieck verschwinden die Gelder?“ dem Arzt mit einem Ampelsystem trags erlaubt. Damit sind nun nahezu ▶ eine feste Vergütung in Euro, Unter solchen Bedingungen beant- angezeigt: Grün = gut und preiswert, alle Software-Häuser für die Teilnah- ▶ keine Mengenbegrenzung, keine wortet sich für ihn die Frage „Warum Gelb = nach Alternativen suchen, Rot me am HzV-Programm zertifiziert brauchen wir einen HzV-Vertrag?“ = besser nicht, weil zu teuer. Der ver- bzw. teilzertifiziert. ganz von allein. Niemand weiß, wie ordnende Arzt, der eine festgelegte viel Geld er morgen von der KV für Quote der Grün-Verordnungen seine Leistungen bekommt. Die RLV erreicht, kann mit einem Bonus rech- Die CompuGROUP hatte zunächst den MEDI-Verbund setzt Selektivvertrags-Politik fort (Fortsetzung von Seite 1) Nach 73b für die Hausärzte jetzt 73c für die Fachärzte Hausarztvertrag als Grundlage für die Facharztverträge Die Facharzt-Verträge haben den Vorteil, dass sie an die Struktur der 73bVerträge mit den Hausärzten anknüpfen können. Auch hier wird es eine Abstaffelung, ▶ Pauschalen, Einzelleistungen und Zuschläge sowie ▶ eine Vertragssystematik nach Dass unsere Patientinnen und Patienten weiter leitliniengerecht und qualitätsgesichert behandelt Ihr Konnektor wird Pflicht bescheren einzelnen Vertragsärzten nen. Einen Malus für zu teure Verord- Einbau des „gekapselten Kerns“ abge- geben. Das Geld fließt von den Kran- Die Vergütung soll sich aus einer Verluste zwischen 30 und 60%. Der nungen gibt es jedoch nicht. lehnt. Ihr wurde nun zugesichert, dass kenkassen an die Management-Gesell- Grundpauschale P1 (einmal im Quar- 73b-Vertrag sorgt für Kalkulierbar- Den Super-GAU hat es laut Knaupp der „gekapselte Kern“ vereinfacht schaft, die es dann den teilnehmen- tal je FzV-Versicherten bei mindestens keit. am 30. September 2008 mit dem Soft- wird. In einem ersten Schritt erhält den Ärzten auszahlt. einem persönlichen Arzt-Patienten- Während im KV-System alles ins ware-Update zum Quartalswechsel die CompuGROUP eine Teilzertifizie- Vieles aus dem Hausarzt-Vertrag kann Kontakt zur kardiologischen Grund- Chaos abzugleiten drohe, schaffe der gegeben. „Da lief auf einmal gar nichts rung ihrer Software für das erste für die Facharzt-Verträge übernom- versorgung) sowie Zusatzpauschalen HzV-Vertrag neue Strukturen. mehr.“ Nach intensiver Analyse konn- Quartal 2009. Damit ist es den Nut- men werden, erläuterte Conrad. Am und mehreren Einzelleistungsvergü- Knaupps Erfahrungen nach den ersten te jedoch rasch nachgebessert wer- zern von CompuGROUP-Software Anfang steht die Präambel, dann fol- tungen zusammensetzen. Mit einem vier Monaten HzV-Vertrag in Baden- den, und im vierten Quartal 2008 auch weiterhin möglich, am Vertrag gen der Vertragsgegenstand, die Teil- Inkrafttreten des ersten 73c-Vertrages Württemberg sind unter dem Strich funktionierte die Abrechnung der teilzunehmen. Die Vertragspartner nahmevoraussetzungen, die im Gesetz rechnet Conrad entweder schon zum positiv: Die Einschreibung von Patien- Patienten wieder problemlos. Das gehen davon aus, dass die Compu- festgelegt worden sind, die Abgabe 1. Juli oder aber zum 1. Oktober 2009. ten bereitet ihm in seiner Praxis keine Update auf das erste Quartal 2009 ist GROUP zu Beginn des 2. Quartals der Teilnahmeerklärung, Teilnahme- Derzeit befindet sich MEDI in offenen Probleme. Wenn Patienten ihn frag- ganz ohne Schwierigkeiten abgelau- 2009 ihren Kunden eine zertifizierte und Kündigungsbedingungen, die Ein- Verhandlungen mit mehreren Fach- ten, warum sie sich einschreiben soll- fen. Software anbieten kann. Dieses schreibung von Versicherten, die Leis- verbänden. Von den teilnehmenden ten, antwortet er ihnen: „Weil Sie Dennoch verschwieg er nicht, dass bei schrittweise Vorgehen wird auch tungen der Managementgesellschaft Ärzten wird eine Verwaltungsgebühr damit den Hausärzten helfen, denn der EDV noch Verbesserungsbedarf allen anderen interessierten Softwa- und die Vergütungsabrechnung erhoben (beim HzV beträgt sie 3% für sonst haben Sie morgen keinen Haus- besteht. Die Software „Hausarzt+“ von re-Herstellern angeboten. gegenüber der Managementgesell- MEDI-Mitglieder bzw. 5% für Nicht- arzt mehr.“ Die Bevölkerung sei ICW laufe zwar gut, „aber viel zu Aufgrund von Bedenken des baden- schaft, die paritätische Besetzung des Mitglieder), von der der Fachverband inzwischen für die Probleme sehr langsam“. Die Druckereinstellungen württembergischen Datenschutzbe- Beirats und Regelungen zur Beendi- einen Teil erhalten soll. Der MEDI- sensibilisiert und durchaus bereit, findet Knaupp „gewöhnungsbedürf- auftragten haben die Vertragspartner gung oder Kündigung der Teilnahme. Verbund ist zugleich Managementge- zugunsten ihrer Versorgung mitzuma- tig“, und da die meisten Ärzte bereits zudem seit 15. Januar die Vorgaben Anders als im KV-System sind hierfür sellschaft als auch Abrechnungsstelle. chen. Die Einschreibequote in seiner seit Jahren eine eigene Praxis-Softwa- geändert, berichtete Conrad in Stutt- nicht die Sozial-, sondern die Zivilge- Diese leitet die Abrechnungsdaten Praxis liegt um die 90%. re haben, müssen sie derzeit mit zwei gart: Für Hausärzte, die sich neu ein- richte zuständig. Außerdem gehören gemäß den Vorschriften des § 295 Systemen parallel arbeiten. Das schreiben, ist nun die Verwendung zahlreiche Anlagen – 16 sind es im SGB V an die Krankenkassen weiter – erschwert den Praxis-Alltag. eines Konnektors Pflicht, weil er die HzV – zum Vertrag; Vertrag und Anla- „nichts mehr und nichts weniger“, HzV-Vertrag Knaupp geht davon aus, dass die Soft- sicherste Übermittelung der sensiblen gen sind im Internet auf den Seiten beteuerte Conrad in Stuttgart. Doch nicht alles läuft so problemlos ware mit der Zeit noch schneller wer- Patientendaten ermöglicht. Die Soft- ab. Den meisten Ärger gab und gibt es den wird. Es sei schon ein gutes Zei- ware HA+ samt Konnektor inkl. Bereinigung der Gesamtvergütung HzV-Muster. von MEDI (www.medi-verbund.de), Software-Probleme beim mit der EDV. Die spezielle Vertrags- chen, meinte er in Stuttgart, dass Installation, Pflege, Wartung und Ser- schaft (www.hausaerzteverband.de) Angesichts der aktuellen Probleme im software „Hausarzt+“ ist von der innerhalb so kurzer Zeit ein ganz vice kostet im Monat 59 Euro inkl. und der AOK Baden-Württemberg KV-System spricht nach Ansicht von Firma ICW entwickelt worden. Mit ihr neues Programm für den HzV kon- Mehrwertsteuer. Altverträge, die (www.aok.de/baden-wuerttemberg) MEDI-Mitgründer Dr. Martin Knaupp, werden die Patienten verwaltet und struiert werden konnte. Ohne „Haus- anstelle eines Konnektors für die nachzulesen. seit 23 Jahren in Stuttgart als Haus- die Abrechnung über die Hausärztli- arzt+“, versicherte er, gäbe es keinen Datenübermittlung VPN bevorzugt Ziele der Facharzt-Verträge sind laut arzt niedergelassen, alles für die che Vertragsgemeinschaft erledigt. HzV-Vertrag. haben, können dabei bleiben. Conrad: MEDI-Vertragspolitik. Er hielt den Das Besondere an ihr ist der „gekap- der Hausärztlichen Vertragsgemein- HzV als Alternative zur KV KS Berufspolitik Nr. 3 • März 2009 3 Die Geschichte eines Debakels Mit dem Übergang vom Budget zur einstimmenden Ausgabenobergrenze sind die Ärzte Beschluss den Ori- vom Regen mindestens in die Traufe entierungspunkt- gekommen. wert in anderer Schlüssel zu diesem Problem ist wie- Höhe festlegt. Rein der der Punktwert, der bundesein- theoretisch wären Am Ende der Verhandlungen über Dies können sie nur, wenn sie die heitlich auf etwa 3,5 Cent festgesetzt also auch 5,11 Cent den EBM 2000 plus war klar, dass dazu notwendigen Leistungen wurde. Hier hätte man den Geburts- nach dem Gesetz die Krankenkassen im zu verabschie- zusätzlich erbringen, wohlgemerkt fehler wieder gut machen können, möglich gewesen. denden Regelwerk jeden, aber auch wieder nur für einen nicht kostende- wenn man 5,11 Cent vereinbart Die Krankenkassen jeden Hinweis auf die Kalkulations- ckenden Punktwert von 3,5 Cent. hätte. Wer hat Schuld, dass dies waren dazu offen- nicht geschehen ist? Zunächst der sichtlich nicht Gesetzgeber: Er hat im § 87 c des bereit. Dabei hat grenze 5,11 Cent eliminieren woll- Bild: A. Hartmann Der Punktwert im EBM (Fortsetzung von Seite 1) ten. Am Ende der Verhandlung stand Ausgabenobergrenze: der Wert nur noch in einer Fußnote. Vom Regen in die Traufe SGB V Abs. 1 festgelegt, dass der Ori- ihnen sicher gehol- Die Kassenärztliche Bundesvereini- Gewinner in diesem Spiel sind die entierungspunktwert für 2009 aus fen, dass alle Hinweise auf die Kal- man schneller über das entstehende gung hat dann zugelassen, dass auch Krankenkassen. Bei zu knappen den Vorgaben von Leistungen und kulationsgrundlage 5,11 Cent gestri- Defizit informiert wird. noch diese Anmerkung gestrichen Regelleistungsvolumina sparen sie, Geld in 2008 zu errechnen ist. Dabei chen worden sind. Geburtsfehler Durch diese neue Transparenz wird wurde. Man gab mit äußerst knap- da die Leistungen abgestaffelt wer- sind etwas mehr als 3,5 Cent heraus- rächen sich. den Vertragsärzten erstmals klar, in per Mehrheit im KBV-Vorstand nach, den, bei zu niedrigem müssen sie gekommen. Bleibt der immer wieder eingeführte welchem problematischen Problem um die Einführung des neuen EBM weniger bezahlen, wenn die Ärzte Hätte die Selbstverwaltung, also Vorteil des im Vorhinein festgesetz- sie eingesperrt sind. nicht weiter zu gefährden. ihr Regelleistungsvolumen nicht Krankenkassen und Kassenärztliche ten Punktwertes, nachdem der Arzt Dies ist der eigentliche und ver- ausfüllen können. Die Frage ist Bundesvereinigung auch anders ent- während des laufenden Quartals ständliche Grund für die Aufregung erlaubt: Müssen die Krankenkassen scheiden können? Hier lohnt ein zeitnah seine Abrechnung auf Euro über die mitgeteilten Regelleistungs- von EBM zu EBM 2009 überhaupt die versprochenen Blick ins Gesetz. Dort steht nämlich, und Cent überprüfen kann. Sinn volumina. Wir brauchen dringend Bereits zu diesem Zeitpunkt war Milliarden in die Hand nehmen? Das dass man von dieser Vorgabe abwei- hätte eine solche Regelung aber nur eine neue Honorarreform wie der klar, dass die angepeilte Vergütungs- versprochene Geld ist damit ein chen kann, wenn der für die ärztli- gemacht, wenn man nicht mit 3,5 Vorstand des BDI beschlossen hat. reform scheitern musste. Wo waren ungedeckter Scheck. chen Leistungen zuständige Bewer- Cent sondern 5,11 Cent rechnen tungsausschuss durch einen über- würde. Der Vorteil des festen Punkt- Unterfinanzierung – die 5,11 Cent geblieben, die man zur wertes bedeutet damit nur, dass Argumentation brauchte? Hier liegt der Geburtsfehler auch der nachfolgenden Reformschritte. Die Krankenkassen hatten das Pokerspiel um den neuen EBM und eine betriebs- Einladung wirtschaftliche Kalkulation gewonnen. Wie ging das Szenario weiter? Die zur Ordentlichen Mitgliederversammlung des Berufsverbandes Deutscher Internisten e.V. Ärzte mussten auch zu dem neuen EBM die Unterfinanzierung akzeptieren, indem sie ihren kalkulierten Arztlohn und die Abschreibung der am Sonntag, 19. April 2009, 13:30 Uhr in den Rhein-Main-Hallen, Wiesbaden, Halle 1 Investitionen zur Quersubventionierung der mit einem niedrigeren als 5,11 Cent errechneten Punktwert einbrachten. Als Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten e.V. darf ich Sie sehr herzlich zu dieser Versammlung einladen. Der EBM 2008, basierend auf dem EBM 2000 plus, bildete in den Punktzahlen acht Jahre nach der ersten Kalkulation dann einen Mehrbe- Tagesordnung: darf von etwa 10 %, also 1,25 % pro Jahr ab. Im erweiterten Bewertungs- 1. Bericht des Präsidenten zur aktuellen berufspolitischen Situation ausschuss Ende des letzten Jahres 2. Berichte des Geschäftsführers (Geschäftsbericht) und des Schatzmeisters (Kassenbericht) zum Geschäftsjahr 2008 wurde dies mit dem scheinbar 3. Beschlussfassung über die Entlastung von Präsidium, Vorstand und Geschäftsführung hohen Betrag von mehr als 2,5 Milli- 4. Satzungsänderung arden Euro angeblich abgedeckt. kostendeckenden Wert von rund 3,5 – Beschlussfassung über die Änderung von § 14 der Satzung. Nach § 14 Ziff. 11 wird eine Ziff. 12 angefügt, in welcher geregelt ist, dass den Vorstandsmitgliedern neben dem Ersatz ihrer Auslagen eine Tätigkeitsvergütung gezahlt wird. Art und Umfang der Zahlungen an die Vorstandsmitglieder ergeben sich aus einer von der Mitgliederversammlung zu verabschiedenden Entschädigungsordnung. Cent und nicht 5,11 Cent. – Beschlussfassung über eine Entschädigungsordnung. Zum 01.01.2009 ist bei der Definiti- – Beschlussfassung über die Gewährung eines Übergangsgelds an den amtierenden Präsidenten. Dieses Geld reicht grade aus, die zusätzlich vereinbarten Punktzahlen zu finanzieren, aber mit dem nicht on der zur Verfügung stehenden Geldmittel ein Paradigmenwandel vom Gesetzgeber eingeführt worden. Wie versprochen hat man das Bud- – Beschlussfassung über redaktionelle Satzungsänderungen. • § 3: in der Überschrift wird der Zusatz „Gemeinnützigkeit“ gestrichen. • § 5: Satz 4 wird gestrichen. gabenobergrenze ersetzt. Abgebildet • § 10: in Ziff. 3 wird klar gestellt, dass die Beitragspflicht bis zur Beendigung der Mitgliedschaft bei Beendigung im Laufe des Jahres bis zum Ablauf des Kalenderjahres fortbesteht. wird es durch den derzeitigen Aufre- • § 17: das Wort „Landesvertretung“ wird durch „Landesverband“ ersetzt. Ziff. 1 Satz 3 wird gestrichen. get abgeschafft, aber durch eine Aus- ger bei den Ärzten, die Regelleistungsvolumina, berechnet nach dem Durchschnitt der jeweiligen Fachgruppe. Praktisch bedeutet dies, dass alle In der Mitgliederversammlung wird eine Gegenüberstellung der bisherigen Satzungsbestimmungen und der vorgeschlagenen Änderungen ausliegen. Die Gegenüberstellung liegt zudem ab dem 27. März 2009 in der Geschäftstelle des BDI zur Einsichtnahme durch die Mitglieder aus. 5. Verschiedenes Praxen oberhalb dieses Wertes abgestaffelt werden, wenn sie ihre Leistungen unverändert weiter erbringen, alle unterhalb müssen versuchen, dass für sie höhere Regelleistungsvolumen erst zu erreichen. Dr. med. Wolfgang Wesiack, Präsident HFS 4 Berufspolitik Nr. 3 • März 2009 Bayerischer BKK-Tag 2009 An alle Internisten im HA-Versorgungsbereich Liebe Kolleginnen und Kollegen im hausärztlichen Versorgungsbereich, die bundesweite Honorarreform mit Vereinheitlichung der Vergütung, die Regelleistungsvolumina, der Morbi-RSA, Veränderung des § 73b und der Abschluss einiger HA-Verträge führten innerhalb des Bundes, der Länder und innerhalb der Hausarzt- und Facharzt-Gebiete zu Unruhe, Besorgnis und Zukunftsängsten. Trotz insgesamt steigendem Vergütungsniveau erhalten manche Ärzte und Arztgruppen deutlich weniger Honorar als bisher, andere dagegen deutlich mehr. Da es sich in den verschiedenen KVen um simulierte Hochrechnungen handelt, kann keiner genau sagen, wer zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern gehört. Wir haben es mit einem Wechsel vom Budget zu Regelleistungsvolumina zu tun, das heißt, die Leistungen müssen erbracht werden, sonst fließt kein Geld. Modell der Bürgerversicherung sind Wasem: Gesundheitsfonds ist entwicklungsfähig in seinen Augen ernsthafte Versuche, darauf eine Antwort zu geben. Der in der Koalition gefundene Kompromiss des Gesundheitsfonds ist für ihn allerdings keine Antwort auf diese Probleme, könnte aber dazu Die neue Welt der GKV ab 2009 stand im Mittelpunkt des BKK-Tags 2009 am 26. Januar 2009 in München. Gesundheitsfonds, morbiditätsorientierter Risikostrukturausgleich, Regelleistungsvolumina sind die gängigsten Stichworte in der aktuellen Situation. Der Gastgeber, Prof. Jörg Saatkamp als Vorstandsvorsitzender des bayerischen Landesverbands der Betriebskrankenkassen, skizzierte die gravierendsten Veränderungen, die sowohl Krankenkassen als auch Leistungserbringer betreffen. So soll der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich zwar mehr Verteilungsgerechtigkeit ins System bringen, doch wie perfide und manipulationsanfällig dieses neue System sei, zeige sich gerade in Bayern ganz besonders intensiv. „Die Diagnosen der Patienten mit dem Werkzeug der richtigen RSAKodierung sind zum Spielball von Interessengruppen geworden. Am Spieltisch sitzen Ärzte und Krankenkassen.“ vernünftig weiterentwickelt werden. So geht er davon aus, dass die Aufteilung des Krankenkassen-Beitrags in einen einheitlichen einkommensabhängigen Beitrag an den Fonds und einen kassen-individuellen Pauschalbeitrag den Wettbewerb durchaus fördern könnte. Der eigentliche Wettbewerb spiele sich nämlich bei den Prämien bzw. Zusatzbeiträgen ab. Es wäre aus seiner Sicht besser gewesen, man hätte die Deckung des Fonds sehr viel niedriger angesetzt und dadurch die Krankenkassen veranlasst, ab sofort mit Zusatzbeiträ- Die Verlierer haben Angst vor abgestaffelten Leistungen und die Gewinner haben Sorge die RLV nicht ausfüllen zu können. Zum Hintergrund: Der Vorsitzende zient arbeitenden Betriebskranken- gen für volle Deckung ihrer Ausga- In den letzten 30 Jahren hat keiner von uns solche Unsicherheiten des Bayerischen Hausärzteverbands, kassen das Nachsehen. Kleine Kran- ben zu sorgen. Für Wasem ist das im Honorarbereich hinnehmen müssen. Dr. Wolfgang Hoppenthaller, hat die kenkassen, die aus Kundensicht und niederländische Modell ein nachah- Obwohl unabhängige Kenner des deutschen Gesundheitssystems dieses AOK Bayern zum Abschluss eines unter Wirtschaftlichkeitsaspekten menswertes Vorbild: Hier werden Gesetz als Murks bezeichnen, wird es auf dem Rücken der Bürger und der Hausarzt-Vertrags nach § 73b neu überlebensfähig wären, werden in 50% über einen einkommensabhän- Ärzte durchgesetzt. SGB V gedrängt und dafür zugesagt, ihrer Existenz bedroht. gigen Beitrag und 50% über einen sich für die richtige Kodierung der Der Einfluss des Staates auf die GKV- kassenindividuellen Pauschalbeitrag Das Grundproblem – die chron. Unterfinanzierung des Gesundheits- Diagnosen der eingeschriebenen Versorgungs- und Kassenlage ist finanziert. „Dort gibt es Preis- und wesens – wurde nicht beseitigt. Patienten bei den bayerischen Haus- gestiegen, stellte Saatkamp unwider- Qualitätswettbewerb.