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Lernen Azubis anders? Vorüberlegungen für eine Studie. DIDACTA-Bildungskonferenz Dr. Lutz P. Michel & Julia Flasdick M.A. Hannover, 21. Februar 2006 Digital Natives, Digital Immigrants Our students have changed radically. [...] Our students today are all „native speakers“ of the digital language of computers, video games and the Internet. Those of us who were not born into the digital world but have [...] become fascinated by and adopted many or most aspects of the new technology are, and always will be compared to them, Digital Immigrants. Internet zwingt Prüfer zum Handeln Der Abbruch der Abschlussprüfung für die 9.500 IT-Azubis im Mai zeigt die Grenzen von zentralen Massentests auf. Erstens entstehen zu viele undichte Stellen und das Internet sorgt zweitens für eine schnelle Verbreitung der Testergebnisse - im Vorfeld. Gerhard Reuther* fordert als Konsequenz eine stärkere Regionalisierung der Examina und eine bessere Einbindung der Berufsschulen. (www.computerwoche.de vom 30.05.2001) Prensky, Marc (2001): Digital Natives, Digital Immigrants. Wie wirkt sich der „angeborene“ Umgang mit neuen Medien auf das Lernverhalten von Auszubildenden aus? Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 1 Annäherungsversuch: Die JIM-Studie 2004 n n n n n JIM = Jugend - Information - Multimedia seit 1998 jährlich vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (MPFS) durchgeführt im Fokus: Medienalltag 12- bis 19-Jähriger in Deutschland Grundgesamtheit: rund 6 Mio. Jugendliche von 12 bis 19 Jahren in Telefonhaushalten in der Bundesrepublik telefonische Befragung (CATI) einer repräsentativen Stichprobe von 1.000 Jugendlichen im Juni/Juli 2004 Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 2 Tägliche Medienaktivitäten von Schülern und Azubis im Vergleich (Angaben in Prozent) 100 90 80 70 78 75 65 Azubis (n=144) Schüler, 16-19 Jahre (n=349) 78 73 67 60 50 50 40 45 41 39 32 30 30 20 17 19 13 10 9 13 12 12 14 9 10 4 2 4 3 2 5 1 0 les en Co m ics DV Ds se m it S he n pie Vi lek d on eo ss so le eh am en TV sp iel en Sp iel e Fe rn se M he us n ikk as R se ad tte io n hö od re er n -C Ds hö re n Co m pu Su ter rfe nu n tzu im ng In te rn Z et eit un (in kl. g les M ail en ,C ha t, e Ar tc. be ) ite n für Bü die ch Sc er hu les le en bz w. Le rn en Hö rsp iel Co e m hö Ze p re ute its n ch rsp rift i ele en bz sp w. iel en M ag az ine les en 0 Quelle: JIM 2004 Unter den Auszubildenden findet sich ein höherer Anteil an täglichen TV-, Radio- und Computernutzern als bei den Schülern. Beim täglichen Musikhören und Bücherlesen hingegen ist der Anteil der Schüler etwas größer. Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 3 Medienbindung von Schülern und Azubis im Vergleich (Angaben in Prozent) 40 Projektion: Am meisten vermisstes Medium 35 30 Azubis (n=129) Schüler, 16-19 Jahre (n=349) 30 27 28 28 25 20 18 19 17 15 13 10 6 5 5 5 4 0 Fernsehen Radio Computer bzw. PC Bücher Zeitschriften Zeitungen Quelle: JIM 2004 Azubis haben eine deutlich höhere Bindung an das Radio als Schüler. Schüler weisen hingegen eine deutlich höhere Bindung an Bücher sowie an Computer bzw. PC auf; unter ihnen sind überproportional viele Gymnasiasten. Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 4 Allgemeine Computernutzung von Schülern und Azubis im Vergleich (Angaben in Prozent) 60 Azubis (n=129) Schüler, 16-19 Jahre (n=349) 50 50 46 45 42 40 35 32 32 30 22 20 18 20 11 10 10 6 3 3 4 0 allgemeine PC-Nutzung, täglich allgemeine PC-Nutzung, mehrmals wöchentlich PC-Nutzung am Arbeitsplatz, täglich PC-Nutzung am Arbeitsplatz, mehrmals wöchentlich PC-Nutzung in PC-Nutzung in der Schule, der Schule, täglich wöchentlich PC-Nutzung zu Hause, täglich PC-Nutzung zu Hause, mehrmals wöchentlich Quelle: JIM 2004 Der Anteil der täglichen Computernutzer am Arbeitplatz ist in der Gruppe der Auszubildenden - erwartungsgemäß deutlich höher. Vergleichsweise geringer ist hingegen ihre wöchentliche PC-Nutzung in der Schule sowie auch die regelmäßige Nutzung dieses Mediums zu Hause. Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 5 Tägliche PC-Offlineaktivitäten von Schülern und Azubis im Vergleich (Angaben in Prozent) 40 33 Azubis (n=120) Schüler, 16-19 Jahre (n=329) 30 26 20 17 15 14 10 13 10 10 3 1 2 2 2 1 2 3 2 2 1 0 1 1 vo n Be ar be ite n Pr og ra m Ar m be ier ite en n m it Le rn so ftw ar e M DV ale Ds n, Ze an ich sc ne ha n, ue G n ra fik en er st ell en Bi ld er n, Fo to s od er Vi de os CD sb re nn en br en ne n DV Ds Co m pu te rs pi ele n Sp iel en vo n fü rd ie Sc hu le sc hr eib en Te xt e bz w. Le rn en Ar be ite n M it de m Co m pu te rM us ik hö re n 0 Quelle: JIM 2004 Während mehr Azubis als Schüler den PC täglich nutzen, um damit Texte zu schreiben oder für die Schule zu lernen, nutzt ein vergleichsweise größerer Anteil der Schüler dieses Medium zum Musikhören sowie für PC-Spiele. Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 6 Tägliche Internetaktivitäten von Schülern und Azubis im Vergleich (Basis: Internetnutzer; Angaben in Prozent) 30 25 24 Azubis (n=112) Schüler, 16-19 Jahre (n=314) 22 20 16 15 15 16 14 12 11 9 10 7 7 7 6 5 5 2 4 5 4 4 3 3 2 1 2 1 1 1 1 1 0 1 Ch att Ne en tzs Ne pie ws le gr Do /M ou wn ult ps i-U loa se d vo r-S n pie so le ns t Do ige wn n Da loa Ve tei d ra en vo ns n tal M tun us In ikd gs fo ate rm inf or ati ien m on ati en on für en , lo Sc hu ka l le /A us bil du ng On lin eDo Ba wn nk ing loa d vo n Sp iel en Fi Do l m wn e loa an se d vo he n n Kl ing elt ön en M us ik ak hö t. I re nf n or m ati on en Na ch ric ht en , In sta nt M es In fo sa rm gin ati g on sre ch er ch e EM ail 0 Quelle: JIM 2004 Unter den Auszubildenden gibt es einen deutlich höheren Anteil an täglichen Informationsrechercheuren und Newsgroup-Nutzern als in der Gruppe der Schüler. Hingegen nutzen mehr Schüler als Azubis das Internet zum Musikhören und für die Suche nach aktuellen Informationen und Nachrichten. Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 7 TEIA AG: Wie denken Azubis über E-Learning? n n Befragung von rund 1.300 Auszubildenden und ihren Betreuern* im Rahmen einer Testnutzung von E-Learning-Programmen der TEIA AG (2004) Befunde: n n n n Computergestütztes Lernen findet aufgrund inadäquater technischer Ausstattung selten zu Hause statt Wahrgenommene Vorteile: Zeitliche Flexibilität, individuelles Auffüllen von Wissenslücken, freie Themenwahl, direkte Kontrollmöglichkeit, Schulung am Arbeitsplatz Wahrgenommene Nachteile: Ineffizient (verglichen mit InhouseSchulungen), mangelnde individuelle Betreuung, geringer Selbstorganisationsgrad der Mitarbeiterschaft Fazit: Lernen am Computer wird eher als Zusatzangebot zu herkömmlichen Schulungsmethoden gesehen, die immer noch im Mittelpunkt der Aus- und Weiterbildung stehen * Die Befunde erlauben in der vorliegenden Form keine Differenzierung zwischen diesen beiden Gruppen. Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 8 Statistik: Internetnutzung zu Bildungszwecken Internetnutzung zu Bildungszwecken (Angaben in Prozent) 42 Azubis 33 2004 2003 70 Schüler ab 15 J. 64 48 Schüler 10-14 J. 37 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Quelle: Statistisches Bundesamt 2005 Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 9 Online-(Lern-)Angebote für Auszubildende www.azubinetwork.de (Lernangebot: rund 500 Nutzer) www.azubi-net.de www.bankazubi.de www.friseurportal.de Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 10 Lernen Azubis anders? Fünf Thesen. n n n n n Auszubildende sind in ihrem Medienverhalten näher an der Erwachsenenwelt als Schüler (Tagesstruktur, Verantwortung, evtl. eigener Haushalt). Erwachsene Mediennutzungsformen gewinnen bei Auszubildenden an Bedeutung, typisch jugendliche Mediennutzungsformen verringern sich. Der Computer erhält im Beruf eine zusätzliche Rolle als Arbeitsmittel, während die Entspannungsfunktion an Bedeutung verliert. Die Computernutzung der Auszubildenden besitzt überwiegend instrumentellen Charakter. Der Umgang der Auszubildenden mit dem Computer wird stark von spezifischen Lebenslagen (Prüfungen, Karriere, Krisensituationen) beeinflusst. Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 11 Ausblick n n Medienforschung & Bildungsforschung nähern sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven; Folge: Kein Bezug zwischen Mediennutzung/kompetenz und dem Lernverhalten herstellbar Aber: n n Methoden der Medienforschung (z.B. Tagesablauferhebung, Experiment) könnten Bildungsforschung bereichern Fragestellungen der Bildungsforschung könnten Spektrum und Blickwinkel Medienforschung erweitern Allianz von Bildungsforschung & Medienforschung Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 12 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit (Für weitere Fragen: www.mmb-institut.de) n MMB Institut für Medien- und Kompetenzforschung Institut für Medien- und Kompetenzforschung Hannover, 21. Februar 2006 13