FINNLAND HOLZ- UND HOLZVERARBEITENDE INDUSTRIE

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FINNLAND HOLZ- UND HOLZVERARBEITENDE INDUSTRIE
FINNLAND
HOLZ- UND HOLZVERARBEITENDE INDUSTRIE
NOVEMBER 2006
POSITIONIERUNG DER BRANCHE IM WIRTSCHAFTLICHEN UMFELD
Finnland zählt in Europa zu den holzreichsten Gebieten, denn gut zwei Drittel der Landfläche Finnlands von 338.000 km² ist bewaldet. Finnische Hölzer zeichnen sich aufgrund Ihres
langsamen Wachstums durch hohe Qualität und gute Bearbeitbarkeit aus. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Holz betrug der Gesamtschlag im Jahr 2005 etwa 58 Mio. m3, 1 % über
dem Volumen des Vorjahres, wobei zusätzlich circa 21 Mio. m³ an Holz importiert wurden
(zum überwiegenden Teil aus Russland und den Baltischen Staaten). Dem gegenüber steht
ein jährlicher Holzzuwachs in der Höhe von 87 Mio. m³.
Finnland zeigt sich auch als europäisches Zentrum für Forschung und Entwicklung auf dem
Gebiet der Holzwirtschaft. 2005 beliefen sich die F & E Investitionen auf etwa EUR 350
Mio. Forschungsprojekte der Forstindustrie zielen dabei hauptsächlich auf die Verbesserung
der Produktivität und auf eine Förderung des Einsatzes von erneuerbaren Rohstoffen ab.
Außerdem arbeiten die finnischen Forstindustrieunternehmen bei der Implementierung
neuer Technologien und dem Aufbau von Know-how in einem Netzwerk von Unternehmen,
Universitäten, Forschungsinstituten und Technologieparks.
Finnland hat 1997 ein Forstindustriecluster geschaffen, welches Firmen aus den Bereichen
Forstwirtschaft, Holzbau, chemische Industrie, Anlagenbau, Automation und IT, Logistik,
Energie, Forschung, Consulting, Risk Management, Druck und Verpackung umfasst. (Als
Forstindustrie wird die englischsprachige Definition der „forest industries“ verstanden, in
der sowohl die eigentliche Forstindustrie, als auch Sägemühlen, Zellstofffabriken, gewisse
Holzverarbeitungsbetriebe und Papierfabriken inkludiert sind.) Daraus kann man die enorme Bedeutung des Sektors für Finnland ersehen sowie die umfassenden Strategien, die zur
Weiterentwicklung umgesetzt werden.
Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wird im Rahmen eines
Forschungsprojektes des Forstindustrieclusters bis zum Jahr 2030 das Ziel verfolgt, innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, insbesondere um eine Wertsteigerung zu
erreichen.
Derzeit werden Forschungsaktivitäten in folgenden Bereichen durchgeführt:
Intelligente Holz- und Faserprodukte (intelligente Papier- und Verpackungsmaterialien
in Verbindung mit der Informationstechnologie: Ein Mikrochip, der in die Verpackung
integriert wird, enthält verschiedene Informationen über das Produkt.)
Erzeugung neuer Materialien aus Holz für die Lebensmittel- und pharmazeutische Industrie: das im Holz enthaltende Lignan kann als Bestandteil von Medikamenten und
Nahrungsmittel oder als Antioxidationsmittel verwendet werden.
Bioveredelung von Holz: Umwandlung des Holz in ein hochwertigeres Produkt, das vielseitig eingesetzt werden kann.
Nachhaltige und umweltverträgliche Nutzung der forstwirtschaftlichen Ressourcen.