“ ärzten einzusetzen. Umgekehrt hat sprochen fest. Nach Interessenlage Auch wenn der Gesundheitsfonds die Hohe Qualität in der Medizin und flächendeckende Versorgung sind eben er den BKK und Ersatzkassen ange- des Staates werden Steuermittel in finanzielle Autonomie der einzelnen nicht mit 3,5 €-Cent zu erbringen. droht, ihre Versicherten, außer in die Versorgung gesteckt, Beitragssät- Krankenkassen schmälert und den Umso mehr freuen wir uns alle über die Höhe des Abschlusses im Notfällen, nicht mehr zu behandeln, ze festgelegt und wieder geändert. staatlichen Einfluss verstärkt, könn- AOK-Vertrag des Hausärzteverbandes Bayern, weil hier endlich eine wenn diese nicht ebenfalls einen Die Selbstverwaltung bleibt dabei ten die Krankenkassen als Wettbe- angemessene Vergütung durchgesetzt wurde. solchen Vertrag abschlössen (BDI außen vor. Ein System mit einer weit werber agieren. Er empfehle, dass Es ist verständlich, dass viele Internisten im hausärztlichen Versorgungs- aktuell hat darüber berichtet). Die über hundertjährigen Tradition, um die Krankenkassen ihre Versicherten bereich allein aus wirtschaftlichen Gründen diesem Vertrag beitreten Droh-Politik zeigt Wirkung. Kurz vor das uns viele Versorgungssysteme über Qualität und Versorgung finden werden. Redaktionsschluss wurde bekannt, der Welt beneiden, wird weiter und nicht davon profitierten, dass dass der BKK-Landesverband zu ers- demontiert. ihre Versicherten höhere Einkom- Als Verband müssen wir allerdings folgende Punkte kritisieren: ten Vertragsgesprächen mit dem Außer Bundeskanzlerin Angela Mer- men als andere haben. Mehr Steuer- ▶ In der Neufassung des 73b sind die Interessen der Internisten BHÄV zusammengetroffen ist. kel und Bundesgesundheitsministe- mittel für das Gesundheitssystem Weiter stellte Saatkamp auf dem rin Ulla Schmidt findet man nir- hält er für richtig und vorteilhaft. BKK-Tag fest: Allen verbalen Vorzei- gendwo Befürworter des Gesund- Eine Morbiditätsadjustierung der spiegelt die Arbeit der Internisten im HA-Versorgungsbereich nicht chen des GKV-Wettbewerbsstär- heitsfonds, der zum 1. Januar 2009 Zuweisungen aus dem Gesundheits- wieder. kungsgesetzes zum Trotz sind weite in Kraft getreten ist. Bei aller Kritik fonds sei zur Sicherung fairer Wett- Teile der Versorgung durch den bemühte sich auf dem BKK-Tag der bewerbsbedingungen unabdingbar. Gesetzgeber vorbestimmt und müs- Gesundheitsökonom Prof. Jürgen Die Preissignale müssten vernünftig sen einheitlich und gemeinsam, d.h. Wasem, Inhaber des Alfried-Krupp- sein. Es gehe nicht an, dass eine kassenarten-übergreifend, geregelt von-Bohlen-und-Halbach-Stiftungs- Krankenkasse im Abseits steht, weil werden. Die Gesamtvergütung für lehrstuhls für Medizinmanagement sie die meisten Kranken hat. Der die ambulante Versorgung mutiere an der Universität Duisburg-Essen, Morbi-RSA, wie er jetzt angelegt ist, so zum Korsett. positive Elemente in der Konstrukti- sei natürlich manipulationsanfällig, Circa 20% der gesamten medizinischen Versorgung wird von Internisten Ein solches Korsett werde auch an on des Gesundheitsfonds zu entde- wie jetzt der Ruf nach Richtig-Kodie- erbracht, wobei die ca. 12.000 Internisten im HA-Versorgungsbereich anderer Stelle angelegt: Wo einheit- cken. Er wies auf die strukturellen rung zeigt, was auch als Upcoding einen großen Beitrag dazu leisten. lich und gemeinsam nicht vorgese- Einnahmenprobleme der GKV hin. verstanden werden könnte/sollte. Der FA für Innere Medizin – gerade erst wieder eingeführt – stellt nach hen ist, werden Krankenkassen Sowohl das Unions-Modell der Pau- Wasem et al. haben bereits 2004 in wie vor die Basis für die Schwerpunkte dar und zeichnet sich durch breite gezwungen, mit Leistungserbringern schalprämie als auch das SPD- einem Gutachten zum Risikostruk- stationäre Weiterbildung in der Inneren Medizin aus. Die meisten Internis- in Quasi-Monopolstellung Verträge ten wollen auch im HA-Versorgungsbereich ihre erlernte medizinische zu schließen. „Diese Entwicklung Denk- und Vorgehensweise umsetzen, wofür sie auch eine entsprechende geht eindeutig zu Lasten von Innova- Gutachten zum RSA: technische Ausstattung brauchen. tion, Qualität und Effizienz in der Auf ambulante Diagnosen verzichten Sie wollen ihre Qualifikations- und Leistungsebene darstellen, nachweisen Versorgung und kann demnach nicht und differenziert vergütet bekommen. im Sinne der Versicherten sein.“ nicht berücksichtigt. ▶ Die weitgehende Pauschalierung in den vorliegenden HA-Verträgen ▶ Die Pauschalierung birgt die Gefahr, langfristig in den Möglichkeiten von Diagnose und Therapie beschränkt zu werden. ▶ Auch die Weiterbildung in der niedergelassenen Praxis wird problematisch, wenn der Nachweis der Tätigkeit nicht dargestellt wird. ▶ Es besteht die Gefahr bei der „leistungslosen“ Vergütung, dass nach Ablauf des Vertrages eine Abwertung erfolgt. zusammen mit den Allgemein- und prakt. Ärzten arbeitsteilig die Versor- Die Gutachter empfehlen, als Morbiditätsindikatoren nicht ambulante Diagnosen, sondern Krankenhaus-Diagnosen in Kombination mit den Wir Internisten fühlen uns nicht als bessere Hausärzte, sondern wollen Der Einfluss des Staates ist Arzneimittel-Verordnungen zu verwenden. gung der Bevölkerung sicherstellen, aber wir wollen auch unsere Identität gestiegen Die Begründung: Das empfohlene Modell prognostiziert Ausgaben für Teil- behalten. Seit 1. Januar 2009 gilt für die kollektive chronisch Kranker, die sehr dicht an den tatsächlichen Ausgaben Bei dem bevorstehenden Hausärztemangel wird man auf die Mitwirkung gesetzliche Krankenversicherung der des RSA-Ausgleichsjahrs liegen. Die Ausgabenprognosen sind nicht nur im der Internisten nicht verzichten können. Es werden sich jedoch nur Einheitsbeitragssatz von 15,5% – der Hochkostenbereich, sondern auch bei Gering-Inanspruchnehmern besser als genügend geeignete Internisten finden, wenn sie in ihrer Arbeitsweise, im Sommer auf 14,9% reduziert bei allen anderen Modellen. wie auch in der Vergütung entsprechende Berücksichtigung finden. wird. Den Krankenkassen wurde Ist dieses Modell praktikabel? Der BDI strebt Verträge an, in denen er auch die Interessen seiner damit ein wesentlicher Teil ihrer Das Modell verwendet mit den Krankenhaus-Diagnosen und den Arzneimit- Mitglieder langfristig gesichert sieht und in denen sich Einzelleistungen Autonomie genommen und die pari- tel-Verordnungen Morbiditäts-Indikatoren, die von den gesetzlichen Kranken- samt Qualitätsnachweis wieder finden. tätische Krankenversicherung ele- kassen im wesentlichen vollständig zur Verfügung gestellt werden können. mentar beschädigt, klagte Saatkamp. Das Modell ist in den USA entwickelt worden und verfügt dort über eine Kassenindividuell beeinflussbare breite Anwendung. Es wird in erster Linie von Arbeitgebern verwendet zum Größen wie die Verwaltungskosten Zweck der Prämienkalkulation der Arbeitgeber-finanzierten Krankenversi- werden über den neuen Risikostruk- cherung. Dr. med. Wolf von Römer 1. Vorsitzender München, 17.01.2009 turausgleich ausgleichsfähig. Dadurch haben die traditionell effi- Quelle: Gutachten IGES/Lauterbach/Wasem 2004 Berufspolitik turausgleich für das BMG vorge- 5 Nr. 3 • März 2009 Gesundheitsfonds als eines der größ- und bestehe darauf, dass in Bayern tember 2009 antreten. Die Vertrete- schlagen, nicht die ambulanten Gesundheitsfonds ten Defizite der Reform, das Bayern erarbeitete Beitragsmittel auch in rin der FDP-Fraktion im bayerischen Diagnosen als Basis für die Morbidi- Glaubt man den Politiker-Aussagen oktroyiert worden sei. Vom Morbi- Bayern bleiben und nicht in andere Landtag, Julika Sandt, liebäugelte tätsmessung zu nehmen, sondern auf dem BKK-Tag – vertreten waren RSA hielt er wenig, da dieser mani- Bundesländer überwiesen werden. bereits mit einer Schwarz-Gelben die stationären Diagnosen in Kombi- nur die neuen bayerischen Koaliti- pulationsanfällig sei. „Ein grober Bereits in den nächsten Wochen sol- Koalition auf Bundesebene und ver- nation mit den verordneten Arznei- onspartner CSU und FDP – dann RSA wie jetzt täte es auch“, meinte len Eckpunkte für ein bayerisches sprach Verbesserungen, wenn die mitteln (siehe Kasten). werden der Gesundheitsfonds und er im Widerspruch zu Wasem. Gesundheitsmodell gemeinsam mit liberalen Kräfte bei der Wahl Wenn Innovation in der Versorgung andere Reformregelungen schon bald Gesundheits-Staatssekretärin Mela- den Partnern im Gesundheitswesen gestärkt würden, zumal sich der über Kassenwettbewerb funktio- nach der Bundestagswahl im Herbst nie Huml kritisierte, das BMG sei auf erarbeitet werden. Wichtige Ziele jüngste FDP-Parteitag geschlossen niert, meinte der Ökonom, dann grundlegend verändert. Der Vertre- dem Weg in eine sozialistische seien dabei die Stärkung des Arztes gegen den Gesundheitsfonds als auch mit Gesundheitsfonds und ter von Bayerns Gesundheitsminister Staatsmedizin und schwäche damit als freier Beruf, die freie Arztwahl, Instrument der Planwirtschaft aus- Morbi-RSA. Dr. Markus Söder, der Leiter der den Gesundheitsstandort Deutsch- regionale Spielräume und starke gesprochen habe. Abteilung Krankenversicherung, Dr. land langfristig. Bayern wolle dage- Krankenkassen. Mit dem Modell will Maximilian Gaßner, bezeichnete den gen einen gesunden Wettbewerb die CSU zur Bundestagswahl im Sep- Nachbesserungsbedarf bei der CSU uns FDP in Bayern gegen den Klaus Schmidt ärztlichen Honorierung Wichtiger und sachgerechter als eine Konvergenzklausel für die Krankenkassen bei der Einführung des Gesundheitsfonds wäre in Wasems Augen eine Konvergenzklausel bei der Einführung des neuen Honorarsystems für Ärzte gewesen. Der Ökonom ist auch Vorsitzender des Erweiterten Bewertungsausschusses, ,QQHUH0HGL]LQDNWXHOO ,QQH HUH0HGL 0 ]LQ L DNWXHOO der maßgeblich die Umsetzung der RLV bestimmt hat. Er bekannte in München, in den letzten Wochen einen Lernprozess durchgemacht zu haben. „Wir haben die Effekte der RLV nicht genügend durchdacht und unter Zeitdruck gehandelt.“ Wegen der Komplexität der Sache wäre mehr Zeit vonnöten gewesen, räumte er jetzt nachträglich ein. Er widersprach allerdings der Argumentation aus Bayern, weil die Kosten in München höher seien als in Mecklenburg-Vorpommern, seien einheitliche Preise bzw. Punktwerte falsch. Ein Gutachten des Instituts des Bewertungsausschusses über die Unterschiede in den einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen habe ergeben, dass es solche Unterschiede nicht zwischen den KVen, sondern innerhalb der KVen gebe. Die Kosten in München seien wesentlich höher aber solche Unterschiede fände man 6LFKHUHQWVFKHLGHQDXI,QWHQVLY 6 LFKHUHQWVFKHLG GHQDXI,QWHQVLY //RFNHUEHUGLHOHW]WH+UGH RFNHUUEHUGLHOHW]WH+UGH H auch in Brandenburg. Aus diesem ,QWHUQLVWLVFKH,QWHQVLYPHGL]LQ ,QW HUQLVWLVFKH,QWHQVLYPHGL]LQ )DFKDU]WSUIXQJ,QQHUH0HGL]LQ ) DFKDUU]WSUIIX XQJ ,QQHUH0HGL]LQ +DYHUNDPS+HUWK0HVVPDQQ + DYHUNDPS+HUWK 0H 0 VVPDQQ NRPPHQW NRPPHQWLHUWH3UIXQJVIUDJHQ R LHUWH 3UIIX XQJVIUDJHQ Block Bloc k Grunde habe der Bewertungsausschuss keine Handhabe gehabt, unterschiedliche Punktwerte in den Regionen zu beschließen. Die Überforderungsklausel für den Zusatzbeitrag muss nach Wasems Ansicht dringend nachgebessert werden. Sie führe zu wenig sinnvollen Verzerrungen im Kassen-Wettbewerb. Der Zusatzbeitrag ist für ihn eine Art kleine Pauschalprämie, sozusagen ein „Mini-Merkel“. In allen Pauschalprämien-Modellen gebe es Härtefall-Klauseln für sozial Schwache; das wäre auch hier möglich gewesen. In jeder Reform bisher habe es Elemente zu mehr Wettbewerb und gleichzeitig Elemente zum Abbau von Wettbewerb gegeben, so auch im GKV-WSG, betonte Wasem. Der derzeitige Steuerungswirrwarr mache die Sache schwer handhabbar. Es sei mehr Konsistenz nötig. Klar aber sei: Wenn man mehr 6 $EE JHE 6$EEJHE ,6%1 ,6%1 NRPSOEHUDUEXQG DN W $XIO NRPSOEHUDUEXQGDNW$XIO 6$EENDUW 6 $EE 6 NDU W ,6%1 ,6%1 ʔ>'@ ʔ >>'@@ ʔ>$@²&+) ʔ >$@² &+) $OOH ZLFKWLJHQ JUXQG $OOHZLFKWLJHQJUXQGOHJHQGHQ,QIRUPDWLRQHQ GOHJHQGHQ ,QIIRU R PDWLRQHQ HU3DWLHQWDXIGHU,QWHQVLYVWDWLRQYRQGHU$XIQDKPH HU3DWLHQW DXIGHU,QWHQVLYVWDWLRQYRQGHU $XIQ QDKPH ' ELV ]XU(QWODVVXQJ ELV]XU(QWODVVXQJ 6WWDELOLVLHUXQJGHU9LWDOSDUDPHWHU6WDQGDUGWKHUSLH DELOLVLHUXQJ GHU 9LWDOSDUDPHWHU 6WDQGDUGWKHUSLH SULQ]LSLHQYRQ$QDOJRVHGLHUXQJELV7UDQVIXVLRQVNULWHULHQ SU LQ]LSLHQ YRQ $QD DOJRVHGLHUXQJ ELV 7UDQVIX XVLRQVVNULWHULHQ $U EHLWVWHFKQLNHQ 6FKULWWIU U6FKULWW$XVI KUOLFK K $UEHLWVWHFKQLNHQ6FKULWWIU6FKULWW$XVIKUOLFK EHE ELOGHU WH 6WHSE\6WHS$QOHLWXQJHQ ]X GHQZLFKW K LJVWHQ EH LOGHUWH6WHSE\6WHS$QOHLWXQJHQ]XGHQZLFKWLJVWHQ LQYDVLYHQ7HFKQLNHQ LQYDVLYHQ7H HFKQLNHQ Q 6SH]LHOOH ,QWHUQLVWLVFFKH ,QWHQVLYWKHUDSLH 6SH]LHOOH,QWHUQLVWLVFKH,QWHQVLYWKHUDSLH $ $OOH OOH*HELHWHGHULQWHUQLVWLVFKHQ,QWHQVLYPHGL]LQ *HELHWH GHU LQWWHUQLVWLVFKHQ ,QWHQVLYPHGL]LQ Q LQNOXVLYH HLQLJHU QH HXURORJLVFKHU 7KHPHQ LQNOXVLYHHLQLJHUQHXURORJLVFKHU7KHPHQ 6 6RI IR RUWXPVHW]EDUH$QOHLWXQJHQ]X'LDJQRVWLN RIRUWXPVHW]EDUH$QOHLWXQJHQ]X'LDJQRVWLN XQG7KHUDSLH XQG 7KHUDSLH 9 OH 3UD[LVWLSSV0HU 0 NH XQG &DYH+LQZHLVH LH LHOH3UD[LVWLSSV0HUNHXQG&DYH+LQZHLVH I U GLH GLUHNWH 8PVVHW]XQJLP NOLQLVFKHQ $OOWDJ IUGLHGLUHNWH8PVHW]XQJLPNOLQLVFKHQ$OOWDJ 3KDUPD%DVLFV 3KDUPD%DVLFV 3 KDUPDSURILOHPLWDOOHQ'DWHQZLH'RVLHUXQJ3HUIXVRU KDUPDSURILOH PLW DOOHQ'DWHQ ZLH'RVLHUXQJ3HUIXVRU X U HLQ HLQV WHOOXQJ,QGLNDWLRQ:HFKVHOZLUNXQJ1HEHQZLUNXQJ WHOOXQJ ,QGLNDWLRQ :HFKVHOZLUNXQJ 1HEHQZLUNXQJ LVWHQ]XLQNRPSDWLEOHQ0HGLNDPHQWHQ'RVLHUXQJHQEHL / L WHQ ]X LQN LV L NRPSDWLEOHQ LEO 0HGLN GLNDPHQWHQ 'RVLHU L XQJHQ EHL E L VSH]LHOOHQ (UNUDQNXQ X JHQ0HGLNDPHQWH LQ GHU 6FKZDQJHU VSH]LHOOHQ(UNUDQNXQJHQ0HGLNDPHQWHLQGHU6FKZDQJHU VFKDIW VFKDIIW ʔ>'@ ʔ >'@ ʔ>$@²&+) ʔ> $@²&+) 8PIIDVVH 8PIDVVHQGVWUHVVIUHLXQGHIIHNWLYYRUEHUHLWHW HQG VWUHVVIUHLXQGHIIHNWLY YRU R EHUHLWHW hEHU)UDJHQDXVDOOHQ7KHPHQEHUHLFKHQ EHU )UDJHQ DXV DOOHQ 7KHPHQ QEHUHLFKHQ GHU,QQHUHQ0HGL]LQ GHU ,QQ QHUHQ 0HGL]LQ ,QKDOW H UHDOHU )DFKDU]WSUIIX XQJHQVLLQG NRQVHTXHQW ,QKDOWHUHDOHU)DFKDU]WSUIXQJHQVLQGNRQVHTXHQW EHU FNVLFKWLJW EHUFNVLFKWLJW 6 \VWHP PDWLVFKHV/HUQHQ XQG SUD[LVQD DKH(UIR ROJVNRQWUROOH \VWHPDWLVFKHV/HUQHQXQGSUD[LVQDKH(UIROJVNRQWUROOH 5 HDOLVWLVFKH(LQVFKlW]XQJGHVHLJHQHQ/HLVWXQJVVWDQGHV HDOLVWLVFKH (LQVFKlW]XQJ GHV HLJHQ QHQ /HLVWXQJVVWDQGHV 7 HVWHQ GHU 3UIIXQ X JVWDXJOLFKNHLW GXUFK HVWHQGHU3UIXQJVWDXJOLFKNHLWGXUFK GLH 3UI IXQ X JVVLPXODWLRQ ]X +DXVH GLH3UIXQJVVLPXODWLRQ]X+DXVH LLQGHU$XIODJH LQ GHU $XI ODJH $OOH $OOH)UDJHQNRPSOHWWDNWXDOLVLHUWXQGPLWQHXHQ $OO )UDJHQ NRPSOHWW DNWXDOLVLHUWXQ QG PLW QHXHQ $ VSHNWHQ HUJlQ]W $VSHNWHQHUJlQ]W =XV =XVlW]OLFKHQHXH)UDJHQ lW]OLF ] KHQHXH)UDJHQ ' FKJ JHKHQG]ZHLIID DUELJ XQGQRFK EHUVLF KWOLFKHU 'XU XUFKJHKHQG]ZHLIDUELJXQGQRFKEHUVLFKWOLFKHU Wettbewerb in der Gesundheitsversorgung wolle, komme man an einer Stärkung der Selektivverträge nicht -HW]WEHVWHOOHQ9HUVDQGNRVWHQIUHLH/LHIHUXQJLQQHUKDOE'HXWVFKODQGV -H W]W EHVWHOOHQ 9HUVDQGN V RVWHQIUHLH /LHIHUXQJ LQQHUKDOE 'HXWVFKODQGV vorbei. 7HOHIRQEHVWHOOXQJ 7 HOHIR RQEHVWHOOXQJ ))D[EHVWHOOXQJ D[EHVWHOOXQJ .XQ .XQGHQVHUYLFH QGHQVHU YLFH #W K PHGH KLH #WKLHPHGH ZZZWKLHPHGH ZZZ WKLHPHGH 3UHLVlQGHUXQJHQXQG,UUWPHUYRUEHKDOWHQ/LHIHUXQJ]]JO9HUVDQGNRVWHQ%HL/LHIHUXQJHQLQ>'@EHWUDJHQGLHVH½SUR%HVWHOOXQJ 3UHLV lQGHUXQJHQ QXQG ,UU WPHUYRUEHKDOWHQ /LHIH HUXQJ ]]JO9HUVDQGNRVWHQ %HL/LHIHU H XQJHQLQ >'@ EHWUDJHQ GLHVH ½SUR %HVWHOOOXQJ $E½%HVWHOOZHUWHUIROJWGLH/LHIHUXQJYHUVDQGNRVWHQIUHL%HL/LHIHUXQJHQDXHUKDOE>'@ZHUGHQGLHDQIDOOHQGHQ9HUVDQGNRVWHQ $E ½%HVWHOOZHU WHU IR ROJWGLH/LHIH HUXQJ YHUVDQGNRVWHQIUHL%HL/LHIHU H XQJHQ DXHUKDOE>'@ZHUGHQ GLH DQIDDOOHQGHQ9HUVDQGNRVWHQ ZHLWHUEHUHFKQHW6FKZHL]HU3UHLVHVLQGXQYHUELQGOLFKH3UHLVHPSIHKOXQJHQ ZHLWHUEHUHFKQHWW6FKZHL]HU3UHLVH VLQGXQYHUELQGOLFKH3UHLVHPSIIHKOXQJH HQ als im ebenfalls bayerischen Hof, 6 Berufspolitik Nr. 3 • März 2009 Sachverständigenrat Umfrage des Bundesverbandes Medizinische Versorgungszentren (BMVZ) (Fortsetzung von Seite 1) Dual oder monistisch In BDI aktuell 1/09 konnten Sie bereits einen Artikel über die Vorschläge des Sachverständigen in seinem Jahresgutachten 2008/2009 lesen. Dabei ging es um die ambulante Versorgung und um die Frage, wie eine Reform der Krankenkassen aussehen könnte. Die Sachverständigen haben sich aber auch mit dem Krankenhaussektor beschäftigt und hier ihre Kritik an der dualen Finanzierung erneuert, die sie seit Jahren vorbringen. Medizinische Versorgungszentren fördern die Vernetzung In Deutschland werden die laufen- nären Sektor. Ambulant müssen alle den Kosten der Krankenhäuser durch Investitionen aus dem Honorar Offensichtlich hat man bemerkt, wenn das Medizinische Versor- In der Umfrage wird das eigentliche die Diagnose Related Groups (DRG) bezahlt werden, stationär eben dass diese Verträge schwer abzu- gungszentrum mehr als 10 Ärzte Problem zwischen Niedergelassenen abgedeckt. Die Kalkulation dieser nicht. Vergleichbare Preise ambulant schließen sind, da die Krankenkas- beteiligt. Denn in solchen Fällen ist und Medizinischen Versorgungszen- Pauschalen enthält nur die laufen- und stationär sind somit im Prinzip sen sie als Einsparmodelle betrach- in 86 % der Fälle eine getrennte trum aber nicht angesprochen. Viele den Kosten, aber keine Investitionen. nicht möglich. Bei einem sektoren- ten. Auch die gewünschte Zusam- Managementfunktion eingeführt Niedergelassene befürchten nämlich Diese sollen von den Ländern über übergreifend gleichen Preis einer menarbeit mit weiteren Gesund- worden. bei den Medizinischen Versorgungs- deren Haushalt finanziert werden. Leistung würde immer die stationä- heitsberufen in den Medizinischen Das Verhältnis zur Kassenärztlichen zentren, die unter der Kontrolle von Deshalb heißt das Ganze duale re Schiene begünstigt. Versorgungszentren ist noch nicht Vereinigung ist auf das Bundesge- Krankenhäusern stehen, eine heim- Finanzierung. Da der Sachverständigenrat auf komplett zustande gekommen. biet betrachtet sehr zwiespältig. Ins- liche Quersubventionierung des Dieses System geht vom Sicherstel- Dauer die ambulanten und stationä- besondere in Bayern fühlen sich ambulanten Bereiches durch die lungsauftrag der Länder für die sta- ren Sektoren auflösen und so auch Nicht mehr Ärztinnen als in der Medizinische Versorgungszentren öffentliche Förderung der Kranken- tionäre Versorgung aus. Grundlage zu einheitlichen Preisen kommen gesamten ambulanten Versorgung von der Kassenärztlichen Vereini- häuser. Hier ist vor allem ein Stein ist dabei der jeweilige Bettenbe- will, plädiert er nochmals für eine Die Hoffnung der Politik, dass im gung ordentlich vertreten, in ande- des Anstoßes, dass beim Preiskampf darfsplan. Ohne eine Aufnahme in monistische Krankenhausfinanzie- ambulanten Bereich mehr Ärztinnen ren Bereichen gibt es Spannungen um freiwerdende Vertragsarztsitze dieses Register gibt es keine öffentli- rung. Wie stellt er sich dies vor? in einem Angestelltenverhältnis zwischen den Versorgungszentren die Krankenhäuser wegen ihrer chen Investitionen; diese werden in - Bei DRGs werden Investitionsauf- beteiligt werden, bestätigt sich in und der örtlichen Kassenärztlichen Finanzmittel als öffentliche Träger der Regel nach politischen Grundsät- schläge bezahlt. Leistungsstarke dieser Form nicht. Der Anteil der Vereinigung. im Vorteil sind. zen verteilt. Die Sachverständigen Häuser werden damit natürlich Ärztinnen in neu gegründeten MVZs begünstigt. liegt bei 38 % und ist damit nur sehen dabei auch viele sachfremde Aspekte, die bei der Mittelverteilung - Der Gesundheitsfonds wird durch einfließen und beklagen die dadurch entstehende Planungsunsicherheit der betroffenen Krankenhäuser. Investitionsstau in den Ländern Nur eine Sonderform der schaft der Medizinischen Versor- wenig höher als in der gesamten Gemeinschaftspraxis? gungszentren, so handelt es sich Steuermittel aufgestockt, um die ambulanten Versorgung, wo sie bei Das Verhältnis zu den übrigen nie- doch wohl zurzeit eher um eine Aufschläge zu finanzieren. 