Informationsblatt

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Informationsblatt
ISSN 2195-4712
www.dmgp.de
Informationsblatt
Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraplegie
Februar 2012
Rückblick
25. Jahrestagung
Bad Wildbad
25 Jahre DMGP
Guttmann Preisträger
Personalia
Arbeitskreise
Berichte
ISCoS
Ausblick
26. Jahrestagung Basel
Veranstaltungen
Zum Geleit
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit nunmehr über 25
Jahren ist die DMGP
eine kleine, aber bedeutsame
Gesellschaft, die sich intensiv um die Belange
Querschnittgelähmter bemüht. In diesen Jahren haben wir
mit bewährten Strategien viele Aufgaben angepackt und beachtliche Ziele erreicht. Die jährlichen Kongresse, die mit
dem Guttmannpreis ausgezeichneten
Arbeiten und zahlreiche Ergebnisse aus
den Arbeitskreisen zeugen davon.
Mit zunehmender Vernetzung gehen
wir nun auch neue Wege und sichern
damit die Position unserer Gesellschaft
auch für die Zukunft.
Die DMGP ist seit Kurzem als Sektion der
Deutschen Gesellschaft für Orthopädie
und Unfallchirurgie (DGOU) anerkannt
und damit öffnet sich der Weg, als wissenschaftlich anerkannte Organisation
auch an Leitlinien mitwirken zu können.
An dieser Stelle geht ein ganz herzlicher
Dank an unsere neue 1. Vorsitzende, Dr.
Doris Maier, die sich mit großem Engagement dafür eingesetzt hat.
Im Rahmen des EM-SCI Projektes wird
eine Datenbank aufgebaut, die den Verlauf einer Querschnittlähmung im ersten
Jahr wissenschaftlich erfasst. Die EM-SCI
Arbeitsgruppe ist inzwischen als DMGPArbeitskreis formal der DMGP angegliedert und mit Dr. Rüdiger Rupp im Wissenschaftlichen Beirat vertreten.
Dr. Renée Maschke hat in ihrer Amtszeit
die Zusammenarbeit mit anderen europäischen Gesellschaften deutlich gestärkt. In diesem Zusammenhang finden Sie
in dieser Ausgabe Artikel über die „Società Medica Italiana Paraplegia“ (SoMIPar),
und die „European Spinal Psychologists
Association“ (ESPA).
Zu den neuen Ansätzen passt dann
auch das von Orph Mach erstellte neue
Zum Geleit
Gesicht unserer DMGP-Homepage, das
schon viel Lob erfahren hat und unter
www.dmgp.de
zu finden ist.
Drei besondere Artikel haben wir in
diesem Heft noch aufgenommen. Sie
nehmen Bezug auf die Verbreitung
medizinischer Therapien durch das Internet und die damit vielfach erzeugte
Hoffnung auf Heilung bei Querschnittgelähmten. Neben einer Stellungnahme
der DMGP zu kommerziell angebotenen
Zelltherapien bei Querschnittlähmung
beleuchtet Daniel Stirnimann die psychologische Bedeutung dieser Therapieangebote und Dr. Angela Frotzler
beschreibt Anforderungen an eine Klinische Forschung, die sich an wissenschaftlich-ethischen Grundsätzen orientiert.
Das nächste Heft wird sich schwerpunktmäßig mit dem Thema „Ethische
Aspekte in der Behandlung Querschnitt-
gelähmter“ befassen. Ich bitte ausdrücklich um Beiträge aller Fachbereiche
und wünsche mir eine breite Diskussion
zu diesem Thema. Mir liegt sehr daran,
dass dieses Heft nicht nur gelesen, sondern von DMGP-Mitgliedern auch mit
gestaltet wird.
Martina Neikes
Grußwort der 1. Vorsitzenden der DMGP
gie (AFIGAP) hat uns sehr gefreut. Während der Tagung hat die
Mitgliederzahl die 500-Schwelle überschritten, ein Ergebnis,
das unsere diesbezüglichen Erwartungen deutlich übertroffen hat. Die Anzahl der Arbeitskreise wurde erweitert, neu hinzugekommen sind der AK EM-SCI und der AK Beatmung Ich
möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich für den Einsatz und
den Enthusiasmus der Arbeitskreise bedanken, deren Arbeit
die wissenschaftlichen Säulen der Gesellschaft darstellen.
Die finanzielle Situation der DMGP ist stabil, eine Tatsache, die
in Zeiten der globalen Krise nicht selbstverständlich ist. In
Kombination mit den positiven Zahlen zum Mitglieder-Nachwuchs können wir zur Zeit als Gesellschaft zuversichtlich in die
Zukunft blicken.
Dr. med. Renée Maschke
Liebe Mitglieder und Freunde der DMGP,
wir feierten 2011 das 25jährige Bestehen der DMGP welches
in Bad Wild bad im Rahmen des Jahres-Kongresses in schöner
Weise gewürdigt wurde. Professor Gerner gab eine eindrucksvolle Darstellung der Geschichte der Gesellschaft, die in dieser
Ausgabe nachzulesen ist. .
Es war ein sehr anregendes Treffen unserer Gesellschaft mit
hochinteressanten Beiträgen, vor allem auch aus dem Bereich
der beruflichen Rehabilitation und der sozialen Langzeit- Reintegration. Die erstmals durchgeführte internationale Session
mit Gästen aus Frankreich und Italien ist ebenfalls auf viel Interesse gestoßen. Die Gegeneinladung zum Jahreskongress
2011 der französischen Medizinischen Gesellschaft für Paraple-
2 DMGP Informationsblatt
Der nächste Kongress 2012 wird in Basel bei der Gruppe von
Prof. Dr. Mark Mäder stattfinden. Das Kongress-Thema „Innen
und Außen“ regt sicherlich zu vielen Betrachtungen von verschiedenen Standpunkten aus an und ich freue mich auf zahlreiche und innovative Arbeiten.
Ich möchte hier Dr. Rainer Abel aus dem Querschnittzentrum
Bayreuth, ab 2012 als neuen 2. Vorsitzenden, im Vorstand willkommen heißen. Ich selbst werde ab 1.1.2012 den Vorsitz an
Frau Dr. Doris Maier weitergeben.
Ich freue mich darauf, auch als Past-Präsidentin noch ein wenig
mitgestalten zu können Ich bedanke mich für das mir entgegen gebrachte Vertrauen und die wohlwollende Zusammenarbeit.
Ihnen allen herzliche Grüße
Renée Maschke
Inhalt
In dieser Ausgabe
Rückblick
24. Jahrestagung der DMGP vom 25.-28.5.2011 in Bad Wildbad
Festvortrag 25 Jahre DMGP
Interna
Protokoll der Mitgliederversammlung vom 27. Mai 2011 in Bad Wildbad
Preisarbeit Vorsorge und Nachsorge
Preisarbeit Kognitive Bewertung, Copingstrategien und ihre Wirkung
auf die Bewältigung von Querschnittlähmung:
Personalia
Rainer Abel wird neuer 2. Vorsitzender
Kerstin Rehahn neue Kassenwartin
Rüdiger Rupp Wissenschaftlicher Beirat des neuen Arbeitskreises EM-SCI
Sören Tiedemann Wissenschaftlicher Beirat des neuen Arbeitskreises Beatmung
Harald Burgdörfer in die passive Phase der Altersteilzeit verabschiedet
Ralf Böthig jetzt Leitender Arzt der Neuro-Urologie Hamburg
4
6
11
13
18
23
23
24
24
25
25
Berichte
Entwicklungen in der Versorgung beatmungspflichtiger Patienten
26
Neue Homepage fertig - www.dmgp.de26
Die psychologische Bedeutung von Therapien im Internet
28
Stellungnahme zu Zelltherapien bei Querschnittlähmung
29
Klinische Forschung - Nutzen und Anforderungen
30
Wer ist ESPA?
31
Die Behandlung von Querschnittgelähmten in Italien 33
Rehabilitationszentrum Häring der AUVA neu eröffnet
34
Osteoporose-Arbeitsgruppe der DMGP
35
Aus den Arbeitskreisen 36
Ärzte
Psychologie
Pflege
Physiotherapie
Ergotherapie
Sozialdienste
Sporttherapie
EM-SCI
Beatmung
Logopädie
36
36
38
42
46
49
49
50
53
54
ISCoS
Das ISCoS e-Learning Projekt
Aktueller Bericht des DMGP - Vertreters in der ISCoS
55
56
Vorschau
DMGP-Preis für patientennahe Forschung bei Querschnittlähmung
57
Ludwig Guttmann Preis Ausschreibung
57
Jahrestagung 2012 in Basel
58
Veranstaltungskalender58
DMGP Informationsblatt
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Rückblick
Rückblick auf die 24. Jahrestagung der DMGP
vom 25.-28.5.2011 in Bad Wildbad
Die 24. Jahrestagung fand vom 25.-28. Mai 2011 erstmals in Bad Wildbad im Schwarzwald statt, wo, 25 Jahre nach Gründung der DMGP, als
Hauptthema die „Berufliche Rehabilitation Querschnittgelähmter“ gewählt worden war.
Als
Veranstalter für dieses Kongressthema sah der DMGPVorstand die Heinrich-Sommer-Klinik im Berufsförderungswerk Bad
Wildbad als prädestiniert an, weil hier
seit den 60er Jahren eine deutschlandweit einzigartige Institution gewachsen
ist, mit medizinischer Rehabilitation
Querschnittgelähmter und beruflicher
Rehabilitation unter einem Dach.
Zur Einleitung des Hauptthemas sprach
Frau MinDir. Brigitte Lampersbach
am Eröffnungstag Frau MinDir. Brigitte
Lampersbach, Leiterin der Abteilung V
im Bundesministerium für Arbeit und
Soziales, über die Situation und Perspektiven der beruflichen Rehabilitation.
Es folgten dann die Vorstellungen der
Modelle und Konzepte verschiedener
Einrichtungen und Kliniken im Bereich
der medizinischen und beruflichen Rehabilitation, wobei der Beitrag aus der
Schweiz interessante Unterschiede der
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Herangehensweise an das Thema zeigte.
Die Hindernisse und Hilfen auf dem
Weg zur beruflichen Teilhabe wurden
im Rahmen einer Podiumsdiskussion
am Abend, als Abschluss des ersten Thementages, umfassend erörtert.
Die Relevanz des Themas zeigt sich darin, dass die Deutsche Rentenversicherung die Inhalte der medizinischen Reha
neu ausrichtet, sie fordert mehr arbeitsplatzbezogene Aspekte einzubringen
und auch die Berufsgenossenschaften
initiieren derzeit Optimierungsversuche
im Bereich der Schnittstelle zwischen
medizinischer und beruflicher Rehabilitation.
Die Vorträge an den beiden anderen
Tagen waren, wie traditionell bewährt,
dem großen Spektrum der Themen aus
der multiprofessionellen Arbeit der Zentren gewidmet. Der diesjährige Kongress
war geprägt von Premieren und internationalem Flair:
Zunächst waren im Vorfeld zwei neue
Arbeitskreise gegründet worden: Be­
Dr. med. M. Zell
atmung und EM-SCI (European Multicenter Study about Spinal Cord Injury).
Weiterhin wurden erstmals die Fachgesellschaften aus Italien und Frankreich
von Repräsentanten aus den jeweiligen
Ländern vorgestellt und es wurde die
Arbeit der internationalen Fachgesellschaften ISCoS (International Spinal Cord
Society) und ESPA (European Spinal Psychologists Association) erläutert.
Eine Neuerung war weiterhin, dass kein
Rundgang durch die Poster-Ausstellung
erfolgte, sondern eine E(lectronic)-Poster-Session durchgeführt wurde, bei
Rückblick
Festabend
B. Wiegemann
der, im Rahmen von Kurzvorträgen mit
Folienpräsentation, die Beiträge vorgestellt wurden.
Zum Ende der Tagung wurden zum ersten Mal kurze Zusammenfassungen der
Arbeitskreis-Sitzungen präsentiert, die
wie immer im Vorfeld der Jahrestagung
stattgefunden hatten.
Die historischen Tagungsstätten der tradionsreichen Kurstadt Bad Wildbad kamen erwartungsgemäß zur Geltung und
entfalteten ihren ganz eigenen Charme:
Zunächst das lichtdurchflutete Kulturzentrum Trinkhalle, angrenzend an den
Kurpark, der in den Tagungspausen zu
Spaziergängen, inmitten des herrlichen
alten Baumbestandes entlang der Enz,
einlud.
Weiterhin der schöne alte Sitzungssaal
des Rathauses, in dem u.a. der Arbeits-
kreis Ärzte tagte und der historische Kursaal der Stadt, in dem am Freitagabend
gefeiert wurde.
Hier ließ Prof. Gerner in seinem Jubiläumsvortrag die ersten 25 Jahre der
DMGP Revue passieren, er beschrieb
insbesondere die Schwierigkeiten auf
dem Weg zum „Konzept zur trägerübergreifenden umfassenden Behandlung
und Rehabilitation querschnittgelähmter Menschen“, das 2007 dann endlich in
Kraft treten konnte. Hiermit soll die bedarfsgerechte Behandlung und Rehabilitation der betroffenen Patienten in den
spezialisierten Zentren gewährleistet
werden.
Im Rahmen des Festabends wurde auch
der diesjährige Ludwig-Guttmann-Preis
verliehen, den sich Fr. Dr. Regula Spreyerman aus Basel und Hr. Dr. Peter Lude aus
Nottwil teilten.
Anschließend zeigten sich viele Tanzwütige äußerst konditionsstark und ließen
die grandiose Band erst weit nach Mitternacht von der Bühne.
Wir sind stolz darauf, dass uns die erstmalige eigene Durchführung der Jahrestagung mit vielen Freiwilligen aus dem
eigenen Haus gelang, insbesondere das
gesamte Catering und der Service für
den Kongress und den stimmungsvollen
Festabend. Durch die Kooperation mit
Teilnehmern aus unserer Schwestereinrichtung, dem Josefsheim in Bigge/
Sauerland, einem Dienstleister für Menschen mit Behinderung, konnte ein
Stück Inklusion gelebt werden.
Erfreulich war auch die engagierte Mitarbeit von vielen Menschen außerhalb der
Heinrich-Sommer-Klinik, nämlich aus
der Stadtverwaltung, der katholischen
Gemeinde und Vereinen aus der Stadt.
Rückblickend sind wir, als Veranstalter, sehr zufrieden mit dem Verlauf der
Jahrestagung und freuen uns über die
vielen positiven Rückmeldungen. Wir
konnten dadurch den Eindruck gewinnen, dass die Kongressteilnehmer die
Reise in den Schwarzwald nicht bereut
haben und die Vergabe des Kongresses
nach Bad Wildbad eine gute Entscheidung war.
Podiumsdiskussion, Moderation: M. Polzer, Josefsheim Bigge
Für die Organisatoren:
Michael Zell
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Rückblick
Festvortrag 25 Jahre DMGP
Sehr geehrte Präsidentin, liebe Renée
Maschke, sehr geehrter Herr Zell, liebe
Mitglieder und Freunde der DMGP, sehr
geehrte Damen und Herren, ich freue
mich, dass ich die ehrenvolle Aufgabe habe heute Abend den Festvortrag
halten zu dürfen, der die 25-jährige Geschichte der DMGP zum Thema hat.
bereits enorm weiterentwickelt und
konnte beeindruckende Erfolge in der
Behandlung querschnittgelähmter Menschen aufweisen.
Hinzu kam, dass sich seit 1976, also
lange vor der Gründung der DMGP, die
ärztlichen Leiter der deutschen Zentren jährlich zweimal zum Erfahrungsaustausch trafen, dem sich zunehmend
auch Zentren aus Österreich, der Schweiz
und aus den Niederlanden anschlossen.
25 Jahre – ein viertel Jahrhundert
besteht unsere Gesellschaft nun.
So lange kommen wir alljährlich zusammen, um uns auszutauschen und
um voneinander zu lernen wie wir die
Versorgung der uns anvertrauten querschnittgelähmten Patienten immer weiter optimieren können.
Bad Wildbad als diesjähriger Kongressort
ist bestens dafür geeignet das Jubiläum
der DMGP zu feiern, weil gerade hier
schon vor 55 Jahren die erste Modell­
einrichtung für querschnittgelähmte
Menschen entstand.
Hier haben damals - wie Prof. Meinecke
im letzten DMGP - Informationsblatt
schreibt, ich zitiere:
„… kriegsversehrte Paraplegiker aus
freien Stücken Uhrmacherarbeiten begonnen, als man noch der Meinung
war, Querschnittgelähmte könnten und
dürften nicht arbeiten, das sei nicht zumutbar“.
Beim 25-jährigen Jubiläum darf man
schon mal ein paar Fragen zur Vergangenheit, zur Gegenwart und zur Zukunft
stellen: Dazu möchte ich Sie auf eine
kleine Zeitreise mitnehmen und Ihnen
die wesentlichen Stationen und Aktivitäten, das was die Gesellschaft in den
6 DMGP Informationsblatt
Prof. Dr. H. J. Gerner
letzten 25 Jahren bewegt und erreicht
hat, aufzeigen.
Also, wie hat es angefangen?
Die DMGP wurde am 6. Oktober 1985
gegründet. Die Zeit dazu war reif!
Die Paraplegiologie seit Ludwig Guttmann hatte sich zu diesem Zeitpunkt
Um die rasche Zuweisung frisch verletzter Patienten in die Zentren zu optimieren wurde 1976 in Frankfurt und danach
ab 1979 in Hamburg die Anlaufstelle für
die Vermittlung von Betten für Querschnittgelähmte in der Trägerschaft der
Berufsgenossenschaften
eingerichtet
und der erste Ärzte- Arbeitskreis Querschnittlähmung ins Leben gerufen.
Nach Hamburg liefern die Zentren seit
35 Jahren regelmäßig die Daten von
BUK Hamburg 1979
Rückblick
akut Verletzten, Wiederaufnahmen und
ambulanten Behandlungen. Die Sammelstatistik erfasst die Lähmungshöhen,
Ursachen, Ausmaß und Häufigkeit von
inzwischen über 40.000 frischen Querschnittlähmungen. Damit verfügen wir
über mehr Daten als viele vergleichbare
medizinische Fachgesellschaften.
Dieser enorme Datenpool war in der Vergangenheit entscheidende Argumentationsgrundlage in den schwierigen
Verhandlungen mit Kostenträgern und
mit der Politik, nicht zuletzt bei den Auseinandersetzungen um das neue DRGAbrechnungssystem, worauf ich später
noch zurückkomme.
Durch die zunehmende Bedeutung und
Anerkennung der deutschsprachigen
Zentren in Europa reifte mehr und mehr
der Gedanke für dieses besondere Fachgebiet eine medizinische Fachgesellschaft zu gründen.
Die geistigen Väter dieser Idee waren
Prof. Meinecke aus Hamburg und Prof.
Paeslack aus Heidelberg.
So wurde im AK-Querschnittlähmung
der Anlaufstelle am 6. Oktober 1985 in
Hamburg - Reinbek ein Satzungsentwurf vorgelegt, diskutiert und von den
schaft für Paraplegie, die DMGP, gegründet.
Ordentliche Mitglieder waren zunächst
– wie in den medizinischen Gesellschaften üblich – ausschließlich die Berufsgruppe der Ärzte.
Schon sehr bald wurde jedoch klar, dass
die Mitgliederbegrenzung auf die Ärzte
den Zielen einer umfassenden, ganzheitlichen Behandlung Querschnittgelähmter im Sinne Ludwig Guttmanns
nicht gerecht werden konnte. Dies
führte dann ein Jahr später, am 18. Oktober 1987, zu einer Satzungsänderung in
der Form, dass seitdem eine ordentliche
Mitgliedschaft auch all den Personen
offen steht, die sich interdisziplinär in
den Zentren oder auch sozial und gesellschaftlich für die Ziele der Gesellschaft
einsetzen.
Die wesentlichen Aufgaben und Ziele
der Gesellschaft waren und sind bis heute:
• die Wahrnehmung der wissenschaftlichen und praktischen Belange der
Verletzungen, Erkrankungen und aller
sonstigen Schädigungen des Rückenmarkes,
• die Verbreitung von Kenntnissen über
die umfassende Rehabilitation von
Querschnittgelähmten,
• die Förderung des Gedanken- und Erfahrungsaustausches mit in- und ausländischen Gesellschaften,
• die Veranstaltung eines Kongresses,
der mindestens alle 2 Jahre stattfinden
soll und
• die Auszeichnung von Personen, die
sich um die umfassende Rehabilitation von Querschnittgelähmten besondere Verdienste erworben haben. Dafür wurde der Ludwig-Guttmann-Preis
geschaffen.
Es waren und sind gerade die jährlich
und zum Glück nicht nur alle zwei Jahre stattfinden Tagungen unserer Gesellschaft, die ganz ohne Zweifel durch die
zahlreichen – manchmal auch kontrovers geführten Fachdiskussionen in
den multidisziplinären Fachbereichen
eine wesentliche Bedeutung für die
Entwicklung und Erhaltung des TeamGedankens haben. Dazu tragen die verschiedenen Arbeitskreissitzungen einen
ganz entscheidenden, unverzichtbaren
Teil bei.
Die Vielfalt der wissenschaftlichen Programme der von Zentren in Österreich,
der Schweiz, den Niederlanden und
Deutschland ausgerichteten Kongresse
macht den besonderen Reiz der DMGP
aus.
Wie war denn die Situation zum
Zeitpunkt der Gründung?
Zum Gründungszeitpunkt unserer Gesellschaft war die Akutbehandlung und
Rehabilitation Querschnittgelähmter national und international schon auf einem
hohen Stand.
Prof. Dr. F.-W. Meinecke
Prof. Dr. V. Paeslack
20 Anwesenden aus deutschsprachigen
Zentren, darunter die Leiter von zwei
Zentren aus Österreich und je einem
aus der Schweiz und den Niederlanden,
einstimmig beschlossen und damit die
Deutschsprachige Medizinische Gesell-
• die Förderung und Fortbildung aller
beteiligter Gruppen auf dem Gebiet
der Querschnittlähmung,
• die Förderung von wissenschaftlichen
Arbeiten zu Fragen der Querschnittlähmung,
In der Bundesrepublik Deutschland gab
es damals schon 17 Zentren mit 800 Betten für die Versorgung von etwa 1000 frischen Querschnittlähmungen pro Jahr.
Vielen dieser Einrichtungen standen
schon eigene Intensivbetten zur Verfügung.
Für die Versorgung von beatmungspflichtigen Lähmungen gab es in einigen
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Rückblick
Zentren schon Beatmungseinheiten einschließlich der
Möglichkeit zum Weaning
bis hin zur Phrenikus-Stimulation durch Implantation
von sog. Zwerchfellschrittmachern.
her einziger deutscher Präsident dieser
Gesellschaft.
Als eine besondere Auszeichnung für
unsere neu gegründete DMGP empfanden wir die Einladung der IMSOP an
ihrer 32. Jahrestagung im Mai 1993 in
Gent/Belgien erstmals zusammen mit
der französischsprachigen Gesellschaft
AFIGAP als gleichberechtigter Partner
teilzunehmen.
Auch die Wirbelsäulenchirurgie mit ihren früh einsetzenden wirbelsäulen-stabilisierenden Verfahren hielt in
den 80-iger Jahren Einzug in
die Akutversorgung.
Für die Neuro-Urologie wurden erstmals eigene Abteilungen in den Zentren
Murnau, Hamburg und Bad
Wildungen geschaffen.
Heute lebt die Gesellschaft
von dem Wissen, den Erfahrungen sowie der Umsetzung wissenschaftlicher wie
praktischer Kenntnisse von inzwischen
11 Arbeitskreisen:
• Ärzte,
• Pflege,
• Physiotherapie,
• Ergotherapie,
• Psychologie,
• Sozialarbeit,
• Logopädie,
• Sporttherapie,
• Seelsorge,
• Beatmung und
• EM-SCI,
die jährlich mindestens ein Mal tagen
und deren Ergebnisse im Informationsblatt der DMGP veröffentlich werden.
EM-SCI ist ein Forschungsverbund deutscher und europäischer Zentren, der
seit 2002 einheitliche Daten über akute
Querschnittlähmungen im Behandlungsverlauf erfasst. Mit dem Arbeitskreis erhält der Forschungsverbund
formell eine Anbindung an eine Medizinische Fachgesellschaft für Paraplegie.
Das primäre Ziel dieses Projekts besteht
in einem Vergleich der neurologischen
8 DMGP Informationsblatt
Ein weiterer gemeinsamer Kongress fand
1997 mit großem Erfolg und großem Engagement der Mitglieder aus Österreich
in Innsbruck statt.
erster Entwurf der Satzung der DMGP
Erholungsvorgänge mit dem klinischfunktionellen Rehabilitationsverlauf um
eine Prognose über die zu erwartende
Erholung der Querschnittlähmung stellen zu können.
Diese Daten können dann als Vergleichsgrundlage dienen den Erfolg neuer therapeutischer Ansätze zu beurteilen.
In diesem Jahr wurde die DMGP dann als
afiliiertes Mitglied in die internationale
Society aufgenommen und ein weiterer
Schritt zu einer engeren internationalen
Zusammenarbeit war damit vollzogen.
Aktuell stellt die DMGP den neuen Vizepräsidenten der ISCoS für Europa.
Im Zusammenhang mit der Tagung in
Gent wies Uwe Bötel, als Council-Mitglied der IMSOP und damaliger 1. Vorsitzender der DMGP in einem Schreiben
an unsere Mitglieder auf die Bedeutung
dieser Tagung hin.
Schon früh hat die DMGP Kontakte mit
nationalen und internationalen Gesellschaften geknüpft, die sich mit verwandten Themen befassten. Dazu gehörte
insbesondere die von Guttmann 1961
gegründete International Medical Society of Paraplegia ( IMSOP), sozusagen unsere „Muttergesellschaft“, die seit 2001
unter ISCoS- International Spinal Cord
Society- firmiert.
Ich zitiere : „… es ist Ziel der Vorstände
der DMGP und AFIGAP die Konstitution
der IMSOP so zu verändern, dass in Zukunft auch international der Grundsatz
gelten kann, dass in den Fachgesellschaften für Paraplegie alle im Team der
Rehabilitation
Querschnittgelähmter
zusammengefassten Mitglieder auch zu
Gehör kommen“.
Das, was für die DMGP schon von Beginn
an eine Selbstverständlichkeit war, sollte
bei der internationalen Society noch 13
Jahre dauern, bis dann schließlich 2006
allen Mitgliedern des Behandlungsteams die Vollmitgliedschaft als assoziierte Mitglieder ermöglicht wurde.
Mein Vorgänger in Heidelberg, Prof. Paeslack, war schon vor der Gründung der
DMGP von 1977 – 1980, erster und bis-
Als ein besonderes Zeichen der Anerkennung der wissenschaftlichen Leistungen
der deutschsprachigen Zentren haben
Wie stellt sich die DMGP international dar?
Rückblick
wir damals mit Stolz empfunden, dass im
Juli 1997 erstmals eine Ausgabe von „Spinal Cord“ , der einzigen offiziellen internationalen Zeitschrift für Paraplegie, von
DMGP-Mitgliedern redigiert, als „German
Regional Issue“ erscheinen konnte (Spinal
Cord July 1997, Vol.35, No 7).
Was hat unsere Gesellschaft für die
Optimierung der Patientenversorgung bisher getan?
Als Anfang/Mitte der 80-iger Jahre als
Folge einer verbesserten Unfallrettung
zunehmend Patienten mit hohen Halsmarkverletzungen (C4 und höher) mit
Beatmungspflicht in die Zentren kamen
wurde deutlich, dass die Finanzierung
der nachstationären rund um die Uhr
Pflege rechtlich nicht eindeutig geregelt
war.
Es gab damals in diesem Bereich noch
keine gemeinsamen Standards der Zentren. Nicht selten wurden durch die Finanzierungslücken Entlassungen nach
Hause endlos verzögert oder – noch
schlimmer für die Patienten und ihre Familien - gar nicht erst möglich.
Mit der fachlichen Unterstützung des
Bochumer Juristen Prof. Neufelder, der
für die DMGP ein Gutachten zur sozialrechtlichen Finanzierung dieser Problematik erstellt hatte, legte 1994 der
Ärztearbeitskreis Querschnittlähmung
der Anlaufstelle (heute: der DGUV) und
der Arbeitskreis Ärzte der DMGP erstmals Richtlinien zur stationären und
außer-stationären Behandlung Querschnittgelähmter mit Abhängigkeit von
Fremdbeatmung vor.
Diese Richtlinien machten erst möglich,
dass wir uns gegenüber den Kostenträgern klar positionieren und damit
unsere Patienten nach Hause bringen
konnten.
Dazu möchte ich Prof. Neufelder zitieren, der in seinem Gutachten schreibt:
„Eine sozialrechtliche Finanzierung hat
Kraft verfassungsrechtlicher Vorgaben
qualitative Lebenserhaltung und die
lebenssinn-konstitutiven Elemente des
Menschen (Selbststeuerung, Eigengestaltungswillen, die Bestimmung des Ich
aus dem Du, die Notwendigkeit sozialer
Bezüge) als elementar Humanes anzuerkennen und gestaltend zu fördern“.
Inzwischen hat sich die höchstrichterliche Rechtssprechung in diesem Bereich deutlich weiterentwickelt und die
Richtlinien zur Behandlung Querschnittgelähmter mit Abhängigkeit von Fremd-
stenträger im deutschen Gesundheitswesen. Ein Problem, das bis heute nicht
zufriedenstellend geregelt ist und immer zu Lasten unserer Patienten geht.
Aus diesem Grund nahm schon 1996
unsere Gesellschaft erste Kontakte zur
Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) auf mit dem Ziel, eine trägerübergreifende Regelung der Versorgung
Querschnittgelähmter zu erreichen.
Nach schwierigen Verhandlungen konnte 2004 den Spitzenverbänden ein erstes
Konsenspapier als Rahmenempfehlung
Einen Menschen als Sache zu behandeln und zu
verwalten, ihn ohne Selbstbestimmung zum Adressaten staatlicher Verfügungen zu degradieren, ist
mit der Menschenwürde unvereinbar.
Prof. Neufelder
beatmung wurden 2009 von einer engagierten Gruppe innerhalb der DMGP
überarbeitet und aktualisiert.
vorgelegt werden. Durch Einsprachen
und dem Veto einzelner Kostenträger
schien unser Projekt zu scheitern.
Behandlungsrichtlinien und Empfehlungen zu erarbeiten, ist und bleibt eine
wesentliche Aufgabe unserer Gesellschaft.
2007 gelang es schließlich, ein von allen
Beteiligten akzeptiertes Konzeptpapier
zur trägerübergreifenden umfassenden
Behandlung und Rehabilitation querschnittgelähmter Menschen zu verabschieden. Dieses Konzeptpapier könnte
bei der Definition der Schnittstelle zwischen Akutbehandlung und medizinischer Rehabilitation durchaus hilfreich
sein.
So wurden bis heute sieben grundlegende und richtungweisende Empfehlungen für verschiedene Schwerpunkte
in der Versorgung Querschnittgelähmter
erarbeitet und auf der DMGP – Homepage im Internet veröffentlicht.
2002 wurden unsere Empfehlungen
zur Behandlung der Querschnittlähmung als offizielle Leitlinie der Stufe „S1“
in das Leitlinienverzeichnis der deutschen orthopädischen Fachgesellschaft
(DGOOC) und des orthopädischen
Berufsverbandes(BVO) aufgenommen.
Wie reagiert die DMGP auf Veränderungen im Gesundheitswesen?
Stichwort: Kostenträger, Zuständigkeit,
Finanzierung
Damals wie auch heute kommt es immer
wieder zu Schwierigkeiten bezüglich der
Zuständigkeit der verschiedenen Ko-
Allerdings legt der MDK diese Schnittstelle uneinheitlich fest, obwohl dessen
Vertreter bei der Konzepterstellung beteiligt waren. In der Praxis – und das wissen
die Mitarbeiter unserer Sozialdienste am
besten – findet dieses Papier daher leider
nicht die von uns erhoffte Anwendung.
Nächstes Stichwort:
DRG – Fallpauschalensystem
Gesundheitspolitisch sieht sich die
DMGP als Interessenvertretung unserer
Patienten gegenüber dem Gesetzgeber.
DMGP Informationsblatt
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Rückblick
Schon seit Anfang 2000 haben wir uns
deshalb mit der geplanten Einführung
des DRG-Fallpauschalensystems auseinandergesetzt.
Sie ist mit 500 Mitgliedern eine kleine ,
feine und fast schon familiäre Gesellschaft, die in manchen Dingen ihrer Zeit
weit voraus war .
Denn mit der Einführung und Umsetzung dieses neuen Finanzierungssystems durch das Institut für das
Entgelt-System im Krankenhaus (InEK)
war, worauf Gerhard Exner in einem
offiziellen Schreiben der DMGP an das
Gesundheitsministerium im April 2001
nochmals nachdrücklich hingewiesen
hat, die Behandlung der Querschnittlähmung innerhalb der Erstbehandlung im
Krankenhaus nach unseren bisherigen
Standards nicht aufrecht zu erhalten.
Im Dezember 2003 konnten wir in einer gemeinsamen Sitzung mit dem InEK
im Bundesgesundheitsministerium die
Gremien endlich davon überzeugen.
Das Problem ist aber nicht grundsätzlich
gelöst.
Lange vor der Diskussion um Frauenquoten hatten wir 1996/7 mit Wiltrud
Grosse, einer erfahrenen und engagierten Frau aus der Pflege unsere erste
Präsidentin. Inzwischen ist das ja nichts
Besonderes mehr.
In den letzten Jahren musste die Arbeitsgruppe DRG weitere Verhandlungen führen, weil die Politik noch immer an der Zielsetzung einer 100%-igen
Umsetzung des Fallpauschalen-Systems
in Deutschland auch für die Querschnittlähmung festhält. Politische Interventionen mit medizinischen Argumenten
sind von Seiten der DMGP weiterhin
notwendig.
Als medizinisch-wissenschaftliche Gesellschaft ist es vordringliche Aufgabe
die Anliegen der Paraplegiologie in Klinik, Praxis und Forschung zu vertreten.
Bisher hat sich die DMGP schwerpunktmäßig den klinischen und praktischen
Fragen unseres Fachgebietes gewidmet.
Die Zukunft wird neben Verbesserungen
im klinischen Bereich, weiterer moderner Entwicklungen in den Bereichen der
medizinischen- und beruflichen Rehabilitation und nicht zuletzt von neuen Erkenntnissen in der Forschung bestimmt
sein.
Unsere Gesellschaft muss sich deshalb
in der Zukunft verstärk mit den wissenschaftlichen Fragen der Medizin und
sich daraus ergebenden praktischen Anwendungen auseinandersetzen.
Wir müssen dabei aber auch der Tatsache ins Auge sehen, dass unsere Philosophie zur Zeit der Gründung , nämlich
unsere Patienten bis zum Ende der Erstbehandlung in unseren Zentren versorgen zu können, aufgrund der politischen
Vorgaben, zumindest in Deutschland,
nicht mehr möglich ist –obwohl wir es
für eine falsche Entwicklung halten.
