andere Wissen - Deutsche Gesellschaft für Körperpsychotherapie

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andere Wissen - Deutsche Gesellschaft für Körperpsychotherapie
Programm
zur Fachtagung
der Deutschen Gesellschaft für
Körperpsychotherapie (DGK e.V.)
Das andere Wissen
Frauen – Körper – Sprache – Gesellschaft
Arbeitskreis „Neue Rosen“
13. – 15. 09. 2013 in Marburg
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Das andere Wissen
Frauen – Körper – Sprache – Gesellschaft
Der weibliche Körper und das Selbstbestimmungsrecht über den Körper stehen seit der zweiten Welle der Frauenbewegung im
Zentrum geschlechtlicher Gleichberechtigungsthemen. Dies hat dazu beigetragen, dass in der breiten Öffentlichkeit seither die
Relevanz von geschlechterkritischen Problematisierungen als überholt gilt. Dennoch bleibt zu fragen, wie alte, tief verankerte
Strukturen die seelische, körperliche und soziale Selbstbestimmung und Selbstfindung der Frau bis heute beeinflussen.
Trotz geschlechtergerechter Fortschritte erscheint im öffentlichen Diskurs der weibliche Körper bis heute normiert und funktionalisiert, aktuell gemäß eines globalisierten Schönheitsideals und im Dienste vielfältiger Verfügbarkeiten, wenn auch eingekleidet in eine moderne Rhetorik der Selbstbestimmung.
Gerade in der Psychotherapie allgemein und auch in der Körperpsychotherapie werden geschlechterkritische Perspektiven
und Differenzierungen bis heute kaum berücksichtigt. Entsprechend bleibt die Sehnsucht der Frauen nach selbstbestimmter
weiblicher Körperlichkeit und Subjektivität unerfüllt, die Erforschung sinnhaft-leiblicher Erfahrungen lückenhaft und die darin
eingeschlossenen Emanzipationspotentiale unentdeckt.
Folgende Themen stehen im Mittelpunkt der Tagung und werden in Form von Impulsvorträgen, Arbeitsgruppen mit Praxisbezug und einer Podiumsdiskussion vorgestellt:
• gesellschaftliche Weiblichkeitsbilder und ihre Implikationen für das Körpererleben und die Identitätsbildung
• Bruchstellen von Körpererfahrung und Versprachlichung im therapeutischen Diskurs
• moderne Störungsbilder
• Formen weiblicher Aggression und Durchsetzungskraft
• Fallstricke moderner Mütterlichkeit und Folgen für die Mutter-Kind-Interaktion
• weibliche Wirkmächtigkeit im Berufsfeld
Wir laden Psycho- und Körperpsychotherapeutinnen sowie Dozentinnen und Studierende aus benachbarten Disziplinen ein,
mit uns diese Themenkomplexe zu weiblicher Identität und ihren Verkörperungen sowie der weiblichen Repräsentanz im Feld
der Körper- und Psychotherapie zu diskutieren und dabei Arbeitsergebnisse von Praxis und Forschung zusammenzutragen.
