Liebe Leserinnen und Leser
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Liebe Leserinnen und Leser
Editorial Dr. Gottfried Langenstein (Vorsitzender der 3sat-Geschäftsleitung, Direktor Europäische Satellitenprogramme, ZDF) Liebe Leserinnen und Leser, im Jahr 2014 denken wir an den Beginn des Ersten Weltkriegs zurück, der in Europa eine lange Ära gewalttätiger Auseinandersetzungen bis 1945 einläutete. Wir betrachten dabei insbesondere die Periode von der Jahrhundertwende bis zum Kriegsausbruch, die sogenannte Belle Époque, die – beginnend mit der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 – von technologischem Aufbruch und der künstlerischen Avantgarde geprägt war. Rasant steigende Mobilität, die Beschleunigung des Alltags, die Öffnung der Gesellschaft, die Befreiung der Frau und die psychoanalytische Innensicht wandelten das Selbstverständnis des modernen Menschen und erforderten grundlegend neue Strukturen. Gleichzeitig bündelten sich in der Tirpitz,schen Flottenstrategie noch die Konzeptionen der alten, an militärischen Traditionen und Machtvorstellungen orientierten Welt. Selbst die Künstler, die nach dem Krieg zu den großen Kritikern wurden, stürzten sich in das Abenteuer der Gewalt, dessen unglaublichen Schrecken sie nicht überblickten. Der erste vollmaschinisierte Krieg führte auch in der Zivilbevölkerung zu Opferzahlen ungekannten Ausmaßes. Und am Ende dieses vierjährigen Kampfes waren nicht nur die Monarchien untergegangen, sondern auch die Vormachtstellung Europas in der Welt. In der Themenwoche „Europa am Abgrund“ zeigen wir ab 18. Januar über 20 Sendungen, darunter die dreiteilige Dokumentation „Der taumelnde Kontinent“, eine Koproduktion mit unseren österreichischen Partnern, sowie einen Dokumentarfilm über den Maler Max Beckmann, der sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hatte. Im Februar berichten wir in gewohnter Ausführlichkeit über die Berlinale und widmen dabei dem Schwerpunkt „Tor zum Osten – Russland auf der Berlinale“ besondere Aufmerksamkeit. Im März wenden wir uns der Leipziger Buchmesse zu und der Literatur des Gastlandes Schweiz. Für das Jahr 2014 wünsche ich Ihnen Glück und viele spannende Momente mit 3sat. Dr. Gottfried Langenstein Fotos: ZDF/Gaby Gerster · Internationale Filmfestspiele Berlin · Andreas Schmidt, Leipzig 3sat-Notizen Wir sind vor Ort! Wenn die Berlinale als eines der wichtigsten Events der internationalen Filmindustrie und weltgrößtes Publikumsfestival den roten Teppich ausrollt. Jedes Jahr im Februar kommen nicht nur internationale Filmgrößen in die Landeshauptstadt, auch Hunderttausende Besucher wollen sich die neusten Produktionen nicht entgehen lassen. Das ZDF, seit 2005 Medienpartner der Berlinale, bringt gemeinsam mit seinem Partnerprogramm 3sat Hunderte von Sendeminuten auf den Bildschirm. Täglich aktuelle Berichte und die beiden großen Galas mit der Verleihung der begehrten Bären sind die Höhepunkte der Berichterstattung. Wir sind vor Ort! Wenn die Leipziger Buchmesse als eines der größten Lesefeste ihre Pforten öffnet, baut 3sat seinen Autorenstand in der Glaskuppel des Messegeländes auf und lädt internationale und nationale Stars sowie Newcomer der Literaturszene zum Gespräch ein. Auch wenn Sie es nicht nach Leipzig schaffen, werden Sie das Festival ums Buch nicht versäumen: 3sat stellt Autoren, ihre Bücher und das Wichtigste zur und um die Buchmesse in vielen Sendeminuten für Sie zusammen. 1/2014 3sat TV- & Kulturmagazin 3 Wissen Wissen „Jeder Schwung muss absolut sitzen“ Der Schweizer Steilwandskifahrer Sébastien de Sainte Marie geht bei seinen bis zu 55 Grad steilen Abfahrten an die Grenzen des Machbaren. Im Interview erklärt er, warum jeder Sturz tödlich enden kann und warum er nie auf einen Gipfel pinkeln würde Sébastien de Sainte Marie (31) fährt die Westflanke des Shishapangma im Himalaja ab Januar 2 DO, 20.15 Das Beste der European Outdoor Film Tour (1/3) 3-teilige Dokumentation · (je 44 Min) · 3sat BIRDMEN – Wingsuit Proximity Flying · SKETCHY ANDY – der verrückteste Slackliner · CASCADA – Kajak in Mexiko 6 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2014 3 FR, 20.15 Das Beste der European Outdoor Film Tour (2/3) WIDE BOYZ – Freeclimber Tom Randall und Pete Whittaker · NORTH OF THE SUN – Wellenreiten am Polarkreis Fotos: Mammut/Florian Wagner · E.O.F.T./Tim Kemple · E.O.F.T./Alex Ekins · E.O.F.T./Jens Klatt 5 SO, 21.50 Das Beste der European Outdoor Film Tour (3/3) SOUND OF THE VOID – Steilwandskifahrer Sébastien de Sainte Marie · THE SWISS MACHINE – der Extremkletterer Ueli Steck · THE BEGINNING – Canyoning 1/2014 3sat TV- & Kulturmagazin 7 Wissen Sébastien de Sainte Marie, wie lernt man Steilwandfahren? Als ich 17 war, habe ich meine Leidenschaft für die Berge und den Alpinismus entdeckt und bald darauf selbstständig mit dem Steilwandfahren begonnen, weil es für mich zwei Dinge verbindet, die ich liebe: das Skifahren, das ich schon mit vier Jahren begonnen habe, und das Bergsteigen. Irgendwann habe ich dann Pierre Tardivel kennengelernt, einen erstklassigen Steilwandfahrer aus Frankreich. Von ihm habe ich manches gelernt. Was sind Steilwandfahrer für Menschen? Beim Steilwandfahren gibt es zwei Gruppen. Da gibt es die Einheimischen, die vor allem bei sich zu Hause unterwegs sind. Die gehen in den Bergen vor ihrer Haustür anspruchsvolle Skitouren. Und wenn sie eines Tages super Verhältnisse antreffen, entscheiden sie relativ spontan, einen Hang oder eine Rinne zu fahren, die ihres Wissens noch nie jemand vor ihnen mit Skiern abgefahren ist. Vielleicht erzählen sie Freunden davon. Aber sonst erfährt es eigentlich niemand. Und dann gibt es Leute wie Pierre und mich: Wir suchen ganz gezielt und mit viel Vorbereitung nach den steilsten und anspruchsvollsten Abfahrten – in den ganzen Alpen, ja sogar weltweit. Und am liebsten sind uns Erstbefahrungen. Pierre Tardivel ist deutlich älter als Sie. Funktioniert das als Team? Er fährt seit über 30 Jahren die steilsten Wände und Rinnen ab. Doppelt so lange wie ich. Er dürfte so um die 50 sein. Komisch: Obwohl wir so viel gemeinsam unternehmen, weiß ich gar nicht genau, wie alt er ist. Vielleicht, weil er so unglaublich fit ist. Was hat Steilwandfahren mit Freundschaft zu tun? Es ist schön, wenn man starke Erlebnisse mit jemandem teilen kann. Dadurch wird auch die Freundschaft größer und intensiver. Man kann das natürlich nicht mit jedem machen. Man muss in etwa auf dem gleichen Niveau sein oder sich ergänzen. Und vor allem muss es menschlich passen. Für die richtig ernsthaften Sachen kommen letztlich nur drei oder vier Freunde wie Pierre infrage. Manchmal ist es mir aber genauso recht, etwas allein zu unternehmen. Da ist man dem Berg noch näher. Allein ist auch die Herausforderung größer. Man lernt mehr dazu – vor allem über sich selbst. Gibt es bei Ihren Unternehmungen einen Moment, den Sie als besonders intensiv erleben? Ganz klar der erste Schwung. Das wird Ihnen jeder Steilwandfahrer sagen. Der erste Schwung bestimmt alles Weitere. Man weiß dann, wie der Schnee wirklich ist, wie gut er sich fahren lässt. Wenn er okay ist, ist man auf einmal ganz zuversichtlich: Der Plan, über dem man so lange gebrütet hat, wird wohl aufgehen. Da stecken auch alle Gefühle drin, die man aufbaut, wenn man einer großen Sache über Wochen und Monate entgegenfiebert. Wenn sich dagegen der erste Schwung schwierig und der Schnee trügerisch anfühlt, spürt man plötzlich das genaue Gegenteil von Zuversicht. Da überlegt man sofort, ob man den richtigen Tag gewählt hat. Sind Sie davor nervös? Nervös ist das falsche Wort. Ich erlebe das alles sehr intensiv, bin aufgeregt. Aber ich habe keine Angst. Wenn ich dabei Angst hätte, würde ich das alles nicht machen. 