Ich komme zum Schluss:
Die DMGP ist mit 25 Jahren noch eine
junge medizinische Fachgesellschaft.
10 DMGP Informationsblatt
Wiltrud Grosse
Es ist deshalb wichtig und folgerichtig sich jetzt um eine Aufnahme in den
großen und politisch einflussreichen
Interessenverband der medizinischen
Gesellschaften, die Arbeitsgemeinschaft
der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften (AWMF) zu bemühen.
Was die DMGP in ihren ersten 25 Jahren
erreicht und umgesetzt hat kann sich sehen lassen. Darauf können wir stolz sein.
Diese Gesellschaft wird sich auch weiterhin aktiv mit den künftigen Entwicklungen auseinandersetzen und sich den
Anforderungen stellen. Dabei muss es
eine ihrer wichtigsten Aufgaben bleiben
die umfassende Rehabilitation Querschnittgelähmter - Comprehensive Care
- hier nicht als Methode, sondern als
Haltung auch unter diesen veränderten
Bedingungen sicherzustellen.
Dazu zitiere ich abschließend noch einmal Prof. Neufelder:
„Es gilt immer noch das Kant’sche Verbot:
Einen Menschen als Sache zu behandeln
und zu verwalten, ihn ohne Selbstbestimmung zum Adressaten staatlicher
Verfügungen zu degradieren, ist mit der
Menschenwürde unvereinbar.
Der Streit Kostenbegrenzung versus
Humanität wird nicht in Festtagsreden
zum grundrechtsbestimmten sozialen
Rechtsstaat, sondern allein durch vollzogenes Handeln entschieden.“
In diesem Sinne wünsche ich unserer
Gesellschaft für die Zukunft viel Erfolg.
H.J. Gerner
Interna
Protokoll der Mitgliederversammlung
vom 27. Mai 2011 in Bad Wildbad
Tagungsort:
Bad Wildbad Trinkhalle
Tagungstermin:
Freitag, 27. Mai 2011
Beginn: 18.15 Uhr
1.Begrüßung
Die Vorsitzende Frau Dr. Maschke begrüßt die Mitglieder.
2. Genehmigung der Tagesordnung
Die Vorsitzende schlägt vor, dass die
Abstimmung über die Neuaufnahme
vorgezogen und jetzt unter Punkt 4. der
Tagesordnung besprochen wird.
Der Antrag wird einstimmig angenommen.
3. Bericht der 1. Vorsitzenden
Die Vorsitzende berichtet über die Tätigkeit des Vorstandes.
Sie erläutert, dass die DMGP keine eigenen Richtlinien erstellen kann. Diese
kann die DMGP aus verschiedenen Gründen auch in Zukunft nicht erlassen. Daher
hat der Vorstand Kontakt mit der DGOU
(Deutsche Gesellschaft für Orthopädie
und Unfallchirurgie) aufgenommen und
dort einen Antrag auf Aufnahme als Gesellschaft gestellt.
Es wird ein neuer Forschungsförderungspreis eingerichtet. Er wird durch die
Schweizer Paraplegikerstiftung gefördert. Die Ausschreibung wird in Kürze auf
der Homepage bekanntgegeben.
Auch die Fristen für den Ludwig-Guttmann-Preis werden in Zukunft auf der
Homepage und nicht im Info-Blatt bekanntgegeben. Gleiches gilt auch für Anträge auf Förderung.
Der Vorstand hat Herrn Mach beauftragt
eine neue Homepage zu erstellen. Die
Vorsitzende stellt die Homepage vor. Die
Homepage wird umfassend überarbeitet
und es wird einiges Neues zu entdecken
geben. Die Homepage wird noch diesen Sommer ins Netz gehen. Das Mitteilungsblatt soll in Zukunft eher wissenschaftlich ausgerichtet sein.
Es gibt inzwischen eine Reihe von Sponsoren. Coloplast stiftet den LudwigGuttmann-Preis. Hollister bezahlt für
eine Verlinkung auf die Homepage, die
Schweizer Paraplegikerstiftung stiftet
den neuen Förderpreis und die AUVA
übernimmt die Kosten für den Druck des
Mitteilungsblattes.
4. Abstimmung über Anträge auf
Neuaufnahme
Die Liste der Personen, die einen Antrag
auf Aufnahme gestellt haben wird verlesen. Es wird beantragt, über die Aufnahme im Block abzustimmen.
Der Antrag wird einstimmig ohne Enthaltung angenommen. Es wird über die
Aufnahme der Mitglieder abgestimmt.
Der Antrag wird einstimmig angenommen.
Frau Dr. Maschke begrüßt die neuen Mitglieder in der DMGP.
5. Bericht der 1. Schriftführerin
Die 1. Schriftführerin berichtet, dass sie
die Redaktion für das Mitgliederblatt
übernommen hat. Sie entschuldigt sich
für anfängliche Probleme. Es wird dazu
aufgerufen, Artikel zu schreiben und
an die Schriftführerin zu schicken. Im
nächsten Mitteilungsblatt soll es einen
Schwerpunkt mit dem Thema: „Sehnsucht nach Heilung, Therapien aus dem
Internet“ geben.
Mitgliederstand: Beginn des Jahres 445
Mitglieder, Vorjahr 18 neue Aufnahmen,
22 Austritte und ein Mitglied verstorben.
Bis heute 3 Austritte und 63 neue Anträge. Jetzt 506 Mitglieder, einschließlich
der Neuaufnahmen.
6. Bericht des Schatzmeisters
7. Der Schatzmeister ist selber nicht anwesend. Frau Dr. Maschke stellt die Einund Ausnahmen vor (siehe Anlage).
Es wird die Entlastung des Vorstandes
beantragt.
Der Antrag wird einstimmig bei 4 Enthaltungen angenommen.
8.Haushaltsplan
Die Vorsitzende stellt den Haushaltsplan
für 2011 vor. Der Haushaltsplan wird diskutiert.
Der Haushalt für 2011 wird einstimmig
angenommen.
9. Bericht der Kassenprüfer für
2010
Die Kassenprüfer, Herr Dr. Burgdörfer und
Herr Peter Richarz, haben die Unterlagen
eingesehen und die Belege geprüft. Sie
stellen fest, dass die Kasse der Gesellschaft ordnungsgemäß geführt wurde
und keine Fehler gefunden wurden.
10.Entlastung des Vorstandes für
2010
Es wird der Antrag gestellt, den Vorstand
zu entlasten.
Die Mitgliederversammlung stimmt dem
Vorschlag einstimmig (ohne Gegenstimme, 4 Enthaltungen) zu.
11.Wahl des/der zweiten Vorsitzenden
Der Vorstand schlägt Herrn Dr. Abel vor.
DMGP Informationsblatt
11
Interna
Weitere Kandidaten werden nicht benannt. Herr Dr. Abel stellt sich vor.
Herr Abel wird einstimmig mit einer Enthaltung gewählt. Herr Abel nimmt das
Amt an.
12.Wahl der 1. Schriftführerin
Der Vorstand schlägt Frau Neikes vor, die
das Amt weiterführen würde.
Frau Neikes wird ohne Enthaltung einstimmig gewählt. Frau Neikes nimmt das
Amt an.
13.Wahl des Schatzmeisters
Der Vorstand schlägt Herrn Dr. Diederichs vor. Es wird einstimmig ohne Enthaltung gewählt. Herr Dr. Diederichs
ist nicht anwesend, hatte aber vorab
schriftlich erklärt, dass er das Amt weiter
führen wird.
14.Wechsel des Kassenprüfers
Herr Burgdörfer wird sich aus dem Berufsleben zurückziehen und möchte das
Amt nicht weiter führen. Herr Burgdörfer schlägt Frau Rehahn als Nachfolgerin
vor. Frau Rehahn stellt sich vor.
Frau Rehahn wird einstimmig ohne Enthaltung gewählt. Frau Rehahn nimmt
das Amt an.
15.Vorschau auf die 25. Jahrestagung der DMGP
Frau Spreyermann lädt für die 25. Jahrestagung der DMGP nach Basel ein. Das
Thema wird INNEN UND AUSSEN - Räume, Grenzen, Übergänge lauten.
16.Allfälliges
Es wird vorgestellt, dass die Jahrestagungen 2013 in Murnau, 2014 in Bayreuth und 2015 in Hessisch Lichtenau
stattfinden sollen. Es wird um Bewerbungen für 2016 gebeten.
Frau Dr. Maschke begrüßt die neuen Arbeitskreise EM-SCI und Beatmung.
Um 18:50 wird die Sitzung geschlossen.
Jörg Albers
12 DMGP Informationsblatt
Folgende neue Mitglieder begrüßen wir in der DMGP:
Dr. Ulrich
Karin
Dr. med. Peter
Anke
Tamara
Dipl.-Psych. Bettina
Denise
Dr. med. Ryan
Gabriele
Werner
Dr. Szilvia
Citlali
Dr. med. Hans Peter
Florian
Dr. med. Cornelia
Patrick
Britta
Guntram
lic. Phil. Sarah
Nicola
Jutta
Barbara
Dr. med. Guido
Dr. Martin
Dr. med. I. Susanne
Kathrin
Petra
Dr. med. Ines
Sandra
Renate
Dr. med. Michael
Susanne
Karin
Dr. med. Holger Peer
Julia-Christina
Anke
Sandra
Madleine
Robert
Prof. Dr. med. Thomas
Dr. med. Cornelia
Dr. med. Tim
Mirjam
Susann
Fabian
Frauke
Cordula
Rebecca
Uwe
Dr. med. Markus
Dr. med. Vincent
Dr. med. Ulrike
Annette
Karin
Anja
Carola
Elisabeth
Karsten
Rainer
Susann
Dr. med. Andreas
Katja
Anna-Maria
Altdörfer
Ammann
Bartel
Baumgartner
Blösch
Bünger
Dengg
Esser
Fix-Bischoff
Fulle
Geyh
Glocke
Gmünder
Grüter
Hensel
Hippler
Humme
Jäger
Jäggi
Jürgens
Kalkner-Rimmler
Käse
Ketter
Köhler
Kordik
Kriesche
Kücker
Kurze
Küstner
Landen
Lang
Larbig
Leidner
Lochmann
Mainzinger
Möhle
Möhr
Müller
Müller
Platz
Putz
Reitzel
Rentrop
Richter
Ritter
Roll
Ruf-Sieber
Schärer
Schonhardt
Siedhoff
Skotta
Stende
Stolle
Suter
ten Venne
Thumann
Vogler
Völz
Wendel
Westphal
Wolf
Wölfel
Zasun
D-76307 Karlsbad
D-70173 Stuttgart
CH-6207 Nottwil
CH-6207 Nottwil
CH-4012 Basel
D-21033 Hamburg
D-82418 Murnau
D-82418 Murnau
D-75323 Bad Wildbad
D-80993 München
CH-6207 Nottwil
D-21033 Hamburg
CH-6207 Nottwil
D-14547 Beelitz-Heilstätten
D-69118 Heidelberg
D-21033 Hamburg
D-21033 Hamburg
D-37235 Hessisch Lichtenau
CH-4012 Basel
D-21033 Hamburg
D-75323 Bad Wildbad
D-37235 Hessisch Lichtenau
D-53177 Bonn
D-14772 Brandenburg
D-83043 Bad Aibling
CH-6207 Nottwil
D-06112 Halle/Saale
D-99437 Bad Berka
D-37235 Hessisch Lichtenau
D-56068 Koblenz
D-82418 Murnau
D-37235 Hessisch Lichtenau
D-34537 Bad Wildungen
CH-4012 Basel
CH-4012 Basel
D-76307 Karlsbad
CH-4012 Basel
CH-4012 Basel
D-89081 Ulm
D-17491 Greifswald
D-69115 Heidelberg
D-67071 Ludwigshafen
D-76307 Karlsbad
D-71706 Markgröningen
D-69115 Heidelberg
D-37235 Hessisch Lichtenau
CH-6207 Nottwil
CH-8008 Zürich
CH-4012 Basel
D-82418 Murnau
D-01731 Kreischa
D-82418 Murnau
D-67071 Ludwigshafen
CH-4012 Basel
D-17489 Greifswald
D-14772 Brandenburg
D-69118 Heidelberg
D-7253 Pfronstetten-Aichelau
CH-8008 Zürich
D-17491 Greifswald
D-82418 Murnau
D-37235 Hessisch Lichtenau
A-8144 Tobelbad
Interna
LUDWIG GUTTMANN PREIS der DEUTSCHSPRACHIGEN
MEDIZINISCHEN GESELLSCHAFT FÜR PARAPLEGIE E.V. 2011
Vorsorge und Nachsorge
Gesundheitscoaching bei querschnittgelähmten Patientinnen und Patienten
Elektronisch unterstützte Nachsorge nach Querschnittlähmung, Abbildung des Langzeitverlaufs nach ICF und Durchführung der medizinischen Prävention, adaptiert für Menschen mit Querschnittlähmung
.
Autoren
Dr. med. R. Spreyermann, REHAB Basel
H.J. Lüthi, MPH, REHAB Basel
Dr. med. F. Michel, Paraplegikerzentrum Nottwil
Dr. med. M. Baumberger, Paraplegikerzentrum Nottwil
Prof. Dr. med. A. Curt, Paraplegikerzentrum Balgrist
M. Wirz, MSc, Paraplegikerzentrum Balgrist
Dr. med. M. Mäder, Paraplegikerzentrum Base
Kontaktadresse
Dr. med. R. Spreyermann, REHAB Basel, Zentrum für
Querschnittgelähmte und Hirnverletzte
Email: [email protected], Tel. 0041 61 325 00 10
Nachsorge - warum?
und wie?
In
der Schweiz gehört es seit der
Gründung des ersten Querschnittzentrums in Basel zum
Konzept der Rehabilitation
querschnittgelähmter Patientinnen und
Patienten, im Anschluss an die stationäre
Erstrehabilitation regelmäßig Nachkontrollen im Ambulatorium durchzuführen1.
Bei diesen Kontrollen geht es in den
ersten Monaten bzw. dem erstem Jahr
nach Entlassung darum, den Übergang
von der oft mehrmonatigen stationären
Behandlung in die Situation zu Hause
fachärztlich zu begleiten, aufkommende
Probleme rechtzeitig zu erkennen und
den Rehabilitationsprozess bezüglich
der Therapien, der sozialen und beruflichen Eingliederung weiterzuführen.
Dies bedeutet in den ersten Monaten
Kontrollen alle paar Wochen und danach
alle 3-6 Monate.
Im Langzeitverlauf und bei stabilen Verhältnissen werden dieselben Aspekte
weiterhin regelmäßig überprüft, nun
aber jährlich und zwar in Form von eigentlichen umfassenden paraplegiologischen Standortbestimmungen, den
sogenannten „Jahreskontrollen“ 2.
Jährliche paraplegiologische Standortbestimmungen
Der Inhalt dieser Jahreskontrollen umfasst die folgenden Aspekte:
1. Neurologie: spinaler Neurostatus mit
Untersuchung der Sensibilität, Kraft, Reflexe und Spastik zur Erkennung von Verbesserungen bzw. Verschlechterungen,
z.B. bei Syringomyelie, sek. Spinalkanalstenose etc.
2. Orthopädische Aspekte: Wirbelsäule,
Rückenmuskulatur, Sitzposition, Gehen
– zur Erkennung z.B. einer Skolioseentwicklung, Kontrakturen etc.
3. Neurogene Blasen-, Darm- und Sexualfunktion mit den Komplikationen
z.B. von Hämorrhoiden, Analprolaps,
Urolithiasis, chronische Infekte etc.
4. Soziale und berufliche Situation mit
den rehabilitativen Aspekten: Berufliche
und soziale Integration, Hilfsmittelversorgung, Versicherungsprobleme
5. Präventive Untersuchungen aus der
Kenntnis des Langzeitverlaufs bei Querschnittgelähmten, z.B. Routine Ultra-
schall der Blase, Nieren und Gallenblase,
Lipidprofil, Lungenfunktion etc.
4. Internistische Aspekte einschließlich
der generell empfohlenen präventiven
Maßnahmen, z.B. Lifestyle-Beratung bezüglich koronarem Risiko, Krebsvorsorge
etc.
Die regelmäßigen paraplegiologischen
Standortbestimmungen dienen somit
der Gewährleistung der Nachhaltigkeit
unserer stationären Rehabilitationsmassnahmen und damit einer qualitativ
guten Langzeitbetreuung unserer PatientInnen 3. Sie ermöglichen es auch oft,
auftretende Komplikationen rechtzeitig
zu erkennen, bevor diese sich zu akuten
Problemen entwickeln 4.
So können z.B. gehäufte Harnwegsinfekte als Zeichen einer sich verschlechternden Blasenfunktion rechtzeitig
erkannt und eine Änderung des Blasenmanagements vorgeschlagen werden,
bevor eine Niereninsuffizienz als Spätfolge in Kauf genommen werden muß5.
Zunehmende Darmfunktionsstörungen,
wie sie sich meist nach 10-15 Jahren
Querschnittlähmung entwickeln, können abgeklärt und adäquat behandelt
werden, bevor eine Hospitalisation zur
Behandlung der Coprostase notwendig
wird 6; ähnliches gilt bezüglich rechtzeitiger Intervention bei zunehmenden
Problemen mit dem Bewegungsapparat, Karpaltunnelsyndrom etc.
Komplikationen frühzeitig erkennen
Durch diese regelmäßigen Untersuchungen der Patientinnen und Patienten haben wir über die Jahre hinweg
aber auch ein spezialisiertes Wissen über
DMGP Informationsblatt
13
Interna
die Probleme Querschnittgelähmter im
Langzeitverlauf erworben; wir haben ein
eigentliches „Auge“ für die Früherkennung von Komplikationen entwickelt.
Dieses Wissen möchten wir im Interesse
unserer PatientInnen allgemein zugänglicher machen, um außerdem mehr partnerschaftliche Mitverantwortung beim
Patienten zu ermöglichen.
Weiter können die Erkenntnisse aus der
Beobachtung des Langzeitverlaufs auch
bei der Erstrehabilitation berücksichtigt
werden, um durch eine geeignete Patienteninformation Komplikationen vermeiden zu helfen – nicht zuletzt auch
ein Argument für die Kostenträger, präventive Maßnahmen zum geeigneten
Zeitpunkt zu finanzieren, um im Sinne
der Nachhaltigkeit die Erhaltung eines
guten Rehabilitations- und Gesundheitszustandes sowie einer guten Lebensqualität zu gewährleisten.
In bezug auf die allgemeine medizinische Versorgung gesehen, ist zu
bemerken, dass die Betreuung querschnittgelähmter Patientinnen und Patienten ein sehr spezialisiertes Fachgebiet
darstellt, weil die neurologischen Auswirkungen der Querschnittlähmung in
allen medizinischen aber auch psychosozialen Aspekten einbezogen werden
müssen, um eine richtige Interpretation
von Befunden und ein Verhindern von
Langzeitkomplikationen zu gewährleisten; fehlendes Fachwissen kann zu
schwerwiegenden Komplikationen führen - auch dies ist ein Argument für die
ambulante Betreuung unserer Patientinnen und Patienten in den spezialisierten Ambulatorien unserer Kliniken 7.
Präventive Aspekte berücksichtigen
– in Hinblick auf ein „Gutes Alter“
In den letzten Jahren wurden zunehmend Arbeiten publiziert, die sich mit
dem Thema „Aging beim Querschnittpatienten“ auseinandersetzen. In systematischen Befragungen wurden bei
Patientinnen und Patienten, deren Querschnittlähmung vor vielen Jahren eingetreten ist, die aktuelle gesundheitliche
14 DMGP Informationsblatt
Situation, aber auch die sozialen Gegebenheiten und Probleme erfragt 8,9.
Es bestätigte sich dabei das Bedürfnis
nach regelmäßiger, fachspezifischer
Beratung und es zeigten sich die bekannten Schwierigkeiten im Alltag mit
dem erschwerten Transport, den erschwerten sozialen Kontakten und auch
die finanziellen Probleme, die die Lebensqualität beeinträchtigen 10.
Weitere Arbeiten befassten sich mit den
medizinischen Aspekten des Aging.
Diese weisen darauf hin, dass übliche
Alterungserscheinungen 11 bei einer zu­
sätzlichen Querschnittlähmung früher
auftreten. Dies in bezug auf z.B. das
metabolische Syndrom aber auch die
Osteoporose, die degenerativen Erscheinungen am Bewegungsapparat und anderes mehr.
Aus unseren eigenen Beobachtungen
stellen wir fest, dass insbesondere Patientinnen und Patienten mit inkompletter Lähmung oft die ersten 10-15 Jahre
ohne stärkere Einschränkungen ihrem
Alltag und ihrer Arbeit nachgehen können, dass dann aber ein deutlicher Knick
in der Leistung auftreten kann, der sich
durch verstärkte Schmerzen, allgemein
verminderte Belastbarkeit und Einschränkungen seitens des Bewegungsapparates zeigt 12.
Oft ist es nach einem solchen Knick trotz
aller Maßnahmen zum Wiederaufbau
der Leistungsfähigkeit nicht mehr möglich, das frühere Pensum 13 zu bewältigen, weshalb die Arbeitsfähigkeit oft
drastisch reduziert werden muss.
Eine ähnliche Beobachtung betrifft die
Blasen- und Darmfunktion, die in der Erstrehabilitation befriedigend eingestellt
werden kann, nach 10-15 Jahren aber
plötzlich eine Verschlechterung erfährt,
ohne dass dafür eindeutige zusätzliche
pathologische Faktoren verantwortlich
gemacht werden könnten 14.
Es scheint sich um eine Art Erschöpfung
der autonomen Vorgänge zu handeln.
Nach einem solchen Knick ist oft eine
deutlich intensivere medikamentöse
Unterstützung zur Erreichung der Darm-
entleerung bzw. Blasenentleerung notwendig.
Aus diesen Langzeitbeobachtungen
haben wir eine sorgfältige System­
anamnese erarbeitet, die wir im Rahmen
der Jahreskontrollen erheben, um sehr
frühzeitig Symptome einer sich abzeichnenden Verschlechterung im einen oder
anderen Bereich zu erkennen und damit
wenn möglich rechtzeitig zu behandeln.
Das richtige Maß finden - Überbelastungen vermeiden
Außerdem berücksichtigen wir diese
Aspekte bereits bei der Festlegung der
Arbeitsfähigkeit nach Eintritt der Querschnittlähmung, indem wir uns die Arbeitsfähigkeit schrittweise erhöhen bis
zum Erreichen der optimalen Arbeitsfähigkeit und bei einem vollen Arbeitspensum zumindest ein bis zwei Halbtage
festlegen, in denen die notwendige
zustandserhaltende Physiotherapie und
das Krafttraining durchgeführt werden
können; dies betrifft vor allem die inkomplett gelähmten, fussgehenden Patientinnen und Patienten. Wir versuchen auf
diese Weise, die oben beschriebene längerfristige Erschöpfung zu verhindern.
Wird dies nicht berücksichtigt, kann der
Patient wohl eine 100%-ige Arbeitsfähigkeit erreichen, leistet dann aber alle
notwendigen Therapien in seiner Freizeit
und hat dadurch auf die Dauer zu wenig
körperliche Erholungszeit und auch zu
wenig Zeit für ausgleichende soziale
Kontakte und Aktivitäten.
Selbstverständlich beziehen wir beim
spastischen, stärker mobilitätsbehinderten bzw. komplett gelähmten Patienten
den vermehrten Zeitaufwand für die Anreise zum Arbeitsort, die Körperpflege
und das Blasen-/Darm-Management in
die Festlegung der Arbeitszeit zusätzlich
mit ein.
Etwas anders geartet ist die Berücksichtigung der sich durch die Dauer der Lähmung kontinuierlich akkumulierenden
Probleme 15 am Bewegungsapparat,
wie sie durch die dauernde Überbelastung entstehen: Schulterschmerzen,
Interna
Sehnenirritationen bis hin zu RotatorenManschetten-Läsionen, chronisches Cervicalsyndrom, Ulnaris-Neuropathie, CTS
etc. Hier versuchen wir durch regelmäßige Ueberprüfung der Hilfsmittel, der
Ergonomie am Arbeitsplatz, aber durch
wiederholte Wohnungsabklärungen, die
Anzahl der Belastungssituationen zu reduzieren und die Funktionsfähigkeit so
lange als möglich voll zu erhalten.
Mit der Erhebung und Auswertung der
Jahreskontrolle, wie wir sie in der Folge
ausführen, wird es nun möglich sein,
diese aus der klinischen Beobachtung
getroffenen Maßnahmen systematisch
zu evaluieren und deren Wirksamkeit zu
überprüfen.
Abbildung der paraplegiologischen
Standortbestimmung nach ICF
Mit dem ICF (International Classification
of Functioning, Disability and Health),
der WHO-Sprache zur Klassifikation von
Behinderungen 16, steht uns erstmals
eine internationale Sprache und ein
Rahmenkonzept zur Verfügung, die es
erlauben, die verschiedenen Aspekte der
Querschnittlähmung so zu erfassen, dass
ihre Veränderung im Langzeitverlauf
standardisiert abgebildet und auch zwischen verschiedenen Zentren verglichen
werden kann 17.
Damit ist die Grundlage zu einer Datenbasis geschaffen, die es erlaubt, die
sich aus der klinischen Arbeit bei der
Langzeitbetreuung ergebenden interessanten Fragestellungen für weiterführende wissenschaftliche Untersuchungen nutzbar zu machen.
Allerdings müssen dazu aus der Fülle der
Kategorien diejenigen herausgesucht
wer­den, die notwendig sind, um den Gesundheits- und Rehabilitationszustand
eines querschnittgelähmten Patienten
abzu­­bilden und im Verlauf zu beurteilen 18.
Mit dem Ziel, einen solchen Katalog von
Kategorien zu definieren, haben wir aus
den regelmäßigen Fachtreffen der 3
deutschsprachigen Querschnittzentren
der Schweiz - Basel, Nottwil und Balgrist
- im Jahr 2005 eine Arbeitsgruppe „Erfassung des Langzeitverlaufs nach ICF“
gegründet 19; das Ergebnis dieser Arbeit
ist in unserem Buch „Vorsorge und Nachsorge“ eingehend dargelegt. Wir haben
aus dem Gesamtkatalog von ca. 1500
Kategorien diejenigen 180 Kategorien
ausgewählt, die wir zur umfassenden
Abbildung eines Menschen mit Querschnittlähmung und der verschiedenen
Aspekte seines Gesamtzustandes benötigen. Erfreulicherweise erreichten wir
mit dieser Vorarbeit eine hohe Übereinstimmung von >90% mit dem 2 Jahre
später publizierten Coreset SCI Langzeit
der WHO. Mithilfe dieser Kategorien bilden wir also den Gesamtzustand unserer
PatientInnen nach ICF ab.
Das elektronische Tool zur Erfassung der Informationen
– die graphische Darstellung als Basis der
partnerschaftlichen Patientenberatung
Zusammen mit unseren Informatikern
haben wir ein elektronisches Tool entwickelt, das die Eingabe der Informationen
und die Gewichtung nach Vorgaben der
WHO erlaubt. Aus den Daten resultiert
die graphische Darstellung der drei
Hauptbereiche der ICF, nämlich Körperfunktion, Aktivität und Partizipation sowie Umweltfaktoren.
Auf Basis dieser Graphik führen wir am
Ende der Jahreskontrolle die differenzierte und individuelle Beratung des Patienten durch, klären über die Befunde
und die zugehörigen Behandlungsoptionen im Einzelnen auf, um dann mit
dem Patienten gemeinsam die Ziele und
Massnahmen bis zur nächsten medizinischen Kontrolle festzulegen. Der Patient erhält direkt im Anschluss an dieses
Gespräch einen Ausdruck der Graphik
einschließlich unserer ärztlichen Beurteilung und der gemeinsam vereinbarten
Ziele und Massnahmen sowie deren Terminierung.
Publikation unseres Konzeptes zu Nachsorge und
Vorsorge s. Beilage:
1. Originalartikel Spinal Cord, 2011
Long-term follow-up of patient with spinal cord injury
with a new ICF-Tool“
R Spreyermann, H Lüthi , F Michel, ME Baumberger, M
Wirz, M Mäder
Spinal Cord (2011) 49, 230 -235.
2. Buch „Vorsorge und Nachsorge“ als pdf-Datei
(inkl. Nachweis der Literatur als Basis für die Präventionsempfehlungen und die ICF-Dokumentation)
Verwendete Literatur:
A. Literatur zum Thema Nachsorge
1 Mäder M., Spreyermann R.
Lebenslange Nachbetreuung bei Menschen mit Querschnittlähmung – das Leben zu Hause.
Managed Care (2004) 2, 22-25
2 Spreyermann R., Mäder M., Curt A., Dietz V., Baumberger
M., Michel F.,
Jahreskontrollen Paraplegie/Tetraplegie – Konsensus der
drei deutsch-schweizerischen Paraplegikerzentren,
(2004), nicht publiziert
3 Dunn M., Love L., Ravesloot C.,
Subjective health in spinal cord injury after outpatient
healthcare follow-up.
Spinal Cord (2000) 38, 84-91
4 Bloemen-Vrencken J.H.A., de Witte L.P., Post M.W.M.,
Follow-up care for persons with spinal cord injury living in
the community: a systematic review of interventions and
their evaluation.
Spinal Cord (2005) 43, 462-475
5 Vaidyanathan S., Singh G., Soni B.M., Hughes P.L., Mansour P., Bingley J., Sett P.,
Do spinal cord injury patients always get the best
treatment for neuropathic bladder after discharge from
regional spinal injuries centre?
Spinal Cord (2004) 42, 438-442
6 Dryden D.M., Saunders L.D., May L.A., Yiannakoulias N.,
Schopflocher D.P., Voaklander D.C.
Utilization of health services following spinal cord injury:
a 6-year follow-up study
Spinal Cord (2004) 42, 513-525
7 Cox R.J., Amsters D.I., Pershouse K.J.,
The need for a multidisciplinary outreach service for people with spinal cord injury living in the community.
Clin Rehabil (2001) 15, 600
B. Literatur zum Thema Aging
8 Krause JS, Crewe NM,
Chronologic age, time since injury, and time of measurement: Effect on adjustment after spinal cord injury.
Archives of Physical Medicine and Rehabilitation (1991)
2: 91-100
9 Krause JS, Broderick I,
A 25-year longitudinal study of the natural course of
aging after spinal cord injury. Spinal Cord (2005) 43:
349-356
10 McColl MA, Arnold R, Charlifue S, Glass C et al.,
Aging, spinal cord injury, and quality of life: structural
relationships.
Archives of Physical Medicine and Rehabilitation (2003)
84: 1137-1144.
11 Pentland W, Walker J, Minnes P et al.,
Women with spinal cord injury and the impact of aging.
Spinal Cord (2002) 40: 374-387.
DMGP Informationsblatt
15
Interna
12 McColl MA, Charlifue S, Glass C et al.,
Aging, gender, and spinal cord injury.
Archives of Physical Medicine and Rehabilitation (2004)
85: 363-367.
Archives in Physical Medicine and Rehabilitation (2004)
85: 1567-1577.
13 Amsters DI, Pershouse KJ, Price GL, Kendall MB,
Long duration spinal cord injury: perceptions of functional change over time.
Disability and Rehabilitation (2005) 27: 489-497
16 World Health Organization WHO: ICF – International
Classification of Functioning, Disability and Health. Geneva; WHO Library Cataloguing-in-Publication Data (2001)
14 Beuret-Blanquart F, Boucand MH,
Vieillissement chez les blessés médullaires : Aging with
spinal cord injury.
Annales de réadaptation et de médecine physique (2003)
46 : 578-591
15 Liem NR, McColl MA, King W, Smith KM,
Aging with a spinal cord injury: factors associated with
the need for more help with activities of daily living.
C. Literatur zum Thema ICF
17 Stucki G., Ewert T., Cieza A.,
Value and application of the ICF in rehabilitation medicine.
Disability and Rehabilitation (2002) 24(17), 932-938
18 Stucki G., Cieza A., Ewert N., Kostanjsek N., Chatterji S.,
Üstün T.B.,
Application of the International Classificaion of Functioning, Disability and Health (ICF) in clinical practice.
Disability and Rehabilitation (2002), 24(5), 281-282
19 Luethi H.,
Entwicklung einer Checkliste für die Erfassung von Langzeitverläufen bei querschnittgelähmten Personen auf
Basis der International Classification of Functioning.
Disability and Health (2005), nicht publiziert
D. Literatur zum Thema Prävention
allgmeine Richtlinien Innere Medizin 2008 und speziell
bei Menschen mit Querschnittlähmung, Recherche
Literaturzusammenstellung zu den verschiedenen Kapiteln
der allgemein anerkannten medizinischen Präventionsmaßnahmen 2008: siehe. Buch „Vorsorge und Nachsorge“
Kapitel 2, Literaturrecherche 1-17, Seiten 15-63:
• Empfehlungen zur Prävention aus Sicht der Inneren
Medizin,
• Empfehlungen zur Prävention bei Querschnittlähmung
• Literaturrecherche zu den häufigsten Komplikationen
bei Querschnittlähmung
Die Preisträger
Dr. med. R. Spreyermann,
REHAB Basel
Nach einer Pharmakologielaborantenlehre und einem Jahr
Krankenschwesternschule studierte Dr. Regula Spreyermann
Medizin in Basel, erlangte 1985
das Staatsexamen und 1995
den Facharzttitel Innere Medizin. Seit 1997 arbeitet sie im
REHAB Basel in der ambulanten
Betreuung von Menschen mit Querschnittlähmung und übernahm ab Mitte 1998 eine leitende Funktion dort. Seit 2005 ist
sie als Leitende Ärztin in weiteren klinikübergreifenden Aufgaben einbezogen und hat eigene Projekte übernommen, aktuell mit Schwerpunkt Nachsorge, ICF und elektronisches Krankenhausinformationssystem.
H.J. Lüthi, MPH, REHAB Basel
Nach der Ausbildung zum Physiotherapeuten am Kantonsspital Basel (1995) arbeitete
Hansjörg Lüthi als Physiotherapeut im REHAB Basel mit querschnittgelähmten und hirnverletzten Menschen.
In den folgenden Jahren bildete er sich an Fachhochschule Gesundheit, Fachrichtung
Therapiewissenschaften (2000),mit einem interuniversitären
Nachdiplomstudium zum Master of Public Health MHP (2006)
und einem Executive Master of Business Administration EMBA
(Frühjahr 2012) weiter.
Als Gründungsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für
Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen (SQMH) ist er
16 DMGP Informationsblatt
Mitglied des Vorstands und leitet deren Geschäftsstelle.
Im REHAB Basel leitet er seit 2001 das Qualitätsmanagement,
2007 übernahm er zusätzlich die Verantwortung für die Studienkoordination.
