Oktober 2002 - Homepage

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Oktober 2002 - Homepage
Neues Niedersächsisches
Hochschulgesetz in Kraft
Neufassung bringt zahlreiche Änderungen für die Osnabrücker Universität
Themen-Überblick
Das neue NHG . . . . . . . . . . . . 2
Hochschulwahlen . . . . . . . . . . . 3
Allianz mit Twente . . . . . . . . . . 4
Univerlag verlässt die Stadt . . . 5
10 Jahre IMIS . . . . . . . . . . . . . . 6
Buchkritik: Alberto Savinio . . . 7
Mit Qualitätssiegel . . . . . . . . . . 8
Neues Graduiertenkolleg . . . . 9
Kognitionswissenschaft . . . . . 10
Promotionsprogramm . . . . . 11
Auf Stufen ins Lehramt? . . . . . 12
Information Engineering . . . . . 13
In den Ruhestand . . . . . . . . . . 14
Wanderer zwischen Welten . 15
Die Uni tanzt . . . . . . . . . . . . . 16
Förderpreisstifter . . . . . . . . . . 17
Ideenwettbewerb „think“ . . . 18
Hilfe für die Seele . . . . . . . . . . 20
Mensa „cum laude“ . . . . . . . . 21
Strippenziehen . . . . . . . . . . . . 22
Neu an der Uni . . . . . . . . . . . 23
Uni privat . . . . . . . . . . . . . . . . 24
usgabe 2002/1
ahrgang 10
Oktober 2002
(red.) Seit dem 1. Oktober diesen Jahres ist es für niedersächsische Universitäten in Kraft: das neue Gesetz zur Hochschulreform. Es tritt an die Stelle des seit 1993 geltenden Gesetzes und enthält zahlreiche Änderungen für die Universität
Osnabrück. Ziel des Gesetzgebers ist es, die Entscheidungsverantwortung für die Belange der Hochschule weitgehend
von Gremien auf Einzelpersonen oder Kollegialorgane zu verlagern.
Statt der 153 Paragraphen des
alten Niedersächsischen Hochschulgesetzes (NHG), zu denen
noch zahlreiche Übergangsbestimmungen kamen, beschränkt sich
das neue Gesetz auf lediglich 68
Paragraphen. Universitätspräsident
Prof. Dr. Rainer Künzel begrüßt
diese „Entstaatlichung“, die sich
darin ausdrückt, „dass die Hochschulen sich nun weitgehend
selbst organisieren können.“
Künftig wird es drei Organe
geben, die an der Leitung der
Hochschule beteiligt sind. Neben
Präsidium und Senat soll ein Hochschulrat gebildet werden. Dem
Präsidium gehören neben dem Prä-
sidenten mindestens ein hauptamtlicher Vizepräsident sowie ein
oder mehrere nebenamtliche Vizepräsidenten an. Der Präsident vertritt die Universität nach außen und
führt den Vorsitz im Präsidium.
Verändert hat sich die Rolle
des Senats. Diesem Gremium
werden vom Gesetzgeber eine
Reihe neuer Kompetenzen anvertraut, nicht zuletzt eine verstärkte
Kontrollfunktion gegenüber der
Hochschulleitung.
Als besonderes Organ wurde
der Hochschulrat konzipiert. Die
sieben stimmberechtigten Hochschulratsangehörigen dürfen nicht
Mitglieder der Hochschule sein.
Herzlich willkommen!
Ihre Aufgabe ist die Beratung von
Senat und Präsidium.
Insgesamt wurde die neue
Struktur vom Gesetzgeber auch auf
die Ebene der Fachbereiche übertragen. Diese werden künftig von
Dekanaten geleitet, deren Kompetenzen gegenüber dem Fakultätsrat erweitert wurden.
Für die Universität Osnabrück
ergeben sich aus dem neuen NHG
zahlreiche Veränderungen, die auf
den folgenden Seiten erläutert
werden.
www.uni-osnabrueck.de
Jede Stimme zählt!
Am 27. und 28. November
sind Hochschulwahlen.
www.uni-osnabrueck.de
Für mehr als 2300 Erstsemester beginnt in diesen
Tagen ihr Studium an der Universität Osnabrück. Für
jeden einzelnen sicherlich der spannende Beginn einer neuen und aufregenden Zeit. Vorlesungen,
Seminare, Scheine, Mensa: Was heute noch ungewohnt klingen mag, wird schon in einigen Wochen in den
Sprachgebrauch aufgenommen sein.
Foto: Hermann Pentermann
Hochschulpolitik
Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
2
„Hochschul-Autonomie stärken“
Was verändert das neue NHG? Fragen an Unipräsident Prof. Dr. Rainer Künzel
(red.) Das neue NHG bedeutet in mehrfacher Hinsicht einen radikalen Bruch mit den
staatlichen Detailregelungen
für die Gremienuniversität,
die sich in den letzten 30 Jahren im Gefolge des Studentenprotestes gegen die "Ordinarienherrschaft" entwickelt
hat. Zentrale Merkmale erläutert Universitätspräsident
Prof. Dr. Rainer Künzel im
Gespräch.
Welche Auswirkungen hat
?
das neue Hochschulgesetz
für die Universität Osnabrück?
Auf der Universitätsebene wird
ein Präsidium mit weitreichenden
Kompetenzen etabliert und die
Fachbereiche von Dekanaten geleitet, deren Kompetenzen ebenfalls gegenüber dem Fakultätsrat
erweitert werden. Die Aufgabenstellung des Senats hat sich –
einerseits durch die Übernahme
der Aufgaben des Konzils, andererseits durch die Verlagerung der
meisten seiner Kompetenzen auf
die kollegiale Hochschulleitung –
verändert. Zuständig ist er nun für
Grundsatzfragen, für die Ausgestaltung der Hochschulverfassung,
für die Mitwirkung an der Entwicklungsplanung der Hochschule
und für die Kontrolle der Hochschulleitung durch Wahl oder Abwahl ihrer Mitglieder. Im Präsidium wiederum ist eine formalisierte Arbeitsteilung vorgesehen,
die nicht nur das Verhältnis der
Präsidiumsmitglieder zueinander,
sondern auch deren Zusammenarbeit mit der Verwaltung und mit
den Fachbereichen bestimmt.
Völlig neu ist der Hochschulrat –
oder im Falle der Überführung
der Trägerschaft der Hochschule
in eine rechtsfähige Stiftung – der
Stiftungsrat. Während der siebenköpfige Hochschulrat Senat und
Präsidium berät, werden dem Stiftungsrat bis auf die Rechtsaufsicht
so gut wie alle Kompetenzen des
Ministeriums übertragen.
Wie sieht der Fahrplan für
?
die Universität Osnabrück
aus?
Im neuen Gesetz sind Übergangsregelungen getroffen worden. So
wurde bereits am 11. September
eine vorläufige Grundordnung verabschiedet und Prof. Dr. Peter
Hertel die Wahrnehmung der
Aufgaben eines Vizepräsidenten
neu übertragen. Er wird weiterhin
für Forschung und den wissenschaftlichen Nachwuchs zuständig
sein. Am 1. Oktober ist die Hochschulleitung erstmals als Präsidium
zusammengetreten und hat einen
Beauftragten für den Haushalt bestellt. Weiterhin wurde über die
interne Arbeitsteilung und – soweit erforderlich – die Übertragung von Aufgaben bisheriger Organe, Gremien und Kommissionen
auf andere Stellen beraten. Für
den 27. und 28. November ist
dann die Wahl des Senats und der
Fachbereichsräte
vorgesehen,
deren Amtszeit am 31. Dezember
2003, also nach nur einem Jahr
enden wird. Bereits in der Senatssitzung am 11. September
wurde eine Findungskommission
für den Hochschulrat benannt.
Diese Kommission wird dem
neuen Senat Vorschläge zur Bestellung von vier Hochschulratsmitgliedern vorlegen. Damit
kann der Hochschulrat im Zusammenwirken mit dem Ministerium
bis zum 30. April 2003 berufen
werden.
Gegen Ende des kommen?
den Jahres steht dann bereits erneut eine Wahl zum
Senat und den Fachbereichsräten an?
Ja, dann allerdings auf der Basis
der neuen Grundordnung und zur
Prof. Dr. Rainer Künzel
Foto: Gisbert Gramberg
Vorbereitung des Übergangs in
eine Hochschulorganisation, die
den Vorgaben des Gesetzes in
vollem Umfang entspricht. Dazu
Fortsetzung des Gesprächs
auf der nächsten Seite.
„NHG behutsam umsetzen“
Seit Oktober gilt ein neues Dienstrecht: Vizepräsident Ehrenberg erklärt es
Mit der Neufassung des Niedersächsischen Hochschulgesetzes (NHG) ergeben sich
zahlreiche Änderungen im
Dienstrecht. Was zum Beispiel ist ein Juniorprofessor?
Die wichtigsten Einzelheiten
erläutert Vizepräsident Christoph Ehrenberg.
Durch das neue NHG wird die
Dienstrechtsreform auf Bundesebene (Juniorprofessor, leistungsbezogene Professorenbesoldung
und neue Befristungsregelungen
für Nachwuchswissenschaftler) in
Landesrecht umgesetzt.
Neu sind so genannte Juniorprofessoren. Diese treten an die
Stelle des bisherigen Qualifizierungsweges zur Berufung, also
Habilitation als C1-Assistent oder
ähnliches. Andererseits entfallen
die dienstrechtlichen Kategorien
Wissenschaftlicher Assistent, Oberassistent, Hochschuldozent sowie die Akademischen Räte. Aufgrund einer Übergangsfrist ist die
Habilitation als Einstellungsvoraussetzung für eine Professur statt
der Juniorprofessur noch bis 2009
möglich. In welcher Weise Vordienstzeiten, die für die Promotions- und Postdoc-Phase nicht
Christoph Ehrenberg
Foto: Michael Münch
mehr als sechs Jahre betragen
dürfen, sich auf die jetzt einzustellenden Juniorprofessoren auswirken, wird derzeit geprüft. Ehrenberg: "Es ist aber wegen der Übergangssituation von einer großzügigen Handhabung der Bestimmungen auszugehen."
