Rohstoff Kupfer
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Rohstoff Kupfer
Rohstoff Kupfer Faktenblatt zur Lebensgeschichte Kupfer ist aufgrund seiner exzellenten Materialeigenschaften heute in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Kupfer erfüllt in Autos, Computern oder Telefonen, in Bauwerken und auch in der Landwirtschaft wichtige Funktionen. Dass wir Kupfer nutzen können, ist keineswegs selbstverständlich. Bis das Kupfer genutzt werden kann, hat es bereits eine lange Lebensgeschichte mit teilweise gravierenden Folgen für die Umwelt und die Menschen hinter sich. Mit der steigenden Nachfrage nach diesem Rohstoff nimmt auch die Belastung der Umwelt zu. Durch das Rezyklieren können wertvolle Rohstoffe wie Kupfer zurückgewonnen und damit natürliche Lagerstätten geschont werden. Zudem kann Energie gespart, knapper Deponieraum gespart und somit aktiver Umweltschutz betrieben werden. 1. Die Ressource Kupfer Historisches Kupfer wird bereits seit über 10'000 Jahren genutzt. Es ist das erste von Menschen genutzte Metall. Seither hat es die technische und kulturelle Entwicklung massgeblich beeinflusst. Alle Hochkulturen haben damit gearbeitet. So bestand beispielsweise der Koloss von Rhodos aus Kupfer, und schon die Ägypter haben Kupfer für ihre Wasserleitungen verwendet. Der Name Kupfer leitet sich aus dem spätlateinischen «cuprum» ab und kennzeichnet damit seine Herkunft von «aes cyprium», das Erz von Zypern, wo in dieser Zeit die reichhaltigste Fundstätte war.1 Im Laufe der Zeit lernten die Menschen immer besser, das Metall zu bearbeiten und auch mit anderen Metallen zu verbinden. Die Verbindungen (Legierungen) von Kupfer mit Zinn gab einer ganzen Epoche ihren Namen: die «Bronzezeit».2 Antikes Rezyklieren: Der Koloss von Rhodos3 wurde 224 vor Christus durch ein Erdbeben zerstört. Die Kupfertrümmer wurden für die Wiederverwendung eingeschmolzen. 1 Eigenschaften Kupfer ist der Materialdichte nach ein Schwermetall (8,93 kg/dm3). Es hat hervorragende Eigenschaften: • • • • • hohe Wärme- und Elektrizitätsleitfähigkeit gute Verformbarkeit sehr widerstandsfähig gegen chemische Einflüsse Kupfererz hohe ästhetische Qualität starke antibakterielle Wirkung Verbindet man Kupfer (Schmelzpunkt: 1083,4°C) mit anderen Metallen, entstehen Werkstoffe (Legierungen) mit neuen Eigenschaften. Die bekanntesten Legierungen sind Messing (Kupfer/Zink) und Bronze (Kupfer/Zinn). Legierungen aus Kupfer und Nickel sind äusserst beständig gegen viele Arten von chemischer Verwitterung (Korrosion) und werden aus diesem Grund häufig in der Seefahrt eingesetzt. Kupfer-Aluminium-Legierungen, die sehr korrosionsbeständig und hochfest sind, werden vor allem für stark belastete Lagerteile wie Schiffsschrauben verwendet.2 Faktenblatt Kupfer/April 2007 Kupfer reichert sich in der Umwelt schnell an. Übersteigt die Konzentration das für einen Organismus erträgliche Mass, wirkt das Kupfer giftig für Pflanzen und Lebewesen. 1 Vorkommen Als gediegenes Metall (als pure «Kupferstückchen») findet sich Kupfer in der Natur zum Beispiel in vulkanischen Gesteinen. Der Anteil gediegenen Kupfers in der Natur ist allerdings sehr niedrig. Häufigere Bestandteile der Erdkruste sind hingegen Kupfererze (Erz = abbauwürdiges metallhaltiges Gestein) wie Kupferkies und Kupferglanz. Sie enthalten neben Kupfer auch andere Elemente wie Schwefel, Eisen, Cadmium oder Silber. 4 Bei Rohstoffvorkommen unterscheidet man zwischen den beiden Begriffen «Reserven» und «Ressourcen». Die Reserven sind die bekannten, mit heutiger Technik wirtschaftlich abbaubaren Vorkommen. Die Ressourcen sind die mit zukünftiger Technik vermutlich abbaubaren Vorkommen, unabhängig von der Wirtschaftlichkeit.5 Nach aktuellen Schätzungen betragen die weltweiten Kupferressourcen rund 2,3 Milliarden Tonnen. 