Sein wissenschaftliches Interesse gilt den Assessments, dem
interdisziplinären Zielsetzungsprozess, der ICF und der patientenzentrierten Behandlung, worüber er u.a. auch im Spinal
Cord und verschiedenen Büchern publizierte.
Dr. med. F. Michel,
Paraplegikerzentrum Nottwil
FMH Innere Medizin spez. Pneumologie, Tauchmedizin SUHMS
Nach dem Medizinstudium und
Staatsexamen in Basel erfolgte
die Weiterausbildung zum
Facharzt FMH Innere Medizin
und Pneumologie bis 1990.
Seit Eröffnung des Schweizer
Paraplegiker Zentrums in Nottwil 1990 Konsiliararzt für Pneumologie am Zentrum, daneben
eigene Praxistätigkeit in Luzern mit Belegarzttätigkeit in der
Klinik St. Anna, Luzern , Kantonsarztstellvertreter und Amtsarzt
in Luzern. Seit 2002 Chefarzt des Ambulatoriums des Schweizer
Paraplegiker Zentrums Nottwil.
Präsident der Arbeitsgruppe Heimventilation der Schweiz. Gesellschaft für Pneumologie. Als Tauchmediziner SUHMS, Vorstandsmitglied und Vizepräsident der Schweiz. Gesellschaft für
Unterwasser- und Hyperbarmedizin.
Das Interesse gilt der Optimierung der Langzeitbetreuung von
Querschnittgelähmten mit dem Schwergewicht auf das Spezialgebiet aller Aspekte der Atmung und Atemunterstützung.
Interna
Dr. med. M. Baumberger, Paraplegikerzentrum Nottwil
Nach seinem Studium der Humanmedizin an der Università
degli Studi di Milano (Italien)
und an der Universität Zürich spezialisierte sich Michael Baumberger als Facharzt
für Physikalische Medizin und
Rehabilitation. Im Weiteren
erlangte er die Fähigkeitsausweise für Interventionelle Schmerztherapie, Manuelle Medizin
und Notarzt. Seit 1994 engagierte er sich klinisch und wissenschaftlich für die Rehabilitation von querschnittgelähmten
Menschen.
Seit 2004 ist er Chefarzt Klinik im Schweizer Paraplegiker Zentrum Nottwil. Er ist aktives Mitglied von nationalen und internationalen Fachgesellschaften und Vorstandsmitglied der
schweizerischen Gesellschaft für Physikalische Medizin und
Rehabilitation.
Prof. Dr. med. Armin Curt,
Paraplegikerzentrum Balgrist
Nach Approbation zum Arzt
1987 in Köln erfolgte eine Ausbildung zum Facharzt für Neurologie an der Universität Köln.
Seit 1993 klinische Ausbildung
im Schweizerischen Paraplegikerzentrum Balgrist und 1999
erfolgte die Habilitation im Bereich Neurotraumatologie mit Schwerpunkt Querschnittlähmung an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich.
2005 Berufung zum Professor für „Clinical SCI Research“ an
der University of British Columbia in Vancouver, Kanada, und
Co-Direktor des Research Institute ICORD. 2009 Berufung zum
Professor für Paraplegiologie und Direktor des Paraplegiker-
zentrum Balgrist an der Universität Zürich. Die klinischen und
Forschungsinteressen konzentrieren sich auf neue Rehabilitationskonzepte und Therapien sowie die internationale Vernetzung der klinischen Forschung, wie z. B. anhand des klinischen
europäischen Netzwerkes für Querschnittlähmung (European
Multicenter Study in Spinal Cord Injury: EM-SCI).
M. Wirz, MSc, Paraplegikerzentrum Balgrist
Arbeitet als Physiotherapeut im
Paraplegikerzentrum der Universitätsklinik Balgrist in Zürich.
Zu seinen Aufgaben zählen die
organisatorische und fachliche
Leitung der Physiotherapie,
welche eng mit der angegliederten
Forschungsabteilung
des Paraplegikerzentrums (Prof.
A. Curt) zusammenarbeitet. Die Projekte befassen sich mit der
Evaluation rehabilitativer Assessments oder physiotherapeutischen Interventionen wie z.B. dem Lokomotionstraining.
Dr. med. M. Mäder,
Paraplegikerzentrum Basel
Dr. Mark Mäder studierte Medizin an der Universität Bern.
Als Facharzt für Innere Medizin
war er als Oberarzt und Chefarztstellvertreter der Abteilung
für Geriatrie und Rehabilitation
im Kantonsspital Bruderholz
(Dr. Estapé) tätig. Im Schweizerischen Paraplegikerzentrum Basel fungierte Mäder als Oberarzt, seit 1990 ist er dort in der Position des Chefarztes.
Von 1998-2005 war Mäder Vorsitzender der DMGP.
DMGP Informationsblatt
17
Interna
LUDWIG GUTTMANN PREIS der DEUTSCHSPRACHIGEN
MEDIZINISCHEN GESELLSCHAFT FÜR PARAPLEGIE E.V. 2011
Kognitive Bewertung, Copingstrategien
und ihre Wirkung auf die Bewältigung von
Querschnittlähmung:
Eine psychologische Multi-Center-Längsschnitt-Studie.
Dr. Peter Lude, Prof. Dr. Paul Kennedy, Dr. Magnus L. Elfström
D
iese Studie untersucht psychologische Aspekte des Bewältigungs­
prozesses bei Querschnittlähmung.
Dabei erachteten die Autoren
folgende Eckpfeiler für wichtig: Längsschnittstudie über zwei Jahre mit
möglichst unmittelbarem Beginn der
Untersuchung nach Eintritt der Querschnittlähmung; genügend großes Patienten Sample, damit komplexe statistische Auswertungen als stabil gelten
können; eine umfassende Fragebogenbatterie mit bewährten, standardisierten
Fragebögen, die vor allem auch Schlüsse
auf die nicht sichtbaren Prozesse der
Bewältigung zulassen; Einbezug von nahen Bezugspersonen; Referenzgruppen;
Einbezug mehrerer Kliniken und Länder.
Die Planung der Studie begann im April
2005, die Datenerhebung im August
2006. Der Abschluss der Datenerhebung
erfolgte im Juni 2009. In die Studie eingeschlossen waren 384 Probandinnen
und Probanden sowie 16 Paraplegikerzentren in Deutschland, Großbritannien,
Irland, Österreich, Schweden und der
Schweiz. Die 4 Messzeitpunkte: sechs
Wochen, 12 Wochen, ein Jahr und zwei
Jahre nach Eintritt der Querschnittlähmung.
Die Studie verfolgt zwei Ziele:
18 DMGP Informationsblatt
Erstens geht es um die Verifizierung
der Ergebnisse (Lude P., 2002, Lude Y.,
2002), die im Jahre 2004 den Ludwig
Guttmann-Preis erhalten hatten. Nimmt
man diese Ergebnisse ernst, dann entsprechen sie einer kopernikanischen
Wende. Nicht die Sonne dreht sich um
die Erde, sondern die Erde um die Sonne. Diese Wahrnehmungstäuschung
übertragen auf die Studienergebnisse
und somit die Rehabilitation bedeutet:
Nicht das augenfällig Wahrnehmbare
– der beeindruckende querschnittgelähmte Körper – ist für die Bewältigung
der Querschnittlähmung entscheidend,
sondern die nicht augenfälligen (nicht
auf Anhieb wahrnehmbaren) psychischen Prozesse: Die Querschnittlähmung beeindruckt durch die körperliche
Schädigung und deren teils lebensbedrohlichen Folgeerscheinungen. Psychisch laufen aber unsichtbare, starke
Prozesse ab, welche durchaus (bereits
mit Einsetzen der Verletzung) zu einer
Stärkung der Person führen (können).
Das leuchtet unmittelbar ein, wenn man
sich vergegenwärtigt, dass besonders
ausgeprägte Eigenschaften oder Fähigkeiten benötigt werden, um mit einer
solch fordernden Situation, wie sie eine
Querschnittlähmung darstellt, gewandt
umgehen zu können/müssen. Wir wollen explizit darauf hinweisen, dass vielfäl-
tige Reaktionen nach Eintritt einer Querschnittlähmung möglich sind, negative
wie positive. Ebenso ist die Bewältigung
jeweils individuell. Sie kann auch ganz
anders verlaufen. Es handelt sich bei den
Analysen um Mittelwerte.
Zweitens sollten diese starken, wie
auch die schwächenden, psychischen
Prozesse nach Möglichkeit verstehbar
gemacht werden. Damit verbundenen
sollte auch Wissen über die Vorhersagbarkeit psychologischer Aspekte für die
Bewältigung gewonnen werden. Dazu
die folgenden beispielhaften Ergebnisse
(es ist in diesem Rahmen nicht möglich,
alle Ergebnisse zu nennen):
Ergebnisse
Die Ergebnisse aus dem Jahre 2002, welche 2004 mit dem Ludwig GuttmannPreis aus-gezeichnet wurden, konnten
vollumfänglich bestätigt werden. Somit
kann die Metapher eines Airbags – sie
beschreibt die Freisetzung bzw. Entwicklung starker psychischer Kräfte nach
Eintritt der Querschnittlähmung zuerst
als Überlebensreaktion und dann als
Übergang zur längerfristigen Bewältigung – aufrechterhalten werden. Die
Angehörigen beziehungsweise nahe
Bezugspersonen zeigen wiederum diejenigen Stressreaktionen auf die bela-
Interna
stende Situation, die eigentlich von den
Menschen mit Querschnittlähmung
erwartet würden. Allerdings, und das
ist sehr erfreulich, werden diese stressbedingten Reaktionen schon beim 2.
Messzeitpunkt, also nach 12 Wochen bis
hin zu einem Jahr, im Gegensatz zu 2002
durchschnittlich deutlich vermindert,
weil, so ergaben unsere Nachforschungen, die meisten Paraplegikerzentren
nach Bekanntwerden der Resultate von
2002 im Jahr 2004 damit begonnen hatten, auch die Angehörigen vermehrt und
besser zu betreuen, obwohl sie nicht im
eigentlichen Sinne als Patienten gelten.
Dieses unmittelbare Ernstnehmen und
Umsetzen von Forschungsergebnissen
in die Praxis durch die Kliniken wirkt für
die Forschenden besonders motivierend
und soll hiermit bestens verdankt sein.
(Für weitere Ausführungen siehe www.
dmgp.at -> L. Guttmann-Preis -> 2004)
Der Airbag-Effekt als Metapher graphisch dargestellt:
Da der Eintritt einer Querschnittlähmung
ein spektakuläres und Schock auslösendes
Ereignis ist, bei dem die körperliche Verfassung unterschiedlich, aber in jedem Fall
deutlich unter die Norm fällt – der Mensch
im wahrsten Sinne des Wortes durch Mark
und Bein erschüttert wird – wird wie selbstverständlich eine eben solche Erschütterung der psychischen Verfassung angenommen.
Illustration 1: Erwartete Reaktion nach
einer Querschnittlähmung


NORM
}

übersehen werden. Der plausibelste Grund
dafür: die überwiegende Tragik! Die psychischen Prozesse sind unsichtbar, aber dennoch kraftvoll. In ihrer gelegentlichen Ausdrucksweise meist so sehr irritierend, dass
sie gerne medikamentös (weg)behandelt
anstatt verstanden werden. Dies kommt
allerdings einer Schwächung der verletzten Personen gleich, denn konstruktive Copingstrategien werden dadurch ebenso in
ihrer vollen Ausprägung gemindert.
Mit anderen Worten: Verschluckt sich jemand beim Trinken eines Glas Wassers,
dann wird er unwillkürlich husten und
nach Luft schnappen (es wäre falsch, den
Husten zu behandeln). Er wird sich kaum
überlegen, dass das Wasser nun in seine
Lunge läuft, das Atmen kaum mehr möglich ist und somit das Leben überhaupt keinen Sinn mehr hat.
Suizidalität, wenn sie denn auftritt, ist sicher ein nachgeordneter Prozess. Die primären Prozesse sind unmittelbar lebenserhaltende und auf das Überleben gerichtete,
starke (!) Reaktionen, wenn auch unsichtbar. Diese psychischen Reaktionen, da
starke Überlebensmechanismen und somit
Ausnahmereaktionen, lassen mit der Zeit
wieder etwas nach. Da das Leben mit einer
Querschnittlähmung aber besondere Anforderungen stellt und immer eine gewisse
Bedrohung des Lebens spürbar bleibt, bleiben auch diese Prozesse in reduzierter Form
wach. Es gilt nun diese Prozesse während
der Rehabilitation sorgfältig zu verstehen
und für das Leben nach der Rehabilitation fruchtbar zu machen, sozusagen in
die lebenslange Bewältigung überzuführen und sie damit für das Leben mit einer
Querschnittlähmung konstruktiv wachzuhalten. Mit der Tragik alleine überlebt man
nicht.
Illustration 2: Airbag-Effekt
Rehabilitation und soziale Integration
Ψ

}
NORM
Dieser selbstverständlichen Annahme stehen aber nichtsdestoweniger starke psychische Prozesse diametral entgegen. Diese
psychischen Prozesse konnten mit den beiden Studien erstmals empirisch belegt und
somit sichtbar gemacht werden. Es handelt
sich dabei um subtile, lebenszuwendende
psychische Prozesse, die systematisch



Rehabilitation und soziale Integration
psychischen Reaktionen quasi als Gegenreaktion zu der körperlichen Bedrohung
durch die Querschnittlähmung und deren
langsames abnehmen während der Rehabilitation.)
Die Mittelwerte der Reaktionen der Angehörigen beziehungsweise nahen Bezugspersonen auf die Querschnittlähmung der
Studie 2009 im Vergleich zu 2002 unterscheiden sich nicht merklich. Die stressbezogenen Reaktionen sind sehr erhöht, die
Mobilisierung von psychischen Ressourcen,
die sehr wahrscheinlich stattfindet, liegt
im Bereich der Allgemeinbevölkerung, das
heißt sie vermag nicht überdurchschnittlich zu wirken. Die Angehörigen beziehungsweise nahe Bezugspersonen zeigen
also jene stressbezogenen Reaktionen, die
man von den Menschen mit Querschnittlähmung erwarten würde.
Die körperliche Verletzung und somit die
unmittelbare Lebensbedrohung scheinen
viel stärkere psychische Reaktionen im
Sinne einer Überlebensreaktion auszulösen als nur die direkte Betroffenheit ohne
körperliche Verletzung, was unmittelbar
einleuchtet. Der direkte Überlebenskampf
scheint belebender als die Ohnmacht der
Angehörigen beziehungsweise nahen Bezugspersonen.
Im Unterschied zu 2002 werden die Stressreaktionen durch die vermehrte Betreuung
der Angehörigen beziehungsweise nahen
Bezugspersonen durch die Kliniken deutlich abgefedert, was auch den Patienten
mit Querschnittlähmung zugute kommt.
Da die Rehabilitation ein systemischer
Prozess ist, bei dem es sehr auf das Zusammenwirken von Patient/in und Angehörigen ankommt, überrascht dieses Ergebnis
keineswegs, sondern erfreut durch seine
empirische Bestätigung. Die Angehörigen
beziehungsweise nahen Bezugspersonen
gewinnen meist ebenfalls an Stärke, sofern
sie der Situation nicht ausweichen, denn
sie müssen dann einen ähnlich fordernden
Anpassungsprozess wie die Menschen mit
Querschnittlähmung leisten. Für ein gutes
Gelingen scheint die Gleichwertigkeit in der
Beziehung entscheidend zu sein.
(Illustration 2 zeigt schematisch die starken
DMGP Informationsblatt
19
Interna
Aus unserer Sicht haben es die Angehörigen
beziehungsweise nahen Bezugspersonen
von Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma
sehr viel schwerer, weil die Kommunikation stark eingeschränkt ist und somit die
längerfristige Gleichwertigkeit in der Beziehung zwangsläufig eine Änderung erfährt. (Illustration 3 zeigt die Reaktionen
der Angehörigen beziehungsweise nahen
Bezugspersonen von Menschen mit Querschnittlähmung.)
Illustration 3: Reaktion Angehöriger bzw.
naher Bezugspersonen auf die
Ψ
Querschnittlähmung

NORM
}

Ψ
Der Nachweis des Airbag-Effekts:
Der hauptsächliche Nachweis des AirbagEffekts mit dem SOC (Sense of Coherence;
Kohärenzgefühl) und der IES (Impact of
Event Scale; Subskala Intrusion) im Vergleich 2002 und 2009. Das Kohärenzgefühl
ändert sich gemäß Theorie bei einer erwachsenen Person nicht mehr. Durch den
Eintritt der Querschnittlähmung wird der
Mittelwert des SOC bei den Menschen mit
Querschnittslähmung stark erhöht. Das
ist aussergewöhnlich und positiv zu werten. Intrusionen gelten als Symptom einer
stressbezogenen, belastenden Reaktion:
SCI Pat = Menschen mit Querschnittlähmung; Gen Pop = Allgemeinbevölkerung;
20 DMGP Informationsblatt
SCI C Per = Angehörige bzw. nahe Bezugspersonen von Menschen mit Querschnittlähmung; BI C Pers = Angehörige von Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma.
Hierarchische Regressionsanalysen zeigen, dass mit den Variablen Alter, Kohärenzgefühl, der kognitiven Bewertung
“Verlust“, der Bewältigungsstrategie “sich
auf andere abstützen“ (social reliance)
nach einem Jahr 37,7 % der Varianz von
Angst, gemessen mit dem HADS (Hospital Anxiety and Depression Scale),
und zusätzlich mit der Variable Bewältigungsstrategie “Akzeptieren“ 66,5 %
von Depression, ebenfalls gemessen mit
dem HADS, und 61,8 % der Varianz des
psychischen Wohlbefindens, gemessen
mit dem WHOQOLBref, aufgeklärt werden konnten. Das heißt also, der Blick
auf diese fünf Variablen kann einiges an
Angst und sehr viel an Depression und
psychischer Lebensqualität nach einem
Jahr Querschnittlähmung erklären. Dieses Ergebnis ist für die Klinik und die Praxis der Rehabilitation von Bedeutung.
Die Studie untersucht außerdem den
Beitrag kognitiver Bewertungen und Copingstrategien zu Beginn der Rehabilitation für die motorische funktionale Unabhängigkeit (motorisch fim) nach der
Rehabilitation, das heißt ein Jahr nach
Eintritt der Querschnittlähmung. Diejenigen, die Autonomie und Unabhängigkeit infolge der Querschnittlähmung
aufgeben, indem sie sich auf andere
abstützen (= ungünstige Bewältigungsstrategie) und sich hilflos fühlen, zeigen
schlechtere Rehabilitationsergebnisse
als die­jenigen, die versuchen (jeweils im
Rahmen ihrer Möglichkeiten) selbstständig zu werden und sich anspruchsvolle
Ziele zu setzen.
Eine weitere Analyse mittels strukturellen Gleichungsmodellen zeigte, dass
sich die kognitive Bewertung “Verlust“
und “sich auf andere abstützen“ sogar
zwei Jahre nach Eintritt der Querschnittlähmung auf die motorische funktionale
Unabhängigkeit negativ auswirken. Ein
hohes Kohärenzgefühl und eine als günstig wahrgenommene Handhabbarkeit
der Situation bereits sechs Wochen nach
Eintritt der Querschnittlähmung wirken
sich dagegen günstig aus. Das wurde für
den Schweregrad der Verletzung kontrolliert, gilt also unabhängig davon.
Für weitere Ergebnisse sei auf die angegebene Literatur verwiesen.
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Bewertung, Copingstrategien und ihre Wirkung auf die
Bewältigung von Querschnittlähmung: erster zusammenfassender Überblick der Ergebnisse einer MultiCenterLängsschnitt Studie. Vortrag an der 24. Jahrestagung der
Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie DMGP, Bad Wildbad, Deutschland, 27. Mai 2011.
Lude P, Kennedy P, Elfström ML, Ballert CS. FIM and
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Cross Sectionally: But FIM predicts Satisfaction with Quality of Social Support in the Long Term Perspective. Poster
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Psychologists Association), Barcelona, Spain, May 2011.
(Artikel in Vorbereitung)
Lude P, Kennedy P, Elfström ML, Ballert CS. Quality of
life in spinal cord injury rehabilitation: A longitudinal
multi-centre-study. Poster presented at the ESPA-Meeting
(European Spinal Psychologists Association), Barcelona,
Spain, May 2011. (Artikel in Vorbereitung)
Lude P, Kennedy P, Elfström ML. Replication of the airbag
effect. Poster presented at the ISCoS-Meeting (International Spinal Cord Society), Florence, October 2009. (Artikel
in Vorbereitung)
Lude P, Kennedy P, Evans M, Lude Y, Beedie A. Post
traumatic symptoms following spinal cord injury: a
comparative review of British and Swiss samples. Spinal
Cord 2005,43:102–108.
Die Preisträger
Danksagung
Wir möchten uns bei allen herzlich bedanken, die an der
Durchführung der Studie beteiligt waren: Bei den Patientinnen und Patienten, den nahen Bezugspersonen der
Menschen mit Querschnittlähmung sowie den nahen Bezugspersonen der Menschen mit Schädelhirnverletzung,
den Psychologinnen* und Psychologen* der insgesamt
16 Paraplegikerzentren* sowie deren ärztlichen Leitungen und Direktorien, den lokalen Ethikkommissionen
und dem Stoke Mandeville Hospital sowie der Schweizer
Paraplegiker Forschung für die finanzielle Unterstützung.
*Namentlich (Reihenfolge zufällig): Schweizer Paraplegiker Zentrum Nottwil (Astrid König, Nadira Abes,
Markus Meyerhans), Paraplegikerzentrum der Uniklinik
Balgrist Zürich (Petra Dokladal, Daniel Stirnimann), REHAB
Zentrum für Querschnittgelähmte und Hirnverletzte
Schweizeri-sches Paraplegikerzentrum Basel (Isabelle
Dreyfus, Hansjörg Lüthi), Stoke Mandeville Hospital
National Spinal Injuries Centre (Paul Kennedy), Rehabilitationszentrum Häring der AUVA (Wilhelm Strubreither),
Rehabilitationszentrum Tobelbad der AUVA (Sonja Lienhardt Kipperer, Sabine Rosmann Strimitzer), Unfallkrankenhaus Berlin (Cordula Bergner, Andreas Niedeggen,
Anna Hildebrandt), Werner Wicker Klinik Bad Wildungen
(Jörg Eisenhuth), Bavaria Klinik Kreischa (Ines Rössler),
National Rehabilitation Hospital Dublin (Maeve Nolan),
Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannstrost Halle/Saale (Barbara Schulz, Utz Ullmann), BG Unfallkrankenhaus Hamburg (Martina Neikes, Simone Kues), Stiftung
Orthopädische Uniklinik Heidelberg (Bärbel Drzin
Schilling), Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke (Susanne
Föllinger), Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau
(Johanna Arneth Graf ), Rehabilitation Centre Lund (Magnus L. Elfström). Koordination der deutschsprachigen
Paraplegikerzentren: Peter Lude. Gedankt sei ebenfalls
den Assistentinnen und Assistenten Carolina S. Ballert,
Brigitte Baxter, Dr. Peter Glatz, Dr. Yvonne Lude, Sandhu
Navtej, Emilie Smithson, Ursula Scott Wilson, Linda Hall.
Dr Magnus Elfström, Dr Peter Lude, Professor Paul Kennedy
Dr Magnus Elfström,
Mälardalen University, Sweden
Magnus Elfström is a senior lecturer in
psychology and licensed psychologist.
Previously, Dr Elfström was a research
assistant at the Health Care Research
Unit, Institute of Medicine, Sahlgrenska Academy at Göteborg University.
He also was a guest lecturer at various
courses in the Department of Psychology and the Institute of Odontology at
Göteborg University.
Dr Elfström became a licensed psychologist in 1999, and then worked with
assessment of chronic pain and fatigue
at the National Hospital of Insurance as
well as at a Public Dental Service Clinic.
The work at the Public Dental Service
also included assessment and treatment of people with severe dental fear.
Furthermore, Dr Elfström has had consulting assignments as clinical supervisor in psychology at the diabetes clinic
at the Sahlgrenska University Hospital
DMGP Informationsblatt
21
Interna
and has repeatedly been an external
evaluator of psychological and multiprofessional treatments in public primary care.
In 2003, Magnus Elfström was awarded
a PhD at Göteborg University. His thesis dealth with coping strategies and
health-related quality of life in persons
with traumatic spinal cord lesion.
In teaching, Dr Elfström is currently
involved in courses at undergraduate levels, mainly in health psychology,
conversational skills and supervision
of essays. In research, Dr Elfström takes
part in projects regarding measurement of psychological health in primary
health care settings, as well as coping
strategies in dental fear and in spinal
cord lesion.
Dr Peter Lude,
the Swiss Paraplegic Research &
Swiss Paraplegic Centres, Switzerland
Dr Peter Lude works in his private practice as a psychological psychotherapist
in Bad Zurzach, Switzerland. He is a lecturer in rehabilitation psychology at the
Zurich University of Applied Sciences
(zhaw), School of Applied Psychology,
and involved in national and international research projects.
In 1984, Dr Peter Lude had a swimming
accident resulting in a high spinal cord injury. After one year of rehabilitation in the
Swiss Paraplegic Centre Basel, he studied
clinical psychology, social psychology
and psychopathology at the University
of Bern. Following his studies he completed a four-year postgraduate course in
cognitive-behavioural and interpersonal
psychotherapy at the University of Bern
to get his license to lead a private practice. He is also licensed in clinical hypnosis
and well trained in the person-centered
approach and a member of the respective professional associations.
22 DMGP Informationsblatt
He supervises postgraduate psychotherapy students, psychotherapists as well
as rehabilitation psychologists. His research is confined to the psychological
aspects of the adjustment and coping
process to spinal cord injury. His motivation to investigate this process stems
from his personal experience as a rehabilitation patient and from the demanding
process of integration into the society. In
2002 he obtained a PhD at the University
of Bern. Since 2003 he has been a member of the advisory board of the Manfred
Sauer Foundation, Germany, who is specialising in the empowerment of people
with spinal cord injury. In 2004, he was
awarded the Ludwig Guttmann-Prize by
the Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraplegie - DMGP e.V. (German Speaking Society for Paraplegia) for
an excellent scientific study. In the same
year, he became an affiliate faculty member of the Swiss Paraplegic Research and
Swiss Paraplegic Centre Nottwil. Dr Peter
Lude is a member of the municipal council where he is in charge of the social and
health department.
Professor Paul Kennedy,
National Spinal Injuries Centre, UK;
Oxford Doctoral Course in Clinical
Psychology, UK
Professor Paul Kennedy is Academic
Director of the Course, and Head of Clinical Psychology at Buckinghamshire
Hospitals NHS Trust, with specific clinical
responsibilities for the National Spinal
Injuries Centre at Stoke Mandeville Hospital. He studied at the University of Ulster and Queens University, Belfast and
has worked in clinical health psychology
since graduating from his clinical training in 1984. He has established clinical
health psychology services in a number
of areas. He has published over 70 scientific papers for peer-reviewed journals
and has been a contributor to a number
of book chapters and has co-edited the
Wiley Handbook of Clinical Health Psychology and is editing The Psychological
Management of Physical Disability. He is
an active researcher with a broad portfolio of research on adjustment, coping
with chronic illness and disabilities and
physical rehabilitation.
Professor Paul Kennedy serves on the
international editorial board of the journal of Clinical Psychology in Medical
Settings, Neuro-rehabilitation and Rehabilitation Psychology. He was elected
a Fellow of the British Psychological Society in 1999, served on the Committee
of the Division of Health Psychology, and
was made a Fellow of Harris Manchester
College, University of Oxford in 2001. He
is founding Chair of the Multidisciplinary
Association of Spinal Cord Injury Professionals. In 2002 he was awarded the Distinguished Service Award by the American Association of Spinal Cord Injury
Psychologists and Social Workers, and in
2005 was awarded a visiting Fellowship
to Australia by the New South Wales Government, Ministry of Science and Medical Research.
He became Professor of Clinical Psychology at the University of Oxford in 2006
and is an enthusiastic scientist practitioner who enjoys the interplay between
service provision, research and training.
In 2009 he was awarded the Chairman’s
Award (Buckinghamshire Hospitals NHS
Trust) as part of the National Spinal Injuries Centre CARF team.
Personalia
Rainer Abel
wird neuer 2. Vorsitzender
Schon mehrfach haben wir in unserem
Heft Herrn PD Dr. Rainer Abel vorgestellt,
zuletzt als Vizepräsidenten der ISCoS für
Europa und nun also als neuen 2. Vorsit-
Kerstin Rehahn
neue Kassenwartin
der Wertigkeit von Myelographie, Computertomographie und Kernspintomographie in der Diagnostik der Querschnittlähmung“ und erhielt die Note
„magna cum laude“
Quellennachweis: Nordbayerischer Kurier / Foto: Andreas Harbach
Rainer Abel ist Facharzt für Orthopädie
(27.2.1998), für „Physikalische und Rehabilitative Medizin“ (15.5.2002) und für
Unfallchirurgie (18.1.2006). Daneben hat
er zahlreiche Zusatzbezeichnungen
erworben, wie Chirotherapie, Rehabilitationswesen, spezielle Schmerztherapie,
verkehrsmedizinische Qualifikation und
Kinderorthopädie.
Die in Berlin geborene Ärztin übernimmt
zukünftig die Aufgabe der Kassenwartin
von Harald Burgdörfler.
Nach einer Fachschulausbildung zur
Physiotherapeutin an der Charitè Berlin
studierte sie in Leipzig und Erfurt Medizin und erhielt 1989 die Promotion
an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Seit 2005 arbeitet sie als Oberärztin im
Zentrum für Querschnittgelähmte der
Kliniken Beelitz.
Seit 2005 ist er in der Klinik Hohe Warte,
Bayreuth, Chefarzt der Klinik für Querschnittgelähmte und seit 2007 Chefarzt
der Klinik für Orthopädie.
Dr. med. Rainer Abel, Bayreuth
zenden der DMGP. Wir freuen uns außerordentlich, einen Mann in unserem Vorstand begrüßen zu können, der ein so
hohes internationales Ansehen genießt
und als Arzt und Wissenschaftler seit vielen Jahren die DMGP unterstützt.
Sein Lebenslauf macht seine Vielseitigkeit und stetige Weiterentwicklung
deutlich. In sein Medizinstudium, das
er im Rahmen eines Stipendiums der
Hanns Seidel Stiftung absolvierte, integrierte er verschiedene Auslandsstudienzeiten an der Dalhousie University in
Halifax (Canada) und der Tulane University in New Orleans und eine Famulatur
im Negros Oriental Provincial Hospital in
Dumaguete City (Philippines). Aber auch
während der Assistenzarztzeit in verschiedenen deutschen Kliniken suchte
er sein Wissen im Ausland zu erweitern
und verbrachte vier Monate an der University of California (San Diego).
Er promovierte mit der Arbeit „Vergleich
Für die DMGP ist Rainer Abel seit vielen
Jahren tätig: Die Verbindung der DMGP
zur ISCoS wird deutlich durch Rainer
Abel gestärkt. Im Oktober 2010 wurde
er in Dehli im Rahmen der ISCoS Mitgliederversammlung für den Zeitraum von
4 Jahren zum Vizepräsidenten Europa
(von insgesamt 6 Vizepräsidenten) gewählt. Auch im ISCoS e-Learning Projekt
ist er vertreten und für den Bereich „Prehospital and Acute Care of SCI Management“ nominiert. Die Kooperation der
DMGP mit EM-SCI und der neue Arbeitskreis EM-SCI wären ohne ihn sicher nicht
denkbar. Die konstituierende Sitzung
dieses Arbeitskreises fand während des
Jahreskongresses der DMGP 2011 in
Wildbad statt.
Auch unser Preiskomitee für den Ludwig-Guttmann-Preis verstärkt er nun
schon seit längerer Zeit.
Dr. med. Kerstin Rehahn, Kliniken Beelitz GmbH
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit
im Vorstand mit Rainer Abel.
Martina Neikes
DMGP Informationsblatt
23
Personalia
Rüdiger Rupp wird Wissenschaftlicher Beirat des
neuen Arbeitskreises EM-SCI
Rüdiger Rupp, geb. 14.05.1969, ist promovierter Diplomingenieur der Elektrotechnik und hat sein Studium mit der
Dr. - Ing. Rüdiger Rupp, Heidelberg
Vertiefungsrichtung
Biomedizinische
Technik an der Technischen Universität
Karlsruhe 1994 abgeschlossen.
Nach einer 2-jährigen Tätigkeit am Institut für Biomedizinische Technik und
Biokybernetik (Prof. Dr. G. Vossius) an
der Universität Karlsruhe, arbeitete er ab
1996 an der Stiftung Orthopädische Universitätsklinik in Heidelberg, wo er von
Prof. Dr. H.J. Gerner mit dem Aufbau und
der Leitung einer Forschungsabteilung
im Querschnittzentrum beauftragt wurde. Seit 2009 führt er seine Forschungsaktivitäten als Leiter der Abteilung für Ex-
24 DMGP Informationsblatt
perimentelle Neurorehabilitation an der
Klinik für Paraplegiologie (Direktor: Prof.
Dr. N. Weidner) des Universitätsklinikums
Heidelberg fort.
Herr Dr. Rupp ist seit der Gründung im
Jahr 2001 aktiv an der European Multicenter Study about Human Spinal Cord
Injury (EM-SCI) beteiligt. Im Rahmen
dieses Forschungsnetzwerks wurden
neurologische, funktionelle und neurophysiologische Verlaufsdaten von mittlerweile über 2.000 Frischverletzten in
der von ihm programmierten elektronischen Datenbank dokumentiert.
Herr Dr. Rupp ist Haupt- und Mitautor
von über 100 Veröffentlichungen. Er
ist Mitglied in der IEEE, IFESS, DGOOC,
DGBMT, VDE, DMGP, ISCoS und darüber
hinaus des Stiftungsrats der „DeutschSibirischen Gesundheitsstiftung (DESIGEST)“ und der „Deutschen Stiftung
Querschnittlähmung (DSQ)“.
Ihm wurde 2005 der Innovationspreis
zur Förderung der Medizintechnik des
Bundesministeriums für Bildung und
Forschung (BMBF) und im Jahr 2008 der
Konrad-Biesalski Preis der Deutschen
Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (DGOOC) sowie der
Forschungsförderpreis der DSQ verliehen.
Neben seinen beruflichen Verpflichtungen ist Dr. Rupp verheiratet und stolzer Vater zweier Kinder.
Sören Tiedemann neuer
Wissenschaftlicher Beirat des neuen Arbeitskreises Beatmung
Seine Ausbildung zum Krankenpfleger
absolvierte er im Marienkrankenhaus
Hamburg, zusätzlich machte er ein
Auslandspflegepraktikum in Grimsby
(Großbritannien). Seit 1998 ist er im
Querschnittgelähmten-Zentrum
des
BUK-Hamburg tätig, anfangs als Krankenpfleger, seit 2008 als stellvertretende
Sören Tiedemann
Stationsleitung und nach einer zweijährigen Fachweiterbildung als Atmungstherapeut. Seit 1999 arbeitet er zusätzlich als Dozent an Krankenpflegeschulen
zum Thema Pflege bei Querschnittlähmung. Seit 2004 führt er bundesweit
Fortbildungen zu den Themenkomplexen Heimbeatmung und Querschnittlähmung durch.