35 % angesiedelt ist. Nur in den dergelassenen Ärzten wird als neu- Sonderform einer fachübergreifen- - Das Finanzvolumen wird bundes- neuen Bundesländern scheint sich tral und gut beschrieben. Insbeson- den Gemeinschaftspraxis, die ver- weit länderübergreifend berech- ein Trend zu entwickeln, dass hier dere in Berlin beklagt sich kein ein- sucht, Rationalisierungseffekte net und bei den Länderhaushalten mehr Frauen beteiligt werden. Flexi- ziges Medizinisches Versorgungs- intern zu realsieren. Insbesondere bereinigt. ble Arbeitszeiten ermöglichen die zentrum über ein gespanntes Ver- die Medizinischen Versorgungszen- Kombination von Familie und Beruf. hältnis zu den übrigen niedergelas- tren, in denen die Vertragsärzte das Interessant ist die Tatsache, dass senen Kollegen, obwohl gerade bei Sagen haben, sitzen mit ihren übri- Kritisiert wird auch das Finanzierungsverhalten der Länder insge- Betrachtet man die derzeitige Land- Gegenwind – auch von den samt. Nach Ansicht der Sachverstän- Krankenhäusern zentrale Verwaltungs- und Manage- der hier sehr hohen Arztdichte mehr gen niedergelassenen Kollegen digen ist dies das inzwischen wich- Klingt alles ganz einfach, aber die mentaufgaben umso häufiger an Konflikte zu erwarten wären. offensichtlich weiter in einem Boot. tigste Argument, die duale Finanzie- Argumente gegen diesen Vorschlag eine Person gebunden werden, rung abzuschaffen. Der immer wie- kann man sich leicht ausrechnen. Sie der beklagte Investitionsstau unter- kommen zunächst von den Bundes- streicht, dass die Länder ihrer Inves- ländern: titionsverpflichtung nicht nachkom- - Der Sicherstellungsauftrag der Krankenhausfinanzierungsreformgesetz men. Länder wird ausgehöhlt, wenn sie Dies wird auch an den Zahlen seit die Verteilung der Investitionsmit- 1991 sichtbar. Seit diesem Zeitraum tel nicht mehr selbst bestimmen bis 2007 sank die Förderung von können. Der goldene Zügel ist etwa 3,6 Milliarden auf knapp 2,7 dahin. Milliarden Euro, obwohl die Kran- HFS - Die Zuständigkeit von Bund und kenhausausgaben als Maß für das Ländern wird verändert. Der Leistungsgeschehen nahezu konstant Gesundheitsfonds ist Bundessache, geblieben sind. die Investition seither Aufgabe der Besonders deutlich wird die Schief- Länder. In Zukunft würde der lage beim Vergleich der Bundeslän- Bund aber dieses Geld verteilen. der untereinander. Die Krankenhäu- - Kleine Krankenhäuser, die man für Viele Neuerungen Am 18.12.2008 hat der Bundestag das Krankenhausfinanzierungsreformgesetz (KHRG) beschlossen. Die neuen gesetzlichen Regelungen treten rückwirkend am 01.01.2009 in Kraft, da man von einer Zustimmung des Bundesrates ausgeht, weil das Gesetz prinzipiell nicht zustimmungspflichtig ist. Welche Änderungen ergeben sich aus der Gesetzesvorlage? zielles Förderprogramm auf. Dieses Förderprogramm soll ein Volumen von 700 Millionen Euro umfassen. - Der wohl wichtigste Punkt ist die Verlängerung der Konvergenzphase um ein Jahr. Ursprünglich war daran gedacht, am 01.01.2009 feste Landesbasisfallwerte einzuführen. Jetzt hat man die Konvergenzphase nochmal um ein Jahr verlängert. Dies bedeutet für Krankenhäuser, die sich von oben dem Landesba- Folgende Änderungen ergeben sich kenhäuser um etwa 380 Millionen sisfallwert nähern, dass sie für ein ser in den neuen Ländern kommen die Versorgung in der Fläche aus dem neuen Krankenhausfinanzie- Euro entlastet. Jahr mehr Geld als ursprünglich noch vergleichsweise gut weg, die in braucht, würden bei geringeren rungsreformgesetz: den alten Ländern sehen keine ange- Leistungszahlen benachteiligt und - Den Krankenhäusern werden 3,5 messene Steigerung. Der Mittelzu- hätten wirtschaftliche Schwierig- fluss hat sich hier – bezogen auf das keiten, sodass der Sicherstellungs- Bruttoinlandsprodukt – von 0,19 % - Lohn- und Gehaltssteigerungen geplant zur Verfügung haben. werden zu 50 % über die Kranken- Krankenhäuser die seither schon Milliarden Euro zusätzlich zur Ver- kassen refinanziert. Wie die übrige preislich unter dem Basisfallwert fügung gestellt. Dies entspricht den – die andere Hälfte der tariflich liegen, müssen auf die Anpassung auftrag nicht mehr flächende- Vorgaben der Bundesregierung, die fixierten Mehrkosten – finanziert ein Jahr länger warten. Entspre- im Jahre 1991 auf 0,10 % im Jahre ckend wahrgenommen werden diese bereits Mitte 2008 angekün- werden soll, ist im Gesetz nicht chend zwiespältig ist die Reaktion 2007 vermindert. kann. digt hat. Diese Vorgaben sind in die geregelt. Man hofft auf Einsparpo- der Krankenhäuser auf diese Kalkulation des Gesundheitsfonds tenzial bei den Krankenhäusern. Offensichtlich haben die Krankenhäuser ihre Investitionen über die Auch Kliniken fürchten die eingeflossen, dennoch gibt es - Mittelfristig will man die Kranken- gesetzliche Vorgabe. - Als neues zeitliches Ziel für einen Krankenkassenvergütung dennoch Monistik erhebliche Bewertungsunterschie- hauskosten nicht mehr an die Ein- einheitlichen Basisfallwert auf Bun- getätigt. Die Krankenkassen selbst Aber Gegenwind kommt nicht alleine de. Die Krankenkassen sehen einen nahmenentwicklung der Kranken- desebene setzt man sich für das ärgert dies, sehen sie doch hier eine von den Ländern. Auch die Kranken- höheren Finanzbedarf, die Kran- kassen anbinden, sondern über Jahr 2014. Quersubventionierung der Landes- häuser fürchten eine lupenreine kenhausträger gehen von einer gro- einen Orientierungswert korrigie- haushalte durch Krankenkassenbei- Monistik – sind sie dann doch in ßen Finanzierungslücke aus, die ren, der vom Bundesgesundheits- träge. ihrer Finanzierung alleine von den durch die beschlossenen Mehraus- ministerium festgelegt wird und keiten vorprogrammiert ungeliebten Krankenkassen abhängig. gaben nicht gedeckt ist. dabei zeitnah die Kostenentwick- Dies sind die wesentlichen Punkte, lung der Krankenhäuser erfassen die sich auf die Finanzierung der soll. Krankenhäuser beziehen. Die Proble- Einheitliche Preise bei Man will nicht in die gleiche Situati- - Der im GKV-Wettbewerbstärkungs- Weitere Finanzierungsschwierig- aufgelösten Sektoren on wie die Vertragsärzte geraten. gesetz am 01.04.2007 festgelegte Folge der monistischen Finanzierung Deren Beispiel schreckt nach der letz- Sanierungsbeitrag zu den Kranken- ist die Wettbewerbsverzerrung zwi- ten Vergütungsreform nämlich ab. häusern von 0,5 % wird wieder kenhäuser für den Pflegebereich ist Regelungen für das Belegarztsystem gestrichen. Damit werden die Kran- vorgesehen. Hier legt man ein spe- entstehen, sind bereits in BDI aktuell schen dem ambulanten und statio- HFS - Die finanzielle Entlastung der Kran- me, die durch die neuen gesetzlichen Berufspolitik 2/09 ausführlich dargestellt worden. ausreichen. Insbesondere werden die Die hier eingeführte Alternative über weiter steigenden Personalkosten zu eine A-DRG-Abrechnung belegärzt- einem Hauptproblem. Auch in lich geführter Krakenhäuser wird Zukunft werden die Krankenhäuser nicht umgesetzt werden können, da nur über Einsparungen beim Personal man die A-DRG für solche Fälle auf rationalisieren können, so dass die 80 % begrenzt hat. jetzt schon übermäßige Arbeitsdichte Insgesamt gesehen werden sehr von Ärzten und Pflegekräften in große Beträge wie im vertragsärztli- Deutschland im Vergleich zum Aus- chen Bereich durch diese Kranken- land weiter zunehmen wird. Das hausgesetzgebung bewegt. Ange- Grundsatzproblem duale oder monis- sichts der Finanzierungsschwierigkei- tische Krankenhausfinanzierung ist ten der Krankenhäuser im alltägli- im Übrigen weiter nicht gelöst chen Betrieb und des Investitions- (siehe auch Artikel „Sachverständi- staus dürften die Zahlen für eine genrat: Dual oder monistisch“). 7 Nr. 3 • März 2009 3. Internistischer Fortbildungstag Niedersachsen Die Politik raubt uns den Atem Der 3. Internistische Fortbildungstag am 17. Januar 2009 setzt die von Dr. Wolf-Dieter Kirsten initiierte und organisierte Fortbildungsserie fort, die inzwischen zu einer festen Größe im niedersächsischen Fortbildungskalender geworden ist. Das Generalthema „Pneumologie“ prägte dieses Mal die Fachvorträge. heitsbezogenen Erfordernisse für die Zukunft darzulegen. Das beinhaltet das Aufzeigen von derzeitigen Defiziten, die es zu beseitigen gilt. Die Resonanz des Auditoriums auf die fachlichen und gesundheitspolitischen Informationen war enorm, wie auch die lebhaften Diskussionsbeiträge bewiesen. Mit dem Dank an die Ehrengäste und Referenten beendete Herr Dr. Kirsten diesen Fortbildungstag und kündigte bereits den Herr Dr. König, stellvertretender Generell wurde an diesem internisti- 4. Internistischen Fortbildungstag Vorsitzender des Landesverbands schen Fortbildungstag überdeutlich, Niedersachsen am selben Ort für Niedersachsen des BDI, eröffnete dass unser Gesundheitswesen viel zu den 16. Januar 2010 an, der sich mit den Tag. Die Grußworte erfuhren stark von ökonomischen Kriterien den Erkrankungen der Kardiologie ihren ersten Höhepunkt, als der Prä- und formalen zeitraubenden büro- befassen soll. sident des BDI, Herr Dr. Wesiack, kratischen Abläufen geprägt wird. dem Vizepräsidenten der Ärztekam- Bei gleichzeitig fehlenden Erkennt- mer Niedersachsen, Herrn Dr. Voigt, nissen durch eine globale Versor- die Ehrenmitgliedschaft des BDI gungsforschung werden viele politi- beauftragter BDI-Landesverband wegen dessen jahrelanger Verdienste sche Steuerungsinstrumente für die Niedersachsen um die Weiterentwicklung der Wei- medizinische Versorgung der Bevöl- Die Internisten in Deutschland leisten sich zwei Verbände: Den Bund terbildungsordnung verlieh. kerung dringend korrekturbedürftig. Deutscher Internisten (BDI) und die Deutsche Gesellschaft für innere Der fachliche Teil wurde von dem Den Ärzten selbst, vertreten durch Medizin (DGIM). Im Jahre 1958 war man in der deutschen Gesellschaft wissenschaftlichen Leiter der Tagung, ihre Selbstverwaltungsorgane, ihre für Innere Medizin der Auffassung, dass man für die Fragen der Honorar- Herrn Prof. Welte, eingeleitet. Bei der fachbezogenen wissenschaftlichen politik einen eigenen internistischen Verband benötigt, sodass der BDI Einführung in die Pneumologie Gesellschaften und ihre Berufsver- gegründet wurde. schlug er einen Bogen von der Histo- bände, kommt zunehmend die Auf- Vom historischen Ansatz her war damit der BDI für das Honorar und rie über die Literatur bis in die Neu- gabe zu, den gesundheitspolitischen damit auch zwangsläufig für die Kontakte zur Politik zuständig, während zeit. Herr Prof. Welte bewies auf ein- Entscheidungsträgern die krank- die DGIM sich hauptsächlich der Wissenschaft und der Krankenhausver- drucksvolle Weise, dass nicht nur die sorgung gewidmet hat. Ihr Hauptbetätigungsfeld war der jährlich statt- aktuellen wissenschaftliche Erkennt- findende Internistenkongress in Wiesbaden. Im Laufe der Jahre hat sich nisse seines Fachgebietes Einzug in neben diesen getrennten Zuständigkeiten eine sehr große Grauzone ent- die medizinische Versorgung halten, wickelt, für die sich beide Verbände verantwortlich fühlen. Dies gilt vor sondern dass sich die Ärzteschaft bei allem für die Fort- und Weiterbildung des Internisten. Auch die inhaltli- den heutigen Rahmenbedingungen che Entwicklung des Internistenkongresses spielt dabei eine Rolle. Wäh- sehr ernsthafte Sorgen um die struk- rend noch vor Jahrzehnten dieser Kongress eine Bühne für den wissen- turellen und ökonomischen Erforder- schaftlichen Nachwuchs stellte, spielt in der heutigen Zeit vor allem Fort- nisse für die medizinische Versor- und Weiterbildung eine nicht unwichtige Rolle bei der Kongressgestal- gung der Bevölkerung macht. Das tung. Es hängt unter anderem auch damit zusammen, dass sich im Laufe klang auch deutlich in dem ersten der Jahre immer mehr Schwerpunkte gebildet haben, die ihre eigenen Fachvortrag an, den unsere Präsiden- Wissenschaftskongresse abhalten. tin der Ärztekammer Niedersachsen, Insbesondere beim Thema Weiterbildung fühlen sich beide Verbände für Frau Dr. Wenker, zum aktuellen Stand den Internisten zuständig und geben ihre Stellungnahmen bei der der Tuberkulose hielt. Bei diesem zuständigen Bundesärztekammer ab, wenn hier ein Änderungsbedarf Krankheitsbild, das wir als weitge- vorliegt. Hier besteht in der Regel ein sehr großer Abstimmungsbedarf hend beherrscht glaubten, stellte sie zwischen BDI und DGIM, damit nicht mit zwei Zungen geredet wird. sehr anschaulich die Problematik dar, Liest man die Stellungnahmen, so erkennt man immer wieder zumindest die sich neben diagnostischen und Offensichtlich hat der Bayerische schon, aber für die AOK dürften in zwischen den Zeilen Differenzen. Naturgemäß liegt der Akzent der therapeutischen Aspekten national Hausärzteverband die Kodierung der Zukunft halt ein paar mehr wirksame DGIM mehr im Krankenhausbereich, während der BDI auch die große und international abzeichnet. Die Ärzte bei der Abrechnung als Druck- Begleit- und Nebendiagnosen abfallen Zahl der in der hausärztlichen Versorgungsebene tätigen Internisten zu heutigen Reiseaktivitäten und die mittel gegenüber der AOK für ein als sie bei den übrigen Kassen aufge- vertreten hat. Migration verändern dramatisch Inzi- selektives Kontrahieren benutzt. schrieben werden. Für den Internisten, gleichgültig ob er Hausarzt, Facharzt oder Kranken- denz und Mortalität dieser Erkran- Durch den Morbiditätsindex, gesteu- Prof. Gerd Glaeske hält das Ganze für hausarzt ist, ergibt sich die Notwendigkeit in beiden Verbänden gleich- kung und werden so zu neuen ert durch die Kodierung der Vertrags- eine Erpressung der AOK durch die zeitig Mitglied zu sein. Damit hat er auch zwei Beiträge zu bezahlen. Herausforderungen für unser ärzte, entsteht unter dem begrenzten Hausärzte. Das Bundesgesundheitsmi- Im Klartext: Die Schlagkraft bei der Interessensvertretung des Internis- Gesundheitssystem. Dach des Gesundheitsfonds ein Vertei- nisterium spricht hier nur von einer ten ließe sich durchaus verbessern, wenn man geschlossener auftreten Da ärztliches Handeln jederzeit lungskampf der Krankenkassen über Drohung und möchte zunächst nicht würde. Dazu müssten beide Verbände wiederentdecken, dass es primär durch politische und ökonomische die zur Verfügung stehenden Gelder. tätig werden. nicht um Versorgungsebenen, um Praxis oder Krankenhaus sondern um Überlagerungen beeinflusst wird, Es ist deshalb die Frage berechtigt: An anderer Stelle hat Bundesgesund- das Fach Innere Medizin geht. vermittelte der Präsident des BDI Was geschieht mit dem abgeschlosse- heitsministerin Ulla Schmidt aber Dazu müssten im BDI endlich die Grabenkämpfe der einzelnen Gruppen Informationen zur aktuellen gesund- nen Vertrag wenn die Rechnung der schon klargestellt, dass sie Falschko- – angefangen vom Hausarzt über den fachärztlich tätigen Internisten heitspolitischen Lage. Auch hier AOK nicht aufgeht? So ist es denkbar, dierungen bei den Kassen strikt ohne Schwerpunkt bis hin zum Schwerpunktinternisten – intern been- konnte die Erkenntnis nicht ausblei- dass auch die übrigen Kassen ähnliche bestrafen wird. Staatssekretär Dr. det werden. Die DGIM müsste stärker anerkennen, dass die Berufsaus- ben, dass die Patientenversorgung in Verträge mit anderen Fachgruppen Klaus Theo Schröder ist zu diesem übung des Internisten und die Wissenschaft vom politischen Umfeld und vielen Bereich politisch fehlgesteuert abschließen und über die dort gene- Thema aber schon konkreter gewor- den dort definierten Finanzierungsbedingungen abhängig sind. ist. rierten Diagnosen den Verteilungsef- den: Kodieren tun nämlich die Ärzte Hauptproblem der DGIM ist ihre Führungsstruktur, die sich an anachro- Die Herren PD Dr. Pletz und Prof. fekt, den sich AOK und Hausärztever- und nicht die Krankenkassen. Die nistischen Universitätsstrukturen orientiert und uns jedes Jahr einen Hohlfeld belegten mit ihren Ausfüh- band wünschen, wieder neutralisie- Drohung von Ullar Schmidt zielt neuen Präsidenten beschert. So kann man personelle und damit politi- rungen zu „Atemwegs-Infektionen“ ren. damit indirekt auf die Vertragsärzte. sche Kontinuität in unserer Zeit nicht mehr darstellen. und „Obstruktiven Atemswegs- Im Interesse der Vertretung des Internisten ist es Zeit, dass alte Zöpfe Erkrankungen“ ebenfalls, dass die abgeschnitten werden. In einer Zeit, in der die Grenze zwischen ambu- pneumologischen Erkrankungen mehr …? Hausärzte; kommen sie doch wieder lant und stationär immer mehr eingeebnet wird und Integrationsversor- bezüglich der Häufigkeit und des Die Reaktion auf die Fernsehsendung in den Geruch, dass mit Falschangaben gung immer wichtiger wird, sollten sich die beiden Verbände wieder auf Schweregrades völlig unterschätzt ist entsprechend unterschiedlich. Geld verdient würde. So etwas kann einen gemeinsamen Weg einigen. werden und das pneumologische Hausärzteverbandschef Wolfgang sich ein Hausärzteverband eigentlich Fachgebiet in der Gesundheitspolitik Hoppenthaller stellt natürlich fest, nicht leisten. Nach diesem Vertragsab- unter einer mangelhaften Wahrneh- dass seine Ärzte immer korrekt kodie- schluss tickt eine Zeitbombe. mung leidet. ren werden. Natürlich – korrekt finanzielle Beruhigung bei den 2.087 HFS Krankenhäusern in Deutschland nicht Kommentar Schlaglicht Hans-Friedrich Spies Dr. Wolf-Dieter Kirsten Ehrenvorsitzender und Fortbildungs- Jetzt schon vormerken 16. Januar 2010 4. Internistischer Fortbildungstag Niedersachsen Gesundheitsfonds Verteilungskampf der Krankenkassen über den Morbiditätsindex Das ARD-Magazin Panorama hat sich in seiner Sendung am 22. Januar mit den Hintergründen des Vertrages des Bayerischen Hausärzteverbandes mit der AOK beschäftigt und dabei ein internes Schreiben des Verbandes zitiert, nach dem die bayerischen Hausärzte eine „entsprechende Kodierung“ als „Gegenleistung“ für die ausgehandelte Honorarerhöhung versprechen. Der ganze Vorgang ist nicht nur anrüEin paar Begleiterkrankungen chig sondern auch gefährlich für die HFS 8 Weiterbildung Nr. 3 • März 2009 Ein neues Berufsbild Honorararzt – Eine Not wird zur Tugend Aufgrund der starken Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt für Mediziner hat sich ein völlig neues Berufsbild entwickelt: der Honorararzt. Dies sind Ärzte, die keine feste Anstellung haben und an verschiedenen Klinken nach Bedarf arbeiten. Eine Reihe von Kollegen hat sich mittlerweile für dieses Modell entschieden, und es werden immer mehr. Auch die Ärztekammern müssen sich auf die veränderte Situation einstellen. nen Worten braucht jede Klinik eine Michael Jung, Hauptgeschäftsführer gut eingearbeitete Stammmann- der Arbeitsgemeinschaft berufsstän- schaft, die allerdings nicht immer an discher Versorgungseinrichtungen die Granzen ihrer Belastbarkeit e.V. (ABV). Auch in seinem Verband gefordert werden dürfe. „Und genau werden die Möglichkeiten diskutiert, an diesem Punkt können Honorar- sich im Falle der Honorarärzte an ärzte helfen, das Stammpersonal zu der überwiegenden Tätigkeit oder entlasten“, sagt der Anästhesist. Er am Hauptwohnsitz zu orientieren. kann sich vorstellen, auf diese Weise „Wir als Versorgungseinrichtung der gesamten Mannschaft fest ange- entscheiden dies aber letztlich nicht, stellter Kollegen freie Feiertage zu sondern richten uns nach der Mit- ermöglichen oder OP-Säle ab dem gliedschaft in der Ärztekammer“, Nachmittag mit Honorarärzten zu sagt Jung. Der ABV warte daher die besetzen, um dem Stammpersonal Entschei- normale Arbeitszeiten zu garantie- dung der Deutschland laufen die Ärzte weg. tun, was sie gelernt haben: Patien- Praxisbetrieb leisten. Diese Zahlen ren. Schäfer wünscht sich, dass das Bundesärz- Arbeitsbedingungen und Bezahlung ten zu versorgen. Und nicht dazu, beruhen allerdings lediglich auf System der Honorarärzte auch in tekammer lassen nach wie vor zu wünschen bürokratische Arbeiten zu verrich- Schätzungen, genaue Informationen Zukunft als eigenständige Arbeits- ab und übrig, und auch nach den bisher ten. Darüber hinaus ist ihr Gehalt gibt es derzeit noch nicht. Um ein form bestehen bleibt. Der Verband werde die- stattgefundenen Protesten hat sich besser als das ihrer fest angestellten wenig Licht ins Dunkel zu bringen, plant daher auch eine Art Zertifizie- ser aller nicht allzu viel getan. Das Ausland Kollegen. Doch genau darin liegt die bereitet Schäfer mit einigen seiner rung für seine Mitglieder, um inte- Voraussicht lockt mit deutlich besseren Kondi- Widersprüchlichkeit der ganzen Kollegen derzeit eine Studie vor, die ressierten Arbeitgebern einen gewis- nach fol- tionen, zudem werden andere Sache: Wegen schlechter Bezahlung einen besseren Überblick über die sen Mindeststandard zu garantieren. gen. „Ich Berufsfelder für Mediziner eine und Arbeitsbedingungen sowie star- aktuelle Situation ermöglichen soll. zunehmend attraktive Alternative. rer Hierarchien können Kliniken ihre Honorarärzte kommen vorwiegend Was Politik und Kassen noch immer Stellen nicht besetzen und müssen aus der Anästhesie. Die Gründe Derzeit sehen sich Honorarärzte nicht so richtig wahr haben wollen, auf den Pool der Honorarärzte dafür liegen auf der Hand: in diesem jedoch noch mit einigen Problemen spüren die Klinken mittlerweile am zurück greifen, damit sie die Versor- Fach sind die Abläufe standardisiert konfrontiert – keine wirklich gro- lung geben“, ist Jung überzeugt. eigenen Leib. Laut dem Kranken- gung ihrer Patienten aufrecht erhal- und gleichen sich von Klinik zu Kli- ßen, doch es gibt sie. Ein solcher Auch wenn diese Dinge noch einer hausbaro- ten können. Denen müssen sie aller- nik, die Patientenkontakte sind rela- Punkt ist die Frage der Kammermit- endgültigen Lösung bedürfen – der meter 2008 dings das bieten, was sie ihren eige- tiv kurz, in der Regel nur während gliedschaft. Normalerweise richtet Anästhesist Schäfer ist mit seiner haben 67,3% nen Ärzten vorenthalten. Wahr- der Operation. Im Gegensatz zu sich die Zugehörigkeit nach dem Entscheidung für eine Tätigkeit als der deut- scheinlich ließe sich das Dilemma anderen Fächern sind somit keine Arbeitsplatz; entscheidend ist, in Honorararzt zufrieden. „Ein wesent- schen Klini- lösen, wenn die Klinken für ihre langen Übergabe- oder Einarbei- welchem Kammergebiet der tatsäch- licher Vorteil ist das Gefühl von ken inzwi- eigenen Ärzte bessere Bedingungen tungszeiten erforderlich. Zuneh- liche Schwerpunkt der Tätigkeit Autonomie und Selbstständigkeit: schen schaffen würden. mend gehen liegt. In der speziellen Situation der Ich bin mein eigener Herr, bin nicht Schwierig- Einer, der nicht so lange warten aber auch Honorarärzte kommt es aber durch- weisungsgebunden und bestimme keiten, frei wollte, bis sich Wesentliches geän- Mediziner aus häufig vor, dass diese mehrfach wo, wann, wie oft und wie viel ich stehende dert hat, ist Dr. med. Nicolai Schäfer, aus der Chi- das Bundesland wechseln, in dem sie arbeite. Das sind für mich die Haupt- Arztstellen Vorsitzender des Berufsverbandes rurgie und arbeiten. Streng genommen müssten argumente.