Architektur des Wissens

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Architektur des Wissens
WISSEN
Seite 10 / Süddeutsche Zeitung Nr. 6
Montag, 10. Januar 2005
Schule und
Hochschule
Die Neue
prescht vor
KMK-Präsidentin Johanna
Wanka setzt frühzeitig Zeichen
Die Bodenschätze
des Kaukasus
Lebenslanges Lernen empfehlen Altersforscher und beteuern, dass dann
Kopf und Körper länger fit bleiben. In
dieser Hinsicht zumindest habe ich keine
Sorge: Ich lerne täglich – und zwar mehr,
als mir oft lieb ist. Meine beiden großen
Kinder gehen nämlich ins Gymnasium;
in die sechste und siebte Klasse, um genau zu sein. Eine Hausaufgabenbetreuung gibt es an der Schule nicht, die
nächstgelegene
Ganztagseinrichtung
kostet 750 Euro pro Kind und Monat,
und meine Nachhilfelehrerin hat das
Handtuch geschmissen.
Macht nichts, sage ich mir täglich,
wenn ich abends gegen sieben von der Arbeit nach Hause hetze. Schließlich hatte
ich längst vergessen, inwiefern sich im
Lateinischen das Perfekt vom Plusquamperfekt unterscheidet; jetzt weiß ich es
wieder (tacuisti, tacueras) und wie genau
das Auge einer Fliege aufgebaut ist (Facetten!). Andere Menschen, die keine Kinder haben, besuchen in meinem Alter
Volkshochschulkurse oder bereiten sich
auf die Universität des dritten Lebensalters vor. Das Geld spare ich mir. Ich mache schließlich Hausaufgaben.
Auf Elternabenden höre ich gerne zu,
wenn Lehrer fordern, man dürfe den Kindern nicht allzu sehr helfen. Nur wenn
Schüler in drei Tagen ein ausführliches
Referat über die Bodenschätze des Kaukasus oder eine Betrachtung über die Farben bei van Gogh vorbereiten könnten,
seien sie gymnasialtauglich, findet das
Lehrpersonal. Mag sein, dass ich in dieser Hinsicht das Schicksal und die Vorsehung betrüge – aber ohne heimliche Unterstützung durch ihre Eltern wären meine Kinder vermutlich zum dritten Mal in
der fünften Klasse. Was auch bedeuten
würde, dass sie mir weit länger auf der
Tasche lägen, weil sie weit später die
Schule verlassen würden – und das kann
ich mir sowohl finanziell als auch emotional nicht leisten.
Also wird gelernt. Keine heiteren
Brettspielabende – wir sitzen im Wohnzimmer und fragen uns gegenseitig das
große Einmaleins ab. Und statt gepflegte
Tischgespräche zu führen, streiten wir
darüber, wie viele Fußknochen eine Katze hat. Sie finden, ich sollte mal wieder
ein gutes Buch lesen? Sie meinen, ich
könnte mit meinem Mann mal wieder Essen gehen? Keine Zeit. Erst muss ich
mein Abitur machen. Cathrin Kahlweit
Viele Schulen erinnern in ihrer Architektur eher an Kasernen oder Gefängnisse, meinte Erich Kästner. Oder an Vorhöllen des Denkens, wie die Szene
„Studierzimmer“ in der Faust-Verfilmung von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1926.
Foto: SZ-Archiv
Architektur des Wissens
Das Zusammenspiel von Baukunst und Pädagogik: Was die Lehre von den Räumen mit den Räumen zum Lernen zu hat
Der Bund will mit dem „Kompetenzzentrum Bologna“ die Einführung des
Bachelor- und Master-Systems (BA/MA)
an den Hochschulen vorantreiben. Mehrere Länder lehnen die Initiative als Einmischung ab. Davon unbeeindruckt hat
die Hochschulrektorenkonferenz (HRK)
jetzt 20 Hochschulen ausgewählt, die mit
vier Millionen Euro aus dem Bundesbildungsministerium gefördert werden sollen. Neben großen Universitäten wie
Leipzig oder der FU Berlin finden sich
Fachhochschulen sowie die Deutsche
Sporthochschule in Köln. Mit der RWTH
Aachen wird auch eine Vertreterin der
Technischen Universitäten gefördert, bei
denen das neue Studiensystem zuletzt
auf deutlichen Widerstand stieß.
