sprachkonzept - Die Einrichtung

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sprachkonzept - Die Einrichtung
„Ein Wort, das ein Kind nicht kennt, ist ein Gedanke, den es nicht denken kann.“
(Wolfgang Maier)
Einleitung
„Betrachtet man ein Kindergartenkind im Hinblick auf seine sprachlichen Fähigkeiten, so müsste man eigentlich darüber staunen,
welche enorme Leistung es bis zu diesem Zeitpunkt bereits bewältigt
hat. Es hat eine riesige Menge an Wörtern erworben und kann diese
in entsprechenden Situationen verstehen und benutzen. Es hat gelernt, wie Wörter zu Sätzen kombiniert werden und dabei Regeln und
Ausnahmen unserer Grammatik kennen gelernt. Und schließlich
arbeitet es noch daran, seine Gedanken in flüssige Sprache umsetzen
zu können. Ganz entscheidend aber ist, dass das Kind begriffen hat,
welche Möglichkeiten ihm die Sprache eröffnet. Mit der Sprache
kann es eigen Wünsche und Vorstellungen differenziert äußern,
neues Wissen über die Welt erwerben und den Kontakt mit seinen
Bezugspersonen aktiv gestalten.“
(Zitat: Hellrung, 2006, S.9)
Diese wenigen Sätze zeigen bereits, welche Möglichkeiten Sprache
eröffnet, wie wichtig die Auseinandersetzung mit dem Thema
„Sprache“ ist und wie groß die Verantwortung der Bezugspersonen
auf diesem Gebiet ist.
Damit die Sprachbildung in unserer Einrichtung das Bewusstsein der
Mitarbeiterinnen erlangt und der Stellenwert sichtbar gemacht wird,
ist die Entwicklung eines Sprachbildungs-Konzeptes unerlässlich.
Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund ist in unserem
Kindergarten sehr gering, so ist da Kapitel „Mehrsprachigkeit“ kurz
gefasst.
Da unsere Einrichtung nicht integrativ arbeitet, bezieht sich das
Konzept auf „normal entwickelte“ Kinder und lässt die Sprachstörungen außen vor.
Grundlagen der Sprachentwicklung
„Der Spracherwerb ist ein komplexes Geschehen, das auf verschiedenen sprachlichen Ebenen stattfindet: Kinder lernen die
Bedeutung und die richtige Aussprache vieler tausend Wörter. Sie
lernen, wie man diese Wörter zu Sätzen kombiniert und sie lernen,
Sprache zu verstehen und situationsangemessen zu benutzen.“ (Zitat:
Hellrung, 2006, S.7)
Voraussetzungen für die Sprachentwicklung
Eine Voraussetzung für den kindlichen Spracherwerb ist zunächst die
körperliche Gesundheit.
Das Kind braucht:
- eine funktionierende Mund- und Zungenmotorik, um Laute ( im
Lippen-, Gaumen- Rachenraum) bilden zu können
- ein gutes Hörvermögen, um Laute wahrzunehmen
- ein gutes Sehvermögen, um Gestik und Mimik zu erkennen und
mit der Sprache zu verbinden
Um diese Voraussetzungen zu unterstützen, ist es wichtig, im Dialog
mit dem Kind immer im Blickkontakt zu sein. Nur so kann man
Bedürfnisse erkennen und Mitteilungen aufgreifen.
Eine weitere Voraussetzung ist die emotionale und kognitive
Entwicklung des Kindes.
Durch die sprachliche Zuwendung erfährt das Kind Liebe und
Fürsorge, es baut Vertrauen auf und wird den Wunsch zur
Kommunikation verspüren. Das Kind wird ein Interesse an Sprache
entwickeln Die so geförderte sozialemotionale Entwicklung bildet die
Basis, Sprache zu lernen und ist eng verbunden mit der kognitiven
Entwicklung, dem Denken des Kindes.
Ebenso ist die Sprachentwicklung des Kindes abhängig von den
Möglichkeiten, die es zum Erkunden und Kommunizieren in seiner
Umwelt findet und von den Anregungen und Impulsen, die ihm die
Erwachsenen anbieten.
Grundlagen der Sprachentwicklung
Der Sprachbaum
Verdeutlicht werden diese Voraussetzungen und die Entwicklung von
Sprache im „Sprachbaum“ nach Prof. Dr. Wolfgang Wendland.
Anhand diese Zeichnungen lässt sich zum einen sehr gut erkennen,
wie die Sprachbildung eines Kindes abläuft. Zum anderen sind die
äußeren Einflüsse für eine gesunde Sprachbildung, wozu auch die
Erzieherin verpflichtet ist, beizutragen, dargestellt und zeigt
Grundhaltung und Methoden.
Für unsere Einrichtung bedeutet dies: Die Erzieherin, die den
Sprachbaum versteht und inhaltlich umsetzt, bietet ihren Kindern
gute Voraussetzungen für eine „gesunde“ Sprachentwicklung.
Das Sprachbad / die Freude am Sprechen
Sind die gesundheitlichen und entwicklungsbedingten
Voraussetzungen für den Spracherwerb gegeben, so wird sich aus
dem Interesse an Sprache und Kommunikation eine Freude an
Sprache entwickeln.
