Leseprobe - Patmos Verlag

Transcrição

Leseprobe - Patmos Verlag
Inhalt
Was uns reich macht: Teilen
Was ich habe, reicht für uns beide
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So kommt das Licht in die Welt
Der Herbst ist vorbei, schon früh wird
es wieder dunkel
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Kunterbunter Gänsespaß
Gute Bräuche – weitergedacht:
Basteln, Werkeln, Ausprobieren
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Komm mit auf Entdeckungsreise!
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Wer genau hinschaut, kann viele Spuren
von Sankt Martin entdecken
Sankt Martin – mehr als ein Kinderfest 81
Eine Einladung an die Erwachsenen
Eine kurze Lebensgeschichte
des Heiligen Martin von Tours
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Vorwort
Die herbstlichen Tage sind vorbei, die Natur kommt zur Ruhe.
Fülle und Ernte, buntes Laub, letzte Blüten – alles findet nach
und nach ein Ende. Die Tage werden kürzer, die dunkelste Zeit
des Jahres beginnt. Noch ist es nicht Winter, und bis Weihnachten dauert es noch eine ganze Zeit. In dieser Zwischenzeit des
Novembers feiern wir das Fest des heiligen Martin.
Bunte Laternen erhellen die Nacht, ein roter Umhang erinnert
an die großartige Geste des Teilens, vertraute Lieder erklingen.
Wir sind angerührt von dieser besonderen Stimmung. Und wir
können uns berühren lassen von den Botschaften, die dieser
Gedenktag für uns bereithält. Die mitunter grauen Tage bieten
Gelegenheit für gemeinsames Werkeln, Spielen und Singen.
Der erste Wintertee, die ersten Mandarinen kommen auf den
Tisch und künden schon von der kommenden Vorweihnachtszeit. Wir können alte Bräuche neu entdecken, die je nach Alter
der Kinder sozusagen einfach mitwachsen. Durch sinnliche
Erfahrungen wird Sinn erst erfahrbar.
Doch nicht zuletzt bedeutet Sankt Martin auch: Es ist nicht einfach ein Feiertag im November. Sankt Martin wird immer dann
begangen, wenn Menschen Not sehen, miteinander teilen, ihr
Licht leuchten lassen in der Welt. Sankt Martin ist, wenn wir
herabsteigen von unserem hohen Ross und im anderen Menschen unsere eigene Menschlichkeit entdecken, wenn wir etwas von uns hergeben und unendlich mehr zurückbekommen.
Gerne lade ich Sie und euch deshalb nun ein, dieses Fest neu zu
entdecken und zu beleben. Viel Freude beim Schmökern und
Ausprobieren, beim Basteln, Backen, Singen und Spielen
wünscht
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Rita Efinger- Keller
Hinweis: Für manche Aktionen braucht es, je nach Alter der Kinder, hilfreiche und
aufmerksame Erwachsene. Dies ist bei den Anleitungen nicht immer erwähnt. Entscheiden Sie selbst.
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Was uns reich macht: Teilen
Teilen macht nicht arm.
Teilen heißt: Was ich habe, reicht für uns beide.
Deshalb macht Teilen reich. Reich fürs Leben.
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Vom Teilen und Träumen
Es wird erzählt:
Es war einmal ein Mann, der war in großer Not. Halb verhungert war
er und so kraftlos, dass er sich schon nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Die eisige Kälte ging ihm durch Mark und Bein. Niemand
half. Schon dachte er, er würde den nächsten Tag nicht mehr erleben.
Ein Reiter kam des Weges, sah ihn und hielt an. Wortlos nahm er das
Schwert und schnitt seinen wärmenden Umhang in zwei Stücke, um
ihn mit dem Armen zu teilen …
„Jaaa“, sagst du, „diese Geschichte kenn ich natürlich. Klar, das
war Sankt Martin!“
Genau. Und wenn du willst, kannst du diese Geschichte noch
einmal neu erzählen: in deiner Familie, deiner Klasse oder
Kindergruppe.
Ihr braucht dafür:
Tuch
i gleichgroße Stücke rotes
✻ Ritterhelm, Schwert, zwe
✻ Steckenpferd
✻ zerrissenes Hemd
Papier
✻ großes Herz, z. B. aus
✻ Kerze
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✻ kleine Herzen aus Pap
Alle sitzen im Kreis. Eine/r ist der Erzähler oder die Erzählerin.
„Martin war ein Junge, der vor langer Zeit in Ungarn geboren wurde und
später nach Frankreich kam. Er lebte ungefähr 300 Jahre nach Christus.
Sein Vater war ein Soldat des römischen Kaisers. Auch Martin wurde mit
15 Jahren Soldat. Er konnte reiten und kämpfen.“
Helm und Schwert werden in die Mitte gelegt.
