GELD IN ÖSTERREICH
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GELD IN ÖSTERREICH
WISSENSWELT GELD 2 GELD IN ÖSTERREICH Spurensuche in der Geldgeschichte SPURENSUCHE Bereits die Steinzeitmenschen betrieben Handel. Sie tauschten Dinge des täglichen Bedarfs. Die ersten Münzen entstanden vor mehr als 2500 Jahren. Erst Jahrhunderte später kamen dann Banknoten und zum Schluss bargeldlose Zahlungsmittel, wie Bankomat- oder Kreditkarten in Gebrauch. Begib Dich auf eine Spurensuche durch die Geldgeschichte und versuche das Rätsel zu lösen. Salz war ein wichtiger Tauschgegenstand. Als was wurde es verwendet? K _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ m _ _ _ _l Aus welchem Land kommt die 1 Euro Münze mit der Eule? __i______a__ Unter welchem Kaiser wurden in Carnuntum Münzen geprägt? R _ g_ _ _ _ _ Überlege woher der Kreuzer seinen Namen haben könnte. __e__ Was führte Maria Theresia außer der Schulpflicht noch ein? ______g___ Wo befand sich das erste Gebäude der Nationalbank? H__________ Kennst du den Spitznamen für den Schilling? _____d____r Wie kamen die Menschen in der Nachkriegszeit zu Lebensmitteln? _ _ _ s _ _ und _ _ _ _ n _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ k _ n Welche Nixe ist auf einer ein er 100 SchillingSchilling - Banknote abgebildet? _ _ _ _ _ _ e_ _ _ _ e _ Von wem wurden wurde n die erste Serie der EuroEuro - Banknoten entworfen? _o____ __l___ 2 ANFÄNGE DES GELDES Heute sind Münzen und Banknoten für uns alltägliche Zahlungsmittel, aber das war nicht immer so. Bevor die ersten Münzen erfunden wurden, betrieben die Menschen Tauschhandel. Sie tauschten Lebensmittel, Tiere, Geräte und andere Waren miteinander. Es war oft schwierig, einen an den eigenen Waren interessierten Tauschpartner zu finden. Außerdem konnten nicht alle Tauschgegenstände in kleinere Einheiten unterteilt werden. Hochlandrind, Eines der wichtigsten Tauschgüter war Salz. Da es früher keine Kühlschränke, Vakuumverpackungen oder künstliche Konservierungsmittel gab, mussten Lebensmittel anders haltbar gemacht werden. Eine der ältesten Möglichkeiten war es Lebensmittel einzusalzen (Pökelfleisch, Surfleisch, Stockfisch). Foto: Wikipedia, Wikisearcher. Foto: NHM, Wien Neben lebenswichtigen Gütern wie Salz tauschten die Menschen schon früh auch Dinge, um sie als Schmuck zu verwenden oder weil sie ihnen magische Kräfte zuschrieben. Beliebt war Bernstein, das versteinerte Harz von Urzeitbäumen. Um den Tauschhandel zu erleichtern, wurden kleine Gegenstände aus Metall angefertigt. Die Kelten nutzten solche Noppenringe und Kugelrädchen fast schon wie Münzen. In Asien gab es sogar kleine Nachbildungen von Fischen, Messern, Schaufeln und sogar Booten die als Geld verwendet wurden. 3 DIE ERSTEN MÜNZEN Mit der Zeit wurde der Tauschhandel zu umständlich. Besonders in den wachsenden Städten war es kaum mehr möglich passende Tauschgegenstände aufzutreiben. Im Königreich Lydien, das vor rund 2500 Jahren in der heutigen Türkei lag, fand man eine Lösung. Es wurden kleine Edelmetallstücke in einheitlichem Gewicht hergestellt und mit einem Bild versehen - die ersten Münzen entstanden. Bald folgten andere Länder und Städte diesem Vorbild. Der lydische König Alyattes ließ aus Elektron, einer natürlich vorkommenden Gold-Silber-Legierung (Mischung von Metallen), die ersten bekannten Münzen herstellen. Besonders schön sind die Münzen der alten Griechen. Sie zeigen oft Tiere und Pflanzen, die für die Menschen von religiöser