„Damit seine Sprachfreude geweckt wird, muss das Kind Sprache
hören. Nur so wird es mit der Sprache seiner Umgebung zunehmend
vertrauter, kann seine Wahrnehmungen von Dingen, Ereignissen und
Gefühlen damit in Verbindung bringen und schließlich „ seine Regeln“
ableiten, sie anwenden und verfeinern.“
(vgl.: www.kindergesundheit-info.de/3253.0.html)
Die kindlichen Bemühungen, Sprache zu produzieren, sind Anfangs
unvollkommen. Daher ist es für das Kind umso wichtiger, dass sich
die Bezugspersonen positiv und aufmerksam darauf einlassen.
Wortschatz/Artikulation/Grammatik
Wortschatz, Aussprache und Grammatik entwickeln sich
nebeneinander und gleichzeitig und entfalten sich mit zunehmendem
Alter des Kindes immer mehr. Die Entwicklung dieser drei Bereiche
bildet die Basis für die kommunikativen Fähigkeiten des Kindes.
In der folgenden Darstellung der Sprachpyramide, die nach
Wendland, der Internetseite „johannes-wulff-schule.de“ entnommen
ist, wird der zeitliche Ablauf der Sprachentwicklung deutlich.
„In dem Schaubild der auf dem Kopf stehenden Pyramide wird der
zeitliche Ablauf der „normalen“ Sprachentwicklung mit den sich
immer weiter differenzierenden sprachlichen Fähigkeiten dargestellt.
Dabei wird veranschaulicht, dass die Fähigkeit, Sprache zu verstehen,
immer dem Sprechen können vorausgeht. Das Schaubild verdeutlicht,
wie sich Kinder hinsichtlich ihres Wortschatzes, ihrer Artikulation und
Grammatik in den unterschiedlichen Altersstufen zwischen Geburt
und 6. Lebensjahr ausdrücken und erlaubt eine schnelle und
einprägsame Orientierung über die immer breiter werdenden
sprachlichen Fähigkeiten des Kindes.
Die Altersangaben sind lediglich Durchschnittswerte und dürfen nicht
als starre Normen verstanden werden.“(vgl.: Wendland, 5. Ausgabe, S. 30-31)
2.5. Die Sprachpyramide
Diese Darstellung ist als Orientierungshilfe für die Erzieherin sinnvoll
um die Sprachentwicklung eines Kindes einschätzen zu können und
ggfs. Fördermaßnahmen zu erstellen.
Unterstützung der Sprachentwicklung
Die Sprachentwicklung eines Kindes kann durch die Bezugsperson
unterstützt werden, wenn:
• Das Kind zu Sprechen angeregt wird
• Mit dem Kind langsam und deutlich gesprochen wird
• Die Betonung der Worte und Satzteile durch Mimik und Gestik
unterstrichen wird
• Im Dialog mit dem Kind Blickkontakt hergestellt wird
• „korrektives Feedback“ praktiziert wird
• Das Kind bei falsch ausgesprochenen Lauten nicht kritisiert und
korrigiert wird
• Dem Kind Freiraum zum Üben von Sprache gewährt wird
• Eigenes Handeln sprachlich begleitet wird („Ich schäle
Kartoffeln“)
• Dem Kind aktiv zugehört wird
• Das Kind sich angenommen fühlt
• Siehe Kapitel „Sprachbad/Freude am Sprechen“
Die Umsetzung der Unterstützung zur Sprachbildung in unserer
Einrichtung wird durch die Rolle der Erzieherin sichtbar und wird
unter dem Kapitel: „Rahmenbedingungen/Rolle der Erzieherin“,
beschrieben.
Mehrsprachigkeit
„Die Sprache ist nicht nur Mittel der Kommunikation, sondern drückt
auch die jeweilige Denkweise, das Fühlen und Wollen der
Bevölkerung aus“ (Unbekannt)
Definitionen der verschiedenen Spracherwerbstypen
Im Bereich der Mehrsprachigkeit wird in folgenden Kategorien
unterschieden:
Erst- oder Muttersprachenerwerb
Die Erst- oder Muttersprache ist die Sprache, mit der ein Kind von
Geburt an konfrontiert wird.
Bilingualismus
Mit Bilingualismus ist der doppelte Erstspracherwerb gemeint.
Kinder, die bilingual aufwachsen, lernen gleichzeitig zwei Sprachen.
In diesen Familien sprechen die Bezugspersonen unterschiedliche
Erstsprachen und kommunizieren mit dem Kind ausschließlich in
ihrer Muttersprache.
Zeitspracherwerb
Ein Kind, das zweisprachig aufwächst, kann sich bereits in der
Muttersprache ausdrücken und kommt erst später mit einer zweiten
Sprache in Kontakt.
Die mehrsprachig aufwachsenden Kinder, die unseren Kindergarten
besuchen, lernen die Zweitsprache in einer natürlichen Umgebung
(ungesteuerter Erwerb), d.h. im Spiel mit anderen Kindern, in der
Nachbarschaft oder auch im Kindergarten. Dieses Lernen der ZweitSprache steht im Unterschied zum gesteuerten Erwerb, der z.B. auf
schulischer Ebene stattfindet.
Mit der Sprache lernen wir nicht nur Worte, sondern auch Werte,
Traditionen und Verhaltensregeln unserer Kultur kennen Deshalb
kann Sprache auch im Bereich der Mehrsprachigkeit nicht isoliert
gesehen werden. Wichtig für die Erzieherin ist, dass sie dem Kind,
seiner Sprache und seiner Herkunft Wertschätzung und Achtung
entgegenbringt. Sie sollte sich mit der jeweiligen Kultur
auseinandersetzen, um Zusammenhänge verstehen zu können und,
um den Eltern entsprechend entgegen zu kommen.
