edwin e. aldrin - Thomas Henne Fotodesign

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edwin e. aldrin - Thomas Henne Fotodesign
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Der letzte Held der Menschheit besucht das Technik Museum Speyer
EDWIN E. ALDRIN
Bild oben links: Ein gewaltiges Presseaufgebot begleitet den Auftritt von
Buzz Aldrin | Bild unten links: Auftritt eines Superstars der Menschheit:
Buzz Aldrin betritt die Museumshalle in Speyer | Bild unten rechts: Buzz
Aldrins spannende Erzählung aus einem Leben zieht über 1000 Besucher in
seinen Bann
ZU GAST IN EUROPAS GRÖSSTER RAUMFAHRTAUSSTELLUNG
Eine Begegnung mit dem zweiten Menschen auf dem Mond von Thomas Henne
A
m Samstag den 4. Oktober 2014 lud das Technik
MUSEUM SPEYER zu einer Veranstaltung ein, die
rund 1000 Menschen, die sich für die Geschichte und die
Zukunft der bemannten Raumfahrt interessierten, auf den
Plan rief: Die Raumfahrtlegende, der zweite Mensch, der
die Mondoberfläche betrat, Edwin E. Aldrin, auch „Buzz“
genannt, kam nach Speyer und plauderte in einem einstündigen Vortrag über sein Leben, seine Erlebnisse und seine
Visionen für die Zukunft der bemannten Raumfahrt.
Dabei kennen die Menschen eigentlich alle immer nur
den ersten Mann auf dem Mond, Neil Armstrong, denn
wie so oft im Leben, spielt der „Zweite“ keine große
Rolle. Anders in diesem Fall. Zunächst ist er der letzte,
noch lebende Mensch, der bei Apollo 11 den Mond betrat
(Armstrong verstarb bereits im Jahr 2012) und zweitens hatte
er das große Glück, dass Neil Armstrong für die fotografische
Dokumentation der Mondlande-Mission zuständig war und
somit die Mitteformatkamera Hasselblad 500 EDC bediente.
Daher zeigen alle Fotos, bis auf ein einziges, Buzz Aldrin. Er
ist also der Mann, der auf allen Bildern, die wir vom Apollo
11- Projekt kennen, zu sehen ist.
Aldrin wurde als jüngstes von drei Kindern als Sohn eines
ehemaligen Armeefliegers geboren. Seinen ersten Flug erlebte der junge Buzz bereits im Alter von zwei Jahren, als ihn sein
Vater in einem Dienstflugzeug mitnahm.
Den Sinn für Technik so früh geschärft, absolvierte er ein
entsprechendes Studium und verließ die Militärakademie 1951
als Drittbester seiner Klasse mit einem Bachelor-Abschluss als
Maschinenbauingenieur und kam dann zur US Air Force. Aldrin
wurde als Kampfpilot im Koreakrieg eingesetzt und diente nach
dem Krieg in Nevada, Colorado und Bitburg in Deutschland. Ab
1959 studierte er Luft- und Raumfahrttechnik und beendete sein
Studium 1963 mit erfolgreicher Promotion. Er bewarb sich bei der
NASA und wurde am 18. Oktober 1963 als einer der 14 Astronauten
der dritten Astronautengruppe der Öffentlichkeit vorgestellt.
Zur Erlangung des großen Ziels, der Landung auf dem Mond,
wurden in den Sechziger Jahren fast im Monatsrhythmus Testflüge
und Testmanöver im All durchgeführt. Eines der Vorläuferprogramme
von Apollo war Gemini. Aldrin wurde der Missionsplanung der
Gemini-Flüge zugeteilt. Für das geplante Rendezvous eines GeminiRaumschiffs mit einem Zielsatelliten konnte er seine Kenntnisse der
Himmelsmechanik einbringen.
Aldrin erlebte dann am 11. November 1966 seinen ersten
Raumflug. Der Außenbordeinsatz war dabei der wichtigste Teil
des Gemini-Programms. Aldrin, der als erster Astronaut die
Schwerelosigkeit in einem Wassertank simulierte, führte nun an drei
Tagen Außenbordeinsätze im Raumanzug durch.
