Vorzeitiges Weihnachtsgeschenk

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Vorzeitiges Weihnachtsgeschenk
Vorzeitiges Weihnachtsgeschenk
Kathmandu, Montagabend, 4. November 2013: Wie so oft in den letzten Monaten habe ich als
Abonnent von www.typhoon2000.com wieder einmal eine Sturmwarnung für die Philippinen
erhalten. Dies ist nichts Ungewöhliches. Warnungen über tropische Depressionen und Taifune
gibt es durchschnittlich etwa zwanzig jährlich und gehören daher fast zur Tagesordnung. Da
sich unser Dorf Maydolong an der Pazifikküste, der Ostküste der Insel Samar befindet, sind wir
diesen Stürmen direkt ausgesetzt und werden auch regelmässig getroffen. Seit ich im
Dezember 2007 meinen ersten Taifun erlebt habe (siehe 2007 Maopai – Utong: ein gewöhnlicher Taifun) schaue ich mir jede Warnung an. In den letzten zwei Jahren sind wir glücklicherweise von grösseren Taifunen oder tropischen Depressionen verschont geblieben. Diese
zogen entweder nördlich oder südlich an uns vorbei. Und wenn’s einen nicht betrifft, dann
kümmert man sich auch nicht so sehr darüber. Tja, so ist das halt. Die Ausmasse dieser Sturmgebilde sind aber so riesig, manchmal bis zu 600 Km Durchmesser, dass man die Auswirkungen
mit viel Wind und Regen trotzdem zu spüren bekommt. Gerade vor wenigen Tagen ist die
tropische Depression „Wilma“ über Surigao, Bohol, Richtung Zentral Palawan gefegt. Die neu
gemeldete tropische Depression befindet sich am Montag 4. November um 20.00 Uhr rund
2645 Km süd-südostlich der Philippinen, kein Grund daher sich Sorgen zu machen.
Dienstagmorgen, 5. November: Die Situation hat sich schlagartig geändert. In der Nacht auf
Dienstag hat die Stärke der Depression rapide zugenommen und bewegt sich nun im Eiltempo
durch die Karolinen Inseln. Die Depression wird sich im Verlaufe des Tages zu einem Taifun
(internationaler Name: Haiyan – philippinischer Name: Yolanda) entwickeln. Dieser befindet
sich zu diesem Zeitpunkt noch 2‘390 Km östlich der Philippinen. Mit seiner Vorwärtsgeschwindig keit von 26 Km/Std Richtung Westen/Nordwesten wird erwartet, dass dieser am
Freitag, 8. November in Ost-Visaya oder Süd-Bicol (Samar-Leyte-Masbate-Sorsogon) das Festland erreichen wird. Da es sich um einen potenziell zerstörerischen Taifun handeln könnte,
wird empfohlen mit der Implementation der Notfall- und Katastrophen Planung sofort zu beginnen.
Mit der Ankunft von Trekkingkollege Fritz Rupp von seiner Tour über den Larkya-Pass (Round
Manaslu) und Thorong-Pass (Round Annapurna) in Kathmandu, habe ich vor lauter Diskutieren und Bilder anschauen die weitere Entwicklung des Taifuns etwas verpasst. Am Mittwochmorgen, 6. November, wird im Bulletin von 06.00 Uhr gemeldet, dass sich der Taifun in den
nächsten Stunden zu einem Super-Taifun entwickeln soll und nun als eine ernst zu nehmende
Gefahr für Eastern Samar ist. Es wird damit gerechnet, dass dieser in den nächsten 24 bis 48
Stunden rasch an Intensivität zunehmen wird, da er sich nun über der wärmeren Wasseroberfläche des philippinischen Meeres befindet und so zu einem extrem gefährlichen Kategorie 5 Super Taifun werden könnte. Um 05.00 Uhr befindet sich dieser 1‘725 Km von Tacloban
entfernt. Die Vorwärtsgeschwindigkeit wird nun schon mit 35 Km/Std angegeben (üblich sind
17 Km/Std) und die Winde nahe dem Taifunzentrum sollen 205 Km/Std, mit Windböen bis zu
250 Km/Std betragen. Bei „meinem“ Taifun in 2007 hatten wir Windböen bis zu 180 Km/Std,
das war schon recht beängstigend. Wie ist das wohl mit 250 Km/Std?
Situation am 6. November, 05.00 Uhr – Der Taifun befindet sich 1725 Km östlich der Philippinen (roter Punkt
links: Tacloban City – roter Punkt rechts: Borongan)
MTSAT-2 Satelittenbilder vom 5. November, 08.30 Uhr UTC (oben links) und vom 6. November, 15.30 Uhr
UTC (oben rechts) – Gelber Punkt: Tacloban
(Grafik und Bilder mit freundlichen Genehmigung von Michael V. Padua von mminternational)
Ich kann nur hoffen, dass die lokalen Behörden in Eastern Samar die Gefahr erkannt haben
und entsprechende Vorkehrungen treffen und sich allenfalls auf eine Evakuation vorbereiten.
Nach meinen Erfahrungen mit den beiden Tsunami Alarms von 2010 (Erdbeben in Chile) –
siehe Bericht in 2007 Maopai – und ein Jahr später mit dem Erdbeben in Japan, bin ich davon
aber nicht so ganz überzeugt. Wir hatten damals von den Behörden keine Informationen,
keine klare Weisungen erhalten, was dazu führte, dass die Einwohner in Panik gerieten. Das
Ganze ist glücklicherweise glimpflich abgelaufen. Ein Jahr später hatten wir erneut eine
Tsunami-Warnung. Das Gefährliche an solchen Alarmen, wenn es deren so viele gibt und dann
nichts passiert, ist immer dass man diese mit der Zeit nicht mehr so ernst nimmt oder unterschätzt. Letztes Mal ist ja nichts passiert, so wird auch diesmal nicht passieren. Was mich
dabei aber sehr verwundert hat, ist die Ignoranz der Leute. Tsunami? Was ist das? Als beim
zweiten Alarm die Tsunami-Wellen angekündigt wurden, haben die Leute nichts Gescheiteres
gewusst als sich die Wellen anzusehen! Da wurde mir so richtig bewusst, sollte mal wirklich
ein starker Tsunami die Küste erreichen, dass man sich dann nicht verwundern muss, wenn es
mehrere Tausend Tote gibt. Ich bin auch nicht davon überzeugt, ob die Leute überhaupt
wissen, was sie tun sollen um sich auf einen Sturm vorzubereiten. Nach der Passage von
Taifun „Utor“ im 2007, habe ich als Erstes überlegt, wie man sich besser auf solche Ereignisse
vorbereiten und schützen könnte. Es gab da ganz banale Sachen. Hätten wir vorher die
Bananenstauden neben unserem Haus gefällt, hätten die nicht das Stromkabel zu unserem
Haus weggerissen. Um sich vor dem eindringenden Wasser zu schützen, habe ich vorgeschlagen Sandsäcke bereitzuhalten, die Fenster mit Holzbrettern oder Plywood zu schützen.