Abgesehen von Juniorprofessoren und Professoren, die sowohl im Beamten- als auch Angestelltenverhältnis beschäftigt wer-
den können, wird es künftig im
wissenschaftlichen Bereich nur
Angestellte geben. In den Vorjahren eingestellte Akademische
Räte und Oberräte bleiben bis zur
Pensionierung in ihrem Beamtenverhältnis. Die Mitarbeiter im
technischen Bereich und dem Verwaltungsdienst der Universität tauchen im neuen NHG nicht mehr
als dienstrechtliche Kategorie mit
den von ihnen auszuübenden Tätigkeiten auf.
Wesentliche Veränderungen
betreffen die Rechte der Professoren. Deren Dienstvorgesetzter
ist künftig nicht mehr das Ministerium, sondern der Präsident der
Hochschule. Nicht diesem, sondern der kollegialen Leitung insgesamt sind wichtige Befugnisse gegenüber den Professoren übertragen worden. Ehrenberg: "Das neu
geschaffene Präsidium kann nun
die Lehrenden im Rahmen ihres
Dienstverhältnisses zur Abhaltung
von Lehrveranstaltungen verpflichten sowie ihre regelmäßige Anwesenheit anordnen." Auch für
die Gewährung der Leistungsbezüge an Professoren ist das Präsidium zuständig, ebenso für die
abschließende Entscheidung über
Berufungsvorschläge.
Hochschulpolitik
Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
4
Aus zwei mach eins? Liegt die Zukunft der kleineren Hochschulen wie in Osnabrück und Twente in einem Zusammenschluss? Auf unseren Fotos
zu sehen sind Symbole für die beiden Universitäten: rechts das Osnabrücker Schloss und links ein Kunstwerk auf dem Campus der Universität in
Twente.
Fotos: Archiv
„Gemeinsam besser gerüstet als allein“
An der Universität Osnabrück wird zur Zeit kontrovers über eine mögliche Allianz mit Twente diskutiert
(red.) Die Universität Osnabrück hat sehr viele verschiedene wissenschaftliche Glanzlichter. Die Technische Universität in der niederländischen
Provinz Twente ebenfalls – aber
in anderen Bereichen. Was läge
näher, als über einen Zusammenschluss
nachzudenken?
Universitätspräsident Prof. Dr.
Rainer Künzel war maßgeblich
an der Entwicklung eines Konzeptes für eine „strategischen
Allianz“ beteiligt. Es wird in der
Hochschule kontrovers diskutiert.
Quo vadis, Universität Osnabrück? In Zeiten zunehmenden
Wettbewerbs zwischen einzelnen
Hochschulen um Gelder und Studierende haben kleinere und weniger traditionsreiche Universitäten
das Nachsehen. Vermehrt fließen
Forschungsmittel an große Hochschulen und lösen eine Magnetwirkung auf künftige Studierende aus.
Dagegen könnten die Synergieeffekte einer Fusion der beiden Universitäten Osnabrück und Twente
gesetzt werden.
Im Februar diesen Jahres wurden die Fächer gebeten, Stellungnahmen zur Durchführung einer
Wünsch- und Machbarkeitsstudie
bezüglich einer Allianz abzugeben.
Daraus hervor ging ein breites
Spektrum an Meinungen. So glaubt
der Fachbereichsrat Sprach- und Literaturwissenschaft, keinen Nutzen
in einer Fusion erkennen zu können.
Der Rat des Fachbereichs Mathematik/Informatik hingegen meint, die
Verbindung sei eine Chance.
Auf der letzten Konzilssitzung
Anfang Juli fasste Künzel den Stand
der Diskussion zusammen. Er betonte die Vorteile, die aus seiner
Sicht in einer solchen Allianz liegen.
Beispiel Naturwissenschaften: „Wir
besitzen eine kaum lebensfähige
Chemie und Informatik, die Universität Twente ist hier jedoch besonders stark. Umgekehrt fehlt den
Twentern die Biologie.“ Und für
die Physik gelte: „Osnabrück arbeitet mehr grundlagenorientiert, die
niederländischen Nachbarn stärker
anwendungsbezogen.“
Die vielfach befürchtete „Marginalisierung unserer Geisteswissenschaften“ durch die Dominanz
technischer Fächer in Twente, sieht
der Universitätspräsident nicht.
Denn: „Twente möchte die meisten
ihrer Studiengänge um geisteswissenschaftliche Module ergänzen, um
so die Chancen der Absolventen
auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Und auf dem selben W e g e
könnten die Berufschancen unserer Absolventen der geisteswissenschaftlichen Fächer vergrößert werden.“
Wie sieht nun die weitere Planung aus? In den nächsten Monaten
bindet die Umsetzung der neuen
niedersächsischen Hochschulgesetzgebung alle Kapazitäten der Universität, so dass über das Konzept einer
Wünsch- und Machbarkeitsstudie
erst zu einem späteren Zeitpunkt
abgestimmt werden soll. Künzel:
„Auch hier gilt wie bei der Frage der
Stiftungsoption des neuen NHG:
Erst eine genaue Analyse der Vorund Nachteile einer Verbindung der
beiden Universitäten lässt eine rational begründbare Entscheidung zu.“
Oktober des vergangenen
Eine Stiftung für die Universität: Seit
Jahres hat die Osnabrücker Universität ihre eigene Stiftung. Unter dem Vorsitz von Universitätspräsident Prof. Dr. Rainer Künzel traf sich
die Vereinigung zu ihrer konstituierenden Sitzung. Mit 100.000 Euro wurde von der Universitätsgesellschaft
der Grundstock gelegt. Finanzieren will die Stiftung unter anderem Forschungsvorhaben junger
Wissenschaftler. Dem Stiftungsrat gehören neben Künzel sowohl Universitätsmitglieder als auch Vertreter
der regionalen Wirtschaft an. Ziel ist es nun, weitere Privatpersonen und Unternehmer als Kapitalgeber zu
gewinnen. Bei der feierlichen Gründung waren anwesend: Kanzler Christoph Ehrenberg, Honorarprofessor
Dr. Norbert Winkeljohann, Dr. Hans-Wolf Sievert, Gabriele Simon, Dr. Dieter Matenaar, Prof. Dr. Rainer
Künzel und Prof. Dr. Rainer Hüttemann (von links).
Foto: Detlef Heese
Forschung - Lehre - Studium
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Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
Wissenswert
Virusforschung: Mit 516.000
Euro unterstützt die EU Prof.
Dr. Frank Seela vom Fachbereich Biologie/Chemie bei
der Entwicklung von Medikamenten gegen das HepatitisC-Virus. Seela und seinem
Mitarbeiterstab wurde die Förderung im Sommer diesen
Jahres zugesprochen. Seitdem
haben die Wissenschaftler vom
Laboratorium für Organische
und Bioorganische Chemie im
chemischen Institut erste Erfolge erzielt. Sie stehen im
Austausch mit Kollegen im Inund Ausland.
Feierstunde: Als besonderer Gast anlässlich des IMIS-Jubiläums war die ehemalige Bundestagspräsidentin
Prof. Dr. Rita Süssmuth (Mitte) geladen. V. l.: Prof. Dr. Hans-Joachim Wenzel, Dr. Albert Maximilian Schmid,
Präsident des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge, Institutsdirektor Prof. Dr. Klaus J. Bade
und Universitätspräsident Prof. Dr. Rainer Künzel.
Foto: Elena Scholz
Forschung und Politikberatung
Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien feierte Jubiläum
Prof. Dr. Frank Seela
Foto: privat
Richteramt: Prof. Dr. Jörn
Ipsen vom Fachbereich Rechtswissenschaften wurde im Juni
vom Niedersächsischen Landtag in Hannover zum stellvertretenden Mitglied des Staatsgerichtshofes Bückeburg gewählt. Der renommierte Jurist
lehrt seit 21 Jahren an der Universität Osnabrück, seit 1989
ist er Direktor des Instituts
für Kommunalrecht. Der
Staatsgerichtshof als höchstes
Gericht des Landes, setzt sich
aus neun ordentlichen Mitgliedern mit jeweils einem
Stellvertreter zusammen.
Prof. Dr. Jörn Ipsen
Foto: Elena Scholz
(red.) Das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien, kurz IMIS genannt, nahm 1991 die Arbeit
auf. Am 17. Dezember 2001
feierte es sein zehnjähriges Bestehen.
schen Wissenschaftlern und Experten der Praxis.
Zur Zeit läuft erfolgreich die
dritte Förderperiode des DFG-Graduiertenkollegs zum Thema „Migration im modernen Europa“mit 15
Wissenschaftlern. Darüber hinaus
Vor gut 20 Jahren hatte IMISDirektor Prof. Dr. Klaus J. Bade
eine „aktiv steuernde“ Migrationsund Integrationspolitik sowie entsprechende interdisziplinäre Forschungsinstitutionen gefordert.
Lange wurden diese Themen indes
politisch tabuisiert.
Im Zeichen der stark ansteigenden Zuwanderungen Anfang der
Achtziger schien Bade endlich die
Zeit gekommen, öffentliche und
politische Unterstützung für die
Etablierung interdisziplinärer Forschung einzufordern – diesmal mit
Erfolg. 1991 wurde das IMIS an der
Universität Osnabrück ins Leben
gerufen. Mit Bade als Gründungsdirektor und einem halben Dutzend
Wissenschaftlern aus verschiedenen
Disziplinen übernahm es eine Vorreiterrolle in Deutschland.
Heute ist es ein weltweit anerkanntes Forschungs- und Beratungszentrum in Sachen Migration
und Integration. Bade: „Es genügt
nicht, bloß aus dem Elfenbeinturm
herauszukommen, man muß gleichzeitig immer einen festen Platz darin behalten.“ So gehe es am Institut einerseits um die Kommunikation zwischen den verschiedenen
Disziplinen und andererseits zwi-
Gründungsmitglieder, die
auch heute noch am IMIS arbeiten, sind neben Bade der
Jurist Prof. Dr. Albrecht Weber und der Pädagoge Prof. Dr.
