In einer guten Ehe hat der Mann die Hosen an, die

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In einer guten Ehe hat der Mann die Hosen an, die
DI E NET ZERS
WIE SEHEN
SIE DENN AUS?
In einer guten Ehe hat der Mann die Hosen
an, die seine Frau für ihn ausgesucht hat.
Diese Gewaltenteilung praktizieren Günter
und Elvira Netzer seit 21 Jahren mit
sichtbarem Erfolg. Wir sprachen mit beiden
über Stil und den Weg dorthin
Text FELIX HUTT Fotos JENS BOLDT
Netzers Stil-Tipp Nr. 1:
Wenn die Frau Geschmack
für zwei hat, sollte
der Mann Manns genug sein,
sich etwas sagen zu lassen
Elvira Netzer:
Kleid von MISSONI;
Günter Netzer:
Anzug von KITON,
Hemd von HERMÈS;
Schmuck und Uhr
auf allen Seiten: PRIVAT
1
N
etzer gehört zur
Liga der außergewöhnlichen Fußballspieler, bei deren Namen man
nicht an Gel und
die neueste Spielkonsole
denkt.
Netzer steht für
Lebensart wie die
Nummer eins im
Tor. Deswegen haben wir Günter Netzer,
63, um eine Stilkunde gebeten. Welchen
Anzug trägt man zum Eröffnungsspiel,
welche Farbe muss ein ordentlicher Ferrari
haben, solche Fragen wollten wir stellen.
Wollte er nicht hören. Seine Frau Elvira
bestücke seinen Kleiderschrank, Fotoshootings sollen bitte schön andere machen,
aber man könne es ja bei Elvira probieren,
sie finde, PARK AVENUE passe zu ihm.
Und so sitzt Elvira Netzer, 56, eine Frau mit
Charme, Witz und Herz, an diesem Mon-
tagmorgen im April auf einer Holzbank in
der Gästeumkleide des Zürcher LetzigrundStadions und sagt: „Er wird gegen Mittag
kommen, keine Sorge.“ Nebenan wird ihre
Tochter Alana, 20, geschminkt, beide haben
für Mode mehr übrig als für Fußball – und
das ehemalige Topmodel Elvira Netzer
weiß einiges über Stil.
Frau Netzer, welchen Stellenwert hat Stil
in Ihrem Leben?
Stil ist für mich der Sinn für die schönen
und wertvollen Dinge – aber nicht materieller Natur – und das Talent, diese mit Klasse
und Souveränität auszuleben. Stil bedeutet
auch Verhaltensweise, Ausdruck, Gelassenheit und Lebensart. Yves Saint Laurent war
der ultimative Designer für mich. Er hat
eine maskuline Mode für feminine Frauen
kreiert. Um seine Kleider herum konnte
man sein Outfit perfekt aufbauen. Heute
fällt es mir schwerer zu shoppen, ist es
mühsamer, weil an ihn keiner heranreicht.
Ihr Mann besaß in den 70er-Jahren eine
Diskothek in Mönchengladbach namens
Lovers Lane und fuhr einen roten Ferrari.
Als Sie sich kennenlernten, woher wussten
Sie, dass dieser Mann Stil hat?
Ich kannte ihn aus dem Fernsehen, hielt
ihn für eine extravagante Erscheinung, mit
seinen langen Haaren und seiner schwarzen Kleidung hatte er eine Ausstrahlung,
die man bis dahin nur von Popstars kannte.
So fiel er mir auf. Günter hat etwas, was
wenige Männer haben: Männlichkeit. Wir
Frauen wollen tun, was uns gefällt, und
trotzdem dabei geführt werden.
Er hat am Telefon erzählt, Sie würden ihm
seine Kleidung aussuchen. Das klingt nicht
männlich, das klingt nach „von Mama
rausgeputzt“.
Aber das ist sehr männlich, weil er weiß,
dass er eine Schwäche hat und sie zugibt.
Und dann beschwert er sich über Ihre Auswahl wie über den fehlenden Spielwitz der
deutschen Nationalmannschaft?