8 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2014 Worauf kommt es denn skitechnisch beim Steilwandfahren an? Wir setzen die Schwünge sehr schnell und sehr, sehr kontrolliert. Jeder Schwung muss absolut sitzen – man darf einfach nicht stürzen. Wenn man unter sich 1.000 Meter Leere hat, kann jeder Sturz tödlich enden. An der 3.436 Meter hohen Nordwand des Gspaltenhorns in den Berner Alpen waren Sie allein und doch nicht allein: Sie wurden gefilmt. Wie hat sich das angefühlt? Schon ein wenig seltsam. Man ist allein unterwegs, aber unter Beobachtung. Das war ja das erste Mal, dass mich ein Filmteam begleitet hat. Außerdem ging alles sehr schnell: Um elf Uhr dachten wir noch, wir müssten alles abblasen und in zwei Monaten wiederkommen, weil das Wetter zu schlecht war. Aber auf einmal hat sich ein Wetterfenster aufgetan. Es war nur zu kurz für Aufstieg und Abfahrt. Deswegen haben wir etwas beschlossen, was ich sonst nicht mache: Dass mich der Helikopter auf den Gipfel bringt. Sonst steigen Sie stundenlang auf. Mir macht das genauso viel Spaß wie die Abfahrt. Außerdem ist es ein wichtiger Teil der Vorbereitung. Wenn man durch die Bergflanke, die man später befahren möchte, aufsteigt, weiß man am besten Bescheid – über die Schneebedingungen, die Lawinenlage und ob man die Linie auch tatsächlich fahren kann. Außerdem kann man an den Stellen, an denen man sich später abseilen muss, schon das Seil einrichten. Wie sieht die langfristige Vorbereitung einer solchen Abfahrt aus? Die Linie am Gspaltenhorn habe ich vor drei oder vier Jahren entdeckt. Ich habe damals ein paar Nachbarberge gemacht – und da ist mir diese riesige, 1.800 Meter hohe Nordflanke aufgefallen. Ich habe sofort nach einer möglichen Linie gesucht und Fotos gemacht, damit ich die Wand auch zu Hause studieren kann. Und ich bin noch ein paar Mal hingefahren, um herauszufinden, wie die Schnee- und Wetterverhältnisse dort sind und was ein günstiger Zeitpunkt für die Abfahrt sein könnte. Letzten Winter habe ich mir dann gedacht: So, jetzt könntest du es mal anpacken. Also habe ich über Webcams in der Umgebung alle paar Tage die Schnee- und die Wetterlage verfolgt. Bis es mir eben passend erschien. Wenn man sich Fotos von dieser Nordwand anschaut, weiß man gar nicht, wo und wie Sie da herunterkommen sollen. Das ist auch häufig wie ein Labyrinth. Ein sehr, sehr steiles Labyrinth aus Schnee, Fels und Eis. Sich darin auf Skiern zurechtzufinden ist vielleicht sogar das Spannendste an der ganzen Sache: Wie man eine mögliche, logische und im Idealfall auch noch schöne Linie durch eine solche Bergflanke findet. Das erfordert viel Vorbereitung, viel Erfahrung, aber auch Fantasie. eine große Rolle. Man kann zu früh, aber vor allem auch zu spät dran sein: Durch die Sonne wird der Schnee gefährlich weich und schwer – das erhöht die Lawinengefahr. Man muss alle Faktoren berücksichtigen und es einfach richtig erwischen. Und das hängt vor allem von einem selbst und seiner Vorbereitung ab. Es ist ja nicht der Berg, der tötet. Tödlich sind nur die Fehler, die ein Mensch am Berg macht. Kommt es auch mal vor, dass Sie sich im Labyrinth einer solchen Wand verfahren? Das kann passieren, kommt aber nur selten vor – eben weil man sich so gut wie möglich vorbereitet. Aber klar: Manchmal verfährt man sich oder landet unerwartet in einer Sackgasse, wo es auf Skiern nicht mehr weitergeht. Dann muss man das Seil benutzen oder wieder aufsteigen. Man ist natürlich bemüht, sich so wenig wie möglich abzuseilen. Am Gspaltenhorn musste ich mich nur 20 Meter abseilen. Sie gehen an das, was Sie machen, sehr rational heran. Warum haben Sie den Spitznamen „Séb le fou“, der verrückte Séb, bekommen? Ach, dieser Spitzname! Den haben mir Freunde gegeben – wegen ein paar verrückter Sachen, die ich mal an der Uni gemacht habe. Der hat nichts mit dem Steilwandfahren zu tun. Mit welchem? Ich glaube, man muss das Basislager ganz nah an der Wand errichten. Damit man möglichst schnell ist, wenn die Verhältnisse passen. Darauf kann man nämlich Wochen, Monate oder, wenn man Pech hat, sogar Jahre warten. 2011 habe ich zwei Tage vom Lager bis an die Flanke gebraucht. In den vergangenen Jahren sind einige der besten Steilwandfahrer verunglückt, zum Beispiel Jean Noël Urban oder Rémy Lécluse. Wie gehen Ihre Frau und Ihre Familie mit dem Risiko um? Einige dieser Unfälle sind nicht spezifisch beim Steilwandfahren passiert. Das waren Lawinen- oder Bergunfälle, die jedem Alpinisten passieren können. Was meine Familie betrifft: Ich glaube, dass sie sich in den 14 Jahren, in denen ich diesen Sport betreibe, daran gewöhnt haben. Sie wissen, dass ich so vorsichtig wie möglich bin und mich immer sehr gut vorbereite. Dass ich also – ganz anders als mein Spitzname vermuten lässt – am Berg alles andere als verrückt bin. Interview: Claus Lochbihler, Kulturjournalist und Skiexperte. Bei aller Rationalität scheinen Sie aber ein bisschen abergläubisch zu sein: Sie würden niemals auf einen Gipfel pinkeln, heißt es. Stimmt. Nur ist das kein Aberglaube, sondern Respekt vor dem Berg. Wenn ich mich intensiv mit einem Berg befasse, kommt mir der manchmal wie eine Person vor. Und deswegen pinkle ich auch nicht auf dem Gipfel. Ich versuche es wenigstens … Was die Steilheit betrifft – wo liegt da das Limit? Bei 50 bis 55 Grad Neigung – je nachdem, wie die Verhältnisse sind. Ich glaube auch nicht, dass man noch steilere Strecken fahren kann. Schon deshalb, weil auf so steilem Fels oder Eis kein Schnee mehr liegen bleibt. 