1994 wurde in Finnland mit der Schaffung eines Zertifizierungssystems begonnen. Das „Finnish Forest Certification System“ (FFCS) garantiert, dass die mit diesem Label ausgezeichneten Produkte aus Wäldern stammen, die auf umweltverträgliche und nachhaltige Art und
Weise bewirtschaftet werden. Darüber hinaus beinhaltet es die „Chain of Custody“-Norm,
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nach der die Beachtung des Umweltschutzes über die gesamte Produktionskette vom Käufer eines Produktes nachvollzogen werden können muss. Ein großer Erfolg war die Aufnahme des FFCS unter die Schirmherrschaft des PEFC (Pan-European Forest Certification) im
Mai 2000.
Finnland produzierte 2004 15 % der EU-25-Schnittholzproduktion. Eine echte Internationalisierung dieses Produktionszweiges fand erst in den 90er Jahren statt. In Europa sind drei
der vier bedeutendsten Holzindustrieunternehmen Stora Enso (Platz 1), UPM-Kymmene
(Platz 2) und Metsällitto (Platz 4), allesamt finnische Unternehmen (2005). Weltweit rangiert Stora Enso auf Rang drei, UPM-Kymmene auf Rang sieben und Metsällitto auf Rang
zehn (2005).
Im Bereich der größten Produzenten von Papier und Karton in Europa nehmen Stora Enso,
UPM und M-Real dieselben drei Plätze ein.
Die Exporte im Bereich der Forstindustrie beliefen sich im Jahr 2005 auf EUR 10,5 Mrd. Die
Exporte der Forstindustrie setzen sich aus folgenden Produktgruppen zusammen: Druckund Schreibpapier (45%), Pappe (14%), Schnittholz (13%), Sperrholz (10%), Zellstoff (8%),
verarbeitete Papier- und Kartonprodukte (5%) sowie sonstige Papierprodukte (5%).
Finnland ist weltweit größter Exporteur von Druck- und Schreibpapier (9 Mrd. Tonnen im
Jahr 2004). Finnland liegt in der Produktion von Papier und Pappe weltweit an sechster
Stelle, ist jedoch global gesehen zweitgrößter Exporteur dieser Produkte. Bei der Produktion von Nadelschnittholz liegt Finnland weltweit an sechster Stelle (13,6 %) unmittelbar vor
Österreich (10,3 %), bei den Exporten an vierter Stelle nach Russland und vor Österreich
(2004).
BEDEUTUNG DER BRANCHE
In Finnland gibt es insgesamt etwa 400.000 Forstbetriebe. Etwa eine Million Finnen sind direkt oder indirekt Waldbesitzer.
Zum Bruttoinlandsprodukt Finnlands trägt der Forstsektor etwa 8 % oder EUR 10 Mrd. bei
und zur gesamten Wertschöpfung sogar ein Fünftel. Ebenso ist der indirekte Effekt der
Forstindustrie nicht zu unterschätzen, so wird etwa ein Fünftel der Produkte der Maschinenbauindustrie an Unternehmen im Forstindustriecluster geliefert.
Die globalen Anteile Finnlands im Bereich der Forstindustrie und im speziellen der Holzindustrie sind in nachfolgender Grafik der „Finnish Forest Industries Federation“ angeführt:
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Aufgrund der vorgenannten Zahlen kann die Bedeutung der Forstindustrie für Finnland und
die finnische Wirtschaft kaum unterschätzt werden.
Bei einem Beschäftigungsanteil in der Forstwirtschaft von 2,6% trägt dieser Wirtschaftssektor 3,7% zum BIP bei (2005). Die Forstwirtschaft hat mit 20% einen bedeutenden Anteil an
den finnischen Exporten. Der Anteil der Holz- und Holz verarbeitenden Industrie an den
Gesamtexporten ist zurückgegangen, dem gegenüber sind die Exporte im Bereich Metallund Anlagenbau sowie im Bereich der Elektro- und elektrotechnischen Industrie schneller
gewachsen.
1990 betrug der Exportanteil der Holz und Holzverarbeitenden Industrie noch 38%, 1995
34% und im Jahr 2000 24%. Diese Entwicklung wird weiters durch sinkende Papierpreise
verstärkt.