Programm
Freitag, 13. September 2013
17:00 – 17:30 Begrüßung und Grußworte
17:45 – 18:35 Vortrag mit Diskussion, Bettina Schroeter, Dipl.-Päd., HP:
„Kein Ort, nirgends oder von der Sehnsucht anzukommen“– Suchbewegungen zum weiblichen Körper
18:45 – 20:15 Forum und Austausch zu Geschichte und Gegenwart unserer professionellen Identität
20:15
„Rosen im persönlichen Dialog“– Come-Together und Sektempfang
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Samstag, 14. September 2013
09:30 – 09:40 Begrüßung
09:40 – 10:30 Vortrag mit Diskussion, Helga Krüger-Kirn, Dipl.-Psych.:
„Gegen das Verstummen weiblicher Körperlichkeit“– Zum Verhältnis von Sprache und Körper
10:30 – 11:15 Vortrag mit Diskussion, Paula Diederichs, Dipl.-Soz.-Päd.:
„Mutterwerden – Muttersein“– Transformation und Verhinderung
11:15 – 11:45 Kaffeepause
11:45 – 12:30 Vortrag mit Diskussion, Dr. med. Angela von Arnim:
„Der weibliche Körper – Heimat oder Kriegsschauplatz?“
12:30 – 13:00 Plenumsdiskussion zu allen Vortragsthemen
13:00 – 15:00 Mittagspause
15:00 – 16:30 Parallelworkshops:
Sabine Schrem, HP und Iris Schöpa, M.A.:
„Wenn ich weiter als andere gesehen habe, dann nur deshalb, weil ich auf den Schultern
von Riesen stand.“– Auf der Suche nach den weiblichen Traditionen der Atem-/Körperpsychotherapie
Thea Rytz, M.A. und Birgit Scholz-Heuckmann, Dipl.-Soz.-Päd:
„Akzeptanz verkörpern“ – 10 Frauen schreiben über ihre körperpsychotherapeutische Arbeit
Elisabeth Lenzen, Dipl.-Sportl., HP:
„Der weiblichen Körper-Weisheit wieder folgen“ am Beispiel des Sensory Awareness
Ricarda Rudert, Dipl.-Psych.:
„Außer mir vor Wut“ – Affektentgrenzung und die Angst vor Verinnerlichung
16:30 – 17:00 Kaffeepause
17:00 – 18:30 Parallelworkshops
Dr. phil. Angelika Weirauch, Dipl.-Soz.:
„Ungleiche Schwestern“– Frauen mit und ohne Behinderung
Cornelia Richter-Grimm, Dipl.-Psych. und Anna Willach-Holzapfel, HP:
„Frauen, die brüllen und Hühnern, die krähen, sollte MAN! Beizeiten die Hälse umdrehen!“–
Sinnlicher Diskurs über weibliche Aggression“
PD Dr. Corinna Reck und Katharina Körner:
„Der interaktionelle ‚Tanz’ in der Mutter-Kind Beziehung“
18:45 – 19:45 Plenum: Berichte aus den Arbeitsgruppen
Ab 20:00 Geselliger Abend: Abendessen und gemütliches Zusammensein in einem für uns reservierten Restaurant
Sonntag, 16. September 2013
09:30 – 09:45 Begrüßung und Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse
09:45 – 10:15 Vortrag, Prof. Dr. Susanne Maurer:
„Der weibliche Körper als utopischer Fluchtpunkt?“
10:15 – 10:30 Pause
10:30 – 12:00 Podiumsdiskussion:
„Das andere Wissen – Zur Gegenwart und Zukunft weiblicher Wirkmächtigkeit“
Prof. Dr. Anke Abraham, Lidy Evertsen, EAPB Präs., Prof. Dr. Sabine Koch, Doris Lange, Dipl.-Psych. 12:15 – 13:00 Abschlussplenum und Ausblick
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Abstracts zu den Hauptvorträgen:
Bettina Schroeter:
„Kein Ort, nirgends oder von der Sehnsucht anzukommen“
Suchbewegungen zum weiblichen Körper
Die Geschichte des weiblichen Körpers ist eine von soziokulturellen Rollenzu- und überschreibungen, Fremdbestimmung und
oft gewaltsamen Bemächtigungen.
Seit Jahrhunderten ist die Rolle und das Bild der Frau patriarchalisch geprägt durch normative Zuweisungen, politische
Restriktion und männlich-erotische Wunsch- und Angstprojektionen. Der widersprüchliche Charakter historischer und aktueller
Rollenbilder und gesellschaftlicher Wirklichkeiten – Symbol für Natürlichkeit versus Kommerzialisierung des weiblichen Eros;
wirtschaftliche Pseudoemanzipation versus Schönheitszwang; idealisierte Mütterlichkeit versus moderne Vielfachbelastungen
– macht es der einzelnen Frau schwer, eine gesunde Identität und verkörperte Subjektivität zu entwickeln.
Demzufolge kann die Attraktivität von körperorientierten Psychotherapien für viele Frauen als Suchbewegung verstanden
werden, im Innenerleben und der subjektiven Aneignung des Körpers ein sinnliches Selbstbewusstsein zu finden, was ihnen
auf dem Weg durch den Dschungel der Rollenbilder nie in die Sinne kommen konnte. Eine Spurensuche.