2011 haben Sie versucht, die Westflanke des 8.027 Meter hohen Shishapangma in Tibet mit Skiern abzufahren. Wegen der schwierigen Verhältnisse kamen Sie aber nur bis auf 7.400 Meter. War das Ihre bislang gefährlichste Abfahrt? Ich habe andere Abfahrten gemacht, die nicht so hoch, aber auf andere Weise ähnlich schwierig waren. Der Shishapangma war sicherlich der Berg, der mich am meisten gefordert hat. Vor allem psychisch. Man muss auch mit der eigenen Besessenheit, es unbedingt schaffen zu wollen, klarkommen. Vor allem wenn die Verhältnisse objektiv so sind, dass man abbrechen muss, auch wenn man es eigentlich nicht will. Sie nennen das „déchiffrer la face“ – das Entziffern einer Bergwand. Das ist ein Teil davon. Dazu gehört auch, herauszufinden, wann und unter welchen Bedingungen man diese Linie fahren kann – und wann nicht. Wie fühlt sich das Skifahren in einer solchen Höhe an? Oder ist es einfach nur anstrengend? Es ist überwältigend! Man fühlt sich wie auf dem Mond. Alles ist so unendlich riesig und von einer Weite, die ich vorher nie erlebt habe. Und am Shishapangma ist man – anders als in der Everest-Region – auch noch ganz allein. Von was hängt das ab? Von vielem. Natürlich vom Schnee und seiner Beschaffenheit. Ob und wann es Steinschlag gibt. Auch der Zeitfaktor spielt Werden Sie dorthin zurückkehren? In zwei Jahren hoffentlich. Und mit einem anderen Plan. Foto: E.O.F.T./Johannes von Kirschbaum Sébastien de Sainte Marie in der Nordwand des Gspaltenhorns 1/2014 3sat TV- & Kulturmagazin 9 Themenwoche Europa 1900 – 1914 Taumelnd in die Zukunft Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. 3sat beschäftigt sich in der Themenwoche „Europa am Abgrund“ mit der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, vor allem aber mit den Jahren vor 1914, oft als „gute alte Zeit“ beschrieben. Doch die Belle Époque war eine Ära des Umbruchs, mit neuen Technologien und Kommunikationsformen, einer globalen Wirtschaft, Kämpfen zwischen den Geschlechtern und psychischen Krankheiten – unserer Zeit erstaunlich ähnlich Sie stehen an einer baumgesäumten Straße, die meisten von ihnen Männer und Jungen, voller Erwartung. In der drückenden Sommerhitze sehen sie die gerade Linie der Landstraße entlang, bis sie sich am Horizont verliert. Ein leises Summen wird hörbar. Ein Auto erscheint zwischen den Baumkolonnen, klein und von einer Staubwolke umgeben, größer werdend, immer größer, mit jeder vergehenden Sekunde. Es rast auf die Betrachter zu, angetrieben von einem mächtigen Motor, immer lauter röhrend, eine Vision geballter Macht. Einer der Zuschauer, ein 18-jähriger Junge, hält eine Kamera in der Hand und macht sich für den Moment bereit, auf den er gewartet hat. Konzentriert schaut er durch den Sucher. Er kann den Fahrer und seinen Passagier hinter der riesigen Motorhaube sehen, die Nummer sechs, die auf den Tank gemalt ist, er fühlt die Schockwelle des Lärms und der Motorenkraft, als das Fahrzeug an ihm vorbeirast. In diesem Moment drückt er auf den Auslöser. Als er das Bild entwickelt, das er am 26. Juni 1912 auf dem französischen Grand-Prix-Autorennen gemacht hat, ist der junge Fotograf enttäuscht. Der Rennwagen Nummer sechs ist nur halb im Bild, der Hintergrund verwischt und seltsam verzerrt. Er legt den Abzug zur Seite. Sein Name ist Jacques Henri Lartigue. Das Foto, das er für misslungen hält, wird 40 Jahre später im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt werden und ihn berühmt machen. Ohne es gewollt zu haben, hat Lartigue die vibrierende Energie und die Geschwindigkeit eingefangen, die so kennzeichnend waren für die Jahre um die Jahrhundertwende bis zu den Ereignissen von 1914. Eine beschleunigte Welt, die ins Unbekannte rast Heute sehen wir die Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs oft als Idyll, als die Epoche vor dem Sündenfall, die gute alte Zeit, die Belle Époque. In aufwendig ausgestatteten Kostümfilmen wird eine intakte Gesellschaft zelebriert, die jedoch unaufhaltsam einem Weltkrieg entgegentrieb, an dem sie zerbrechen musste. Nach diesem Krieg, so diese Lesart der Aufbruch in neue Zeiten 10 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2014 Montage: 3sat-Grafik mit Material von akg, dpa Picture-Alliance, united archives Geschichte, erhob sich der Phönix der Moderne aus der Asche der alten Welt. Die meisten Menschen, die das Jahr 1900 erlebt haben, würden sehr erstaunt sein über diese nostalgische und verklärende Interpretation ihrer Epoche. Ihren eigenen Briefen, Tagebüchern, Zeitungen und Romanen nach zu urteilen, war ihre Erfahrung dieser Zeit gekennzeichnet von Unsicherheit und Erregtheit, eine rohe, kraftvolle Lebenswelt, die unserer eigenen in vielerlei Hinsicht ähnlich ist: „Man hat den Eindruck, als säße man in einem Eisenbahnzuge von großer Fahrgeschwindigkeit, wäre aber im Zweifel, ob auch die nächste Weiche richtig gestellt werden würde“, schrieb der Soziologe Max Weber. Wie heute waren die damaligen Alltagsgespräche und Presseartikel dominiert von neuen Technologien, der Globalisierung, Januar EUROPA AM ABGRUND Über 20 Filme, Dokumentationen, Magazine und Gespräche beleuchten ab dem 18. Januar eine Woche lang „Europa am Abgrund“. 18 SA, 22.10 Der taumelnde Kontinent (1/3) 3-teilige Dokumentation von Philipp Blom · (44 Min) · ZDF/ORF/3sat 23 DO, 21.00 scobel – 1914 Gesprächssendung (59 Min) · 3sat Moderator Gert Scobel im Gespräch mit Philipp Blom und anderen Experten. Die weiteren Sendungen der Themenwoche im TV-Planer ab S. 46. 1/2014 3sat TV- & Kulturmagazin 11 Wissen Themenwoche Der Erste Weltkrieg 1914 – 1918 Ein Krieg so fern und doch so nah Aus dem Ersten Weltkrieg kann man heute noch viel lernen – vor allem, wie Staaten unter Verkennung der Risiken eine Katastrophe auslösen können In Carspach im Elsass machten französische Archäologen 2012 einen traurigen Fund. Ein zerstörter Unterstand aus dem Ersten Weltkrieg war bei Bauarbeiten für eine Autobahn entdeckt worden. Bei der Freilegung fanden die Forscher Überreste von 21 deutschen Soldaten. Neben den Skeletten und Teilen der Ausrüstung wurden auch persönliche Gegenstände wie Geldbörsen, Taschenuhren, Zahnbürsten, Pfeifen und bedruckte Tassen gefunden. Der Leiter der Ausgrabung, Michaël Landolt, sprach angesichts der beklemmenden Szenerie von einem „kleinen Pompeji“. Weitere Recherchen ergaben, dass es sich um Soldaten des Reserve-Infanterie-Regiments 94 handelt – aus den Garnisonen Eisenach und Weimar. Aufzeichnungen zufolge hatten sich die Männer über die Stationierung in jenem vermeintlich „ruhigen“ Frontabschnitt gefreut. Doch dann traf eine großkalibrige Granate den als sicher geltenden „Kilianstollen“; die Schutz Suchenden wurden lebendig begraben: Ein Schicksal, das viele Soldaten – auch auf der anderen Seite der Front – mit ihnen teilten. Fast ein Jahrhundert nach Kriegsbeginn haben Angehörige der Verschütteten von dem Fund erfahren. Schlagartig wurden die Todesumstände ihrer Vorfahren wieder gegenwärtig. Das Gedenkjahr 2014 gibt Gelegenheit, einer breiten Öffentlichkeit vor Augen zu führen, wie viele Millionen Familien den Verlust