noteblogbook2006 - Christof Hintze Unternehmensberatung

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noteblogbook2006 - Christof Hintze Unternehmensberatung
noteblogbook2006
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Das 2. Marketinggebot vom Werbegott:
Intuition.
Mittwoch, 10. Mai 2006
Alles, was wirklich gut ist, entscheidet, entdeckt und
bemerkt man intuitiv. Wer seinen Kopf anstrengen muss,
um dahinter zu kommen, wie gut eine Idee ist, der hat
entweder keine gute Idee oder keine Intuition. Man spürt
genau, wenn es stimmt. Deshalb muss man lernen, erst
seine Intuition genau zu hören. Und dann auf seine Intuition zu hören. Denn nur diese schafft Großartiges. Der
Kopf allein ist zu solcher Ideenqualität bei weitem nicht
im Stande. Vielen Menschen fehlt diese. Oder ist abhanden gekommen. Deshalb brauchen diese uns. Leider oftmals auch Statistiken, Zahlen und Daten. Und am schlimmsten ist der Sekretärinnen-Test. Deshalb stellen diese so
bescheuerte Fragen. Deshalb fällt denen nichts ein. Deshalb suchen die immer nach dem vermeintlichen Problem,
anstatt das Gute an einer Idee zu entdecken. Intuition
geht verloren oder wird verschüttet. Wenn man aufhört,
sich selbst ein Gefühl von allem zu machen. Und wenn
ich "allem" schreibe, dann meine ich auch allem. Alle
Sinne müssen ständig gereizt werden, um die Sensibilität
für die Intuition auf einem hohen Empfindungsniveau zu
halten. Wenn man aus Versehen anfängt, rationale Aspekte
dem Gefühl vorzuziehen, dann ist es um einen geschehen. Deshalb ist Intuition das beste Marketing-Werkzeug.
Kostet nichts. Kann man immer schulen. Steckt in jedem
Bauch. Und ist für die wunderbarsten Dinge im Arbeitsleben wie im Privatleben zuständig. Alles andere, was so
richtig in die Hose geht, war in der Regel – wohl überlegt.
Grüße aus dem 7. Werber-Himmel.
Geschrieben von Christof Hintze in 10 + 1 Marketinggebote um 14:27
Das 3. Marketinggebot vom Werbegott:
Einfach.
Dienstag, 9. Mai 2006
Das ist ein schwierig zu befolgendes Gebot. Denn wir
besitzen zu viele Werkzeuge. Aber Einfachheit entscheidet
über Wirkung oder Wirkungslosigkeit. Die erste Idee ist in
der Regel die beste und einfachste. Der erste jungfräuliche Gedanke. Weil es genau der ist, der noch unbeeinflusst ist von allem Ideenschädlichen. Er ist frisch, schnell,
geradeaus und losgelöst von allem Komplizierten und
Problematischen. Einfach lebt vom Weglassen. Vom Klaren
und Verständlichen. Nur was beeindruckend einfach ist,
ist zugleich unglaublich überzeugend. Vergiss vor der
genial einfachen Idee alles andere wie das Layout, den
Kunden, den Job, den Chef, den Geschmack. Berücksichtige nichts, bevor du nicht die einfache Idee vor
Augen hast. Die Summe deiner Gedanken ist immer zu
einer einfachen, genialen Idee im Stande. Wenn du lernst
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und bereit bist, diese zu pflücken wie eine reife Frucht.
Woran du die einfache Idee erkennst? Das spürt man.
Das geht wie eine warme, schöne Welle durch den Kopf
und den Körper. „Das ist es!“ sagt dir jede Faser deines
Körpers. „Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit
gekommen ist“, sagte mal Viktor Hugo. Du musst sie nur
zulassen. Immer und immer wieder. Musst lernen, sie zu
beschützen und zu verteidigen. Für die einfache Idee
musst du bereit sein, Opfer zu bringen. Die Wirkung wird
es dir auf Heller und Pfennig zurückzahlen. Einfach. Nur
einfach ist wirkungsvoll. Nur einfach ist erstrebenswert.
Nur einfach ist liebenswert. Nur einfach ist hohe Lebensund Arbeitsqualität. Und verwechsle niemals einfach mit
simpel. Einfach ist schwer und wirkungsvoll simpel ist
leicht und wirkungslos. Eine einfache Botschaft vom
Werbegott aus seiner himmlischen Agentur.
Geschrieben von Christof Hintze in 10 + 1 Marketinggebote um 14:29
Das 4. Marketinggebot vom Werbegott: K3.
Montag, 8. Mai 2006
Kontinuierlich. Konsequent. Kreativ. Ich möchte nicht
sagen, dass es egal ist, was man macht, Hauptsache
man macht es K3. Immer wieder. Immer richtig. Immer
überraschend anderes und dabei so gleich. Aber nahe
dran ist man schon. Auch durchschnittlich bis schlechte
Konzepte setzen sich mit dem K3-Prinzip letztendlich
besser durch, als ständiger Tapetenwechsel. Deshalb ist
sehr gutes Marketing eigentlich todlangweilig. Denn man
macht einmal alles richtig und das war es dann auch
schon. Marlboro ist so ein Fall. Pferde von Links. Pferde
von Rechts. Weiße Pferde für Lights. Braune für Medium.
Schwarze für Regular. Und einfach Wellcome to ... Das
war´s. Die Moden kommen und gehen. Die Pferde stehen.
An einer guten Markenpositionierung zieht alles spurlos
vorüber. Man muss nur den 3Ks folgen. Der Erfolg kommt
von selbst. Man kann ihn einfach nicht verhindern. Das
schaffen nur diese jungen Product Manager. Oder neue
Marketingleiter. So lange die Endscheider immer zwanghaft ihre Markierung – wie pinkelnde Hunde - an der eigenen Marke hinterlassen müssen, natürlich gut sichtbar, so
lange verdienen Werber Geld. Ein Glück gibt es zum
Schutz der Werber dieses unüberwindbare Naturgesetz:
die Eitelkeit. Danke.
Geschrieben von Christof Hintze in 10 + 1 Marketinggebote um 14:29
Das 5. Marketinggebot vom Werbegott:
Involvement-Strategie.
Sonntag, 7. Mai 2006
Die einen nennen es trojanisches Pferd, die anderen nennen es Involvement-Strategie. Gemeint ist das Selbe.
Man nimmt sich einen wirklich durch und durch relevanten Kundennutzen. Entdeckt dazu das passende Involvement. Somit bekommt der Kundennutzen einen Träger für
die Botschaft. Und das Ganze versieht man mit dem passenden Absender. Der mit dieser Botschaft eindeutig in
Verbindung gebracht werden will. Das ist wie ein Brief.
Der Umschlag ist das Involvement. Der Brief darin die
Botschaft. Und der Absender ist wohl allen klar, steht ja
drauf. Die Botschaft erhält man also nur mit dem Umschlag – dem Involvement. Die Krieger nur im Bauch des
Trojanischen Pferdes. Man muss sie nur rein lassen. Wie
den Brief ins Haus. Das Involvement sollte aber positiv
sein. Oder positiv und andersartig. Das Involvement ist
wie ein Enzym, ohne das ein Vitamin nicht an die richtige
Stelle im Körper gelangen würde. Es transportiert den
Nutzen zum richtigen Ort. So argumentiert die moderne
Geisteswissenschaft. Nicht ich. Ich mach mir das nur zu
eigen. Vorsicht: nackte Frauen sind zwar ein großes
Involvement, aber die fehlende Anbindung an den relevanten Kundennutzen macht leider nur geil und bewirkt in
die gewünschte Richtung nichts. Somit ist auch widerlegt,
dass Sex verkauft. Außer Pornos. Kinder und Tiere sind
zwar auch schön, aber wenn es keine Verbindung zum
Kundennutzen gibt, kann auch keine Werbewirkung erfolgen. So einfach, wie es klingt, ist es denn doch nicht.
Denn die wenigsten fühlen dem Nutzen so auf den Zahn,
dass der wie aus Stein gemeißelt vor ihnen steht. Und
das Entdecken eines fabelhaften Involvements ist dann
doch nur einigen wenigen wirklich kreativen Köpfen vorbehalten. Wäre ja auch schlimm, wenn das jeder könnte.
Es gibt ja auch nicht nur tolle Weine, Fußballer oder
Schauspieler. That´s life.
Geschrieben von Christof Hintze in 10 + 1 Marketinggebote um 14:30
Das 6. Marketinggebot vom Werbegott:
Verdichtung.
Samstag, 6. Mai 2006
Jeder Job, jeder Pitch, jeder Kunde, jedes Projekt ist eine
Chance, dass du besser wirst. Im selben Glas Wein kann
sehr schlechter sein. Oder sehr guter. Also, nutze jede
sich dir bietende Gelegenheit, um deine Qualitäten zu
verdichten. Heul nicht rum, weil es zu wenig Geld gibt
oder zu wenig Zeit. Das Briefing Mist ist und dich keiner
versteht. Sondern begreife jeden Job immer wieder als
neue Chance, dass du besser wirst. Zu dem, was dir vorstrebt. Der Job, der Kunde und alle anderen sind nicht
deine Gegner, oder tun nicht so, als ob sie dich nicht verstehen. Nutze sie wie Eisschollen über einen Fluss, über
die du läufst zu deinem Ziel. Stecke dir hohe Ziele und
begreife, dass nur die Verdichtung der Qualitäten dir
überhaupt die Chance ermöglicht, an einem Ziel anzukommen. Wer nicht mal das tut, kann nirgendwo ankommen. Die meisten in der Werbung klagen und beklagen
sich rund um die Uhr. Wie dumm und dämlich alle sind.
Das ist dumm. Jeder junge Musiker nützt jeden Gig, der
sich ihm bietet, um voran zu kommen. Jeder Autor jedes
Buch. Jeder Fußballer jedes Spiel. Nur die Anwesenheit
eines imaginären Gegners gibt dem Ganzen überhaupt
einen Sinn, der Gegner ist nicht das Publikum, der Leser
oder der Zuschauer, der Gegner ist die Überwindung und
das ständige Verlangen selbst besser und besser zu werden. Die Wenigsten haben das begriffen. Deshalb sind die
Wenigen, die es verstanden haben, auch um so vieles
besser als alle anderen. Du bis nicht Deutschland, du bist
dein größter Fan. Du bist Deine größte Aufgabe, Herausforderung und auch dein stärkster Gegner. In China verhält es sich beim Shiatsu (Druckmassage) so, dass der
Therapeut sich nach der Behandlung beim zu Therapierenden bedankt. Weil er nur durch ihn weiter gekommen ist.
Geschrieben von Christof Hintze in 10 + 1 Marketinggebote um 14:31
Das 7. Marketinggebot vom Werbegott:
Emotion.
Freitag, 5. Mai 2006
Die Medizin nützt längst den Placeboeffekt. Denn was
heilt, hat Recht. Nachweislich steckt in homöopathischen
Medikamenten nichts Wirksames, aber ebenso nachweislich funktioniert es. Die Schulmedizin macht sich diese
Tatsachen längst zunutze. Die Marketing-Welt nicht. Die
rechnet immer noch an Erfolgsformeln herum. Lässt alles
testen. Zieht Statistiken zu Rate. Der unbedingte Wille,
nichts falsch zu machen und immer das Richtige zu tun,
lässt das wirksamste Mittel der Kommunikation im Regen
stehen. Und dann sind da noch die Besserwisser, die mit
Logik an alles heran gehen. Die wollen alles richtig
machen. Und berufen sich auf Berge von Zahlen, Daten
und Fakten. Auch die lassen das beste Instrument der
Kommunikation im Koffer. Die Emotion benötigt nichts
außer sich selbst. Die Kraft und Wirkung, die von ihr ausgelöst wird, erreicht und erzielt alles im Handumdrehen
mit einer spielerischen Leichtigkeit. Die Emotion kann
alles, was die Ratio nicht hinbekommt. Darum treffen gute
Ideen immer die Emotion und lösen das aus, was wir wollen. Wenn sich alle darum bemühen, Wissen zu vermitteln, hat der Glaube schon längst Märkte versetzt. Nicht
logisch, funktioniert aber.