Bettina Schroeter, Päd.M.A., Hp, ECP, Körperpsychotherapeutin, Supervisorin und Dozentin. Leitung des Aus- und Fortbildungszentrum in Transformativer Körperpsychotherapie Berlin. Seit der Gründung der EABP/DGK aktiv in verschiedenen Gremien engagiert.
Helga Krüger-Kirn:
„Gegen das Verstummen weiblicher Körperlichkeit“
Zum Verhältnis von Körper und Sprache
In meinem Beitrag werde ich den Körper, die Körperwahrnehmung und die Bedeutung der Sprache in Beziehung setzen
und untersuchen, welche Möglichkeiten unsere Sprache zur Beschreibung weiblichen Körpererlebens zur Verfügung stellt.
Unsere klinische Praxis bestätigt, dass Erfahrungen, die nicht sinnstiftend in das Körper-und Selbstkonzept integriert werden,
mit entsprechenden Abwehrbewegungen einhergehen. Gerade der Doppelaspekt von Sprache als kultureller Repräsentation
sowie als Spracherwerb begründet die Frage nach dem symbolische Anerkennungsgeschehen weiblicher Erfahrungen
sowie damit einhergehenden Auslassungen und Festschreibungen der Verkörperungs- und Symbolisierungsprozesse. Die
notwendige Forderung nach einer Sprache, die weibliche Erfahrungsräume repräsentiert, kommt an geschlechterkritischen
Fragestellungen nicht vorbei. Mit Bezug auf feministisch-psychoanalytische sowie philosophische Vertreterinnen wie
Kristeva und Irigaray werde ich ein Bogen zur Gegenwart der Körperpsychotherapie aufspannen und zeigen, warum gerade
KörperpsychotherapeutInnen über eine Genderkompetenz verfügen sollten.
DP, PP, Helga Krüger-Kirn ist Psychoanalytikerin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Lehranalytikerin (DGPT), Dozentin für analytische Paar- und
Familientherapie und Körperpsychotherapie. Lehrbeauftragte der Philipps-Universität Marburg, Promotionsprojekt zum weiblichen Körper.
Paula Diederichs:
„Mutter werden – Mutter sein“
Transformation und Verhinderung
Dieser Vortrag geht auf individuelle und gesellschaftliche Gegebenheiten des Mutterschaftsprozesses ein. Im ersten Teil wird
der körperlich-emotionale Wachstums- und Transformationsprozess, den Mutterschaft beinhaltet, erörtert. Schwangerschaft
und Geburt werden öffentlich und fachlich hauptsächlich medizinisch betrachtet und begleitet. Dabei wird ein naturwissenschaftlich-medizinisches, sprich mechanistisches Menschenbild zugrunde gelegt, das lediglich die Körperfunktionen der Frau
betrachtet.
Aus körperpsychotherapeutischer Perspektive betrachten wir die Zeit von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett als
einen bedeutenden Erfahrungsraum und folgen damit einer ganzheitlichen Sichtweise, die körperliche und seelische Veränderungen in einem funktionellen Zusammenhang begreift.
Zu welchen Auswirkungen die Spaltung von Emotionalität und Körperlichkeit führt, wird im zweiten Teil anhand von
Fallvignetten diskutiert.
Dipl. Soz. Päd. Paula Diederichs, Hp., Körperpsychotherapeutin, Autorin, Lehrbeauftragte, Leiterin des Weiterbildungsinstitut für körperpsychotherapeutische Krisenbegleitung (Schwangerschaft, Geburt und früher Kindheit) in Berlin, Fortbildungen in Deutschland, Österreich und Schweiz
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Angela von Arnim:
„Der weibliche Körper – Heimat oder Kriegsschauplatz?“
Thema des Beitrags ist die Entlarvung der Modifizierung der Übergriffe auf den weiblichen Körper, aktuell im Gewand von:
Liberalisierung, Aufhebung der Geschlechterrollen, sexuellen Selbstbestimmung und Selbstoptimierung als Lifestyle-Thema.
Schönheits- bzw. Körperoptimierung-Chirurgie wird als neue Form der „Körperpsychotherapie“ verkauft, wobei das weibliche Körperideal insbes. in der Intimchirurgie auf die Körperformen von jungen Mädchen zugeschnitten wird.