Alle haben mich nur blöde angeschaut. So hab ich‘s halt gelassen. Ähnliches Beispiel nach dem
kleinen Brand im Nachbarhaus. Wir hatten grosses Glück, dass dieser so glimpflich abgelaufen
ist, denn bei diesen zusammengepferchten Holzhäusern aus Bambuswänden und Nipadächern
hätte ein Feuer leicht auf die Nachbarhäuser übergreifen können. Das mitten in der Nacht ausgebrochene Feuer konnte relativ rasch durch die anwesenden Fischer gemeistert werden.
Wenn jedoch in dieser Nacht die Fischer auf See gewesen wären und Ebbe geherrscht hätte,
dann es hätte es vermutlich wesentlich länger gedauert das Wasser mit Platikkübeln aus dem
naheliegen Meer zu holen. Wer weiss, ob das Feurer so leicht hätte gelöscht werden können!
Um bei einem Feuerausbruch nicht wertvolle Zeit mit der Suche nach Kübeln zu verlieren und
möglichst schnell eingreifen zu können, habe ich vorgeschlagen ein paar Dutzend Plastikkübel
anzuschaffen und diese an verschiedenen Orten zentral zu lagern. Ich wollte auch an strategischen Punkten Fässer mit Regenwasser gefüllt aufstellen. Für solche Überlegungen muss
man ja nicht studiert haben. Auch wenn das mit den Kübeln geklappt hätte, wäre meine Idee
zum Scheitern verdammt gewesen, weil diese mit Sicherheit umgehend geklaut worden
wären. Was mich jedoch am meisten geärgert hat ist, wenn in den Philippinen etwas passiert,
ist es immer Gottes Willen ist. Es ist nie der Dummheit der Menschen zuzuschreiben.
Donnerstag, 7. November: Der Situationsbericht von 06.00 Uhr ist sehr besorgniserregend.
Man berichtet jetzt von einem extrem katastrophalen Super-Taifun der Stärke 5, dem
stärksten aller Super Taifune des laufenden Jahres. Um 05.00 Uhr liegt das Auge des SuperTaifuns 975 Km südöstlich von Tacloban City mit einer Vorwärtsgeschwindigkeit von 35
Km/Std. Die Stärke des Windes hat auf 280 Km/Std zugenommen mit Böen bis zu 335 Km/Std.
Der Taifun soll die Küste am Freitagmorgen zwischen 09.00 und 10.00 Uhr erreichen. Gemäss
Abendbulletin von 18.00 Uhr liegt Super Taifun "Haiyan" um 17.00 Uhr nur noch 570 Km von
Tacloban City entfernt.
Situation am Donnerstag, 7. November, 23.00 Uhr – Schwarzer Punk: Tacloban
MTSAT-2 Satelittenbild vom 7 November, 04.30 UTC
Der Super Taifun wird am Freitagmorgen in Guiuan erwartet
Freitag, 8. November: Heute fliege ich nach Bangkok. Um 09.00 Uhr bin ich auf dem Flughafen. Mit den 2 ½ Std Zeitdifferenz zu den Philippinen, müsste der Taifun die Küste nun
erreicht haben. Ich mache mir grosse Sorgen. Nach dem Abflug bin ich aber vorerst dermassen
damit beschäftigt die Himalaya-Bergkette zu fotografieren, dass ich den Taifun total vergesse.
Erst als wir über das weit ausgedehnte Wolkenfeld von Indien bis Thailand fliegen, mache ich
mir erneut Gedanken, wie es wohl dreitausend Kilometer weiter östlich aussieht. Müde von
der Reise bin ich bereits früh im Bett.
Samstag, 9. November, 06.30 Uhr: auf dem Sender TV5 Monde Asie wird um diese Zeit jeweils
die Tagesschau des Westschweizer Fernsehens vom Vorabend ausgestrahlt. Die Bilder aus
Tacloban sind schrecklich. Das Ausmass der Verwüstung wird einem erst so richtig bewusst
mit den neuen Bilder und Videos die stündlich veröffentlicht werden. Mein einziger Gedanke
ist, wie schlimm wohl Maydolong getroffen wurde. Den ganzen Tag suche ich im Internet
Informationen diesbezüglich. Nichts.
Documenting Super Typhoon Yolanda / Haiyan - The Backstory
http://www.youtube.com/watch?v=LWJf1ou2FDo
Animation of storm surge of Super Typhoon Haiyan making landfall near Tacloban. Der Pfeil zeigt die Richtung des Taifuns.
http://www.youtube.com/watch?v=8SH5fhGYCm0
Sonntag, 10. November: der Monster Taifun ist in der Zwischenzeit über Ormoc, Fredy
Krummenacher's Malapascua Resort, meiner Trauminsel Bantayan und Northern Panay hinweggefegt und hat eine riesige Verwüstung hinterlassen. Die Medien melden, dass auch
Guiuan in Eastern Samar zu 90% dem Erdboden gleichgemacht wurde. In einem Fernsehinterview vom Vortag zeigte sich der Philippinische Präsident Beningo Aquino III punkto Opfer
sehr optimistisch. Er findet die von den Medien geschätzte Zahl von 10‘000 Opfern als viel zu
hoch gegriffen. Es gäbe dafür KEINE Grundlagen zu dieser Annahme und korrigierte die Zahl
auf 2‘000 bis 2‘500 Opfer herunter.