“ Auch die Tatsache, dass zu besetzen der Honorarärzte. Der Anästhesist den kleine- sie dann auch die Ärztekammer man im Laufe der Tätigkeit viele ver- – eine aus Potsdam arbeitet bereits seit ren operati- wechseln oder aber mehrere Mit- schiedene Häuser kennen lernt, gewaltige dem Jahr 2003 ausschließlich auf ven Fächern gliedschaften haben. Derzeit wird in empfindet Schäfer als äußerst Steigerung gegenüber 2006, als diese dieser Basis. „Ich war aufgrund mei- einer sol- der Bundesärztekammer diskutiert, gewinnbringend. „Der Erfahrungs- Zahl noch bei 28,4% lag. Im Mittel ner Erfahrungen menschlich ent- chen Tätig- welches Vorgehen am praktikabels- schatz steigt dabei ungemein“, sagt sind vier Arztstellen unbesetzt. täuscht, vor allem auch von Perso- keit nach, ten ist. Befürwortet wird eine Mono- er. Auf der anderen Seite steht dem 91,8% dieser Krankenhäuser gaben nen, die an exponierten Stellen stan- und auch mitgliedschaft, die sich an der aber auch die Erfordernis gegenüber, Internisten Hauptarbeitsstelle oder am Haupt- flexibel zu sein und unter Umstän- und Kinder- wohnsitz des Arztes orientiert. „Eine den viel umherzureisen. Mit einer Dr. N. Schäfer Prof. Dr. C. Fuchs denke, es Frage der Kammerzugehörigkeit M. Jung wird eine vernünftige Rege- an, deshalb Schwierigkeiten mit der den und sich in entscheidenden Arbeitszeitorganisation zu haben, Situationen ziemlich unkollegial ver- mehr als jedes dritte Haus sieht die halten haben“, erläutert Schäfer ärzte sind vertreten. Inzwischen gibt Monomitgliedschaft würde für den Familie könnte dies schwierig sein. Patientenversorgung beeinträchtigt. einen der wesentlichen Gründe, die es sogar Agenturen, die sich auf die Arzt den Verwaltungsaufwand mini- Ein weiterer Punkt ist, dass Honorar- ihn zu diesem Schritt bewogen Vermittlung von Honorarärzten spe- mieren und dem Ziel einer transpa- ärzte selbst für ihre soziale Absiche- haben. Der automatisierte und büro- zialisiert haben. Der Bedarf ist offen- renten und verständlichen Gestal- rung aufkommen müssen und im In dieser Situation hat sich für eine kratisierte Medizinbetrieb, den er in sichtlich gegeben, vor allem erfahre- tung des Kammerwesens dienen“, Krankheitsfall keine Lohnfortzah- Reihe von Medizinern auf der Suche einer großen Klinik erlebte und der ne Fachärzte werden von den Klini- konstatiert Prof. Dr. med. Christoph lung erhalten. Doch auch wenn die nach Alternativen zum Modell des nach seinen Worten einer Massen- ken gesucht. Schäfer beispielsweise, Fuchs, Hauptgeschäftsführer der Tätigkeit solche Dinge und zudem herkömmlichen angestellten Arztes abfertigung glich und kaum Raum der bundesweit mit Schwerpunkt in Bundesärztekammer. Allerdings gewisse Unsicherheiten wie bei- ein völlig neues Berufsbild ergeben: für menschliche Zuwendung ließ, den neuen Ländern arbeitet, müssen die Länder mitziehen und spielsweise ein nicht konkret plan- der Honorararzt. Honorarärzte entsprach ebenfalls nicht seiner Vor- bekommt täglich bis zu fünf Vertre- hierzu ihre Heilberufe- und Kam- bares Einkommen mit sich bringt, haben keine feste Anstellung an stellung von Patientenversorgung. tungsangebote von Kliniken. Von mergesetze ändern. Lasse sich nicht möchte Schäfer derzeit nicht mit einer Klink, sondern arbeiten nach Zudem störten ihn die neueren Ent- Kollegen, die ebenfalls als Honorar- oder nur mit erheblichem Aufwand den fest angestellten Kollegen tau- Bedarf und werden entsprechend wicklungen in den Krankenhäusern, ärzte arbeiten, weiß er, dass bei feststellen, in welchem Kammerge- schen. „Momentan kann ich mir der geleisteten Arbeitszeit bezahlt. die Ökonomie, Verwaltung und Con- ihnen die Situation ähnlich ist. Der- biet der Arzt seine überwiegende nichts anderes vorstellen. Ein Ein solches Engagement kann nur trolling einen höheren Stellenwert zeit versuchen Krankenhäuser mit Tätigkeit ausübt, solle sich die Kam- wesentlicher Vorteil der gegenwärti- einen einzelnen Tag dauern, kann beimessen als der eigentlichen ärzt- den Honorarärzten vor allem kurz- mermitgliedschaft am Hauptwohn- gen Situation ist auch, dass der Weg sich aber auch über mehrere lichen Tätigkeit. „Als die Stellensi- fristige Ausfälle durch Erkrankungen sitz orientieren, fordert die Bundes- zurück in die Klinik und die Festan- Wochen oder sogar einige Monate tuation für die Krankenhäuser oder unerwartet große OP-Program- ärztekammer. Liegt der Hauptwohn- stellung jederzeit möglich ist. Man erstrecken. Für die Kliniken ist der immer angespannter wurde, bin ich me zu kompensieren. Auch Schwan- sitz in keinem der Kammergebiete, sperrt sich also nicht aus, wie dies Vorteil dieses Modells, dass sie ihre auf Kliniken zugegangen und habe gerschafts- oder Elternzeitvertretun- in denen der Arzt arbeitet, müssen früher der Fall gewesen wäre“, lacht eigenen Ärzte in Stoßzeiten entlas- dort meine Dienste angeboten.“ Seit- gen werden auf diese Weise besetzt. die beteiligten Kammern im Einver- er. ten können, wenn sie selbst nicht in dem ist es für ihn dabei geblieben. Um eine Struktur in das System der nehmen entscheiden. Dr. med. Johannes Weiß, Bad Kissingen Beide Seiten profitieren der Lage sind, freistehende Stellen mit fest angestellten Medizinern zu Honorarärzte zu bringen und sich zu Bedarf ist vorhanden organisieren, haben Schäfer und Ärzteversorgung wartet auf besetzen. Aber auch die Honorarärz- In der Bundesrepublik haben sich einige seiner Kollegen im Januar Entscheidung te profitieren: Sie sind an keinen mittlerweile rund 1000 Ärzte für 2008 den Berufsverband der Hono- Das gleiche Problem besteht auch Arbeitgeber gebunden und stehen diesen Weg entschieden und arbei- rarärzte gegründet (www.bv-hono- bei der Ärzteversorgung. Hier wären außerhalb der Klinikhierarchien. In ten ausschließlich auf Honorarbasis raraerzte.de). „Wir wollen den ebenfalls unter Umständen häufige dem hierzulande üblichen System für verschiedene Häuser nach deren Honorararzt aber auch als eine Mög- Wechsel und Überleitungen nötig. mit starrer Hackordnung ein sicher- Bedarf. Noch einmal etwa doppelt so lichkeit des modernen Personalma- „Die Mitgliedschaft in der Ärztever- lich nicht zu unterschätzender Vor- viele Kollegen dürften eine solche nagements verstanden wissen und sorgung folgt normalerweise der teil. Außerdem werden Honorarärzte Arbeit zusätzlich zu einer Teilzeitan- nicht nur als eine Tätigkeitsform in Ärztekammer, in deren Bereich ein in der Regel eingestellt, um das zu stellung oder neben dem eigenen Notzeiten“, erklärt Schäfer. Nach sei- Arzt tätig ist“, erläutert Dipl.-Kfm. Der Artikel ist erstmals erschienen in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Dtsch Med Wochenschr 2009; 134: 116– 117). Alle Rechte vorbehalten. Diesen Beitrag hören: www.thieme.de/dmw Bücher Nr. 3 • März 2009 9 rurgische Therapie liegt hier ein werden die häufigsten Knochenbrü- kurzen Abschnitte mehr Raum und gutes Nachschlagewerk mit 273 Sei- che dargelegt und bis hin zur Verte- vielleicht die eine oder andere Tabel- ten und 145 teils farbigen Abbildun- broplastie auch deren Behandlungs- le oder Grafik zur besseren Übersicht gen vor. optionen vorgestellt. Außerdem wird gewünscht – oder eine Selektion auf Schnell wird der Suchende mittels der Leser über Sonderformen der die für die klinische Ethikberatung eines ausführlichen Inhaltsverzeich- Osteoporose informiert, die bei Kin- wichtigen philosophischen Grundbe- nisses fündig, ebenso wird ein aktu- dern, Männern, Schwangeren, HIV- griffe. Die folgenden wieder leichter eller Stand der Möglichkeiten vermit- Infizierten oder Tumorpatienten auf- lesbaren Informationen zu speziellen telt. Durch die punktuelle Textauf- treten und bei denen eine spezielle ethischen Konfliktfeldern und zur gliederung ist ein schneller Überblick Therapie benötigt wird. Zum Schluss grundsätzlichen ethischen Kompe- zu bekommen, für den weiterführend gibt es eine praktische Zusammenfas- tenz haben viel Bezug zur Praxis. Interessierten gibt es im Anhang sung zur Therapie und Prävention. Spannend sind auch die theologi- zahlreiche Literatur- und Publikati- Die Zielgruppe ist fächerübergreifend schen Aspekte der klinischen Ethik- onsnachweise. Wichtige Fakten sind und umfasst Internisten, Gynäkolo- beratung. rot unterlegt. Mit zahlreichen Fluss- gen, Chirurgen und Radiologen. Auch Nach der vor allem für die Imple- diagrammen, Schemata, Röntgenbil- im Zeitalter des Internets ist dieses dern und klinischen Fotos ist eine Buch lohnens- und empfehlenswert. Komplimentierung des Ganzen Dank der enthaltenen Fragebögen Reiner Bartl Osteoporose Prävention – Diagnostik – Therapie Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart 2008 3. Aufl., 273 S., 145 Abb., 29,95 € geschaffen. und Leitlinien ein sinnvoller Begleiter Für den klinisch Aktiven gibt es eine für die Praxis im Kitteltaschenformat. Bone is everybody’s business keiten der Knochendichtemessungen Man ist Erstaunt über die Vielfalt des führt (inklusive Ernährungstabellen) Themas Osteoporose. Über Definiti- sowie zur medikamentösen Therapie, on, primäre und sekundäre Ursachen deren Schattenseiten und Neuent- bis hin zur Risikoerkennung, Vorbeu- wicklungen. In Zusammenarbeit mit gung sowie medikamentöse und chi- Dr. med. Christoph Bartl, Chirurg, Patienten-Checkliste, mithilfe derer durch Ankreuztest ein entsprechen- Fazit: Ein gut zu lesendes Buch, das des Risiko erarbeitet werden kann. wichtige Aspekte der Erkrankung Darüber hinaus werden die Möglich- Osteoporose sehr gut darstellt. Sebastian Blücher und deren Bewertung vorgestellt. Ausführlich sind auch Tipps zur Ernährung aller Altersgruppen aufge- Sebastian Blücher ist in der kardiologischen Weiterbildung im Herz- und Kreislaufzentrum Schüchtermann-Schillersche Klinik in Bad Rothenfelde. mentierung interessanten Schilde- Andrea Dörries, Gerald Neitzke, Alfred Simon, Jochen Vollmann (Hrsg.) Klinische Ethikberatung Ein Praxisbuch Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2008 226 S., 39,00 € rung von den typischen Aufgaben und den verschiedenen Formen klinischer Ethikberatung folgt als „Highlight“ das Kapitel „Ethische Falldiskussionen“: Hier möchte ich die mit Kommentaren versehene Transkription einer ethischen Falldiskussion von Gerald Neitzke beson- Exzellenter Überblick ders hervorheben, bei der der Leser direkten Einblick in die Arbeit der klinischen Ethikberater/innen bekommt und das Gefühl hat, dem Autor bei der praktischen Arbeit Seit Beginn der 1990er Jahre halten unmittelbar über die Schulter schau- zunehmend mehr Kliniken in unter- en zu können. Auch die weiteren schiedlichen Formen ein Ethikbera- Kapitel, die sich mit der Implemen- tungsangebot vor, mittlerweile sind tierung, der Qualitätssicherung und dies in Deutschland mehr als 200 rechtlichen Aspekten der Ethikbera- Kliniken. Verantwortlich für diesen tung sowie der Organisationsethik Anstieg ist neben einem wachsenden befassen, sind sehr interessant und ethischen Problembewusstsein u.a. beleuchten das Thema „klinische Hausgeber ansehen, das Buch nicht Vollständigkeit erweist aber, dass es die zunehmende Zertifizierung von Ethikberatung“ von den entspre- ausufern zu lassen. Dafür zeichnen zum humanen Metapneumonievirus Kliniken, da ein Kriterium der Zerti- chenden Seiten. sich alle Texte durch hohe sprachliche (hMPV) keinerlei Eintrag gibt, obwohl fizierung der Umgang mit ethischen Gut abgerundet wird das Buch durch Qualität aus, sind kurz und gut ver- dieser Erreger seit 2001 bekannt ist Fragen auf der Träger- und auf der die Informationen im Anhang mit ständlich formuliert, sodass man Gra- und eine ähnliche Prävalenz aufweist Stationsebene ist. Es ist also anzu- wichtigen Internet-Adressen, drei fiken und Bilder nur selten vermisst. wie z. B. RSV. Dem Chikungunya-Fie- nehmen, dass das Thema „Klinische exemplarisch aufgeführten Satzun- Die einzelnen Kapitel sind nach ber, das sich seit 2005 in einer gro- Ethikberatung“ auch in Zukunft eher gen von klinischen Ethik-Komitees, einem logischen und konsequent ßen Epidemie von Afrika ausgehend auf wachsendes Interesse stoßen einer Stellungnahme der Zentralen durchgehaltenen Schema aufgebaut, über Asien ausbreitet, hätte man in wird. Die vier hochkarätigen Heraus- Ethikkommission und dem Hinweis das den Zugriff auf die gewünschten Zeiten der Globalisierung und des geber haben es geschafft, das auf die Möglichkeit zur Ausbildung Informationen von Anfang an erleich- weltweiten Reiseverkehrs ein eigenes umfangreiche Gebiet der klinischen zum „Ethikberater“. Bei letzterem tert und mit zunehmender Vertraut- Kapitel statt einem Querverweis wid- Ethikberatung in einem relativ klei- würde ich mir – ergänzend zu dem heit mit dem Werk weiter beschleu- men können. Doch dies sind nur nen Buch darzustellen, das inhaltlich aufgeführten Ausbildungsinstitut, an nigt. Der lexikalische Aufbau an sich unwesentliche Schwachpunkte die gut gegliedert und sinnvoll struktu- dem der Verfasser tätig ist – noch die ist Geschmackssache. Ein Standard- den insgesamt sehr hohen Nutzwert riert ist. Die Kapitel sind didaktisch Aufzählung alternativer Ausbildungs- werk der Infektiologie mit einem des Buches nicht ernsthaft trüben sehr gut aufeinander abgestimmt adressen wünschen. guten Register würde m. E. den glei- können, eher wäre die CD verbesse- und das Buch ist fast durchweg sehr G. Darai et al. (Hrsg.) Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen Springer Verlag, Heidelberg 2009 3. Aufl., 921 S., 36 Abb., mit CDROM, 199,95 € chen Zweck erfüllen und möglicher- rungswürdig. gut lesbar. Fazit: Das Buch „Klinische Ethikbera- Der Leser wird über den Einstieg tung“ kann ich allen, die sich mit che Querverweise, die ein Hin- und Fazit: Ein Standardwerk der Infektio- „Ethik im Krankenhaus“ an das dem Thema auseinandersetzen Herblättern erfordern, vermeiden. logie, das bei hohem Preis hohe Thema herangeführt: Hier ist die möchten, unbedingt empfehlen: Der Das Buch hat ein hilfreiches Verzeich- inhaltliche und haptische Qualitäten klare Abgrenzung ethischer Frage- Einsteiger bekommt einen exzellen- nis der Leitsymptome mit Auflistung bietet, vor allem aber durch gut ver- stellungen von anderen Problemen ten Überblick – nicht nur zu Fragen Infektionen fast komplett der Differenzialdiagnosen, aber kein ständliche Texte und schnell erfassba- für die Praxis besonders hilfreich, da der Implementierung – sondern Register. Dafür liegt der neuen Aufla- re graphische Gestaltung einen hohen seitens derjenigen, die eine Ethikbe- auch zur Praxis. Derjenige, der sich ge eine CD bei, die eine Suchfunktion Gebrauchswert aufweist. Es kann vor ratung anfordern, häufig die Frage- bereits intensiver mit dem Thema aufweist. Schon beim Starten begin- allen Allgemeinmedizinern und All- stellungen vermischt werden und beschäftigt, erhält eine gelungene Das „Lexikon der Infektionskrankhei- nen allerdings die Probleme: Unter gemeininternisten in Zeiten eines das Grundproblem kein ethischer Zusammenfassung zu dem Thema, ten des Menschen“ von Darai et al. ist Autoplay (Windows XP) öffnet sich globalen Reiseverkehrs gute Dienste Konflikt sondern z. B. eine Kommu- lernt evtl. alternative Modelle ken- 11 Jahre nach der ersten Auflage in nur ein schwarzes DOS-Eingabefens- leisten. Die beiliegende, grundsätzlich nikations- oder Organisationsstö- nen und kann für seine praktische der 3. Auflage erschienen und hat als ter, und man muss erst einmal darauf brauchbare CD weist typische Schwä- rung ist. Arbeit von den „ethischen Falldiskus- lexikalisches Standardwerk im kommen, dass man durch einfaches chen eines Opus primum in Bezug Das nächste Kapitel, das sich mit den sionen“ profitieren. Der Preis ist mit deutschsprachigen Raum keine aktu- Drücken der Entertaste zum Inhalt auf die intuitive Bedienbarkeit auf. „Theoretischen Grundlagen“ beschäf- 39,– € angemessen. elle Konkurrenz. Das schwere Buch kommt. Auch die Nutzung der Such- mit 921 Seiten gefällt dem Bibliophi- funktion erweist sich als etwas kryp- len durch hochwertige Ausstattung, tisch und gelingt nicht auf den ersten und Moral“ und „Normative Ethik“ gut leserliches zweifarbiges Schrift- Versuch – von guter Software erwar- mit dem sehr kompakten Text bild und vor allem graphisch klare tet man heute intuitive Bedienbarkeit. Schwierigkeiten hatte: Der Autor und übersichtliche Gliederung in Das beeindruckende Autorenver- kurze, gut überschaubare Kapitel. zeichnis liest sich wie ein „Who is Tabellen finden sich dagegen eher sel- who“ der Infektiologie, die Beiträge ten, Abbildungen sind sehr rar – da sind von unstrittig hoher Qualität hatte schon der Pschyrembel der 60er und Aktualität, allen Kapiteln schlie- Jahre mehr zu bieten. Das muss man ßen sich Angaben zu Schlüssellitera- aber als berechtigtes Konzept der tur und Weblinks an. Ein Test auf weise manche Redundanz und man- tigt, ist das einzige, bei dem ich als Dr. med. Peter Pommer Dr. Pommer, Internist und Pneumologe, leitet die Abteilung für Pneumologie der Klinik am Kofel (Gesundheitszentrum Oberammergau). Andrea Eisenberg Leserin in den Abschnitten „Ethik versucht hier, Grundlegendes aus der Philosophie zu erläutern, indem er eine Definition an die nächste knüpft. Hilfreich für das Verständnis sind die gut gewählten Beispiele. Insgesamt hätte ich mir jedoch für diese Andrea Eisenberg, Fachärztin für Innere Medizin und Psychosomatik sowie Klinische Ethikberaterin, ist leitende Oberärztin an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin am Klinikum Nürnberg. 10 Medizin Nr. 3 • März 2009 Krankenkassen-Rabattverträge Probleme und Risiken für den Hausarzt bei der Betreuung chronisch kranker Patienten Bereits mit der Einführung des Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetzes (AVWG) zum 01.05.2006 wurden Festbetragsgrenzen für die Erstattung von Arzneimitteln festgelegt, ein 2-jähriger Preisstopp für Arzneimittel, die zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet wurden, verfügt und auf patentfreie Arzneimittel mit gleichen Inhaltsstoffen verschiedener Hersteller ein Rabatt in Höhe von 10 % des Herstellerpreises erhoben [3]. In Ergänzung zu diesem AVWG trat im April 2007 das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes in Kraft. Patienten (23,4 %) bei Betriebskran- verändert (64,4 %). Insgesamt hätten kenkassen und 17 Patienten (9 %) bei sich aber auch bei der Form, Größe, sonstigen Kassen (Bundesknappschaft, Farbe und Teilbarkeit Änderungen Freie Arzt- und Medizinerkasse etc.) ergeben (Tab. 3). 