Geschrieben von Christof Hintze in 10 + 1 Marketinggebote um 14:32
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Die Harmonisierung von emotionalen und rationalen
Werten in der Wirtschaft – das hat sich Balance Marketing
zum Ziel gesetzt.
Weil Zahlen und materielle Werte allein die Menschen
nicht mehr erreichen. Nicht mehr befriedigen. Die unerwünschten Nebenwirkungen des materiellen Drucks
haben die Suche nach emotionalen Werten ausgelöst.
Diese stehen dem immer mehr, immer schneller, immer
teurer, immer größer mehr als kritsich gegenüber. Das
veränderte Konsumverhalten unserer Gesellschaft bringt
das zum Ausdruck. Der Konsum hat seine Grenzen in
Sachen Befriedigung erreicht. Die Flucht in esoterische, in
die fernöstliche Heilkunde, Homöopathie, Shiatsu, Yoga
und so weiter sind eindeutige Anzeichen für eine unerfüllte Sehnsucht der Menschen nach neuen erstrebenswerteren Werten, weit weg von den numerischen.
Das bedeutet: Jedem numerischen rationalen Wert oder
Ziel sollte ein gefühlsmäßiger, emotionaler Wert gegenüber gestellt werden. Beides zusammen ergibt einen
höheren Sinn.
Stellt sich ein Unternehmen ein numerisches Gewinnziel
in Zahlen, so muss dem zur Seite auch ein emotionales
Ziel gestellt werden, wie mehr Urlaubstage, Familientage,
Schulungen, Seminare, Wellnesstage oder anderes.
Etwas, das gleichwertig emotional erstrebenswert ist.
Ziel ist es, sinnvolle Anreize zu schaffen für eine erstrebenswerte Lebensqualität über eine erhöhte Arbeitsqualität. Das aber mit neuen Inhalten und Mitteln.
Die alten Systeme haben ausgedient. Sie frustieren mehr,
als dass sie die Menschen motivieren. Deshalb ist es an
der Zeit, einen Schritt weiter zu denken und zu handeln.
Wer in Zukunft erfolgreich sein will auf materieller und emotionaler Ebene, der muss zwei Arten von Gewinn erwirtschaften: den man zählen kann und den man fühlen kann.
Geschrieben von Christof Hintze in Balance Marketing um 09:42
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deckt von einer dicken Schicht Gleichstellungsstaub.
Jahre später taucht der Effekt in einem anderen Bereich
wieder auf. Die Blue AG fusioniert mit der Green AG zur
GreenBlue AG, nach Einverleibung der Orange Holding
AG heißt das Konstrukt OBG AG, nach Wechsel der
Vorstandsspitze zunächst Brzgs Group, nach Ausgliederung des inzwischen in die Unrentabilität gemobbten
Kerngeschäfts von seinerzeit sowohl Blue als auch Green
dann Colourless Services Group ... bevor das DING dann
nach einem Ausflug ins Formel-1- oder Americas-CupSponsoring zur Bilanzbereinigung und Abwehr der Insolvenz alle Immobilien verkauft und endlich für ein Butterbrot an eine amerikanische, britische oder schweizer
Anlagegesellschaft verscherbelt wird, die unter dem
Namen Blue GmbH wieder ins alte Kerngeschäft einsteigt. Das alles mit dem Anspruch, die Kunden mögen
das verstehen, mitmachen, mittragen, gut finden und
nachvollziehen. Alles für die Aktionäre. Na sicher.
Geschrieben von Torsten Matthes in Das Leben ist kein Ponyhof um 11:04
Die neue Relativitätstheorie
Freitag, 9. Juni 2006
Die Vorentscheidung ist gefallen. Es ist so gut wie bewiesen. Man hat sich möglicherweise geeinigt. Es scheint
realtiv sicher. Der Mutmaßliche. Wie aus Fachkreisen verlautbart wurde. Wie wir aus gut unterrichteten Kreisen
erfahren durften. Da ist so gut wie nichts mehr zu
machen. Es verdichten sich die Hinweise. Ich sag mal so.
Ja gut. Die Beweislast ist erdrückend. Eigentlich ist die
Entscheidung gefallen. Es könnte theoretisch. So müsste
es gewesen sein. Bis zu über. Man geht davon aus. Okay,
ja, ja. Man ist sich so gut wie einig. Das sieht ganz so
aus. Gleich müsste es soweit sein. Es kann sich nur noch
um Stunden handeln. Da wird sich nicht mehr viel verändern. Die Zeichen sind ziemlich eindeutig. Es ist so gut
wie sicher davon auszugehen. Es müsste schon mit dem
Teufel zugehen, wenn. Eigentlich ist die Entscheidung
schon gefallen. Tappen noch im Dunkeln. Man geht nicht
davon aus. Es erhärten sich die Fakten. Die Kreise werden immer enger. Die Richtung schein klar.
Der Schnarrenberger-Effekt in der Werbung
Donnerstag, 8. Juni 2006
War es in den 70er-, den 80er- oder etwa schon den 60er
Jahren? Irgendwann brach sie über uns herein, die Sozialpädagogisierung des ganzen Lebens. Ein Überbleibsel
aus dieser Zeit sind die damals verbreiteten Doppel- und
x-hoch-n-fach-Nachnamen, mit denen selbstbewusste (!)
Frauen ihren Anspruch auf Gleichberechtigung zur Schau
stellen konnten; Gleichberechtigung per Stigma sozusagen. Vorbei. Verweht vom Wind der Geschichte, zuge-
Kräht der Hahn auf dem Mist, dann verändert sich das
Wetter, oder es bleibt, wie es ist.
Es ist schon schlimm, mit anzusehen und zuzuhören,
wenn man eigentlich nichts mehr, nichts Neues, nichts
Anderes zu sagen oder zu zeigen hat, aber dem Ganzen
unbedingt noch etwas hinzufügen muss. Das ist nicht
realativ, sondern objektiv furchtbar.
Geschrieben von Christof Hintze in Wilde Thesen um 08:42
Konfuzion sagt... (6)
Favorite things – Mein Bonanzarad
Dienstag, 13. Juni 2006
Donnerstag, 15. Juni 2006
... was man lauter sagt, wird dadurch nicht wirklich richtiger, sondern in der Regel nur lauter.
Was Besitzerstolz bedeutet, wurde mir erst richtig bewusst, als ich stolzer Besitzer eines Bonanza-Fahrrads
wurde. Es war Mitte der 70er. Im Fernsehen fesselte uns
eine Cowboy-Serie an den Fernseher, die Schirmherr für
den Namen des gleichnamigen Fahrrads wurde: Bonanza.
Mit dieser Cowboy-Serie wurde zugleich ein Lebensgefühl vermittelt, das – für uns – in völligem Einklang mit
diesem Fahrrad war. Freiheit, Reiten und Cool-Sein ging
nur auf einem Bonanzarad.
In Marketingdeutsch übesetzt: Gute Werbung wirkt, wirkungslose muss man nicht aufmerksamkeitsstärker
machen, sondern wirkungsvoll. Man nehme einfach eine
gute Idee.
Geschrieben von Christof Hintze in Konfuzion sagt um 11:00
Du gehörst zu mir, wie mein Name
an der Tür
Mittwoch, 14. Juni 2006
Eine Marke. Wem gehört die eigentlich wirklich? Man liest
immer soviel von Markeninhabern und ihren Rechten und
dass sie die durchsetzen müssen und irgendwen zurück
in die Steinzeit prozessieren. Aber wem gehört eine
Marke denn wirklich?
Ich meine: Wo wächst und wo gedeiht sie denn? Wo wird
sie ausgepflanzt und kultiviert und zur Blüte und zum
Wert und Ertrag gebracht? Wo? Auf welchem Boden? In
meinem Kopf doch. Im vorderen Markenlappen, direkt
neben dem Ich-Zentrum. Da wächst die Marke. Und
wenn sie diesen Boden braucht, um zu gedeihen, warum
gehört sie dann nicht – wenigstens ein bisschen – auch
mir? Uns. Gesamtverbrauchern.
Das spielt keine Rolle? – Oh doch. Ich meine, wenn
Ferrero das Gesicht auf der Kinderschokolade ändert,
wenn Procter die Rezeptur von Vizir ändert (und in die
Bedeutungslosigkeit marketiert), wenn Ikea Billy einstampfen will, dann haben wir selbstverständlich ein
Mitspracherecht. Die müssen uns fragen. Wenn sie die
Idee "Smart" mit sinnlosen Line-extensions verwässern,
wenn sie VW ruinieren, wenn sie Marken kaputt machen,
ja, und unsere Lieblingsmarken schänden, dann sollten
wir nicht nur ein Mitspracherecht, dann sollten wir sogar
ein Klage- und Vetorecht haben. Mindestens. Finde ich.
Wer keins hatte, war gearscht. Wer eins hatte, verpasste
ihm umgehend einen persönlichen Stil. Individualität
innerhalb der Konformität war extrem angesagt. So wurde
ein Bierdeckel mit Wäschklammern so am Hinterrad befestigt, dass der typische Bonanzarad-Sound hörbar wurde.
Nachtrag: Aber nur, wenn weder die Gewerkschaft, noch
das Duale System Deutschland dabei mitreden dürfen.
Zudem gab es batteriebetriebene Rückleuchten mit
Blinkern. Die Bowdenzüge wurden verziert. Rückspiegel
waren cool. Und die 3-Gang-Knüppelschaltung in der
Mitte. Zubehör für Bonanzaräder schoss wie Pilze aus
dem Boden. Aber irgendwann war es plötzlich vorbei. Da
stand es dann in der Garage und wurde nicht mehr bewegt. Das Bessere war auch schon damals der größte
Feind des Guten. Das galt auch für den Besitzerstolz –
das Skateboard war geboren.
Geschrieben von Torsten Matthes in Wilde Thesen um 10:52
Geschrieben von Christof Hintze in Favorites um 20:09
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Menschen, die diese Gabe der kleinen Ideen besitzen,
sind oftmals die, die fähig und bereit sind, große Ideen
ihren Gedanken entspringen zu lassen.
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der Konsumwelt in seine persönliche Verhaltensweise
übernimmt. Nicht die Erste. Wie man en Essstörungen
und vielen anderen Nebenwirkungen leicht erkennen kann.
Geschrieben von Christof Hintze in Human Marketing um 07:16
Man kann nicht 22 Opern schreiben, wenn man nicht die
kleine Nachtmusik erdacht hat. Denn der Idee ist Größe
egal, ihr geht es nur um Wirkung. Das unterscheidet sie
vom Einfall. Ideen kann man üben, wie Klavier spielen,
wie Dribblings beim Fußball, wie Kochen, wie alles.
Es ist die Gabe, etwas einfach zu machen, um das Leben
schöner und besser zu machen. Die Idee ist der Weg zum
Ziel. Der Weg ins Tor. Der Weg der Komposition zum
Finale. Nichts ist schöner als eine Idee, die zum Wohl
eines begehrenswerten Ziels ihre volle Wirkung entfalten
kann. Nichts.
Geschrieben von Christof Hintze in Marketing Denkanstöße um 09:50
Einfach in die Tonne hauen
Mut
Montag, 3. Juli 2006
Bei einem Großteil aller Entscheidungen im Bereich
Kommunikation sind der Mut und die Chance der
Befürchtung und dem Risiko unterlegen. Sogar, wenn nur
ein Restrisiko von unter 10% vorhanden ist, bewirkt das
in der Regel immer noch die Entscheidung in Richtung
Sicherheit.