Am 9. Januar 1969 wurde Aldrin als Pilot der Mondfähre
in die Mannschaft von Apollo 11 berufen. In den folgenden
Monaten warb er bei seinen Astronautenkollegen und Vorgesetzten
Bild links: Buzz Aldrin vor dem berühmten Bild von der ersten Mondlandung 1969
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vehement dafür, nach der Landung als erster den Mondboden
betreten zu dürfen, bis im Laufe des Frühlings schließlich entschieden wurde, dass dieses Privileg dem Kommandanten, also
Armstrong zufalle. Aldrin sollte somit Zweiter werden, was er Zeit
seines Lebens als Niederlage ansah.
Apollo 11 startete mit den Astronauten Armstrong, Aldrin
und Collins am 16. Juli 1969 zum bis dahin größten Abenteuer
der Menschheitsgeschichte. Etwa 600 Millionen Fernsehzuschauer
erlebten die Live-Übertragung des Jahrhundert-Ereignisses, als
Armstrong und Aldrin als erste Menschen den Mond betraten. Während ihres rund 22 Stunden währenden Aufenthalts
auf der Mondoberfläche sammelten die beiden Astronauten
Gesteinsproben, installierten wissenschaftliche Messeinrichtungen
und enthüllten eine Gedenkplakette mit der Aufschrift „We came
in peace for all mankind“ an einem Landebein der Mondfähre,
die nach dem Rückstart zur Raumfähre auf dem Mond verblieb.
Der Rückstart der Mondfähre Eagle zum Mutterschiff Columbia,
die von Michael Collins gesteuert wurde, erfolgte nach anfänglichen Schwierigkeiten, problemlos. Drei Tage später landeten die
Raumfahrer sicher im Pazifik.
Aldrin verließ die NASA im Juli 1971 und wurde Leiter des
Astronautenausbildungszentrums. Seit vielen Jahren reist er nun
um die Welt und erfreut tausende gebannte Zuhörer mit den
Erzählungen aus seinem Leben.
In der großen Eventhalle des Technik-Museum wurde Aldrin,
nachdem er dem eleganten Maybach entstiegen war, der ihn zur
Halle brachte, empfangen, wie ein Superstar.
In der ersten Reihe saßen, neben Museumsleiter Hermann Layher
auch Felix Baumgartner (Baumgartner stieg am 14. Oktober 2012
von der Walker Air Force Base bei Roswell, New Mexico mit einem
Heliumballon in einer Druckkapsel in die Stratosphäre auf, um mit
Schutzanzug und Fallschirm abzuspringen) mit seiner Partnerin Sylvi
Bodi und Gerhard Daum von Space Consult.
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Bild oben links: Der Raumfahrtpionier neben einem Raumanzug aus der
Apollo-Zeit | Bild oben rechts: Mannschaftsfoto der Crew von Apollo
11 und ein Raumanzug, wie er von den „Mondspaziergängern“ getragen
wurde | Bild unten rechts: Auch Felix Baumgartner mit seiner Partnerin
Sylvi Bodi und Museumschef Hermann Layher (rechts) sitzen in der ersten
Reihe
Der 84jährige „Buzz“ stand aufmerksam und munter auf
der Bühne und erzählte mit launigen Worten die Ereignisse,
die nicht nur sein Leben, sondern die Geschichte der ganzen
Menschheit verändert hatten.
„Ich war glücklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein“, erzählte Aldrin, denn es war wohl ein RouletteSpiel, wer von der Astronauten zu welchem Zeitpunkt
eingesetzt werden würde. Das hing von vielen Faktoren
und vor allem auch von den Erfolgen der vorausgehenden
Missionen ab. Zuletzt hat aber nur das Teamwork einer
200000 Personen starken Gruppen von Wissenschaftlern,
Astronauten, Technikern und weiteren Mitarbeitern dazu
geführt, so Aldrin, dass die Mondlandung tatsächlich möglich wurde. „We´ve made the impossible possible!“ so der
Raufahrtpionier.
