Im Buch blättern

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Im Buch blättern
Annegret Hoberg
August
Der
Macke
Franz
Marc
Krieg Ihre Schicksale Ihre Frauen
Wienand
Inhalt
Einführung …… 6
1
August Macke und Franz Marc –
Jahre der Freundschaft seit 1910 …… 16
2
Das Jahr 1913 …… 47
3
Die letzten Monate vor dem Krieg …… 56
4
Die ersten Kriegswochen – Sommer 1914 …… 71
5
August Mackes Kriegstod –
Ende September 1914 …… 79
6
Franz Marcs Reaktionen und
sein Nachruf auf August Macke –
Oktober 1914 …… 84
7
Franz Marcs Briefe aus dem Feld
an Elisabeth Macke – 1914 bis Februar 1916 …… 91
8
Franz Marc, 1914–1916:
Die Briefe aus dem Feld an Maria Marc –
Die 100 Aphorismen – Das Skizzenbuch aus dem Felde –
Zwei Fronturlaube …… 114
9
Franz Marcs Kriegstod – ­­­Anfang März 1916 …… 143
10
Epilog: Nachleben – Die beiden Frauen …… 151
Literatur …… 162
Personenverzeichnis …… 165
1 August Macke und Franz Marc – Jahre der Freundschaft seit 1910
August Macke war 1887 in Meschede im Sauerland zur Welt gekommen,
als Sohn des zeichnerisch begabten, doch finanziell wenig erfolgrei-
August Macke und Franz Marc lernten sich am 6. Januar 1910 in Mün-
chen Tiefbauingenieurs August Friedrich Hermann Macke. Die materi-
chen kennen. Macke war drei Tage zuvor gerade 23 Jahre alt geworden,
elle Lage der Familie war deshalb stets angespannt; bald nach Augusts
Marc sollte im Februar seinen 30. Geburtstag feiern. Mit ihrer Begeg-
Geburt siedelte sie nach Köln, später nach Bonn über, wo er das Gymna-
nung begann eine der wichtigsten und intensivsten Künstlerfreund-
sium besuchte und seine beiden Schwestern Ottilie und Auguste schon
schaften des 20. Jahrhunderts, die wesentlich zur Entwicklung der klas-
früh zum Einkommen der Familie beitrugen, indem sie der Mutter beim
sischen Moderne beigetragen hat. Das Zusammentreffen der beiden in
Betrieb einer Fremdenpension halfen. Hier lernte Macke schon 1903 die
ganz verschiedenen Orten ansässigen Künstler – Macke kam aus Bonn,
damals 15-jährige Elisabeth Gerhardt kennen – jeden Morgen begeg-
Marc wohnte in München – war ein großer Zufall und ist gleichwohl mit
neten sich die beiden auf dem Schulweg in verschiedenen Richtungen,
dem künstlerischen Geist der damaligen Avantgarde und ihrer sponta-
bis er es nach einem Jahr wagte, sie anzusprechen. Die Bitte, sie und
nen Offenheit für alle neuen Strömungen verbunden.
ihren Bruder porträtieren zu dürfen, war ein guter Vorwand. Elisabeth
Im Jahr zuvor, Ende Oktober 1909, hatte sich Macke frisch verheiratet
Erdmann-Macke hat in ihrem Jahrzehnte später niedergeschriebenen
mit seiner jungen Frau Elisabeth in Tegernsee niedergelassen, nach-
Buch Erinnerung an August Macke ihre junge Liebe, die mit verschwie-
dem sie ihre Hochzeitsreise in Paris eigentlich länger hatten ausdehnen
genen Spaziergängen und gemeinsamer Kunst- und Naturbegeisterung
wollen. Doch begeisterte Briefe von Wilhelm Schmidtbonn, dem rhei-
begann, in einer Vielzahl von atmosphärisch dichten, eindrücklichen
nischen Dichterfreund, der damals am Tegernsee wohnte, gaben den
Schilderungen beschworen. Hier sei stellvertretend eine Anfangsszene
Ausschlag für die bayerische Ortswahl. August und Elisabeth Macke,
mit dem ersten Kuss zitiert:
geborene Gerhardt, kannten sich bereits seit ihrer Schulzeit in Bonn;
sie stammte aus einer begüterten und kulturell engagierten Familie des
Bonner Bürgertums, die eine Firma für medizinisch-pharmazeutische
Geräte besaß. Ihre künstlerischen und literarischen Interessen waren
vielfältig, unter anderem konnte sie ihrem jungen Freund August Kontakte in die rheinische Theaterszene vermitteln.
