Ergebnisse einer monozentrischen Studie zur
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Ergebnisse einer monozentrischen Studie zur
Ergebnisse einer monozentrischen Studie zur Verbesserung der Mobilität und Muskelfunktion bei Kindern und Jugendlichen mit Osteogenesis imperfecta Vorgestellt beim 1. Kölner Symposium „Forschung in der pädiatrischen Physiotherapie“ Im Rahmen einer prospektiven, klinischen Pilotstudie wurde der Effekt eines 6-monatigen Ganzkörpervibrationstrainings bei Kindern und Jugendlichen mit Osteogenesis imperfecta erforscht. Es wurde der Einfluss auf die motorischen Fähigkeiten, sowie auf die Sitz- Stehund Gehfähigkeit untersucht. Dazu wurde der „Kölner Steh- und Gehtrainer – System Galileo“ als dynamisches individuell dosierbares Therapiesystem für neuro-muskuloskeletale Störungen eingesetzt. Das Galileo-System ist ein Ganzkörpervibrationsgerät, dass als Wippe konstruiert ist, deren Achse horizontal zur Körpermitte verläuft und abwechselnd den rechten und linken Fuß des Patienten anhebt. Die durch die Vibration ausgelöste Bewegung aktiviert Muskelspindeln in Sehnen und Muskulatur. Die Muskeln arbeiten aktiv gegen die passiv ausgeübte Bewegung (Abbildung 1). Abbildung 1: Schematische Darstellung des Reflexbogens, ausgelöst durch das Vibrationstraining mit Galileo Bei niedrigen Frequenzen wird die Muskelkoordination verbessert. Bei hohen Frequenzen wird ein Zuwachs an Muskelkraft erreicht. An dem Galileo-System können Amplitude und Frequenz stufenlos an die individuellen Fähigkeiten angepasst werden. Basierend auf dem Ganzkörpervibrationssystem wurde der „Kölner Steh- und Gehtrainer – System Galileo“ für nicht steh- oder gehfähige Kinder und Jugendliche entwickelt (Abbildung 2). Abbildung 2: Der „Kölner Steh- und Gehtrainer – System Galileo“ für immobilisierte Kinder und Jugendliche. Durch die Kipptischkonstruktion kann der Belastungsgrad in der vertikalen Körperachse den Fähigkeiten der Patienten angepasst werden. Aus dem Körpergewicht und dem Kipptischwinkel errechnet sich die Kraft, die die Patienten auf dem Trainingsgerät mit ihren Beinen aufbringen, um sich in der Vertikalen zu halten. Die Einzelheiten der Krankengeschichte der Patienten ergeben sich aus Tabelle 1. Die motorischen Fähigkeiten und Hauptprobleme der Patienten ergeben sich aus Tabelle 2. Diese 8 langfristig immobilisiert Patienten erhielten nach einer Einweisung einen Trainingstisch für 6 Monate nach Hause. Sie führten täglich 2 Trainingseinheiten mit je 3 Zyklen durch. Die Einstellungen zu Therapiebeginn ergeben sich aus Tabelle 3. Die Vertikalisierung wurde entsprechend den Fähigkeiten der Patienten gesteigert. Andere bisher durchgeführte Therapien, insbesondere Bisphosphonattherapien und Physiotherapie, wurden unverändert fortgesetzt. Die Erfassung der Mobilität wurde mit dem validierten Erhebungsbogen (brief assesment of motor function = BAMF) durchgeführt, bei dem die Mobilität in 10 Punkte eingeteilt wird. Unter dem Vibrationstraining kam es bei allen Patienten zu einer Verbesserung der motorischen Fähigkeiten. Da die Ausgangssituationen sehr unterschiedlich waren, kann eine Beurteilung der Trainingsfortschritte nur individuell erfolgen und ist statistisch nicht aussagekräftig. Die Veränderungen der für den Alltag wichtigen motorischen Fähigkeiten ergeben sich aus Abbildung 3. Abbildung 3: Veränderung der motorischen Fähigkeiten während des Vibrationstrainings Der Grad der Vertikalisierung zeigt die Zunahme der Muskelkraft während des Trainings an und ergibt sich nach 3 Monaten aus Tabelle 4 zusammen mit den Veränderungen im BAMFScore. Das Ganzkörpervibrationstraining wurde von allen Patienten gut angenommen und mit hoher Compliance zu Hause durchgeführt. Es sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten. Bei einer Patientin