Soziale Wertschätzung der Erst- oder Muttersprache
Ein Kind, das mit einer anderen Erstsprache aufwächst und durch den
Kindergartenbesuch mit einer Zweitsprache konfrontiert wird, hat
gegenüber einsprachigen Kindern vieles zu leisten. Diese Leistung
bezieht sich nicht nur auf den sprachlichen Bereich:
• die „andere“ Sprache ist immer mit einer „anderen“ Kultur
verbunden und das Kind kann unterschiedliche und auch
widersprüchliche Forderungen erfahren
• unterschiedliche Bezugspersonen haben unterschiedliche
Erwartungen
Je mehr der kulturelle Hintergrund des Kindes von der deutschen
Kultur abweicht, umso eher können für das Kind Konflikte entstehen,
die es durch eine behutsame Begleitung aufzuarbeiten gilt.
Trotzdem bewegen sich jüngere Kinder oft noch unvoreingenommen
zwischen verschiedenen Kulturen und sie entwickeln ein Gefühl für
Sprache und sprachliche Zuständigkeiten. In der Regel wissen die
Kinder, welche Sprache sie im Gespräch im welchem GesprächsPartner anwenden können.
Da im Kindergartenalter auch das Gefühl für die soziale Wertschätzung von Sprachen gefestigt wird, ist der bewusste und
sorgsame Umgang mit den unterschiedlichen Muttersprachen (und
Kulturen) wichtig.
Die Kinder sollen in unserem Kindergarten erfahren:





dass Verstehensprobleme keine Schande sind
dass sie ihr Nichtverstehen zu erkennen geben dürfen
dass sie bei Nichtverstehen nachfragen können
dass ihre Erstsprache wertgeschätzt wird
dass Fortschritte im Erwerb der Zweitsprache bemerkt und
beachtet werden
Die Achtung, die dem Kind, seiner Erstsprache und seiner Kultur
entgegengebracht wird, wirkt sich positiv auf die emotionale
Entwicklung des Kindes aus. Es wird in seinem Selbstbewusstsein
und seinem Selbstwertgefühl gestärkt.
Zweitsprache Deutsch
Kinder, die im Kindergarten das erste Mal mit der deutschen
Sprache in Kontakt kommen, fangen nicht bei Null an. In ihrer
Mutter- oder Erstsprache haben sie bereits wesentliche Entwicklungsschritte gemeistert. Der kognitive Entwicklungsstand ist
den Deutsch-Fähigkeiten meist überlegen. Deshalb ist es umso
wichtiger, die sprachlichen Anregungen sorgsam an die Fähigkeiten
der Kinder, unabhängig von ihren Deutschkenntnissen, anzupassen.
Ebenso wichtig ist, dass die Kinder ihre Erst- bzw. Muttersprache
beherrschen. Dazu gehören die Aussprache, die Grammatik und ein
ausreichender Wortschatz. Können sich Kinder in ihrer Muttersprache gut ausdrücken, ist es leichter für sie, eine zweite Sprache
zu erlernen.
Deshalb haben die Eltern die Aufgabe, dem Kind die Erst- oder
Muttersprache zu vermitteln.
In unserem Kindergarten sprechen wir deutsch und fördern Kinder
mit einer anderen Erstsprache entsprechend.
Elterngespräche
Für den Fall, dass Eltern sich in der deutschen Sprache nicht
verständigen können, ist die Anwesenheit eines Dolmetschers
notwendig.
Dieser kann von den Eltern mitgebracht oder von der Einrichtung
eingeladen werden.
Rahmenbedingungen
„Wir müssen unsere Haltung ändern und vielmehr die Großartigkeit
der Leistungen des Kindes sehen, als die unbedeutenden trockenen
Blätter seiner Fehler, deren Ursache wir sind…“ (L. Summerer)
Ziele der Sprachbildung in unserem Kindergarten
(vgl.: Hellrung 2006)
In unserer Einrichtung legen wir Wert auf die ganzheitliche
Förderung der Kinder im Bereich Sprachfähigkeit und
Sprachentwicklung. Dies gilt gleichermaßen für deutsche Kinder und
Kinder mit Migrationshintergrund.
Die Unterstützung der sprachlichen Entwicklung erfolgt spielerisch,
in Einzel- Kleingruppen- oder Gruppenangeboten und findet in allen
Bildungsbereichen statt.
Hierbei lernt das Kind:
 seinen Wortschatz und seine Grammatik zu erweitern
 ein Bewusstsein für die Artikulation von Wörtern
(phonologische Bewusstheit)
 Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen und sprachlich zu
benennen
 sich mit anderen Kindern über Erlebnisse und Gedanken
auszutauschen
 Sprache zu nutzen, um eigene Ziele zu verfolgen
 die Vielfalt von Sprache in Form von Liedern, Geschichten,
Reimen etc. zu erleben und zu verstehen
 sofern es eine andere Erstsprache spricht, die deutsche
Sprache zu sprechen
 seine nonverbalen Ausdrucksfähigkeiten zu erweitern
 Schrift als Teil seiner Lebensumwelt kennen
So können wir erreichen, dass die Kinder Freude an Sprache
entwickeln, Zusammenhänge verstehen lernen, sich Wissen
aneignen und in ihrer kognitiven und sozial-emotionalen
Entwicklung gefördert werden, um so Sicherheit im Umgang mit
Sprache zu erwerben und mit guten Voraussetzungen in die Schule
wechseln können.
