BeistandrundumdieUhr - Klinikum Bad Hersfeld

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BeistandrundumdieUhr - Klinikum Bad Hersfeld
Kreis Hersfeld-Rotenburg
Beistand rund um die Uhr
Wochenendporträt: Klinikpfarrer Georg Perels verabschiedet sich in den Ruhestand
VON EMILY SPANEL
nikkapelle getauft und sogar
Paare verheiratet“, erinnert
sich Perels. Neben den sonntäglichen ökumenischen Gottesdiensten war er auch der
erste Ansprechpartner für die
„Grünen Damen“, den ehrenamtlichen Helferinnen im Klinikum. Besonders engagiert
hat er sich zudem auf der Palliativstation, in der Psychiatrie und der Geriatrie. „Zum
Konzept der Altersheilkunde
am Hersfelder Klinikum gehört auch der seelsorgerische
Ansatz“, sagt Perels. Er sei unter anderem auch deshalb
eine so lange Zeit am Hersfelder Klinikum geblieben, weil
er sich stets geachtet und gebraucht gefühlt habe.
BAD HERSFELD. Über seiner
dezent gemusterten Krawatte
liegt eine Kette mit einem silbernen Kreuz. Das Zeichen seines Glaubens trägt Georg Perels auch als Anstecknadel am
Revers seiner Anzugjacke. Das
genügt ihm an christlicher
Symbolik, und hinter einem
förmlichen Talar wollte sich
der Klinikpfarrer ohnehin nie
verstecken.
Viel lieber ist Georg Perels
direkt auf die Menschen zugegangen, um ihnen seine Hilfe
anzubieten. Den Patienten,
Angehörigen, Pflegern und
Ärzten des Bad Hersfelder Klinikums war der 65-Jährige in
den vergangenen 21 Jahren zu
jeder Tages- und Nachtzeit ein
vertrauensvoller
Ansprechpartner, tröstender Begleiter
und hin und wieder auch
Wegweiser.
Zur Person
Trost im gemeinsamen Gebet
„Jeder Klinikaufenthalt ist
zugleich auch eine Ausnahmesituation für die Betreffenden“, sagt Georg Perels mit
seiner ruhigen, sanften Stimme. „Und natürlich gibt niemand seine spirituellen Bedürfnisse einfach an der Krankenhaustür ab.“ Einen Unterschied zwischen den einzelnen Konfessionen oder Glaubensrichtungen machte er daher nie. Beistand habe jeder
bekommen – den Glauben bewerten aber wolle er nicht.
Natürlich sei die Tätigkeit
als Klinikpfarrer nur schwer
mit der einer normalen Pfarrstelle zu vergleichen. Sehr viel
Belastendes und Trauriges er-
40 Jahre im Kirchendienst: Klinikpfarrer Georg Perels hat in seiner
Zeit am Klinikum viel Leid, aber auch Freude erlebt.
Foto: Spanel
lebte er im tagtäglichen Umgang mit den Patienten. Auch
habe er immer wieder mit Angehörigen zu tun gehabt, die
in ihrem Leid nicht mehr
wussten, wohin. „Oft haben
wir uns in der Klinikkapelle
versammelt und gemeinsam
gebetet – das hat geholfen“,
sagt der 65-Jährige.
Um das Erlebte selbst verarbeiten zu können, nahm er regelmäßig an Treffen mit anderen Klinikpfarrern teil oder
suchte das Gespräch mit seiner Frau Tatjana. „Selbstverständlich musste das Beichtgeheimnis auch dann stets gewahrt bleiben“, erklärt er. Zusätzlich bereitete er sich in einer sechswöchige SeelsorgerAusbildung an der Kirchlichen
Hochschule in Bethel auf die
besondere Situation vor.
Aber auch viel Positives
habe er in den vergangenen
Jahren erlebt. „Ich habe Kinder und Erwachsene in der Kli-
Klinikpfarrer GEORG PERELS wurde
am 9. Juli 1948 in Berlin-Schöneberg geboren. Nach dem Abitur
im Jahr 1968 studierte er evangelische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel und in
Marburg. Hier legte er 1973
auch sein erstes Examen ab; das
zweite folgte 1975 in Hofgeismar. Zwischen 1973 und 1983
war er zunächst Vikar und später
Pfarrer in Datterode und Röhrda
(Ringgau). 1983 wechselte er als
Pfarrer der Matthäusgemeinde
nach Bad Hersfeld. Von 1992 an
war Perels als Klinikpfarrer am
Klinikum Bad Hersfeld und im
Seniorenpflegezentrum Curanum, Haus Wendeberg, tätig.
Georg Perels ist mit der Krankenschwester Tatjana Perels verheiratet und hat fünf Kinder sowie
fünf Enkelkinder. (esp)
Kreuzfahrt, Klavier und Gesang
Auch für die Zeit seines Ruhestands hat sich Georg Perels einiges vorgenommen
L
eicht fällt ihm der Abschied wahrlich nicht,
und auch am Klinikum
Bad Hersfeld hinterlässt das
Ausscheiden von Klinikpfarrer Georg Perels eine große Lücke.
„Ansprechpartner für alle
spirituellen Dinge, bei denen
das Krankenhaus an seine
Grenzen stieß, war über all die
Jahre Georg Perels“, sagt Werner Hampe, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit am Hersfelder Klinikum. Als Angestellter der Kirche sei der Pfarrer
in keine Hierarchie eingebunden gewesen und habe so völ-
lig frei handeln können. „Er
war uns in allen Belangen eine
große Hilfe.“
Lehrtätigkeit am Klinikum
Im klinikeigenen Lehrinstitut für Gesundheitsberufe
brachte der studierte Theologe seinen Schülern religiöse
Hintergründe näher. Sein
Fachwissen war auch im klinischen Ethikkomitee gefragt:
Die Gruppe steht allen medizinischen Bereichen des Klinikums bei Gewissensentscheidungen beratend zur Seite.
Auch seine Tätigkeit im Altenheim Curanum, Haus Wen-
deberg, wird der scheidende
Klinikpfarrer aufgeben. Neben
den sonntäglichen Gottesdiensten besuchte er die Bewohner einmal wöchentlich
mit seiner Gitarre, um gemeinsam mit ihnen zu singen.
Langweilig – das hat sich
Georg Perels fest vorgenommen – wird sein Ruhestand
trotzdem nicht. „Im Herbst
mache ich eine Kreuzfahrt“,
sagt der 65-Jährige. Allerdings
nicht nur zum Vergnügen:
„Ich reise als Bordpfarrer mit.“
Außerdem möchte er das Klavierspielen lernen. „Ich singe
auch noch in der Kantorei, bin
Vorsitzender der Wohnraumhilfe und möchte meinem
Hobby, der Ahnenforschung,
mehr Zeit widmen“.
Abschied am 19. Juli
Klinikpfarrer Georg Perels
wird sich am Sonntag, 19. Juli,
mit seinem letzten Klinikgottesdienst im großen Hörsaal 1
des Bad Hersfelder Klinikums
verabschieden. Seine Nachfolgerinnen sind schon gefunden:
Ab dem 1. August folgen ihm
die Pfarrerinnen Elke Henning
aus Bad Hersfeld sowie Elvira
Ohlwein-Dräger (Spangenberg)
im Amt nach. (esp)

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