Peter Graf. Einige Mitglieder
sind, vor allem durch Rufe an
andere Universitäten, ausgeschieden, wie die Pädagogin
Prof. Dr. Leonie HerwartzEmden, der Migrationssoziologe Prof. Dr. Michael Bommes
und der Jurist Prof. Dr. Eberhard Eichenhofer. Als neue
Mitglieder sind hinzugekommen die Historiker Privatdozent Dr. Jochen Oltmer und
Prof. Dr. Hans-Werner Niemann, die Pädagogin Privatdozentin Dr. Eva Breitenbach,
der Psychologe Prof. Dr.
Siegfried Greif, der Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Utz
Maas, der Islamwissenschaftler
Dr. Ulrich Mehlem sowie die
Geographen Privatdozentin
Dr. Beate Lohnert und Prof.
Dr. Hans-Joachim Wenzel, der
1997 bis 2002 als IMIS-Direktor die Geschicke des Instituts leitete, bis der Osnabrücker Historiker Prof. Dr.
Klaus J. Bade in diesem Jahr
das Steuer wieder übernahm.
erscheinen am IMIS drei Schriftenreihen, in denen seit 1995 mehr als
40 Bände vorgelegt worden sind.
Privatdozent Dr. Jochen Oltmer
kümmert sich im Vorstand um die
Publikationsorganisation.
Wissenschaft ist das eine Standbein des IMIS. Das andere ist praktische Politikberatung. Im Mittelpunkt stand zuletzt die Diskussion
um das Zuwanderungsgesetz. Bade
war einer der geistigen Wegbereiter des Gesetzes, und, als Gutachter der Süssmuth-Kommission
sowie als Berichterstatter im Innenausschuss des Bundestages, auch an
der Vorbereitung des Gesetzes
selbst beteiligt. IMIS-Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Utz Maas erarbeitete mit dem Islamwissenschaftler Dr. Ulrich Mehlem ein Konzept
für Sprachkurse als zentralem Element der Integrationsangebote im
Sinne des Zuwanderungsgesetzes.
Mit der Stiftungsprofessur für
„Soziologie/Methodologie interkultureller und interdisziplinärer Migrationsforschung“ durch die VolkswagenStiftung soll nun dem IMIS
der Durchbruch in die eigenständige Lehre auf einem für die Gestaltung von Migration und Integration in der Zukunft entscheidendem Gebiet gelingen. Bade: „Es
fehlt an der Ausbildung der Ausbilder im Zuwanderungsland. Dazu
ist die neu eingerichtete Stiftungsprofessur ein wichtiger Schritt
voran.“
'
www.imis.uni-osnabrueck.de
Forschung - Lehre - Studium
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Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
Qualität bescheinigt
Erfolgreich: Wirtschaftsrecht + Wirtschaftsinformatik
(red.) Vor einem Jahr starteten zwei neue Studiengänge
in den Fachbereichen Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. Zum einen der
Bachelor- und Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik
und zum anderen ein Bachelorstudiengang Wirtschaftsrecht. Dieser wurde vor kurzem mit dem Qualitätssiegel
ausgezeichnet.
Insgesamt 75 Studierende haben im vorigen Wintersemester
einen der beiden Ausbildungsgänge
begonnen: 25 in der Wirtschaftsinformatik, 50 im Wirtschaftsrecht. Die Wirtschaftsinformatik
wurde als Intensivstudiengang
konzipiert. In kurzer Zeit werden
die Studierenden für Berufsfelder
ausgebildet, in denen ein Mangel
an Fachkräften besteht. Inhalte
sind neben den reinen ökonomischen auch mathematische Grundlagen.
Der Wirtschaftswissenschaftler
Prof. Dr. Thomas Witte ist mit
den Erfahrungen nach einem Jahr
vollauf zufrieden. Vor allem freut
ihn das rege Interesse: „Wir haben sehr viele Bewerbungen aus
dem Ausland bekommen.“ Allerdings wurde im ersten Durchlauf
zu wenig auf den Nachweis guter
Deutschkenntnisse geachtet. Diese sind nun verpflichtend geworden.
Auch der Studiengang Wirtschaftsrecht hat sich bewährt.
„Mit diesem Programm ist es dem
Osnabrücker Fachbereich Rechtswissenschaften gelungen, sein akademisches Profil weiter zu schärfen“, betont Dekan Prof. Dr. JensPeter Schneider. Das sechssemestrige Studium verbindet eine fundierte juristische Grundausbildung
mit praxisnahen wirtschaftsrechtlichen Ausbildungselementen.
Der berufsqualifizierende Abschluss soll den raschen Einstieg in
verschiedene Berufsfelder, wie
beispielsweise das Versicherungsoder Wirtschaftsprüfungswesen,
ermöglichen. Für den zweiten
Durchgang liegen mehr als 150
Bewerbungen vor. „Drei Mal so
viel wie Plätze zur Verfügung stehen“, so der Dekan.
Vor kurzem wurde dem Studiengang das Qualitätssiegel der
Zentralen Evaluations- und Akkreditierungsagentur (ZEvA) in Hannover verliehen. Eine solches Verfahren zur Begutachtung neu aufgelegter Studiengänge ist seit einiger Zeit gesetzlich vorgeschrieben
und soll unter anderem für allgemeingültige Standards sorgen.
Der Bachelorstudiengang Wirtschaftsrecht ist das erste Osnabrücker Programm, das akkreditiert wurde. Gelobt wird in dem
Hannoveraner Gutachten die Intensität des Angebotes. Den
Lehrenden im Fachbereich attestiert die Agentur ein weit über
das Normale hinausgehendes Engagement in der Ausbildung.
Ehrendoktorwürde für Prof. Dr. Menachem Rosner (Mitte). Hier
zusammen mit dem Uni-Vizepräsident Prof. Dr. Klaus Busch (rechts) und
dem Osnabrücker Soziologen Prof. Dr. György Széll (links).
Foto: Elena Scholz
Alternative Kibbuz?
Uni verleiht Ehrendoktor an Soziologen aus Israel
(red.) Ist der Kibbuz als Lebensform eine Alternative
oder vielmehr ein Auslaufmodell? Menachem Rosner
hat sich mit dieser Frage zeitlebens auseinandergesetzt.
Für seine Arbeit wurde dem
israelischen Soziologen vom
Fachbereich
Sozialwissenschaften der Universität ein
Ehrendoktortitel verliehen.
Der 1922 geborene Wissenschaftler kennt das Kibbuz nicht
allein aus der Literatur. Er hat selber unter britischer Besatzung geholfen, das Kibbuz Reshafim aufzubauen, in dem er heute noch lebt.
Mit dem Titel eines “Doktors
ehrenhalber“ würdigt die Universität sein Lebenswerk.
Impressum
Eingetroffen
Claudia Solzbacher, Christine Freitag
(Hrsg.): Anpassen, verändern, abschaffen? Schulische Leistungsbewertung in der Diskussion, Klinkhardt
2001 - In der Darstellung werden verschiedene Modelle zur schulischen
Leistungsbewertung vorgestellt und kontrovers diskutiert.
*
Rainer Wiegels (Hrsg.): Die Fundmünzen von Kalkriese und die frühkaiserliche Münzprägung: Akten des wissenschaftlichen Symposiums in Kalkriese, 15. - 16. April 1999 (Osnabrücker
Forschungen zu Altertum und AntikeRezeption), Bibliopolis 2001 - Die
Beiträge sind zum Teil überarbeitete
Vorträge eines Symposiums in Kalkriese.
Thema dabei waren die Münzfunde und
Aufgewachsen in Ostgalizien,
emigrierte Rosner in den dreißiger
Jahren nach Palästina, wo er Soziologie und Wirtschaftswissenschaften studierte. Bis zu seiner Emeritierung lehrte der Wissenschaftler
in Haifa. Dort gründete er das
Zentrum für Kibbuzforschung.
In seiner Laudatio für den befreundeten Forscher hob der Osnabrücker Soziologe Prof. Dr.
György Széll die seit 20 Jahren
bestehenden Beziehungen zu
israelischen Kollegen hervor. Mit
der Verleihung werde ein Soziologe geehrt, der sich weit über die
Grenzen seines Heimatlandes
Israel hinaus als Wissenschaftler
einen großen Namen gemacht
habe.
ihre Einordnung in den Kontext der VarusSchlacht zwischen Römern und Germanen.
*
Wolfgang Spickermann (Hrsg.): Religion
in den germanischen Provinzen Roms,
Mohr Siebeck Verlag 2001 - Der Band
vereinigt 14 Tagungsbeiträge zu den religiösen Gegebenheiten in den germanischen Provinzen Roms.
*
Natascha Ueckmann: Frauen und Orientalismus. Reisetexte französischsprachiger Autorinnen des 19. und 20.
Jahrhunderts, Metzler Verlag 2001 - Die
Untersuchung versteht sich als ein Beitrag
zur kritischen Frauenreiseforschung und
plädiert für einen differenzierten Umgang
mit dem Thema „reisende Frauen“.
Peter Marschalck und Karl Heinz
Wiedl (Hrsg.): Migration und Krankheit
(IMIS-Schriften, Band 10), Universitätsverlag Rasch 2001 - Der Sammelband thematisiert Erfahrungen der Medizingeschichte, theoretische und epidemiologische Forschungsansätze sowie Fragen der Behandlung und Versorgung von
Patienten. Es geht zudem um spezifische
Probleme einzelner Zuwanderergruppen.
*
György Széll und Wiking Ehlert (Hrsg.):
New Democracies and Old Societies in
Europe, Peter M. Lang Verlag 2001 Die Aufsatzsammlung beschäftigt sich
unter anderem mit der Frage, ob die alten
Formen der Zivilgesellschaft in der Lage
sind, neue Formen der Demokratie für
den europäischen Raum zu entwickeln.