„Heute ist ein eiskalter Wintertag. Zum Glück hat Martin einen großen,
warmen Umhang an, während er auf seinem Pferd dahingaloppiert.“
Die beiden roten Tücher werden so dazugelegt, dass sie wie eines aussehen.
Steckenpferd dazulegen.
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„Er soll in eine andere Stadt reiten. Bald schon kommt der Abend. Es ist
bitterkalt. Martin zieht seinen warmen Umhang fest um seine Schulter.
Da ist ja schon das Stadttor! Aber was ist das? Da ist doch eine Stimme …
Leise hört er jemanden rufen: ‚Helft mir, zu Hilfe!‘
Woher kommt die Stimme? Martin schaut sich um. Auf dem Boden sitzt
ein Mensch. Ein armer Mann. Zitternd streckt er die Hände nach oben
und schaut Martin ganz traurig an. Der Mann ist beinahe erfroren. Seit
vielen Stunden hat er nichts mehr gegessen und getrunken. Geld hat er
keines mehr. Die Kleider hängen nur noch als Fetzen an seinem Körper.“
Zerrissenes Hemd wird dazugelegt.
„Martin steigt vom Pferd. Er nimmt sein Schwert, zieht den warmen
Mantel von seiner Schulter und zerteilt ihn. Die eine Hälfte gibt er dem
Bettler, die andere Hälfte hängt er sich wieder um.“
Die roten Tücher werden wieder auseinandergenommen. Die eine Hälfte
zu dem zerrissenen Hemd legen, die andere Hälfte zu Schwert und Helm.
„Der Bettler will Martin danken, aber der ist bereits mit seinem schnellen
Pferd davongaloppiert.
Am Abend legt Martin sich müde ins Bett und schläft schnell ein. Da
kommt ein Traum in sein Herz.“
Das Herz wird dazugelegt.
„Eine Stimme spricht zu Martin: ‚Martin, ich danke dir! Ich bin Jesus. Du
hast mir heute eine große Freude bereitet. Du hast mir eine Hälfte von
deinem Mantel geschenkt. Denn immer, wenn du einem anderen Menschen etwas Gutes tust, tust du gleichzeitig mir etwas Gutes.‘“
Die Kerze wird dazugestellt und angezündet.
„Am anderen Morgen wacht Martin fröhlich auf. Er kann sich gut an die
Stimme von Jesus erinnern, die im Traum zu ihm gesprochen hat. Er ist
froh, dass er Jesus eine Freude gemacht hat. Denn Freunde machen sich
gerne eine Freude.
Martin will mehr wissen über diesen Jesus. Er spürt, dass er nun kein Soldat mehr sein will. Er möchte lieber den Menschen helfen und Gott dienen.
Pferd, Helm und Schwert werden entfernt.
„Und so geschieht es. Ab jetzt kämpft Martin für das Gute und erinnert
sich an diesen Satz, den er im Traum gehört hat: ‚Immer, wenn du einem
anderen Menschen etwas Gutes tust, tust du gleichzeitig mir etwas Gutes.‘“
Kleine Papierherzen werden ausgeteilt.
„Auch wir können anderen Menschen Gutes tun. Diese Herzen sollen uns
daran erinnern.“
Carmen Gremmelspacher/Rita Efinger-Keller
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Sicher kennst du Mandalas. In diesem Buch findest du in jedem Kapitel
ein Mandala zum Ausmalen. Ich habe zu allen einen kurzen Satz
geschrieben, über den du dir deine Gedanken machen kannst. Mache es
dir gemütlich und ruhig, spitze deine Holzstifte, und los geht’s!
T E I L E N K AN N HEIL EN
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Sankt Martin
Text und Melodie: Ende 19. Jahrhundert; 5. Strophe: Rita Efinger-Keller
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2. Im Schnee saß, im Schnee saß,
im Schnee, da saß ein armer Mann,
hat Kleider nicht, hat Lumpen an:
„O helft mir doch in meiner Not,
sonst ist der bittre Frost mein Tod!“
4. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin gibt den halben still,
der Bettler rasch ihm danken will.
Sankt Martin aber ritt in Eil
hinweg mit seinem Mantelteil.
3. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin zieht die Zügel an,
sein Ross steht still beim armen Mann.
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt
den warmen Mantel unverweilt.
5. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin sieht im Traum ein Licht,
es ist Gott selbst, der zu ihm spricht:
„Du halfst heut einem armen Mann,
sieh her, du hast´s für mich getan.“
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Was du teilen kannst
Teilen, das kann vieles sein:
Essen und Trinken
✻ Zeit
danken
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Besitz
✻ Reichtum und
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Kraft,
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Freude, Zweifel
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✻ Gummibärchen
Wohnraum …
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Für den jungen Soldaten Martinus war die Mantelteilung erst der Beginn. Noch viele Male war er danach für andere Menschen da und teilte
mit ihnen seine Zeit, seine Kraft, sein Leben. Was könntest du denn
teilen? Und mit wem?
