10. Wohnheimzeitung
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10. Wohnheimzeitung
Wohnheime Zürich 10. Ausgabe, 4. Jahrgang Zürich, 16. Mai 2013 Wohnheim-Zytig Liebe Kolleginnen und Kollegen Wir feiern ein kleines Jubiläum: Ihr haltet die nunmehr 10. Ausgabe unserer Wohnheim-Zytig in Händen! Aus der Resonanz, die die WoZy erhält, entnehme ich, dass sie gerne gelesen wird und mittlerweile ein fester Bestandteil unserer Wohnheime-Kultur geworden ist. Das freut mich sehr! Auch erfreulich ist die breite Beteiligung, die sich wiederum in der aktuellen Ausgabe unserer WoZy abbildet: Von kurzen Statements zum letzten Grossgruppentag, über Berichte aus dem Kreativen und Musischen Leben an der Molkenstrasse bis hin zu längeren Artikeln zu den Themen Tagesstruktur und Reinigung, ist ein bunter und vielfältiger Strauss an Inhalten vertreten. Dieses Bouquet spiegelt das reichhaltige Angebot und unser Engagement wider, das wir tagtäglich leisten für die sozial und psychisch benachteiligten Menschen, die bei uns Hilfe und Begleitung erfahren. Wie immer darf auch Heiteres sowie die Erfolgsgeschichte (Seite 8) nicht Fehlen. Viel Spass beim Lesen! Roger Berger Institutionsleiter Grossgruppentag vom 5.3.13 Das Motto des Tages lautete: „Heilsarmee Wohnheime Zürich — was wir bewirken“. Nach dem Begrüssungs-Kaffee mit Gipfeli starteten wir in kleinen Gruppen und hielten Rückschau: Wie war das, als ich vier Wochen nach dem letzten Grossgruppentag den Brief erhielt, den ich an mich geschrieben hatte? Hat das irgend etwas bei mir bewirkt? - fehlende Wertschätzung von Bewohnern. Wirksamkeit erhöhen Am Nachmittag wurde mehrheitlich in homogenen Gruppen gearbeitet (Mitarbeitende mit denselben Aufgabenbereichen). Zuerst gings darum zu überlegen: wo sind wir bereits heute besonders Wirksam? Und: wo können wir unsere Wirksamkeit erhöhen; was braucht es von uns? Stolz und Bedauern Später sammelten wir — wiederum in den bestehenden Kleingruppen — worauf wir in unserer Arbeit stolz sind, und wo wir Bedauern empfinden. Zum Beispiel wurden da folgende Dinge notiert, auf die wir Stolz sind: - Wir nehmen Menschen an, wie sie sind und glauben, dass Veränderung möglich ist; - Wir leisten unsere Arbeit mit Herzblut und Nächstenliebe; - gemeinsam tragen wir Mitarbeitenden bisweilen sehr schwierige Situationen und geben unseren Klienten so auch Hoffnung für die Zukunft; - wir streben eine gemeinsame Kultur der Weiterentwicklung und Selbstreflexion an. Dinge, die wir bedauern, sind z.B. - Fehlende Zeit für Einzelbetreuung - wenn Helfen nicht hilft, Klienten Chancen nicht nutzen, zum Wiederholten Male „abstürzen“; - dass wir kaum Beschäftigungsmöglichkeiten intern anbieten können; Post wird versendet...und sorgt bisweilen für „rote Köpfe“ Als nächster Schritt formulierten alle Gruppen / Teams Wünsche und Anliegen, die sie an die jeweils anderen Gruppen / Teams hatten (was brauchen wir von den anderen, um unsere Wirksamkeit zu erhöhen? Diese Post hatte dann teilweise bei den Empfängern zu Irritationen bis hin zu Ärger geführt. „Wie ist das gemeint?“ „Das machen wir doch schon lange, was da scheinbar als noch nicht vorhanden wahrgenommen wird.“ „Was soll ich mit so einer pauschalen Aussage anfangen‘“, etc. Grossgruppentag (Fortsetzung) Seite 2 It‘s Showtime! Es ging Schlag auf Schlag weiter: jedes Team sollte im einem Rollenspiel eine typische, nicht so optimale ablaufende Situation dargestellt werden. Danach soll dieselbe Situation so dargestellt werden, wie es besser, wirksamen funktionieren könnte. Die Rollenspiele werden vorgeführt; sehr zum Spass der Zuschauerinnen und Zuschauer! Der etwas schwierige „CafeteriaGast“ Es ist zum Verzweifeln: der Bewohner will nicht aufstehen; die Sozialarbeiterin hat ständig Sitzung… Der Austausch in den Kleingruppen ist lebendig und anregend. Welche Wünsche haben wir an die anderen Teams…? Spass muss sein! Stimmen zum Grossgruppentag „Eine zielgerichtete Feedbackkultur will geübt sein und braucht Mut. Und Mut bekommt Mann/Frau bei einer konstruktiven Fehlerkultur. Diesbezüglich war gerade der Schluss lehrreich, motivierend und WIRKUNGSVOLL!“ Samuel Glausen „Es war ein interessanter, abwechslungsreicher Tag, der verschiedene, spannende Themen und Inhalte aus unserem Arbeitsprozess enthielt. Unter diesem Aspekt erlebte ich das Arbeiten in den Gruppen als ermutigend und lehrreich. Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir die angenehme, sorgfältig aufgebaute Moderation des ganzen Tages durch Mirjam Mathis. Vielen Dank für die gute Vorbereitung durch die Verantwortlichen.“ Peter Ramseyer „Der Grossgruppentag war für mich, im Bezug auf die verschiedenen Interessen und operativen Ziele der jeweiligen Arbeitsgruppen und die dadurch entstehenden Interessenkonflikte bei den Schnittstellen von zwei von zwei oder mehreren Arbeitsfeldern, sehr Aufschlussreich.“ Rémy Flückiger „Der Grossgruppentag hat in mir vieles bewegt und aufgewühlt. Am Morgen der wertvolle, belebende und interessante Austausch mit Kolleginnen und Kollegen mit denen ich im Alltag leider viel zu wenig zu tun ha- be. Ich wurde mir bewusst, dass ich Teil eines starken und stützenden Netzes bin, welches Menschen tragen und begleiten kann, die im Moment nicht oder nur auf einem Bein stehen können. Als der Tag zu Ende war, war dieses Bewusstsein überdeckt von dem, was die schriftlichen gegenseitigen Wünsche auslösten. Die Stimmung war gekippt, viele offene Fragen, undifferenzierte Wünsche und Anliegen standen im Raum, welche nicht geklärt wurden. Ich hätte mir ein konkretes "wie weiter" gewünscht, um zu wissen, wo und wie die entstanden Fragen geklärt werden können.