Herausgeber:
Der Präsident der Universität Osnabrück
Redaktion:
Utz Lederbogen
Oliver Schmidt
Redaktionsassistenz:
Elena Scholz
Redaktionsanschrift:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Neuer Graben/Schloss, 49069 Osnabrück
Tel. (0541) 969-4516, Fax (0541) 969-4570
[email protected]
Titelseite/Bildbearbeitung:
Bruno Rothe, Georgsmarienhütte
Druck: Druckerei Grote, Bad Iburg
Auflage: 5.000 Exemplare
Nächste Ausgabe: 1. Dezember 2002
Redaktionsschluss: 8. November 2002
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die
Meinung des Verfassers wieder, nicht unbedingt die
des Herausgebers oder die der Redaktion.
Forschung - Lehre - Studium
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Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
„Beratungserfolg“
(red.) Er hat es hinter sich. Die Abschlussarbeit ist geschrieben, abgegeben und zensiert, Klausuren und
mündliche Prüfungen bestanden. Seit
1997 studierte Michael Henseler an
der Universität Osnabrück. Mit der
Weiterbildung als OP-Fachkrankenpfleger wurde es möglich; Wolfgang
Meschke, Leiter des Studierendensekretariats, nennt den Werdegang
des 34-Jährigen einen „tollen Beratungserfolg“. Denn mit Bestnoten
machte Henseler jetzt einen
Abschluss im Lehramt Berufsbildende
Schulen in der Fachrichtung Pflege
und dem Unterrichtsfach Katholische
Theologie. „Einige der Lehrenden
waren schon erstaunt, dass auch im
Pflegebereich ohne das klassische
Abitur studiert werden kann.“ Obwohl
die Gewöhnung an ein Studium alles
andere als leicht gewesen sei, fällt
sein Fazit positiv aus: Er würde es
wieder machen, auf alle Fälle. Auch
wenn er nebenbei berufstätig bleiben
musste, um sich sein Studium zu
finanzieren. Und Wolfgang Meschke
Gut beraten: Michael Henseler.
Foto: Elena Scholz
ergänzt: „Herr Henseler musste noch
ein zweisemestriges Probestudium
absolvieren. Das wurde abgeschafft.“
Mit dem neuen Niedersächsischen
Hochschulgesetz, das seit Oktober in
Kraft ist, wurde die fachliche Einschlägigkeit aufgehoben. So könne
eine Friseurmeisterin bei entsprechender Note auch Psychologie studieren,
ergänzt Meschke. Für Michael Henseler indes geht der Blick nach vorn.
Zunächst einmal arbeitet er wieder in
seinem alten Beruf, um dann 2003 das
Referendariat zu beginnen. Und später? Henseler: „Ich könnte mir schon
vorstellen, nach dem Vorbereitungsdienst und entsprechender Berufserfahrung an den Berufsbildenden
Schulen in der Lehrerausbildung an
der Uni mitzuwirken.“
Gleichgewichtssinn, Sehen, Fühlen: Diese Möglichkeiten stehen symbolhaft für die Kognitionswissenschaft.
Grafik: Bruno Rothe
Gedanken über das Denken
Aus der „Keimzelle“ geschlüpft: das neue Institut für Kognitionswissenschaft
(red.) Wer vor 100 Jahren geboren wurde, nutzte als Kind
Pferdekutschen. Heutige Generationen wachsen mit dem
Internet auf. Wie wird es weitergehen? Fragen, die indirekt
Wissenschaftler am neu gegründeten Institut für Kognitionswissenschaft (IKW) an
der Universität beschäftigen.
Fachbereichsübergreifend
wird dort die Informationsverarbeitung des Gehirns
unter
Einbeziehung
von
Wahrnehmung und Motorik
erforscht.
Das IKW ist hervorgegangen
aus dem Institut für Semantische
Informationsverarbeitung (ISIV).
"Keimzelle" nennt Institutsleiter
Prof. Dr. Claus Rollinger dies.
"Auch im ISIV waren wir der
Informationsverarbeitung verpflichtet, aber insbesondere aus
der Sicht der Computerlinguistik
und der Künstlichen Intelligenz.“
Nun sind weitere Disziplinen hinzugekommen. Bei ihnen geht es
ebenfalls um die Funktionsweise
des Gehirns.
„Dank einer glänzenden Beurteilung des Niedersächsischen
Ministeriums für Wissenschaft
und Kultur (MWK) konnte der
Aufbau der neuen Forschungsstätte in die Wege geleitet werden“, freut sich der Institutsleiter.
Grundvoraussetzung ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit: "Es
ist notwendig, ein gemeinsames
Verständnis des Untersuchungsgegenstandes zu entwickeln, um
neue Fragen stellen und neue
Antworten finden zu können",
erklärt Rollinger.
Heute sind 27 Wissenschaftler
an den Projekten des IKW beteiligt, und der Aufbau ist noch nicht
abgeschlossen. Doch worum geht
es im einzelnen? Auf der einen
Seite wird über den Virtuellen
Campus gearbeitet. Hier wird ein
intelligentes Internet-basiertes
Prolog-Tutor-System entwickelt,
das in Lehrveranstaltungen zum
logischen Programmieren eingesetzt wird.
Ein anderes Projekt beschäftigt sich mit der Entwicklung einer
speziellen Suchmaschine für das
Internet namens GERHARD. Das
steht für German Harvest Automated Retrieval and Dictionary,
dem schnelleren Erfassen und
Herausfiltern wissenschaftlicher
Daten aus dem weltweiten Netz.
Ziel des Projektes Comparative Cognitive Robotics ist die
Entwicklung von Robotermodellen des Lernens von Lebewesen. Dabei wird mit der ETH
und Universität Zürich und dem
Fachbereich Psychologie der Universität Dresden zusammengearbeitet. In Osnabrück werden Daten zum unbewussten, so genannten impliziten Sequenzlernen gesammelt, um die bestehenden
neuronalen Modelle zu validieren
und zu erweitern.
Internet und Computer bilden
einen Schwerpunkt im Forschungsspektrum des IKW. Doch
darüber hinaus wird das menschliche Sein nicht ausgeblendet. So
fragt der Osnabrücker Philosophieprofessor Dr. Wolfgang Len-
zen in seinem IKW-Projekt: Wie
gut ist das Leben? Er behandelt
zum Beispiel ethische Problemstellungen der Genforschung.
Rollinger betont die Nachwuchsförderung im IKW. So
wurde zum Wintersemester eine
Graduate School ins Leben gerufen. Durch einen Aufbaustudiengang sollen zwölf Doktoranden in
einem engen Betreuungsverhältnis
gefördert werden. Und drei
Berufungsverfahren sind bereits
angelaufen.
Wissenswert
Die Namen so mancher Fachgebiete im IKW geben nicht
nur Laien Rätsel auf. Was zum
Beispiel steckt hinter dem
Begriff Neurobiopsychologie?
Prof. Dr. Claus Rollinger erklärt:
Die Neurobiopsychologie
erforscht die neuronalen Grundlagen höherer kognitiver Funktionen (z. B. Sprache oder Gedächtnis).
Bei der Philosophie der Kognition liegen die Forschungsinhalte in dem Grenzgebiet der
Philosophie des Geistes mit
einer anderen für die Kognitionswissenschaft relevanten
Disziplin (z.B. Psychologie,
Neuroinformatik, Neurobiologie).
Neuroinformatik ist die
Simulation kognitiver Funktionen mittels künstlicher neuronaler Netze.
Forschung - Lehre - Studium
Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
12
Wissenswert
Lehrerausbildung
Zurzeit beschäftigt sich das
Zentrum für Lehrerbildung mit
der neuen Studiengangstruktur
in der Ausbildung für das Lehramt an Gymnasien. Sie könnte
zukünftig in zwei Stufen erfolgen, nämlich zunächst mit einem ersten berufsqualifizierenden Bachelor-Abschluss,
der auf verschiedene Berufsfelder hin qualifiziert, und dann
mit einem weiteren Abschluss
in einem Lehrer-Master-Studium.
Die Grundidee, die unter anderem vom Wissenschaftsrat
und der Hochschulrektorenkonferenz vertreten wird, lautet Polyvalenz: Demnach soll
der Bachelor so gestaltet werden, dass Studenten nicht nur
auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich sein können, sondern
zugleich die Wahl haben, durch
ein Anschlussstudium entweder Wissenschaftler oder Lehrer
zu werden. Das sieht aus wie
die Quadratur des Kreises:
Der Bachelor dient beispielsweise durch frühe Praktika einerseits als Vorbereitung auf
den Lehrer-Master beziehungsweise die Entscheidung für den
Lehrerberuf. Andererseits muss
das Studium genügend „Lehrerunabhängiges“ Wissen vermitteln, um eine fachwissenschaftliche Vertiefung zu ermöglichen. Und darüber hinaus sollen dann auch noch Schlüsselqualifikationen für den Arbeitsmarkt hinzu kommen.
Das ZLB hat ein Modell entwickelt, das diese unterschiedlichen Ansprüche in sich vereinen könnte: das so genannte
„Psi“-Modell, wobei das Kürzel
für „Polyvalenz und integrativer
Ansatz“ steht. Dies wird auf
Initiative des Zentrums an der
Hochschule diskutiert. Durch
eine
Hauptfach-NebenfachStruktur und flexible Module
sollen die verschiedenen Anforderungen in einem Konzept
vereinigt werden. Das erste
Fach ist im Vergleich zum zweiten Fach ungefähr im doppelten
Umfang zu studieren. Dazu
kommen Veranstaltungen, in
denen Kompetenzen erlernt
werden sollen, die für Lehrer
notwendig sind, aber ebenso
für Wissenschaftler brauchbar
sein können: so genannte Vermittlungskompetenzen.
Aufstrebend: Die Geschäftsstelle des Zentrums für Lehrerbildung (ZLB) bildet das Herzstück für die
Verwaltungsangelegenheiten rund ums Lehramtsstudium. Dafür sorgen Ingeborg Behr, Heidi Schmidt, AnneKatrin Krüger, Detlev Priebe und Melanie Pagen (v.l.).