Der Zweifel wird immer wesentlich höher bewertet als die
Möglichkeit. Was zweifelsfrei daran liegt, dass Ängste
überall geschürt werden. Sicherheit gepredigt. Woher soll
der Mut in einem solchen Klima kommen wenn er überall
im Keim erstickt wird?
denken selbst dagegen müssen sich nie rechtfertigen.
Leichtsinnig ausgesprochene Floskeln haben schon so
manche große Idee zu Fall gebracht. "Das habe ich schon
irgendwo mal gesehen." Dabei ist eine Idee erst dann
wirklich interteressant, wenn sie verrückt und unmöglich
klingt. Aber der Mut, das Neue und Andere zu wagen,
fehlt. Festhalten an Altem überwiegt. Bis in die Insolvenz.
Bis in die Bedeutungslosigkeit. Lieber im Nichts der Märkte
verschwinden, als den Weg zu ändern. An diesem Punkt
wird Kontinuität gänzlich falsch interpretiert. Kontinuität
im Erfolg ist erstrebenswert. Aber Misserfolg fortzusetzen,
ist wirklich hirnrissig.
Die Fähigkeit und Bereitschaft, anders zu denken, ist nur
wenigen gegeben. Dieses kostbare Talent Wirklichkeit
werden zu lassen, liegt hingegen in der Verantwortung
anderer. Hier ein wunderbares Beipiel stellvertretend dafür,
dass wirklich nichts undenkbar ist.
Geschrieben von Christof Hintze in Marketing Lektion um 07:09
Montag, 3. Juli 2006
Ohne Zweifel sind wir eine Wegwerfgesellschaft. Auch
wenn der Einzelne das nicht wahr nimmt, aber wir werfen
sehr viel weg. Und zwar nicht nur Verpackungen und ähnliches. Sondern uns ist das Wegwerfen so in Fleisch und
Blut übergegangen, dass wir mittlerweile auch so gut wie
alles andere schnell über Bord werfen.
Wo früher noch alles sorgsam verwendet und genutzt
wurde, wächst heute kein Gras mehr. Autos werden maximal zwei Jahre lang benutzt, dann weg damit. Handys ein
bis zwei Jahre, dann muss ein neues her. Klamotten überleben nur noch eine Saison. Und weg damit. Wir konsumieren so nicht nur mehr und schneller, denn das ist der
Vater des Gedankens, sondern wir verinnerlichen dieses
Verhalten. Und zwar so, dass wir uns auch im Umgang
mit der Natur, Mitmenschen und Partnern mittlerweile von
allem trennen können und wollen.
Das Binden an jemanden oder an etwas ist nicht mehr
Teil der Kommunikation. Das Wechseln ist die Kernaussage. Heute so, morgen so. Was für die Betriebswirtschaft
verständlich und erstrebenswert ist, ist es für die
Gesellschaft offensichtlich nicht. Denn wer sich nicht
mehr binden kann und will, der überträgt das auf seine
gesamte Lebensform.
Aus unserer Gesellschaft ist ein Kommen und Gehen worden. Heiraten und Scheiden. Job hier, Job dort.
Diese Entwicklung ist natürlich endlich und wird sich auch
wieder ins Gegenteil wandeln. Aber es ist schon beeindruckend, mitanzusehen, wie man Verhaltensregeln aus
Dabei bewundern alle mutige Ideen. Mutige Entscheidungen. Lesen Bücher und schauen Filme über mutige
Menschen. Aber im Alltag verlässt uns der Mut so schnell,
wie die Bewunderung in der Phantasie gekommen war.
Dabei ist neben der Qualität einer Idee vor allem die
Qualität des Muts entscheidend, diese auch in die Tat
umzusetzen. Nur Mut.
So geht Werbung
Mittwoch, 5. Juli 2006
(Vorabdruck einer Rede, die ich in zehn Jahren vor der
Akademie der deutschen ... ähm, irgendeiner Akademie
eben, halten werde)
Dienstag, 4. Juli 2006
Wie oft hört man immer wieder dieselben Behauptungen,
Vermutungen und Bedenken:
"Das ist unmöglich."
"Da muss man vorischtig sein."
"Das kann nicht funktionieren."
"Das glaube ich nicht."
"Das kommt mir unwahrscheinlich vor."
Die Idee muss sich aller Bedenken erwehren. Die Be-
Zielgruppe, liebe Zielgruppe, gib mir dein Geld./
Dafür geb ich dir einen Austausch, einen Wert,/
einen relevanten Nutzen, glaub mir, das wird schön./
Eine super Balz als Vorspiel (siehe oben),/
ich bin gar nicht so wie alle sagen, ehrlich,/
wir lassen uns ganz viel Zeit (nicht zu viel, sonst schlaf ich
ein)./
Ich bring dir Referenzen ohne Ende,/
die waren alle zufrieden./
Wenn du willst, kannst du mich wieder sehen,/
wenn nicht, auch okay, dann nerv ich dich nicht. Usw.
Glauben Sie mir, so geht Werbung.
Verehrte Jury,
Geschrieben von Christof Hintze in Marketing Lektion um 07:19
Unmöglich
Nun haben aber manche noch nicht gemerkt, dass die
Steinzeit vorbei ist. Was tun sie, arme Troglodyten unter
den Werbemännchens? Auf die Werbe-[sagtmannicht]
hauen, dass es nur so spritzt, und voll aufdrehen und
übertreiben und den Preis runter und die Diskont-MarketingWelle machen, aber sowas von. Und was, wenn sie fertig
sind? Keiner mehr da. Alle: „Iiih!“ gesagt, fremd geschämt, abgehauen. Jaja.
Doch wie macht man’s richtig? Werd ich oft gefragt, und
dann nehm ich die Gitarre (hab zwar keine, aber egal,
kann eh kein Instrument), nehm also meine Gitarre, setz
mich hin und spiel ein Lied. Es ist das Lied vom Anschmusen. Eine Parabel oder wie die Dinger heißen. Geht
ungefähr so:
Musik ist Balz, Tanzen ist Balz, tja und Werbung ist natürlich auch nichts anderes als Balz. Das geht so: Werbemännchen sitzt in seiner Höhle und reibt sich gedankenverloren den kleinen Grundnutzen, da kommt der Frühling,
und das Männchen will raus. Will eine hübsche, nette,
nicht zu komplizierte Zielgruppe kennen lernen, ihr näher
kommen und vielleicht auch ein paar kleine, hübsche
Geschäfte mit ihr groß ziehen. Doch kaum vor der Höhle,
verschlägt es ihm die Sprache: Was ist das?? Dutzende
anderer Werbemännchen stehen rum und tun und
machen und tun und machen sich Konkurrenz!
Verdammt! Jetzt kommt der Moment, in dem er erst mal
nachdenken muss. Hat ihm nicht jeder erzählt: Anpassung?
Wär das Überlebensding? Hm! Nu aber mal langsam: Wie
sehen denn eigentlich die Zielgruppen aus, die auf Anpassung stehen und die man mit max. Anpassung noch
abkriegt? Kanns euch sagen: Schmucklos, trist, ein Jammer, will eh keiner haben, Überbiss, HHNE unter ferner
liefen. Nee, so nicht. Also, was tun? Und da schlägt die
Stunde des Tollseins: Sexy sein! Muss man. Auffallen,
begehrlich sein, die richtige Werbeagentur – was ich den
ganzen lieben langen Tag propagier, eben. Tja.
Haha, Quatsch, war alles nur Spaß! Nehmen Sie sich die
richtige Werbeagentur, dann klappts auch mit der Zielgruppe!
Geschrieben von Torsten Matthes in Das Leben ist kein Ponyhof um 19:08
Respekt
Donnerstag, 6. Juli 2006
Eigentlich sollte man seinen Kunden nichts über Werbung
erklären. Keiner will belehrt werden. Was schon in der
Familie nicht funktioniert oder unter Freunden nur zu
Ärger führt, warum soll das im Business funktionieren?
Sicher rührt es daher, dass so viele Agentur-Kundenbeziehungen schneller als gedacht in die Brüche gehen.
Jeder versucht, den anderen zu dominieren. Jeder auf
seine Weise mit seinen Mitteln. Dabei würde alles viel
besser und wie geschmiert laufen, wenn man das einfach
völlig beiseite ließe. Und jeder sich primär um sich kümmerte. Denn dann ist bekanntlich für alle gesorgt.
Was beim stetigen Klugscheißen nämlich erheblichen
Schaden nimmt, ist der Respekt. Und wenn der mal in
Schieflage ist, dann Prost Mahlzeit. Somit ist es besser,
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Sommermärchen
Peter von Felbert
Peter von Felbert
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Und ich wurde Texter. Die IBM Kugelkopf war das
begehrteste Schreibgerät. Wenn man die anschaltete, die
war nämlich schon elektrisch, dann vibrierte der ganze
Tisch, und dieses brummende Geräusch kenne ich heute
noch. Mit Korrekturband. Das war der Hammer.
Und dann kamen unlängst die ersten MACs. Die hatten
keine Festplatten, da schob man das Textprogramm mit
Disketten rein, um ein Textprogramm zu laden und schob
man eine Diskette hinterher, um das Getextete sichern zu
können. Abgefahren. Diese Disketten waren das Epizentrum des Arbeitsnachweises. Irgendwann passte 1 MB
auf eine. Das war der Wahnsinn.
Ich will die Geschichte abkürzen. Ein paar Jahre später
kommt mir das vor wie eine Zeitspanne von 145 Jahren,
dabei reden wir von gerade mal 15. Und ich sage allen,
die es nicht hören wollen: Der iPod der jetzt 60 Gig hat,
oder das Powerbook mit 120 Gig, die externe mit 1 Tera,
das ist alles in 5 Jahren rückblickend ein Brüller. Es wird
keine Datenspeicher mehr geben. Es wird keine Medien
mehr geben. Denn die Übertragungsgeschwindigkeiten
werden so hoch sein, dass niemand mehr einen Speicher
braucht. Niemand braucht mehr ein Programm. Kein
update. Es gibt nur noch Eingabegeräte. Und der Server,
der alles hat und alles bereit stellt, steht da, wo es kühl
und sicher ist. In der Arktis.
Die Zeit der Geräte ist dann vorbei. Und es gibt nur noch
Überträger und Eingabegeräte. Die Menge von Daten
spielt dann keine Rolle mehr. Alles 1:1. Jede Frage, die
wir uns heute noch stellen, ist ersetzt durch völlig neue
Fragen. Wir werden zurückschauen wie auf die Nordmende Fernseher aus den 70ern, wie auf die Handys aus
den 90ern, wie auf alle diese Höchsterrungenschaften ihrer
Zeit. Über die viele gedacht haben, mal ehrlich, was soll
jetzt noch kommen?
Wir sind nicht mal am Anfang unserer technischen Entwicklungsgeschichte. Auf einem Maßband von 1000 Meter
haben wir evolutionsgeschichtlich gerade mal knapp 2
Millimeter hinter uns. Das sieht für 80 % der Vegetation
und der Tierwelt schon mal ganz anders aus. Da sind ein
paar fast von Anfang an mit von der Partie.
Denkt doch mal an Autos aus den 50ern. An Medizin aus
den 60ern. An diese ganzen technisch so unglaublich
stümperhaften und dilletantischen Umsetzungen. In 20
Jahren blicken unsere Kinder zurück und halten sich den
Bauch vor Lachen, und 20 Jahre weiter wiederholt sich
das Spiel, und 20 Jahre weiter wiederholt sich das Spiel,
und 20 Jahre weiter ...