1,6 Milliarden werden auf Kontinenten, weitere 700 Millionen Tonnen im Meeresboden vermutet. Die lohnend abbaubaren Kupferreserven gibt das Deutsche Kupferinstitut für das Jahr 1998 mit lediglich 340 Millionen Tonnen an.1 Kupfer kommt auch in vielen Lebensmitteln vor. Die sehr kleinen Mengen, die für die Erhaltung der menschlichen Gesundheit nötig sind (Erwachsener: 1 bis 3 Milligramm pro Tag), können durch eine ausgewogene Ernährung aufgenommen werden. Kupferhaltige Nahrungsmittel sind Nüsse, Innereien, Meeresfrüchte, Schokolade sowie Vollkornprodukte. 1 Der Abbau von Kupfer hat in der Vergangenheit immer mehr zugenommen und heute einen Höchststand erreicht. Bis heute wurde insgesamt die gleiche Menge Kupfer gefördert wie an abbauwürdigen Kupferreserven heute in der Erdkruste vorhanden ist.6 Die Anzahl der abbauwürdigen Kupferlagerstätten ist abhängig von der Höhe des Kupferpreises und den technologischen Möglichkeiten. Effizientere Abbaumethoden und hohe Kupferpreise bewirken, dass es sich in Zukunft wirtschaftlich auszahlt, neue, aufwändiger zu erschliessende Kupferlagerstätten auszubeuten. Kupfererze werden auf allen Kontinenten gefördert. Die weltweit größten Fördernationen sind: Fördernation Fördermenge 2002 (in 1000 t) Chile 4620 Indonesien 1167 USA 1140 Australien 876 Russland 844 Peru 843 Kanada 577 2 Wikipedia 2006 In Europa sind Polen (572'000 t), Portugal (77'000 t) und Schweden (72'000 t) die bedeutendsten Fördernationen.2 Faktenblatt Kupfer/April 2007 2 2. Gewinnung und Aufbereitung Abbau Kupfererz wird im Tagebau und im Untertagebau gewonnen. Aus Kostengründen muss der Kupferabbau immer schneller vor sich gehen. Das heisst, die menschliche Arbeitskraft wird zunehmend durch Maschinen wie Bagger und Roboter ersetzt. Dies führt dazu, dass heute nur noch rund halb so viele Arbeiter in den Minen angestellt sind wie noch in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.7 Der Kupfergehalt von Gesteinen ist unterschiedlich und reicht von 1 mg/kg (Evaporite) bis zu 200 mg/kg (Tonsteine). In Erz-Lagerstätten hat sich Kupfer durch geologische Prozesse angereichert. Damit es kostengünstig abgebaut werden kann, erfordern abbauwürdige Lagerstätten heute einen Mindestgehalt von ca. 0,5 Gewichts-Prozent.8 Aus 1000 Tonnen Erzgestein können also 5 Tonnen Kupfer gewonnen werden. Die restlichen 995 Tonnen werden als Abraum deponiert. Zusätzlich fällt ein Mehrfaches an Abfallgestein an, das abtransportiert werden muss, um zu den Erzgesteinen zu gelangen.9 Obwohl Kupferminen als Arbeitgeber für ansässige Menschen wirtschaftlich fast unverzichtbar geworden sind, beginnt sich vielerorts Widerstand zu regen. Angestellte wie auch Bewohner der umliegenden Gebiete sind immer weniger bereit, die Folgeschäden zu tolerieren und zu tragen. Sie beharren auf ihrem Recht, dass ihre natürliche Existenzgrundlage geschont und bewahrt wird. Denn auch wenn sich viele Kupferbetriebe (vor allem in Chile) auf Druck ihrer Kunden mit einem Umweltlabel (ISO 14001) zertifizieren lassen, sind die Umwelt- und Arbeitsbedingungen vielerorts nach wie vor prekär.7 Kupfermine Die grösste Tagebau-Mine der Welt, Chuquicamata in Chile, ist bereits 4,5 Kilometer lang, 3,5 Kilometer breit und über 800 Meter tief. Ihr Abraum bedeckt fast eine Fläche von der Grösse des Kantons BaselStadt. 