Die Rolle der Erzieherin
Die Spracherziehung in unserer Einrichtung wird durch die
Erzieherinnen gewährleistet. Ihre Aufgabe ist es, die sprachliche
Entwicklung des Kindes durch Beobachtungen wahrzunehmen, zu
dokumentieren und auszuwerten.
Mit den Bezugspersonen (Eltern) werden die Ergebnisse und evtl.
Fördermaßnahmen besprochen und schriftlich festgehalten.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dass sich die
Mitarbeiterinnen des Kindergartens in den theoretischen
Grundlagen des Spracherwerbs auskennen und über
Methodenkenntnisse verfügen, um diese in eine sinnvolle
Sprachförderung umzusetzen.
Durch regelmäßige Fortbildungen, den Austausch im Team und
kollegiale Beratung haben die Mitarbeiterinnen die Möglichkeit,
Kenntnisse im Bereich „Sprache“ zu erwerben und diese in den
Alltag mit den Kindern einzubringen.
Dabei haben sie folgende Aufgaben:
 Sprachvorbild sein
 Sprachimpulse bieten
 Beobachten und Dokumentieren
 Kontinuität in Bezug auf die sprachlichen Angebote
gewährleisten
 regelmäßige Entwicklungsgespräche mit den Eltern führen
…und dabei die Grundsätze der Vermittlung von Sprache zu
berücksichtigen:
 eine gute Bindung zum Kind zu haben
 im Gespräch mit dem Kind Blickkontakt herzustellen
 langsam und deutlich zu sprechen
 sich auf das Kind einzulassen
 zuzuhören
 das Kind aussprechen zu lassen
 korrigierende Wiederholung und Erweiterung
 Begleitung des Gesprochenen mit Gestik und Mimik
 den Inhalt des Gespräches in den Vordergrund zu stellen
 offene Fragen zu stellen
Ermittlung des Sprachstandes
Die Grundlage einer gezielten Sprachförderung sind die Gespräche
mit den Bezugspersonen (Eltern) und die beobachtende
Wahrnehmung des Kindes durch die Erzieherin, deren
Aufzeichnungen und Dokumentationen.
Elternarbeit
Ein erstes Gespräch vor der Aufnahme des Kindes in den
Kindergarten soll Aufschluss über die gesamt Entwicklung und
Sprachentwicklung des Kindes von der Schwangerschaft bis zum
Eintritt in den Kindergarten geben. Die Erzieherin kann
Informationen über die familiäre und soziale Situation des Kindes,
über sein sprachliches Umfeld, über Interessen und Aktivitäten
bekommen. Sie kann erfahren, wie die Eltern ihr Kind sehen und
etwas sie tun, um es zu fördern.
Weiter regelmäßige Gespräche dienen zur
Entwicklungsbeschreibung des Kindes, dem Informationsaustausch
und zur Absprache notwendiger Fördermaßnahmen.
Beobachtung
Um ein Kind in seiner Sprachentwicklung einschätzen zu können, ist
die regelmäßige Beobachtung ein wichtiges Instrument unserer
täglichen Arbeit. Durch die Dokumentation der Ergebnisse kann die
Entwicklung des Kindes beschrieben werden, um daraus mögliche
Schritte zur Förderung abzuleiten. Hierzu wenden wir die
Beobachtungsverfahren von SISMIK und SELDAK an. Da diese
Beobachtungsbögen in regelmäßigen Abständen ausgefällt und
ausgewertet werden, lassen sich notwendige Fördermaßnahmen
erarbeiten und Entwicklungsveränderungen feststellen. Hinzu
kommen offene oder gezielte Alltagsbeobachtungen, die in die
Ergebnisse der Beobachtungsbögen mit einfließen.
Sismik (Sprachverhalten und Interesse an Sprache bei Migrantenkindern in
Kindertageseinrichtungen) ist ein Beobachtungsbogen für die systematisch Begleitung der
Sprachentwicklung von Migrantenkindern von ca. 3 ½ Jahren bis zum Schulalter – mit
Fragen zu Sprache und Literacy ( kindliche Erfahrungen rund um Buch-, Erzähl-, Reim- und
Schriftkultur).
Seldak (Sprachentwicklung und Literacy bei deutschsprachig aufwachsenden Kindern) ist
ein Beobachtungsbogen für die systematische Begleitung der Sprachentwicklung von
Kindern, die mit Deutsch als Erstsprache (Muttersprache)aufwachsen. Der Bogen umfasst
die Altersspanne von 4 Jahren bis zum Schulalter. Konzeption und Aufbau sind ähnlich wie
bei Sismik.
Sprachbildung in der Praxis
„Das Auge schläft, bis der Geist es mit einer Frage weckt“
(Afrikanisches Sprichwort)
Umsetzung im Alltag
Die Sprachbildung findet in unserer Einrichtung kontinuierlich und
alltagsbegleitend statt. Diese erfolgt in gewohnter Umgebung und
innerhalb bekannter Abläufe.