Geschrieben von Christof Hintze in Marketing Denkanstöße um 07:05
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Invasion der Kochbücher & -Sendungen
Mittwoch, 2. August 2006
Es ist niemandem entgangen, dass alle Bestsellerlisten
seit Jahren von Kochbüchern auf den vordersten Plätzen
dauerbelegt sind. Jamie Oliver ist überall. Und daneben
Tim Mälzer. Kochbücher sind zur Pflichtlektüre geworden.
Man muss sie natürlich sichtbar positionieren. Pazifische
Küche ist so ein Kochbuch, das eher wie Geo Spezial
aussieht. Kochen ist der Trend geworden. Natürlich nicht
das Selberkochen, sondern das So-tun-als-ob-Kochen.
Kochbücher sind wie Edelmarken. Prada der Küche. Sie
sollen viel über die Gastgeber aussagen. Was auf der
Bücherseite riesig läuft, schwappt natürlich im Fernsehen
über. Das Format Kino wartet noch auf einen Kochfilm.
Aber wenn man sich die Mengen von Kochsendungen vor
Augen hält und die Millionen verkaufter Kochbücher, ist
es nur noch eine Frage der Zeit, dass die Superstars in
ausverkauften Fußballstadien kochen. Die Konzerthallen
mit Knoblauchgerüchen füllen. Cooking in the Park. Koch
am Ring. Und die ARD sollte langsam die Kochmusik aus
dem Stadel an den Start bringen. Woodcook ist nur noch
eine Frage der Zeit. Ich höre schon die legendären
Durchsagen: „Ist noch jemand hungrig?“
Straßennamen und Kindernamen werden sich dem Sog
der Kochwelle anpassen: Zwiebelring, Kartoffelallee,
Müslistange, Calamaris, Zuchini bis hin zu Parmesan und
Salami.
Open Air Cooking. Opern Cooking. Klassik Cooking im
Burgtheater. Die Reihe der Kommerzialisierung hat gerade
erst angefangen. Denn es gibt noch keinen Bundeskochpreis. Keinen Nobelpreis für Köche. Und bei der
Oscar-Verleihung fehlt noch The Cook of the Set. Royal
Albert Cooking. The Cooking of the Proms. Wir stehen,
wie wir sehen, noch ganz am Anfang, einer echten
Kochwelle. Aber die Vorboten sind unübersehbar.
Uli Wickert wird die Tagesthemen nicht mit den Worten:
"Das Wetter" beenden, sondern mit "Guten Appetit".
Theaterstücke weden umgeschrieben, damit die Zuschauer nicht ausbleiben: Warten auf den Koch. Was ihr
essen wollt. Der Koch von Venedig. Die drei Töpfe Oper.
Es wird kein Ende nehmen. Popbands werden sich des
Themas annehmen: Pizzaboys, the Currybrothers, The
Mozzarellas und so weiter. Modemarken werden das
Thema entsprechend in Szene setzen: Gurkenhosen,
Calzonehandtaschen, Salatkragen, Nudelkrawatten,
Kartoffelsocken.
Man wird keine Witze mehr erzählen, sondern Rezepte.
Eins ist klar. Wir stehen wie gesagt noch ganz am Anfang.
Das Ende dieser Kochhysterie ist ebenfalls schon be-
stimmt, weil vorgeschrieben und natürlich von biblischem
Ausmaß. Am Ende der Kochwelle steht für alle: Das jüngste Gericht. Na, dann mal guten Appetit.
natürlich von überirdischen Kräften mit allen Mitteln daran
gehindert werden, pünktlich zu sein.
Geschrieben von Christof Hintze in Wilde Thesen um 07:01
Deshalb ist das Warten ein Teil des Lebens dieser bedauernswerten Menschen. Ein großer und langer Teil. Denn
zu dem Fluch warten gesellt sich noch das normale
Warten: an der Ampel. An der Kasse. Am Gepäckband.
Am Fahrstuhl. Am Flughafen. Am Bahnhof. Am U-Bahnhof. An der Bushaltestelle. An der Trambahn. Am Riesenrad. An der Achterbahn. Im Legoland. An der Kino-Kasse.
Auf den Kellner. An der Tankstellenkasse. Bis das Tanken
fertig ist. Beim Arzt. Beim Termin. Beim Amt. In allen
Service-Warteschleifen der Welt. Am Telefon, bis jemand
abnimmt. Bis das Badewasser eingelaufen ist. Bis die
Frau fertig ist, und man endlich los fahren kann. Bis die
Toilette endlich frei ist. Bis der Geruch aus der Toilette
auch endlich verschwunden ist. Bis der Kellner kommt.
Bis das Essen kommt. Bis der Kellner noch mal kommt.
Bis der Kellner wieder kommt. Bis der Kellner die
Rechnung bringt. Bis die Verkäuferin sich einem widmet.
Bis die zweite Kasse im Supermarkt endlich aufgemacht
wird. Im Stau. Bis jemand endlich aus dem Parkplatz raus
ist, damit man selbst rein kann. Bis alle aufgegessen
haben. Bis jemand zurückruft, der sofort zurückrufen
wollte, vor einer Stunde.
Bhagwan Disco
Mittwoch, 2. August 2006
In den 80ern waren Sekten total in. In Köln tanzten mehr
Sekten auf den Straßen herum, als zu Karneval Narren.
Oder fast. Die populärste waren die Bhagwans. Denn die
betrieben Discotheken. Die, in Unterschied zu allen anderen, drinnen total hell und freundlich gestaltet waren. Es
gab Luft zu atmen, Platz für alle. Man bekam seine Getränke sehr zügig. Und die Stimmung war immer sehr
positiv. Dazwischen turnten die sogenannten Sanyassins
herum. In ihren weißen und orangenen Schlabberklamotten. Aber das war uns egal. Die Disco war richtig
gut. In keiner Disco konnte man so einfach Mädchen kennen lernen und abschleppen. Und wenn es mal nicht
klappte, dann hatte man immer einen guten Abend.
Das Konzept hat, glaube ich, kein einziges neues Sektenmitglied geworben. Aber jede Menge Kohle gebracht, das
die Sanyassins ihrem Guru gaben. Das ist so ähnlich wie
heute mit Frau Merkel. Man verdient so sein Geld und
gibt es weiter, für höhere Ziele und Wichtigeres als das
eigene Ego. Und dann gab es Ärger. Bhagwan selbst hat
irre Wirbel gemacht. Und das ganze Kartenhaus viel
ziemlich schnell zusammen. Dann starb der Typ auch
noch und dann ging es gar nicht mehr voran. Denn wohin
mit der ganzen Kohle, wenn der große Kohleschlucker
nicht mehr da ist?
Bis heute denke ich, man hätte den Typ austauschen sollen.
Das hätt eh keiner gemerkt.
Geschrieben von Christof Hintze in Blickwinkel um 07:01
Aber trotzdem ist das schlimmste Warten, also die brutalste Form, die, bei der man sich verabredet hat und man
da sitzt. Und da sitzt.
„5 Minuten. 10 Minuten. Unglaublich: 15 Minuten. War
das überhaupt heute? Ärgerlich, schon 20 Minuten. Das
könnte sie sein ... Nee! Haben wir uns überhaupt hier verabredet? Oh Gott, eine halbe Stunde. Noch 5 Minuten,
dann gehe ich! Die kann mich mal!! Noch 3 Minuten, das
fasse ich nicht. Sollte ich mal anrufen? Ich denke nicht
dran. 40 Minuten! Mir fehlen echt die Worte! Vielleicht ist
was Schlimmes passiert? 42 Minuten, genug ist genug.
Wo ist der Kellner? 47 Minuten. Das darf doch echt nicht
wahr sein – da ist sie, da kommt sie! Endlich.“
„Na, wartest du schon lange?“
Über das Warten und das zu spät Kommen
Donnerstag, 3. August 2006
Nichts passiert zufällig. Deshalb bin ich überzeugt davon,
dass es Menschen gibt, die dazu verdammt sind, ständig
und überall zu warten. Das ist so eine Art Fluch aus dem
vorherigen Leben. Egal, wann und mit wem diese sich
verabreden – sie warten und warten und warten.
Das tun sie aus zweierlei Gründen. Erstens, weil sie es
hassen, zu spät zu sein, und deshalb immer viel zu früh
sind. Und zweitens, weil alle, mit denen sie sich verabreden, um dem Fluch seine größte Wirkung zu verleihen,
„Nee, ich bin auch gerade erst gekommen!“ (Ärger, Ärger,
Wut!)
Der chronisch Unpünktliche hat keine Vorstellung von der
Qual der ewig Wartenden. Das Einzige, das einem den
Schmerz lindert, ist, dass es im nächsten Leben anders
herum geht. Dabei wäre die Lösung für alle so einfach.
Immer 15 Minuten früher los als nötig. Und die Unpünktlichkeit wäre ausgestorben. Aber wem erzähle ich das?
- 64 -
Jahre, sondern noch 27 Jahre. Nach der Stimmung zu
urteilen könnte das eher stimmen. Oder muss man die
Zeit der Nazis mit einberechnen?
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ist auch Widder. Das sagt etwas über mein Temprament
und das meiner Agentur. Die Kunden haben es über die
Jahre sicher nicht immer leicht gehabt. Mit mir.
Geschrieben von Christof Hintze in Blickwinkel um 07:04
Leichtmatrosen
Freitag, 18. August 2006
Irgendwie leben wir in einer Welt, in der immer mehr
Leichtmatrosen das Sagen haben. Am Riesensteuer stehen. Das so groß ist, dass man die Kleinen fast nicht
sieht. Die Richtung ist eigentlich vorgegeben. An den
Rudern dieser Gesellschaft stehen immer mehr Herr
Unerfahren und Frau Fahrlässig. Keiner weiß genau, wie
sie dahin gekommen sind. Eventuell haben sie in einem
Preisausschreiben gewonnen oder in einer dieser Fernsehsendungen wie "Deutschland sucht den Vorstandsvorsitzenden". Keiner weiß genau, wo die zuvor zur See
gefahren sind. Plötzlich stehen die da. Mit Kapitänsmützen,
die ihnen über die Ohren bis auf die Oberlippe rutschen.
Aber 4 Streifen. Oder 4 Sterne. Und immer im feinen Zwirn.
Und so drehen sie an den großen Rudern der Supertanker
dieser Gesellschaft. Und sie kurbeln überraschend mal
nach da und plötzlich nach dort. Um schon wieder doch
nach da zu kurbeln. Und auf Deck, da steht die Mannschaft.
Wechselt Blicke. Und denkt. Was macht der Leichtmatrose
da? Wenn der die Richtung wechseln will, von einem
Schiff, das eigentlich auf Kurs liegt, dann muss der lange
das Steuerrad in eine Richtung einschlagen, bis das
ganze Ding überhaupt mal anfängt, nur einen Strich vom
Kurs abzuweichen. Aber bevor es überhaupt nur den Anschein hat, dass sich etwas richtungsweisend ändert, grinst
da schon wieder der nächste Leitmatrose von der Brücke.
Das erinnert mich an Legoland. Da können Kinder auf
einem Legoschiff mal Kapitän sein. Und wenn man sich
eine Weile dort hinsetzt. Sieht man die Vorstände der
Zukunft an sich vorüber gehen. Wie sie da kurbeln und
Anweisungen über Bord schmeißen. Herrlich. Den ernsten
Blick, den sie jetzt schon dabei machen, der wird sie ein
Leben lang begleiten.
Aber was mich bis heute wirklich wundert und zugleich
begeistert, ist meine Mannschaft. Die eigentlich alle von
dem Zeitpunkt, da sie in meine Agentur getreten sind, der
Sache treu geblieben sind. Wir haben sehr gute und sehr
schlechte Zeiten miteinander durchgemacht. Einige haben
den Absprung gewagt und versucht, sind aber wieder bei
mir gelandet. Diese Loyalität geht mir manchmal echt zu
weit. Diese enge Verbindung ist einem schon mal zu nah.