75 % der Exporte gehen nach Europa, wobei die Hauptabnehmer Deutschland (18 %), Vereinigtes Königreich (13 %) und Frankreich (6 %) sind. Nach Österreich geht 1 % der Exporte.
EU-Mitgliedsländer, die den Euro als Währung haben, beziehen 43% der Exporte im Vergleich zu 32% der übrigen europäischen Länder. 11 % der Exporte gehen nach Asien, 8%
nach Nordamerika, die restlichen 6% nach Ozeanien und Südamerika.
Insgesamt belaufen sich die Exporte der Forstindustrie auf 20 % der finnischen Exporte, jene im Bereich Metall- und Anlagenbau auf 31 % und jene im Bereich der Elektro- und
elektrotechnischen Industrie auf 28 % der gesamten finnischen Exporte (2005).
Ressourcen
60 % der finnischen Waldfläche (Gesamtbestand 20 Mio. ha) sind in Privatbesitz, 26 % im
Besitz des Staates, 9 % im Besitz der Forstindustrie und 5 % im Besitz von Kommunen, Kirchen und Gemeinschaften. Demgegenüber besitzen Private aber 67 % des Baumbestandes
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und 68 % des jährlichen Zuwachses. 61 % des verarbeiteten heimischen Rohholzes stammt
aus privaten Wäldern.
Finnische Holz- und Holzverarbeitende Industrie
Die enge Verknüpfung der finnischen Forstindustrie mit der Papiererzeugenden Industrie ist
in Finnland besonders wichtig und hat die Bildung großer international tätiger Konzerne,
die in der Papier- und in der Holzverarbeitenden Industrie tätig sind, gefördert.
16 Sperrholzfabriken werden von Metsäliitto Finnforest (3), Koskisen (1), UPM-Kymmene
Wood (10), Vammalan Vaneri (1) und Visuvesi (1) betrieben. Koskisen und Puhos Board
betreiben weitere drei Pressspanholzfabriken und zwei Faserplattenfabriken sind im Besitz
von Finnish Fibreboard (Suomen Kuitulevy).
57 Sägemühlen sind vor allem im Besitz von Stora Enso Timber (7, die unter anderem die
österreichische Schweighofer Holzindustrie als Tochterunternehmen besitzt), Metsäliitto
Group (10), Vapo Timber (5), Versowood Group (3), Visuvesi (1) und UPM-Kymmene (7).
Die finnischen Forstindustriekonzerne verzeichneten 2005 einen Gesamtumsatz von EUR 40
Mrd., davon entfielen 85% auf die fünf größten Unternehmen. Dass der Umsatz trotz gewachsener Produktions- und Liefermengen zurückging, erklärt sich aus den spürbar gefallenen Verkaufspreisen. Dabei waren 2005 die umsatzstärksten Unternehmen der finnischen
Forstindustrie Stora Enso (EUR 13 Mrd.), UPM-Kymmene (EUR 9,5 Mrd.), Metsäliitto (EUR
8,3 Mrd.), Ahlstrom (EUR 1,6 Mrd.) und Myllykoski (EUR 1,5 Mrd.).
In der Holzverarbeitenden Industrie gibt es etwa 1.600 Möbelproduzierende Unternehmen,
die 11.500 Mitarbeiter beschäftigen und Produkte im Wert von EUR 1,3 Mrd. erzeugen.
Rund zwei Drittel der Unternehmen sind in den Gebieten um Helsinki, Turku, Tampere,
Seinäjoki und Kokkola angesiedelt. Allerdings erzeugt ein Viertel der Betriebe 88 % des
Produktionswertes.
Nahezu alle Betriebe befinden sich in finnischem Besitz, nur 16 haben mehr als 100 Mitarbeiter und drei Viertel sind Kleinunternehmen mit weniger als fünf Mitarbeitern. Die zehn
größten Möbelhersteller sind Isku (EUR 200 Mio. Umsatz/1.850 Mitarbeiter), Puustelli Group
(143/1000), Martela (102/610), Incap Furniture (79/249), Novart (65/488), GWS Systems
(27/301), GWS Pikval (20/130), Pohjanmaan Kaluste (17/150), EFG Tuolituotanto (13/145)
und Treston (13/128). Die wichtigsten Hersteller von Küchenmöbeln sind Novart, Puustelli
und Isku, die Büromöbelproduktion dominiert Martela vor Isku und GWS Systems.