Tägliche, sich wiederholende, Angebote (z.B. Morgen- oder
Schlusskreis) geben Raum zum Erzählen, Zuhören, Fragen, Erklären,
Ideen einbringen, Standpunktvertreten und fördern die
Ausdrucksfähigkeit. Dabei wird am bereits vorhandenen Wissen
und Können des Kindes angeknüpft.
Lieder, Fingerspiele, Reime, Verse, Spiele etc. werden regelmäßig
zur Sprachförderung angeboten.
Das Vorlesen von Geschichten und Bilderbüchern gehört zu
unseren täglichen Angeboten. So kann, außer der sprachlichen
Förderung, u.a. das Interesse der Kinder an Literatur geweckt, die
Fantasie angeregt und die Konzentration gefördert werden.
Im Tagesverlauf werden die Kinder immer wieder motiviert, ihre
Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, ggfs. Werden sie dabei von
der Erzieherin sprachlich unterstützt.
Die Kinder sollen bei uns Sprache mit allen Sinnen erfahren, wobei
wir die unterschiedlichen Bildungsbereiche einbeziehen.
Während der Kindergartenzeit nehmen die sprachlichen und
sozialen Fähigkeiten der Kinder zu und damit verbunden auch das
Bedürfnis nach adäquater Anregung. Das bedeutet für die
Erzieherin, dass sie die Anforderungen im sprachliche, sowie im
sozial-emotionalen Bereich an die Fähigkeiten der Kinder anpassen
muss. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Kinder weder unternoch überfordert werden.
In unserem Alltag können wir die Kinder in folgenden sprachlichen
Bereichen fördern und unterstützen:
1. Wortschatz
a) Grundwortschatz (Nomen und Verben)
b) Erweiterter Wortschatz (Nomen, Verben, Adjektive,
Fragewörter)
c) Wortschatz/Grammatik (Artikel, Präpositionen)
2. Grammatik
a) einfache Hauptsätze (Verb- Zweitstellung, Verbflexionen,
Subjekt-Prädikat-Objekt-Stellung)
b) Nebensätze Fragesätze
c) Zeiten
3. Artikulation
a) Mundmotorik
b) Sprachspiele (z.B.: Fingerspiele, Pustespiele, Bewegungsspiele)
4. Auditive Wahrnehmung
a) Lauschen lernen- auditive Aufmerksamkeit wecken
b) auditive Differenzierung
c) auditive Merkfähigkeit
d) phonologische Bewusstheit
Literacy (vgl.: Tenta, 2007)
Der Begriff „Literacy“ kommt aus dem Englischen und wird mit
folgenden Begriffen übersetzt:
a) Bildung
b) Belesenheit
c) Lese- und Schreibkompetenz
„Literacy umfasst im weiteren Sinn alle Erfahrungen und
Grundfähigkeiten rund um die Sprach- und Schriftkultur. Dazu
gehören das Verstehen von Texten, die Vertrautheit mit Literatur
und der kompetente Umgang mit Medien.
Symbole, Zeichen, Buchstaben und Ziffern gehören zum
Lebensumfeld der Kinder, sie suchen nach deren Sinn, fragen nach
und wollen mehr darüber wissen. Kinder erleben bei vielen
alltäglichen Gelegenheiten, wie Sprache zur Schrift wird:
Einkaufszettel, Notizen, Briefe oder SMS schreiben:“
Hierbei steht im Vordergrund, die Neugierde der Kinder auf die
geheimnisvollen Zeichen zu nutzen und zu wecken, spontanes
Lernen zu ermutigen, die ersten Schreibversuche zu unterstützen,
den Sinn von Schrift erkennen zu lassen und vor allem Freude und
Spaß an diesem Thema zu vermitteln.
Die Förderung von Literacy-Erfahrungen kann durch bereits
genannte Angebote wie Bilderbücher, Geschichten etc. geschehen,
wie auch z.B. durch Rollenspiele unter Einbeziehung von
Schriftsprache („Büro“, „Post“) oder einer Schreibecke mit
unterschiedlichen Materialien, die die ersten Schreibversuche
unterstützen können (Stift, Papier, Magnetbuchstaben, Stempel,
Plakate mit Alphabet-Buchstaben usw.).
Für unsere Kinder haben wir eine Schreibwerkstatt eingerichtet, in
der sich die Kinder mit unterschiedlichen Stiften (Füller, Bleistift,
Kugelschreiber usw.), Stempeln, Zeitschriften, einer
Schreibmaschine und einem PC beschäftigen können. Die
Beschäftigung mit Literacy und deren Bedeutung muss den
Erzieherinnen in unserer Einrichtung noch bewusster werden,
damit gezielte Angebote in diesem Bereich stattfinden können.
Sprache und Raumgestaltung
Die Gestaltung der Räumlichkeiten ist mit ausschlaggebend für
eine sprachanregende Umgebung. Deshalb sollte sowohl auf die
Auswahl von Material als auch Ausstattung geachtet werden.