“ Emanuela Sennhauser 10. Ausgabe, 4. Jahrgang Feedback zum Grossgruppentag... Geniale Sketches Die genial präsentierten Sketches am Grossgruppentag (GGT) boten den Teams aller Bereiche der Wohnheime eine ideale Plattform, sich auf humorvolle Weise gegenseitig die Wahrnehmungen zu spiegeln. Wir wollten uns doch schon lange einmal gerne durch die Augen der Kollegen und Kolleginnen betrachten - vorausgesetzt diese hätten die gleiche Optik wie wir selber. Ominöse „Wunschlisten“ Wäre das idealerweise so eingetroffen, hätte es der Veranstaltung den idealen Schlusspunkt gesetzt. Wir hätten uns auf die Schultern geklopft und es hätte Friede Freude Eierkuchen geherrscht. Hätte! Wären diesen Sketches nur nicht diese ominösen „Wunschlisten“ zu Grunde gelegen welche die Teams einander zustellten. Die wollten sich teilweise so ganz und gar nicht decken mit unserer Eigenwahrneh- Ausblic k: der G Seite 3 ro Donner stag, 19 ssgruppen-Na chmitta . Septe mber s g finde tatt. Bit t te vorm erken! mung. Sind wir denn zum Beispiel wirklich solche Duckmäuser die nicht den Mut haben sich einzubringen, sich zu hinterfragen oder Neues zu erproben? Geben wir denn nicht schon jetzt MitarbeiterInnen anderer Bereiche viel Anerkennung oder reagieren wir nicht schon jetzt immer innert nützlicher Frist? Fragen über Fragen, die eine Antwort offen liessen. Und das als Abschluss eines GGT? Besser gewesen wäre, wenn... Dieser überaus konstruktive und zugleich sehr emotionsträchtige Teil des GGT hätte aus meiner Sicht mehr Raum erfordert zum nachträgli- Selbständiger Gärtner orientiert sich neu Die Zeit vergeht im Flug, denn ich lebe jetzt schon 20 Jahre in der Schweiz, fast mein halbes Leben! Ich bin verheiratet mit Annette, unser Sohn Osaze ist 12 Jahre alt, unsere Tochter Esosa 11 Jahre alt. Ich habe hier in der Schweiz eine Lehre als Landschaftsgärtner gemacht und war die letzten 8 Jahre selbständig. Infolge eines Skiunfalls muss ich mich beruflich neu orientieren. Ein neuer Farbtupfer Ich bin hier um ein bisschen mehr Farbe ins Team zu bringen und um Wunschbriefkasten mit Auswirkungen Zu guter letzt laufen die Anregungen aus dem Wunschbriefkasten ja doch nicht ins Leere. Das Sozialteam arbeitet bereits daran und soviel ich weiss läuft es auch bei den anderen an. Sind wir also gespannt was dabei herauskommt. Die Analyse kommt spätestens am nächsten GGT. Peter Muggli Mitarbeiter im Sozialdienst Osakioduwa Osa — Neuer Mitarbeiter Nachtpikett Aus Nigeria in die Schweiz Hallo, ich bin Osa. Mein voller Name ist Osakioduwa Osa. Ich bin 46 Jahre alt und komme ursprünglich aus Nigeria, wo ich die letzten 4 Jahre als Pastor gearbeitet habe. chen Austausch und wäre somit am Morgen besser platziert gewesen. Das als kollegiales Feedback für ein Nächstes mal an das Organisationskomitee zu dem dennoch gelungenen GGT. das Team zu ergänzen. Wow, die "unbekannte Hoffnung" ist jetzt dabei und Teil dieses wunderbaren Teams an der Geroldstrasse geworden. Mir gefällt die Arbeit und das Team sehr gut und ich fühle mich sehr wohl. Halleluja! Achtung: Einladung! Als Hobby fahre ich gerne Fahrrad und ich liebe es zu kochen. Wer einmal Lust hat auf afrikanisches Essen hat darf sich gerne bei mir melden! Osakioduwa Osa Mitarbeiter Nachtpikett im WHG Grossgruppentag: wie weiter…. ...mit den Briefen? Es ist uns ein grosses Anliegen, dass die Themen aus diesen Briefen auch nach dem Grossgruppentag weiter bearbeitet und geklärt werden. Verantwortlich dafür sind die jeweiligen Vorgesetzten. Natürlich dürfen und sollen auch die Mitarbeitenden die Initiative ergreifen, falls ihnen auffällt, dass ein Thema / Anliegen noch nicht bearbeitet wurde. ...mit dem Thema Wirksamkeit? Wir bleiben hier weiter aktiv mit verschiedenen Massnahmen: neues Reinigungssystem (siehe Seite 12) Anstellung eines Seelsorgers durch die Heilsarmee (Infos in der nächsten WoZy); Wissensmanagement im Sozialdienst (siehe ebenfalls nächste WoZy); Projekt vollwertige Ernährung mit externen Fachpersonen, Durchführung der Emotionsmanagement-Workshops (siehe Seite 5) und weiteres. Marcel Lerch — neuer Mitarbeiter Nachtpikett im MHZ Bereits sind mehr als drei Monate vergangen, seit ich meinen Dienst als Mitarbeiter Nachtpikett des Männerheims an der Dienerstrasse 76 aufgenommen habe. Nachdem ich im Januar dieses Jahres bereits zu zwei Schnupperabenden eingeladen wurde, hiessen mich Monica Jovanovic, May Jauslin und die Teamkollegen vom Nachtpikett Anfang Februar herzlich willkommen. Ich freute mich sehr über das nette Brieflein und die „Schoggikugeln“ in meiner Ablage. Zu meiner Person Ich heisse Marcel Lerch und bin 48 Jahre alt. Im Kanton Aargau besuchte ich die Primar- und die Bezirksschule. Nach einem Jahr Aufenthalt in der Romandie absolvierte ich eine Lehre als Autoelektriker. Danach arbeitete ich nur 1 ½ Jahre auf meinem Beruf und ging später in die Industrie. Vom Automech zur Sozialpädagogik Nach diversen beruflichen Stationen (u.a. 13 Jahre in der Logistik), be- gann ich im September 2010 mit der Ausbildung zum Sozialpädagogen / Sozialarbeiter an der FHNW in Olten und Basel. Nach 2 ½ Jahren im stationären Bereich mit kognitiv beeinträchtigten Erwachsenen wechselte ich die Stelle und befinde mich in einem Praktikum in der Soziokulturellen Animation im Kanton Bern. Ich wohne mit meiner Partnerin und ihrem Sohn aus erster Ehe zusammen in Bottenwil (AG). Meine Hobbies sind oder wären ☺ (wenn ich mehr Zeit hätte): Reisen, fremde Kulturen kennen lernen, Sprachen, Ethnologie und Soziologie und bei noch mehr Zeitressourcen würde ich ganz gerne ein Blasinstrument, wie z.B. Saxophon, Trompete oder Waldhorn spielen lernen. Heilsarmee / Glauben Ich wusste schon einiges über die Heilsarmee. Was ich noch nicht kannte, war das Leitbild und die sieben Werte „Würde, Hoffnung, Freiheit, Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Verantwortung und Versöhnung“. Seite 4 Versöhnung Am meisten freute ich mich