Was für ein Saisonstart

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Was für ein Saisonstart
SPORT
Nr. 105 / Rhein-Neckar-Zeitung
Donnerstag, 8. Mai 2014
Wieder silberne
Festspiele?
Cortina streicht
Boyle und Goc
Bleiben die Silberpfeile auch in
Barcelona das Maß aller Dinge?
Eishockey-Bundestrainer hat WM-Puzzle zusammengefügt
München. (sid) Eine Nacht musste Pat der am Dienstag verlorenen GeneralproCortina noch schlafen, dann hatte der Eis- be gegen die USA (1:3). Es helfe nichts,
hockey-Bundestrainer sein WM-Puzzle auf die Stärke des Gegners und eine mögzusammengefügt. Als die deutsche Nati- liche Favoritenrolle zu achten. „Es ist die
onalmannschaft am Mittwochmittag zur größte Falle, darüber zu spekulieren“,
fügte der Italo-Kanadier
WM nach Minsk (9. bis 25.
hinzu:
„Wir
müssen
Mai) abhob, saßen 26 SpieDeutschland sein.“ Hart arler an Bord des Charter„Müssen
gleich
in
beiten, eine gute Struktur im
fliegers in die weißrussische
Hauptstadt. Den beiden die Spur kommen“ Spiel haben und leidenschaftlich agieren, meint er
Verteidigern Nikolai Goc
damit.
(Mannheim) und Daryl BoyDie Eindrücke gegen die USA dürften
le (Augsburg) hatte er zuvor die schlechte
Nachricht überbracht, dass sie die Heim- ihm da Anlass gegeben haben, sein Team
reise antreten müssen.
an diese Tugenden zu erinnern. Die AmeMit drei Torhütern, acht Abwehr- rikaner stürzten das DEB-Team in manspielern und 15 Stürmern bereitet sich die che Verlegenheit und trafen innerhalb von
Auswahl des Deutschen Eishockey-Bun- 14 Sekunden anfangs des Mittelabdes (DEB) nun auf den WM-Auftakt am schnitts gleich drei Mal..
Samstag (11.45 Uhr/Sport1) gegen Ka- Das Aufgebot des DEB, Torhüter: 33 Danny aus den Birken (Kölner Haie), 30 Philipp Grubauer (Hershey Besachstan vor, nach der Ankunft stand ars/AHL), 72 Rob Zepp (Eisbären Berlin); – Verteidiger:
gleich ein erstes Eistraining auf dem Pro- 82 Sinan Akdag (Krefeld Pinguine), 90 Constantin Braun
gramm. Vor Ort muss Cortina beim Welt- (Eisbären Berlin), 48 Frank Hördler (Eisbären Berlin),
34 Bernhard Kohl (Grizzly Adams Wolfsburg), 3 Justin
verband IIHF spätestens einen Tag vor dem Krueger (SC Bern/Schweiz), 2 Denis Reul (Adler MannDuell mit dem Aufsteiger aus der B-Grup- heim), 91 Moritz Müller (Kölner Haie), 81 Torsten Anpe zunächst mindestens 15 Spieler und kert (Kölner Haie); – Stürmer: 29 Alexander Barta (Red
Bull München), 71 Leon Draisaitl (Prince Albert Raizwei Torhüter melden. Maximal kann der ders/WHL), 42 Yasin Ehliz (Thomas Sabo Ice Tigers), 18
DEB-Coach beim Turnier 22 Spieler und Kai Hospelt (Adler Mannheim), 74 Dominik Kahun (Suddrei Torhüter einsetzen. Zumindest ei- bury Wolves/OHL), 17 Marcus Kink (Adler Mannheim),
28 Frank Mauer (Adler Mannheim), 92 Marcel Noebels
nem weiteren Akteur wird er damit also (Adirondack Phantoms/AHL), 19 Thomas Oppenheimer
(Hamburg Freezers), 86 Daniel Pietta (Krefeld Pinguinoch wehttun müssen.
Der Start hat für die DEB-Auswahl ei- ne), 22 Matthias Plachta (Adler Mannheim), 13 Tobias
Rieder (Portland Pirates/AHL), 55 Felix Schütz (Admine Schlüsselfunktion. „Wir müssen gleich ral Wladiwostok/KHL), 36 Yannic Seidenberg (Red Bull
in die Spur kommen“, sagte Cortina nach München), 63 Alexander Weiß (Kölner Haie).