Personalia
Dr. Harald Burgdörfer in die passive Phase der
Altersteilzeit verabschiedet
Ralf Böthig jetzt Leitender Arzt der Neuro-Urologie im Querschnittgelähmten-Zentrum
Hamburg
Vor 30 Jahren - genau am 1. November
1981 - wurde bei vollständiger Inbetriebnahme des damals unter Prof. F.-W.Mei-
Dr. Ralf Bötig wuchs in Berlin auf, studierte nach dem Abitur dort ab 1979 Medizin
an der Humboldt-Universität und erhielt
alle Formen und Komplikationen von
neurogenen Blasenfunktionsstörungen
und der lebenslangen Nachsorge Querschnittgelähmter (Uro-Checks).
Es wurde auch frühzeitig diagnostisch
und therapeutisch das Thema der neurogenen Sexualfunktionsstörungen und
des Kinderwunsches querschnittgelähmter Männer und Frauen aufgegriffen, später auch als selbstverständliches
Thema in den modellhaft eingeführten
Patienten-Seminaren („Infogruppen“) allen Erstrehabilitanden vermittelt.
Dr. med. Ralf Bötig, BUK Hamburg
necke in einem imposanten Neubau auf
100 Betten erweiterten Querschnittgelähmten-Zentrums (QZ) mit Einstellung
von Dr. Harald Burgdörfer der personelle
Grundstein für den eigenen Fachbereich Neuro-Urologie gelegt. Burgdörfer
brachte als Facharzt hohe Standards sowie reichlich neuro-urologische Erfahrungen aus Murnau (dort seit 1976 mit
der Behandlung Querschnittgelähmter
befasst) mit, die er später durch zahlreiche Fortbildungen und Hospitationen
(u. a. in Bad Wildungen, Palo Alto und
Vallejo/California, Murnau) sinnvoll erweiterte.
Die Neuro-Urologie in Hamburg entwickelte sich bald zu einer gefragten Spezialeinrichtung mit hoher Untersuchungsund Behandlungfrequenz, nicht nur für
Zusammen mit den QZ-Psychologen
wurden zur Thematik mehrtägige Fortbildungen für QZ-Team-Mitglieder aller
Berufsgruppen entwickelt und angeboten. Sie wurden zahlreich und zunehmend auch zentrenübergreifend besucht.
Bereits seit 2001 setzten Burgdörfer und
sein Team (von insgesamt 4 Fachärzten
und aktuell 6 pflegerischen Vollkräften
in Funktionsdiagnostik und Op-Bereich)
die von Schürch und Stöhrer inaugurierte Botulinum-Toxin-Behandlung bei
neurogener Blasenüberaktivität ein und
behandelten damit im gesamten norddeutschen Raum die bisher größte Patientengruppe. Ihre guten Ergebnisse
finden sich in diversen multinationalen
und multizentrischen Studien.
Dr. med. Ralf Bötig, BUK Hamburg
1986 die Approbation als Arzt. Der Facharztanerkennung für das Fach Chirurgie
(1995) folgte die Anerkennung für das
Fach Urologie (2003).
Seit 2004 ist Dr. Ralf Böthig in der Abteilung Neuro-Urologie im Querschnittgelähmten-Zentrum des BUK-Hamburg
tätig und hat in diesem Jahr die Nachfolge als Leitender Arzt von Dr. Harald
Burgdörfer übernommen, der im August
2011 in die passive Phase der Altersteilzeit verabschiedet wurde.
Harald Burgdörfer war jahrelang im Wissenschaftlichen Beirat der DMGP. Wir
danken an dieser Stelle ganz herzlich für
seine wertvolle Mitarbeit und wünschen
ihm für die Zukunft alles Gute.
DMGP Informationsblatt
25
Berichte
Neue Homepage fertig - www.dmgp.de
Die Homepage der DMGP hat ein neues Gesicht bekommen, dafür sei an dieser Stelle noch einmal Herrn Orph
Mach sehr herzlich gedankt. Auf der neuen Seite gibt es
einen Bereich, der nur Mitgliedern zur Verfügung steht.
Für die Einrichtung des individuellen Zugangscodes ist es
notwendig, dass Sie uns Ihre E-Mail-Adresse mitteilen. Allen
Mitgliedern, die Ihre aktuelle E-Mail-Adresse der DMGP mitgeteilt haben, konnte der persönliche Zugangscode bereits
zugestellt werden. Alle anderen können den Code jederzeit
bei der Schriftführung per Mail anfordern (martina.neikes@
buk-hamburg.de).
Die Homepage öffnet sich über
www.dmgp.de und auch www.dmgp.at.
Der Name www.dmgp.org steht uns derzeit leider (noch)
nicht zu Verfügung.
Martina Neikes
Entwicklungen in der Versorgung
beatmungspflichtiger querschnittgelähmter
Patienten
Die Versorgung und Rehabilitation beatmungspflichtiger Patienten bekommt in
den großen Querschnittgelähmtenzentren einen zunehmenden Stellenwert.
Dies schlägt sich auch nieder in der Anzahl der zur Verfügung stehenden Behandlungsplätze. So erhöhte sich zum
Beispiel in Hamburg die Anzahl der für
Beatmungen ausgestattete Bettplätze
von anfänglich vier auf bis zu 15 Behandlungsplätze. Um dabei dem hohen
pflegerischem Aufwand und der Sicherheit dieser Patienten gerecht zu werden
wurde bereits 1997 eine eigene Station
mit den genannten vier Bettplätzen für
Atemgelähmte eröffnet.
In dieser Zeit hatte der klassische beatmungspflichtige Patient eine traumatisch
bedingte komplette Halsmarklähmung.
Meistens hatte der Patient keinerlei Spontanatmung und folglich war ein Abtrainieren von der Beatmung nicht möglich.
In geeigneten Fällen wurde die Implantation eines Zwerchfellnervenschrittmachers durchgeführt. Die Beatmung selbst
war in der Akutphase oftmals schwierig
und anspruchsvoll, ging dann aber in
26 DMGP Informationsblatt
eine stabile Langzeitbeatmung eines lungengesunden Menschen über. Neben
den typischen Rehabilitationszielen bei
einer hohen Tetraplegie stand unter Anderem das Erlernen des lauten Sprechens
mit Stimme unter invasiver Beatmung
mit im Vordergrund.
Nach circa einem Jahr Klinikaufenthalt
wurden die Patienten in einer stabilen Gesamtsituation nach Hause übergeleitet.
Es gab nur wenige Pflegedienste, die sich
diese Versorgung zutrauten und auch
leisten konnten, aber es gab genügend
Personal zur Auswahl und dieses wurde
im Regelfall ohne Zeit- und Kostendruck
am Patienten eingearbeitet. Zertifizierte
und professionelle Intensivpflegedienste
sowie ein angemessenes Fortbildungs
an gebot für diesen Bereich gab es noch
nicht.
Heute hat sich das Bild sowohl in der Klinik, als auch in der Überleitung und der
langfristigen Versorgung grundsätzlich
gewandelt. Inzwischen wird zum Beispiel im Hamburger Zentrum auf zwei
IMC-Stationen beatmet und zusätzlich
geweant, also von der Beatmung abtrainiert. Parallel hat sich nicht nur die Anzahl
der Patienten, sondern auch Ausmaß und
Schwere­
grad der behandlungspflichtigen Vorerkrankungen erhöht. Bei inhomogenerem Krankengut und von außen
bestimmtem, schwer kalkulierbarem Bedarf an Behandlungsplätzen steigen die
Anforderungen an Personal und Technik
permanent.
In den großen Zentren sehen wir in den
letzten Jahren immer mehr vorübergehend beatmungspflichtige Patienten,
welche meistens über einen langen Zeitraum geweant werden können. Umgekehrt kommen ehemals nicht beatmete
tetraplegische Patienten in unsere Klinik
zurück und geraten auf Grund alters-assoziierter Erkrankungen in die Beatmungspflichtigkeit. Hieraus erklärt sich auch der
zunehmende Anteil nächtlicher Beatmungspflicht.
Nicht umsonst stand deshalb der DMGPKongress 2010 in Nottwil unter dem Thema Aging. Das Älterwerden zieht dabei
immer häufiger Begleiterkrankungen
Berichte
nach sich, welche nicht selten auch in
Kombination mit einer tieferen Querschnittlähmung zu einer Beatmungspflicht führen können.
So sehen wir immer häufiger Lungenerkrankungen beispielsweise eine COPD
(Chronical Obstruktive Pulmonal Disease),
asthmatische Komponenten oder auch
kardiale (Vor-) Erkrankungen, welche
das rehabilitative Leistungspotential der
Patienten einschränken und damit die
Rehabilitation erschweren. Des Weiteren
können sie aber auch Grund für eine Dauer- oder Teilbeatmungspflicht sein, wenn
zum Beispiel ein Paraplegiker eine COPD
durch jahrzehntelanges Rauchen erworben hat.
Auch gibt es zunehmend beatmete Patienten, welche aus Sicht der Querschnittlähmung von der Beatmung abtrainiert
werden könnten, dieses jedoch nicht
schaffen, da ihre Lunge schwer vorerkrankt ist.
So wird die Versorgung und Rehabilitation beatmeter querschnittgelähmter Patienten inzwischen zu eine immer größer
werdenden Herausforderung für das multiprofessionelle Team.
Dabei spielt die Qualifikation des Personals eine zunehmende wichtige Rolle. Zu beherrschen sind die komplexen
Versorgungs- und Rehabilitationsaufgaben unter Berücksichtigung der medizinischen Erfordernisse auf Intermidiate
Care-Niveau bei Weaning und Langzeitbeatmung.
Um in dieser komplexen Situation das
Fachwissen auf einem hohen Niveau zu
halten, wurde 2010 in Hamburg die Fortbildungsreihe „Curriculum Querschnittgelähmtenzentrum“ ins Leben gerufen.
In Kurz- und Ganztagesfortbildungen
wird hier das multiprofessionelle Team in
Theorie und Praxis geschult.
Aber die Probleme enden eben nicht
an der Kliniktür. Das Überleitungs- und
Hilfsmittelmanagement wird immer
schwieriger, das Angebot von Versorgungsformen zahlreicher aber nicht unbedingt übersichtlicher. Die angestrebte
Fortführung der Versorgungsqualität ist
dabei kaum überprüfbar. Mit jedem Kostenträger ist anders umzugehen, überall
existieren unterschiedliche Verträge mit
Medizinprodukteprovidern und ambulanten Intensivpflegediensten. Der Markt
mit diesen inzwischen strukturell gut
aufgestellten Intensivpflegediensten ist
voll, der Pflegepersonalmarkt hingegen
ist leer. So bleibt es häufig erst einmal bei
einem Hochglanzflyer eines zertifizierten
Pflegedienstes, welcher im Falle eines
Auftrages aber Monate braucht, um ein
Pflegeteam aufzustellen. Somit kann die
Qualität der Versorgung auf Grund fehlenden Personals immer schwieriger aufrecht erhalten werden.
Typische andere Gründe für eine verzögerte Entlassung lauten: Es liegt noch
keine Kostenübernahme vor, der Wohnungsumbau ist noch nicht fertig oder
es kommt zu einer neuen medizinischen
Komplikation.
Ist der Patient schließlich zu Hause angekommen, so verwundert es inzwischen
nicht mehr, wenn er bald als Notfallaufnahme wieder kommt. Ein Grund dafür
ist die oftmals schwer zu organisierende
hausärztliche Versorgung. Eine Weiterbildung und adäquate Bezahlung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der
Betreuung dieser Patienten ist bisher in
keinem Bundesland erreicht worden. Da
aber die medizinisch-pflegerische Situation des Patienten wie oben beschrieben
gegenüber früher komplexer und instabiler geworden ist, kann sich ein Drehtüreffekt einstellen. Und zwar in Form
einer zeitnahen Wiederaufnahme des
Patienten aufgrund mangelhafter medizinischer und pflegerischer Versorgung zu
Hause oder in Pflegeeinrichtungen. Wie
gehen wir mit der veränderten Situation
um? Die Antwort ist nicht einfach, da viele
Faktoren bis hinein in die Gesundheitspolitik eine Rolle spielen. Ein wesentlicher
Aspekt ist die Attraktivität des Pflegeberufes. Gelingt es nicht, diese zu steigern,
so wird der Pflegemarkt leer bleiben.
Gleichzeitig muss die Weiterbildung und
Vergütung in der hausärztlichen Versorgung dieser Patienten adäquat geregelt
werden.
Innerhalb der Klinik können wir durch
kontinuierliche Qualifikation und ein hohes Maß an Flexibilität unsere Patienten
weiter auf hohem Niveau versorgen. Bei
der Überleitung müssen wir uns auf bekannte, zuverlässige Partner bei den Medizinprodukteprovidern und ambulanten
wie stationären Pflegeeinrichtungen verlassen können. Diese stehen jedoch auf
Grund von Kostenträgervorgaben unter
vergleichbarem Druck wie die stationären
Leistungserbringer.
Sir Ludwig Guttmann hat als erster die bis
heute geltenden Ansprüche an die Behandlung und eben auch langfristige Versorgung von querschnittgelähmten Patienten benannt. Diese Ansprüche gelten
in ganz besonderem Maße für technologieabhängige und beatmungspflichtige
Menschen.
Selbständigkeit und Teilhabe bedeuten Leben.
In diesem Sinne müssen sich alle Bereiche
unter den sich verändernden Bedingungen weiter darum bemühen, diese
Patienten stationär und zu Hause weiter
medizinisch und pflegerisch optimal zu
versorgen.
S. Tiedemann, S. Hirschfeld, R. Thietje
DMGP Informationsblatt
27
Berichte
Die psychologische Bedeutung
von Therapien im Internet
Mit einer Querschnittlähmung
konfrontiert zu sein ist eine nahezu unerträgliche Vorstellung,
jedenfalls für manche Menschen.
Deshalb ist es gut, dass wir Menschen über Strategien verfügen,
Unerträgliches erträglich zu machen.
Häufig verwenden wir Verdrängung
und Verleugnung. Wir gehen einfach
davon aus, der Kelch werde an uns vorübergehen. Wider besseres Wissen. Wir
wissen, wie es um uns steht, ignorieren
jedoch die Bedeutung dieses Wissens.
„Die Vernunft sagte mir, dass Frank für
immer gelähmt war und ich mich dieser Tatsache über kurz oder lang stellen
musste, aber mein Gefühl sträubte sich
schon gegen den bloßen Gedanken an
eine Querschnittlähmung“ (1). Und um
das System Verleugnung vor dem Zusammenbruch zu schützen, verwenden
wir die Strategie der Vermeidung. Wir
weichen so gut es geht jeder Situation
aus, in der wir mit der Querschnittlähmung und deren Auswirkungen auf unser Leben konfrontiert würden.
Die Hoffnung auf eine Heilung ist eine
weitere Strategie, sich gegen das unerträglich Wirkende zu schützen. Wir
glauben an ein Wunder und setzen damit unser Elend sozusagen zeitlich in
Klammer. Wir machen es zum vorübergehenden Ungemach. „Mehrere Male
versicherten mir die Leute, dass eine so
kraftstrotzende Persönlichkeit wie Frank
der normalen Schulmedizin noch ein
Schnippchen schlagen werde“. Für die
Aufrechterhaltung der Hoffnung sind
die vielen Therapieangebote, die uns
heutzutage zur Verfügung stehen, ein
28 DMGP Informationsblatt
wahrer Segen. Für alles gibt es eine Therapie oder ein Medikament. Wir leben
schließlich in einer Marktwirtschaft und
wo eine Nachfrage ist, das entsteht ein
Angebot. Und dann sind die Produktvorschriften, die zu unserem Schutze erlassen werden, in vielen Ländern nicht besonders ausgeprägt. Es muss also nicht
das drin sein, was drauf steht. Natürlich
haben wir auch die Fähigkeit, Angebote
zu überprüfen. Aber um unser System
Hoffnung nicht zu gefährden, wollen
wir oft gar nicht genau wissen, wie effektiv diese Therapie ist oder welche
Nebenwirkungen sie hat. Lesen Sie die
Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt. Wann haben Sie zum letzten
Mal die Packungsbeilage Ihres Medikamentes gelesen?
Es ist erstaunlich, wie schnell Patienten
und ihr Umfeld in der Hoffnung, das
Geschehene ungeschehen machen zu
können, im Internet fündig werden. Sie
finden Geschichten von Menschen, die
geheilt worden seien, obwohl man diesen gesagt habe, sie würden gelähmt
bleiben. Behilflich ist dem Menschen dabei die Mechanik seiner Wahrnehmung.
Vereinfacht gesagt selektieren wir ob der
Flut von Informationen, die auf uns eindrängen, in erster Linie diejenigen, die
in unser Raster passen und vermeiden
solche, die unsere Selbst- und Weltbild
in Frage stellen. Der Wunsch wird zum
Vater des Gedankens.
Medienwissenschaften lehren uns, dass
schon der Titel eines Zeitungsartikels das
beeinflusst, was wir aus dem anschließenden Text aufnehmen und behalten.
Im Internet finden unsere Patienten jedoch Therapieangebote, die bereits in
der Art, wie sie angepriesen werden, die
Seriosität vermissen lassen, die bei uns
per Gesetz verlangt wird. Da werden
Dinge in einer Art angepriesen, die nicht
zwischen vermuteter und überprüfter
Wirksamkeit unterscheidet. Gefahren
in Zusammenhang mit solchen Therapien werden bagatellisiert oder gar verschwiegen.
Wie können wir unsere Patienten davor
schützen, sich solchen Risiken auszusetzen? Indem wir mit Ihnen sprechen
und dabei eines immer vor Augen haben: Es ist nicht der Sachverhalt, der
letztlich entscheidet, es ist das Gefühl in
Bezug auf diesen. Wir müssen mit den
Patienten über ihre Hoffnungen und Befürchtungen sprechen. Wir müssen sie
verstehen in ihrer seelischen Not, die da
manchmal lautet: „Alle Tage meiner Zukunft gäb‘ ich für ein Gestern her“ (2)
Daniel Stirnimann
(1) V. Williams, P. Cockerill: „Dein Schmerz geht durch
mein Leben.“, Bastei-Lübbe, 1992
(2) Kris Kristoffersons Song: „Me and Bobby McGee“
Berichte
Stellungnahme zu kommerziell angebotenen
Zelltherapien bei Querschnittlähmung
Weltweit nimmt in den letzten
Jahren die Zahl kommerzieller
Anbieter ständig zu, welche querschnittgelähmten Patienten experimentelle Therapien gegen Bezahlung anbieten.
Diese Therapieverfahren setzen häufig
sogenannte Stammzellen (z.B. embryonale oder Knochenmark-Stammzellen),
aber auch Zellen und Gewebe ohne
Stammzell-Eigenschaften ein. Nach Angaben der Anbieter begünstigen diese
Therapieverfahren den Krankheitsverlauf günstig. Funktionelle Verbesserung
(z.B. Wiederherstellung der Gehfähigkeit)
werden in Aussicht gestellt, obwohl es
dafür keine wissenschaftlich haltbaren
Belege gibt. Derartige Therapien werden
leider nicht nur in Ländern mit eingeschränktem Verbraucherschutz, sondern
auch in diesbezüglich hochentwickelten
Ländern inklusive Deutschland angeboten.
Dieser Trend ist aus mehreren Gründen besorgniserregend. Patienten mit
Querschnittlähmung sind trotz hoher
Behandlungskosten und potentieller
Risiken häufig besonders empfänglich
für entsprechende Therapie-Angebote.
Es ist jedoch aus moralischer Sicht nicht
zu akzeptieren, aus der Hoffnung auf
Heilung finanziellen Profit zu ziehen.
Es ist ethisch nicht vertretbar, sich experimentelle Therapien, für die weder
Verträglichkeit noch Wirksamkeit im
Rahmen klinischer Studien nachgewiesen wurden, von betroffenen Personen
bezahlen zu lassen. Häufig beziehen sich
die Anbieter solcher Therapien auf Einzelfallberichte von Patienten und/oder
Angehörigen. Derartige Zeugnisse sind
Es ist unter ethischen Gesichtspunkten absolut
nicht vertretbar, Therapien, welche nicht durch Studien belegt sind, gegen Bezahlung auszuführen.
jedoch kein Ersatz für die durch klinische
Studien zu belegende Wirksamkeit einer
bestimmten Therapie.
Viele Zell-basierte Behandlungen, die
mit einem operativen Eingriff (Transplantation/Injektion in die Gehirnflüssigkeit oder das Rückenmark) verbunden
sind, bergen unüberschaubare Risiken.
Diese Risiken werden nochmals um ein
vielfaches gesteigert bei Patienten mit
einer Querschnittlähmung. Derartige Risiken können bis zum heutigen Tag noch
nicht durch einen möglichen Nutzen
aufgewogen werden. In hohem Maß experimentelle und potentiell gefährliche
Therapieansätze können ggf. bei terminal kranken Menschen gerechtfertigt
sein. Patienten mit Querschnittlähmung,
welche nach international akzeptierten
Behandlungsstandards behandelt werden, haben keine Einschränkung ihrer
Lebenserwartung und sind somit keineswegs als terminal krank anzusehen.
Prinzipiell ist nicht auszuschließen, dass
Zell-basierte Therapien zu Funktionsverbesserungen und zu einer Steigerung
der Lebensqualität führen. Hier sind jedoch die Anbieter einer entsprechenden
Therapie verpflichtet, zunächst den Beweis der Verträglichkeit und Wirksamkeit
einer derartigen Therapie im Rahmen einer nach international anerkannten Kriterien durchgeführten klinischen Studie
zu erbringen. Es ist unter ethischen Gesichtspunkten absolut nicht vertretbar,
Therapien, welche nicht durch Studien
belegt sind, gegen Bezahlung auszuführen. Vor diesem Hintergrund warnt
die Deutschsprachige Medizinische
Gesellschaft für Paraplegie querschnittgelähmte Patienten davor, sich in der
Hoffnung auf Linderung oder gar Heilung der Querschnittlähmung entsprechenden Zelltherapien zu unterziehen.
Weitere Informationen können unter folgendem Link in deutscher Sprache abgerufen werden:
http://icord.org/files/2010/01/Experimentelle-Therapien-für-Rückenmarksverletzungen.pdf.
Modifiziert aus Blight et al, Spinal Cord,
47, 713-714.
DMGP Informationsblatt
29
Berichte
Klinische Forschung Nutzen und Anforderungen
In den vergangenen Jahrzehnten hat
sich die medizinische Versorgung und
Behandlung von Patienten mit einer
Rückenmarksverletzung signifikant verbessert und weiterentwickelt. Diese Entwicklung wurde unter anderem durch
die aus klinischen Forschungsprojekten
generierten Erkenntnissen vorangetrieben.
Generell beinhaltet die „Klinische Forschung“ diverse Stufen und spannt dabei den Bogen von der Grundlagenforschung zur Translationalen Forschung
bis hin zur Outcome-Forschung. Für
die Generierung von qualitativ hochwertigen und klinisch relevanten Forschungsergebnissen ist das gesamte
Spektrum der Klinischen Forschung
essentiell. Im Rahmen der Versorgung
von Patienten bilden diese Erkenntnisse
zudem eine wichtige Grundlage für die
evidenzbasierte Medizin (Sackett, Rosenberg et al. 1996).
Der Nutzen von klinischen Studien für
den Patienten liegt dabei in der Entwicklung und Überprüfung z.B. neuer Medikamente oder Therapien und
ermöglicht somit die kontinuierliche
Verbesserung der medizinischen Versorgung. Multizentrisch durchgeführte,
qualitativ hochwertige Studien wie beispielsweise die europaweit durchgeführte EM-SCI-Studie (www.emsci.org)
oder die schweizweit angelegte SwiSCIStudie (www.swisci.ch) tragen denn auch
maßgeblich dazu bei, auf einer großen
Kohorte abgestützte Erkenntnisse über
krankheitsspezifische
Charakteristika
oder soziodemografischen Daten von
Patienten mit einer Rückenmarksverletzung zu mehren. Das „European Medical
Research Council“ (EMRC) hat sich mit
30 DMGP Informationsblatt
der Frage der Implementierung von Medizinischer Forschung in den klinischen
Alltag beschäftigt und einen entsprechenden Bericht formuliert (www.esf.
org/flooks).
Der Leitgedanke dabei ist die Ermöglichung und Förderung innovativer medizinischer Forschung zur Verbesserung
der Versorgung und Behandlung von
Patienten. Dazu sollen Patienten-orientierte Fragestellungen im Rahmen von
wissenschaftlichen Projekten bearbeitet
werden, aus deren Lösung der Patient
und schließlich die Gesellschaft als Endverbraucher einen relevanten Nutzen
ziehen können. Der zugrunde liegende
Prozess von der Entwicklung einer Forschungsidee, der Publikation entsprechender Resultate bis hin zur Implementierung von relevanten Ergebnissen
in den klinischen Alltag soll dabei dem
Prinzip der „best practice“ folgen.
Die „International Conference on Harmonisation“ (ICH)-Richtlinien für „good
clinical practice“ (www.ich.org) bilden
hierzu eine Grundlage. Im klinischen
Alltag erfolgt die Implementierung von
wissenschaftlichen Ergebnissen häufig
durch die Formulierung von Richtlinien,
unter Berücksichtigung nationaler und/
oder internationaler Vorgaben. Eine Basis für die Erstellung klinischer Richtlinien bilden die systematischen Reviews
über diverse medizinische Fachgebiete
von Cochrane (www.cochrane.org) oder
speziell im Bereich der Paraplegiologie
durch die „Spinal Cord Injury Evidence“
(SCIRE) (www.scireproject.com).
Der Prozess zur Erstellung von Richtlinien für den klinischen Alltag ist dennoch komplex, kann von Land zu Land
stark variieren und wird von vielen
nicht-wissenschaftliche Faktoren wie z.B.
durch lokale gesundheitspolitische oder
ökonomische Aspekte beeinflusst. Zur
Überprüfung z.B. der Wirksamkeit oder
der Machbarkeit von Interventionen im
Bereich der Paraplegiologie können verschiedene wissenschaftliche Verfahren,
wie randomisierte kontrollierte Studien,
Observationsstudien, systematische Reviews oder Metaanalysen hinzugezogen
werden.
Basierend auf der Arbeit von Chalmers
und Kollegen (Chalmers and Glasziou
2009) hat die EMRC dabei verschiedene
Phasen identifiziert, in welchen die Generierung von klinischer Evidenz maßgeblich im Sinne einer hohen Qualität
gesteuert werden kann. Diese Phasen
beinhalten beispielsweise die adäquate
Wahl der zu bearbeitenden Forschungsfrage, welche eine hohe Relevanz für die
Patienten, die Kliniker aber auch die politischen Entscheidungsträger aufweisen
soll. Zudem soll die Wahl des gewählten Designs resp. der Methode wissenschaftlichen Grundsätzen folgen, wodurch ein hohes Maß an Qualität erreicht
wird. Schließlich gilt es, die Publikation
der Resultate gemäß wissenschaftlichen
Standards sicherzustellen.
Die Erreichung dieser Qualitätsanforderungen im Rahmen von Klinischer
Forschung erfordert die Mitarbeit von
qualifizierten, methodologisch versierten Personen aus verschiedenen Bereiche, beispielsweise aus der Medizin
oder der Biostatistik. Die Ausbildung
und die Erfahrung im Durchführen von
klinische Studien ist zudem nicht nur für
Ärzte relevant, sondern erfordert auch
von den Mitarbeitern der in ein For-
Berichte
Wer ist ESPA?
schungsprojekt involvierten Bereichen
wie die Physiotherapie, die Pflege oder
die Ergotherapie entsprechende wissenschaftliche Kenntnisse, welche zur Generierung von qualitativ hochwertigen
Forschungsdaten beitragen. Dabei gilt
es wissenschaftlich-ethische Grundsätze
zwingend einzuhalten, wie die Berücksichtigung der Würde und der Selbstbestimmung des Patienten, die Freiwilligkeit der Teilnahme von Patienten an
klinischen Studien, das strikte Einhalten
des Studienprotokolls, das Erheben und
Verwalten der Daten in anonymisierter
Form oder das Vorliegen eines positiven
Votums der zuständigen Ethikkommission. In einer Resolution des Deutschen
Hochschulverbandes (DHV) für die Berufsvertretung von Wissenschaftler/innen über Wissenschaft und Ethik wird
die Wissenschaft auch als die „Suche
nach Wahrheit“ beschrieben.
Bei der Mehrung und Vermittlung von
Wissen und Erkenntnis sind Wissenschaftler grundsätzlich zur Ehrlichkeit
und Unparteilichkeit verpflichtet. Ein
diesbezügliches Fehlverhalten kann das
Vertrauen, welches sowohl Patienten als
auch die Gesellschaft in die Lauterkeit
der Wissenschaft setzt, stark belasten.
Denn schlussendlich steht die Wissenschaft im Dienste des Menschen - sie
dient zur Erarbeitung von relevanten Erkenntnissen zum Wohle und Nutzen der
Gesellschaft.
Chalmers, I. and P. Glasziou (2009). "Avoidable waste in
the production and reporting of research evidence."
Obstet Gynecol 114(6): 1341-1345. Sackett, D. L., W. M.
Rosenberg, et al. (1996). "Evidence based medicine: what
it is and what it isn't." BMJ 312(7023): 71-72.
Angela Frotzler
Hinter der Abkürzung ESPA verbirgt sich
der Name European Spinal Psychologists Association.
Es handelt sich dabei um einen lockeren
Verbund, ein Netzwerk von Psychologinnen und Psychologen in Europa, die
im Berufsfeld Querschnittlähmung arbeiten. Die Idee, ein solches Netzwerk
aufzubauen, stammt vom Engländer
Paul Kennedy. Er arbeitet seit 1984 im
Berufsfeld Querschnittlähmung, ist Leitender Psychologe am Stoke Mandeville
Hospital, National Spinal Injuries Centre,
in Aylesbury, akademischer Direktor des
Doktorandenstudiengangs und Professor für Klinische Psychologie an der Universität Oxford.
Zur Geschichte der ESPA
Erstmals am IMSOP-Kongress1999 in
Kopenhagen, heute ISCoS (International Spinal Cord Society), trafen sich Paul
Kennedy und Peter Lude. Die beiden
tauschten sich über ihre Forschungsergebnisse aus, die sie unabhängig voneinander gewonnen hatten. Sie stellten
viele Gemeinsamkeiten zwischen dem
englischsprachigen und dem deutschsprachigen Raum in Europa fest, neben
wenigen Unterschieden. Diesen Vergleich präsentierten sie 2001 in Nottwil,
wiederum am jährlich stattfindenden ISCoS-Kongress. Dort stieß auch Magnus L.
Elfström, aus der Gruppe von Margareta
Kreuter und Marianne Sullivan, zu ihnen,
der sich ebenfalls mit der psychischen
Bewältigung von Querschnittlähmung
befasste.
Community Needs Study
2004 begannen Peter Lude und Paul
Kennedy eine Studie über Community Needs, also die Bedürfnisse von
Menschen mit Querschnittlähmung,
die schon länger, im Schnitt 21 Jahre
(SD=11.2, Range 1–59 Jahre, N=350),
zuhause lebten. Die Teilnehmenden dieser Stichprobe kamen aus Großbritannien, Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Die Studie wurde von der Manfred Sauer Stiftung unterstützt. Dabei
traten interessante Ergebnisse zu Tage:
Die am wenigsten erfüllten Bedürfnisse
waren pain relief (Schmerzlinderung),
employment (Beschäftigung) und sexual
activity (sexuelle Aktivität). Nur 3 % der
Befragten gaben an, dass die spezialisierten Paraplegikerzentren, welche durchaus bei der Erstrehabilitation als hilfreich
empfunden wurden, den Bedürfnissen,
die sich aus einem Leben mit jahrelanger
Querschnittlähmung ergeben, gerecht
werden. Dieser Befund müsste eigentlich die Spezialkliniken der Rehabilitation
alarmieren. Die lebenslange Nachsorge
bedarf offenbar anderer Angebote. Es
werden spezielle Behandlungen oder
ortsnahe Angebote im Gegensatz zur allgemeinen Rehabilitation in der Klinik bevorzugt. 72 % der Beteiligten waren mit
ihren aktuellen Lebensumständen zufrieden, vor allem mit ihrem Familienleben,
dem Kontakt zu Freunden, Bekannten
und der Beziehung zum Partner. 70 %
der Teilnehmenden sind unzufrieden
mit ihrem Sexualleben. In dieser Studie
wurden auch speziell entwickelte Messmittel von Paul Kennedy und Magnus L.
Elfström verwendet. Das ist sehr wichtig,
damit die Zuverlässigkeit (Reliabilität)
und die Güte (Validität) der operationalisierten Konstrukte möglichst hoch ist.
Interferenzen sollten vermieden werden.
Das Netzwerk entsteht
Weil die Zusammenarbeit reibungslos,
und heute darf man sagen erfolgreich,
verlief, fragten wir uns, wie auch ande-
DMGP Informationsblatt
31
Berichte
re interessierte Psychologinnen und
Psychologen mit einbezogen werden
könnten. Am besten würde sich ein
Netzwerk eignen, in dem es vor allem
um den Austausch von Informationen,
die Förderung der Kommunikation, die
Unterstützung von Forschungsinitiativen und Forschungsprojekten, sowie
um die Erarbeitung und Umsetzung
hoher klinischer Standards in allen psychologischen Bereichen in der Praxis
geht. Weiter sollen die psychischen
Bedürfnisse von Menschen mit Querschnittlähmung herausgearbeitet werden. Der Dialog unter den verschiedenen psychologischen Disziplinen wie
Rehabilitationspsychologie,
Klinische
Psychologie, Gesundheitspsychologie,
Sozialpsychologie, Neuropsychologie,
psychologische Psychotherapie, Gerontopsychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie mit den akademisch tätigen Psychologen in Lehre und
Forschung sollte gefördert werden. Aus
diesem Grund organisierten wir ein erstes Meeting 2005 in Stoke Mandeville.