fine
Im Reich von Dichtung und Wahrheit
kommt die Schule des Lebens nicht gut
weg. Ob Klassenzimmer oder Vortragssaal, Kindergarten oder Universität:
Nach faustischem Vorbild werden die
Räume der Pädagogik literarisch, cineastisch oder popmusikalisch oft als wahre
Dunkelkammern inszeniert. Nicht als Arkadien des Geistes, sondern als Martyrium des Schreckens. Da wird Robert Musils „Zögling Törleß“ in einer grausigen
Kadettenanstalt gequält; da flüchtet Peter Weirs „Club der toten Dichter“ aus
den ruhmreichen Hallen eines Elite-Internats in eine kalte, schneeverwehte
Höhle im Freien; da muss sogar Rowlings
„Harry Potter“ die Zauberschule Hogwarts am Ufer des schwarzen Sees besuchen, deren 142 verwirrende Treppen
„freitags woanders hinführen als montags“; und die Schule, die von der Band
Pink Floyd einst besungen wurde, ähnelt
„The Wall“ einer gigantischen Mauer,
die man schleunigst einreißen sollte.
Die Schule aus Poeten-Sicht ist ein gefährliches Labyrinth, eine obszöne Marterstätte oder gleich die eigentliche Hölle. Der Schriftsteller Erich Kästner vermutet in seinen Kindheitserinnerungen,
dass Schulen oft von Architekten gebaut
werden, die sonst Kasernen oder Gefängnisse errichten. Das Problem heutiger
Pädagogik-Bauten liegt darin, dass es
noch immer viel zu wenig Schul-Architekturen gibt, die sich Klischee-Bildungen sinnfällig verweigern. In einem
schwedischen Sprichwort ist von den
drei zur schulischen Ausbildung nötigen
„Lehrern“ die Rede: Der „erste Lehrer“,
das sind die Mitschüler. Der „zweite Lehrer“, das ist der eigentliche Klassenvorstand, also der Lehrer selbst. Und der
„dritte Lehrer“, das ist der Raum, in dem
sich Verstehen und Wissen in idealer Weise ereignen können.
Wer sich allerdings die Tradition des
Schul- und Hochschulbaus in Deutschland vergegenwärtigt, der sucht meist
vergeblich nach diesem dritten Lehrer.
Spätestens seit den sechziger Jahren, in
denen sich auch hierzulande das Fach
„Architekturpsychologie“, die Lehre
von der Wahrnehmung und Wirkung von
Räumen, akademisch halbwegs etablieren konnte, spätestens seit dieser Zeit
dürfte eigentlich keine Schule mehr entgegen lehrpsychologischer Erkenntnisse
errichtet worden sein. Wusste man nur
zu gut, dass Winston Churchill wohl
Recht hatte: „We give shape to our buildings, and they, in turn, shape us.“ Erst
bauen wir Räume, dann bauen die Räume uns. Das gilt in besonderer Weise für
Deutschlandwetter
Heute
Morgen
Nächste Woche: Unter Lehrern
Fit für Bologna
HRK wählt Musterhochschulen aus
Von Gerhard Matzig
E
in jeder“, heißt es in Goethes
Faust, „lernt nur, was er lernen
kann . . .“ Dieser Satz findet sich
in der Szene „Studierzimmer“.
Das was im Zitat lässt sich dabei bequem
durch ein wie, ja sogar durch ein worin ersetzen. Und schon ist man bei der Architektur und bei der Lehre der Räume, die
etwas zu tun haben mit den Räumen zum
Lernen.
Das vermutlich berühmteste „Studierzimmer“ der Welt wurde räumlich fast
immer als eine Art Vorhölle des Denkens
interpretiert: als faustischer Ort der Sinnsuche, des Erkenntnisstrebens und des
Scheiterns an beidem. Als Inventar diente den Inszenierungen meist ein karger
Ofen, ein schlichtes Katheder, dazu Dunkelheit und grässlicher Schwefelgestank. „Aufrichtig“, sagt der auftretende
Schüler bei Goethe dazu, „Aufrichtig,
möchte schon wieder fort: / In diesen
Mauern, diesen Hallen / Will es mir keineswegs gefallen. / Es ist ein gar beschränkter Raum, / Man sieht nichts Grünes, keinen Baum, / Und in den Sälen,
auf den Bänken, / Vergeht mir Hören,
Sehn und Denken.“
Gefährliches Labyrinth
Wetterlage Das Tief "Freddy" bringt in
Skandinavien und im nördlichen Mitteleuropa wechselhaftes und stürmisches
Wetter.