Eine Folge ist z.B. die Zunahme von narzisstischen Themen in der Psychotherapie, bes. der Körperpsychotherapie, bedingt
durch neue Defizitmodelle in den Köpfen und Körpern der Frauen und verbunden mit neuen Formen von psychosomatischen
Störungsbildern. Notwendig scheint die Entwicklung einer subversiveren Form der Körpertherapie, mit dem Inhalt, an der
Annahme der eigenen Körperlichkeit als Heimat unseres Selbst zu arbeiten, um eine bewusstere Wehrhaftigkeit gegen die
postfeministische Zeitgeistströmung zu ermöglichen – mit dem Ziel einer verbesserten weiblichen Wirkmächtigkeit.
Dr. med. Angela von Arnim, Fachärztin f. Innere u. Psychosomatische Medizin, Körperpsychotherapeutin und Lehrbeauftragte (A) Funktionelle
Entspannung (FE); seit 2007 Praxis für Psychosomatik u. Psychotherapie Berlin; vorher Ltd. Oberärztin der Psychosomatischen Abteilung, Universitätsklinik
Erlangen; Dozentin am Inst. f. Psychotherapie Potsdam; Körperbild-Skulptur-Test-Entwicklung und -Workshops.
Susanne Maurer:
„Der weibliche Körper als utopischer Fluchtpunkt?“
Wird ‚der Körper‘ zum letzten Referenzpunkt des Utopischen? Über diese Frage möchte ich gerne (selbst)kritisch nachdenken. Den Hintergrund bildet die Beobachtung – und auch eigene Erfahrung im Kontext körper(psycho)therapeutischer
Praxis –, dass ‚dem Körper‘ vieles zugetraut wird, was ‚andernorts‘ höchst fraglich geworden ist. So gilt uns ‚der Körper‘
etwa als ‚Wahrnehmungsorgan‘, als Gedächtnis-Ort biografischer Erfahrung, erscheint als fast unerschöpfliches Potential
für – auch unerwartete, überraschende – Ausdrucksmöglichkeiten, als Medium der Erkenntnis, der ‚Befreiung‘, als Ressource
eines möglichen Neu-Beginns. In welchem Verhältnis steht ‚Körper als Hoffnungshorizont‘ aber zur Begrenztheit und
Verletzlichkeit, zur Erschöpfbarkeit des Körpers? Zugespitzt: Manche Diskurse der Körperpsychotherapie laufen Gefahr, unter
Bezug auf eine idealisierte, harmonisierte ‚Wellness-Weiblichkeit‘ eine neue Form perfektionistischer Körpervorstellungen zu
kreieren. Wie können wir demgegenüber die subversive Seite weiblicher Körpererfahrung als Ausgangspunkt für ‚weibliche
Wirkmächtigkeit‘ entdecken und zur Sprache bringen?
Susanne Maurer, Professorin für Erziehungswissenschaft/Sozialpädagogik an der Philipps-Universität Marburg, derzeit auch Geschäftsführende Direktorin des dortigen Zentrums für Gender-Studies und feministische Zukunftsforschung und Biosynthese®-Therapeutin.
Abstracts für die Parallelworkshops:
Samstag: 15 Uhr bis 16.30 Uhr
Sabine Schrem und Iris Schöpa:
„Wenn ich weiter als andere gesehen habe, dann nur deshalb, weil ich auf den Schultern
von Riesen stand.“
Auf der Suche nach den weiblichen Traditionen der Atem/Körperpsychotherapie
Was Isaak Newton hier als selbstverständlich beschreibt, nämlich auf das Wissen einer jahrhundertelangen männlich tradierten Wissenschaftsgeschichte zurückgreifen zu können, lässt bei Körperpsychotherapeutinnen sogleich ein ganzes Bündel
an Fragen entstehen. Wer sind die „Riesinnen“ der Atem/Körperpsychotherapie? Sind sie im öffentlichen Bewusstsein vorhanden oder müssen sie mit Lupen in geheimen Hinterzimmern gesucht werden? Gibt es innerhalb der Körperpsychotherapie
überhaupt eine weibliche und männliche Tradition? Vielleicht begännen auch Körperpsychotherapeutinnen weiter zu blicken
und neue Visionen im Selbstverständnis ihrer Arbeit zu entwickeln, wenn sie sich ihrer „Riesinnen“ wieder bewusst werden! Daher lassen Sie uns gemeinsam ins Gespräch kommen, wer unsere „Riesinnen“ waren und wie wir ihnen Raum und
Öffentlichkeit geben können.