Typhoon Haiyan: At Least 10,000 Dead As Angry Survivors Berate Philippines President Benigno Aquino
Published on Nov 10, 2013
http://www.youtube.com/watch?v=t2vAJc21Jek
BBC News: TYPHOON HAIYAN 'KILLS' 10,000 PEOPLE IN TACLOBAN
Published on Nov 11, 2013
http://www.youtube.com/watch?v=5MSO-vzv2V0
Typhoon Yolanda Aftermath in Guiuan, Eastern Samar
Published on Nov 10, 2013
The Armed Forces of the Philippines (AFP) Central Command posted aerial shots of Guiuan, Eastern Samar
http://www.youtube.com/watch?v=RVBGDY33X9o
Nach wie vor finde ich überhaupt keine Informationen über die Situation in Maydolong. Ist die
Verwüstung dort auch so gross? Wieviele Leute sind umgekommen, vielleicht aus meinem Bekanntenkreis? Es ist halb zum Verzweifeln. Den ganzen Tag versuche ich Maydolong telefonisch zu erreichen. Jedes Mal kommt die Meldung „The subscriber can not be reached“.
Die internationale Hilfe kommt nun langsam in Gange. Die USA werden den Flugzeugträger
USS George Washington (derzeit in Hong-Kong) in das Katastrophengebiet entsenden. Dieser
soll in den nächsten 48 – 72 Stunden eintreffen. Mit ihrer Frischwasseranlage werden die in
der Lage sein können, täglich mehr als anderthalb Mio Wasser herzustellen.
US warships sail from HK to Philippines
http://www.youtube.com/watch?v=FvIWsVt9K0c
US carrier spearheads relief effort in Philippines
http://www.youtube.com/watch?v=XvJN44joqhQ
Operation Damayan, Tacloban Damage
http://www.youtube.com/watch?v=TBHRXnkXCCE
Das National Disaster Risk and Reduction Managment Council (NDRRMC) vermeldet auf seinem Facebook Account drei Tage nach dem Taifun (Stand 11.November 06.00) 255 Tote, 71
Verletzte und 38 vermisste Personen. Vom Taifun getroffen sollen 2‘095‘262 Familien, resp.
9‘679‘059 Personen sein. 13‘473 Häuser seien völlig zerstört.
Auch vier Tage nach dem Taifun soll sich die Lage in Tacloban nicht wesentlich verbessert haben. Man wartet nach wie vor auf Hilfe der Regierung. Es fehlt dringend an Wasser und Nahrung. Laut einem Bericht von Anderson Cooper CNN, soll die Lage absolut desolat sein. Die
Verzweiflung der Bevölkerung ist so gross, dass Läden und Einkaufszentren wie Gaisano und
Robinson geplündert werden. Verständlich. Was es heisst vier Tage ohne Hilfe in einer solch
katastrophalen Lage zu überleben, sowas kann man sich wohl nur vorstellen, wenn man selber
Ähnliches mitgemacht hat. Ich selber war glücklicherweise nie in einer solchen Situation, mit
der Erfahrung des Taifuns von 2007 (wir waren 14 Tage ohne Strom) kann ich dies jedoch sehr
gut nachfühlen. Wir waren damals nur einige Tage von der Umwelt abgeschnitten, hatten nur
minime Sachschäden, keine Todesopfer oder Verletzte zu beklagen, hatten keine Probleme
mit der Versorgung von Nahrungsmittel und dennoch fühlten wir uns mit jeder Stunde die
ohne Hilfe verging verlassen, von der Aussenwelt vergessen. In solch dramatischen Momenten
ist der Faktor Zeit über Leben und Tod entscheidend. Wie müssen sich diese Leute in Tacloban
und überall in den betroffenen Gebieten, die alles verloren haben, verzweifelt und frustriert
sein?
CNN: NO Sign Of Organized Relief Effort On The Ground In Philippines
Published on Nov 12, 2013
http://www.youtube.com/watch?v=urAsyXMkTV4
McArthur Memorial in Palo: Nur einer hat den Super Taifun nicht überstanden
Das National Disaster Risk Reduction and Management Council (NDRRMC) meldet per 13.
November (Stand 06.00 Uhr), 5 Tage nach dem Taifun nun schon offiziell 1‘833 Tote, 2‘623
Verletzte und 84 vermisste Personen sowie 80‘047 völlig zerstörte Häuser. Erstmals finde ich
auch Zahlen über Eastern Samar. Maydolong ist erstaunlicherweise in der Liste nicht erwähnt!
Weshalb? Ist die Stadt eventuell nicht so schwer getroffen worden? Ein kleiner Stein fällt mir
schon Mal vom Herzen...
Casualities in Region VIII (Eastern Samar) according to National Dissaster Risk Reduction and
Management Council
Stand 13. November 07.00
Guiuan
Hernani
Quinanpondan
Balangiga
Giporlos
Borongan
05 Tote
11
09
79
56
02
Guiuan
Hernani
Quinanpondan
Balangiga
Lawaan
Giporlos
Balankayan
San Julian
445 Verletzte
066
015
052
030
002
003
003
Das Wetter hier am Golf von Siam in Pattaya ist so wunderschön, dass man es eigentlich
geniessen sollte. Die Ungewissheit, ob unser Haus und unser Sea Side View noch steht ist
schier unerträglich. Was mir am meisten Sorgen macht sind diese „storm surges“, Tsunami
ähnlichen Sturmwellen, die in Tacloban bis zu sechs Meter hoch waren und damit viele Leute
durch Ertrinken in den Tod gerissen haben. Unser Haus, keine Hundert Meter von der Küste
entfernt, ist davon wohl auch betroffen worden. Oder konnte die umliegende zwei Meter
hohe Schutzmauer diese Wellen aufhalten? Wohl kaum, Wasser hat eine solche Gewalt.