Foto: Elena Scholz
Lobby für das Lehramtsstudium
Neues Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) ist noch jung - aber schon innovativ
Das Zentrum
für Lehrerbildung (ZLB) arbeitet seit vergangenem Jahr
als Forum für
alle
Belange
der Lehramtsausbildung.
Nicht erst seit PISA rückt die
Lehrerbildung in den Mittelpunkt
des allgemeinen Interesses. Neben
den Schulen ist auch das Lehramtsstudium an den Universitäten
durch Studien, Gutachten und
Evaluationen unter Beschuss geraten. Ein Gutachten aus Hannover
hat der Universität Osnabrück ins
Stammbuch geschrieben, sich um
die Koordination und Kommunikation im Bereich Lehramt zu
kümmern.
Diese Aufgabe nimmt seit der
Gründung im letzten Jahr das
Zentrum für Lehrerbildung wahr.
Ziel ist es, für alle übergreifenden
lehramtsrelevanten Diskussionen
ein Forum zu bieten, Abstimmungen über Fachbereichsgrenzen hinaus vorzunehmen und die
Bedeutung des Lehramtes an der
Universität zu erhöhen. Und seit
letztem Jahr ist schon einiges
geschehen: Diskussionen und Stel lungnahmen durch den Zentrumsvorstand zu den Evaluationsverfahren, die sowohl für Studium
und Lehre als auch zur Forschung
im Lehramtsbereich stattgefunden
haben.
Darüber hinaus gab es Stellungnahmen zu den Änderungen
der Prüfungsverordnungen für das
Erste und für das Zweite Staatsexamen. Zusätzlich dazu wurden
die lehramtsbezogenen Ankündigungen im Vorlesungsverzeichnis
erheblich verbessert. Und das ZLB
hat Arbeitsgruppen eingerichtet,
die die Fächer übergreifenden
Veranstaltungen aufeinander abstimmen und Standards für sie
festgelegt haben. Zu solchen Veranstaltungen gehören ‚Informations- und Kommunikationstechnologien‘ (IuK), ‚ästhetische Bildung‘ und ‚Sprecherziehung‘.
Lobbyarbeit für das Lehramt
bedeutet auch die Beteiligung an
Diskussionen zur Fachentwicklung
und Berufungsplanung, insbesondere was den Bereich der Didaktik betrifft. Die Fachdidaktiken
sind in manchen Bereichen nicht
hinreichend ausgestattet, um eine
intensivere Forschung zu ermöglichen. In einzelnen Fächern fehlt
sie sogar ganz.
Das Zentrum hat auch verschiedene Tagungen unterstützt.
Themen waren die Förderung
Hochbegabter oder Perspektiven
der Schulentwicklung. All dies geschieht neben der Arbeit, die ohnehin schon vom Zentrum für päd-
agogische Berufspraxis (ZpB) wahrgenommen wurde. Dieses ist mit
allen Aufgaben im ZLB aufgegangen.
Das derzeit mit Abstand aufwändigste Projekt ist die Entwicklung eines Bachelor/MasterModells für die gymnasiale Lehrerbildung (siehe Box "Wissenswert"). Ob es gelingt, den angekündigten Modellversuch des
Landes Niedersachsen zu einem
Innovationssprung in den gymnasialen Lehramtsstudiengängen zu
nutzen? Und diese über einen gemeinsamen Bachelor-Studiengang
noch stärker mit fachwissenschaftlichen Studiengängen zu vernetzen? Eine verbindliche Antwort
wird es voraussichtlich in diesem
Wintersemester geben.
Zusammengefasst gilt meines
Erachtens: Mit diesen Initiativen
und überaus lebhaften, zum Teil
auch sehr kontroversen Diskussionen, die im und um das Zentrum geführt werden, wird es seiner zentralen Aufgabe, nämlich
Koordination und Kommunikation
für den gesamten Bereich des
Lehramtes zu schaffen, auf alle
Fälle bereits gerecht. Und dies
schon wenige Monate nach seiner
Gründung.
Dr. Yoshiro Nakamura
Der Autor ist Referent für Studium
und Lehre im Planungsdezernat der
Universität Osnabrück
Forschung - Lehre - Studium
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Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
Verdienter Ruhestand: Heinz Wilhelm Trapp und Hans-Jörg Reiffen
Es verbindet sie mehr als nur die Liebe zur reinen Wissenschaft. Die beiden Osnabrücker Mathematiker Prof. Dr. Hans-Jörg
Reiffen und Prof. Dr. Heinz Wilhelm Trapp kennen sich seit nunmehr 40 Jahren. Beide hatten großen Anteil am Aufbau der
Universität Osnabrück. Nun werden sie verabschiedet. Willkommene Gelegenheit für ein gegenseitig verfasstes Porträt.
„Kein Monomane“
„Schlagfertig“
Aus dem Revier an die Hase: Hans-Jörg Reiffen
Ein typischer Westfale: Heinz Wilhelm Trapp
Heinz Wilhelm Trapp
Hans-Jörg Reiffen
„Im Februar 1964 bin ich
Hans-Jörg Reiffen zum ersten
Mal begegnet. Er war damals,
mit 27 Jahren, eine gewichtige
Persönlichkeit am Mathematischen Institut der Universität
Münster, bereits mit einer bis
heute zitierten Doktorarbeit
promoviert. Für mich eine Respekt verdienende Persönlichkeit.
Bei aller Freundschaft, die
bald vier Jahrzehnte besteht,
habe ich diesen Respekt nicht
verloren: vor seiner ungewöhnlichen mathematischen Begabung, der Vielfalt seiner Arbeiten, der darin verwandten Methoden, seiner Disziplin und Arbeitskraft.
Dabei ist er alles andere als
ein "Monomane": Er liebt die
Kunst und seine alte Liebe zu
den Naturwissenschaften ist nie
erloschen. Hans-Jörg Reiffen ist
ein politischer Mensch, in dem
Sinne, dass er sich in die Pflicht
nehmen lässt, das zu tun, was er
für richtig erkannt hat.
Natürlich war er schon zu
Beginn seiner Osnabrücker Zeit
Fachbereichsvorsitzender. Und
Prof. Reiffen war Mitglied des
Integrationsausschusses, von wo
aus die Weichen gestellt wurden für die Einrichtung der
Wirtschaftswissenschaften. Später war er unter anderem Mitglied des Senats sowie Vizepräsident der Universität.
„Es war 1964 im mathematischen Institut der Universität
Münster, als ich Heinz Wilhelm
Trapp zum ersten Mal begegnete:
Ein großer, schlanker, etwas verlegen wirkender junger Mann. Er
hatte gerade seine Assistentenstelle angetreten. Seitdem haben
wir uns nicht mehr aus den Augen
verloren.
Ich habe mich gefreut, dass er
1974 einen Ruf an die Universität
Osnabrück annahm. Kannte ich
doch seine Fähigkeiten, die für die
junge Uni sehr wertvoll sein würden: Seine Fähigkeit zu konstruktivem konzeptionellen Denken, sein
Hang zum organisatorischen Gestalten, aber auch sein Augenmaß
und seine zugleich verbindliche
und konsequente Art.
Trapp hat sich, von den Präsidenten Horstmann und Künzel
abgesehen, wie kein anderer Professor um den Aufbau unserer
Universität gekümmert. Er war
von 1976 bis 1979 stellvertretender Rektor und von 1979 bis 1981
sowie von 1990 bis 1994 Vizepräsident. In der Horstmann-Ära
hat er sich mit ihm zusammen erfolgreich um die Uni bemüht. Besonders hervorzuheben sind dabei
seine Verdienste beim Aufbau der
Wirtschaftswissenschaften.
Es zeigt seinen Gemeinsinn,
dass er 1990 bereit war, den
Wechsel im Präsidentenamt durch
die erneute Übernahme des Vizepräsidentenamtes zu begleiten.
Im Ruhestand
Prof. Dr. Roger Blachnik, Fachbereich Biologie/Chemie (30. 9. 2001)
*
Prof. Dr. Almut Bohnsack, Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften (30.9.2002)
*
Prof. Dr. Horst Dötsch, Fachbereich Physik (31.3. 2002)
Prof. Dr. Hans-Jörg Reiffen
Foto: Elena Scholz
Viele Jahre war er Sprecher
der größten Professorengruppe,
die, nur "historisch" erklärbar, den
Namen "Mittlere Liste" trägt. Absolut integer, mit dem Blick für
das Ganze und stets auf Ausgleich
bedacht, hat Prof. Reiffen an der
Durchsetzung manch wichtiger
Entscheidung mitgewirkt.
Die Studenten werden ihn
vermissen. Sein Gespür für das
rechte Tempo und Sicherheit im
Vortrag, ziehen die Hörer an. Und
er kann davon nicht lassen: Mit
Vergnügen nimmt er sein Recht
als Emeritus wahr, weiterhin zu
lehren.
Hans-Jörg Reiffen ist Rheinländer von Geburt und im Herzen
des "Reviers" aufgewachsen. In
ihm verbinden sich die Begabungen, die nach Zuckmayer den
Bewohnern der Rheinufer geschenkt sind, mit dem liebevollen,
zugleich weltoffenen Pragmatismus der Ruhrpöttler.“
Prof. Dr. Sabine Giesbrecht, Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften (31.3.2002)
*
Prof. Dr. Werner Heiland, Fachbereich Physik (31.3.2002)
*
Prof. Dr. Friedhelm Jürgensmeier,
Inst. für Kath. Theologie (31.3.2001)
*
Prof. Dr. Friedhelm Krüger, Inst.
für Evang. Theologie (31.3.2002)
Prof. Dr. Joseph Lengeler, Fachbereich Biologie/Chemie (30.9.2002)
*
Prof. Dr. Reinhard Liess, Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften (30.9.2002)
*
Prof. Dr. Fritz Loser, Fachbereich
Erziehungs- und Kulturwissenschaften
(31.3.2002)
*
Prof. Dr. Peter Machemer, Fachbereich Humanwissenschaften (31.3.2001)
Prof. Dr. Heinz Wilhelm Trapp
Foto: Elena Scholz
Natürlich war Trapp mehrmals Dekan des Fachbereichs
Mathematik/Informatik. Und neben aller Arbeit ein engagierter
Hochschullehrer. Das beweisen
mehrere von ihm verfasste Lehrbücher. Es ist typisch für ihn, dass
er im Wintersemester 2002/03
als Pensionär fast das volle Lehrprogramm eines Aktiven übernimmt. Darunter natürlich den
von ihm schon vor Jahren eingeführten Studienvorkurs Mathematik.