Sabine Schrem und Iris Schöpa werden in die Geschichte der modernen Körperarbeit einführen und aufzeigen, wie in der
Atemtherapie weibliche Qualitäten gefördert werden und welche gesellschaftliche Dimension sich dahinter verbirgt.
Iris Schöpa M.A., Jg. 1961, Atemtherapeutin AFA®, eigene Praxis, Kulturwissenschaftlerin (MA), Frauenthemen begleiten sie seit ihrer Arbeit 1998
in der MONAlisA Frauenbibliothek Leipzig. Autorin: Der Leipziger Südfriedhof, Geschichte, Grabstätten, Grabdenkmäler, 2. Auflage Leipzig 2004.
Verbandsmitgliedschaft AFA/BVA.
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Sabine Schrem Hp, Jg. 1962, Atem- und Körperpsychotherapie in eigener Praxis, Heilpraktikerin, ECP. Intensive Beschäftigung mit Themen der Frauengesundheit und „Leib“Philosophie seit ihrer HP-Ausbildung 1985 in Berlin, u.a. durch Mitarbeit im Frauengesundheitszentrum Medea, bei Lachesis e.V.
und bei der Meißner Philosophiewerkstatt „Denken im Dialog“. Verbandsmitgliedschaften DGK/EABP und AFA/BVA.
Thea Rytz und Birgit Scholz-Heuckmann:
„Akzeptanz verkörpern“
10 Frauen schreiben über ihre körperpsychotherapeutische Arbeit
Auf Initiative von Thea Rytz und Silvia Wiesmann trafen sich im Sommer 2011 10 Körperpsychotherapeutinnen in Bern und
erarbeiteten die Grundlage für ein gemeinsames Buch. Leitgedanken dabei waren die Versprachlichung der täglichen, praktischen, körperpsychotherapeutischen Arbeit und die schriftliche Weitergabe des reichen Erfahrungspotentials in der Arbeit
mit essgestörten Menschen.
Das Buch „Essstörungen und Adipositas: Akzeptanz verkörpern“ ist im Februar 2013 im Huber Verlag erschienen. Wir möchten die Entstehung des Buches vorstellen.
Thea Rytz, Master of Arts, Körperpsychotherapeutin CH/EABP, Inselspital Bern. Autorin, Präventionsfachfrau im Verein PEP (Prävention Essstörungen
Praxisnah), Förderung psychischer Gesundheit und Resilienz für Kinder von 0 bis 8 Jahren. Dozentin an Fachhochschulen Gesundheit und Pädagogik.
Birgit Scholz-Heuckmann, Dipl.Soz.Päd., Therapeutin für Konzentrative Bewegungstherapie (DAKBT),tätig als Körperpsychotherapeutin im Kompetenzzentrum für Essstörungen der Parklandklinik Bad Wildungen, Reinhardshausen, Dozentin am Institut für Fort und Weiterbildung in der Behandlung
von Essstörungen (IFBess), Mitarbeit im Netzwerk Essstörungen Nordhessen. Mitautorin des Buches „Essstörungen und Adipositas: Akzeptanz verkörpern“
Elisabeth Lenzen:
„Der weiblichen Körper-Weisheit wieder folgen“
am Beispiel des Sensory Awareness
Um anerkannt zu werden, passen Frauen sich zunehmend vorgegebenen Strukturen an und verlieren den Kontakt zu ihren
ganz individuellen Leib-Potentialen und -Ressourcen. Wie viel eigener Rhythmus von Aktivität und Perzeptivität darf noch
sein in einer an (vorher-)bestimmten Ergebnissen orientierten Arbeit?