Mit einer kalkulierten Wahrscheinlichkeit von
60%, dass der erste Versuch auf dem Mond zu
landen auch klappen würde, machte er sich an das
Projekt, das somit alles andere als sicher war.
Mit Glanz in den Augen erzählte der RaumfahrtEntertainer, wie er beim Ausstieg aus der Luke
mit seinem „Rucksack“ einen wichtigen Schalter
abbrach, der für das Zünden der Raketen für die
Rückkehr zur Raumfähre Columbia nötig gewesen
wäre. Aber, so erzählte Buzz weiter, „Wir haben
nicht gefunkt – Houston wir haben ein Problem...!“
Mit einem Kugelschreiber löste Aldrin pragmatisch das Problem und rettete somit den beiden
Mondspaziergängern das Leben.
„Bei der Vorbereitung zum Start haben wir
dann alles, was wir nicht mehr brauchten aus der
Mondlandefähre geworfen- das Zeug liegt heute
noch da“, so Aldrin. „Schickt doch mal jemand
rauf, um die Sachen für Euer Museum zu holen“,
scherzte Buzz.
„Wir haben das Unmögliche möglich gemacht
und somit nur den Anfang der bemannten
Raumfahrt begründet“, referierte Aldrin. „Es muss
jetzt logisch weitergehen und der Mars ist das
nächste Ziel für die bemannte Raumfahrt! Die
Wissenschaft, die technische Entwicklung und die
Entwicklung der Menschheit braucht die bemannte
Raumfahrt!“, so resümierte er seinen Auftrag in
diesem Leben.
Auf die Frage, was er als erster Mensch auf
dem Mond gesagt hätte, wusste er sofort eine
Antwort: „Look here: The magnificence of the
human being in the desolation on the surface of
the Moon!“
Wenn er gefragt wurde, warum das berühmte
Foto von ihm mit den „Footsteps in the dust“ so großartig
und so bedeutungsvoll sei, antwortete er immer: „Location,
Location, Location!“.
Mit diesem Schlusswort verabschiedete sich der Held
der Menschheitsgeschichte im vollbesetzten Museumssaal.
Möglich, dass man ihn in Deutschland nicht wieder sehen
wird, denn wer weiß wie oft der rüstige Raumfahrtrentner
noch solch große Touren durch die Welt machen wird.
Es war ein eindrucksvolles und berührendes Erlebnis, diesem
Menschen noch einmal persönlich begegnet zu sein, denn auch
wenn die Welt voll ist von „Superstars“, die mit mehr oder weniger
großartigen Leistungen Menschenmassen begeistern, es gibt halt
nur zwei erste Menschen auf dem Mond- und einer davon lebt
bereits nicht mehr. Für mich, der mit 4 Jahren nachts mit den Eltern
vor dem Fernseher saß und das Ereignis live mitverfolgt hat, war
diese Begegnung überwältigend und berührend.
Fotos und Text: Thomas Henne
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EIN RUNDGANG DURCH EUROPAS GRÖSSTE
Bild oben links: Es bietet sich ein eindrucksvoller Blick in die
geöffnete Luke des Space Shuttles BURAN. | Bild oben rechts:
Die neue „Mond“- Ausstellung im Technik Museum Speyer mit
einer realistischen, lebensgroßen Darstellung einer Mondlandefähre,
Astronauten und dem Mondauto "Lunar Roving Vehicle", wie es
ab Apollo 15 benutzt wurde. | Bild unten rechts: Im Zentrum der
größten Raumfahrtausstellung Europas steht das russische Space
Shuttle BURAN.
RAUMFAHRTAUSSTELLUNG
IM TECHNIK MUSEUM SPEYER
Im Zentrum der größten Raumfahrtausstellung Europas steht das russische Space Shuttle BURAN.
IN DER RAUMFAHRTHALLE PRÄSENTIERT DAS TECHNIK MUSEUM SEIT OKTOBER 2008 EUROPAS GRÖSSTE RAUMFAHRTAUSSTELLUNG. DIE HALLE HAT EINE LÄNGE VON 85 M, EINE BREITE VON 75 M UND EINE
HÖHE VON BIS ZU 22 M. DIE AUSSTELLUNGSFLÄCHE AUF DREI EBENEN BETRÄGT CA. 9.000 QM.