Erwartet wurden circa 30 Teilnehmende,
es kamen rund 120 aus 16 europäischen
Nationen. Diese Bekräftigung führte unmittelbar zur Gründung der ESPA. Die
Statuten sehen einen Vorsitzenden, ein
Komitee mit Schatzmeister und eine
Sekretärin vor. Dem Austausch dient ein
alle zwei Jahre durchzuführendes Meeting. Bisher fanden folgende Meetings
statt:
Überblick der durchgeführten
ESPA-Meetings
• 2005 Stoke Mandeville Hospital, Aylesbury, Großbritannien, eintägig
• 2007 Manfred Sauer Stiftung, Lobbach, Deutschland, eintägig
• 2009 Schweizer Paraplegiker For-
32 DMGP Informationsblatt
schung, Nottwil, Schweiz, zweitätig
• 2011 Institut de Neurorehabilitació
Guttmann, Barcelona, Spanien, zweitätig
Voraussichtlich:
• 2013 Oslo, Norwegen, zweitätig
• 2015 Stoke Mandeville Hospital, Aylesbury, Grossbritannien, zweitätig
• 2017 Wien, Österreich, zweitätig
Die Meetings finden jeweils im April
oder Anfang Mai statt. Es treffen sich vorwiegend Psychologinnen und Psychologen, aber auch Fachleute aus anderen
Disziplinen sind willkommen.
Zusammenarbeit lohnt sich
Aufgrund der Vernetzung ergab sich beispielsweise die Möglichkeit fremdsprachige Patientinnen und Patienten direkt
mit Fachpersonen aus dem jeweiligen
Land in Verbindung zu bringen. Eine im
schwedischen, englisch- und deutschsprachigen
Raum
durchgeführte
Längsschnittstudie, die unter beeindruckender Mitwirkung von 13 deutschsprachigen Paraplegikerzentren sowie
der finanziellen Unterstützung des Stoke
Mandeville Hospitals und der Schweizer
Paraplegiker Forschung zu Stande kam,
wurde mit dem diesjährigen Ludwig
Guttmann-Preis (der Preis ging 2011 an
zwei Gruppen) ausgezeichnet.
Fazit
Was einst als lockere Interessengruppe
begonnen hatte, entwickelte sich zu
einem ansehnlichen Netzwerk. 220 Personen aus 17 europäischen Ländern sind
inzwischen Mitglied, 2011 waren auch
Kolleginnen und Kollegen aus Kanada,
den USA und Australien zugegen. Die
ESPA erhebt keinen Mitgliederbeitrag.
Der Vorsitzende und das Komitee sowie
die Sekretärin Linda Hall organisieren die
Meetings jeweils mit den Kolleginnen
und Kollegen vor Ort. Wir arbeiten nach
dem Prinzip: Jeder ist selbstständig, eigenverantwortlich und leistet jeweils
den ihm oder ihr möglichen Beitrag. Da
uns bisher die Räume an den Veranstaltungsorten unentgeltlich zur Verfügung
gestellt wurden, hielt sich der finanzielle
Aufwand in Grenzen. Zugegeben, der
Arbeitsaufwand für den Vorsitzenden,
das Komitee und unsere Sekretärin ist
zeitweise beachtlich. Mitarbeitende sind
herzlich willkommen. Eine noch engere
Zusammenarbeit mit den Psychologinnen und Psychologen der DMGP und
der DMGP insgesamt, wie in Bad Wildbad
bekräftigt, freut uns außerordentlich. Der
deutschsprachige Raum verfügt zweifelsohne über ein sehr großes Potenzial.
Referenzen
Kennedy P, Lude P, Taylor N. Quality of life, social participation, appraisals and coping post spinal cord injury:
a review of four community samples. Spinal Cord. 2006
Feb;44(2):95-105.
www.dmgp.org oder www.dmgp.at
www.espass.org
Autoren
Peter Lude, Dr. phil., Fachpsychologe für Psychotherapie
FSP in privater Praxis, Dozent für Rehabilitationspsychologie an der Zürcher Hochschule für Angewandte
Psychologie, Affiliate Faculty Member der Schweizer
Paraplegiker Forschung und des Schweizer Paraplegiker
Zentrums Nottwil, tätig in nationalen und internationalen
Forschungsprojekten zum Thema Querschnittlähmung.
Paul Kennedy, Prof. Dr., akademischer Direktor des Doktorandenkursus und Professor für Klinische Psychologie an
der Universität Oxford, leitender Psychologe am National
Spinal Injuries Centre in Stoke Mandeville, U.K., tätig in
nationalen und internationalen Forschungsprojekten
zum Thema Querschnittlähmung.
Magnus L. Elfström, Dr. phil., Dozent in Psychologie an
der Mälardalen Universität, Schweden, tätig in nationalen
und internationalen Forschungsprojekten zum Thema
Querschnittlähmung.
Im Namen der Autoren:
Peter Lude
Berichte
Die Behandlung von
Querschnittgelähmten in Italien
Unsere italienische medizinische
Gesellschaft für Paraplegie heißt
SOMIPAR und wurde vor 25 Jahren
gegründet. Ihre Ziele sind die Einführung und Weiterentwicklung
der Strategien zur Behandlung
von Menschen mit Querschnittlähmung, die Unterstützung der
wissenschaftlichen
Forschung
und der Erfahrungsaustausch zwischen den beteiligten Fachleuten.
Die Gesellschaft hat 135 ärztliche
Mitglieder.
rufsgruppen in den Querschnittzentren (CNOPUS) und der Föderation der
Paraplegiker-Vereinigungen (FAIP). Die
Daten wurden in 155 Krankenhäusern
erhoben, wobei hier Akut-Abteilungen,
Querschnittabteilungen und Rehabilitationszentren eingeschlossen waren. Aus
den erhobenen Daten wurde eine geschätzte Inzidenz von 12-14/ Mio./ Jahr
festgestellt. Die Ätiologie lag bei 43%
Verkehrsunfälle, 14% Sportunfälle, 12%
Arbeitsunfälle und 24% nicht traumatische Fälle.
Ich möchte Ihnen kurz die italienische
Situation der letzten Jahre beschreiben.
Da es keine verlässliche Studien über die
Inzidenz der Querschnittlähmung (QL)
gibt, können wir diese nur vermuten
Historische Daten auf regionaler Ebene
erlauben es uns, von mindestens 20 neuen Rückenmarksverletzungen pro Mio.
Einwohner pro Jahr auszugehen. Für
die nicht traumatische QL liegen keine
Zahlen vor. Die vorhandenen Behandlungsbetten sind jedoch zwischen 20%
und 40% mit nicht traumatischen QL
belegt. Die Praevalenz wird auf 50.000
Querschnittgelähmte geschätzt. Die Ätiologie der traumatischen und nicht traumatischen QL unterscheidet sich nicht
wesentlich von den Zahlen in anderen
europäischen Studien, wobei Verkehrsunfälle und Stürze die Hauptursachen
darstellen. Die Zahl der Arbeitsunfälle
variiert in den verschiedenen Datenbanken zwischen 12% und 20%.
Das Gesundheitssystem in Italien ist
fast ausschließlich staatlich. Die akute Querschnittlähmung wird in denjenigen Traumatzentren behandelt,
wo sowohl eine Wirbelsäulenchirurgie
als auch eine Neruroradiologie und
in einigen Fällen eine Querschnittabteilung vorhanden sind. Die Rehabilitationsdauer beträgt in der Regel
3-6 Monate. 90% der Patienten aus
Querschnittgelähmten-Zentren (QZ)
können in die eigene häusliche Umgebung entlassen werden. Aus den allgemeinen Rehazentren wurden nur 75%
der Patienten nach Hause entlassen.
Die jüngsten Daten stammen aus einer
Untersuchung von 2009 durch die Stiftung ISTUD, in enger Zusammenarbeit
mit der SOMIPAR, mit der Nationalen
Koordination der nicht ärztlichen Be-
In den letzten Jahren sehen wir vermehrt sowohl ältere Patienten mit
cervicalen Lähmungen als auch ausländische Patienten. Aus verschiedenen Gründen besteht leider noch
eine gewisse Inhomogenität bei der
Behandlung der QL: Bei der stationären Aufnahme vom Unfallort in ein
nahe gelegenes Akutkrankenhaus
kann es wegen Bettenmangel oft zu
sehr langen Wartezeiten vor der Verlegung in ein Spezialzentrum kommen.
Viele Patienten werden deshalb in ein
allgemeines Rehabilitationszentrum
verlegt. Die Anzahl der frischen Fälle
ist größer als die der zur Verfügung
stehenden Betten. Somit beträgt die
durchschnittliche Zeit vom Unfalltag bis zur Aufnahme in einem QZ 33
Tage, bei nicht traumatischer QL auch
länger. Der lange Zeitraum vor Beginn
der umfassenden klinischen Rehabilitation ist wahrscheinlich auch ein
Grund dafür, dass mehr als ein Drittel
der Patienten bei der stationären Aufnahme im QZ mindestens 1 Komplikation aufweisen, davon etwa 24 % mit
Druckgeschwüren.
Die Geschichte der Querschnittzentren in Italien ist relativ jung. Erst 1988
wurde eine Regierungs-Direktive betreffend, die die Anzahl der SpezialEinrichtungen, die Akkreditierungskriterien als auch die beruflichen
Vor­aus­setzungen der Mitarbeiter des
Be­handlungsteams
veröffentlicht.
2004 wurde das Konzept der Unipolarität („alles unter einem Dach“) gesetzlich eingeführt, wonach die QZ
in großen Akut-Krankenhaus einzurichten waren, so dass die Patienten
frühestmöglich nach Eintritt der Lähmung mit der umfassenden Rehabilitation beginnen können, um bestmögliche funktionelle Ergebnisse zu
erzielen.
Trotz der gesetzlichen Bemühungen ist
die Verwirklichung eines homogenen
Netzwerkes noch weit entfernt: nur 8
QZ sind unipolar, 14 Zentren bieten
umfassende Rehabilitation an, können
aber nicht die akute Fase abdecken.
Im Süden des Landes gibt es keine
QZ was dazu führt, dass die Patienten
DMGP Informationsblatt
33
Berichte
und ihre Familien in den Norden umsiedeln müssen. Für die Finanzierung
der QZ ist nahezu ausschließlich das
öffentliche Gesundheitssystem zuständig, wo hingegen die allgemeinen Rehabilitationszentren zu 60% in
privater Hand sind.
Was die Wiedereingliederung in die Arbeitswelt nach einer QL anbetrifft, so
können wir trotz Unterstützung durch
öffentliche Mittel einen Anstieg der Arbeitslosigkeit feststellen. Auch haben
die Arbeitsplätze für Personen mit Behinderung deutlich abgenommen und
das wahrscheinlich nicht nur wegen der
aktuellen Krise in der Wirtschaft.
Zum Schluss einige wenige Worte betreffend die Ausbildungsprogramme für
die Mitarbeiter in einem QZ: Für Ärzte
gibt es keine spezifische Ausbildung
wahrend des Universitätsstudiums. Auf
lokaler Ebene, z.B. in der Toskana, wurde
eine post-universitäre Ausbildung zum
Master vorgeschlagen aber noch nicht
bewilligt. Die einzige realistische Möglichkeit ist die Ausbildung “vor Ort“ in
den wenigen anerkannten Zentren.
Am 14. Oktober 2011 wurde im
Rahmen eines feierlichen Festaktes im Beisein von Bundesminister Alfred Stöger diplomé und
AUVA-Obfrau KommR Renate Römer das Rehabilitationszentrum
Häring nach mehrjährigem Umbau neu eröffnet.
Das Zentrum zählt nun zu den modernsten Europas und ist für Westösterreich ein
bedeutender Standort für die Versorgung
Schwerstverletzter.
Nachdem das Haus 1973 erstmals eröffnet worden ist, waren nach 30 Jahren
Renovierungsarbeiten dringend geboten. Zudem sollte das Therapieangebot
erweitert und die Patientenzimmer modernisiert und mit zeitgemäßen Serviceeinrichtungen ausgestattet werden.
Realisiert wurde dieser Umbau bei laufendem Betrieb (mit verminderter Patientenzahl), was besondere organisatorische Herausforderungen darstellte. Die
Bildmitte: Obfrau Römer, Bundesminister Stöger,
Generaldirektor Vafken
von Therapiebereichen und der Bettenstationen wurden von allen Betroffenen mit
Verständnis ge- und ertragen.
Aus dem ursprünglich geplanten Umbau
ist nunmehr ein Neubau geworden.
Jährlich sollen hier wieder rund 1.200
Patientinnen und Patienten mit Rücken­
marksverletzungen, Amputationen, Poly­
traumen oder anderen Verletzungen des
Stütz- und Bewegungsapparates behandelt werden.
Das Rehabilitationszentrum verfügt insgesamt über 76 modern gestaltete Zimmer
und bietet 136 Patientinnen und Patienten
Platz für eine ganzheitliche Rehabilitation.
Alle Zimmer sind mit einem Balkon sowie
einer geräumigen Nasszelle ausgestattet.
SOMIPAR hat in den letzten 3 Jahren viel
in die Ausarbeitung von multidisziplinären Behandlungsleitlinien investiert,
unter Mitarbeit von anderen berufsständigen Gesellschaften und der Betroffenen-Organisationen.
Beeinträchtigungen durch Bauarbeiten
konnten klein und erträglich gehalten
werden, durch die zeitliche Aufteilung in
Bauphasen, strikte Abgrenzung von Patienten- und Personalbereichen zu den
Bautätigkeiten und die Errichtung von
geeigneten Provisorien. Umsiedlungen
34 DMGP Informationsblatt
Bild: fotostangler
Rehabilitationszentrum Häring
der AUVA neu eröffnet
Am Tag der offenen Tür besichtigten
mehrere Tausend Gäste das neu eröffnete
Haus. Sie zeigten sich nicht nur vom Gebäude und seinen Einrichtungen, sondern
auch von den vielen Vorführungen und
dem breiten medizinischen Angebot beeindruckt.
Georg Peiger
Berichte
Mitgliedsbeitrag
Osteoporose-Arbeitsgruppe
der DMGP
Im Rahmen der 24. Jahresversammlung der DMGP in Bad
Wildbach wurde eine Osteoporose-Arbeitsgruppe der DMGP
gegründet mit der Zielsetzung, bis zur 25. Jahrestagung Empfehlungen zur Prävention und Behandlung der Osteoporose
bei Querschnittlähmung in Anlehnung an die Leitlinien des
Dachverbandes Osteologie zu erarbeiten und diese dort vorzustellen.
Zur Kostenersparnis werden keine schriftlichen Zahlungsaufforderungen verschickt, daher bitte Dauerauftrag veranlassen oder am Lastschriftverfahren teilnehmen.
Die Mitgliedschaft erlischt automatisch nach §6 der Satzung, wenn in zwei aufeinander folgenden Jahren die Mitgliedsbeiträge nicht gezahlt wurden.
Konten:
Die Arbeitsgruppe setzt sich DMGP gemäß aus Vertretern aller deutschsprachigen Länder zusammen. Frau Dr. Frotzler aus
Nottwil vertritt die Schweiz, Herr Dr. Gaggl aus Tobelbad Österreich, Herr Dr. Moosburger aus Karlsbad-Langensteinbach
Deutschland. Geleitet wird die Arbeitsgruppe von Dr. Kalke aus
dem internationalen Ulm.
Sparkasse Märkisch-Oderland (Deutschland)
BLZ 170 540 40
Kontonummer 3000 23 67 23
IBAN DE 58 170 540 403 000 236 723
BIC WELADED 1 MOL
Am 01.03.2012 kommt die Arbeitsgruppe in den RKU–Universitäts- und Rehabilitationskliniken in Ulm zu einer Arbeitsbesprechung in Vorbereitung auf die DMGP-Jahrestagung in Basel
zusammen.
UBS AG ( Basel )
Kontonummer 233-792448.J1E
IBAN CH50 0023 3233 7924 48J1E
BICUBSWCHZH80A
Nach einer Einführung in die grundsätzliche Problematik der
Osteoporose und der speziellen Problematik der Osteoporose
bei Querschnittlähmung durch Dr. Kalke wird Dr. Moosburger
über die Therapieempfehlungen bei manifester Osteoporose
und gleichzeitig akut vorliegender Querschnittlähmung berichten, dabei auch auf die fragliche Problematik der Entstehung einer paraartikulären Osteoarthopathie unter medikamentöser Osteoporosetherapie eingehen.
Im Anschluss daran wird Dr. Frotzler eine Zusammenfassung
ihrer Literaturrecherche hinsichtlich möglicher nicht-medikamentöser und medikamentöser Ansätze im Hinblick auf die
querschnittlähmungs-assoziierte Osteoporose geben und dabei speziell auch auf die Osteo-densitometrie eingehen.
Abschließend wird Dr. Gaggl die Studienlage in Hinblick auf
eine Prävention einer Osteoporoseentstehung bei Querschnittlähmung und die Risiken der insbesondere intravenösen Bisphosphonattherapie darlegen.
Bitte bei allen Zahlungen angeben:
Name und Zahlungsgrund
Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt
30 EUR bzw. 50 CHF
Für Rückfragen:
Priv.- Doz. Dr. med. Wolfgang Diederichs (Schatzmeister )
Unfallkrankenhaus Berlin - Urologie Warenerstr. 7 , D – 12683 Berlin
Tel. +49 30 5681 3301 Fax +49 30 5681 3303
[email protected]
DMGP Informationsblatt
35
Arbeitskreise
Aus den Arbeitskreisen
Ärzte
Bei der 24 Jahrestagung der DMGP in
Bad Wildbad wurden folgende Themen
behandelt:
• Thrombose bei QuerschnittlähmungUpdate-weiteres Vorgehen auf dem
Weg zu einer Empfehlung
• Osteoporose: Diagnostik und Therapie, Update, weiteres Vorgehen auf
dem Weg zu einer Empfehlung
• Update DRGs 2011
Thromboseprophylaxe:
Darstellung des Ist-Zustandes durch Drs.
Maier und Niedeggen:
Die aktuelle Situation ist gekennzeichnet
durch spärliche Literatur bzgl. der Thromboserate bei Querschnittlähmung und
dem Fehlen von klaren Empfehlungen
zur adäquaten Diagnostik und Therapie.
Deshalb ist die Erarbeitung einer DMGPEmpfehlung geplant. Dazu soll zunächst
eine Umfrage unter den Behandlungszentren initiiert werden zu den jeweiligen
Prophylaxe-und Behandlungsstrategien,
zu Thrombose-/Embolieraten und zum
Thema Diagnostikum/Definition „Diagnose Thrombose“.
Eine erste Datenerhebung soll dann zur
Feststellung des vermeintlich „erfolgreichsten Konzeptes“ führen, das dann in
einer Studie an 10 Zentren („Proof of Concept“) validiert wird.
In diesem Zusammenhang können dann
auch neue Verfahren,wie z.B. eine orale
Heparinisierung geprüft werden.
Osteoporose:
Unter der Federführung von Dr. Kalke
wurde, nach dessen Vortrag über den
36 DMGP Informationsblatt
derzeitigen Kenntnisstand, eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die bis zur
DMGP-Jahrestagung 2012 verbindliche
Empfehlungen im Hinblick auf die Osteoporose-Therapie bei Querschnittgelähmten entwickeln will. Grundlage sollen die
Leitlinien 2009 des Dachverbandes Osteologie sein. (www.dv-osteologie.org).
Ziel ist die korrekte und adäquate Behandlung von querschnittgelähmten
Patienten, die im Verlauf eine Osteoporose entwickeln und die Vermeidung der
Osteoporoseentstehung bei Querschnittlähmung.
DRG:
Dr. Domurath berichtete über aktuelle
Probleme und Entwicklungen.
Problematisch sind die schwierige Abbildung der multidisziplinären Zusammenarbeit, der aufwändigen Pflege und
Mehrfach- sowie Kombinationsbehandlungen im DRG System.
Als Auswege wurden die Einführung
eines neuen Komplexkodes und die
Darstellung der Pflege im Bereich Querschnittlähmung diskutiert.
In dem neuen Komplexkode sollten strukturelle Komponenten betont werden,
Mindestzeiten von Therapiemaßnahmen
sollen nicht genannt werden. Die Weiterarbeit am Kode wurde eingestellt, weil
das DIMDI die geplanten strukturellen Erweiterungen nicht akzeptierte.
Dagegen wird der Kode für hochaufwändige Pflege bei Querschnittlähmung
wahrscheinlich angenommen werden.
Weitere Punkte waren u.a.: Änderungen
bei der Basis-DRG B61 und Ambulante
Fallpauschalen.
M. Zell
Psychologie
Protokoll des Arbeitskreises Psychologie am 25.+26. Mai 2011 in Bad
Wildbad
TOP 1: Berufliche Wiedereingliederung querschnittgelähmter
Patienten (Einstiegsvortrag Jens
Borgelt)
Grundlage: Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen von 2006
bzw. 2009:
Forderung nach Schaffung von Programmen für die berufliche Reha von
Menschen mit Behinderungen.
§ 11 SGB IX: Forderung nach einem nahtlosen Übergang zwischen Leistungen
zur medizinischen Reha und Leistungen
zur Teilhabe am Arbeitsleben Umsetzung des MBOR Konzepts (med.-berufl.
orientierte Reha). Außerdem: bei der
Umsetzung ist die ICF-Orientierung zu
berücksichtigen (ganzheitliche Betrachtungsweise). Exemplarische Darstellung
des MBOR Konzepts der Heinrich-Sommer-Klinik am BFW Bad Wildbad.
Das Modell der beruflichen Wiedereingliederung in der Schweiz wird vergleichend zum Modell in Deutschland besprochen.
TOP 2: Empfehlungen zur psychologischen Herangehensweise bei
Vorliegen eines Dekubitus (Jörg
Eisenhuth)
Die Konzeptvorlage (Jörg Eisenhuth)
wird überarbeitet:
Dekubitus als Beeinträchtigung des Gesundheitszustands, als Teilnahme am
Leben und der Lebensqualität. Psychologische Aspekte: Prävention durch (Psy-
Arbeitskreise
cho-)Edukation: Förderung gesundheitsbewußten Verhaltens. Weiterhin: Arbeit
an den Risikofaktoren, die zur Entstehung
beitragen: z.B. Selbstwirksamkeitserleben, Akzeptanz der Behinderung, Locus
of Control,… Ausbau der Schutzfaktoren
(Maßnahmen zur Gesundheitsförderung
– z.B. Präventivgruppe zur Förderung der
Selbstwahrnehmung, Bewältigungsstrategien, Psychoedukation)). Außerdem
erforderlich: Schulung der Mitarbeiter,
die mit querschnittgelähmten Patienten
arbeiten (z.B. Pflege).
Für die Diagnostik psychologischer Risikofaktoren können insgesamt jedoch
keine standardisierten Empfehlungen
gegeben werden.
Sonstiges:
Der Internetauftritt der Psychologen auf
der DMGP Homepage wird diskutiert.
Bestimmte Bereiche sollen nur Mitgliedern zugänglich sein.
TOP 3: Buchprojekt „Psychische Rehabilitation Querschnittgelähmter“
Feststellung: Es gibt international bislang kein umfassendes psychologisch
ausgerichtetes (Lehr-) Buch über die Arbeit mit Querschnittgelähmten. Ein groß
angelegtes Projekt des AK Psychologie
soll hier Abhilfe schaffen. Voraussichtlich 2012 soll ein entsprechendes Buch
erscheinen.
Die Beiträge entstammen überwiegend
der Expertise der Arbeitskreismitglieder.
Die grobe Struktur (mit Inhaltsverzeichnis) steht bereits fest, es können jedoch
noch weitere Beiträge / Kapitel erfolgen
(z.B. zum Thema berufliche Wiedereingliederung). „Abgabefrist“ ist grob Anfang 2012.
Anschließend folgte das weitere Ausarbeiten einer Empfehlung zur psychologischen Herangehensweise bei Vorliegen eines Dekubitus. Als abschließende
Arbeiten wurden die Erstellung eines
Abstracts (Daniel Stirnimann, Jörg Eisenhuth), eines Glossars (Florian Grüter), die
Überprüfung auf Verständlichkeit und
Einheitlichkeit (Ingo Pals) und die Vereinheitlichung der Literaturliste (Szilvia
Geyh) von einzelnen Arbeitskreismitgliedern übernommen.
TOP 4: Vorbereitung des nächsten
Arbeitskreises
Nächster Arbeitskreis: 18.11.11 in Hamburg
Vorschläge für Themen: „Welche Themen
müssten aus unserer Sicht in Zukunft
besser erforscht werden (wo gibt es aus
psychologischer Sicht Forschungslücken
zum Thema Querschnittlähmung)?
Thema Autonomie und Selbstbestimmung (auch „Locked in“ Patienten, Lebensqualität bei beatmeten Patienten).
Wie geht Stationspersonal damit um?
(Thema für DMGP Kongress in Basel
2012?)
Protokoll des Arbeitskreises Psychologie der DMGP am 18. November
2011 in Hamburg
Begrüßung der Teilnehmer durch Martina Neikes
TOP 1+2 Jörg Eisenhuth gab einen
Überblick zum aktuellen Stand der
bisher erarbeiteten Ergebnisse zum
Thema „Psychologisch relevante
Risikofaktoren bei der Entstehung
eines Dekubitus“.
TOP 3 Führung durch das Querschnittgelähmten-Zentrum des
BUK-Hamburg
TOP 4 Szilvia Geyh hielt einen Einführungsvortrag zum Thema „Stand
der psychologischen Forschung
und Forschungslücken im Bereich
Querschnittlähmung“.
Auf der Basis einer Referenzliste ausgewählter Literaturreviews wurden
Themen und Methoden bisheriger
Forschung erläutert und ein kurzer Überblick über 197 Studien gegeben [Geyh,
S., C. Peter, R. Müller, G. Stucki and A.
Cieza (2011). "Translating Topics in SCI
Psychology into the International Classification of Functioning, Disability and
Health." Topics in Spinal Cord Injury Rehabilitation 16(3): 104-130.]:
Häufig untersuchte Themen und Erkenntnisse:
• Kognitive Bewertungen hängen mit
Coping, Coping mit Depressivität zusammen
• Selbstwirksamkeit hängt mit Depressivität und Lebensqualität zusammen
• Soziale Unterstützung hängt mit körperlicher und psychischer Gesundheit
sowie mit Lebensqualität zusammen
Weniger häufig untersuchte Themen:
• Outcomes auf der Verhaltensebene:
Aktivität und Partizipation
• Motivationale Themen
• Epidemiologie und Versorgungsforschung
• Interventionsstudien (KVT)
• Gezielte qualitative Forschung
Häufig verwendete Methoden:
• Querschnittstudien
• Kleine selektive Stichproben
• Ohne Vergleichsgruppe
• Community-based
Selten verwendete Methoden:
• Longitudinale Studien
• Interventionsstudien
• Klinisches Setting
• Umfassende Auswahl an Kontrollvariablen
• Modellieren komplexer Zusammenhänge
Überblick von 197 Studien
• 73% der Publikationen stammt aus
USA
• 80% Beobachtungsstudien
• 16% Längsschnitt
• 12% Psychometrische Studien
• 9% Qualitative Studien
• 7% Interventionsstudien
Themen
• Psychiatrische Störungen
• Gesundheitsverhalten
• Körperliche Einschränkungen, Mobilität, Schmerz
• Sexuelle Funktionen, Sexualität
• Energie, Vitalität, Schlaf
• Arbeit und Freizeit
DMGP Informationsblatt
37
Arbeitskreise
• C
oping
• Stimmung ,Emotionalität, Hoffnung,
Optimismus
• Motivation, Bedürfnisse
• Intellektuelle Fähigkeiten
• Einstellungen
• Selbstkonzept, Selbstwahrnehmung,
Selbstwert, Selbstwirksamkeit
• Persönlichkeit
• Durchsetzungsfähigkeit, Selbstsicherheit, Kontrolle
• Kohärenzgefühl, Sinn, Spiritualität,
Wachstum
• Werte, Normen, Rollen
• Soziale Unterstützung, Beziehungen,
Vergleiche
Das Inhaltsverzeichnis des Buches wurde im Arbeitskreis noch einmal überprüft und geringfügig verändert.
TOP 5 Szilvia Geyh stellte das Forschungsprogramm zu personenbezogenen Faktoren am SPF in Nottwil
vor.
Der Arbeitskreis Pflege der DMGP traf
sich im Paraplegiker Zentrum zum dritten Mal zum Kongress und der Arbeitskreis Pflege der DMGP zum fünften Mal
in Nottwil.
Auf der Basis der ICF und ihres bio-psycho-sozialen Modells werden personenbezogene Faktoren klassifiziert und über
die drei Säulen „Die Rolle psychosozialer
Ressourcen verstehen - Ein quantitativempirischer Ansatz“, „Die Stimme der
Betroffenen - Qualitative Studien“ und
„Sinnvoll Messen - Psychometrische
Forschung“ ressourcen-orientierte Interventionen entwickelt, erprobt, umgesetzt und ausgewertet.
Eine Zusammenarbeit mit dem AK-Psychologie der DMGP wird angestrebt und
eine Expertenrunde zum Thema „Autonomie und Selbstbestimmung“ ist für
das nächste Treffen in Basel vorgesehen.
Dort sollen Ideen, Wissen und Erfahrung
der in den Zentren tätigen Psychologen
gesammelt werden, um mit in das Forschungsprojekt eingehen zu können.
TOP 6 Martina Neikes stellte den
aktuellen Stand des Buchprojektes
„Klinische Psychologie in der Behandlung Querschnittgelähmter“
vor.
Der Vertrag mit dem Springer-Verlag ist
bereits unterschrieben, das Buch soll
Ende 2012 erscheinen. Fast alle angeschriebenen Autoren haben zugesagt.
38 DMGP Informationsblatt
Der nächste Arbeitskreis findet im Rahmen der 25. Jahrestagung in Basel statt.
Szilvia Geyh, Martina Neikes
Pflege
Frühjahrstagung in Nottwil vom
09.06.2010 bis 10.06.2010
Frau Willi-Studer, die Leiterin des Pflegedienstes, begrüßte die Teilnehmer,
stellte die Institution vor und erläuterte
die aktuellen Schwerpunkte des Pflegedienstes. Die Veränderungen gehen
auch im Pflegedienst zu einem modernen Dienstleitungsbetrieb.
Für die Organisation und Moderation
war Adrian Wyss, der Leiter der Pflegeentwicklung und Bildung, verantwortlich.
schaftlichen Datenbanken und der entsprechenden Bearbeitung als Entwurf
vorgestellt und in einer Konsensuskonferenz diskutiert.
Nachdem eine Empfehlung für die Praxis
definiert wurde, erfolgt ein Review. Danach wird die Richtlinie in die Guideline
des nationalen Clearinghouse in den
USA aufgenommen (=externe Qualitätskontrolle) und in verschiedene europäische Sprachen übersetzt.
Frau Geng zeigte uns eindrucksvoll, wie
umfangreich und aufwendig eine Empfehlung ist. Weitere Themen sind der
Dauerkatheterismus und der intermittierende Katheterismus.
1.Evidenzbasierte Guideline
Referentin: Veronika Geng, Manfred Sauer Stiftung Lobbach
2. Intermittierender Katheterismus
aus pflegerischer Sicht
Referent: Walter Holzschuh, Pflegeforum
Blasenmanagement
Neuro-Urologie,
Paraplegiker Zentrum Nottwil
Der intermittierende Katheterismus war
das zentrale Thema des Arbeitskreises
Pflege der DMGP. Frau Geng als Mitglied der European Association of Urology (EAUN) zeigte in ihrem Referat die
Notwendigkeit von Evidenz basierten
Guidelines auf. Die Guideline Incontinent
Urostomy wurde von der EAUN in einer
interdisziplinären länderübergreifenden
Arbeitsgruppe erstellt. Die Erstellung der
verschiedenen Guidelines wird nach der
Literatursuche in verschiedenen wissen-
Herr Holzschuh zeigte anhand eines
historischen Rückblicks die Veränderungen beim intermittierenden Katheterismus aus pflegerischer Sicht.
Dabei erläuterte er genau die verschiedenen Aspekte des Fremd- und Selbstkatheterismus.
Im Paraplegiker Zentrum Nottwil werden die Standards/Leitlinien oder Handlungsanweisungen immer wieder überprüft und entsprechend regelmäßig
angepasst. Dazu zählen auch Verände-
Arbeitskreise
rungen bei den Hilfsmitteln und deren
Anwendung.
3. Intermittierender Katheterismus
aus ärztlicher Sicht
Referent: Jürgen Pannek, Chefarzt NeuroUrologie Paraplegiker Zentrum Nottwil
Herr Pannek als Neuro-Urologe erklärt
die Physiologie, Pathophysiologie und
die Komplikationen der Blase eines
querschnittgelähmten Menschen. Die
Lebenserwartung Querschnittgelähmter
hat sich von ehemals Monaten auf eine
normale Lebenserwartung durch den
intermittierenden Katheterismus verändert. Herr Pannek zeigte, wie wichtig
die Blasenentleerung durch den intermittierenden Katheterismus ist. Bei der
Wahl der Entleerungstechnik sollten immer die Kognitionen des Patienten, die
Anatomie, Begleiterkrankungen und die
häusliche Situation des Menschen berücksichtigt werden. In eindrucksvollen
Bildern erläuterte Herr Pannek die Verwendung eines Dauerkatheters und die
daraus entstehenden Folgen für die Blase des Menschen. Der Goldstandard ist
immer der intermittierende Katheterismus, mit den entsprechenden Empfehlungen für die neurogene Blasenfunktionsstörung.
4. Erhebung der Vorgehensweise in
den Kliniken Konsensusverfahren
zur einheitlichen Empfehlung zum
IK
Moderator: Max Moor, ParaHelp Nottwil
Nach den drei Referaten zum Thema
„Intermittierender Katheterismus“, die
zeigten, wie aufwendig die Erarbeitung
einer Richtlinie oder Guideline ist, diskutierte der Arbeitskreis Pflege, ob es
sinnvoll ist, die geplante Guideline der
EAUN zu nutzen. Es ergaben sich dabei
verschiedene Fragen, wie hygienische
Aspekte, Finanzierung durch die Kostenträger und Nutzen für die Pflege.
Frau Geng erklärte sich bereit einen Online-Fragebogen zu erstellen. In einem
Brainstorming tragen die Teilnehmer die
wichtigsten Kriterien zur Erstellung eines
Fragebogens und einer Richtlinie zusammen. Das Ergebnis des Fragebogens wird
beim nächsten Arbeitskreistreffen im
Herbst thematisiert.
5. Nutzen von Dekubitusrisikoskalen im SCI
Referent: Winfried Welker, BG Klinik Murnau
Das Thema „Dekubitus-Risikoskala für
Querschnittgelähmte“ ist im Arbeitskreis Pflege schon ein längeres Anliegen.
Herr Welker zeigte sehr eindrucksvoll die
Notwendigkeit einer querschnittspezifischen Skala auf. Er erläuterte sehr genau die verschiedenen Skalen und ihre
Anwendbarkeit und die Nicht-Berücksichtigung der speziellen Bedürfnisse
eines Querschnittgelähmten.
6. Literaturreview – Identifikation
von ( Risiko- ) Faktoren zur Dekubitusentstehung
Referentin: Christine Boldt, Schweizer Paraplegiker Forschung (SPF)
Das Referat von Frau Boldt unterstützte
die Aussagen von Herrn Welker und
zeigte anhand der Literatur beschriebenen Inzidenzzahlen den nötigen Bedarf einer spezifischen Skala für Querschnittgelähmte.