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Netzers Stil-Tipp Nr. 2:
Frauen entscheiden über das
Wohl und Wehe einer Familie
Tochter Alana: Kleid von ETRO;
Elvira Netzer: Kleid von MISSONI
Unten:
Elvira Netzer: Kleid von MISSONI;
Günter Netzer: Anzug von
KITON, Hemd von HERMÈS;
Alana Netzer: Baumwollkleid von
BOTTEGA VENETA
Elvira und Günter Netzer mit
ihrer Tochter Alana
Nein, meine Trefferquote ist sehr hoch,
er lobt mich häufig. Ich kenne seine Größen, kann für ihn shoppen, ohne dass
er mitmuss.
Erklären Sie uns doch bitte, wie Sie vorgehen, wenn Sie den beliebtesten Fußballanalysten Deutschlands anziehen?
Grundsätzlich steht meinem Mann
eine Mischung aus klassisch, elegant und
modern. Seine Kleidung passt zu seinem
Typ: dunkle gedeckte Farben, nichts Helles, keine Muster. Bei Hemden und Krawatten haben wir uns auf Hermès geeinigt.
Ich liebe meinen Mann im Smoking, auch
wenn ich ihn selten darin sehe.
Verfolgen Sie seine Fernsehauftritte?
Ich achte auf sein optisches Erscheinungsbild, was er über Fußball redet, verstehe ich weniger. Fußball ist bei uns zu
Hause kein großes Thema.
Parfüm oder Mann pur?
Ein Hauch von Parfüm.
Wie zeigt sich Stil zu Hause?
Kunst ist meine große Leidenschaft,
über die Jahre habe ich meinen Mann auch
immer mehr dafür begeistert. Wir sind
große Fans der deutschen Schule, mögen
Baselitz und Lüpertz. Die Kunst der Malerei ist für die meisten Leute besser zu
verstehen. Unsere Kunst drückt sich mehr
in Möbeln aus. Eine Wohnung ist ein Spiegelbild ihrer Bewohner.
Wie sieht Stil auf dem Teller aus?
Ich weiß nicht, ob das stilecht ist, aber
ich bevorzuge Hausmannskost. Ich koche
gern Rouladen oder Königsberger Klopse,
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die Weine wählt mein Mann aus, mit
französischen Rotweinen kennt er sich am
besten aus.
Guter Stil ist auch Loyalität. Ihr Freund
Gunter Sachs verriet, dass Sie und Ihr
Mann Michael Graeter in Zürich im Gefängnis besuchten. Warum?
Wir kennen Michael Graeter seit Jahrzehnten. Er ist da in eine unglückliche
Sache hineingeraten. Für uns war es selbstverständlich, ihn in dieser schwierigen
Situation zu unterstützen. Er war sicher
umstritten, aber eine prägende Figur seiner Zeit.
Ein anderer Freund, Boris Becker, soll
große Stücke auf Ihre Meinung halten,
was die Wahl seiner Freundinnen angeht.
Ich habe die eine oder andere kennengelernt, das ist richtig. Wenn er mich fragt,
dann bekommt er eine offene und ehrliche
Antwort. Bei uns ist es so, dass mein Mann
und ich diese Freundschaften nicht suchen, sie finden uns, und wenn wir uns
auf jemanden einlassen, dann sind wir
immer ehrlich und nie aufgesetzt.
Wie bringen Sie Alana Lebensart bei?
Alana hat viel von ihrem Vater, die
Ruhe und die Gelassenheit. Wir wollen sie
nicht einschränken, lassen sie ihren Weg
gehen. Sie bekommt Werte vorgelebt, einige sind unverzichtbar, andere muss sie
für sich selbst rausfinden. Wir lassen ihr
große Freiheit, sich kreativ zu entwickeln.
Die Vorstellung, bei Günter Netzer zu klingeln und zu fragen, ob man Alana ins Kino
ausführen darf, kann Schweißhände verursachen. Richtig vermutet?
Er ist da viel entspannter als ich. Ich
dagegen bin aufgeregter, möchte immer
wissen, wo sie ist. Er vertraut Alana, das
kann er auch, weil ich die Polizistin der
Familie bin. Wir Frauen sind die Familienmanagerinnen, unsere Rolle wird häufig
unterschätzt. Von uns hängt das Wohl und
Wehe einer glücklichen Familie ab.
Ich werde Ihren Mann gleich nach seinem
Ferrari-Faible fragen. Gehört das Kind im
Manne auch zum guten Stil?
Ja, da wird er wirklich zum Kind. Ferrari bedeutet für ihn pure Leidenschaft.