Heinz Wilhelm Trapp ist ein
Westfale mit den typischen Wesenszügen dieses Menschenschlages. Auch wenn die ehemals dunklen Haare inzwischen
grauer geworden sind: Der
hintergründige Humor und die
Schlagfertigkeit haben sich nicht
verändert. Sie sind noch da - so
wie in seinen Glossen als „UniCat“ für die Universitätszeitung
jahrelang unter Beweis gestellt“
Prof. Dr. Jürgen H. Petersen,
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft (31.3.2002)
*
Prof. Dr. Ortwin Schirmer, Fachbereich Physik (31.3.2002)
*
Prof. Dr. Meinhard Volkamer, Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften (31.3.2002)
Tagungen und Termine
Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
16
Vorschau
Sonntag, 20. Oktober 2002, 11 bis 23 Uhr:
PIANISSIMO 4 - ein Tag rund um’s
Klavier
Geboten wird Klaviermusik von Klassik bis
Jazz, ein Kinder- und Jugendprogramm
sowie eine Ausstellung der Fa. Steinway &
Sons. Um 19.30 Uhr findet das Abschlusskonzert in der Aula des Schlosses statt.
Informationen: Tel. (0541) 969-4147
Dienstag, 22. Oktober 2002, bis Freitag,
25. Oktober 2002:
EUROLIT I: Literatur aus Frankreich.
Die Veranstaltungsreihe hat am 23.
Oktober den Schwerpunkt Prosa aus
Frankreich und am 24. Oktober Lyrik aus
Frankreich. Darüber hinaus werden zwei
öffentliche Lesungen zu diesen Bereichen
angeboten.
Informationen: Tel. (0541) 969-4331 und
-4443
Freitag, 25. Oktober 2002, 19.30 Uhr:
Tropenabend im Regenwaldhaus
Der Botanische Garten lädt Erwachsene
und Kinder ab sieben Jahre ein.
Information und Anmeldung:
Tel. (0541) 358 680
Montag, 28. Oktober, 18 Uhr:
Vortrag: „Gewalt durch Sozialisation?“
Referenten: Prof. Dr. Jürgen Kriz und Prof.
Dr. Reinhold Mokrosch
Informationen: (0541)-969-4284
Darf ich bitten?
Es ist wieder soweit. Am Samstag, 16. November, findet in der
Osnabrücker Stadthalle der Ball der Universität 2002 statt.
Erfahrungsgemäß das festliche Hochereignis in der Region. Mehr als 3000 Studierende, Lehrende,
Hochschulmitarbeiter und Gäste feierten in den Vorjahren stets bis in den frühen Morgen. Und dieses
Jahr wird es kaum anders werden. Dafür sorgen auf zehn Bühnen unter anderem die „Firecats“, „Belle
suspension meets Rundfunk“, „Jazzirinha“, „amaretto gangsta“. Ein besonderer Ohren- und
Augenschmaus verspricht die Mitternachtsshow „The Who’s Tommy and friends“ zu werden. Und für die
Damenwelt gibt es eine Wahl des „Mr. Uni-Ball“, die im letzten Jahr erstmalig durchgeführt wurde und
ein lebhaftes Echo fand. Der Karten-Vorverkauf beginnt am 23. Oktober um 8.30 Uhr in der Stadthalle.
Im Schloss und im AVZ-Foyer gibt es ab dem 23. Oktober Karten zwischen 11-13 Uhr. Die
Eintrittspreise: 21 Euro, Studenten zahlen ermäßigt 14 Euro.
Foto: Uwe Lewandowski
Vorschau
Montag, 28. Oktober, 16 Uhr, bis Freitag,
1. November 2002:
„Der Islam im Westen - der Westen im
Islam“
Internationale Konferenz zur Entwicklung
eines interkulturellen Netzwerkes der
Hochschulkooperationen.
Information: Tel. (0541) 969-4554 und
-4223
Freitag, 15. November, 10 Uhr:
Tagung: Bilanz nach den Umweltgipfeln von Rio de Janeiro 1992 und
Johannesburg 2002. Perspektiven für
Umwelt und Entwicklung
Informationen und Anmeldung:
Tel. (0541) 323-2197
Hineinschnuppern:
Biologie als Lehramt oder doch lieber der Bachelorstudiengang Wirtschaftsrecht? Tja, wer die Wahl hat .... Am
Donnerstag, 21. November 2002, findet erneut der Hochschulinformationstag (HIT) von Universität,
Fachhochschule und Katholischer Fachhochschule Norddeutschland statt. Schüler und Schülerinnen sind
eingeladen, sich rund ums Studium zu informieren. Morgens werden allgemeine Einführungsveranstaltungen stattfinden; am Nachmittag gibt es Wissenswertes zu einzelnen Studienfächern und InfoStände zu Service- und Beratungsangeboten. Die Leiterin der Zentralen Studienberatung, Dr. Gisela
Danz, hofft auf regen Zuspruch der Jugendlichen . Denn: „Wer sich rechtzeitig informiert und strategisch
plant, hat gute Karten für die berufliche Zukunft.“
Foto: Hermann Pentermann
Freitag, 29. November 2002, 11 Uhr:
„Globalisierung braucht Gestaltung Europa braucht soziale Standards“
Diese dritte Jahrestagung der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften wird als „Forum für soziale Gerechtigkeit in Europa“ durchgeführt.
Information: Tel. (0541) 3380714
Weitere Veranstaltungshinweise finden Sie im Veranstaltungkalender der
Universität Osnabrück
uni intern
18
Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
Findige Idee: Friedhelm Bensmanns Vorschlag verhindert das Austrocknen des Teiches am Westerberg.
Foto: Jutta Essl
Gedacht und gemacht
Ideenwettbewerb „think“ erbrachte 60 Vorschläge
(red.) Der Wasserspiegel im
Teich vor dem Biologiegebäude am Westerberg sinkt.
Leitungswasser zum Auffüllen
ist teuer. Was tun? Nun,
dachte sich Friedhelm Bensmann: Warum nicht das
Wasser aus der Umkehrosmoseanlage, das sonst ins
Abwasser fließt, nutzen? Mit
diesem Vorschlag beteiligte
sich der Schlosserei-Mitarbeiter im Wettbewerb „think“
für Verbesserungen an der
Universität.
Zur Geschichte: Die guten Erfahrungen mit dem im Vorjahr
durchgeführten Umweltvorschlagwesen hatten gezeigt, dass die Uni
einen umfassenden Ideenwettbewerb benötigt. So wurde Ende
Februar „think“ ins Leben gerufen,
ein Wettbewerb, an dem sich
nicht nur die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Universität, sondern auch Studierende beteiligen
sollten.
Bis zum Stichtag gingen 65
Vorschläge ein - mehr als die Organisatoren gedacht hatten. Besonders die optimierte Nutzung
der EDV sowie Verbesserungsmöglichkeiten bei den Dienstgebäuden lagen den meisten am
Herzen.
Bis auf vier Vorschläge, die
noch nicht entscheidungsreif
waren, bewertete die siebenköpfige Jury, darunter auch eine Stu-
dentin sowie zwei externe Mitglieder, die Ideen nach einem
Punkteverfahren. Dabei spielten
vor allem die Kriterien Umsetzbarkeit, Mitarbeiterfreundlichkeit,
Kundenorientierung und Ökologie
eine Rolle.
Ein ebenfalls besonders guter
Einfall kam von dem Doktoranden
Patrick Wurster. Er entwickelte
mehrere Vorschläge für den verstärkten Einsatz so genannter
Open-Source-Office-Produkte.
Damit gemeint ist eine frei zugängliche Software, die deshalb
der Universität weniger Geld
kostet. Die Vorschläge Wursters
begeisterten vor allem Vizepräsident Prof. Dr. Peter Hertel.
Kanzler Christoph Ehrenberg
sprach sich ausdrücklich dafür aus,
den Ideenwettbewerb zu einer
ständigen Einrichtung zu machen.
Die, deren Ideen nicht prämiert
wurden, erhielten für ihr Engagement ein kleines Dankeschön. Die
findigen Köpfe, deren Konzepte
nun umgesetzt werden, erhielten
Gutscheine im Wert von 30 bis
200 Euro.
Apropos: Die Idee ist das
eine, die Umsetzung etwas anderes. Besonders wichtig, so Ehrenberg, sei jetzt die Realisierung der
Ideen. Ein Vorschlagswesen wird
auf Dauer nur dann als sinnvolles
Veränderungsinstrument anerkannt, wenn gute Ideen nicht nur
prämiert sondern auch so schnell
wie möglich umgesetzt werden.
Über die Umsetzung einzelner
Vorschläge werden wir in der
Universitätszeitung berichten.
' www.uni-osnabrueck.de/think
Dienstjubiläum
Ihr 25-jähriges Dienstjubiläum im
Öffentlichen Dienst feierten:
Peter Daniels, Universitätsbibliothek (1. Juni 2001)
Walter Galisch, Fachbereich Biologie/Chemie
Reinhard Crone, Dezernat 4,
(1. Juli 2002).
Hubert Keil, Dezernat 6, (16.
Juli 2002).
Klaus Lucas-Nülle, Rechenzentrum, (15. Februar 2002).
Harald Mikoleit, Fachbereich
Biologie/Chemie (3. Januar 2001).
Alfred Olberding, VDV (29.
Dezember 2001).
Dr. Helmut Rosemeyer, Fachbereich Biologie/Chemie (17. Juni
2001)
Ingrid Sidortschuk, Fachbereich
Humanwissenschaften (13. Oktober
2001).