Räume regen zum Sprechen an, wenn:
 Kinder sich in den Räumen wohlfühlen
 die Raumgestaltung in Bewegung kommt und in
Bewegung bleibt
 es dort immer etwas Neues zu entdecken und zu
erforschen gibt
 Kinder in die Raumgestaltung mit einbezogen werden
Zu einer sprachfördernden Umgebung gehören in unserer
Einrichtung:
- Leseecke mit einer überschaubaren Auswahl
an Bilderbüchern
- Fotodokumentation, die den Kindern und ihren Eltern
zugänglich ist, z.B. am „schwarzen Brett“
-
Ausstellung“ der kreativen Produkte der Kinder
Bilder, Bastelergebnisse, Konstruktionsergebnisse
- Präsentation von Angeboten
- Raum zur Bewegung
- Raum für Kleingruppenangebote (z.B. altersbezogen
oder gruppenübergreifend)
- Raum, damit Kinder ihre Ideen und Vorstellungen einbringen
und umsetzen können (flexible Raumgestaltung)
- Rollenspielbereich
- Spielmaterial
Sprache und Musik (vgl.: Jampert 2006, Kapitel 3.1. Musik)
„Wer Musik macht, lernt, nicht zu hassen. Wer Musik
macht, lernt zu sehen, zuzuhören und zu denken.“
(Isaac Stern)
Die Entwicklung des Singens oder Sprechens basiert auf
den gleichen Prozessen und gilt als Grundlage des
Spracherwerbs.
So sind in unserer Sprache viele musikalische Elemente
enthalten wie z.B. Rhythmus, Tonhöhe, Akzent und Takt
und ermöglichen dem Menschen, sich eine klangvolle
Sprache anzueignen.
In der Altersgruppe der 3 bis 6jährigen Kinder
differenzieren sich rhythmische und melodische
Fähigkeiten. Die Kinder erwerben in der Regel ein Gefühl
für Rhythmen und Melodien und können oft beides
miteinander verbinden.
Auf dieser Grundlage verbinden wir in unserem
Kindergarten Sprache und Musik.
Wir:
-
singen gemeinsam und regelmäßig
geben den Kindern die Möglichkeit, Musik zu hören
bieten den Kindern Anregungen zum Musizieren
tanzen und bewegen uns zur Musik
erarbeiten mit den Kindern Klanggeschichten und
Klangspiele
Singen:
Durch das gemeinsame Singen wird das Wir-Gefühl
gestärkt. Die Kinder lernen zu kooperieren und zu
kommunizieren. Gemeinsam in der Gruppe haben sie ein
Erfolgserlebnis.
Neben der sozialen Ebene werden Klang- und Lautbildung,
Artikulation, Wort- und Satzbildung gefördert und der
Wortschatz erweitert sich.
Da unsere Kindergartenkinder noch nicht lesen können,
lernen sie eine große Anzahl von Liedtexten und Melodien
auswendig. Dies schult die Merkfähigkeit des Gehirns.
Musik hören:
Das Hören von Musikkassetten oder CDs ist bei unseren
Kindergartenkindern sehr beliebt. Dies nutzen wir, um den
Kindern verschiedene Musikrichtungen (z.B. Klassik,
Instrumentalmusik, Kinderlieder) und die Wirkung von
Musik näher zu bringen. In der Musik können Gefühle und
Stimmungen ausdrückt werden. Durch das bewusste
Hinhören wird die auditive Wahrnehmung geschult, die
ein grundlegendes Element in der Entwicklung
musikalischer Fähigkeiten ist.
Musizieren:
Augen, Ohren, Hände und Finger, Kopf und Körper sind bei
der Benutzung von Musikinstrumenten beteiligt. Kaum
eine andere Beschäftigung regt so vielfältige
Mechanismen im Menschen gleichzeitig an, wie das
Musizieren.
Der Einsatz von Instrumenten verlangt den Kindern ein
hohes Maß an Konzentration ab und sie lernen durch
differenzierte Bewegungen unterschiedliche Klänge zu
erzeugen.
Neben einem gut sortierten Angebot von OrffInstrumenten, die von den Kindern einfach zu handhaben
sind, lernen die Kinder auch ihren Körper als Instrument zu
nutzen. Durch Klatschen und „Anschlagen“ verschiedener
Körperteile lassen sich unterschiedliche Klänge erzeugen.
In verschiedenen AGs bieten wir den Kindern an, sich z.B.
Instrumente selbst herzustellen. Die Ergebnisse nutzen
wir, um mit den Kindern Klangspiele oder
Klanggeschichten zu erarbeiten.
Tanzen:
Die Bewegung zur Musik liegt allen Kindern im Blut.
Angefangen von Bewegungen zu Liedtexten, über freie
Bewegungen zur Musik, bis hin zu ausgefeilten
Choreographien haben die Kinder die Möglichkeit, sich
selbst auszuprobieren oder ein gemeinschaftliches Projekt
„in Bewegung“ zu bringen. Dies bedeutet für sie: sich
mitzuteilen, sich auszudrücken, Wünsche und Bedürfnisse
zu äußern, um mittels der Sprache etwas zu erreichen.
Sprache und Bewegung (vgl.: Jampert 2006, Kapitel 3.2. Bewegung)
Bewegung ist Kindern ein ureigenes Bedürfnis. Sie ist
Quelle vielfältiger Erlebnisse und Erfahrungen. Vor allem
in den ersten Lebensjahren ist Bewegung der wichtigste
Weg zur Erkenntnis. Die sinnliche Bewegung eröffnet den
Kindern den Zugang zur Welt, durch Bewegung lernen sie
die Welt verstehen.
Auch die Sprachentwicklung wird durch Bewegung
beeinflusst. Sie schafft Anlässe für Kommunikation und es
ist unentbehrlich, dass sich Kinder handelnd mit ihrer Welt
auseinandersetzen.