Sein aktueller Ferrari ist anthrazit matt. Ich
habe Mitfahrverbot, weil mein ängstliches
Verhalten ihm die Fahrfreude nimmt.
Ist Flirten schlechter Stil?
Nein, im Gegenteil. Es erfrischt die
Beziehung, die wir aber wegen eines Flirts
nie aufs Spiel setzen würden.
Gibt es einen Fußballer, mit dem Sie flirten würden?
Figo. Figo. Figo. Der strahlt viel Männlichkeit aus, ist ein guter Typ.
Erlaubt der gute Stil in einer Ehe auch ein
Geheimnis?
Ich habe Günter jahrelang, ohne dass
er es merkte, bei WM- oder EM-Eröffnungsspielen Krawatten in den Landesfarben angezogen.
Alana sieht so schön aus wie Schneewittchen und bespricht mit der Stylistin
ihre Garderobe, die sie vor der Kamera
tragen will. Sie studiert Medienkommunikation in Genf und will später vielleicht
mal zum Fernsehen. Elvira Netzers Handy
Netzers Stil-Tipps Nr. 3
und 4: Bleibe gelassen,
wenn ein Verehrer deiner
Tochter an der Tür
klingelt. Wenn du ihr ein
paar bleibende Werte
vermittelt hast, darf sie
auch Fehler machen
Alana Netzer: Kurzmantel
aus Seidentaft von
GIAMBATTISTA VALLI,
Pumps von CHRISTIAN
LOUBOUTIN, Minirock und
Leggings: PRIVAT
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Netzers Stil-Tipp
Nr. 7: Überlege
nicht, ob du einen
Freund in einer
schwierigen Situation
unterstützen sollst.
Tu’s! Loyalität gehört
zum guten Stil
Anzug von KITON,
Hemd von HERMÈS
Netzers Stil-Tipp
Nr. 5: Wenn dich ein
Freund um deine
Meinung fragt, drucks
nicht rum. Auch
dann nicht, wenn der
Freund Boris Becker
heißt und wissen
will, wie du seine neue
Freundin findest
Netzers Stil-Tipp Nr. 6:
Ein Hauch
von Parfüm ist besser
als der pure Mann
Ethnokleid von WUNDERKIND, Sandalen von YVES
SAINT LAURENT (vintage)
Zu einem
stilvollen Leben
gehört für
mich auch
Menschlichkeit
und Toleranz
klingelt, ihr Mann findet die Tiefgarage
nicht. Wenig später betritt Günter Netzer
die Umkleidekabine, in der viele Kleider
hängen, und rollt mit den Augen. Die
Welt der schicken Fotos ist nicht seine
Welt. Dankbar nimmt er den Vorschlag an,
vorab das Interview zu führen.
Der Sprachstil der meisten Fußballmoderatoren ist abstiegsgefährdet. Sie
hingegen werden oft gelobt. Weil Sie so
gut oder weil die anderen so schlecht
sind?
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Seidenkleid, mit Jetsteinen
besetzt, von MICHALSKY
Als ich 1998 bei der WM in Frankreich das
erste Mal für die ARD kommentierte, war
ich von der Euphorie überrascht, weil
ich nichts anderes getan hatte, als meine
Meinung zu sagen, so wie ich das immer
mache. Ich verstelle mich nicht, wie einige
andere, und ich versuche auch nicht, aus
dem Fußball eine Wissenschaft zu machen. Und das Schönste ist: Viele Frauen
sagen mir, dass sie sich mehr für Fußball
interessieren, seit ich vor der Kamera
stehe. Gibt es ein größeres Kompliment?
Wären Sie ohne Gerhard Delling genauso
erfolgreich?
Mit Sicherheit nicht. Einen Netzer
ohne Delling wird es nicht geben. Wir
sind uns ähnlicher als man denkt, haben
einen trockenen Humor, sind fast ein
wenig konservativ in unseren Ansichten.
Er hat sich nie verändert, weil ich neben
ihm stand, hat als einer der wenigen im
Fußballjournalismus ein kritisches und
objektives Verhältnis zu dem Sport.
Wie lange wird es das Team noch geben?
Die WM 2010 in Südafrika wollen wir
noch machen, dann bin ich 65, und dann
ist Schluss.