ist es im zeitlichen Zusammenhang mit dem Vibrationstraining zu einer Dislokation eines intramedullären Teleskopnagels gekommen, wodurch Schmerzen aufgetreten sind. Es besteht keine Notwendigkeit zur operativen Revision des Nagels. Eine Perforation eines Nagels in das umliegende Weichteilgewebe ist eine nicht seltene Komplikation intramedullären Teleskopnägel bei OI. Ein Zusammenhang mit dem Vibrationstraining kann jedoch nicht sicher ausgeschlossen werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es bei allen Patienten zu einer Verbesserung der motorischen Fähigkeiten gekommen ist. Diese sind für das Alltagsleben der Patienten wichtig, da hierdurch eine Erhöhung der Selbständigkeit erzielt werden konnte. Pat Nr Diagnose Sex Gewicht Gewicht kg SDS Länge cm Länge SDS Markraumnagelungen w 8,5 68 w 2 OI IV 15 -2,67 86 -8,85 w 3 OI III 13 -3,04 80 -9,96 w 4 OI IV 29 -0,13 108 -4,78 m 5 OI III 14 -3 88 -7,26 m 6 OI III 40 -1,92 105 -6,4 m 7 OI III 11,7 -4,23 77 -8,88 w 8 OI IV 20 -2,09 108 -5,05 Tabelle 1: Entwicklung der Patienten vor Galileotherapie 1 OI III nein nein ja ja ja ja ja ja Bisphosphonattherapie Physiotherapie [Jahren] 4 4,5 4 4 4,5 3 4 5 ja ja nein ja ja ja ja ja Veränderungen während Vibrationstraining Hauptprobleme der Motorik vor Training Sitzen Stehen Gehen mit Hilfsmitteln Nein Nein Nein 15-20 Grad Knie und Hüfte bds Nein Selbständiges Aufrichten zum Sitzen Ja Ja Nein nein nein Gehen mit Rollator und an Händen gehalten Nein Nein Nein Nein Nein Selbständiges Aufrichten zum Sitzen Ja Ja Ja re Knie 40 Grad Knieorthese + orthop. Schuhe Orthesen und orthop. Schuhe nicht mehr notwendig Ja Ja Ja 10 Grad Hüfte bds Rollator Kurzzeitige Gewichtsübernahme möglich Nein Nein Nein Eingesteiftes re Sprunggelenk Nein Selbständige Positionierung im Rollstuhl Ja Ja Ja Knie bds 10 Grad Rollator 20 Schritte Selb. Ein- und Aussteigen aus Rolli; Verlängerung Gehstrecke Kontrakturen Orthesen Hauptveränderung Tabelle 2: Hauptprobleme der Motorik vor Beginn des Vibrationstrainings Kipptischposition bei 10 Beginn (Grad) Frequenz (HZ) 15-20 Trainingsdauer 3 Min. Fußposition 1 (Vibrationsamplitude) (1-2 mm) 3 min Pause 10 20-25 3 Min. 1 (1-2 mm) 3 min Pause 10 20-25 3 Min 1 (1-2 mm) Tabelle 3: Trainingsablauf und -einstellungen „Kölner Steh- und Gehtrainer – System Galileo“ für Patienten mit OI Pat Nr Pat Init M0 Kraft [N] M3 Kraft [N] M0 BAMF M3 BAMF EM 14,70 30,7 3 4 FC 26,00 102,8 5 6 JH 3 22,60 107,2 3 4 AM 4 122,50 155,0 7 7 YP 5 24,3 79,5 5 5 CC 6 136,8 150,4 4 4 JR 7 75,2 114,6 7 7 ML 8 34,7 196,9 7 7 Tabelle 4: Muskelkraft der Beine und motorische Fähigkeiten (BAMF-score) vor und nach 3 Monaten Vibrationstherapie 1 2 Erfahrungen mit der Ganzkörpervibrationstherapie „Kölner Steh- und Gehtrainer – System Galileo“ bei Kinder und Jugendlichen mit neuromuskulären Erkrankungen Vorgestellt auf dem 1. Kölner Symposium „Forschung in der Pädiatrischen Physiotherapie“ Einleitung Im Rahmen individueller Heilversuche wurde der Effekt des Ganzkörpervibrationstrainings bei Kindern und Jugendlichen mit verschiedenen Krankheitsbildern, die zur Immobilisation führen, retrospektiv untersucht. Immobile Patienten benutzen ihr Muskelsystem kaum. Es wirken also keine Muskelkräfte auf das Skelettsystem der Patienten. Die nicht beanspruchten Knochen aktivieren die Osteoklasten und bauen Knochenmasse ab. Das Resultat sind Osteoporose und Frakturen. Eine weitere Folge des Muskelfunktionsverlustes ist ein unzureichendes Muskelwachstum. Die Disproportion zwischen Muskel- und Knochenlänge führt zu Kontrakturen. Es wurden Patienten mit spinaler Muskelatrophie, infantiler Cerebralparese, extremer Osteoporose und Adipositas bei Immobilität nach Lungentransplantation, Meningomyelocele und CDG-Syndrom therapiert. Dazu wurde der „Kölner Steh- und Gehtrainer – System