oder wirtschaftlicher Bedeutung waren. Bekanntestes Beispiel ist die Tetradrachme aus Athen. Auf der Rückseite dieser Silbermünzen ist eine Eule abgebildet, weshalb man die Münzen auch „Eulen“ nennt. Der Vogel war das Symbol der Weisheitsgöttin Athene, die die Schutzgöttin der Stadt Athen war. 4 KELTEN UND RÖMER Bevor die Römer in das heutige Österreich kamen, lebte hier das Volk der Kelten. Sie waren in verschiedene Stämme gegliedert. Die ersten Münzen in unserem Raum wurden von ihnen hergestellt. Auf vielen davon finden wir Pferdedarstellungen, da diese Tiere große Bedeutung in der keltischen Kultur hatten. Im Jahr 15 vor Christus eroberten die Römer das keltische Königreich Noricum, wo es große Eisen- und Goldvorkommen gab. Die Römer brachten viele verschiedene Münzsorten (Aureus, Denar, Sesterz…) mit. Die meisten ihrer Münzen zeigen auf einer Seite den jeweiligen Kaiser. Obwohl die Römer jahrhundertelang im heutigen Österreich herrschten, ließ nur Kaiser Regalian in Carnuntum Münzen prägen. Von Norden und Osten überfielen die Germanen immer häufiger die römischen Siedlungen an der befestigten Donaugrenze (Limes). Die Versorgung mit Münzen aus anderen Provinzen funktionierte immer schlechter. Die Bevölkerung begann daher mit solchen einfachen Gussformen selbst Münzen herzustellen (Limesfalsa). 5 Foto: Wikipedia, Archivio Istituzione Giostra del Saracino del Comune di Arezzo. DAS GELD DER RITTER Ritter. Nach dem Rückzug der Römer kehrten die Menschen vorerst zum Tauschhandel zurück. Erst als im Hochmittelalter die Städte an Bedeutung gewannen, kamen auch Münzen wieder in Verwendung. Wollte sich damals ein Ritter ein neues Pferd kaufen, musste er dafür rund 15.000 Pfennige oder 12 Kühe bezahlen. Nachdem das Abzählen der vielen dünnen Münzen zu lange gedauert hätte, wog man die Münzen einfach ab. Auch das Sparen funktionierte anders als heute. Nachdem es noch keine Banken gab, bewahrten die Menschen ihre Ersparnisse in Töpfen, Säcken und Truhen auf. Diese wurden sorgfältig versteckt. Beim Umbau alter Häuser oder beim Pflügen von Feldern werden noch heute manchmal solche Schätze entdeckt. Vielleicht fallen dir ja selbst einige gute Verstecke ein! Um das Jahr 1200 entstand in Wien eine Münzstätte. Die dort geprägten Wiener Pfennige gewannen rasch an Bedeutung. Mittelalterliche Pfennige gibt es in hunderten verschiedenen Ausführungen. Oft zeigen sie Fabelwesen und Tiere, aber auch Ritter, Könige und viele andere Motive. Erkennst Du einige der dargestellten Dinge? Irgendwann reichten die dünnen Pfennige nicht mehr aus und es entstanden größere Münzen. Zuerst die Kreuzer, dann die Prager Groschen und aus Italien brachten Händler die Idee von Goldmünzen mit. 6 MARIA THERESIA — EINE KAISERIN UND IHR GELD Jahrhunderte hindurch beherrschten die großen Talermünzen das Geldwesen. Einer der berühmtesten Taler ist der Mariatheresientaler aus dem Jahr 1780. Er war nicht nur in Österreich sondern auch in weiten Teilen Afrikas und den Ländern des Nahen Ostens sehr beliebt. Gründe dafür waren die schöne Gestaltung und der hohe Silbergehalt. In Afrika wurde der Mariatheresientaler noch im 20. Jahrhundert verwendet und entsprach dort einem Wert von 3000-5000 Kaurischnecken oder 1-2 Kühen. Manche Länder erlaubten die Verwendung fremder Münzen durch kleine Einprägungen (Kontermarken). Unter Maria Theresia kam es zu einer wichtigen Neuerung. Die Herrscherin ließ in Österreich 1762 zum ersten Mal Papiergeld herstellen. Diese Geldscheine hießen Wiener-Stadt-Banco-Zettel. Anfangs war es für die Menschen ungewohnt mit Papier zu bezahlen, da sie bisher nur Münzen aus Silber und Gold kannten. Anders als heute war dieses Papiergeld nur einseitig bedruckt. 