Aber im nächsten Augenblick ist es genau das, was mich
am meisten an unserer Sache begeistert. Meine Mannschaft hat mir das Wörtchen „Wir“ beigebracht. Was
sicher nicht leicht war. Hat sich aber in allen mir wichtigen
Punkten immer auf mich verlassen. Das daraus entstandene Vertrauen ist so groß, dass meine Agentur das
geworden ist, was ich eigentlich immer wollte. Mehr als
nur Arbeit. Mit dieser Mannschaft macht das alles Sinn,
Lebenssinn.
Was einige wundern wird, dass zu meiner Mannschaft
auch viele meiner Kunden gehören. Die sind gekommen
und geblieben. Und auch die haben wilde Zeiten durchleben müssen mit mir. Aber aus mir unerfindlichen Gründen
haben gerade die mich ständig ermutigt, die Sache voran
zu treiben.
Somit ist das, was ist, nicht mein Produkt. So gerne das
auch viele oft so sehen würden. Der Macher. Nein, nichts
davon. Alles was ist, hat meine Mannschaft geschaffen, in
der ich nur einer von uns bin.
Deshalb gilt mein Dank meiner Mannschaft. Denn ihr seid
es, die mir dieses Leben ermöglichen. Ein sehr intensives
Leben. So wie ich es mir immer gewünscht habe. Das ist
mir im Lauf der Jahre immer bewusster geworden. Was
für ein geiles Leben.
Donnerstag, 24. August 2006
Manchmal frage ich mich, ob auch die Bayern-Spieler
der 70er heute noch ein Kreuz machen und Gott dafür
danken, dass sie in einer solchen Mannschaft spielen
durften. Was für ein Glück. Und dann hat man auch noch
Gerd Müller in seinen Reihen. Wahnsinn. Was wäre aus
den Bayern, dem deutschen Fußball und aus Franz
Beckenbauer geworden, wenn er sie nicht alle reingemüllert hätte? Was für ein verdammtes Glück.
Meine kleine, feine Werbeagentur, die Münchner Feinkostkommunikationsadresse, gibt es nun schon seit 1998.
Genauer gesagt, seit dem 25. März 1998. Ein Widder. Wie
ich. Ich bin nur nicht nur Widder, sondern mein Aszendent
Da muss man doch heute noch dankbar sein. Allein wäre
das alles nichts wert gewesen und hätte man nicht eins
der damaligen Ergebnisse erzielt. Allein, dass Katsche
Geschrieben von Christof Hintze in Wilde Thesen um 07:01
Meine Mannschaft
Schwarzenbeck eines der wichtigsten Tore in der Bayergeschichte gemacht hat, ist doch ein Ding. Das ist wie in
Frankreich, 1998, mit Thuram. Der hat vorher und nachher nie mehr getroffen. Aber als es sein musste, weil mal
kein anderer getroffen hat, da macht der zwei Buden.
Unglaublich. Und im Kleinen, im ganz Kleinen, im Mikrokosmus meiner winzigen, kleinen, aber feinen Feinkostkommunikations-Werbeagentur gibt es so viele Parallelen.
Die die Öffentlichkeit nie sehen wird. Was auch nicht sein
muss. Reicht doch, wenn es die wissen, die dabei waren.
Danke. Uns allen. Und wir haben noch ein langes, geiles
Leben vor uns.
Geschrieben von Christof Hintze in Gleichgesinnte um 07:00
Die Unternehmensflüsterer
Donnerstag, 24. August 2006
So gut, dass niemand weiß, dass ich Unternehmensberatung Rumpelstilzchen heiß.
Die entsprechende Situation wird in diesem Artikel auf
wiwo.de ausführlich geschildert.
Wenn Berater patzen
Es ist nicht mein Thema, mich über das Leistungs- oder
Unvermögen von Unternehmensberatungen auszulassen.
Weil ich davon zu wenig Ahnung habe. Aber dieser Artikel
gießt Wasser auf die Mühlen meines Unverständnisses,
wie leichtgläubig und unkritisch gegenüber Beratungsleistungen Unternehmer sind.
Fast wie eine Mode ist es total schick, sich mit den
Richtigen viel und lange zu umgeben. Der 500er
Mercedes und die 2,5 Mio. EUR Tantiemen reichen schon
lange nicht mehr aus. Mit der namhaften Unternehmensberatung am besten auf dem Golfplatz. Und dann wird in
jeder Einleitung darauf hingewiesen: Wie ABC/XYZ
(hoffentlich heißt so keine!?) uns überzeugend dargestellt
hat ...
Diese Unternehmensflüsterer haben die guten Zeiten hinter sich und schwere vor sich. Die Schoßhündchen der
Führungsriegen fallen langsam aber sicher in Ungnade.
Der Entscheider ist wieder gefordert, selbst zu entscheiden. Denn jetzt wird langsam sichtbar, dass oftmals außer
Honorar und Spesen wirklich nichts gewesen ist. Somit
ist es an der Zeit, dass es Unternehmensberatungen für
Unternehmensberatungen geben sollte. Sind die nämlich
mal nur leicht in Schieflage geraten, kippen die um wie
ein nasser Sack Zement.
Geschrieben von Christof Hintze in Fight-Club um 07:01
Der Traum jeder Anzeige
Donnerstag, 24. August 2006
Wenn Werbeanzeigen unter sich sind, kommt unweigerlich die Rede auf das Thema "Pfeiferauchen". Der
Pfeifenraucher ist der Traum jeder Anzeige, das große
Los, der Lottogewinn. Leben mit dem Pfeifenraucher
heißt Leben im Grünen, in einem geräumigen – nein, nicht
etwa: Heim, sondern Ambiente! Wo Putzfrauen Fremdsprachen sprechen und der Kühlschrank einen höheren
IQ als Albert Einstein hat. In den Träumen einer Anzeige
zieht sie der Pfeifenraucher des Abends auf dem üppigen
Ledersofa vor dem künstlichen Kamin zu sich heran und
verbringt ein paar innige Stunden mit ihr. Es mag
Spannenderes geben – aber wenig, was das Haushaltsnettoeinkommen des Pfeifenrauchers schlägt.
Allerdings geben auch die bravsten Imageanzeigen nach
dem zweiten Likör verschämt zu, dass sie sich manchmal insgeheim wünschen, einfach nur ungezügelten,
schnellen, harten Werbeerfolg mit völlig Unbekannten zu
haben. Meist bleibt es beim Traum. Die Furcht, so zu
enden, wie die allein stehenden, zerzausten Anzeigen, die
den ganzen Tag frustriert versuchen, in der Enge eines
traditionslosen Wochenblatts ein Rudel lieblos in die Welt
gesetzter Botschaften zu bändigen, ist einfach zu groß.
Geschrieben von Torsten Matthes in Das Leben ist kein Ponyhof um 12:00
Werbegeschenke – Ein Schiff wird kommen
Freitag, 25. August 2006
Werbegeschenke:
Die kleinen Beleidigungen, die so gut gemeint waren.
Die man sich aber besser hätte schenken sollen.
Mein bester Freund hat mir zum Geburtstag ein Olivenschiffchen geschenkt. Eigentlich nicht er, sondern seine
Frau. Denn wir schenken uns nichts. Unsere gute Freundschaft ist Geschenk genug. So hat sie ihn so lange drangsaliert, bis er dieses Ding unterm Arm hatte. Woher?
Keine Ahnung. Eventuell aus einem dieser Geschenkartikelläden. Oder sie haben selbst schon zwei und wollten eins los werden.
Das Schlimme an diesem Geschenk ist, dass ich keine
Oliven mag. Ich esse alles und von allem viel zu viel. Nur
zwei Dinge esse ich nicht: Oliven und Kapern. Zum Glück
gibt es keine Kapernschiffe. So schenkt mir mein bester
Freund ein Olivenschiff.
- 84 -
Kopf gelangt? Es muss Bilder von Orten geben, die es
tatsächlich gibt. Und das stimmt mich hoffnungsvoll,
sonst machte ich mich nicht immer wieder auf den Weg,
den Ort meiner Sehnsucht zu finden. Dabei habe ich
gelernt, dass Abbilder – also Fotos, Filme etc. – ganz selten die Realität so wiedergeben, wie sie ist. Manchmal
sogar glatte Lügen sind. Bewusst bin ich mir genauso,
dass Texte, die bei der Leserschaft ebenfalls Bilder hervorrufen wollen, nicht selten die Realität eines Ortes zu
idealisieren suchen; um damit dem gesuchten Idealbild im
Kopf des Lesers zu entsprechen. Das gilt vor allem für
Reisekatalogtexte. Aber auch für Beschreibungen wie
man sie in manchen Reiseführern liest. Auch der Fotograf
– ebenso wie der Autor von Reiseartikeln – hat immer die
Möglichkeit einen Ausschnitt des Ganzen zu wählen.
Er kann sich, wenn auch auftragsabhängig, entscheiden,
was er zeigt oder gerade nicht zeigt. Damit hat er die
Macht über den, der seine Bilder betrachtet. Der
Betrachter hat keine Wahl, als das zu betrachten, was
ihm vorgesetzt wird. Naiv betrachtet der unkritische
Betrachter den oder die Ausschnitte als das Ganze.
Er macht sich daraus sein Gesamtbild, malt sich sein
Panorama aus, und ist schon in die Falle getappt. Mit diesem Bild im Kopf macht er sich auf den Weg. Freimachen
kann er sich davon nicht. Unterwegs dann wächst die
Erwartung an das Neue gleichzeitig mit der Angst vor der
Enttäuschung. Die Enttäuschung – das kennt der Suchende – ist immer möglich; sogar sehr wahrscheinlich. Er
findet den Ort schön, ohne jemals da gewesen zu sein;
und entwickelt hernach eine Sehnsucht, diesen Ort aufzusuchen.
Aber auch der kritische Betrachter mag es nicht, seine
Illusion vom verheißenen (zuvor fotografierten, gefilmten,
beschrieben) Ort zerstört zu sehen. Desillusionierung tut
weh. Und so glaubt er lieber etwas mehr, als etwas weniger, dass er diesen Ort besuchen sollte.
Konsequenterweise sollte man den Ort meiden, in den
man sich verguckt hat, den man schon kennt, ohne jemals vor Ort zu sein. Denn wie gesagt: Enttäuschung ist
schmerzlich.
Der Ort, der enttäuscht, ist im Übrigen unschuldig daran,
dass er enttäuscht. Er hat nicht danach verlangt, dass ich
meine Sehnsucht gerade auf ihn projiziert habe. In Ge-
- 85 -
danken unterwegs zu meinem Sehnsuchtsort kommt die
Frage auf: Was eigentlich ist ein Sehnsuchtsort? Welcher
Art ist dieser Ort? Was ist typisch an ihm? Was unverwechselbar? Einzigartig? Ich fühle mich nicht berufen,
darauf eine allgemeingültige Antwort zu geben. Ich kann
nur für mich sprechen. Aber eine leichtere Aufgabe ist
auch das nicht. Fest steht wohl, dass der Ort meiner
Sehnsucht aus vielen Orten besteht, da ich aus meiner
Reiseerfahrung weiß, dass ein einzelner Ort immer unzulänglich bleibt. Den prototypischen Sehnsuchtort zu finden – das kann ich mit Sicherheit sagen – ist unmöglich.
Und so paradox es klingen mag: gerade dieses Wissen
treibt mich weiter an. Paradox? Vielleicht. Für mich nicht.