Werden Sie als Pensionär zurück nach
Deutschland ziehen?
Bisher war es immer so, dass wir umgezogen sind, weil es der Job erforderte.
Jetzt könnten meine Frau und ich dort
hinziehen, wo es uns gefällt, aber wir sind
sehr zufrieden in Zürich. Wenn wir zurück
nach Deutschland kämen, dann nach Hamburg. Die Stadt hat uns geprägt, und wir
sind auch sehr gern auf Sylt.
Wenn heute ein junger Spieler mit einem
teuren Auto vorfährt, dann heißt es: „Was
für ein neureicher Proll.“ Bei Günter
Netzer waren und sind die Ferraris cool.
Warum?
Das resultiert aus der Vergangenheit.
Die Leute glauben mir, dass ich mir keinen
Ferrari kaufe, um mein Ego zu polieren,
sondern weil ich ein passionierter Fahrer
bin. Ich habe nichts in meinem Leben
gemacht, hinter dem ich nicht stand, und
das macht einen glaubwürdig. Viele junge
Spieler verbiegen sich, weil sie gefallen
wollen, weil sie sich um ihr Image sorgen,
und wirken dadurch aufgesetzt. Ich habe
solche Luxusspielzeuge nie gebraucht, um
mich zu profilieren, und heute finden es
viele noch cooler als früher, wenn ein alter
Herr wie ich Ferrari fährt.
Wie sieht ein stilvoller Tag für Sie aus?
Mit dem Ferrari durch die Berge. Ganz
allein. Bruce Springsteen im CD-Spieler,
die Fenster oben und das Handy aus.
Schließt Reichtum Stil aus?
Absolut nicht. Wenn man den Reichtum mit Klasse und Qualität einsetzt. Ich
habe für mich eine Lebensart gefunden,
hinter der ich stehen kann. Stil ist für
mich eine Frage des Charakters und guten
Benehmens.
Ist Stil eine Frage der Erziehung?
Selbstverständlich, das Fundament
muss stimmen, aber die Erfahrungen
sind auch sehr wichtig, zum Beispiel
dass man sich die Hörner abstößt, wenn
man jung ist, nicht immer den bequemen
Weg einschlägt. Es ist schon hilfreich,
frühzeitig bleibende Werte vermittelt zu
bekommen.
Welche Marken stehen für Stil?
Stil verbinde ich nicht mit öffentlich zur
Schau getragenen Statussymbolen. Zu einem stilvollen Leben gehören für mich vor
allem Menschlichkeit und Toleranz.
Im Juni ist die Europameisterschaft:
Würde unsere Mannschaft besser abschneiden, wenn die Spieler besser gebildet wären, mehr lesen würden?
Nein, zum Glück liegen Fußball- und
Lebensintelligenz weit auseinander. Aber
für die Zeit nach der Karriere, die eine
sehr schwierige ist, da würde Bildung
oder zumindest eine Ausbildung vielen
Spielern nicht schaden. Aber durch die
veränderte, medial dominierte Gesellschaft sind die Spieler heute viel eloquenter, drücken sich vor Kameras besser
aus.
Ist das Ihr Ernst?
Ja klar, schauen Sie sich doch alte Beckenbauer-, Netzer- oder Vogts-Interviews
an, das sind Verbalunfälle. Wir hatten
Angst vor Kameras, Angst, wenn die roten
Lichter angingen, das geht mir manchmal
heute noch so.
Zur veränderten Gesellschaft gehört schon
länger, dass Homosexualität nicht mehr
diskriminiert wird. Auch im Damenfußball bekennen sich Spielerinnen zu ihren
Freundinnen. Warum ist der Männerfußball noch nicht so weit?
Frauenfußball hat einen anderen Stellenwert, bei den Männern hat das liberale
Denken noch keinen Einzug gehalten. Ich
kann mir auch nicht vorstellen, dass es in
nächster Zeit ein Outing geben wird, dafür wären die Folgen zu verheerend.
Als sich Klaus Wowereit, immerhin Regierender Bürgermeister von Berlin, outete,
wurde er Kult. Warum soll das dem ersten
Bundesliga-Profi, der sich zum Schwulsein
bekennt, nicht genauso gehen?
