Ermutigendes aus der Justiz Ermutigendes aus
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Ermutigendes aus der Justiz Ermutigendes aus
iminalität t, Gewalt und Kr bestimmtes Leben Befreien von Such volles und selbst gs un rt wo nt ra ve ein n Frei werden für Berufung zu lebe aben, um in der G r de en tz se ei Fr Liebe Freunde und Förderer, heute möchten wir Stimmen und Eindrücke wiedergeben, die beschreiben, warum wir unsere Arbeit immer wieder als ermutigend erleben. Neben der Weiterentwicklung unseres Projektes in der JVA Straubing bemühen wir uns intensiv darum, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass in einem deutschen Gefängnis ein Modellprojekt entstehen kann. Wichtige Gespräche dazu in Politik und Justiz laufen und im Mai 2013 werden wir eine Studienreise zu brasilianischen APAC-Gefängnissen durchführen. Wer teilnehmen möchte, möge sich bald bei uns melden! Wir hoffen so, die Vision von SET-FREE wieder ein Stück weiter voranzubringen: Wir haben den Traum von einer Gesellschaft der Barmherzigkeit, die den Menschen hinter Gittern eine Chance zur Umkehr gibt und die es möglich macht, dass aus Straftätern Täter der Liebe werden. SET-FREE im Rückblick Juni 2012 München T eilnahme an den ersten „Begegnungstagen” für die Frauenabteilung der JVA München Kassel Vorstellung unserer Gefängnisarbeit an der CVJM-Hochschule Berlin Vorstellung unserer Arbeit bei Bundestagsabgeordneten Juli 2012 Brasilien Teilnahme an der internationalen APACKonferenz und Vorbereitung einer Studienreise für Mai 2013 August 2012 München Spendenaufruf zur Sicherstellung der weiteren Arbeit mit ermutigendem Ergebnis – Danke! September 2012 Hannover Einladung von der Deutschen Bischofskonferenz zum Gesprächsprozess „Im Heute glauben” München Treffen der SET-FREE-Arbeitskreise Oktober 2012 BeilngriesVorstellung unserer Arbeit und Mitarbeiter-Werbung in einer Pfarrgemeinde StraubingMitarbeiterschulung für den ALPHA-Kurs im Gefängnis BerlinTeilnahme an den von Juristen veranstalteten „Zweiten Berliner Gefangenentagen” November 2012 MünchenVorstellung unserer Arbeit im Bayerischen Staatsministerium für Justiz und Verbraucherschutz Ermutigendes aus der Justiz Bayerisches Justizministerium sieht SET-FREE-Arbeit positiv Im November konnten wir zusammen mit einem Bundestagsabgeordneten ein gutes Gespräch mit mehreren Referatsleitern aus der Abteilung Strafvollzug des bayerischen Staatsministeriums für Justiz und Verbraucherschutz führen. Wir konnten dort erneut unsere Arbeit – u.a. unser Projekt in der JVA Straubing – erläutern und ausführen, wie wir diese erweitern möchten. Auch wenn keine konkreten Zusagen (wegen Überbelegung und knapper Haushaltsmitteln) gemacht werden konnten, wurde unsere Arbeit doch positiv gesehen und man will sich damit eingehender auseinandersetzen. Ein Anfang ist also gemacht und wir hoffen, dass sich im Lichte von weiteren guten Entwicklungen in unserer Projektarbeit dann auch neue Türen öffnen werden. Ermutigendes aus Gefängnissen Wiedereingliederung nach 20 Jahren Haft Rückblick aus Sicht der SET-FREE-Projektleiterin: „Ich hatte 2006 durch einen Mitgefangenen von Günter gehört und war neugierig geworden. Also ließ ich ihm Grüße ausrichten und wir lernten uns kennen. Günter ließ sich in vielen Gesprächen dann auch immer mehr darauf ein, sein Leben umzukrempeln. Anfangs hatte er mir noch geschrieben: „Nachdem mein Bruder, der immer mein Mittäter war, sich in der Haft das Leben genommen hatte, war ich ganz schön krass unterwegs. Ich habe jahrelang den Wunsch gehabt, den Tod zu suchen und habe vor nichts Halt gemacht.