Das Literaturreview war der erste Teil
eines Projektes zur Verbesserung der
Versorgungsqualität von Patienten mit
Dekubitus (-Risiko) im Schweizer Paraplegiker Zentrum. Im Zentrum wird daran
gearbeitet eine Dekubitus-Risikoskala zu
entwickeln und zu validieren. Im Literaturreview stellte sich heraus, dass keine
Risikoskala die Gütekriterien erfüllt. Frau
Boldt filterte die Variablen aus den Studien heraus und verlinkte diese mit der
Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF). Es wurden 69 Faktoren in Bezug
auf die Risikoskala identifiziert. Die große
Herausforderung ist es, diese Faktoren in
eine praktikable Dekubitus-Risikoskala
für den Bereich Querschnittlähmung zu
entwickeln.
7. Darstellung des Pflegeaufwandes
bei querschnittgelähmten Patienten
im Innerhalb des G-DRG-Systems
Referenten: Kathrin Treike, Unfallkrankenhaus Berlin Henry Rafler, BG Klinik Halle
Der Pflegeaufwand eines querschnittgelähmten Patienten wird nicht ausreichend abgebildet und der Arbeitskreis
Pflege erhielt vom Vorstand den Auftrag
sich des Problems anzunehmen und
eine Lösung zu erarbeiten. Diese Arbeitsgruppe besteht aus Vertretern aus den
BG Kliniken Berlin, Bochum, Frankfurt,
Halle, Hamburg und der Werner-WickerKlinik Bad Wildungen. Mitglieder der
Arbeitsgruppe sind Experten der Pflege,
Pflegemanagement, Medizincontroller
und Ärzte. Es fanden monatliche Treffen
statt und Diskussionen über verschiedene Instrumente zur Darstellung des
Pflegeaufwandes. In Anlehnung an den
PKMS soll ein Querschnitt-PKMS entwickelt werden, der den erhöhten Pflegeaufwand abbilden soll. Frau Treike und
Herr Rafler zeigten die vielfältigen Probleme sehr eindrucksvoll auf und haben
unseren Dank für die schwierige Arbeit
der Arbeitsgruppe.
8. Auswertung Pretest Ernährungsscreening
Referenten: Veronika Geng, Manfred Sauer Stiftung. Lobbach
Die Arbeitsgruppe Ernährung hatte einen Screeningbogen für Nahrungs- und
Flüssigkeitsmangel entwickelt und in
Brandenburg vorgestellt. Dieser Screeningbogen wurde von Frau Geng an die
Kliniken verschickt und anschließend
ausgewertet.
Das Instrument wird für die Kliniken auf
der Intranetseite des Arbeitskreises Pflege zur Verfügung gestellt.
Im Namen der Teilnehmer des Arbeitskreises Pflege möchte ich mich ganz
herzlich bei Herrn Wyss für die hervorragende Arbeit zur Ausrichtung und Or-
DMGP Informationsblatt
39
Arbeitskreise
ganisation bedanken. Frau Roth für die
Erstellung des Protokolls. Bei Frau WilliStuder für die Unterstützung zum Gelingen des Arbeitskreises .
Der nächste Arbeitskreis findet in der
BG Unfallklinik Frankfurt vom 30.09. bis
01.10.2010 statt.
Monika Erdmann
Herbsttagung vom 30.09.2010 bis
01.10.2010 in Frankfurt
Herbsttagung des Arbeitskreises Pflege der DMGP fand vom 30.09.2010 bis
01.10.2010 in der Berufsgenossenschaftlichen Klinik in Frankfurt statt
Die BG Klinik Frankfurt war zum ersten
Mal für die Ausrichtung der Herbsttagung 2010 des Arbeitskreises Pflege der
DMGP zuständig.
Frau Raifarth, Pflegedirektorin der BG
Klinik Frankfurt, begrüßte die Teilnehmer und wünschte der Arbeitskreissitzung ein gutes Gelingen. Sie würdigte
die Vorbereitung der Sitzung durch Frau
Schwermann.
1. Kodier-Profiler – Modell als Mittel
zur Erlössicherung
Referent: Dr. T. Auhuber, BG Klinik Frankfurt
Herr Auhuber erläuterte in seiner Funktion als Medizincontroller in der BG Klinik Frankfurt das Kodier-Profiler-Modell.
Ziel dieses Organisationsmodells ist eine
bessere Zusammenarbeit mit den Leistungserbringern im ärztlichen Dienst
und im Pflegedienst, um innerhalb des
DRG-Systems die Erlöse zu optimieren.
Über Fallbeispiele wurden verschiedene
Möglichkeiten der Codierung aufgezeigt.
2. Präsentation Umfrage Intermittierender Katheterismus in den
Zentren Deutschland, Österreich
und Schweiz August 2010
Referent: Veronika Geng, Manfred Sauer
Stiftung, Lobbach
Frau Geng bedankte sich bei den Teilnehmern für die hohe Beteiligung an der
Umfrage zum intermittierenden Katheterismus. Durch den Fragebogen sollte
die Organisation des „intermittierenden
Katheterismus“ in den Zentren der DMGP
40 DMGP Informationsblatt
analysiert werden. Folgende Inhalte wurden erfragt: (Auszüge)
• Dokumentation
• Abkürzungen
• Art des Katheterismus
• Urologen in der Klinik
• Zuständigkeit innerhalb der Pflege
oder ärztlicher Dienst
• Auswahl des Katheters
• Fremdkatheterismus.
Die Ergebnisse lösten im Arbeitskreis
große Diskussionen aus. In einer kleinen
ad- hoc-Arbeitsgruppe sollen die Ergebnisse bewertet und eine Empfehlung für
den „intermittierenden Katheterismus“
erarbeitet und dem Arbeitskreis vorgestellt werden.
3. Aromatherapie bei Rückenmarkverletzten
Referent: Kerstin Kleemann, BG Klinik
Frankfurt
Frau Kleemann ist Krankenschwester
und Heilpraktikerin und hat eine Weiterbildung in Aromatherapie absolviert. Sie
zeigt die vielfältigen Möglichkeiten der
Aromatherapie für Querschnittgelähmte.
4. Wunddokumentation in der BG
Klinik Frankfurt
Referent: Marcus Gernhardt / Marcel
Welzbacher
Herr Gernhardt ist in der BG Klinik Frankfurt für die Wunddokumentation und
Wundbehandlung zuständig. In seinem
Vortrag stellte er ein Projekt zum Wundmanagement vor, indem eine einheitliche, standardisierte und bereichsübergreifende Wunddokumentation und
Wundbehandlung angestrebt wurde,
und das damit zur besseren Dokumentation und zum besseren Verständnis
beigetragen hat. In der BG Klinik Frankfurt wird die Wundbehandlung im Krankenhausinformationssystem elektronisch
abgebildet. Die beschriebenen Behandlungsgrundsätze sind in einer „Wundbroschüre“ abgebildet.
5. Pflegeziele bei Handfunktionsstörungen
Referent: Dr. O Marcus
Herr Dr. Marcus erläutert die therapeutischen Ziele bei Handfunktionsstörungen anhand von Fallbeispielen. Damit
die „Funktionshand“ in allen Lebenssituationen des Patienten Unterstützung
geben kann, bedarf es einer gut abgestimmten Zusammenarbeit aller Berufsgruppen in allen Versorgungsbereichen.
6. Darstellung der Pflege beim querschnittgelähmten Patienten innerhalb des DRG -Systems
Referenten: Kathrin Treike, Unfallkrankenhaus Berlin Henry Rafler, BG Klinik Halle
Die Darstellung des Pflegeaufwands bei
Querschnittgelähmten ist sehr komplex
und muss, wenn sie im DRG- System abgebildet werden soll, bestimmten Kriterien genügen. Deshalb wurde auf dem
letzten DMGP-Kongress in Halle eine
Arbeitsgruppe unter Leitung von Henry
Rafler gegründet, die ihre ersten Ergebnisse dem Arbeitskreis vorstellte. Danach
hat die Arbeitsgruppe Verbindung mit
dem Deutschen Pflegerat aufgenommen, um innerhalb des PKMS (Pflegekomplexmaßnahmen-Score) auch den
Aufwand der Querschnittgelähmtenpflege abbilden zu können. Frau Dr. Wieteck
(Expertin und Referentin zum PKMS)
berät die Arbeitsgruppe. Es wird vereinbart zu jeder Arbeitskreissitzung vom
aktuellen Stand der Arbeit zu berichten.
Der Arbeitskreis Pflege der DMGP möchte sich bei Frau Schwermann, Frau Raifarth und Herrn Gernhardt für die gelungene Ausrichtung und Organisation des
Arbeitskreises in Frankfurt bedanken.
Der nächste Arbeitskreis findet vom
24.05. bis 25.05.2011 in Bad Wildbad statt.
Monika Erdmann
Arbeitskreise
Frühjahrstagung in Bad Wildbad vom 25.Mai bis 26.Mai 2011
Die Heinrich Sommer Klinik war zum
ersten Mal Ausrichter des DMGP Kongresses und des Arbeitskreises Pflege
der DMGP. Herr Dr. Zell und Herr Ivankovic begrüßten die Teilnehmer und
Herr Ivankovic erläuterte den Ablauf der
Frühjahrtagung.
Mittwoch, den 25.Mai 2011
1. Präsentation: „Projekt der
Einführung der Pflegediagnostik
am Schweizer Paraplegikerzentrum
Nottwil“
Referentin: Carolin Klein Paraplegiker
Zentrum Nottwil
Frau Klein berichtete über das Projekt
und deren Ziel ein Prozess unterstützte
Dokumentation mit gleichzeitiger vollständiger Leistungserfassung zu haben.
Bei der Dokumentation im Paraplegiker
Zentrum Nottwil gibt es immer wieder
Probleme, wie wird die Dokumentation
verbessert? Mit den Pflegediagnosen erhofft man sich verbesserte Dokumentationsqualität, besonders im Bereich der
Querschnittpflege. Frau Gordon meint
„ohne eigene Fachsprache bleibt die
Pflege unsichtbar.“
Frau Klein hatte in der Delphi Umfrage in
den Querschnittzentren die spezifischen
Pflegeprobleme=Pflegediagnosen erfasst. Sie erläuterte die Umfrage und deren Ergebnisse. Es wurden 76 Pflegeprobleme überprüft und die Auswertung
mit fünf Pflegediagnosen Experten erarbeitet. Die voraussichtliche Einführung
der Pflegediagnosen ist für das Jahr 2013
vor gesehen.
Die Zentren in Österreich arbeiten schon
seit länger mit Pflegediagnosen nach
NANDA und haben diese auf die Bedürfnisse der Querschnittlähmung umgesetzt.
2. Präsentation: „Vorstellung des
Kompendiums Neurogene Darmfunktionsstörung“
Der
Arbeitskreis
Darmmanagement
Querschnittgelähmter (ADQ) hat nach
mehrjähriger Arbeit das Kompendium
Neurogene Darmfunktionsstörung fertig
gestellt. Es wurde beim Kongress in der
Trinkhalle verkauft.
3. Präsentation: „ Atemtherapie bei
Querschnittlähmung“
Referentin: Anna Marten Neurologisches
Zentrum Godeshöhe
Frau Marten hatte ein Fragebogen zu
dem Thema erarbeitet und diesen Fragebogen an die Zentren versandt. Sie
berichtete über die Ausgangslage und
der Auswertung des Fragebogens. Es
wurde sehr viel diskutiert und man war
sich über die Wichtigkeit des Themas bewusst. Frau Marten war am Donnerstag
bei der Gründung des Arbeitskreises Beatmung als stellvertretende Vorsitzende
und Expertin anwesend. Beim nächsten
Arbeitskreis in Kreischa wird Herr Tiedemann als Referent und Vorsitzender Arbeitskreis Beatmung anwesend sein.
4. Präsentation: „Pflege - und Kompetenzentwicklung“
Referentin: Kerstin Schuhmann BG Klinik
Hamburg
Frau Schuhmann stellte sich vor und
berichtete über ihren Werdegang, sie ist
Krankenschwester und Diplom Pflegewirtin.
Die Ziele sind das vorhandene Wissen
und Können gezielt zu nutzen, darauf
aufzubauen und strukturiert die Weiterbildung zu fördern. Die Stärkung und
Förderung des Engagements und kreativen Potential der Mitarbeiter.
Die Pflegeentwicklung werden die vorhandenen Pflegeabläufe mit den neuesten Pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen ausgestaltet. Die Erstellung eines
Pflegekonzepts für das Querschnittgelähmten-Zentrum ist das Ziel. Die
Mitarbeiter werden in konstanter und
strukturierter Begleitung der Lern- und
Entwicklungsprozessen in ihren Kompetenzen bestärkt. Die Umsetzung wird
verschiedenen Angeboten und Arbeitskreisen unterstützt.
„Die Pflege soll verbindlich werden, es
soll nicht mehr nach Gutdünken gearbeitet werden.“
5. Präsentation: „Kompendium
Neurogene Darmfunktionsstörung“
Referentin: Veronika Geng Manfred Sauer Stiftung Lobbach
Nach jahrelanger Arbeit im Arbeitskreis
Darmmanagement Querschnittgelähmter ist das Kompendium nun in gedruckter Form erhältlich.
Das Kompendium beinhaltet den Stand
der Dinge von heute.
Es ist vorgesehen ein Curriculum an zu
bieten, das in Modulen aufgebaut ist. Veronika Geng präsentierte das Curriculum
in einer vorläufigen Version die noch
überarbeitet wird. Die Manfred Sauer
Stiftung möchte das Curriculum unterstützen. Es sollte Weiterbildungen in den
Zentren angeboten werden, damit das
Knowhow in die Praxis übertragen werden kann.
Veronika Geng stellte eine Fortbildung
von 8 Stunden zum Darmmanagement
mit 7 Lehrmodulen vor. Zum Thema Ernährung möchte sie 2 Stunden anbieten.
Die Zentren fanden diese Fortbildung als
eine sehr gute Idee.
6. Präsentation: „ Arbeitskreis
Intermittierender Katheterismus“
Referentin: Veronika Geng Manfred Sauer Stiftung Lobbach
Frau Geng erläuterte die Umfrage zum
ISK in den Zentren und den Fragebogen.
Der Arbeitskreis hatte beim Treffen einen
Brief an das RKI verfasst und diesen nach
der Abstimmung mit Neurourologen
gesandt. Die Antwort des RKI war nicht
zufriedenstellend und es wurden weiter
Maßnahmen diskutiert. Das weitere Pro-
DMGP Informationsblatt
41
Arbeitskreise
cedere ist den Brief an das RKI und die
Antwort mit den Neurourologen besprechen.
7. Präsentation: „Netzwerk Ernährung“
Referentin: Veronika Geng Manfred Sauer
Stiftung Lobbach
Veronika Geng berichtete über den Arbeitskreis Ernährung der sich in Lobbach getroffen hatte. Der Arbeitskreis
erarbeitet ein Konzept zur Ernährung in
verschiedenen Phasen: Akut Phase, der
Postop – und Rehaphase.
In manchen Kliniken gibt es Arbeitskreise
für Ernährung.
8. Präsentation: „European Spinal
Cord Injury Federation(ESCIF)
Referentin: Veronika Geng Manfred Sauer
Stiftung Lobbach
Die ESCIF wurde 2005 gegründet, Vorstand, Mitgliedsstaaten und Mitgliedervorstellung
Vision: gleiche einheitliche Versorgung
von Querschnittgelähmten
Veronika Geng berichtete über die Jahresversammlung 2011 in Amsterdam
Projekte: Einführung eines regionalenund nationalen Spinal Cord Registers in
den europäischen Ländern und Zentralisation der Behandlung, Rehabilitation
und lebenslange Nachsorge
Betroffene beraten Betroffene
Familienberatung mit einem Betroffenen
ISCOS Vorstellung, Homepage
www.escif.org
www.iscos.org
Unter Dies und Das wurde die neue
Homepage und deren Veränderungen
diskutiert.
Donnerstag, den 26.Mai 2011
9. Präsentation: „PKMS aktueller
Stand“
Referenten: Kathrin Treike und Henry Rafler
Frau Treike und Herr Rafler berichteten
über den aktuellen Stand der PKMS und
das weitere Vorgehensweise.
Themensammlung für die Herbsttagung
am 29.09.2011-30.09.2011 in Kreischa
• Schulterlagerung Kreischa
• Sterbebegleitung Kreischa
• Schmerzen und Querschnittlähmung
Herr Jäck von SRH Klinikum Langensteinbach
• Atemtherapie BG Klinik Hamburg Sören Tiedemann
• Komplementäre Medizin in der Pflege
Brigitta Hasslauer-Großkopf Klosterneuburg
• ISK
• Ernährung
• Darmmanagement
Der Arbeitskreis Pflege möchte sich bei
Herrn Ivankovic für Ausrichtung und die
hervorragende Organisation ganz herzlich bedanken.
Termine der nächsten Kongresse
und Arbeitskreise:
• Kongress und Arbeitskreis Pflege
20.06.2012 – 23.06.2012 in Basel
• Herbsttagung 2012 in Bonn Bad Godesberg
• Kongress und Arbeitskreis Pflege 2013
in Murnau
• Herbsttagung 2013 in Duisburg
• Kongress und Arbeitskreis Pflege 2014
in Bayreuth
• Herbsttagung 2014 Bad Berka
• Kongress und Arbeitskreis Pflege 2015
in Hessisch Lichtenau
Monika Erdmann
Physiotherapie
Der Arbeitskreis Physiotherapie im Rahmen der 23 Jahrestagung der DMGP
fand im Schweizer Paraplegiker Zentrum
Nottwil statt. 50 Kollegen und Kolleginnen aus Deutschland, Österreich und
der Schweiz nahmen am Arbeitskreis teil.
Nach der Begrüßung und den organisatorischen Formalitäten widmeten sich
die Teilnehmer folgenden Themen:
Die tetraplegische Schulter
• Funktionelle Elektrostimulation zur
Vermeidung und Behandlung der
Subluxation im Schultergelenk bei
Patienten mit Tetraplegie (Ines Bersch,
Nottwil)
• Vojtatherapie zur Behandlung von
42 DMGP Informationsblatt
Querschnittgelähmten bei Schulterproblematik (Barbara Maurer-Burkhard, Heidelberg)
• Möglichkeiten der Behandlung der tetraplegischen Schulter mit PNF (Waltraud Kemper und Sandra Dietrich,
Hamburg)
• Vorstellung des Hefts mit Übungen
zum Eigentraining (Nadine Gallenbach Basel)
Halle und Annette Grave, Herdecke
Lokomat
• Praktische Demonstration und Erfahrungsaustausch (Elisabeth Dürst, Nottwil)
Wassertherapie
• Vorstellung der Halliwick Methode anhand einer Patientendemonstration
mit anschließender Diskussion (Dörte
Hegemann, Nottwil)
Einführung in die ICF (Alexandra
Rauch, Nottwil)
• ICF in der täglichen Praxis (Dörte Hegemann, Nottwil)
Bericht zu Roll & Controll
am 22.4.2010 in Bielefeld (Daniel Kuhn,
Zum Thema der tetraplegischen Schulter wurden die vielseitigen Therapieansätze angeregt diskutiert. Dabei wurden
von allen Beteiligten die Wichtigkeit des
richtigen Umganges und Handlings mit
der oberen Extremität beim tetraple-
Arbeitskreise
gischen Patienten bestätigt. Die Vielfalt
der Therapieansätze und deren kombinierbare Durchführung garantieren ein
gutes Outcome. Die Problematik setzt
sich über die Zeit der Rehabilitation hinaus und bedarf einer lebenslangen
Nachsorge, Betreuung und Behandlung.
Umsetzung im SPZ Nottwil zeigte, dass
dieses Modell gut realisierbar sein kann
und qualitative Standards in der Rehabilitation setzt. Es wurde jedoch auch
deutlich, dass mit der Einführung der ICF
in einem langen Prozess eine Reorganisation der Klinikstrukturen einhergeht.
Der ausführliche Workshop von Alexander Rauch zum Thema ICF, in dem theoretische Grundlagen und praktische
Übungen kombiniert wurden, rief interessante Diskussionen hervor. Es wurde
deutlich, dass die ICF in vielen Zentren
nur teilweise oder gar nicht den Klinikablauf prägt. Die Vorteile wurden erkannt
und über die Nachteile bezüglich des
Zeitmanagements und der vermehrten
personellen Ressourcen diskutiert. Ebenfalls kam die Komplexität des Modells
klar zum Ausdruck. Der Sinnbezug zum
klinischen Alltag wurde immer wieder
gesucht und in Frage gestellt. Die anschließende Vorstellung der praktischen
Die politische Brisanz des Themas, ein
Qualitätssiegel für Rollstühle zu schaffen,
führte in der Diskussion zu folgendem
Resümee:
Der Arbeitskreis Physiotherapie wird,
vertreten durch Daniel Kuhn, Halle, sich
weiter an den Diskussionen, die von der
Initiative Roll & Controll geführt werden,
beteiligen. Ziel ist es, dass die Rollstuhlversorgung individuell und den persönliche Bedürfnissen eines jeden Rollstuhlfahrers erfolgen muss und nicht dem
kommerziellen und finanziellen Profit
der Sanitätshäuser unterstehen darf. Die
Integration technischer Hilfsmittel kann
in diesem Prozess selbstverständlich er-
folgen. Außerdem ist es der Wunsch des
Arbeitskreises, dass in die Diskussion betroffene Rollstuhlfahrer mit einbezogen
werden. Eine Bedarfsabklärung, wie eine
Rollstuhlabgabe aussehen sollte, wird
über Fragebögen ermittelt. Die Zentren
Murnau, Herdecke und Hamburg werden dieser Aufgabe nachkommen.
Bei den praktischen Demonstrationen
des Lokomates und der Wassertherapie
wurden an Hand von Patientenbeispielen die Therapieformen gezeigt. Es wurden Indikationen, Möglichkeiten und
Grenzen gesehen und mögliche Assessments diskutiert. Es kam zu einem regen
Erfahrungsaustausch.
Der fachliche Austausch wurde im Rahmen des Arbeitskreisessen bis in die
späte Nacht gemütlich fortgesetzt.
Dörte Hegemann
Arbeitskreis 25./26. Mai 2011 Bad Wildbad
1. Begrüßung durch Oliver Bauer
• Kurze Vorstellung der Teilnehmer mit
Erwähnung der Häufigkeit der AK-Teilnahme.
• Organisatorisches: Tagesablauf, Arbeitskreisessen, Aktualisierung der
Adresslisten und Ansprechpartner der
Zentren.
2. Informationen vom wissenschaftlichen Beirat durch Daniel
Kuhn (Halle)
• Fachhochschule Bielefeld hat für 2011
keine Fortführung des Seminars „Roll
und Control“ geplant. Laut Auskunft
von Prof. Hörstmeyer, evtl. gibt es 2012
wieder ein „Roll und Control“ Tag, Daniel wird dran bleiben
• Dieses Jahr wird DMGP Homepage
neu gestaltet, Orph Mach ist Hauptverantwortlicher. Ziel ist ein dynamischer Prozess. Welche Dinge, Inhalte
sind für den Bereich Physiotherapie
wichtig, mit welchen Links? Vorschlag
von Dörte Hegemann : ein Gremium
von 3-4 Personen aus verschiedenen
Zentren sollte sich zu dem Thema zusammensetzen,
• Daniel koordiniert die Zusammensetzung
• Wie setzt sich der Arbeitskreis Physiotherapie zusammen? Wie geht es damit weiter? Es gibt eine Empfehlung
des Vorstandes: Mitglieder der DMGP
sind fest im AK und sind stimmberechtigt. Jede Klinik darf Gäste mitbringen,
diese sind nicht stimmberechtigt.
Daniel macht einen neuen Vorschlag
der Beschlussfassung, welche im Anschluss diskutiert worden ist, Abgleich
der Klinik-Liste mit der DMGP-Homepage (Dörte und Daniel), Beschluss
wird auf Donnerstag vertagt,
• Weiterer Bericht aus der Vorstandssitzung : neuer AK für EM-SCI, dessen
Aufgabenstellung und Zusammensetzung ist noch nicht in der Vorstandssitzung benannt worden, weiterer
neuer AK Beatmung befindet sich in
Gründung, Cit Glocke aus Hamburg ist
beteiligt,
• Aktueller Stand DRG: keine neuen Beschlussfassungen zu dem Sachverhalt
sind erfolgt, ärztl. Arbeitsgruppe mit
Dr. Röhl (Halle) befasst sich mit diesem
Thema, Daniel versucht verbindliche
Informationen zu bekommen, Dörte
Hegemann berichtet aus der Schweiz:
für 2012 sind Beschlüsse geplant, wie
der Bereich Querschnitt betroffen ist,
ist unklar, eine Arbeitsgruppe in Nottwil beschäftigt sich damit
3. Begrüßung durch Dr. Michael
Zell (Chefarzt Bad Wildbad)
4. Vorstellung von SCIPT und Kurzbericht über den PT-Workshop im
Rahmen des Iscos-Kongress 2010 in
Delhi (Indien)
Diskussion/Fragen: Ines Bersch und Ulla
Bergner beteiligen sich am e-learning
DMGP Informationsblatt
43
Arbeitskreise
Programm der ISCOS, www.scipt.org
kann ohne Login von jedem genutzt
werden, aus Deutschland sind momentan Vertreter der SCIPT Ulla Bergner
(Murnau) und Sabine Müller (KarlsbadLangensteinbach).
5. Teilnehmerin aus Markgrönningen fragt, welche Erfahrungen
wir mit der Kontrolle durch den
MDK machen?
In Baden Württemberg wird akutmedizinische Versorgung noch bezahlt, 4-6
Wochen, danach Verlegung in Reha,
ansonsten Rückforderungen, Hamburg
berichtet, dass sie für die nächsten 3
Jahre ein Budget ausgehandelt haben
( HH-Zentrum im Bettenplan der Stadt
verankert), Einzelfallprüfung durch MDK
kommt vor und evtl. Prozess wegen
Rückforderung, Hamburg plant Bau einer Neuroreha, Heidelberg berichtet:
Casemanager ist zuständig für Kontakt
zu zuweisenden Kliniken, MDK, Kostencheck, Verschlüsselungen zeitnah, Informieren der Berufsgruppen für adäquate
Dokumentation, sie verlegen die Patienten in die Neuroreha Bad Godeshöhe
und Bad Wildbad
6.Kaffeepause
7. Osteopathie bei Querschnittlähmung Diaphragma urogenitale/Beckenboden, anatomische Besonderheiten und osteopathischer Ansatz
von Oliver Bauer
Teil 1
Geschichte der Osteopathie, Transfer
zum „IST“ in Deutschland. Osteopathische Ansätze bei querschnittgelähmten Patienten, Vorgehensweise in Bad
Wildbad und Erfahrungsbericht anhand
eines Patientenbeispiels.
Teil 2
Diaphragma Urogenitale – Anatomie,
Neuroanatomie und Physiologie des
kleinen Beckens. Erfahrungsbericht, Hinweise und Ideen für die Praxis sowie Vorbereitung auf den nächsten Tagespunkt
Beckenbodenkonzept am Rehab Basel.
44 DMGP Informationsblatt
8.Mittagessen
9. Beckenboden-Konzept in Rehab
Basel von Nadine Gallenbach
Diskussion/Fragen: Wie erfolgt Zuweisung? Neurourologin der Rehab schickt
Patienten mit MFT 2 vom Beckenboden
zur Elektrotherapie , Physios testen nach,
weil es in der Schweiz erlaubt ist. Nadine
beschreibt, wie sie testet. Welche Stromform wird verwendet? Wechselstrom.
Hinweis von Ines (Nottwil): Batteriebetriebene Elektrogeräte halten die Strom­
intensität nicht konstant im Gegensatz
zu den akkubetriebenen Geräten. Wie
wird Entspannungsfähigkeit des Beckenbodens getestet? Über EMG-Ableitung.
Stationäre und ambulante Patienten
erhalten herkömmliche Physiotherapie
zusätzlich. Wirkung auf den Darm? Patienten berichten, besser abführen zu
können nach der Elektrotherapie. Darmverhalten wird noch nicht im Befund erfragt.
Danach praktisches Ausprobieren des
Gerätes in 4 Gruppen.
10.Pause
11.Sitzambulanz Erfahrungsbericht
von Klaudia Wipfler (Bad Häring)
Diskussion/Fragen: Wie sind die Erfahrungen mit dem Ergositz? Wird eher bei
länger sitzenden RS-Fahrern eingesetzt.
Daniel (Greifswald): Das Rohokissen Airlight ist eine gute Kombination mit dem
Ergositz, sonst einfaches Schaumstoffkissen
12.Sitzpositionierung und Korsettversorgung von Waltraud Kemper
(Hamburg)
Weitere Erfahrungen mit der Korsettversorgung von Beatrice Schindler (Basel)
Diskussion/Fragen zu den Punkten 11,
12 und 13:
RS-Anpassungen im Verlauf? Hamburg
haben Stellenanteil aus Physio und Ergo
für einen Orthopädietechniker (inzwischen 75%) für tägliche RS-Änderungen
Ist die Korsettversorgung 1. Wahl? Hamburg: Erst ausschöpfen aller RS-Einstell-
möglichkeiten. Murnau: Akzeptanz für
das Korsett bei Paraplegikern ist geringer, gute Aufklärung pro/contra ist wichtig, Bad Wildungen: Bei Tetraplegikern
werden durch adäquate Korsettversorgung Funktionen verbessert, Paraplegiker zeigen Akzeptanz, wenn Schmerzen
dadurch reduziert werden, jedoch nicht
zur Prophylaxe, 26-Zoll-Räder bei großen
Patienten werden akzeptiert,
Daniel (Greifswald): Es gibt auch 25-ZollRäder, wegschwenkbare Pelotten an
speziellen Rücken wäre auch eine Möglichkeit, Hamburg: Machen gute Erfahrung bezüglich Sitzstabilität mit viel
Sitzwinkel bei hohen Tetraplegikern,
Dörte (Nottwil): Wir müssen unsere Erfahrungen bei den Erstrehapatienten
für eine gute Sitzposition einbringen,
Leidensdruck und Compliance spielen
eine wichtige Rolle für eine gute Sitzversorgung, Prozessverfolgung ist wichtig
über z.B. ambulante Termine.
Annette (Herdecke): Sitzposition ist ein
Prozess, der erarbeitet werden muss.
Ulla (Murnau): Überlegung zur ambulanten Sitzdruckmessung und Sitzpositionierung in Murnau ergab, dass sie eine
Privatrechnung über 50 Euro für eine
Sitzdruckmessung schreiben. Wie ist es
in den anderen Zentren? Gibt es eine
Abrechnungsmöglichkeit?
Karlsbad Langensteinbach: Ambulante
Sitzpositionierung über die Ergotherapie, Physios haben keinen Stellenplan
dafür.
Klaudia (Bad Häring): Machen stationäre
Tagesaufnahme für Sitzposition, so wie
z.B. ihre Urologie.
Nottwil: 20 Min. werden bezahlt.
Dorothee (Tübingen): Rollstuhlsprechstunde, beim Kassenpatienten sind 40
Euro/Quartal abrechenbar,
Daniel (Greifswald): Machen nach 6
Monaten nach der Entlassung einen
3-Tages-Check stationär mit folgendem
Inhalt: 1 Std. Ergotherapie, 1 Std. Physiotherapie und urologischer Check.
Herdecke: Hat amb. Stellenanteil von 0,5
VK, Sitzpositionierung wird von Physiotherapie und Ergotherapie zusammen
ausgeführt.
Arbeitskreise
13.Arbeitskreisessen
14.Wie bringe ich meinen Patienten
den Transfer bei? Durch Ulla Bergner (Murnau)?
Diskussion/Fragen: Es wurden Erfahrungen berichtet: bei Deku-Patienten
kann gute Stützaktivität in Bauchlage
erarbeitet werden, in Bad Wildungen
kommen Patienten im Bett runter zur
Physiotherapie.
Ulla: Wichtig sind die Alltagstransfers zu
üben, man kann im Wasser auch vorüben, Tetraplegiker ohne Triceps haben
oft ein Kraftproblem, ihre Idee ist: Im
Langsitz helfen zum hohen Stütz und
dann exzentrisch arbeiten und damit
spielen.
Bad Wildungen: Häufig ein Kraftproblem
durch die multisegmentale Innervation
der Schultergürtelmuskulatur.
Ulla: Schultergürtelmuskulatur sollte
maximal gekräftigt werden, bei älteren
Patienten gibt es Grenzen, dort sollte
man die Zielsetzung und Transferform
überdenken.
Andere: Schlüsselpunkt ist Lenkräderpositon: sie sollten vorn sein, ein Fuß ist
mindestens auf dem Boden.
Ulla: Ist es den Zentren wichtig, den RSBoden-Transfer zu erarbeiten? Überwiegend ja, zumindest den RS-Boden-Transfer instruieren lernen.
Oliver (Bad Wildbad): man sollte aber
auch über die Gefahren informieren.
Zürich: Patienten mit Einschränkung im
OSDG gehen evtl. über Langsitz (Alternative: ein Bein lang, ein Bein angewinkelt) hoch/runter, die Unterstützungsfläche spielt eine wichtige Rolle, nach ihrer
Definitionsnennung gab es eine kontroverse Diskussion.
15.Kinesiotape: Konzeptvorstellung
und Erfahrungsaustausch durch
Ulla Bergner (Murnau)
Diskussion/Fragen:
Ulla fragt 1. Wird bei Euch noch getaped? 2. Wer taped? 3. Was? Nach welchem Prinzip? Hat jemand Erfahrung
mit Finger tapen? 4. Wie rechnet ihr das
Tapen ab?
Nadine G. (Rehab) Basel): Tapen täglich,
einfache Anlagen machen die, die einen
Tages-Tape-Kurs haben, größere Anlagen machen die, die den großen Kurs
gemacht haben, sie haben viele Erfahrungen mit Schultertape, Triggerpunkte
und zusammen mit den Logos Tape
Anlagen im Gesicht z.B. Facialisparesen,
wichtig ist Assessment und Rehaassessment.
Kerstin nA. (Bad Wildungen): Tapen viel
bei Schulterinstabilität, Inaktivitätsödemen auf Handrücken, Triggerpunkte.
Ulla (Murnau): Machen jetzt wieder mehr
Schultertapes und Triggerpunkte.
Susanne (Hamburg): tapen bei Schulterinstabilität, wollen Beckenboden und
Blasenzone ausprobieren.
Romy (Kreischa): 2 Personen tapen,
wöchentlich ca. 10 Tapes (Schulter, Blasenzone, Cross-Tapes), jedoch ist die
Verträglichkeit in letzter Zeit schlechter
geworden, es treten vermehrt Hautprobleme auf.
Ludwigshafen: Haben auch viele allergische Reaktionen auf Tape.
Ulla (Murnau): Regt an einen kleinen Befund für alle Zentren, um Daten zu sammeln um evtl. Ergebnisse wissenschaftlich auszuwerten, zu erfassen.
Reiner Wendel (Zürich) könnte Kontakt
zu einer Institution herstellen.