Galileo“ als dynamisches individuell dosierbares Therapiesystem für neuro-muskulo-skeletale Störungen eingesetzt. Der Einfluss auf die motorischen Fähigkeiten wurde untersucht. Material und Methodik 4 Patienten mit infantiler Cerepralparese, 2 Patienten mit spinaler Muskelatrophie, ein Patient mit, eine Patientin mit Myelomeningocele und eine Patientin mit CDG-Syndrom Typ 1a wurden mit einem Ganzkörpervibrationstraining therapiert. Ein Überblick der Patienten wird auf Tabelle 1 dargestellt. Der Galileo ist als Wippe konstruiert, deren Achse horizontal zur Körpermitte verläuft und abwechselnd den rechten und linken Fuß des Patienten anhebt. Die durch die Vibration ausgelöste Bewegung aktiviert Muskelspindeln in Sehnen und Muskulatur. Die Muskeln arbeiten aktiv gegen die passiv ausgeübte Bewegung. Bei niedrigen Frequenz wird die Körperkoordination verbessert. Bei hohen Frequenzen wird ein Zuwachs an Muskelkraft erreicht und die intramuskuläre Koordination optimiert. An dem Galileo-System können Amplitude und Frequenz stufenlos an die individuellen Fähigkeiten angepasst werden. Basierend auf dem Ganzkörpervibrationssystem wurde der „Kölner Stehund Gehtrainer – System Galileo“ für nicht steh- oder gehfähige Kinder und Jugendliche entwickelt. Durch die Kipptischkonstruktion kann der Belastungsgrad in der vertikalen Körperachse den Fähigkeiten der Patienten angepasst werden. Aus dem Körpergewicht und dem Kipptischwinkel errechnet sich die Kraft, die die Patienten auf dem Trainingsgerät mit ihren Beinen aufbringen, um sich in der Vertikalen zu halten. Patient (Alter) Geschlecht Diagnose L.K. (1,5J) L.P. (3,5J) P.M. (11,5J) K.V. (4J) H.A. (12,3J) A.P. (5,5J) M.H. (18,5J) w w m m m w m SMA Typ 1 SMA Typ 2 ICP ICP ICP ICP LTX K.K. (16J) w MMC A.F. (3J) w CDG Typ 1a Tabelle 1 Therapiekonzept Nach ausführlicher Einweisung in die Methodik und Training erhielten die Patienten einen Kölner Geh- und Stehtrainer - System Galileo. Die Vertikalisierung wurde entsprechend den Fähigkeiten der Patienten gesteigert. Andere bisher durchgeführte Therapien, wie Physiotherapie oder Medikation, wurden unverändert fortgesetzt. Jeder Patient befolgte ein seiner Ausdauer und Fähigkeiten entsprechendes Trainingsprogramm, welches seinen Fortschritten kontinuierlich angepasst wurde. Ergebnisse Alle Patienten vertrugen das Training gut. Es wurden keine unerwünschten Ereignisse berichtet. Das einzige, bei einem unserer Patienten aufgetreten, unerwünschte Ereignis im Rahmen einer Vibrationstherapie, war die Dislokation eines Teleskopennagels bei einer 13jährige Patientin mit Osteogenesis Imperfecta (OI). Die Vibrationstherapie wurde unterbrochen. Allerdings war eine solche Dislokation bei der Patientin auch vor Beginn der Vibrationstherapie einmal aufgetreten. Eine weitere geschah 6 Monate nach Trainingsstop. Insofern ist der Zusammenhang zwischen der Therapie und der Nageldislokation nicht eindeutig. Bei keinem der anderen OI-Patienten, die mit Vibrationstherapie behandelt wurde (8 Patienten) kam es zu ähnlichenProblemen. Die Hauptprobleme der Patienten und die aufgrund des Trainings eingetretenen Verbesserungen kann man Tabelle 2 entnehmen. Bei allen Patienten zeigte sich eine Besserung Ihrer motorischen Fähigkeiten. Patient Diagnose (Alter) Hauptproblem Verlauf Verbesserte Spontanmotorik besonders der oberen Extremitäten, kurzzeitige Kontrolle möglich Sicheres Gehen bei minimaler Unterstützung, einige Schritte frei L.K. (1,5J) SMA Typ 1 Ausgeprägte Hypotonie Verlust des freien Stehens und L.P. (3,5J) SMA Typ 2 Gehens P.M. (11,5J) ICP Kontrakturen, Gangstörung, Ataxie Verminderung der Kontrakturen Kontrakturen rückläufig, K.V. (4J) ICP Kontrakturen, Gangstörung Botulinumtoxintherapie verschoben H.A. (12,3J) A.P. (5,5J) M.H. (18,5J) K.K. (16J) Tabelle 2 Kontrakturen, Steh- und