CNN interviews President Aquino on super typhoon YOLANDA (HAIYAN)
Published on Nov 13, 2013
Exclusive interview of CNN to the President of the Philippines, Benigno "Noynoy" Aquino
http://www.youtube.com/watch?v=79BLlzvksAo
CNN rightly shames Aquino Government over typhoon Haiyan response Mar Roxas
Published on Nov 13, 2013
"Nothing is fast enough in a situation like this. The situation is under control." -- DILG Secretary Mar Roxas to CNN
Andrew Stevens on Super Typhoon Yolanda's Preparedness & Organized Relief Operations
http://www.youtube.com/watch?v=GsOOSejtJ9U
CNN Typhoon Haiyan survivors: We miss our homes, have nothing to eat
Published on Nov 13, 2013
Thousands of typhoon victims are left stranded and hungry. CNN's Anderson Cooper reports.
http://www.youtube.com/watch?v=1-x50FqyWFc
CNN Anchor Anderson Cooper Reports in Tacloban, "You found body it's just about everywhere"
Published on Nov 14, 2013
It's gone the point now that the smells in Tacloban are overwhelming the smells of death, the smell of decay and there's
not enough the body bags that to go around say local officials. Flight to Guiuan
http://www.youtube.com/watch?v=Tsjkvbxa4NA
CNN Anderson Cooper urges Korina Sanchez to visit Tacloban
Published on Nov 15, 2013
Anderson Cooper responds to criticism of his typhoon coverage, and talks about the strength he has seen after the storm.
http://www.youtube.com/watch?v=i88250xlCo4
CNN's Anderson Cooper gets thumbs up from Filipino supporters
Published on Nov 17, 2013
Radioreporter Korina Sanchez, wife of Secretary Minister of Interior Mar Roxas criticise Anderson Cooper
http://www.youtube.com/watch?v=D67cp57mQLY
Obwohl die internationale Hilfe, vor allem diejenige der US Armee, nun voll im Gange ist, soll
die Lage in einigen Gebieten nach wie vor dramatisch sein. Ein Hilferuf aus Quinanpondan
meldet, dass keine Nahrungsmittel mehr vorhanden seien und die Leute buchstäblich am Verhungern seien. Wie jeden Tag bin ich auf Facebook und informiere mich unter „Samar
updates: Aftermath Super thyphoon Yolanda“ über die neuesten Nachrichten. So soll „Smart“
in der Provinzhauptstadt Borongan als Provisorium ein mobiles Netzwerk und eine Aufladestation eingerichtet haben. Damit können die Leute endlich ihre Angehörigen kontaktieren.
Viele Filipinos, im In- und Ausland, mit Familie oder Verwandten in den betroffenen Gebieten,
suchen über diese Seite verzweifelt nach Lebenszeichen ihrer Lieben. Ich finde Leute die
ebenfalls Informationen über Angehörige in Maydolong suchen. Eine Filipina aus New
Hampshire (USA) bittet im Namen einer Freudin die derzeit in Mindanao lebt und völlig verzweifelt ist, um Informationen über dessen Vater, Mutter und Sohn. Da ist Gina in Kuwait, die
ebenso verzweifelt ein Lebenszeichen von ihrer Tochter sucht. Solidarität kommt auf. Man
hilft sich gegenseitig.
Mit den Aufräumarbeiten nimmt die Zahl der Todesopfer täglich, ja fast stündlich zu. Gerade
wurden 120 Leichen unter der San Juanico Brücke gefunden. Zwei Wochen nach dem Taifun
meldet die NDRRMC (Stand 23. November 06.00) 5‘235 Tote, 23'501 Verletzte sowie 1‘613
Vermisste. Die Zahl der total zerstörten Häuser beträgt nun schon mehr als eine halbe Million.
Erste Bilder von Borongan
Vierzehn Tage nach dem Taifun finde ich im Internet die ersten Bilder von Borongan nach dem
Taifun. Im Vergleich zu den apokalyptischen Bilder die man von Tacloban um Umgebung
kennt, ist in Borongan, ausser ein paar weggeflogenen Dächern, scheinbar nichts passiert.
Die ersten Bilder von Borongan nach dem Taifun
Am gleichen Tag erscheinen auf YouTube jedoch neue, bedenkliche Videos von Basey,
Giporlos, Hernani und Balangkayan. Vor allem der Bericht über Balangkayan (unser Nachbardorf, nur gerade 5 Km von uns entfernt!) traumatisiert mich richtiggehend. Vierhundert
Häuser sollen dort total zerstört worden sein .
Super Typhoon Yolanda Hit Basey Samar
Published on Nov 12, 2013
http://www.youtube.com/watch?v=o3dNNMh8-4s
Giporlos, Eastern Samar in ruins after Yolanda
An interview with Mark S. Biong Mayor Giporlos Eastern Samar. Biong tells government officials and reporters, "It's total
destruction,". At least 95% of the town has been damaged. Biong has no estimates of casualties or survivors.
http://www.youtube.com/watch?v=w56BvKtvWx4
Balangkayan: 400 Häuser zerstört
http://www.youtube.com/watch?v=JWy4SOw2fyM
Balangkayan and Hernani destroyed by Haiyan
http://www.youtube.com/watch?v=fTrNTNNiIQA
Eine Meldung auf „Samar updates“ am darauf folgenden Tag, wonach die Städe von Eastern
Samar von Arteche bis hinunter nach Maydolong nicht so schwer getroffen worden seien,
macht mich wieder etwas optimistischer. Kollege „Coach“ René Wyss, der dreissig Jahre in den
Philippinen lebte und für die US Armee als Kontraktor arbeitete und über Taifune etwas
versteht, kommt zum selben Schluss. Seine Analyse:
Assessment:
Zu Beginn und gleich nach dem Taifun war ich fest davon überzeugt, dass Maydolong Town
und ganz spezifisch die Seaside View Lodge Infrastruktur mit 90 % Sicherheit einer Zerstörung
entgangen ist. Nachfolgend sind die wichtigsten Gründe aufgelistet die schlussendlich zu
einem "Happy End" führten.