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Das Highlight der Ausstellung ist ein original russisches Space
Shuttle vom Typ BURAN. Außerhalb von Russland und Amerika
ist die BURAN in Speyer der einzige Raumgleiter, der in einem
Museum besichtigt werden kann. Die BURAN war das Ergebnis
eines der ehrgeizigsten Projekte in der Geschichte der russischen
Raumfahrt. Der gewaltige Raumgleiter ist 36 m lang, 16 m hoch
und wiegt ca. 80 Tonnen. Wie beim amerikanischen Modell
stand die Wiederverwendbarkeit nach erdnahen Raumeinsätzen im
Vordergrund. Obwohl sich beide Raumgleiter äußerlich sehr ähnlich
sehen, gibt es technisch fundamentale Unterschiede. Beim US Space
Shuttle wird der größte Teil der Schubkraft durch die eingebauten
Triebwerke erzeugt, die beim Start durch Zusatzraketen unterstützt
und durch einen Außentank mit Treibstoff versorgt werden. Die
BURAN wurde dagegen mit einer riesigen ENERGIJA Rakete gestartet. Durch die Beschränkung auf kleine Manövriertriebwerke war
die BURAN im Bau weniger aufwändig und konnte auch mehr
Nutzlast ins All befördern. Des Weiteren verfügte sie über bessere
Segeleigenschaften, wodurch sie in der Lage war, fünf Tonnen
mehr Nutzlast zur Erde zurück zu bringen. Sie wurde außerdem, im
Gegensatz zum US Space Shuttle, von Beginn an auch für unbemannte Missionen konzipiert.
Der im Museum gezeigte BURAN-Prototyp OK-GLI wurde 1984
gebaut und diente zur Erprobung von Gleitflug und Landung nach
dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Bis 1989 hat die OK-GLI
im Rahmen dieses Projektteils 25 Atmosphärenflüge absolviert und
damit entscheidend zum erfolgreichen Orbitalflug einer BURANRaumfähre im Jahr 1988 beigetragen. Nach dem Zusammenbruch
der Sowjetunion wurde die Weiterentwicklung der BURAN zunächst
gestoppt, und 1993 dann endgültig eingestellt. Für die
BURAN OK-GLI begann nach dem Ende des russischen
Space Shuttle Programms eine lange Odyssee. Nach 10-jähriger Lagerung wurde sie 1999 nach Sydney verschifft, wo
sie während der Olympischen Sommerspiele als Touristen
Attraktion ausgestellt wurde. Im Anschluss daran ging sie
in den Besitz einer Investorengruppe aus Singapur über,
die mit ihr eine große Welttournee plante. Erste und letzte
Station dieser Tournee war im Jahr 2002 Bahrain. Aufgrund
von wirtschaftlichen Differenzen wurde der Raumgleiter
beschlagnahmt und im Hafen von Bahrain eingelagert. Im
Sommer 2003 erwarb das Museum die BURAN, aber aufgrund von Rechtsstreitigkeiten verzögerte sich der Transport
nach Deutschland um fünf Jahre. Anfang März 2008 konnte
der Transport des Shuttles in das Technik Museum Speyer
schließlich beginnen. Von Bahrain ging es zunächst an Bord
eines Hochseeschiffs durch das Rote Meer, den Suez-Kanal,
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Szenen vom Mond: die Flagge der USA vor der Mondlandefähre
„Eagle“„We came in Peace for all Mankind“ war auf der Plakette zu
lesen, die an der Mondlandefähre befestigt war. Sie ist noch immer
auf dem Mond, denn der untere Teil der Fähre wurde beim Start
getrennt und verblieb auf der Mondoberfläche.