N
N
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Mitteldeutschland Sehr selten etwas
Sonnenschein und vereinzelt Regenschauer, Tageswerte 8 bis 11 Grad.
11°
4°
Köln
Berlin
Münster
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Dresden
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Stuttgart
10°
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Berlin
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Stuttgart
8°
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Berlin
Schauer 10°
Bremen
Schauer 11°
Brocken
Schauer 5°
Dortmund
Schauer 11°
Südbayern Anfangs gebietsweise NeDresden
Schauer 11°
belfelder, sonst Mix aus Sonnenschein und
Düsseldorf
wolkig
12°
Wolken, trocken. 8 bis 12 Grad.
Erfurt
wolkig
10°
Essen
Schauer 11°
Feldberg
wolkig
5°
Nordbayern Wechselnd bewölkt, anFeldberg/Ts. Schauer 7°
fangs einzelne Schauer. Örtlich auch nebFrankfurt
Schauer 12°
lig. Temperaturen 9 bis 11 Grad.
Freiburg
wolkig
14°
Freudenstadt wolkig
9°
Hamburg
Schauer 11°
Biowetter
Hannover
Schauer 11°
Helgoland
Regen
9°
Karlsruhe
wolkig
14°
Die derzeitige Wetterlage macht besonKassel
Schauer 10°
ders Personen mit niedrigem Blutdruck
Koblenz
wolkig
12°
zu schaffen. Sie müssen sich auf KreisKöln
Schauer 12°
laufbeschwerden einstellen.
Konstanz
wolkig
9°
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Leipzig
List/Sylt
Lübeck
Magdeburg
Mannheim
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Osnabrück
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Rostock
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Schleswig
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Trier
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Vorhersage für 12.00 Uhr Ortszeit
Wetterhistorie München
Temp.-max.
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Aussichten
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Am Dienstag überwiegen im Norden und
Westen die Wolken, und örtlich gehen Regenschauer nieder. Im Südosten ist es
freundlich und trocken. Die Temperaturen steigen auf 5 bis 11 Grad.
Mittwoch
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Kaltluft
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Angaben für München
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02.02.
Europawetter heute
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unter -10°
Süden
Las Palmas
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Barcelona
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Nullgradgrenze bei 2300 m
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Schauer
wolkig
wolkig
wolkig
heiter
In der Nordhälfte beginnt der Tag mit vielen Wolken, und örtlich gibt es Regenschauer. Im Tagesverlauf lassen die Schauer aber in Mitteldeutschland nach, und
die Sonne zeigt sich häufiger. Im Nordwesten ziehen später erneut Regenwolken heran. Im Süden scheint nach Nebelauflösung häufig die Sonne. Mit 9 bis 13
Grad ist es wieder sehr mild.
9°
2°
10°
3°
München
gestern
Dresden
Frankfurt
Nullgradgrenze bei 2900 m
Deutschland heute
7°
4°
9°
2°
Köln
10°
4°
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1°
12°
4°
Westdeutschland Einige Regenschauer
und selten etwas größere Wolkenlücken.
10 bis 12 Grad, im Bergland 6 bis 9 Grad.
Südwestdeutschland S o n n e n s c h e i n
und meist nur lockere Wolken im Wechsel. Tageswerte 10 bis 13 Grad.
8°
6°
Frankfurt
12°
4°
9°
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Warmfront
T
00
10
bewölkt
und nur ganz selten etwas Regen. 10 bis
12 Grad, in der Nacht 4 bis 2 Grad.
Münster
Rostock
Hamburg
Wettervorhersage für 12.00 Uhr
5
Ostdeutschland Wechselnd
10°
4°
11°
6°
12°
6°
S
Dabei geht es mehr denn je um räumliche Erlebnisqualität und architektonische Identitätsstiftung als Katalysatoren
des Lehrens und Lernens. In dem 2002 erschienenen Buch „Schulen der Zukunft.
Gestaltungsvorschläge der Architekturpsychologie“ von Rotraut Walden und Simone Borrelbach wird eine Art BauGrammatik für die Schulen entwickelt.