Mir erscheint es wichtig, dass wir der Weisheit unseres weiblichen Körpers sowie seinen selbstregulierenden Kräften mehr
Beachtung schenken. Sensory Awareness bietet dazu tiefgründige Möglichkeiten, die in der Arbeitsgruppe neben dem
Gesprächs-Austausch auch praktisch erlebt werden können.
Elisabeth Lenzen, Dipl.Sportl., Hp, Jg 56, (Heilpraktikerin für Psychotherapie, Gestalt & Integrative Therapie / Leib- u. Bewegungstherapie (FPI®),
Systemische Therapie (IFS®), Sensory Awareness Leaderin, SAFE®-Mentorin) 25 Jahre tätig als klinische Bewegungstherapeutin in der Psychiatrie /
Traumatherapie und in eigener Praxis (Kinder, Erwachsene) interessiert besonders, wie die autonome Selbstregulation erfahrbar wird.
Ricarda Rudert:
„Außer mir vor Wut…“
Affektentgrenzung und die Angst vor Verinnerlichung.
Am Beispiel einer Fallvignette möchte ich auf das Problem der Emotionsregulation hinweisen, wenn Frauen selber zuschlagen und dabei PatnerInnen oder sich selbst verletzen.
Es geht um die Frage des Umgangs mit Ein- und Ausdruck und wie in diesem Fall körpertherapeutische Interventionen
abgestimmt, bzw. dosiert sein müssen.
Meine These: Statt körpertherapeutischer Ausdrucksarbeit scheinen bei Frauen mit entgrenzendem Verhalten eher
Achtsamkeitsprinzipien und Konzepte des Containments das Mittel der Wahl zu sein. Es geht darum einen Spür- und
Erlebnisraum zu ermöglichen, um so zu einem selbstbestimmten inneren Weiblichkeitserleben und Fühlen zu kommen.
Insbesondere bei jüngeren Frauen, die bereits mit einem veränderten weiblichen Rollenbild aufgewachsen sind, zeigen sich
andere Konfliktmuster, die im Bereich der narzisstischen Entgrenzung zu finden sind, im Unterschied zur depressiv altruistischen Persönlichkeit. Erläuterungen aus der Praxis und Diskussion.
Ricarda Rudert, Dipl.Psych., niedergelassen als Tiefenpsychologische Psychotherapeutin in HH, Jahrgang 60, Körpertherapieausbildung (Biodynamik,
Biosynthese, Pesso, Biorelase) 5 Jahre angestellt an der Uni HH, Fachbereich klin. Psychologie mit Schwerpunkt Humanistischer Methoden. Seit 1994
in eigener Praxis Einzel und Paartherapie, Lehrtherapeutin für TP, Supervisorin. In verschieden Gremien berufspolitisch in HH engagiert. Ehrenamtliche
Richterin.
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Samstag: 17:00 – 18:30 Uhr
Angelika Weirauch:
„Ungleiche Schwestern“
Frauen mit und ohne Behinderung
Frauen mit und ohne Behinderung sind meist ungleiche Schwestern, es gibt zwischen ihnen nur selten feministische
Verbundenheit und kaum gemeinsamen Widerstand. Ihre Ziele scheinen weit auseinander zu liegen, da sie oft sowieso nicht
in das gesellschaftliche System passen. Für Frauen mit Behinderungen ist bei der Dekonstruktion der Rollen die Kategorie
disability interessanter als die Kategorie Frau, da sie das Feld der größeren Benachteiligung beschreibt.
Die Gesellschaft nimmt Frauen mit Behinderungen kaum (bzw. nur über Gesundheits- und Rechtsfragen) wahr. Sie sind einerseits Nutzerinnen vieler Gesundheitsangebote, erleben aber andererseits dort häufig Diskriminierung und Unverständnis.
Weder die professionellen Sozialangebote noch private Anbieter sind ausreichend informiert und oft nicht einmal interessiert.
Die eigenen Normen, Tabus und Denkverbote hindern viele Menschen, den Frauen vorurteilsfrei zu begegnen.
Dr. phil. Angelika Weirauch, Jg. 1961 in Dresden, Dip.-Sozialarbeiterin, MA für autobiographisches und kreatives Schreiben, Heilpraktikerin für
Psychotherapie, langjährige Tätigkeit bei Lebendiger leben! e.V., einem Verein für Frauen mit Behinderungen.