Der Fußball ist eine traditionell sehr
männliche Angelegenheit, das ist einfach
so. Ein schwuler Fußballer wäre mit dem
Männlichkeitsbild des Fußballs nicht vereinbar. Der Fußball hat eine raue Sprache
in den Stadien, die verletzend sein kann.
Und wenn dieser Spieler schlechte Leistung
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D I E N ET ZERS
Ich habe das
Gefühl, dass da
irgendwo einer
sitzt, der mich
immer die
Option wählen
lässt, die
gut für mich ist
gen aufgewachsen, wie ein Bastian
Schweinsteiger oder Philipp Lahm. Viele
sagen, für die Generation Beckenbauer
und Netzer wäre heute kein Platz, das
ist Schwachsinn. Wir hatten mehr Talent
als die Spieler heute, Franz Beckenbauer
ist nach wie vor der beste deutsche Spieler aller Zeiten. Aber was sich geändert
hat: Ich war unangepasst. Heute sind
die Spieler stromlinienförmig, haben
unzählige Berater. Da geht Individualität verloren.
Sie waren als Spieler und Manager erfolgreich, sind einer der wichtigsten TV-Rechtehändler, beliebter Fußballkommentator,
führen eine gute Ehe, haben eine tolle Tochter und fahren Ferrari. Mal dem lieben
Gott Danke gesagt?
Täglich, ich fühle mich privilegiert. Ich
bin auf der Sonnenseite des Lebens geboren. Ich habe manchmal das Gefühl, dass
mein Leben ferngesteuert ist, dass da irgendwo einer sitzt, der mich immer die
Option wählen lässt, die gut für mich ist.
Ich habe in meinem Leben zu vielem Nein
gesagt, und hinterher war meist auch der
Verzicht richtig. Vielleicht liegt es daran,
dass ich nie ein Besessener war, nie etwas
erzwingen wollte.
Eine Fußball-Legende ohne Besessenheit?
Ja, das klingt komisch, ist aber so. Das
ist Franz Beckenbauer nicht anders gegangen, der ist doch nicht auf die Welt
gekommen und hatte einen Plan, den er
verbissen verfolgt hat. Und, das müssen
Sie dem Franz ja jetzt nicht unbedingt
sagen, aber mit ein bisschen mehr Besessenheit wäre ich der bessere Spieler
gewesen.
Das Interview ist zu Ende. Günter
Netzer probiert ein schwarz-weißes Sakko
an und blickt in den Spiegel. „Was meinst
du?“, fragt er Elvira. Sie sagt, dass sie ihm
bei so etwas nie reinreden würde, er sich
darin wohlfühlen müsse. Günter Netzer
zieht das Sakko wieder aus und zieht ein
schwarzes an. Und mit Krawatten solle man
ihm außerdem bloß vom Leib bleiben.____
Stil, Sport, Entspannung: Günter Netzer mit
Freundin Elvira, vor seiner Disco Lovers Lane, als
Manager des HSV und wie immer mit Ferrari
Produktion: Nadja Putzi; Styling: Silvia Vater/
Basics Berlin; Haare/Make-up: Gabrielle/Basics Berlin;
Fotoassistenz: Eva Petschull, Florian Katolay
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FOTOS: SV BILDERDIENST/HUG F./MUNICHPRESS, IMAGO/SVEN SIMON (2), IMAGO/WEREK
abliefern würde, dann würde die Kritik jede
Grenze der Sachlichkeit überschreiten.
Ein anderes Tabuthema ist Doping. Überall wird gedopt, im Fußball nicht. Ist das
realistisch?
Ich wäre ein Fantast, wenn ich behaupten würde, es wäre im Fußball nicht
möglich. Ich glaube aber nicht, dass systematisch gedopt wird.
Okay. Und was sagen Sie zu diesem Leistungskontrollwahn? Der Spieler wird bis
ins Kleinste analysiert, geprüft, optimiert.
Dabei geht doch der Charme flöten. Wäre
ein Günter Netzer heute noch tragbar? Einer, der sich selbst einwechselt, in seiner
eigenen Disco feiert und Flanken schlägt,
weil er zu faul zum Laufen ist?
Ja und nein. Ich wäre mit den heutigen Gepflogenheiten und Anforderun-
Netzers ultimativer
Stil-Tipp: Wenn dein
Status ein Symbol
braucht, hast du keinen
Anzug von KITON,
Hemd von HERMÈS
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