Mit dem Geist von Osnabrück
Heute trifft die Frauen-Nationalmannschaft auf die Slowakei
Osnabrück. (dpa) In Osnabrück hat alles
so richtig begonnen. Die Rückkehr an den
historischen Ort löst bei den Protagonistinnen noch immer große Gefühle aus.
25 Jahre nach dem Gewinn des ersten EMTitels im Stadion an der Bremer Brücke
tritt die deutsche Frauenfußball-Nationalelf in der WM-Qualifikation heute (17
Uhr/ZDF) gegen die Slowakei an. „Es ist
etwas ganz Besonderes, zu diesem Jubiläum nach Osnabrück zurückzukehren.
Dieses Spiel 1989 bleibt immer etwas Unvergessliches“, betont Silvia Neid.
Die jetzige Bundestrainerin stand wie
DFB-Managerin Doris Fitschen vor einem Vierteljahrhundert in der Startelf,
die mit dem sensationellen 4:1-Finalsieg
am 2. Juli 1989 gegen Norwegen den Siegeszug der deutschen Fußballerinnen begründete. „Das war der Startschuss für
den deutschen Frauenfußball“, sagte
Neid. Nach dem schon überraschenden
Halbfinalerfolg wenige Tage zuvor in
Siegen gegen Italien begann hierzulande
ein bis dato unvorstellbarer Run auf Eintrittskarten für ein Frauenfußball-Spiel.
Auch Fitschen hat dieses Ereignis noch
auf der Festplatte. „Das war unglaublich“, erzählt die 45-Jährige rückblickend. „Man muss bedenken, dass wir
vorher in den Vereinen nur vor 100 Zuschauern gespielt haben, es gab noch keine Bundesliga. Von jetzt auf gleich stand
man plötzlich im EM-Finale. In einem
völlig ausverkauften Stadion.“ Ver-
stopfte Straßen, fehlende Parkplätze, zu
wenig Tickets: Am Ende quetschten sich
22 000 Zuschauer in das kleine Stadion.
„Es wurden Durchsagen gemacht, dass
die Fans noch enger zusammenrücken
sollen, weil noch Leute reinwollen. Das
hat man als Spielerin auf dem Platz mitbekommen. Da bekomme ich jetzt noch
Gänsehaut“, verrät Fitschen. „Das war
einfach unglaublich und musste man
erstmal verarbeiten.“
Gegen die Slowakei wird es etwas gemütlicher zugehen. Doch immerhin sind
schon rund 7000 Karten verkauft, es gibt
nur noch Stehplätze. Trotz einiger verletzungsbedingter Ausfälle wie Celia Sasic (Außenbandriss im Sprunggelenk) und
Alexandra Popp (Zerrung in der Kniekehle) sowie des Verzichts auf Weltfußballerin Nadine Angerer (bleibt in den
USA) dürfte der achte Sieg im achten
Qualifikationsspiel wohl nur Formsache
für das Team des Rekord-Europameisters und zweimaligen Weltmeisters sein.
Das Hinspiel im vorigen November in
Zilina gewann die DFB-Elf locker mit 6:0.
Gleichwohl warnt Neid wie immer auch
vor Außenseitern. „Ich erwarte, dass der
Gegner sehr kompakt in der eigenen
Hälfte steht. Wir brauchen gutes Laufverhalten, viele Ideen, ein sicheres Kombinationsspiel und Kreativität nach vorn.
Vor allem müssen wir von Beginn an konzentriert in das Spiel gehen“, mahnt die
Bundestrainerin.
Was für ein
Saisonstart!
NACHRICHTEN
Bradl am Arm operiert
MotoGP-Pilot Stefan Bradl hat sich in
der Kreisklinik Wertingen bei Augsburg einer Operation am rechten Unterarm unterzogen. Der zweite Eingriff beim Zahlinger wegen der Rennfahrerkrankheit „arm pump“ dauerte
nur 15 Minuten. Die OP war notwendig geworden, nachdem der 24-Jährige am Wochenende beim Großen
Preis von Spanien ähnliche Probleme
wie schon vor knapp eineinhalb Jahren bekommen hatte.