51,5 % der Patienten versichert. Die Patienten nahmen ein fühlten sich durch diese Veränderun- bis mehr als 10 Dauermedikamente gen verunsichert. 22 Patienten (21,7 %) ein. 35 Patienten (18,6 %) hatten 8 – 10 beschrieben unerwünschte Wirkungen Dauermedikamente und immerhin nach der Substitution, die sie als unan- 15 Patienten (8 %) mehr als zehn Dau- genehm empfanden. Die Patienten ermedikamente verordnet bekommen. klagten über eine schlechtere Verträglichkeit, in Einzelfällen über Allergien. Informiertheit über die Rabattverträge Dies konnte den Freitextkommentaren Über die Rabattverträge waren 117 Das Ausmaß der Nebenwirkungen Patienten (62,2 %) informiert worden. wurde nicht erfragt, ebenso wenig, wie entnommen werden. Die Informationen erhielten 106 der häufig die Therapie bei einem Präpa- Die Umsetzung dieser Bestimmungen unterschieden wurde [9]. Therapiebe- mentenverordnungen kommt. In 117 Patienten in einem persönlichen ratwechsel aufgrund von Neben- oder hat Ärzte und Apotheker vor erhebli- dürftige Nebenwirkungen nach einem einem Vortest wurde der Fragebogen Gespräch durch Arzt, Apotheker oder Wechselwirkungen abgebrochen wer- che Herausforderungen gestellt. Die Austausch von Präparaten können risi- bei insgesamt 6 Patienten in 2 Praxen Krankenkassenmitarbeiter (90,5 %) den musste. Apotheken sind seit dem 01.04.2007 koreich sein [12]. Das Einsparvolumen angewendet. Hierdurch ließen sich (Tab. 1). 85,5 % der informierten Betrachtet man die Patienten, die tage- verpflichtet, Präparate der Rabattpart- durch Rabattverträge wird 2008 bei missverständliche Fragen korrigieren. Patienten waren zufrieden mit den weise ihre Medikamente und diejeni- ner der jeweiligen Kasse an Patienten etwa 300 Mio. Euro liegen. Dies ist Der Test erwies sich als praxistauglich Informationen, die sie zu den Rabatt- gen, die wochenweise ihre Medika- abzugeben, es sei denn der verschrei- insofern enttäuschend, als z. B. die und konnte problemlos in 10 – 15 verträgen erhalten hatten. mente richten, so hatten 15 Patienten bende Arzt schließt eine Substitution AOK für ihr Patientenklientel Einspa- Minuten von Medizinischen Fachange- Auf die Frage, was ihnen über die (14,7 %) die tageweise und 13 Patien- mit einem Aut-idem-Kreuz auf dem rungen von 1 Mrd. Euro für 2008 prog- stellten bzw. Ärzten und Patienten Rabattverträge bekannt sei, gaben ten (28,9 %), die wochenweise ihre Rezept aus. Dies ist aber nur in nostizierte [1, 18]. Rechnet man mögli- bearbeitet werden. Die Patienten wur- begründeten Ausnahmefällen vorgese- che Folgekosten durch eine eventuelle den nicht selektiert, sondern konseku- hen. Mit Softwareaktualisierungen Unverträglichkeit von Medikamenten tiv bei Erfüllen der Einschlussvoraus- unterstützen Systemhäuser niederge- hinzu, könnten die Einsparungen weit setzungen während eines ungeplanten lassene Ärzte, indem sie bei Rezept- niedriger liegen als vorausgesagt. (akuten) oder geplanten Arztbesuches empfehlungen automatisch die Präpa- Im Rahmen einer Qualitätszirkelsit- gebeten, an der Studie teilzunehmen. rate der Rabattpartner als Rezeptvor- zung im Februar 2008 hatten Hausärz- Die Daten wurden anonymisiert und schlag anbieten. Damit sind die te des Ärztenetzes Weschnetz über die waren somit den Patienten nicht mehr Voraussetzungen geschaffen, Präparate Folgen der Rabattverträge im haus- zuzuordnen. Die Ethikkommission der deutlich häufiger als vor Einführung ärztlichen Bereich diskutiert. Es wurde Landesärztekammer Hessen wurde dieses Gesetzes zu wechseln [4]. der Wunsch geäußert, mittels einer über die Befragung informiert und Der Anteil rabattierter Arzneimittel am Studie mögliche Probleme und Risiken, erteilte ihre Zustimmung. Generikamarkt betrug zum Zeitpunkt die sich durch ein verändertes Ver- Da das GKV-Wettbewerbsstärkungsge- des Studienbeginns mindestens 36 % schreibungsverhalten von Hausärzten setz nicht für Privatpatienten konzi- [6]. Bis zum August 2008 wurden mit entwickeln und eine ebenfalls verän- piert worden war, wurden diese auch 174 Krankenkassen Rabattverträge derte Abgabepraxis von Präparaten in nicht mit in die Studie aufgenommen. 120 Patienten an, dass der Name des Medikamenten richten, Probleme bei abgeschlossen, wie dem Deutschen Apotheken, zu benennen und zu Bei den teilnehmenden Arztpraxen Dauermedikamentes sich ändern der Medikamenteneinnahme (Abb. 1). Arztportal zu entnehmen ist. beschreiben. Mit einer Studie sollte handelte es sich ausschließlich um könne. 78 Patienten konnten sicher Insgesamt gaben 34 Patienten (19 %) Zwar hatte die AOK in einer Art Vorrei- untersucht werden, wie hoch der Landarztpraxen des Ärztenetzes sagen, dass der Wirkstoff und die Wir- an, dass sie in den letzten 6 Monaten terrolle gemeinsam mit dem Apothe- Anteil der Patienten ist, die über die „Weschnetz“ der südhessischen Orte kung dieselbe bleibe (41,5 %). 63 Probleme beim Richten der Medika- kerverband eine Patienteninformation Rabattverträge aufgeklärt wurden. Fürth, Rimbach, Mörlenbach und Bir- Patienten (33,5 %) hatten gehört, dass mente hatten. 11 Patienten äußerten, erstellt [17]. Trotzdem zeigten sich vor Weiter sollte untersucht werden, ob kenau. Krankenkassen Verträge mit bestimm- dass sie ihre Dauermedikamente nicht allem chronisch kranke Patienten der ständige Präparatewechsel zu Ein- Für intervallskalierte Daten wurden ten Herstellern schlössen. 59 Patienten erkannt hatten. 17 Patienten hatten anfangs über die neuen Regelungen nahmefehlern führen kann. Mittelwert und Standardabweichung (31,4 %) wussten, dass rabattierte Prä- ihre Dauermedikamente sogar ver- aufgeführt, für ordinal- und nominal- parate zuzahlungsbefreit seien, 42 wechselt. Bei 6 Patienten ließ sich überwiegend uninformiert. Im Auftrag Abb. 1 Tageweise (n = 102) bzw. wochenweise (n = 45) richtende Patienten in Relation zu aufgetretenen Problemen bei der Medikamenteneinnahme. wochenweise Vorbereitung (n = 45) tageweise Vorbereitung (n = 102) 0 5 10 15 20 25 prozentualer Anteil der Patientinnen und Patienten mit Problemen in der Medikamenteneinnahme 30 des NAV-Virchow-Bundes wurde im Methodik und Statistik skalierte Daten wurden prozentuale Patienten (22,2 %), dass die Rabattver- nicht endgültig klären, um welche Pro- Oktober 2007 von dem Nürnberger Zur Beantwortung der Fragestellung Häufigkeiten auf Itemebene dargestellt. träge zu einer Kostenersparnis beitra- bleme es sich handelte. Marktforschungsinstitut GfK eine wurde eine deskriptive Beobachtungs- Freitextanmerkungen wurden katego- gen sollten sowie dass ausgetauschte Je größer die Anzahl der Medikamente repräsentative Umfrage über Rabatt- studie durchgeführt. Ein strukturierter risiert und tabellarisch aufgeführt. Eine Präparate häufig kostengünstiger war, die täglich eingenommen werden verträge für Arzneimittel durchgeführt. Fragebogen mit geschlossenen und Poweranalyse mit Fallzahlschätzung wären (n = 26; 13,8 %). (Tab. 2) mussten, desto mehr Fehler traten 47,5 % der Patienten wussten, dass ein offenen Fragen wurde im Qualitätszir- und Signifikanzgrenzen wurde für die Präparatwechsel aufgrund eines kel Weschnitztal entwickelt. Befragt deskriptive Beschreibung nicht vorge- Rabattvertrages vorgenommen wor- werden sollten männliche und weibli- nommen. den war, dies ist ein erstaunlich niedri- che Patienten, bei denen seit mindes- ger Prozentsatz. 13 % der Befragten tens 12 Monaten eine koronare Herz- klagten zudem über erhebliche Neben- krankheit diagnostiziert wurde und wirkungen nach einem solchen Wech- beim Richten der Medikamente auf Veränderung der Medikation (Abb. 2). Von den 188 befragten Patienten holen Die entstandenen Probleme der 34 171 (91 %) ihr Rezept selbst in der Pra- Patienten ließen sich überwiegend Ergebnisse xis ab. Ebenso viele Patienten stellen durch Rückfragen in der Praxis oder Im Mai und Juni 2008 wurden insge- ihre Medikamente selbst zusammen, Apotheke lösen. Bei 4 Patienten die mindestens 50 Jahre alt waren. samt 188 Patienten aus 14 Praxen des etwa die Hälfte der Patienten tagewei- (11, 6 %) gab es aber keine Lösung, sel, wobei allerdings nicht zwischen Diese Diagnose wurde gewählt, da es Ärztenetzes „Weschnetz“ befragt. Das se (n = 102; 54,3 %), 45 Patienten wobei im Rahmen der Studie nicht einem Rabatt- und Nichtrabatt- aufgrund der Risikokonstellation bei durchschnittliche Alter der befragten (23,9 %) wochenweise meist unter geklärt werden konnte, um welche bedingten Wechsel des Präparates diesen Patienten häufig zu Medika- Patienten betrug 70,8 Jahre (51 – 90; Zuhilfenahme einer Dosette. 76 Patien- Probleme es sich handelte (Tab. 4). SD 9,7). 69,1 % der Patienten waren ten gehen nach einem Medikamenten- männlich, 28,2 % weiblich. Aufgrund plan vor, der vom Hausarzt ausgestellt Diskussion fehlender Angaben konnte bei 2,7 % wurde (40,4 %). 41 Patienten machten Mehr als ein Jahr nach Einführung der der Befragten das Geschlecht nicht keine Angaben oder die Antworten Krankenkassen-Rabattverträge kann- zugeordnet werden. 37 Patienten waren nicht verwertbar. ten nahezu zwei Fünftel der befragten (19,7 %) lebten alleine im eigenen Bei der Frage, ob sich in den letzten Patienten dieser Studie die Inhalte und Haushalt. 126 Patienten hatten einen 6 Monaten bei den Dauermedikamen- Konsequenzen der Vereinbarungen Hauptschul- (67,0 %), 27 Patienten ten etwas geändert habe, antworteten ihrer Krankenkasse mit Rabattpart- einen Realschulabschluss (14,3 %) und 101 Patienten (53,7 %) mit „Ja“, nern nicht oder konnten sie nicht rich- 17 Patienten einen Hochschul- oder 87 Patienten (46,3 %) mit „Nein“. tig einschätzen. Sicherlich waren auch Fachhochschulabschluss (9 %). Ein Die Veränderungen der Dauermedika- bei früheren Änderungen des Gesund- Patient hatte die höhere Handelschule tion wurden folgendermaßen wahrge- heitssystems (Wechsel von Original- besucht, ein Patient hatte keinen nommen: auf Generikapräparate, Einführung von Schulabschluss. 16 Patienten (8,5 %) 81 Patienten gaben an, dass sich die Hausarztverträgen, Möglichkeiten machten keine Angaben. 53 Patienten Medikamentenpackungen geändert eines Krankenkassenwechsels usw.) (28,1 %) waren bei der AOK, 74 Patien- hätten (80,2 %), 65 Patienten meinten, ein Großteil der Patienten nicht genü- ten (39,3 %) bei Ersatzkassen, 44 der Medikamentenname habe sich gend informiert. Medizin Nr. 3 • März 2009 11 Abb. 2 Zahl der eingenommenen Dauermedikamente in Relation zu aufgetretenen Problemen. den letzten 6 Monaten zu einer Präpa- Label-Verordnung handeln. Liegt die 50 werbsstärkungsgesetzes stieg aber der rateänderung der Dauermedikamente Zulassung für die Indikation nicht vor 45 Anteil verunsicherter Patienten durch gekommen. Für viele der Patienten und kommt es zu einem Behandlungs- 40 eine bisher nicht gekannte Häufung hatten sich damit die Medikamenten- fehler, gerät der verschreibende Arzt in 35 von Präparatewechseln in relativ kur- packungen, der Medikamentenname Beweisnot. Das Haftungsrisiko würde 30 zer Zeit überproportional an, wie sich aber auch die Tablettenform, -größe sich in einem solchen Fall also erheb- aus vielen Kommentaren niedergelas- und -teilbarkeit geändert (Tab. 3). lich erhöhen [5]. Probleme ergeben sener Ärzte unseres Netzes entnehmen Diese doch gravierenden Änderungen sich bei den Patienten, die ihre Medi- ließ. Gerade in der Initialphase hatten verunsicherte die Hälfte der Patienten kamente nach einem Wechsel nicht Krankenkassen ihre Versicherten über erheblich, und zudem fielen unange- mehr erkannten oder verwechselten. die neuen Bestimmungen mit Bro- nehme Nebenwirkungen in Form von Da 13 dieser Patienten ihre Medika- schüren und Faltblättern informiert Unverträglichkeits- oder allergischen mente wochenweise richteten, und auf mögliche Veränderungen hin- Reaktionen auf, deren Intensität sich schleicht sich hier zudem ein systema- gewiesen. Zudem wurden erste allerdings mit dieser Studie nicht tischer Fehler ein (q Abb. 1). Die meis- Rabattverträge über Pressekonferen- bestimmen ließ. Bekannt ist, dass ten Probleme konnten zwar nach den, um diesen Sachverhalt für den sen sich nach Rücksprache mit Haus- zen und in den Medien vorgestellt [21]. Press- oder andere Hilfsstoffe in Tablet- Rückfragen gelöst werden, wobei in jeweiligen Behandlungsfall zu doku- ärzten und Apothekern zu etwa 90 % Der Erfolg dieser Aufklärungsmaßnah- ten, Kapseln etc. zu Allergien und wei- dieser Studie nicht geklärt werden mentieren [10]. lösen, sofern sie überhaupt auffallen. men blieb aber offensichtlich hinter teren Unverträglichkeitsreaktionen konnte, wie viel Zeit bis zur Lösung In jedem Fall ist bei der möglichen Die Folgekosten durch Verwechslung den Erwartungen zurück. Von 117 führen können [20]. So kann nicht eines Problems vergangen war. Immer- ständigen Veränderung eines Medika- von Medikamenten oder von Einnah- Patienten waren 106 (90,5 %) überwie- vorausgesagt werden, ob identische, hin bei etwa jedem 10. Patienten die- mentenschemas durch Austausch von mefehlern können erheblich sein. gend durch persönliche Gespräche mit dosisäquivalente Wirkstoffe unter- ser Studie zeichnete sich keine Lösung Präparaten eine kontinuierliche Patien- ihren Hausärzten und /oder Apothe- schiedlicher Präparate mit einer geän- der aufgetretenen Probleme ab. Die tenbetreuung nötig, die weit über den Danksagung: Ein Dank gilt den 14 Pra- kern auf die Konsequenzen der Rabatt- derten Zusammensetzung von Press- Polymedikation chronisch kranker sporadischen Beratungsanlass einer xen des Ärztenetzes Weschnitztal und verträge wie eventuelle Präparate- und anderen Hilfsstoffen wirklich das- Patienten steigert die Problematik Sprechstunde hinausgeht. Hier müssen deren Medizinischen Fachangestellten, wechsel der Dauermedikamente selbe Wirkungs- aber vor allen Dingen noch (q Abb. 2). Durch Neben- und Programme der verschiedenen Gesund- die sich an dieser Studie beteiligt dadurch bedingte Kostenersparnis der auch dasselbe Nebenwirkungsspek- Wechselwirkungen von Medikamen- heitsanbieter erarbeitet werden, die im haben. Im Einzelnen waren dies in Krankenkassen aber auch auf resultie- trum bieten. Es kann keinem Hausarzt ten entwickeln sich gerade bei älteren Sinne der häufig überforderten Patien- alphabetischer Reihenfolge: Drs. Betz- rende Zuzahlungsbefreiungen für zugemutet werden, sämtliche dieser multimorbiden Patienten Folgekrank- ten Unterstützung und Begleitung ler – Kissel – Schönian, Birkenau; Dr. Medikamente hingewiesen worden. möglichen Nebenwirkungen nach heiten mit teilweise fatalen Verläufen anbieten [19]. Nur so kann die so häu- Degott, Rimbach; Drs. Geisler-Kühn, Ein Teil der Patienten hatte zusätzlich einer Umstellung bei seinen Patienten und erheblichen Folgekosten [2, 8, 22]. fig propagierte „Adherence“ (partner- Fürth; Dr. Klein, Birkenau; Dr. Leutgeb, schriftliche Informationen erhalten. richtig einzuschätzen, zumal die Sub- Durch ungewollte Einnahmefehler, schaftliche Kommunikation zwischen Fürth; Drs. Lippert- Pielsticker, Rim- Damit wird den Hausärzten und Apo- stitution des Arzneimittels in der Apo- bedingt durch Verwechslung oder Arzt und Pflegepersonal auf der einen bach; Dr. Misol, Rimbach; Drs. Münz- thekern bewusst oder unbewusst die theke erfolgt und damit vom Arzt Nichterkennen von substituierten Prä- Seite und dem Patienten auf der ande- Stork, Fürth; Dr.Rech, Mörlenbach; Dr. Schlüsselrolle bei der Vermittlung und zunächst einmal nicht kontrolliert paraten, könnte sich der Prozentsatz ren Seite) erreicht werden [7, 11]. Schweizer, Birkenau; Dr. Weitzel, Mör- Transparentmachung eines solch kom- werden kann. Ein anderes Problem an Folgekomplikation bei multimorbi- Prozent Seit der Einführung des GKV-Wettbe- Pat. mit Problemen Pat. ohne Probleme 25 20 15 10 5 0 13 47 8 10 Anzahl der Dauermedikamente > 10 lenbach; Dr. Winkler, Mörlenbach; Dr. Limitation plexen Gesetzes wie das GKV-Wettbe- stellt die mögliche Teilbarkeit von Tab- den Patienten nochmals erhöhen – mit werbsstärkungsgesetz, zugewiesen. letten dar. Untersuchungsergebnisse weiteren zusätzlichen Kosten für Kran- Die Studie weist eine Reihe von Limita- Hausärzte beklagen sich zu Recht, dass umfangreicher Studien belegen, dass in kenkassen. tionen auf. So wurden nur Patienten Autorenerklärung: Die Autoren R. ihnen bereits die Zeit fehlt, um die häu- Deutschland ein Viertel aller Tabletten Lösungsansätze für diese Problematik aus Landarztpraxen befragt. Ob die Leutgeb, C. Mahler, G. Laux, J. Szecsenyi fig umfangreichen medikamentösen geteilt wird. Etwa 2 % der Tabletten wurden in verschiedenen Arbeiten auf- Informiertheit über die Rabattverträ- und die Mitglieder des Ärztenetzes Therapieschemata mit ihren chronisch werden geteilt, obwohl sie überhaupt gezeigt. So könnten eine verbesserte gen im städtischen Gebiet anders ist, Weschnetz erklären, dass sie keine kranken Patienten in verständlicher nicht teilbar sind, eventuell wird durch Verschreibungssoftware, aber auch müsste nachgeprüft werden. Die finanziellen Verbindungen mit einer Form durchzusprechen [19]. Die ständi- eine unerlaubte Teilung sogar die präzisere Packungsbeilagen unter Patientenzahl dieser Studie ist relativ Firma haben, deren Produkt in diesem ge Substitution von Präparaten erwei- Retardwirkung eines Medikamentes Berücksichtigung der Pharmazentral- klein. Die Ergebnisse lassen aber auf- Artikel eine wichtige Rolle spielt (oder tert den Gesprächsbedarf mit Patienten zerstört [14, 15]. Bei der Substitution nummer zur Identifizierung eines grund der vorhandenen Literatur trotz- mit einer Firma, die ein Konkurrenz- noch, um eventuelle Einnahmefehler zu eines Präparates ist nicht auszuschlie- Wirkstoffes auf mögliche Risiken und dem eine realistische Einschätzung der produkt betreibt). vermeiden und Nebenwirkungen von ßen, dass eine vorher vorhandene fehlende Indikationen bei der nicht nur aufgeführten Fragestellungen zu. Die Präparaten zu erkennen. Apotheker Bruchrille bei dem ausgetauschten rabattvertragsbedingten Substitution Fragebögen wurden nicht anonym aus- oder Krankenkassenmitarbeiter werden Arzneimittel nicht mehr vorhanden, eines Präparates hinweisen und damit gefüllt. Patienten könnten somit even- Hausärzte bei dieser Aufgabe nicht ent- damit Patienten möglicherweise auch das Setzen eines Aut-idem-Kreuzes tuell erwünschte Antworten abgegeben lasten, da sie die Krankheitsstadien der nicht klar ist, ob dieses Medikament erleichtern [13, 15, 16]. haben. Schließlich ließen sich bei 6 oft multimorbiden Patienten nicht ein- überhaupt geteilt werden darf [13]. Eine episodenbezogene Dokumentati- Patienten die Probleme bei der Medi- schätzen und damit auch keine Empfeh- Zudem unterscheiden sich auch unter- on von Medikamentenverwechslungen kamenteneinnahme nicht klären. lungen aussprechen können. Der schiedliche Tabletten mit Bruchkerbe oder Einnahmefehlern mit daraus dadurch erhöhte zeitliche Aufwand für häufig erheblich in ihren Teilungsei- resultierenden Nebenwirkungen bei Fazit Hausärzte wurde vom Gesetzgeber und genschaften [13]. Nicht zu unterschät- einer Präparatsubstitution könnten Auch mehr als ein Jahr nach Inkrafttre- den Krankenkassen nicht berücksich- zen sind die rechtlichen Konsequen- hinsichtlich systematischer oder zufäl- ten der Rabattvertragsregelung kennen tigt, der Gesprächsbedarf vielleicht auch zen, falls ein ausgetauschtes Präparat liger Fehler ausgewertet und die resul- viele Patienten die Inhalte der Verein- unterschätzt. für eine bestimmte Indikation keine tierenden Ergebnisse im Rahmen von barungen ihrer Krankenkasse mit Bei 101 Patienten (53,7 %), die in die- Zulassung aufweisen kann. In einem Schulungen oder Fortbildungen vorge- Rabattpartnern nicht. Ein erheblicher ser Studie befragt wurden, war es in solchen Fall würde es sich um eine Off- stellt werden, um mögliche weitere Anteil von chronisch kranken Patienten Verschreibungs- oder Einnahmefehler ist durch die in den Rabattverträgen auf der Arzt-Patientenebene zu ver- festgelegte Substitution von Präparaten meiden. Hier könnte CONTENT, ein verunsichert. Gravierende Probleme Forschungsnetzwerk zur kontinuierli- bei der Medikamenteneinnahme bis chen Registrierung von Inanspruch- hin zur Verwechslung von Medikamen- nahme, Morbidität und Erkrankungs- ten können bei nahezu jedem 6. Patien- verläufen in der Hausarztpraxis, eine ten erwartet werden. Die Probleme las- Winterbauer, Birkenau. R. Leutgeb1, C. Mahler1, G. Laux1, Ärztenetz Weschnetz2, J. Szecsenyi1 1 Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg 2 Fachärzte für Allgemeinmedizin und hausärztliche Internisten der südhessischen Gemeinden Fürth, Rimbach, Mörlenbach und Birkenau Korrespondenz Dr. med. Rüdiger Leutgeb Abt. Allgemeinmedizin u. Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg Siegfriedstraße 5 64658 Fürth Tel. 06253/4011 Fax 06253/4014 eMail [email protected] Die Literatur zum Beitrag finden Sie im Internet unter www.BDI.de auf den Seiten von BDIaktuell. Der Beitrag ist erstmals erschienen in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Dtsch Med Wochenschr 2008; 134: 181– 186). Alle Rechte vorbehalten. wertvolle Hilfestellung liefern. Mittels einer speziell entwickelten Software lassen sich Beratungsanlässe von Patienten als Episoden (Synonym: Behandlungsfall) über Quartalsgrenzen hinweg dokumentieren und mittels Konsequenz für Klinik und Praxis ▶ Die Überprüfung des Kenntnisstandes der Patienten zu den Rabattverträgen ist erforderlich, um Patientenverunsicherung zu minimieren und Arzneimittelsicherheit zu fördern. der „International Classification of Pri- ▶ Ein fortwährender Austausch zwischen den einzelnen Disziplinen des Gesund- mary Care“, einer spezifisch hausärzt- heitssystems ist wünschenswert, um mögliche Fehlerquellen in der Arzneimit- liche Klassifikation, verschlüsseln. Wenn durch einen Präparatewechsel teltherapie frühzeitig zu erkennen und Therapiefehler zu vermeiden. ▶ Ein regelmäßiger Medikamentencheck, der über den aktuellen Beratungsan- eine Nebenwirkung aufträte (z. B. lass einer Sprechstunde hinausgeht, ist zu empfehlen, um Patienten Hilfestel- durch einen Einnahmefehler), könnte lungen bei den auftretenden Fragen eines sich häufig verändernden Medika- der Code A85 „unerwünschte Wirkung mentenplanes zu geben. eines Medikamentes“ verwendet wer- 12 Medizin Nr. 3 • März 2009 Gastroenterologie Internistische Therapie der akuten Pankreatitis Die akute Pankreatitis zählt zu den häufigsten gastroenterologischen Erkrankungen. Die Inzidenz liegt zwischen 10 – 79 pro 100 000 Einwohner; somit sind 1,2 % der klinischen Patienten betroffen [21]. In den letzten Jahren wurde eine steigende Inzidenz beobachtet. Klinische Symptome wie gürtelförmige Oberbauchbeschwerden und Erbrechen zusammen mit über das Dreifache der Norm erhöhten Serumspiegeln für Amylase oder Lipase führen zur Diagnose der akuten Pankreatitis. Bei einem Serumlipasewert unterhalb des Dreifachen der Norm sollte nach den revidierten Kriterien der Atlanta-Klassifikation von 1994 – deren Publikation für Ende diesen Jahres erwartet wird – ein Kontrastmittel-unterstütztes CT zur Diagnosesicherung durchgeführt werden. Patienten mit akuter Pankreatitis therapeutische Aufhebung der Sekre- sequestrieren erhebliche Flüssigkeits- tionsblockade bei der Pankreatitis mengen vor allem ins Retroperito- wäre, zumindest aus pathophysiologi- neum, bei Vorliegen eines Ileus ins schen Überlegungen, ein vielverspre- Darmlumen, in die Pleurahöhle und in chenderer Behandlungsansatz. die freie Bauchhöhle (pankreatogener In zahlreichen prospektiv randomi- Aszites). Im Normalfall kann ein Flüs- sierten klinischen Studien (Metaana- sigkeitsbedarf von mindestens 3 – 4 l lyse in [30]) konnte inzwischen pro Tag angenommen werden, aller- gezeigt werden, dass eine enterale dings müssen in manchen Fällen Ernährung der parenteralen Ernäh- mehr als 10 Liter in 24 h substituiert rung bei akuter Pankreatitis überle- werden. Eine Kontrolle des Flüssig- gen ist. Die Gründe hierfür liegen keitsbedarfs und der Substitution nicht nur in den Kosten der parente- über den zentralvenösen Druck, die ralen Ernährung (sechsmal so teuer stündliche Urinausscheidung (0,5 wie die enterale Sondenernährung), ml/kg Körpergewicht/h) und die tägli- sondern vor allem in ihren Komplika- che Bestimmung des Hämatokrits tionen. Neben der zusätzlichen Infek- Häufigste Ursache der Pankreatitis haus ist es meist schwierig, zwischen bei akuter Pankreatitis zugemessen: sind in jedem Fall erforderlich. Als tionsquelle durch den zentralvenösen sind eine Choledocholithiasis oder ein der Mehrzahl der Patienten mit leich- Ein Aufnahme-Hämatokrit von > 44 % Richtwert für die Senkung des Häma- Katheter kommt es bei ausschließlich Alkoholabusus. In seltenen Fällen tem und unkompliziertem Verlauf oder ein fehlender Abfall in den ers- tokrits durch ausreichende Flüssig- parenteraler Ernährung innerhalb wird auch eine medikamentös indu- (etwa 80 %) und denjenigen Patienten ten 24 h der Therapie sagten mit keitssubstitution gilt ein Wert unter weniger Tage zu einer Zottenatrophie zierte Pankreatitis beschrieben (Tab. mit einem schweren, durch zahlreiche einer Sicherheit von 96 % eine nekro- 35 %. Der zentralvenöse Druck sollte im Darm, die eine bakterielle Translo- 1). Im klinischen Verlauf lassen sich Organkomplikationen belasteten Ver- tisierende Pankreatitis und mit einer auf Werte um 8 – 12 cm H2O angeho- kation in die umliegenden parenchy- für die akute Pankreatitis zwei For- lauf (etwa 20 %) zu unterscheiden. Sicherheit von 97 % ein Organversa- ben werden. Ein nicht ausreichender matösen Organe erlaubt. Bei nekroti- men unterscheiden, deren Auftreten Neben der klinischen Untersuchung gen voraus [8, 27]. Gan und Romag- Ersatz des Flüssigkeitsverlustes hat sierender Pankreatitis siedeln sich die unabhängig von der Ätiologie der durch einen erfahrenen Arzt ließen nuolo [19] bestätigten den hohen eine Vasokonstriktion im Splanchni- translozierten Bakterien bevorzugt in Erkrankung ist: die akute interstitiell- sich in der Vergangenheit verschiede- prognostischen Vorhersagewert eines kusgebiet zur Folge. Hieraus kann der Pankreasnekrose an und können ödematöse Pankreatitis (75 – 85 %) ne Parameter zur Beurteilung der über 50 % erhöhten Hämatokrit. eine Minderperfusion des Pankreas eine der gefürchtetsten Komplikatio- mit einer Letalität unter 1 % und die Prognose identifizieren: Bei Patienten Einen weitereren Parameter zur Dis- resultieren, was wiederum zur Pro- nen der Pankreatitis – die infizierte akute hämorrhagisch- nekrotisieren- mit drei oder mehr Hinweisen auf kriminierung des klinischen Verlaufs gression der akuten Pankreatitis bei- Nekrose oder den Pankreasabszess – de Pankreatitis (15 – 25 %) mit einer Organkomplikationen im Ranson- der akuten Pankreatitis stellt das Pro- tragen würde. Manche Zentren sind verursachen. Eine enterale Sondener- Letalität zwischen 10 – 24 %. Beide oder Imrie-Score, oder bei klinischem calcitonin, ein etablierter Sepsismar- deshalb dazu übergegangen, anstelle nährung, die über eine tiefliegende Verlaufsformen können entweder zu Vorliegen einer extrapankreatischen ker, dar. Durch alternatives Splicing von Elektrolyten kolloidale Lösungen Dünndarmsonde oder (nach neuesten einer Restitutio ad integrum führen Komplikation (z. B. respiratorische des Propeptid des Calcitonin wird (Dextran) zur Flüssigkeitssubstitution Studien) mit gleicher Effektivität auch oder in einer Defektheilung enden. oder Niereninsuffizienz) [23, 32] oder vermehrt „calcitonin-related-peptide“ einzusetzen, unter der Vorstellung, über eine Magensonde verabreicht bei Nachweis von Pankreasnekrosen gebildet. Dies führt zu einer Vasodila- dass damit die pankreatische Mikro- wird, wirkt der Translokation entge- Prädiktive Faktoren für den Verlauf im kontrastmittel-verstärkten CT tation der Gefäße mit Austritt von zirkulation verbessert wird. Ob dieses gen und hat sich als Alternative zur kann meist von einem komplizierten Flüssigkeit in den Extravasalraum. Die Therapieprinzip der reinen Elektrolyt- parenteralen Ernährung bewährt [13, Um eine adäquate Therapie der aku- Verlauf ausgegangen werden. Auch nachfolgende Hypovolämie ist ursäch- und Flüssigkeitssubstitution überle- 22]. – Unter der internationalen Stu- ten Pankreatitis zu gewährleisten, ist ein bis auf 130 mg/l erhöhtes C-reak- lich an der Entwicklung eines Mul- gen ist, wird zur Zeit in einer klini- dienregistrierungsnummer es notwendig, die Patienten stationär tives Peptid in den ersten 48 Stunden tiorganversagens beteiligt. Induziert schen Studie untersucht. Die Leitlini- ISCRTN12838218 rekrutiert zur Zeit zu betreuen. Häufige Verlaufskontrol- nach Schmerzbeginn ohne Anhalt für wird die Bildung von „calcitonin-rela- en zur Behandlung der akuten Pan- eine randomisierte Studie multizen- len des klinischen Befundes, der einen anderen infektiösen Fokus kann ted-peptide“ durch erniedrigte kreatitis empfehlen neben der Flüs- trisch Patienten mit dem Ziel, den laborchemischen Verlaufsparameter frühzeitig auf einen komplizierten Serum-Calciumspiegel oder Bakteriä- sigkeitssubstitution eine Sauerstoffga- Effekt der enteralen Ernährung auf sowie der bildgebenden Befunde Verlauf hinweisen [9]. Aufgrund neue- mie. Kontrovers diskutiert wird, ob be mit dem Ziel einer peripheren O2- die Darmbarrierestörung zu untersu- machen ein ambulantes Patienten- rer retrospektiver Studien wird auch ein erhöhter Procalcitoninspiegel Sättigung von > 95 %, was präventiv chen. Management nahezu unmöglich. Zum einem hohen Hämatokrit Bedeutung sowohl für die Vorhersage einer infi- auf die Entwicklung eines sekundären Nicht bei allen Patienten mit nekroti- Zeitpunkt der Aufnahme ins Kranken- bei der Beurteilung des Schweregrads zierte Nekrose als auch für die Schwe- Organversagens wirken soll [1]. sierender Pankreatitis ist ein vollständiger Kalorienersatz über eine entera- re des Verlaufs einen hohen positiven prädiktiven Wert hat. Eine Metaana- kurzgefasst le Ernährungssonde möglich und eine lyse aus dem Jahr 2005 beurteilt die Die entscheidende therapeutische intravenöse Substitution zur Verhin- Wertigkeit von Procalcitonin eher kri- Maßnahme bei der Behandlung der derung der Katabolie ist gelegentlich tisch [43], während einer multinatio- akuten Pankreatitis (und ebenso der begleitend erforderlich. Dennoch soll- nalen Studie [38] zufolge ein Procalci- häufigste Behandlungsfehler, wenn ten zusätzlich enterale Kalorien zur tonin > 3,8 ng/ml ab dem 3. Tag nach sie nicht erfolgt) ist die ausreichen- Verhinderung der Zottenatrophie im Beschwerdebeginn mit einer Sensiti- de Substitution des Flüssigkeitsver- Darm verabreicht werden. Alle Zweif- vität von 79 % und einer Spezifität lustes. ler an diesem Paradigmenwechsel in der Behandlung der akuten Pankreati- von 93 % einen komplizierten Verlauf tis, und davon gibt es noch zu viele, mung des Procalcitonin als Prognose- Nahrungskarenz oder enterale Ernährung? marker der klinischen Einschätzung Nahrungskarenz hat einen positiven ner der Studien zur enteralen Ernäh- und der Überwachung des Organver- Einfluss auf den Verlauf des paralyti- rung bei akuter Pankreatitis ein kli- sagens überlegen ist, muss zum heuti- schen Ileus, der als Folge einer akuten nisch relevanter Nachteil dieser gen Zeitpunkt als eher zweifelhaft Pankreatitis auftreten kann. Zudem Behandlungsmethode beschrieben beurteilt werden. empfinden viele Patienten die Nah- wurde. Hingegen konnte durch Imrie rungskarenz als Erleichterung für ihre et al. [22] gezeigt werden, dass die kurzgefasst Übelkeit, ihr Erbrechen und ihre Rate an pulmonalen Komplikationen Als Parameter von hoher prognosti- Schmerzen. Auf den klinischen Ver- durch die enterale Ernährung signifi- scher Bedeutung für die Vorhersage lauf oder die Prognose der akuten kant reduziert wird. des Schweregrades der akuten Pan- Pankreatitis selbst hat die Nahrungs- kreatitis gelten heute das C-reaktive karenz nach neueren Studien keinen kurzgefasst Protein, der Hämatokrit sowie ein positiven Einfluss. Vor allem die Vor- Eine enterale Ernährung ist der persistierendes Organversagen. stellung, dass durch Nahrungskarenz parenteralen Ernährung bei akuter die Bauchspeicheldrüse „ruhigge- Pankreatitis überlegen. vorhersagen kann. Ob die Bestim- seien darauf hingewiesen, dass in kei- Volumen- und Elektrolytsubstitution stellt“ werden muss, gilt heute als obsolet. Sowohl in experimentellen Magensonde oder orale Kost? Die entscheidende therapeutische als auch in klinischen Studien wurde Die Platzierung einer drainierenden Maßnahme bei der Behandlung der überzeugend belegt, dass im Verlauf Magensonde ist nur zur Prophylaxe akuten Pankreatitis (und ebenso der einer Pankreatitis die exokrine Sekre- und Therapie eines paralytischen häufigste Behandlungsfehler, wenn sie tion blockiert ist und dass somit eine Ileus indiziert. Demgegenüber ist die nicht erfolgt) ist die ausreichende Hemmung der Sekretion als thera- Vorstellung, die Bauchspeicheldrüse Substitution des Flüssigkeitsverlustes. peutisches Prinzip sinnlos ist. Eine durch Absaugen des Magensaftes Medizin Nr. 3 • März 2009 13 ruhig zu stellen, aus den oben [24, 28]. Das Argument, dass Procain halten der Erreger müssen ausrei- Endoskopische Papillotomie Darm abgegangen und lassen sich die genannten Gründen obsolet. Eine ran- in vitro ein potenter Inhibitor der chende Gewebekonzentrationen des Bei den bildgebenden Verfahren zur Gallenwege sicher steinfrei darstellen, domisierte Studie zur Evaluation der Phospholipase A2 ist, scheint nach Antibiotikums im Pankreas selbst Diagnose der akuten Pankreatitis besteht dagegen keine Indikation zur enteralen Ernährung über eine mehreren negativen Studien zur erreicht werden können. Dies ist bei spielt die endoskopisch-retrograde Notfallpapillotomie [16, 18, 33]. Zwar Magensonde im Vergleich zur entera- Behandlung der Pankreatitis mit Aminoglykosiden zum Beispiel nicht Cholangiopankreatikographie (ERCP) liegt üblicherweise nach dem Steinab- len Ernährung über eine Dünndarm- Breitspektrum-Protease-Inhibitoren gewährleistet, während sich sowohl keine Rolle. Ihre herausragende gang noch eine relative Stenose im sonde zeigte keine signifikanten nicht schlagkräftig. Auch das Argu- Carbapeneme als auch die Kombinati- Bedeutung liegt in der Möglichkeit, Bereich des Sphincters vor, diese Nachteile für die Ernährung über eine ment einer möglichen Kontraktion on von Chinolonen mit Metronidazol den wichtigsten auslösenden Faktor rechtfertigt aber nach heutiger Magensonde. Daneben sei auf die der Duodenalpapille durch Morphine bewährt haben [4]. Bei septischem der akuten Pankreatitis, die Abfluss- Erkenntnis keine therapeutische Häufigkeit der Dislokation von endo- und damit einer zusätzlichen Abfluss- Krankheitsverlauf müssen neben der störung des Pankreassekretes, zu Papillotomie. Nach einer deutschen skopisch gelegten naso-jejunalen Son- behinderung der Pankreassekretion infizierten Nekrose auch eine Cholan- diagnostizieren und gleichzeitig zu Multizenterstudie profitieren von den hingewiesen. Beim oralen Kost- ist nach heutigem Wissensstand gitis, Peritonitis oder Pneumonie als beseitigen. In den allermeisten Fällen einer notfallmäßigen ERC nur Patien- aufbau, der bei schmerzfreien Patien- obsolet. Im angelsächsischen Sprach- Ursache berücksichtigt werden und handelt es sich hierbei um Gallen- ten mit eindeutiger Cholestase (Biliru- ten möglichst frühzeitig erfolgen soll- raum wird überwiegend und mit eine entsprechende Kulturgewinnung wegskonkremente, aber auch Parasi- bin im Serum > 5 mg/dl) [18]. Die te, kann mit leicht verdaulicher Kost gutem Erfolg Morphium zur Behand- sollte erfolgen [5, 20]. Der in der Pra- ten und anatomische Passagehinder- Anzahl an ERCs, die für einen Behand- begonnen werden. Lévy et al. [29] lung starker Schmerzen bei akuter xis häufig erforderliche Einsatz breit nisse können eine Pankreatitis verur- lungserfolg durchgeführt werden konnten in einer multizentrischen Pankreatitis eingesetzt. Das in wirksamer Antibiotika kann eine Pilz- sachen. Es gilt heute als erwiesen, müssen (number needed to treat: Kohorten-Studie über ein Wiederauf- Deutschland aus betäubungsrechtli- besiedlung der Pankreasnekrose dass die Entfernung eines impaktier- NNT), wird auf 26 geschätzt [44]. Die treten der Beschwerden bei akuter chen Gründen sehr gerne verordnete begünstigen. Eine Studie an operativ ten Gallengangssteines mittels endo- biliäre Mikrolithiasis wird in den letz- Pankreatitis zeigen, dass etwa 20 % Tramadol (Tramal) führt nach persön- gewonnenem Nekrosematerial wies in skopischer Papillotomie einen eindeu- ten Jahren zunehmend als Ursache für der Patienten im Rahmen des Kost- licher Erfahrung der Autoren bei 20 % der Fälle eine Pilzbesiedelung bei tig positiven Effekt auf den klinischen rezdivierende idiopathische Pankrea- aufbaus ein Rezidiv erleiden und dass Patienten mit akuter Pankreatitis gleichzeitigem positivem Nachweis im Verlauf der schweren akuten Pankrea- titiden angesehen. In 52,4 % der die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv häufiger zu Übelkeit und Erbrechen, Blut auf [17]. Es bestand somit eine titis hat, auch wenn dieser Effekt Patienten mit akuter Pankreatitis vom Ausmaß der Nekrose, das heißt so dass andere Opiatanalgetika eher therapiepflichtige Pilzsepsis. Rando- zumindest teilweise der Behebung unklarer Ätiologie und unauffälligem dem Schweregrad der Pankreatitis zu verordnen sind. misierte Studien zur Auswahl des am oder Verhinderung der oft begleiten- transabdominellem Ultraschallbefund abhängt. Eine Metaanalyse, die alle Einige Zentren haben inzwischen gute besten geeigneten Antimykotikums den Cholangitis zuzuschreiben ist. wurde endosonographisch eine drei der hierzu publizierten Studien Ergebnisse mit der thorakalen Peridu- bei infizierter Pankreasnekrose liegen Somit ist bei schwerer, biliärer Pan- Mikrolithiasis diagnostiziert [45]. einschließt (274 Patienten), bestätigt ralanalgesie (PDA) erzielt. Diese führt bisher nicht vor. Dies gilt ebenso für kreatitis (im Gegensatz zur alkoholin- Die britischen Leitlinien [1] empfeh- dieses Ergebnis [36]. Der Wert soge- nicht nur zur raschen Schmerzfreiheit die Untersuchung der Gewebegängig- duzierten Form) die Indikation zur len bei allen Patienten mit akuter nannter Pankreasdiäten oder der der Patienten, sondern verhindert keit der einzelnen Wirkstoffe. endoskopisch-retrograden Cholangio- Pankreatitis, sonographisch nach- abgestuften Pankreasschonkost ist oder therapiert zusätzlich einen para- graphie (ERC) gegeben. Hierbei kön- weisbaren Gallensteinen und einem nicht nur völlig unbewiesen – sie sind lytischen Ileus. Voraussetzung für den kurzgefasst nen für den Nachweis der biliären Plasmabilirubin von > 5 mg/dl sowie auch bei normal entwickeltem Einsatz der PDA ist, dass der Patient Eine generelle Antibiotikaprophyla- Genese sowohl laborchemische als laborchemisch erhöhten Entzün- Geschmacksempfinden kaum genieß- weder analgo-sediert ist noch eine xe ist nicht indiziert. In jedem Fall auch bildgebende Verfahren herange- dungszeichen, möglichst innerhalb bar. Eckerwall et al. [14] schlagen vor, manifeste Gerinnungsstörung vorliegt. behandelt werden muss bei Ver- zogen werden. Üblicherweise werden der ersten 72 h nach Schmerzbeginn dacht auf eine infizierte Pankreas- Gallensteine oder Sludge in der Gal- eine ERC durchzuführen. Die endosko- rungskarenz anzuordnen. Dies führte kurzgefasst nekrose oder einen Pankreasabs- lenblase sowie die Mikrolithiasis, die pische Papillotomie ist bei schwerer in ihrer Studie zur einer Reduktion Oberstes Ziel der Behandlung der zess. für einen Großteil der früher als idio- Pankreatitis