beim Lesen des Satzes, in welchem steht, dass die Versöhnung mit Gott allen Menschen durch Jesus Christus zugesprochen wird und nicht von unseren Leistungen abhängt. Dieser Tatsache bin ich mir schon seit Jahren bewusst. Ich habe in jungen Jahren die Entscheidung getroffen, das dieser Gott, der Mensch wurde und sein Leben für uns alle hingab, mein Leben regieren und mich mit seinem Frieden erfüllen soll. Ein neuer Lebensabschnitt Von dieser Zeit an begann für mich ein neuer Lebensabschnitt. Zuvor war mein Leben oft trübe und traurig und von vielen Dingen abhängig. Damit will ich nicht sagen, dass ein Leben mit Gott und im Bewusstsein, dass er alle Dinge in der Hand hält und steuert, einfacher ist, aber ich weiss, für wen ich lebe und ich gestalte mein Leben seither konkreter und bewusster als vor zwanzig Jahren. Marcels erste Erlebnisse mit den Bewohnern im MHZ Originelle Erlebnisse Meine erste Begegnung mit den Bewohnern im Männerheim war sehr originell. Am Abend des ersten Schnuppertages fand ich kaum einen Parkplatz im Kreis 4 und musste zudem ein ganzes Stück zu Fuss gehen, bis ich an der Dienerstrasse ankam. Da ich Hunger und nichts zu essen dabei hatte, erlaubte mir ein Teamkollege, in einem der umliegenden Snackbars einen Kebab zu holen. Fast verirrt im Kreis 4 Leider fand ich danach den Rückweg zum MHZ fast nicht mehr, und ich lief so mehr als eine halbe Stunde „im Kakao herum“. Später habe ich dann herausgefunden, dass der KebabLaden kaum ein paar hundert Meter vom MHZ weg liegt. Ich musste mir an jenem Abend zugestehen, dass ich halt noch immer ein „Landei“ bin. An jenem Abend war es sehr laut im Aufenthaltsraum, da zwei Männer vom Ausgang nach Hause kamen und sich nebst laufendem TV über mehrere Tische hinweg unterhielten. Beim Einarbeiten durch einen Teamkollegen wurden wir öfters von zwei Bewohnern im Gespräch unterbrochen, die einen Spezialwunsch hatten. Die Männer im MHZ begrüssten mich freundlich und wollten wissen, warum ich diesen Dienst tue oder woher ich komme. Ich konnte dadurch drei Bewohner schon ein wenig kennen lernen. Feueralarm und Ermahnungen Beim ersten offiziellen Einsatz musste ich dann schon jemanden auf die Hausordnung aufmerksam machen und am zweiten Abend rannte ich vom dritten Stock die Treppe hinunter, da der Feueralarm losging, den ich quittieren und lokalisieren musste. Zum Glück war es nur der Backofen, den jemand zu heiss aufdrehte. Ich konnte das Problem lösen und war froh, dass es nichts Ernsteres war. Gott und die Welt und Action... Ich verrichte meinen Dienst sehr gerne und finde es wertvoll, mich mit den unterschiedlichsten Typen von Menschen an einen Tisch zu setzen und über Gott, die Welt, Politik, Wirtschaft und über schwierige Lebenslagen zu diskutieren. Immer wieder erlebe ich es, wie einzelne der Männer mir ihr Herz ausschütten und mich für einen Augenblick teilhaben lassen an ihrer Lebensgeschichte. Trotz „Parkplatz-Problemen“ fahre ich immer wieder gerne nach Zürich und bin jedes Mal gespannt, was mich an jenen Abenden neues erwartet an „Action“, spannenden Geschichten oder besonderen Menschen. Marcel Lerch, Mitarbeiter Nachtpikett Seite 5 10. Ausgabe, 4. Jahrgang „Leben und Leiden“ im Wohnheim-Chor Ein Artikel für die Wohnheim-Zytig zum Thema Leben und Leiden im Bewohnerchor: Zuerst dachte ich ja, wir Leben gut im Chor und nein, wir Leiden dabei nicht wirklich. Unvollkommen, aber trotzdem... Der Traum von einem Bewohnerchor lebt - zwar nicht vollkommen aber er lebt! Je nach Sichtweise kann diese Unvollkommenheit als Leiden erlebt werden. Zugegeben eine gewisse Enttäuschung ist spürbar, wäre doch ein Gruppe ab fünfzehn Stimmen eindeutig ein Chor. Doch mit momentan sieben Sänger/innen sind wir knapp bei der Hälfte - also schon bald ein echter Chor und das motiviert. Spass macht es jedenfalls schon jetzt! Chor ist mehr als Singen Es gibt auch noch weitere lebensfördernde Leiden im Chor. Zum Beispiel das Mitleiden, welches die Bürde des Einzelnen bekanntlich etwas leichter macht. Beim Kaffee nach den Übungen wird erzählt und zugehört. Da wird eine rege Teilnahme am Leben und Leiden des Anderen spürbar. Mit Mut und Kraft gegen Blockaden Manchmal leidet ein Mitglied unter der Anwesenheit eines Anderen. Auch das gehört zum Chorleben dazu. Oft sind eigene Blockaden da und es braucht Mut und Kraft sich diesen zu stellen. Der Chor wird so für Einzelne zur Herausforderung. Nicht immer gelingt es die Leidenden zu motivieren an diesem Punkt dran zu bleiben. Anderseits beinhalten solche Prozesse auch die Chance, in kleinen Schritten eine erweiterte Lebensqualität zu erleben. Auftritt in Sicht! Ein Auftritt ist jedesmal ein Höhepunkt. Dafür leben und üben wir. Kurz davor beginnen die meisten unter Nervosität zu leiden. Das gehört bei den geübtesten Sänger/innen dazu. Alle gehen etwas anders damit um . Einen Adrenalinschub konstruktiv zu k analis ier en muss geübt sein. Hierzu hatten wir an der Topfkollekte ein weites Übungsfeld. Dann zu erleben, wie die Zuhörer sich am Gesang erfreuen - dass ist eine wohltuende und motivierende Belohnung für alle Mühen. Jammern? Nein Danke! Manchmal finden wir es erstaunlich, dass nicht mehr Bewohner entdecken, wie gut gemeinsames Singen tut. Doch hierin leiden wir still, denn darüber zu jammern wäre vergeudete Energie und verlorene Zeit. Viel lieber leben wir unseren Traum und freuen uns an alle dem Gelungenem und Was ist Emotionsmanagement? Workshops Am 10. Juni, 11. Juli und 28.8. findet jeweils derselbe Workshop von 13.30-17.00 Uhr im Mehrzweckraum an der Molkenstrasse statt, damit ihn möglichst viele von euch einmal besuchen können. Ohne Gefühle geht’s nicht Jegliches Denken und Handeln des Menschen wird von Emotionen und Gefühlen begleitet; das Rationale und das Emotionale sind eine