“ Günter engagierte sich sofort in unserem Projekt in der JVA Straubing, das wir 2008 aufbauen konnten. 2012 machte ich mit Günter dann ein kurzes Interview: Was hat der Glaube in deinem Leben verändert? G: Alles! Ich wäre heute nicht hier, wenn ich diesen Weg nicht gegangen wäre. Was heißt das konkret? Was hat sich innerlich bei dir verändert? G: Meine Einstellung zum Leben und dass ich Achtung vor anderen Menschen bekam. Früher haben mich die Meinungen und Gefühle anderer Menschen nicht interessiert. Freundesbrief 1/2013 – Seite 2 von 4 Nach seiner Entlassung traf ich Günter an seienem Geburtstag draußen, weil ich ihn mit Kuno zusammenbringen wollte. Diese Begegnung wurde zu einem echten Geburtstagsgeschenk für ihn, weil sich herausstellte, dass sich die zwei bereits aus vielen Haftjahren kannten. Die Freude war groß darüber, dass beide mittlerweile straffrei leben (wollen). Das Buch „Straftäter verändern – Eine Einführung in das APACProgramm“ empfehlen wir als grundlegende Lektüre zu einem Resozialisierungsmodell, wie wir es in ähnlicher Weise anstreben ISBN 978-3-8370-4941-1 Preis 19 Euro. Kuno war lange Jahre drogenabhängig gewesen. Als er damals am Ende war, hatte er Gott angefleht, ihm zu helfen. Danach war er zum Arzt gegangen und wollte herunterdosiert werden. Er hörte mit den Drogengeschäften auf. Nach 6-8 Wochen war er ganz frei von Drogen. Inzwischen ist Kuno ehrenamtlicher Mitarbeiter in der EMMAUS-Gruppe der JVA Bernau. Nun wird er Günter beim Start in die Freiheit unterstützen.” (Das Interview führte Angelika Lang.) Der Reinerlös kommt der SET-FREEGefängnisarbeit zugute. Menschen hinter Gittern – Warum die Hand reichen? Das Vertrauen der Gefangenen war überwältigend Magdalena Freiwillig ins Gefängnis gehen? Als Frau in eine Zwangs-Männerweit? Für viele unvorstellbar. Doch für mich war es im Frühjahr 2012 soweit. Ich durfte im Rahmen meiner Ausbildung zur Pastoralreferentin ein sechswöchiges Praktikum bei der Gefängnisseelsorge in der JVA München absolvieren. Ob ich denn dort keine Angst hätte, wurde ich von Außenstehenden oft gefragt – nein, warum auch? So ein Praktikum bringt, neben der Ausbildung persönlicher, fachlicher und seelsorgerischer Kompetenzen, eine ganz große Chance mit sich: Einen Blick hinter die Mauern zu bekommen – diese Mauern, die so enorme Grenzen aufbauen und die natürlich am deutlichsten für die Insassen spürbar sind. Eine Grenze aber auch für uns, die wir draußen leben, eine Grenze unserer Vorstellung, wer denn die da drinnen sind und wie Leben im Gefängnis aussieht. Klischees und Vorurteile prägen hier oft unsere Vorstellung und wir drücken den Gefangenen einen Stempel auf – hier der Mörder, Betrüger, Dieb, dort der Junkie, Vergewaltiger oder Gewalttäter – und wir reduzieren sie einzig und allein auf ihre Straftat(en) und beurteilen sie danach. Die Seelsorge stellt im misstrauischen Umfeld eines Gefängnisses ein fast exotisches Element dar. Sie bietet die Möglichkeit und einen Ort an, um Offenheit und Vertrauen zu schaffen, vor allem aber für Menschlichkeit. Hier können alle Masken fallen und man kann einen ehrlichen Blick auf sein Leben wagen, auch wenn dieser sicher oft schmerzhaft ist. Die Seelsorge und die Kirche werden von denjenigen Gefangenen, die sich darauf einlassen, als Zufluchtsort empfunden. Hier