7 DIE ANFÄNGE DER NATIONALBANK Kaiser Franz II./I., ein Enkel von Maria Theresia, führte lange Krieg gegen den französischen Kaiser Napoleon. Dafür benötigte er sehr viel Geld und ließ immer mehr Banco-Zettel drucken. Da Papiergeld keinen Materialwert besitzt, hätten eigentlich Werte zur Absicherung (Deckung) angelegt werden müssen. Darauf verzichtete man damals aber. Das Geld verlor immer mehr an Wert (Inflation). Schließlich war das Land 1811 sogar zahlungsunfähig (Staatsbankrott). Nachdem Österreich und Frankreich wieder Frieden geschlossen hatten, musste das Geldwesen in Ordnung gebracht werden. Dazu gründete Kaiser Franz 1816 die Oesterreichische Nationalbank. Seit damals ist sie die einzige Bank in Österreich, die Banknoten herstellen und in Umlauf bringen darf. Im Laufe ihrer rund 200-jährigen Geschichte hatte die Bank nicht nur mehrere Namen (Privilegirte Oesterreichische Nationalbank, Oesterreichisch-ungarische Bank, Oesterreichische Nationalbank), sie ist auch einige Male umgezogen. Auf dieser Goldmedaille ist das erste Gebäude in der Wiener Herrengasse zu sehen. 8 VOM GULDEN ZUR KRONE Während der Regierungszeit von Kaiser Franz Joseph und seiner Frau Elisabeth (Sisi) gab es in Österreich nacheinander drei Währungen. Anfangs bezahlten der Kaiser und seine Untertanen mit Gulden Conventionswährung, dann folgte der Gulden Österreichischer Währung und zum Schluss die Kronenwährung. Mit der Österreichischen Währung wurde im Geldwesen das Dezimalsystem, wie wir es heute gewohnt sind, eingeführt. Ein Gulden galt nun 100 Kreuzer und nicht mehr, wie bei der Conventionswährung 60 Kreuzer. Das war eine große Erleichterung, gab es doch damals noch keine Taschenrechner. Probiere es selbst aus und rechne rechne die folgenden Beträge in Kreuzer um: Conventionswährung: 15 Gulden 27 Kreuzer = _______ Kreuzer Österreichische Währung: 9 Gulden 27 Kreuzer = _______ Kreuzer Kaiser Franz Joseph herrschte über viele Länder und Völker. Da Österreich und Ungarn die beiden wichtigsten Kronländer waren, wurde dieses Reich Österreich-Ungarn genannt. Ähnlich wie beim Euro gab es eine gemeinsame Währung, mit unterschiedlich gestalteten Münzen. Die Banknoten hatten eine deutschsprachige und eine ungarische Seite. 9 ZWISCHEN ZWEI KRIEGEN Nach dem 1. Weltkrieg gab es in Österreich keinen Kaiser mehr, trotzdem blieb die Kronenwährung. Doch die Krone verlor rasch an Wert. Obwohl die aufgedruckten Beträge immer höher wurden, konnte damit nur wenig gekauft werden (Inflation). Die Menschen gingen mit Rucksäcken und Scheibtruhen einkaufen, um das viele wertlose Papiergeld zu transportieren. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, führte die Regierung eine neue Währung ein den Schilling: Aus 10.000 Kronen wurde ein Schilling. Viele Menschen verloren damals ihre Ersparnisse. Bald wurde der Schilling aber zu einer stabilen und geachteten Währung mit dem Spitznamen „Alpendollar“. Der Schilling hatte mit 13 Jahren vorerst nur ein kurzes Leben, denn 1938 wurde Österreich Teil des Deutschen Reichs („3. Reich“). In der Ostmark, wie Österreich dann hieß, galt nun die Deutsche Reichsmark. Nur knapp ein Jahr später brach der 2. Weltkrieg aus und vor der Nationalbank entstand ein Löschteich für den Fall von Bombenangriffen. 