10 Verhüttung Vor der Verhüttung werden die Erze zuerst gebrochen und anschliessend gemahlen. Bei der Schwimmaufbereitung (Flotation) wird mit Hilfe von Wasser und Öl das Erz vom «tauben» Begleitgestein getrennt. Die metallhaltigen Bruchstückchen haften am Öl und treiben an die Oberfläche, wo sie abgezogen werden. So erhält man Erzkonzentrate mit einem Kupfergehalt von 20 bis 30 Prozent. In Röstofen werden diese erhitzt, so dass das Wasser abgeschieden und Schwefel sowie Kohlenstoff verbrannt werden. Anschliessend wird das Konzentrat geschmolzen. Die dazu benötigte Energie wird in den meisten Fällen aus der Verbrennung von Kohle oder Erdgas gewonnen. Schliesslich wird das Rohkupfer durch einen chemischen Prozess (Elektrolyse) gereinigt (Reinheit: 99,95 Prozent).1 Schmelzprozess Auswirkungen auf Mensch und Umwelt Da der mittlere Kupfergehalt der gewinnbaren Erze seit über einem Jahrhundert stetig abgenommen hat, ist der Aufwand bei der Förderung, Aufbereitung und Verhüttung trotz technischer Verbesserungen gestiegen. Die zunehmenden Mengen an Abraum, giftigen Schlacken, Schwefelsäure (bei sulfidischen Erzen) und flüchtigen Schwermetallen schädigen die Lebensgrundlagen der ansässigen Menschen nachhaltig.8 Beim Erzabbau sind die grossen Abraummengen eine wesentliche Umweltbelastung. Diese werden auf riesigen Flächen aufgeschüttet. Die Faktenblatt Kupfer/April 2007 Wegen der starken und gefährlichen Staubentwicklung in Chuquicamata müssen die Arbeiter Atemschutzmasken tragen. Nur die Kabinen der Bagger und Lastwagen sind durch Überdruck gegen die giftigen Partikel in der Luft geschützt. Die Menschen, 3 umweltgerechte Deponierung der meist giftigen Materialien wird von den Minengesellschaften oft vernachlässigt. Der Schmelzprozess (Verhüttung) stellt ebenfalls eine grosse Umweltbelastung dar. Die dabei produzierten giftigen Abgase (zum Beispiel Schwefeldioxid) können dazu führen, dass der Boden nahe der Minen versauert. Nach einigen Jahrzehnten der Kupferproduktion ist das Land rund um die Mine nur noch Ödnis. Für die Verhüttung werden grosse Mengen an fossilen Energieträgern wie Kohle oder Erdgas verbrannt. Das bei der Verhüttung entstehende Kohlendioxid ist als Treibhausgas mitverantwortlich für den Klimawandel. Umweltauswirkungen, die bei den verschiedenen Produktionsschritten auftreten können:13 Gewinnungsstadium Mögliche Auswirkungen Förderung des Erzes • Zerstörung von Habitaten, menschlichen Siedlungen und anderen Landschaftselementen (Tagbau) • Absenkungsphänomene (Untertagbau) • Zunahme der Erosion; Verschlammung von Seen und Fliessgewässern • Flächenverbrauch durch Abraum • Versauerung von Seen, Fliessgewässern und Grundwasser (bei sulfidischen Erzen) sowie Kontamination durch Metallverbindungen. • Flächenverbrauch durch taubes Gestein (Erzabfälle) • Kontamination mit organischen Stoffen (Erzabfälle enthalten oft Rückstände der zur Anreicherung verwendeten Chemikalien) • Versauerung von Seen, Fliessgewässern und Grundwasser sowie Kontamination durch Metallverbindungen • Luftverschmutzung (Emissionen können Schwefeldioxid, Arsen, Blei, Cadmium und andere toxische Stoffe enthalten) Erzanreicherung Verhüttung Faktenblatt Kupfer/April 2007 die in dem Ort leben, sind der Luftbelastung ausgesetzt. «Hier gibt es viel Asthma sowie Magen- und Lungenkrebs», erzählt Mario Allendes, ein fliegender Händler, der seit 15 Jahren jedes Jahr für einige Zeit in den abgelegenen Ort kommt. 11 Der US-Bergbaukonzern «Freeport» betreibt in West Papua die «GrasbergMine». Diese Mine mit dem drittgrössten Kupfervorkommen der Welt liegt in einer Urwald- und Gebirgsregion, deren Bewohner vor der Exploration durch Freeport noch keinen Kontakt mit der modernen Welt hatten. Mittlerweile hat sich das ehemalige Dorf Timika zu einer Stadt mit 100'000 Einwohnern und den üblichen Problemen einer Bergarbeitersiedlung wie Alkoholismus, Prostitution und Aids entwickelt.12 4 3. Konsum – Nutzung – Verwendung In den vergangen dreissig Jahren hat sich die weltweite Nachfrage nach Kupfer mehr als verdoppelt. Heute werden jährlich rund 15 Millionen Tonnen Kupfer produziert und verarbeitet.1 Obwohl die Industriestaaten nur etwa 18 Prozent der Weltbevölkerung stellen, macht ihre Nachfrage mehr als 70 Prozent der Kupferweltproduktion aus.14 Dank seiner aussergewöhnlichen Materialeigenschaften kann Kupfer vielfältig eingesetzt werden. 