Schwarzkopf feiert Comeback
645 Tage nach ihrem Silber-Coup bei
den Olympischen Spielen von London
feiert
Siebenkämpferin
Lilli
Schwarzkopf am Sonntag nach überstandenem Achillessehnenriss ihr
Comeback. „Ich merke, dass ich wieder zurück zu alter Stärke finden
kann“, sagte die 30-Jährige bei
Leichtathletik.de. Sie hatte sich im
September 2012 schwer verletzt und
kämpfte sich seitdem wieder heran. „In
manchen Disziplinen, etwa im Sprint,
fehlt mir noch etwas Kraft, aber ansonsten fühle ich mich bereit für den
Neuanfang“, sagte sie.
Sport im TV, Donnerstag, 8. Mai
12.30 - 13.30 Uhr, Hessen 3: DFB-Pressekonferenz:
Vorstellung des WM-Kaders
15.45 - 17 Uhr, Eurosport: Radsport, Vier Tage von
Dünkirchen, 2. Etappe: Hazebrouck-Orchies (161 km)
16.45 - 19 Uhr, ZDF: Fußball, WM-Qualifikation der
Frauen, Deutschland - Slowakei
19 - 1 Uhr, Sky: Sport 1: Golf, The Players Championship, 1. Tag in Ponte Vedra Beach, Florida
Goran Stojanovic
nach Katar
Löwen-Keeper zu El Jaish SC
Heidelberg. (HW) Bei den Rhein-Neckar
Löwen hat Torhüter Goran Stojanovic
keinen neuen Vertrag erhalten, ans Auhören denkt der 37-Jährige indes überhaupt nicht. „Ich wechsele nach Katar“,
sagte der Montenegriner gestern. Bereits
seit Anfang des Jahres steht Stojanovic
für die katarische Nationalmannschaft
im Tor und
gewann im
Februar die
Asienmeisterschaft.
Künftig
spielt er für
den Verein El
Jaish SC. Da
die Liga in
Katar erst im
Februar startet und bereits im Juli endet, legt Goran Stojanovic zunächst sein
Hauptaugenmerk auf die Nationalmannschaft Katars, denn im nächsten
Jahr wird die Handball-Weltmeisterschaft in Katar ausgetragen – und darauf bereitete sich die Auswahl vor. „Wir
werden viele Spiele in Europa bestreiten“, sagte der Keeper, der bei den Löwen inzwischen hinter Niklas Landin in
die zweite Reihe getreten ist.
Goran Stojanovic. Foto:vaf
Barcelona. (dpa) Noch einmal silberne
Festspiele in der Formel 1 will Sebastian
Vettel nicht ertragen müssen. „Das Ziel
ist es, möglichst schnell als Team dafür
zu sorgen, dass der Stern untergeht“, betonte der in dieser Saison noch sieglose
Vierfach-Champion. Für Vettel soll der
Europa-Auftakt der Motorsport-Königsklasse am Sonntag in Barcelona der
Neustart für seine fünfte WM-Mission
werden. Auf dem Gradmesser-Kurs, wo
bislang weder der aktuelle Seriensieger
Lewis Hamilton noch sein MercedesKollege Nico Rosberg in der Formel 1 gewinnen konnten, gilt es für den 39-maligen Grand-Prix-Sieger.
Läuft der Red Bull dort gut, darf Vettel sich weiter Hoffnungen auf den TitelFünferpack à la Michael Schumacher machen. Es wird aber schwer für den Sieger
von 2011 auf dem Circuit de Catalunya
beim Großen Preis von Spanien an diesem Sonntag (14 Uhr/RTL). Vor allem Hamilton, der die Rennen in Malaysia, Bahrain und China jeweils vor Rosberg gewann, scheint in der Form seines Lebens
zu sein. „Ich habe auf dieser Strecke noch
nie gewonnen, aber ich habe gerade einen
Lauf und hoffe, dass es in diesem Jahr
klappen wird“, betonte Hamilton. Der
Champion von 2008 sei „nahe an der Perfektion“, lobte jüngst Hamiltons britischer Landsmann Nigel Mansell.
Vier Punkte fehlen Hamilton noch auf
Rosberg, der mit 79 Zählern die WMWertung anführt - und so gar nicht gewillt ist, sie im knallharten Duell mit seinem Stallrivalen herzugeben. Nach einem Treffen mit Fußball-Nationalspieler
Lukas Podolski schrieb Rosberg in dieser Woche: „Wir können beide große Dinge in diesem Jahr erreichen...“
Gemeint ist nichts weniger als der WMTitel für Kicker Podolski in Brasilien und
Rennfahrer Rosberg womöglich beim Saisonfinale Abu Dhabi. Doch auch Mercedes, das Maß der Dinge bisher, ist gewarnt. „Wir haben bereits gesehen, dass
unsere Rivalen unermüdlich daran arbeiten, den Rückstand auf uns aufzuholen“, betonte Motorsportchef Toto Wolff.