Ines Bersch ( Notwill): Es muss genau evaluiert werden, Aufwand muss abschätzbar sein für die beteiligten Kliniken, es
braucht eine konkrete Fragestellung.
16.Erfahrungsbericht MRSA/ESBL
von Dörte Hegemann, Ines Bersch
(Nottwil)
Diskussion/ Fragen:
Nottwil: Freigabe der MRSA und ESBL Patienten mit Mundschutz läuft seit 2010,
es gibt noch keine Auswertungsergebnisse, es ist wohl erst in 5-6 Jahren beurteilbar.
Hessisch Lichtenau: Behandelt MRSA-Patienten einzeln unten im Raum, welcher
nachher desinfiziert wird, Therapeuten
sind in voller Montur, ESBL: weniger
streng isoliert.
Heidelberg: Bei Mitarbeitern ist die MRSA
Dekontamination erfolgreich praktiziert
worden, bei häufigem Auftreten wird
ein Screening bei den Mitarbeitern wiederholt.
Bad Wildungen: Früher wurden Mitarbeiter mit MRSA freigestellt, jetzt behandeln
sie MRSA-Patienten unter Administration, seit 2010 werden MRSA-Patienten
im BWB auch behandelt, haben einen
Behandlungsraum für MRSA-Patienten
auf Station, ein Kollege war sehr lang mit
MRSA befallen gewesen.
Greifswald: Haben Extraraum zur Behandlung der MRSA-Patienten, Patienten kommen vermummt zur Therapie, Therapeut ist ebenfalls komplett
vermummt, bei ESBL-Patienten werden
doppelt Handschuhe getragen und entsprechende Desinfektion der Behandlungsbank, Kollegen mit MRSA werden
krank geschrieben oder arbeiten mit
Mundschutz und Handschuhe.
Sauna: ab 90° soll Keim abgetötet sein,
hat jemand Erfahrung damit?
Ines B. (Nottwil): Keim stirbt nicht in der
Sauna, machen daher keine Sauna.
Heidelberg: MRSA und ESBL-Patienten
werden in den Behandlungsräumen
unten behandelt, Patient und Therapeut sind verkleidet, Patient zieht sich
zur Behandlung aus, Therapeut trägt z.T.
Ganzkörperanzug, des weiteren entsprechende Desinfektion.
Nord-Süd-Gefälle: Norden isoliert mehr
als der Süden, Niederlande hat ein gutes
Screening-Schema.
Karlsbad Langensteinbach: Patienten
mit VHE , Chlostridien und Pseudomonas
erfahren auch entsprechende Schutzmaßnahmen.
Ludwigshafen: Patienten mit MRSA erhalten Behandlungsbank auf dem Zimmer.
Murnau: Haben eine MRSA-Station,
manche Patienten (privat, junge) dürfen
unten behandelt werden in den Physiotherapieräumen.
Duisburg: Ärzte und Anästhesisten beachten oft nicht die Maßnahmen, weiteres Problem: Patienten fassen nach
Händedesinfektion am Türgriff und den
Greifreifen.
DMGP Informationsblatt
45
Arbeitskreise
Oliver (Bad Wildbad): Als Ursache des
Problems besteht die Vermutung, dass
15 – 20 % der Keimträger ihn durch die
Ernährung haben.
17.Verschiedenes
• Dörte lässt die Ansprechpartnerliste
der Zentren aktualisieren.
• Der Beschlussvorgabe Arbeitskreis
Physiotherapie (von Daniel vorgestellt)
wurde einstimmig von den stimmberechtigten Mitgliedern zugestimmt.
• Homepage Überarbeitung erfolgt
durch 3 Zentren: Halle, Hamburg und
Nottwil.
• Daniel berichtet, dass der Zugang zur
Homepage diskutiert worden ist (Ergo
und Pflege haben gesicherten Zugang, wie machen wir es für die Physio,
und nur für Mitglieder der DMGP?) und
noch keinen Abschluss gefunden hat.
• Ausblick zum DMGP im Rehab Basel,
21.06.-23.06.2012 (Beatrice Schindler)
Thema: „Innen und außen“, ihr Chefarzt Dr. Mäder ist das letzte Mal dabei.
Folgende Themenvorschläge: -- Sitzschalenversorgung (Nottwil)
-- Nottwil könnte Ergebnisse vorstellen,
welche ein neu gebildetes Team aus
verschiedenen Berufsgruppen erstellt
haben über die neuen OP-Techniken
der Handchirurgie, Halle könnte von
ihrer funktionellen Handchirurgie
ebenfalls Ergebnisse vorstellen.
-- Ergebnisdarstellung
von
laufenden Projekten z.B. Kinesiotape,
Beckenbodentraining, Nottwil: Ergebnisse der MRSA-Befragung.
-- Schluckstörung bei tracheotomierten
Patienten (Zürich).
•
•
•
•
-- Unterstützungsfläche – Gleichgewicht (Zürich) .
-- Sport – Akzeptanz und Lebensqualität (Basel) .
-- Physiotherapie auf Intensivstation
(Hamburg).
Hamburg: Vorankündigung über ein
Treffen einer Arbeitsgemeinschaft.
“Beckenbodentraining bei Querschnittgelähmten“ im September mit
dem Ziel Wissen zu sammeln , Interessierte setzen sich nach dem AK kurz
zusammen.
Dörte Hegemann bedankt sich als AKSprecherin bei Oliver für die gelungene
Organisation dieses Arbeitskreises.
Verabschiedung und Dank an die ReferentInnen durch Oliver Bauer.
Annette Grave, Inga Blum
Ergotherapie
Arbeitskreis in Nottwil am 23.6.2010
Dr. Michael Baumberger begrüßte zur
DMGP im SPZ Nottwil. Die Moderation der Veranstaltung übernahm Diana
Sigrist-Nix.
Zu Beginn stellte Frau Sigrist-Nix das
Schweizer Paraplegiker Zentrum Nottwil und speziell die Ergotherapie vor. Sie
präsentiert die Abteilungsstrukturen mit
den verschiedensten Tätigkeiten. Interesse weckte dabei vor allem das Sekretariat
mit Sekretärin, Assistenten und Vorpraktikantin. Diese unterstützen die gesamte
Hilfsmittelverwaltung, Reinigung und
den Schriftverkehr der Abteilung, da in
der Schweiz die Ergotherapie zuständig
ist für das Schreiben von Hilfsmittelverordnungen. Es wurde auch über das Framework / ergotherapeutische Modell,
Wissenstransfer - fachliche Entwicklung
- Gebrauch von research evidence, in
der Abteilung berichtet. Zudem erfolgte
eine kurze Präsentation der Anwendung
vom ICF-Modell, mit dem Phasenmodell
und den Zielkategorien.
46 DMGP Informationsblatt
Während des Arbeitskreises wurde die
Wahl des 1. und 2. Vorsitzenden durchgeführt. Gewählt wurde als 1. Vorsitzende Diana Sigrist-Nix (SPZ Nottwil), als 2.
Vorsitzende Kathleen Barth (Bad Häring).
Diana Sigrist-Nix wurde als Vertreterin
für den wissenschaftlichen Beirat wieder
gewählt.
Bericht aus den Arbeitsgruppen
Ziele Arbeitskreis
Zugang zu allen Projekten soll da sein,
Website wurde dafür auch gemacht.
Man erwartet eine rege Bestückung mit
Beiträgen. Auch neue Kollegen sollen
sich informieren können, bevor sie das
erste Mal an einem Arbeitskreis teilnehmen. Der Arbeitskreis lebt von neuen
Innovationen und Ideen. Aktives Mitmachen ist gefragt.
Der „Leitfaden Behandlungsempfehlung Ergotherapie in der Rehabilitation
von Querschnittpatienten“ (inkl. Assessments-Empfehlung) wird von Kathleen
Barth und Diana Sigrist-Nix überarbeitet und fertig gestellt. Dieser wird dem
Vorstand des DMGP zur Genehmigung
vorgelegt.
Arbeitsgruppe Kostenträger
Es ist ein großes Anliegen, dass die
Wünsche der Patienten, Ärzte und Therapeuten besser berücksichtigt werden
bei den Kostenträgern. Wer hat welche
Verantwortung?
Die Arbeitsgruppe hat neue Vorlagen
für die Hilfsmittelbegründungen erstellt.
Nicht ET oder Arzt beantragen Hilfsmittel, sondern es wird zusammen mit dem
Patient beantragt (Vorlage wird auf Website gestellt). Der Patient soll als Auftraggeber und Beteiligter zur Unterschrift
aufgeführt werden. Heidelberg und
Bergmannstrost haben das bereits umgesetzt (neue Vorlage). Die Klinik muss
den Patienten über Rechte und Pflichte
bezüglich Himis aufklären, wird auch auf
Begründung geschrieben.
Arbeitskreise
Arbeitsgruppe ergotherapeutisches
Modell / Framework
Diese Arbeitsgruppe setzt sich mit den
verschiedensten ET-Modellen auseinander, die international angewendet werden und vor allem auch momentan in
den Fachhochschulen gelehrt werden.
Welches Modell widerspiegelt am besten unsere Tätigkeit im Querschnittbereich?
Am nächsten Arbeitskreis wird das Arbeitsergebnis präsentiert.
Folgende Vorträge wurden im Arbeitskreis gehalten:
Anwendung von Botolinuminjektion und Spastik / Spastizität
Referent: Dr. A. Tobon, Leitender Arzt
Neurologie SPZ Nottwil
Behandlungskonzept Myofaszialrelease
Referent: Julia Matzinger, Ergotherapeutin Rehab Basel
Schmerzbehandlungs-Methode, welche
lang anhaltend wirkt (mehrere Stunden
bis mehrere Tage, Wirkdauer wird immer
länger), z.B. bei Schulter- und Nackenschmerzen. Aktivitäten werden so wieder ermöglicht. Dauer pro Behandlung:
45 Minuten.
Weitere Infos unter: www.myofascial.de
oder bei Herrn Herbert Battisti, Biel.
Funktionelle Elektrostimulation
Referenten: Monika Edenhofer, Ergotherapeutin Rehabilitationszentrum Weisser
Hof und Sonja Brechbühl, Ergotherapeutin SPZ Nottwil
Das Thema wird zuerst theoretisch,
anschl. praktisch näher gebracht. Wöchentlich müsste 4-5 x pro Woche für ca.
30 Minuten stimuliert werden, um einen
guten Erfolg zu erzielen.
Erfahrung mit Versicherungen in Österreich: Die Miete für 3 Wochen wird meistens übernommen, das ist jedoch sehr
kurz. Unfallversicherungen sind weniger
problematisch. Nottwil macht die Erfahrung, dass 2-Kanal-Geräte in der Schweiz
finanziert würden, der Bedarf seitens der
Patienten jedoch nicht da ist.
Praktisch: Statische Soft Cast
Ellenbogenextensions-Schiene
anfertigen
(in Bezug auf hypertoner M. Biceps nach
Botoliniuminjektion)
Referenten: Diana Sigrist-Nix, SPZ Nottwil und Philip Müller Fa. 3M
Die dynamische Extensionsschiene wird
vor allem eingesetzt, wenn es schnell
gehen muss oder z.B. als Lösung fürs
Wochenende. Viele Patienten empfinden die statische Schiene als angenehm,
einige wollen die Schiene auch länger
tragen zum Dehnen. Die Schiene wird
erst mal für ½ Stunde getragen um die
Haut zu kontrollieren. Anschließend jede
Nacht für mind. 6 Stunden. Ist also keine definitive Versorgung! Das Material
ist auch in Deutschland und Österreich
erhältlich via Aussendienst der Fa. 3M.
Kosten für 1 Armschiene: ca. 13.- CHF /
EUR 9.50.
Gripability
Referent: Patrick Öffner, Geschäftsführer
Armeo Spring
Referenten: Hartmut Pöhlmann & Josch
Wagner, Ergotherapeuten Uniklinik Balgrist, Zürich
Nach einer theoretischen Einführung
konnte das Gerät praktisch gezeigt und
getestet werden.
Anschaffungskosten ca. 60‘000.- CHF /
EUR 43‘000.Auslastung des Armeos erfolgt in Balgrist und Nottwil durch gleichzeitige Benützung mit der Forschung.
Spiegeltherapie
Referentin: Esther Steimen Habegger, Ergotherapeutin SPZ Nottwil
Nur ganz wenige Personen haben Erfahrung mit Spiegeltherapie, praktisch
alle haben schon davon gehört. Welche
Patienten sind vorstellbar für die Spiegeltherapie?
Inkomplette mit leichter Hemi, BrownSéquard Syndrom, AIS C bis E
Abklärungsrollstühle
Referent: Stephan Mausen, Ergotherapeut SPZ Nottwil
Vorgestellt wurden 2 Abklärungs-Rollstühle (Sopur Easy 160i und Quickie TS),
welche ohne Schraubenschlüssel relativ
einfach verstellt werden können, um
diverse RS-Abklärungen vornehmen zu
können.
Die Rollstühle sind von der Rollstuhlmechanik der Fa. Orthotec AG, Nottwil, individuell nach den Wünschen von Nottwil angepasst worden und sind so nicht
auf dem Markt erhältlich. Sie werden so
auch nicht den Patienten abgegeben,
sondern dienen lediglich zur optimalen
Austestung. Die getesteten Angaben
können dann an die RS-Mechanik weitergegeben werden.
Rückenlehnen- und Sitzversorgung
bei Hochgelähmten
Referentin: Sabine Kerlin, BGU Hamburg
Die Sitzversorgung bei Hochgelähmten
wurde vorgestellt sowie die dafür notwendigen Hilfsmittel.
Am Schluss gab es rege Diskussionen
über allgemeine Themen und spezifische Fragen von einzelnen Teilnehmern betreffend Patientenbehandlung,
Hilfsmittelversorgung und gesucht
wird….
Alle näheren Infos sind auf der Homepage abrufbar:
www.ergotherapie-paraplegiologie.info
Diana Sigrist-Nix
DMGP Informationsblatt
47
Arbeitskreise
Arbeitskreistreffen in Bad Wildbad 2011
Anknüpfend an die Inhalte des Arbeitskreises des letzten Jahres (Behandlungsempfehlungen,
ergotherapeutische
Modelle), lag der Hauptanteil der Arbeit
im diesjährigen Arbeitskreis darin, die Ergebnisse der Arbeitsgruppen der letzten
Jahre (Assessments, ICF, ergotherapeutische Konzepte) zu vereinen um die
Behandlungsempfehlungen Ergotherapie bei Querschnittlähmung zu verabschieden. Die ausgearbeiteten Inhalte
wurden präsentiert und letztendlich von
den DMGP Mitgliedern durch Abstimmung definiert.
Dieses Jahr nahmen 52 Personen Teil,
davon 11 DMGP-Mitglieder, die somit
stimmberechtigt sind.
Behandlungsempfehlungen Ergotherapie bei Querschnittgelähmten
Ausgangslage: Kein bestehendes einheitliches Behandlungsprozedere von
ErgotherapeutInnen die im Querschnittbereich arbeiten, welches übergeordnet
als Konsens orientierend sein kann. Umfassende und integrierte Empfehlungen
sollen erarbeitet werden, welche die Kriterien Wirksamkeit, Nachhaltigkeit und
Zweckmäßigkeit berücksichtigen und
auf dem ICF-Konzept der WHO basieren.
Auftrag: Länderübergreifend (Deutschland, Schweiz, Österreich) werden Behandlungsempfehlungen definiert, die
in der Rehabilitation von Querschnittgelähmten angewendet werden können.
Diese lassen die klinikspezifischen Anforderungen zu. Die Behandlungsempfehlungen beruhen auf dem ergotherapeutischen Prozess, der Assessments, der
Tätigkeitsbereiche, der Hilfsmittelversorgung und der ergotherapeutischen
Massnahmen.
Da ein professionelles Arbeiten auf dem
neuestem Wissensstand erforderlich ist,
werden die Therapiekonzepte hinterfragt. Aus fachlicher Sicht sind therapeutisch relevante Therapieleistungen systematisch zu integrieren und basieren auf
48 DMGP Informationsblatt
der neuesten medizinischen Evidenz,
soweit verfügbar.
Ziele und Nutzen:
• Konsens im Arbeitskreis
• Verknüpfung von wissenschaftlichem
Wissen und Erfahrungswerten
• Das Leistungsangebot wird analysiert
und abgebildet
• Empfehlungen und Orientierungshilfe
für Facheinsteiger
Das Aufgabengebiet der Ergotherapie
bei der Rehabilitation von Querschnittgelähmten wird strukturierter dargestellt. Kontinuierliche Verbesserung
sowohl des Arbeitskreises als auch der
Qualität der Arbeit am Patient.
Der Inhalt wurde erarbeitet und von den
DMGP-Mitgliedern durch Abstimmung
aufgenommen. Dieser beinhaltet folgende Themen:
• ICF
• Ergotherapeutisches Modell für Querschnittbereich
• Ergotherapeutischer Prozess
• Rehabilitatives Assessment
• Tätigkeitsgebiet der Ergotherapie
• Ergotherapeutische Massnahmen und
Hilfsmittelversorgung entsprechend
der Läsionshöhe
• Therapiekonzepte
Das Dokument wird von Uwe Kaufhold
(REHAB Basel) überarbeitet:
• Layout/strukturell
• einheitliche Terminologie
stics of their patients.
• We must be able to appreciate the
perspective of another whose worldview lived experiences value and meaning differ from our own experiences
Ressourcen und Therapieleistungen
Keine einheitliches Vorgehen möglich.
Es ist klinik- und länderspezifisch, sowie
abhängig vom Aufgabengebiet. Vorerst
sollte eine Taxonomy Ergotherapie stattfinden (siehe SCIRehab Project). Begriffsdefinition hat stattgefunden.
Workshop „Therapiezeiten und Personalberechnung“
(Undine Nickerl und Monika Weinrich,
BG Klinik Hamburg)
Ambulante Arbeit mit Querschnittgelähmten
Anna Czerney-Radebeul hat ihre
Schwierigkeiten vorgestellt, die sie und
ihre Querschnittpatienten erleben. Erfahrungsbericht Praxis / Zuhause.
Sonstiges
• Homepage DMGP wurde überarbeitet. Die Website www.ergotherapieparaplegiologie.info wird neu der
Homepage der DMGP angegliedert.
Änderungen oder neue Beiträge einfügen, werden in Zukunft Kathleen
Barth und Diana Sigrist-Nix vornehmen, zusammen mit dem Webmaster.
• Neu wird sich auch die Ergotherapie international vernetzen, ähnlich
wie die Physiotherapie. Die E-Mailadresse der Ergotherapeuten lautet:
[email protected]
Vortrag “Culture: Why it matters to
occupational therapists.”
How do Swiss OT’s experience the treatment of patients from another culture.
Conclusion:
• Fieldwork experiences were absolutely central to the development of intercultural understandings and competence.
• OT’s are under enormous pressure
to adapt and meet the changing demands and demographic characteri-
• ISCOS: Diana Sigrist-Nix vertritt die
Ergotherapie im E-Learning 1) Modul
Technology and assistives device 2)
mobility and seating sowie 3) Ergotherapie.
• Diskussionen über Hilfsmittelversorgung bei C7-8: Was macht Sinn, auch
unter Berücksichtigung der Schulterbelastung über die Jahre gesehen Prävention.
Diana Sigrist-Nix, Kathleen Barth
Arbeitskreise
Sozialdienste
Der Arbeitskreis der Sozialdienste an
Zentren für Rückenmarksverletzte am
25.05. und 26.05.2011 stand – wie auch
die nachfolgende Jahrestagung der
DMGP – unter dem Thema „Berufliche
Rehabilitation Querschnittgelähmter“.
Unter der Überschrift „Vom Patienten
zum Rehabilitanden… „ ein entscheidender Schritt zur Teilhabe am Arbeitsleben hielt Frau Martina Zeitler-Decker
von der DRV Bund einen Fachvortrag als
thematischen Einstieg.
Neben dem Vorstellen des Leistungsspektrums der Deutschen Rentenversicherung Bund im Rahmen der Anträge
auf Teilhabe am Arbeitsleben (Aus- und
Weiterbildung, Kfz-Hilfe, technische
Ausstattung des Arbeitsplatzes, Hilfen
zur Arbeitsaufnahme) und dem organisatorischen Ablauf betonte Frau ZeitlerDecker die Notwendigkeit den Patienten verlässliche Ansprechpartner für
das weitere Reha-Verfahren nach dem
Klinikaufenthalt zu nennen bzw. Erstkontakte herzustellen (Servicestellen,
Wohnort-Rehaberatung). Ein aussagekräftiger Abschlussbericht der Kliniken
über Belastbarkeit und Sinnhaftigkeit
beruflicher Reha-Maßnahmen vereinfacht und beschleunigt das Antragsverfahren. (Präsentation als Anhang).
Im zweiten Fachvortrag stellte Frau Ruth
Ziegler von der Uniklinik Balgrist/Zürich
drei exemplarische Fälle aus der Berufsberatung vor: „Vom Erstgespräch bis
zum Versicherungsentscheid“.
Besonders hervorgehoben wurde hier
die möglichst frühzeitige Kontaktaufnahme zum Patienten bereits in der
Akutklinik mit dem Thema „Rückkehr
an den Arbeitsplatz“ und die ebenso
frühzeitige Zusammenarbeit mit dem
bisherigen Arbeitgeber.
Zwei ehemalige Klinikpatienten der
Heinrich-Sommer-Klinik im Berufsförderungswerk Bad Wildbad schilderten ihre
Erfahrungen vom Klinikaufenthalt – Anschlussgesundheitsmaßnahme – über
das Antragsverfahren zu Leistungen zur
Teilhabe am Arbeitsleben, die Zusammenarbeit verschiedener Kostenträger
– Deutsche Rentenversicherung, Beihilfekasse, Integrationsamt, Arbeitgeber
– bis hin zur individuellen beruflichen
Trainingsmaßnahme im Anschluss an
die AGM und Wiedereingliederung am
alten Arbeitsplatz.
Der AK-Sozialdienste wird sich mit regelmäßigen Beiträgen am Internetauftritt der DMGP beteiligen. Eine kleine
Arbeitsgruppe an dieser Aufgabe interessierter AK-Teilnehmer sollte sich beim
nächsten AK-Treffen formieren. Themenvorschläge für die Internetseite sind an
Herrn Jörg Gieseke zu richten bzw. im
Oktober d. J. in Bayreuth zusammen zu
tragen.
Für die nächste AK-Tagung in Bayreuth
am 13./14.10.2011 wurden die Themen:
Hilfsmittelversorgung, Arbeitslosengeld
II bei Querschnittlähmung und Erarbeitung einer Stellenbeschreibung für Sozialdienste in Querschnittzentren vorgeschlagen.
Für das AK-Treffen der Sozialdienste
im Rahmen des nächsten DMGP-Kongresses in Basel wurden bereits folgende
Themen zusammengetragen:
• Zusammenarbeit mit Pflegediensten
und Wohngruppen
• Austausch und Erfahrungen mit DRG
(grundsätzliche Fragen, Festlegung,
Bestimmungen, auch im Hinblick auf
Einsatz und Einbeziehung des Kliniksozialdienstes)
• Formulierung einer „Standardbeschreibung der Arbeiten, Aufgaben
und Professionalität der Kliniksozialdienste“ zur Vorlage bei der DMGP
(diese Thematik soll schon bei der AKTagung in Bayreuth vorbereitet werden)
Sporttherapie
Am 25. u. 26. Mai 2011 trafen sich 23
Sporttherapeuten zu der jährlichen AKTagung. Folgendes Programm wurde
bearbeitet
1. Begrüßung und Organisatorisches
2. Transfer ins Liegebike für Tetraplegiker
3. Transfertechniken im Schwimmbad Theorie und Praxis
4.Anfängerschwimmen
5.Rotatorenmanschettenruptur
bei
Querschnittgelähmten
6.Verschiedenes
Zu 1.: Begrüßung und Organisatorisches
K. Bauser (Bad Wildbad) als diesjährige Gastgeberin begrüßte die Teilnehmenden und gab letzte Informationen
zum Ablauf des Programms.
M. Schachschneider(Nottwil) als AKSprecherin begrüßte die Teilnehmenden
ebenfalls und informierte die Gruppe,
dass an der nächsten Tagung in Basel
ein neuer AK-Sprecher gewählt werden
muss. Sie steht nicht zur Wiederwahl zur
Verfügung.
O. Mach (Murnau) als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der DMGP informierte über die Arbeit im Vorstand der
DMGP. Die Teilnahme an den Arbeitskreisen wird beschränkt auf DMGP-Mitglieder (Entscheid des Vorstands). Die
Homepage der DMGP wird neu gestaltet. Orph Mach aus Murnau ist neu für
die Homepage verantwortlich. Die Inhalte der AK-Seiten müssen die Arbeitskreise selber bestimmen. Im AK wurde
der neue Auftritt diskutiert. Die Teilnehmenden beschlossen, einen öffentlichen Bereich mit Zugang für jedermann
DMGP Informationsblatt
49
Arbeitskreise
und einen internen Bereich, nur für Mitglieder einsehbar, einzurichten.
Zu 2.: Transfer ins Liegebike für
Tetraplegiker
Für diesen Programmteil waren zwei
Tetraplegiker eigeladen, Jürgen Winkler
und Bernd Jost vom „Tetrateam“. Beide
sind erfahrene Handbiker und nehmen
regelmäßig an Rennen teil, vor allem
auch auf langen Strecken . Sie berichteten über ihre eigene Geschichte, wie sie
zum Handbiken gekommen sind und
zeigten spezielle Adaptation am Bike
und bei den Hilfsmitteln (Handschuhe,
abklappbare Rückenlehne, Gangschaltung etc.). Die Teilnehmenden konnten
bei einer praktischen Demonstration
durch Bernd Jost das selbstständigen
Einsteigen in das Liegebike und wieder
zurück in den Rollstuhl bestaunen. Informationen zur Technik des Ein- und
Ausstiegs sowie zu der Gruppe und ihren Aktivitäten sind im Internet zu finden
(www.das-tetrateam.de).
Zu 3.: Transfertechniken im
Schwimmbad - Theorie und Praxis
D. Hügli und M. Schachschneider (Nottwil) zeigten anhand von Bilderreihen
die verschiedenen Techniken und möglichen Hilfestellungen für Transfers vom
Rollstuhl ins Wasser und zurück abhängig von der Infrastruktur des jeweiligen
Schwimmbades ( Beckenrand bzw. Wasserspiegel ebenerdig oder auf Sitzhöhe
des Rollstuhls).
K. Bauser (Bad Wildbad) demonstrierte
den Einsatz einer an der Hallendecke
befestigten Stange als Hilfsmittel zum
Ein- Ausstieg.
Zu 4.: Anfängerschwimmen
Im Rahmen von Eigenerfahrungen im
Wasser gab P. Richarz (Hamburg) den
Teilnehmenden einen methodischen
Überblick zum Schwimmen lernen mit
querschnittgelähmten Patienten.
Zu 5.: Rotatorenmanschettenruptur
bei Querschnittgelähmten, eine Vergleichsstudie mit Fussgängern
50 DMGP Informationsblatt
K. Brüggemann stellte nach einem
kurzen Abriss der Anatomie der Schulter
eine Studie von Dr. M. Akbar (Universität
Heidelberg, Prävalenz der Rotatorenmanschettenruptur bei Querschnittgelähmten im Vergleich zu Fussgängern)
vor. Die Studie belegt, dass Paraplegiker
häufiger eine solche Ruptur haben. In
der Sporttherapie sollte deshalb vermehrt auf Sitzposition und Fahrtechnik
geachtet werden. Das Training zur Kräftigung der Schultermuskulatur sollte
unter Berücksichtigung des Präventionsgedanken neu überdacht werden und
Therapeuten sollten versuchen, die Akzeptanz bei Patienten für den Gebrauch
von Hilfsmitteln im Sinne von Entlastung
im Alltag zu erhöhen.
Zu 6.: Verschiedenes
B. Posch (Bad Häring) zeigte eine Filmsequenz über ein selbst modifiziertes
Segway.
M. Jenning (Greifswald) stellte einen
kurzen Film über die Rehabilitation eines
Patienten aus ihrer Klinik vor.
Als Themenvorschläge für die nächste
AK-Tagung wurden festgelegt:
• Inhalte der Homepage AK Sporttherapie. O. Mach (Murnau) wird einen Vorschlag zur Diskussion stellen
• Praxisworkshop I: Technik Transfer Boden-Rollstuhl, Rollstuhlhandling speziell das Überwinden von Höhenunterschieden (Schwellen, Absätzen etc.)
• Praxisworkshop II: Thema Schulter A.
Kahl und P. Richarz (beide Hamburg)
sowie K. Brüggemann und B. Wittmann( beide Heidelberg) bereiten einen Einstieg in das Thema vor
• P. Richarz (Hamburg) präsentiert die
Broschüre „Breitensportfeste“
Ein herzliches ‚Danke schön‘ an Katja
Bauser für die hervorragende Organisation und Betreuung in Bad Wildbad.
Monika Schachschneider
EM-SCI
Ein neuer Arbeitskreis stellt sich vor
Am 25. Mai 2011 fand das mittlerweile
10. Jahrestreffen des EM-SCI Netzwerks
im Rahmen der Jahrestagung der DMGP
in Bad Wildbad statt, allerdings zum ersten Mal unter dem Dach der DMGP als
eigener Arbeitskreis. EM-SCI ist keine
Abkürzung für ein neues Wintersportgerät, sondern steht für „European MultiCenter Study of human Spinal Cord
Injury“. Bei dem EM-SCI Projekt handelt
es sich um ein auf Initiative von Prof. V.
Dietz und Prof. A. Curt vom Paraplegikerzentrum Balgrist der Universität Zürich
im Jahr 2001 gegründetes und von der
Internationalen Stiftung für Forschung
in der Paraplegie (IFP) in Zürich finanziertes Netzwerk von Querschnittzentren, die sich entschlossen haben, nach
einem einheitlichen Schema Daten
über den Verlauf von frisch traumatisch
Querschnittgelähmten zu erheben. Bis
zur Gründung des EM-SCI Netzwerks
gab es weltweit nur das Model Spinal
Cord Injury System in Nordamerika,
welches verlässliche Aussagen über
den neurologisch-funktionellen Verlauf
von Querschnittgelähmten machen
konnte. Die einheitliche Dokumentation
des neurologischen, funktionellen und
neuro¬physiologischen Status der Patienten ist notwendig, um in Vorbereitung
der Einführung neuer therapeutischer
Ansätze an einem großen Kollektiv verlässliche Aussagen über den Spontanerholungsverlauf der Patienten machen
zu können. Ohne die Einführung des
EM-SCI Dokumentationsschemas wäre
eine Studie wie die Testung des NOGOAntikörpers nicht möglich gewesen.
Von Anfang an war den Gründungszentren (Bayreuth, Garches, Heidelberg,
Nijmegen und Zürich) klar, dass bei
über 1.000 pro Patient zu erhebenden
Parametern eine Zusammenführung
Arbeitskreise
der in den Zentren erhobenen Daten
in Papier¬form zu einem unüberschaubaren Chaos führen würde. Daher wurde unter der Leitung des Heidelberger
Zentrums eine elektronische Datenbank
entwickelt, die allen Mitgliedern frei zur
Verfügung gestellt wurde. Diese über
die Jahre ständig erweiterte Datenbank
ist das Kernstück des europaweiten
Netzwerks, welches inzwischen 20 angeschlossene Zentren umfasst (Bad Wildungen, Barcelona, Bayreuth, Bochum,
Frankfurt, Garches, Glasgow, Halle, Hamburg, Heidelberg, Hessisch-Lichtenau,
Langensteinbach, Nijmegen, Murnau,
Prag, Sion, Toledo, Tübingen, Ulm, Zürich). Der Erfolg des Netzwerks drückt
sich in zweierlei Hinsicht aus: Zum einen
liegen mittlerweile standardisierte Daten über den Erholungsverlauf von über
2.000 Patienten vor. Zum anderen ist
die hohe wissenschaftliche Qualität des
EM-SCI Netzwerks durch eine Vielzahl
von Publikationen dokumentiert, unter
anderem auch durch die Vergabe des
Ludwig-Guttmann-Preises 2008 an eine
auf den Daten des EM-SCI Netzwerks
basierende Arbeit zur funktionell-neurologischen Prognose mittels neurophysiologischer Parameter.
eine Kooperationsvereinbarung oder
eine Satzung vertraglich miteinander
verbunden sind. Im Zuge der Zertifizierung wurde es immer wichtiger, eine juristische Person als zentralen Ansprechpartner benennen zu können.
Das EM-SCI Netzwerk ist eine sehr aktive
Vereinigung von Querschnittzentren,
die sich kontinuierlich weiterentwickelt
und sich zum Ziel gesetzt hat, die Datenqualität auf einem sehr hohen Niveau
zu halten. Aus diesem Grund wurde in
den Jahren 2009/2010 von Mitarbeitern
der Zentren Bayreuth, Heidelberg und
Zürich ein spezifisches Qualitätsmanagementsystem aufgebaut. Nach der
Zertifizierung Mitte 2010 stellt EM-SCI
weltweit das einzige, nach der internationalen ISO9001-Norm zertifizierte Forschungsnetzwerk im Querschnitt dar.
Zum Auftakt der Veranstaltung am
25.5.2011 konnte PD Dr. Rainer Abel,
der die Planung des diesjährigen Jahrestreffens übernommen hatte, über 30
Teilnehmer begrüßen. Besonders erfreulich war, dass auch die nicht deutschsprachigen Zentren in Barcelona, Toledo, Nijmegen und Prag mit zahlreichen
Teilnehmern vertreten waren. Als erster
Redner informierte Prof. Armin Curt (Direktor des Paraplegikerzentrums der
Universität Zürich) über den Stand der
Datenerhebungen des letzten Jahres.
Warum überhaupt einen Arbeitskreis EM-SCI ?
Beim EM-SCI Netzwerk handelt es sich
um einen freiwilligen Zusammenschluss
von Querschnittzentren, die nicht über
Früh war klar, dass sich die Ziele der Arbeitskreise des DMGP, „in denen wissenschaftlich zu Fragen der Querschnittlähmung Stellung genommen wird“, (siehe
§2.2 der Satzung der DMGP) und des
EM-SCI in hohem Maße gleichen. Daher
bot sich die Angliederung des EM-SCI an
die DMGP an, was für beide Vereinigungen Vorteile bietet: Das EM-SCI Netzwerk
kann auf die administrativen Strukturen
der DMGP für die Zertifizierungsaktivitäten zurückgreifen, während die DMGP
von den wissenschaftlichen Ergebnissen des EM-SCI und dessen Infrastruktur
profitiert. Der neue Arbeitskreis steht
allen Interessierten der DMGP offen. Die
Regeln der Zusammenarbeit innerhalb
des EM-SCI Netzwerks sind im Qualitätshandbuch beschrieben und werden auf
Anfrage gerne zur Verfügung gestellt.