37 Prozent des eingesetzten Kupfers wird im Bausektor verwendet, beispielsweise für Dachrinnen oder Abdeckungen auf Dächern, für die Elektro- oder Sanitärinstallationen. Auch im Verkehr ist Kupfer ein wichtiger Werkstoff. In einem herkömmlichen Auto werden durchschnittlich 25 Kilogramm Kupfer eingesetzt.1 Einsatzbereiche von Kupfer und seinen Legierungen in Deutschland1: In China betrug der Kupferverbrauch 2004 3,6 Millionen Tonnen. Die Schweiz hingegen verbrauchte in diesem Jahr nur rund 110'000 Tonnen Kupfer. Vergleicht man den ProKopf-Kupferverbrauch der beiden Länder, ist dieser in der Schweiz fast fünf Mal grösser (13 Kilogramm pro Person und Jahr) als in China (2,8 Kilogramm pro Person und Jahr).7 Kupferdach Ein beträchtlicher Teil des Kupfers wird zu Legierungen wie Bronze oder Messing weiterverarbeitet. Diese werden anschliessend im Bauwesen oder für die Herstellung von Münzen, Gefässen und Apparaten genutzt. In Form von Kupfersulfat wird Kupfer als Hilfsstoff in der Landwirtschaft eingesetzt, so als Hofdünger oder zur Bekämpfung von Pilzen (Fungizid). Kupfer ist dank seiner Eigenschaften sehr vielfältig einsetzbar. Je teurer jedoch Kupfer wird, desto mehr wird nach Möglichkeiten gesucht, es zu ersetzen. So werden beispielsweise Kupferleitungen, welche zur Datenübertragung benutzt werden, vermehrt durch Glasfaserkabel ersetzt. Faktenblatt Kupfer/April 2007 Kupfer gelangt auf verschiedene Weise in schädigenden Mengen in die Umwelt und damit auch in die Nahrungskette des Menschen. Zu wichtigen Quellen gehören Wasserleitungen, Farbpigmente, Kupferdächer und im Obstund Weinbau verwendete Fungizide und Pestizide. Bei lang andauernder hoher Belastung kann Kupfer bei Menschen zu Vergiftungen wie Erkrankungen der Atemwege, Leberfunktionsstörungen und Depressionen führen. 15 5 4. Rezyklieren und Entsorgen In der Schweiz beträgt der jährliche Verbrauch von Gütern aus unlegiertem und legiertem Kupfer rund 110'000 Tonnen. Je nach Verwendungszweck wird es bereits nach kurzer Zeit wieder entsorgt oder bleibt es für Jahrzehnte in Gebrauch.16 Übersicht der Gebrauchsdauer von Kupfer in Gütern: Kupfer in Gütern Dünger Mobiltelefon Backofen/Auto Gebrauchsdauer Tage Etwa 18 Monate mehrere Jahre Kupfer gehört zu den Werkstoffen, die ohne Qualitätseinbusse rezykliert werden können. Nach der Aufbereitung des Kupferschrotts (aus Bauabfällen, Altfahrzeugen, separat gesammelten Elektro- und Elektronikgeräten) durch Altstoffhändler und Recyclingbetriebe gelangt dieser als Rohstoff für die Fertigung neuer Produkte an Hütten-, Halbzeug- und Umschmelzwerke. Der Schrott aus der Schweiz wird überwiegend in Deutschland verarbeitet. Der Bedarf der Industrie an Kupfer wird zunehmend aus Kupfer aus Recyclingmaterial gedeckt. Derzeit werden weltweit rund 12 bis 13 Prozent des Kupfers aus Kupferschrott erzeugt, in den Industriestaaten sogar bis zu 50 Prozent.4 Das in Bauwerken, Maschinen, Geräten und verschiedenen Abfällen vorhandene Kupfer, das zur Wiederverwendung und Rückgewinnung genutzt werden kann, ist die grösste und wirtschaftlichste Kupfermine der Welt.4 Auch in der Schweiz ist Kupferschrott mittlerweile eine begehrte Rohstoffquelle. In alten Abfalldeponien wird neuerdings mit modernsten Methoden das Kupfer aufgearbeitet. Diese Deponien weisen einen etwa doppelt so hohen Kupfergehalt auf als durchschnittliche natürliche Kupferlagerstätten. Kupferschrott Die Herstellung von 1 Tonne Kupfer aus Erz benötigt: - cirka 13'000 kWh Für die Rückgewinnung von Kupfer aus Kupferschrott ist der Energieaufwand rund 15mal kleiner: - cirka 850 kWh Diese Einsparung entspricht der Elektrizitätsmenge, die ein durchschnittlicher Zweipersonen-Haushalt in rund drei Jahren verbraucht. 