können sich Menschen auf gleicher Augenhöhe begegnen und sich der Frage nach Gott und dem eigenen Leben stellen. Damit ihr Hoffnung habt. Das Heft „Menschen hinter Gittern – Warum die Hand reichen?” mit persönlichen Zeugnissen von Betroffenen auf beiden Seiten der Mauern kann kostenlos über [email protected] bestellt werden oder postalisch bei (siehe Impressum). Wir bitten lediglich um Übernahme der Portokosten. Freundesbrief 1/2013 – Seite 3 von 4 Weil das Gefängnis ein Platz ist, an dem die Inhaftierten unter extremer Fremdbestimmung und fast völlig fehlender Privatsphäre zu leiden haben und weil sie zu fast gläsernen Menschen gemacht werden (sollen), bietet sich hier eine besondere Chance für die Seelsorge. Sie kann ganz nah beim Menschen stattfinden, den Gefängnistrott durchbrechen und Zeit und einen geschützten Raum für Begegnung und Mensch-Sein bieten. Ich war überwältigt von dem großen Vertrauen, das mir die Gefangenen entgegengebracht haben. Für die Möglichkeit zu diesem Praktikum, das eine abwechslungsreiche, intensive und spannende Zeit für mich war, bin ich sehr dankbar. Durch die Begegnungen und Gespräche mit den Gefangenen konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln, die Menschen hinter den Mauern besser kennenlernen und einen Eindruck davon bekommen, was „Leben im Knast” bedeutet. Und ich freue mich auf kommende Gelegenheiten. Meine Veränderung durch die Straubinger Gruppe Aus den Gruppen des SET-FREE-Projekts in der JVA Straubing gaben uns Gefangene Rückmeldung, was sich bei ihnen in einem Jahr verändert hat: MN: „Als Veränderungen bei mir und in meiner Sichtweise bemerkte ich besonders, dass ich in meinem Alltag nun so manches loslassen konnte. Mein Kontrollzwang – mich, andere und Situationen beherrschen zu müssen – verlor an Bedeutung. Dadurch wurde ich sensibler gegenüber mir selbst sowie gegenüber meinem Lebensumfeld und meinen Mitmenschen. Als Folge davon wurden auch meine Bewertungskriterien gegenüber anderen neutraler. Zudem gelangte ich an »das Böse« in mir, an meine Perversionen, meine Hassgefühle und andere abgrundtiefe Verhaltensweisen, die anderen und mir schaden. Jedoch konnte ich gerade deswegen mich selbst als Ganzes mehr annehmen. Meine Beziehung zu Jesus wurde viel lebendiger, echter und authentischer. Dies war für mich das Wesentliche, das ich als »Lernfaktor« aus dem letzten Jahr mitnehmen durfte.” GW: „Die Lethargie ist raus, ich habe wieder Ziele vor Augen und erreiche sie auch. Ich kann besser mit anderen Menschen klarkommen und gehe jedes Mal mit einem besseren Gefühl aus der Gruppe heraus, als ich hineingegangen bin. Einer von der Gruppe wurde mein erster Gesprächspartner, der »Vater«, den ich nie hatte. Heute hole ich mir auch die Meinungen anderer ein und ziehe nicht mehr über andere Menschen her, kann Konflikte friedlich lösen, kommuniziere besser und kann andere besser stehenlassen. Früher hatte ich mich bis hin zur Hörigkeit beeinflussen, mich sogar als Rachewerkzeug missbrauchen lassen. Unter 800 Gefangenen Einzelne zu finden, mit denen man Freundschaft leben kann, ist richtig toll und das tut mir in der Gruppe einfach gut.” MS: „Das Wichtigste war für mich, dass ich mich durch die Gruppe stabilisieren konnte. Besonders in der Kleingruppe verstehen wir uns gut. Ich konnte mein Ich wiederfinden und den Umgang mit dem Glauben an Gott.” KS: „Da ich in letzter Zeit massive Schwierigkeiten mit der Anstalt hatte, war ich um