biliärer Genese immer der Krankenhausverweildauer und akuten Pankreatitis ist die Schmerz- pathisch bezeichneten Pankreatitis- indiziert (EBM B). Bei Patienten mit einer schnelleren Rekonvaleszenz. Die freiheit des Patienten. Dies kann Behandlung mit Probiotika Episoden verantwortlich sind, sono- den Zeichen einer Cholangitis sollte ähnlich ausgerichtete NUTRIPANC- sowohl durch peripher wirksame Probiotika sind lebende Mikroorganis- graphisch dargestellt. Nach heutiger der Galleabfluss durch die Einlage Studie rekrutiert zur Zeit multizen- Analgetika aber vor allem auch men, die eine Reihe von positiven Auffassung muss davon ausgegangen einer Gallengangsdrainage sicherge- trisch unter Leitung der Leipziger Gas- durch Opiate und seine Analoga Effekten auf die Gesundheit haben sol- werden, dass für die Diagnose einer stellt werden (EBM A). Alle Patienten troenterologie Patienten mit leichter erreicht werden. len. Olah et al. haben in den letzten biliären Pankreatitis und als Grundla- mit einer biliären Pankreatitis sollten Jahren zwei randomisierte kontrollier- ge für die Entscheidung zur ERC der zeitnah nach Ausheilen der Pankreati- bei leichter Pankreatitis keine Nah- Pankreatitis, um den idealen Zeitpunkt für den oralen Kostaufbau zu Antibiotikatherapie te Studien zur Prophylaxe einer infi- Nachweis von Konkrementen in der tis cholezystektomiert werden, da das untersuchen. Die Einstellung zur Behandlung der zierten Nekrose bei Patienten mit aku- Gallenblase ausreichend und ein Risiko für ein Rezidiv bei 30 % liegt. akuten Pankreatitis mit Antibiotika ter Pankreatitis durchgeführt. Beide Nachweis von Konkrementen im Gal- Einschränkend muss ergänzt werden, kurzgefasst hat sich in den letzten Jahren mehr- Studien belegten, dass der Einsatz von lengang nicht erforderlich ist. Die dass bei Patienten mit hohem Opera- Die Evaluation der enteralen Ernäh- fach gewandelt. In neueren Studien Probiotika die Inzidenz infektiöser Sensitivität zum Nachweis von intra- tionsrisiko für eine Cholezystektomie rung über eine Magensonde im Ver- wurde überzeugend gezeigt, dass eine Komplikationen vermindert [35]. Um duktalen Konkrementen im Ductus die Rezidivrate für eine biliäre Pan- gleich zur enteralen Ernährung über generelle Antibiotikaprophylaxe keine so mehr Aufsehen haben die Ergebnis- choledochus mittels transabdominel- kreatitis nach erfolgreicher Papilloto- eine Dünndarmsonde zeigte keine Vorteile bietet und nur zur Selektion se der erst im Februar diesen Jahres ler Sonographie ist zum einen tech- mie über eine mediane Beobach- signifikanten Nachteile für resistenter Erreger beiträgt. Demge- im Lancet veröffentlichten PROPA- nisch oft durch Darmgasüberlagerung tungszeit von 51 Monaten nur bei 2,2 die Ernährung über eine Magenson- genüber profitieren Patienten mit TRIA-Studie der niederländischen Pan- limitiert, zum anderen aber auch vom % liegt [12, 25, 46, 48]. de. Der Wert sogenannter Pankreas- nachgewiesener infizierter Pankreas- kreatitis-Studiengruppe erregt. In Untersucher abhängig. Die Darstel- diäten oder der abgestuften Pankre- nekrose erheblich von einer Antibioti- einer doppelt verblindeten placebo- lung des Pankreasganges im Rahmen kurzgefasst asschonkost ist nicht nur völlig kabehandlung. Die letzte Metaanalyse kontrollierten Studie an 298 Patienten der Endoskopie wird in der akuten Bei allen Patienten mit einer akuten unbewiesen – sie sind auch bei nor- zur prophylaktischen Antibiotikagabe, mit schwerer akuter Pankreatitis Pankreatitis vermieden, hat aber, falls Pankreatitis, sonographisch nach- mal entwickeltem Geschmacksemp- die auch die Daten der neuesten belegten die Autoren, dass die Probio- sie versehentlich erfolgt, keinen nega- weisbaren Gallensteinen und einem finden kaum genießbar. Meropenem-Studie von Dellinger et tikagabe (Ecologic 641: Lactobacillus tiven Einfluss auf den Verlauf der Plasmabilirubin von > 5 mg/dl sowie al. [11] einschließt und damit 7 Studi- acidophilus, Lactobacillus casei, Lacto- Erkrankung. Wo die Möglichkeit zur laborchemisch erhöhten Entzün- Analgetikatherapie en mit insgesamt 467 Patienten in der bacillus salivarius, Lactococccus lactis, Endosonographie der Gallenwege und dungszeichen sollte möglichst Patienten mit akuter Pankreatitis lei- Analyse berücksichtigt, fand keinen Bifidobacterium bifidum und Bifidob- der Papille gegeben ist, lässt sich hier- innerhalb der ersten 72 h nach den oft unter stärksten viszeralen Unterschied für die Rate an infizierten acterium lactis) nicht zu einer signifi- durch die Zahl nicht indizierter ERCs Schmerzbeginn eine ERC durchge- Schmerzen. Deshalb ist eine ausrei- Nekrosen [3, 50]. Auch die Gesamt- kanten Abnahme der infektiösen und die Sensitivität für den Nachweis führt werden. chende Analgesie eines der wichtigs- mortalität war in der Antibiotika-The- Komplikationen, sondern zu einer sig- impaktierter Gallenwegskonkremente ten und oft dringlichsten Behand- rapiegruppe nicht signifikant redu- nifikanten Zunahme der Mortalität, deutlich steigern. lungsziele. Die einst nur im deutsch- ziert. überwiegend verursacht durch Darm- Bei Nachweis von Konkrementen oder sprachigen Raum verbreitete Dauerin- Bei Verdacht auf eine infizierte Pan- nekrosen in der Verumgruppe, führte Sludge im Ductus choledochus oder Endoskopisches und operatives Vorgehen bei nekrotisierender Pankreatitis fusion des Lokalanästhetikums Pro- kreasnekrose (25 – 72 % der Nekrosen [6, 40]. Die Gabe von Probiotika zur vor der Papille ist die Indikation zur Ein operatives Vorgehen bei akuter cainhydrochlorid (Novocain, 2 g/24 h) sind je nach Intervall der Erkrankung Therapie der akuten Pankreatitis sollte endoskopischen Papillotomie eindeu- nekrotisierender Pankreatitis ist nur zur Schmerzbehandlung bei der Pan- infiziert) oder auf einen Pankreasabs- somit unbedingt unterbleiben, bis tig. Trotz einer Komplikationsrate von bei nachgewiesener infizierter Nekro- kreatitis ist weder durch Studien noch zess muss in jedem Fall antibiotisch weitere Studien die Hintergründe die- 6 – 9 % ist der positive Effekt einer se und nicht bei einer sterilen Nekro- durch Fallberichte belegt. In einer kli- behandelt werden. Zur Sicherung des ses Befundes klären. zügigen (möglichst in den ersten 72 h se indiziert. Im Laufe der letzten bei- nischen Studie aus der Universitätskli- klinischen Verdachtes und zur bakte- nach Schmerzbeginn) Papillotomie den Jahrzehnte hat sich das therapeu- nik Magdeburg wurde gezeigt, dass riologischen Untersuchung und Resis- kurzgefasst und Steinextraktion für die Prognose tische Konzept von einem aggressiven die Novocaininfusion für die tenzbestimmung sollte eine (meist Die Gabe von Probiotika zur Thera- einer schweren Pankreatitis als so operativen Vorgehen hin zu einem Schmerzbehandlung bei akuter Pan- sonographisch gezielte) Feinnadel- pie der akuten Pankreatitis muss in hoch anzusehen, dass man selbst bei konservativen interventionellen kreatitis wirkungslos ist und den punktion erfolgen. Besondere Bedeu- weiteren Studien geprüft werden. nicht eindeutigem Steinnachweis Management gewandelt. Ursprünglich Bedarf an zusätzlich zu gebenden tung kommt der Auswahl des Antibio- heute papillotomieren würde. Ist der wurde die Indikation zur Nekrosekto- Opiatanalgetika sogar noch erhöht tikums zu. Neben dem Resistenzver- auslösende Gallenstein bereits in den mie bei Auftreten eines Multiorgan- 14 Medizin Nr. 3 • März 2009 versagen gestellt. Dieses Vorgehen bei 81,2 % und die Anzahl der Eingrif- war mit einer Letalität von 65 % ver- fe bei im Median 2,3 [37, 41, 42]. Ins- bunden, was den Nutzen des operati- gesamt birgt dieses Verfahren bei ven Vorgehens in dieser Situation in richtiger Indikationsstellung und frü- Frage stellt. Noch im Jahr 2003 belief hestens 2 bis 3 Wochen nach Krank- sich die Letalität bei offener Nekros- heitsbeginn einen vielversprechenden ektomie auf 47 % [34]. Die offene therapeutischen Ansatz und wird Nekrosektomie sollte deshalb wo auch in unserer Klinik inzwischen immer möglich vermieden werden, da zunehmend routinemäßig eingesetzt. das operative Trauma ein schwer Akutes Nierenversagen beim Cyclic-Vomiting-Syndrom Das Cyclic-Vomiting-Syndrom, eine Unterform der Migräne, kann eine Ursache des rezidivierenden Erbrechens sein. Rezidivierendes Erbrechen kann aufgrund eines massiven Flüssigkeitsverlustes zu einem akuten Nierenversagen führen. positive Erfahrungen mit Cyproheptadin berichtet [1, 2, 5]. In der Prodromalphase kann eine antiemetische, angstlösende und analgetische Therapie mit z. B. Ondansetron, Lorazepam oder Alprazolam sowie Ibuprofen oder Oxycodon eingesetzt werden. In der Akutphase ist eine symptomatisch orientierte Behandlung erforderlich, unter anderem zur Vermeidung einer Anamnese Dehydratation, eines akuten Nieren- beherrschbares SIRS induziert [10]. kurzgefasst Der 29-jährige Patient wurde stationär Eine Studie von Mier et al. [31] aus Ein kombiniert konservatives und eingewiesen wegen seit 2 Tagen beste- Die Verdachtsdiagnose bei Aufnahme versagens oder einer Elektrolytentglei- dem Jahr 1997 belegt, dass ein opera- interventionelles Vorgehen ist auch hender Übelkeit mit mehrmals täglich lautete akutes anurisches Nierenversa- sung. Neben Volumensubstitution tives Vorgehen innerhalb von 2 bei infizierter Nekrose dem operati- heftigem Erbrechen. Eine Nahrungs- gen. Bislang war keine Nierenerkran- können in der Akutphase auch Proto- Wochen nach Krankheitsbeginn mit ven Verfahren gleichwertig. Eine und Flüssigkeitsaufnahme war nicht kung vorbekannt. Das Kreatinin im nenpumpenhemmer und H2-Rezept- einer signifikant höheren Mortalität Reihe von Studien haben in den mehr möglich. Der Patient litt bereits Serum wurde mit 5,48 mg/dl orblocker eingesetzt werden. Des Wei- behaftet ist. Wenn eine offene letzten Jahren gezeigt, dass minimal seit 7 Jahren unter rezidivierenden Epi- bestimmt. Eine postrenale Ursache teren kann eine intravenöse Therapie Nekrosektomie nicht vermeidbar ist, invasive Therapieverfahren wie die soden von Erbrechen. Eine umfangrei- konnte sonografisch ausgeschlossen von Anxiolytika und Antiemetika sollte sie durch konservative Maßnah- perkutane Drainageanlage oder eine che Diagnostik hatte keinen wegwei- werden. Die Urinuntersuchung ergab durchgeführt werden. Falls hiermit men wie Drainageanlage und resis- laparoskopisch assistierte Nekrosek- senden Befund erbracht. Nach 2 – 4 keinen Hinweis auf eine renale Gene- kein Erfolg erzielt werden kann, bleibt tenzgerechte Antibiose bis zur 3. oder tomie vielversprechende Ergebnisse Tagen besserte sich die Symptomatik se. Es handelte sich somit um ein prä- noch die Gabe von Sedativa [2, 6]. 4. Krankheitswoche hinausgezögert liefern. jeweils spontan. Antiemetika oder Trip- renales Nierenversagen bei Exsikkose. tane hatten keinen Effekt gezeigt. An Unter Infusionstherapie normalisierte werden. Ein kombiniert konservatives Therapie und Verlauf Konsequenz für Klinik und Praxis ▶ Bei Auftreten von rezidivierender und interventionelles Vorgehen ist Autorenklärung: Die Autoren erklä- Vorerkrankungen waren eine Neuroder- sich die Nierenfunktion rasch. Die auch bei infizierter Nekrose dem ope- ren, dass sie keine finanziellen Ver- mitis, ein allergisches Asthma bronchia- Übelkeit und das Erbrechen sistierten Übelkeit und Erbrechen sollte nach rativen Verfahren gleichwertig [39]. bindungen mit einer Firma haben, le, eine Refluxösophagitis und eine Hia- nach weiteren 2 Tagen spontan und Ausschluss anderer Ursachen auch an Eine Reihe von Studien haben in den deren Produkt in diesem Artikel eine tushernie bekannt. Nierenerkrankun- die initiale Leukozytose normalisierte das seltenere CVS gedacht werden. letzten Jahren gezeigt, dass minimal wichtige Rolle spielt (oder mit einer gen waren bisher nicht aufgetreten. Der sich im Verlauf. Ein Anhalt für einen invasive Therapieverfahren wie die Firma, die ein Konkurrenzprodukt Patient berichtete über einen Gewichts- neurologischen Fokus gab es nicht. jedoch auch Jugendliche und perkutane Drainageanlage oder eine vertreibt). verlust von 4 kg innerhalb der letzten Der konsiliarisch hinzugezogene Neu- Erwachsene können an einem CVS 2 Tage. Der Stuhlgang war unauffällig, rologe diagnostizierte ein „Cyclic- leiden. J. Mayerle , C.-D. Heidecke , M. Kraft , M. M. Lerch2 1 Klinik für Innere Medizin A, Universitätsklinikum Greifswald 2 Chirurgische Klinik, Abt. für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Greifswald seit dem Vortag bestand eine Anurie. Vomiting-Syndrome“ (CVS). Nach 6 Fieber wurde verneint, jedoch kam es in Tagen konnte der Patient beschwerde- der Zeit vor der Einweisung häufig zu frei entlassen werden. Es wurde eine Nachtschweiß. Ferner wurde ein Nikoti- Prophylaxe mit Lamotrigin empfohlen. Korrespondenz Prof. Dr. Markus M. Lerch Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin A Universitätsklinikum Greifswald Friedrich-Loeffler-Str. 23A 17475 Greifswald Tel. 03834/86-7230 Fax 03834/86-7234 eMail [email protected] laparoskopisch assistierte Nekrosektomie vielversprechende Ergebnisse liefern [49]. Die niederländische „Dutch Acute Pancreatitis Study Group“ hat im April 2006 das Protokoll der PANTER-Studie publiziert. Ziel dieser multizentrischen Studie ist der randomisierte Vergleich einer minimal-invasiven Therapie mittels interventioneller Drainage und retroperitonealem laparoskopischen Debridement mit der offenen Nekrosektomie [7]. Die endgültigen Ergebnisse dieser Studie werden für Anfang 2009 erwartet. Als neues und sehr wenig invasives Therapieverfahren gilt die transgastrische oder transduodenale endoskopi- 1 2 1 ▶ Häufiger sind Kinder betroffen, ▶ Das CVS kann durch Flüssigkeitsverlust bis zum akuten Nierenversagen führen. ▶ In der akuten Phase ist eine Volumensubstitution notwendig, ergän- nabusus von circa 10 „Pack-Years“ und gelegentlicher Alkoholgenuss angege- Diskussion zend können Protonenpumpenhem- ben. Des Weiteren war eine Allergie auf Das CVS besteht aus wiederkehrender mer, H2-Rezeptorblocker, Anxiolytika Tierhaare und Blütenpollen vorbekannt. Übelkeit mit Erbrechen, das Stunden und Antiemetika eingesetzt werden. An regelmäßiger Medikation wurde bis wenige Tage andauern kann mit täglich Salbutamol eingenommen. Der symptomfreien Intervallen von Intervallen haben sich Migränepro- Patient studierte Betriebswirtschaft und Wochen bis Monaten. Betroffen sind phylaktika bewährt. war ledig. Eine Familienanamnese zumeist Kinder, seltener Erwachsene konnte nicht erhoben werden, da der [2]. Die Pathogenese ist nicht vollstän- Autorenerklärung: Die Autoren erklä- Patient keinen Kontakt zu seinen leibli- dig geklärt. Wie bei der Migräne wer- ren, dass sie keine finanziellen Verbin- chen Eltern pflegte. den Störungen der Funktion von Ionen- dungen mit einer Firma haben, deren kanälen, aber auch Mutationen der Produkt in dem Beitrag eine wichtige ▶ Als Prophylaxe in symptomfreien mitochondrialen DNA diskutiert [4]. Rolle spielt (oder mit einer Firma, die in der Literatur 46 Behandlungsfälle Wacher, voll orientierter Patient in Entsprechend ist das CVS in der Klassi- ein Konkurrenzprodukt vertreibt). beschrieben. Die Indikation war ent- reduziertem Allgemein- und schlan- fikation der „International Headache kem Ernährungszustand (Gewicht 56 Society“ als Unterform der Migräne kg, Größe 175 cm). Es bestanden nor- aufgeführt. Die Diagnose erfolgt durch male Vitalparameter und ein unauffäl- Ausschluss anderer Ursachen. Hierzu liger körperlicher Untersuchungsbe- gehören Erkrankungen des Gastrointes- fund. Der neurologische Status war tinaltraktes, Infektionen, zerebrale ebenfalls unauffällig. Läsionen, Intoxikationen, metabolische sche Nekrosektomie. Bisher wurden weder eine nachgewiesene infizierte Nekrose oder ein Pankreasabszess. Die technische Erfolgsrate bei diesen hochselektionierten Patienten lag bei 92,1 %, wobei in 19,6 % zu Komplika- Die Literatur zum Beitrag „Internistische Therapie der akuten Pankreatitis“ finden Sie im Internet unter www.BDI.de auf den Seiten von BDI aktuell. Der Beitrag ist erstmals erschienen in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Dtsch Med Wochenschr 2008; 133: 1911–1916). tionen wie Kolonfisteln, Blutung, Prothesendislokation, Schmerzen nach mehr als 24 h, Perforationen oder Der Beitrag „Akutes Nierenversagen beim Cyclic-Vomiting-Syndrom“ ist erstmals erschienen in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Dtsch Med Wochenschr 2009; 134: 79–80). Alle Rechte vorbehalten. Körperlicher Untersuchungsbefund Dysregulationen oder Herz-KreislaufWeitere Untersuchungen Erkrankungen [2, 3, 4]. Laborchemisch zeigten sich pathologi- Es werden 2 Formen des CVS unter- sche Werte der Leukozyten 19,6/nl schieden, das Migräne-assoziierte und [Referenzbereich (RB) 4,0 – 10/nl], des das unabhängig von Migränekopf- Natriums 128 mmol/l [RB 135 – 145 schmerzen auftretende. Für Patienten mmol/l], des Kaliums 5,3 mmol/l [RB mit Migräne-assoziiertem CVS beste- 3,5 – 4,6 mmol/l], des Harnstoffs 112 hen bessere Therapieoptionen bei Ein- mg/dl [RB 20 – 40 mg/dl], des Kreati- satz von Antimigränetherapeutika [2]. nins 5,48 mg/dl [RB 0,84 – 1,25 mg/dl] Man kann im Allgemeinen 3 Stadien mit erniedrigter errechneter glomeru- des CVS beobachten. Zum einen die lichkeit unter 1 %, bei der hämorrhagisch-nekrotisierenden Pankreatitis bei lärer Filtrationsrate von 13,2 ml/min Prodromalphase, die meist sehr kurz 10 – 24 %. (nach MDRD-Formel) und der Kreatin- ist oder auch fehlen kann. Sie ist kinase 330 U/l [RB < 60 U/l]. Die übli- gekennzeichnet durch das Auftreten drei oder mehr Hinweise auf Organkomplikationen oder der Nachweis von chen Routineparameter (Erythrozyten, von Übelkeit, des Weiteren kann es zu Pankreasnekrosen im kontrastmittel-verstärkten CT. Auch ein bis auf 130 Hämoglobin, Hämatokrit, Thrombozy- Tachykardie und Kaltschweißigkeit mg/l erhöhtes CRP oder eine Hämokonzentration (erhöhter Hämatokrit) kann ten, Gerinnungsparameter, Transami- kommen. In der nachfolgenden Akut- frühzeitig auf einen komplizierten Verlauf hinweisen. nasen, Lipase, C-reaktives Peptid) phase steht das Erbrechen im Vorder- lagen im Normbereich. Der Urinstatus grund. In der Nachphase erholen sich des Flüssigkeitsverlustes. Oberstes Ziel ist ferner eine suffiziente analgetische war bis auf eine mäßige Glukosurie dann die Körperfunktionen bevor ein Therapie. sowie leicht positivem Hämoglobin- erneuter Zyklus beginnt oder die Epi- und Ketonnachweis unauffällig, Urin- sode beendet ist. [6]. Als Prophylakti- sediment ohne pathologischen kum in den symptomfreien Interval- Befund. Eine Nierensonografie zeigte len sind alle Migräneprophylaktika keine Auffälligkeiten, insbesondere insbesondere solche mit antikonvulsi- keinen Aufstau. vem Profil zu empfehlen, auch wurden Senkungsabszesse beschrieben wurden. Die Sterblichkeit betrug 5,6 %, der Langzeiterfolg der Therapie lag Konsequenz für Klinik und Praxis ▶ Bei der unkomplizierten ödematös-interstiellen Pankreatitis liegt die Sterb- ▶ Frühe prognostische Faktoren zur Beurteilung des klinischen Verlaufs sind ▶ Entscheidende therapeutische Maßnahme ist die ausreichende Substitution ▶ Eine antibiotische Therapie sollte Patienten mit nachgewiesener infizierter Nekrose vorbehalten sein. ▶ Eine enterale Ernährung bei Patienten mit akuter Pankreatitis ist der parenteralen Ernährung überlegen. B. Moye1, I. Mayer-Kadner1, B. Schulze1, F. Erbguth2 1 Medizinische Klinik IV, 2 Neurologische Klinik, Klinikum Nürnberg Korrespondenz Brigitte Moye Klinikum Nürnberg Süd, Med IV Breslauerstr. 