„Bewegungs- und Sprachentwicklung“ sind eng
miteinander verbunden.
In unserem Kindergartenalltag gewinnen viele Spiele an
Attraktivität durch die Verknüpfung von motorischen und
sprachlichen Elementen z.B. Fingerspiele, Singspiele und
Bewegungsspiele.
Durch das „in Bewegung kommen“ wird der Sprachfluss
angeregt und durch vielfältige Bewegungsspiele werden
Sprachanlässe geschaffen und die Kinder motiviert, in
einen sprachlichen Austausch mit den Spielkameraden
oder den Erzieherinnen zu treten.
Gerade im Bewegungsbereich fühlen sich die meisten
Kinder kompetent und wohl, was besonders für Kinder mit
„nicht deutscher Erstsprache“ wichtig ist. Ihre Fähigkeiten
im Bewegungsbereich ermöglichen ihnen eine aktive
Beteiligung an Bewegungsspielen, sie sind „mittendrin“.
Da die motorische Aktion im Mittelpunkt steht, kann die
deutsche Sprache fast beiläufig erlernt werden.
Durch unterschiedliche Bewegungsangebote versuchen
wir die Sprechfreude unserer Kindergartenkinder
anzuregen:
z.B. Bewegungsraum:
- hier treffen sich die Kinder während des Vormittags aus
den verschiedenen Gruppen
- Kommunikation findet bei der Benutzung der
Softbausteine und der Kletterwand, der Fahrzeuge, der
unterschiedlichen Materialien und der Angebote statt
z.B. Turnen in der großen Turnhalle
- Regeln verstehen und einhalten
- Anweisungen verstehen
- sich mitteilen
- Wünsche und Bedürfnisse äußern
- sich behaupten und durchsetzen
- Erfolgserlebnisse haben
Durch ein entsprechendes Bewegungsangebot lernen die
Kinder ihren Körper wahrzunehmen und erkunden, über die
verschiedenen Formen der sinnlichen Wahrnehmung, durch
unterschiedliche Materialien, sich selbst und andere.
Sprache und Medien (vgl.: Jampert 2006, Kapitel 3.4. Medien)
In der heutigen Zeit wachsen Kinder in eine umfangreiche
Medienwelt hinein. Diese Welt ist bestimmt von unzähligen
Fernsehprogrammen, Computer-, Handy- Internetnutzung
usw. Was gestern für uns noch undenkbar war, ist für unsere
Kinder Normalität.
Was einerseits erschreckend ist, beinhaltet andererseits die
große Chance, Dinge kennen zu lernen, Wissen zu vermitteln,
zu kommunizieren und sich Wissen anzueignen. Kinder
lassen sich von Medien begeistern und nutzen sie ausgiebig.
Im Alter von 3 bis 6 Jahren haben sich Kinder bereits u.a.
Bilderbücher, Hörkassetten oder CDs, Computer- oder
Videospiele zu Eigen gemacht. Sie mögen Geschichten,
identifizieren sich mit den Heldenfiguren usw. Die Erlebnisse
bringen sie mit in den Kindergarten und erzählen davon.
In der pädagogischen Arbeit mit Medien ist es wichtig, den
Kindern Medien „durchschaubar“ (z.B. Werbung) zu machen,
d.h. die Kinder sollen erfahren, dass Medien gemacht und
gestaltet sind und sich auch gestalten lassen.
In der Praxis sollen den Kindern die Medien zugänglich
gemacht werden um selber produktiv zu werden
(z.B. Bilderbuch gestalten, Hörspiel erarbeiten. Diashow). Die
Erzieherin begleitet die Kinder in diesen Projekten, so eignen
sich die Kinder Kompetenzen im Umgang mit Medien an. Die
Arbeit mit den Medien muss Alters entsprechend und für die
Kinder überschaubar sein.
Solche Projekte sind immer Teamarbeiten, an deren Ende ein
gemeinsam geschaffenes Werk steht. Daher ist ein ständiger
Austausch unerlässlich, Absprachen müssen getroffen
werden, zuhören, erinnern und überlegen sind wichtig.
Die gezielte Arbeit im Kindergartenalltag mit Medien fördert
also nicht nur den sachgemäßen Umgang, sondern stärkt die
Kinder auch in ihrem Selbstbewusstsein und damit in ihrem
Sprachselbstbewusstsein.
Sprache und Naturwissenschaften (vgl.: Jampert 2006, Kapitel 3.3
Naturwissenschaften)
Naturwissenschaftliche Bildung im Elementarbereich beruht
zunächst darauf, dass sich die Kinder wach und aufmerksam
für ihre Umwelt und Umgebung interessieren. Sie stellen
viele Warum-Fragen. Die Naturwissenschaften bieten ihnen
die Möglichkeit, sich diesen Fragen konzentriert zu widmen,
die durch genaue Beobachtung und gezielte Experimente zur
Beantwortung führen können. Der mathematische Bereich
mit seinen Zahlen, Formen, Mengen und Folgen usw. ist eng
mit den zu den Naturwissenschaften gehörenden Bereichen,
Biologie, Physik und Chemie, verbunden.
Durch verschiedene Angebote kann das Interesse der Kinder
an den Naturwissenschaften geweckt und gefördert werden.
So können die Kinder z.B. Erfahrungen zu den Elementen
(Wasser, Feuer, Luft) sammeln.