ihrer Söhne, Ehemänner, Väter und Brüder zu verkraften hatten. eine regelrechte Revolution. Die anfänglichen Sturmläufe mit „Hurra“-Geschrei und gezogenem Säbel, die an die Schlachten des 19. Jahrhunderts erinnerten, erstarben in der Feuerkraft moderner Waffen. Maschinengewehre „mähten“ binnen weniger Minuten mehrere Regimenter nieder. „Feuerwalzen“ der Artillerie durchpflügten ganze Landstriche, hochgiftiges Gas kam erstmals zum Einsatz, mit fürchterlicher Wirkung. Es war der Beginn der Epoche industrieller Vernichtungskriege. Die Spuren der Schlachten wirken noch heute bedrohlich. Wer historische Kriegsschauplätze wie das Gelände um Verdun oder an der Somme in Augenschein nimmt, stellt sich unweigerlich vor, was dort Hunderttausende meist junge Menschen erleben und erleiden mussten. Welche Qualen, welche Ängste sie durchgestanden haben und welchem apokalyptischen Feuer sie in den Laufgräben und Kratern, in den geborstenen Festungen und Stellungen ausgesetzt waren. Januar Der Beginn der industriellen Vernichtungskriege Die europäischen Mächte hatten 1914 allenfalls Vorahnungen, aber keine wirkliche Vorstellung von dem Krieg, der auf sie zukam. Es gab nur wenige Stimmen, die warnten, wie verheerend sich neuere technische Erfindungen auf die Kriegsführung auswirken würden. Diese erfuhr zwischen 1914 und 1916 Mit Hurra in die Katastrophe 16 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2014 Montage: 3sat-Grafik mit Material von ullstein/archiv gerstenberg, bpk-images Georg Buxenstein Co., united archives EUROPA AM ABGRUND 26 SO, 20.15, 21.00 und 21.45 Weltenbrand 3-teilige Dokumentation · (je 44 Min) · ZDF 1. Sündenfall 2. Fegefeuer 3. Völkerschlacht Stefan Brauburger, Autor dieses Artikels, hat den zweiten Teil der Reihe, „Fegefeuer“, realisiert. 1/2014 3sat TV- & Kulturmagazin 17 Wissen Wissen Monströse Schönheit Herr Sieverts, wie kommt man als Kölner dazu, den Polen Warschau zu erklären? Das war eine Anfrage vom Goethe-Institut Warschau für ein Projekt mit dem Titel „The Promised City“. Ich musste mich für meine Tour erst einmal orientieren, was eine Stadt für die Polen bedeutet. Ob sie zum Beispiel wie die Franzosen von dem Leben auf dem Lande träumen oder begeisterte Städter sind. Der Kölner Künstler Boris Sieverts bietet ungewöhnliche Stadtführungen an: Anstelle prunkvoller Innenstädte erkundet er Grauzonen und Randbezirke. Für den Dokumentarfilm „Warschau – Frankenstein“ entdeckt er die andere Seite der polnischen Hauptstadt. Warum Tourismus immer so sein sollte und was das mit Kunst zu tun hat, erklärt er im Interview Und welche Beziehung haben die Warschauer zu ihrer Stadt? Die Warschauer denken, Warschau wäre Murks. Sie nehmen die Stadt als reines Funktionsgeflecht wahr: Wo gehe ich arbeiten? Wo kaufe ich ein? Sie kennen ihre Stadt nur segmenthaft. Das ändert sich aber. Es wird gerade eine Generation groß, die Lust hat an der Stadt – und dem, was gerade mich interessiert: die Brüche in der Stadt. Heißt der Film über ihr Projekt deshalb „Warschau – Frankenstein“? Die Warschauer Kunstjournalistin Bogna Świątkowska, die auch an dem Projekt beteiligt war, interpretiert Warschau als ein Gebilde, das zusammengenäht ist aus Teilen, die nicht so richtig zusammenpassen, voller Narben, wie Frankensteins Monster. Und ich finde, dass dieses Monster eine seltsame Anmut hat. Man mag es irgendwie. So wie man King Kong am Ende mag. Von daher passte das. Ist das eine Ästhetik des Hässlichen? Es ist eine Ästhetik des Ungestalteten. Alles hat ja eine Gestalt. Es gibt nichts, was keine Gestalt hat. Und man kann sehr viel lernen, wenn man sich die ungestalteten Gestalten anschaut. Wie macht man die Strukturen einer Stadt erlebbar? Es geht um die Zusammenhänge zwischen Orten: Wie komme ich von A nach B? Es geht um Geometrien: Gibt es ein leicht erkennbares Muster, oder ist es relativ chaotisch? Und es hat viel mit Orientierung zu tun. Die Struktur einer Stadt ist der Teil, den ich nicht so einfach als Gestalt abbilden kann, sondern der sich als Vorstellung von irgendwas ablegt. Ich versuche, eine Ahnung herzustellen, oder ein Gefühl von epischer Dimension. Dass hier etwas ist, das ganz viel mit einem zu tun hat und weit über das hinausgeht, was man erfassen kann. Ein spiritueller Moment, ein transzendenter Moment. Wie sind Sie auf die Idee zu solchen Stadtführungen gekommen? Mein Vater ist Stadtplaner und war immer sehr an den Strukturen von Städten interessiert. Für meine Mutter zählte immer nur, ob ein Ort eine Aura hat oder nicht. Was ich mache, ist irgendwie dazwischen, oder ist beides. Februar 9 SO, 21.45 Warschau – Frankenstein Eine Städtereise mit dem Kölner Künstler Boris Sieverts Dokumentarfilm von Christiane Büchner · D 2012 (95 Min) · ARD/WDR/3sat Wie ein grünes Meer grenzt der ehemalige Militärflughafen an die Bebauungskante Warschaus 22 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2014 Foto: Boris Sieverts 1/2014 3sat TV- & Kulturmagazin 23 Wissen Wissenschaft Stimmen aus dem Bauch Wir sprechen davon, dass wir aus dem Bauch heraus entscheiden, eine Nachricht erst einmal verdauen müssen oder dass uns ein Problem schwer im Magen liegt. Gemeint ist aber eigentlich unser Darm. Denn wie kein Organ des menschlichen Körpers reagiert er schnell auf psychische Belastungen oder Leistungsdruck. Aber gibt es die berühmte Bauchentscheidung wirklich? Darminventur in Heidelberg: Am European Molecular Biology Laboratory untersucht ein Team um den Bioinformatiker Peer Bork die Genome menschlicher Darmbakterien. Sie möchten die Zusammensetzung der Darmflora – das sogenannte Mikrobiom – anhand von Stuhlproben bestimmen. Die Probanden für die Untersuchung stammen aus aller Welt. Die Vermutung der Forscher: deutliche Unterschiede bei verschiedenen Ethnien, Geschlechtern und Gewichtsklassen. Doch das Resultat bringt eine Überraschung. „Wir hatten gedacht, dass die Japaner durch ihr Fischessen zum Beispiel ein anderes Mikrobiom haben als die französischen Weintrinker“, erklärt Versuchsleiter Bork. Stattdessen findet das Team – unabhängig von Herkunft, Alter oder Gewicht der Probanden – drei verschiedene Darmtypen, vergleichbar mit den Blutgruppen. Und sie hängen von der vorherrschenden Bakteriengattung ab: Prevotella, Ruminococcus oder Bacteroides. Noch sind die Forscher unsicher, welche Auswirkungen die Ergebnisse für den Menschen haben könnten: „Viele unschöne Eigenschaften, bestimmte Krankheiten wie Morbus Crohn oder Entzündungen konzentrieren sich zum Beispiel auf den BacteroidesTypen“, so Bork. Könnte das Wissen um die Enterotypen in Zukunft unser Leben verändern? So fermentieren BacteroidesBakterien vornehmlich bei der Verarbeitung von Zuckern. Ist die Low-Carb-Diät möglicherweise nur für Menschen des Bacteroides-Typen sinnvoll? Um solche Fragen beantworten zu können, sind Daten vieler Menschen notwendig – deshalb hat Bork das Projekt „my.microbes“ (my.microbes.eu) ins Leben gerufen, wo jeder gegen einen Kostenbeitrag Stuhlproben einschicken kann. Dabei hilft man nicht nur der Wissenschaft, sondern erhält auch einen Einblick in das eigene Mikrobiom. Wer spricht: Kopf oder Bauch? 