die große Unterstützung, die ich in Gott, der Gruppe und den Ehrenamtlichen erfahren durfte, sehr froh. Gott hilft mir nun jeden Abend, zur Ruhe zu kommen, sodass ich gut schlafen kann. Das Umsetzen der 12-Schritte [Anm. d. Red: Aus dem ENDLICH-LEBEN-Programm, endlich-leben.net] in meinem Alltag ist mir wichtig. Überreaktionen wurden wesentlich seltener und weniger heftig. Sehr froh stimmt mich, dass ich mit anderen zusammen Kleingruppe auf der Abteilung machen darf.” GW: „Ich bin der Berufsrebell. Wer mir in der Gruppe Respekt abgerungen hat, sind die zwei jüngeren Ehrenamtlichen gewesen, weil sie locker und ehrlich von ihrem Glauben sprachen, ohne Missionsdruck. Am Anfang befürchtete ich, dass sie mich »katholisch machen« wollten. Nun danke ich euch, denn ihr habt niemanden bedrängt.” SG: „Ich habe es von Anfang an als schön empfunden, wie mir die Ehrenamtlichen das Gefühl geben, dass ich angenommen bin. Sie haben alle eine offene und herzliche Art und ich fühle mich jedes Mal nach der Gruppe besser als vorher. Ich reagiere nicht mehr so ärgerlich wie früher, rege mich nicht mehr so auf, kann mich eher zurücknehmen und es gut sein lassen – das konnte ich früher gar nicht. Dafür will ich Danke sagen.” MS: „Als ich nach Straubing kam, wollte ich meinen Glauben vertiefen und mit anderen über Gott und Jesus sprechen. Deshalb war ich sehr glücklich, hier diese vielen Leute aus der Gruppe und in der Kleingruppe in meiner Abteilung zu finden. Die Gruppe gibt mir etwas wie Familie, jemand denkt an mich. Wir sind zusammen, es kommt auch mal zum Streit über Kleinigkeiten, aber eben wie in einer Familie. Wir versuchen einander zu helfen, mit guten Worten, aber auch mit Taten. Es ist zwar sicher ein langer Prozess, aber ich sehe schon jetzt die Auswirkungen dieser guten Taten.” Eine Ehrenamtliche: „Es fällt mir auf und ich spüre, dass die Wahrhaftigkeit gewachsen ist. Nirgendwo draußen höre ich so viel Wesentliches, wie hier bei euch. Das bringt mich zum Staunen, zum Respekt und in Dankbarkeit, dass das möglich ist. Ich danke euch auch für die schöne Geburtstagskarte, durch die ich euch wie eine Familie um mich herum fühlte. Diese kleinen Zeichen sind oft sehr wertvoll.” Freundesbrief 1/2013 – Seite 4 von 4 Internet Unterstützung Interessanter „Link“ in die Kriminologie Wir danken lnternet-Lexikon der Hamburger Universität namens „Krimpedia“, in dem auch aktuelle Artikel abrufbar sind, die Relevanz für unsere Gefängnisarbeit haben. Dieses ähnlich Wikipedia® aufgebaute Werk finden Sie unter: unter: http://www.kriminologie. uni-hamburg.de/wiki/. Dort liest man z.B. über: APAC, SET-FREE und den Strafvollzug in freier Form. Impressum Verantwortlich im Sinne des Presserechtes Pedro Holzhey SET-FREE Postfach 90 06 55 D-81506 München allen Freunden und Förderern für die bisher gewährte Unterstützung und speziell auch den Mitgliedern des SET-FREE e.V. für ihr aktives Einstehen für die gemeinsame Vision! Spenden und persönlicher Einsatz sind willkommen! Neben der Weiterführung unserer Projekte und der Gewinnung und Ausbildung weiterer Ehrenamtlicher und Paten hoffen wir 2013 auch weitere Arbeitsplätze schaffen zu können und zwar zunächst für die Verantwortung über unser Projekt in der JVA Straubing (Projektleitung). Spendenkonto SET-FREE e.V. Konto 980 9100 BLZ 700 205 00 [email protected] http://set-free-network.de Bank für Sozialwirtschaft AG IBAN: DE19 7002 0500 0009 8091 00 BIC/SWIFT-Code: BFSWDE33MUE