Gregor Steinhoff, Fachbereich
Physik (17. Juli 2002).
Günther Uchtmann, Dezernat
6 (15. März 2002).
Auszubildende
Die Universität hat folgende
Auszubildende eingestellt:
Industriemechaniker, Fachrichtung
Geräte- und Feinwerktechnik
(Fachbereich 4):
Dominique Bergmann und
Jakob Deppenschmidt
Elektroinstallateur, Dezernat 6:
David Wege
Gärtner (Fachbereich 5):
Dennis Haberlach, Ina Möller
Was denken Sie über „think“, Herr Wu r s t e r ?
Patrick Wurster hat sich an
"think" beteiligt. Er erklärt,
wie die Uni im
EDV-Bereich
sparen kann.
Herr Wurster, was ist denn
?
neu an diesem Vorschlag?
Wenn man ausschließlich Microsoft-Office-Programme verwendet,
ergeben sich Probleme einer
Monokultur wie die Abhängigkeit
vom Produzenten und eine monopolartige Steigerung der Preise.
Zudem funktionieren die genannten
Büro-Programme von Microsoft
leider nur auf einem Betriebssystem, nämlich demjenigen von
Microsoft. Open Office, ein frei im
Internet verfügbares Programm,
dessen Quellcode offengelegt und
modifizierbar ist, bietet eine Alternative, die auf fast allen existierenden Betriebssystemen funktioniert.
Programme aus dem Inter?
net: Liegen darin Gefahren?
Ja, leider insbesondere wenn Sie
mit MS-Windows arbeiten. Die
meisten Viren werden genau für
dieses
System
und
seine
Sicherheitslücken geschrieben. Man
sollte also schon wissen, woher
man seine Software bezieht. Und
vorher können Sie sich einen neueren Virenscanner installieren, damit
auch gar nichts passieren kann!
Was halten Sie von solchen
?
Aktionen wie "think"?
Die finde ich sehr gut! Dass damit
Preise verbunden sind, war mir bis
zur Benachrichtigung nicht bekannt,
aber es gibt dem Ganzen eine stärkere Resonanz in der universitären
Öffentlichkeit. Wahrscheinlich beteiligen sich nächstes Mal noch viel
mehr Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter
und Studierende!
Tischler, Dezernat 6:
Katja Ströher
Verwaltungsfachangestellte (Dezernat 2):
Nina Oelschläger, Alexandra
Neugebauer, Ina Bethe und
Britta Sieverding
Kurz und knapp
Der erste Umweltbericht der
Universität Osnabrück ist vor
kurzem erschienen. Der Bericht
ist kostenlos erhältlich bei der
Umweltkoordinatorin der Universität Jutta Essl, Tel: (0541) 9692242.
Studentenwerk aktuell
Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
20
Wenn die Seele Hilfe braucht
Psychosoziale Beratungsstelle steht Studierenden bei Problemen zur Seite
(red.) Einige sind einfach nur
einsam. Andere haben Probleme mit dem Partner. Und
es gibt welche, die wissen weder ein noch aus mit ihrem
Studium. Aber wenn anscheinend nichts mehr geht,
geht immer noch eines: der
Gang zur Villa in die Sedanstraße 4. Dort arbeiten die
Psychologinnen und Psychologen der Psychosozialen Beratungsstelle des Studentenwerks. Sie steht für alle Studierenden der drei Osnabrücker Hochschulen offen.
Genau 360 Studentinnen und
Studenten haben im vergangenen
Jahr das Angebot genutzt. Sie
kamen aus den unterschiedlichsten Motiven; ihnen allen gemein
war jedoch, dass sie Hilfe nötig
hatten. „Es geht nicht allein um
Probleme im Studium, sondern bei
vielen auch um das private Umfeld“, erklärt Diplom-Psychologe
Thomas Müller. Und seine Kollegin Dr. Kerime Faris-Lewe fügt
hinzu: „Was wir anbieten können,
sind Workshops, Gruppen-, Einzel- und Paargespräche.“
Wobei gerade das Gruppenprogramm zum Semesterbeginn
weiter ausgebaut wurde. „Abgeben statt aufgeben“ lautet zum
Beispiel ein Titel für Studierende,
die mit ihrer Abschlussarbeit nicht
so recht zu Rande kommen.
Ebenfalls im Angebot: ein Workshop für Frauen mit Redeangst.
Zehn bis 15 Sitzungen werden bei
den Einzelgesprächen meistens
benötigt. Und sollte dies nicht
ausreichen, helfen die Mitarbeiter
bei der Suche nach dem richtigen
Therapeuten für eine längere
Therapie.
Hervorgegangen ist die Beratungsstelle aus einer Kooperation des Studentenwerks mit den
Osnabrücker Hochschulen. Vier
Psychologinnen und Psychologen
und eine Sekretärin bilden das
Team in der Villa. Meldet sich ein
Hilfesuchender, wird ihm innerhalb von zwei Wochen ein erstes
Gespräch angeboten. Diese Frist
einzuhalten, ist für die Mitarbeiter
oberstes Gebot, denn: Je kürzer
die Wartezeit um so niedriger die
Hemmschwelle, sich dem Therapeuten gegenüber zu öffnen.
Jetzt, zum Start des Wintersemesters, beginnen neue Gruppenprogramme mit den verschiedenen
Inhalten. Aber ist Gruppe eigentlich gut? Oder sind die Ratsuchenden nicht eher gehemmt,
wenn sie vor anderen ihre Probleme erörtern müssen? Das
Gegenteil sei bei den meisten der
Fall, erläutert der Psychologe Stefan Biele: „Auf Menschen zu treffen, die mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, erleichtert das Sprechen darüber.“
Harald Harsdorf, Koch in der Mensa
Haste empfiehlt: „Milchreis mit Zucker
und Zimt ist mal eine süße Abwechslung und außerdem schnell zubereitet.“
Reis mit Zimt und Zucker
Zutaten:
1 Liter frische Vollmilch
1/2 Vanilleschote
100 Gramm Milchreis
1 Prise Salz
Zucker und Zimt
Kompottfrüchte
(Zutaten für fünf Personen)
Auf der Couch das Team der Psychosozialen Beratungsstelle: Thomas
Müller, Stefan Biele, Christina Meynert, Dr. Kerime Faris-Lewe und
Martina Schnieder (v. l.).
Foto: privat
Kursprogramm der Psychosozialen Beratungsstelle
„Seit Jahren an der Hochschule!
Wie soll’s weitergehen? Studium
abbrechen, erfolgreich beenden
oder weitermachen wie bisher?“
Donnerstag, 10. Oktober 2002, 916 Uhr und Freitag, 11. Oktober
2002, 9-13 Uhr .
*
„Keine Angst vor Prüfungsangst!
Prüfungen erfolgreich bewältigen“,
ab Mittwoch, 30. Oktober 2002,
13.30 Uhr (10 Termine)
*
„Reden ist Silber - Schweigen ist
Gift!“ Ein Kurs zur Bewältigung
von Redeangst für Studentinnen,
Donnerstag, 14. November, 9-16
Uhr und Freitag, 15. November
2002, 9-16 Uhr.
Mensa-Rezept
des Monats
„Ich möchte was für das Studium tun
- aber wie? Seminare für Studierende
mit Lern- und Arbeitsproblemen“,
Donnerstag, 17. Oktober, und Freitag, 18. Oktober, sowie Donnerstag,
21. November, und Freitag, 22. November 2002, jeweils 9-12 Uhr und
13-16 Uhr sowie Freitag, 6. Dezember und Samstag, 7. Dezember 2002,
und Freitag, 10. Januar, und Samstag,
11. Januar 2003, jeweils 9-12 Uhr
und 13-16 Uhr.
*
„Abgeben statt aufgeben! Workshop
für Studierende, die an ihrer Diplomoder Examensarbeit sitzen“, Donnerstag, 6. Februar 2003, 13-17 Uhr
und Freitag, 7. Februar 2003, 9-16
Uhr.
Alle Angebote finden Sie bei der
Psychosozialen Beratungsstelle,
Sedanstraße 4, 49076 Osnabrück
sowie im Internet unter www.studentenwerk.uni-osnabrueck.de, Email: [email protected],
Telefon: (0541) 969-2580. Öffnungszeiten: montags bis donnerstags 9-12 Uhr und 13-16 Uhr
sowie freitags 9-13 Uhr. Alle KursAngebote sind kostenlos für die
Studentinnen und Studenten. Und
ebenfalls sehr wichtig: Die Mitarbeiter der Psychosozialen Beratungsstelle unterliegen natürlich der
Schweigepflicht.
*
Die halbe Vanilleschote längs aufschneiden und mit der Milch zum
kochen bringen. Den Milchreis hinzugeben und 5 Minuten leicht köcheln
lassen. Dabei immer umrühren, damit
nichts anbrennt. Eine kleine Prise Salz
hinzufügen, die Vanilleschote nehmen,
das Mark heraus schaben und wieder
zum süßen Reis dazu geben. Den Topf
abgedeckt 20 Minuten in den Backofen
bei 120 Grad Celsius stellen. Dann die
Süßspeise heraus holen, nochmals
umrühren – und fertig. Mit Zimt und
Zucker nach Bedarf süßen und mit
Kompottfrüchten, wie Apfelmus oder
Aprikosen servieren. Milchreis schmeckt
natürlich auch kalt. Guten Appetit!
Studentenwerk aktuell
22
Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
Rundum-Schutz
Die Drei aus der Dodesheide: Christian Hoge, Christian Wolf und Torsten Ostendorf (von links) mit
ihrem Handwerkszeug, einem Computer und einer Schlagbohrmaschine - und einem glücklichen Lächeln nach
getaner Arbeit.
Foto: Gert Westdoerp
Strippenziehen in Studentenbuden
Ab ins Netz: Studentenwohnheim in der Dodesheide bekam Internetzugang
(red.) Einerseits haben die
Zimmer Wände, andererseits
sind sie grenzenlos. Was widersprüchlich klingt, lässt sich
auflösen: Im Frühjahr wurden
die Räume der Studentenwohnanlage „Dodesheide“ mit
Internetanschlüssen versehen.