26 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2014 Foto: photocase/flo-flash Darmbakterien können das Gehirn beeinflussen Dass die menschliche Verdauung auf Hilfe angewiesen ist, ist schon länger bekannt. Mindestens tausend verschiedene Arten von Bakterien sind es, die bei der Aufschlüsselung verschiedener Nährstoffe behilflich sind. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich im Darm über eine Billion Mikroben tummeln, die meisten davon im Dickdarm. Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass nur zehn Prozent der Zellen im Körper menschlich sind, der Rest besteht aus Bakterien und Pilzen. Wie mächtig diese Untermieter sind, kommt jetzt nach und nach zutage: Bakterien in uns können das Gehirn beeinflussen. Das haben der Neurowissenschaftler John Cryan und sein Team vom University College Cork in Irland nachgewiesen. Sie ließen Patienten mit einem sogenannten Reizdarmsyndrom Memory spielen. Die Erkrankung tritt in Schüben auf und verursacht Bauchschmerzen bis hin zu Durchfall. In den „gesunden Phasen“ haben die Patienten aber keine Probleme. Februar 13 DO, 20.15 Neues aus dem Reich der Mitte: Der Darm Dokumentation von Tim Förderer · (44 Min) · 3sat 1/2014 3sat TV- & Kulturmagazin 27 Wissenschaft 3sat Dennoch können sie sich Memory-Bilder auf einem Laptop weniger gut merken als Probanden ohne Darmprobleme. „Die Bakterien scheinen den Hippocampus zu beeinflussen, einen Bereich im Gehirn, der für die Merkfähigkeit zuständig ist“, deutet Cryan den Befund. In einem weiteren Test fanden sich Hinweise darauf, dass die Darmbakterien auch die Stressverarbeitung im Gehirn verändern: „Die Patienten mit Reizdarmsyndrom reagieren mit einer abnormalen Stressantwort – ein Hinweis darauf, wie Bakterien und Gehirn vielleicht miteinander kommunizieren“, vermutet Cryan. Der Darm: Ursprungsort für Krankheiten – und Heilung Wie das genau funktioniert, weiß man noch nicht. Fakt ist, dass sich um den Darm Millionen von Nervenzellen ziehen, wie eine Art Netzstrumpf: das sogenannte Enterische Nervensystem. Es ist die größte Ansammlung von Nerven nach Gehirn und Rückenmark. Das Gehirn sendet Informationen an den Darm, weit mehr Entladungen gehen jedoch vom Darm in Richtung unserer Schaltzentrale. Viele Forscher sprechen auch vom Bauchhirn. So glaubt der Neurowissenschaftler Cryan, dass verschiedenste Erkrankungen ihren Ursprung im Darm haben könnten, Depressionen beispielsweise, verschiedene Infektionen oder Fettleibigkeit. So scheint die berühmte Bauchentscheidung naheliegender zu sein, als man lange dachte. Umgekehrt kann die Übertragung von guten Darmbakterien in einigen Fällen heilen. Eine Gruppe von klinischen Forschern vom Bremer Klinikum Links der Weser und vom Klinikum Bremen-Mitte arbeitet seit Anfang 2013 erfolgreich mit der Fäkaltransplantation. Klingt eklig, ist es irgendwie auch. Der Gastroenterologe Johann Ockenga und sein Team setzen das Verfahren bei Patienten mit einer wiederkehrenden Clostridien-Infektion ein, die auf die Standardtherapie nicht ansprechen. Diese Bakterien kommen bei zwei von zehn Menschen im Darm vor, ohne weiter aufzufallen. Bei einigen verursachen sie jedoch Durchfall und greifen in schweren Fällen die Darmwände an. „In der Regel handelt es sich um ältere Menschen, deren Darm durch eine vorangegangene Antibiotika-Behandlung geschwächt ist“, erläutert Ockenga. Durch die Transplantation von gesundem Stuhl können sich neue, „gesunde“ Bakterien ansiedeln und die Clostridien verdrängen. Der Vorgang dauert nur wenige Stunden und funktioniert in der Regel bereits bei der ersten Behandlung: „Die Heilungswahrscheinlichkeit liegt bei über 90 Prozent, und die Zahl der Patienten, bei denen wir zweimal Stuhl geben müssen, ist extrem gering“, bestätigt der Mediziner. Das Verfahren ist noch gewöhnungsbedürftig, der Fremdstuhl wird mit Wasser verdünnt und über eine Darmspiegelung an seinen Wirkungsort gespritzt. Wirklich neu ist die Fäkaltransplantation nicht, bereits 400 n. Chr. wurde sie in China eingesetzt, die Patienten mussten den „Yellow Soup“ genannten Cocktail sogar trinken. 28 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2014 Das Gehirn sendet Informationen an den Darm, weit mehr Entladungen gehen jedoch vom Darm in Richtung unserer Schaltzentrale. Viele Forscher sprechen auch vom Bauchhirn . Wissen Rätsel Kulturtickets zu gewinnen! Eine Zeit im Umbruch: Nach bekannten Persönlichkeiten der Jahrhundertwende fragt das 3sat-Rätsel in dieser Ausgabe. Lösen Sie es und gewinnen Sie mit etwas Glück Karten für die „Avantgarde“-Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn Die Behandlung von weiteren Darmerkrankungen mit dieser Methode ist in der Erprobung, auch neue Verabreichungsmethoden werden untersucht. So hat kürzlich eine Forschergruppe aus Kanada Pillen entwickelt, die den Stuhl umhüllen, und in einer weiteren Studie, ebenfalls aus Kanada, wurde mit heilenden Bakterienzusammensetzungen experimentiert. Die Sprache der Besiedlung Neue Therapieformen wie diese wären wünschenswert, denn Darmerkrankungen erfolgreich zu heilen ist schwierig, da jede Behandlung mit Antibiotika immer zugleich negative Auswirkungen auf die Darmflora hat. Einen neuen Ansatz verfolgt Philip Rosenstiel vom Institut für Klinische Molekularbiologie in Kiel. Der Molekularbiologe untersucht die „Sprache“ bei der Besiedlung im Darm. Das Forschungsobjekt: ein kleiner Tintenfisch, Euprymna scolopes. Der Zwergtintenfisch lebt vor den Küsten Hawaiis und ist nachtaktiv. Um von unten gegen den Nachthimmel nicht gesehen zu werden und keinen Schatten zu werfen, besitzt das Tier Leuchtbakterien. Und die muss es sich erst besorgen. Nach der Geburt hat das drei Zentimeter kleine Weichtier nur wenige Stunden Zeit, um an die Mikroben zu kommen. Die ersten Bakterien, die mit dem Tintenfisch in Kontakt kommen, sorgen dafür, dass er ein Enzym produziert, das den Bakterien die Ansiedlung erleichtert. Ein Ansatz, um die Kommunikation bei der Besiedlung verstehen zu lernen: „Die Darmflora ist ungleich komplexer, aber wenn wir eines Tages die Sprache bei der Besiedlung verstehen, können wir vielleicht eingreifen, wenn sich zum Beispiel böse Bakterien ansiedeln“, hofft Philip Rosenstiel. Die Erforschung des Mikrobioms steckt noch in den Anfängen, gehört aber zu den aktuellsten Themen in der Wissenschaft. Beinahe wöchentlich jagt eine Veröffentlichung die nächste. Die Lebensgemeinschaft im Darm – das Mikrobiom – beeinflusst das Gehirn, und der Darm scheint Ausgangspunkt für diverse Krankheiten zu sein. Umgekehrt bieten sich hier Ansätze für neue Therapien, aber auch für eine neue Sicht auf die Ernährung. So könnte das neue Wissen um den Darm unser Leben in Zukunft drastisch verändern, die Stimmen aus dem Bauch finden Gehör. Tim Förderer ist Filmautor mehrerer Wissenschaftsdokumentationen für 3sat. 3 x 1 Band 3 x 2 Eintrittskarten für die Ausstellung „Die Avantgarden im Kampf“ in der Bundeskunsthalle in Bonn und je 1 Bildband zur Ausstellung 1 „Die Schweizer“ Christian Morgenstern: „Alle Galgenlieder“ 3 Vor knapp 100 Jahren klagte ein französischer Schriftsteller den Staat an, das Recht zu brechen: „Man wage es also, mich vor das Schwurgericht zu stellen und die Untersuchung am helllichten Tage vorzunehmen. Ich warte.