Weiß ich doch: Der Ort, ob er existiert oder nicht, existiert
in meinem Kopf. Das habe ich auch gelernt. Und so folge
ich gerne weiter meiner Vorstellung, die mir beständig
einredet, der Ort befände sich ganz sicher irgendwo auf
dieser Erde. Euphorisiert von der Vision, suche ich weiter,
und suche weiter außerhalb meines Kopfes. Und möglicherweise ist die Suche danach, das was die Sehnsucht
nach diesem Ort in ihrem Wesen ausmacht. Das gewisse
Kribbeln, das ich spüre, wenn ich mich auf den Weg, auf
die Reise mache. Mindestens hat der Weg zum Ziel einen
wichtigen Anteil daran. Es ist aber immer auch die Suche
nach einem Glücksgefühl, vielleicht nach dem Glück
selbst. Und dieses Glück empfinde ich ganz stark – auch
das habe ich gelernt – wenn ich angekommen bin. Wenn
ich bei mir angekommen bin. Und ganz nah bei mir bin.
Und wenn ich schließlich meine Gefühle nach meinem
Sehnsuchtsort suchen lasse, gehen meine Gedanken zu
konkreten Orten und Plätzen, in wirkliche Städte und
Häuser, wandern durch ganz irdische Landschaften und
kommen auch ans Meer. Diese Orte, die ich in das Bilderbuch meiner Erfahrung eingefügt habe, sind – das kann
ich sicher sagen – untrennbar mit dem Schreiben verbunden. Mit dem intuitiven Griff nach einem Schreibwerkzeug.
Kaum an dem fremdem Ort angekommen, muss ich
schreiben. Alles scheint mir plötzlich interessant. Einige
Orte von höchster Produktivität haben einen besonderen
Platz in meinem inneren Album: Paris, St. Germain, Café
de Flore und das Deux Magos; ebenso eine Parkbank sur
la Place de Saint Sulpice; und Elba, da selbst Poggio,
das kleine, windige Nest in den Bergen; oder der Gardasee, Torri del Benacco, später auch Riva del Garda;
schon früher: Alto Adige, Südtirol, mein Tre Chiese hoch
über dem Eisacktal; Katalonien, hinten die Berge und
vorne das Meer, Platja sa Tuna und Begúr, die kleine
Stadt auf dem Berg mit dem Blick zum Meer; ebenso
Santa Margherita Ligure an der Riviera de Levante; und
das Oberengadin im Winter, der Eintritt ins Paradies nach
gelungener Flucht aus den verregneten Dolomiten, Tage
am wärmenden Kamin des Saratz in Pontresina. Solche
Orte sind wie das Echo meiner Sehnsüchte. Sie geben
mir Sprache. So wie jetzt und hier: Graubünden im
Dezember, im Schnee, im Sonnenschein, im Blick die
dampfende Therme vor unserem Zimmer, Hotel Therme,
Vals; Room 707; ich bin ganz nah bei mir selbst und ich
schreibe. Ich schreibe: die Sehnsucht darf sich nie erfüllen. Das Wesen der Sehnsucht ist, dass sie unerfüllt
bleibt, und uns dadurch am Leben erhält.
Detail. Nie im Großen und Ganzen. Das holt die Welt der
großen Träume immer wieder zurück auf den Boden der
Tatsachen. Scheitern kann man nur am Detail. An der
Nachlässigkeit, Winzigkeiten nicht gesehen oder nicht
bedacht zu haben.
Geschrieben von Holger Schaeben in Weite Welt um 22:16
23
Mittwoch, 13. September 2006
Immer wenn mir diese Zahl begegnet, habe ich im
Hinterkopf Michael Jordan. Der die 23 für viele berühmt
macht. Wie peinlich, dass Owen Hargreave diese Nummer
bei Bayern München für sich beansprucht. Und David
Beckham bei Real Madrid. Diese Nummer ist irgendwie heilig. Wie die 10. Oder die 42. Oder die 13. In den USA wird
aus Respekt vor großen Sportlern am Ende einer Karriere
die Rückennummer unter die Hallendecke gezogen. Und
bei ganz Außerordentlichen wird diese Nummer nie mehr
vergeben. Nie mehr. So geht es mir mit der 23.
Geschrieben von Christof Hintze in Blickwinkel um 07:00
Woran große Ziele wirklich scheitern
Was ganz nebensächlich im Kleinen und Verborgenen
beginnt, führt bis hin zum gigantischen Kollateralschaden.
Wir haben die Welt der Nebensächlichkeiten nicht im
Blick und nicht im Griff. Was mit der offen gelassenen
Zahnpastatube beginnt, endet im Scheidungsdrama.
Was defekte Kontrolllämpchen schon für Katastrophen
ausgelöst haben! Ein winziges Zahnrad bricht und der
Fahrstuhl steckt fest.
Es gilt, den menschlichsten aller menschlichen Fehler,
also den menschlichen Faktor, immer in seine Überlegungen mit einzubeziehen. Wer das tut, der entdeckt ganz
neue Chancen, Märkte, Produkte. Und dessen Ehe hält
zudem ewig. Warum haben Zahnpastatuben überhaupt
noch Deckel, wenn so viele Ehen daran scheitern?
Warum haben Socken keinen Metallstreifen, so dass ein
elektronischer Magnet sie automatisch in der Wäschetrommel anzieht? Warum haben Bäder mit zwei Waschbecken auf einer Seite nicht die 5-fache Ablagefläche?
Warum gibt es noch Krümel auf dem Sofa? Warum klebt
die Fernbedienung noch? Warum das alles? Wenn man
doch weiß, dass dieses übel ausgehen kann.
Donnerstag, 14. September 2006
Es sind Pfennigteile, die Ferrari-Träume haben platzen
lassen. Es ist falscher Holzklebstoff, der Dächer zum
Einstürzen gebracht hat. Der Teufel steckt bekanntlich im
Ich möchte keine weitere Verschwörungstheorie aufwerfen, aber mal ehrlich: das kann doch nicht sein. Ist denn
niemandem aufgefallen, dass wir die meisten Probleme
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Obwohl ich den Gutschein sogar mit Blümchen versehen
hatte, wurde das Ganze ein Reinfall. Meine Mutter war
nicht richtig glücklich.
Mein Vater nahm mich beiseite und erklärte mir in ernstem Ton, dass man das nicht macht: seiner Mutter einen
Gutschein schenken. Sondern dass man etwas schenken
sollte, was von Herzen kommt. Weil, wenn man jemandem zeigen wolle, dass er einem wert und lieb sei, dann
... mache man das eben so. Er empfahl mir selbstgemachte Geschenke, wie Bilder oder Blumen, am besten
natürlich selbstgepflückte usw. usf.
Als ich Jahre später endlich die Erfüllung meiner Träume
erreichte, Werbung machen zu dürfen, war ich daher
etwas überrascht, dass in der Werbung offenbar erlaubt,
ja werbegesetzlich gefordert wurde, was an Muttertagen
verpönt war. Je gutscheiniger die Kommunikation, desto
besser. „Wir haben da eine Kampagne gefahren mit
einem Gutschein über 16 Euro! Die war ein voller Erfolg!“
Musste ich nun täglich hören, meistens gefolgt von der
süffisanten Aufforderung: „Wenn Ihnen da was Besseres
einfällt, können Sies ja vorschlagen!“ Ich habe immer
spontan einen Gutschein über 17 Euro vorgeschlagen
und musste dann jedes Mal gehen. Ich hatte einfach noch
nicht gelernt, dass der Gutschein die Mutter aller Werbemittel ist. Das Perpetuum mobile des Marketings. Das
Nonplusultra der Markenbildung. Die Killer-Application der
Kundengewinnung. Mit großen Augen und voller Respekt
male ich mir oft aus, wie es in großen Weltmarkenfirmen
zugehen mag: „Gute Arbeit, Müller: Als Anerkennung für
Ihre 80-jährige Betriebszugehörigkeit – hier ein Gutschein!“
Und bei Generaldirektor Meier: „Ach Frau Rehbein, und
schicken Sie meiner Frau doch einen Gutschein mit
einem schönen Gruß zum Hochzeitstag!“ Und zuhause:
„Großerbtante Edna hat Geburtstag!“ - „Hm, da wollen
wir uns mal nicht lumpen lassen. Komm, wir schicken ihr
einen Gutschein!“
Geschrieben von Torsten Matthes in Das Leben ist kein Ponyhof um 12:22
Nein! Ich spiele kein Golf!
Freitag, 6. Oktober 2006
In der Welt der Führungskräfte spielen offensichtlich alle
Golf. Alle?! Alle, bis auf einen. Mich! Mit Entsetzen blicken
mich oft die fragenden Geschäftsführer, Vorstände und
Vize-Präsidenten an. Denn ein "Nein" ist in der Ebene
eigentlich nicht anzutreffen. Unverständnis macht sich
breit. Gedanken an eine Behinderung kommen auf.
Irgend einen triftigen Grund muss es doch geben. Gibt
es aber nicht.
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Dabei ist Golf nach Aussagen aller die Rolltreppe des
Erfolgs nach ganz oben. Man kommt sich so nah wie
sonst nie im Business. Alle duzen sich. Das ist so beim
Golf. Und ohne dass man über das Geschäft auch nur ein
Sterbenswörtchen verliert, ist man trotzdem im Geschäft.
Golf ist die Neugeschäftsmaschine Nummer 1. Sagen
alle. Alle. Manchmal denke ich, kein Wunder, dass der
Zustand der Wirtschaft so ist, wie er ist. Wenn alle Golf
spielen, ständig und überall, und nie nur einen Gedanken
ans Geschäft verlieren, kann auch nichts voran gehen.
Ich würde jeden Mitarbeiter mit einem Handycap unter 36
sofort feuern. Der ist doch mehr auf dem Golfplatz als bei
der Arbeit. Ständig sind alle auf irgendwelche Turniere
eingeladen. Dann veranstalten alle noch selbst Turniere,
um die anderen wieder einzuladen und so weiter und so
weiter.
Ich glaube, ein normaler Geschäftsführer bekommt so 80
bis 320 Einladungen zu Golfturnieren im Jahr. Was für ein
volkswirtschaflicher Schaden! Wahnsinn. Wenn man die
ganzen Stunden der Führungskräfte mal zusammenrechnet, die diese auf dem Golfplatz herumtingeln. Da sind
einem die Bordellbesuche von früher doch echt lieber. Die
waren wenigstens nachts. Und bei weitem nicht so oft.
Da kann man nur hoffen, dass die Führungskraft nicht
allen Einladungen Folge leisten kann. Ich habe nichts
gegen Golf. Ich finde es gar nicht schlecht, dass alle weg
sind und Bälle suchen. So kann ich in Ruhe arbeiten und
andere Dinge tun. Die Frauen von Golfspielern, sofern sie
nicht selbst golfen, sollen sich oft sehr einsam fühlen.
Munkelt man.
In Anbetracht der Wirtschaftslage der Nation wundert es
mich ein wenig, dass alle Zeit zum Golfspielen finden, jedoch keine Zeit, um sich ein paar neue Ideen anzusehen.
Aber nun gut. Jede Welle läuft irgendwann an einem Strand
aus. Bis nichts mehr von ihr übrig bleibt. Wenn ich nur an
den Tenniswahnsinn der 80er denke. Alle waren in einem
Club. Alle haben gespielt?! Alle?!? Ja, alle – ich auch.
Golf lasse ich vorerst mal aus. Eventuell steige ich ein,
wenn alle anderen wieder reinhauen müssen und nicht
mehr dazu kommen. Da werde ich dann auf leeren Golfplätzen am Ende der Welt meine Runden drehen. Wie
man heute in leeren Tennishallen alleine mit sich gegen
die Wand spielen kann.