Demnach haben zukunftsweisende Orte
der Pädagogik zu berücksichtigen: Mitentscheidungsrechte aller Nutzer, umweltfreundliche Baumaterialien, die
Möglichkeit, räumliche Bedingungen, etwa das Klima, selbst zu regulieren, eine
klare Orientierung, natürliche Belichtung, vor allem aber Flexibilität und Multifunktionalität der Räume. Und das al-
99
ne und einzelne Schauer. 7 und 10 Grad.
Starker bis stürmischer Südwestwind.
Norddeutschland Nur hin und wieder
größere Wolkenlücken, im Tagesverlauf
einige Schauer. 9 bis 11 Grad.
Rostock
Hamburg
Bau-Grammatik für Schulen
0
99
Nordseeküste Wolkenfelder, etwas Son-
7° Kiel
5°
Vorhersage
les, ohne auf Identität zu verzichten. Orte der Kommunikation zu errichten, ist
also eine besondere Baukunst.
Diese Kunst ist von Bedeutung. Denn
womöglich liegt es nicht nur an überalterten Büchern oder unmotiviertem Lehrpersonal, wenn deutsche Schüler in der
Pisa-Studie nicht überzeugen und deutsche Hochschulen international zusehends abfallen. Man muss bei der Ursachenforschung auch über Deckenhöhen,
Materialien, Farben und Raumkonzepte
nachdenken. Mit einem Wort: über die
Architektur des Wissens. Das könnte
sich auch ökonomisch lohnen. In der
„Bosti Studie“ (Buffalo Organization for
Social and Technological Innovation),
durchgeführt in 70 Firmen in den USA,
wurde die Effektivität von architekturpsychologisch gesteuerten Gestaltungsveränderungen und Umfeldoptimierungen am Arbeitsplatz untersucht. Ergebnis: Nach fünf Jahren hatten die Angestellten ihre Leistung um bis zu 17 Prozent gesteigert. Was für US-Firmen gilt,
könnte für deutsche Wissensfabriken
ebenfalls richtig sein.
Deshalb stimmen die Nachrichten vom
zaghaften Wandel in der Schul- und Hochschularchitektur optimistisch. Offenbar
ist die Bedeutung der Architektur inzwischen auch in der Pädagogik unstrittig.
Klassenzimmer und Lehrsäle werden zunehmend ersetzt durch flexibel bespielbare Zonen. Die Grenzenlosigkeit des Wissens wird immer öfter durch zur geistigen
Osmose taugliche Architekturen vermittelt. Der gesellschaftliche Wandel im
Lern-Alltag hin zu Segmentierung, Pluralisierung und Individualisierung, zu Professionalisierung und auch zu einer gebotenen Ökonomisierung findet langsam seinen Niederschlag in der Lehre von den
Räumen. Dass man fürs Leben lernt, ist unstrittig. Schön aber, dass wir auch zu begreifen beginnen, wie man fürs Leben-Lernen baut. Schon damit uns das faustische
„Hören, Sehn und Denken“ nicht vergeht.
985
10° Kiel
6°
S
Ostseeküste Einzelne Schauer, nur ab
und zu etwas Sonne. Tagestemperaturen
um 8 Grad. Sehr kräftiger Südwestwind.
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W
die Räume der Pädagogik, in denen sich
Kommunikation und Interaktion besonders intensiv entfalten.
Schulen hätten also räumlich-pädagogisch längst Schule machen müssen. Das
Gegenteil ist der Fall. Gerade in den sechziger und siebziger Jahren sind in
Deutschland Schulen und Hochschulen
gebaut worden, die den dritten Lehrer,
die Raumlehre, als konstituierendes
Bau-Element quasi abgeschafft haben.
Damals begnügten sich die Architekten
häufig mit den von den Ländern herausgegebenen Schulbaurichtlinien. Diese
Empfehlungen aus Amtsstuben kreisen
allerdings nur um Brandschutz, Rettungswege oder Quadratzahlen. Neuere
pädagogische Konzepte, die Lehrräume
als Lebensräume begreifen und Transparenz sowie Varianz fordern, sind bis heute kaum in entsprechende Architekturen
übersetzt worden; die wenigen Ausnahmen bestätigen nur die traurige Regel.