Bild oben links: Ein Raumanzug mit Hasselblad Mittelformat-Kamera, wie er
von den NASA-Astronauten Eugene A. Cernan und Harrison H. Schmitt getragen
wurde. | Bild oben rechts: Ein Modell der internationalen Raumstation ISS verdeutlicht die enormen Dimensionen dieses Projektes. | Bild unten links: Ein Blick
in das Spacelabmodul der ESA aus dem Jahr 1983.
das Mittelmeer und den Ärmelkanal nach Rotterdam. Von
dort wurde die BURAN auf einem Ponton rheinaufwärts nach
Speyer gefahren. Die Fahrt auf dem Rhein dauerte 6 Tage und
wurde von zahllosen Schaulustigen verfolgt. In allen Medien
wurde weltweit über den spektakulären Transport berichtet.
Neben der BURAN ist ein weiteres spektakuläres
Raumfahrzeug zu sehen: Die original Landekapsel der Sojus
Mission TM-19, mit der der deutsche Astronaut Ulf Merbold
im Jahr 1994 von der russischen Raumstation MIR zur Erde
zurück flog, kam von Moskau über Frankfurt nach Speyer.
Sojus ist der Name einer Reihe von bemannten russischen
Raumschiffen für Besatzungen von bis zu drei Personen. Das
in den 1960er Jahren entwickelte und anschließend mehrfach
modifizierte Sojus-Raumschiff wurde zu einer bemannten
Fähre für die Raumstationen der Saljut-Reihe, später für die
MIR und derzeit für die Internationale Raumstation (ISS). Das
Sojus-Raumschiff ist seit 1967 im Einsatz. Sojus TM-19, so
lautete die Missionsbezeichnung für den 19. Besuch eines
Sojus-Raumschiffes bei der Raumstation MIR und den 95. Flug
im russischen Sojusprogramm. Die Mission startete am 1. Juli
1994 im Weltraumbahnhof bei Baikonur, Kasachstan.
Die ersten bemannten sowjetischen Raumschiffe Wostok
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bestanden aus zwei Modulen, der kugelförmigen Landekapsel
und einem Geräteteil. Im Geräteteil befanden sich hauptsächlich
das Bremstriebwerk und die notwendigen Treibstoffe. Die technische und wissenschaftliche Ausrüstung der Landekapsel bestand
überwiegend aus Telemetrie- und Kommunikationssystemen sowie
Landesensoren und dem Landefallschirm. Der Kosmonaut war
auf einem Schleudersitz festgeschnallt, der vor der Landung
herauskatapultiert wurde. Durch die Kugelform der Landekapsel
konnten nur ballistische Landungen durchgeführt werden. Für den
Kosmonauten bedeutete das Belastungen bis 10g, das zehnfache
seines Körpergewichtes, weil es schwierig war die Landekapsel
vor dem Aufschlag genügend abzubremsen. Die Sicherheit des
Kosmonauten war höchste Priorität, und deshalb sollte er separat an einem Fallschirm landen. Der Schleudersitz diente außerdem bei Problemen während des Starts der Trägerrakete als
Sicherheitssystem für den Kosmonauten. Der erste unbemannte
Start des Wostok-Raumschiffs erfolgte am 15. Mai 1960 unter
der Bezeichnung „Korabl Sputnik 1“ noch ohne Hitzeschild,
Fallschirmsystem und Schleudersitz; um den Westen zu täuschen,
„Sputnik 4“ genannt. Mit dem Raumschiff „Korabl Sputnik 2“
(Sputnik 5) flogen die beiden Hunde „Belka“ und „Strelka“ sowie
zwei Ratten und 28 Mäuse an Bord in die Erdumlaufbahn. Für die
abschließenden Tests des Schleudersitzes und des Fallschirms für
den Piloten diente eine Testpuppe mit Größe und Gewicht eines
Menschen. Der eineinhalbstündige Flug von „Korabl Sputnik 4“
(Sputnik 9) am 9. März 1961 verlief reibungslos, und der an Bord
befindliche Hund „Tschernuschka“ sowie der Dummy waren nach
der Landung wohlauf. Als erster Mensch flog dann am 12. April
1961 der Fliegerkosmonaut Juri Gagarin mit dem Raumschiff
Wostok 1 in die Erdumlaufbahn. Er umkreiste die Erde einmal und
landete nach 1 Stunde und 48 Minuten in Kasachstan. Insgesamt
sechs bemannte Wostok-Missionen startete die UdSSR von 1961 bis
1963. Bei der in der Raumfahrtausstellung des Technik MUSEUM
SPEYER gezeigten Replika des Wostok-Raumschiffes handelt
es sich um einen Nachbau in Originalgröße bei dem insbesondere auch kleinste Details exakt nachgefertigt wurden.