1. Typhoonpath
Maydolong Town lag wohl im direkten Weg "path" oder "hit" des Taifun Yolanda. Die Town lag
jedoch ausserhalb des Zentrums (Eye / Auge) des Sturms, welcher einen Durchmesser von 15
bis 20 Kilometer hatte. Der Supertaifun der Stärke 5 mit einem Durchmesser von 500 - 600
Kilometer entsprach dem höchsten Grad auf der Internationalen (nicht lokalen) Taifun Skala.
Der Sturm machte den ersten Landfall in Guiuan Town mit einer durchschnittlichen
Geschwindigkeit von über 300 Km/Std und Böen bis zu 360 Km/Std. Maydolong Town liegt
cirka 70 Km nördlich von Guiuan. Die Town lag also ausserhalb des direkten Sturmzentrums!
2. Geographische Lage
2.1. Maydolong
Die Town liegt in einer geschützten Bucht leicht erhöht auf felsigem Sandstein Untergrund. Die
bolderartigen und meterhohen Sandsteine schützen beide Seiten der Bucht.
2.2. Seaside View Lodge
Die Lodge und das Wohnhaus liegen am südlichen Ende der Bucht, zirka 100 Meter vom
felsigen Beach distanziert und in einem rückwärtigen Raum. Die Anlage ist geschützt durch
einen südlich ausgerichteten und leicht aufgeforsteten Hügel (Nische). Die Lodge und das
Wohnhaus haben stabile Fundamente und entsprechen überdurchschnittlich den üblichen
Grundanforderungen der gebauten Strukturen in Eastern Samar!
3. Einfallswinkel des Sturms und Flutwellen (stormsurge)
3.1. Der wohl wichtigste Faktor weshalb Maydolong und insbesondere die Seaside View
Anlage verschont geblieben ist, war der "perfekte" Einfallswinkel des Sturms. Der Aufprall des
Sturmes auf die Küste von Maydolong erfolgte in einem stumpfen Winkel seitlich entlang der
Küste und Bucht. Dadurch verminderte sich die frontale Wucht des Sturms.
3.2. Die nachfolgende tsunamiartige Flutwelle (storm surge) traf Maydolong nur im Ausmass
eines Drittels der Gewalt mit 2 bis 3 Meter hohen Wellen. Tacloban City wurde im Vergleich
von 6 bis zu 10 Meter hohen Wellen eingedeckt! Dank der leicht überhöhten Lage der Bucht
und der Sandgestein Ablagerung ist Maydolong einem Fiasko entkommen.
Maydolong Town und deine Seaside View Lodge, mit meiner persönlich geschätzten 10%
Verwüstung (ohne aktuelle Bilder gesehen zu haben), kann sich mit diesem Jahrhundert Taifun
als die "lucky town" von Eastern Samar Provinz bezeichnen! "Schwein gehabt".....
Nachfolgendes Bild, freundlicherweise von Mr. David Michael V. Padua, Senior Typhoon
Specialist zur Verfügung gestellt, verdeutlicht wie die Küste bei Maydolong durch seine topografische Gegebenheit von den sich im Gegenzeigeruhrsinn rotierenden Taifunwinden und
daraus folgenden Sturmwellen nicht so stark getroffen wurde. Das „Auge“ des Taifuns, mit
einem Durchmesser von dreissig Kilometer Durchmesser, sei 55 Kilometer südlich von
Maydolong durchgegangen. Es hätte aber ganz anders ausgehen können, meint Mr. Padua,
wäre der Super Taifun dreissig Kilometer südlich der Stadt auf Land gestossen uns sich von NW
herkommend Richtung SW vorwärts bewegt hätte...
Die Erlösung
Nach mehr als zwei Wochen totaler Ungewissheit, dann endlich der erlösende Anruf aus
Maydolong. Die Mauer steht, das Haus steht, es soll einzig minime Schäden beim Nipa-Dach
des Sea Side View gegeben haben! Gott sei Dank.
Sammelaktion
Der Nationale Sammeltag der Glückskette für die Opfer des Taifun hat Spendenzusagen von
9‘025‘986 Franken ergeben. Dazu kommen 7 Mio Franken, die bereits im Vorfeld des
Spendetages eingegangen waren. Eine schöne Geste der Schweizer Bevölkerung, wobei ich
persönlich sehr skeptisch bin, wie viel die betroffenen Leute schlussendlich davon profitieren
werden. Schande jedoch an den Vatikan der gerade mal 150‘000 US $ gespendet hat sowie
der Philippinischen Bischofskonferenz, die als Soforthilfe 1‘000 Bibelkopien, 12‘000 Rosenkränze und 10‘000 Skapulier in das Katastrophengebiet entsendet hat, dies um den Glauben
der Taifungeschädigten zu stärken.
Böse Zungen befürchten, dass diese Milliardenschwere zugesprochene Hilfe, eine willkommene Gelegenheit für korrupte Politiker und Behörden sei, sich die eigenen Taschen zu füllen.
Skrupellose Geschäftsleute und Politiker
Die Hilfe in die betroffenen Gebiete läuft nun auf Hochtouren. Leider vernimmt man aus den
Medien beinahe tagtäglich von unzähligen Unregelmässigkeiten. Lokale Behörden sollen
Leuten Hilfe verweigert haben, weil diese nicht auf der Wählerliste standen, Lastwagenfahrer
mit Hilfsgütern sollen sich nicht mehr gewagt haben die Westküste von Samar hinunter nach
Tacloban zu fahren aus Angst sie würden von Banden überfallen, ein Konvoi von zehn
Lastwagen, beladen mit Generatoren für das Provincial Capitol, Spitäler und andere
Regierungsstellen, soll auf dem Weg nach Borongan mit Motorschaden stecken geblieben
sein, weil man ihnen mit Wasser verdünntes Benzin verkaufte, skrupellose Geschäftsleute
sollen Reis und andere Nahrungsmittel horten, damit die Preise steigen, Lebensmittelpakete
sollen geöffnet worden sein, um dabei die „guten“ teuren Büchsen mit billigen Sardinenbüchsen auszuwechseln, Hilfspakete aus internationaler Hilfe sollen mit Namen von Politikern
versehen worden sein. Die Einwohner von Tanauan (Leyte) wundern sich, wo den die
ausländischen Büchsen geblieben sind? Am darauf folgenden Tag liest man in den Medien,
dass angeblich in einigen Läden in Manila, US Military Meals-Ready-to-Eat (MREs), von der US
Agency for International Development (USAID) den Opfern des Taifuns gespendet, für 220
Pesos verkauft werden!