Aktueller Status der EM-SCI Datenerhebung
Von den über 2.000 in der Datenbank
dokumentierten Patienten liegen 1.500
sogenannte Coresets vor, d.h. jeweils ein
vollständiger Untersuchungsdatensatz
innerhalb der ersten 3 Monate und einer
nach 6 Monaten nach Trauma. Besonders erfreulich ist die stabile Zahl von
jährlich 200 neuen Coresets über die
letzten 5 Jahre. Dies zeigt die anhaltende
Motivation der einzelnen Zentren, sich
aktiv an dem Netzwerk zu beteiligen.
Auch der nachgewiesene wissenschaftliche Output des Netzwerks kann sich
sehen lassen:
Bis zum Jahr 2009 sind insgesamt 30
Publikationen unter Verwendung der
EM-SCI-Daten veröffentlicht worden, die
neueste Arbeit aus 2011 über die Entwicklung eines datenbasierten Algorithmus zur Prognose der Wiedererlangung
der Gehfunktion von Middendorp (Nijmegen) sogar in Lancet Neurology.
Herausforderung auslaufende
Finanzierung
Nach Auslaufen der Finanzierung durch
das IFP besteht dringender Bedarf, das
Netzwerk mittels alternativer Finanzierungsoptionen wie Stiftungen oder
öffentliche Geldgeber am Leben zu erhalten. Es wurde der Beschluss nach der
Gründung einer Taskforce mit dem Ziel
der Koordinierung der Funding-Bemühungen gefasst.
Toledo als neues Netzwerkzentrum
Das jüngste Mitglied in der EM-SCI Familie stellt das Hospital Nacional de Parapléjicos in Toledo, Spanien dar, welches
von Dr. Julian Taylor vorgestellt wurde.
Toledo verfügt neben den operativen
und konservativen Einrichtungen eines
Zentrums der Maximalversorgung über
eine eigene Forschungsabteilung, die
sich mit vielfältigen klinischen Fragestellungen aus dem Bereich Spastik
und Schmerz, aber auch mit Grundlagenforschung zu Neuroprotektion und
–regeneration beschäftigt. Das Zentrum
besitzt momentan den Status eines
passiven EM-SCI Mitglieds bis die vollständigen Daten von 5 Patienten vorliegen. Dann ist das Zentrum ein aktives
Zentrum und kann auf Anfrage die EMSCI Gesamtdatenbank für eigene Forschungsfragestellungen nutzen.
DMGP Informationsblatt
51
Arbeitskreise
Stand ISO-Re-Zertifizierung
EM-SCI – das Forschungsnetzwerk
Damit EM-SCI auch weiterhin ein zertifiziertes Netzwerk bleibt, muss jährlich ein
externes Audit durchgeführt werden.
Während das erste Audit 2010 in der
Klinik für Paraplegiologie in Heidelberg
stattgefunden hat, war im Mai 2011 unmittelbar vor der Jahresversammlung
das Paraplegikerzentrum der Uniklinik
Balgrist, Zürich mit einer Auditierung an
der Reihe. Dr.-Ing. Rüdiger Rupp machte
in seinem Vortrag klar, dass im vergangenen Jahr einige Anstrengungen unternommen wurden, um die Datenqualität
weiter zu verbessern: Eine Auswertung
der Prä- und Posttests der in Heidelberg
mittlerweile mit 106 Personen durchgeführten Schulungen des ISNCSCI (International Standards for Neurological
Classification of Spinal Cord Injury) zeigt,
dass sich alle Teilnehmer verbessern.
EM-SCI versteht sich primär als Forschungsnetzwerk und so nahm die Vorstellung von neuen Projektideen bzw.
–ergebnissen einen wesentlichen Raum
ein. In diesem Kontext stellte Prof. Armin
Curt (Direktor des Paraplegikerzentrums
der Universität Zürich) die Eckdaten einer bevorstehenden Stammzellstudie
in Zürich vor. Es handelt sich dabei um
die erste Phase I/II-Studie mit humanen
neuronalen Stammzellen bei Paraplegikern, die 3-12 Monate nach Trauma eine
einmalige Dosis von bis zu 20 Mio. Zellen
in die Läsionsstelle appliziert bekommen
sollen. Ziel der Studie wird vor allem die
Testung der Verträglichkeit sein.
Durch das Einführen von Visumfeldern
in der Datenbank kann auch von zentraler Stelle auf den Untersucher rückgeschlossen werden. Die Bereitstellung
von Standardberichten, für die automatisch epidemiologische Profile wie Häufigkeitsverteilung entsprechend dem
neurologischen Niveau oder Verteilung
und Häufigkeit von Konversionsraten
gemäß ASIA Impairment Scale erstellt
werden, trägt einerseits entscheidend
zum besseren Verständnis unserer Patienten bei.
Andererseits erleichtert die standardisierte Erstellung dieser Berichte und
deren Veröffentlichung im regelmäßig
erscheinenden Newsletter gleichzeitig
die Qualitätskontrolle im Sinne eines
Jahresberichts. Außerdem helfen zentrumsübergreifende Vergleiche bei der
Identifikation von Problemfeldern hinsichtlich Rekrutierung, Einhaltung von
Untersuchungszeitpunkten oder ähnlicher Qualitätsmerkmale.
Zum Schluss stellte Dr. Rupp erstmals das
neue Design der Homepage vor (www.
emsci.org), die in den nächsten Monaten
freigeschaltet werden wird.
52 DMGP Informationsblatt
PD Dr. Rainer Abel (Direktor der Klinik für
Querschnittgelähmte des Krankenhauses
Hohe Warte Bayreuth) stellte eine neue
Projektidee zur Bearbeitung innerhalb
des EM-SCI Netzwerks vor, bei der die
Effektivität neuer oraler Antithrombotika
gegenüber der Standardtherapie geprüft
werden soll.
PD Dr. Thomas Kessler (leitender Arzt der
Neuro-Urologie des Paraplegikerzentrums der Uniklinik Balgrist, Zürich) präsentierte einen Vorschlag der Erhebung
von neuro-urologischen Parametern, der
bereits größtenteils in die elektronische
EM-SCI Datenbank integriert wurde. Die
Erfassung und Dokumentation der mittels Urodynamik gewonnen Parameter
stellt eine sinnvolle Ergänzung zu den bisherigen Tests dar, da erstmalig an einem
großen Kollektiv Erholungsvorgänge der
sakralen autonomen Funktion quantifiziert werden könnten.
Der letzte Vortrag an der Jahrestagung
dient der Vorstellung der Ergebnisse einer
in den letzten Jahren im EM-SCI Netzwerk
bearbeiteten Fragestellung durch Fr. Dr.
psych. Hotz (Zürich), welche sich mit der
Prävalenz von depressiven Symptomen
bei akuter Querschnittlähmung einerseits
und mit der Entstehung von neuropathischen Schmerzen andererseits be-
schäftigt. Es konnte gezeigt werden, dass
die depressiven Symptome nach Querschnittlähmung eher gering ausgeprägt
und stabil im Verlauf sind. Es ist weder ein
akuter Anstieg der depressiven Entwicklung, eine sichere Korrelation zu den neurologischen Befunden noch eine Korrelation zur Selbstständigkeit nachweisbar.
Formalien zum Schluss
Damit der neue Arbeitskreiskreis innerhalb der DMGP adäquat repräsentiert ist,
wurde am Ende des Arbeitstreffens Dr.Ing. Rüdiger Rupp, Leiter der Experimentellen Neurorehabilitation der Klinik für
Paraplegiologie am Universitätsklinikum
Heidelberg zum Sprecher des EM-SCI Arbeitskreises und PD Dr. Martin Schubert,
leitender Arzt der Neurologie des Paraplegikerzentrums der Uniklinik Balgrist,
Zürich, vorgeschlagen und ohne Gegenstimmen von der Mitgliederversammlung gewählt.
Am Ende wurde mit Zustimmung aller
Anwesenden beschlossen, sich im Rahmen der nächsten Jahrestagung der
DMGP in Basel vom 21.-23. Juni 2012
wieder zu treffen.
Rüdiger Rupp
Arbeitskreise
Beatmung
Gründungstreffen des DMGP-Arbeitskreises Beatmung
Auf dem diesjährigen DMGP Kongress
in Bad Wildbad fand am 26. Mai 2011
die konstituierende Sitzung des neuen
‚Arbeitskreises Beatmung’ statt. Teilgenommen haben 19 Vertreter aus sieben
Einrichtungen, welche beatmungspflichtige querschnittgelähmte Patienten betreuen, sowie ein Teilnehmer aus dem
Bereich Medizinproduktetechnik. Die
Interdisziplinatität des Arbeitskreises
war mit Teilnehmern aus dem ärztlichen
Dienst, der Pflege, der Physio- und Ergotherapie, einem Atmungstherapeuten
und dem Vertreter aus dem Medizinproduktebereich von Anfang an gegeben. Es
wurde beschlossen, dass jedes Zentrum
mit Beatmungskapazitäten einen festen
Ansprechpartner für den Arbeitskreis benennen soll. Eine Grundvoraussetzung
hierfür ist die Mitgliedschaft in der DMGP.
Der Arbeitskreis wurde ins Leben gerufen, da die Anzahl der beatmungspflichtigen querschnittgelähmten Patienten
steigt und die Zentren hier berufsgruppenübergreifend vor neuen, komplexen
Herausforderungen stehen. Die Arbeit
des Arbeitskreises wird sich aufteilen in
den Austausch und Abgleich der Querschnittgelähmtenzentren
untereinander und in der Interessenvertretung der
DMGP gegenüber und innerhalb anderer
beatmungsbezogenen Gesellschaften.
Zu nennen wären hier die DGP (Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin e.V.) und die DIGAB
(Deutsche interdisziplinäre Gesellschaft
für außerklinische Beatmung e.V.).
Nach der einführenden Vorstellungsrunde berichtet S. Hirschfeld über den Stand
und seine Erfahrung in den Arbeitsgruppen der DGP zu den Themen 'Was ist
ein Beatmungszentrum' und 'Weaning'.
Die DGP verfasst Empfehlungen und
AWMF-Leitlinien (Arbeitsgemeinschaft
der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften e.V.), welche im Alltag Konsequenzen für die Arbeit mit unseren beatmungspflichtigen Patienten
haben können.
Aus diesem Grunde schlägt S. Hirschfeld
vor, die Querschnittgelähmtenzentren
über ihre Daten statistisch gemeinsam
auftreten zu lassen. Hierfür bietet er an,
die Datenbank der Anlaufstelle für Betten für die Versorgung Querschnittgelähmter in Hamburg um den Bereich
Beatmung zu erweitern. Geplant ist ein
jährlicher Beatmungsbogen, dessen
Items innerhalb des Arbeitskreises erarbeitet werden.
Im Anschluss hieran führte S. Tiedemann
durch die erweiterte Vorstellungsrunde,
in welche die Anwesenden ihren Beatmungsbereich vorgestellt haben. Ziel
war es dabei, die Erwartungen und Vorstellungen bezüglich des Arbeitskreises
abzugleichen. So wurden gleich unterschiedliche Ansätze deutlich, wie die dezentrale Versorgung und Rehabilitation
der Patienten in Nottwil im Gegensatz
zur Bündelung dieser Patienten auf einer spezialisierten Beatmungsstation in
Hamburg.
Das ein oder andere 'Aha-Erlebnis' ergab
sich ebenso schnell, wie das Interesse an
der Arbeit in den anderen Zentren im
Detail. Inhalte, beziehungsweise Ergebnisse dieser erweiterten Vorstellungsrunde waren:
• D
er Wunsch nach einem Netzwerk ‚Beatmung und Querschnittlähmung’.
• Die Frage nach dem 'Wie macht ihr
das eigentlich in eurem Zentrum?'
• Der Wunsch nach einer sinnvollen Vereinheitlichung in der Behandlung beatmeter Patienten.
• D
er Wunsch nach Austausch bezüglich der Erfahrungen mit Kostenträgern und Sanitätshäusern, der
Rollstuhlversorgung, des Überleitungmanagements etc.
Nach einer Pause mit weiteren sehr interessanten Gesprächen und einem entspannten Kennenlernen wurde der wissenschaftliche Beirat gewählt. Zur Wahl
stellte sich Sören Tiedemann (Hamburg),
welcher einstimmig gewählt wurde.
Weitere Funktionen in dem Arbeitskreis habe Sven Hirschfeld (Hamburg),
welcher die aufzubauende Datenbank
betreut und Patrick Hippler (Hamburg),
welcher für die neue Webseite des Arbeitskreises verantwortlich sein wird.
Der Arbeitskreis wird sich wie viele andere Arbeitskreise der DMGP neben dem
Kongresstreffen ein weiteres Mal im Jahr
treffen. Dieses Jahr wird er am 22. und 23.
September in Hamburg zusammenkommen. Da es natürlich wichtig ist, das alle
Zentren mit Beatmungskapazitäten an
dem Arbeitskreis teilnehmen, sind diese
herzlich eingeladen nach Hamburg zu
kommen. Eine offizielle Einladung folgt,
weitere Informationen und die Anmeldung bitte bei Sören Tiedemann erfragen: [email protected]
Nach diesen für die Gründung eines Arbeitskreises notwendigen strukturellen
Punkten wurde mit dem Erarbeiten der
Datenbank-Items begonnen. Dies wird
auf dem nächsten Arbeitskreistreffen
weiter fortgesetzt.
Das Feedback nach dem Arbeitskreis
war durchweg positiv, was zeigt, wie
groß das Interesse an dem Thema und
der aktiven Teilnahme ist.
Sören Tiedemann
DMGP Informationsblatt
53
Arbeitskreise
Logopädie
Die Vertreter des Sanitätshauses Häussler aus Ulm, Julia Schilling und Paul Boila,
stellten die aktuelle Technik der Kommunikationsgeräte vor. Spezielle Inhalte waren:
• Indikationen für eine Kommunika­
tionshilfe
• Gerätearten und deren spezifischer
Funktionsumfang
• Anpassungsmöglichkeiten der Software an die individuellen Patientenbedürfnisse
• Ansteuerungsmöglichkeiten, Umfeldsteuerung
• Ablauf der Versorgung
Es bestand die Möglichkeit, die verschiedenen Geräte auszuprobieren.
Ein 13-jähriger Hochquerschnittgelähmter nahm an der Präsentation teil und
demonstrierte als Nutzer eines Kommunikationsgerätes mit Augensteuerung
seine Erfahrungen und Möglichkeiten
mit dem Gerät in seinem schulischen
Alltag sowie in der Kommunikation mit
seiner Familie bzw. in seiner Freizeit.
Antje Schupmann hat die Hygienevorschriften aus dem Therapiezentrum
Kassel, Mareile Kluge aus der BDH Klinik
Greifswald vorgestellt.
Die Inhalte bezogen sich auf:
• Hygieneplan bei MRSA
• räumliche Unterbringung der infizierten Patienten
• Schutzkleidung und Schutzmaßnahmen für Personal und Besucher
• Sanierung von MRSA-Trägern
• Aufhebung der Isolation
• Umgang mit Materialien und Abfall
• Verfahrensanweisung Trachealkanülen
bei MRSA-Trägern
Besonderen Bezug nahmen beide Vortragende auf die Hygienevorschriften
bei MRSA-Patienten mit Trachealkanülen.
54 DMGP Informationsblatt
Zudem wurde die Verwendung des geschlossenen Absaugsystems dargestellt.
Die logopädischen Empfehlungen sind
auf der Homepage der DMGP zu finden.
Die Überarbeitung der derzeit verfügbaren Version wollen wir im Oktober
2011 gemeinsam abgeschlossen haben
und auf der Homepage zur Verfügung
stellen.
Es gab die Informationen im Arbeitskreis, dass Teile der DMGP-Homepage für
Nichtmitglieder gesperrt werden sollen.
Der Arbeitskreis ist sich einig, dass die
logopädischen Empfehlungen für jeden
einsehbar sein sollen.
Madeleine Müller vom REHAB Basel hat
sich als DMGP-Mitglied zur Verfügung
gestellt, den Arbeitskreis Logopädie im
wissenschaftlichen Beirat zu vertreten.
Alle im Arbeitskreis anwesenden Logopädinnen und Logopäden haben Frau
Müller ihre Unterstützung zugesprochen.
Falk Schradt von den Universitäts- und
Rehabilitationsklinken Ulm hat das NODStufenkonzept 2009 zur Diagnostik von
neurogenen oropharyngealen Dysphagien vorgestellt. Die Entwicklungsgruppe, die sich aus Ärzten, Logopäden und
klinischen Linguisten aus verschiedenen
deutschen Kliniken zusammensetzt, hat
sich mit der Umsetzung des NOD-Stufenkonzeptes folgende Ziele gesetzt:
• Standardisierung des Untersuchungsablaufs bei Neurogener Oropharyngealer Dysphagie
• einheitliche Sprachregelung
• Patienten mit NOD frühzeitig identifizieren und eine entsprechende Therapie ermöglichen
• soll in der klinischen Versorgung
einsetzbar sein
• soll den wissenschaftlich-fundierten
Ansprüchen an eine Schluckuntersuchung auf den verschiedenen diagnostischen Ebenen genügen
• Erfassung von Aspiration, Penetration,
Leaking, Residuen
• Hinweise zum pathophysiologisch
orientierten Vorgehen in der Schlucktherapie und zur Indikationsstellung
von invasivem Vorgehen (PEG, NGS,
Tracheostomie)
Es wurden die Bestandteile des NODStufenkonzepts sowie die zugrundeliegenden Skalen erklärt. Ausführliche
Erwähnung fanden in Bezug auf die
klinische Schluckuntersuchung die verfügbaren Wassertests nach Daniels und
Suiter und Leder sowie die zur Herleitung
des Ernährungsmanagements herangezogenen weiteren Beurteilungsparameter. Die Problematik wurde deutlich, dass
diese Screenings und Beurteilungsparameter nur zum Teil auf die Dysphagie
bei Querschnittlähmung übertragbar
sind, da die Evidenzen lediglich für die
Diagnostik von Dysphagien nach Schlaganfall vorliegen. Der Vortrag wurde mit
der Darstellung der Konsequenzen aus
der klinischen Schluckuntersuchung unter Einbezug der Schluckkostformstufen
beendet.
Von Dr. Stefan Waibel wurden die Ruhebeobachtung, die Funktionsprüfung und
die Schluckversuche mit den verschiedenen Konsistenzen unter fiberendoskopischer Sicht dargestellt sowie die dabei
beobachtbaren Pathologien.
Im Anschluss folgte der Workshop zum
Thema fiberendoskopische transnasale
Schluckuntersuchung (FTS) mit Unterstützung von Jean-Claude Joubert von
der Firma Rehder Medizintechnik. In diesem Workshop bestand die Gelegenheit,
selbst eine FTS an Freiwilligen durchzuführen.
Madeleine Müller vom REHAB in Basel
wird die Leitung des Arbeitskreises Logopädie 2012 übernehmen.
Themenvorschläge für das kommende
Arbeitskreistreffen waren:
ISCoS
•
•
•
•
zervikale Auskultation
Biofeedback
Konzepte der Stimmtherapie
Falldarstellung für die Postgraduierung von Mareile Kluge
Falk Schradt, Madeleine Müller
Das ISCoS e-Learning Projekt
Derzeit sind Ärzte, Therapeuten und Wissenschaftler aus 89 Ländern in der ISCoS
vertreten. Die ISCoS möchte zusammen
mit der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) auch für Querschnittgelähmte in
anderen Ländern eine medizinische Basis bieten, so dass das e-Learning Projekt
entstand mit der Zielsetzung, dass bis zur
51. Jahrestagung der ISCoS im September 2012 in London ein internetbasiertes e-Learning Tool erstellt wird. Auf diese Weise soll es jedem Arzt, Therapeuten
und Wissenschaftler weltweit möglich
sein, einen internetbasierten Zugang zu
den therapeutischen Möglichkeiten bei
Querschnittlähmung zu haben.
Hierzu wurden 18 Submodule/Module
geschaffen, die von internationalen Arbeitsgruppen, die erstmalig im Rahmen
der ISCoS Jahrestagung in Washington
zusammenkamen, bearbeitet wer-den.
Innerhalb von nur 2 Wochen, so das
enge Zeitfenster, das von der ISCoS vorgegeben wurde, mussten die Verantwortlichen innerhalb der DMGP festlegen, in welchen Submodulen/Modulen
Vertreter der DMGP miteingebunden
werden.
Die jeweiligen Nominierungen sind wie
folgt:
Clinical Assessment of Patients with SCI
(Dr. Ing. Rüdiger Rupp, Heidelberg)
International Standard for Neurologi-
cal Classification of SCI (Dr. ing. Rüdiger
Rupp, Heidelberg)
Team-based Care – Roles & responsibilities (Dr. med. Doris Maier, Murnau)
Prehospital and Acute Care of SCI Management (PD Dr. med. Rainer Abel, Bayreuth und Dr. med. Doris Maier, Murnau)
Nutritional Management (keine Nominierung)
Respiratory Management (Dr. Sven
Hirschfeld, Hamburg)
Nursing Perspectives of SCI Management (keine Nominierung)
Physical Therapy Perspectives on Rehabilitation (Christl Wittmann, Heidelberg
und Ulla Bergner, Murnau)
Occupational therapy Perspectives (Diana Sigrist-Nix, Nottwil)
Vocational Rehabilitation (Falk Schradt,
Ulm)
Psychosocial Management of Patient
and the family (Dr. med. Peter Lude,
Zurzach)
Sexuality, Fertility & SCI (Dr. med. Harald
Burgdörfer, Hamburg)
Early and Late Complications in SCI (Dr.
med. Yorck-Bernhard Kalke, Ulm)
Mobility & Seating (Christl Wittmann,
Heidelberg und Diana Sigrist-Nix, Nottwil)
Community Inclusion (keine Nominierung)
Prevention of SCI (Dr. med. Roland Thietje, Hamburg)
Zielsetzung bei all diesen Bemühungen
auf nationaler und internationaler Ebene soll die Verbesserung in der Fürsorge
und beim Management der Versorgung
von querschnittgelähmten Patienten in
der gesamten Welt sein. Solch ein Projekt
kann man nur unterstützen. Dies wurde
auch von Seiten der DMGP zugesichert.
Bowel Care and Management (Dr. med.
Doris Maier, Murnau)
Management of Neurogenic Bladder
(Prof. Dr. med. Manfred Stöhrer, Murnau
und Prof. Dr. med. Jürgen Pannek, Nottwil)
Y.-B. Kalke
DMGP Informationsblatt
55
ISCoS
Aktueller Bericht des DMGP - Vertreters in der ISCoS
Bei dem diesjährigen ISCoS Meeting in
Washington stand vom 04.-08. Juni im
Mittelpunkt der 50. Geburtstag der International Spinal Cord Society, die 1961
als IMSoP (International Medical Society
of Paraplegia) mit Sir Ludwig Guttmann
als Präsidenten gegründet wurde.
Das diesjährige Treffen war wie alle 5
Jahre kombiniert mit der Jahrestagung
der ASIA (American Spinal Injury Association).
Das Wissenschaftliche Komitee der ISCoS sowie das Programmkomitee der
ASIA erfassten innerhalb der Jahrestagung sämtliche Facetten der vielfältigen
Forschungsansätze und Therapiemöglichkeiten bei Querschnittlähmung.
Dabei wurden insgesamt 105 Vorträge
und 150 Poster mit Referenten aus aller
Welt in das Programm eingebaut. Kongressthema war „Spinal Cord Medicine
and Rehabilitation“. Zusätzlich wurde
miteingebunden „The State of the Science in Spinal Cord Injury Rehabilitation:
Informing a New Research Agenda“.
Bei den vielfältigen Forschungsansätzen scheint es, so die wissenschaftliche
Quintessenz, nur noch eine Frage der
Zeit zu sein, bis wann Akutquerschnittgelähmten im Hinblick auf die Neuroplastizität des Rückenmarkes geholfen
werden kann.
Weitere Schwerpunktthemen waren die
Neuro-Urologie, die respiratorische Insuffizienz, die Wirbelsäule, die Neuro-Pädiatrie, assistive Technologien, Lebenserwartung bei Querschnittlähmung sowie
das autonome System.
Sehr erfreulich war die Auszeichnung der
EM-SCI-Arbeitsgruppe mit dem zweiten
Posterpreis für die Ausarbeitung und
Präsentation des Themas „Therapeutic
Anti-Nogo-A Anti-bodies in Acute Spinal
Cord Injury: Safety and Pharmacokinetic
Data from an Ongoing First-in-Human
Trial“, immerhin mit 200 Pfund dotiert.
Durch den Beitritt von Uganda und der
Mongolei vergrößerte sich die Anzahl
der in der ISCoS vertretenden Länder auf
89. Über 1000 Kliniker, Wissenschaftler
und Therapeuten sind Mitglied der ISCoS, die kontinuierlich expandiert.
In diesem Zusammenhang sei noch einmal daraufhin gewiesen, dass zwischen
Vollmitgliedern unterschieden wird, die
im Jahr 60 Pfund Mitgliedsgebühr be-
Impressum
DMGP Informationsblatt
Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraplegie
Medieninhaber und Herausgeber:
Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraglegie DMGP e.V.
Hersteller: Allgemeine Unfallversicherungsanstalt
Verlagsort und Herstellungsort: Wien
Vorstand
1. Vorsitzende
2. Vorsitzender
Past-Präsidentin
1. Schriftführerin
2. Schriftführer
Schatzmeister
Vertreter in der ISCoS
Dr. med. Doris Maier
PD Dr. med. Rainer Abel
Dr. med. Renée Maschke
Dipl. Psych. Martina Neikes
Jörg Albers
Priv. Doz. Dr. med. Wolfgang Diederichs
Dr. med. Yorck-Bernhard Kalke
Wissenschaftlicher Beirat
Medizin:
Psychologie: Pflege:
Physiotherapie:
Ergotherapie:
Sozialarbeit:
Sporttherapie:
Dr. med. Andreas Niedeggen
Dipl.-Psych. Jörg Eisenhuth
Henry Rafler
Daniel Kuhn
Diana Sigrist-Nix
Jörg Giesecke
Orpheus Mach
Redaktion:
Dipl.-Psych. Martina Neikes
Berufsgenossenschaftliches
Unfallkrankenhaus Hamburg
Bergedorfer Str. 10, 21033 Hamburg DEUTSCHLAND
Layout:
Georg Peiger, AUVA Rehabilitationszentrum Häring
Rehaweg 1, 6323 Bad Häring ÖSTERREICH
Erscheinungsweise: ein- bis zweimal jährlich
Bezug:
Für Mitglieder der DMGP im Jahresmitgliedsbeitrag eingeschlossen. Einzelexemplare sind über den Redakteur erhältlich.
Copyright:
Alle Rechte vorbehalten. Die DMGP behält sich das ausschließliche
Recht der Verbreitung, Vervielfältigung, photomechanischen Wiedergabe und Wiedergabe auf Tonträgern vor. Nachdruck ist nur
unter genauer Quellenangabe und schriftlicher Zustimmung der
DMGP gestattet.
56 DMGP Informationsblatt
Ludwig- Guttmann-Preiskomité
Dr. med. Susanne Föllinger
Prof. Dr. med. Hans Jürgen Gerner
PD Dr. med. Frank Rainer Abel
zahlen, und Assoziierten Mitgliedern, die
mit 10 Pfund im Jahr bereits Mitglied der
ISCoS sind. Assoziierte Mitglieder dürfen
nicht auf der jährlichen Hauptversammlung mitstimmen und erhalten nicht das
monatlich erscheinende Journal der ISCoS „Spinal Cord“.
Bereits jetzt laufen die Vorbereitungen
für das 51. ISCoS Annual Scientific Meeting, welches am 03.-05. September
2012 im Rahmen der Paralympics in London stattfinden wird.
Die speziellen Themen hierfür sind:
• Long term outcome of SCI
• Health economics and cost management
• Putting evidence into practice
• Free Papers
Deadline für Vortragsanmeldungen ist
der 03.02.2012.
Y.-B. Kalke
Preise
DMGP-Preis für patientennahe Forschung
bei Querschnittlähmung
Der Forschungspreis der DMGP will geplante und laufende patientennahe Projekte und Arbeiten im Zusammenhang
mit der umfassenden Versorgung von
Querschnittgelähmten im deutschsprachigem Raum ermöglichen und unterstützen.
Der Zweck der Forderung besteht darin,
für Querschnittgelähmte eine bessere
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben,
eine bessere Zukunftsperspektive oder
eine gezielte Vermeidung von Komplikationen zu erreichen.
Der Preis ist mit € 5000,- dotiert. Eigenbewerbungen sind ausdrücklich erwünscht.
Bewerbungen erfolgen per Email an die
Schriftführerin der DMGP Frau Martina
Neikes: [email protected]
Der Eingang wird per Email bestätigt.
3.) (vorläufige) Ergebnisse (Text, Tabellen, Bilder)
Einsendungsfrist ist das Ende des jeweiligen Kalenderjahres.
4.) Diskussion (sollte sich auf die
Interpretation und Bedeutung der
Ergebnisse konzentrieren)
5.) Literaturangaben
Aktuelle Informationen finden Sie auf
der Homepage der DMGP
www.dmgp.de.
Die Projektbeschreibung soll in folgende
Abschnitte gegliedert sein:
1.) Einleitung (notwendige Hintergrundinformation, Definition des
Forschungsziels)
2.) Material und Methoden (genaue Beschreibung der Forschungsmethode
sowie der dafür benötigten Materialien / Ausstattung)
Zusätzlich müssen Lebenslauf mit Bild
und eine einseitige Projektkurzfassung
in deutscher Sprache beigefügt sein.
Die eingereichten Arbeiten werden dem
Preiskomitee der DMGP zur Begutachtung vorgelegt. Die definitive Auswahl
des Preisträgers erfolgt durch den Vorstand und den Wissenschaftlichen Beirat.
Renée Maschke
Henry Rafler
Ludwig Guttmann Preis
der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie e.V. (DMGP)
Die Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraplegie e.V. - DMGP - schreibt für das Jahr 2012 den
Der Preis wird jährlich im Rahmen der DMGP-Jahrestagungen verliehen.
Die aktuelle Deadline erfahren Sie unter: www.dmgp.de
LUDWIG GUTTMANN PREIS
Bewerbungen sind per E-Mail zu richten an:
Dipl.-Psych. Martina Neikes
aus.
[email protected]
Der Preis wird für eine hervorragende wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der umfassenden Rehabilitation Querschnittgelähmter und der damit verbundenen Forschung
verliehen.
Die Arbeit sollte in deutscher Sprache verfasst und nicht
älter als zwei Jahre sein. Sie darf noch keinen Preis erhalten
haben.
Coloplast ist Sponsor des Ludwig Guttmann- Preises
DMGP Informationsblatt
57
Vorschau
Jahrestagung 2012
in Basel
Veranstaltungskalender
„Während überall die Tage kürzer und die Abende dunkler werden, erstrahlt derzeit der Petersplatz im Herzen der Stadt Basel
mit warmen Lichtern und verströmen Marronistände, Lebkuchenbäcker, Zuckermandeln verlockende Düfte; es ist Herbstmesse auf dem Petersplatz. Und in ziemlich genau einem halben Jahr werden wir am gleichen herrlichen Platz, umrahmt von
sonnendurchfluteten Bäumen und nur ein paar Schritte weg
vom Rhein, dem Markplatz und den vielen schönen Gebäuden
der Innenstadt, unseren 25. Jahreskongress begehen können.
2012
Natürlich laufen die Vorbereitungen schon längst auf Hochtouren: in heißen Diskussionen werden immer neue Ideen geboren,– man munkelt über Lachen und Musik auf einem Rheinschiff, man flüstert über Einblicke ins historische Basel mit
Paracelsus ,über die Architektur des Star-Teams Herzog und
DeMeuron, über mittelalterliche Zünfte und anderes Brauchtum; kurzum wir werden alles tun, um Ihnen den Aufenthalt in
Basel so unvergesslich schön wie irgend möglich zu gestalten.
Der nächste DMGP-Kongress:
Wo? Im Kollegiengebäude der Universität Basel,
im Zentrum der Stadt Basel, Schweiz
Wann? 21.-23. Juni 2012
Weitere Infos? www.dmgp2012.ch
10 . - 11.5.2012
Next ASIA Workshop
EM-SCI Study Group.
Spinal cord injury: one year evolution of motor evoked potentials and recovery of leg motor function in 255 patients.
Neurorehabilitation & Neural Repair 2012. [accepted]
Heidelberg
Riesig gespannt sind wir natürlich schon jetzt auf Ihre Kongress-Beiträge: sei es im Arbeitskreis oder als Vortrag; unser
weitgespanntes Thema „ INNEN und AUSSEN - Räume, Grenzen, Übergänge“ lässt Raum für viele Aspekte. Und unsere
Website ist bereit - gerne laden wir Sie schon jetzt herzlich ein,
Ihre Beiträge einzureichen oder schon mal nach einem Hotelzimmer Ausschau zu halten; alle News schalten wir laufend auf
die Website auf, welche Sie unter www.dmgp2012.ch jederzeit
einsehen können.
Machen wir uns also alle an die Arbeit, damit unser Fachaustausch und dieser kommende DMGP-Kongress so reichhaltig
und lebendig wie möglich wird!“
58 DMGP Informationsblatt
26. - 27.1.2012
16th International ArgoSpine Symposium
Paris
22. - 24.3.2012
XV Congresso Nazionale Somipar
16. - 19.5.2012
7th World Congress of NeuroRehabilitation
In conjunction with the 35th Annual Brain Impairment Congress for the Australian Society for the Study of Brain Impairment and the 20th ASM of the Australasian Faculty of Rehabilitation Medicine (RACP)
Melbourne Convention & Exhibition Centre, Australia
www.dcconferences.com.au/wcnr2012
21. - 23.6.2012
25. Jahrestagung der Deutschsprachigen Medizinischen
Gesellschaft für Paraplegie e.V.
REHAB Basel
24.6. - 1.7. 2012
Europäische Neurotrauma Nachwuchsakademie
Queen Mary University of London
Blizard Institute, Barts and The London School of Medicine, 4
Newark
Street, London E1 2ATUnited Kingdom
Sponsor
3. - 5.9.2012
51st ISCoS Annual Scientific Meeting
The QEII Conference Centre,
Broad Sanctuary
Westminster
London SW1P 3EE, UK
23. - 26.10.2012
Deutscher Kongress für Orthopädie
und Unfallchirurgie 2012
Berlin
2013
26. Jahrestagung der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft
für Paraplegie e.V.
Murnau
52nd Annual Scientific Meeting 2013
Turkey
2014
27. Jahrestagung der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft
für Paraplegie e.V.
Bayreuth
53rd Annual Scientific meeting 2014
The Netherlands
2015
54th Annual Scientific Meeting
Latin America
DMGP Informationsblatt
59
Bei Unzustellbarkeit zurück an:
Dipl.-Psych. Martina Neikes, BUK Hamburg Bergedorfer Str. 10 21033 Hamburg, Deutschland