Dies kann zum einen durch „systematisch vorstrukturierte
Experimente zu naturwissenschaftlichen Phänomenen“, mit
anschließend kindgerechten Erklärungen geschehen, wie
auch durch eigenständiges Forschen und Experimentieren
Ergebnisse erzielt und verstanden werden können.
Wichtig ist dabei immer, dass die Experimente an die
Alltagswelt der Kinder anknüpfen.
„Ist die Aktivität für die Kinder hinreichend interessant, sind
sie ganz auf die Handlung konzentriert und verlieren sich im
Tun. Eine die Durchführung begleitende Interaktion lässt sich
hier kaum fruchtbar initiieren. Sie könnte das Kind sogar
beim Handeln stören und von möglichen Erfahrungen
ablenken. Bestenfalls verpufft sie einfach, ohne dass das Kind
sich stören lässt. Abschließend sollten allerdings
Beobachtungen der Kinder besprochen werden. Dabei
können auch neue naturwissenschaftliche adäquate Wörter
eingeführt werden, die den Wortschatz der Kinder erweitern
und sie so in die Lage versetzten, über die Situation zu
reden.“ (Illner 2005, S.22 aus Jampert 2006)
Wie in allen anderen Bildungsbereichen auch, wird durch die
Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Materialien
und Gegebenheiten der Wortschatz erweitert, Fachbegriffe
erlernt usw. Mit zunehmender Sachkompetenz kann das Kind
selbstbewusster und selbstsicherer werden.
Für unsere Einrichtung bedeutet dies, dass wir den Kindern
Raum, Möglichkeiten und Material zum Experimentieren zur
Verfügung stellen müssen und regelmäßige Angebote in
unseren Alltag integrieren und diese begleiten und
unterstützen. (Wir sind „Haus der kleinen Forscher“)
Projekte
Literacy und die Schreibwerkstatt
Aus einem ausrangierten PC,einer alten Schreibmaschine und
verschiedenen Schreibmaterialien (Füller, Bleistifte,
Kugelschreiber, Buntstifte und Filzstifte) hat sich eine
Schreibwerkstatt entwickelt. Diese ist in den Gruppen
angesiedelt und während der Zeit des Freispiels zugänglich.
Es ist genügend Papier vorhanden. Schreibbretter dienen als
Unterlage, wenn die Kinder in der Einrichtung oder mit der
Erzieherin unterwegs sind, um Geschriebenes abzuschreiben.
Jedes Kind besitzt einen eigenen Schnellhefter, in dem es die
beschriebenen Blätter abheften kann. Dazu können die
Kinder die eigens dafür angeschafften Geräte, wie Locher,
Tacker und Tesafilm-Abroller benutzen. Es gibt zudem noch
Buchstabenstempel, mit denen die Vorschulkinder arbeiten
können.
Hinzu kommen sollen z.B. noch Buchstabenkästen, in denen
sich Bilder oder Dinge befinden, die den gleichen
Anfangsbuchstaben haben. Auch Zahlenmaterial wird in die
Schreibwerkstatt mit einbezogen.
Ist die Schreibwerkstatt eingerichtet, werden verschiedene
Aktionen stattfinden, um den Kindern Schrift näher zu
bringen.
Diese können z.B. sein:
-
Entstehung von Schrift
Zeichen und deren Bedeutung
Buchstabenblätter
Aktionen rund um die verschiedenen Buchstaben
Zählen und Rechnen
Die Schreibwerkstatt ist projektartig – je nach Interesse der
Kinder ist sie mehr oder weniger in die Freispielsituation
integriert; manchmal auch durch andere Projekte ersetzt.
Besuch der Pfarrbücherei
Jede Gruppe besucht in Abständen die ortsansässige
Pfarrbücherei. Alle Kinder, die die Erlaubnis der Eltern
haben, dürfen sich ein Buch ausleihen und mit nach
Hause nehmen.
So werden die Eltern aktiv mit in die Sprachförderung einbezogen, denn es ist davon auszugehen, dass sie ihrem
Kind das ausgesuchte Buch vorlesen.
Die Kinder lernen dabei verschiedene Bücher kennen und
mit ihnen ordnungsgemäß umzugehen.
Die Wackelzähne (Vorschulkinder) werden den
sogenannten Büchereiführerschein machen.
Ziel ist es, dass die Kinder die Bücherei und ihre
Möglichkeiten kennen lernen sollen, die Bücher nach
Inhalten zu unterscheiden und verschiedene Medien
ausleihen können.
Lesepaten
In Zusammenarbeit mit einer Gruppe ehrenamtlicher
Lesepaten, die wir in einer Aktion unseres
Familienzentrums gesucht und initiiert haben, bieten wir
eine Lesepatenschaft an.
An einem oder zwei Tagen in der Woche kommen,
Interessierte Männer und Frauen, zumeist Senioren, in
unseren Kindergarten und lesen den Kindergartenkindern
in Kleingruppen vor. Manche Lesepaten haben sich
vorbereitet und bringen ein Buch mit, andere lassen sich
auf die Bücher ein, welche die Kindergartenkinder
auswählen. Diese Lesepatenschaft ist sowohl für die
Senioren, als auch die Kindergartenkinder interessant und
vermittelt den Kindern die Freude am Buch, an Literatur.
Ausklang
Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: Zuhören…
Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so, wie
Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.
Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr
gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder
fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie saß
nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und
Anteilnahme.
Michael Ende