„Im Schul- und Hochschulbau“, sagt Otto Seydel, der Leiter des Instituts für
Schulentwicklung
in
Überlingen,
„herrscht entsetzliche Langeweile.“
Offiziell übernimmt sie ihr Amt erst
kommende Woche, doch Johanna Wanka,
die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), will offenbar schon vorher Zeichen setzen. Gleich in den ersten
Tagen des neuen Jahres äußerte sich die
brandenburgische Wissenschaftsministerin und CDU-Politikerin ausgesprochen
deutlich zu den aktuellen bildungspolitischen Streitthemen. Daraus lässt sich
nicht nur so etwas wie ein Programm für
die kommenden zwölf Monate ableiten, in
denen Wanka turnusgemäß die KMK anführt. Die diversen Einlassungen zeigen
auch, dass die gelernte Mathematikerin
und frühere Fachhochschul-Rektorin, die
seit 2000 in Potsdam im politischen Amt
ist, keine Furcht vor den großen Themen
hat – und auch nicht vor unbequemen Vorschlägen.
So etwa beim erbitterten Kompetenzstreit in Sachen Bildung. Natürlich will
die brandenburgische Wissenschaftsministerin nicht von der Kulturhoheit der
Länder mit ihrer starken Verantwortung
für den Hochschulbereich lassen. Doch sie
will vermitteln zwischen den Ländern
und dem Bund – und lässt durchblicken,
dass letzterer auch künftig mitreden soll.
„Es ist ganz wichtig, dass man für alle
Bundesländer verbindliche Regelungen
für gewisse Bereiche braucht“, sagt Wanka. Ausdrücklich nennt sie hierbei das
Hochschulrahmengesetz (HRG), das bisher für solche Regelungen gesorgt habe.
Dass die Mehrzahl ihrer Kollegen – und
erst recht deren Chefs, die Ministerpräsidenten – das HRG am liebsten abschaffen
und alles Länderübergreifende, wenn
überhaupt, nur unter sich und in Form
von Staatsverträgen regeln wollen – das
ist Wanka bewusst, und sie wird es in den
kommenden Monaten oft genug merken.
Sie selber scheint jedoch entschlossen,
auch eine Minderheitenposition offensiv
zu vertreten.
Ganz ähnlich beim Thema Studiengebühren. Wankas Forderung an ihre Länderkollegen ist unmissverständlich: Sollte
das Bundesverfassungsgericht Ende des
Monats das bundesweite Gebührenverbot
kippen, dann müsse es über die Ländergrenzen hinweg eine einheitliche Gebührenregelung geben. Wieder spricht
die KMK-Präsidentin von einer „Rahmenregelung“, die
es „im Interesse der
Studierenden und
des Hochschulwesens“ zu treffen gelte. So weit geht
Wanka, dass sie es Johanna Wanka AP
für eine der wichtigsten Aufgaben der KMK hält, sich „intensiv darum zu kümmern, wie Studiengebühren eingeführt werden und dass keine
Kleinstaaterei“ entsteht. Das dürfte etwa
in Baden-Württemberg, Hamburg oder
im Saarland kaum auf Sympathie stoßen,
wo man lieber heute als morgen, und auch
um den Preis eben jener Kleinstaaterei,
Gebühren einführen will.
Der weitestreichende Vorschlag Wankas geht gegenüber den Megathemen Föderalismusstreit und Studiengebühren
fast unter: Die KMK-Präsidentin plädiert
für ein neues System der Studienfinanzierung. Das gute alte Bafög habe nicht dafür
gesorgt, dass wesentlich mehr Kinder aus
sozial schwachen Schichten studierten.
Statt seiner solle es eine elternunabhängige Grundfinanzierung für alle Hochschüler und Darlehen für Bedürftige geben. Damit könnte Wanka noch punkten. Sie geht
aber weiter: Nach ihrer Ansicht sollte das
Darlehen nach dem Berufseinstieg komplett zurückgezahlt werden. Und damit
hat Wanka Rot-Grün, das Studentenwerk
und die Studentenverbände gegen sich
aufgebracht – schon bevor sie ihr Amt
übernommen hat.
Marco Finetti
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22°
wolkig
14°
Schauer 11°
sonnig
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Schn.reg. 4°
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Warschau
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Dom. Republik
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Spitzenposition: Mit 1,15 Mio. Lesern die führende überregionale Abo-Tageszeitung.
Quelle: Media-Analyse (AG.MA) 2004 Tageszeitungen
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