17 5. Blick in die Zukunft Seit einigen Jahren wird die Nachfrage nach Kupfer vor allem durch das starke wirtschaftliche Wachstum in China bestimmt. Das Reich der Mitte hat in den letzten fünf Jahren seinen Kupferkonsum verdoppelt. Da die Nachfrage die Produktion übersteigt, gehen die Lagerbestände der Kupferlieferanten weltweit zurück. Die Verknappung des Angebots und die Spekulation treiben den Preis schliesslich in die Höhe. Wenn der Kupferpreis längere Zeit auf hohem Nivau bleibt, werden viele Verarbeiter nach alternativen Materialien suchen und das Kupfer teilweise ersetzen. Juan Villarzú, Präsident des Kupferkonzerns Codelco, ist sich aber sicher: «Es gibt weltweit einen weiter wachsenden Kupferbedarf und steigende Preise. Nach China kommt Indien».7 Anhaltend hohe Preise können für Kupferproduzenten und Investoren Anreiz sein, die Kupferproduktion zu erhöhen und neue Minenstandorte zu erschliessen. Die leicht abbaubaren Vorkommen sind allerdings zunehmend erschöpft. Deshalb stossen Bergbaukonzerne zunehmend in entlegene und politisch oft unstabile Regionen vor. So unterstützte der Bergbaukonzern Freeport in Indonesien seit 1994 die Sicherheitskräfte der Militärdiktatur mit mehr als 20 Millionen Dollar, um rebellierende Ureinwohner von den Minen fernzuhalten.18 Faktenblatt Kupfer/April 2007 In der Schweiz gibt es keine natürlichen Kupferminen mehr. Sie ist aber am Kupferabbau beteiligt. Die Schweizer Xstrata-Gruppe hat kürzlich die Rechte für den Kupferabbau in Las Bambas, Peru, für 180 Millionen Franken gekauft. Das Geld versickerte grösstenteils in Regierungskreisen. Dabei leben rund 78 Prozent der Bevölkerung der betroffenen Region in extremer Armut. 19 6 6. Empfehlungen für KonsumentInnen Obwohl Kupfer ohne Qualitätsverlust immer wieder rezykliert und neu verarbeitet werden kann, sollte sparsam damit umgegangen werden. Konsumenten und Konsumentinnen können auf diese Weise einen Beitrag zur Erhaltung der natürlichen Kupferreserven und damit zur Schonung der Umwelt und zum Schutz der Lebensgrundlagen der Menschen leisten. Der Kupferverbrauch kann gesenkt werden, indem der Werkstoff durch andere Materialien ersetzt wird. Anstelle von Kupfer können in der Bauindustrie für bestimmte Zwecke beispielsweise Kunststoffe, in der Elektrotechnik Glasfaserkabel eingesetzt werden. Mit folgenden Tipps kann jeder Konsument im Alltag zum sorgsamen Umgang mit Rohstoffen wie Kupfer beitragen: • Beim Kauf von Elektrogeräten auf die Qualität achten. Eine lange Garantiedauer ist ein Hinweis auf gute Qualität. Gute Geräte sind unter anderem bei www.topten.ch zu finden. • Second-Hand-Produkte statt neue Produkte kaufen. Dazu bieten sich Brockenhäuser, aber auch Internet-Handelsplattformen wie Ebay oder Ricardo an. Wer ein funktionierendes Gerät nicht mehr benötigt, kann seine Geräte dort auch verkaufen. • Selten genutzte Geräte wie Bohrmaschinen oder Rasenmäher nur mieten oder mit dem Nachbarn und Freunden teilen. • Beschädigte Geräte im Fachhandel in Reparatur geben, statt sofort zu ersetzen. Die Handyclinic (www.handyclinic.ch) repariert defekte Mobiltelefone. In der Schweiz müssen elektrische und elektronische Geräte gemäss der Verordnung vom 14. Januar 1998 über die Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte (VREG) an offiziellen Sammelstellen oder in ElektroFachgeschäften gratis zurückgenommen werden. Die Konsumenten bezahlen dafür beim Kauf der Geräte eine vorgezogene Entsorgungsgebühr. Die Entsorgung wird koordiniert durch die Stiftung Entsorgung Schweiz (Sens) und den Schweizer Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik (Swico). 