Gangunfähigkeit Kontrakturen rückläufig, Stehen und Gehen mit Hilfsmitteln (10m Gehen mit Walker möglich) ICP Kontrakturen, Gangstörung Von 4-Punkt auf 1-Punkt Stützen, Kontrakturen rückläufig, Verdoppelung der Gehstrecke mit Rollator von 500m auf 1km, Botulinumtoxintherapie verschoben LTX Adipositas, schwerste Osteoporose, Immobilität, Steh- und Gehen mit Rollator (20 m) Gangunfähigkeit MMC Kontrakturen, Gehen mit Oberschenkelorthesen ICP Kontrakturen rückläufig, Knieoperation abgesagt, Stehen und einige Schritte mit Unterschenkelorthesen möglich Die Phasen des Kölner Rehabilitationskonzept für Kinder und Jugendliche mit eingeschränkten motorischen Fähigkeiten Das Konzept „AUF DIE BEINE“ ist auf 12 Monate angelegt und unterteilt sich in 8 Phasen. Die Zielsetzung ist es, die motorischen Fähigkeiten der Patienten zu verbessern und immobilitätsbedingte Folgeerkrankungen zu vermeiden. Dies soll durch eine Verbesserung der Muskelkraft und Muskelkoordination sowie eine Therapie bestehender Kontrakturen erfolgen. Phase 1: Bei der ambulanten Erstvorstellung in der interdisziplinären Sprechstunde erfolgt eine ausführliche Untersuchung durch einen Arzt und eine Physiotherapeutin. Bei entsprechender Eignung für das Rehabilitationskonzept werden die Ziele für die Rehabilitationsmaßnahme und das entsprechende Trainingsprogramm festgelegt. Bei dieser Vorstellung erfolgt eine quantitative Erfassung des Muskel- und Gelenkstatus, sowie eine Messung der Körperzusammensetzung mittels DEXA. Soweit möglich wird die Muskelkraft der Patienten mit einer Bodenreaktionskraft erfasst und bei gehfähigen Patienten eine Ganganalyse durchgeführt. Phase 2: Im Rahmen eines 13-tägigen stationären Aufenthaltes, der möglichst zeitnah an die Eingangsuntersuchung erfolgen sollte, wird ein intensives physiotherapeutisches Trainingsprogramm durchgeführt. Neben klassischer Physiotherapie (Bobath/Vojta), Bewegungsbad und Medizingeräte-Training ist ein Ganzkörper-Vibrationstraining mit dem „Kölner Steh- und Gehtrainer-System GALILEO“ ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Bei Patienten, bei denen es möglich ist, wird auch ein Koordinations- und Gleichgewichtstraining in der Sportgruppe sowie ein Gehtraining auf dem Laufband durchgeführt. Weitere Angebote während des stationären Aufenthaltes sind Ärztevorträge, Einzelgespräche mit dem Kinderarzt, Sozialberatung, Hilfsmittelversorgung sowie eine Ernährungsberatung mit gemeinsamem Kochen. Beim Training mit dem „Kölner Steh- und Gehtrainer-System GALILEO“ wird die Begleitperson, welche zusammen mit dem Patienten stationär aufgenommen ist, in den Umgang mit dem Gerät eingewiesen, so dass nach Abschluß der 2. Phase Patient und Begleitperson das Training selbständig zu Hause durchführen können. Phase 3: Die nächsten 3 Monate führen der Patient und die Begleitperson zu Hause ein selbständiges Training mit dem „Kölner Steh- und Gehtrainer-System GALILEO“ durch. Dieses System kann der Patient für insgesamt 6 Monate im Anschluss an die Phase 2 mit nach Hause nehmen. Phase 4: Nach 3 Monaten häuslichen Trainings erfolgt ein erneuter 6-tägiger stationärer Aufenthalt des Patienten und der Begleitperson. Neben einer erneuten Erfassung der Parameter des muskuloskelettalen Systems erfolgt eine Intensivierung der Physiotherapie entsprechend dem Leistungsstand der Patienten. Phase 5: Nach dem 2. stationären Aufenthalt hat der Patient erneut die Möglichkeit, 3 Monate zu Hause selbständig mit dem Vibrationsgerät zu trainieren. Phase 6 – 8: Nach 6, 9 und 12 Monaten ab Beginn des Rehabilitationskonzeptes erfolgen ambulante Wiedervorstellungen. Hierbei wird die Nachhaltigkeit der Trainingsfortschritte beurteilt und es erfolgen Kontrollen des Muskel- und Gelenkstatus sowie eine Erfassung der Interaktion zwischen Knochen und Muskulatur.