Bedauerlich ist auch das Verhalten einiger Politiker. Der Regierung in Manila wird vorgeworfen, sie hätte Tacloban keine sofortige Hilfe geleistet, weil der Bürgermeister, Alfred
Romualdez, ein Neffe von Imelda Marcos (Gemahlin von ex-Präsident Ferdinand Marcos) nicht
der Partei von Präsident Beningo Aquino angehöre. Der Staatschef dagegen prangert die
Lokalpolitiker für die schlechte Versorgung an.
Wer beinahe tagtäglich aus den philippinischen Tageszeitungen von neuen Betrügereien vernimmt, wer das Senate Blue Ribbon Committee Hearing im Priority Development Assistance
Fund Skandal mitverfolgt hat, wo hohe Politiker beschuldigt werden die Regierung in den
letzten zehn Jahren um P10 Milliarden mit Fantasie-Projekten betrogen zu haben, der könnte
leicht den Eindruck bekommen, es gäbe in diesem Lande nur Betrüger und Lügner. Dass die
Philippinen eines der korruptesten Länder ist, sage nicht ich, sondern Senatorin Miriam
Defensor Santiago.
Senatorin Miriam Defensor Santiago: why is the Philippines the most corrupt country in the world
http://www.youtube.com/watch?v=axBdp5kEQ6w
Erste Bilder von Maydolong
Genau einem Monat nach dem Taifun, finde ich auf Facebook die ersten Bilder aus
Maydolong. Tatsächlich, die meisten Häuser sehen intakt aus. Dass, die Sturmwinde nicht so
stark waren, erkennt man vor allem an den Bäumen, an den Kokospalmen die stehen. Welch
eine Freude, als ich auf einem Bild meinem Freund „Lolo Sabado“ erkenne. Es hat auch Bilder
der von uns nahegelegenen „Cottages“ am Strand. Klar, sieht alles etwas „verhudelt“ aus, aber
im Vergleich zu anderen Orten sieht dies wirklich harmlos aus.
Als ich dieses Bild mit unserem Haus entdeckte, musste ich auch lauter Freude weinen. Noch
heute, kommen mir beim Anblick dieses Bild die Tränen. Ein schönes Weihnachtsgeschenk.
Mit einem blauen Auge davon gekommen
Wie durch ein kleines Wunder ist Maydolong von diesem schrecklichen Taifun mit einem
blauen Auge davon gekommen. Nicht so Tanauan, südlich von Tacloban gelegen, wo Bruno
Heller (63), aufgewachsen in Rorschacherberg am Bodensee, lebt. Vor sechs Jahren ist er in die
Philippinen ausgewandert und lebt dort mit seiner Freundin und zwei Kindern (zwei Mädchen
9 und 10 Jahre alt). Sein Dorf wurde vom Taifun fast komplett zerstört. In seinem Beitrag vom
20. November auf Facebook erzählt er auf eindrückliche Weise, wie er diese unglaubliche
Katastrophe erlebt hat. „Am 6. November, zwei Tage vor dem Taifun haben wir angefangen
uns auf „Haiyan“ vorzubereiten. Wir haben die Notvorräte aufgefüllt, Teigwaren, Reis,
Konserven, Trinkwasser, Kerzen und Gas, alle Batterien und Händys aufgeladen. Wir werden
wahrscheinlich für einige Tage ohne Strom auskommen müssen. Langsam füllt sich unser Haus.
Die Jüngste ist 1 ½, die Älteste 84. Alles Verwandte die in Hütten wohnen, die von Hochwasser
bedroht sind. Die Häuser haben Nippa Dächer, die wahrscheinlich wegfliegen würden. Wir
haben ein relatives stabiles Steinhaus, wobei ich dem Blechdach nicht so recht traue. Ich habe
fast stündlich die Sturmprognosen im Internet angesehen. Die Amerikaner haben Supertaifun,
also die höchste Stufe zwei Tage vor den Philippinen ausgerufen. Wir haben die Kokospalme
vor dem Haus und einen Mangobaum hinter dem Haus gefällt. Alles was wir konnten haben
wir ins Haus gebracht oder festgebunden. Der Strom fiel schon vor dem Taifun aus. Oma,
Kinder und einige Verwandte haben wir in unser Haus evakuiert. Insgesamt waren wir 25 Leute
in meinem Haus, das gemauerte Wände und ein solides Blechdach hatte. Die Ankunft des
Taifuns in Leyte war zwischen 10 und 12 Uhr angekündigt. Nur „Haiyan“ wurde gegen Schluss
noch schneller und gefährlicher und erreichte uns ca. um 07.30 Uhr. Die Türen waren
verbarrikadiert und wir waren noch zuversichtlich. Der Wind verursachte ein seltsames
Rauschen. Die ersten Böen liessen die Fenster erzittern. Zwischendurch konnte ich durch die
Fensterritzen nach draussen schauen. Es flogen Dachteile, Bäume und weiss nicht was alles
durch die Luft. Ich konnte zusehen, wie das ganze Dach meines Nachbars wegflog. Das Dach
war neu. Das Haus des anderen Nachbars konnte ich Stück für Stück wegfliegen sehen. Dann
kam das Wasser. Ich habe mich gewundert, woher dieses kam. Ich habe es probiert und es war
salzig. Das war eine brutale Erkenntnis. Mir war sofort klar, dass eine riesige Welle mit dem
Taifun auf Land getroffen ist. Alle Möbel schwammen durch das Haus. Durch die Höhe des
Wassers kippten auch Regale, bye bye TV, Notebook, Händy usw. Wir machten ein Loch in die
Decke und hievten die Leute da hinauf. Ich blieb mit zwei anderen unten. Innert kürzester Zeit
stand mir das Wasser bis fünf Zentimeter unter den Hals. Nachdem das Wasser abgeflossen
war, wagten wir uns nach draussen. Wir hatten noch viel Glück im Unglück. Unsere Wände
waren intakt, nur ein kleiner Teil des Daches war weg. Die meisten Nachbarnhäuser waren
teilweise oder komplett weg. Es hat mich an Bilder von zerstörten Städten im 2. Weltkrieg
erinnert“.