Cornelia Richter-Grimm und Anna Willach-Holzapfel:
„Frauen, die brüllen und Hühnern, die krähen,
sollte MAN! Beizeiten die Hälse umdrehen!“
Ein sinnlicher Diskurs über weibliche Aggression
Zickig, hysterisch, dominant, unweiblich, unsexy, unmöglich: so der Zuschreibungen nur einige, wenn Frauen laut und deutlich für sich selber einstehen. Die andere Seite der Medaille: machtlos, wehrlos, ungeschützt sich ausliefernd, hilflos, gemein
nur zu sich selbst , autogaggressiv, wenn Frauen ihren Ärger, ihre weibliche Expressionskraft zurückhalten.
Oder Frauen üben sich in ihrer Meisterschaft: der stillen, indirekten Kommunikation und Machtausübung. Immer noch wenige
Frauen wagen sich in den öffentlichen Diskurs, bewegen sie sich doch dann im männlichen Herrschaftsgebiet und sind männlichen Attacken von Entwertung und Diffamierung ausgesetzt, noch dazu droht der Verlust der weiblichen Solidargemeinschaft.
Es ist ein wenig als gingen Frauen in den Krieg und darauf sind die Wenigsten vorbereitet: Kriegerinnen zu sein.
Körperpsychotherapie bahnt einen Weg mit allen Sinnen, von allen Sinnen: zu gesunder Aggression, Streitlust, emotionaler
und körperlicher Robustheit und weiblich-deutlicher Kommunikation: Frauen können lustvolle Kriegerinnen werden.
Ein ganz schön weiblicher, sinnlich psychologischer Diskurs in Form eines PIX-MIX zweier Frauen.
Cornelia Richter-Grimm, Dipl.Psych., geb. 1956, Körperpsychotherapeutin, Klangtherapeutin, arbeitet seit 1983 in eigener Praxis, 2003 Migration
in die Schweiz. Ihr berufliches Forschungsinteresse gilt dem kreativen Ausdruckspotential in Tanz, Bewegung und Klang.
Anna Willach-Holzapfel, Hp, geb.1957, ist Körperpsychotherapeutin und Traumatherapeutin und arbeitet seit 1983 in eigener Praxis. Einzel- und
Gruppentherapie sowie Fortbildung. Ihr berufliches Hauptinteresse gilt der Integration des Körpers in die psycho- und traumatherapeutische Praxis.
Corinna Reck und Katharina Körner:
Der interaktionelle „Tanz“ in der Mutter-Kind-Beziehung
Schon in den ersten Lebensmonaten lassen sich bei dem Säugling unterschiedliche affektive Zustände – z.B. Ärger, Protest,
Freude – unterscheiden. Die kindlichen Affekte stehen in enger Beziehung zu den mütterlichen interaktionellen Fähigkei-ten,
welche seinerseits von den Zuständen des Kindes beeinflusst werden. Es findet mithin eine Regulation von Affekten durch
die Mutter-Kind-Interaktion statt. Mütter verfügen über universell angelegte elterliche intuitive Kompetenzen (wie z.B. die
„Ammensprache“) und setzen diese ohne bewusste Kontrolle in der Interaktion mit ihrem Säugling ein. Der intui-tive Zugang
zu den biologisch verankerten Kompetenzen kann durch vielfältige Faktoren, wie psychische Belastungen im Wochenbett,
gesellschaftlich bedingte Rollen- und Erziehungsvorstellungen gestört werden.
In unserem Workshop möchten wir anhand von Videoanalysen und körperpsychotherapeutischen Techniken einen Einblick in
Möglichkeiten der Unterstützung mütterlicher intuitiver Kompetenzen und der frühen Mutter-Kind-Beziehung geben.
PD Dr. Corinna Reck, tiefenpsychologisch fundierte Körperpsychotherapeutin, leitet am Universitätsklinikum Heidelberg eine Mutter-Kind-Behandlungseinheit. Forschungsprojekte: Auswirkungen von postpartalen psychischen Erkrankungen auf die kindliche Entwicklung und die Mutter-KindInteraktion.