Um die eigene Mannschaft optimal einzustellen, zog das Team zuletzt sogar einen renommierten Sportpsychologen, der
selbst einst Kapitän der neuseeländischen
Fußball-Nationalmannschaft war, zurate.
Ob Psychohilfe bei den Silberpfeilen
oder vermeintlicher Wundersprit bei Red
Bull - vor allem in Spanien gilt es für beide Teams zudem den Lokalmatadoren
Fernando Alonso im Auge zu behalten. Als
WM-Dritter mit 41 Punkten vor dem
deutschen Überraschungsvierten Nico
Hülkenberg (Force India) ist der FerrariStar zumindest nominell auch der erste
Mercedes-Verfolger.
„Mir ist allerdings klar, wem die Fans
in Barcelona am meisten die Daumen
drücken werden!“, räumte Hamilton,
einst Teamkollege Alonsos bei McLaren,
bereits ein. Daumendrücken allein wird
keinem helfen. Vor allem Vettel nicht. „Es
gibt nicht viele Möglichkeiten zu überholen“, meinte der Heppenheimer: „Daher ist es entscheidend, sich in der Qualifikation einen guten Startplatz zu sichern.“ Problem nur: In drei der bisher
vier K.o.-Ausscheidungen war Vettel sogar schlechter als sein Teamkollege Ricciardo.
„Seit an Seit“ für Deutschland
Rechtsextreme Hooligans planten in einem Internet-Forum gemeinsame politische Aktionen
Quadrathlon-EM: Hirschfelder
holt Gold, Teichert Silber
Heidelberg. (mir) Die neue QuadrathlonSaison hat für die beiden Heidelberger
Sportler des Jahres Lisa Hirschfelder und
Stefan Teichert nahezu optimal begonnen. Das erste Rennen war gleich die Europameisterschaft über die Mitteldistanz
auf Ibiza. Die Voraussetzungen waren für
das bei SG Poseidon Eppelheim, WSC
Heidelberg und Nikar Heidelberg trainierende Paar alles andere als gut.
Hirschfelder hatte sich 14 Tage mit einem Infekt und Antibiotika geplagt, Teichert macht schon seit Monaten eine Entzündung in der Schulter zu schaffen.
Das EM-Rennen begann in einer der
schönsten Buchten Ibizas, der Cala Bassa. Über 1,5 Kilometer Schwimmen waren die beiden Eppelheimer nicht zu
schlagen. Auf der sieben Kilometer langen Kajak-Strecke kämpften sie mit den
vielen Wellen, die sie als „Flachwasserpaddler“ so nicht gewohnt waren. Die
Spitzenposition war futsch, doch über die
Radstrecke (40 Kilometer) ging es wieder
nach vorne. Lisa Hirschfelder übernahm
die Führung, Teichert war Zweiter.
Die Medizinstudentin ließ sich die
Goldmedaille nicht mehr nehmen und lief
das Rennen über zehn Kilometer auf
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Von Christoph Ruf
Gemeinsame Freude ist doppelte Freude: Lisa
Hirschfelder und Stefan Teichert. Foto: privat
schwierigen Trailwegen sicher nach
Hause. Teichert machte zwar Zeit auf den
führenden Spanier Albert Corominas gut,
dem reichte jedoch eine großartige Vorstellung im Kajak zum Europameistertitel. Teichert war auch mit Silber sehr
zufrieden, zumal er seinen großen Rivalen im Weltcup, den Tschechen Leos Rousavy, hinter sich ließ.
Ergebnis, Männer: 1. Albert Corominas (Spanien) 2:47:03
Std., 2. Stefan Teichert (Eppelheim) 2:54:57 Std., 3. Leos
Rousavy (Tschechien) 2:58:04 Std.
Frauen: 1. Lisa Hirschfelder (Eppelheim) 3:26:48 Std., 2.
María Morell (Spanien) 3:28:32, 3. Gabriele Immendorff
(Potsdam) 3:40:05 Std.