“ Lange musste er nicht warten. Während draußen der rechte Mob tobte, antisemitische Parolen brüllte und die Unruhen ganz Paris erfassten, wurde er zu einem Jahr Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt. Doch am Ende gewann er, und der politische Umschwung in Frankreich nahm hier seinen Anfang. Gesucht ist der erste Anfangsbuchstabe des Nachnamens. Sie war eine der größten Schauspielerinnen ihrer Zeit und hat das geprägt, was wir heute als Starrummel kennen. Sie veröffentlichte Privates und privatisierte Öffentliches. Sie schwebte über Paris in einer Montgolfiere, sie verkaufte Fotos, die sie in einem Sarg zeigten. Rampenlicht war ihr Lebenselixir, und nach jedem Schicksalsschlag ist sie wie der Phönix aus der Asche bühnenreif wiederauferstanden. Marcel Proust verewigte sie als Schauspielerin La Berma in seinem Roman-Zyklus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Gesucht ist der fünfte Buchstabe des Vornamens. 2 4 Noch vor dem Ersten Weltkrieg gelang diesem Maler eine radikale Wende. Er teilte seine Bilder in drei Kategorien auf, in Impressionen, Improvisationen und Kompositionen. Was mit Macht in die Gesellschaftsordnung eingebrochen war, brachte er auf die Leinwand: die Auflösung des Realen in einzelne Fragmente. Ihn interessierte es nicht, wie jemand oder etwas aussah, sondern er spürte dem „inneren Klang“ von Formen und Farben nach. In München gründete er zusammen mit Franz Marc eine Künstlervereinigung, der sich viele deutsche und russische Maler anschlossen. Gesucht ist der zweite Buchstabe des Nachnamens. Foto: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland 5 x 1 CD Box Lange dachte man, die Natur sei zuverlässig, alles ginge seinen gleichmäßigen Gang. Er bewies, dass dem nicht so ist: Die Natur macht Sprünge. Mit dem Strahlungsgesetz hatte er der Physikergemeinde eine Lösung geliefert. Es sollte allerdings 20 Jahre dauern, bis in der Physik anerkannt wurde, dass die Quanten einen realen Hintergrund haben. Er selbst war zunächst gegenüber seiner eigenen Theorie skeptisch, aber: „Wer nicht gelegentlich auch einmal kausalwidrige Dinge zu denken vermag, wird seine Wissenschaft nie um eine neue Idee bereichern können.“ Gesucht ist der vierte Buchstabe des Nachnamens. Schicken Sie das Lösungswort und Ihre Anschrift per Postkarte an: Presse und Öffentlichkeitsarbeit 3sat c/o ZDF, 55100 Mainz oder per E-Mail an: [email protected] Einsendeschluss ist der 31. Januar 2014 Lösungswort des letzten Rätsels: WELT (Mark Twain, Alexander von Humboldt, Paul Gauguin, Ernesto „Che“ Guevara) 1/2014 3sat TV- & Kulturmagazin 29 Wissen Film „Mich interessieren Menschen mehr als Ideen“ In fast 50 Jahren hat Volker Schlöndorff mehr als 30 Filme gedreht, darunter Welterfolge wie „Die Blechtrommel“ oder „Tod eines Handlungsreisenden“. Anlässlich seines 75. Geburtstags am 31. März hat ihn „Kulturzeit“-Moderatorin Cécile Schortmann getroffen und mit ihm über sein Lebenswerk gesprochen, über Angela Merkel und darüber, warum Frauen alles entscheiden sollten Herr Schlöndorff, verstehen Sie sich als Chronist der deutschen Geschichte? Jede Zeit hat ihre Themen, und jede Generation hat etwas, wonach sie sich sehnt und womit sie unzufrieden ist. Die weiß aber meistens nicht, was es ist, bis plötzlich ein Schriftsteller oder ein Filmemacher oder ein Songschreiber kommt und es ausdrückt. Ich bin nur Medium. Ich habe aufgegriffen, was gerade los war. Und in den letzten Jahren habe ich viel zu viele historische Filme gemacht. Filmtitel Filmtitel Regisseur Volker Schlöndorff während der Berlinale 2012 (Foto Mitte) und am Set: „Das Meer am Morgen“ mit Léo Paul Salmain (Fotos oben,) und „Tod eines Handlungsreisenden“ mit Dustin Hoffman und John Malkovich (Fotos unten) Viel zu viele? Ja, ich komme nicht los von diesem verdammten Zweiten Weltkrieg und der Nazizeit. Das hat sicher mit meinem Alter zu tun. Es hat aber auch damit zu tun, dass in Kriegszeiten Menschen in extremere Situationen geraten und ganz andere Dinge aushalten müssen – und das heißt, dass es spannendere Geschichten gibt. Ihre eigene Biografie ist vom Zweiten Weltkrieg bestimmt. Sie haben den Krieg in Ihrer Geburtsstadt Wiesbaden erlebt. Wiesbaden-Biebrich war ein Industrievorort mit kriegstauglichen Unternehmen, die heftig bombardiert wurden. Es war normal, dass wir dann in den Keller runtergeschleppt wurden. Da war ich drei, vier Jahre alt. Die schrecklichste Erinnerung, die ich habe, war der Auszug aus Wiesbaden, nachdem wir ausgebombt waren und meine Mutter umgekommen war. Wir fuhren auf Pferdewagen durch die Weinberge, durch eine wunderbar friedliche Landschaft in den Taunus. Das war der Moment, als die Trauer über den Verlust der Mutter eingesetzt hat, und das ist für mich fest mit dieser Landschaft verbunden. Das ist meine innere Landschaft geblieben, egal wo ich auf der Welt war. Wann haben Sie Ihre Liebe zum Film entdeckt? Es gab damals im Biebricher Schloss die FSK, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, wo jeden Tag vier, fünf Filme vorgeführt wurden. Ich kannte den Filmvorführer Franz Rath, der später der Kameramann meines ersten Films, „Der junge Törless“, wurde, und habe mit 15, 16 amerikanische Filme gesehen oder die ersten Filme, die Fritz Lang wieder in Deutschland gedreht hat. Was hat der Film damals für Sie bedeutet? Es war das Gegenteil vom bürgerlichen Wiesbaden. Es war eine vollkommen freie, andere Welt. 36 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2014 Fotos: Europäisches Filmzentrum Babelsberg (4) · Berlinale/Peter Himsel Haben Sie sich damals in diese Filmwelt hineingeträumt? Das war kein Traum. Das war ein festes Ziel. Deshalb bin ich nach Frankreich gegangen. Da kamen die aufregenderen Filme her. Frankreich und Amerika waren für uns die freieren Länder, weil wir uns trotz Wirtschaftswunder zu Hause nicht wohlgefühlt haben. Was war anders in Frankreich? Die Filmbegeisterung. Dass man diskutieren konnte. Wenn ich an Wiesbaden