Die Familie von Bruno hat in der Schweiz ein Spendenkonto „Direkthilfe“ eingerichtet. Die
Spenden wird Bruno für Familie, Verwandte und Leute die er kennt für das Nötigste und den
anschliessenden Wiederaufbau verwenden.
IBAN: CH21 0078 1019 3448 8200 1
Kontoinhaber: Reto Heller
Vermerk: Direkthilfe Taifun Philippinen
Vielen Dank für eure Unterstützung!
U.S. Marines Reduce Philippine Relief Operations – Operation Damayan
Auch wenn ich der Vergangenheit die kriegerische Tätigkeit der USA oft kritisiert und aufs
Schärfste verurteilt habe, muss ich an dieser Stelle fairerweise meine Bewunderung und ein
grosses Lob den Amerikanern ausdrücken. Was die in den letzten Wochen im Katastrophengebiet alles geleistet haben, ist schlichtweg sensationell. Keine andere Nation auf dieser Welt
wäre in der Lage eine solche Logistik so schnell aufzustellen und so schnell effiziente lebensrettende Hilfe zu leisten. Sie waren auch jene, welche erste Hilfe in vielen abgelegene
Ortschaften brachten, die seit Tagen ohne Hilfe der lokalen Regierung blieben. Was die
gemacht haben ist dem Friedesnobelpreis würdig.
Analyse: Welche Lehren werden daraus gezogen?
Durch die geografische Lage der Philippinen, kann die Hilfeleistung bei diesem Taifun nicht mit
anderen verglichen werden. Die Philippinen sind ein Archipel mit 7000 Inseln. Die Verbindungen zwischen all diesen Inseln mit Schiff und Flugzeug sind TOTAL wetterabhängig. Der
Vorwurf der zu langsamen Hilfe muss daher relativiert werden. Super-Taifun „Haiyan“ war
zudem ein Jahrhundert Taifun. Einige der getroffenen Provinzen waren punkto Infrastruktur
schon vor dem Taifun nicht besonders entwickelt. Innert wenigen Stunden wurde das Wenige
noch total zerstört. Der Taifun hat die lokale Regierung in Tacloban, wie in den meisten
anderen Städten, zu 90% zerstört und damit völlig lahmgelegt.
Die Philippinen wurden in der Vergangenheit schon von so vielen Taifunen heimgesucht, man
müsste doch eigentlich erwarten können, dass die Regierung und die Bevölkerung mit solchen
Ereignissen umzugehen weiss. Durch die jährlich so unzähligen Depressionen und Taifune betrachtet man dies in der Bevölkerung vermutlich als Teil des täglichen Lebens, sogar als Teil
ihres Schicksals. Und, die meisten Taifun sind ja nicht so schlimm. Wir würden mit der Zeit
vielleicht auch so denken.
Obwohl angeblich 700‘000 Leute evakuiert wurden, sind die meisten durch die Sturmfluten,
nicht nur die Sturmwinde, umgekommen. Weshalb? Weil man angeblich den englischen
Begriff „storm-surge“, diese tsunami-ähnlichen Sturmwellen, nicht richtig in Tagalog übersetzen konnte. Viele wussten gar nicht was damit gemeint war. Obwohl man vor sechs Meter
hohen Wellen warnte, schien sowas für viele Küstenbewohner völlig ireal. Wären die Leute
besser über die Gefahr aufgeklärt worden wären, dann wären die wohl um ihr Leben in höher
gelegene Gebiete gerannt. Eigentlich tragisch sowas. Ich sehe darin gewisse Parallelen zum
Tsunami von 2004. Vor diesem Datum wusste ich auch nicht genau, was ein Tsunami ist. Was
es bedeutet, wenn sich das Meer plötzlich zurück zieht. In der Zwischenzeit weiss dies jedes
Kind. Evakuieren ist auch nicht so einfach wie es tönt. Dass sich viele Leute davor weigern, ist
für mich durchaus verständlich. Wenn ich dabei befürchten muss, dass mir bei der Rückkehr
alles aus dem Haus geklaut wurde, würde ich es mir auch zweimal überlegen. Nur bei diesem
Taifun gab es kein Zurück mehr. Es ging um Leben oder Tod.
Jedermann wusste bereits am Montag, dass sich ein Taifun der Kategorie 4 der Küste nähert.
Spätestens am Dienstag war klar, dass es sich um einen sehr gefährlichen Taifun handelt. Mir
ist daher das bestehende Warnsystem völlig unbegreiflich. Weshalb hat die offizielle Wetterbehörde PAGASA am Donnerstagmorgen um 07.20 Uhr Warnsignal 2 (Windstärke 60 Km/Std
in 24 Std zu erwarten), um 11.39 Uhr Warnsignal 3 (Windstärke von 100 Km/Std bis 185
Km/Std sind in 18 Stunden zu erwarten) und Signal 4 (starker Taifun mit Winden von mehr als
185 Km/Std wird innert 12 Std erwartet) erst um 20.00 Uhr herausgegeben. Eine solche Warnung, weniger als zwölf Stunden vor dem Landfall macht doch überhaupt keinen Sinn.
Während das United States Navy’s Joint Typhoon Warning Center nach Analyse von
Satellitenbildern längstens Kenntnis von den äusserst starken Windgeschwindigkeit hatte,
schien man in Manila auf andere Resultate gekommen zu sein. Ist sowas nicht Ignoranz und
grobe Fahrlässigkeit?