August Macke und
Elisabeth Gerhardt,
1908
16
»Es kamen die Pfingstferien; da hatten wir dann Not, uns täglich zu
sehen, aber es fanden sich immer Mittel und Wege, und immer wieder trafen wir uns. Ich hatte zweimal in der Woche Klavierstunde und
er begleitete mich auf dem Weg hin und zurück. Es war sehr heiß,
und wir schlenderten ganz langsam durch den Hofgarten. Da sagte er
plötzlich, wir könnten doch gut in den Garten vom Museum gehen,
er habe da oft gesessen und gezeichnet, es sei so schön still und schattig dort. Ich willigte natürlich ein, und durch Jasminbüsche, die über
und über mit Blüten beladen sich uns entgegendrängten, zwängten
wir uns in das verwunschene Paradies. Der Garten war nicht groß;
er ging terrassenförmig zur Rheinanlage hinunter, und oben am
höchsten Punkt hatte man einen weiten Blick über den Rhein, der an
diesem Tag in der vollen Mittagssonne silbern gleißend vor unseren
entzückten Blicken lag. […] Unter einem Gebüsch von Goldregen
und Flieder stand eine Bank. Dort setzten wir uns; er warf Stock und
Hut ins Gras, ich meine Notenmappe. Und ich erzählte ihm von Italien, von den nächtlichen Serenaden auf dem Kanal in Venedig, von
Florenz, Rom, Neapel und dem Tausendundeine-Nacht-Märchen in
Tunis. Ich hatte mich ganz in Begeisterung hineingeredet und meine
Augen glänzten. Als ich aufhörte, war ein Augenblick Befangenheit
17
ter schien, weckten uns die Kühe durch ihr Geläute und Gemuhe.
Es waren schöne harmonische Tage und unsere Freundschaft wurde
besiegelt.«17
das ihm seine Schwiegermutter Sophie Gerhardt auf dem Gelände der
wir nannten es immer ›Der Verbrecher‹,
und wenn man sich danach ein Bild von
ihm machen wollte, so wäre es verheerend
gewesen. Nebenbei ging es recht übermütig zu; die drei Männer tobten abends in
ihrem Zimmer so, daß eine Lampetkanne
das Opfer ihrer Kämpfe wurde, über deren Zerbrechen Frau Staudacher ein großes Lamento anstellte.«20
Firma in der Bornheimer Straße in Bonn in Aussicht gestellt hat. Ende
Der Herbst 1910 bringt für Marc ein weite-
September 1910 schreibt Macke an sie:
res entscheidendes Ereignis. Im Septem-
Im Sommer 1910 beginnt August Macke jedoch trotz aller künstlerischen
und persönlichen Anregungen über eine Rückkehr nach Bonn nachzudenken. Nach den freudig und intensiv aufgenommenen Natureindrücken des ersten Tegernseer Halbjahrs ändert sich nun der Ton seiner
Briefe, und ganz besonders sehnt er sich nach einem eigenen Atelier,
»Der Walter [sein Schwager Walter Gerhardt] schreibt so ironisch,
daß wir es nicht mehr aushielten. Der Grund liegt darin, daß die
vielgepriesenen ›Berge‹ einem auf die Dauer zu vier Wänden werden.