untrennbare Einheit — so sind wir gemacht. Gefühle erkennen und nutzen Die meisten Menschen möchten fröhlich und glücklich sein, kaum jemand findet Wut, Trauer oder Angst positiv. Jedoch können uns alle Gefühle helfen, Aufgaben gut zu bewältigen und die Kraft der Gefühle konstruktiv zu nutzen. Wenns schwierig wird Gerade auch in schwierigen, herausfordernden Situationen kann es vorkommen, dass nicht mehr ich das Gefühl habe, sondern das Gefühl mich vertrauen darauf, dass diese Freude ansteckend wirkt. Wir bleiben am Ball So bleiben wir dran mit viel Lust, Spass und Kreativität und suchen immer wieder neue Wege, unserem Traum von einem „richtigen“ Chor Schritt für Schritt näher zu kommen. Dabei versuchen wir (wo undbedingt nötig) uns den Leiden mutig zu stellen und das Chorleben (wo immer möglich) in vollen Zügen zu geniessen. Samuel Glausen Unser Chor-Meister mich hat; z.B. der Ärger sich in mir anstaut, ohne dass ich damit etwas Konstruktives anfangen kann. Information, Diskussion, Reflexion ...um diese drei Dinge geht’s im Workshop: Ich werde euch einige Inputs geben, ihr werdet Gelegenheit haben in kleinen Gruppen praktische Arbeitssituationen zu diskutieren und Erfahrungen zu reflektieren. Mein Ziel ist, dass ihr durch den Workshop Impulse erhaltet, die euch zum Nachdenken anregen und die für eure Arbeit da und dort eine hilfreiche Bereicherung sein können. Ich freue mich auf anregende Workshops zusammen mit euch! Roger Berger, Institutionsleiter Seite 6 Bunt, fröhlich und abwechslungsreich…..Kreativ-Basteln Das erste Kreativ-Basteln Zirka 6-8 Leute versammelten sich beim ersten Kreativ-Basteln um den grossen Tisch in der Cafeteria. Alle warteten gespannt drauf, zu hören, was zu tun war. Die rotsilbernen Weihnachstkugeln, Stoffbänder, Schere, Fäden, etc. lagen vorbereitet auf dem Tisch. Das Weihnachtsdeko-Basteln konnte also beginnen. Jeder nahm sich eine Kugel und ein Stoffband und versuchte mühsam das Band geduldig durch die Öse zu ziehen. Anschliessend musste je eine Girlande an einen grünen Tannenzweig gebunden werden. Nicht gerade einfach und es brauchte etwas Fingerspitzengefühl. Zaungäste wagen einen Blick Ab und zu schaute wieder ein Bewohner vorbei und war gespannt, was wir hier machen. Er solle sich doch anschliessen, meinte Michael. Gesagt getan! Der junge Bewohner legte seine Lederjacke ab, und begann fleissig, das Stoffband durch die Öse zu ziehen. Manchmal wurde es ihm dann doch zu langweilig. Er griff zu seiner Gitarre und begleitete uns mit ein paar rockigen Beats. Nicht gerade passend zur Jahreszeit. „Schneeglöcklein klingelingeling….“ wäre wohl passender gewesen, aber er lies sich nicht abbringen. Und es schien allen zu gefallen. Irgendwie hatte so ein gemütliches Zusammensein auch seinen vorweihnachtlichen Reiz. Bei der einen oder anderen wurden sicherlich frühkindliche Erinnerungen wach, als man zu Hause mit der Mutter oder dem Vater Guetzli buk, Weihnachtsgeschenke für Götti und Gotti bastelte, usw. Es war eine ruhige und geborgene Atmosphäre spürbar. zu haben. Das Weihnachtsfest konnte also kommen! Basteln, was das Zeug hält Die helfenden Hände bastelten, was das Zeug hält. Die Vorgabe war, 40 Girlanden anzufertigen, damit es für das ganze Hause reichen sollte. Alle waren fleissig dabei. Das Bastel-Fieber war ausgebrochen! Es wurde abgemessen, geschnitten, gebunden. Alle waren gespannt bei der Arbeit. Ich hatte längst den Überblick verloren. Also am Ende die gefertigten Girlanden in die Kisten gepackt wurden und Michael sie nochmals zählte, waren es sage und schreibe 98 Girlanden. Also weit über die Vorgabe geschossen. Das passiert eben, wenn ein Fieber ausbricht. Aber das spielte keine Rolle. Hauptsache alle hatten Freude. Nun konnte dem Wohnheim eben noch mehr Glanz verliehen werden. Die WeihnachtsBastel-Aktion war somit beendet! Und ich konnte strahlende Gesichter erkennen. Berührend Ähnlich war es beim Weihnachtsbaum schmücken. Einige Bewohner halfen auf den Stockwerken und in der Cafeteria mit. Das beeindruckendste Erlebnis war, als ein Bewohner zu mir sagte: „Ich habe noch nie in meinem Leben, einen Weihnachtsbaum geschmückt“. Dies hat mich zutiefst berührt. Es schien ihm sichtlich Freude bereitet Die Frühlingsdeko Ähnlich ging es am 7. März zu und her. Die Frühlingsdeko stand vor der Tür. An diesem Tag durften die Bewohnenden und Mitarbeiter selber ein Blumengesteck herstellen. Kirschblütenäste, Heidelbeerzweige, Schmetterlings-Deko, farbiger Bast, Oasis zum Stecken, Draht und Rebscheren musste vorgängig besorgt werden und lagen nun auf dem Tisch bereit. Es war wirklich schön, zu beobachten, mit welcher Freude, jeder sein eigenes Kunstwerk anfertigte. Der Sinn vom Kreativ-Basteln ist, einerseits eine abwechslungsreiche Dekoration im Wohnheim zu haben und andererseits den Bewohnenden die Möglichkeit zu geben, einer wohltuenden und schönen Beschäftigung nachzugehen, um für einen Moment ihre Sorgen vergessen zu lassen. Bunt, fröhlich, abwechslungsreich. So soll das Wohnheim an der Molkenstrasse auch in Zukunft geschmückt sein. Deshalb sind alle Bewohner und die Mitarbeitenden aller drei Heime eingeladen, am Kreativ-Basteln teilzunehmen. An folgenden Daten findet wieder Kreativ-Basteln statt: 11.6.; 5.9.; 26.11. Sandra Koller Bereichsleiterin Ökonomie 10. Ausgabe, 4. Jahrgang Seite 7 Meine Hobbys und ich: Was macht Oliver Zopfi in der Freizeit am liebsten? Familie im Zentrum Meine liebste Beschäftigung ist meine Familie. Wir geniessen die lustigen Augenblicke mit unserem Sohn David, er wird bald 15 Monate alt. Natürlich organisieren wir Famlientreffen, mit meiner Mutter und meiner Schwester, es wird fein gegessen und viel gelacht! Vor ein paar Jahren ist bei mir der Wunsch entstanden mit der elektrische Gitarre anzufangen. Ich habe während 2 