Alle wissen, dass bei einer Notfallhilfeleistung auf dem Landweg für Samar, der Übergang von
Luzon nach Samar (Fähre zwischen Matnog und Allen) ein „bottleneck“, Flaschenhals ist.
Weshalb hat man bisher nichts unternommen diese strategisch wichtige Passage, die zudem
noch von den Gezeiten abhängig ist, auszubauen damit die Lastwagen mit den dringend
erwarteten Hilfsgütern nicht tagelang auf die Überfahrt hätten warten müssen?
Weshalb wurde der Flughafen von Borongan nicht eher benutzt? Allen Dörfer der Küste hätte
man damit viel schneller helfen können.
Weshalb werden nicht mehr Landebahnen für eine rasche Hilfe eingerichtet?
Weshalb wurden so viele Reisdepots durch Wasser beschädigt? Könnte man diese nicht an
einem sicheren Ort, auf einer Anhöhe, geschützt von Überschwemmungen, bauen?
Bei einem Land mit so vielen Inseln ist es auch schwer verständlich, weshalb die Regierung für
eine Katastrophenhilfe nicht besser ausgerüstet ist. Cargoflugzeuge C-130 Hercules sollen die
gerade mal drei Stück haben, wobei eines als Ersatzteillager gilt! Weshalb beschafft sich die
Regierung nicht mehr amphibische Fahrzeuge, Transporter und Spitäler, warum nicht mehr
Transporhelikopter?
Weshalb besitzt das National Risk Reduction and Management Council nicht einmal Satellitentelefone! Jede Gemeinde sollte doch über ein solches verfügen.
Da man bei solchen Katastrophen oft mit wochenlangen, ja monatelangen Stromausfällen
rechnen muss, die ganze Region paralysieren, weshalb ist man noch nie auf den Gedanken
gekommen, Solarenergie zu benützen? Im hintersten „Krachen“ Nepal’s wird dies gemacht.
Weshalb nicht in den Philippinen?
Weshalb hat man bisher diesbezüglich wenig gemacht? Weil die Philippinen ein armes Drittweltland mit 17 Dollars Milliardäre (in der Schweiz gibt er nur deren 13) und 33 Millionäre mit
einem Vermögen über 100 Mio Dollars sind?
Letzte Bilanz
Beim Verfassen dieses Textes ist die Bilanz laut NDRRMC (Stand 15. Dezember 06.00) wie
folgt:
6‘057 Tote *
27‘468 Verletzte
1779 Vermisste
16‘078‘181 Personen betroffen
3‘927‘827 displaced in Evakuationszentern
551‘453 Häuser total zerstört
591‘437 Häuser teil zerstört
Cost of damage: 35‘547‘986‘330 PHP
* Alleine in Tacloban soll es 2‘394 Tote gegeben haben, gefolgt von Tanauan mit 1‘252 und
Palo mit 1‘089 Opfern. Der hohe Polizeioffizier der einen Tag nach dem Taifun abgesetzt
wurde, weil dieser die Todesopfer des Taifuns auf 10'000 einschätzte, soll inzwischen
wieder im Amt sein...
Die Medienberichterstattung konzentrierte sich bisher fast ausschliesslich auf die Provinzen
von Leyte und Samar, währenddem in Western Samar mehre Dutzende von Barangays nur
wenig Hilfe erhalten haben sollen. Es gäbe noch viele viele Toten...
Wiederaufbau
Der Wiederaufbau soll rund drei Milliarden US$ kosten und drei Jahre in Anspruch nehmen.
Mit Stolz verkündete Präsident Aquino, dass die Regierung bis zu Weihnachten 2800 Familien
temporäre Barackenunterkünfte zur Verfügung stellen werde. Stimmen werden laut, dass die
Regierung die Probleme minimisiere und so den Eindruck erwecke, dass sie alles unter Kontrolle hat. Als Leiter und Überwacher des Wiederaufbaus wurde der ehemalige Senator Panfilo
Lacson vom Präsidenten nominiert. Ein politischer Schachzug? Gelingt es Lacson den Wiederaufbau erfolgreich voranzutreiben, könnte er im Wahljahr 2016 grosse Chancen haben als
nächster Präsident gewählt zu werden. Anderseits könnte die Opposition alles daran setzten,
dass ihm dies nicht gelingt. Bereits soll es die ersten Bestechungsversuche von einigen gewissenslosen rangniedrigen Beamten von Lokalregierungen gegeben haben.
In Tacloban sind inzwischen erste Massnahmen getroffen worden indem eine Bauverbotszone
von vierzig Meter ab Küste, gemessen bei Flut, verfügt wurde. Egal, ob der Landeigentümer
einen Landtitel habe oder nicht, die Stadtregierung werde keine Baubewilligung erteilen!
Mit der weiteren Erwärmung der Ozeane wird es wohl leider weitere solche Taifune geben.
Kaum hat „Haiyan“ die Philippinen verlassen, schon kam mit „Zoraida“ die nächste tropische
Depression über Mindanao und Dumaguete City.
Mit einer guten Vorbereitung ist die halbe Schlacht gewonnen, sagt man. Es liegt nun daran
die ganze Bevölkerung wesentlich besser aufzuklären. Sowas zu realisieren bedingt aber, dass
die Leute beginnen müssen etwas weiter als ihre Nasenspitze zu denken und endlich mehr
Selbstdisziplin zu zeigen.
Es gibt eine einzige Lösung um diese Taifune endlich zu stoppen: die Erdkugel müsste sich in
die andere Richtung drehen...
Umfrage der Tageszeitung philSTAR:
Denken Sie, dass die Politik die Entsendung von Hilfe nach Tacloban verzögert hat?
Ja: 74 %
Nein: 26 %
Sind Sie mit der Handlung der Regierung auf die Verwüstung von Taifun Yolanda zufrieden?
Ja: 19 %
Nein: 78 %
Weiss nicht: 2 %
Ich möchte mich hiermit bei der handvoll Kollegen und Freunden für Ihre Reaktion auf mein
Mail vom 12. November und ihre moralische Unterstützung recht herzlich bedanken.
Fröhliche Weihnachten

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