Das erweckt ein ganz fieses Gefühl des ›Beengt- und Eingeschlossenseins‹. Also nichts wie raus. Wir freuen uns sehr auf Bonn und die
gemütlichen Abende.«18
ber sieht er in München die zweite Aus- August Macke, Bildnis Franz Marc,
stellung der »Neuen Künstlervereinigung
1910, Öl auf Pappe, 50 x 39 cm
München«, abgekürzt »NKVM«, in der Galerie Thannhauser, die Werke
von Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Alexej Jawlensky, Marianne von
Werefkin, Adolf Erbslöh, Alexander Kanoldt, Wladimir von Bechtejeff,
Erma Bossi und weiteren Künstlern zeigt. Als diese Ausstellung – ähnlich
Doch selbstverständlich werden Franz Marc und Maria vor dem Umzug
wie die erste der NKVM im Jahr 1909, die Marc ebenfalls schon zur Kennt-
nach Bonn im Spätherbst 1910 noch einmal als Übernachtungsgäste in
nis genommen hat – vernichtende Kritiken in der Presse erntet, schreibt
das Staudacherhaus in Tegernsee eingeladen. Sie kommen gleich zu
er spontan eine Gegendarstellung und sendet sie an den Galeristen
viert, zusammen mit Jean Bloé Niestlé und dessen Freundin Marguerite
Heinrich Thannhauser, der sie an die Mitglieder der Gruppe weiterleitet.
Legros, die in diesem Jahr ebenfalls nach Sindelsdorf in die Nachbar-
Die Künstler der NKVM reagieren hocherfreut auf diese Parteinahme des
schaft von Franz Marc gezogen sind.
ihnen »unbekannten Malers namens Mark«, und so kommt dieser im Ok-
»Wir hatten große Vorbereitungen getroffen, Fräulein Frank und Legröslein schliefen in dem Zimmer neben dem unseren, wo die schönen echten Biedermeierbetten aus Kirschbaum mit Ebenholzverzierung standen, die beiden Männer Marc und Niestlé auf der anderen
Seite der Diele.«19
tober 1910 zunächst mit Adolf Erbslöh, Alexej Jawlensky und Marianne
Während dieses Besuchs entstand das Porträt Franz Marcs, von August
Blauen Reiter führen wird, an der er selbst entscheidenden Anteil haben
Macke in raschen Pinselzügen »um die Wette« gemalt; das Gegenstück
wird, ahnt da noch niemand.
von Marcs Hand war offenbar so misslungen, dass es später vernichtet
Am Neujahrsabend 1911 ist Franz Marc im Salon von Alexej Jawlensky
wurde.
und Marianne von Werefkin in deren großzügige Doppelwohnung in der
»August und Marc porträtierten sich gegenseitig um die Wette, eigentlich wollten sie sehen, wer es am schnellsten könnte, und so waren
sie in zwanzig Minuten fertig, als es schon zu dämmern anfing. Das
Porträt, das August von Franz machte, hing eine Zeitlang als meine
Stiftung in der Berliner Nationalgalerie. […] Das Porträt, das Franz
von August machte, ist so furchtbar, daß man es keinem zeigen kann,
32
von Werefkin in Kontakt. Kandinsky befindet sich in diesem Herbst auf
einer dreimonatigen Reise in Russland und kehrt erst Ende des Jahres
zurück. Dass Marcs persönliche Verbindung mit den progressiven Kräften der Münchner Kunstszene ein knappes Jahr später zur Gründung des
Giselastraße in Schwabing eingeladen. Er kommt in Begleitung von Helmuth Macke, dem jungen Vetter August Mackes, der kurz zuvor ebenfalls nach Sindelsdorf gezogen ist. Während seine Freundin Maria aus
gesundheitlichen und familiären Gründen den Jahreswechsel in Berlin
verbringt, wo sie bis März 1911 bleiben wird, wohnt Helmuth Macke zunächst drei Monate bei Franz Marc und führt mit ihm eine »Junggesel-
33
Schaufenster stehenden Frau zu einer beinahe magischen Konzentration geronnen. Die schlanke Rückenfigur in königsblauer, ins Schwärzliche spielender Robe verharrt vor der Auslage eines Hutgeschäfts,
dessen Waren auf goldenen Stangen wie Fetische wirken und die Betrachterin in ihren Bann schlagen. Die Scheibe selbst ist nur noch in
August Macke,
Promenade, 1913,
Öl auf Karton,
51 x 57 cm
Andeutungen vorhanden, einzig die gelbvioletten Winkel erinnern an
Delaunays Prismen. Die vibrierenden Simultankontraste der Farben
werden hier in eine präzise Ordnung voller harmonischer Spannungen
verwandelt.