Jahren regelmässig Unterricht genommen. Ich übe wenn möglich 2-3 mal pro Woche, dann bin ich total in meiner Welt! Im Moment ist die Zeit etwas knapp, aber in Zukunft werde ich mir den „Luxus“ leisten wieder Unterricht zu nehmen! Gelegentlich besuche ich Konzerte in Begleitung meiner Schwester, wir pflegen diese Tradition seit Jahren. Wir verstehen uns super… auch was Musik angeht. Wenn wir das Glück haben, dass meine Mutter auf David aufpasst (und das macht die Grossmutter gern), gehen meine Frau und Ich fein essen oder besuchen einen Event. Ein Fest für die „Lauscher“ Wenn ich Zeit für mich habe, höre ich leidenschaftlich Musik von meiner CDs Sammlung. Ich liebe es gemütlich mit dem Kopfhörer die „Rockige Klänge“ zu hören. Frische Luft und…..ESSEN Im Sommer sind wir gerne unterwegs, suchen uns einen schönen Platz und dort wird grilliert. Das ist die gute Kombination von frischer Luft und feinem Essen! Mulitkulti-Food und Gitarre Es wird abwechselnd gekocht: Chinesische Küche von meiner Frau und Südamerikanische Spezialitäten von meiner Mutter. Oliver Zopfi Hauswart Assistent Milena Baumgartner, neue Mitarbeiterin Abwaschküche Italienische Wurzeln Ich heisse Milena Baumgartner, bin Italienerin und seit 30 Jahren im Kanton Zürich wohnhaft. Aufgewachsen bin ich einige Jahre in Italien, und im Kanton Thurgau. Verheiratet bin ich mit Jürg Baumgartner und gemeinsam haben wir drei Kinder (zwei Söhne und eine Tochter) im Alter von 19, 16 und 12 Jahren. Mit meiner Familie wohne ich in Buchs/ZH. Seit Dezember 2012 arbeite ich jeweils jedes zweite Wochenende in der Abwaschküche an der Molkenstrasse. Vom KV zur Kunst Von den Mitarbeitern wurde ich herzlich aufgenommen und es gefällt mir hier zu arbeiten. Auch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern hatte ich schon einige lustige Begegnungen sowie interessante Gespräche. Ursprünglich komme ich aus dem kaufmännischen Bereich, habe mich aber in Zeichnen und Malerei etc. weiterbilden lassen. Weil ich unter der Woche meiner künstlerischen Tätigkeit nachgehen möchte, kam für mich nur eine Arbeit am Wochenende in Frage. So bin ich auf das Inserat der Heilsarmee gestossen. Wachsmalerin Von Montag bis Freitag bin ich also Wachsmalerin. Dies ist eine Maltechnik aus der griechischrömischen Antike. Inspiration für meine Bilder hole ich mir bei ausgedehnten Spaziergängen in der Natur und während unseren Ferienaufenthalten. Was ich sonst noch gerne mache Ansonsten lese ich sehr gerne und restauriere ab und zu auch mal ein originelles Kleinmöbel aus der Brockenstube. Ich mag zudem Pflanzen, vor allem Orchideen und Sukkulenten und habe eine Schwäche für englischen Humor. Danke für den freundlichen Emp- fang und weiterhin gute Zusammenarbeit. Milena Baumgartner Mitarbeiterin Abwaschküche Witziges… Fünf Freunde wollen mit dem Auto in den Urlaub fahren. Sie steigen ein, aber der Wagen springt nicht an. Nach mehreren erfolglosen Versuchen kommt der Vorschlag des Computerfreaks: „Vielleicht, wenn wir jetzt alle aussteigen und dann wieder einsteigen?“ Seite 8 Wunder gibt es immer wieder – eine überraschende Entwicklung Hr. Wunder leidet an einer psychischen Erkrankung und ist IV – Bezüger. Er lebt seit August 2000 bei uns im WHZ. Ich betreue ihn seit 5 Jahren als seine Bezugsperson. Erste Abklärungen und ein Flop Bereits im Juli 2008 erklärte er sich nach zahlreichen Gesprächen bereit, evtl. im Behindertenwek St. Jakob zu arbeiten. Ich vereinbarte daraufhin dort einen Vorstellungstermin – er sollte zunächst eine Schnupperwoche absolvieren. Als ich ihn während dieser Woche fragte, wie es ihm dort gehe, meinte er: „ gut – ich kann ab Montag dort fest arbeiten“. Einen Tag später stellte sich jedoch heraus, dass er nur am 1. Tag der Schnupperwoche dort war und dann nie wieder. Er hatte also gelogen. Krise und Rückzug Ich versuchte das Geschehene mit dem Klienten aufzuarbeiten, ohne irgend welchen Druck zu machen – denn schliesslich ist er als IV – Bezüger nicht verpflichtet, in einer geschützten Werkstatt zu arbeiten, es wäre also freiwillig gewesen. Trotzdem geriet er danach in eine seiner psychischen Krisen, die sich in starken Rückzugstendenzen äussert: er kommt dann tage- bis wochenlang kaum aus seinem Zimmer, isst fast nichts, meidet jegliche sozialen Kontakte usw. Erst 3 Monate (!) später war endlich wieder einmal ein längeres Gespräch möglich. Er äusserte von sich aus wieder den Wunsch zu arbeiten. Nach den gemachten Erfahrungen „bremste“ ich ihn zunächst, schlug ihm vor, sich das noch einmal zu überlegen usw. Anreiz Jobkarte? Eher nebenbei informierte ich ihn über die Möglichkeit, sich als IVBezüger eine sog. Jobkarte zu besorgen, mit der er dann maximal 50 Stunden pro Woche à 6,- Fr. in verschiedenen gemeinnützigen Einrichtungen arbeiten könne. In diesem Gespräch zeigte er sich davon allerdings wenig begeistert, er wolle stattdessen wieder eine „feste Anstellung“. Als er im Verlauf der nächsten Monate dies immer wie- der bekräftigte, kontaktierte ich schliesslich den „Drahtzug“, wo wir bald einen Vorstellungstermin erhielten. Wieder das gleiche Bild...Thema geschützter Arbeitsplatz ist vorerst erledigt! Dort sollte er nun Anfang Juni 2009 mit einer 30 % - Beschäftigung starten, d.h. an nur 3 Nachmittagen pro Woche. Später wurde mir auch von dort berichtet, dass er nur am 1. Tag anwesend war und dann nicht mehr erschienen ist. Es wiederholte sich in etwa das Gleiche wie nach dem letzten Arbeitsversuch. Als ich Hr. Wunder nach einigen Wochen darauf ansprechen konnte, gab er als Begründung für sein Fernbleiben an, dass es am 2. Tag geregnet hätte, und Regen möge er nicht (!)