Es begann im Oktober 2000.
Damals kam es zu ersten Gesprächen zwischen dem Studentenwerk
und der Selbstverwaltung des
Wohnheims, dem Heimrat. Es ging
um den Weg ins weltweite Kommunikationsnetz.
Einer der Organisatoren der
Aktion von studentischer Seite
war Torsten Ostendorf. Zusammen mit zwei Kommilitonen legte
er im Sommer des folgenden Jahres Ursula Rosenstock, der Leiterin der Wohnheimverwaltung,
ein Konzept vor. Im Studentenwerk zeigte man sich sofort elektrisiert. 206 Zimmer und alle mit
einem eigenen Anschluss - wenn
sich das realisieren ließe.
Es ließ sich realisieren. Auch
wenn einige Studierende der Aktion kritisch gegenüberstanden,
wie Christian Hoge erklärt. Vernetzung? Würde das die Miete
nicht in die Höhe treiben? Doch
die Computerexperten, selber Bewohner der Anlage, konnten überzeugen.
Aber das war erst die halbe
Miete. Sieben Kilometer Leitungen
mussten verlegt, enge Kellergewölbe durchkrochen werden.
Dann, nach einigen Wochen, einigen hundert Bohrlöchern, einigen
durchgescheuerten Knien, einigen
rauen Handflächen war es so weit.
Das Wohnheim Dodesheide war
am Netz.
Punktgenau am 12. April diesen Jahres wurde die Standleitung
zum Rechenzentrum per digitaler
Verbindung geschaltet. Nun ist es
möglich, dass jeder Studierende
von seinem Zimmer aus enge
Grenzen überwindet und sich wie-
derfindet in den grenzenlosen
Weiten des Daten- und Kommunikationsverkehrs.
Indes sind Hoge und seine beiden Freunde nur zum Teil zufrieden: „Nun wollen wir noch
einen eigenen E-Mail-Dienst einrichten, das wird schwierig“, sagt
der 23-Jährige und lehnt sich zurück. So, als wenn er in dieser
neuen Aufgabe vor allem eines zu
erkennen meint: die Herausforderung, die es zu bewältigen gilt.
Was viele nicht wissen, aber alle beruhigt: Jeder Studierende ist gegen
Unfälle an der Hochschule versichert.
Der Schutz erstreckt sich auf alle
Tätigkeiten, die in einem ursächlichen
Zusammenhang mit dem Besuch der
Hochschule stehen. Das umfasst zum
Beispiel die Teilnahme an den Vorlesungen, Seminaren und sonstigen
Hochschulveranstaltungen. Der Unfall
muss innerhalb von drei Tagen beim
Studentensekretariat gemeldet werden. Zusätzlich dazu bietet das
Studentenwerk kostenfrei eine betriebliche Gruppenunfallversicherung
an. Diese sichert die Studierenden
gegen Folgen von Unfällen ab, die
außerhalb des Haftungszeitraumes der
gesetzlichen Unfallversicherung liegen.
Neben einer Vollinvaliditätsleistung
sind eine Todesfallsumme, kosmetische Operationen und Bergungskosten
in dem Paket enthalten. Darüber hinaus gilt: Jeder Unfall außerhalb der
gesetzlichen Unfallversicherung sollte
schnell dem Studentenwerk gemeldet
werden. Ansprechpartner ist Herr
Haßmann, Telefon: (0541) 33107-40.
Öffnungszeiten der Förderungsverwaltung des Studentenwerks Osnabrück:
montags bis donnerstags 10-12
Uhr und 13.30-15 Uhr sowie
freitags 10-12 Uhr
Wie komme ich an das BAföG-Geld?
Hans-Dieter Müller von der Studentenwerks-Förderungsverwaltung gibt Auskunft
Wer studiert,
merkt
es
bald: Ohne Finanzspritze
geht nichts.
Neben Eltern
und kellnern
gibt es das Bundesausbildungsförderungsgesetz, kurz BAföG
genannt. Wer einen Antrag
stellt, kann bares Geld erwarten. Darauf weist Hans-Dieter
Müller, Leiter der Förderungsverwaltung des Osnabrücker
Studentenwerks, hin.
?
Herr Müller, in diesen Tagen beginnen an der Universität rund 2300 Erstsemester ihr Studium. Wie
kommen die an eine BAföG-
Förderung?
Ganz einfach. Sie müssen entsprechende Antragsformulare ausfüllen und hier wieder abgeben. Zur
Fristwahrung reicht zunächst ein
formloser Antrag.
Funktioniert das auch rückwirkend?
Nein. Wenn jemand im Oktober
ein Studium beginnt und erst im
November seinen Antrag abgibt,
hat er Geld verschenkt. Deshalb
raten wir, sich frühzeitig zu melden.
Wer bekommt überhaupt
BAföG-Förderung?
Da gibt es keine festen Einkommensgrenzen. Jeder Studienanfänger sollte seinen Förderungsanspruch prüfen lassen. Das
kostet nichts. Und immerhin ist
?
?
die Hälfte des Geldes ein Geschenk vom Staat. Selbst wenn
eine Familie ein recht hohes Einkommen hat, ist eine Förderung
nicht ausgeschlossen. Zum Beispiel wenn die Geschwister ebenfalls studieren.
Wie lange bekommt man
das Geld?
Ausbildungsförderung wird in der
Regel für ein Jahr gezahlt. Folgeanträge müssen spätestens zwei
Monate vor Ende des Bewilligungszeitraumes vorliegen, damit
eine Weiterförderung ohne Unterbrechung möglich ist. Die Förderungshöchstdauer richtet sich
nach der festgesetzten Regelstudienzeit. Die Förderungsverwaltung ist telefonisch zu erreichen unter: (0541) 33147-0.
?
Uni-Spiegel
24
Zeitung Universität Osnabrück 2002/1
Uni privat: Jutta Essl
(red.) Alles kein Problem,
meint Tom. Den Wasserhahn
zudrehen, um kostbares Nass
zu sparen? Wie gesagt, kein
Problem. Aber Moment, denkt
der Sohn von Jutta Essl. Dann
wäre es doch am besten, wenn
ich ... Ja, dann könnte ich doch
das gesamte Zähneputzen einsparen. Wäre ein noch größerer
Gewinn. Oder? Jutta Essl
erzählt dies lachend. Tom,
gerade mal gute drei Jahre alt,
weiß, wie man eine diplomierte
Umweltwissenschaftlerin austrickst.
Jutta Essl
Seit Februar diesen Jahres
arbeitet die 33-Jährige als Umweltkoordinatorin im Dezernat
6 an der Osnabrücker Universität. Ihre Aufgaben? Jutta Essl
lehnt sich in ihrem Stuhl
zurück, atmet tief durch und
beginnt zu erzählen: Da sei
zunächst einmal das Verfassen
eines Berichtes über den Stand
des Umweltschutzes an der
Uni. Der Schutz der natürlichen Umwelt sei Aufgabe aller
Studierenden und Mitarbeiter.
„Besonders wichtig ist es, die
Mitarbeiter zu motivieren bei
den Schritten vom Umweltbewusstsein zum alltäglichen Handeln.“ Sagt die Frau mit der
Kurzhaarfrisur und spricht dann
vom Umweltprogramm, einem
Maßnahmenkatalog für die nächsten zwölf Monate, an dem sie
zurzeit arbeitet.
Und wie sie erzählt, die Sätze kommen schnell, doch wohlüberlegt, stellt sich die Frage nach
der persönlichen Einstellung.
Kurzum, nach Jutta Essl als
Mensch. Beinahe zwei Jahrzehnte hat sie in Niederbayern gelebt,
von Akzent indes keine Spur,
lupenreines Hochdeutsch stattdessen. Nach dem Realschulabschluss eine Lehre als Apothekenhelferin, auf dem zweiten
Bildungsweg das Abitur, danach
das Studium Umweltwissenschaften an der Uni Lüneburg.
Ein Schlüsselerlebnis habe sie
nicht gehabt, die Katastrophe
von Tschernobyl vielleicht?
„Nein“, lautet die Antwort, das
mit dem Umweltbewusstsein ha be sich schon während der
Schulzeit ergeben. Und der seinerzeit neu eingerichtete Studiengang sei für sie gerade richtig gewesen, weil er so viele verschiedene Felder abgedeckt habe.
„Da macht man morgens ein
Seminar über Umweltmanagement und am Nachmittag untersucht man die Larven von
Köcherfliegen.“ Sagt Jutta Essl
und rudert mit den Händen, als
wolle sie am liebsten gleich wieder die Erde durchwühlen. Wobei der Glanz in den Augen von
Umweltkoordinatorin Jutta Essl: Selbstverständlich per
Fahrrad zur Universität.
Fotos: Michael Hehmann
einer gehörigen Portion Freude
an der Arbeit spricht.
Apropos Freude: Eine Weltreise hat sie nach dem Abi auch
gemacht. Das erzählt Essl ein
wenig verschämt, wegen der
negativen C0 2-Bilanz und so. Tja.
Und 1998 wurde Tom geboren.
Für die alleinerziehende Mutter
ein wichtiger Einschnitt.
Jutta Essl will zeigen, dass
Umweltschutz Spaß machen kann.
Dass Menschen ihres Schlages
keinesfalls so trocken sein müssen wie ein altbackener Müsliriegel. Dass eine Umweltkoordina-
torin nicht immer nur von
Ideologie, vom richtigen Bewusstein schwadronierend jede
Diskussionsrunde narkotisiert.
Nein, der zur Gewohnheit
gewordene Griff zum Lichtschalter, wenn sie einen Raum
verlässt, ist Pragmatismus pur.
Leute verschrecken will die
Wahlosnabrückerin nicht.
Doch genug davon. Nun
muss Jutta Essl sich sputen und
Tom aus dem Kindergarten
abholen. Ihn am Abend ins Bett
bringen. Mit geputzten Zähnen,
natürlich.

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