An die Freunde in Sindelsdorf geht bald nach der Ankunft ein ausführlicher Bericht über das wunderbar am See gelegene Häuschen. Am
14. Oktober 1913 antwortet Maria Marc:
»Meine liebe Lisbeth, Dein Gruß aus Eurem ›Haus Rosengarten‹ hat
uns sehr gefreut – was für einen schönen Namen hat das Häuschen!
Wir wünschen Euch eine glückliche, friedliche Zeit dort. […] Schade, dass Ihr jetzt lange Zeit nicht zu uns kommen werdet. Wenn’s
ginge, kämen wir gern mal an den Thunersee – aber wer weiss, ob
wir’s im Frühjahr können? Franz kennt die Schweiz gar nicht – ich
möchte wohl, dass er mal hinkommt. Gerade der Thunersee hat mir
auch so riesig gefallen und was ist Thun für ein reizendes Städtchen!
Aber Geld müssen wir kriegen, um an’s Reisen zu denken; wir haben
in den letzten Wochen mächtig viel verpulvert; wir haben doch zwei
Rehe gekauft – Böckchen und Geiss – Schlick und Hanni. Sie haben
einen schönen Garten bekommen mit lauter Tannen – wunderhübsch.
Jetzt werden sie ganz zahm, fressen uns aus der Hand, laufen uns
nach; das macht viel Spass.«
August Macke,
Hutladen, 1913,
Öl auf Leinwand,
54,5 x 44 cm
Franz Marc kann mit sieben neuen Gemälden auf dem Ersten Deutschen
Herbstsalon Triumphe feiern, neben dem Turm der blauen Pferde zeigt
er unter anderem Die Wölfe (Balkankrieg). In mehr als einem seiner Bilder dieses Jahres, darunter auch das großformatige Gemälde Das arme
Land Tirol (Solomon R. Guggenheim Museum, New York), lässt er politische Konnotationen und Vorahnungen einfließen. Im Frühjahr 1913 ist
Franz Marc mit seiner Frau für eine Woche in Südtirol gewesen, um Marias kranken Vater im Sanatorium in Meran zu besuchen. Das Erlebnis
der steilen Bergwelt Tirols, der Burgen und Kirchen auf den Höhen und
der mittelalterlichen Fresken des Vinschgaus hinterlässt einen tiefen
Eindruck in seinem Werk, unter anderem greift er von nun an mehrfach das Motiv der »Vögel über dem Dorf« auf, das apokalyptische
52
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für mich sehr schmerzliche Tod meines Vaters hat mein Wesen eher
bereichert und gestärkt. Dass er noch als französischer Kriegsgefangener lebt, halte ich für gänzlich ausgeschlossen. Er fiel am 26. Sept,
als er im Begriff war, französ. Gefangene zu machen, wahrscheinlich
irrtümlich von seiner eigenen Truppe beschossen. Er rief noch zurück
und wurde im Wirrwarr des Moments aus den Augen verloren und
ist seitdem gänzlich verschollen. Er war wohl tödlich getroffen und
von den Franzosen kurzerhand eingegraben, so wie es bei uns in den
Vogesen auch gemacht wurde. Man hat nicht Zeit, lange nach Brieftasche und Namen zu suchen. Dass er nach 2 Monaten noch keine
Möglichkeit gehabt haben sollte, ein Lebenszeichen nach Deutschl.