201, 90471 Nürnberg Tel. 0911/3985766 eMail [email protected] Literatur 1 Chepyala P, Svoboda RP, Olden KW. Treatment of cyclic vomiting syndrome. Curr Treat Options Gastroenterol 2007; 10 (4): 273–282 2 Fleisher DR et al. Cyclic Vomiting Syndrome in 41 adults: the illness, the patients, and problems of management. BMC Medicine 2005; 3: 20– 3 Li BU. Cyclic Vomiting: The pattern and syndrome paradigm. J Pediat Gastroenterol Nutrition 1995; 21: 6–10 4 Li BU, Balint JP. Cyclic vomiting syndrome: evolution in our understanding of a brain-gut disorder. dv Pediatr 2000; 47: 117–60 5 Talley NJ. Functional nausea and vomiting. Aust Fam Physican 2007; 36 (9): 694–697 6 Lindley KJ, Andrews PL. Pathogenesis and Treatment of Cyclic Vomiting. Cyclic Vomiting: The pattern and syndrome paradigm. J Pediat Gastroenterol Nutrition 2005; 41: 38–40 Medizin Nr. 3 • März 2009 15 Gastroenterologie – Hepatologie Hämatologie – Pharmakotherapie Chronische Hepatitis B: Vergleich zweier Schemata Akuter Schlaganfall: Lyse nach 3 Stunden noch effektiv Die einzig verfügbare Therapie des akuten ischämischen Schlaganfalls besteht aktuell in der systemischen intravenösen Lyse mit Alteplase. Maximal 3 Stunden nach Symptombeginn darf damit begonnen werden. W. Hacke et al. untersuchten nun ob auch die Patienten von einer Lyse profitieren, bei denen der Symptombeginn bis zu 4,5 Stunden zurückliegt. N Engl J Med 2008; 359: 1317–1329 Aktuell sind 7 Medikamente zur Behandlung einer chronischen Hepatitis B zugelassen. Darunter Interferone und Nukleos(t)id-Analoga, die auch in der HIV-Therapie erfolgreich eingesetzt werden. Sie hemmen die DNA-Polymerase der Viren. Effizienz und Sicherheit des Nukleotidanalogons Tenofovir wurde jetzt mit dem etablierten Medikament Adefovir verglichen. New Engl J Med 2008; 359: 2442–2455 Dazu analysierten sie in der ECASS- festgestellt. Sie hatten sich also voll- III-Studie (European Cooperative ständig von dem Schlaganfall erholt. In zwei parallel durchgeführten Stu- vs. 12% bei den HBeAg-positiven. Die Acute Stroke Study) zwischen 2003 In der Placebogruppe waren dies 182 dien behandelten P. Marcellin et al. Unterschieden erklären sich durch und 2007 die Daten von 821 Patien- (45,2%). Dies entspricht einer signifi- Patienten mit einer chronischen die Reduktion der Viruslast, denn ten. Sie hatten einen akuten ischämi- kanten absoluten Verbesserung von Hepatitis-B-Infektion, die entweder die histologischen Verbesserungen schen Schlaganfall erlitten und ihr 7,2 Prozentpunkten. Hepatitis-B-e-Antigen-positiv (Stu- waren in beiden Behandlungsarmen Symptombeginn lag zwischen 3 und In der Lysegruppe traten jedoch auch die 103: 272 Patienten) oder negativ gleich. Betrachtet man nur die 4,5 h zurück. Sie erhielten nach Aus- mit 27 % mehr intrakranielle Blutun- waren (Studie 102: 375 Patienten). Reduktion der Viruslast, resultieren schluss einer intrakraniellen Blutung gen auf als in der Placebogruppe mit Sie mussten erhöhte Transaminasen folgende Zahlen: 93% vs. 63% bei den durch CT oder MRT randomisiert eine 17,6 %. Zu symptomatischen intrakra- haben und eine nachweisbare Virus- HBeAg-negativen Patienten und 76% intravenöse Lyse oder Placebo. Die niellen Blutungen kam es bei 2,4 % last. Im Schnitt waren die HBeAg- vs. 13% bei den positiven. In der Lyse wurde mit 0,9 mg Alteplase pro bzw. 0,3 %. Alle Blutungen traten zwi- negativen Patienten 10 Jahre jünger Tenofovir-Gruppe wurde auch häufi- kg Körpergewicht, maximal jedoch schen 22 und 36 h nach Therapiebe- (34 vs. 44 Jahre). In beiden Gruppen ger eine Normalisierung der Alani- 90 mg, über eine Stunde durchge- ginn auf. Die Mortalität unterschied wurden auch Patienten aufgenom- namino-Transferase erreicht (68% vs. führt, nach Bolusgabe von 10 %. Pri- sich mit 7,7 % und 8,4 % in beiden men, die mit Interferon, Lamivudin 54%) sowie ein Verlust des Hepatitis- märer Endpunkt der Studie war die Gruppen nicht. oder Emtricitabine vorbehandelt surface-Antigens (3% vs. 0%). Eine namino-Transferase. Bei wenigen klinische Beeinträchtigung nach 90 worden waren. Die Behandlung dau- Resistenzentwicklung wurde unter Patienten wurde eine Serokonversi- Tagen, gemessen mit dem „Rankin- erte 48 Wochen. Eine Leberbiopsie Tenofovir nicht nachgewiesen. on beobachtet. Patienten mit Resis- Score“. Sekundärer Endpunkt war Auch zwischen 3 und 4,5 Stunden nach wurde vor Aufnahme in die Studie Patienten, bei denen sich unter tenzentwicklung unter Lamivudin eine Kombination aus 90-Tages-Mor- Symptombeginn profitieren Patienten sowie 1x innerhalb der letzten 4 Lamivudin-Therapie Resistenzen profitierten in gleicher Weise wie talität, intrakranieller Blutung, symp- mit einem akuten ischämischen Wochen durchgeführt. Primärer entwickelt hatten, profitierten in Patienten ohne vorherige Therapie. tomatischer intrakranieller Blutung Schlaganfall von der systemischen Endpunkt der Studie war eine gleicher Weise von Tenofovir. und Hirnödem. intravenösen Lysetherapie mit Altepla- Hinsichtlich des primären Endpunkts se. Dennoch bleibt der frühe Therapie- C.L. Lai und M.F. Yoen sehen die wurde nach 90 Tagen bei den lysier- beginn entscheidend, so die Autoren. Kommentar zur Studie Reduktion der Viruslast auf unter 400 Kopien/ml sowie eine histologi- Bei chronischer Hepatitis-B-Virusinfektion ist Tenofavir hinsichtlich der antiviralen Wirksamkeit Adefavir überlegen. Die Abbildung zeigt einen abgeschlossenen knotigen Umbau mit Pseudolobuli bei einer Leberzirrhose infolge einer Hepatitis B. (Bild: Gastroenterologie. Hrsg. J. Riemann et al. Georg Thieme Verlag KG 2008) Fazit sche Verbesserung, gemessen mit Die antivirale Therapie mit dem Ergebnisse der Studie positiv. Bei ten Patienten 219 (52,4 %) ein günsti- der Knodell-Necroinflammations- Nukleotid-Analogon Tenofovir führt weniger renaler Toxizität erreiche geres Ergebnis im „Rankin-Score“ Skala. in einem höheren Maße zu einer Tenofovir eine deutlich höhere Den primären Endpunkt erreichten Reduktion der Hepatitis-B-Viruslast Reduktion der Viruslast als Adefovir. in der Tenofovir-Gruppe signifikant als eine Therapie mit Adefovir, so die Gerade die Viruslast stelle aber einen mehr Patienten: 71% vs. 49% bei den Autoren. Außerdem erreichten mehr wichtigen Marker für die Langzeit- HBeAg-negativen Patienten und 67% Patienten normale Werte der Alani- prognose der Patienten dar hinsicht- Fazit Dr. med. Christoph Feldmann lich Entstehung einer Zirrhose oder des hepatozellulären Karzinoms. Darüber hinaus sei das gute Anspre- Impressum chen bei den Patienten bemerkens- BDI aktuell wird vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) e.V. herausgegeben und erscheint im Georg Thieme Verlag KG. Die Zeitung erscheint monatlich mit Doppelnummer im August/September. BDI-Mitglieder erhalten BDI aktuell im Rahmen ihres BDI-Mitgliedsbeitrags. din Resistenzen entwickelt hätten. Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) e.V. • www.BDI.de • Schöne Aussicht 5, 65193 Wiesbaden • Tel.: 0611/181 33-0 • Fax: 0611/181 33-50 • E-Mail: [email protected] • Präsident: Dr. med. Wolfgang Wesiack • Geschäftsführer: RA Helge Rühl tenzentwicklung unter Tenofovir so Georg Thieme Verlag KG Stuttgart New York • www.thieme.de •Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart • Tel.: 0711/8931-0, Fax: 0711/8931-235 • E-Mail: [email protected] Redaktion: Chefredakteur: Dr. med. Hans-Friedrich Spies (HFS), V.i.S.d.P • Redaktion (Mantelteil): Dr. med. 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Christoph Feldmann Die Beiträge sind erstmals erschienen in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Dtsch Med Wochenschr 2008; 133: 2136, sowie Dtsch Med Wochenschr 2009; 134: 175). Alle Rechte vorbehalten. – Anzeige – Anzeige 109x188 16 Medizin Nr. 2 • Februar 2009 HIV: Der Impfstoff wird kommen – aber wann? Die ersten Versuche einen Impfstoff gegen HIV zu entwickeln begannen kurz nach der Entdeckung des Erregers der Immunschwäche AIDS im Jahr 1983. Ein Vierteljahrhundert ist mittlerweile vergangen, doch der Erfolg bleibt aus. Die Entwicklung eines HIV-Impfstoffes stellt die Immunologen weltweit immer noch vor ungeahnte Herausforderungen. Dabei nutzten die Forscher dieses gentechnisch hergestelltes trans- bleme: „Die Entwicklung des HIV- „Erkältungsvirus“ das gentechnisch membranes Hüllprotein kann als Impfstoffes muss im Wesentlichen mit einigen Fragmenten des HIV Impfstoff dienen. Bei der Katze durch öffentliche Fördermittel beladen wurde (MRKAd5 HIV-1 gelang so eine effektive Impfprophy- vorangebracht werden. Die Industrie gag/pol/nef). Aus Voruntersuchun- laxe gegen das Retrovirus, das die ist auf diesem Gebiet naturgemäß gen wusste man, dass so eine realis- Leukämie auslöst. Das Spannende zögerlich, da die finanziellen Risiken tische Chance bestand, die zelluläre daran ist, dass diese Domäne in fast bei der Entwicklung eines HIV-Impf- Abwehr gegen HIV zu sensibilisieren. identischer Form bei allen Retrovi- stoffes immens hoch und gleichzei- Das Studiendesign entsprach höchs- ren, also auch dem HIV, vorkommt tig die Erfolgschancen für die Fir- ten Qualitätsstandards, da die Phase- und dass Antikörper gegen diese men, am Ende den Impfstoff in der II-Studie doppelblind und placebo- Domäne im transmembranen Hüll- Hand zu haben, relativ gering sind. kontrolliert an mehreren Zentren protein von HIV, die bei einigen HIV- Und dort, wo der Impfstoff am drin- durchgeführt wurde. Alle Teilnehmer Infizierten gefunden wurden, die gendsten gebraucht wird, in den Nach mittlerweile über 50 Fehlver- natürlichen Immunität zugrunde waren am Beginn der Studie HIV- meisten HIV-Stämme neutralisieren. unterentwickelten Ländern, ist kein suchen bei der Entwicklung eines liegt, ist aber leider bis heute unver- negativ. Allerdings bestand aufgrund Dr. Denner und sein Team am RKI Geld für die Impfung vorhanden. wirksamen Impfstoffes gegen das standen. ihres Sexualverhaltens ein erhöhtes versuchen nun, den Erfolg der Imp- Deshalb kommt der öffentlichen Infektionsrisiko. Die Autoren prüf- fung gegen das Katzenleukämievirus Hand bei der Entwicklung eines HIV- ten, ob sich durch die Impfung die auf das HIV zu übertragen. Doch der Impfstoffes eine besondere Verantwortung zu“, meint Dr. Denner. „Human immunodeficiency virus“ (HIV) ist für Dr. Joachim Denner, Noch immer kein klares Sprecher der Projektgruppe „Neuar- Impfkonzept Infektionsraten ändern würden und entscheidende Schritt, der beim Kat- tige Erreger“ am Robert-Koch-Insti- Die Entwicklung des Impfstoffs untersuchten, wie bei einer Infekti- zenleukämievirus gelang, macht bei tut in Berlin, eines klar: „Einen klas- gegen die Immunschwächekrankheit on die Viruslast verläuft. Ein solches HIV extreme Probleme: „Alle Versu- sischen Impfstoff gegen HIV, der so kommt nur zögerlich voran. Selbst Studiendesign ist zwar ethisch nicht che, diese Virusbestandteile gen- in die Entwicklung ähnlich wie die Grippe-impfung vor über grundlegende Probleme besteht unproblematisch, aber anders kann technisch zu reproduzieren, sind bis- Die finanzielle Hauptlast dieser der Infektion schützt, wird es in in der Fachwelt noch keine Klarheit. die Wirksamkeit eines Impfstoffs her gescheitert. Dabei ist nicht so öffentlichen Forschung tragen zur- absehbarer Zeit wohl nicht geben.“ „Im Moment wissen wir immer noch letztlich nicht ermittelt werden. sehr das Protein selbst das Problem. zeit die USA. Denner schätzt dass Das hat mehrere Gründe, darunter nicht, ob die humorale Immunant- Eine positive Wirkung des Impfstof- Kritisch ist höchstwahrscheinlich die „etwa 85 % der weltweit eingesetz- eine für die Impfentwicklung sehr wort, sprich die Antikörperbildung, fes wurde nicht beobachtet, ganz im exakte räumliche Anordnung des ten öffentlichen Fördermittel von ungünstige Besonderheit des Virus: oder die zelluläre Abwehr, sprich die Gegenteil: Wegen eines unerwarte- Proteins, also die Art, wie es gefaltet den USA bereitgestellt werden. Das „Es ändert permanent seine Oberflä- Sensibilisierung zytotoxischer T-Zel- ten Befundes musste die Studie ist. Gelingt dies nicht ganz exakt, vor kurzem gegründete Impfstoff- chenstruktur.“ Ein Effekt, den man len gegen den HIV, oder beides der sogar vorzeitig abgebrochen werden. dann löst das rekombinante (oder Zentrum am National Institute of zwar auch vom Grippevirus her Angriffspunkt einer erfolgreichen Im Vergleich mit der Placebogruppe gentechnisch hergestellte) Protein Allergy and Infectious Diseases kennt, doch hier gibt es einen prin- Impfung sein werden“, so Dr. Den- hatten die Geimpften kein vermin- keine Impfantwort aus, die die (NIAID) der National Institutes of zipiellen Unterschied: „Das Grippe- ner. dertes, sondern sogar ein erhöhtes Infektion verhindern kann.“ Seit Health der USA leistet hier hervorra- virus mutiert von Zeit zu Zeit zu Ein ernüchternder Befund, der ange- Infektionsrisiko für HIV. Diese Diffe- über zehn Jahren wird weltweit in gende Arbeit,“ so Denner. Er einem neuen Stamm mit neuen sichts der weltweit steigenden Infek- renz war allerdings nur sehr gering. den Labors versucht, gentechnisch wünscht sich einen größeren Beitrag Oberflä-cheneigenschaften. Dieser tionsraten mit HIV wenig Zuversicht Die Impfung konnte auch die HI- eine exakte Kopie dieses Hüllpro- der Europäer bei der HIV-Forschung. Virusstamm ist dann aber an sich zulässt. Weltweit sind bisher ca. 25 Viruslast nach einer Infektion nicht teins zu erstellen. Bisher leider ohne Hier werde zu kurzfristig gedacht, konstant und kann durch Antikörper Millionen Menschen an HIV gestor- günstig beeinflussen. Zusätzlich hin- Erfolg. denn „man muss sich darüber im angegangen werden. HIV dagegen ben. In Schwellenländern wie etwa terlässt diese gescheiterte Studie mutiert permanent von Generation Südafrika oder Namibia hat das Aus- neue offene Fragen. Bei der Daten- zu Generation. Antikörper gegen das maß der HIV-Infektion existenziell analyse zeigte sich nämlich, dass Fragmenten tivste Form von Entwicklungshilfe Oberflächenprotein verlieren des- bedrohliche Ausmaße erreicht. Eine besonders Probanden mit hohen Doch die „hochkonservierte Domä- für die betroffenen ärmeren Länder halb sofort ihre Wirkung“, erklärt Entwicklung, die nur durch eine Antikörpertitern gegen das Adenovi- ne“ ist bei weiterem nicht der einzi- darstellt, die man sich im Moment Dr. Denner. effektive Impfung zu stoppen wäre. rus, also den Impfvektor, diese para- ge Ansatz zur Entwicklung eines denken kann“. Doch bei der Suche nach dem Impf- doxe Reaktion aufwiesen. Der Grund HIV-Impfstoffs, der aktuell verfolgt Auch wenn die Voraussetzungen für stoff reiht sich Misserfolg an Misser- dieses Phänomens ist völlig unklar. wird. So startet in England gerade die Entwicklung eines HIV-Impfstof- folg. Doch gerade das Scheitern aller eine klinische Phase-I-Studie mit fes denkbar schwierig sind, ist sich Bei keiner einzigen klinischen Impf- Impfversuche macht für Dr. Denner einem modifizierten Windpockenvi- Dr. Denner relativ sicher, dass es im studie gelang es bisher, die Infekti- deutlich, „dass wir bis heute noch rus, das einige DNA-Bestandteile des Grunde nur eine Frage der Zeit ist, onsraten nachweisbar zu senken. nicht endgültig verstanden haben, HI-Virus enthält. Man hofft damit bis der Impfstoff kommt. Die immu- „Offenbar ist das Immunsystem doch wie eine Infektion mit HIV eigentlich die zelluläre Abwehr gegen HIV zu nologischen Kenntnisse sind, auch komplexer, als wir uns das dachten vonstatten geht und wie das Virus stimulieren. Einen ähnlichen Ansatz aufgrund der bisher frustranen und das Virus findet immer neue das Immunsystem beeinflusst“. verfolgt man bei einer klinischen Suche nach dem Impfstoff immer Phase-IIa-Studie mit einer Impfung weiter fortgeschritten. Mit jedem nach dem Prime-Boost-Schema. Die Rückschlag hat das Virus auch Wege, um dem Immunsystem auszuweichen. Hinzu kommt, dass HIV Dr. J. Denner Erste Impferfolge gegen andere Die USA investieren am meisten Klaren sein, dass jeder Euro den man Neue klinische Studien mit DNA- in einen Impfstoff steckt, die effek- wichtige Zellen des Immunsystems Retroviren 225 Probanden erhalten im ersten immer mehr seiner Geheimnisse direkt infiziert“, so die Einschätzung Trotz allem bleibt Dr. Denner aber Durchgang der Impfung („Priming“) preisgegeben. Jetzt muss man im Obwohl es wünschenswert wäre, des RKI-Experten Dr. Denner. „Wir zuversichtlich: „Die Impfung wird nicht-infektiöse DNA-Fragmente des Grunde nur noch Geduld haben und mit dem Impfstoff die Infektion zu haben bei der Entwicklung einer kommen, das ist nur eine Frage der HIV injiziert. Beim zweiten Durch- einfach weiter forschen. „Wir müs- verhindern, hält der Berliner Immu- HIV-Immunisierung eine zusätzliche Zeit.“ Retroviren wie das HIV sind gang („Boosterung“) erhalten sie sen jetzt einfach ein paar gute Ideen nologe auch ein anderes Ziel für Hürde, weil uns kein brauchbares zwar schwierige Impfziele, doch es dann die gleichen nichtinfektiösen umsetzen“, so das Fazit von Dr. Den- erstrebenswert: „Was dagegen mög- Tiermodell zur Verfügung steht.“ Das gibt durchaus Beispiele für sehr HIV-DNA-Fragmente integriert in ein ner. lich sein wird ist, dass eine HIV- Virus befällt zwar auch Schimpan- effektive Impfungen gegen diesen inaktiviertes Windpockenvirus. Die- Infektion zwar stattfindet, die sen, führt aber bei diesen zu keiner Virustyp. Gegen den Erreger der Kat- ser Ansatz soll die zelluläre Abwehr Krankheit aber durch die Impfung echten AIDS-Erkrankung. zenleukämie, ebenfalls ein Retrovi- gegen HIV stimulieren und den Ver- rus, gibt es eine sehr effektive, lauf einer Infektion abmildern. bereits kommerziell erhältliche Imp- Auch wenn heute noch niemand nicht mehr ausbricht oder nur noch vermindert. Die geringe Viruslast in Spektakulärer Rückschlag einem solchen Fall würde auch die Wie alle Impfstoffe muss auch ein fung. Der Auslöser der Katzenseu- weiß, wie der zukünftige HIV-Impf- Übertragung auf Nicht-Infizierte ver- Impfstoff gegen HIV unmittelbar in che, ein Subtyp A des felinen Leukä- stoff aussieht, ist eines schon klar: ringern.“ Die Natur hat bereits vor- sehr aufwendigen und extrem teu- mievirus, führt bei den Tieren auch Ein solcher Impfstoff könnte, wenn gemacht, dass eine solche Form der ren klinischen Studien getestet wer- zu einer Immunsuppression. Dies er rein kommerziell entwickelt wird, Immunität tatsächlich möglich ist. den. Dadurch erhöht sich natürlich belegt für Dr. Denner, dass „eine sehr teuer werden. Der Preis einer Man schätzt, dass circa 1 % der mit auch das finanzielle Risiko für Fir- Impfung im Prinzip auch gegen HIV Dosis könnte bei circa 500 € liegen. HIV Infizierten auf natürlichem men, die in diese Forschung inves- geht“. Die Entwicklung eines Impf- Das zeigt das Beispiel des neu einge- Wege bereits eine solche Immunität tieren. Rückschläge werden dann stoffs gelang hier, weil Retroviren führten Impfstoffs gegen das huma- besitzen. Bei diesen Infizierten lässt sehr teuer. Das musste unlängst auch eine spezielle „Achillesferse“ aufwei- ne Papillomvirus (HPV), das die sich über Jahre oder Jahrzehnte das die Firma Merck erfahren, die mit sen: Ihre Oberflächenstruktur bleibt Ursache von Gebärmutterkrebs ist. Virus im Blut nachweisen, die einem gentechnischen Impfstoff an einigen Stellen erstaunlich kon- Solche Kosten sind von Ländern in Krankheit dagegen bricht nicht aus. einen spektakulären Rückschlag stant. Diese Struktur, die „hochkon- Afrika nicht zu leisten. Deshalb gibt Deshalb spricht man von einer erlitt. Man hatte ein Adenovirus als servierte Domäne im transmembra- es bei der Entwicklung des Impfstof- „stummen“ Infektion. Der immuno- Genfähre benutzt, um eine zelluläre nen Hüllprotein“, ist eine Art Spezi- fes gegen HIV nicht nur immunolo- logische Mechanismus, der dieser Immunität gegen HIV auszulösen. fikum der Retrovirusgruppe. Ein gische, sondern auch finanzielle Pro- Dr. med. Horst Gross Der Artikel ist erstmals erschienen in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Dtsch Med Wochenschr 2009; 134: 178– 179). Alle Rechte vorbehalten. Diesen Beitrag hören: www.thieme.de/dmw