10 NACHKRIEGSZEIT Die Soldaten der vier Alliierten England, Frankreich, Russland und USA befreiten Österreich 1945 von den Nationalsozialisten. Sie teilten das Land in vier Besatzungszonen, sorgten für Ordnung, halfen bei der Versorgung und dem Wiederaufbau. Außerdem führten sie eigenes Geld ein. Die sogenannten „Alliierten Militärschillinge“ dienten als Übergangslösung bis Österreich wieder eigenes Geld produzieren konnte. Foto: Wikipedia, Deutsches Bundesarchiv. Im Krieg wurden viele Fabriken zerstört und auch die Landwirtschaft produzierte weniger Güter. Daher wurden Lebensmittel, Kleidung und andere Waren rationiert. Das bedeutete, dass man nicht beliebig viel kaufen konnte, sondern die meisten Waren nur mit Lebensmittelmarken einer Art Gutschein - bekam. Jugendliche am Schwarzmarkt. In der Not der Nachkriegszeit besserten die Menschen die knapp bemessenen Rationen durch Tauschhandel auf. Da das eigentlich verboten war, nannte man diese Art von Handel Schwarzmarkt. Wichtigstes „Zahlungsmittel“ waren damals Zigaretten, aber auch mit Schokolade und Nylonstrümpfen konnte man gute Geschäfte machen. 11 DER SCHILLING Bald nach dem Ende des 2. Weltkriegs begann die Oesterreichische Nationalbank wieder mit der Ausgabe von Banknoten. Die Reichsmark und das Geld der Alliierten sollten so rasch wie möglich ersetzt werden. Vollständig gelang das erst zwei Jahre später. Die erste Schillingmünze nach dem Krieg erschien 1947. Sie zeigt einen Sämann (Landarbeiter) beim Ausbringen der Saat und sollte den Menschen Mut zum Wiederaufbau des zerstörten Landes machen. Zwischen 1949 und 1954 gab es nebeneinander zwei verschiedene 100 Schilling Banknoten. Der Ältere zeigt eine junge Frau in Tracht. Der zweite Schein griff die Sage des Donauweibchens auf. Anders als ihre Schwestern, war das Donauweibchen keine böse Nixe, sondern erschien guten Menschen und warnte sie vor Unglück. Später wurde es üblich, berühmte Wissenschaftler und Künstler auf den Banknoten abzubilden. Auf der Rückseite sind fast immer Landschaften, Gebäude oder Gegenstände abgebildet, die etwas mit der Person auf der Vorderseite zu tun haben. 12 DER EURO Um den Frieden in Europa zu sichern wurde nach dem 2. Weltkrieg mit dem Aufbau eines vereinten Europas begonnen. Österreich trat 1995 der Europäischen Union (EU) bei. Ein Höhepunkt der europäischen Einigung war die Einführung des Euro als gemeinsamer Währung in vielen EU-Staaten. Jene Länder, die den Euro eingeführt haben, werden Euro-Zone genannt. Mit 1. Jänner 2002 löste das Euro-Bargeld in diesen Ländern die Banknoten und Münzen der alten Währungen ab. Die Banknoten sehen in allen Euroländern gleich aus. Da es nicht leicht war, die Wünsche so vieler Länder unter einen Hut zu bringen, wurde ein Gestaltungswettbewerb veranstaltet. Gewonnen hat der österreichische Designer Robert Kalina. Er wollte mit seinen Banknoten eine Botschaft vermitteln. Die Tore stehen für ein offenes Europa und die Brücken für den Zusammenhalt und die Gemeinschaft in Europa. Diese Bauwerke aus unterschiedlichen Zeiten und Stilen erinnern an die gemeinsame Geschichte Europas. Die nationalen Seiten der Euro-Münzen durfte jedes Land selbst gestalten. Die gemeinsame Seite jedoch, ging aus einem Wettbewerb hervor, den der belgische Münzdesigner Luc Luycx (LL) gewann. Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien Weitere Informationen unter www.geldmuseum.at Fotos, wenn nicht anders angegeben: OeNB. 13