zu geben, ist nicht denkbar. Die Ungewissheit über seinen Tod ist für
seine arme Frau doppelt schrecklich und quälend. Er war Leutnant
und Kompanieführer und hatte wenige Tage zuvor das eiserne Kreuz
bekommen. Er hat die grauenvollsten Schlachten mitgemacht. Mir
ist weh, wenn ich an ihn denke.«5
7 Franz Marcs Briefe aus dem Feld an Elisabeth Macke –
1914 bis Februar 1916
Franz Marc als Soldat (Bildmitte, 2. Reihe von oben), 1915
1 Brief von Elisabeth Macke an Maria Marc, 15.10.1914,
in: Macke/Marc 1964, S. 194. Alle nachfolgend in diesem
Kapitel angeführten Auszüge aus dem Briefwechsel
zwischen Franz Marc, Maria Marc und Elisabeth Macke
werden ebenfalls nach dieser Publikation zitiert, wo sie
sich unter dem jeweiligen Datum auffinden lassen.
2 Brief von Franz Marc an Bernhard Koehler,
23.10.1914, Typoskript (Abschrift), Germanisches
Nationalmuseum, Nürnberg, Deutsches Kunstarchiv,
Nachlass Franz Marc.
3 Brief von Franz Marc an Paul Klee, 23.10.1914, hier zit. nach Typoskript (Abschrift), ebd.
4 Franz Marcs Nachruf auf August Macke wurde
vielfach abgedruckt, siehe u. a. Marc 1978, S. 156/157;
Ausst.-Kat. Bonn/München 2014, S. 315.
5 Brief von Franz Marc an Albert Bloch, 22.11.1914, in:
Ausst.-Kat. München/Kansas City/Wilmington 1997, S. 166.
Im Feld, besonders nach dem Tod von August Macke, intensiviert sich
Franz Marcs Korrespondenz mit Paul Klee. Auch mit Bernhard Koehler,
Else Lasker-Schüler, Helmuth Macke und Albert Bloch hält Marc bis zu
seinem Tod brieflichen Kontakt. Doch der weitaus umfangreichste, persönlichste und zärtlichste Briefwechsel aus den Kriegsjahren – neben
den bekannten Briefen aus dem Feld an seine Frau Maria – ist der mit
Elisabeth Macke. Deren Briefe wiederum gehören zu den berührendsten und authentischsten Zeugnissen aus dem Ersten Weltkrieg und
spiegeln in den ersten Wochen des Kriegs zunächst auch die Erlebnisse
August Mackes wider.
Am 3. August 1914 schreibt Franz Marc, kurz vor seinem Einrücken in die
Kaserne in München, an Elisabeth Macke:
»Liebe Lisbeth, wir denken in diesen Tagen so viel an Dich und August; Du bist wie Maria in gleicher Lage, Mann und Bruder; ich rücke am Donnerstag ein. Wenn Du Nachricht hast, wohin August
zunächst kommt, schreib es doch Maria; ebenso sein Regiment und
Batterie; vielleicht treff ich ihn mal im Feld; denn mich wird in der
nächsten Zeit eventuell noch Post von zuhause erreichen können, da
ich Landwehr bin und eventuell zu Anfang noch nicht in die Front
komme oder wahrscheinlich auf eine Festung. Wenn ich dann weiss,
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Briefe, die Marc an seine Mutter Sophie Marc oder
das Hausmädchen in Ried gerichtet hat und die
nicht in die Neuauf­lagen von 1982 und 1985 von
Marcs Briefen aus dem Feld an Maria aufgenom­
men wurden.
2 Vgl. Hoberg/Jansen 2004–11, Bd. 1, S. 45.
Für ausführliche Angaben zu Marcs militärischer
Laufbahn und den Bewegungen seiner Truppe
siehe Lankheit 1976, S. 139–150.