Produktgruppen
Die finnische Forstindustrie erzielt Ihre Umsätze nur zu 8 % in Finnland selbst. Bedeutende
Auslandsmärkte sind Deutschland (16 %), Nordamerika (15 %), Vereinigtes Königreich (13 %)
und Frankreich (7 %).
Im Jahr 2005 wurden 12,2 Mio. Kubikmeter Nadelschnittholz, 1,3 Mio. Kubikmeter
Sperrholzplatten sowie 1,9 Mio. Kubikmeter Pressspanholz-, und Faserplatten produziert.
Finnland ist weltweit der drittgrößte Exporteur von Nadelweichholz und der viertgrößte
von Sperrholz.
Weitere bedeutende Produktgruppen sind das Brettschicht- und Furnierschnittholz (LVL),
fertige Bauelemente für Holzhäuser sowie Fenster und Türen.
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In der Möbelindustrie betrugen die Exporte im Jahr 2005 EUR 250 Mio. und sind im Vergleich zum Vorjahr um EUR 40 Mio. gesunken.
GEEIGNETE VERTRIEBSSYSTEME
Finnland ist aufgrund der eingeschränkten Größe des Marktes und der dadurch bedingten
kleinen Anzahl an Marktteilnehmern ein typischer Vertretermarkt. Sollte es sich nicht um
sehr große Investitionen handeln, so wird ein Vertreter und/oder Distributeur – nicht zuletzt aufgrund der Marktkenntnis und sprachlichen Fähigkeiten – einen besseren Marktzugang haben.
TECHNOLOGISCHE UND WIRTSCHAFTLICHE TRENDS
Langzeitprognosen zufolge wird der Weltverbrauch an Forstindustrieprodukten weiterhin
wachsen. Das Weltangebot an Schnittholz wird weiterhin kontinuierlich steigen und wird
im Jahre 2010 mit nahezu 500 Mio. Kubikmeter beziffert. Bis zum Jahre 2010 wird der Bedarf an Papier und Karton jährlich um etwa 2,5 % ansteigen. In diesem Bereich besteht das
größte Entwicklungs- und Wachstumspotential aufgrund des weltweiten Wirtschafts- und
Bevölkerungswachstums, des steigenden Bildungsniveaus und des zunehmenden Bedarfs
von Karton als Verpackungsmaterial.
Die Bauwirtschaft ist der Hauptabnehmer der holzverarbeitenden Industrie und das Ziel der
finnischen Holzwirtschaft besteht darin, den Anteil an Holz und Holzkonstruktionen in Europa zu erhöhen. Positiv auswirken dürfte sich auch die steigende Nachfrage nach „natürlichen“ Lebensräumen. Immer mehr Menschen fühlen sich von einer künstlichen Umgebung
und künstlichen Stoffen beeinträchtigt und wünschen sich ein Leben in einem von Naturstoffen geprägten Umfeld. Hier bietet sich Holz als Bau- und Einrichtungsmaterial vorzüglich an.
Hinsichtlich der Marktdurchdringung wird die Internationalisierung weiterhin vorangetrieben. Die neuen Zielmärkte sind Südostasien und Lateinamerika ebenso wie Nordamerika,
die aufgrund des hohen Verbrauchs den größten Bedarf an Holz und den daraus gewonnenen Produkten haben.
Quelle:
AUSSENWIRTSCHAFT ÖSTERREICH (AWO)
Wiedner Hauptstraße 63, Postfach 150, 1045 Wien,
AUSSENHANDELSSTELLE HELSINKI
November 2006
Mehr Informationen unter: http://wko.at/awo/holz
AUSSENWIRTSCHAFT ÖSTERREICH (AWO)
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