zurückdenke, war das eine sprachlose Zeit. Wenn man in Frankreich aus einem Film kam oder ein Buch gelesen hatte, dann musste man darüber sprechen. Da habe ich gelernt: Etwas, das man nicht artikuliert, das hat man auch nicht gedacht. Erst wenn man es laut ausspricht und ein anderer darauf antwortet, fängt der Kopf an zu arbeiten. Mussten Sie sich als Deutscher in Frankreich rechtfertigen? Als ich 1957 nach Frankreich kam, lief dort zum ersten Mal der Film „Nacht und Nebel“ über die Konzentrationslager. Ich habe ihn mit Schulkameraden angesehen und hatte nach der Vorführung das Gefühl, dass sich alle zu mir umdrehen. Das haben sie nicht gemacht. Aber ich habe mich gefragt: Wie war das möglich? Und alle Filme, die ich fast 50 Jahre lang gemacht habe, versuchen immer noch, eine Antwort darauf zu geben. Haben Sie eine Antwort gefunden? Viele Antworten, aber keine einfache. Alles ist möglich, das ist das einzige, was man lernt. Alles, was Menschen sich antun können, tun sie sich auch gelegentlich an. Schon deshalb sind eine starke Bürgergesellschaft und ein politisches Bewusstsein notwendig. Ohne das wird der Mensch zum Tier. März 29 SA, 20.15 Tod eines Handlungsreisenden Spielfilm (131 Min) · USA/BRD 1985 · 3sat Regie: Volker Schlöndorff · Mit D. Hoffman, J. Malkovich u.a. 22.25 Das Meer am Morgen Fernsehfilm (90 Min) · D/F 2011 · ARD/BR/NDR/SWR Regie: Volker Schlöndorff · Mit Léo Paul Salmain u.a. 1/2014 3sat TV- & Kulturmagazin 37 52 TV-Planer Januar · Februar · März S. 42–65 51 43 Berlinale Special heißt eine Sektion der Berlinale – und die 3sat-Reihe mit Filmen, die darin gelaufen sind. Zum Beispiel das Krimidrama Der Räuber · Langhals vor Hochhaus: Das gibt es im Wilden Nairobi, wo die Savanne bis vor die Stadtgrenze reicht · Märchenhaft-skurrile Kulisse: David Pountney inszeniert Die Zauberflöte auf der Seebühne in Bregenz FEBRUAR 55 JANUAR 42 45 Lolita lockt in der Filmreihe Amour fou, ebenso wie sieben weitere Filme, in denen es um das Eine geht · Reisen in ferne Welten bricht auf gen Kanadas Nordwesten, zum Oregon Trail, nach Marokko und drei anderen Traumzielen · Wie man auf den Dackel kommt, zeigt ein kurzweiliger Dokumentar film über die Kurzbeiner und ihre Besitzer MÄRZ 63 43 e t s e B s a D t in 3sa en auf ein Blick 40 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2014 Fotos: ARD Degeto · Tmischek/photocase · ZDF und SR 60 58 „Plakat-umblätter-Kabarett“ kultiviert das Duo Ohne Rolf – und erhält dafür den Deutschen Kleinkunstpreis · Welche historischen Persönlichkeiten haben die Schweiz zu dem gemacht, was sie heute ist? Die aufwendige Dokufiction-Reihe Die Schweizer porträtiert herausragende Akteure · In der Strauss-Operette Der Zigeunerbaron von den Seefestspielen Mörbisch trifft Walzer auf ungarische Volksmusik Fotos: ORF/Nikolaus Geyrhalter/Petro Domenigg · ORF/Udo Maurer · ORF/Dietmar Mathis · Georg Anderhub · SRF/Daniel Ammann · ZDF und ORF/Milenko Badzic 1/2014 3sat TV- & Kulturmagazin 41 1. – 8. januar 365 Tage im Jahr 3sat – anders fernsehen! 1 mittwoch 18.15 Reisen in ferne Welten: Bhutan Kanadas Nordwesten NEU Dokumentation (44 Min) · ARD/SR/3sat 20.15 Manche mögen’s heiß Spielfilm (116 Min) · USA 1959 · ARD Regie: Billy Wilder · Mit Marilyn Monroe u.a. Chicago, 1929: Weil sie vor der Mafia flüchten müssen, heuern die Musiker Joe (Tony Curtis) und Jerry (Jack Lemmon) bei einer Damenkapelle an – als Frauen verkleidet. Und beide werfen ein Auge auf Sängerin Sugar (Marilyn Monroe). NEU 18.15Reisen in ferne Welten: Der Oregon Trail Seit dem Ende der Militärherrschaft sind in Myanmar, dem früheren Birma, überall deutliche Zeichen des Aufbruchs und der Öffnung zu sehen. Spielfilm (98 Min) · D 2010 · ARD Regie: Joseph Vilsmaier · Mit Florian Stetter, Andreas Tobias, Karl Markovics u.a. 21.50 Das Beste der NEU Dokumentation (44 Min) · ARD/SR/3sat European Outdoor Film Tour (3/3) Amour fou 22.35 Original Sin Spielfilm (108 Min) · USA/F 2001 · 3sat Regie: Michael Cristofer · Mit Antonio Banderas, Angelina Jolie, Thomas Jane u.a. 19.30Winter-Challenge (1/3) Dokumentationsreihe (27 Min) · SRF Plantagenbesitzer Luis (Antonio Banderas) lernt per Annonce Julia (Angelina Jolie) kennen und lieben. Bald aber wird Luis in eine Welt voller Lügen und Intrigen verstrickt. Fesselnder Erotikthriller. 20.15Das Beste der European Outdoor Film Tour (1/3) Dokumentationsreihe (44 Min) · 3sat Mit 250 Stundenkilometern sausen die Birdmen aus den USA beim Wingsuit Proximity Flying ins Tal hinab. Diese und viele andere Outdoor-Sportarten zeigt 3sat in Kurz- und Dokumentarfilmen von der European Outdoor Film Tour. Mehr dazu ab S. 6 6 montag ab 6.45 3sat reist zu den Thementag : schönsten Inselparadiesen! TRAUMinselN Programmauswahl: 20.15 Seychellen-Traum 3 freitag 18.15 Reisen in ferne Welten: Marokko NEU Dokumentation (44 Min) · ARD/SR Dokumentationsreihe (44 Min) · 3sat 2 donnerstag NEU Andere Länder streben Wirtschaftswachstum an, Bhutan verordnet das Glück in seiner Verfassung. 20.15 Nanga Parbat Ich möchte geliebt werden Dokumentarfilm (90 Min) · D 2010 · ARD/BR Von Eckhart Schmidt Dokumentation (44 Min) · ARD/SR 19.10 Reisen in ferne Welten: Myanmar 22.10Marilyn Monroe – NEU Dokumentation (44 Min) · ARD/SR/3sat Von Marrakesch über den Hohen Atlas: ein Blick auf das Leben der Menschen in den Städten entlang der alten Karawanenwege. Dokumentation (58 Min) ARD/NDR 21.15Mauritius Dokumentation (44 Min) · ORF 19.30Winter-Challenge (2/3) Mauritius besticht mit Traumstränden, Palmen und erstklassigen Hotels. 20.15Das Beste der Aktuelle Programminformationen unter www.3sat.de/thementage Dokumentationsreihe (27 Min) · SRF NEU European Outdoor Film Tour (2/3) Dokumentationsreihe (44 Min) · 3sat 7 DIENSTAG 20.15 Theo, Agnes, Bibi und die anderen 4 samsTag Fernsehfilm · D/S 2006 (89 Min) · ARD/NDR Regie: Kaspar Heidelbach · Mit Dietmar Bär u.a. 18.15Reisen in ferne Welten: NEU Die Allgäu-Orient-Rallye LKW-Fahrer Theo (Dietmar Bär) ist verheiratet, aber ein echter Frauenheld. Als sein Doppelleben ans Licht kommt, gerät er mächtig ins Schwitzen. Dokumentation (44 Min) · ARD/SR Von Bayern nach Baku: 7.000 Kilometer durch zwölf Länder in nur zwei Wochen, und das in Autos, die nicht mehr als 1.111 Euro gekostet haben. Dokumentationsreihe (30 Min) · SRF 20.15Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2014 Konzert (150 Min) · ORF Daniel Barenboim dirigiert das Neujahrskonzert aus dem Musikverein in Wien. filmreihe : Spielfilm (129 Min)· AMOUR FOU USA 1997 · ARD Regie: Adrian Lyne · Mit Jeremy Irons, Dominique Swain, Melanie Griffith, Frank Langella u.a. Liebe, Lust & Leiden schaft noch bis zum 10. Januar 42 3sat TV- & Kulturmagazin 1/2014 Amour fou 22.25 Die sexuellen Geheimnisse einer Familie NEU 19.30Winter-Challenge (3/3) 22.45Lolita Amour fou 5 sonntag 19.15Reisen in ferne Welten: NEU januar filmreihe : Stand: 09.12.2013 Spielfilm (98 Min) · F 2012 · 3sat Regie: Pascal Arnold · Mit Mathias Melloul u.a. In Fort Smith beginnt die Tour durch Kanadas Nordwesten 1 MI, 19.15 · Dokumentation · NEU Reisen in ferne Welten: Kanadas Nordwesten Die Nordwest-Territorien in Kanada gehören zu den eher unbekannten Regionen des Landes. Das Gebiet ist fünfmal so groß wie Deutschland und kaum erschlossen – gerade einmal 41.000 Menschen wohnen hier. Ausgangspunkt für eine Reise durch die Region ist der kleine Ort Fort Smith: Er ist das Tor zum Wood Buffalo National Park, in dem 6.000 Waldbisons leben, so viele wie sonst nirgendwo auf der Welt. Über Fort Providence und Yellowknife geht es in den Nahanni National Park, ein riesiges Naturschutzgebiet, das nur auf dem Wasser- oder Luftweg erreichbar ist. Eine besondere Attraktion ist die Müllkippe von Fort Simpson, denn hier tummeln sich auf der Suche nach Futter Schwarzbären, Weißkopfseeadler und Kraniche. 