3 Brief von Franz Marc an Maria Marc, 2.9.1914,
in: Marc 1985, S. 7/8.
4 Am 22.9.1914 schreibt er: »[…] die Vogesen
haben etwas Liebliches und Friedliches, man kann
zuweilen gar nicht an den Ernst dieses grauen­
vollen Krieges glauben.« Marc 1985, S. 12.
5 Vgl. Marc 1978, S. 158–162.
6 Zit. nach Lankheit 1960, S. 64–66; siehe auch
Lankheit 1976, S. 147/148.
7 Siehe S. 87–89.
8 Brief von Maria Marc an Franz Marc,
22.11.1914, zit. nach Ausst.-Kat. München 1995,
S. 75.
9 Siehe auch S. 9.
10 Brief von Maria Marc an Gabriele Münter,
18.11.1914, in: Kandinsky/Marc 1983, S. 268.
11 Vgl. Ausst.-Kat. München 1995, S. 77; Hoberg
2004, S. 93/94.
12 Ausst.-Kat. München 1995, S. 77; Hoberg
2004, S. 94.
13 Brief von Franz Marc an Sophie Marc,
11.11.1914, in: Marc 1920, S. 20/21 (nicht in:
Marc 1985).
14 Brief von Franz Marc an Bernhard Koehler,
undatiert (Ende Dezember 1914), Manuskript,
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg,
Deutsches Kunstarchiv, Nachlass Franz Marc.
15 Brief vom 11.2.1915, in: Marc 1985, S. 47.
16 Wiederholt versuchte Marc sich als Soldat
und Kriegsteilnehmer gegen die Vorwürfe seiner
Frau zu verteidigen, etwa am 8.4.1915: Ȇber
den Krieg denk ich immer noch nicht anders. Es
erscheint mir einfach flau und unlebendig, ihn als
etwas Ordinäres und Dummes zu nehmen.«
17 Siehe u. a. Hoberg 2014, S. 23/24 und 28/29.
In einem Brief an Maria, die mehrfach Stellung
gegen Kandinsky bezogen hat, vom nächsten
Tag, dem 13.4.1915, setzt Marc dazu nochmals
fort: »Mit Kan[dinsky] werde ich immer eine Art
Männerfreundschaft halten, trotz allem und allem;
freilich, an eine Zusammenarbeit glaub ich auch
nicht mehr. Aber ich muß so viel an ihn denken.
Ich weiß, daß dieser Mensch innerlich fürchterlich
leidet. Sein ganzes Wesen, vor allem, wenn ich
jetzt an ihn zurückdenke, verrät es. August’s Tod
ist eine unersetzliche Lücke für mein Leben. Seine
Kunst strahlt zwar nicht stark zu mir herüber, –
aber der Mensch!! Er war meine ›Erholung‹ im Jahr.
Wenn er da war, hatte man ›Ferien‹! Was wohl aus
Lisbeth wird?« Marc 1985, S. 67.
142
18 Siehe auch Marcs ausführliche Notizen zu
seiner Lektüre Tolstois, veröffentlicht in: Lankheit
1978, S. 174–184.
19 Zu Tolstoi, Marias idealen Forderungen und
dem »erbitterten Frontalkampf der Meinungen«,
den sie offenbar auch mit Paul Klee führte, siehe
auch den Brief von Franz Marc an diesen vom
10.5.1915, in: Ausst.-Kat. München 1980, S. 46.
20 Brief von Maria Marc an Franz Marc, 10.6.1915,
zit. nach Ausst.-Kat. München 1995,
S. 83. Auf die hier anklingende Diktion von Fried­
rich Nietzsches bekanntem Gedicht aus dem Zarathustra wird auch in einigen Äußerungen von Franz
Marc aus der Kriegszeit angespielt: »O Mensch!