…wir mussten beide spontan herzhaft darüber lachen – von da an war für mich das Thema geschützter Arbeitsplatz vorläufig erledigt. Ich machte ihm erneut keinerlei Vorhaltungen, weil dies nur kontraproduktiv gewesen wäre und konzentrierte mich stattdessen in den folgenden Standortgesprächen auf andere wichtige Themen. Zwei Jahre später: unglaubliches ist geschehen!!! Etwa zwei Jahre (!) später, im Mai 2011, sagte mir Hr. Wunder eher beiläufig, dass er sich Anfang des Jahres eine Jobkarte besorgt habe und nun schon seit Monaten im Joblade arbeite; bei schlechtem Wetter im Recycling, bei gutem Wetter in der Outdoor-Gruppe im Wald! Er sagte das so, als sei es für ihn die normalste Sache der Welt. Ich hätte ihm doch vor Jahren mal von der Jobkarte erzählt, daran habe er sich jetzt halt erinnert. Ich konnte es ihm zunächst kaum glauben nach den bisherigen Erfahrungen mit seinen Arbeitsversuchen. Er zeigte mir aber von sich aus die entsprechenden Stundennachweise, eine Mitarbeiterin vom Joblade bestätigte mir ausserdem seine Berichte. Verblüfft sprach ich Hr. Wunder daraufhin meine Anerkennung aus, auch dafür, dass er das alles selber organisiert hat. Seitdem erzählt er mir fast in jedem Gespräch freudestrahlend, wie gerne er dort arbeite. Maximalzahl Meistens absolviert er die Maximalzahl von 50 Stunden pro Monat und diese sogar in der ersten Monatshälfte, „um dann Ferien zu haben“ , wie er sagt. Er meint selber, es ginge ihm wesentlich besser seitdem, er zeigt auch deutlich weniger Rückzugstendenzen wie früher, was allerdings auch mit einer Medikamentenumstellung zu tun hat. Positiv an der Jobkarte ist für ihn sicherlich, dass er ganz spontan von Tag zu Tag entscheiden kann, ob er arbeiten gehen will oder nicht. Fester Bestandteil des Alltags Für ihn ist diese Tätigkeit inzwischen ein ganz wichtiger Bestandteil seines Alltags geworden, er hatte endlich einmal ein Erfolgserlebnis, was sich positiv auf sein Selbstwertgefühl ausgewirkt hat. Dieses Beispiel hat mir wieder einmal gezeigt: es gibt doch immer wieder kleine Wunder in unserer Arbeit. Allerdings hat es in diesem Fall 3 Jahre (!) gedauert, was ziemlich viel Geduld erforderte. Aber ich hoffe, es hat sich gelohnt. Reinhard Funk Mitarbeiter Sozialdienst 10. Ausgabe, 4. Jahrgang Seite 9 Brigitte Weiss, neue Mitarbeiterin in der Cafeteria WHZ Sicher kennt ihr mich bereits alle, da ich in der Cafeteria arbeite und deshalb unübersehbar bin. Aber ich freue mich, euch noch etwas mehr von mir zu erzählen. Sesshaft im Süden... Ich bin in Zürich-Altstetten aufgewachsen und bin nach der Heirat mit meinem Mann Martin in ZürichLeimbach, im südlichsten Quartier der Stadt Zürich, sesshaft geworden. Es war / ist ein Männer-Haushalt Unsere vier Söhne sind schon alle erwachsen, zwei sind bereits ausgezogen, die jüngeren zwei wohnen noch bei uns. Ich war viele Jahre "nur" Mutter und Hausfrau, aber wenn ich zurückblicke, war das eine wunderschöne und überaus glückliche Zeit. Ich bin dankbar, dass ich das Familienleben in diesem Ausmass leben und erleben durfte. Zeit für Neues Dann wurden die Kinder gross, und meine Zeit reif für eine neue Herausforderung. Im Jahr 2009 wurde mir die Stelle im Sekretariat der reformierten Kirchgemeinde ZürichLeimbach angeboten. Das war natürlich ein grosser Glücksfall, andererseits war mir von Anfang an klar, dass ein Bürojob nicht unbedingt meinem Naturell entsprach. Nach 31/2 Jahren im Sekretariat war für mich die Zeit reif für eine andere Tätigkeit. Büro adieu... Als ich im Internet die CafeteriaStelle ausgeschrieben sah, war mir sofort klar, dass dies meine neue Stelle sein könnte. Und nun arbeite ich also hier im Wohnheim an der Molkenstrasse. ist mir schon so vertraut und alltäglich, als hätte ich nie an einem anderen Ort gearbeitet. Bewohner und externe Gäste Die einen oder anderen Bewohner sind mir auch schon richtig ans Herz gewachsen und ich gehe eigentlich keinen Abend nach Hause, ohne irgendetwas Positives erlebt zu haben. Gerade heute hat mir ein externer Gast gesagt, dass sie hier einen Kaffee trinken komme, weil sie wisse, dass ich immer am Montag hier sei. Eine schönere und bessere Motivation zum Arbeiten kann ich mir einfach nicht vorstellen. Brigitte Weiss Mitarbeiterin Cafeteria Vertraut nach kurzer Zeit Gefühlsmässig bin ich schon seit Ewigkeiten in der Cafeteria, vieles Walter Baumgartner, freiwilliger Mitarbeiter im WHZ Geboren vor vielen, vielen Jahren in der Stadt Zürich (kurz vor dem Sechseläuten). Verheiratet, Vater von erwachsenen Zwillingen. Seit zwei Jahren in Pension. Hobbys: gute Musik hören, joggen, Velo fahren (nicht zu schnell) ab und zu etwas gutes essen & trinken. Freiwillig arbeiten ist noch schöner Arbeiten ist schön, Freiwilligenarbeit noch schöner, deshalb, habe ich mir gedacht, melde ich mich bei May Jauslin für die freiwilligen Arbeit im Heilsarmee Wohnheim Molkenstrasse in Zürich. Viele Tätigkeiten Nachdem ich die Aufnahmeprüfung für die Probezeit bestanden hatte, begann ich, weil nicht abergläubisch, am 13. März 2013, 10.00h meine Arbeit. Vormittags Materialtransport mit dem Servicewagen der Heilsarmee von Rupert’s Gourmetküche an die Geroldstrasse. Nachmittags stehe ich den Bewoh- nern für Internet-Wohnungssuche, Formulare ausfüllen, SBB oder ZVV-Verbindungen suchen oder für Gespräche zur Verfügung. Am besten gefällt mir: Menschen zu helfen, in einem Team mit professionellen, motivierten und aufgestellten Mitarbeiter/innen. Nun bin ich seit zwei Monaten im Dienst und weiss nun wo und wann es.. ...feinen Kaffee & Guetzli gibt.; …wo die Lokalitäten Geroldstrasse und Dienerstrasse sind; ….wann Michael Ritzmann’s Showtime beginnt.; ….zu welcher Zeit man der Geschäftsleitung beim Pausen-Break begegnet....und wenn man nicht mehr weiter kommt, nicht verzagen, Hanna fragen! Macht richtig Spass. Es ist halt schon so: Arbeit ist mehr als nur Geldverdienen…..! Walter Baumgartner Freiwilliger Mitarbeiter Lebensweisheit Bedenke: Das