2 DO, 18.15 · Dokumentation · NEU Reisen in ferne Welten: Der Oregon Trail Amour fou Auf der Suche nach Gold und einem eigenen Stück Land legte in den USA Mitte des 19. Jahrhunderts fast eine halbe Million Menschen den mehr als 3.000 Kilometer langen Oregon Trail zurück. Die beschwerliche Route führte durch wildes Indianerland und über die unwirtlichen Rocky Mountains. Eine Reise entlang des legendären Weges und auf den Spuren der alten Siedler. Unterwegs trifft das Team deutsche Weinbauern in Missouri, RodeoCowboys in Wyoming und eine stolze indianische Bison-Züchterin. Spielfilm (99 Min) · F/D 2009 · 3sat Regie: Patrice Chéreau · Mit Romain Duris, JeanHugues Anglade, Charlotte Gainsbourg u.a. Mehr Reiseabenteuer zeigt 3sat in weiteren vier neuen Folgen von Reisen in ferne Welten an den kommenden Tagen um 18.15 Uhr. Eine französische Familie und ihr Sex: Alle haben ihn, nur der 18-jährige Sohn Romain (Mathias Melloul) noch nicht. Getrieben von Neugier, sammelt auch er erste Erfahrungen. 8 mittwoch 21.05 Die verletzliche Haut der Erde Dokumentation (52 Min) · ARD/HR Flechten, Moose und Cyanobakterien: Sie sind unscheinbar und klein, aber sie schützen die Erde vor Erosion und bremsen die globale Erwärmung. 22.25Ruhelos Fotos: ARD Degeto · ORF/GOEK-Photographie Marilyn Monroe vor ihrer großen Karriere Können die Brüder den Nanga Parbat bezwingen? 1 MI, 22.10 · Dokumentarfilm Marilyn Monroe – Ich möchte geliebt werden 5 SO, 20.15 · Spielfilm Nanga Parbat „Hollywood ist ein Ort, wo sie dir 1.000 Dollar für einen Kuss geben, aber nur 50 Cents für deine Seele.“ Marilyn Monroe, begehrter und gefeierter Star der Traumfabrik, zerbrach an ihrem eigenen Image. Hollywood-Experte und Filmemacher Eckhart Schmidt spricht in seinem Dokumentarfilm mit Menschen, die mit der Filmdiva befreundet waren und mit ihr gearbeitet haben. Sie berichten von der Kindheit, der Karriere und den Traumata der Schauspielerin. Durch Fotografien und Filmausschnitte entsteht ein facettenreiches Porträt des unvergessenen Stars. Bereits um 20.15 Uhr zeigt 3sat Billy Wilders Manche mögen’s heiß mit Marilyn Monroe. Ein Berg. Zwei Brüder. Ihr Schicksal: Reinhold (Florian Stetter) und Günther (Andreas Tobias) Messner haben seit ihrer Kindheit nur das Bergsteigen im Sinn. Ihr größter Traum ist es, den Gipfel des 8.125 Meter hohen Nanga Parbat im Himalaya zu erklimmen. 1970 schließen sie sich einer Expedition an. Trotz einer Unwetterwarnung machen sich Reinhold und sein Bruder allein auf den Weg zum Gipfel. Doch bei Günther setzt die Höhenkrankheit ein, und mit dem Abstieg beginnt der Kampf ums Überleben ... Das bildgewaltige Bergdrama von Joseph Vilsmaier schildert die Lebenstragödie von Reinhold Messner, dem Expeditionsteilnehmer lange eine Mitschuld am Tod seines Bruders gegeben haben. thementag : Trauminseln Kess: Lolita (Dominique Swain) Liebe, Leidenschaft und andere Verrückt heiten: „Amour fou“, noch bis zum 10. Januar. 4 SA, 22.45 · Spielfilm Lolita Julian Zanker beim Klettertraining Ein Luxusresort sichert auf North Island Naturschutz 2 DO, 19.30 · Dokumentationsreihe Winter-Challenge (1/3) 6 MO, 20.15 · Dokumentation Seychellen-Traum Sportliche Abenteuer in atemberaubender Kulisse: Julian Zanker will die Route „Flying Circus“ bei Kandersteg in den Schweizer Alpen bezwingen, eine der schwierigsten Herausforderungen für Fels- und Eiskletterer. Snowkite-Lehrer Marco Köppel will sich von seinem Schirm vom Berninapass auf die Forcola dal Caral hinaufziehen lassen. Und René Weber tritt beim härtesten Schlittenhunderennen Europas, dem Alpentrail, an. Die dreiteilige Dokumentation begleitet die drei Extremsportler bei ihren Hochs und Tiefs auf ihrem Weg zum Ziel, das sie mit Disziplin und großem Ehrgeiz verfolgen. Tropische Regenwälder, einsame Strände und 25 Grad warmes Meer – das ist North Island auf den Seychellen. Wer reif für die Insel ist und viel Geld übrig hat, findet hier ein Paradies. Doch das war nicht immer so. Denn mit dem Zusammenbruch des Kokosnusshandels verließen die Farmer das Eiland. Zurück blieben nicht nur verlassene Plantagen, sondern auch Ratten, die Vogeleier fraßen, und Schweine, die Schildkrötengehege zerstörten. Als Investoren die Insel kauften, starteten sie ein großes Naturschutzprojekt, um den ursprünglichen Zustand der Insel wiederherzustellen. Finanziert wird das durch ein exklusives, kleines Luxushotel. Die weiteren Folgen von Winter-Challenge zeigt 3sat an den kommenden Tagen um 19.30 Uhr. Fernweh pur: Ab 6.45 Uhr geht es am Thementag Trauminseln zu den schönsten Flecken der Erde. Fotos: ZDF und SR · BR/Raphaela Film · SRF/Alex Wydler · ARD Degeto · NDR/Ralf Heinze · ARD Degeto Literaturprofessor Humbert Humbert (Jeremy Irons) hat sich in die zwölfjährige Tochter seiner Vermieterin Charlotte Haze (Melanie Griffith) verliebt. Um der frühreifen Dolores (Dominique Swain) nah zu sein, heiratet er die Mutter. Nach deren Unfalltod beginnen Humbert und seine „Lolita“ eine intensive Beziehung und reisen quer durch die USA. Doch mehr und mehr muss sich Humbert die Liebe des Mädchens erkaufen … Adrian Lynes („9 ½ Wochen“) bemerkenswerte Neuverfilmung des Skandalromans von Vladimir Nabokov. 8 MI, 22.25 · Spielfilm Ruhelos Daniel (Romain Duris) ist ein mürrischer Typ, Choleriker noch dazu. Die Beziehung zu seiner Freundin Sonia (Charlotte Gainsbourg) leidet unter seinem ständigen Hin und Her zwischen radikaler, unbeherrschter Abweisung und krankhafter Inbesitznahme. Eines Tages bemerkt Daniel, dass er verfolgt wird. Die Tatsache, plötzlich selbst Opfer eines launischen, unbeherrschbaren Mannes (Jean-Hugues Anglade) zu sein, veranlasst Daniel zum Umdenken. Das beeindruckende Psychogramm eines rastlosen Mannes war Patrice Chéreaus letzter Film. 1/2014 3sat TV & Kulturmagazin 43