Gib acht! / Was spricht die tiefe Mitternacht? /
›Ich schlief, ich schlief –, aus tiefem Traum bin ich
erwacht: – / Die Welt ist tief, / Und tiefer als der
Tag gedacht. / Tief ist ihr Weh –, / Lust – tiefer
noch als Herzeleid: / Weh spricht: Vergeh! /
Doch alle Lust will Ewigkeit –, / will tiefe, tiefe
Ewigkeit!‹«
21 Brief von Maria Marc an Franz Marc, 9.6.1915,
zit. nach Ausst.-Kat. München 1995, S. 83; vgl.
auch Hoberg 2004, S. 95.
22 Zit. nach dem handschriftlichen Original,
Manuskript, Germanisches Nationalmuseum,
Nürnberg, Deutsches Kunstarchiv, Nachlass Franz
Marc.
23 Brief von Maria Marc an Gabriele Münter,
14.8.1915, in: Kandinsky/Marc 1983, S. 278.
24 Marc 1985, S. 82; vgl. auch den folgenden
Brief vom 21.7.1915, ebd., S. 82/83.
25 Zit. nach Lankheit 1960, S. 56/57.
26 Siehe dazu Lankheit 1976, S. 148.
27 Siehe den Brief von Franz Marc an das Haus­
mädchen Lina in Ried, 7.2.1916, in: Marc 1920,
S. 109 (nicht in: Marc 1985).
28 Nachschrift von Franz Marc an Maria Marc,
8.2.1916, in: Marc 1985, S. 143.
29 Briefe vom 2. und 9.10.1915, in: Marc 1985,
S. 96 und 98.
30 Zit. nach Lankheit 1960, S. 57; siehe auch
Lankheit 1976, S. 148.
31 Brief von Maria Marc an Franz Marc,
19.11.1915, zit. nach Ausst.-Kat. München 1995,
S. 86.
32 Brief von Franz Marc an seine Mutter Sophie
Marc, 1.12.1915, zit. nach Marc 1920, S. 88 (nicht
in: Marc 1985).
33 Siehe S. 112.
34 Zu Marias Brief vom 27.2.1916 siehe ausführ­
lich Ausst.-Kat. München 1995, S. 88/89.
35 Zit. nach ebd., S. 89.
36 Manuskript, Germanisches Nationalmuseum,
Nürnberg, Deutsches Kunstarchiv, Nachlass Franz
Marc.
9 Franz Marcs Kriegstod – ­­­Anfang März 1916
Ab dem 25. Februar 1916 kommt Bewegung in die Truppe von Franz
Marc. Sie muss in das Umfeld der großen Schlacht von Verdun vorrü­
cken, von der sich die Deutschen den entscheidenden Durchbruch an
der französischen Front erhoffen. Der Großangriff mündet jedoch in ei­
nen zweijährigen Stellungskrieg und eines der fürchterlichsten jemals
stattgefundenen Gemetzel mit über 700 000 Toten, wodurch schließlich
die Niederlage Deutschlands eingeleitet wird.
Luftaufnahmen des zur
Festung Verdun gehörenden
Fort Douaumont, 1916
und 1917
Angesichts der drohenden Gefahr des »mörderischen Feuers« von Ver­
dun verflucht Maria in einem Brief an ihren Mann vom 29. Februar er­
neut vehement den Krieg. Es werde alles umsonst gewesen sein, die
Opfer vergebens, die Staaten zugrunde gerichtet.
»Mir ist es oft auch schrecklich, Lisbeths traurige, sehnsüchtige Augen zu sehen. Sie schaut in eine andere Zeit zurück.« Und mit Nachdruck fügt sie hinzu, alles Lachen und alle Tapferkeit seien letztlich
nur Lüge: »Es ist u. bleibt doch wahr, daß man allein nichts hat vom
Leben – nur das liebende Zusammenleben giebt dem Leben u. aller
Arbeit einen Sinn. Allein kann auch die Natur einem nicht das sein,
wie zu zweien.«1
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