20 Nicht mehr brauchbare Geräte und Gegenstände müssen am Ende ihrer Nutzung richtig entsorgt werden, damit das Kupfer rezykliert werden kann: • Elektronische und elektrische Geräte wie Handys oder Bügeleisen werden gratis von den Verkaufsstellen oder den offiziellen Sammelstellen zurückgenommen. Die Organisationen Sens und Swico garantieren eine fachgerechte Entsorgung. • Gegenstände aus Kupfer wie Rohre und Bleche gehören in die Metallsammlung. Metalle sind wertvolle Rohstoffe und gehören nicht in den Abfall! Faktenblatt Kupfer/April 2007 7 Literatur, Quellen, Links 1 www.kupfer-institut.de (2006) 2 http://de.wikipedia.org/wiki/Kupfer (2006) 3 The Book of Knowledge, The Grolier Society, 1911 4 www.na-ag.de (2006) 5 http://de.wikipedia.org/wiki/Ressourcen (2006) 6 www.goldseiten.de, Kupfer: Das Ende eines mittelfristigen Zyklus, 2005 7 Die Zeit – Wirtschaft (2005): Wohlstand aus der Grube 8 Wittmer, D. (2006): Kupfer im regionalen Ressourcenhaushalt, vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich 9 Craig, J.R., Vaughan, D.J., Skinner, B.J. (2001). Resources of the earth – Origin, Use and Environmental Impact; Prentice Hall 10 http://de.wikipedia.org/wiki/Chuquicamata (2006) 11 Stuttgarter Zeitung (2004): Die grösste Kupfermine der Welt 12 Erklärung von Bern (2006): „Freeport“ oder der Preis des RohstoffBooms 13 http://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/03/03H191/t3.pdf, Umweltveränderungen in Bergbauregionen (2006) 14 Koszmiensky, K.J. (1987). Recycling von Metallen. EF-Verlag 15 www.lenntech.com/deutsch/Data-PSE/Cu.htm (2006) 16 Bericht des Bundesamts für Umwelt Bafu in der Reihe Umwelt-Wissen (2006): Kupfer. Verbrauch, Umwelteinträge und –vorkommen 17 ASS (1989): Abfall und Recycling 18 Tages-Anzeiger vom 22.11.2006: China treibt Kupferproduzenten in die Enge 19 Schröder, R. (2005): Xstrata: Andiner Zorn trifft Schweizer Investitionen, AG Friedensforschung an der Uni Kassel 20 Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch: Merkblätter Abfall und Recycling, 2003 Organisationen, Institutionen Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch www.umweltschutz.ch Erklärung von Bern EvB www.evb.ch Bundesamt für Umwelt Bafu www.umwelt-schweiz.ch Deutsches Kupferinstitut www.kupfer-institut.de Faktenblatt Kupfer/April 2007 8 Impressum Herausgeberin: Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch Text: Maiken Ebert, Manuel Restle Fachliche Begleitung: Dominic Wittmer, CSD AG Redaktion: Marianne Stünzi Fotos: The Grolier Society 1, Giovanni Dall'Orto 5, Wikipedia 2, Pusch 1/3/3/6 © Pusch, Zürich, 2007 Finanzielle Unterstützung Bundesamt für Umwelt Bafu, Abteilung Abfall und Rohstoffe Stiftung Entsorgung Schweiz SENS Die Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch fördert die Umsetzung des Umweltschutzes im Alltag und unterstützt Gemeinden, Fachleute und Schulen bei der Wahrnehmung ihrer Umweltaufgaben mit Handlungshilfen und mit praxisnahem Wissen. Pusch veranstaltet Kurse und Tagungen, unterstützt Gemeinden bei der Öffentlichkeitsarbeit und bietet in den Schulen Abfall- und Umweltunterricht an. Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch Postfach 211 8024 Zürich Telefon 044 267 44 11 Fax 044 267 44 14 [email protected] www.umweltschutz.ch Faktenblatt Kupfer/April 2007 9