Geschrieben von Christof Hintze in Blickwinkel um 07:00
Zu viel
Hinterm Bischofshof
Freitag, 6. Oktober 2006
Samstag, 7. Oktober 2006
Ich rede zu viel. Und ich schreibe zu viel. Wer so viel
redet und schreibt, der muss sich ständig wiederholen
und geht anderen mit seinem ständigen Gerede und
Geschreibe auf die Nerven. Vor allen denjenigen, die
wenig reden und ebenso wenig schreiben. Für die immer
alles gesagt ist. Jedes Wort zu viel. Für die gilt: Reden ist
Silber, Schweigen ist Gold.
Mir scheint es, als ob diese Menschen mit möglichst
wenig Atemzügen durchs Leben kommen wollen. Nichts
unnütz verbrauchen. Als ob sie nur eine bestimmte und
begrenzte Anzahl von Buchstaben hätten, mit denen sie
haushalten. Ich müsste lügen, dass mich das nicht berühren würde, wenn ich merke, dass ich anderen mit meinem
Gerede auf den Wecker gehe. Sie überrolle. Überfordere.
Oder einfach nur nerve. Aber irgendwie empfinde ich das
als meine Ausdrucksform. Die ebenso gilt wie die des
Schweigens.
Dann frage ich mich immer, ob ständig Leute zu Picasso
gesagt haben: „Mensch Pablo, mal doch nicht so viel.“
Oder zu Chet Baker: „Chet, nun hör doch endlich mal auf
mit deiner Trompete.“ Zudem denke ich oft: Das, was ich
zu viel rede und schreibe, reden und schreiben viele zu
wenig. Ein für mich gewaltiges Problem liegt in der
Kommunikation. Primär in der zwischenmenschlichen.
Die Menschen müssen mehr miteinander reden. Und sich
Briefe schreiben. Oder ihre Gedanken aufschreiben. Das
sind Skizzen der eigenen Zeit. Wie Fotos machen. Wunderbar, dass ich, wenn alles gut läuft, in 30 Jahren diese
Zeilen lesen kann und mich sicherlich wegschreie vor
Lachen.
Als jemand, der gerne und viel kommuniziert, in mündlicher und schriftlicher Form, sage ich euch: Sagt, was ihr
denkt und sagt es genau in dem Moment, in dem ihr es
denkt. Und schreibt es auf.
Mein Sohn (3 3/4 Jahre) sagte vor kurzem: „Papa, das war
der schönste Tag der Welt.“ Ich bin so froh, dass er das
gesagt hat und habe es gleich aufgeschrieben. Reden ist
wie Wasser, das seinen Weg zum Ziel findet. Schweigen ist
die Mauer, an der sich alles Gesagte nur staut und nirgendwo hinführt.
Eventuell denken die meisten Menschen, dass das Gedachte genügt. Warum das also auch noch sagen? Auch
diese Haltung empfinde ich als problematisch. Man kann
sich nicht oft genug sagen, wie sehr man sich liebt,
schätzt, respektiert und gern hat. Also ich höre das gerne.
Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 07:03
Ein Hotelzimmer erobert man immer so. Verstaut seine
Sachen in Schränke und Schubladen. Das Zimmer ist
schließlich belegt. Zufrieden schaut man zum Fenster hinaus. Der Blick geht diesmal aber nach hinten raus. Man
sieht auf eine Wand. Am Fuß der Wand ein Holzverschlag;
schuppiges Dach, auf dem Gras wächst und Moos. Auf
manchen Schindeln liegt alter, schmutziger Schnee.
So nah bei einer Kirche hatte er noch nie gewohnt. Viel zu
nah, als das er den Körper als Ganzes begriff. Von seinem
Zimmer aus gesehen war alles nur Wand. Wer hatte die
Kirche so dicht an das Haus gebaut? Oder wer hatte das
Haus so dicht an die Kirche gesetzt? Das lag schon so
lange zurück, dass beide wie verwachsen waren.
Dazwischen der Verschlag. Man sieht die Tür des Verschlages, die offen steht. Das Innere, in dem es fast dunkel ist. Eine Schubkarre ist das, was man gerade noch
sieht. Sähe man die Schubkarre nicht mit der Zinkwanne,
die aussieht wie neu, wäre alles nur Vergangenheit. Kein
Himmel ist zu sehen. Alles ist Wand. Als hätte man das
Haus vor die Flanke eines steilen Berges gefügt. Auch
das Licht fällt von weit oben wie in eine Felsspalte hinein.
Bis es hier unten angekommen ist, hat es zuviel an
Strahlkraft verloren, dass es nicht reicht, die Stimmung hier
unten zu erhellen. Das Leben – nur feuchtes Moos und
nasser Schnee. Dazwischen spärliches Grün gegen
gewaltiges Grau.
Dass es doch eine Kirche war, kein Fels, das lag am
Glockenspiel. Es schwebte wie ein leichtes Lüftchen
heran und ließ sich in dieser Unterwelt nieder. Aber fangen
ließ es sich nicht. Es setzte hier und da ein paar helle
Töne ab, bevor es sofort wieder verflog. Ein bunter
Schmetterling, der sich verflogen hatte.
Die Wand ist nicht glatt. Sie steigt in vielen Formen zum
Himmel empor. Sie hat Falten und Runzeln, Narben und
Warzen, Furchen und Spalten. Sie tritt hervor und zieht
sich an anderer Stelle zurück. Auf den Vorsprüngen hokken tierische Gestalten. Affenköpfe, Hundsmäuler, Teufelsfratzen. Sie sind dem Grund der Felsenwelt entstiegen.
Sie kamen gekrochen, geflattert, gesprungen. Einmal niedergehockt, waren sie nie wieder aufgestanden.
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in die Mitte gesetzt? Habt ihr im Schulunterricht auch so
ungerne vorne gesessen? Habt ihr auch so gerne Pfannekuchen mit Apfel drin gegessen? Habt ihr auch trotz aller
heiligen Versprechen heimlich Fernsehen geschaut, wenn
die Eltern weg waren? Habt ihr bei Lassie auch manchmal gedacht, wie oft brennt der Wald denn eigentlich
noch? Habt ihr bei Daktari auch geglaubt, der Löwe würde
schielen? Habt ihr euch gegenseitig alle auch immer gute
Nacht gesagt bei der Schlussszene der Waltons? Habt ihr
beim Wandern auch eurem Vater immer geglaubt, dass
man hinter der nächsten Kurve endlich am Ziel ist? Habt
ihr auch immer nicht genug vom warmen Pflaumenkuchen eurer Mutter bekommen können? Habt ihr auch
so eine verdammt gute Zeit gehabt?
glauben. Wissen zu vermitteln ist völliger Blödsinn. Und
eine Endlosinvestitionsschleife. Denn das Wissen um
jedes Thema verändert sich ständig. Der Mensch muss
nur glauben. Das genügt zum einen völlig. Und spart viel
Geld. Und funktioniert. Denn wer Wissen vermittelt, der
offenbart auch Unwissenheit. Und welcher Kunde steht
schon gerne blöd da?
Geschrieben von Christof Hintze in Gleichgesinnte um 07:03
Und den berühmtesten Satz der Philosophie wertschätzen lernen: Wir wissen, dass wir.....
Jubiläumsaktionen sind Blödsinn
Donnerstag, 26. Oktober 2006
Ich weiß nicht, wer damit mal angefangen hat, aber der
Sinn und Zweck von Jubiläumsaktionen ist mehr als fragwürdig. Denn es ist dem Konsumenten völlig egal, wie
"alt" ein Unternehmen ist. Und zudem machen sich die
Unternehmen selbst "alt". Nehmen sich also mit so einer
Aktion alles Zeitgemäße. Zudem erwarten Kunden bei
Jubiläumsaktionen Preisnachlässe. Was dem Unternehmen noch mehr schadet. Also, man schadet mit einer
solchen Aktion einem Unternehmen an allen wesentlichen
Parametern: Marke und Profit. Das Investment rechtfertigt
mit dem Blick auf den Return of Investment nie eine solche Aktion. Die Zahlen werden immer geschönt.
125 Jahre Karstadt?!? Na und? Das ist reine Selbstbeweihräucherung. Das hat nichts mit schlauem Marketing zu tun. Sondern da wird nur teuer die Eitelkeit von
Unternehmen selbstbefriedigt. Das Kapital könnte man
sinnvoller nutzen. Denn diese Aktionen sind emotional
zurückgewandt. Und schaden immer mehr, als man sich
positiv davon erhofft.
Auch Bravo ist plötzlich ein alter Sack.
Also, Jubiläumsfeiern einfach lassen! Und was Sinnvolles
tun.
Geschrieben von Christof Hintze in Marketing Lektion um 07:05
Der Mann im Mond
Montag, 30. Oktober 2006
Auch im Bereich des Marketings gilt: Es ist nicht entscheidend, was die Menschen wissen, sondern was sie
Somit kann Glaube Märkte versetzen. Wissen hat und
wird das nie können. Wer das nicht glauben mag und
weiter der armen Zielgruppe beibringen will, was besser
und schlechter ist und vor allem warum, der soll sich mal
ein Thema etwas genauer ansehen - Religion.
P.S. Was hat das mit dem Mann im Mond zu tun? Ganz
einfach, wir glauben, dass wir auf dem Mond waren, aber
wir wissen es nicht. Somit setzt sich unser Wissen zu
99,9999999999999999999999 % aus Glauben zusammen.
Gut zu wissen, oder?
nicht wortlos flüchtend das teure Hotelbier verkommen
lassen. Raten Sie mal, was ich dafür bezahlt habe, heißt
es weiter. – Hm, tja, sinnier, da werden Sie wohl ne
Stange Geld für hingelegt haben. – Hahaaaah, oh nein,
vollendet er seinen Triumph, achtfünzich bei printerschinder.de, hahaaaah. Auch das müdeste und trostloseste
Nicken, dessen man eigen ist, kann nicht verhindern,
dass es weiter geht. Wahrscheinlich alles, außer dem
Herztod, würde als Ermunterung verstanden: Und sehen
Sie diesen Kugelschreiber? 8.000 Stück hab ich davon.
Wissen Sie, was mich das gekostet hat? – Puh, das war
bestimmt ganz schön bla fasel – Falsch! Nur 4 Cent pro
Stück, sogar mit meinem Namen drauf, hier, ich schenk
Ihnen einen, die kommen unheimlich gut an, wissen Sie,
ich mach meine Werbung selbst, ich versteh überhaupt
nicht schnatter fasel sine fine ...
Wenn es einen Grund gibt, warum der Herr die Erfindung
des Alkohols nicht verhindert hat, dann sind es solche
Abende.
Geschrieben von Torsten Matthes in Das Leben ist kein Ponyhof um 19:34
Geschrieben von Christof Hintze in Marketing Lektion um 07:02
An der Bar? An der Bar?
Warum stehn die da?
Montag, 30. Oktober 2006
Es gibt kaum etwas Niedererschmetterndes im Leben
eines Werbers als einen Abend an der Hotelbar. Nirgends
sonst und woanders ist die Diskrepanz zwischen dem
Anspruch, Master oder wenigstens Checker of the
Universe zu sein, und der öden Wirklichkeit größer. Nirgends sonst bekommt man bohrendere Gespräche aufgedrängt als hier. Vor allem, wenn man so doof war und
zugegeben hat, in welcher Branche man wirkt. Die Situation an der Bar ist ein bisschen wie eine Party ohne
Musik, ohne Frauen und ohne Fluchtmöglichkeit in die
Küche. Es gibt Alkohol, ja, es gibt Nüsschen und es gibt
Männer, die mit ihrem Leben prahlen. Nicht unbedingt,
um einem im Austausch fürs Zuhören das seine zu bereichern, eher um einen noch schlaffer und fertiger zu
machen.