Ja, es gibt vieles, das wir teilen können mit den Menschen in unserer
Nähe, aber auch darüber hinaus! Überall auf der Welt sind Menschen,
die in Not und auf unser gerechtes Teilen angewiesen sind.
Und um das umzusetzen, gibt es tolle Ideen, bei denen
wir einfach mitmachen können!
Zum Beispiel die jährliche Aktion des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“. Hier findet
man „gans“ schöne Aktionen zum Martinsfest
und gute Ideen, wie Kinder anderen Kindern
helfen können.
Wie man dem Vorbild des heiligen Martin nacheifern und zum Lichtbringer werden kann, dafür
gibt es Aktionsideen, die sich kinderleicht umsetzen lassen. Die Vorlesegeschichte „Lisa und das Martinslicht“, Lieder, Aktionstipps und ein
Laternen-Bastelanleitung bieten Ideen für die Vorbereitung und Feier
eines besonderen Martinstags.
Unter www.kindermissionswerk.de/martin kannst du noch mehr
Informationen finden und die kostenlosen Materialien bestellen.
Mar tinsgebet
Guter Gott,
immer wieder ko
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re Hilfe an.
Immer wieder gi
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wenn wir da sind
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und dass wir du
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Dein guter Sege
n begleite uns
in allem, was wir
tun.
Amen.
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Sankt Martin – ein Vorbote von
Weihnachten
Große Feste brauchen eine Vorbereitung. So ging etwa in früheren
Zeiten ein „Hochzeitslader“ herum. Das war ein Mann, der im Auftrag des Brautpaares die Gäste zur Hochzeit einlud – lange vor
der Erfindung von Telefon und Internet. So konnten sich alle
rechtzeitig vorbereiten und die Vorfreude auf ein schönes
Fest genießen.
Sankt Martin ist
auch so einer, der herumgeht und
Gäste einlädt – uns! Zum Geburtstagsfest Gottes sind wir eingeladen.
Erst an Weihnachten wird es den vollen Lichterglanz geben. Erst dann
findet das große Fest statt. Aber es beginnt mit der Vorfreude, mit den
kleinen Lichtern, die wir an Sankt Martin vor uns hertragen.
Jedes Kind kennt die Geschichte vom frierenden Bettler am Tor. Martin
sah seine Not und sagte sich: „Ich habe genug für uns beide“. Er teilte
seinen wärmenden Umhang mit dem armen Mann. Erst später erkannte
er, dass hier wohl Gott auf ihn gewartet hatte.
Auch auf uns wartet Gott. Manchmal erkennen wir das, wenn wir etwas
geteilt haben. wenn wir etwas hergegeben haben und uns hinterher warm
ums Herz ist. Dann merken wir, dass wir selbst die Beschenkten sind.
Es gibt viele schöne Lieder zum Martinsfest. Du kannst aber auch eine
bekannte Melodie mit einem neuen Text zum Martinsfest versehen.
Folgendes Lied ist mir zu der Melodie „Macht hoch die Tür“ eingefallen
– und tatsächlich macht uns ja Sankt Martin die Tür zum Advent schon
einen Spalt weit auf …
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Mach hoch die Tür
Text: Rita Efinger-Keller; Melodie: Halle 1704
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Ein Bettler saß im kalten Schnee
Text: Jakob Holl; Melodie: Adolf Lohmann © Verlag Herder, Freiburg i. Br.
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2. Da dankte still der arme Mann
und sah ihn voller Freude an.
Sankt Martin zog des Weges fort,
und bald erfuhr er Gottes Wort.
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3. Geschrieben steht: „Seid allen gut,
denn was ihr dem Geringsten tut,
das habt ihr mir, dem Herrn, geschenkt!“
Wohl dem, der wie Sankt Martin denkt!
Leuchtbild Sankt Martin
Aus diesem Bild kann ein schönes Leuchtbild werden, das du auch
gut verschenken kannst. Du brauchst dazu eine Kopie dieses Motivs.
Nimm deine Holzfarben und male die weißen Stellen bunt an.
Schneide das Bild aus und falte es. Jetzt kannst du es schon aufstellen. Gib nun etwas Öl aus der Küche (z. B. Sonnenblumenöl) auf ein
Tellerchen, zerknülle ein Blatt Küchenpapier und tränke es mit dem
Öl. Öle das Bild damit vorsichtig ein.
Zuletzt kannst du ein Teelicht in einem leeren Marmeladenglas entzünden. Schiebe dein Bild davor – es leuchtet!
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