Mannheim. Die Polizisten staunten nicht
schlecht, als sie begriffen, wer da in ihren Städten demonstrierte. Die stämmigen Männer mit den teils wilden Tätowierungen kannten sie von den Fußballspielen vor Ort – jedoch nicht von politischen Versammlungen. „Das war ein
gut organisiertes Zusammentreffen von
rechtsgerichteten Hooligans aus dem
Südwesten, da war die Politik wohl wichtiger als die jahrzehntelange fußballerische Feindschaft zwischen Mannheim
und Kaiserslautern“, erinnert sich der
Mannheimer Polizei-Sprecher Norbert
Schätzle.
200 rechte Hooligans aus dem Südwesten waren Ende März in die Kurpfalz
gekommen, um eine Kundgebung des Salafisten-Führers Pierre Vogel zu stören.
Fünf Beamte wurden dabei leicht verletzt. Man sei gewarnt gewesen, heißt es
in Polizeikreisen, wisse aber letztlich
nicht, wie sich die rechten Fußballschläger koordiniert hätten. Ähnlich ging
es der Gladbacher Polizei im Februar, als
„eine Gruppierung von ca. 150 Störern,
die mit einer Vielzahl von Hooligans
durchsetzt war“ eine Vogel-Kundgebung
störte.
Die Hoch-Zeit der Hooligans war in
den Achtziger und Neunziger Jahren, als
Prügeleien in den Stadien und regelrechte Straßenschlachten zum Alltag im
deutschen Fußball gehörten. Mancher
Beobachter behauptete in den vergangenen Jahren gar ernsthaft, es gäbe sie gar
nicht mehr. Allerdings dürften weit über
1000 Hools nach wie vor in Deutschland
aktiv sein. Sie sind bestens vernetzt, verabreden sich immer wieder zu Schlägereien – was gemeinsame Aktionen, beispielsweise bei Auswärtsspielen der Nationalmannschaft nicht ausschließt.
Natürlich sind nicht alle Hooligans
rechtsradikal, doch mancherorten sind
die Schläger seit mehreren Jahrzehnten
fester Bestandteil der Naziszenen vor Ort.
Das alles ahnte man, doch dass sich die
Nazi-Hools vernetzen könnten und einer
politischen Agenda folgen, hätte bis lang
kaum jemand für möglich gehalten.
Die Vorbereitungen zu den Aktionen
gegen die Salafisten liefen über ein geheimes Internet-Forum mit dem Titel
„Weil Deutsche sich’s noch trauen“, das
einige Wochen betrieben wurde, ehe es aus
Sicherheitsgründen geschlossen wurde –
die Zahl der Mitstreiter war schlicht zu
groß geworden. Über 300 Nazi-Hools aus
allen Landesteilen hatten sich zusammengeschlossen, um ihrem Hauptfeind
den Kampf anzusagen. „Anstelle uns im-
mer gegenseitig auf die Nase zu hauen,
was auch Spaß macht, müssen wir was
Deutschland angeht Seit an Seit stehen“,
schreibt ein Forums-Teilnehmer. Einer
will „Schweineblut verspritzen“, ein anderer fordert „Hals umdrehen und peng“,
erntet aber Widerspruch: „Das wäre
schon zuviel Körperkontakt ... gleich
,peng‘ reicht“.
Wer das mehrere tausend Postings
umfassende Forum studiert, ist überrascht, wie diszipliniert die Hooligans
vorgehen (für jeden Neu-Zugang im Forum muss ein Administrator aus der Region bürgen) und wie stark sie ihr Tun einem politischen Ziel unterordnen. Vielen
geht es dabei nur in einem ersten Schritt
um die Salafisten. Sollte die demokratische Öffentlichkeit positiv reagieren –
„die Omis müssen uns lieb haben “ – wollen sich die Fußball-Nazis vollends aus
der Deckung wagen. Vorbild ist dabei die
Entwicklung in der Ukraine, wo Fußballschläger des „rechten Sektors“ bewaffnete Ausschreitungen auf dem Maidan gesteuert haben. Ihre Organisation ist
nun an der Regierung in Kiew beteiligt.
„Heute in der Ukraine und morgen in ganz
Europa! Right Sector“, freut sich ein
deutscher Hool im Forum. Man stehe bereit, wenn es in Deutschland zu einer revolutionären Stimmung komme.