Und genau wie Ärzte oder Psychiater auf Parties dauernd
zu hören bekommen: Sehen Sie mal hier, dieses Ekzem,
ist das schlimm? – so bekommen Werber an der Hotelbar
die Rache des kleinen Mannes für alle Schandtaten, die
sie in ihrem Werberleben je an der Zielgruppe begangen
haben. – Sehen Sie mal: diese Visitenkarte hier, heißt es
also beispielsweise. Und man ahnt, worauf es hinaus
läuft. Donnerwetter, entgegnet man müde. Möchte man ja
Unser zweiter Wunsch:
Der Wunschneukunde sollte aus dem
Mittelstand kommen
Dienstag, 31. Oktober 2006
Am besten können wir mit Kunden, die sich verantwortlich für ihr Denken und Handeln zeigen. Das trifft man primär im Mittelstand an. Mit Konzernen ist alles etwas
schwieriger, weil da zu viel Politik im Spiel ist und täglich
andere unliebsame Hindernisse überwunden werden
müssen. Wir lieben Kunden, die auf gute Ideen bauen und
angewiesen sind. Die sich darüber freuen, wenn es funktioniert, und die kein Problem haben, dafür auch gebührend Anerkennung zu zollen. Wir mögen diese produktive
Gemeinsamkeit, echte Ziele anzugehen und zu erreichen.
Dafür benötigt man flache Hierachien, kurze Entscheidungswege und vor allem Mut. Das sind alles Attribute, die man
im Mittelstand antrifft. Wir wollen und können Budgets
nicht verwalten, wir lieben es zu gestalten.
Unser Wunsch ist: Bitte kommen Sie aus dem Mittelstand
und haben Sie Ihr Kerngeschäft im deutschsprachigen
Raum.
Geschrieben von Christof Hintze in Neugeschäft um 07:04
Unser erster Wunsch:
Der Wunschneukunde sollte aus München
und dem Umland stammen
Dienstag, 31. Oktober 2006
Wir wünschen uns Kunden aus der Nähe. Weil die Entfernung und das ständige Reisen hinderlich sind. Wir sind
lieber in der Nähe unserer Lieben. Damit sind auch unsere
lieben Kunden gemeint. Kurze Wege. Nicht so viel Zeit auf
der Strecke lassen. Das spart nicht nur Zeit und Geld,
sondern erspart viele Missverständnisse und ungeliebte
Umstände. Distanz schafft Distanz. „Wir kommen mal
kurz rüber.“ Klingt doch besser. Aber der wesentliche
Grund für Kunden um die Ecke oder nur einen Katzensprung entfernt ist, dass wir mehr Zeit für das Wesentliche haben. Und das ist uns besonders wichtig.
Die Autobahnen, Züge und Flieger sind voll von Menschen,
die Stunden und Geld, aber vor allem kostbare Lebensund Arbeitszeit verschwenden. Was man in der Zeit alles
Tolles machen könnte. Deshalb unser Wunsch, kommen
Sie direkt aus München oder dem Umland.
Unser dritter Wunsch:
Der Wunschneukunde sollte ein
Gleichgesinnter sein
Dienstag, 31. Oktober 2006
Man tut sich keinen Gefallen, wenn man nicht auf einer
Wellenlänge ist. Die Unternehmens-Kulturen müssen
zueinander passen. Man muss sich respektieren, mögen
und schätzen. Die selben Ideale verfolgen. Moralische
und ethische Übereinstimmung. Das ist sehr wichtig,
denn so freut man sich immer wieder aufeinander. Was
ein sehr produktives Arbeitsumfeld schafft. Man erreicht
mehr miteinander. Man vergeudet keine Kräfte und
Energien in sinnlosen Debatten über Geschmack und
Haltung. Gleichgesinnte zu sein, heißt, nicht neidisch oder
eifersüchtig zu sein. Sich für den anderen zu freuen. Ihm
alle erdenkliche Unterstützung zuteil werden zu lassen.
Nicht nur aufs Geld zu schauen, sondern viel Wert auf das
gemeinsam erreichte und gepflegte Niveau zu legen. Wir
wollen nicht nur Kunden, sondern Agenturfreunde gewinnen.
Geschrieben von Christof Hintze in Neugeschäft um 07:05
Unser Wunsch: Machen Sie sich ein Bild von uns und
gehen Sie in sich, ob Sie eine große Übereinstimmung
empfinden. Wenn sich das gute Gefühl in Ihnen breit
macht, dann könnte es passen.
Geschrieben von Christof Hintze in Neugeschäft um 07:03
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die Werbung machen?), andere sind nur für Teilzielgruppen. „Dieses Leben widmete Ihnen Florènce Hümpel,
die Nummer 1 unter den Damenschuhen.“ Ich bin sicher,
bei so einer teuren Kampagne hat man alles getan, um
solche Streuverluste zu vermeiden. “ – widmete Ihnen Ihre
Mutter.” Vielleicht. Würde ich öfter anrufen, wenn ich
wüsste, dass sie der Werbepartner ist? Würde sie sich
trotzdem freuen, auch wenn sie – vermutlich telepathisch
– rausbekommt, dass ich ihr Geheimnis weiß? Und wie
kann ich sicher sein, wenn ich sie jetzt anrufe oder besuche: Dass es nicht ist, weil sie mein Werbepartner ist? Ich
könnte einfach so anrufen. Aber wie ruft man jemand
„einfach so“ an? Vielleicht wärs das Beste, ich frag sie
direkt: „Du Mami, sag mal, bist du mein Werbepartner?“
noch so passiert. Findet den Teppich furchtbar. Sieht die
Mäntel an der Garderobe an. Es fällt einem auf, dass die
Absätze abgelaufen sind. Man befindet sich gefangen in
einer Warteschleife, in welcher der Mensch vollkommen
auf Standby gestellt ist. Auch eine furchtbar verschwenderische Erfindung, dieses Standby.
Geschrieben von Torsten Matthes in Das Leben ist kein Ponyhof um 20:28
Geschrieben von Christof Hintze in Fight-Club um 07:03
Warum gibt es nichts Akzeptiertes, was man produktiv
beim Warten tun kann? Warum gibt es keine Liste der Top
10 - Das habe ich beim Warten erledigt.
Das Warten ist ein riesen Feld für ungenutzte
Produktivität. Und man könnte die Qual des Wartens in
etwas Positives wandeln.
Warteschleife
Gewaltig
Dienstag, 21. November 2006
Mittwoch, 22. November 2006
Größe des Verstoßes gegen Moral, Ethik und Sitten.
Die Wirtschaftsmaschine Gewalt läuft auf Hochtouren und
funktioniert blendend. Unternehmen mit großen Gewinnen.
Medien mit großen Einschaltquoten. Eine Gesellschaft
profitiert an der Gewalt. Nur leider stößt diese hin und
wieder auf unangehme Nebenwirkungen. Die natürlich
keiner will. Aber wie der Rauchertod. Verkehrstod. Der
Flugzeugabsturz. Leider zum Business-Case dazu gehört.
Möchte mal wissen, wieviele Menschen die Website in
den Nachrichten gesehen haben, auf der der Junge sich
die Waffen besorgt hat, und diese kurzer Hand mal
besucht haben. Eine Gesellschaft giert nach Gewalt, will
sich aber für deren Folgen nicht verantwortlich zeigen.
Und jetzt denken engagierte Menschen darüber nach,
was man tun kann.
Das alles, um dem wenigen Wichtigen die gebührende
Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Oft werde ich
gefragt: Woher nimmst du dir immer die Zeit? Und meine
Antwort ist immer die selbe: Ich nehme mir nicht die Zeit,
sondern ich folge meiner Lust.
Das Weglassen wird zunehmend wichtiger. Einfach weghören. Oder genau hinhören. Das schafft Raum für alles
einem Wichtige. Denn am Ende gibt es über das Jahr
einige Zeitpunkte, an denen ich mir zurückblickend nicht
vorwerfen will, dafür hatte ich einfach keine Zeit. Das ist
eine Lüge. Das stimmt nicht. Ich habe nur die falschen
Prioritäten gesetzt. Ein Vorwurf, den ich mir gegenüber
nicht geltend machen möchte. Das würde mich sehr
ärgern.
Tun gegen was? Den Volkeswillen oder den Volkeszorn?
Ein guter Anfang wäre es, einen Kulturwandel herauf zu
beschwören in dem das gemeinsame Leben und Erleben
mehr im Zentrum steht als das, was diese Gesellschaft
jetzt praktiziert. Ich kann nur jedem wärmstens ans Herz
legen, dieser Wirtschaft deutlich durch Kosumverhalten
zu zeigen, was man will und was man nicht will. Und
wenn nicht, dann bitte nicht wundern, dass die nächste
Kugel nicht im Fernsehen fliegt, sondern einem selbst um
die Ohren. Wir haben die Gewalt in der freien Marktwirtschaft legitimiert. Und jetzt zahlen wir – alle – den Preis.
Auch wenn wir es nicht wollen.
Geschrieben von Christof Hintze in Spontanitäten um 10:49
Hinhören und weghören
Donnerstag, 23. November 2006
Warten hat immer ein unglaublich zersetzendes
Wirkungsfeld. Es ist die Hölle. Weil man nichts anderes
beim Warten so richtig anfangen kann. Außer in Belanglosigkeiten blättern. Dem dummen Radiogeschwätz folgen. Oder sich langweilige Gardienen ansehen, wie sie
sich leicht im Winde hin und her wiegen.
Man beginnt kein Gespräch mit anderen Wartenden. Weil
der andere oder man selbst immer jeden Moment damit
rechnet, dran zu sein. Deshalb kann man nichts anfangen.
Man zählt die Bilder an den Wänden. Lauscht, was sonst
Angeregt durch eine Diskussion beim Werbeblogger
kamen mir viele Gedanken in den Sinn. Dass nicht mehr
das Geld auf der Staße liegt, sondern die Gewalt. Dass
die Konsumwelt und das Anheizen von Konsumbedürfnissen längst die Gewalt als Produkt instrumentalisiert
hat. Es ist Teil unserer freien Marktwirtschaft. Somit ist
das Gewaltmonopol, das im Grundgesetz ganz klar den
staatlichen Organen zugeschrieben wird, längst in alle
Branchen eingezogen. Gewalt ist ein wesentlicher Teil
unserer Öffentlichkeit geworden. So werden Nachrichten
zuerst nach der Menge der Opfer sortiert. Oder an der
Es gilt in der Flut der Informationen und Signale das
Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen. Dabei muss
man die Scheu der Unhöflichkeit ablegen. Sonst wird
man nicht nur zugemüllt, sondern es kostet auch unnötige Energie. Ich lösche zum Beispiel alle E-Mails, auf
denen ich nur als "cc" vermerkt bin. Und alle, die mich
auf Anhieb nicht interessieren. Mir als Spam vorkommen.
Oder auf den ersten Blick einfach unwichtig erscheinen.
Das dauert nicht mal eine Sekunde. Weg damit. Beim
Fernsehen dasselbe. Sobald nur ein Anflug von Desinteresse bei mir aufkommt. Und da genügen Spurenelemente. Da schalte ich um oder aus. Bei der Post dasselbe. Post mit Freistempeln wandern umgehend in die
Post. Anrufer, die keinen klaren Grund erkennbar machen,
kommen nicht durch oder hören sofort einen Piepton.
Und so geht das weiter. Ich lerne zu ignorieren. Und zu
übergehen.
Geschrieben von Christof Hintze in Wilde Thesen um 07:00
Irren ist menschlich (14)
Donnerstag, 23. November 2006
„Bohrer für Öl? Sie meinen, in die Erde bohren und versuchen Öl zu finden? Sie sind verrückt.“
Technische Fachkräfte, die Edwin L. Drake für die
Ölsuche einstellen wollte, 1859.
Quelle: www.futurestudies.co.uk
Geschrieben von Christof Hintze in Berühmte Worte um 07:02

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