Katharina Körner leitet auf der Mutter- Kind Einheit am Universitätsklinikum Heidelberg die Körpertherapiegruppe, Babymassage, Spielgruppe und die
Videointeraktionstherapie. Sie ist Physiotherapeutin, Tanztherapeutin und tiefenpsychologisch orientierte Körperpsychotherapeutin.
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Podiumsdiskussion am Sonntag, 15. September. 10:30 – 12:00 Uhr
„Das andere Wissen – Zur Gegenwart und Zukunft weiblicher Wirkmächtigkeit“
Teilnehmende:
Prof. Dr. Anke Abraham, Soziologin, Sportwissenschaftlerin und Tanzpädagogin, seit 2004 Professorin an der Universität Marburg, Institut für
Sportwissenschaft und Motologie, Leiterin des Arbeitsbereichs „Psychologie der Bewegung“, Weiterbildung in Konzentrativer Bewegungstherapie,
Arbeitsschwerpunkt: Soziologie und Psychologie des Körpers.
Lidy Evertsen, EABP Präsidentin, Niederlande, Ausbildungen in Unitiver Körperpsychotherapie, Bodynamischer Analyse and Trauma-Therapie.
Managerin und Trainerin am Bodynamic International, Amsterdam, Körperpsychotherapeutin, Supervisorin und Dozentin, Schwerpunkt in Trauma and
Dissoziation. Seit 2007 im Vorstand der EABP.
Prof. Dr. Sabine C. Koch, Psychologin und Tanz- und Bewegungstherapeutin, Leiterin des Stuidengangs Tanz- und Bewegungstherapie an der SRH
Hochschule Heidelberg, Forschung und Lehre in den Bereichen Embodiment, Gesundheitswissenschaften, Klinische und Sozialpsychologie, Körperpsychotherapien, Künstlerische Therapien.
Doris Lange, Dipl.Psych., Lehrerin, Psychotherapeutin (Praxis) für Erwachsene, Kinder u. Jugendliche (TP), analytische Paar- u. Familientherapie, Lehrbeauftragte und Stellv.Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Funktionelle Entspannung
Anmeldung und organisatorische Fragen:
Deutsche Gesellschaft für Körperpsychotherapie e. V. (DGK)
Sekretariat Axel Schulz, Hellmut-von-Gerlach-Str. 8, 34121 Kassel
Tel: 0561 - 2861367 (Telefonzeit jeden Dienstag von 18 bis 19 Uhr, sonst bitte auf AB sprechen)
[email protected]
http://www.koerperpsychotherapie-dgk.de
Tagungsbeginn: Freitag, 13. September, 17:00 Uhr. Tagungsende: Sonntag, 15. September 13:00 Uhr
Registration: Ab 16:00 Uhr
Ort: Phillips Universität Marburg, Deutschhaus-Str.12, 35037 Marburg
Kosten: Die Teilnahmegebühr beträgt 120,– € für DGK-Mitglieder und 140,– € für Nichtmitglieder,
Sondertarif für Studierende 100,– €
Pausensnacks und Getränke müssen separat bezahlt werden
DGK-Konto: HypoVereinsbank München
Kto.Nr. 18 90 21 53 15, BLZ: 700 202 70
BIC: HYVEDEMMXXX, IBAN: DE95700202701890215315
Die Zertifizierung der Fachtagung ist bei der Psychotherapeutenkammer Hessen beantragt.
Wir empfehlen die baldige Anmeldung und Besorgung einer Unterkunft, da der September in Marburg ein
begehrter Kongressmonat ist.
Hotelreservierung: Touristenbüro Marburg 06421-19433,
www.tourismus.marburg.de/gastgeber/ www.hotelium.com
Eine Liste von günstigen Privatunterkünften ist im DGK- Sekretariat zu erhalten.
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Vom Hauptbahnhof Marburg mit Buslinien 1, 2, 4, 5, 6 oder 7 bis Haltestelle „Elisabethkirche“.
Inhaltliche Fragen auch an: [email protected]
Arbeitskreis „Neue Rosen“:
Angela von Arnim, Paula Diederichs, Sarah Kaluza, Helga Krüger-Kirn, Ricarda Rudert, Bettina Schroeter
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