Leben ist ungerecht — doch nicht immer zu deinen Ungunsten! John F. Kennedy Seite 10 Rajah Saravanamuthu, neuer Mitarbeiter Abwaschküche im WHZ Ein Zungenbrecher... Mein Name ist Rajah. Eigentlich heisse ich Vijayarajah, aber für Schweizer oder Europäer ist dies kein gängiger Name, deshalb nennen mich hier alle Rajah. Ich arbeite seit Dezember 2012 an der Molkenstrasse jeweils jedes zweite Wochenende in der Abwaschküche. Nebenbei arbeite ich seit 11 Jahren im städtischen Altersheim Trotte in Zürich. Insgesamt lebe ich seit 27 Jahren in der Schweiz. Meine Wurzeln sind in... Ursprünglich stamme ich aus Sri Lanka. Ich bin verheiratet und habe drei Söhne (21, 14 und 10). Einer meiner Söhne ist im Studium an der Uni zum Zahnarzt, der zweite besucht die Sekundarschule und hoffentlich schafft er den Übertritt ins Gymi. Der Jüngste spielt neben der Schule Basketball. Aufgewachsen bin ich in Sri Lanka, im Norden, auf einer kleinen Insel. Wir hatten damals ein kleines Bauernhaus mit Küche und Hühnern. Eigentlich war ich sehr glücklich …. damals in Sri Lanka. Aber die Zeiten haben sich geändert. Damals gab es auf der ganzen Insel keinen einzigen Polizisten. Heute herrscht Krieg und die Armee ist nicht mehr wegzudenken. Verkäufer in Kleidergeschäft Später in meinen Jugendjahren bin ich in die Hauptstadt nach Colombo gezogen. Dies war eine gute Zeit. Ich war damals Verkäufer in einem Kleidergeschäft. Aber wie gesagt, dies ist schon lange her. Hobby-Koch In meiner Freizeit liebe ich es zu kochen. Bei uns gibt es vorwiegend Fisch. Ein spezielles Gericht aus Sri Lanka heisst „Reis Briani“. Das ist Reis mit verschiedenen Gewürzen und Safran, Cashew Nüssen und Rosinen. Dazu gibt es Lammcurry, Pouletschenkel im Holzofen und Crevetten. Etwa das „Paella“ aus Sri Lanka. „All those years ago…“ Bilder aus vergangenen Tagen Andere Länder, andere Sitten Überhaupt wird in Sri Lanka praktisch kein Rindfleisch und Schweinefleisch gegessen, da Hindus kein Rindfleisch und Moslems kein Schweinefleisch essen. Dafür haben wir jede Menge Fische, wie z.B. Thunfisch, welcher sehr verbreitet ist. Auch gibt es hier roter Curry, frische Kokosmilch (wie Rahm in der CH), verschiedene Arten Bananen und Mangos, etc. Schwarzer Tee wird am meisten getrunken in Sri Lanka. So, nun habt ihr einen kleinen Einblick erhalten über mich. Liebe Grüsse Rajah. Rajah Saravanamuthu Mitarbeiter Abwaschküche Witziges… Mutig im Baströckchen Ein mutiger Mitarbeiter (ja, trotz Baströckchen, hier schreitet ein Junge mutig mitten auf der Strasse…) hat uns dieses Bild aus längst verflossenen Zeiten eingereicht. Wer könnte das sein?! Wer erkennt diesen mittlerweile zum Manne herangereiften Knaben? Vielleicht liefert das verschmitzte Lächeln einen Anhaltspunkt….vielleicht die schwarze Perücke? Viel Spass beim Raten und Tüfteln! Who‘s that guy ????? Ein leerer Bus kommt an eine Haltestelle, zehn Fahrgäste steigen ein. An der nächsten Haltestelle steigen elf Menschen aus und der Bus fährt weiter. Drei Wissenschaftler kommentieren das Geschehen. Biologe: „Ganz einfach, die Fahrgäste haben sich vermehrt.“ Physiker: „Zehn Prozent Messtoleranz müssen immer drin liegen.“ Mathematiker: „Wenn jetzt einer einsteigt, ist der Bus leer.“ Seite 11 10. Ausgabe, 4. Jahrgang Tagesstruktur in den Heilsarmee Wohnheimen Zürich Tagesstruktur keine Aufnahmebedingung Die Heilsarmee Wohnheime Zürich verstehen sich und sind bekannt als ein niederschwelliges Angebot für Menschen in Problemsituationen. Das heisst auch, dass eine Tagesstruktur bei uns - im Unterschied zu vielen anderen Wohneinrichtungen - keine Aufnahmebedingung ist. Sich regen bringt Segen... Andererseits gehen wir davon aus, dass eine sinnvolle, den individuellen Bedürfnissen angepasste Struktur des Tages für alle Menschen gesundheitsfördernd und stabilisierend ist und zugleich die Eingliederung in die Gesellschaft und die Teilhabe fördert. Deshalb streben wir eine solche Strukturierung des Tages an. Allgemeines... Wir wollen, dass die Bewohner und Bewohnerinnen die Fähigkeit den Alltag zu bewältigen nicht verlieren und deshalb wird das Thema Tagesstruktur in den Bezugspersonengesprächen immer wieder zum Thema. Im Sinne des Erhalts eines Tagesrhythmus und des Anstrebens einer gewissen Normalität erwarten wir von den Bewohnern und Bewohnerinnen, dass sie am Morgen aufstehen, die Betten selbst beziehen und machen, die persönlichen Dinge aufräumen und auf ihre Körperhygiene achten (vgl. QM- Dokument „Leitfaden Tagesstruktur“). Auch Essen, Freizeitgestaltung und soziale Kontakte gehören zu diesem breiten Thema. ...und Individuelles Darüber hinaus versuchen wir mit ihnen eine individuelle Tagesstruktur zu erarbeiten und die Klienten, wo immer möglich, in externe Arbeitsmassnahmen zu vermitteln. Bei den Sozialhilfebezüger/innen ist dies zunächst häufig die sogenannte Basisbeschäftigung, die über die Sozialämter vermittelt wird. Zudem gibt es die Jobkarte, die Sozialhilfeund IV-Bezüger/innen der Stadt Zürich eine Tagesstruktur und ein bisschen zusätzliches Geld bietet. Für die IV- Bezüger gibt es zudem den Drahtzug und die Stiftung St. Jakob, die geschützte Arbeitsplätze anbieten. Grosse Herausforderung Dabei stossen wir immer wieder an Grenzen - an unsere und die der Bewohner und Bewohnerinnen. Viele der Menschen hier sind ja gerade bei uns, weil sie es bisher nicht schafften, einer festen Tagesstruktur nachzugehen und diesbezüglich immer wieder negative Erfahrungen gemacht haben. Wie können wir jemand zum Aufstehen motivieren, wenn der Tag eh schon so lang ist ohne eine sinnvolle Be- schäftigung? Wie jemand motivieren in einer geschützten Werkstatt zu arbeiten, wenn er lieber auf die „feste Anstellung in der freien Wirtschaft ….irgendwann“ hofft - oder nur den Gelderwerb sieht, der mit 6.