Neben russischen Raumfahrtexponaten präsentiert das
Technik Museum Speyer in der Raumfahrthalle gemeinsam mit der SPACE EXPO e.V. auf ca. 2.500 qm außerdem die Raumfahrtausstellung „Apollo and Beyond“. Diese
Ausstellung dokumentiert die spannende Entwicklung der
bemannten Raumfahrt in den USA, Russland und Europa
anhand einzigartiger Exponate. Von Raumanzügen über
Weltraumnahrung bis zu einer Toilette, die auch in der
Schwerelosigkeit funktioniert, ist alles zu sehen, was mit der
Weltraumfahrt zusammenhängt. Des Weiteren ist es dem
Museum gelungen, vom Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) ein Trainingsmodul des Weltraumlabors
SPACELAB zu erhalten.
Der Bau des Spacelabmoduls war das ehrgeizigste und
erfolgreichste deutsche Raumfahrtprojekt der 80er Jahre in
Zusammenarbeit mit der ESA. Allein beim ersten Flug mit
dem deutschen ESA-Astronauten Ulf Merbold im November
1983 (STS-9), dem ersten Flug eines Deutschen mit dem
Space Shuttle, trug das Raumlabor mehr Instrumente ins
Weltall als alle europäischen Satelliten zuvor. Spacelab
blieb erfolgreich bis 1998 im Einsatz und kam in unterschiedlichen Konfigurationen bei 22 Raumflug- missionen
zum Einsatz. Das zylindrische Hauptmodul misst etwa vier
Meter im Durchmesser bei rund sieben Metern Länge und
diente den Astronauten als Arbeits- und Forschungsraum.
Weitere, sich anschließende Paletten von etwa drei
Metern Länge nahmen Ausrüstung und Gerätschaften
für Experimente außerhalb des Shuttles im All auf. In
dem exakten Nachbau des originalen Moduls trainierten
die Astronauten beim DLR und später im europäischen
Astronautentrainingszentrum EAC in Köln-Wahn und
bereiteten sich auf ihre Missionen vor.
Das Raumfahrt-Unternehmen EADS Astrium hat
zur Ausstellung u.a. ein 1:1 Modell des ISS Moduls
COLUMBUS beigesteuert.
Seit Juni 2013 zeigt das Museum den neuen
Ausstellungsbereich „Der Mond“ mit einem ganz besonderen Highlight – einem 3,4 Milliarden Jahre alten Mondstein.
Dieser Mondstein wurde am 1. August 1971 von den Astronauten
Dave Scott und Jim Irwin von einem Basalt-Felsblock im HadleyApenninen Landegebiet abgeschlagen. Das TECHNIK MUSEUM
SPEYER ist deutschlandweit das einzige Museum, die einen Original
Apollo Mondstein in detailgetreuer Kulisse ausstellt.
Dieser „Mond“- Bereich widmet sich ausschließlich den Apollo
Missionen. Auf einer nachgebildeten Mondoberfläche wird die erste
und letzte Mondlandung dargestellt. Zu sehen sind unter anderem Modelle der Apollo 11 Mondfähre „EAGLE“, das Mondauto
„Lunar Roving Vehicle“ (LRV) welches bei den Apollo 15 - 17
Mondlandungen zum Einsatz kam sowie Raumanzüge, wie sie von
Eugene A. „Gene“ Cernan, Apollo 17 Kommandant (CDR), und
Harrison H. „Jack“ Schmitt, Apollo 17 Pilot der Mondfähre (LMP)
getragen wurden.
Die Ausstellung- ein absolutes MUSS für alle, die sich für die
Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft der Raumfahrt interessieren- ist 365 Tage im Jahr von 9 – 18 Uhr geöffnet.
Text und Fotos: Thomas Henne
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