- CHF pro Stunde für viele nicht attraktiv genug ist. Versagensängste... Nicht selten sind auch (versteckte) Versagens- und Berührungsängste Gründe, dass jemand gar nichts (mehr) probieren will. Dann ist es wichtig, dass die Menschen (wieder) Vertrauen in sich und ihre Fähigkeiten entwickeln, dass sie spüren, dass da jemand an sie glaubt und dass sie wieder selbst an sich glauben lernen. Manchmal zeigt sich dies in ganz kleinen Schritten und Bereichen, wo Einzelne wieder Selbstvertrauen und Selbstbestimmung erleben. Und manchmal braucht es auch die klare Formulierung unserer Erwartungen bis hin zu etwas Druck- verbunden mit einer Erklärung und einem Unterstützungsangebot. Eine Gratwanderung: das rechte Mass Es ist eine Gratwanderung, wann was angesagt ist und geht immer wieder um den Wert des rechten Masses. Die Fähigkeiten des Einzelnen immer wieder thematisieren und ihn motivieren, ermuntern, dranbleiben, aber auch aushalten, wenn es nicht immer so läuft, wie wir es gerne hätten - und ggf. auch den Druck erhöhen, wenn wir das Gefühl haben, dass sich die Situation des Bewohners während des Aufenthaltes eher verschlechtert hat oder zu verschlechtern droht. Wir haben uns Ziele gesetzt In unseren Zielen ist festgehalten, dass mindestens 60% der Bewohner und Bewohnerinnen unserer Wohnheime ihre Rechte und Pflichte betreffend Tagesstruktur (aufstehen etc.) wahrnehmen. Zudem wollen wir bis Ende 2013 für vier Bewohner/innen, die nicht nach aussen vermittelbar sind (was immer erste Priorität ist!), interne Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen - auch diesbzgl. laufen die Vorbereitungen. Es braucht uns alle... Von diesen Zielen wollen wir uns alle immer wieder leiten und motivieren lassen. Denn es braucht alle Mitarbeitenden dafür! Das Reinigungspersonal, das dem Sozialdienst meldet, wenn jemand nicht aufsteht oder aufräumt und die Bewohner/innen motiviert, das Cafeteria- und Betreuungsteam, das anregt und manchen Ärger, manche Ängste mit den Klienten teilt und aushält, die Küchenmitarbeitenden, die sich betreffend der eventuell veränderten Essenszeiten bei arbeitenden Bewohner/innen flexibel zeigen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Es braucht uns alle um die ehrgeizigen Ziele betreffend Tagesstruktur und Beschäftigung zu erreichen. Die Ergebnisse sind vierteljährlich im Managementbericht nachzulesen, Fragen und Diskussionen dazu sind explizit erwünscht ☺. Melanie Böhler Bereichsleiterin Sozialdienst Start geglückt, Zimmer sauber. Oder: das Jonmaster System in der Reinigung an der Molkenstrasse Änderung bei der Ferienvertretung Bisher leisteten Oliver Zopfi, unsere Lernenden und die Zivildienstler den grössten Teil der Ferienablösung im Reinigungsteam. Das soll nun ab Sommer 2013 anders werden: Die Mitarbeiterinnen des Reinigungsteams werden nun grösstensteils selber die Ferienvertretungen gegenseitig übernehmen. Diese Umstellung wurde nötig, um mehr Kapazität zu erhalten, für die Bewältigung der Aufgaben der Haustechnik. Grund der Änderung Unsere Gebäude werden immer älter und benötigen mehr Zeit für Unter halt und Repar atur en. Wie können wir aber die Mitarbeiterinnen befähigen diese Ferienablösung zu bewältigen? Wir haben eine Bestandesaufnahme der Reinigung gemacht und haben festgestellt, das ohne Änderung des Reinigungssystems und der Arbeitsprozente eine Ferienablösung nicht möglich ist. Organisatorische Anpassungen Insgesamt haben wir 365 Stellenprozente für die Reinigung. Bisher hatten Sabine Amsler und Manuela Bipp je eine 50%-Anstellung. Alex Tanner 80%, Marquelina Kreienbühl 85% und Jadranka Vukojevic 100%. Im neuen System werden alle in der 1-3 Etage Beschäftigten 80% Arbeiten (Alex Tanner, Marquelina Kreienbühl, Jadranka Vukojevic) und 50% Im Erdgeschoss und in der 4. Etage. 20 der freiwerdenden Prozente werden für die Ferienvertretung der beiden 50% Stellen und für Grundreinigungen verwendet. Prüfen der Reinigungsabläufe Ganz Wichtig war auch unsere bisherigen Reinigungsabläufe zu Prüfen und Hinterfragen. Gibt es ver- besserungspotenzial? Sind wir mit unseren Gerätschaften auf dem neuesten Level? Wie können wir Zeit und Kraft sparen? Sind wir bei den Ökologischen Gesichtspunkten gut dabei? Das Reinigungsteam inkl. unsere Lernenden; das alte Reinigungssystem wird verabschiedet. Verbesserungspotenzial Nach dieser Kontrolle war uns klar, dass wir grosse Möglichkeiten zur Optimierung hatten. Ein Reinigungssystem der Fa. Diversey das „Jonmaster Moppsystem“ und verschiedene Massnamen haben uns überzeugt. Neues System eingeführt Im neuen System werden keine Kessel mit Wasser mehr verwendet. Die vielen körperlich anstrengenden Wasserwechsel entfallen komplett. Eine Dosier-Station mischt die verschiedenen Reinigungslösungen selber und so haben wir immer die richtige Mischung. Die Mitarbeiterinnen decken sich in der dafür eingerichteten Station im 1. UG mit den für den Tag nötigen Reinigungstextilien ein, befeuchten die Mikrofaser-Mopps und Tücher und führen sie in speziellen Behältern auf den Wagen mit. Mit diesem System sparen wir bis eine Stunde pro Arbeitstag. Dadurch bleibt mehr Zeit für andere Reinigungsarbeiten, die Flächenleistung vergrössert sich, der Kraftaufwand wird reduziert und die eingangs erwähnten Ferienablösungen sind machbar. In den Teamsitzungen besprechen wir, wie sich die neue Regelung in der Praxis bewährt und werden wenn nötig Korrekturen vornehmen. Elias Vollenweider Bereichsleiter Hausdienst und Technik Manuela, Jadranka und Lina mit einem schnittigen Reinigungswagen des neuen Jonmaster-Reinigungs-Systems Die nächste Wohnheim-Zytig… kommt bestimmt! Wer hat etwas erlebt, das er gerne mitteilen möchte? Wer hat ein Thema, über das er schreiben möchte? Haut in die Tasten und schickt mir eure Texte. Bis 9.8.13. Vielen Dank, Roger